Jodelhorrormonstershow Eine Lange Nacht der bayerischen Musikerfamilie Well Autor: Jan Tengeler Regie: Jan Tengeler Redaktion: Dr. Monika Künzel SprecherInnen: Erzähler - Gregor Höppner Zitator - Louis Friedemann Thiele Sendetermine: 10. Juni 2017 Deutschlandradio Kultur 10./11. Juni 2017 Deutschlandfunk __________________________________________________________________________ Urheberrechtlicher Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in den §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © Deutschlandradio - unkorrigiertes Exemplar - insofern zutreffend. 1. Stunde Beginnt mit kleiner Collage 1. Musik Harfenmusik Unter Bayern 11 oder Feuerwehrsuite oder WellBuam Auf musik 1. O-Ton Mama Well: „Es war eine andere Zeit.. Wissen‘s.. Wir haben jedes.. wir haben uns auf jedes gefreut. Heute kann man gar nicht mehr so viele Kinder haben. In der Zeit. Damals wo wir unterm Krieg in Tillenbach, wo er Lehrer war.. da hatten sie in jedem Haus, neune, zehne, elfe oder mehr gehabt.“ Musik hoch 2. O-Ton Mama Well: „Aber heute ist es anders. Heute sind zwei, drei schon viel.. Meine Tochter hat fünf.. die älteste hat fünf. Da ist eine in Chile. Und einer in Brüssel. Und eine Tochter hat vier. … Die anderen haben auch bloß zwei.“ Musik hoch 3. O-Ton Mama Well: „Da haben sie die ganzen Geburtstage von den Kindern raufgeschrieben.. Weil ich das sonst oft einmal vergesse. (lacht)…Soll ich‘s vorlesen? Da ist weg.. Traude... das ist die Älteste.. am 30.8.1941. Dann kommt.. Oh.. da steht der Herbert (?) gar nicht drauf.. Einer steht nicht drauf.. Dann Hermann Well.. Am 1. März... zwei Jahre älter.. zwei Jahre.. jünger.. Dann kommt.. Oh.. die haben ein durcheinander geschrieben..“ Musik hoch 4. O-Ton Mama Well: „Werner am 3.8.1948. Helmut am 13.3.1951.... Dann Hansi am 1.5.1953. Bärbel am 16.12.1955. Michel.. Der Michael.. am 13.10.1958. Moni am 2.5.1961. Der fehlen noch ein paar, glaube ich.. .. Da stehen nicht alle drauf.. Na... Darum vergesse ich oft einen….“ Musik hoch Sprecher: Gertraud Well sitzt vor einem legendär gewordenen kleinen Zettel, der am grünen Kachelofen ihres Hauses im bayerischen Günzelhofen hängt, einem kleinen Ort zwischen München und Augsburg. 15 Kinder hat sie zur Welt gebracht. Mehr als die Hälfte davon haben sich einen Namen gemacht, der in Musik und Kabarettkreisen auch über die bayerischen Freistaats-Grenzen hinaus einen außergewöhnlichen Ruf genießt: die Biermösl Blosn und die Wellküren. Das Biermoos, auf hochdeutsch Beerenmoor, liegt in der Nähe von Günzelhofen und Blosn, Blase, bedeutet soviel wie Clique oder Gruppe. In dieser Langen Nacht wird die Geschichte der beiden Musikformationen und der Familie Well erzählt. Sie steckt voller Applaus und Ehrungen, voll bissiger Kommentare und überraschender Auftritte, voll kleiner Streitereien und großer Brüche, vor allem aber ist sie getränkt mit tiefsinnig-bajuwarischem Humor. 2. Musik Seids alle do…6019580 001 Auf Musik Sprecher: Die Biermösl Blosn begrüßt ihr Publikum und dabei soll sich keiner ausgeschlossen fühlen: Gesunde und Kranke, Schwarze und Grüne, Anhänger des Fußballvereins 1860 München genauso wie die Fans von Bayern München. Das funktioniert in der Mehrzweckhalle von Hennhofen genauso wie im Bierzelt von Aichach, im Bayerischen Landtag ebenso wie auf den Kleinkunstbühnen zwischen Hamburg, Berlin und Wien. Die Blosn heißt sie alle alle willkommen: Arme und Millionäre, Moslems, Christen, Soldaten und Pazifistin. Musik hoch Sprecher: 35 Jahre lang hat die Biermösl Blosn so das Publikum in Empfang genommen. Sie gilt als erfolgreichste bayerische Musik-Kabarett Truppe der Gegenwart. Nach ihrer Trennungs-Ankündigung von 2011 haben sich sogar ihre ärgsten Widersacher zu aufrichtigen Worten des Bedauerns hinreißen lassen: der ehemaligen Ministerpräsident Edmund Stoiber hat das Dichten angefangen, wie in der Süddeutschen Zeitung zu lesen war – Zitator: „Pfiad Euch God, Gebrüder Well, Schad is wenn a Kabarettist - Jetzt doch de weiße Fahne hisst. I hoff dass ned nur da dro liegt - dass es Strauß und Stoiber nimmer gibt. A Opposition wards Ihr, a Art vo Gegner Den ma uns im starken Bayern - Guad leisten ham kenna. Mir haben uns gesagt: wer soi’s sonst macha, dass a de Linkn kenna lacha Machts es guad, vielleicht kemmts wieder - Mir war’s jedenfalls ned zwider. Sprecher: Und der ehemalige CSU-Vorsitzende Ernst Huber ergänzte: Zitator: „Unvorstellbares ereignet sich in Bayern: Erdbeben in Oberfranken, Gletscher kalben, Atomkraft läuft aus, die Biermösl Blosn löst sich auf. Sie hat mich oft geärgert die letzten 35 Jahre. Dennoch: keine Schadenfreude. Wehmut kommt auf. Die Biermösl Blosn ist nicht nur Kult in und aus Bayern, sie ist bayerische Kultur, ja mehr, ein Teil der bayerischen Seele. Sie verkörpert bayerischen Charakter, Eigenwilliges, Aufmüpfiges, Dickschädeliges, Widerständisches, das zu Bayern gehört, wie die Gebirgsschützen, das Weiß-Blau und die CSU. Servus!“ 3. Musik Blosn: 6060620 – 014…anno Sprecher: Über das Auseinanderbrechen der Truppe ist in Bayern viel gesprochen worden. Die Süddeutsche Zeitung, treue Wegbegleiterin in all den Jahren, brachte das Ende auf folgenden positiven Nenner: Zitatorin: „Sie ist der Stachel im Fleisch der Obrigkeit, die anarchische Seele des Volkes und sie hat, zumindest musikalisch, die Enteignung des Begriffs Heimat durch die CSU rückgängig gemacht, Schritt für Schritt, Lied für Lied. Das Zerrbild des Jodel-Bayern haben sie durch messerscharfen Witz und intelligente Boshaftigkeit ersetzt. Die alten Feindbilder sind zerbröselt. Deshalb ist es folgerichtig, dass sich die Biermösl Blosn trennt. Sie hat gewonnen. Sie hat mitgeholfen, das Land zu verändern. Jetzt sind sie nicht mehr kratzige Außenseiter, sondern gehätscheltes Kulturgut: von allen geliebt, kein Aufreger mehr. Man könnte sagen Mission erfüllt.“ 3. Musik hoch Sprecher: ‚Mission erfüllt’, das ist eine mögliche Lesart des Endes der Biermösl Blosn im Jahre 2012. Eine andere kommt von Traudi Schneider, der ältesten Schwester der Blosn. 5. O-Ton Traudi (35’40) „Es war schwierig, nicht Partei zu ergreifen. Weil meine Geschwister schon versucht haben, dass ich sie verstehe.“ „Beide Seiten haben versucht für sich zu werben?“ „Ja, es war ein ganz heißes Thema. Zwei Jahre lang. Es war ein großer Einschnitt, weil bis dahin war man immer stolz das man gesagt hat, man gehört zu der Familie. Und dann hat es auf einmal diesen Knacks gegeben, der ja auch in der Presse ausgewalzt wurde und die verschiedenen Statements von den Brüdern, dann habe ich mir gedacht: das muss man ja nicht so an die große Glocke hängen. Es ist auch übertrieben, aber ich versteh auch nicht, warum das Ganze so sein muss? Ich verstehe es auch nicht ganz, warum mein Bruder Hansi das Buch so geschrieben hat, weil ich eigentlich schon denke, dass so intime Sachen aus der Ehe meiner Eltern, die er da drin zur Sprache bringt, die gehen niemand was an. Das geht wirklich niemand was an. Auf der anderen Seite ist es natürlich ein tolles Thema: in so großen Familien, welche Brüche ist da gibt, finde ich schon eigentlich sehr interessant.“ 4. Musik/ Wellküren: drei Schwestern (DLF Mitschnitt oder kurz aus 15 Gsch) Sprecher: Das Thema ‚Großfamilie’ hat für die künstlerische Arbeit oft eine Rolle gespielt – hier besingen die Wellküren ihren Status neben vier anderen Schwestern: die Schönen sind sie! Da steckt schon so einiges drin: das ‚Sich-Vergleichen und Abgrenzen-Müssen’; den Anderen, aber auch sich selbst, auf die Schippe nehmen; der Humor, der immer ein Türchen offen lässt – wie ernst ist das denn jetzt wirklich gemeint? Ein Gemengelage, das sich auch im Interview vermittelt: Die drei Wellküren sind Bärbel, Moni und Notburga, Kurzform: Bürgi. Sie sehen übrigens tatsächlich gut aus. Ob sie besser aussehen als ihre Schwestern, wird wohl mindestens von den Schwagern bestritten werden. Bärbel, Kurzform: Bärbi, ist erst später zu den Wellküren gestoßen, als Ersatz für eine der älteren Schwestern. Dass sie das Angebot aus der Familie angenommen - und damit auch ihren erlernten Beruf als Sozialpädagogin aufgegeben hat - war für sie keine Frage. Aber …. 6. O-Ton Wellküren Bärbel: „Das einzige, wo ich wirklich Angst gehabt habe, dass ich was sagen muss auf der Bühne …ich habe ein Trauma… Bürgi: Sie hat wirklich ein Trauma Moni: der Vortrag war nicht ihre Stärke B: doch er war stark. Aber die Mutti hat mich immer fertig gemacht, das muss ich jetzt wirklich sagen, mutti hat mich fertig gemacht. Gott hab sie selig, aber es war gestört. Bg: es war eine Betonung – mein Bauch weht, ich weiß es nicht mehr – mein bauch weeeeht, also der weht nicht….mein Bauch tut weh…es war ein sketsch, mutti hat es selber nicht gewusst, wie es sein muss … B: mutti hat gesagt: du musst es so machen und dann ist der entscheidende Satz gekommen und ich habe es immer verkehrt gesagt“… M: „Wir haben uns kaputt gelacht.“ B: mit 12 Jahren habe ich gesagt: ich sage nie mehr was auf der Bühne – das war so. Sprecher: Tatsächlich hat Bärbel Well bei den berühmt-berüchtigten Weihnachtsshows, die die gesamte Familie Well über viele Jahre hindurch gespielt hat, den Mund gehalten. Irgendwie haben es Moni und Bürgi geschafft, sie für die Wellküren wieder zum Sprechen zu bringen. 7. O-Ton Wellküren ( M: „Wir haben gesagt: das kannst du nicht durchziehen) Bürgi: „Und heute will sie nur noch auf der Bühne sprechen – das ist auch schlimm…Frau Diplomsozialpädagogin…“ B: „Aber es stimmt doch, man kommt doch immer zurück auf bestimmte Schwächen, die man irgendwann bewerkstelligen muss…“ 5. Musik/Sketch: Wellküren?? Instrumental..oder fein sein oder 15 Gschw. Sprecher: Die Schwächen und Verfehlungen, die jeder mit sich rumträgt, die jeder an sich ertragen muss - werden in einer Großfamilie immer wieder aufgearbeitet: mit Lust für die Mehrheit und Frust für den Leidtragenden. Eingang in die Familienannalen gefunden hat unter anderem der ‚Mordanschlag’ der anderthalb jährigen Moni auf ihren nur unwesentlich älteren Bruder Christoph, genannt Stofferl. Tatzeit: 1962. Ein Schürhaken war der Stein des Anstosses. 8. O-Ton Wellküren Moni: „Da war keine Absicht dahinter….ich muss mich verteidigen…mein Leben lang schon, es heißt, dass der Stofferl fast gestorben wäre, das war belastend … Der stofferl hat sowieso immer das bessere zum Essen bekommen und er hat mir die Rolle genommen als jüngste, denn ich war die jüngste…weil er krank war, weil er schwächlich war, weil er ein Bewegungslegastheniker war und i war einfach, ich war ganz arm….er hat mir mei Rolle genommen als jüngste.“ Sprecher: Schon Vater Herrmann Well dichtete 1964 für seine jüngste Tochter. Zitator: „I bin de letzte, i bin de Moni,  a bisserl kurz, aber net ohni!  A bisserl zahnluckert, aber recht gschnappig,  a bisserl linkig, aber net dappig!  A Pobackerl bin i a kloans,  a Nesthakerl, verzogn wia koans!“ Sprecher: Und die älteste Schwester Traudi bestätigt: 9. O-Ton Traudi „Die Moni und die Stoffl waren besetzt, weil das waren die jüngsten. Meine Mutter hat schon keine Kinder mehr kriegt und das waren ihre…Verzogen – wenn ich die Moni ärgern möchte, dann sage ich, sie ist ein verzogener Fratz (lacht) und süß und der Stoffl auch, jeder hat gewusst, die sind musikalisch und dann hat er ja diesen herzfehler gehabt und da war sowieso absolute Sonderstellung…“ 10. O-Ton Wellküren B: ja, ist so M: „Die hat keine Ahnung B: du warst immer auf dem Schoss bei der Mutti – warst Du jemals? Nein, ich auch nit. Bg: da waren schon immer so viele andere da. Das ist wirklich so ein punkt in so einer Großfamilie, dass einer zu kurz kommt, wenn nit mehrere.“ 7. Musik instrumental oder Fein sein Mozart oder Familienaufstellung Sprecher: Einer kommt immer zu kurz in einer Großfamilie - wenn nicht mehrere, sagt Bürgi Well von den Wellküren, die Nummer acht der Familienfolge und also genau in der Mitte. Der Kampf um die Liebe der Eltern: die älteste Schwester Traudi erinnert sich an folgendes Bild: 11. O-Ton Traudi 7’30 „die bärbi hat mal gesagt, es war eine Wohnküche mit Sofa und der vater ist am Schrank gelegen und die bärbi hat gesagt: ‚’ich möchte so gern der Schrank sein.’ Da fragt der Vater ‚warum möchtest du a schrank sein?’ Sie sagt: „Da täst di immer an mi anlehnen.“ (Musik hoch) Sprecher: Weil die Aufmerksamkeit der Eltern begrenzt war und im Laufe der Jahre logischerweise noch immer begrenzter wurde, haben die älteren Geschwister einige der Erziehungsaufgaben übernommen. Es gab so etwas wie ‚interne Patenschaften’, Traudi etwa, Jahrgang 1941 und die älteste der Kinderschar, hat sich intensiv um Bärbi, Jahrgang 55, gekümmert. Dieses Erziehungsmodell hat für die drei jüngsten Söhne Karli, Michael und Stofferl auch Nachteile gehabt. 12. O-Ton 12 Michael: „Es ist ja unter Geschwistern oft so, dass der ältere Bruder eine schwierige Rolle ist, weil er alles schon weiß, weil er es besser weiß. Die Jungen empfinden das so, empfinden das als starkes Reglement… S: …Die haben eben schon ein bisschen aufgepasst, die älteren Geschwister. Die älteren Schwestern haben auch auf uns aufgepasst, aber in einer anderen Form. Die älteren Brüder haben zum Teil gemeint sie müssen die Rolle des Vaters übernehmen. „Das habt ihr nicht gut gefunden?“ „Na, Der war ja noch am Leben.“ M: wenn man das zu stark gemerkt hat, dann hat man es auch nicht ernst genommen. Aber man war mit dem einem mehr zusammen, mit dem anderen weniger. Man lebt damit, aber es ist eine Spannung. Polt: „Kann man das so sagen: der Stellvertreter ist nie das Original. (Gelächter) Sprecher: Gerhard Polt, seit 1979 häufiger Begleiter der Biermösl Blosn auf und hinter der Bühne, bringt es auf Punkt: Der Stellvertreter ist nicht das Original – an den Grundschullehrer und Musikanten Herrmann Well erinnern sich die Kinder mit großem Respekt. Er hat den Ton angegeben, übrigens mit der Geige. 13. O-Ton Well Brüder 22 Michael: „Der Vater hat es eher hergenommen zum Ton angeben, das habe ich im Ohr, wie er gezupft hat und sehr genervt manchmal. Wenn wir nicht gleich aufgestanden sind, er war ja ein sehr strenger Schullehrer er hat Autorität gehabt. Also diese vielen Kinder, wahrscheinlich hat das zusammengehalten. S: gefürchtet habe ich mich nie vor mein Vater…Das ist eine klassische Konstellation. Die Buben sind eher bei der Mutter und die Mädels sind eher beim Vater. Von der Nähe her mit wem er über was redet und so.“ Karli: „also während der Pubertät habe ich eher den Bezug zum Vater gehabt. Nicht so Mutti, da gab es Prügel. Es ist schwierig, bei 15 Kindern die Aufmerksamkeit zu kriegen, und ich war halt saufrech und habe es in einer anderen Form gekriegt.“ S: „das ist ein hoher körperlicher Preis.“ 8. Musik instrumental kurz Well Buam Michael: „Das liegt daran, dass der Vater, das war ein Umbruch, 1965 war eine Schulreform, der ist die neunte Klasse in der Schule reformiert worden auf einmal war da ein qualifizierter Abschluss und das war eine Herausforderung für den Vater als Schulleiter. Und es war Sexualkundeunterricht und so, jedenfalls hat sich der Vater irgendwie verändert in der Zeit und war S: er hat sich verändert, weil er gesehen hat, dass alte Erziehungsmodell aus dem Dritten Reich und sie waren alle zwei sehr involviert in das dritte Reich, der Vater bei der Hitlerjugend, und die Mutter beim BDM. Und sie haben halt gemerkt 1965, das funktioniert nicht mehr. Der eine Bruder, der 20 Berufe angefangen hat und ist abgehauen, die anderen haben Beatlefrisuren gehabt oder NegerMusik angehört, wie man früher dazu gesagt hat auf dem Dorf. Und dann hat er angefangen umzudenken. Also, der Vater war wirklich lernfähig. Michael: „Und die Probleme die manche Kinder mit sich selber gehabt haben, da hat er gemerkt ich muss meinen Zugang behalten. Und einen Zugang kriegen zu den Kindern, den hat er gekriegt durch Gespräche und er war eine starke Vertrauensperson, der Vater. Und du bist mit jedem Problem zu ihm gekommen aber erst ab da…. Karli: natürlich war es zeitlich begrenzt morgens in der Früh zwischen fünf und 6:00 Uhr. Michael: „wir drei, wie wir hier jetzt sitzen: Stoffel, Michael und Karli: wir haben Zeitungsausträger gemacht und haben drei Dörfer gehabt es war vor der Schule in der früh um sechse, der Vater hat uns dann mit dem Automobil gefahren und das waren auch Momente wo du ein bisschen zusammen warst. Da hatte er auch mal gesagt: Mei, stinkst du heut wieder. Wir haben uns zu wenig gewaschen..“ Musik hoch Micha:“Es war ritualisiert, weil der Vater frühstück gemacht hat. Er ist um fünf aufgestanden, er hat korrigiert, er war sehr fleißig. Und hat in der früh Zeit gehabt. Er hat Brezel geholt und Zigaretten. Und hat sie verteilt….an die Raucher…“. Karli: “Ich bin irgendwann mal erwischt worden, wie ich Mutti Geld aus dem Beutel geklaut hat und da hat er gesagt: bevor du es klaust – kriegst von mir in der Woche eine Schachtel Zigaretten.“ Sprecher: Morgens war etwas Zeit mit Vater Well, jedenfalls später, als die ältesten Kinder schon aus dem Haus waren. Geschichten von körperlicher Züchtigung, veränderten Erziehungsmethoden, Zuwendung per Zigaretten, bzw. Liebesentzug wegen Zigarettenmissbrauchs, können natürlich auch die Wellküren zum Besten geben. 14. Ton Wellküren 32’40 M: „i habe vom Vater nie a watschn gekriegt – die älteren Geschwister, da war er noch anders drauf. Es war halt so, früher“ Bg: der hat halt irgendwann dieses Summerhill gelesen unser Vater und da war er total beeindruckt… M: da bin ich auf die Welt gekommen Bg: ich habe die eine Phase mitbekommen, wie die anderen, wo der Vater sehr viel milder worden ist auch---aber ich habe auch das Strenge mitbekommen, ich habe mit 12 Jahren auch a Watschn kriegt von meinem Vater…und da habe ich nix mehr geredet und das war die größte Strafe für ihn… B Es war eine milde watschn…sie hat genau gewusst…. Bg Das war ungerecht, daher habe ich ihn gestraft mit nicht geredet. B: wenn er im Recht gewesen wäre, dann wäre es ihm wurscht gewesen… M: der hat schon gemerkt, wenn er einen fehler gemacht, der Vati. Bg: ich hab schon gemerkt, dass es ihm leid tut – wirklich… M: Man hatte ihn in der Hand M: Gefühlsmässig habe ich genau gewusst was ich machen muss. Der Vati hat die 9. klasse gehabt und dann hat er die Abschlussfahrt immer an den gleichen Ort und nicht in die Jugendherberge, sondern in ein Hotel und das war Wahnsinn für die Dorfkinder – in ein Hotel. Ich bin immer mitgefahren, weil ich ja die jüngste war. (Meine Mutter war Begleitperson und ich war dabei und habe beobachtet, wie die alle …nur wenn sich einer grob daneben benommen hat, hat er die Heim geschickt, irrsinnige Freiheit.) Er hat im Bus bei der Abfahrt gesagt: Feuer frei: man hat Rauchen dürfen. Dann war i in der neunten Klasse und habe auch geraucht…habe aber beteuerte nicht zu rauchen, dann hat mutti das gesehen und dann ist der vati irgendwann nach hinten gegangen und der bus ist mucksmäuschen still geworden, weil unser vati hat ein blick haben können, wo jeder gewusst hat: jetzt gar nix mehr machen. Ruhig verhalten. Und er ist nach hinten gekommen und hat gesagt: jetzt rauchst du auch: du arschloch! Vor meiner Klasse. Ich bin zusammengebrochen, wirklich. Er hat ja recht gehabt, ich habe ja immer beteuert ich rauche nicht. Ich habe mich so geniert. Dann habe ich das gleich gemacht wie Bürgi, ich habe vier Tage nicht mit ihm geredet. Und dann ist er kommen und hat gesagt: ‚Moni, jetzt müssen wir reden.’ Bg: er hat es nicht lange ausgehalten. Moni: er hat sich entschuldigt, er hat gesagt es tut ihm leid, aber ist einfach enttäsucht. Das war das Schlimmste, wenn der Vati von einem enttäuscht war, da krieg ich heute noch ganshaut. Man wollte ihm gefallen, als Madl sowieso.“ Zitator: „Da håms amoi im Ernst verzohit, wer gstorbn is kaam nomoi auf d’ Woit. Des waar net zwieder, moants net aa? a zwoats Moi lebn, i såg net naa. Doch wenn die Sach soit richtig stimma, ois Lehrerstöchterl, bitte nimmer!“ Sprecher: So dichtete Herrmann Well bereits 1962, also noch vor dem großen Umbruch in Erziehungsfragen, für seine Töchter. Seine Rolle als Lehrer und Vater vieler Töchter war ihm wohl bewusst. Zitator: „Wenn i amoi nix ko und woaß, werd da Vati glei ganz wuid und hoaß. Bei andre hoaßts: „Kimm, låss da Zeit, verstehst as jetzt, bist scho soweit?“ Bei mir, då macht er net lang rum: ‚Ja schaugts nur, Kinder, de is dumm. Wås gaab i drum, wüsst i no gråd, von wem s‘ as håt.‘ “ Sprecher: Der Hang zum Dichten im bayerischen Dialekt mit Witz und ironischem Unterton, dazu das Musizieren in der regionalen Volksliedtradition: Dreigesang und Stubenmusi und dann noch die Tanzveranstaltungen - all das hat Vater Well als wichtige Erziehungsaufgabe gesehen. ‚Jedes Kind kann singen’ war sein Credo, in der Schule und zu Hause. Die Hinwendung zur Volkskultur hat sich allerdings erst im Laufe der Jahre ergeben. Traudi, das älteste Kind, erinnert sich an die ersten Veranstaltungen, als sie fast schon volljährig war. 15. O-Ton Traudi 20,50: „Und dann fing das an, dass jemand erzählt hat, das man Volkstanz und Volksmusik macht und dann durften der Hermi mit und ich, wir durften drei Tage hin. Da haben sie uns mit dem Rucksack hingeschickt, wir waren die einzigen mit dem Rucksack, es war sehr peinlich, wir waren auch so ziemlich die jüngsten, und da kam dann diese Volksmusik Da wurde auch Volkstanzen gemacht, ich habe dann ein Dirndl gekriegt. Ende der Fünfzigerjahre, ich war 17 Jahre, ich hatte einen ersten Freund und habe dem immer vorgeschwärmt, wie schön dieser eine Tanz ist… Der konnte das überhaupt nicht verstehen.“ 9. Musik instrumental Well Buam Sprecher: Spaß hat es schon gemacht, die Tanzmusik. Auch der Traudi – die als Älteste übrigens direkt nach dem Abitur das Weite gesucht hat. Sie hat in Tübingen studiert, auch, um den elterlichen Pflichten in dem Riesenhaushalt zu entkommen. Das hat aber nur bedingt funktioniert: immer, wenn die Mutter krank war oder sonst wie Not am Mann war, wurde sie nach Hause zitiert – und das war ziemlich oft. Die Auftrittskultur, die sich damals in der Familie entwickelt hat, sieht sie kritisch. (während sie in alten Fotoalben kramt) 16. O-Ton Traudi 54 „Dass das aufbricht, das klingt so schrecklich, das kam erst mit diesen Auftritten der Volksmusik. Es ist ein großer Bruch in der Familie entstanden. Bevor das die Biermösl gemacht haben und so - das ist ja aus dem ganzen anderen erwachsen. Traditionelle Volksmusik, mein Vater hat dann für jeden Kriegerverein, für jeden Burschenverein, für jedes Altersheim, zu Weihnachten, der berühmte Ausdruck Weihnachtsrallye, das kommt aus dieser Zeit. M ein Vater hat jedes Weihnachten ein Krippenspiel gedichtet für die ganze Familie, da wurde immer Musik gemacht da gab es zwei Teile, einen ernsten und einen lustigen Teil, ernsten Teil wurde das Spiel aufgeführt, und Musik gemacht, schöne Musik. Und dann kam der lustige Teil: da wurden Sketsche usw. alles die ganze Familie…warum so viele Kinder? Neben dem dominierenden Mann eine Rolle zu spielen“ 10. Musik BethlehemRally/Grüas Gott Christkindl….6073946004 009/019 Sprecher: Die Bethlehemrally ist ein stehender Begriff in der Familie Well. Erste öffentliche Auftritte als Großfamilie werden in der offiziellen Familienchronik, nachzulesen auf der Website der Geschwister-Well, auf das Jahr 1962 datiert. Für Traudi Well hat sich das schnell zu einer Obsession ausgeweitet. 17. O-Ton Traudi 54 „Meine Mutter war die treibende Kraft. Sie hat keine Kinder mehr gekriegt, aber die Kinder waren da und jetzt wurden diese Kinder halt der Öffentlichkeit präsentiert....und als die Mädchen anfingen, das mochte meine Mutter gar nicht, die ist jahrelang auf keine Veranstaltung, ihre wäre es am liebsten gewesen, es wäre so weiter gegangen, a la Trappfamilie, wir wären da gestanden und hätten schön diese bayerischen Lieder gesungen und gespielt.“ Musik hoch Sprecher: An dem Schicksal einer ‚bayerischen Trappfamilie’ sind die Wells dann aber doch noch haarscharf vorbeigeschrammt. In besagter Familienchronik heißt es für das Jahr 1975. Zitator: „Vater Hermann Well vergibt die einmalige Chance, ähnlich der Trapp-Familie, zu Weltruhm zu gelangen, indem er einen Auftritt bei Hans Rosenthals „Dalli Dalli“ absagt.“ Sprecher: Ganz abgesehen davon hätten die Eltern diese Rechnung auf lange Sicht nicht ohne die Kinder machen können. Die haben sich im Laufe der Zeit auf ganz anderen Bühnen getummelt, eigene Erfahrungen gesammelt und nicht zuletzt den Geist des Widerspruchs für sich entdeckt. Der jüngsten Tochter Moni war schon als kleines Mädel klar, dass alles, was zu volkstümlich oder gar schlagermässig daher kommt, nicht wirklich taugt. 18. O-Ton MoniM: (16) „Wir haben mal vom HR eine Sendung mitgemacht. da waren dann die schwablern singers, wo war das? – irgendwo in Hessen – da war so eine Schlagersängerin, die hat ein Flasche Rotwein vorher getrunken – da waren wir beeindruckt, das weiß ich noch. … 18: da waren wir geschockt, weil die alle live nicht mehr haben singen können. Damals schon. Und ein irrsinniger scheißdreck, also inhaltlich so eine scheiße, volkstümlich eher.“ 11. Musik chinesisches Couplet oder instrumental 6038501 004 Sprecher: Belangloses wollten die musizierenden Wellkinder nicht von sich geben und auch kein Blatt vor den Mund nehmen: die jüngeren Geschwister emanzipierten sich in den 70er Jahren von den gemeinsamen ‚Auftritten á la Trapp’. Sie fingen an, das erlernte Musik-Handwerk mit bissigen Texten und urkomischen Bühneshows zu verbinden. Um die Geburtsstunde der Biermösl Blosn und später der Wellküren soll es in der zweiten Stunde dieser Langen Nacht gehen. Musik hoch 2. Stunde Beginnt mit Musik instrumental kleine Collage 1.OTon Moni Well….(2) „Jeder von uns hat ja einen Drang zur bühne, weil man damit hat man sich als kind schon immer beliebt gemacht, bei den leut und bei de alten, den Eltern und gewschister. Musik hoch 2. O-Ton Stofferl (19) „Vom Vater haben wir viel gelernt, den dramaturgischen Aufbau eines Abends. Der Vater hat des gut verstanden, dass er ein Gedicht uns auf den Leib geschrieben, Dann hat der Volkstanz vorgeführt dann hat der drei Gesang Buben Madel und Sketsche. Da haben wir viel gelernt, wie man einen Abend setzt. Musik hoch 3. O-Ton Hans (1’30) „ich habe das oft gehabt: Leute stehen auf der Bühne und haben irgendwie Angst vorm Publikum. Das ist anders bei mir, bei meinen Brüder wohl auch. In dem Moment, wo man auf der Bühne war, dann hat man sich wohl gefühlt, ist man frei gewesen“ Musik hoch 4. O-Ton Traudi (1’00) „Es ist das Sprungbrett für die Biermöls und die Wellküren gewesen…von der Pike auf, ich weiß noch gut, wie ich das erste Referat gehalten habe, das ist mir schwer gefallen, vor der klasse muss man sich behaupten und den Mund aufmachen. Es ist uns lang schwer gefallen, diese Schüchternheit und alles abzulegen und sich was zu trauen.“ Musik hoch Sprecher: Keine Angst vor der Bühne. Im Gegenteil: die Bühne, das ist die wahre Heimat! In der Langen Nacht über die bayerische Großfamilie Well geht es in der zweiten Stunde um die beiden bekannten Musikkabarett Gruppen, die der Familie entwachsen sind: den Biermösl Blosn und den Wellküren. Der Drang zur Bühne hat sich vor allem bei den jüngeren der 15 Geschwister durchgesetzt. Durch die ‚Bethlehem Rally’ haben sie das Handwerk mit der Muttermilch aufgesogen. Die Familie Well absolvierte ab Mitte der 60er Jahre jedes Jahr zur Weihnachtszeit unzählige Auftritte. Für die älteste Tochter Traudi hatte das etwas Obsessives, auch wenn sie die Vorteile nicht bestreitet. Sie erinnert sich ganz genauso wie ihre jüngste Schwester Moni vor allem an eines: bleiernde Müdigkeit. 5. O-ton Moni: „das war auch anstrengend. Am Weihnachten. Da warst du 40 mal unterwegs, am tag zwei dreimal und ich weiß, ich war immer müd. Ich bin immer auf dem schoß von irgendwem eingeschlafen.“ 2.Musik Weihnachts-Spiel Grüaß Gott 6073946 Zitator: (s. 36) „Ende November nahm der Advent Fahrt auf, damit begannen für uns die Bethlehem Ralleys. Manchmal traten wir bis zu 35 Mal für Schützen-, Krieger- und Veteranen-, Sport-, Obst- und Gartenbauvereine in den umliegenden Landkreisen auf. Geld wurde damit nur wenig verdient, weil unser Vater als Idealist nur Benzinkosten und Essen verlangte. Auf unsere Anregung, doch etwas mehr zu nehmen, forderte er dann knallhart vom Veranstalter: „Gebt’s hoit sovui, wia’s moants!“ Das war ungeschickt, denn die meisten meinten eher wenig. Die Kleineren von uns verdienten außerplanmäßig, indem sie nach dem Spielen von der Bühne durch die Reihen gingen, weil sie angeblich dringend aufs Klo mussten. Manche entwickelten richtiggehend eine Blasenschwäche, denn das begeisterte Publikum steckte ihnen bei diesem Gang Zehnerl, Fuchzgerl oder gar Markstücke zu. Daheim wurde gezählt, wer am meisten hatte. Das waren fast immer Karli, Stofferl und Moni. Teilen war eher unüblich. (evtl. kürzen:) Nach dem Weihnachtsspiel kam meistens ein bunter Teil mit lustigen Beiträgen. Unsere Familie war gut auf der Bühne. Die Tanzlmusik mit dem kleinen Riesentrompeter, die Stubenmusik mit der Mutter, sowie der Mädchengesang mit dem Bass des Vaters und der Buben- und Kindergesang, alles bestens geschult. Mein Vater hat ein untrügliches Gespür für Dramaturgie. Dazu schrieb er uns Kindern pointierte Gedichte. Diese, sowie seine Kurzszenen waren hervorragend, was Handwerkszeug und Witz betraf. Von ihm lernten wir früh, was wir als Biermösl Blosn bloßen später gut gebrauchen konnten. Seine Gedichte handelten meistens vom Leben auf dem Bauernhof oder von Erlebnissen seiner Kinder.“ Sprecher: Schreibt Hans Well in dem Buch ‚35 Jahre Biermösl Blosn’, einer Mischung aus eigener Biographie, Familienchronik und Bandgeschichte. Wenige Seiten später berichtet er, wie er als junger Mann die Kabarett- und Kleinkunstszene von München und Umland entdeckt. In Szenelokals wie dem ‚Muh’, die Abkürzung steht für ‚musikalisches Unterholz’ oder dem ‚Song Parnass’ lernt er Künstler wie Fredl Fesl, Georg Ringswandl oder Hans Söllner kennen. Er stellt fest, dass man auf der Grundlange volksmusikalischer Traditionen durchaus etwas Zeitgemässes, Lustiges oder gar Unkonventionelles präsentieren kann. Er lernt Gitarre und eifert seinen Vorbildern nach. Wenig später hat er auch seine Brüder im Gepäck. Zitator: „Nach einer Familienveranstaltung nahm ich einmal den Stofferl, der damals gerade 16 Jahre alt war, mit ins ‚Song Parnass’. Wir bezahlten keinen Eintritt, weil wir Instrumente dabei hatten und uns als Musiker ausgaben. Als ein Programmpunkt ausfiel, bat uns der Betreiber auf die Bühne. Wir hatten tatsächlich vier Nummern parat. Die ‚Spanische Romanze’ für Gitarre, die Ricky King verkitscht hatte, parodierte der Stofferl auf der Tuba, danach brachten wir ‚Als Gott der Herr’, einen Trompetenlandler und ‚Mir san vom Woid dahoam’. Wir wunderten uns, wie sehr sich das Publikum dabei amüsierte. Die Leute lachten, obwohl wir das letzte Lied ganz ernst darboten. Für sie war das reine Parodie. Volksmusik hatte ja damals für die meisten jüngeren Leute, vor allem in der Stadt, etwas reaktionäres, Hinterwäldlerisches, kurz: Sie war CSU-Musik. Als Zugabe spielten wir das Ganze einfach noch einmal.“ Welcome to Bavaria. 3. Musik: Biermösl…Welcome: 6037939 001 2’41 Sprecher: Die Biermösl Blosn etablierte sich schnell in der Kleinkunstszene von München und im Umland. Hans, Nummer 9 in der Kinderfolge, Michael, Nr. 13 und Stofferl, der 14., spielten sowieso immer Musik, egal, wo sie waren. Hans wohnte in einer eigenen Bude mit Michael und der Schwester Bärbi in der Nähe des alten Heimatdorfes Günzelhofen. Dort sind in gemeinsamer Tüftelarbeit viele Lieder und Texte entstanden. Hans gebrauchte das vom Vater gelernte Handwerk, um es mit neuen Inhalten zu füllen. Sie entpuppten sich nicht nur als lustig, sondern auch als aufmüpfig. Heile-Welt-Texte waren in der neuen Generation verpönt, politisch-kritische Texte dagegen bei den Alten. Michael erinnert sich, dass allein schon das Ausscheren aus der Familiengemeinschaft Konfliktpotential in sich barg. 6. O-Ton Stofferl: 13 „Vati hat sich intellektuell damit auseinandergesetzt, Mutti war gefühlsmäßig verhaftet, da war wichtig, dass die Familie zusammenhält. Das war ja auch die Zeit, wo wir als Biermösl angefangen haben eine große Gefahr für die Familie, für die Harmonie der Familien zu sein. Wo man aus dieser Wertegemeinschaft raus tritt. Das war eine Bedrohung.“ „Ausbrechen muss man sagen.“ Stofferl: ja, Herr Lehrer. Micha: Schmarren, es war ein Ausbruch Stofferl: ja, du weißt doch was ich meine. „Ja, aber der Zuhörer nicht.“ „Wie haben die anderen das wahrgenommen?“ (1430): Karli: Es war ganz am Anfang der Biermösl, da habe ich auch mit erwogen dabeizusein, ich war auch dabei und habe es dann sein lassen und bin nach Augsburg gegangen und habe dort mit einer anderen Gruppe gespielt. Es war schon ein Aufbruch in der Familie, es hat wahnsinnig viel aufgerissen. Es gab Diskrepanzen mit den Älteren, wegen der Inhalte hat es mit den älteren Geschwistern schon Probleme gegeben. Auch mit der Mutter. Der Vater hat sich eher auseinandergesetzt.“ 4. Musik Drunten auf der grünen Aua…2´’01…Grüß gott mein Bayerland Sprecher: ‚Drunten auf der grüna Au’ - das einfache Kinderlied verliert bei der Biermösl Blosn seine Unschuld. Verantwortlich dafür war Hans Well: bei der Blosn für die Texte zuständig, geschult in vielen Diskussionen am häuslichen Essenstisch. 7. O-Ton Hans Well 43:30 „Das waren natürlich fürchterliche Schlachten. Einer meiner älteren Brüder war damals bei der NPD da kann man sich vorstellen wie die Fallhöhe war. Ich glaube, dass ich ohne diese Auseinandersetzungen mit meiner Familie mit meiner Familie nicht angefangen hätte, so etwas auf der Bühne zu machen. Mit solchen Texten, es war ja damals so die Zeit, Ende siebziger Jahre, da war eigentlich so ein großer Umbruch, dass das allmählich offen thematisiert worden ist, dass sich die Gesellschaft allmählich tatsächlich beschäftigt hat mit dieser Vergangenheit. Ich glaub das Dritte Reich in Bayern, ich weiß nicht wie es woanders ist, das habe ich nie erlebt, bis in die achtundsechziger oder Siebzigerjahre gegangen ist. Dass die Auseinandersetzung nie richtig damit stattgefunden hat. Und entsprechend hat es damals viele Bürgermeister gegeben, wo sich herausgestellt hat, der war in der Nazizeit des des. Und da habe ich mich auseinandergesetzt, „drunten in der Grüne Au“, das war ganz eine konkrete Geschichte, vier Kilo Meter weiter in Graf Rath, der Bürgermeister.“ Sprecher: Die Abgrenzung zur Familie und der ‚braunen’ Vergangenheit der Gesellschaft im Allgemeinen, das war ein wichtiges Thema. Aber wenn man einmal anfängt, die Obrigkeit, die verkursteten Strukturen der Gesellschaft zu thematisieren, ist das Reservoir an Themen groß. Auch immer gerne genommen: die Institution Kirche. 8. O-Ton Hans Well 37: „Vater war sehr gläubig, wollte eigentlich pfarrer werden. Hat dann umgesattelt in der Nazizeit, weil ihm irgendwie die Pfaffen zu verlogen waren. ..er hat uns nie gezwungen in die Kirch zu gehen,… ab 10 durfte ich selber entscheiden. Da muss man nicht in der Frühe aufstehen, allein schon aus diesen Gründen. Das war ein Pfarrer, der senil war, der predigten gehalten hat, die man vor genuschel nicht verstanden hast. Das war erstarrter verkrusteter Apparat. Über das Thema Kirche habe ich Lieder gemacht. Das war wichtig, weil es in Bayern eine wichtige Rolle gespielt hat. Staat und Kirche, das waren die autoritäten schlechthin.“ 5. Musik Es wollt ein Bauer früh aufstehen (Anno Domini…6060620) 9. O-Ton Wellküren B: die haben schon texte gehabt gegen die kirche und obrigkeit, wo die älteren Geschwister, die lehrer waren und auf dem Land, Angst gehabt, dass die zu sehr an was rühren, was für sie vielleicht zu kompliziert ist. Aber so massiv habe ich das nie gefunden – höchstens so: was ist des jetzt? Bissl zwiegespalten… B: ich weiß scho, wo das war, in Hörbach – wo wir als familie gespielt haben und dann haben die brüder, die biermösl, haben einen beitrag, wo es ums pfaffenmund gesicht…mein Vater war total in der Bedroiulle, weil der von Spielberg, der Dekan war. Vom Kloster in der Nähe. Da hat mein Vater wirklich einen bitterbösen Brief bekommen…. M: es war auch wirklich schwierig, meine Eltern haben da gelebt, die brüder haben da nicht mehr gelebt. Das war sehr provokant, das war das pfaffen arsch gesicht, so war der schluss von dem lied und daraufhin hat er den Saal verlassen und das war schwierig für den Vater. Aber es gab keinen Streit“ Sprecher: Der Vater fing früh an, seine Biermösl Söhne zu verteidigen - selbst, wenn sie vor versammelter Gemeinde, das Verhalten der Kirchenoberen ganz unverblümt auf Korn nahmen / die Doppelmoral katholischer Priester samt Hinterteil aufs Korn nahmen. Die schützende Hand des Vaters ist für Michael Well der Grund, warum sich die Blosn immer wieder völlig angstfrei auf juristische Auseinandersetzungen mit Bierfirmen, Kommunalpolitikern und Agrarunternehmen eingelassen haben. 10. O-Ton M: „Er hat sich damit auseinandergesetzt und wenn es hart gekommen ist, dann hat er uns verteidigt, er war diplomatisch.. Wir haben mal in München beim Adventssingen auf dem Christkindlmarkt, da hat Stoffel lustigerweise die Iternationale als Weihnachtschoral geschrieben und ein CSUler hat es gemerkt und hat einen furchtbaren bösen Brief geschrieben und mein Vater hat dann einen lustigen Brief zurückgeschrieben und hat uns auch verteidigt.“ Sprecher: Streit gab es innerhalb der Familie eher mit der Mutter und den älteren Geschwistern. So auch 1979 als der Blosn mit der Baywa Hymne der große Durchbruch gelang. Dummerweise lebten einige Geschwister in direkter Nachbarschaft in dem von der Blosn spöttisch besungenen Agrargroßhändler: 11. O-Ton hans „Einer meiner älteren Bruder hat dann mich angegriffen und hat gesagt: Wortlaut war so, ich weiß noch ganz genau: durchs Telefon durch: ja spinnt ihr denn total! Ich bin gerade da vorbeigegangen, die haben alle weggeschaut. Das war der gleiche Bruder, der dann später Karten von uns wollte. Wenn wir im Theater, in den Kammerspielen oder im Residenz etwas gemacht haben.“ 5. Musik Baywa lied 0’40 Grüß Gott… 12. O-Ton Hans „das erste war Gott du land mit dir du Baywa—ein Agrargroßhänder in Bayern. Die haben die ganzen agrarchemikalien haben die vertreiben damals und immer noch. Das war auf die bayerische Nationalhymne: gott mit dir du land der Bayern, die änderung war klein: gott mit dir du land der baywa – deutscher Dünger aus Phospaht über deinen weiten Fluren liegt chemie von früh bis spat. Und so wachsen deine Rüben, so ernährest du die sau. Herrgott bleib im himmel, wir haben nitraphospaht blau. Das haben wir im Fernsehen gesungen. Der alte Sprecher der CSU Dieter Kehl hat gesagt: er findet den Text genial. Aber Herr Well – sie werden verstehen, wir können ihn nicht senden, direkt nach diesem lied – das nachtgebet eines Landwirtes habe ich es genannt, direkt danach ist dann die Neujahrsansprache von Strauß geokmmen. Er hat gesagt: dass müssen doch verstehen Herr Well, das geht nicht. Ich hab nix verstanden. Die Brüder waren schon weg. Und ich habe mich rumgeschlagen mit dem, bis etwa 10 Minuten vor sendebeginn. Der hat versucht das abzuwenden, aber dann hat er es doch gesendet. Ich habe gesagt: wenn dieses Lied nicht gesendet wird, dann bitte schön den ganzen Beitrag raus. Das war 20 Minuten und dann wäre ein Loch gewesen. InstrumentalMusik als Trenner noch mal Baywa..? 10’30 Das war eigentlich der Durchbruch für uns – denn daraufhin hat die Passauer neue Presse…. Einen Kommentar geschrieben, der geharnischte war. Mit der Überschrift: ‚der bayerische Rundfunk sollte seine Normen ändern. Sie haben praktisch den Privatsendern das Wort gesprochen. Wenn man die bayerische Nationalhymne verhunzt.’ Dann ist es in allen Zeitungen gestanden. Die Süddeutsche hat es aufgenommen, die Abendzeitung in München usw. Dann war es bayernweit ein Riesenskandal.“ Sprecher: Sylvester 1979 gilt als großer Durchbruch der Biermösl Blosn. Dass sie von da an vom Bayerischen Rundfunk gemieden wurden, war kein Hindernis, sondern glich eher einem Ritterschlag. Die Blosn wurde zu so etwas wie dem ‚musikalischen Robin Hood des Bayernlandes’, einem ‚grün gestrichenen trojanischen Pferd in der schwarzen Seele der Bajuwaren’. Aber nicht nur die eigenen Leute bekamen ihr Fett weg, ausgeteilt wurde auch über die bayerische Staatsgrenze hinaus. Berühmt geworden ist die öffentliche Fehde mit der Warsteiner Brauerei aus Nordrhein-Westfalen. 6. Musik Blosn Musik Briefwechsel 6060620 007 Sprecher: Die Biermösl Blosn gab Jedem, was er brauchte: den einfach Gestrickten einen schönen Dreigesang; den Möchtegern Gescheiten ein paar Doppeldeutigkeiten zum Nachdenken; den Widerspenstigen kritische Betrachtungen und Kennern wahrer Musik eine Melodie von Mozart. Überhaupt Musik – damit ließ sich das Prinzip der ‚Unschuld vom Lande’ immer hervorragend verkaufen. Hans Well: 13. O-Ton Hans Well „das hat uns ja auch immer mit den Brüdern ausgezeichnet: wir waren musikalisch überhaupt nicht angreifbar. Das war so stark, dass wir jedes publikum, auch ein Skeptisches, sofort mitnimmt. Wie das mal jemand für den Stern beschrieben hat: er hat gesagt: die Musik läuft den Menschen in die Ohren, wir das Bier in die Kehle. Das war immer unser Geheimnis. Man hat dicke Sachen auf der Bühne sagen können, die überhaupt sonst nicht akzeptiert worden wären. Von der politischen Grundeinstellung. Wir haben oft mit den Biermöseln im Bierzelt gespielt, vor 2000 Leute- das war der normale Schnitt der Bevölkerung. Es waren viele CSU Wähler mit drunter und wir sind immer unverletzt von der Bühne runtergangen.“ (Musik Alphorn?) Sprecher: Unverletzt von der Bühne gehen, selbst wenn man den Besuchern sauren Wein einschenkt – das konnte die Blosn: Im Dialekt, mit Musik, mit kleinen Darbietungen, die völlig unpolitisch daherkommen, wie z.B. Schuhplattler, Walzer oder Bauchtanz und natürlich mit viel Humor, wie die anderen beiden Blosn Brüder Stofferl und Michael erzählen: 14. O-Ton Stofferl39: S: der Bierzelt Besucher, vielleicht hätte er sich daheim überlegt: was gibt’s denn da? Wie habe ich gelacht über den Strauß? Dann hat er einen Rosenkranz gebetet, dann war die Sache wieder in Ordnung. Unter dem Auftritt merkte es ja nicht, weil das Lachen - das Lachen ist viel schneller.“ M: „du unterschätzt einfach die Humorfähigkeit der Leute, denen beeindruckt das, wenn der Humor stimmt. Wenn die Lachen können darüber, dann ist denen auch eine bestimmte politische Haltung wurscht. Und bestechlich sind die natürlich auch. Wenn die sehen, dass in einem Bierzelt 2000 Leute sind, dann beeindruckte das. Dass so viele Leute kommen. Die sind beeindruckt. Du änderst ja nicht die Leute, politisch änderst du dich nicht. Aber sie hören sich es an und sie hören sich mal etwas anderes an.“ 7. Musik Blosn Musik (6019580 008 Asylantenschwemme) Sprecher: Die Blosn spielte mit Vorliebe vorm ‚vermeintlichen’ politischen Gegner – wenn man hier einmal annimmt, dass die Brüder in den 80er Jahren am ehesten den Grünen nahe standen. Aber natürlich spielten sie auch fürs eigene Lager und waren als Künstler mit Straßenmusik-Erfahrung oftmals dort, wo es wirklich brannte. Z.B. in Wackersdorf in der Oberpfalz: Die bayerische Staatsregierung hatte 1981 beschlossen, dort eine Wideraufarbeitungsanlage für gefährlich strahlenden Atommüll zu bauen. Es folgten Jahre großer Demonstrationen, Blockaden, immer wieder Straßenschlachten zwischen Gegnern des Projektes und der Polizei. Und es wurden Musikfestivals ausgerichtet, bei denen sich die kritische Künstlerprominenz der Bundesrepublik traf, auch die Blosn. 15. O-Ton Hans Well „Zur Musik ist auch noch der Dialekt gekommen. Das ist etwas, das uns als Bayern gekennzeichnet hat. In Wackersdorf bei dem Auftritt beim Anti AA Festival, wo wir da gespielt haben, das war eine Riesenrock Festival, mit 100.000 Leuten und wir haben dann das grü di Gott, pfuiti gott, bayern und tschüß und das haben die Leute, da Bayer ein Publikum, die haben damit nicht gerechnet, dass der jemand bayerische Blasmusik spielt bayerische Volksmusik und dann diese Texte, die Leute sind ungläubig gewesen, weil, so haben wir ja die Toten Hosen damals kennengelernt, weil die vor uns gespielt haben. Die meisten haben ja gesessen, die meisten haben schon ein bisschen Wein oder Bier getrunken gehabt. Es war so eine müde Atmosphäre über dem ganzen Platz. 200.000 Leute wirklich gesessen sind auf diesen riesigen Platz. Allein schon bei der Landlaeinleitung, hast du gemerkt wie die Köpfe hochgegangen sind. Nach dem ersten Lied ist ein unglaublicher Jubel ausgebrochen.“ 8. Musik Tschüss Bayernland 2’41 (CD: Tschüß Bayernland) Sprecher: Mitte der Achtziger Jahre, 10 Jahre nach ihrer Gründung, waren die Biermösl Blosn längst zu einer Marke geworden. Sie waren eine Spaßtruppe mit enorm hoher Anschlussfähigkeit und hatten Bierzelte, Rockbühnen, Kleinkunstforen in ganz Deutschland und sogar einige bekannte Theaterbühnen erobert. Sie hatten Skandale ausgelöst und waren eine ernst zu nehmende außerparlamentarische Opposition in Bayern: viele behaupten heute, sie wären eine Zeit lang die Einzigen gewesen, die die CSU tatsächlich ärgern konnten. Der Erfolg nach außen zeigte auch Wirkung nach innen: Das Ausscheren der drei Brüder Hans, Michael und Stofferl wurde mittlerweile von der gesamten Familie getragen oder zumindest geduldet. Schließlich ging es ja auch darum, ein paar Freikarten für eine der begehrten Theateraufführungen zu bekommen. Und es kamen Nachahmer. Die Formel, die die Blosn gefunden hatte, bot sich dafür an: traditionelle Musik mit spöttisch-kritischen Texten. Lieder von und über alle Schichten dieser Gesellschaft. Dazwischen ein paar instrumentale Nummern zur Beruhigung der Nerven oder eine kleine Tanzeinlage zur sinnfreien Erheiterung. Diese Formel wurde 1986 von drei Schwestern aufgegriffen, sie gründeten das Trio ‚Wellküren’. Zunächst waren das Moni, die jüngste der Kinderschar, Bürgi und Vroni Well. Vroni wurde später durch Bärbi ersetzt. Ist das eigentlich bis heute ein Leben im Schatten der bekannten Brüder? 16. O-Ton Wellküren 2 „Ja, schon.“ Moni: natürlich war das toll, wir haben die bewundert. Aber letzendlich die idee war, weil das mit der familie die Veranstaltungen weniger geworden waren … Die Nachfrage war nicht mehr so da – es hat sich geändert, die leute wollten nicht mehr nur von der heilen welt Bä: die brüder haben sich anders artikuliert. Das war eine andere Form, schon miit volksmusik, aber andere inhalte. M: bei uns war es so, dass die Frauen, bei dem Programm 30 Jahren Wellküren haben wir es gemerkt, dass es wirklkch schwer ist in der volksmusik, dass man inhaltlich texte findet, die inhaltlich wertvoll sein.“ 8. Musik: Wellküren…vorm Annamirl Fenster…6061353 005 (junger schwarz schlossergsell Oder ‚soldatinnen’ oder Perchtentanz oder 17. O-Ton Wellküren 2 „Also gibt es fast nichts- man singt vom Fensterln – das ist ein bayerischer Brauch…das ist, wenn die Mönner eine Frau begehren und dann ans fenster kommen…kennst du nennt nit: grüße aus der Lederhosen: das ist ein bayerisher Porno, da wird das auch praktiziert. Da war neulich ein rückblick, wer da alles mitgespielt hat: Konstantin Wecker. „Es ist tatsähclich hauptsächlich ums Fensterln und die idylle auf dem Land gegangen.“ „Lass mich bitte einmal ein wegen ausreden.“ „Ich hob doch gar nix gesagt…“ („Es ist auch bestandteil der Bühne. Dann haben wir irgendwann gesagt: es ist auch etwa zu sagen für Frauen. Das war mit entscheiden.“) Sprecher: Die Wellküren greifen das vermeintliche Idyll musikalisch auf und machen sich ihren eigenen Reim darauf. Auch in Sachen Sex: im folgenden Gstanzl - ein Gstanzl ist ein von Musik umrahmtes Gedicht, das große Wahrheiten auf einen einfachen Nenner bringt – wird dem Liebhaber ganz unverholen gesagt, dass sein Geschlecht zu klein ist und er es im Bett nicht bringt: 9. Musik hoch Gstanzl 6061353 006 Sprecher: Die Wellküren nehmen keinen Blatt vorm Mund und drehen die Rolle als vermeintlich schwächeres Geschlecht einfach um, wenn sie über Männer singen, die im Bett nicht so viel taugen. Aber es gibt auch eindrückliche Stücke über die Folgen erfolgreichen Geschlechtsverkehr. Die ‚Kindsmörderin’ ist eine alte bayerische Weise, die die letzten Stunden einer jungen Frau beschreibt, die auf dem Weg zum Henker ist, weil sie ihr Kind getötet hat. Das Lied wird aus Sicht der Verurteilten gesungen. (Bei den Wellküren kam auf der Bühne Mitte der 80er Jahre noch eine aktuelle Strophe dazu.) 10. Musik Kindsmörderin 6008855 009 18. O-Ton Wellküren 5’20 (Moni: Es gibt genug themen, die wir ansprechen können als frau auf der bühne. Z.B. paragraph 218, die Memminger prozesse. Bärbi: Tschernobyl,war ein Monat vorher. Bü: „Das war eher eine hochpolitische Zeit – da war wackersdorf, da war wirklich was los.“) Moni: Wie gesagt: MemmingerProzesse, da haben wir schon ein Lied gefunden, wie ‚ich bin ein mädchen von 22 Jahren’, Das haben wir verändert, die letzte Strophe noch aktueller gemacht.“. 19. O-Ton Wellküren 10’20 Moni: Es war aber auch schwer, weil die Brüder eine gewissen Ruf gehabt haben nach 10 Jahren. Das hat uns eigentlich am Anfang, im Nachhinein, ein bisschen gehemmt, weil es natürlich war es super –die Schwestern der Biermösln, der Saal war einigermassen gefüllt. Sprich: die haben einen guten Ruf gehabt. Aber dadurch hast du dich schwer finden oder sachen ausprobieren können. Weil eine wahnsinns Erwartungshaltung da war.“ Sprecher: Die Erwartungshaltung haben die drei Wellküren-Schwestern der Biermösl Blosn mit ihrem eigenen, femininen Charme problemlos unterlaufen. Dabei haben sie die familiären Bande schamlos für ihre Zwecke genutzt. 20. O-Ton Wellküren 11’ „Das waren die Brüder die draufgeschaut haben, also der Hansi hat uns mit Texte unterstüzt am Anfang und der Stofferl hat uns musikalisch Ratschläge gegeben, der Micha von: wo spielt man, wo nicht. Wir haben ein Korrektiv gehabt.“ Bg: „wir wurden oft gefragt, ob wir einen Regisseur gehabt haben, das haben wir gelernt von unserem Vater….wie man aufbaut…das haben wir von klein auf gelernt.“ 12’20: Wir haben uns nix gshisssen – wir haben ganz normale traditionelle Lieder gemacht. Die mir gerne gemacht haben. Das ist in der Familie auch gespielt worden.“ Sprecher: Wir haben uns nix gschissen, sagt Bürgi Well und erklärt damit einen Teil des Erfolges des schwesterlichen Trios ‚Die Wellküren’. Mit dem sicheren Gespür für die Dramaturgie eines Abends gehen die Damen ganz ungeniert auf die Bühne, sie haben Spaß dort oben, jeden Abend aufs Neue. Musikalische Perfektion steht nicht im Mittelpunkt, als große Instrumentalistinnen haben sie sich nie gesehen. Dafür spielen sie mehrere Instrumente: Hackbrett, Harfe, Gitarre, Tuba, Saxofon, Akkordeon, Tenorhorn und Nonnentrompete. Eines der Themen, dass heute noch kontrovers in der Familie Well diskutiert wird, ist die Frage, wer wann welches Instrument gelernt hat und ob er oder sie es tatsächlich gelernt hat. 21. O-Ton Wellküren 12’40 M: wir haben die instrumente spät gelernt: wir haben gesungen und Gedichte aufgesagt. Die brüder haben instrumente gelernt. Die haben in der Blaskappellen gespielt, das ist eine Grundlage….Mein Vater hat gerne musik gemacht. Da war oben im Schulhaus ein Klavier gestanden und da hat er in der früh mit den Kindern übungen gemacht. Er hat gesagt: jedes Kind kann singen oder lernt es singen….die Basis war da. 13’55 B: Instrument habe ich schon gelernt, Harfe. M: ich hab nix gelernt. Bg: stimmt nicht, weil ich gesagt habe, ich möchte was lernen. M: Der Vati hat gesagt, du singst so schön und ich bin lustig gewesen auf der bühne – ich habe die Gedicht wohl ganz gut gesagt. Von daher ist es kein thema gewesen. Ich habe hackbrett dann gelernt, wo bärbi nach berlin gegangen ist, wo sie ausgestiegen ist aus der familie, da habe ich mir selber hackbrett spielen beigebracht.“ 15’50 Und Du? Bg: Goa nix, ich habe dann selber mit den Wellküren a bisserl Gitarrenunterricht genommen. Es war so, dass frauen oder madeln hautpsächlich Seiteninstrumente gelernt haben. Kein blasinstrument. Das war einfach so, das war den Männern vorbehalten – in Bayern.“ 11. Musik Stubenmusi… 22. O-Ton Blosn Michaels: „wir sind Autodidakten. Stofferl war der einzige der richtig Unterricht hatte“ S: „ich habe Trompete studiert und ist dann Harfe und übers Trompetenstudium habe ich auch Noten gelernt. Aber meine Geschwister haben alle keine Noten gelernt und haben das Instrument meistens sich selber beigebracht.“ Kali: „die älteren schon der Berti, der Kali, die haben Noten gelernt. Ja freilich, die haben auch Noten gespielt.“ Michael30 „Es gab in der Familie welche, die haben sehr gut gesungen: Vroni oder Helmut, aber vollkommen falsche Technik, das ist auf falsche Füsse gefallen, sie hatten keinen Lehrer…das konnte man nicht verlangen, das jeder einen Lehrer hat. Rein musikalisch habe ich nicht gefördert gefühlt. Es war ganz klar. S: keiner ist musikalisch besonders gefördert worden, i auch nicht., das habe ich mir selber zahlt, ich habe flöten unterricht gegeben und damit trompetenunterricht bezahlt…der Vati hat nie was gezahlt, mein Bruder hat mich gebracht – es war doch viel zu teuer, überleg mal 15 Kinder und beim Gehalt vom Lehrer, das ist nicht gegangen… M: der Bruder war hinterher, dass du unterricht kriegst.. ich darf üben, eine stunde keller – keiner hat gesagt: hast du schon geübt, das war nicht nötig. Karli: zu mir haben sie es immer gesagt…permament, der berti auch… 12. Musik Instrumentenstreit… Sprecher: Das produktive Durcheinander in Sachen - Instrumentenbeherrschung, Noten lesen, mehrstimmig Singen - haben die Geschwister Well Jahre später in dem gemeinsamen Stück ‚Instrumentenstreit’ thematisiert. Es ist zwar nicht schön, aber es kommt einem Teil der Wahrheit nahe: die Großfamilie ist auch ein Ort großer Kakophonie. Einzig dem Stofferl eilt der Ruf als begnadeter Musiker voraus, weil er präzise intonieren kann und auch einen großen Teil des klassischen Repertoires beherrscht. Immerhin war er einstmals Solotrompeter bei den Münchner Philharmonikern unter Sergiu Celebidache. Er kann es sich sogar erlauben, einen kritischen Kommentar zur Musikalität der Eltern abzugeben. 23. O-Ton Stofferl 22 S: „auch weil Mutter Zither gespielt hat, das hat nicht wahnsinnig gut geklungen. Und Vater hat geige gespielt und das hat auch nicht toll geklungen. Der Vater ist musikalisch wirklich hochbegabt gewesen der hat ein gutes inneres Ohr gehabt und konnte komponieren und Noten schreiben. Mutti ist von der Musikalität her nicht so brillant gewesen, die konnte ihre Zither nicht selber stimmen aber sie hat eine hohe manuelle Begabung. Du brauchst ja beides. Der Vater hat zwei linke Hände und konnte deshalb nicht gescheit Geige spielen und Mutti hat Superfinger ghabt, aber kein gutes inneres Ohr und deshalb haben alle zwei ihre Instrumente so gespielt, dass die Kinder keines davon lernen wollten. Präzise formuliert.“ 12. Musik schickt mi moi 6077918 017 Sprecher: Auch, wenn die Instrumentenbeherrschung der Eltern ihre Grenzen hatte, haben die Wellküren die Mutter später oft mit auf die Bühne genommen. Dort hat sie dann eine kleine Einlage auf der Zither gegeben, nicht unbedingt schön, aber wirkungsvoll. Wie ein Star ist sie dann behandelt worden, als Chefin dieser großen, verrückte Familie. Wie ist das eigentlich für die ganzen Angeheirateten? 24. O-Ton Wellküren 42 Moni: „Das ist Schwierig, es gibt in der Familie Schwager und Schwägerinnen, die sehr gut damit umgehen können. Die selbst ein starkes Selbtbewusstsein haben und in der Hinsicht keine Schwäche zeigen. Es gibt andere Partner, die daran gescheitert san. Die selber nicht so gesettelt san und unsicher und wo die Familie mit ihren Teil dazu beigetragen hat, dass es schief gegangen ist. B „Das ist nicht einfach. Es ist immer dieser Macht.“ Bg: „Ganz a gsundes Selbstbewusstsein brauchts schon wenn man einheiratet bei uns.“ M: „du brauchst a gutes standing, dass du nicht untergehst“ „Oder eine große Liebe zu einer hübschen frau?“ M: ja des sowieso 13. Musik – Wellküren Schwager--- Fein sein … 14 Sprecher: Die Wellküren sind bis heute aktiv auf der Bühne, jüngst haben sie ihr 30-jähriges Jubiläum gefeiert. Was sie von ihren Brüdern unterscheidet, ist vor allem eines: sie sehen noch besser aus. Jedenfalls aus Sicht der Schwager, die hier in bitter bösen Worten auf den AC/DC Klassiker ‚Highway to Hell’ besungen wurden. Ansonsten merkt man, dass beide Gruppen die gleiche Sozialisation genossen haben. Musikalischer Forschergeist stand dabei nicht hoch im Kurs, hier zeigen sich die Wells bei allem Widerspruchsgeist als das, was sie auch sein können: ziemlich konservativ und bequem. 25. O-Ton Wellküren 42 M: „Wir machen keine Premiere mehr, komplett nein …wir wechseln aus. Das ist fürs Publikum viel angenehmer, wenn sichere nummern dabei sind, warum auch, warum? Es ist wurscht, du kannst 1000 neue nummern machen, aber der grunddings bleibt immer das gleiche. Beatles haben dann nicht auf einmal jazz gemacht, das ist einfach so, du hast einen gewissen stil und B: ich will uns jetzt nicht mit den Beatles vergleichen….“ 14. Musik instrumental Sprecher: Keine Beatles, aber dafür bayerisches Urgestein zwischen Musik und Kabarett - das sind die Wellküren und die Biermösl Blosn, die bekannten Kunst schaffenden Zöglinge der 17-köpfigen Wellfamilie. Die Wellküren sind immer noch aktiv, die Blosn hat sich vor einigen Jahren aufgelöst, um inzwischen in anderen Konstellationen weiterzumachen. Darüber und auch über die Rolle von Gerhard Polt soll es gleich in der 3. Stunde dieser Langen Nacht gehen. WE: 53 Musik hoch 3. Stunde Beginnt mit 1. Musik und Gerhard Polt emambwele… Zitator: (S.30) „Obwohl wir im Haus eh schon fünfzehn Kinder waren, lebten meistens noch ein oder zwei vorübergehend Aufgenommene bei uns. Der erste war Günther, ein uneheliches Kind der Tante Wally. Er hatte alkoholisiert in München einen Verkehrsunfall mit tödlichen Folgen verursacht und drei Jahre auf Bewährung gekriegt. Er lebte diese Zeit bei uns in Günzlhofen wie ein Bruder und kam wieder recht gut auf die Füße. Durch ihn sind wir 1860er- Fans geworden. Er schlief mit mir und Helmut in einem Zimmer und legte mir manchmal, wenn er spät nachts heim kam, seine stinkenden Socken auf die Nase. Ein anderer Familienzuwachs war der Schorschi, ein jugendlicher Alkoholiker, den unser ältester Bruder Hermann aus dem Heim mitbrachte, in dem er sein Sozialarbeiterpraktikum machte. Schorschi verließ unsere Familie nach einiger Zeit trocken. Der dritte war Kazch, ein polnischstämmiger Heranwachsender aus demselben Heim. Er lebte gefühlte zwei Jahre bei uns und wurde später sogar Jugendherbergsleiter. Dazu kamen die Kinder von Bekannten meiner Eltern mit Schulproblemen, die vom Vater fürs Gymnasium oder zum Volksschulabschluss auf Vordermann gebracht wurden. Sie waren dann ein Schuljahr lang Mitglied unserer Familie.“ Sprecher: ….schreibt Hans Well in seinem Buch ‚35 Jahre Biermösl Blosn’. Es wundert also nicht, dass sich die drei Blosn-Brüder Hans, Michael und Stofferl auch auf der Bühne immer wieder mit Menschen umgaben, die nicht aus ihrer Familie stammten. Etwa mit der Punkband ‚Die toten Hosen’ aus Düsseldorf, die sie bei einen gemeinsamen Anti-Atomkraft-Konzert kennen lernten. Oder mit Kollegen aus der schauspielernden Zunft, wie Dieter Hildebrand und Gisela Schneeberger, mit denen sie Erfolge in diversen Theater- und Fernsehproduktionen feiern konnten. Einen von ihnen haben sie im Laufe der Jahre gleichsam als Familienmitglied adoptiert: Gerhard Polt. 1. O-Ton Stofferl 11 „das ist angenehm, der Gerhard ist kein älterer Bruder. Es ist einfach ein Freund. Er ist kein Bruder, der älter ist und der immer sagt was richtig und falsch ist.“ Sprecher: …sagt Christoph Well, kurz genannt Stofferl. Auch sein älterer Bruder Hans erinnert sich in seinem Buch mit Freuden an die gemeinsame Zeit mit Gerhard Polt und widmet ihm ein eigenes Kapitel. Hans zitiert dabei Stofferl, der zu Polts 60. Geburtstag eine offensichtlich launige Rede gehalten hat: Zitator: (S. 152) „Mit dem Gerhard auf Tournee zu gehen ist ein Vergnügen und darüber hinaus auch noch ein Genuss, denn spätestens um 11:30 Uhr fragt er: „Michal, schaug amoi im Guide Michelin, wo ma san!“ Eine Autorität ist er für uns von Anfang an gewesen, seit wir ihn auf der Bühne gesehen haben, und ist es auch geblieben. Ich kenne kaum jemand, der ein so unglaubliches Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten in sich trägt und mit einem Wort, einer Geste, einem Blick derart viel sagen kann. Wenn der Gerhard was auf der Bühne erzählt, entstehen Bilder, Situationen, leibhaftige Menschen im Kopf, die einem vertraut sind, die man ähnlich schon gesehen, aber so nicht wahrgenommen hat. Unsere Anfahrten zu Veranstaltungen, meist unter großer zeitlicher Anspannung, weil der Gerhard wieder einmal zu spät zum Treffpunkt gekommen ist, sind für mich und meine Brüder hohes Vergnügen, weil er trotz seiner 60 Jahre jünger ist als manch 30-jährige und selten keine Gaudi mitbringt. Ich mag den Gerhard, wie er ist. Er ist ein Bruder, wie ich trotz meiner sieben leibhaftigen sonst keinen hab, auch wenn wir uns manchmal hackeln, weil er zum Beispiel überhaupt nicht recht hat oder bei dem Waigel seiner Hochzeit aufgetreten ist.“ 2. Musik 6060620 003 da montenovo Sprecher: Seit Beginn der 80er Jahre machen Polt und die Well-Brüder gemeinsame Sache, seitdem haben sie einen Großteil ihre Auftritte zusammen bestritten und Millionen von Kilometern im Automobil zurückgelegt. Der Grund? Die beiden Elemente gesprochenes Wort, bzw. erzählte Geschichte und gesungenes Wort, bzw. Musik, ergänzen sich prima. Gerhard Polt: 2. O-Ton Polt „das kommt im Grunde auch davon her, dass sie wie ich sehr früh kapiert haben, was es früher viel stärker war: in Wirtshäusern oder öffentlichen Plätzen, oder irgendwo, wo sich Menschen begegnet sind, die Erzähler dieses Element Musik, das persönliche erzählen, jemandem eine Geschichte erzählen und dann das Gespür haben, wo man die Spannung treibt und dann irgendwie rechtzeitig abbricht dann kommt Musik, die Leute warten. Hören die Musik und dann geht die Geschichte weiter. (kürzen: Es war er im Gegensatz zu heute, wo die vielen Medien nicht waren, es gab kein Handy und es gab nicht einmal ein Telefon, auch noch kein Fernsehen. Als der Fernseher gekommen ist, da war ich 20 Jahre alt, das muss man sich vorstellen.) Die Menschen haben sich was erzählt und sie haben nicht erzählt, was sie im Fernsehen gesehen haben, sondern im wesentlichen, was sie selbst erlebt haben. Wenn jemand aus dem Krankenhaus zurückgekommen ist oder Kriegsblinde, die sich ihre Wunden erzählt haben, wo die Kugel rein ist und wo sie wieder raus ist. Das sind Erzählungen aus der Wirklichkeit. Die Erzähler haben eine bestimmte, geschwollen würde ich nicht sagen, aber ein narrativ, die haben eine bestimmte Art das anzubieten und die Neugier zu wecken und die Leute bei der Geschichte zu halten, der spielt die Musik auch eine große Rolle in Dorfwirtschaften wurde früher viel mehr gespielt. Musik entspannt und Musik spielt immer eine Rolle. Ich kann mich erinnern früher war im Wirtschaften immer Musik. Kirchenglocken natürlich auch (Kirchengeläut im Hintergrund). 3. Musik/ ‚Sketsch Polt - Mozartopfer’ Sprecher: auf Musik Ein Sketch mit dem Titel: ‚Das Mozartopfer’. Was Sie nicht sehen können, während Gerhard Polt sich über Mozart auslässt: er steht am Bühnenrand mit einer Tüte Chips in der Hand, im Hintergrund schreitet Christoph Well Flöte spielend mit Mozartperücke auf dem Kopf über die Bühne… Musik hoch bei 1’50 4. Musik- Flötenmusik (Polt beklagt sich über den Lärm bei stofferl) Sprecher: Gerhard Polt und die Biermösl Blosn haben ihre ersten großen Erfolge auf der Theaterbühne gefeiert. ‚München leuchtet’ wurde im Januar 1984 in den Kammerspielen uraufgeführt – das Stück nahm die Münchner sogenannten Bussi-Gesellschaft, die A, B und C Prominenz mitsamt ihrer nicht immer ganz sauberen Geschäfte aufs Korn. Es wurde ein großer Erfolg und zur Blaupause für viele weitere Stücke mit Polt und der Blosn, einer Mischung aus Musik und Politsatire. Die Jungs vom Dorf hatten in der mondänen Stadt Erfolg und im Gegenzug gewährten sie dem Stadtkünstler Polt Zutritt in ihr Reich. 3. O-Ton Polt 32’40: „Das ist auch sehr wichtig: Sie, damals Biermösls, heute Well Brüder, haben etwas gemacht mit mir, mit uns – das klassische Kabarett, das gab es im Land ja nicht, das gab es nur in den Großstädten, in Berlin, Wien, in München und nach dem Krieg in Düsseldorf und Zürich. Das waren die Kabarettstädte im Deutschsprachigen Raum, das gab es nicht in Köln und nirgendwo, nicht in Frankfurt, historisch jetzt einmal. Und ich kann sagen: wir gehörten mit zu den ersten, die Brettlkünstler – das wir am Land waren, die Musik gab es am Land, aber in dieser Verbindung, wie wir es gemacht haben, da waren relativ die ersten, die so eine Art Programm in Orte mit bloss 800 Einwohner gebracht haben. Das gab es ja nicht.“ Sprecher: Auch die Kollegen von Polt, etwa Dieter Hildebrand, haben das Potential erkannt und sich immer wieder mit den Well-Brüdern oder vergleichbaren Gruppen zusammen getan. Dann vermischt sich die Tradition des intellektuellen Polit-Kabaretts mit der des sogenannten Brettls, einer Kleinkunstbühne im ländlichen Bereich, einem schlichteren, aber auch anarchischerem Ort zum Geschichtenerzählen und Musizieren. Mit dieser speziellen Mischung lassen sich sogar innerdeutsche Sprach- und Mentalitätsgrenzen überwinden. In der Bandbiographie von Hans Well ‚35 Jahre Biermösl Blosn’ heißt es über die Auftritte in der DDR: Zitator: „Im Herbst 1987 fuhren wir zum zweiten Mal rüber. Wir spielten auch in der Ostberliner Distel. Über unseren Auftritt schrieb Sigi Hardt: ‚Aber was der Staat gar nicht gerne hört, das freut so manchen Staatsbürger, nicht anders in der ‚Distel’, wenn die Biermösls den Geheimdienst als allgegenwärtigen ‚Schutzengel’ lächerlich machen, oder wenn der Polt in seiner denkdumpfen Stammtischmanier westdeutsche Russen-Angst schön hinterfotzig entlarvt.“ 4. O-Ton Polt 32’40: „Das war spannend, dass genau diese Inhalte, die sie singen auch in der DDR, in Berlin, in Hamburg, im Burgtheater, dass das da auch gut ankommt. Es war überhaupt gar kein Problem eigentlich, im Gegenteil. Bis heute es ist so, dass diese Musik und diese Art des Vortrags eine gewisse Attraktivität hat.“ Sprecher: Die ‚gemeinsame Sache’ von Polt und den Well Brüdern strahlt eine gewisse Attraktivität aus, nach wie vor. Nach dem ‚Aus’ der Blosn 2012 haben sich Michael und Stofferl den Bruder Karli ins Boot geholt, um auch heute noch gemeinsam mit Polt durch die Lande zu ziehen. Karli bringt natürlich die besten Voraussetzungen mit. Nicht nur, weil er genauso sozialisiert ist wie alle Well-Geschwister, sondern auch, weil er als Techniker jahrelang die Blosn begleitet hat. 2015 haben sie mit ‚Ekzem Homo’ ein gemeinsames Programm für die Münchner Kammerspiele aus der Taufe gehoben. 4. Musik/Sketsch: Ekzem Homo Sprecher: Gerhard Polt und die Well Brüder aus dem Biermoos, wie sie sich inzwischen nennen, mit dem gemeinsamen Programm ‚Ekzem Homo’ von 2015. Gerhart Polt gehört auch in der Nach-Blosn-Zeit zum festen Bestandteil des Well-Imperiums. Außerdem ist er Teil der Großfamilie, zu deren natürlichen Eigenschaften es gehört, sich alle, die einen bestimmten Sicherheitsabstand nicht wahren, einzuverleiben. 5. O-Ton Well und Polt 23 Michal: er ist unser Familiennikolaus. Es war einer seiner höchsten Karrierepunkte.(1283).. Bei dem Stück Fein sein, beieinander bleiben, was wir mit den Geschwistern gemacht haben, da war unsere Mutter als Faktotum dabei auf der Bühne. Gerhard hat In alter Tradition als Gast, Den Nikolaus gemacht, auch im Juli. Er ist in großer Montur als Nikolaus rein, und er hat Stoffel die Mutter vorgeschoben im Stuhl und er hat die Mutter über ihre Sünden gefragt. S: er hat von der Mutter ihrer Sünden gesprochen, 15 Sünden und am Ende hat er zu ihr gesagt: dass mir das aber nicht wieder vorkommt. M: Und sie hat Schuld bewusst genickt. „Warum sind sie Nikolaus geworden?“ 1:16: Bei mir ist es die innere Berufung, die es gebracht hat Nikolaus zu werden. Das war das war einer meiner Wunschträume nicht sondern eher Albträume. Ich war selber traumatisiert vom Nikolaus das ist doch so ein berühmtes psychologisches Ding, das man die Umkehrung macht, dass man vom Opfer zum Täter wird und dann wurde ich Täter und bin dann praktizierender Nikolaus geworden. …Und dann über die Jahre bei der Familie Well und das war für immer sehr befriedigend, weil ich hab mit Begeisterung die jungen Menschen hinter mich gebracht. Ich war praktisch Revolutionär, weil ich die Sünden der Erwachsenen vor den Kindern, die Kinder haben nur gesagt der oder der der muss das Rauchen aufhören, wer von den Erwachsenen muss in den Sack? Da waren die Kinder immer begeistert.“ 5. Musik Weihnachtsspiel mit Well Kindern Sprecher: Inzwischen treten auch die Enkelkinder mit Gerhard Polt und einem Weihnachtsprogramm auf. Das Krippenspiel ‚Grüaß die Gott Christkindl’ haben sie nach der Vorlage des Großvaters Herrmann in 90er Jahren eingespielt. 5. Musik kurz hoch Sprecher: Dass Gerhard Polt auch heute noch als Nikolaus in der Familie Well präsent ist, hat mit seiner eigenen Geschichte zu tun. Er arbeitet auf seine Weise, also mit trockenem, zuweilen makaberem Humor, ein tief sitzendes Trauma auf: 6. O-Ton Polt „Man hat mich als Kind in einen Sack reingetan. Und das ist so, dass ich bei ungünstiger Konstellation sogar heute noch davon träume. Das ist eine Angst, die hat traumatisiert. Ich werde das nie vergessen, das war ein einmaliges Erlebnis. Wenn man in einen Sack gesperrt wird und dann in einem Saustall aufgehängt wird. Seitdem ich in einem Sack war, bin ich gegen die Burka. (Gelächter)“ 5. Musik kurz hoch oder instrumental 7. O-Ton Polt „Das war kein Scherz, das war damals in der Zeit, ich bin 42 geboren…da war das Nikolaus Wesen, das Krampuswesen in Bayern, das war ganz was anderes als heute. Das kann man nicht vergleichen. Man ist ja auch verprügelt worden. Das war ein vollkommen anderes Klima, der Nikolaus war kein Kaufhaus Nikolaus. Als Schlumpf ist er dann erst später erschienen. Er hatte immer seinen Assistenten, den Krampus. Knecht Ruprecht sagt man auch. Der Krampus war der Ex-Diktator, der hat den Vollzug hat der geleistet, während der anderen nur das Sündenregister, aber auch das Lob, ausgesprochen hat. Wenn jemand immer brav aufgegessen hat, das wurde meistens positiv gemeldet. Grundsätzliche generelle brave wurde positiv angerechnet.“ Sprecher: Die Zeit ist eine andere geworden, stellt Gerhard Polt in Erinnerung an seine grausame Nikolaus-Vergangenheit fest. Geblieben ist dagegen seine Zusammenarbeit mit der Familie Well, mit Stofferl, Michael und Karli, aber auch mit deren Kindern. Dazu gehören Maria, die Tochter von Stofferl, sowie Maresa und Matthias, die Kinder von Michael. Die drei haben mit ihren Streichinstrumenten klassische Musik studiert und bilden gemeinsam mit einem vierten, familienfremden Musiker die Formation ‚Nouvelle Cousin’- von der Besetzung her ein klassisches Streichquartett. Anlass für ihr Zusammenarbeit waren Auftritte bei dem Verein ‚Live Music Now’, der junge Künstler zum Musizieren in Altenheime und Krankenhäuser vermittelt. Maria Well erzählt. 8. O-Ton Maria Well „Das war eine gute Bühne, dass man auch Sachen ausprobieren konnte, wurde teilweise selber arrangiert haben klassische Stücke für unsere Besetzung um geschrieben, wir haben alle eine klassische Ausbildung. Wir wollten das Verbinden, nicht unbedingt vermischen es ist schon ein bisschen getrennt also macht Volksmusik oder klassische Musik aber das eine beeinflusst das andere. Das andere sind die Lieder, wo man traditionelle Lieder hat und manche haben wir selbst geschrieben. Wir bringen traditionelle Lieder auf den neuesten Stand und Texten sie um.“ 6. Musik Nouvelle cousin Sprecher: Das musikalische Spektrum hat sich im Laufe der Well-Generationen ausdifferenziert. Das Niveau sei besser geworden, betonen die Brüder Michael und Stofferl, aber auch Hans Well im Hinblick auf ihre musizierenden Kinder. Geblieben ist die Freude daran, Genregrenzen hinter sich zu lassen. Für die Nouwell Cousins haben klassische Töne und Volksmusik den gleichen Stellenwert. Maresa, Maria und Matthias Well: 9. O-Ton Maresa Well „In der Schulzeit war es schwierig. Wenige haben einen Bezug zu Volksmusik, volkstümliche Musik ist was ganz anderes unserer Familie hat es sich zur Aufgabe gemacht, wirklich traditionelle Volksmusik zu erhalten. Wir Kinder sind froh, dass wir das weiterführen in einer bestimmten Art mit unseren klassischen Möglichkeiten beides zu haben ist eine super Voraussetzung für eine tolle Mischung man sagte auch das klassische Musik eigentlich aus Volksmusik entstanden ist es ergänzt sich gut. Maria: ich habe das Gefühl, dass das beim Publikum gut ankommt, dass das auf lockert wir machen etwas Neues mit den Einflüssen unserer Ausbildung, die klassische Ausbildung und habe das von unseren Vätern mitgekriegt haben, das ist unsere Basis Matthias: Das interessante ist bei den Kommilitonen, die kommen aus verschiedenen Ländern, ich habe mit einer Harfenistin aus Schottland geschrieben, sie macht auch Volksmusik, aber schottische Musik, das ist nett, da gibt es Achmed aus Ägypten, der macht ägyptische Volksmusik. Man kommt in Berührung mit verschiedenen Kulturen und da ist Volksmusik eine Sache über die man miteinander kommunizieren kann, man kann sich musikalisch austauschen.“ 6. Musik kurz hoch Sprecher: Als Kinder der bekannten Biermösl Blosn haben es die Nouwell Cousins heute etwas einfacher als ihre Eltern vor 40 Jahren. Der Name öffnet manche Tür – sei es die zu einer Zusammenarbeit mit Gerhard Polt oder bei Veranstaltungen mit dem ehemaligen Münchner Bürgermeister Christian Ude. Spüren sie keinen Druck, sich absetzen zu müssen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen? 10. O-Ton Maresa Well 36 „ich glaub schon, dass ich befangen bin manchmal, manche Leute, was erwarten die jetzt? Erwarten die eine Kopie von den Eltern? Hinterher ist es so, dass ihnen das gefällt, weil wir wir selbst sind. Dadurch entsteht eine Abgrenzung, wir machen keine Kopie, sondern wir sind so wie wir sind. Maria:. Natürlich ist der Einfluss der Familie generell spürbar, nicht zu leugnen, das wollen wir auch gar nicht, wir wollen nicht mit aller Macht etwas anderes machen, weil es uns gut gefällt, was sie machen. Das ist unsere Basis. Aber wir versuchen uns selber reinzubringen. Das merken die Leute, das kommt gut an. Ich glaub, wenn man dahinter steht, dann kommt das gut an. Wenn man das selber gut findet, wenn man nicht etwas kopiert, dann kommt das automatisch, wenn man selber eine Gaudi dabei hat.“ 7. Musik Nouvelle Cousin… Sprecher: Eine Gaudi, eine Freude beim Musizieren haben – das ist ein wichtiger Grund für den anhaltenden Erfolg der Familie Well. Ein Ende nicht in Sicht. Das traditionelle Weihnachts-Singen wird mittlerweile sogar schon von der Urenkel-Generation übernommen. Wie es scheint, geht alles seinen geregelten und auch harmonischen Gang. Konflikte mit der Eltern-Generation? Danach sucht man ja nicht nur bei den Wells heutzutage vergeblich. Ein Zustand, den der Menschenkenner und Geschichtenerzähler Gerhard Polt ein bisschen bedauert. 11. O-Ton Polt „Die Kindheit, die ich erlebt hab, war wahrscheinlich noch näher wie noch im Jahrhundert davor. Der totale Bruch kam dann bei uns in Bayern erst in den sechziger Jahren. Da fängt es dann an, wo das vollkommen kippt…Das verschwinden die Misthaufen, es fängt eine andere Zivilisation und ein vollkommen anderes Denken…(1430): Das ist das entscheidende, das war auch bei mir so, logischerweise Nachkriegszeit, das Aufwachsen ohne Eltern, die nicht ständige Präsenz, dieses behütet sein, wenn ich hier so rumschau, da sind ständig Eltern rum, die Eltern ginge gar nicht mehr weg von diesen Kindern. Die Kinder sind für die Eltern da. Es ist eine Umkehrung. Für uns waren Eltern, war es intuitiv so: man wollte unter Kindern sein und wollte nicht die Eltern da haben also, alles was erwachsen war, war irgendwie merkwürdig, nicht so erwünscht. Bis auf den Onkel, der einem Geld in die Hand gedrückt hat, aber der hat sich auch schnell verdrückt. Alles andere war nicht erwünscht und heute ist es, glaube ich, diese unglaubliche Nähe dieses ständige behütet und bewacht werden, das ist unglaublich. M: „Ja, wir waren der reinste Wildwuchs.“ 16 K: das war überall so, bei den meisten Familien. Meine Tochter ist jetzt zehn Jahre und sie wollte zum Baden gehen und dann habe ich ja, ist es gefährlich oder so, da haben wir überlegt, wie war das bei mir? Mit sechs Jahren sind wir mit dem Fahrrad allein nach Igelofen gefahren, das war ein Freibad, da waren wir Baden ohne Aufsicht. Meine Tochter kann ich nie lassen. 9. Musik: Wellküren: Eltern Kind Gruppe 12. O-Ton, Well/Polt M: vor kurzem war ein Bericht in der Süddeutschen, dass man draußen eigentlich keine Kinder sieht, die spielen. Das ist so wie du sagst, S: weil das Fernsehprogramm so interessant ist. 23 Polt: Die haben Zeit auch für Jugendstreiche gehabt. Heute sind die Kinder so beschäftigt, dass sie für Streiche kaum Zeit haben. Sich selber was auszudenken – das finde ich wirklich schade. Außer mir kann das nur der Haftpflichtversicherer, der kann das auch bedauern, aber…das Kind als Schädling, das Kind, das eine Freude hat, irgendwo auch einen Schaden anzurichten, diese Gegenwelt gegen die Feinde, seien es Erwachsene – das Äpfel stehlen, da habe ich das Gefühl: das fällt flach. Das ist Schade. Aus der Welt kommen die auch noch und diese Fantasie und diese Gaudi, die verbindet uns miteinander. Dieses Wissen, dass es schön ist, wenn man manchmal auch Schadenfreude erleben durfte. 24’16 Und Unfug. Weil Fug, da ist ja immer alles in den Fugen, der Unfug ist eigentlich interessant. An Karli: „da warst weit vorne?“ Karli: Da war ich immer ganz vorne. Polt: Der Charlie war ein Schädling „So schlimm war es net. Supertolle Zeit“ 24: P: Ich erinnere mich – da hat ein Kind den größten Respekt gehabt unter kindern, wenn man einen Stall angezündet hat – also als Brandstifter. Da haben wir alle gestaunt, was doch noch alles möglich ist. K: es war gar nicht so schön, wenn du nicht erwischt worden bist. Das Schöne war das ‚Erwischt werden’… Sprecher: Ein Hoch auf den Unfug – dafür war früher in der 15-köpfigen Kinderschar Karli verantwortlich. Und in gewisser Weise auch Hans Well, ehedem der Kopf der Biermösl Blosn. Er gilt bis heute als widerspenstiger Geist und sorgt auf seine Weise dafür, dass nicht alles in den Fugen ist. Ihn hat es z.B. gestört, dass es im Laufe der Jahre kaum noch Veränderungen im Programm der Blosn gegeben hat. 13. O-Ton Hans Well 22’: „Es ist auch so gewesen mit meinen Brüdern, ich glaube es war mit ein Grund, ich denke fünf Jahre bevor wir auseinandergegangen sind hat es schon angefangen, dass wir kaum mehr neue Texte gehabt haben. Das war ja lange Zeit unser Qualitätsmerkmal, dass wir mitten in der Zeit, auf der Höhe der Zeit waren oder manchmal sogar der Zeit voraus. Auf einmal ist es weg gewesen, weil wir einfach nicht mehr, wann habe ich aufgehört, Anfang 2012, habe ich 30 Texte gehabt, die wir einfach nicht mehr umgesetzt haben, weil es nicht mehr möglich war. Ein kleiner Aspekt war, dass man sich die Texte auch schwer merken können. Wir haben sehr oft, wenn wir eine neue Strophe zu einem Lied gemacht haben, dann haben wir das Papier und liegen gehabt und den Text vom Blatt abgelesen, auf der Bühne. Das geht mir genauso, ich muss viel länger ein Text einüben als früher. Das ist eine Alterserscheinung. Das ist ungerecht, aber so ist es.“ Sprecher: Das Alter – kein leichtes Thema. Jeder findet seinen eigenen Umgang damit: Hans Well hat sich nach der Trennung von der Blosn, bzw. der ‚Entlassung durch meine Brüder’, wie er es nennt, mit seinen Kindern zu den Wellbappn zusammengetan. Tabea, Theresa und Jonas Well sind alle in den 20ern. Gemeinsam in der Familie zu Musizieren, das hat ja durchaus Tradition. 14. O-Ton Hans Well 1 „Die haben mir …die Frage gestellt – Papa: warum probierst Du es nicht einmal mit uns?..Zuerst dachte ich: um gottes willen – mit den Kinder spielen – das geht doch nicht, das sind meine Kinder und auf der Bühne, da konnte ich mich zunächst nicht mit anfreunden, aber dann habe ich ein Programm eingelernt und dann haben wir einen Auftritt in Augsburg gemacht und dann haben wir gleich eine hinreißende Kritik gekriegt. Praktisch: Well Bappn blasen neuen Wind ins alte Segel. …Das ist ein bestimmtes Auftreten, eine bestimmte Art auf der Bühne zu stehen – sich an das zu wenden, das Publikum nicht bloss anzuschauen, sondern anzusprechen. Ich habe sofort gemerkt, dass die Kinder talentiert sind. … Keine Zurückhaltung, sondern einfach die Lust, zu spielen. Was auch bestechend war: die Kinder haben eine solide musikalische Grundausbildung gehabt.“ 10. Musik Well Bappn 15. O-Ton Hans Well 50 „Es ist für mich überhaupt kein Abstieg. Im Gegenteil: eigentlich, für mich, hat sich die Trennung von meinen Brüdern als Glücksfall erwiesen. Ich habe darunter sehr gelitten am Anfang, ich habe auch gesundheitlich total einen Einbruch gehabt, aber im Nachhinein betrachtet ist das aus jetziger Sicht so, dass ich eigentlich nur froh sein kann… man steht auf der Bühne und man hat nicht das Gefühl, dass man ein Papagei ist, der sich nur wiederholt. ..Weil das Publikum merkt: die haben sich angestrengt und etwas Neues gemacht. Die haben einen Schwung, im Vergleich zum letzten Jahr haben sie die Hälfte des Programms neu und das macht mir großen Spaß.“ Sprecher: Aktuelle Themen zur großen weltpolitischen Lage und kleinem kommunalen Gezänk gibt es immer. Hans Well hat jetzt sogar gemeinsame Sache mit der CSU bei einer Veranstaltung gegen die AfD gemacht, und zwar in einer kleinen Gemeinde bei Augsburg, Zitat Hans Well: Zitator: „In Gröbenzell gibt's ein großes überparteiliches Bündnis gegen einen AfD-ler und dessen antisemitische Parolen. So schwer die Erkenntnis ist: Auch bei der CSU gibt es Leute, die respektabel sind. Leider sind die keine starke Minderheit, sondern stark in der Minderheit.“ Sprecher: Hans Well pflegt in seinem neuen künstlerischen Leben seinen Ruf als kritischer und streitbarer Zeitzeuge. Aber auch seine Brüder nutzen die Situation, um unbekanntes Terrain zu erforschen. Stofferl hat ein eigenes Mozartprogramm, in dem als Sprecher auftritt. Außerdem ist er ein gefragter Musiker und auf verschiedenen Fremdproduktionen zu hören, jüngst etwa als Gast bei der Band ‚Alpenklezmer’. Auch Michael geht musikalisch fremd, mit einer Gruppe namens ‚Die drei Haxn’. Zudem ist er der Manager des Well-Imperiums, des ‚Wellperiums’, wie es im Internet heißt. Er ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Familie Well in der Öffentlichkeit bestens vertreten ist. Als Dauerbrenner hat sich für Michael, Stofferl, Karli und dem älteren Bruder Berti die Tanzmusik unter dem Bandnamen ‚Well Buam’ erwiesen, demnächst feiert diese Formation ihr 50-jähriges Jubiläum. (Musik Well Buam kurz ein) Und dann gibt es noch die gemeinsamen Auftritte der ‚Geschwister Well’, den Zusammenschluss der ‚Well-Brüder’ Michael, Stofferl und Karli mit den ‚Wellküren’ Bärbi, Moni und Bürgi. ‚Fein sein - beieinander bleiben’ nennt sich das Programm, das 2012 Premiere in den Münchner Kammerspielen hatte und auch heute noch gelegentlich dargeboten wird: eine Familie spielt sich selbst, damals noch mit der über 90-jährigen Mutter als Stargast. 16.O-Ton Stofferl „Der Gipfel davon war das Programm fein sein beieinander bleiben, wo wir mit den Schwestern und unserer Mutter gespielt haben in den Kammerspielen. Da war die Mutti dabei und die drei Schwestern. Wenn man mal denkt, das ist eine unglaubliche Geschichte. Da sitzt diese Frau unter diesen sechs Kindern, die mal aus ihrem Schoß geschlüpft sind und die machen Musik. Das war eine sehr schöne Sache.“ 11. Musik aus ‚Fein sein’ Sprecher: Auch Gerhard Polt erinnert sich gerne an die Wellsche Familienshow ‚Fein sein – beieinander bleiben’, in der er hin und wieder den Familiennikolaus gespielt hat. 17. O-Ton Polt „Für mich war natürlich das Schöne, dass die Traudel. Wie alt war sie da - 90? Das werde ich nie vergessen. Da war sie Kind und ich war der alte Mann und ich habe es wirklich geglaubt, dass ich der alte Nikolaus bin und sie ist Kind. Sie hat mich angeschaut, wie ein Kind. So gläubig, so ehrfürchtig im Blick. Ich habe dann das Sündenregister vorgelesen und bin mir dann selber so vorgekommen.“ Sprecher: 2015 ist Gertraud Well gestorben, mit 95. Ein Jahrhundertleben, das ärmlich begann; das durch die Nazizeit und ihr Engagement beim ‚Bund deutscher Mädchen’ für viel Streit in der Familie gesorgt hat; das natürlich geprägt war von den unglaublichen Sorgen und Mühen einer Mutter von 15 Kindern; das später auf den Bühnen Bayerns in großen Teilen öffentlich verhandelt wurde und dabei vor allem viele Würdigungen erlebt hat. Die älteste Tochter fasst das, auch im Hinblick auf den Großvater, so zusammen: 18. O-Ton Traudi „Aber ich kann auch meine Mutter verstehen, sie hat diese BDM, das war für sie die Möglichkeit aus dem Elternhaus, mit dem besoffenen Vater, mit dieser nicht anerkannten welschen Mutter, rauszukommen und dann noch einen Lehrer zu heiraten - das war ein unglaublich sozialer Aufstieg. Wenn man sich überlegt, dass meine Mutter ja wirklich aus einem ganz ganz ganz armseligen Elternhaus kam, und dann also wie sie gestorben ist, da wurde das im Radio in den Nachrichten gesagt. Also, das ist doch wahnsinnig, denke ich manchmal. Meine Mutter hat mal zwölf Mark zusammen gespart gehabt durch Babysitten. Sie hatte zwölf Mark und hatte Kommunion und hat meinem Großvater das Geld gegeben, damit der ihr Schuhe mitbringt aus der Stadt. Dann hat er das ganze Geld versoffen. Also, ich mein, wir Kinder haben unseren Großvater geliebt, weil er ein dicker, netter, lieber war. Er hat immer etwas mitgebracht, wie man sich einen Opa vorstellt. Mir hat er mal einen Ball mitgebracht, unglaublich. Aber er war einfach ein Lump.“ Sprecher: Einen Lump als Vater, einen sozialverträglichen und charakterstarken Ehemann, mit dem sie 15 Kinder hatte. Die Blüte ihres Lebens erlebte Traudl Well erst, als sie diese beiden prägenden Männerfiguren zu Grabe getragen hatte, wie ihre Kinder Traudi und Michael übereinstimmend berichten. 19. O-Ton Traudi „Mein Vater hat mal gesagt, sie ist unser 16. Kind. Die war immer so ein kleines hilfloses usw. aber nachdem mein Vater gestorben ist, ist sie so, ich hab das sehr bewundert bei ihr, bei aller Kritik, die ich da hab, aber das habe ich wirklich bewundert, dass sie sich so aufgemacht hat, dass sie so ein neues Leben angefangen hat. Ganz toll. Mein Vater ist gestorben 83 oder so meine Mutter hat gute Jahre gehabt…Dann ist meine Mutter wie die Rose von Jericho aufgeblüht, hat Kurse an der Volkshochschule gemacht und ist mit den Wellküren aufgetreten, in den Kammerspielen.“ 20. O-Ton Michael „Das ist schon eine wichtige Geschichte zwischen Vater und Mutter, der Vater ist 95 gestorben und daraufhin hat die Mutter eine ganz andere Rolle gehabt in der Familie. Da war sie der Mittelpunkt, der die Familie zusammengehalten hat. Die Zentrifuge, da hat sich alles getroffen bei ihr und sie hat die Familie gut zusammengehalten….Nur die Mutter hat eine andere Rolle bekommen. Wie das oft so ist bei Frauen, wenn die starken Männerfiguren weg sind, diese dominanten Männer und auf einmal entfaltet sich die Mutter.“ 12. Musik…a scheene Leich Sprecher: Dass sich eine Mutter Harmonie mit und unter ihren Kindern wünscht, ist das natürlichste der Welt. Doch je mehr Kinder es gibt, desto unwahrscheinlicher ist die Erfüllung des Wunsches. Im Falle von Traudl Well haben insbesondere ihre letzten Lebensmonate für etwas Frieden gesorgt. Die 15 Kinder haben sich die Betreuung der pflegebedürftigen Mutter untereinander aufgeteilt. 21. O-Ton Stofferl/Karli/Micha „Dadurch hast du sehr viel nachholen können, was in der Kindheit nicht gegangen ist. Ich habe mit meiner Mutti drüber reden können, wann sie dem Vater ein Kuss gegeben hat und warum nicht mehr usw. Wirklich ganz schöne sehr offen wieder zueinander finden eigentlich ohne Konkurrenten drumherum. Kali: „Es war Aussöhnen auch. Für mich: ich habe ein sehr schwieriges Verhältnis zu meiner Mutter mal gehabt, als ich ausgezogen bin, finanziell, da war man schon sehr auf sich selber gestellt. Da haben sich einige Dinge angestaut, die habe ich lange mitgetragen oder dass ich zu viel geprügelt worden bin. Da hat man sich richtig ausreden können mit ihr und das war wirklich schön, da bin ich ganz dankbar. M: ich habe es auch so empfunden, dass hinfahren und einige Stunden da sein und mit ihr Mittagessen da habe ich so empfunden, auch das erste Mal eine gewisse Form von Zärtlichkeit entdeckt habe, Körperlichkeit, sie hat es gern gehabt wenn man sie umarmt. Als Kind hatte ich das nie, ich habe keine Erinnerung, dass meine Mutter mich umarmt hat. Das hat man im Dritten Reich nicht gemacht. Das war undeutsch.“ Sprecher: Die Kinder haben die Mutter nicht nur bis zum Schluss gepflegt, sie haben ihr auch das letzte Geleit gegeben. Als musizierender Familiebetrieb haben die Wells den Lebenszyklus vieler Menschen in ihrer Region begleitet, bei Hochzeiten, runden Geburtstagen und immer wieder auch bei Beerdigungen. Für Monika Well, die jüngste der Kinderschar, eine Selbstverständlichkeit. Allein: es fordert ein hohes Maß an Disziplin, um nicht in das allgemeine Geheule mit einzustimmen, sondern nach wie vor den richtigen Ton zu treffen. 22. O-Ton Moni 45 „Das wird immer schlimmer, mit zunehmendem Alter fällt das immer schwerer, dass ich das irgendwie durchstehe. Und am schlimmsten war es bei unserer Mutter, weil wir da natürlich die Beerdigung selber gestaltet haben. Die wäre rausgekommen, wenn da wer anders gesungen hätte…auferstanden…das war scho grenzwertig.“ 13. Musik A scheene Leich… Sprecher: Die Lieder, die die Geschwister Well für die CD ‚A scheene Leich’ aufgenommen haben, stammen zum großen Teil aus Tirol, der alten Heimat der Oma mütterlicherseits. Es sind Lieder, die z.T. aus Sicht des Toten getextet sind, in denen der Verstorbene den Trauernden Mut zuspricht. Dass die Well Geschwister selbst dem Tod furchtlos in die Augen blicken, wäre ohne Humor nicht möglich. Unterstützung bekommen sie, wie könnte es anders sein, von Gerhard Polt, hier einmal nicht als Familiennikolaus, sondern als Grabredner. 14. Musik/Polt – Grabredner… 23. O-Ton Moni „Das wäre natürlich ein super geschäft – das ist die Geschäftsidee – du brauchst kein neues Programm machen, du bist immer aktuell und früher haben wir immer gesagt, wir nehmen Mutti als Trauergast mit … das ist Spass. B: Unser zweites zukünftiges Standbein M: Am tollsten finde ich, dass man keine aktuellen Texte mehr haben muss“ Sprecher: A scheene Leich – eine schöne Leiche – so der Titel einer CD, die die Geschwister Well - Stofferl, Karli, Michael, Bürgi, Bärbel und Moni - mit der Unterstützung von Gerhard Polt aufgenommen haben. Sie sind zusammen mit Hans Well der öffentlich musizierende Teil der Familie, berühmt geworden als Biermösl Blosn und Wellküren. Mögen ihre Freude am Musizieren, ihre Lebendigkeit und ihr vor nichts halt machender Humor noch weit über ihren Tod hinaus im kollektiven bayerischen Gedächtnis bestehen bleiben. 15. Musik - instrumental Sprecher: Jodelhorrormonstershow - Das war eine Lange Nacht über die bayerischen Musikerfamilie Well. Eine Sendung von Jan Tengeler Es sprachen: Ton und Technik: Regie: Jan Tengeler Redaktion: Monika Künzel… Musik hoch Musikliste 1. Stunde Titel: Schrei aus Holz Länge: 02:58 Interpret: Biermösl Blosn Komponist: Christoph Well Label: Mood-Records Best.-Nr: MOOD 6412 Plattentitel: Wo samma Titel: Seid's alle do Länge: 03:23 Interpret: Biermösl Blosn Komponist: Unbekannt Label: Mood-Records Best.-Nr: MOOD 6412 Plattentitel: Wo samma Titel: Psalm Länge: 02:55 Interpret: Biermösl Blosn Komponist: Christoph Well Label: Mood-Records Best.-Nr: 6722 Plattentitel: Unterbayern (Live) Titel: 15 G'schwister Länge: 02:40 Interpret: Geschwister Well Komponist: Christoph Well Label: WELL MUSIK Best.-Nr: 8705933 Plattentitel: Fein Sein Beinander bleiben Titel: Stubenmusik-Bolero Länge: 04:40 Interpret: Geschwister Well Komponist: Christoph Well Label: WELL MUSIK Best.-Nr: 8705933 Plattentitel: Fein Sein Beinander bleiben Titel: Scheißmützenwalzer Länge: 03:10 Interpret: Well-Buam Komponist: Trad Label: Unsere Stimme-Trikont Best.-Nr: 0183-2 Plattentitel: Boarischer Tanzboden Titel: Walzer in E Länge: 02:04 Interpret: Die Wellküren Komponist: René Senn Label: Mood-Records Best.-Nr: 6592 Plattentitel: Wellness Titel: Petronella Länge: 01:10 Interpret: Well-Buam Komponist: Trad Label: Unsere Stimme-Trikont Best.-Nr: 0183-2 Plattentitel: Boarischer Tanzboden Titel: Wer klopfet an? Länge: 02:25 Interpret: Kinder der Familie Well Komponist: Hermann Well Label: Edition Hieber Best.-Nr: MH2109 Plattentitel: Grüaß di Gott Christkindl - Herausgegeben von Biermösl Blosn Titel: Weihnachtsfanfare Länge: 01:57 Interpret: Biermösl Blosn Komponist: Hermann Well Label: Edition Hieber Best.-Nr: MH2109 Plattentitel: Grüaß di Gott Christkindl - Herausgegeben von Biermösl Blosn Titel: Chinesisches Couplet Länge: 02:46 Interpret: Die Wellküren Komponist: Karl Valentin Label: Mood-Records Best.-Nr: 6482 Plattentitel: Auf da Roas Titel: Wie reimt sich das zusamm' Länge: 03:33 Interpret: Biermösl Blosn Komponist: Unbekannt Label: Mood-Records Best.-Nr: MOOD 6412 Plattentitel: Wo samma Titel: Harpaggio con tutto Länge: 04:41 Interpret: Biermösl Blosn Komponist: Carlos Salzedo Label: Mood-Records Best.-Nr: 6562 Plattentitel: Wellcome to Bavaria! 2. Stunde Titel: Da Mozart Länge: 03:18 Interpret: Biermösl Blosn Komponist: Leopold Mozart Label: Mood-Records Best.-Nr: MOOD 6412 Plattentitel: Wo samma Titel: De Heilign drei König Länge: 02:32 Interpret: Kinder der Familie Well Komponist: Hermann Well Label: Edition Hieber Best.-Nr: MH2109 Plattentitel: Grüaß di Gott Christkindl - Herausgegeben von Biermösl Blosn Titel: Welcome to Bavaria Länge: 02:48 Interpret: Biermösl Blosn Komponist: Unbekannt Label: Mood-Records Best.-Nr: 6562 Plattentitel: Wellcome to Bavaria! Titel: Drunten auf der greana Au Länge: 02:00 Interpret: Biermösl Blosn Komponist: Trad Label: Mood-Records Best.-Nr: 33625 Plattentitel: Grüß Gott mein Bayernland Titel: Anno Domini Länge: 04:32 Interpret: Biermösl Blosn Komponist: Christoph Well Label: Mood-Records Best.-Nr: 6722 Plattentitel: Unterbayern (Live) Titel: Baywalied Länge: 02:00 Interpret: Biermösl Blosn Komponist: Trad Label: Mood-Records Best.-Nr: 33625 Plattentitel: Grüß Gott mein Bayernland Titel: Briefwechsel Länge: 04:11 Interpret: Biermösl Blosn Komponist: Christoph Well Label: Mood-Records Best.-Nr: 6722 Plattentitel: Unterbayern (Live) Titel: Asylantenschwemme Länge: 03:04 Interpret: Biermösl Blosn Komponist: Christoph Well Label: Mood-Records Best.-Nr: MOOD 6412 Plattentitel: Wo samma Titel: Tschüß Bayernland Länge: 02:00 Interpret: Biermösl Blosn Label: Mood-Records Best.-Nr: 33626 Plattentitel: Tschüß Bayernland Titel: Vorm Annamirl seim Fenster Länge: 02:14 Interpret: Die Wellküren Komponist: Hermann Well Label: Mood-Records Best.-Nr: 6752 Plattentitel: Das Mensch Titel: Gstanzl Länge: 02:56 Interpret: Die Wellküren Label: Mood-Records Best.-Nr: 6752 Plattentitel: Das Mensch Titel: Kindsmörderin Länge: 02:41 Interpret: Die Wellküren Label: Mood-Records Best.-Nr: 6752 Plattentitel: Das Mensch Titel: Instrumentenstreit Länge: 01:40 Interpret: Geschwister Well Komponist: Christoph Well Label: WELL MUSIK Best.-Nr: 8705933 Plattentitel: Fein Sein Beinander bleiben Titel: Schickt mi mei Voda Länge: 00:45 Interpret: Die Wellküren Label: Mood-Records Best.-Nr: 6782 Plattentitel: Forever Titel: Schwager Länge: 01:40 Interpret: Geschwister Well Komponist: Christoph Well Label: WELL MUSIK Best.-Nr: 8705933 Plattentitel: Fein Sein Beinander bleiben Titel: Maresa-Walzer Länge: 03:02 Interpret: Die Wellküren Komponist: Unbekannt Label: Mood-Records Best.-Nr: 6752 Plattentitel: Das Mensch 3. Stunde Titel: Emambwele Länge: 02:00 Interpret: Biermösl Blosn&Gerhard Polt Komponist: Christoph Well Label: Kennen Plattentitel: Creme Bavaroise Obatz is Titel: Da Montenovo Länge: 04:35 Interpret: Biermösl Blosn Komponist: Ferdinando Carulli Label: Mood-Records Best.-Nr: 6722 Plattentitel: Unterbayern (Live) Titel: Mozartopfer Länge: 02:00 Interpret: Biermösl Blosn&Gerhard Polt Komponist: Christoph Well Label: Kennen Plattentitel: Offener Vollzug Titel: Alphorn Prolog Länge: 03:00 Interpret: Biermösl Blosn&Gerhard Polt Komponist: Christoph Well Label: Kennen Best.-Nr: 395080 Plattentitel: Ekzem Homo Titel: Jetz' is da eisig' Winter da Länge: 02:17 Interpret: Kinder der Familie Well Komponist: Hermann Well Label: Edition Hieber Best.-Nr: MH2109 Plattentitel: Grüaß di Gott Christkindl - Herausgegeben von Biermösl Blosn Titel: Tinderlied Länge: 02:30 Interpret: Nouvelle Cousin Komponist: Well Plattentitel: Nouvelle Cousin Titel: Ungarische Weise Länge: 03:30 Interpret: Nouvelle Cousin Komponist: Well Plattentitel: Nouvelle Cousin Titel: Mutter-Kind-Gruppe Länge: 01:39 Interpret: Die Wellküren Komponist: Christoph Well Label: Mood-Records Best.-Nr: 6482 Plattentitel: Auf da Roas Titel: Lehrer Länge: 02:40 Interpret: WellBappn Komponist: Hans Well Label: HÖRKUNST BEI KUNSTMANN Best.-Nr: 6140860 Plattentitel: Schneller Titel: Fein Sein Beinander bleiben Länge: 01:00 Interpret: Geschwister Well Komponist: Christoph Well Label: WELL MUSIK Best.-Nr: 8705933 Plattentitel: Fein Sein Beinander bleiben Titel: Trauermarsch Länge: 02:50 Interpret: Geschwister Well Label: WELL MUSIK Best.-Nr: 395073 Plattentitel: A scheene Leich Titel: Gute Nacht o Welt Länge: 00:50 Interpret: Geschwister Well Label: WELL MUSIK Best.-Nr: 395073 Plattentitel: A scheene Leich Titel: Andantino Länge: 03:50 Interpret: Geschwister Well Komponist: Fritz Kreisler Label: WELL MUSIK Best.-Nr: 395073 Plattentitel: A scheene Leich