"Nicht zu früh an die Kamera denken!" Die Lange Nacht über Stanley Kubrick Autor: Rainer Praetorius Redaktion: Dr. Monika Künzel Regie: Fabian von Freier Sprecher: Volker Risch Hüseyin Michael Cirpici Robert Dölle Walter Gontermann Carlos Lobo Henning Freiberg Sendetermin: 2. März 2019 Deutschlandfunk Kultur 2./3. März 2019 Deutschlandfunk ___________________________________________________________________________ Urheberrechtlicher Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in den §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © Deutschlandradio - unkorrigiertes Exemplar - insofern zutreffend. 1. Stunde Original-Filmton aus "Wege zum Ruhm" (1957) von Stanley Kubrick Gegröle von angetrunkenen Männern, Trommeln, Pfeifen, Gelächter. Soldat brüllt: "Lauter!! ... Lauter!!" Dann beginnt eine junge deutsche Frau an leise und ängstlich zu singen: "... ein ganzes Jahr und noch viel mehr, die Liebe nahm kein Ende mehr. ..." (Krach der Soldaten verebbt) "... ein ganzes Jahr und noch viel mehr, die Liebe nahm kein Ende mehr. Und als man ihm die Botschaft bracht, dass sein Herzliebchen im Sterben lag, da ließ er all sein Hab und Gut, und eilte seinem Herzliebchen zu. ..." (Soldaten beginnen leise mitzusummen) "... Da ließ er all sein Hab und Gut, und eilte seinem Herzliebchen zu. (Soldaten summen und singen leise mit) "... Ach, bitte, Mutter, bring ein Licht, mein Liebchen stirbt, ich seh es nicht. Das war fürwahr ein treuer Husar, der liebt sein Mädchen ein ganzes Jahr. ..." Filmton läuft unter dem folgenden Sprechertext weiter. Sprecher Das Leinwand-Drama "Wege zum Ruhm" stammt aus dem Jahr 1957. Es ist der vierte Spielfilm von Stanley Kubrick. Fast 90 Minuten lang zeigt der Regisseur menschliche Angst und das brutale Sterben in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges. In der Schlusszene des Films wird eine junge deutsche Kriegsgefangene gezwungen vor laut grölenden französischen Soldaten ein Lied vorzutragen. Doch die beabsichtigte Demütigung der Frau endet schnell. Plötzlich zeigen die Gesichter der Soldaten Trauer, Schmerz und Heimweh - Sehnsucht nach Zärtlichkeit und Frieden. Der Kinobesucher blickt in die traurigen Gesichter von gebrochenen Menschen. Original-Filmton aus "Wege zum Ruhm" Gesang und Summen der Soldaten. Kurz freistehend. Filmton läuft unter dem folgenden Sprechertext weiter und wird dann abgeblendet. Sprecher "Wege zum Ruhm" ist Stanley Kubricks erster Film von wirklicher Bedeutung. Kein Meisterwerk wie die Filme des Regisseurs, die ab Ende der 1960er-Jahre entstanden sind. Aber "Wege zum Ruhm" ist eine Arbeit, die bereits eine hohe Intensität und Leidenschaft für den Film erkennen läßt. Rund 10 Jahre später wird diese kreative Wucht zu wahren Quantensprüngen in der Filmkunst führen. Stanley Kubrick schuf einzigartige Meisterwerke, an denen sich bis zu heutigen Tag alle Regisseure messen müssen, die neue Verfilmungen in einem dieser Genre versuchen ... Schon der Antikriegsfilm "Wege zum Ruhm" war in den 1950er-Jahren eine Ausnahmeerscheinung in seiner Sparte. Original-Filmton aus "Wege zum Ruhm" (1957) von Stanley Kubrick General Broulard: "Gewiss, ich gebe zu, dass die Anstrengungen Ihres Regimentes - gemessen an den Verlusten - recht erheblich gewesen sein müssen." Colonel Dax: "Wie können Sie es dann gutheißen, dass diese drei Soldaten morgen erschossen werden?" General Broulard: "Lieber Colonel, ich fürchte, Sie machen sich die Sache etwas zu einfach." Colonel Dax: "Der Angriff war von vornherein undurchführbar. Der Generalstab hätte das erkennen müssen." General Broulard: "Colonel ... Hätten Ihre Männer etwas mehr gewagt, hätten Sie es vielleicht geschafft. Diese Exekution wird für die Division eine heilsame Lehre sein. Nichts ist dem Mut und der Kampfmoral so förderlich, wie eine öffentliche Exekution, Colonel." Colonel Dax (sarkastisch): "Daran habe ich noch nicht gedacht." General Broulard: "Wissen Sie, Colonel, Soldaten sind wie Kinder. So wie das Kind die feste Hand des Vaters, braucht der Soldat Disziplin." Colonel Dax: "Ich verstehe." General Broulard: "Und um Disziplin zu wahren, muss man ab und zu einen Mann erschießen." Colonel Dax: "Erlauben Sie mir die Frage, ob Sie das alles glauben, was Sie da eben gesagt haben? ..." Original-Filmton aus "Wege zum Ruhm" Atmo: Granaten explodieren vor Schützengräben. Kurz freistehend. Läuft dann unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher 1957 sah Frankreich in Kubricks "Wege zum Ruhm" hauptsächlich einen Angriff auf die Ehre der französischen Armee - und verbot den Film. Auch in der Schweiz und in Israel durfte Kubricks Werk nicht gezeigt werden. Der Bann wurde erst in den späten 1970er-Jahren wieder aufgehoben. Original-Filmton aus "Wege zum Ruhm" Weiter Atmo: Granaten explodieren vor Schützengräben. Kurz freistehend Läuft dann unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher "Wege zum Ruhm" war nicht nur filmisch etwas Besonderes. Mit diesem Streifen ist auch ein ganz persönlicher Einschnitt in Kubricks Leben verbunden. Bei den Dreharbeiten traf er die Frau, die ihn bis zu seinem Tod begleiten sollte. 42 Jahre lang. Aus Christiane Harlan - jener Frau im Film, die mit Tränen in den Augen vor grölende Soldaten gezerrt wird - wurde bereits ein Jahr nach den Dreharbeiten Christiane Kubrick. Musik (Musikvorlauf beginnt bereits unter dem vorhergehenden Sprechertext) CD »Barry Lyndon« (Original Soundtrack): "Women of Ireland" Musik läuft unter dem nachfolgenden Sprechertext weiter. Sprecher Als Christiane Harlan 1932 im norddeutschen Braunschweig geboren wird, lebt der 4jährige Stanley Kubrick im New Yorker Stadtteil Bronx. Im benachbarten Manhattan wurde er als Sohn eines Arztes am 26. Juli 1928 geboren. Schon früh bringt der Vater seinem Sohn das Schachspielen bei. Zu seinem 13. Geburtstag erhält Stanley vom Vater ein Geschenk, aus dem eine ganz neue Leidenschaft erwächst. Eine Leidenschaft, die aus dem New Yorker Jungen einen der größten Zauberer des Kinos machen sollte. Der Jugendliche hält an seinem Geburtstag plötzlich eine professionelle Fotokamera in seinen Händen. Musik Weiter CD »Barry Lyndon« (Original Soundtrack): "Women of Ireland" Kurz freistehend Sprecher Stanleys Fotos werden mit den Jahren immer besser. Mit 17 Jahren verkauft er sein erstes Foto an die Zeitschrift Look. Ein Dokumentarfilm folgt bereits sechs Jahre später. Musik Weiter CD »Barry Lyndon« (Original Soundtrack): "Women of Ireland" Kurz freistehend Musik wird unter dem nachfolgenden Sprechertext abgeblendet.. Sprecher Der erste Spielfilm Kubricks entsteht 1953 unter dem Titel "Fear and Desire". Diese erste Spielhandlung ist künstlerisch bedeutungslos. Doch der junge Regisseur steigert sich mit jedem seiner Spielfilme. Mit viel Hingabe und Gründlichkeit lernt er sein Handwerk. Der vierter Spielfilm "Wege zum Ruhm" macht ihn schließlich international bekannt. Der Rest ist Filmgeschichte ... Musik Original-Soundtrack "Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben" “We´ll meet again”, Vera Lynn Großzügig freistehend. Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher 1964: "Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben" (Musik wird abgeblendet) Original-Filmton aus »Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben« General Turgidson: "Mr. President ... Wir nähern uns rapide dem Moment wo nur die Wahrheit gilt, sowohl in Bezug auf uns als Menschen als auch das Leben unserer Nation. Die Wahrheit ist zwar nicht immer sehr angenehm, aber sie ist nötig, und zwar jetzt, um einen Wahl zu treffen. Eine Wahl zwischen zwei zugegebenermaßen bedauerlichen, aber nichts desto weniger gut unterscheidbaren Nachkriegsumwelten. Und zwar die eine mit 25 Millionen Toten, und die andere mit 150 Millionen Toten." Präsident der USA: "Sie sprechen von Massenmord, General, und nicht von Krieg!" General Turgidson: "Mr. President ... Ich will nicht sagen, dass wir dabei keine Haare lassen müssen. Aber das sage ich: Nicht mehr als runde 25 Millionen Tote im Höchstfall! ... Ich meine, ist eben reine Glücksache." Musik Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Overture: Atmospheres" von György Ligeti. Großzügig freistehend. Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. , Sprecher (Musik wird abgeblendet) Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Atemgeräusch von Astronaut Dave Bowman. Dann die Stimme vom HAL9000-Bordcomputer: "Ich habe Angst! ... Ich habe Angst, Dave! ... Dave ... mein Gedächnis ... mein Gedächnis schwindet. ... Ich spüre es. ... Ich spüre es." Atemgeräusch von Astronaut Dave Bowman. Musik Original-CD "A Clockwork Orange (Original Motion Picture Soundtrack)": "Title Music From A Clockwork Orange (From Henry Purcell's Music for the Funeral of Queen Mary)" Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher 1971: "A Clockwork Orange" (Musik wird abgeblendet) Original-Filmton aus »A Clockwork Orange« Off-Stimme von Alexander DeLarge: "Nun beginnt der wirklich zu Herzen gehende und geradezu tragische Teil meiner Geschichte, oh meine Brüder und einzigen Freunde. Nachdem man sich in einer Gerichtsverhandlung in recht harten Worten über euren Freund und ergebenen Erzähler ausgelassen hatte, wurde er zu 14 Jahren verknackt. Und saß nun unter übelriechenden Perversen und hartgesottenen Presstutnix. Der Schock hatte bei meinem P bewirkt seine armseligen Fäuste gen Smokie im Himmel zu schütteln. Aber meine M flennte nur voll Mutterschmerz über den verlorenen Sohn ... ihr einzig Kind und Fleisch, Frucht ihres Leibes uns so. ... Kurz, bittere Enttäuschung an allen Fronten. Richtig Horrorshow." Musik Original-CD "Barry Lyndon (Original Motion Picture Soundtrack)": "Sarabande Main Title" von Georg Friedrich Händel Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher 1975: "Barry Lyndon" (Musik wird abgeblendet) Original-Filmton aus »Barry Lyndon« von Stanley Kubrick Lord Bullingdon: "Madam! ... Ich habe die Misshandlungen dieses irischen Hochkömmlings, mit dem Ihr euer Bett zu teilen beliebt, ertragen, solange es mir nur möglich war. Ich verabscheue zutiefst seine niedere Herkunft, die Rohheit seiner Manieren. Noch widerlicher aber ist sein schamloses Verhalten euch gegenüber. Sein brutales und erbärmliches Benehmen, seine offenkundige Untreue, und darüber hinaus seine frechen Betrügereinen, mit denen er euren Besitz und mein Erbe verschleudert. Und da es mir nicht möglich ist, diesen Schmarotzer zur Rechenschaft zu ziehen und ich nicht länger zusehen kann, wie er euch behandelt, und ich seine Gesellschaft mehr als die Pest verabscheue, habe ich den Entschluss gefasst von Zuhause weg zu gehen und nicht zurückzukehren, solange Mister Redmond Barry euer Mann ist." Lady Lyndon verläßt geräuschvoll schluchzend den Raum. Musik Original-Soundtrack " The Shining" "The Shining (Main Title)" Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher 1980: "The Shining" (Musik wird abgeblendet) Original-Filmton aus »Shining« Jack Torrance: "Es ist seine Mutter ... die ihn aufhetzt!" Delbert Grady: "Vielleicht bedürfen Sie eines Verweises ... wenn ich mich so ausdrücken darf, Sir. ... Und vielleicht sogar mehr. ..." Musik Original-CD " Full Metal Jacket (Original Motion Picture Soundtrack)": "Ruins" Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher 1987: "Full Metal Jacket" (Musik wird abgeblendet) Original-Filmton aus »Full Metal Jacket« Sergeant Hartman: "Die meisten von euch gehen nach Vietnam! Einige von euch werden nicht zurückkommen. Aber denkt immer daran: Marines sterben, dafür sind wir da! Aber das Marine Korps lebt in alle Ewigkeit! Und das heißt: Ihr lebt in alle Ewigkeit!" Musik Original-CD " Eyes Wide Shut (Original Motion Picture Soundtrack)": "Naval Officer" Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher 1999: "Eyes Wide Shut" (Musik wird abgeblendet) Original-Filmton aus »Eyes Wide Shut« Innerhalb des Filmtons ist im Hintergrund die Musik "Naval Officer" zu hören! Nicole Kidman als Alice Harford: "Also schön ... Das erste Mal war ich ihm morgens begegnet ... an der Rezeption. Er war gerade im Hotel angekommen, und er folgte dem Kofferträger mit seinen Sachen ... in den Fahrstuhl. ... Und als er durch die Halle lief, hat mich sein Blick gestreift ... nur gestreift. Nichts weiter. ... Aber ich dachte, ich falle ins Bodenlose!" Sprecher Mit der Kunstform Film hatte der ehemalige Fotograf Kubrick nicht nur eine Möglichkeit gefunden seine Fotos zu Laufen zu bringen. Spätestens seit "2001: Odyssee im Weltraum" bekommt DIE MUSIK in seinen Filmen den GLEICHEN Stellenwert wie das Bild! 1972 erklärte der Regisseur: Zitator (Stanley Kubrick) "Die wichtigsten Werkzeuge, mit denen man bei einem Film arbeiten muß, sind meines Erachtens Bild, Musik, Montage und die Gefühle der Schauspieler. Sprache ist sicher wichtig, aber für mich kommt Sie erst an fünfter Stelle. Für mich persönlich bestehen die unvergesslichsten Szenen in den besten Filmen in der Hauptsache aus Bild und Musik.“ Sprecher Tatsächlich ist diese perfekte Synthese von Bild und Musik ein besonderes Markenzeichen der Kubrick-Filme. So ist es nicht nur legitim, sondern durchaus auch logisch sich dem Werk des Regisseurs Stanley Kubrick speziell von der musikalischen Seite her zu näher. ... Musik Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauß. Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan Beginnt bereits gegen Ende des vorhergehenden Sprechertextes. Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher Es wäre interessant im Rahmen einer großen Befragung herauszufinden, wieviele Menschen bei diesen Klängen an Wien und Cafehäuser denken ... und wieviele Hörer bei dieser Musik überhaupt nicht auf diese Weise reagieren - sondern sofort ein ganz anderes Bild vor Augen haben. Viele dürften jetzt bei diesen Klängen eine große Raumstation, die sich langsam dreht sehen - und zwar in Kubricks Film "2001: Odyssee im Weltraum". Musik Donauwalzer kurz freistehend. Sprecher Das Musikstück, das Kubrick in seiner epochalen Weltraumoper einsetzte, schrieb Johann Strauß bereits 100 Jahre vor der Uraufführung von »2001«. Der Wiener Komponist nannte es "An der schönen blauen Donau". O-Ton Nils Daniel Peiler Filmwissenschaftler "Das war wirklich kühn 1968 ein Ballett der tanzenden Raumschiffe mit 'nem Donauwalzer zu untermalen." Sprecher Bemerkt der Filmwissenschaftler und Kubrick-Kenner Nils Daniel Peiler. O-Ton Nils Daniel Peiler Filmwissenschaftler "Aus heutiger Sicht ist es so, das viele »An der schönen blauen Donau« heute als Spacemusic empfinden. Und das erste Mal mit Johann Strauß Walzer konfrontiert werden über den Film. ... Ging mir genauso. Für mich war das auch am Anfang ... Spacemusic." Sprecher Auch im Umfeld der Familie Kubrick ist der Spacemusiker Johann Strauß inzwischen sehr bekannt. Kubricks Schwager Jan Harlan: O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Mein ... jüngster Sohn ist Klarinettist. Unterrichtet auch Musik. Und dann hat er also ... die blaue Donau vorgespielt. ... Ein Junge kam aus den Reihen raus, wedelte mit den Armen, und sagte: »Oh, Spacemusic!«" [Lacht] Musik Donauwalzer kurz freistehend. Wird dann abgeblendet. Sprecher "Spacemusic" hörte sich in den Science-Fiction-Filmen - vor Kubricks "2001" - jedoch fast ausschließlich so an: Musik Stereotype klassische Science-Fiction-Filmmusik. "The Day the Earth Stood Still" Bernard Herman - Prelude And outer Space Sprecher Der Science-Fiction-Film vor "2001: Odyssee im Weltraum" hatte keine künstlerische Bedeutung. Er verbrachte sein Dasein in der Schmuddelecke der Kinokultur. Kaum einer dieser Filme erfüllte intellektuelle oder filmtechnische Mindeststandards. (Klassische Science-Fiction-Filmmusik wird abgeblendet) Stanley Kubrick wollte dieses Genre neu erfinden. Und das betraf auch in diesem Fall den Einsatz der Filmmusik. Kubricks Weltraum war völlig anders. Ein Weltraum voller Anmut und Grazie. Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauß. Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan Kurz freistehend. Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext und O-Ton im Hintergrund weiter. Sprecher In einem Interview erklärte der Regisseur seine Vorliebe für den Donauwalzer von Johann Strauß - und seinem wohlplatzierten Einsatz in "2001": Zitator (Stanley Kubrick) "Es ist schwer, etwas viele Besseres als "An der schönen blauen Donau" zu finden, um Anmut und Schönheit in der Drehung darzustellen. Sie entfernt sich auch so weit es nur geht vom Klischee der Weltraummusik." O-Ton Jan Harlan "Für ihn war wichtig, dass er sich in die Musik verliebt hat. Er liebte den Donauwalzer!" Sprecher Erklärt Jan Harlan, der 30 Jahre lang - als ausführender Produzent - einer der engsten Mitarbeiter Kubricks war. Auch in Sachen Musik hat er ihn häufig beraten. Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauß. Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan Kurz freistehend. Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher Mit dem Einsatz des Donauwalzers in "2001" entfernte sich Kubrick weitgehendst von den Erwartungen der Kinobesucher. Gleichzeitig erhöht er mit dem Unerwarteten allerdings auch die Aufmerksamkeit. Die überraschenden Klänge - und die damit verbundenen Bilder - werden auf diese Weise sehr viel bewußter wahrgenommen. Musik Donauwalzer kurz freistehend. Wird dann abgeblendet. Sprecher Es gibt noch eine ganz andere Möglichkeit, die Wirkung von Filmmusik zu verstärken. Kubrick wählt häufig Musik die in Kombination mit den Bildern äußerst satirisch-ironisch wirkt. Original-Filmton aus »Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben« Instrumentalstück "Try a Little Tenderness". Harmonische Musik, die am Anfang von »Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben« zu hören ist. Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher Da wäre beispielsweise Kubricks tiefschwarze Satire »Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben« aus dem Jahr 1964. Schon zu Beginn des Films, passt die süßlich sanfte Musik scheinbar überhaupt nicht zu den Bildern. Denn man sieht, einen atomar bestückten B-52-Bomber der US-Airforce auf der Leinwand. Ruhig bewegt sich das massenmordtaugliche Kriegsgerät über den Wolken, umsorgt von einem kleineren Flugzeug, das den Bomber - über einen langen Verbindungsschlauch - in der Luft aufgetankt. Musik Musik wird abgeblendet. Sprecher Ganz am Ende von "Dr. Strangelove" - wie der Film im Original heißt - treibt es der Regisseur noch weiter auf die Spitze. Original-Filmton aus »Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben« Vera Lynn singt "We’ll Meet Again": "We'll meet again Don't know where ..." Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher Volle anderthalb Minuten lang sieht der Kinobesucher dabei zu, wie auf der Leinwand eine Atombome nach der anderen detoniert. Musik Vera Lynn singt weiter "We’ll Meet Again": kurz freistehend Sprecher Nach dem 19. Atompilz ist Sängerin Vera Lynn mit ihrem Lied fertig. ... Und auch Kubrick ist mit seinem Film fertig. Allerding ist die US-Army nach diesem Film auch mit Kubrick fertig. Bei einem späteren Kriegsfilm-Projekt konnte er in Sachen Requisiten und Ausstattung nicht mehr mit der Hilfe des amerikanischen Militärs rechnen. Das hat auch Jan Harlan erfahren. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Mit den Amerikanern konnten wir nicht mehr arbeiten, weil durch »Dr. Strangelove« war also die Verbindung zum Militär ein für alle Mal beendet, ja. Kubrick kam für das amerikanische Militär nicht in Frage." Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« von Stanley Kubrick Atemgeräusch (kurz). HAL9000-Bordcomputer: "Good afternoon, gentlemen. I am a HAL9000-Computer. I became operational at the H.A.L. plant in Urbana, Illinois on the 12th of January 1992. My instructor was Mr. Langley, and he taught me to sing a song. If you’d like to hear it I can sing it for you. ..." Filmton läuft unter dem folgenen Sprechertext weiter - und wird dann abgeblendet. Sprecher Auch in »2001: Odyssee im Weltraum« gibt es einen musikalischen Teil, der vollkommen überraschend und skurril daherkommt. Nachdem der Bordcomputer des Raumschiffs »Discovery« fast die komplette Besatzung umgebracht hat, führt der letzte überlebende Astronaut eine "Gehirnoperation" an dem außer Kontrolle geratenen Maschinenwesen durch. Dadurch fällt der HAL9000-Computer in ein frühes - kindlich anmutendes - Entwicklungsstadium zurück. Während die Amputation seines höheren Bewußtseins durchgeführt wird, trägt die schwindende künstliche Intelligenz dem letzten Menschen an Bord ein Lied vor - ein Liebeslied. Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Der HAL9000-Bordcomputer singt: "Daisy, Daisy give me your answer do. I'm half crazy all for the love of you. It won't be a stylish marriage, I can't afford a carriage. But you'll look sweet, Upon the seat, Of a bicycle made for two." Musik Original-CD "Clockwork Orange (Original Soundtrack)": Gene Kelly singt "Singin' in the Rain": "I'm singing in the rain Just singing in the rain What a glorious feelin' I'm happy again ..." Musik läuft unter dem nachfolgenen Sprechertext weiter. Sprecher Drei Jahre nach »2001: Odyssee im Weltraum« platziert Kubrick einen musikalischen Kontrast ganz anderer Art. In der Gewaltsatire "A Clockwork Orange" erklingt der berühmte Song "Singin’ in the Rain". Musik Gene Kelly "Singin' in the Rain", kurz freistehend. Wird unter dem nachfolgenden Sprechertext abgeblendet. Sprecher Der Gegensatz zwischen der Musik und den gezeigten Filmbildern könnte nicht härter sein. Die ursprüngliche Version - gesungen von einem verliebten Gene Kelly - ist erst beim Abspann von "Clockwork Orange" zu hören - also ganz zum Schluß. (im Hintergrund beginnt der untenstehende Filmton) Im ersten Teil des Films vernimmt man eine ganz andere Interpretation des Songs. Vorgetragen von Alex, einem brutalen jugendlichen Schläger. Während er dieses Lied fröhlich schmettert, tritt er mit seinen Stiefeln einen hilflos lauf dem Boden liegenden Mann. Er gibt seinem Opfer zu verstehen, dass er nun seine Frau vergewaltigen wird. (Filmton kurz freistehend) Aus dem ursprünglichen Gene-Kelly-Liebesrausch wird eine Horrorshow. Sadistisch zelebriert vom Vergewaltiger Alex und seinen drei Mittätern. Original-Filmton aus »A Clockwork Orange« Alexander DeLarge singt "Singin' in the Rain". Dazu hört man Schläge, Tritte und das Gelächter der jugendlichen Mittäter. Wird unter dem nachfolgenden Sprechertext abgeblendet. Sprecher Rund 90 Filmminuten später haben sich die Verhältnisse umgedreht. Aus Alex, dem Täter, wird Alex, das Opfer. Im Rahmen einer staatlichen Spezialbehandlung wurde dem verrohten Jugendlichen die Lust an Gewalt abtrainiert. Alex verliert damit seine ursprüngliche Charakterprägung und seinen Willen. (im Hintergrund beginnt der untenstehende Filmton) Der Film schildert ausgiebig den Leidensweg des Alexander DeLarge. Zwischenzeitlich darf sich der gepeinigte Ex-Schläger in einem Wannenbad erholen. Man sieht Alex, wie er völlig entspannt im warmen Wasser liegt und singt. Original-Filmton »A Clockwork Orange« Alexander DeLarge singt - in der Badewanne liegend - "Singin' in the Rain". Sprecher In dieser Szene setzt Kubrick noch einmal den Gene-Kelly-Song ein - wieder von Alex vorgetragen. Der Gesang der Hauptfigur wird diesmal elektronisch verfremdet. Während die neue Horror-Version von "Singin' in the Rain" ertönt, sieht man in einer zusätzlichen Einstellung den Mann, der zuvor bei diesen Klängen von Alex misshandelt wurde. Seine Frau starb an den Folgen des Überfalls. Original-Filmton »A Clockwork Orange« Alexander DeLarge singt - in der Badewanne liegend - "Singin' in the Rain". Sprecher Während Alex singt, erinnert sich das Opfer mit schmerzverzerrten Gesicht an die traumatische Gewaltattacke. Original-Filmton »A Clockwork Orange« Alexander DeLarge singt - in der Badewanne liegend - "Singin' in the Rain". Ton endet mit langen Hall. Sprecher Die elektronische Verfremdung der Musik spiegelt auf eindringliche Weise sowohl die Gefühlswelt von Alex, wie auch die Qual seines Opfers wider. Dem Film wurde Gewaltverherrlichung unterstellt. Auch der Schauspieler und Sänger Gene Kelly konnte die drastische Art und Weise, wie in "Clockwork Orange" gesellschaftliche Zustände beschrieben werden, nicht akzeptieren. Alex-Darsteller Malcolm McDowell mußte erfahren, dass er mit seiner Darstellung des Schlägers nicht nur das Opfer im Film mit Tritten malträtiert hatte. Auch der über 30 Jahre ältere Kollege Gene Kelly fühlte sich getroffen. 1972 lief »Clockwork Orange« in den amerikanischen Kinos. In einem Interview erzählte Malcolm McDowell, wie er ein Jahr später in Los Angeles auf eine Party eingeladen war. Dort sagte der Gastgeber zu ihm: "Malcolm, ich würde Dich gern mit Gene Kelly bekanntmachen." Unter dem nachfolgenden Sprechertext: Instrumentales Ende von Gene Kelly "Singin' in the Rain". Er nimmt den jungen Schauspieler mit zum legendären Gene Kelly und fragt freundlich: "Gene, kennen Sie Malcolm McDowell?" Daraufhin dreht sich Gene Kelly um - und entfernte sich wortlos. Ende Musik. Die Verschmelzung von Bild und Musik - die Kubrick bereits bei "2001: Odyssee im Weltraum" demonstriert hatte - wird bei "Clockwork Orange" nahtlos fortgesetzt. Musik Original-CD "Clockwork Orange (Original Soundtrack)": "Title Music From A Clockwork Orange (From Henry Purcell's Music for the Funeral of Queen Mary)" von Wendy Carlos Musik läuft unter dem folgenen Sprechertext weiter. Sprecher In den ersten 24 Sekunden des Films ist nur eine orangene Leinwand zu sehen. ... Orange ... nichts weiter als pures Orange ... konturlos und grell. (Musik kurz freistehend) Gleichzeitig schwillt übermächtige Synthesizer-Musik durch den Kinosaal. ... Auge und Ohr werden sofort maximal gereizt. (Musik kurz freistehend) Was dominiert hier? ... Ist es die Musik? ... Ist es das leinwandfüllende grell-orangene Bild? Es ist beides! ... Es ist Kubrick pur! (Musik kurz freistehend) Der orangene Farb- und Musikrausch zu Beginn des Films wechselt abrupt in ein menschliches Gesicht, das die ganze Leinwand einnimmt: Alex. (Musik kurz freistehend) Die kraftvolle Musik multipliziert die Wirkung des starren Blicks, der ohne die geringste Abweichung auf den Kinobesucher gerichtet ist. (Musik kurz freistehend) Langsam fährt die Kamera zurück. Andere Personen kommen ins Bild. ... Die Menschen auf der Leinwand verharren - ebenso wie die Betracher im Kinosaal - fast regungslos an ihrem Platz. Nur die Kamera und die majestätische Musik sind spürbar in Bewegung. (Musik kurz freistehend) Mit kraftvollen Schritten dringen die Klänge tief ins Gehirn des Zuschauers. Die Szenerie aus Bild und Klanggewalt wirkt irreal. ... Wer beobachtet hier wen? ... Musik Original-CD "Clockwork Orange (Original Soundtrack)": "Title Music From A Clockwork Orange (From Henry Purcell's Music for the Funeral of Queen Mary)" von Wendy Carlos Das Musikstück läuft bis ganz zum Ende freistehend weiter - also bis insgesamt 2'22" Sprecher Die amerikanische Komponistin Wendy Carlos - die noch bis 1979 Walter Carlos hieß - spielte diese Eingangsmusik und viele andere Kompositionen in "Clockwork Orange" auf dem Synthesizer. Carlos hatte bereits Ende der 1960er Jahre mit ihren elektronischen Interpretationen klassischer Werke den Synthesizer populär gemacht. Als sie von Kubrick den Auftrag erhielt, die Musik für "Clockwork Orange" anzufertigen, beherrschte sie das Instrument bereits perfekt. Ihrer Musik hebt das Innenleben von Alex hervor. Das musikalische Eingangsmotiv unterstreicht zunächst die Machtgefühle und das gewaltberauschte Wesen der Hauptfigur. Eingangsmotiv ("Title Music From A Clockwork Orange") mit musikalisch verfremdeten Stockschlägen (auf Alex). Kurz freistehend. Läuft weiter unter nachfolgenden Sprechertext. Gegen Ende des Films wird Alex selbst ein Opfer der Gewalt. Erneut erklingt das Eingangsmotiv. Zwei seiner ehemaligen Gang-Kumpanen drücken Alex Kopf in einen wassergefüllten Trog. Einer der beiden prügelt immer wieder mit heftigen Stockschlägen auf Alex ein. Wendy Carlos verstärkt jeden dieser Stockschläge mit musikalischen Verfremdungseffekten - die fast schmerzhaft auf den Hörer wirken. Original-Filmton »A Clockwork Orange« Eingangsmotiv ("Title Music From A Clockwork Orange") mit musikalisch verfremdeten Stockschlägen (auf Alex). Sprecher Am Anfang der Geschichte schwelgt Alex noch ausgiebig in seiner Leidenschaft für klassische Musik ... Original-Filmton aus »A Clockwork Orange« Alex im Off: "Es war ein wunderbarer Abend, und was er noch brauchte, um wahrhaftig großartig zu enden, war ein wenig vom alten Ludwig van." Alex startet eine Musikkassette. Zu hören ist nun ein Ausschnitt aus "9. Symphonie, 2. Satz" von Ludwig van Beethoven. Alex im Off: "Ooh, Unbeschreiblichkeit der Himmel... Es war die Herrlichkeit, und die Herrlichkeit wurde Fleisch! Wie ein Vogel, aus dem kostbaren Metall des Weltalls gesponnen... Wie Silberwein, der durch ein Raumschiff schwebt... Hier wird Schwerkraft zum Unsinn! Und während ich lauschte, sah ich so liebliche Bilder." Noch etwas freistehend: "9. Symphonie, 2. Satz" von Ludwig van Beethoven. Musik wird dann abgeblendet. Sprecher Die 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven hat es nicht nur Alex angetan. Wendy Carlos kreiert für "Clockwork Orange" eine ganz besondere Version des 4. Satzes der 9. Symphonie. (im Hintergrund beginnt die untenstehende Musik) Als der Film herauskommt, würdigt Kubrick die ganz speziell Leistung von Carlos bei diesem Stück. Zitator (Stanley Kubrick) "Walter Carlos hat meiner Meinung nach etwas absolut Einzigartiges auf dem Gebiet der elektronischen Umsetzung von Musik geschaffen. Walter Carlos ist der Einzige, dem es gelungen ist, elektronische Musik zu komponieren und so umzusetzen, dass nicht die Instrumente eines Orchesters nachgeahmt werden. Bei ihm entsteht eine eigene Ästhetik mit eigenen elektronischen Klangcharakteren. Seine Version des 4. Satzes von Beethovens 9. Symphonie wirkt so, als würde er von einem kompletten Orchester gespielt. ... Und das will etwas heißen." Musik Original-CD "Clockwork Orange (Original Soundtrack)": "9. Symphonie, 4. Satz" von Ludwig van Beethoven - bearbeitet von Wendy Carlos Das Musikstück läuft bis ganz zum Ende freistehend weiter - Also bis 7'00" Sprecher Und weil Kubrick so angetan war vom letzten Satz der 9. Symphonie, erklingt das grandiose Finale des Musikstücks ganz am Endes des Films noch einmal in der ursprünglich klassischen Version. Musik Original-CD "Clockwork Orange (Original Soundtrack)": "9. Symphonie, 4. Satz" von Ludwig van Beethoven - orchestral - Sprecher Mit diesem Musikstück begann auch die rund 30-jährige enge Zusammenarbeit zwischen Jan Harlan und Stanley Kubrick. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Bei »Clockwork Orange« habe ich diesen Betrieb kennengelernt. Da war ich Assistent. Und ich hab' mich eigentlich vor allen Dingen gekümmert ... um die Musik. Wir haben Musik ausprobiert. Ich hab' immer Musik-Vorschläge gemacht, aber nie ausgewählt - immer nur Vorschläge. Und dann habe ich die Rechte ... erworben. Also z.B. in »Clockwork Orange« war eine Vorlage, man brauchte 'n paar Minuten von Beethovens 9. Sinfonie. Und zwar von dem letzten Satz »Freude, schöner Götterfunken«. (Im Hintergrund: "9. Symphonie, 4. Satz" von Ludwig van Beethoven - orchestral - aus der Original-CD "Clockwork Orange (Original Soundtrack)") Damals waren Gewerkschaftsschwierigkeiten. Man konnte nicht einfach das von Decca bekommen. Und dann war ich also sehr auf der Suche. Dann hatte ich das Glück, dass Deutsche Grammophon, hatte eine Aufnahme, die war mono, und die war gar nicht mehr im Katalog. ... Ein hervorragender Dirigent, der das mit den Berliner Philharmonikern und sehr guten Solisten in den 50er Jahren gemacht hat. Dann bekam ich das für 3000 Mark die Minute. Und das war toll! Denn man kann nicht einfach neu aufnehmen - 4 ... 5 Minuten vom letzten Satz der 9. Sinfonie. Da braucht man ein großes Orchester, man braucht 'n Chor, man braucht vier Solisten, man braucht einen hervorragenden Dirigenten. Das ist gar nicht zu bezahlen, wenn man das in guter Qualität haben will. Und das wollte natürlich Kubrick." (Musik wird ausgeblendet) Sprecher Kubrick konnte bei diesem Film nicht mehr so viel Geld ausgeben, wie noch zuvor bei "2001: Odyssee im Weltraum". "Clockwork Orange" mußte mit deutlich geringeren Kosten realisiert werden. O-Ton Jan Harlan "Also das Budget war - glaub ich - etwa zwei Millionen. Und das haben wir auch eingehalten. Das war ein billiger Film - »Clockwork Orange«." Sprecher »Clockwork Orange« wurde ein großer Kassenerfolg und spielte die niedrigen Produktionskosten innerhalb kürzester Zeit wieder ein. Die eingesetzte Musik trug ganz wesentlich zum Erfolg des Filmes bei. Musik (Musik beginnt bereits unter dem vorhergehenden O-Ton) Original-CD "Clockwork Orange (Original Soundtrack)": "Timesteps" von Wendy Carlos Musik läuft unter dem folgenen Sprechertext + Zitator weiter. Sprecher Als »Clockwork Orange« in den Kinos lief, kreierte Rock-Star David Bowie seine Kunstfigur »Ziggy Stardust«. Um diese außerirdische Gestalt herum enstand dann ein Konzeptalbum, das Rock-Geschichte schrieb. Bei einem Ziggy-Stardust-Konzert in London ließ Bowie am Anfang, in der Pause und auch am Schluss Musik aus »Clockwork Orange« über die Saal-Lautsprecher abspielen. Seine Anregungen für die »Ziggy Stardust«-Bühnenkostüme holte sich Bowie ebenfalls aus »Clockwork Orange«. Jahre später erklärte er: Zitator David Bowie "Die Augenklappe, die Stiefel kupferten wir von Kubricks gewalttätiger Vorlage ab. Dazu suchten wir in London die knalligsten Stoffe für unsere Kostüme und nahmen dadurch der Gewalttätigkeit ihre Ernsthaftigkeit." Sprecher Bowie zelebriert seine "Horrorshow" auf der Bühne in enger Anlehnung an »Clockwork Orange«. Für Kubrick-Fans wie Bowie war es nicht die im Film dargestellte Gewalt, die Alex seltsam sympatisch erscheinen ließ. (Musik wird abgeblendet) Kubrick versuchte es in einem Interview zu erklären: Zitator Stanley Kubrick "Alex ist als Off-Sprecher stets bis zur Schmerzgrenze ehrlich. Dadurch entsteht eine seltsame psychologische Identifizierung mit ihm, ganz gleich, wie abstoßend sein Verhalten auch wirken mag." Original-Filmton »A Clockwork Orange« Alex im Off: "Ich hatte den Job gekriegt, dem Gefängnis-Pfaffen beim Gottesdienst zu helfen! Er war ein dicker, sabbelnder Großkotz … Aber mich mochte er gern, denn ich war jung und neuerdings auch sehr an der dicken Schwarte interessiert! ... Ich las alles über die Auspeitschungen und die Dornenkrone. Und stellte mir vor, wie ich selbst dabei half und eifrig mit tollschockte! Und auch die Nägel in den Balken schlug. ... Den letzten Teil mochte ich dann weniger. Da gab’s nur noch religiöses Geseire und keine Raufereien und nichts vom alten Rein-Raus-Spiel." Sprecher Alex Ausdrucksweise in »Clockwork Orange« ist ein eigens konstruierter Slang, wie ihn vielleicht eine fiktive Jugend in ferner Zukunft sprechen könnte. Alex ist ehrlich und direkt - aber auf sozialer Ebene völlig unterentwickelt. In der verzerrten Sicht des jugendlichen Alex fehlt fast vollständig das Mitgefühl für andere. Seine Welt besteht hauptsächlich aus Spaßmaximierung und "Horrorshow". Der Film zeigt die Auswirkungen dieser Gewalt. Original-Filmton aus »A Clockwork Orange« Alex im Off: "Der Durango 95 schnurrte nur so los, richtig Horrorshow. Und ein warmes Vibrato verbreitete sich in unserem Bauch." Geschrei und Geräusche eines rasenden Sportwagens. "Für eine Weile hatten wir unseren Spaß mit anderen Autofahrern. Und ließen so richtig die Kuh fliegen! Dann ging’s nach Westen, um einen von unseren alten Überraschungsbesuchen zu machen. Das war immer ein Mords-Trip, mit großer Schaffe, viel Geschrei und Ultra-Brutalem!" Filmmusik ("Die Diebische Elster" von Gioacchino Rossini) Kurz freistehend. Sprecher (Musik "Also sprach Zarathustra" beginnt bereits im Hintergrund) Jahrzehnte nach »Clockwork Orange« und Kubricks "Space Odyssey" schildert Bowie in einem Interview wie er bei einer seiner CD-Produktionen durch die Musik des Komponisten Richard Strauss inspirieren wurde: Zitator David Bowie "Entdeckt habe ich Strauss vor 30 Jahren, als ich zum ersten Mal den Kubrick-Film »2001: Odyssee im Weltraum« sah, mit dieser fabelhaften Einleitung, die ja heute wie ein Radiojingle benutzt wird. Ich dachte mir damals: »Großartig ­ das ist sicher einer, der Werbemusik schreibt.« War aber dann, wie ich auf dem Soundtrack erkennen konnte, ein Typ namens Richard Strauss." Musik Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Main Title: Also sprach Zarathustra (Movie Version)" von Richard Strauss. "Zarathustra" läuft im Hintergund weiter. O-Ton Nils Daniel Peiler Filmwissenschaftler "»Also sprach Zarathustra« war ein Stück, das für die Connaisseure des klassischen Musikbetriebs - einer kleinen Minderheit - bekannt war. Aber das hat Kubrick extrem popularisiert." Sprecher Filmwissenschaftler Nils Daniel Peiler: O-Ton Nils Daniel Peiler Filmwissenschaftler "Diese Wirkung, diese Breitenwirkung die »Also sprach Zarathustra« heute hat, auch wenn's im klassischen Konzertbetrieb heute aufgeführt wird, die hätte es nie geben ohne den Einsatz in »2001«! Und das geht soweit, wenn heute ein berühmtes Orchester »Also sprach Zarathustra« bringt, dann wird im Programmheft oder sogar auf dem Plakat schon darauf hingewiesen, dass diese Musik als Filmmusik eingesetzt wurde. Auch etwas wirklich herausragendes." Sprecher Jan Harlan hatte Kubrick in der Produktionsphase von "2001: Odyssee im Weltraum" auf »Also sprach Zarathustra« aufmerksam gemacht. Über 30 Jahre später musste sich Harlan noch einmal näher mit diesem Stück von Richard Strauss beschäftigen. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Als ich meinen Dokumentarfilm gemacht habe über Kubrick im Jahr ... 2001, da mußte ich natürlich auch diese Musik nehmen. Aber ich hatte die Rechte nicht. Denn das kann man nicht einfach nehmen. Peters Edition - ist ein weltweiter riesiger Verlag für Musik. Also bin ich zu Peters gegangen und hab' mit dem Boss gesprochen. Und hab' gesagt, also ich will 'n Film machen über Kubrick. Ich brauche aber ihre Musik. Aber ich hab' natürlich ein limitiertes Budget. Also ich kann da nicht 40 000 Pfund bezahlen. Und dann war der furchtbar nett und sehr begeistert und sagte: Passen Sie auf, das ist so. Dadurch, dass Kubrick diese Musik gewählt hat für »2001«, haben wir das so oft verkauft für Werbung und andere Dinge - und haben so viel Geld damit verdient. Sie können das haben für einen Pfund. [lacht] ... Ja, ich hab's umsonst gekriegt." Musik Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Requiem For Soprano, Mezzo Soprano, Two Mixed Choirs & Orchestra" von György Ligeti. Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext weiter. Sprecher Nicht nur Richard Strauss wurde durch Kubricks 2001 einem weltweit großen Publikum bekannt. Der Film machte auch den aus Rumänien stammenden Komponisten György Ligeti schlagartig berühmt. Musik Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Requiem For Soprano, Mezzo Soprano, Two Mixed Choirs & Orchestra" von György Ligeti. Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext und O-Ton weiter. Sprecher "2001: Odyssee im Weltraum" war für Stanley Kubrick etwas ganz Besonderes. Nicht nur bei der Bildästhetik. Auch die Musik sollte mit alten Hörgewohnheiten brechen. Ligetis Musik kannte Kubrick zunächst überhaupt nicht. Seine Frau Christiane gab dann den entscheidenden Hinweis. Jan Harlan - Christiane Kubricks Bruder - erzählt, wie es dazu kam. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Ligeti zum Beispiel, das war reiner Zufall, weil Christiane Kubrick hat das zufällig im Radio gehört. Rannte rüber in den Cutting-Room, und sagte zu Stanley: »Oh, hör' dir das schnell an. Ich glaube, dass ist genau das was du brauchst.« Und genauso war es." Sprecher Die Musik von György Ligeti trug schließlich entscheidend zur Gesamtwirkung von 2001 bei. Musik Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Requiem For Soprano, Mezzo Soprano, Two Mixed Choirs & Orchestra" von György Ligeti. kurz freistehend Musik wird abgeblendet. Sprecher Kubrick war so angetan von Ligeti, dass er auch bei späteren Filmen auf die Musik des Komponisten zurückgriff. (Etwa an dieser Stelle beginnt im Hintergrund "Lontano" von György Ligeti) 12 Jahre nach der Weltraum-Odyssee erklingt Ligetis "Lontano" mehrmals in »Shining« - einem Horrorfilm, der genreuntypisch überwiegend im Hellen spielt. Musik "Lontano" von György Ligeti Sprecher Der Kinobesucher blickt bei Ligetis befremdlichen Klängen in menschliche Gesichter, die Furcht und Wahnsinn widerspiegeln. Musik Weiter "Lontano" von György Ligeti O-Ton Frank Strobel Dirigent "Er hat mit Sicherheit dafür gesorgt das György Ligeti weltweit eine Karriere machen konnte." Sprecher So der Dirigent und Filmmusik-Experte Frank Strobel. O-Ton Frank Strobel Dirigent "Weil, mit einem Schlag man sich natürlich fragte: Was ist das eigentlich für eine Musik? Wer steckt da dahinter?" Musik CD "Clockwork Orange (Original Soundtrack) "9. Symphonie, 2. Satz" von Ludwig van Beethoven Musik läuft unter dem folgenen Sprechertext + Zitator weiter. Sprecher Kubrick griff oft auf bereits bestehene Musik zurück - wie eben Johann und Richard Strauss, Beethoven, Schubert, Händel oder Ligeti. Die übliche Vorgehensweise für die Musikausstattung eines Filmes interessierte Kubrick nicht: Zitator Stanley Kubrick "Wie gut unsere besten Filmkomponisten auch sein mögen, Beethoven, Mozart oder Brahms sind sie nicht. Warum soll man sich mit Musik begnügen, die weniger gut ist, wenn ein derart reicher Schatz an großer Orchestermusik aus Vergangenheit und Gegenwart verfügbar ist?" (Musik wird abgeblendet) Sprecher Diese Sichtweise setzte Kubrick erstmals bei "2001: Odyssee im Weltraum" mit großer Konsequenz um. Der Filmwissenschaftler Nils Daniel Peiler hat an der Londoner University of the Arts Teile des umfangreichen Kubrick-Nachlasses einsehen können. Er fand dort auch Unterlagen, die die Entstehungsgeschichte der Filmmusik für "2001: Odyssee im Weltraum" dokumentieren. O-Ton Nils Daniel Peiler Filmwissenschaftler "Was mich extrem überrascht hat war, wie spät der Soundtrack stand. Ich hab im Archiv die Korrespondenz nachgelesen, zur Musikrechteklärung. War lange die rechtliche Situation gar nicht klar. Der Soundtrack hat sich erst ganz kurz vor der Premiere geklärt." Sprecher Bereits vorhandene musikalische Schätze setzt Kubrick auch bei seinen weiteren Filmen regelmäßig sehr wirkungsvoll ein. Gleichzeitig gibt er aber auch immer wieder neue Musikkompositionen in Auftrag. Beispielsweise für seinen letzten Film "Eyes Wide Shut". Hier steuert die englische Komponistin Jocelyn Pook einige großartige Musikstücke zum Soundtrack bei. Musik (Musik setzt bereits unter dem vorhergehenden Sprechertext ein) CD "Eyes Wide Shut" (Original Soundtrack)": "Masked Ball" Musik wird abgeblendet. Sprecher Vivian Kubrick, eine der Töchter des Regisseurs, zeigte großes Talent bei ihren Musik-Kompositionen für den Vietnam-Film "Full Metal Jacket". Musik CD »Full Metal Jacket« Original Soundtrack: "Leonard" Musik läuft unter dem nachfolgenden Sprechertext und Zitator bis zum Ende der 1. Stunde weiter. Sprecher Für Stanley Kubrick war die Musik ein elementarer Teil seiner Filmkunst. Gegenüber der New York Times erklärte er: Zitator Stanley Kubrick "Es gibt bestimmte Bereiche des Gefühls und er Realität, die Worten bemerkenswert unzugänglich sind. Nonverbale Ausdrucksformen wie Musik und Malerei können in diese Bereiche Vordringen." Musik CD »Full Metal Jacket« Original Soundtrack: "Leonard" Musik läuft unter dem nachfolgenden Sprechertext weiter. Sprecher Wie arbeitete der Regisseur in der Vorbereitung und am Drehort seiner Filme? Wie hat das System Stanley Kubrick in der Praxis genau funktioniert? Darüber mehr in der zweiten Stunde dieser Langen Nacht. Musik CD »Full Metal Jacket« Original Soundtrack: "Leonard" Musik läuft bis zu den Nachrichten freistehend weiter. 2. Stunde O-Ton Stanley Kubrick "Good evening. I'm sorry not to be able to be with you tonight to receive this great honor of the D.W. Griffith Award, ..." (Kubrick-O-Ton läuft im Hintergrund weiter) Sprecher Das knapp vierminütige Video stammt aus dem Jahr 1997. Ein alter Mann mit schütterem Haar und grauen Vollbart blickt frontal und ernst in die Kamera. Der kleine Filmschnipsel ist eine Rarität. Denn hier sieht und hört man Stanley Kubrick. Ein Mann, der wie kaum ein anderer Künstler den Auftritt in der Öffentlichkeit sein Leben lang gemieden hat. O-Ton Stanley Kubrick Kubrick-O-Ton kurz freistehend. Sprecher Es sollte Kubricks letztes öffentliches Statement sein. Er starb zwei Jahre später. O-Ton Stanley Kubrick Kubrick-O-Ton kurz freistehend. Zitator Stanley Kubrick (Voiceover) "Einen Film zu drehen ist wie der Versuch, auf einem Rummelplatz »Krieg und Frieden« zu schreiben. Aber wenn endlich alles geschafft ist, dann entsteht ein Glücksgefühl von solch einer Intensität, wie es selten im Leben vorkommt." O-Ton Stanley Kubrick "... when you finally get it right, there are not many joys in life that can equal the feeling. ..." Sprecher Der Anlass seines Auftritts vor der Kamera, war eine späte Ehrung durch seine Kollegen von der Directors Guild of America - der wichtigsten gewerkschaftlichen Vereinigung der US-amerikanischen Regisseure. Sie verliehen ihm 1997 den "D. W. Griffith Award" für sein Lebenswerk als Regisseur. O-Ton Stanley Kubrick Kubrick-O-Ton kurz freistehend. Zitator Stanley Kubrick (Voiceover) "Ich war nie sicher, ob die Moral des Ikarus-Mythos tatsächlich »Fliege nicht zu hoch« lautet oder ob man sie auch anders verstehen kann. Und zwar: Vergesst das Wachs und die Federn. Baut bessere Flügel!" O-Ton Stanley Kubrick "... Forget the wax and feathers and do a better job on the wings. ... Thank all of you, very much." Musik Musik beginnt bereits unter dem vorherigen O-Ton. Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Lux Aeterna" von György Ligeti Musik läuft lange weiter - unter den folgenden Sprechertexten und O-Tönen. Sprecher In seiner letzten öffentlichen Äußerung umreißt Stanley Kubrick mit kurzen Andeutungen die Kernelemente seiner Arbeit: Gründlichkeit ... Beharrlichkeit ... Liebe zum Produkt ... und die ständige Bereitschaft Neuland zu betreten. Musik "Lux Aeterna" von György Ligeti Kurz freistehend. Sprecher All diese Eigenschaften benötigte Stanley Kubrick insbesondere für seinen Film "2001: Odyssee im Weltraum" aus dem Jahr 1968. Musik "Lux Aeterna" von György Ligeti Kurz freistehend. Sprecher Das Risiko, mit diesem Mammutprojekt zu scheitern, war immens. O-Ton Volker Schlöndorff "Wie hat er den Mut gehabt, seiner eigenen Inspiration zu vertrauen, als er solche Unternehmen anging, und noch gar nicht abzusehen war, wie so ein Film 'mal aussehen würde? Und dafür trotzdem Millionen und Abermillionen zu investieren?" Sprecher Fragt sich auch heute noch Volker Schlöndorff - einer der international erfolgreichsten deutschen Regisseure. O-Ton Volker Schlöndorff "Das ist eine ganz, ganz besondere, großartige Eigenschaft von Kubrick! Bei allen Zweifeln muss er doch ein großes Urvertrauen in sich gehabt haben." Musik "Lux Aeterna" von György Ligeti Kurz freistehend. O-Ton Volker Schlöndorff "Ich hätte nicht die Geduld gehabt - die unendliche, pedantische Geduld von Kubrick - den Effekten der Schwerelosigkeit so nachzugehen. Den unendlichen Aufwand den das erfordert. Auch die Angst vor den Kosten hätte es mir unmöglich gemacht solche Maschinen zu erfinden, mit denen er dann die Schwerelosigkeit dargestellt hat." Musik "Lux Aeterna" von György Ligeti Kurz freistehend. Sprecher Es war nicht nur die Schwerelosigkeit, die Kubrick darstellen wollte. Auch die Lichtverhältnisse im Weltraum sollten möglichst realistisch auf die Leinwand gebracht werden. Das spezielle Problem dabei: Nur wenn ein anderes Objekt das Licht der Sonne reflektiert, entstehen im Weltraum aufgehellte Schattenflächen - ähnlich wie auf der Erde. Ohne solche Reflektionen wird es schwierig, Raumflugkörper im Film dreidimensional erscheinen zu lassen. Bernd Kammermeier, Filmemacher und Experte für Spezialeffekte, hat sich eingehend mit Kubricks »2001« beschäftigt. So auch mit der filmtechnischen Herausforderung bei der Darstellung von Schatten im Weltraum. O-Ton Bernd Kammermeier "Und zwar, im Weltraum gibt es ja keine Aufhellung von Schatten. Also, wenn ich jetzt zum Jupiter fliege, dann habe ich die Sonne, und auf der anderen Seite. Was ist da? Da ist ja nur der dunkle Weltraum. Da kann also nichts sein. Also diese Schatten müssten völlig schwarz sein. Aber Kubrick hat das damals mit so einem ganz düsteren Blauviolett aufhellen lassen. Gerade so an der Zeichnungsgrenze. So dass man das Objekt noch wahrnimmt, die Struktur des Objektes, aber nie den Eindruck hat, man würde dort Licht sehen. Das ist 'ne Gratwanderung. Hier zeigt sich wirklich die hohe Kunst, die schwer zu erreichen ist. Ich hab das später auch selbst versucht, solche Objekte so aufzunehmen, dass der Schatten eben wie 'n Schatten aussieht, aber doch noch 'ne Struktur enthält. Das ist so unendlich schwer! Und setze so viel Erfahrung und auch Tests voraus, bis das wirklich diesen Punkt erreicht." Musik "Lux Aeterna" von György Ligeti Kurz freistehend. O-Ton Bernd Kammermeier "Eigentlich jeder Fachmann in der Filmbranche, der mit der technischen Seite zu tun hat, ist nach wie vor völlig begeistert von dem was damals geleistet wurde." Musik "Lux Aeterna" von György Ligeti Musik wird abgeblendet. Sprecher Doch in Hollywood herrschte zunächst Zweifel, ob so ein Film wie "2001: Odyssee im Weltraum" überhaupt gelinge könnte. Anfang der 1960er Jahre hatte Kubrick große Probleme eine Filmproduktionsfirma zu finden, die bereit war, ein derart ambitioniertes Projekt - mit völlig ungewissen Ausgang - in Angriff zu nehmen. Gewagt hat es dann schließlich der amerikanische Filmkonzern Metro-Goldwyn-Mayer - MGM. O-Ton Nils Daniel Peiler Filmwissenschaftler "Er hatte allen Studios dieses Projekt vorgeschlagen. Und alle haben's abgelehnt! MGM war das einzige Studio, das »2001« angenommen hat." Sprecher Erklärt der Filmwissenschaftler Nils Daniel Peiler. O-Ton Nils Daniel Peiler Filmwissenschaftler "Und Kubrick sagt sehr direkt: Damals war MGM eben in der Lage, dass es einen Chef gab, O'Brien, der tatsächlich persönlich entschieden hat, dieses Projekt anzunehmen. Er war nicht mehr lange im Amt, muß man dazu sagen. Also, die historische Situation war ganz spezifisch und sprach dafür, dass dieses Projekt in diesem Moment so gedreht und angenommen und auch ausgestattet werden konnte. Denn MGM hat Kubrick ja unglaublich viel Vertrauen entgegengebracht. Das Projekt von 1965-1968 zu fördern ... über ein Jahr Drehzeit-Verzögerung. Bei einem Gesamtbudget von 10,5 Millionen US-Dollar, sechseinhalb Millionen Dollar nur für Spezialeffekte zu verwenden - das gab's vorher einfach nicht!" Sprecher Auch Bernd Kammermeier unterstreicht das Risiko, das MGM damals einging. O-Ton Bernd Kammermeier "»2001« war ja eine immens teure Produktion für die damalige Zeit. Der wurde mal ... vor einiger Zeit ... nachbudgetiert. Und man hat festgestellt das der gar nicht mehr finanzierbar wäre heute. Also wenn man die Arbeitsleistung, die Stunden die da drin stecken, wenn man das alles mit heutigen Löhnen ansetzt." Musik Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauß. Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext und O-Ton im Hintergrund weiter. Sprecher »2001« wurde der finanziell erfolgreichste Film des Jahres 1968 und spielte bereits im Startjahr ein Vielfaches seiner Produktionskosten wieder ein. O-Ton Bernd Kammermeier "»2001« hat, ich sag jetzt mal auch - und das möchte ich 'mal ganz pathetisch sagen - das Kino gerettet! Denn das Kino war in den siebziger Jahren eigentlich ein sterbendes Medium. Man hat die Kinos in Schachtelkinos verwandeln. Große Häuser wurden unterteilt in fünf, sechs kleine Kinos. Man war eigentlich dabei abzuwickeln. Hollywood hat schon seine ganzen Requisitenbestände verkauft. Man ist mehr oder weniger zum Fernsehen übergegangen. Da kann man noch 'was produzieren. Da erreicht man noch 'was. Aber das Kino, das war völlig klar, ist irgendwann tot. (Donauwalzer kurz freistehend) Und durch diesen Anstoß von »2001«, dass eben die große Leinwand 'was bringt, dass technische Innovation und technischer Aufwand etwas bringt, haben sich Filme entwickeln können eben wie »Star Wars« - da kann man zu stehen wie man will - die das Kino gerettet haben! Ein Film der plötzlich 500 Millionen Dollar in die Kassen spült, stärkt natürlich die Position von Major-Studios, die dann sagen: Okay, wir investieren wieder in Filme, wo es sich lohnt, dass sie auf 'ner großen Leinwand zu sehen sind. Und das hat, aus meiner Sicht, das Kino gerettet. Die Schachtelkinos waren plötzlich passee. Es wurden dann irgendwann sogar wieder große neue Kinos gebaut." Sprecher Kubricks Risikobereitschaft und sein Mut filmtechnisches Neuland zu betreten zahlte sich bei »2001« auch finanziell aus. Doch bei seinen folgenden Filmen gelang ihm das nicht immer. (Donauwalzer endet) O-Ton Jan Harlan "Im Falle von »Barry Lyndon« war das nicht gelungen." Sprecher Erinnert sich Kubricks ausführender Produzent Jan Harlan. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Der Film war relativ teuer und ... nicht so erfolgreich. Und das hat ihn sehr betrübt. »Full Metal Jacket« - da war's genau umgekehrt. War enorm erfolgreich. »Clockwork Orange« - enorm erfolgreich. Zum Glück auch »2001«!" Sprecher Stanley Kubrick strebte bei seiner Arbeit stets größte Genauigkeit an. ... Aber natürlich müssen bei einer Produktion für einen abendfüllenden Spielfilm auch Zugeständnisse gemacht werden. Musik Original-CD " Full Metal Jacket (Original Motion Picture Soundtrack)": "Parris Island" von Abigail Mead Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext und O-Ton im Hintergrund weiter. Sprecher Jan Harlan kann sich noch gut an die Vorbereitungen für Kubricks Vietnamkriegs-Drama »Full Metal Jacket« erinnern. Es mussten mindestens sieben Schauspieler gefunden werden, die junge Rekruten verkörpern konnten. Beim Alter dieser Schauspieler sah sich Kubrick zu einem Kompromiss genötigt. Musik "Parris Island" von Abigail Mead Kurz freistehend. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Er war da durchaus flexibel. Er war überhaupt nicht stur. Viele Leute meinen immer, er sei ein solcher Perfektionist. Alles muß genau richtig sein. Das stimmt natürlich nicht. Denken Sie an »Full Metal Jacket«. Die Leute hätten 19 Jahre alt sein müssen. Das wäre richtig gewesen. Wir haben es auch versucht. ... Für »Full Metal Jacket« hatten wir über 2000 Casting-Tapes. Und wir fanden einfach nicht sieben Schauspieler, die gut waren. 19jährige junge Männer sind einfach noch nicht richtig erwachsen. Die sind zwar körperlich und physisch und auch intellektuell vollkommen da, aber nicht in ihrer Emotion. Deshalb sind sie so geeignet für die Armee. Wartet man bis die 25 sind, dann ist es vorbei. Das wußten schon die alten Spartaner in Griechenland. Die hatten 16jährige. War einfach lächerlich. Wir hätten vielleicht einen oder zwei gefunden. ... Das ist der Grund warum solche Leute wie DiCaprio solche unglaublichen Seltenheiten sind. Der Mann war gut mit 12 - und der blieb immer gut. ... Finden Sie 'mal sieben davon! Das ist gar nicht so einfach. (Musik wird abgeblendet) Dann haben wir uns entschlossen eben auf Matthew Modine zu gehen und Arliss Howard usw. Und dann war's ganz einfach. Aber die waren halt alle natürlich eigentlich zu alt! Also, gewissermaßen FALSCH ... - für eine Aufnahme im Marine Corps. Es war also auch ein Zugeständnis von Kubrick. Es war ihm wichtiger gute Schauspieler zu haben, als die richtige Altersgruppe." Musik Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Atmospheres" von György Ligeti. Kurz freistehend. Sprecher Insbesondere »2001: Odyssee im Weltraum« gilt als das Wunderwerk von Stanley Kubrick. Und genau deshalb versuchen Cineasten seit Jahrzehnten den ein oder anderen Fehler in diesem Film zu finden. Da geht es beispielsweise um die Frage, ob ein Mensch überleben kann, wenn er kurze Zeit ungeschützt dem Vakuum des Weltraums ausgesetzt ist. (Musik wird abgeblendet) In »2001« wird eine solche Situation dargestellt. Es ist die berühmte Szene in der der Bordcomputer HAL dem Astronauten Dave Bowman den Zugang zum Raumschiff verweigert. Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Atmo aus der Raumgondel in der Astronaut Dave Bowman sitzt. Dave Bowman: "Also gut, HAL! Dann werde ich eben durch die Notluftschleuse reinkommen." HAL9000: "Ohne deinen Raumhelm wird dir das wohl sehr schwer fallen, Dave." Sprecher Da hat die allzu menschliche Maschine grundsätzlich Recht. Im Film sprengt sich der Astronaut dann aus seiner kleinen Raumgondel heraus - direkt in eine offene Notluftschleuse des großen Discovery-Raumschiffs. (Im Hintergrund setzt Musik ein: Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Atmospheres" von György Ligeti. Musik läuft lange weiter unter den folgenden O-Tönen und Sprechertexten) In dieser Szene ist er volle 16 Sekunden lang - ohne Helm - dem Vakuum ausgesetzt. - Und überlebt. Geht so etwas? O-Ton Ulrich Walter "Ja, das geht. ... Sie tragen schwere Schäden davon." Sprecher Erklärt der ehemalige deutsche Wissenschaftsastronaut Ulrich Walter. O-Ton Ulrich Walter Wissenschafts-Astronaut "Wenn der Übergang zum Vakuum plötzlich ist - wie im Film - dann platzen ihnen die Trommelfelle. Die sind weg! Das ist keine Frage, weil eben das explosiv passiert." Sprecher Im Film wird allerdings dargestellt, wie - unbestimmte Zeit später - der ins Raumschiff gelangte Astronaut einen kurzen Dialog mit HAL führt. Er kann also verstehen, was HAL sagt. - Obwohl seine Trommelfelle geplatzt sind! Wie Mediziner bestätigen, ist auch das möglich. Allerdings versteht ein Mensch in solchen Fällen gesprochene Worte um etwa 40 Dezibel reduziert. Doch die Probleme gehen weiter. Auch der menschliche Blutkreislauf ist dem Vakuum kaum gewachsen. O-Ton Ulrich Walter Wissenschafts-Astronaut "Ihr Blut beginnt zu kochen. Es bilden sich Blasen. Und sie kriegen Kreislaufkollaps. Sofort. Aber das ist erstmal nicht schlimm. Denn ihr Gehirn, das entscheidende Organ, kann mit einem Kreislaufkollaps etwa ... 10, 15, 20 Sekunden leben. Das heißt, sie sind bei vollen Bewusstsein. Also sie haben Kreislaufkollaps. Aber erst nach 20 Sekunden ungefähr werden sie bewusstlos. Sie müssen halt nur zusehen, dass innerhalb dieser Zeit wieder der Kollaps rückgängig gemacht wird. Und das wird gemacht indem sie sofort wieder den Druck bekommen. (Plötzlicher Abfall des extrem hohen Tons kurz freistehen) Und diese Luftblasen in ihrem Blut rekollabieren sofort - instantan. Und das Herz ist ja nicht geschädigt. Und deswegen geht's direkt weiter." Sprecher Deshalb kann es auch für den Astronauten Dave Bowman im Film weitergehen. 16 Sekunden ungeschützt im Vakuum: Das zu überleben ist also - wissenschaftlich betrachtet - durchaus vorstellbar. Original-Filmton »2001: Odyssee im Weltraum« Atmo: Atemgeräusch von Astronaut Dave Bowman (nach dem geglückten Einstieg über die Notluftschleuse). O-Ton Ulrich Walter Wissenschafts-Astronaut "Er is'n Meilenstein! ... Er war ein Meilenstein von mir! Der Film war immer da." (Atemgeräusch wird abgeblendet) Original-Musik aus »2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen« Theme From 2010. (2010 The Year We Make Contact Soundtrack) Kurz freistehend. Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext und O-Ton im Hintergrund weiter Sprecher Eher ein Fehlgriff war eine filmische Fortsetzung, die 16 Jahre nach Kubricks Meisterwerk in die Kinos kam. »2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen« hieß die Arbeit des Regisseurs Peter Hyams. Die Romanvorlage schrieb Arthur C. Clarke. Clarke hatte bereits das Drehbuch für »2001« verfasst - zusammen mit Stanley Kubrick. Original-Musik »2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen« Kurz freistehend. O-Ton Bernd Kammermeier "»2010« ist ein völlig anderer Film." Sprecher Sagt Bernd Kammermeier. O-Ton Bernd Kammermeier "Die »Discovery« sah nie kleiner, nie erbärmlicher aus als in »2010«. Auch der Jupiter sieht nicht mehr so mystisch und so magisch aus wie in »2001«. Was hat man sich für 'ne Arbeit gemacht, dort die Wolkenbewegungen sogar darzustellen. Was völlig lächerich ist. Denn so schnell sind diese Wolkenbewegungen gar nicht in natura." (Musik endet) Sprecher Stanley Kubrick war zunächst überhaupt nicht mit einer Fortsetzung von »2001« einverstanden. Jan Harlan: O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Die Fortsetzung von »2001« - mit dem Film »2010« - ist geschehen ohne jedes Zutun von Stanley. Mit der großen Ausnahme, dass er bereit war es zu genehmigen. Ganz einfach, seinem Freund Arthur C. Clarke gegenüber. Denn der hat die Sache geschrieben. Und Arthur sagte: »Also, jetzt mach' mir doch keine Schwierigkeiten« - so ungefähr - »Ich lebe ja schließlich davon, diese Sachen zu schreiben.« ... Stanley hat sich von Arthur überreden lassen. Denn es passte ihm gar nicht." Sprecher Der Nachfolgefilm hat gezeigt, dass »2001: Odyssee im Weltraum« im Grunde nicht fortsetzbar ist. Auch der bekannte Zukunftsforscher und Publizist Matthias Horx hat sich in den 80er-Jahren die »2010«-Verfilmung im Kino angesehen. O-Ton Matthias Horx Zukunftsforscher "Als ich den Film gesehen habe, hatte ich das Gefühl von einem tiefen Schmerz in mir! Aber natürlich auch einem realistischen Schmerz. Weil man auch gesehen hat, man kann diese innere unaufgelöste Spannung von 2001, kann man nicht weiter tragen." Sprecher Kubrick hatte große Bedenken, als er erfuhr, dass ein anderer Regisseur eine Fortsetzung von »2001« drehen wollte. Das bedeutete allerdings nicht, dass er andere Regisseure nicht schätzte. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Erinnern Sie sich an einen Film, der hieß »The Emigrants and The New Land«? Das ist ein wunderbarer schwedischer Film von Jan Troell - 1970. Kannte kein Mensch. Also, er war vollkommen hingerissen. Da wollte er mit Jan Troell sprechen. Rief an, und sagte »Hier ist Stanley Kubrick.« Und dann kommt: »Ja, fein, thank you.« Kreee ... Weil, die Leute glaubten das nicht. Dann mußte er noch 'mal ... Das ist ihm oft passiert, das die Leute nicht glauben, dass er wirklich anruft. Schließlich hat es geklappt. Und dann sagte er ihm: »Ich fand es ja hinreißend, was Sie da gemacht haben! Das ist ja großartig!« Das ist ein Film mit Liv Ullmann. Und dann sagte er: »Wie haben Sie denn das gemacht?« usw. Und »wieviele Leute wart ihr denn da?« Irgendwo in Minnesota spielt das. Es wurde gedreht im Norden von Schweden. Und dann sagte er: »Wir waren eine Crew von sieben.« Und ich war dabei, bei dem Gespräch. Sagt er: »Sieben! Das ist ja fantastisch. Das möchte ich auch 'mal haben. Ich habe ja nur einen allein für's Catering.« Und dann sagte Jan Troell: »Oh, das Catering macht bei uns der Produktionsleiter.« Und dann meinte Stanley: »Das ist ja toll. Dann hat er wenigstens etwas zu tun.« [lacht] Er war sehr, sehr begeisterungsfähig für die Arbeit anderer, wenn die 'was besonderes geleistet haben. Und dieser Film ist natürlich hinreißend." Musik CD "Clockwork Orange (Original Soundtrack) "I Want To Marry A Lighthouse Keeper" von Erika Eigen Erika Eigen singt: "I wanna marry a lighthouse keeper and keep him company …" Musik läuft unter dem folgenen Sprechertext und O-Ton weiter. Sprecher Seit 1968 wohnte und arbeitete Stanley Kubrick dauerhaft in England. 1978 kaufte er ein großes Anwesen in der Nähe von London. Dort fand er - im Kreise seiner Familie und engsten Mitarbeiter - die nötige Ruhe, um neue Filmprojekte zu entwickeln und Dreharbeiten vorzubereiten. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Familienmann. Ging nicht gerne weg. Hatte die drei Töchter. Viele Hunde und Katzen. ... Das war sein tägliches Umfeld. ... Sah sehr viele Filme. Las ständig. Aber während der zweiten Woche Wimbledon z.B. war unser Büro ganz still. Denn da sah Stanley Kubrick jedes Spiel. Das mochte er sehr. Ich weiß noch genau. Wir sahen 'mal ein Spiel zusammen. Das war McEnroe gegen Boris Becker. Und Stanley war also ganz aufgeregt. ... Und sagte dann anschließend: »It's fantastic. No film can be ever so exciting.« Das ist auch eine Seite von Stanley Kubrick." (Musik endet) Sprecher Bereits seit Anfang der 1960er Jahre entstanden alle Kubrick-Filme fast ausschließlich in England. Sogar sein Vietnam-Film "Full Metal Jacket" wurde komplett in der Nähe von London gedreht. Musik Original-CD " Full Metal Jacket (Original Motion Picture Soundtrack)": "Transition" von Abigail Mead Musik läuft unter dem folgenden O-Ton und Sprechertext im Hintergrund weiter. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Für Kubrick kam es ja überhaupt nicht in Frage nach Vietnam zu gehen. Er wollte zuhause bleiben. Das ist ihm ja auch dann sehr gelungen. Wir haben 50 Palmen gekauft in Spanien. Wir haben auch kleines Gestrüpp gekauft. ... Das ist nicht echt. Aus Taiwan. Und so sind wir nicht auf's Land gegangen, sondern in eine kaputte Stadt." Sprecher Eine Dschungel-Kulisse war für "Full Metal Jacket" nicht erforderlich. Denn der Film spielt während der sogenannten Tet-Offensive. In dieser Phase wurde der Krieg hauptsächlich in den vietnamesischen Städten ausgetragen. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Das haben wir alles gemacht ... in einem ehemaligen Gaswerk im Osten von London: Beckton. ... Das wurde längst nicht mehr benutzt. Und wir durften dahin. Wir durften auch die Gebäude sprengen und das alles verändern. Weil, die wollten das sowieso alles loswerden. ... Das war einmal eines der größten Kohle-Gaswerke Europas. Mit 2000 Arbeitern." Sprecher Natürlich konnte Kubrick nicht alles in England verwirklichen. Für einige Außenaufnahmen wurden Mitarbeiter mit genau umrissenen Aufträgen in verschiedene Länder entsandt. So auch bei »Barry Lyndon«. Musik Original-CD »Barry Lyndon« Original Soundtrack "German Dance No.1 In C-Major (Franz Schubert)" Läuft unter dem folgenden Sprechertext und O-Ton lange weiter. Sprecher Das Historiendrama wurde in England, Irland und Deutschland gedreht. Für einige Filmaufnahmen in Deutschland war Jan Harlan zuständig. Beispielsweise für eine Szene vor dem Neuen Palais in Potsdam. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Wir haben ja sehr viele Aufnahmen gemacht in Deutschland. Da war Stanley natürlich nicht dabei. Aber das war klar, was er wollte. Das muß einfach schön aussehen." (Musik kurz freistehend) "Wir wollten unbedingt Potsdam haben. Denn in Potsdam waren die Verwaltungsgebäude von Friedrich dem Großen. Und das ist die einzige Straße, die wir gefunden haben auf der Welt, wo große barocke Gebäude stehen. Und Stanley war nun also vollkommen hingerissen - nachdem er das Foto gesehen hatte in einem Buch - und bat mich, doch mit den Leuten Verbindung aufzunehmen. Das habe ich dann auch getan. Das war gar nicht so einfach. Die DDR war nicht leicht zugänglich. Andererseits hatten die das natürlich auch sehr gern, Geld zu verdienen. (Musik kurz freistehend) Die baten dann mich ein Drehbuch mitzunehmen. Damit die das sehen konnten, das das also nicht etwa antisozialistische Propaganda war. Und das Drehbuch wurde mir sofort an der Grenze weggenommen. Ob ich denn nicht gewußt hätte, das man keine ... usw. Na ja, Sie können sich das vorstellen. Na ja, da kam ich also ohne Drehbuch an. Hab gesagt: Das Drehbuch liegt bei eurer Polizei, das wurde mir weggenommen. Dann waren die etwas peinlich berührt. OK, konnte man nix machen. (Musik kurz freistehend) Und es hat dann schließlich geklappt, mit den Behörden. Als wir dann die Erlaubnis hatten, und mit der DEFA zusammenarbeiteten: Das war genial! Das hat prima geklappt! Die haben dann also die ganzen Propagandasachen weggenommen von diesen großen Gebäuden, die da standen. Diese ganzen Fahnen. Die Telefon-Häuschen kamen weg. Diese ganze Straße wurde mit Kies übergossen. Wir bekamen die Kutschen aus dem Museum. Es war eine ganz kurze Einstellung. OK, das kostete 20 000 Dollar, aber es war's wert." (Musik wird abgeblendet) Sprecher Der umfangreichste und anstrengenste Teil von Kubricks Filmproduktionen war allerdings stets in England zu bewältigen. Musik Original-CD " Full Metal Jacket (Original Motion Picture Soundtrack)": "Attack" von Abigail Mead Musik läuft unter dem folgenden O-Ton und Sprechertext im Hintergrund weiter. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Nehmen wir »Full Metal Jacket«. Das war ein besonders schwieriger Film - für mich! Weil, man musste morgens zwei Stunden Auto fahren, bis man in Beckton war - in meinem Fall. Für ihn übrigens auch. Dann hat man den ganzen Tag überlegt: Was machen wir, wenn das Licht gut ist? Die sogenannte »Magic Hour« spielte eine riesige Rolle. Das ist die Zeit vor Sonnenuntergang. Da hat man ein Window von 15 Minuten. Da ist einfach das Licht ideal und schön. Und wenn Sie »Full Metal Jacket« 'mal genau ansehen, dann werden Sie sehen, dass immer dieses schöne Licht benutzt wird. Was so im Sommer um halb neun ist, oder im Herbst früher ... im Winter um 4 Uhr 30. Da war er sehr scharf drauf. Aber nicht immer. Ich meine: Es darf kein Klischee werden." Sprecher Kubrick war dafür berühmt, dass er einzelne Szenen extrem häufig wiederholte. 40, 50 oder gar über 100 Einstellungen sollen es teilweise gewesen sein. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Wir haben meistens immer zu viel gedreht. Weil er ja immer erst am Schluß schnitt - und nicht während der Dreharbeiten - ging er immer auf Nummer sicher, mit fast zu viel Einstellungen. Das Schlimme war oft, das wir eben eine Million Fuß Film hatten am Schluß. Und der Film selbst braucht nur 12 000." (Musik endet) Sprecher Kubricks genaue und zeitintensive Arbeitsweise wurde noch einmal anschaulich nachvollziehbar, als das Deutsche Filmmuseum die Aufgabe übernahm, den umfangreichen Nachlass des Regisseurs zu erschließen. Vier Jahre nach Kubricks Tod schickte das Museum einen erfahrenen Archivar nach London. O-Ton Jan Harlan "Und das war Bernd Eichhorn. ... Ein fabelhafter Mann. Der kam zu uns nach England, wohnte dann auch in dem Haus." Sprecher Erinnert sich Jan Harlan an das Jahr 2003. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Da haben wir erst 'mal aussortiert. Was ist persönlich? Was ist professionell? usw. Wir haben ja so viel Material. Er hat ja nichts weggeschmissen. Und hat alles immer nach Titeln geordnet. Die ganzen Drehbücher und Budgets und Fotografien und Entwickungen. Das haben wir alles da." Musik Philip Glass - Music with Changing Parts (Part 1) von Icebreaker Kurz freistehend. Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext und O-Tönen im Hintergrund weiter. Sprecher Das Ziel war eine große Ausstellung über Stanley Kubrick. Der spätere große Erfolg dieser Ausstellung war damals noch nicht abzusehen. Inzwischen wurde die Ausstellung weltweit in rund 20 Städten gezeigt. Weit über eine Million Besucher besichtigten bisher den Kubrick-Nachlass. O-Ton Jan Harlan "Es ist die größte Ausstellung über einen einzelnen Film- Regisseur, die je gemacht wurde." Sprecher Archivar Bernd Eichhorn stand damals vor einer Mammutaufgabe. O-Ton Bernd Eichhorn Archivar Kubrick-Nachlass "Ich habe drei Jahre in England verbracht – mit dem Nachlass. Ungefähr zwei Jahre davon habe ich auf dem Landgut von Kubrick gelebt. Und habe angefangen acht Monate lang die Sachen zusammenzusuchen und grob zu unterteilen. Der Kubrick-Nachlass bestand aus ungefähr 4000 Kisten. Am Anfang beim durchgucken der Sachen hatte ich wirklich nur im Kopf »Mein Gott, wie schaffe ich das nur, diese ganzen Kisten durch zu suchen?« Und letztendlich hatte ich quasi 10 Stunden am Tag gearbeitet und auch wenig Wochenende." Musik Philip Glass - Music with Changing Parts (Part 1) von Icebreaker Kurz freistehend. Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext und O-Tönen im Hintergrund weiter. Sprecher Bernd Eichhorn lernte bei seiner Sichtung die Arbeitsweise von Stanley Kubrick in vielen verblüffenden Details kennen. Auch die Synchronisation seiner Filme hat Kubrick genaustens überwacht. O-Ton Bernd Eichhorn Archivar Kubrick-Nachlass "Wenn jemand die englischen Dialoglisten in eine andere Sprache übersetzt hatte - z.B. ins Deutsche - dann hat Kubrick sich das Deutsche noch einmal ins Englische zurückübersetzen lassen. Und wenn er damit nicht einverstanden war, dann hieß das für ihn das das Deutsche auch schlecht war. Also musste man das noch 'mal übersetzen. Und wenn er damit einverstanden war - mit dieser Rückübersetzung - dann war er auch einverstanden quasi mit der Übersetzung an sich. Und dazu gibt's im Nachlass ziemlich viel. Gibt's haufenweise Dialoglisten." Sprecher Die Kontrolle des Regisseurs hörte selbst dann nicht auf, wenn die Filme bereits in den Kinos liefen. O-Ton Bernd Eichhorn Archivar Kubrick-Nachlass "Kubrick war interessiert daran, dass in den Kinos die Filme in der bestmöglichen Kopie und auch mit dem bestmöglichen Equipment gezeigt werden. Und das kann man für blöde halten, oder für irgendwie seltsam, aber es ist 'n Künstler und er will halt sein Kunstwerk auch entsprechend gezeigt haben! Und wenn 'ne Kopie rotstichig oder sowas war, dann hat er die ganze Charge vernichten lassen." (Musik wird abgeblendet) "Wenn da 20 Kopien aus dieser Filmcharge gezogen wurden, hat Kubrick das vernichten lassen und hat auf eigene Kosten 20 neue Kopien ziehen lassen! Da hat er gesagt: Vernichtet es. Ich zahl's. Zieht neue Kopien. Zahl ich auch. Weil er halt wollte dass seine Filme bestmöglich gezeigt werden! Manche Leute sagen halt, das ist pedantisch. Aber ich finde das prima, ich finde das klasse! Wenn man heutzutage ins Kino geht und sieht irgendwelche abgeschrammelte Kopien - das ist nicht schön!" Musik Original-CD " Eyes Wide Shut (Original Motion Picture Soundtrack)": "Waltz 2 from Jazz Suite" von Dimitri Shostakovich. Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher Bernd Eichhorn erlebte die Welt eines Regisseurs, indem er sich tief mit dessen umfangreichen Nachlass beschäftigte. Der deutsche Schauspieler Sky du Mont lernte Stanley Kubrick ganz unmittelbar kennen. Und zwar am Set seines letzten Filmes. Musik Original-CD " Eyes Wide Shut (Original Motion Picture Soundtrack)": "Waltz 2 from Jazz Suite" von Dimitri Shostakovich. Kurz freistehend Musik läuft unter dem folgenden Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher Bei den Dreharbeiten zu Kubricks Ehedrama "Eyes Wide Shut" im Jahr 1998 spielte Sky du Mont eine lange Szene mit Nicole Kidman. Laut Drehbuch sollte er die Hauptdarstellerin verführen. Doch bevor es dazu kam, war für den Schauspieler zunächst einmal tagelanges Warten angesagt. Sky du Monts Mutter lebte zu dieser Zeit in London. Er saß in ihrer Wohnung und wartete darauf, an den Set gerufen zu werden. Einen direkten Kontakt zu Kubrick hatte es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben. Dann plötzlich - an einem späten Nachmittag - kam der Anruf von einem Mitarbeiter des Regisseurs. (Musik wird abgeblendet) O-Ton Sky du Mont Schauspieler "»Ja, sie werden jetzt abgeholt. Er möchte probieren. Er möchte die Szene probieren.« Und ich setzte mich also ins Auto, und wurde dorthin gefahren. Und dort saß ich dann noch 'mal in der Garderobe drei Tage. Und plötzlich, ich hörte schon den Ruf »It's a Wrap!" - also is' Drehschluss - zog meinen Smoking aus, war gerade dabei meine Fliege auszuziehen, als dann der 25. Regieassistent kam und sagte: »Nein, Mr. Kubrick möchte gerne noch eine Probe haben.« Und ich ging also runter und sie spielten die Musik ein. Und Kubrick sagte gar nichts. Sagte nur: »That's!« Und ich tanzte mit Nicole und sollte den Text sagen. Und ich war so unvorbereitet, dass mir der Text nicht wirklich einfiel. Und dann sagte er nur: »Danke!« Und ich fuhr nachhause. Und dann riefen an diesem Abend ich glaube vier Leute an, die gesagt haben: »Kubrick hasst Schauspieler, die ihren Text nicht können.« Daraufhin habe ich gesagt: »Ich kann meinen Text. Das war nur so überraschend, und er hat eine solche Persönlichkeit, dass ich wie gelähmt war.«" Musik Original-CD "Eyes Wide Shut" (Original Soundtrack)": "When I fall in Love" Kurz freistehend. Läuft weiter unter dem folgenden O-Ton weiter. O-Ton Sky du Mont Schauspieler "Das ist für alle Schauspieler das gleiche. Sie kommen in ein bestehendes Team hinein. Die kennen sich schon alle. Die haben alle schon Hallo gesagt. Der eine weiss, der heißt Fred, und der andere John. Und da kommen Sie rein. Und Nicole hatte ja nun auch schon gedreht. Alle kannten sich. Und dann stehen sie ja erst einmal da ... im Smoking. Und dann gucken Sie rum. Und es ist so halbdunkel, weil ja helles Licht ist auf'm Set. Ich sah Kubrick gar nicht. Ich weiß auch gar nicht, ob wir uns begrüßt haben. Und dann spielte plötzlich die Musik, und ich sollte tanzen. Und das war so überraschend alles, das ich eben einen Hänger nach'em anderen hatte." (Musik wird abgeblendet) Sprecher Der Schock der ersten Begegnung verflog. Schon der nächste Drehtag lief für Sky du Mont deutlich normaler ab. O-Ton Sky du Mont Schauspieler "Und dann fingen wir an so kleine Takes zu drehen und zu probieren. Und das gefiel ihm dann anscheinend. Das lief dann ganz gut. Und der wurde eigentlich zusehends immer netter. Es war halt die Person die mich beeindruckt hat! Weil ich die Chance hatte mich mit Kubrick in den Drehpausen zu unterhalten. Und da habe ich einen Mann kennengelernt, der mich zutiefst beeindruckt hat." Musik Original-CD " Eyes Wide Shut (Original Motion Picture Soundtrack)": "Waltz 2 from Jazz Suite" von Dimitri Shostakovich. Kurz freistehend Musik läuft unter dem folgenden O-Ton im Hintergrund weiter. O-Ton Sky du Mont Schauspieler "Es war ja so, dass wir aufgenommen haben jeden Take, und dann mussten alle das Studio verlassen. Und nur Nicole, er und ich blieben zurück. Selbst der Kameramann musste raus. Und wir gucken uns dann auf einem riesigen Fernseher immer den Take an, den wir gerade gedreht hatten. Da war eine Großaufnahme von mir, wo ich ihr nur nachgucke. Und da hat er gesagt: »Da war irgendetwas.« Sage ich: »Nein, da war nichts. ...« Es stellte sich heraus, dass tatsächlich hinten zwei Komparsen durch's Bild gegangen waren. Er sah alles!" Musik Kurz freistehend. O-Ton Sky du Mont Schauspieler "Der Regiestil von Kubrick war halt diese unglaubliche Zeit die er hatte - und auch uns gab. Man hatte nie das Gefühl, dass man nicht sich hinstellen konnte und überlegen was er da meint. »Was sagt der da ... warum ... aha ... OK, ich gehe auf meine Marke.« Das ist ein ganz wunderbares Gefühl für einen Schauspieler! Absolute Ruhe! Nichts hat sich bewegt! Ich muss heute noch sagen bei Filmen »Clear the Eyeline!« Das heißt: Wenn ich eine Großaufnahme habe, hat hinter der Kamera und hinter dem Schauspieler den ich anspiele niemand zu gehen, zu gähnen, in der Nase zu bohren! Das muss ich in Deutschland alle 5 Minuten sagen! Über so was redete man gar nicht bei Kubrick! Das war selbstverständlich! Und dadurch entstand eine solche Ruhe, eine solche Wärme - dass man den Mut hatte nackig in die Szene zu springen - und zu spielen! ... JA!" Musik Kurz freistehend. O-Ton Sky du Mont Schauspieler "Das kennt man nur vom Theater. Wo's dann ganz ruhig ist. Und du nimmst richtig innerlich Anlauf ... und springst! Und wenn du dann noch 'n Regisseur hast wie Kubrick, wo du weist: Der fängt dich auf. Und sagt: ... »Zu viel« - oder so. ... Ohh!" Musik Original-CD " Eyes Wide Shut (Original Motion Picture Soundtrack)": "Waltz 2 from Jazz Suite" von Dimitri Shostakovich. Musik wird abgeblendet. O-Ton Sky du Mont "Ich hab etwas mit ihm erlebt, das habe ich noch nie erlebt mit einem Regisseur. Und zwar wollte er, dass ich eine Szene besonders snobistisch spiele - von oben herab." Original-Filmton 3 aus »Eyes Wide Shut« Sky du Mont - als Sandor Szavost: "What do you do, Alice?" Nicole Kidman - als Alice Harford: "Well, at the moment I'm looking for a job. …" Filmton läuft unter dem folgenden O-Ton im Hintergrund weiter. O-Ton Sky du Mont Schauspieler "Wenn Sie ein Theater-Schauspieler sind wie ich lernen Sie: Widerspreche nie dem Regisseur - du hast keine Chance. Sag immer: »Ganz tolle Idee was du da sagst, super.« Und mach's immer wieder so, wie du es richtig findest. Denn wenn du authentisch bist, bist du immer gut. Und ich wollte das nicht hochmütig arrogant spielen. Ich weiß noch, dass wir uns den Take anschauten auf dem Fernseher. Und er stand rechts von mir und guckte mich an, mit seinem grauen Bart. Und dann sagte er zu mir: »You didn't do, what I told you, did you?« Und ich sagte: »Oh, I'm sorry«. Hatte ich natürlich nie vorgehabt, das zu tun was er gesagt hatte. Aber man widerspricht nicht Kubrick. Und dann machte er etwas, da sind mir die Tränen in die Augen geschlossen. Er kam zu mir, umarmte mich, und sagte zu mir: »And you were right not to do it.« Das fand ich ... Da kriege ich 'ne Gänsehaut heut noch. Das war eine solche Größe von diesem Mann! Und dass ein Mann wie Kubrick zu einem Noname-Schauspieler wie mir - ich war ja für den nichts, gar nichts, 'ne Lokalprominenz - sowas sagt, das war für mich ... ich hätte ihm um den Hals fallen können und die Füße küssen gleichzeitig. Ich fand das ganz toll und ganz großartig. Von diesem Moment an hätte ich wahrscheinlich ... Wenn er gesagt hätte: »Spring aus dem Fenster.« ... Hätte ich zumindest drüber nachgedacht." Es war nicht die Arbeit selber die mich so beeindruckt hat, ... Die hat mich beeindruckt - gar keine Frage ... sondern es war dieses Charisma von diesem Mann. Diese Menschlichkeit, dieser Humor! Ich fand, der hatte einen unvergleichlichen Humor! Kubrick war ein richtig lustiger Mensch!" Original-Filmton »2001: Odyssee im Weltraum« Dezente Geräusche. Filmton läuft im Hintergrund weiter. Sprecher Sogar über "2001: Odyssee im Weltraum" wurde am Set von "Eyes Wide Shut" gelacht. Original-Filmton »2001: Odyssee im Weltraum« Dezente Geräusche und leise surrealistische Musik. Filmton läuft unter dem folgenden O-Ton im Hintergrund weiter. O-Ton Sky du Mont Schauspieler "Er drehte damals »Space Odyssey«. Und er wurde und wurde nicht fertig. ... Er mochte ja keine amerikanischen Produzenten. ... Und er wollte ja auch nicht nach Amerika mehr. Und dann kamen die [lacht] besorgten Produzenten angeflogen und gucken zu zwei Tage. Und dann gingen sie verzweifelt zu ihm und sagte: »Stanley, ... der Titel 'Space Odyssey 2001' ist doch hoffentlich nicht das Premiere-Datum?« [lacht] Und da hat er sich totgelacht, als er das erzählt hat." (Filmton wird abgeblenet) O-Ton Sky du Mont Schauspieler "Ich kann nur sagen, dass Kubrick mit mir unglaublich nett und rücksichtsvoll umgegangen ist. Und nach dem ersten Tag habe ich mich auf den Dreh gefreut! Ich war ja dann irgendwann mal fertig. Und bin sehr traurig gewesen. Und dann saß ich schon im Auto, und ging schon über den Flughafen in Heathrow, ... hatte meine Bordkarte schon - und plötzlich stürzte ein Fahrer auf mich zu und sagte: »Mr. Kubrick möchte noch einmal mit Ihnen drehen.« ... Das war Kubrick! Ich hatte damit keine Probleme. Im Gegenteil. Also fuhr ich wieder zurück. Und da wollte er die Szene nochmal drehen an der Bar." Sprecher Die Szene wurde gedreht. Der Regisseur war zufrieden. Und Sky du Mont verließ England. Er hatte kaum Hoffnung, Kubrick noch einmal wiederzusehen. Denn es war klar: Auch auf der Premiere von "Eyes Wide Shut" würde Kubrick nicht erscheinen. O-Ton Sky du Mont "Das interessierte ihn nicht, hat er zu mir gesagt." Sprecher Im folgenden Jahr erreicht den Schauspieler die Nachricht, dass Stanley Kubrick gestorben ist. O-Ton Sky du Mont Schauspieler "Als ich's erfahren habe, weiß ich dass mir die Tränen in die Augen geschossen sind. Und meine Frau mich ganz merkwürdig angeschaut hat. Und ich gesagt habe: »Da ist gerade ein ganz großer, großer Mensch von uns gegangen!« Er hat Schauspieler geformt! Er hat aus Schauspielern Talente herausgebracht, die nie jemand gesehen hat. Nicht 'mal die Schauspieler selber wahrscheinlich." Musik Original-CD "Eyes Wide Shut" (Original Soundtrack)": "Naval Officer" Kurz freistehend. Läuft weiter unter dem folgenden Sprechertext und O-Tönen weiter. Sprecher Es wäre doppelt tragisch gewesen, wenn es Kubrick nicht mehr geschafft hätte seinen letzten Film selbst zu schneiden. Die von Kubrick persönlich angefertigte Schnittfassung konnte aber noch planmäßig der Filmgesellschaft vorgeführt werden. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Als dann Warner Brothers schließlich den Film gesehen haben und begeistert waren, da war eine große Last von seinen Schultern genommen. Und ... er starb eine Woche später. Das war ... also ganz entsetzlich. Meine Frau war bei mir, was ein großer Trost war." Sprecher Erinnert sich Jan Harlan an einen der schmerzhaftesten Momente in seinem Leben. Musik Original-CD "Eyes Wide Shut" (Original Soundtrack)": "Naval Officer" Kurz freistehend. Läuft weiter unter dem folgenden O-Tönen und Sprechertext weiter. O-Ton Jan Harlan Ausführender Produzent von Stanley Kubrick "Ich war völlig aus dem Häuschen, als das passierte. Das ist klar. Wir alle waren das. Aber nun, man fängt sich, und es muß weitergehen. Natürlich war meine erste Sorge nicht nur die Familie, sondern auch, dass der Film noch nicht ganz fertig war. Das mußte ja gemacht werden. Es war ja fertig geschnitten. Der Film stand. Aber wir mußten noch gewisse Mischungen machen - und 'n paar Musikaufnahmen. ... Es war ganz klar, was Kubrick wollte. Insofern war das nicht schwierig. Es mußte nur getan werden." Sprecher Was ebenfalls noch gemacht werden mußte, war die Synchronisation des Films in verschiedene Sprachfassungen. Kubrick hatte immer gewollt, dass Nicole Kidman, Tom Cruise und alle anderen Schauspieler in »Eyes Wide Shut« durch erfahrene Regisseure in den jeweiligen Ländern synchronisiert werden. Eine dieser Synchronfassungen sollte der bekannte deutsche Regisseur Edgar Reitz übernehmen. So hatte es sich Kubrick gewünscht. (Musik "Naval Officer" kurz freistehend. Wird dann abgeblendet) O-Ton Jan Harlan "Da ja Stanley den Edgar Reitz so sehr schätzte, habe ich dann Edgar Reitz gebeten, ob er die Synchronisations-Regie übernimmt." Sprecher Doch Reitz war zu diesem Zeitpunkt mit dem dritten Teil seiner großen »Heimat«-Filmreihe beschäftigt. O-Ton Edgar Reitz Regisseur "Nach der damaligen Planung sollten im Sommer schon die Dreharbeiten beginnen. Und ich war mitten da drin und hab' zunächst einmal nicht zugesagt." Sprecher Erinnert sich Edgar Reitz. O-Ton Edgar Reitz Regisseur "Und wenige Wochen später rief Jan Harlan nochmal an und sagte: Jetzt ist Stanley gestorben ... plötzlich. Und er wolle trotzdem nochmal anfragen wie das da aussehe mit der Synchronisation. Und im Anbetracht des Todes - und weil ich wusste das er sich das gewünscht hatte - da hab' ich dann nicht mehr nein gesagt." Musik Original-CD "Eyes Wide Shut" (Original Soundtrack)": "Waltz 2 from Jazz Suite" von Dimitri Shostakovich. Kurz freistehend. Läuft dann unter dem folgenden Sprechertext und O-Ton weiter. Sprecher Edgar Reitz wählte bei »Eyes Wide Shut« einen Weg, der sehr selten bei einer Synchronisation angewandt wird. Bei einer normalen Synchronisation stehen die Sprecher relativ statisch vor einem Mikrofon. Reitz war der Ansicht, dass sich diese starre Haltung auf die Stimmlage der Sprecher überträgt. Diesen Effekt wollte er bei der Arbeit an Kubricks letzten Werk vermeiden. Seine deutschen Sprecher sollten sich bei der Synchronisation frei im Raum bewegen können. O-Ton Edgar Reitz Regisseur "Wenn Frau Kidman im Liegen spricht, dann habe ich auch meine Sprecherin hingelegt. Und dann musste sie im Liegen sprechen. Oder wenn ein Dialog in einem Treppenhaus war, sind wir in ein Treppenhaus gegangen und haben die dann die Treppe hochgehen lassen, und mit der Mikrofon-Angel verfolgt. So synchronisiert man normalerweise nicht! Das ist ein ganz anderes Verfahren." Sprecher Edgar Reitz und sein Sprecherteam mußten sich auch mit den speziellen körperlichen Eigenarten einiger Schauspieler in »Eyes Wide Shut« beschäftigen. (Musik "Waltz 2 from Jazz Suite" wird abgeblendet) O-Ton Edgar Reitz Regisseur "So spricht zum Beispiel die Nicole Kidman sehr eigenartig. Die setzt sehr merkwürdige Pausen. Die zerstückelt ihre Sätze. Und macht Pausen an Stellen, wo Menschen normalerweise nicht innehalten. Das erschwert es sehr beim Synchronisieren. Weil wenn die den Mund zu hat, kann natürlich der deutsche Sprecher auch nichts sagen. Dieses Stocken muss mitgespielt werden. Und da entstehen Antipathien. Da entsteht ein innerer Stau. So dass also auch die Sprecherin die die Nicole Kidman zu sprechen hatte sagte: »Ich hasse es, wie diese Frau atmet! Wenn ich so atme wie die, kann ich nicht mehr spielen. Aber wenn ich nicht so atme, wird's nicht synchron.« Und wenn Frau Kidman so merkwürdig atmet, dann darf man nicht anfangen sie zu hassen, wenn man sie spricht." Original-Filmton aus »Eyes Wide Shut« Innerhalb des Filmtons ist im Hintergrund die Musik "Naval Officer" zu hören. Nicole Kidman - als Alice Harford: "I barely slept that night. And I woke up the next morning in a panic. I don’t know if I was afraid that he had left or that he might still be there. But by dinner... I realized he was gone. And I was relieved." Sprecher Vier Wochen arbeitete das Team an der Synchronisation. In diesen vier Wochen hat Edgar Reitz den letzten Film von Stanley Kubrick so intensiv kennengelernt wie nur wenige andere Menschen. O-Ton Edgar Reitz Regisseur "Ich schaue mir jede Szene vielleicht 200 mal an. Wenn wir eine Stunde vor der Leinwand stehen und ich mit den Schauspielern über die Szene spreche, läuft das permanent, und permanent und ich sehe jede Bewegung, bis wir sie auswendig können. Es ist schon eine wahnsinnige Vertiefung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Film-Wissenschaftler der einen Film analysiert so einsteigt." Original-Filmton aus »Eyes Wide Shut« von Stanley Kubrick Atmo im Hintergrund. Alice (Nicole Kidman): "Die Hauptsache ist, dass wir jetzt wach sind - und es hoffentlich noch lange Zeit bleiben. Bill (Tom Cruise): „Für immer.“ Alice: „Für immer?“ Bill: „Für immer!“ Alice: „Nein. ... Lass uns dieses Wort nicht benutzen. Es ist mir unheimlich." Musik Original-CD "Eyes Wide Shut" (Original Soundtrack)": "The Dream " von Jocelyn Pook. Läuft dann unter dem folgenden O-Tönen weiter. O-Ton Edgar Reitz Regisseur "Als Regisseur liebt man seine Darsteller ... In den äußeren Merkmalen, in der Haut, in dem Spiel des Lichtes. Und dennoch weiß man genau: Das was einen hier so fasziniert, ist nicht das Thema, ist nicht die Geschichte eigentlich. Irgendwo spielt sich aber dass ab, wovon die Geschichte handelt. Und es gehört für mich zu den absoluten Wundern dass es manchen Filmen gelingt diese nicht sichtbarer Welt zu beschreiben. Und das ist dem Kubrick hier gelungen. Das ist das was ich »magisch« nenne. Denn da können sie keine Rezepte herleiten. Da können Sie nicht sagen: Nehm' den und den Scheinwerfer ... Lass sie die oder jene Worte sagen. Dadurch kriegt man es nicht zu fassen. ... Weder die Kostüme, noch die Dekoration, die Ausstattung, noch die Wahl der Schauspieler, nicht der Star, und auch nicht die ganze Propaganda die damit gemacht werden kann - all das transportiert es nicht! Sondern es ist etwas Geheimnisvolles." Musik Original-CD "Eyes Wide Shut" (Original Soundtrack)": "The Dream " von Jocelyn Pook. Läuft dann unter dem folgenden O-Tönen weiter. O-Ton Edgar Reitz Regisseur "In allem was erzählt wird, ist so eine innere Erregung zu spüren. Diese Vibrationen ist ganz schwer zu beschreiben. Die lässt sich nicht an ganz konkreten Dingen festmachen." Musik Original-CD "Eyes Wide Shut" (Original Soundtrack)": "The Dream " von Jocelyn Pook. Läuft dann unter dem folgenden O-Tönen weiter. O-Ton Edgar Reitz Regisseur "Bei den Zuschauern ist das ganz unterschiedlich. Ich glaube das ist ein Film, der teilt die Menschheit in verschiedenste Gruppen auf. In jedem Kino sitzen da Leute, die erreicht das überhaupt nicht. Und es gibt andere, die geraten in Trance. Man kann aus so 'nem Film zum Beispiel auch keine Ausschnitte zeigen. Das ist das besondere daran. Weil Ausschnitte transportieren das nicht. Die Magie dieses Films ist im Ganzen und nicht in seinen Teilen." Musik Original-CD "Eyes Wide Shut" (Original Soundtrack)": "The Dream " von Jocelyn Pook. Läuft dann unter dem folgenden O-Tönen weiter. O-Ton Edgar Reitz Regisseur "So wie ein solcher Film von einem solchen Menschen gemacht worden ist, hat es so eine Eigentümlichkeit ... Und das ist die Faszination! Das unverwechselbare daran. Das ist die Faszination! Nicht das Thema, nicht der Stoff, nicht die Schauspieler, nicht die Dinge die man kaufen kann!" Musik Original-CD "Eyes Wide Shut" (Original Soundtrack)": "The Dream " von Jocelyn Pook. (Musik wird abgeblendet) O-Ton Edgar Reitz Regisseur "Also einmal ist Kubrick ein Filmemacher, der immer die Größe der Bildsprache gewollt und betont hat. Der uns klarmacht, dass es nicht darum geht etwas zu »verfilmen«, den Film nicht in den Dienst anderer Aussage-Medien zu stellen. Die Genauigkeit, die Leidenschaft, mit der er seine Bilder inszeniert spricht auch immer von diesem unbedingten, unverbrüchlichen Glauben an die Filmkunst. Setzt sozusagen dem klassischen Marktgegenstand Film immer auch entgegen die Behauptung: Dieses ist auch etwas anderes! Es ist etwas, was ihr alle nicht auf eurer Palette handeln könnt! Das ist etwas was 'ne Eigenständigkeit als Kunstwerk hat! Er widersetzt sich ja auf 'ne eigentümliche Weise dem Markt, obwohl er ja so erfolgreiche Filme gemacht hat. Das ist das Tröstliche auch daran: Der Kubrick ist der permanente Gegenbeweis gegen diese Meute von Leuten die sagen: »Entweder Kunst oder Geschäft!«" Musik CD "Clockwork Orange (Original Soundtrack) "Suicide Scherzo" "9. Symphonie, 2. Satz" von Ludwig van Beethoven Arranged and performed by Walter Carlos freistehend Musik läuft unter dem folgenen Sprechertext weiter. Sprecher In der Langen Nacht über Stanley Kubrick hörten Sie Ausschnitte aus den DVD-Veröffentlichungen der Filme "Wege zum Ruhm", erschienen bei Twentieth Century Fox Home Entertainment und "Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben", erschienen bei Sony Pictures Home Entertainment. Von Warner Brothers Entertainment waren außerdem Ausschnitte aus folgenen DVDs zu hören: "Eyes Wide Shut" "Full Metal Jacket" "Shining" "Barry Lyndon" "Uhrwerk Orange" sowie "2001: Odyssee im Weltraum". Um "2001: Odyssee im Weltraum" geht es noch einmal sehr ausführlich in der 3. Stunde der Langen Nacht. Der wohl berühmteste Film von Stanley Kubrick feierte im Jahr 2018 sein 50-jähriges Jubiläum. Musik Weiterhin - bis Ende: CD "Clockwork Orange (Original Soundtrack) "Suicide Scherzo" "9. Symphonie, 2. Satz" von Ludwig van Beethoven Arranged and performed by Walter Carlos 3. Stunde Atmo Wüstensteppe: Beginnt mit Windgeräuschen. Dann Vogelschreie, Zikadengeräusche. Atmo kurz freistehend. Läuft unter folgenden Sprechertext weiter. Zitator: (Aus dem Roman »2001: Odyssee im Weltraum« von Arthur C. Clarke) »Die Dürre hatte schon zehn Millionen Jahre angehalten, und die Herrschaft der schrecklichen Saurier war lange vorbei. Hier am Äquator, auf dem Kontinent, der eines Tages Afrika heißen würde, hatte der Existenzkampf ein neues Stadium von Grausamkeit erreicht. In diesem ausgetrockneten, ausgedörrten Land konnte nur der Kleinste oder der Schnellste oder der Zäheste gedeihen oder zu überleben hoffen. Die Menschenaffen der Steppe waren weder das eine noch das andere ...« Atmo Eingige Sekunden freistehende Steppen-Atmo. Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Requiem For Soprano, Mezzo Soprano, Two Mixed Choirs & Orchestra" von György Ligeti. Kurz freistehend. Musik läuft weiter unter Ansage. Ansage: Von Evolution und Ewigkeit - 50 Jahre »2001: Odyssee im Weltraum« Ein Feature von Rainer Praetorius Musik "All Along The Watchtower" Jimi Hendrix Kurz freistehend. Musik läuft weiter unter Sprechertext. Sprecher: 1968 war ein bewegtes Jahr. In Vietnam tobte ein Krieg - der unendlich schien. Eine entsetzte Welt erstarrte immer mehr in Hilflosigkeit. Erstmals in der amerikanischen Geschichte spaltete ein weit entfernter bewaffneter Konflikt die eigene Bevölkerung. Teile der Jugend gingen auf Distanz zu ihrer Regierung - und entfremdeten sich immer stärker von den Elternhäusern. Die politischen Schockwellen erreichten auch Deutschland - und eine Jugend, die nach dem zweiten Weltkrieg Rock‘n Roll und Coca Cola entdeckt hatte. Junge Deutsche standen dem fernen Amerika zunächst positiv gegenüber. Doch nun wurden alte und neue Werte in Frage gestellt. Auch viele deutsche Jugendliche brachen jetzt mit ihren Elternhäusern und den staatlichen Autoritäten. Enttäuscht blickten sie auf eine ältere Generation, die in weiten Teilen unfähig erschien, ihre eigene Kriegsschult anzuerkennen. Mehr noch - zahllose ehemalige Nazis besetzten nach wie vor einflussreiche Posten. Musik "All Along The Watchtower" Jimi Hendrix Kurz freistehend. Sprecher: Weit weg von den politischen Realitäten des Jahres 1968 - gab es da noch einen Film, der etwas Besonderes war. Er hatte im April 1968 in den USA Premiere und kam im September auch in die bundesdeutschen Kinos: »2001: Odyssee im Weltraum« von Stanley Kubrick. O-Ton Matthias Horx "Da ging irgendwie so die Altersgruppe der Gymnasien [lacht etwas] ging da hintereinander rein. Ich weiß, ich hab den Film glaub ich achtmal hintereinander gesehen. Das war so'ne Art Volksfest dahin zu gehen, jedes Mal am Sonntag." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Requiem For Soprano, Mezzo Soprano, Two Mixed Choirs & Orchestra" von György Ligeti. Kurz freistehend. Musik läuft weiter unter Sprechertext und O-Ton. Sprecher: Sonntagmorgens lief »2001« lange Zeit immer um 11 Uhr in einem großen Frankfurter Kino, erinnert sich der bekannte Zukunftsforscher und Publizist Matthias Horx an seine ersten jugendlichen Kontakte mit Kubricks Film. O-Ton Matthias Horx "Das waren vielleicht 100 ... 200 Leute, die da immer sich zunickten, wenn Sie dorthin kamen. Das war eben eine Gruppe von Menschen, die das Staunen suchte. Und der Film nahm uns natürlich mit in den Kosmos, in eine völlig andere Konstruktion von Wirklichkeit. Und das war natürlich eine Atmosphäre wie in der Kirche! Ja, es war eine Art von Ergriffenheit, von hoher Konzentration, von fast transzendentaler Zugewandtheit, von meditativer Stimmung. Von Erschütterung, so kann man das glaube ich schon sagen. Er war ja nie ein Massenfilm - wie dann später Star Wars, oder auch die Star-Trek-Serien - er war ja immer etwas für eine bestimmte Art von Zielgruppe. Von Menschen die auf dem Weg waren, die Sinnsucher waren." Sprecher: Die bloße Inhaltsangabe des Films läßt nur undeutlich erkennen, warum dieses Werk imstande war Ergriffenheit zu erzeugen - oder sogar Anknüpfungspunkte für Sinnsucher bot. Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Requiem For Soprano, Mezzo Soprano, Two Mixed Choirs & Orchestra" von György Ligeti. Kurz freistehend. Musik läuft weiter unter Sprechertext. Sprecher: Gleich zu Beginn des Films wurden diejenigen überrascht, die ahnungslos ins Kino gegangen waren und dann einen typischen Science-Fiction-Streifen erwarteten. Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Requiem For Soprano, Mezzo Soprano, Two Mixed Choirs & Orchestra" von György Ligeti. Kurz freistehend. Musik läuft weiter unter Sprechertext. Sprecher: Der Film startet nicht in der Zukunft, sondern tief in der Vergangenheit - irgendwo in Afrika, vor vier Millionen Jahren. Rund 15 Film-Minuten lang geht es ausschließlich um eine Gruppe urzeitlicher Affen und deren Existenzkampf. Außerirdische greifen in die Evolution auf der Erde ein. Mit Hilfe eines geheimnisvollen Monolithen manipulieren sie die geistigen Fähigkeiten der Menschenaffen. Einer der Affen greift schließlich einen herumliegenden langen Knochen - und benutzt ihn erstmals als Werkzeug. Der Weg vom ersten primitiven Werkzeug zur hoch entwickelten Maschine wird noch weit sein. Doch mit diesem ersten Hilfsmittel beginnt der Aufstieg des Menschen. ( Musik kurz freistehend ) Vier Millionen Jahre später dringen Menschen tief in den Weltraum vor - und suchen in der Nähe des Planeten Jupiter nach Spuren ihrer urzeitlichen Geburtshelfer. Ein weiteres Mal ergreifen die Außerirdischen die Regie über die menschliche Evolution. Einer der Astronauten erlebt die Metamorphose seiner bisherigen Existenz - und verwandelt sich in eine völlig neue unerklärliche Lebensform. Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Requiem For Soprano, Mezzo Soprano, Two Mixed Choirs & Orchestra" von György Ligeti. Kurz freistehend. Musik läuft weiter unter O-Ton und Sprechertext. O-Ton Matthias Horx "Das war ein Festival der psychedelisch interessierten!" [lacht etwas] Sprecher: Beschreibt Matthias Horx das Publikum der Weltraum-Odyssee in seiner Jugend. O-Ton Matthias Horx "Großartig! Aber wahnsinnig schweißtreibend! Für das menschliche Hirn ganz schwer zu ertragen. Das ist ja auch der Grund, weshalb die Leute reihenweise in den Vorführungen in New York rausgegangen sind. Das hat ihr Hirn überhaupt nicht prozessieren können!" Sprecher: Den überraschenden Eklat bei der New Yorker Filmpremiere bestätigt auch der Filmwissenschaftler und Kubrick-Kenner Nils Daniel Peiler: O-Ton Nils Daniel Peiler "Bei seiner Premiere sind 241 Zuschauer - Bei der Premierenvorstellung! Noch vor Beendigung der Vorstellung! - aus dem Saal gelaufen. Zum Teil unter Geschrei, und wüsten Ausrufen." O-Ton Jan Harlan "Es war eigentlich nur die ersten 24 Stunden, die so schwierig waren für ihn." Sprecher: Beschreibt Jan Harlan die damaligen Nöte seines Schwagers Stanley Kubrick, dem Regisseur des Films. Als ausführender Produzent war Harlan 30 Jahre lang einer der engsten Mitarbeiter Kubricks. O-Ton Jan Harlan "Das lag aber auch daran, weil er das falsche Publikum hatte, für die sogenannte Uraufführung. Das waren altes Establishment. Das waren Leute ... wie er nannte »The Cadillac audience«. Das waren die falschen Leute." Sprecher: Ganz offensichtlich sprach »2001« in den ersten Jahren hauptsächlich Jugendliche an. O-Ton Jan Harlan "Leute über 40 oder womöglich über 50, konnten mit dem Film gar nix anfangen. Junge Menschen, die fanden den Film hinreißend. Stanley hat unendlich viele Briefe bekommen. Nachdem der Film rauskam. Vor allen Dingen von Jungens. Von Teenagers, so zwischen 12 und 25. Fast Liebesbriefe!" Sprecher: Bernd Kammermeier, Filmemacher und Experte für Spezialeffekte, erinnert sich noch gut wie er Kubricks Film das erste Mal als 11jähriger im ehemaligen Frankfurter MGM-Kino erlebte. Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Atmospheres" von György Ligeti. Kurz freistehend. Musik läuft weiter unter O-Ton. O-Ton Bernd Kammermeier "Das hat sich tatsächliche in meine persönliche DNS eingebrannt. Es gibt so viele Punkte in meinem weiteren Leben, die damit zusammenhängen, mit dem was an diesem Tag passiert ist. Man muss sich vorstellen, das MGM damals, das hatte 'ne 200-Quadratmeter-Leinwand, 'ne gewölbte Cinemascope-Leinwand. Da war 'ne 70mm-Projektion mit Sechskanal-Magnetton. Was sowieso die Krönung ist. Man sieht wie durch ein Fenster eine andere Wirklichkeit. Und darf daran teilhaben! Ich hab das als sehr großes Geschenk empfunden. Ich war aufgewühlt, innerlich. Ich hab das natürlich noch nicht sortieren können damals ... die einzelnen Gedanken. Das ist ja auch überwältigend! Das ist ein endloser Strom an visuellen und akustischen Eindrücken, den man erst 'mal verarbeiten muss." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Atmospheres" von György Ligeti. Kurz freistehend. Langsame Überblendung in Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Main Title: Also Sprach Zarathustra (Movie Version)" von Richard Strauss. Musik läuft weiter unter O-Ton. O-Ton Bernd Kammermeier "Für mich war im Grunde genommen das Ende des Filmes - als dann dieser Embryo über der Erde schwebt, oder dieser Fötus - das war für mich regelrecht eine Erleichterung! Ich war wirklich erleichtert, als ich dann wieder bei der Erde war. Und ich hab den Mond gesehen! Ich habe am Schluss den Mond wieder gesehen! Unseren Mond! Ich war wieder zurück! Ich hab mich wieder gefühlt, als ob ich wieder in Frankfurt wäre. [lacht etwas] Ganz komisch. Ich war während des Filmes nicht im Kino! Ich war wirklich in diesem Film! Der hat mich so intensiv mitgerissen. Und ich war total verwandelt! Ich kam aus dem Kino raus. Und diese Musik klingt noch nach." (Musik wird ausgeblendet) Atmo Eingige Sekunden freistehende Straßen-Atmo. Läuft weiter unter O-Ton. O-Ton Bernd Kammermeier "Raus auf die Straße. Und dann ist auf einmal Straßenverkehr, und Menschen laufen da. Und das war richtig wie so'n kleiner Schock für mich! Also, ich war plötzlich wieder hier. Und musste jetzt nachhause gehen. Ich war elf Jahre alt! Darf man nicht vergessen." Atmo Eingige Sekunden freistehende Straßen-Atmo. O-Ton Bernd Kammermeier "Wir hatten den Schlüssel vergessen. Meine Mutter war nicht da. Und dann ist mein Bruder übers Badezimmerfenster eingebrochen. [lacht] Hat die Glasscheibe kaputtgemacht, dass wir da reinkommen. Das sind alles Dinge, die sehe ich heute noch, wie ein Film. Und das kann einfach nur damit zusammenhängenden, dass meine Sinne völlig geschärft waren, durch »2001«! Und ich war ganz offen. Open­minded ... wie man so schön sagt. Diese Öffnung des Geistes auf einmal für Sinneseindrücke und für Erkenntnisse die ich vorher einfach nicht hatte!" Musik Beginnt bereits unter vorhergehenden O-Ton. Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Overture: Atmospheres" von György Ligeti. Kurz freistehend. Musik läuft lange weiter unter folgenden O-Ton. O-Ton Volker Schlöndorff "»2001« ist ja 'ne Einladung zu meditieren." Sprecher: Erklärt Volker Schlöndorff - einer der international erfolgreichsten deutschen Regisseure. O-Ton Volker Schlöndorff "Die ganze Betrachtung des Films lädt ein, sich zurück zu lehnen und zu träumen. Wo kommen wir hin? Wo gehen wir hin? Es ist ja beinahe ... man könnte auch schon sagen ... weniger 'ne Aufforderung an die Zukunft, als ein Requiem über unser ganzes Leben. Im Kopf des Zuschauers entsteht sehr viel, [lacht etwas] wenn er den Film ansieht. Also da werden Bereiche in der Fantasie, und im Kopf und in der Meditation angeregt, die bei Actionfilmen vollkommen unberührt bleiben. Es fehlten diese unmittelbaren Reize, diese Action-Reize. Und man war im Grunde zurückgeschmissen auf sich selbst, ... auf das Meditieren über unser Leben. Und das ist natürlich nicht jedermanns Sache im Kinopublikum." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Overture: Atmospheres" von György Ligeti. Kurz freistehend. Musik läuft lange weiter unter folgenden O-Ton. O-Ton Marc Hairapetian "Ich weiß auch noch als ich den Film das erste Mal gesehen hatte. Dann dachte ich: Das ist ja unglaublich! Da wird ja genau all das angesprochen, was mich beschäftigt! Diese Fragen: Woher komme ich, wohin gehe ich? Das waren Fragen, die ich mir auch schon wirklich als Kind gestellt hatte." Sprecher: Der heutige Filmkritiker und Kubrick-Kenner Marc Hairapetian war 15 Jahre alt, als er »2001« Anfang der 1980er-Jahre zum ersten Mal im Kino sah. O-Ton Marc Hairapetian "Ich hab' als Kind lange wach gelegen - wenn ich schlafen sollte in der Dunkelheit - und hab drüber nachgedacht: Was ist das Leben? Was bedeutet der Tod? Was wird danach sein? Wo ich dachte, vielleicht bin ich in einem dunklen Raum, der dann für immer dunkel ist. Ich kann niemand anfassen. Niemand ist um mich herum. Ich bin ganz alleine, nur noch mit meinen Gedanken." Sprecher: Die beunruhigenden Gedanken des Jugendlichen fanden in der Schlußsequenz von »2001« eine hoffnungsvolle neue Orientierung. Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "An der schönen, blauen Donau" von Johann Strauß. Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan Kurz freistehend. Musik wird gegen Ende des folgenden O-Ton abgeblendet.. O-Ton Marc Hairapetian "Das hatte auch 'was unglaublich tröstliches für mich. Dass ich gedacht habe: Vielleicht ist ja doch auch nicht alles vorbei. Im Weltall geht sowieso nichts verloren. Selbst wenn wir sterben ... Unsere Energie wandelt sich halt einfach nur. Materie zerfällt. Aber die Energie bleibt ja noch da. Die entweicht halt dann in den Raum. Und das hat der Film ja auf 'ne sehr schöne Art und Weise aufgezeigt. Dass das Ende 'was unglaublich erhabenes, tröstliches, schönes, berührendes hat." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Kurz freistehend. Musik läuft unter folgenden O-Ton weiter. O-Ton Matthias Horx "Um den Film in seiner vollen Dimension, seiner existenziellen Wucht zu erfahren, brauchen sie eine gewisse Form von innerer Einsamkeit, von fast Zerstörtheit! Von Sehnsucht, von Sinnsuche. Von innerlicher Unerlöstheit. Weil, er verheißt ja quasi diese große Transzendenz, die aber erkauft ist, durch wahnsinnige Einsamkeit, durch schreckliche Gefahren. Eigendlich muß man durch den Tod hindurch gehen!" Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Kurz freistehend. Musik läuft unter folgenden O-Tönen und Sprechertext weiter. O-Ton Bernd Kammermeier "Die generelle Atmosphäre von »2001« ist ja eigentlich fast durchgängig, möchte man fast sagen, Einsamkeit." Sprecher: Filmemacher Bernd Kammermeier denkt in diesem Zusammenhang an eine ganz bestimmte Szene in »2001«: Astronaut Dave Bowman sitzt in einer kleinen Weltraum-Gondel. Vor ihm befindet sich das geschlossene Schleusentor des großen »Discovery«-Raumschiffs. Der Bordcomputer HAL verweigert Bowman die Rückkehr ins Raumschiff. Er hat entschieden, die komplette Besatzung sterben zu lassen. ... Alles irgendwo weit draußen ... auf dem langen Weg zum Jupiter. O-Ton Bernd Kammermeier "Ich habe wirklich, als ich im Kino saß ... Ich hab' nicht 'mal die Besucher um mich herum gesehen. Ich war dort, weit weg von der Erde, weit weg von jeder Hilfe auch, auf sich selbst gestellt, ganz alleine mit diesem Dave Bowman zusammen." (Musik wird abgeblendet) Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Dave Bowman: "Hallo HAL! Hörst Du mich? ... Hallo HAL! Hörst Du mich? ... Hörst Du mich, HAL??" HAL9000: "Jawohl, Dave, ich höre dich." Dave Bowman: "Öffne das Gondelschleusentor!" HAL9000: "Es tut mir Leid, Dave, aber das kann ich nicht tun." HAL9000: "Das Unternehmen ist zu wichtig, als dass ich Dir erlauben dürfte es zu gefährden." ... Dave Bowman: "Du wirst jetzt tun, was ich dir befehle! Öffne das Schleusentor!" HAL9000: "Dave ... das Gespräch hat keinen Zweck mehr. Es führt zu nichts. - Lebwohl." Dave Bowman: "HAL? ... HAL? ... HAL ... HAL. ... HAL!!" (Dann kurze Schnappatmung!) Kurze Fortsetzung der Gondel-Atmo in der Astronaut Dave Bowman sitzt. O-Ton Bernd Kammermeier "Und dann ist alles weg! Dann ist jeder Kontakt zu irgendetwas weg! Also, ich glaube so einsam wurde noch nie ein Mensch in einem Film gezeigt. Und einsamer kann er eigentlich auch gar nicht werden. Außer er gibt sich selbst auf. Und das ist so beeindruckend!" Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Atmo aus der Raumgondel mit Dave Bowman. Läuft unter dem folgenden O-Ton weiter. O-Ton Bernd Kammermeier "Auch dieser Höhepunkte der Einsamkeit innerhalb der Einsamkeit war als der Bowman draußen in dieser Gondel saß. Dieses kleine enge Ding um ihn herum. Er begreift, dass dieser Computer ihm gerade höflich aber bestimmt gesagt hat, dass er nicht in das Raumschiff zurückkommt. Mit anderen Worten, dass er hier sterben wird." Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Dave Bowman: "Ich weiß wirklich nicht, wovon Du sprichst." HAL9000: "Ich weiß, dass ihr beide geplant habt mich abzuschalten. Und ich glaube, dass ich das nicht zulassen darf." Musik "Lontano für großes Orchester" von György Ligeti. Kurz freistehend. Musik läuft lange weiter unter den folgenden O-Tönen und Sprechertexten O-Ton Bernd Kammermeier "Da ist ja kein Mörder der mit der Pistole durch die »Discovery« läuft und die Leute umbringen will. Nein, das ist ein ganz freundlicher enthusiastischer Computer, der meint er muß diese Menschen abschalten, weil die eine Fehlerquelle sind!" Sprecher: Nicht nur Filmemacher Bernd Kammermeier ist beeindruckt vom HAL9000-Bordcomputer. Sehr schnell waren sich Publikum und Filmkritik einig: HAL ist der eigentliche Star in »2001«. Im deutschsprachigen Raum hat Synchronsprecher Peter Schiff maßgeblich zur herausragenden Rolle des Maschinenwesens beigetragen. Filmwissenschaftler Nils Daniel Peiler findet den deutschen HAL-Sprecher sogar noch besser, als das englische Original. O-Ton Nils Daniel Peiler "Also ich find das Peter Schiff für HAL - im Vergleich zu Douglas Rain im Original - oft noch nuancenreicher spielt." Sprecher: Nils Daniel Peiler hat sich viele Jahre wissenschaftlich mit Kubricks »2001« beschäftigt. Der Film war zunächst Thema seiner Masterarbeit. Dann schrieb er auch seine Promotion über »2001«. Die deutsche Synchronisation von »2001« hat er ausführlich untersucht. O-Ton Nils Daniel Peiler "Peter Schiff hat das unter der Regie von Michael Günther damals gesprochen, 1968 im Synchronstudio für MGM in Berlin. Und Günther hat diese Synchronarbeit in sehr enger Absprache mit Kubrick gemacht. Also die beiden haben telefoniert. Und Günther ist dann auch von Kubrick hinterher sehr gelobt worden für seine deutsche Fassung, die also in enger Absprache mit Kubrick entstanden ist." Sprecher: Peiler hatte 2013 die Gelegenheit ein längeres Gespräch mit Peter Schiff zu führen. O-Ton Nils Daniel Peiler "Das war 'ne sehr berührende Begegnung. Und es war auch das letzte Interview mit Peter Schiff. Er ist dann leider kurz darauf gestorben." Sprecher: Nils Daniel Peiler hat von diesem Gespräch einen Tonmitschnitt angefertigt. HALs deutsche Stimme ist - auch 45 Jahre nach der filmhistorischen Synchronisation - immer noch deutlich wiederzuerkennen. O-Ton Peter Schiff "Das haben wir in einem halben Tag gemacht. Ohne Kollegen, ich war allein im Studio. Der Regisseur, musste nur darauf achten, dass dieser merkwürdige Ton, so dieses ... nicht Mensch und nicht nur Maschine, dass das so ’rauskommt. Und den Ton ... den hab’ ich getroffen. Nach den ersten zwei Takes wurde gesagt: »Das ist richtig.« Und dann war's ja leicht durchzuhalten. Insofern war es vielleicht ganz gut, dass ich nur diese Takes hintereinander hatte, alleine, und gar nicht aus dieser Stimmung herauskommen konnte." Sprecher: An diesem halben Tag in einem Berliner Studio des Jahres 1968 ist die - für deutsche Zuschauer - emotionalste Figur in Kubricks »2001« entstanden. HAL - ein tragisch zerrissenes Kunstwesen - zwischen euphorischen Sendungsbewusstsein und mörderischer Täterschaft. O-Ton Bernd Kammermeier "Wir haben ja nur einen Bösewicht wirklich, den HAL9000. Und das ist eigentlich 'n ganz armes Schwein! Weil er in seinem Emotionen gefangen ist, in seiner Blechbüchse, und da gar nicht rauskommt." Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Atemgeräusch von Astronaut Dave Bowman. Dann die Stimme von HAL9000: "Ich spüre es. ... Ich habe Angst!" Atemgeräusch von Astronaut Dave Bowman. Sprecher: Die eigentliche Frage im Zusammenhang mit HALs tragischer Geschichte ist allerdings: Kann so ein emotionales Wesen wie HAL überhaupt jemals in eine solche »Blechbüchse« hineingelangen? Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Atemgeräusch von Astronaut Dave Bowman. Stimme von HAL9000: "Mein Instrukteur war Mister Langley. Und er hat mir auch ein Lied beigebracht." Atemgeräusch von Astronaut Dave Bowman. O-Ton Ulrich Walter "Dieser Film hat mich mein Leben lang begleitet - im Denken! Er hat tiefe Furchen hinterlassen in meinem Denken. Und zwar positive!" Atmo Orginal-Startgeräusche des Columbia Space-Shuttle am 26. April 1993. Mit Sprecher der NASA-Kommandozentrale. Kurz freistehend. Läuft unter folgenden O-Ton weiter. Sprecher: Am 26. April 1993 startete Wissenschaftsastronaut Ulrich Walter mit dem Columbia Space-Shuttle in den Erdorbit. In der Ladebucht des Shuttle befand sich das Spacelab-Raumlabor. Dort arbeitete der deutsche Astronaut 10 Tage in der Schwerelosigkeit des Alls. Im Zusammenhang mit Kubricks Film interessiert den Wissenschaftler Ulrich Walter die Frage, wie weit sich künstliche Intelligenz überhaupt entwickeln kann. O-Ton Ulrich Walter "Es ist logisch möglich, dass sie ein menschliches Gehirn eins zu eins abbilden. Das ist logisch möglich. Und ich denke, es wird irgendwann 'mal auch tatsächlich technisch möglich sein." Musik "Silentium" von Arvo Pärt. Kurz freistehend. Musik läuft lange weiter unter den folgenden O-Tönen und Sprechertexten Sprecher: Sollte es in ferner Zukunft tatsächlich gelingen ein menschliches Gehirn vollständig nachzubauen - dann würde diese Konstruktion auch über einem Teilbereich verfügen, der der sogenannten Amygdala entspricht. Also die Region des Gehirns, die emotionale Inhalte verarbeitet, bewertet und beispielsweise Angstgefühle erzeugt. O-Ton Ulrich Walter "Deswegen muss das Ding auch Gefühle haben! Wenn's die Amygdala hat." Sprecher: Fühlende künstliche Wesen wie HAL sind demnach - rein theoretisch - vorstellbar. O-Ton Ulrich Walter "Was dem Menschen dabei widerstrebt, ist das was ich Kohlenstoffchauvinismus nenne. Und gerade die westliche Welt - das Abendland - tendiert sehr stark zum Kohlenstoffchauvinismus. Also nach dem Motto: nur der Mensch ist die Krönung der Schöpfung, und er hat wirkliche Gefühle. Also »nicht Kohlenstoff« heiß ... also Silizium ... Das kann nicht so sein. Es darf nicht sein! Und ich glaub, da macht der Mensch 'nen großen Fehler. Da fehlt noch einmal der Bruch. Es gab verschiedene Brüche im Denken der Menschheit. Also von der Religiosität her: Der Mensch, die Krone der Schöpfung. Und dann stand die Erde nicht mehr im Mittelpunkt. Das war Kopernikus. Da wurde ihm das entrissen. Dann kam Darwin, der gesagt hat: Wir sind nicht eine besondere Schöpfung Gottes, sondern wir stehen mit dem Affen auf gleicher Stufe - in der Entwicklung jedenfalls. Und da, mit dem Kohlenstoffchauvinismus, da brauchen wir auch noch mal so'n kleinen Schubs." Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Atemgeräusch von Astronaut Dave Bowman. Dann die Stimme von HAL9000: "Ich habe Angst, Dave!" Atemgeräusch von Astronaut Dave Bowman. O-Ton Ulrich Walter "Und wenn ein Chip eine Amygdala hat, dann wird das genauso sein. Davon bin ich überzeugt. Es macht logisch kein Unterschied. Also weg mit dem Kohlenstoffchauvinismus!" Musik "Cantus in Memoriam Benjamin Britten" von Arvo Pärt. ab ca. 0'20", mit Beginn der Streicher. Kurz freistehend. Musik läuft lange weiter unter den folgenden O-Tönen und Sprechertexten. Sprecher: Stanley Kubrick hat es geschafft den Blick in die Weite des Weltraums künstlerisch wirkungsvoll umzusetzen. »2001« hinterläßt bei vielen Menschen Ergriffenheit und Erschütterung. O-Ton Jan Harlan "Er war ja überhaupt nicht religiös. Aber das bedeutet ja nicht, dass er nicht enormen Respekt hatte, vor dem was in der Unendlichkeit liegt." Sprecher: Erinnert sich Jan Harlan an seinen Schwager Stanley Kubrick. Das Drehbuch für »2001« schrieb Kubrick zusammen mit dem Wissenschaftler und Buchautor Arthur C. Clarke. Jan Harlan lernte Clarke Anfang der 1960er-Jahre in New York kennen. Die gemeinsamen Abendessen bei der Familie Kubrick führte die Männer immer wieder zusammen. O-Ton Jan Harlan "Wie er über das Weltall und das Universum spricht ... das ist einfach rührend!" Sprecher: Jahre später besucht Harlan Arthur C. Clarke an seinem Wohnort in Sri Lanka. O-Ton Jan Harlan "Dann hab' ich gesagt: Ja weißt Du, als ich ein junger Mann war, und ich hab' euch reden hören, beim Abendessen, wie ihr spracht über diese Billionen von Sternen ... und was weiß ich. Also mir kam das vor, als gäbe es Sterne, und Planeten und Monde, wie Sand am Meer! Und dann guckte er mich an und schüttelt den Kopf, und sagte: ... »Not enough sands!«" Sprecher: Clarkes wissenschaftlicher Hintergrund und seine tiefe Faszination gegenüber der Unendlichkeit des Weltalls beeinflussten Kubrick stark. Das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit war »2001«. Ein Film mit einer Raumwirkung, die auch Jahrzehnte später noch beeindruckt. Bernd Kammermeier: Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Kurz freistehend. Musik läuft unter Sprecher und O-Ton weiter. O-Ton Bernd Kammermeier "Das ist so entrückt und so fern! ... Ich hab das versucht lange Zeit zu ergründen wie es Kubrick geschafft hat durch diese Bilder zu erzeugen, dass ich mich an einem Ort fühle der so weit weg ist von dem Sitzplatz im Kino an dem ich mich befunden habe - wie es nie wieder ein Film geschafft hat! Selbst wenn »Star Wars« Lichtjahre weit fliegt ... Das kommt mir vor, als wenn's um die Ecke wäre. Aber Kubrick hat mich an einen Ort mitgenommen, der unglaublich weit weg ist!" Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Kurz freistehend. Musik läuft unter folgenden O-Ton weiter. O-Ton Matthias Horx "Der Weltraum ist natürlich dieser große dunkle Spiegel nach wie vor, in den wir rätselhaft hinein fragen: Ist da jemand? ... Ist da jemand, der uns helfen kann - in unserer temporären und fleischlichen Einsamkeit? ..." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Musik läuft unter folgenden O-Ton weiter. O-Ton Matthias Horx "Das war diese Scharnier-Situation in den späten sechziger Jahren ... wo die Religion ja wirklich massiv aus unserem Leben verdampfte. Und gleichzeitig die transzendenten Sehnsüchte umso mehr freigelegt wurden!" Sprecher: Zukunftsforscher Matthias Horx O-Ton Matthias Horx "Umso mehr auch als dass wir uns plötzlich bewusst wurden, welche ungeheuren Verbrechen unsere Eltern oder Großeltern vielleicht gemacht hatten. Das hat ja auch noch 'mal diese Sehnsucht nach einem jenseitigen Land, in dem die Unschuld ist, noch 'mal ungeheuer befördert!" Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Kurz freistehend. Musik läuft unter folgenden O-Ton weiter. O-Ton Matthias Horx "Es ist ja auch der verlorene Sohn, der in den Weltraum fliegt - und dort ein Held wird. Und ich werd' nie vergessen, diese berühmte Szene wo die zwei Spießer-Eltern dem Astronauten, über Millionen von Kilometern zum Geburtstag gratulieren." Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Hintergrundmusik: "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Vater von Frank Poole: "Hallo Frank!" Mutter von Frank Poole: "Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag, Liebling!" Vater von Frank Poole: "Alles Gute, mein Sohn!" Frank Poole - an HAL: "Die Kopfstütze höher, bitte." Vater von Frank Poole: "Ray und Sally wollten auch dabei sein. Aber im letzten Augenblick bekam Ray wieder mit der Bandscheibe zu tun." Filmton läuft unter dem folgenen Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher: Der junge Astronaut Frank Poole ist in diesem Moment mit dem Raumschiff »Discovery« auf dem Weg zum größten Planeten des Sonnensystems. Erstmals in der Geschichte der Menschheit nähern sich Menschen dem Jupiter. Frank Poole liegt auf einer Sonnenbank - nur mit weißen Shorts, Sportschuhen und roter Sonnenbrille bekleidet. Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Vater von Frank Poole: "Ach ja, noch 'was Frank! Ich glaube, Du brauchst dir wegen der Zahlungen für den AGS-19 keine Sorgen zu machen. Ich habe gestern mit der Buchhaltung in Houston gesprochen. Und die sagten mir, dass Du schon vom nächsten Monat an ein höheres Gehalt bekommen wirst." Filmton wird abgeblendet Sprecher: Während die Banalitäten seiner Eltern übertragen werden, hört man nur eine einzige Äußerung von Frank Poole. Ein Kommando an den Bordcomputer HAL: "Die Kopfstütze höher, bitte." O-Ton Matthias Horx "Und in dieser ungeheuren Coolheit haben wir uns natürlich wiedergefunden. Und unsere alten spießigen Eltern rufen ab und zu 'ma von Zuhause an ... Aber sie haben keine Ahnung! Sie verstehen überhaupt nicht ... auf welchen Reisen wir so sind. ..." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Musik läuft weiter bis O-Ton Kammermeier. O-Ton Matthias Horx "Auch in der Realisierung war das ja wirklich Virtual Reality vom feinsten! Und Kubrick hatte ja den Ehrgeiz alles so herzustellen als wäre es wirklich! Und deshalb war man damit konfrontiert dass man wirklich entführt wurde in eine radikal andere Fantasiewelt! Und das hat uns natürlich unglaublich fasziniert! Wir wollten raus! Nicht nur aus den Elternhäusern, sondern wir wollten auch geistig und spirituelle in den Weltraum." Sprecher: Und diesen Weltraum und seine Raumschiffe stellt Kubrick in einer Art und Weise dar, die völlig neu in der damaligen Filmtechnik war. Filmtrick-Experte Bernd Kammermeier kann sich noch an frühere Zeiten erinnern, als schlichte silberne Raketen und glatte fliegende Untertassen durch Science-Fiction-Filme flitzten. O-Ton Bernd Kammermeier "Und auf einmal kommt da einer daher, der zeigt uns Oberflächen mit Details übersät. Ich weiß heute - das ist ein psychologischer Trick. Weil wo viel Details ist, muss viel Fläche sein. Also macht das Gehirn daraus eine Größe. Das hat tatsächlich dann sich auch nicht mehr zurück entwickelt. Also mit 'ner silbernen Rakete bräuchte man heute dem Zuschauer nicht mehr zu kommen. Sämtliche Filme wo Raumschiffe vorkamen, haben diese Technik angewandt. Um einfach diese Suggestion von Größe herzustellen. Wenn man ganz feine Details auf eine Fläche klebt, dann muss diese Fläche groß sein. Also er hat mit allen Tricks die Gehirne seiner Zuschauer überlistet." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Lux Aeterna" von György Ligeti Musik läuft lange weiter - unter den folgenden O-Tönen und Sprechertexten. Sprecher: Räumliche Größe erzeugte Kubrick außerdem noch mit ganz anderen Mitteln. O-Ton Bernd Kammermeier "Da bewegen sich nicht Objekte dreidimensional an mir vorbei. Sondern das sind ausgeschnittene Fotos von Modellen gewesen. Und das Ganze wurde auf 'ne Glasscheibe montiert. ... Wurde dann in die Tiefe bewegt, und seitlich usw. Und die Kamera hat das dann bildweise aufgenommen. Und jetzt könnte man natürlich sagen: Ohh … aber da tut sich doch gar nix, ja. Nein! Wenn das so gefilmt worden wäre, wie man's auch davor schon gemacht hat, nämlich mit Modellen die sich so vorbei bewegen, wo ... Räumlichkeit entsteht, und wie man's heute maßlos übertreibt in Filmen. Dann hätte es nicht diesen Weltraumlook gegeben! Diese Schwerelosigkeit, diese Erdferne ... Auch dieses ganz seltsame, dass diese Objekte sich nicht verändern, sondern die haben was Statistisches. Auch die Bewegungen - diese völlig linearen Bewegungen. Der Weltraum ist unserem Kopf etwas Statisches, etwas Ewiges, etwas Grenzenloses, etwas Unveränderliches." Sprecher: Statik und Zweidimensionalität sind jedoch in heutigen Science-Fiction-Filmen die absolute Ausnahme. O-Ton Bernd Kammermeier "Später hat man dann 'ne computergesteuerte Filmkamera genommen - wie für »Star Wars« und sowas - und hat diese Objekte dann sehr dynamisch mit Weitwinkelobjektiv aufgenommen, dass dort eben so'ne dynamische Bewegung stattfindet. Aber diese Dynamik erzeugt auch immer Kleinheit! Das ist ganz seltsam. Das ist 'n seltsames optisches Phänomen. Denn wir sind es natürlich gewohnt in unserer unmittelbaren Umgebung Dinge dynamisch wahrzunehmen. Wenn ich meine Hand vor meinem Gesicht bewege, dann hat die 'ne Dynamik. Ein Berg in der Ferne, oder der Mond am Himmel, oder Dinge die weit weg sind, sind sehr viel ruhiger, sehr viel statischer und haben eben nicht diese dreidimensionale Bewegung, die man heute in Filmen versucht überall reinzubringen. Es gibt so viele Aufnahmen mit rasanten Zooms. Und WOHHH ... rein … und raus usw.! Das macht aber die Welt kleiner! Deswegen finde ich das Universum von »Star Wars« - obwohl es von der Geschichte her viel größer ist - unendlich viel kleiner als das eigentlich kleinere Universum in »2001«! Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Overture: Atmospheres" von György Ligeti. Musik läuft lange weiter - unter den folgenden O-Tönen und Sprechertexten. O-Ton Volker Schlöndorff "Die ästhetische Qualität war ja so überwältigend, dass wir, die Filmemacher ... ha'm wir das auf Anhieb geliebt!" Sprecher: Erinnert sich Regisseur Volker Schlöndorff an seine erste Begegnung mit Kubricks Odyssee im Jahr 1968. O-Ton Volker Schlöndorff "Und das stand so im Gegensatz zu dem was wir versucht haben - und was die Nouvelle Vague in Frankreich ... sag' mal Stichwort Godard ... versucht haben. Nämlich im Grunde mit verhältnismäßig primitiven Mitteln Film zu machen. Zu sagen, die Ideen, die Aussage, ist wichtiger als die Technik. Wir wollen uns nicht zu den Sklaven der Technik machen. Wir drehen mit der Kamera auf der Schulter. Wir nehmen den Ton brutal so wie er auf der Straße kommt - oder im Café. Und wenn da die Kaffeemaschine lauter ist als der Dialog, dann ist das eben so [lacht etwas] in der Wirklichkeit, ja. Und dem allem stand eben Kubrick gegenüber, der mit 'ner ganz ruhigen und perfekten Kamera ... äh, ja, Atemberaubendes herstellte. Und ohne dass man das Gefühl hat, er ist jetzt hier den technischen Zwängen unterworfen - sondern er unterwirft sich die Technik." O-Ton Bernd Kammermeier "Kameraleute, würde ich sagen, müssen irgendwo Zuhause 'n Schrein haben, wo »2001« drauf liegt, und da mindestens zweimal am Tag beten." Sprecher: Findet Bernd Kammermeier. O-Ton Bernd Kammermeier "Geoffrey Unsworth, der hat damals die Kamera gemacht, das ist einfach ein Meister der Kamera! So 'ne klassische, wirklich schön auskomponierte Einstellung, wo das Licht auch gesetzt ist, und die Figuren agieren, und die Dinge passieren. Das hat etwas Klassisches, etwas Ruhiges. Und man kann auch zuschauen. Man will auch dort zuschauen. Man sieht wirklich durch 'n Fenster. Und das ist in dieser Klarheit ganz ganz selten." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Overture: Atmospheres" von György Ligeti. Musik läuft weiter - unter dem folgenden O-Ton und Sprechertext. O-Ton Bernd Kammermeier "Ich denke wir sind heute durch die Filme an eine Schnelligkeit gewöhnt ... ein Schnitttempo ... alle zwei Sekunden ein Schnitt: Zack, Zack, Zack! Also man hat ja gar keine Zeit mehr sich auf ein Bild einzulassen. Das bedeutet natürlich umgekehrt auch: Man verlernt es, sich auf Bilder einzulassen. Seine Augen wandern zu lassen. Was ist denn da alles zu sehen?" Sprecher: Es gibt eine besondere Stelle in »2001«, wo jeder Kinobesucher ganz genau hingesehen hat - an die sich alle, die diesen Film erlebt haben, immer erinnern werden. Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Atmo: Affengeschrei. Filmton läuft unter dem folgenen Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher: Im ersten Teil des Films sieht man, wie vor vier Millionen Jahren ein urzeitlicher Affe einen Artgenossen erschlägt. Er benutzt dabei eine neuentdeckte Waffe - einem langen Knochen. Danach wirft der siegreiche Affe sein Werkzeug hoch in die Luft. (Atmo-Übergang zu Windgeräuschen) Die Kamera verfolgt diesen Knochen, der lange vor einem blauweißen Himmel umherwirbelt. Vollkommen ohne Überblendung oder sonstige Tricks wechselt die Szene. Musik "An der schönen, blauen Donau" von Johann Strauß. Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan Läuft unter dem folgenen Sprechertext im Hintergrund weiter. Sprecher: Es folgt ein abrupter Schnitt direkt in die Schwärze des Weltraums. In der Bildmitte ist jetzt ein länglicher Raumflugkörper zu sehen, der lautlos seine Bahn durch den Erdorbit zieht. Mit diesem sogenannte "Match Cut" erschuf Kubrick den wohl berühmtesten Schnitt der Filmgeschichte. Musik "An der schönen, blauen Donau" von Johann Strauß. Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan Kurz freistehend. Läuft unter dem folgenen O-Ton und Sprechertext im Hintergrund weiter. O-Ton Bernd Kammermeier "Dieser Schnitt! Und zwar heute - mit der heutigen Digitaltechnik - hätte man das so gemacht, dass das ein Morph ist, dass der sich direkt aus diesem Knochen verwandelt ... das Raumschiff. Und man hätte das ganz elegant ineinander überfließen lassen. ... FURCHTBAR!!!" Sprecher: Mit "Morph" umschreibt Filmtrick-Experte Bernd Kammermeier ein gängiges computergestütztes Filmverfahren, bei dem zwei unterschiedliche Bilder stufenlos gleitend von einer Erscheinungsform in eine ganz andere verschmelzen. O-Ton Bernd Kammermeier "Der Knochen und das Raumschiff sitzen nicht 'mal übereinander, an der gleichen Stelle! Die Bewegungsrichtung ist 'ne völlig andere. Aber trotzdem begreift man sofort was damit gemeint ist. Und das ist das Entscheidende! Darum geht es! Es geht nicht darum, dass ich sach' was für'n tollen Morph wir haben, und wieviel Pixel Auflösung der hat, und welche Farbtiefe usw. Das ist völlig uninteressant! Das sind technische Größen für technische Erbsenzähler. Film ist Emotion - ist Anrührendes! Muss funktionieren im Kopf." Musik "An der schönen, blauen Donau" von Johann Strauß. Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan Kurz freistehend. Läuft unter dem folgenen O-Ton und Sprechertext im Hintergrund weiter. O-Ton Bernd Kammermeier "Wenn man bedenkt - aus technischer Perspektive - wie primitiv beide Aufnahmen hergestellt wurden! Das eine war ... der hat 'ne MGM-65 auf der Schulter, und schmeißt den Knochen hoch und verfolgt das. Und das andere ist 'n ausgeschnittenes Foto von 'nem kleinen Raumschiffmodell, das auf 'ner Glasplatte vor 'nem Hintergrund vorbeigezogen wird. Primitiver geht's eigentlich nicht ... ja! Ein Schnitt dazwischen, an genau der richtigen Stelle, und es ist der berühmteste Schnitt der Filmgeschichte. Das ist die Kunst!! Die Kunst ist nicht die Technik, sondern die Kunst ist was ich damit mache!" Musik "An der schönen, blauen Donau" von Johann Strauß. Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan Kurz freistehend. Läuft unter dem folgenen O-Ton und Sprechertext im Hintergrund weiter. O-Ton Bernd Kammermeier "Der Film ist hochästhetisch! Der ist wirklich durchkomponiert bis es weh tut!! Das ist unglaublich!" Sprecher: Die filmtechnische und ästhetische Qualität von »2001« ist unbestritten. Allerdings wäre da noch dieses rätselhafte Ende des Films - das seit über 50 Jahren die Kinogänger gleichsam verstört wie fasziniert. Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Atmo/Musik. Läuft weiter unter Sprechertext und O-Ton. Sprecher: Das mysteriöse Filmende beginnt mit einem endlos farbigen Tunnel, in den Astronaut Dave Bowman mit rasender Geschwindigkeit hineingerissen wird. Nach diesem surreal anmutenden Sturz durch das All landet Bowman in einem hotelzimmerartigen Raum, der im Rokokostil eingerichtet ist. Außerirdische Lebewesen scheinen stets gegenwärtig – werden aber nie gezeigt. weiter Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Atmo/Musik kurz freistehend. O-Ton Bernd Kammermeier "Diese Wesen, die ihn da entführen, beobachten - wie auch immer, dort hingeleitet haben - die sieht man nie. Die haben aber auch nichts Gottähnliches. Die haben eher - für mich persönlich - etwas von Zoobesuchern, die man so wispern hört, dann in diesem Raum am Schluss … diese seltsamen Geräusche. Er schaut sich ja um und guckt dann: Ist da jemand?" weiter Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Wispern / seltsame Geräusche. Kurz freistehend. Sprecher: Die außerirdischen Lebewesen treten in »2001« immer nur indirekt in Erscheinung. Hauptsächlich in Form des schwarzen Monolithen. Was im Innern des aktionsfähigen Monolithen steckt, bleibt aus gutem Grund verborgen. Denn der Inhalt des Monolithen MUSS menschliche Vorstellungskraft übersteigen. Schließlich handelt es sich um die Kreation einer extrem überlegenen außerirdischen Intelligenz. Der Monolith ist das Produkt einer Zivilisation, die dem Menschen mindestens vier Millionen Jahre in der Entwicklung voraus ist ... weiter Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Atmo/Musik kurz freistehend. Sprecher: Der Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation dürfte "der wichtigste und dramatischste Augenblick der Menscheitsgeschichte sein", stellte Stanley Kubrick 1968 in einem Interview fest. Mit Furcht blickte der Regisseur diesem Augenblick jedoch nicht entgegen. Kubrick erklärte dem Interviewer: Zitator (für Stanley Kubrick): "Warum sollte sich eine ungeheuer überlegene Rasse denn die Mühe machen, uns zu schaden oder zu zerstören? Wenn eine intelligente Ameise plötzlich eine Botschaft in den Sand schreiben würde wie »Ich habe ein Bewusstsein - lass uns reden«, dann glaube ich kaum, dass ich sie einfach zertreten würde." Sprecher: In »2001« treten die Menschen ahnungslos und indirekt mit den Außerirdischen in Kontakt. Auf dem Mond wurde ein schwarzer Monolith ausgegraben. Als über dem Objekt der Außerirdischen erstmals die Sonne aufgeht, beginnt der Quader mit einem schrillen Ton zu senden. Die Nachricht an die Erbauer des Monolithen lautet: Unser Experiment vor vier Millionen Jahren ist gelungen. Die von uns manipulierte primitive Spezies hat sich weiterentwickelt. Sie hat es geschafft die Wiege ihres Heimatplaneten zu verlassen. Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Ein hohe schrille Ton setzt ein. Kurz freistehend. O-Ton Matthias Horx "Und das ist der Moment des Kontakts! Und darauf, weiß man, hat die Menschheit millionenfach gewartet. Auf den Kontakt zu einer überlegenen Intelligenz." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Kurz freistehend. Musik läuft im Hintergrund weiter O-Ton Matthias Horx "Und diese Sehnsucht nach Erhöhung ... die hat mich sehr berührt. Diese tiefe Sehnsucht in die Zukunft, ins Höhere, ins Komplexere zu gehen. Das ist, glaube ich, das was es bei mir ausgelöst hat, und was bis heute 'n Teil meiner Lebensmotive ist." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Kurz freistehend. O-Ton Matthias Horx "Also ich lebe eigentlich immer noch in dem Film! Man kann sagen, dass ist wie ein virtuelles Universum, in das man einmal eingetreten ist, und mit dem man sich eigentlich immer beschäftigt." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Kurz freistehend. Sprecher: Auch Bernd Kammermeiers Leben wurde in vielerlei Beziehung durch »2001« beeinflusst. Ausgerechnet die letzten gesprochenen Worte in Kubricks Film wurden für ihn zu einem Lebensmotto. Astronaut Dave Bowman hat gerade das höhere Bewusstsein des Bordcomputer abgeschaltet. Da empfängt er eine letzte Videobotschaft von der Erde. Original-Filmton aus »2001: Odyssee im Weltraum« Videobotschaft von Heywood Floyd: "... Ausser einer sehr kräftigen Strahlung, die auf Jupiter gerichtet ist, bleibt der vier Millionen Jahre alte Monolith völlig inaktiv. Sowohl sein Ursprung wie auch sein Zweck sind bisher noch ein ungelöstes Rätsel." O-Ton Bernd Kammermeier "Der letzte Satz in »2001« ist für mich der bedeutsamste: »Es ist ein ungelöstes Rätsel.« Diese Worte sind für mich eigentlich die Essenz des Lebens: Offene Fragen." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "An der schönen, blauen Donau" von Johann Strauß. Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan Kurz freistehend. O-Ton Bernd Kammermeier "Und dieser Satz, der hat mich schon als Kind wirklich zutiefst fasziniert, denn ... das ist die Aufgabe, die wir haben. Die Welt wird immer ein ungelöstes Rätsel bleiben! Wir werden das nie vollständig lösen! Mit anderen Worten: das ist die ewige Aufgabe an der wir arbeiten müssen! Das ist etwas für mich persönlich sehr Hoffnungsvolles! Man stelle sich vor, ich käme auf die Welt, vor mir wäre eine riesige Bibliothek. Ich muss nur noch lernen diese Bibliothek zu lesen - und da steht alles drin. Wie langweilig! Da hätte ja kein Mensch mehr irgendeinen Antrieb eben einen Sinn zu finden! Das ist der Punkt! Die Aussage »Es ist ein ungelöstes Rätsel.« heißt: Es gibt einen Sinn im Leben! Nämlich dieses Rätsel zu lösen." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "An der schönen, blauen Donau" von Johann Strauß. Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan Kurz freistehend. O-Ton Bernd Kammermeier "»2001« hat ja in uns damals Fragen aufgeworfen. Und das ist das Schöne an den Film, dass er keine Antworten liefert! Sondern er wirft Fragen auf. Und er zwingt dadurch nachzudenken. Er zwingt dazu zu eigenen Erkenntnissen zu kommen. Das ist jetzt der Auslöser. Und jetzt kommt die Methodik dazu. Und das ist die Wissenschaft. Die hilft uns die Wirklichkeit zu verstehen, in die Dinge einzudringen. Und in dem Moment vergrößert sich die Welt. Genauso wie sich das Kino in »2001« vergrößert hat, vergrößert sich dann die Realität. Der Weg zum Sinn des Lebens führt - zum Teil zumindest - über die Wissenschaft, aber auch über die Kunst und über die Philosophie. Über all diese Möglichkeiten, die uns als Menschen es ermöglichen die Dinge wahrzunehmen so wie sie sind. Und nicht so, wie Sie sich vor vielleicht 3000 Jahren irgendjemand in der Wüste ausgedacht hat. Ich brauch' keine ewigen Wahrheiten, ich brauch' ungelöstes Rätsel!" Musik "Fratres" von Arvo Pärt. Kurz freistehend. Musik läuft lange weiter unter den folgenden O-Tönen und Sprechertexten. O-Ton Bernd Kammermeier "Wir haben uns den Film immer wieder und immer wieder - manchmal drei- viermal in der Woche - angesehen. Und haben hinterher stundenlang diskutiert. Unter vier Stunden ging da gar nichts ab. Man stand auf der Straße. Egal wie kalt es war. Egal wie sehr man gefroren hat. Es musste immer durchgekaut werden, diskutiert werden: Wie hat der das verstanden ... wie hat der andere das verstanden." Musik "Fratres" von Arvo Pärt. Kurz freistehend. O-Ton Matthias Horx "Die Größe von Kubrick ist, dass er ja quasi aufgehört hat zu erklären irgendwann. Dass er auch die Frage uns gelassen hat." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Overture: Atmospheres" von György Ligeti. Kurz freistehend. Musik läuft weiter - unter den folgenden O-Tönen und Sprechertext - bis zur Straßen-Atmo. O-Ton Bernd Kammermeier "Dieses Mysterium, dieser magische Moment - das ist ein echt magischer Moment im Kino - der wäre vollkommen zerstört worden durch irgendeine Erklärung! Denn diese Erklärung müsste banal gewesen sein. Aus dem einfachen Grund, weil auch Kubrick nur ein Mensch war. Auch Arthur C. Clarke war nur ein Mensch. Auch die Macher des Filmes waren nur Menschen. Und die Zuschauer sind nur Menschen. Das heißt, wir hätten uns auf einer Ebene wieder begegnet. Und das wäre ernüchternd gewesen." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Overture: Atmospheres" von György Ligeti. Kurz freistehend. Musik läuft weiter - unter den folgenden O-Tönen und Sprechertext - bis zur Straßen-Atmo. O-Ton Matthias Horx "Aber dieser Film war halt ein herausragendes Artefakt und für das Hirn ja kaum zu begreifen! Der Film an sich war ja eine Droge, weil er die Sinne auf eine Art und Weise angesprochen hat, wie vor ihm kaum ein anderer Film." Sprecher: »2001« passte gut in die Aufbruchstimmung des Jahres 1968. Der Film wurde dankbar von einer Jugend aufgenommen, die alles Alte in Frage stellte und völlig Neues entdecken wollte. (Musik kurz freistehend) Und wie sieht es heute mit »2001« und der Jugend aus? Matthias Horx wollte es wissen. In seinem Privathaus hat er ein kleines Kino. Dort zeigte er vor einigen Jahren seinen beiden Söhnen Kubricks Film aus dem Jahr 1968. Die beiden jungen Männer waren damals kapp 20 Jahre alt - und hatten sich in ihrer Kindheit ausgiebig mit Computerspielen beschäftigt. O-Ton Matthias Horx "Und der war so langsam für die, dass die das überhaupt nicht aushalten konnten! Ich hab zehnmal denen ihre iPads wegnehmen müssen, damit die überhaupt zugucken! Es war unmöglich! ... »Ja, ja ... versteh schon ... is' schon klar ... Mach' 'mal vor ... spul 'ma vor ...« Denen ihre Hirne sind anders konstruiert. Die haben auch nicht dieses Erschaudern, und diese Angst. Sondern die sehen das natürlich nach den Effekten." Atmo Eingige Sekunden freistehende Straßen-Atmo. Läuft weiter unter O-Ton. Sprecher: 2018 - 50 Jahre nach der Uraufführung von »2001« - widmet das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt dem Werk eine eigene große Ausstellung. Nils Daniel Peiler ist einer der Ausstellungs-Kuratoren. Der Filmwissenschaftler steht vor einer der noch erhaltenen Affenkopf-Masken, die im ersten Teil des Film eingesetzt wurden. 50 Jahre Filmgeschichte haben dem Original-Requisit sichtbar zugesetzt. O-Ton Nils Daniel Peiler Im Hintergrund hört man in den Ausstellungsräumen Filmmusik aus »2001«: György Ligeti "Requiem For Soprano" "Diese Kunstharze die verwendet wurden für die Maske, die in den sechziger Jahren gang und gäbe waren als Materialien, die zersetzen sich natürlich im Laufe der Zeit. Und so sind wir ganz stolz dass wir die Maske noch 'mal zeigen können. Und dass das Publikum jetzt hier in der Ausstellung nochmal die Chance hat dieses Originalobjekt zu sehen. ... Vielleicht ein letztes Mal." Sprecher: Nils Daniel Peiler - 1988 geboren - begeistert sich bereits seit seinem 11 Lebensjahr für Kubricks Odyssee. Den ersten Impuls hatte sein Vater gesetzt. Der besaß seit 1989 einen VHS-Video-Mitschnitt des Films. Und diese Kassette führte er dann seinem Sohn im Jahr 1999 auf dem häuslichen Röhren-Fernseher vor. Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Main Title: Also Sprach Zarathustra (Movie Version)" von Richard Strauss. Kurz freistehend - ab Einsatz der Trompeten. Musik läuft weiter - unter den folgenden O-Tönen und Sprechertext. O-Ton Nils Daniel Peiler "Ich saß hinterher - nach dem Film - 10 Minuten einfach überwältigt im Fernsehsessel. Und ich glaub, wir haben erst 'mal gar nichts gesprochen. Und eine der ersten Fragen, die sich mir stellten war: Was habe ich da eigentlich gesehen? Und: War das echt? (Musik kurz freistehend) Also gelangweilt hat mich der Film keine Sekunde. Auch die extrem langsamen Szenen ... die haben mich auch als Elfjähriger schon gefesselt." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Kurz freistehend. Musik läuft im Hintergrund (und freistehend) bis zum Feature-Ende weiter. Sprecher: Auch wenn »2001« seit über 50 Jahren große weltweite Beachtung findet - und auch bei Jüngeren immer wieder Begeisterung auslöst. Es stellt sich dennoch die Frage nach der Zukunft von »2001« als Filmkunstwerk. Welchen Stellenwert wird dieser Film in einigen Jahrzehnten überhaupt noch haben? O-Ton Matthias Horx "Das is'n Monument! Aber man wird natürlich auch immer die Fremdheit spüren. Und vielleicht auch ein Stück weit den Wahnsinn der in diesen Film liegt. Diese totale Zerrissenheit zwischen Hoffnung auf Erlösung und Kälte und Einsamkeit. Er ist gefährlich. Man kann ihn nur in einer bestimmten paranoiden inneren Spaltung überhaupt sehen und schätzen. Man braucht eine Offenheit, die auch Verletzlichkeit bedeutet. Und das wollen die Menschen vielleicht nicht mehr." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Kurz freistehend. Musik läuft im Hintergrund (und freistehend) bis zum Feature-Ende weiter. O-Ton Matthias Horx "Er wird immer für die Filmgeschichte, für die Kulturgeschichte der Menschheit wichtig sein. Aber es heißt ja nicht, dass er dann auch viel gesehen wird. Er wird vielleicht von einer kleinen romantischen Historikerzunft dann immer noch gehegt und gepflegt - in kleinen Bunkern in denen man über die Vergangenheit nachdenkt. ... Aber sein Glanz, der erstreckt sich wahrscheinlich in unseren Seelen über die Zeit. ... Und irgendwann wird jedes Artefakt verblassen." Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Kurz freistehend. Musik läuft im Hintergrund (und freistehend) bis zum Feature-Ende weiter. Sprecher: 50 Jahre nach der Uraufführung von »2001« hat die Internationale Astronomische Union dem Regisseur und seinem Film ein dauerhaftes Denkmal gesetzt. Weit hinter Jupiter - ganz am Rande des Sonnensystems - wurde ein Berg auf dem Pluto-Mond Charon nach dem Schöpfer von »2001« benannt: Die eisige Erhebung heißt nun »Kubrick Mons«. Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Kurz freistehend. Musik läuft unter Absage und bis zum Schluss weiter. Absage "Nicht zu früh an die Kamera denken !" Die Lange Nacht über Stanley Kubrick Eine Sendung von Rainer Praetorius Es sprachen: Volker Risch, Hüseyin Michael Cirpici, Robert Dölle, Walter Gontermann, Carlos Lobo und Henning Freiberg Ton und Technik: Ralf Felder, Gunther Rose und Thomas Widdig Regie: Fabian von Freier Redaktion: Monika Künzel Musik Aus Original-CD "2001: A Space Odyssey (Original Motion Picture Soundtrack)": "Gayane Ballet Suite (Adagio)" von Aram Khatchaturian. Musikliste 1. Stunde Titel: Women of Ireland Länge: 01:50 Interpret: The Chieftains Komponist: Seán Ó Riada Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599259842 Plattentitel: »Barry Lyndon« (Original Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Overture: Atmospheres Länge: 00:18 Interpret: Südwestfunk Orchestra Dirigent: Ernest Bour Komponist: György Ligeti Label: Sony Music Entertainment Bestellnummer: 88697637972 Plattentitel: "2001: A Space Odyssey" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Title Music From A Clockwork Orange (From Henry Purcell's Music for the Funeral of Queen Mary) Länge: 02:50 Interpret: Walter Carlos Komponist: Walter Carlos and Rachel Elkind Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599272562 Plattentitel: "A Clockwork Orange" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Sarabande - Main Title From the Suite for Harpsichord No. 4 in d minor, HWV 437 Länge: 00:27 Interpret: National Philharmonic Orchestra Komponist: Georg Friedrich Händel Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599259842 Plattentitel: "Barry Lyndon" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Main Title "The Shining" Länge: 00:24 Interpret: Wendy Carlos Komponist: Wendy Carlos and Rachel Elkind Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: WB 56 827 Plattentitel: "The Shining" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Ruins Länge: 00:26 Interpret und Komponist: Vivian Kubrick (Abigail Mead) Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599256132 Plattentitel: "Full Metal Jacket" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Naval Officer Länge: 00:31 Interpret und Komponist: Jocelyn Pook Label: Warner Sunset / Reprise Records Bestellnummer: 9362-47450-2 Plattentitel: "Eyes Wide Shut" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: An der schönen blauen Donau Länge: 04:18 Interpret: Berliner Philharmoniker Dirigent: Herbert von Karajan Komponist: Johann Strauß Label: Sony Music Entertainment Bestellnummer: 88697637972 Plattentitel: "2001: A Space Odyssey" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Prelude And outer Space Länge: 00:47 Interpret und Komponist: Bernard Hermann Label: Twentieth Century Fox Film Scores Bestellnummer: 07822110102 Plattentitel: "The Day the Earth Stood Still" Bernard Herrmann --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Singin' in the Rain Länge: 01:11 Interpret: Gene Kelly Komponist: Arthur Freed and Nacio Herb Brown Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599272562 Plattentitel: "A Clockwork Orange" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: 9. Symphonie, 4. Satz Länge: 01:16 Interpret: Walter Carlos Komponist: Ludwig van Beethoven Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599272562 Plattentitel: "A Clockwork Orange" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: 9. Symphonie, 4. Satz (orchestral) Länge: 01:14 Interpret: Berliner Philharmoniker Komponist: Ludwig van Beethoven Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599272562 Plattentitel: "A Clockwork Orange" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Timesteps Länge: 01:37 Interpret und Komponist: Walter Carlos Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599272562 Plattentitel: "A Clockwork Orange" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Main Title: Also sprach Zarathustra (Movie Version) Länge: 01:30 Interpret: Wiener Philharmoniker Dirigent: Herbert von Karajan Komponist: Richard Strauss Label: Sony Music Entertainment Bestellnummer: 88697637972 Plattentitel: "2001: A Space Odyssey" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Requiem For Soprano, Mezzo Soprano, Two Mixed Choirs & Orchestra Länge: 01:26 Interpret: Bavarian Radio Orchestra Dirigent: Francis Travis Komponist: György Ligeti Label: Sony Music Entertainment Bestellnummer: 88697637972 Plattentitel: "2001: A Space Odyssey" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Lontano Länge: 00:33 Interpret: Sinfonie-Orchestra des Sudwestfunks Dirigent: Ernest Bour Komponist: György Ligeti Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: WB 56 827 Plattentitel: "The Shining" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: 9. Symphonie, 2. Satz (orchestral) Länge: 00:43 Interpret: Deutsche Grammophon Recording Komponist: Ludwig van Beethoven Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599272562 Plattentitel: "A Clockwork Orange" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Masked Ball Länge: 00:32 Interpret und Komponist: Jocelyn Pook Label: Warner Sunset / Reprise Records Bestellnummer: 9362-47450-2 Plattentitel: "Eyes Wide Shut" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Leonard Länge: 05:33 Interpret und Komponist: Vivian Kubrick (Abigail Mead) Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599256132 Plattentitel: "Full Metal Jacket" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- 2. Stunde Titel: Lux Aeterna Länge: 04:13 Interpret: Stuttgart Schola Cantorum (as the Stuttgart Schola Cantorum) Dirigent: Clytus Gottwald Komponist: György Ligeti Label: Sony Music Entertainment Bestellnummer: 88697637972 Plattentitel: "2001: A Space Odyssey" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: An der schönen blauen Donau Länge: 02:11 Interpret: Berliner Philharmoniker Dirigent: Herbert von Karajan Komponist: Johann Strauß Label: Sony Music Entertainment Bestellnummer: 88697637972 Plattentitel: "2001: A Space Odyssey" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Parris Island Länge: 01:35 Interpret und Komponist: Vivian Kubrick (Abigail Mead) Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599256132 Plattentitel: "Full Metal Jacket" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Overture: Atmospheres Länge: 02:37 Interpret: Südwestfunk Orchestra Dirigent: Ernest Bour Komponist: György Ligeti Label: Sony Music Entertainment Bestellnummer: 88697637972 Plattentitel: "2001: A Space Odyssey" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Probe Länge: 01:04 Interpret und Komponist: Herbert Spencer, Craig Huxley and David Shire Label: A&M Records Bestellnummer: 3950382 Plattentitel: Original Music From The Motion Picture "2010" --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: I Want to Marry a Lighthouse Keeper Länge: 01:07 Interpret und Komponist: Erika Eigen Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599272562 Plattentitel: "A Clockwork Orange" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Transition Länge: 01:00 Interpret und Komponist: Vivian Kubrick (Abigail Mead) Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599256132 Plattentitel: "Full Metal Jacket" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: German Dance No.1 In C-Major Länge: 02:12 Interpret: National Philharmonic Orchestra Komponist: Franz Schubert Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599259842 Plattentitel: »Barry Lyndon« (Original Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Attack Länge: 01:36 Interpret und Komponist: Vivian Kubrick (Abigail Mead) Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599256132 Plattentitel: "Full Metal Jacket" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Part 1 Länge: 01:03 Interpret: Icebreaker Komponist: Philip Glass Label: Orange Mountain Music Bestellnummer: 0035 Plattentitel: Music with Changing Parts --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Waltz 2 from Jazz Suite Länge: 05:10 Interpret: Royal Concertgebouw Orchestra Komponist: Dimitri Shostakovich Label: Warner Sunset / Reprise Records Bestellnummer: 9362-47450-2 Plattentitel: "Eyes Wide Shut" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: When I fall in Love Länge: 00:51 Interpret: The Victor Silvester Orchestra Komponist: Victor Young & Edward Heymann Label: Warner Sunset / Reprise Records Bestellnummer: 9362-47450-2 Plattentitel: "Eyes Wide Shut" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Naval Officer Länge: 02:03 Interpret und Komponist: Jocelyn Pook Label: Warner Sunset / Reprise Records Bestellnummer: 9362-47450-2 Plattentitel: "Eyes Wide Shut" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: The Dream Länge: 03:07 Interpret und Komponist: Jocelyn Pook Label: Warner Sunset / Reprise Records Bestellnummer: 9362-47450-2 Plattentitel: "Eyes Wide Shut" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: 9. Symphonie, 2. Satz Länge: 03:24 Interpret: Walter Carlos Komponist: Ludwig van Beethoven Label: Warner Bros. Records Bestellnummer: 7599272562 Plattentitel: "A Clockwork Orange" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- 3. Stunde Titel: Requiem For Soprano, Mezzo Soprano, Two Mixed Choirs & Orchestra Länge: 04:49 Interpret: Bavarian Radio Orchestra Dirigent: Francis Travis Komponist: György Ligeti Label: Sony Music Entertainment Bestellnummer: 88697637972 Plattentitel: "2001: A Space Odyssey" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: All Along The Watchtower Länge: 01:50 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Bob Dylan Label: MCA Records Bestellnummer: 008811160029 Plattentitel: Electric Ladyland --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Atmospheres Länge: 07:31 Interpret: Südwestfunk Orchestra Dirigent: Ernest Bour Komponist: György Ligeti Label: Sony Music Entertainment Bestellnummer: 88697637972 Plattentitel: "2001: A Space Odyssey" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Main Title: Also sprach Zarathustra (Movie Version) Länge: 02:25 Interpret: Wiener Philharmoniker Dirigent: Herbert von Karajan Komponist: Richard Strauss Label: Sony Music Entertainment Bestellnummer: 88697637972 Plattentitel: "2001: A Space Odyssey" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: An der schönen blauen Donau Länge: 03:31 Interpret: Berliner Philharmoniker Dirigent: Herbert von Karajan Komponist: Johann Strauß Label: Sony Music Entertainment Bestellnummer: 88697637972 Plattentitel: "2001: A Space Odyssey" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Gayane Ballet Suite (Adagio) Länge: 10:31 Interpret: Leningrader Philharmoniker Dirigent: Gennadi Rozhdestvensky Komponist: Aram Khatchaturian Label: Sony Music Entertainment Bestellnummer: 88697637972 Plattentitel: "2001: A Space Odyssey" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Lontano für großes Orchester Länge: 02:03 Interpret: Berliner Philharmoniker Dirigent: Jonathan Nott Komponist: György Ligeti Label: Teldec Classics Bestellnummer: 685738826124 Plattentitel: The Ligeti Project II --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Silentium Länge: 01:41 Interpret: Tasmin Little Bournemouth Sinfonietta Dirigent: Richard Studt Komponist: Arvo Pärt Label: EMI Classics Bestellnummer: 724356503120 Plattentitel: Arvo Pärt - Fratres --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Cantus in Memoriam Benjamin Britten Länge: 01:41 Interpret: Bournemouth Sinfonietta Dirigent: Richard Studt Komponist: Arvo Pärt Label: EMI Classics Bestellnummer: 724356503120 Plattentitel: Arvo Pärt - Fratres --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Lux Aeterna (Edited) Länge: 02:43 Interpret: Stuttgart Schola Cantorum (as the Stuttgart Schola Cantorum) Dirigent: Clytus Gottwald Komponist: György Ligeti Label: Sony Music Entertainment Bestellnummer: 88697637972 Plattentitel: "2001: A Space Odyssey" (Original Motion Picture Soundtrack) --------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Fratres Länge: 00:44 Interpret: Tasmin Little Bournemouth Sinfonietta Dirigent: Martin Roscoe Komponist: Arvo Pärt Label: EMI Classics Bestellnummer: 724356503120 Plattentitel: Arvo Pärt - Fratres --------------------------------------------------------------------------------------------- "Nicht zu früh an die Kamera denken!" Die Lange Nacht über Stanley Kubrick Seite 74