DEUTSCHLANDFUNK Sendung: Hörspiel/Hintergrund Kultur Dienstag, 09.03.2010 Redaktion: Hermann Theißen 19.15 ? 20.00 Uhr Noch zehn Sekunden Die amerikanische Radiopionierin Elsa Knight Thompson Von Martina Groß URHEBERRECHTLICHER HINWEIS Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. ? Deutschlandradio - Unkorrigiertes Manuskript - Musik: Duke Ellington - Flirtbird O-Ton Erik Bauersfeld She is one of the most remarkable persons I've ever known in radio, and one of the most notorious! (lachen) 2. Übersetzer: Sie ist eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten, die ich im Radio kannte. Und eine der Berüchtigsten! O-Ton Mike Tigar Elsa wasn't just any journalist broadcasting in some small town on a fm station to a group of the faithful. Elsa had come to prominence as a journalist in London at the post war period. She worked at the BBC. 3. Übersetzer: Elsa war nicht irgend eine Journalistin, die in der Provinz auf einem kleinen UKW-Sender zu den Gleichgesinnten sprach. Elsa wurde als Journalistin in der Nachkriegszeit in London bekannt. Sie arbeitete bei der BBC. O-Ton Lincoln Bergman And she was living there, the bombing was happening of London, the Blitz. And she was at a restaurant. And it was crowded. And she was talking to a friend about how incredible the reaction of the British people to the bombing. I mean it's terrible and tragic, but somehow they just persevering that they were going on and she was on and on about this. And this guy came over from a table, three or four tables away. And he said, well, would you mind coming out to the radio station where I work and saying what you'd just said? She said, ok. And it was the BBC. And so that's what started her career there. That's one of the accidental things. She liked to say, that nothing of importance ever happens except by accident. 4. Übersetzer: Sie lebte während der Luftangriffe in London. Sie saß in einem überfüllten Restaurant und redete mit einem Freund darüber, wie unglaublich die Briten auf das Bombardement reagierten: Alles sei fürchterlich und tragisch, aber irgendwie machten sie einfach unerschütterlich weiter. Sie konnte sich gar nicht beruhigen. Da kam dieser Typ an ihren Tisch und fragte: Hätten Sie Lust im Radio zu erzählen, was Sie gerade erzählt haben? Sie sagte. Ok. Er arbeitete bei der BBC. Damit begann ihre Karriere dort. Einer dieser Zufälle. Sie sagte immer: Alles Wichtige passiert zufällig. O-Ton Lincoln Bergman She then tells the story of the first time at the radio station. She describes this guy. She describes him as having a horsy face and I think she says like purplish eyes and he is looking at her, and the microphone is there, and he says to her: 4. Übersetzer: Und dann erzählt sie von ihrem ersten Auftritt im Sender, sie beschreibt diesen Mann mit Pferdegesicht und fast violetten Augen: Er sieht sie an, und da ist das Mikrophon, und er sagt: O-Ton Lincoln Bergman Ten seconds from now. Ansage: "Noch zehn Sekunden" O-Ton Lincoln Bergman And then the countdown and then she goes on the air. Musik: "Flirtbird" O-Ton (Studio 1979) This is Elsa Knight Thompsons ghost speaking to you from the grave Ansage: Die amerikanische Radiopionierin Elsa Knight Thompson Ein Feature von Martina Groß Atmo/O-Ton (Studio 1979): I acquired the last night a laryngitis to stop all laryngitis. I couldn't speak at all for a while. Now I am speaking. But I think I sound sort of me plus Lauren Bacall - or something like that - I hope. It's real sexy, Elsa. It's real sexy? Well, good for me. And particularly at my age. Erzählerin: 40 Jahre später. Es ist Ostern 1979. Ein Sendestudio in Berkeley, Kalifornien. Um einen Tisch sitzen die Moderatoren Denny Smithson und Paul Allen. Ihr Gast ist die Grande Dame des politischen Radiojournalismus Elsa Knight Thompson. Ihre rauchige Stimme klingt durch eine Kehlkopfentzündung noch rauchiger. Über dem Tisch hängt ein altes, schweres, Metall-Mikrophon; "KPFA" steht in großen Buchstaben darauf. Der Name des Senders. Es ist die Zeit des Spendenmarathons bei KPFA, des ersten von seinen Hörern finanzierten Senders der USA. Für ein Programm, ohne Werbeunterbrechungen und ohne staatliche Zuschüsse. Atmo/O-Ton (Studio 1979): So I beg the audience, if you have pledged to do something, for god sake do it. Because that makes a big difference how this place can budget itself in the future in general. Erzählerin: KPFA und Elsa Knight Thompson verbindet eine stürmische Affäre. Während ihrer Zeit als Chefin des Zeitfunks und der Nachrichten - zwischen 1957 und 1971 - erntete der Sender für seine Interviews, Dokumentationen und Reportagen über die Grenzen Kaliforniens hinaus Anerkennung und Aufmerksamkeit. 14 turbulente Jahre, in denen Elsa zweimal gefeuert wurde. O-Ton Elsa Knight Thompson Well, it was the first place that I had contacted in this country where I felt that I could do an honest job. I mean I really was not interested in commercial broadcasting and yet I wanted to go on broadcasting, because I believe in communications. I believe that you must give people the tools of citizenship if you are going to expect them to act as citizens in any intelligent way. Übersetzerin Es war der erste Sender in diesem Land, wo ich das Gefühl hatte, hier kann ich wirklich arbeiten. Kommerzielles Radio interessierte mich nicht. Trotzdem wollte ich weiter Radio machen, weil ich an Kommunikation glaube. Wenn man von den Menschen erwartet, dass sie als mündige Bürger handeln, muss man ihnen auch die Mittel dafür an die Hand geben. Erzählerin: Eine Gruppe von Pazifisten, Quäkern und Anarchisten um den Dichter und Radiomacher Lew Hill hat den Sender gegründet. Zum ersten Mal auf Sendung geht er im April 1949. Die Gründer hoffen, mit Hilfe des Radios, den Pazifismus in der Mitte der Gesellschaft zu verankern. Das ist neu für die USA, wo Radio vor allem unterhalten soll und kommerziellen Interessen dient. Atmo (Studio 1979) This is our last day of fundraising you won't hear from us in this way for month and month. So, to please help us to serve us over the top. So here is Elsa Knight Thompsons speaking to you from the past. O-Ton Elsa Knight Thompson I was accustomed to thinking of radio in terms of the responsibility to the audience and not to an advertiser and not to the ego trips of people who wanted to hear the sound of their own voice and so on. I do not believe that you can ever assume that an audience knows anything ? and I am talking now about facts ? but you can never assume that an audience is stupid. Übersetzerin Ich bin immer davon ausgegangen, dass Radio den Hörern gegenüber verantwortlich ist, und nicht den Anzeigenkunden oder Leuten, die sich gerne selbst hören. Aber man darf nie davon ausgehen, dass die Hörer alle Fakten kennen, doch man darf sie auch nie für dumm halten. Erzählerin: Nur vier Monate, nachdem Lew Hill Elsa damit beauftragt hatte, eine Zeitfunk- und die Nachrichtenredaktion aufzubauen, begeht er im August 1957 Selbstmord. Sie ergreift die Chance, das entstandene Machtvakuum zu füllen und wird die nächste starke Führungspersönlichkeit. Sie hat eine klare Vorstellung, in welche Richtung es gehen soll: Zitatorin Man konnte ein Konzert und gute Musik hören oder wenn man wollte, ein Hörspiel, aber eines konnte man nicht: herausfinden, was in der Welt vor sich ging, und das war unsere wichtigste Aufgabe. Erzählerin: Innerhalb kurzer Zeit gehören dem Zeitfunk ein Drittel des täglichen Programms. Elsa sieht sich in ihrer Mission als rechtmäßige Erbin Lew Hills. Musik O-Ton Elsa Knight Thompson So that even after his death, I had no hesitation in what I was doing and no feeling of doubt about the fact that this was the way, the direction the station should go. Atmo: Bombeneinschläge Musik Erzählerin: Als einzige KPFA-Mitarbeiterin hat Elsa den Zweiten Weltkrieg in Europa erlebt. Sie ist mit einem englischen Kulturattachée verheiratet. Während der deutschen Luftangriffe, hilft sie britische Kinder in die USA zu evakuieren. Als ihre Ehe in die Brüche geht, ist sie Mitte 30. Ihre Arbeit bei der BBC beginnt sie ohne journalistische Erfahrung. Zunächst kommentiert sie die Ereignisse in Europa aus amerikanischer Sicht. Mit ihrer dunklen Stimme ist sie eine der ersten Frauen vor dem Mikrophon. Später organisiert und schreibt sie Beiträge für die halbstündigen Nachrichten. Geschätzte Hörerzahl: 20 Millionen in der englischsprachigen Welt. Zurück in den USA erfährt sie von einem Radiosender in Berkeley und lernt dort den KPFA-Gründer Lew Hill kennen. O-Ton Elsa Knight Thompson He was one of those people as many people with talent who people either worshiped or hated, because they were afraid of him. One or the other. There is no middle ground reaction to Lew Hill. Übersetzerin: Wie viele talentierte Menschen, wurde er entweder verehrt oder gehasst, weil man Angst vor ihm hatte. So oder so. Es gab keinen neutralen Standpunkt zu Lew Hill. Erzählerin: Den gibt es auch zu ihr nicht. Wie Lew Hill versucht sie, ihre Vorstellungen durchzusetzen. Nur passt ihre Machtpolitik nicht zum Frauenbild der 50er-Jahre. Zudem ist auch in den USA eine Frau vor dem Mikrophon die Ausnahme, besonders im politischen Journalismus. Sie ist 51 Jahre alt, als sie bei KPFA beginnt. Eine Frau, die ihre Kollegen in hassende oder liebevolle Verehrer spaltet. Zu letzteren gehört der Journalist Chris Koch. O-Ton Chris Koch Ach, Elsa, Elsa, my goodness. ...She had, a kind of enormously unique combination of huge compassion and understanding, particularily for people who had in one way or another way been upressed or denied the right to speak or what ever. And yet, at the same coupled with that was this absolutely wicked way of verbally cutting people down to size. I can't even remember many of her comments. But I can still hear her voice saying things like: 1. Übersetzer: In ihr mischten sich ein starkes Mitgefühl und Verständnis für Menschen, die unterdrückt wurden und keine Stimme hatten, mit einer unangenehmen Art Menschen abzukanzeln. An viele ihrer Bemerkungen kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich höre immer noch ihre Stimme: O-Ton Elsa Knight Thompson You see, most liberals think, that if you can find the middle of anything and squat there that somehow or another virtue has been achieved. Well, on many times facts are not neutral, a thing either is or is not. And you can give the opposition all the airtime of the world to explain their position. But if you really give the fact it's gonna come out somewhere. Compromise is not a goal. Compromise is something you will ride at if you can't avoid it. But people who pose compromise as a goal I think are completely wrong. (oben, oben!) Übersetzerin: Die meisten moderaten Linken meinen, dass es bereits eine Tugend darstellt, wenn man die Mitte von etwas findet und sie besetzt. Meistens sind die Fakten aber nicht neutral, sondern entweder so oder so. Man kann der Opposition allen Sendeplatz der Welt zur Verfügung stellen, um ihre Position zu erklären. Am Ende sprechen die Fakten für sich. Kompromiss ist ein notwendiges Übel. Ich halte es für vollkommen verkehrt, wenn Leute von vornherein Kompromisse anstreben. O-Ton Chris Koch I think all we really did was tell the truth. And we convinced other people to tell the truth and it was Elsa's firm belief that the truth did not always rest in the hands of those in power. But in fact really the truth was held by those who were not in power. That tends to be fairly unique in broadcasting, which usually listens to those in power and espouse it forward then. 1. Übersetzer: Wir haben einfach nur die Wahrheit gesagt und andere davon überzeugt, auch die Wahrheit zu sagen. Elsa glaubte fest daran, dass die Mächtigen die Wahrheit nicht gepachtet hätten, sondern sie im Besitz derjenigen sei, die nicht an der Macht sind. Das ist einzigartig im Radio, das üblicherweise die Mächtigen zu Wort kommen lässt und unterstützt. Atmo Homosexuals " Supposing we start out with our doctor, perhaps she could tell us what the state of knowledge is scientificly speaking, is the classification of the homosexual ... " Erzählerin: Vier Gäste hat Elsa Knight Thompson in KPFAs Studio eingeladen. Drei Stunden diskutieren sie über das Thema: "Homosexualität in unserer Gesellschaft". Es ist das Jahr 1958. O-Ton Mathew Lasar Now, we are not talking about 1969 or 1975 in the height of the gay liberation movement. We are talking about the dark days of the 1950s when the police would go routinely to gay bars and lesbian bars and just round everybody else up and throw them in jail. And here was KPFA broadcasting this gay right documentary right over the airwaves. Fresh air. Free air. It was wonderful. 4. Übersetzer: Wir sprechen nicht über 1969 oder 1975, als die schwule Befreiungsbewegung auf ihrem Höhepunkt war. Wir sprechen über die dunklen 50er, als die Polizei regelmäßig in Schwulen- und Lesben-Bars Razzien machte, jeden mitnahm und ins Gefängnis warf. Und hier war KPFA und sendete diese Dokumentation über die Rechte Schwuler. Atmo-Collage Sendungsausschnitte O-Ton Erik Bauersfeld KPFA was a visionary marvel at the time. Nothing was like it in American radio. And nothing was like it again, including KPFA. (lachen). But that was its high point. That whole period from the late fifties through the seventies. 2. Übersetzer: KPFA war damals ein visionäres Juwel. In Amerika gab es nichts Vergleichbares. Weder damals noch später, das gilt auch für KPFA. Von den späten 50ern bis in die 70er-Jahre hatte der Sender seine beste Zeit. Erzählerin: Erik Bauersfeld ist mit einem Radio aufgewachsen, das mit Lesungen und Hörspielen neue Räume außerhalb der eigenen vier Wände öffnete. Aber während des Zweiten Weltkrieges wird das amerikanische Radio weiter kommerzialisiert. Es gibt fast nur noch Musik, Nachrichten und Werbung. Wer Ende der 50er-Jahre in den USA Hörspiel machen will, dem bleibt nur KPFA. O-Ton Erik Bauersfeld And Elsa was at her peak in that period too. She ruled the station. She had an office just opposite the entrance way. And I can still see her. You come up the stairway at KPFA in the older building and there when you got near to the top, you could see her desk. She always kept her door open. She could see everyone who came in and out of that building. Sometimes you didn't know she was watching. But she knew who was there and who wasn't there. And that was a pivotal point. She commanded the station. But still the way she went about it was so extraordinary that you don't want to blame her or even criticizes her. 2. Übersetzer: Auch Elsa war in dieser Zeit auf ihrem Höhepunkt. Sie herrschte über den Sender. Ihr Büro lag gegenüber dem Eingang. Ich sehe sie noch vor mir: Wenn man bei KPFA die Treppe hoch kam und fast oben war, konnte man ihren Schreibtisch sehen. Die Tür ließ sie immer offen und sah jeden kommen und gehen. Manchmal merkte man nicht, dass sie einen beobachtete. Aber sie wusste, wer da war und wer nicht. Das war der entscheidende Punkt. Sie kommandierte den Sender. Aber wie sie es anstellte, war so außergewöhnlich, man mochte sie nicht beschuldigen oder kritisieren. Erzählerin: Immer wieder muss Erik Bauersfeld die Sendeplätze für Hörspiel und Literatur gegenüber den Begehrlichkeiten des Zeitfunks verteidigen. O-Ton Erik Bauersfeld Unfortunately for what Elsa would have wanted, she was out of town when the drama and literature director left, and I was put in charge of finding a new one. And there after I was drama and literature director for thirty some odd years. (lachen). That was my Elsa trick. And she came back. And she was furious. No one had consulted her. 2. Übersetzer: Pech für Elsa, dass sie nicht da war, als der Hörspiel- und Literatur-Redakteur ging und ich einen Neuen finden sollte. Ich gab mir den Job und behielt ihn 30 Jahre lang. Als sie zurück kam, war sie außer sich. Niemand hatte sie gefragt. Musik Erzählerin: Zu seiner Hochzeit in den 60er-Jahren hören 60 000 Menschen in Berkeley und rund um die San Francisco Bay KPFA. Seine 7000 Abonnenten gehören der gebildeten weißen Mittelschicht an: Lehrer, Studenten, Künstler und Intellektuelle. Aus ihr rekrutiert der Sender die meisten seiner Reporter, Moderatoren und Sprecher, die umsonst für den Sender arbeiteten. Der damals 17-jährige Mike Tigar ist einer von ihnen. Er studiert Jura und beginnt zunächst als Sprecher für Lesungen, später arbeitet er für die Nachrichten und eng mit Elsa zusammen. O-Ton Mike Tigar Elsa didn't recognize taboos. She was interested in the story and she was interested in the story in a non-judge-mental way. She was very judge-mental. Very judge-mental about liars, about poseurs, about people who were attempting, about demagogs, that are just different words to describe the same kind patterns of behavior, on that she was extremely judge-mental, and intolerant and expressed herself about that in ways that make people angry. But that, but the fact that she would give air to folks, many of whos ideas she just disagreed with, didn't think were good, but she would give air. People would talk about things. She really believed in a certain attribute of the Pacifica ideology. ...that the substitute for armed conflict was discourse that meant that all voices needed to be invited. 3. Übersetzer: Elsa akzeptierte keine Tabus. Sie war unvoreingenommen an der Geschichte interessiert. Wenn es um Lügner, Schmeichler ging oder um Demagogen, was nur verschiedene Worte für das gleiche Verhaltensmuster sind, da war sie sehr voreingenommen und intolerant. Sie hat sich in einer Art und Weise ausgedrückt, die Menschen sehr verärgert hat. Aber Fakt ist: Sie hat Leuten Sendezeit gegeben, mit deren Ideen sie nicht einverstanden war, die sie nicht gut fand. Sie nahm einen bestimmten Aspekt der Pacifica-Ideologie sehr ernst, nämlich dass der Diskurs bewaffnete Konflikte ersetzen kann. Und dass dafür wirklich alle Stimmen gehört werden müssen. Erzählerin: Chris Koch gehört wie Mike Tigar und einer Reihe anderer junger Männer zu Elsas Jungs. Wer besonders viel versprechend und talentiert erscheint, wird von ihr ausgebildet. O-Ton Chris Koch Elsa believed that you needed to have a dialogue between the left and the right. So Caspar Weinberger, who later went on to be Defense Secretary, was one of our regular commentators. ... 1. Übersetzer: Elsa glaubte an die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen der Linken und der Rechten. Caspar Weinberger, der spätere Verteidigungsminister, war einer unserer regelmäßigen Kommentatoren. O-Ton Mike Tigar It was a place of enormous intellectual ferment. And it was unique in the San Francisco Bay area, of which one already would already of a sort of liberal representation, but it was unique even in the Bay Area. 3. Übersetzer: Es war ein intellektuelles Zentrum. Das war selbst für das tolerante San Francisco einmalig. O-Ton Gene Marine At the time we were still in the middle of a serious witch hunt at that time and the idea of hearing all points of view was itself considered left wing. I mean it seems odd, but it's true yet. If you questioned the government, you must be a communist. Well, I exaggerate only slightly, believe me. 4. Übersetzer: Wir befanden uns damals inmitten einer gefährlichen Hexenverfolgung. Schon allein der Gedanke, alle Meinungen zuzulassen, wurde als links betrachtet. Es klingt seltsam, aber es stimmt. Wer die Regierung infrage stellte, musste ein Kommunist sein. Atmo: HUAC "Open The Doors" Erzählerin: Viele von Elsas Jungs arbeiten in den nächsten Jahren bei den großen Fernsehsendern oder ab 1967 für das National Public Radio (NPR). Einige werden mit ihren Reportagen und Dokumentationen den investigativen Journalismus in das US-amerikanische Radio bringen. Chris Koch ist einer von ihnen. 1965 wird er als erster US-Reporter aus Nord-Vietnam berichten. Seine Feuertaufe erfährt er während der HUAC-Anhörungen im Mai 1960. Atmo: HUAC - Elsa Knight Thompson + "Open the Doors" We present now the first of two documentary programs produced in KPFAs studios on the House of Un-American Activites Subcommittee which met in San Francisco in the supervisors chambers of the City Hall on May 12, 13th and 14th 1960. Erzählerin: Vom 12. bis 14. Mai 1960 ist HUAC - House Committee on Un-American Activities, - zu Gast in der City Hall von San Francisco. Es ist Freitag, der letzte Tag der öffentlichen Anhörungen. Er wird als "Schwarzer Freitag" in die Geschichte der Stadt eingehen. Elsa hat ihren gesamten Mitarbeiterstab um sich versammelt. Einer ihrer wenigen bezahlten Mitarbeiter ist Gene Marine. Er leitet die Nachrichtenredaktion. O-Ton Gene Marine She coordinated all of those things. And made sure that they were covered and made sure that those of us who were in the field were asking the right questions and looking in the right places. And it's not an easy task. You know half of the people were volunteers and only a couple of us you actually could you say were professionals. And so, a remarkable thing she would make journalists out of amateurs somehow. I don't know how she did. 4. Übersetzer: Sie koordinierte alles und stellte sicher, dass alles abgedeckt war, und wir da draußen die richtigen Fragen stellten und genau hin sahen. Keine einfache Aufgabe. Die Hälfte der Leute waren Amateure. Nur wenige von uns waren ausgebildet. Es war bemerkenswert, wie sie es schaffte, aus Amateuren Journalisten zu machen. O-Ton Chris Koch When I arrived at the station, the station was in complete turmoil. People were running around madly, there was this enormously dramatic looking women with a shock of red hair, everybody were crouched around her and she was issuing orders, you do this, you do that and people were grabbing tape recorders and packing equipment to cases. ... 1. Übersetzer: Als ich im Sender ankam, herrschte ein totaler Aufruhr. Eine dramatisch aussehende Frau mit wildem roten Haar war umringt von Leuten, denen sie Aufgaben zuteilte. Sie griffen sich Aufnahmegeräte und packten sich die Ausrüstung zusammen. Atmo: HUAC "We shall not be moved ... ? O-Ton Chris Koch Ahm, there was a new gadget, that was actually still in a box. It was a portable Uher tape recorder. Nobody had ever used it before. Nobody knew how to use it. There was no such thing as portable tape recorders and they gave it to me and they said: go over with and hang out with the crowd of people outside and you know, interview some people. 1. Übersetzer: Da war ein neuer, noch verpackter Apparat. Ein tragbares Tonbandgerät, mit dem niemand umgehen konnte. Es war für uns das erste überhaupt. Sie gaben es mir und sagten, misch dich da draußen unter die Menge und sieh zu, dass du ein paar Interviews bekommst. Atmo: HUAC Diskussionen mit Studenten, die hinein wollen Erzählerin: Während drinnen in San Franciscos City Hall die Zeugen vor dem Ausschuss verhört werden, stehen draußen 150 Demonstranten und verlangen Einlass zu den öffentlichen Anhörungen. Gewerkschaftler und Studenten. Die Reste der alten und der Anfang der neuen Linken. Sie halten HUAC und die Gesinnungsschnüffelei für die eigentliche Bedrohung der Demokratie. Atmo: KPFA HUAC William Mandel The next man is William Mandel, please come forward, remain standing ... Please raise the right hand ... Erzählerin: KPFAs Reporter sind überall. Dale Minor hat sich mit seinem Mikrophon in die Anhörung eingeschmuggelt. Dort steht KPFA-Kommentator William Mandel. Es ist seine dritte Vorladung und der Sender eine seiner letzten verbliebenen Arbeitsmöglichkeiten. Er bittet, alle Scheinwerfer auf ihn zu richten. Atmo: KPFA HUAC William Mandel Are you now or have you been a member of the Communist party? I certainly shall not answer these questions representing allegations against me, made by persons not present and not identified. Erzählerin: Es wird der Auftritt seines Lebens. Atmo: KPFA HUAC William Mandel If you think that I am going to cooperate with this collection of Judases, of men who sit there in violation of the United States Constitution, if you think I will cooperate with you in any way, you are insane!" 4: Übersetzer: Wenn sie glauben, dass ich hier mit dieser Ansammlung von Verrätern, die die Verfassung der USA verletzen, in irgendeiner Weise zusammenarbeite, dann sind Sie verrückt. Atmo: HUAC draußen "We shall not be moved? Erzählerin: Draußen ist die Atmosphäre aufgeladen. Die Studenten haben von der Effektivität gewaltloser Widerstandsformen im Süden gelernt und besetzen die weißen Marmortreppen von City Hall. Bis die Polizei die Feuerwehrschläuche öffnet. Wer dem Wasser nicht weicht, wird die Treppen hinunter geschleift und in die bereit stehenden Polizeiwagen verfrachtet. Die Aufnahmen werden sofort nach Berkeley gebracht. Eine Stunde später hat Elsa die Töne geschnitten und den Kommentar geschrieben. Die Sendung wird sofort ausgestrahlt. Atmo: HUAC-Sendung Absage: EKT - This program was based on ... Elsa Knight Thompson Erzählerin: Aus dem Tonmaterial entsteht eine Schallplatte mit dem Titel "Songs of Protest". HUAC produziert zur Abschreckung einen eigenen Film über die Ereignisse in San Francisco "Operation Abolition". Der Ton dazu wird von KPFA konfisziert. HUAC bleibt in Zukunft zu Hause in Washington. O-Ton Mike Tigar And so that question should there be such a Committee got heard in a number of venues and forums. It would never have been otherwise, it created controversy and it showed that controversy is a good thing. 3. Übersetzer: Die Frage, ob solch ein Komitee existieren sollte, wurde an verschiedenen Orten erörtert. Was sonst nie passiert wäre. Es erzeugte Kontroversen und zeigte, Kontroversen sind eine gute Sache. Atmo-Collage: Demos, Tear gas, Birmingham, Vietnam,Musik Erzählerin: Elsa Knight Thompson hat ein Gespür für relevante Themen, die in der Luft liegen. KPFAs Reporter sind in den nächsten Jahren überall dort, wo sich politisch etwas bewegt: Vor der eigenen Haustür, an der Universität von Berkeley, wo das Free Speech Movement für das Recht streikt, politische Inhalte auf dem Campus zu diskutieren, oder gegen die Universität als Lernfabrik. Beim Kampf der mexikanischen Farmarbeiter für bessere Arbeitsbedingungen. Bei der Frauen-, Lesben- und Schwulenbewegung. Oder in Vietnam, von wo aus die Hörer über die Situation auf dem Kriegsschauplatz informiert werden. O-Ton Mathew Lasar People regarded KPFA as the only place on the dial where they could get any kind of perspective that was close to their own. And frequently KPFA radicalized people. I mean, they heard things that they have never considered before. 4. Übersetzer: Für die Leute war KPFA der einzige Ort auf der Sendeskala -, wo die Perspektive ihrer eigenen ähnelte. Häufig wurden sie durch KPFA radikalisiert. Sie hörten etwas, das sie vorher nie bedacht hatten. Erzählerin: Anfang der 60er-Jahre ist die Frauenrechtlerin und Vorsitzende der Kommunistischen Partei der USA - Elizabeth Gurly Flynn zu Gast bei Elsa im Studio. Die beiden Frauen unterhalten sich über die Situation der US-amerikanischen KP in den Südstaaten. Ms. Flynn erzählt, in Texas stehe die Todesstrafe auf die Mitgliedschaft in der KP. Bisher sei das Gesetz aber noch nie angewendet worden. Die beiden spielen durch, was passieren würde, sollte Ms. Flynn nach Texas reisen. Atmo: 1961 Interview mit Elizabeth Gurly Flinn EKT: What would they do to you, if you came there? EGF: Well, I don't know. Would I'll get any trial? EKT: Well, I think they might hesitate a long time. It might have an interesting court gate. EGF: I might try it. Especially when I get a few years older, when it don't make much difference. O-Ton Chris Koch Everything was for Elsa getting something through the machinery. You know. An idea. A good program. A controversial speaker, a homosexual. A radical African American. A radical black movement. what ever. It was always, there was some kernal of truth that she had or had discovered that could only happen if we got it through the machinery. The machinery was always trying to stop the individual from expressing him or herself. / I have found in my own journalistic career since then or in every organization that I worked in that it has always been the case./ How often we face the dilemma, do we keep doing what we are doing? Compromising because we get a little bit of the truth out or do we try to get all the truth out and then get fired so we can't get any of the truth out. It's hard to say, one course is right and one course is wrong. But Elsas course was always to be, she would never compromise with the truth. I mean She would fight bitterly and bitterly and with every ounce of her intelligent that she had to get the truth out. That was what was really important to her. She would not compromise. 1. Übersetzer: Elsa ging es immer darum, etwas durch den Apparat zu bekommen. Eine Idee. Ein gutes Programm. Einen umstrittenen Sprecher oder einen Homosexuellen. Einen radikalen Afro-Amerikaner. Eine radikale schwarze Bewegung. Es gab immer ein Körnchen Wahrheit oder etwas wurde nur möglich, wenn wir es durch den Apparat bekamen. Der versucht den Einzelnen zu beschneiden, ihn davon abzuhalten, das zu sagen, was er zu sagen hat. In jeder Organisation, in der ich während meiner Zeit als Journalist gearbeitet habe, war das so der Fall. Wie oft steht man vor dem Dilemma, einen Kompromiss und etwas Wahrheit durchzubekommen oder die ganze Wahrheit, und dann gefeuert zu werden und nichts mehr zu veröffentlichen. Elsas Standpunkt war natürlich: Wenn es um die Wahrheit geht, gibt es keinen Kompromiss. Mit jeder Faser ihrer Intelligenz hat sie darum gekämpft, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Erzählerin: 1962 geht Chris Koch als Programmdirektor zur neuen New Yorker Dependance des Pacifica Senders. Er strahlt ein Interview mit einem Ex-FBI-Agenten aus, der über die Praktiken der Hoover-Behörde berichtet. Einen Monat später interviewt Elsa einen weiteren ehemaligen Agenten in Berkeley. Atmo: Ex-FBI-Agent Jack EKT: What kind of a question would you ask an individual if you were going to try to determin whether or not they were a subversive person. Where would you begin, supposing you are interrogating me, if I doubt whether not I was a loyal citizen? What would you ask me? Übersetzerin Wie wird festgestellt, wer ein unloyaler Bürger ist? Atmo: Ex-FBI-Agent Jack T: Well, I don't get the context of what you are asking? EKT: ...I mean are you a trained Marxists? Do you know when you hear them talk whether or whether they are not Marxists? Übersetzerin Welche Ausbildung haben die Agenten? Sind Sie im Marxismus ausgebildet? Atmo: Ex-FBI-Agent Jack T: Oh I see EKT: Or is it a purely political judgement? T: Of course it, the judgement there again has already been made in the department of justice it's the wide organisations, so largely it's a question of determine relationships with these organisations. Übersetzerin Das Urteil steht von vornherein fest. Es geht um weitere Namen. Erzählerin: Seit Jahren hat das FBI Informanten bei KPFA eingeschleust. Bisher aber nichts gegen den kleinen Sender - weit entfernt von Washington D.C. - unternommen. Mit zwei neuen Sendern - KPFK in Los Angeles und WBAI in New York - und nach den FBI Interviews-, ändert sich die Situation. O-Ton Matthew Lasar Well, the FBI didn't appreciate this very much. And in fact the FBI resolved it went straight to Edgar Hoover who was furious about it. They basically infiltrated the organization, they ran a dossier and they gave it to the Senate Internal Security Subcommittee, which was another McCarthyied Committee. And the Senate Internal Security Subcommittee subpoenaed all the members of the national board and dragged them to Washington and forced them to testify. 4. Übersetzer: Das FBI hat das nicht sehr geschätzt. Sie gingen direkt zu J. Edgar Hoover, der wütend war. Im Grunde genommen haben sie Pacifica unterwandert, schrieben einen Bericht, der direkt an eine andere McCarthy-Kommission ging. Alle Mitglieder des nationalen Pacifica Vorstands wurden nach Washington vorgeladen und gezwungen auszusagen. Erzählerin: Das Komitee fordert einen Verfassungsschwur vom Vorstand der Pacifica Foundation. Er ist zuständig für die Verwaltung der Sender. Gleichzeitig droht die Federal Communications Commission mit der Verweigerung der jährlich zu erneuernden Sendelizenzen. Elsas Fraktion lehnt eine Kooperation mit dem Komitee ab. Keine Kompromisse! O-Ton Chris Koch Elsa and her boys we wanted of course to resist and fight and refuse to cooperate with the committee. Erzählerin: Sie bestehen auf das Recht der freien Meinungsäußerung. Sie wollen das Thema öffentlich im Programm von KPFA diskutieren und die Rechte für die Sendelizenzen vor Gericht einklagen. "A Continuing Concern. Freedom of Speech" - Ein anhaltender Grund zur Besorgnis - die freie Meinungsäußerung, so lautet der Titel einer Sendung vom Mai 1962. Atmo: Elsa Knight Thompson - Free Speech-Sendung With or without your consent, as one of the governed, decisions in the field of civil liberties are made or in the making every day. If because of our apathy or failure to act, these decisions do not express our will. That does not alter the fact that we have participated in making the decisions. Übersetzerin: Wir werden regiert, und täglich werden Beschlüsse im Bereich der bürgerlichen Freiheiten gefasst. Ob wir damit einverstanden sind oder nicht. Die Beschlüsse entsprechen zwar nicht unserem Willen, doch haben wir zu ihrem Zustandekommen beigetragen, sei es nun aus Apathie oder weil wir es versäumt haben zu handeln. Erzählerin: Elsas Gegner sehen ihre Kompromisslosigkeit als Gefahr für die Existenz der Sender. Die Krise wird durch den Rücktritt von Pacificas Vizepräsidenten beendet, die Sendelizenz erneuert. Aber die Fronten sind verhärtet. Wo immer Elsa Macht am Werk sieht, kämpft sie dagegen an. O-Ton Erik Bauersfeld She usually decided who would be the next station manager. And then she decided how to destroy him./And she was against all station managers. And so she had a continous, I remember, she gathered people together and invite them to her apartment, all the staff and so on. She had a big bowl of cookies and a few little like ice tea or something. And then she'd slowly dominate them and convert them into her way of thinking. (lachen) That was the way it usually went. And they were very young kids at the time and so they were real good converts 2. Übersetzer: Elsa entschied meistens, wer der nächste Sendedirektor wurde. Und dann entschied sie, auf welche Weise er vernichtet werden sollte. Sie war gegen jeden Sende-Direktor. Sie scharrte die Mitarbeiter um sich und lud sie in ihr Appartement ein. Es gab eine große Schüssel mit Keksen und Eistee oder so was. Und langsam begann sie, sie zu beherrschen und auf ihre Denkweise einzuschwören. So war das. Sie waren wie kleine Kinder und gut zu überzeugen. Atmo: Freedom Now DEMONSTRATOR [Female]: - We want freedom! I mean, we're for freedom! I wanna know why did they blow up the house? Why did they blow up the house? We want freedom and we gonna get it! I mean it! And we gonna fight for it to remember. Birmingham, Alabama. Musik, Ansage: "Pacifica Radio presents: Freedom Now? Erzählerin: Andere "Kinder" demonstrieren derweil auf den Straßen von Birmingham, Alabama, und fordern gegen den fortdauernden Rassismus und gegen andere Formen autoritärer Herrschaft die Rechte ein, die ihnen die amerikanische Verfassung seit 100 Jahren verspricht. "Freedom Now!" Die Bürgerrechtsbewegung ist das zentrale Thema der 60er-Jahre für Elsa. Über den anhaltenden Rassismus in den USA wird fast täglich in Dokumentationen berichtet oder mit Gästen gesprochen. Wer immer nach Berkeley kommt, ist willkommen im Sender. Am 16. September 1963 ist der Schriftsteller James Baldwin zu Besuch. Wie häufig, wenn Elsa berühmte Gäste interviewt, stehen KPFAs-Mitarbeiter vor dem Fenster des Sendestudios, um ihr zuzuschauen. Auch Erik Bauersfeld ist dabei: O-Ton Erik Bauersfeld And she only got better and better as the years went by. But the exactness, with which she conducted an interview. Her knowledge about people. Not by reading up on them so much. But just knowing about in general. And finding out in the course of an interview. She could steer an interview any way she wanted. 2. Übersetzer: Sie wurde immer besser. Die Genauigkeit, mit der sie ein Interview dirigierte. Sie wusste über Menschen Bescheid, nicht durch Lesen, sondern durch ein breites Allgemeinwissen, und was sie während des Interviews herausfand. Sie konnte es in jede Richtung steuern. O-Ton Elsa Knight Thompson - James Baldwin I am going to begin by asking you if I understood you correctly, when I read the thing in the New Yorker, which is the most recent thing of yours, that I have read and therefore it is the most fresh in my mind. I had the feeling that you were speaking not really about the race issue, but about the human issue ... Erzählerin: Einen Tag zuvor sind in Birmingham vier schwarze Mädchen durch eine Bombe getötet worden. Angehörige des Ku-Klux-Klans hatten sie in der Kirche deponiert, wo die Sonntagsschule der Kinder stattfand. O-Ton Elsa Knight Thompson - James Baldwin In the first place, I don't believe in race. What I was trying to do was precisely to use the greatest metaphor we have in this country, I mean the central trouble in this country. I was trying to destroy, let me put it this way, the vocabulary in which one talks about what we call the Negro problem or the race problem. It is been used always in my experience to obscure, a fact so simple that is banal, that you are here beneath that sky and this earth like I am and what your obligation is in that short time when one is alive is my obligation too. And that no one, you can't and I can't for what ever reason make oneself less than a human being and who ever thinks who really hates somebody else at any level, on any level, from the most private to the most public it is a confession you are making about yourself. When a whole population does it, it turns into a disaster like Germany. And this could happen to us. 4. Übersetzer: Zunächst einmal glaube ich nicht an Rasse. Ich habe versucht, die größte Metapher, die wir in diesem Land haben und die das Hauptproblem darstellt, zu zerstören. Jene Worte, die für das Neger- oder Rassenproblem benutzt werden, wurden meiner Erfahrung nach immer dazu benutzt, den einfachen wie banalen Fakt zu verschleiern, dass du und ich, in der kurzen Zeit, in der wir hier auf dieser Welt sind, dieselbe Verpflichtung haben. Und niemand, du nicht und ich nicht, kann, aus welchem Grund auch immer, einen Menschen das Menschsein absprechen. Wer meint, er würde jemanden hassen, ob ganz privat oder in der Öffentlichkeit, macht er eine Aussage über sich selbst. Wenn das ein ganzes Volk macht, dann kommt dabei eine Katastrophe heraus wie in Deutschland heraus. Und das könnte uns passieren. Atmo: This Little Light I remember back in Birmingham ... I am getting sick and tired... O-Ton Chris Koch The southern states, Mississippi leading among them would have a test for qualifications to vote for African Americans that white didn't have to abide by. There were questions like how many bubbles are there on the outside of a bar of soap after you take a bath? Questions that could not be answered ... . Those whose pushed hard and tried to vote were beaten, their houses were burned down, they were jailed, they were hung, they were killed, they were lynched, a huge number of lynchings in Mississippi. ...So how did you break that down? How could you get through that? . 1. Übersetzer: Im Süden gab es einen Test, den die Afro-Amerikaner zu bestehen hatten, um für die Wahl zugelassen zu werden: Wie viele Blasen sind auf der Seife, nachdem du sie in der Badewanne benutzt hast? Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Diejenigen, die sich wehrten und wählen wollten, wurden verprügelt, ihre Häuser nieder gebrannt, sie wurden eingesperrt, aufgehängt, getötet, gelyncht. Es gab viele Lynchmorde in Mississippi. Wie konnte man dagegen angehen? Atmo: This Little Light / Musik Erzählerin: Während 1964 die ersten jungen Amerikaner offiziell nach Vietnam geschickt werden, entscheiden sich 1000 weiße Studenten der Universitäten aus dem Norden für den Kriegseinsatz im eigenen Land. Sie gehen nach Mississippi. In der zwölfteiligen Serie "This Little Light" berichtet Chris Koch ausführlich vom Freedom Summer Project und der Lage in Mississippi. Atmo: This Little Light Ansage: We present This Little Light, part eleven of a series of programs on Mississippi in 1964. In the past ten programs we have looked in some detail at Mississippi in the summer of 1964. We have focused on the negro communities and their growing participation in a movement for racial justice. We have examined the work done in Mississippi by the civil rights organizations and by the summer volunteers who flowed into the state to take part in the work of the the council of federated organizations. It saw school boycott and sh ... it saw the formation and organization of a political structure and party. It saw the establishing of freedom schools and community centres. It saw the beginnings of change. 1. Übersetzer: Wir haben uns mit der wachsenden Teilnahme der schwarzen Gemeinden an der Bewegung für Gerechtigkeit beschäftigt. Der Arbeit der Bürgerrechtler und der Freiwilligen. Dem Schul-Boykott und der Formierung einer politischen Struktur und einer Partei. Der Einrichtung von freien Schulen und Gemeindezentren. Dem Anfang von Veränderung. Atmo-Collage: Martin Luther King I still have a dream. It is a dream deeply rooted in the American dream / Malcolm X "What is looked upon as an American dream for white people has long been an American nightmare for black people/ Schuss Zitator: Berkeley, 14. Januar 1964. An Elsa Knight Thompson: Seitdem ich bei KPFA bin, habe ich nie eine solch gesunkene Moral der Mitarbeiter erlebt. Ob bewusst oder nicht, Sie sind das Zentrum vieler Situationen, die zu diesem Zustand geführt haben. Erzählerin: Mit diesem dem Brief von KPFA-Sendedirektor Trevor Thomas war Elsa fristlos entlassen worden. Mehrere Wochen bestreikte die Hälfte der Mitarbeiter den Sender. Zwei von sieben Kisten, aus denen Elsas gesamter schriftlicher Nachlass besteht, sind gefüllt mit Briefen, Protokollen und Akten ihres Prozesses gegen die Pacifica Foundation. Sie gewinnt. Ein Jahr später muss sie wieder eingestellt werden. Atmo: Malcolm X - "We should be peaceful ... its job Erzählerin: Die Bürgerrechtsbewegung hat mit ihren friedlichen Protesten viele Rechte für die afro-amerikanische Bevölkerung erkämpft. Vor allem für den Mittelstand. Für die Ghetto-Bewohner ändert sich allerdings wenig: Die Armut und die schlechten Bildungschancen bleiben, ebenso die Drogen und die Gewalt und die weißen Polizisten. 1966 gründet sich die paramilitärische Black Panther Party for Self Defense, als Bürgerrechts und Selbstverteidigungsbewegung. FBI-Chef J. Edgar Hoover erklärt die Partei zur größten Bedrohung für die Stabilität der USA. O-Ton Chris Koch I mean there was really a rebellion in 1967. Black rebellion. I think it was 32 cities had major urban riots. 69 was even worse. The war in Vietnam were killing 20 ? 30 000 people a year in Vietnam. It was an enormously violent era. The Panthers were moved down in their beds, the police officer came and shot them in their beds. Students were shot in college campuses. People were being arrested right and left. People being fired. It was just being very, very repressive. Martin Luther King was killed. Jack Kennedy was killed. Malcolm X was killed. Anybody, every progressive leader seemed to be murdered you know. 1. Übersetzer: 1967, das war wirklich eine schwarze Rebellion. In 32 Städten gab es größere Aufstände. ´69 war es noch schlimmer. 20 bis 30 000 Menschen wurden jährlich in Vietnam getötet. Es war eine ungeheuer gewalttätige Zeit. Die Panther wurden in ihren Betten festgehalten, der Polizeibeamte kam und erschoss sie. Studenten wurden auf dem Campus erschossen, überall Leute verhaftet. Es war sehr, sehr bedrückend. Martin Luther King wurde getötet. Jack Kennedy, Malcolm X. Jeder fortschrittliche Führer schien ermordet worden zu sein. Atmo: Are the Black Panthers violant? (inkl. BS) EKT: And would you say that the violence which is so greatly feared by the white community - for example the riots - which have broken out in the past and will doubtless will break out in the future, Isn't it possible that this is the result, not of black power but of the lack of black power. Übersetzerin: Würden Sie sagen, dass die Gewalt der Aufstände in der Vergangenheit und in der Zukunft, die von der weißen Gesellschaft so gefürchtet wird, eher das Resultat von zu wenig als von zu großem schwarzem Einfluss ist? O-Ton Bobby Seale I think you have made a pretty fair statement there to some extent. I also think that understanding black power we have to understand that the black rebellion that broke out across this out this country are really political consequences. Erzählerin: Im Februar 1968 ist Bobby Seale, einer der Gründer der Black Panther zu Gast. Thema der Sendung: "Ist die Black Panther Partei gewalttätig?" O-Ton Claude Marks Oh my goodness, suddenly people are going "woh, what's going on here"? Erzählerin: Claude Marks ist einer der vielen jungen politischen Aktivisten, die sich in den 60er-Jahren radikalisieren. Er gehört zur zweiten Generation von Elsas Jungs. O-Ton Claude Marks Social control and police violence is part of day to day racism and reality within in the United States. And so she actually understands something of the thinking of people like Bobby Seale and Huey Newton. When they formed the party and their interests in mobilizing the community to try to oppose police violence. / And so when she asks, are the Black Panthers really violent? The question is really are the Black Panthers responding to a level of violence and repression within their own community? And that what turns the tables. And in doing so, she places herself squarely in a path in which people who supported this resistance to police violence and state violence are targeted as well. 4. Übersetzer: Soziale Kontrolle und Polizeigewalt sind Teil des alltäglichen Rassismus und der Realität in den USA. Und als Bobby Seale und Huey Newton die Partei gründen, versteht Elsa deren Interessen und Überlegungen. Und wenn sie fragt: Sind die Black Panther wirklich gewalttätig? Dann bedeutet die Frage: Reagieren die Black Panther auf die Gewalt und Unterdrückung in ihrer eigenen Community? Das verändert den Blickwinkel. Damit stellt sie sich direkt in die Nähe der Leute, die den Widerstand gegen die Polizei- und die Staatsgewalt unterstützten und dabei selbst ins Visier gerieten. Erzählerin: Elsa ist mit vielen der Black Panther befreundet. Als ihr Vorsitzender Huey Newton frei gesprochen und aus dem Gefängnis entlassen wird, findet er über Wochen ein sicheres Obdach bei ihr. Zeitweilig wird ihr Wohnzimmer zur Parteizentrale. In einem Zehn-Punkte-Katalog stellen sie konkrete politische Forderungen für die 20 Millionen Afro-Amerikaner auf. Sie organisieren soziale Projekte in den Ghettos: Frühstück für Kinder, Gesundheits- und Rechtsberatungen und die Kontrollen von Dealern und Zuhältern durch eine eigene Polizei. Elsa steht der Politik der Panther mit kritischer Sympathie gegenüber. Bei KPFA kann die Partei ihre Ziele jenseits von Schlagzeilen diskutieren. Die Rolle des Moderators bleibt für Elsa dabei immer essentiell. O-Ton Chris Koch Elsa believed that we should interview people but that the role of the interviewer was essential to the communication. You didn't just simply turn over your microphoneI mean she loved the Black Panthers. But she never would in a million years would have thought I should create the Black Panther hour and let them run it. 1. Übersetzer: Sie mochte die Black Panther, aber niemals wäre es ihr eingefallen, ihnen einfach das Mikrophon zu übergeben und die Sendung zu überlassen. Musik Erzählerin: Eine neue Generation, die zu KPFA kommt, sieht das anders. Es sind die Vertreter der zersplitterten Linken, Schwule, Lesben, Feministinnen, Latinos, Afro-Amerikaner, Friedensaktivisten. Sie alle wollen eigene Sendeplätze und neue, freiere, spontanere Radioformen. Zu Beginn der 70er-Jahre findet sich Elsa, die jetzt auch Programmdirektorin ist, zwischen zwei Fronten wieder. O-Ton Chris Koch Now Elsa is fighting on two fronts. She is fighting the establishment, the power that says, pull back, don't be so radical, be more. And she's fighting this new wave, that really wants to make Pacifica into a community radio station where the community decides what's going to be run. 1. Übersetzer: Sie kämpft gegen den Machtapparat, der sagt, halt dich zurück, sei weniger radikal ... Und sie kämpft gegen die neue Welle, die aus Pacifica ein Community Radio machen will, in der die Community entscheidet, was gesendet werden soll. O-Ton Erik Bauersfeld Around this time the children used to sit around had grown up (lachen) /And there was a station manager at the time that listened to these kids, and he was frightened of Elsa, as all the managers were and when she went down to save KPFK in Los Angeles they ganged up and fired her from program director and when she came back they fired her as public affairs director using her tactics. 2. Übersetzer: Zu diesem Zeitpunkt waren die Kindervon damals erwachsen geworden, und es gab einen Sendedirektor, der hörte ihnen zu. Wie alle Direktoren hatte er Angst vor Elsa. Als sie nach Los Angeles ging, um KPFK zu retten, wendeten sie ihre Taktik an: Sie rotteten sich zusammen, feuerten sie als Programmdirektorin, und als sie zurück kam, auch als Zeitfunk-Chefin. Erzählerin: 1971 wird Elsa zum zweiten Mal gefeuert. Endgültig. Offizieller Grund für ihre Entlassung: ihr Alter. Sie ist 65 und stellt fest: O-Ton Elsa Knight Thompson Mind you, if you are a man, of course you could be appointed to the Supreme Court or become president of the United States or anything else. But if you are a woman. No, is the answer. Übersetzerin: Als Mann könnte man als Bundesrichter vorgeschlagen oder Präsident der USA werden. Aber als Frau nicht. Atmo Studio 1979 Musik And now I return you to studio B and Elsa Knight Thompson is here in a flash Erzählerin: Als Elsa Knight Thompson 1979 im Studio von KPFA zu Gast ist, weiß sie nicht, dass es das letzte Mal sein wird. Atmo: Studio 1979 Elsa: Well ... They won't let me smoke so I am going to say good bye and I love you and I am going to go out and have a cigarette. Erzählerin: Ein Jahr später verleiht die Pacifica Foundation ihr den ersten Lew-Hill-Preis. Da ist sie bereits zu krank, um ihn persönlich entgegenzunehmen. Das aber hält sie nicht davon ab, eine Botschaft zu senden: O-Ton Elsa Knight Thompson I really believe that a good deal of human waste as well as use has taken place in the station. And my idea of radio was and is that it should as its primary responsibility is to give people the tools of citizenship. And we have to, those of us who believe in the truth. We have to go on trying to get through to people what the true state of play is. And I object very much the thing that I hear all the time lately, that there is nothing left to do. There is plenty left to do. And if the people of an organization like this really know their jobs, they will know what the important issues are and even if it isn't front page headlines. They will begin to work on those things. Übersetzerin: Ich bin wirklich davon überzeugt, dass in diesem Sender Menschen sowohl verschwendet wie auch sinnvoll eingesetzt wurden. Meine Vorstellung von Radio ist immer noch die, dass es seine Hauptaufgabe ist, die Bürger mit dem zu versorgen, was sie zur Wahrnehmung ihrer Rechte benötigen. Und diejenigen von uns, die an die Wahrheit glauben, haben keine Wahl. Wir dürfen nicht aufgeben, den Menschen die wahren Hintergründe zu vermitteln. Und ich wehre mich sehr gegen das, was ich in der letzten Zeit dauernd höre, nämlich, dass nichts mehr zu machen ist. Es gibt sehr viel zu tun. Und wenn sich Leute in einer Organisation wie dieser wirklich auskennen, dann wissen sie, welches die wichtigen Fragen sind, auch wenn sie nicht in den Schlagzeilen auftauchen. Und sie werden anfangen, daran zu arbeiten. Musik: Flirtbird Absage: Noch zehn Sekunden Die amerikanische Radiopionierin Elsa Knight Thompson Ein Feature von Martina Groß Sie hörten eine Produktion des Deutschlandfunks 2010 Es sprachen: Anja Herden, Mechthild Großmann, Walter Gontermann, Reinhart Firchow, Hans Schulze und Michael Weber Ton und Technik: Eva Pöpplein und Hanna Steger Regie: Heike Tauch Redaktion: Hermann Theißen