Feature für das DRadio ?Nachspiel? TORE AM ZUCKERHUT © Autor: Julio Segador Redaktion: Fritz Häring / Hanns Ostermann Sendetermin: DRadio / 9. Juni 2013 Länge: 27.30 min. Atmo 1 Countdown Stadion-Eröffnung Countdown für die Eröffnung des Fußballstadions in Recife. Die Arena Pernambuco im Nordosten Brasiliens ist eines von sechs Stadien, in denen der Confederations-Cup gespielt wird, - und wenige Wochen vor Beginn des Turniers ist sie die letzte der sechs Arenen, die eröffnet wird. Wie auch bei den anderen Stadien übernimmt das die Staatspräsidentin höchstpersönlich. Dilma Rousseff macht den symbolischen Anstoß und ist hörbar stolz auf ihr Land. Atmo 2 Anstoß Dilma OT 1 Dilma Rousseff OV (39?) Vor einem Jahr haben sie gesagt, dass wir die Stadien nicht bauen würden, oder dass sie nicht fertig werden. Aber was wir jetzt sehen, sind fertig gestellte Stadien, die eingeweiht werden. Und das sind nicht irgendwelche Stadien, sondern wunderschöne Arenen. Das macht mich unglaublich stolz. Es zeigt, dass wir Brasilianer, wenn wir zusammen stehen, das erreichen können, was all die Nörgler und Pessimisten stets bezweifelten, als sie sagten: wir schaffen das nicht. Joseph Blatter, der Präsident des Weltfußballverbandes FIFA, war einer jener Kritiker, die daran zweifelten, ob Brasilien die Großereignisse Confederations Cup und Weltmeisterschaft stemmen kann. In Recife zollt er dem Gastgeberland nun per Video-Schaltung aus der Schweiz Respekt. OT 2 Joseph Blatter OV (43?) Liebe Fußballfreunde. Es ist bereits das zweite Mal, dass in Recife ein großes Fußballturnier stattfindet, nachdem die Stadt bereits bei der WM 1950 Austragungsstätte war, - es ist lange her. Ich bin erstaunt über die Vision dieser WM-Stadt, das Stadion auf der grünen Wiese zu bauen, wo vorher nichts stand. Wo aber künftig 5000 Wohnungen stehen sollen. Welch ein WM-Erbe: Die Gastgeberrolle dient als Startrampe für das Wohl der Bürger. Ich wünsche Ihnen eine großartige Zeit und nur das Beste. Vielen Dank. Die wohlwollenden Worte Blatters kaschieren nur mit Mühe die Spannungen, die zwischen dem Weltfußballverband und dem Gastgeberland über die gesamte Vorbereitungszeit herrschten. Die Zweifel der FIFA waren groß, ob Brasilien die FIFA-Vorgaben einhalten kann, ob rechtzeitig zum Confed-Cup alle Stadien fertig sein werden, die notwendige Infrastruktur bereit gestellt wird. Und klar ist: Brasilien hat den vorgegebenen Zeitplan für das WM-Vorbereitungsturnier arg strapaziert. Manches bleibe nun völlig auf der Strecke, meint FIFA-Kommunikationsdirektor Walter de Gregorio. OT 3 Walter de Gregorio (40?) Ja, die Vorbereitungslage ist die, dass man verspätet die Stadien abgeliefert hat, das haben wir immer gesagt. Wir haben immer darauf gepocht, dass Dezember 2012 alle sechs Stadien bereit sind, das geht nicht. Das ist ein Kompromiss, den wir eingegangen sind, natürlich mit dem Risiko, dass jetzt die Zeit, um alle Tests durchzuführen, fehlt. Aber wir sind zuversichtlich, dass trotzdem der Confederations Cup so durchgeführt werden kann wie erhofft. Wenn der FIFA-Generalsekretär gesagt hat: Nicht zu hundert Prozent, dann hat er das bezogen auf das ganze Drumherum. Vielleicht gibt´s ein wenig Probleme mit den Zufahrten, Park and Ride, und so weiter und so fort, das müssen wir akzeptieren. Der Streit zwischen dem Weltfußballverband und dem Gastgeberland Brasilien gipfelte darin, dass FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke bei einer seiner Inspektionsreisen der Kragen platzte. Öffentlich meinte er, man müsse Brasilien einen Tritt in den Allerwertesten geben, um die anstehenden Turniere zu retten. Der Satz löste ein mittleres Erdbeben aus. FIFA-Präsident Joseph Blatter musste nach Brasilia reisen und sich bei einer verärgerten Staatspräsidentin entschuldigen. Der Satz stachelte aber auch den Ehrgeiz und den Stolz des WM- und Confed-Cup-Gastgebers an. Von diesem Moment an legte sich Brasilien mächtig ins Zeug, um einer weltweiten Blamage zu entgehen. Die Stadien für den Confed-Cup jedenfalls sind weitgehend fertig gebaut und bespielbar. Und José Maria Marin, der Präsident des brasilianischen Fußballverbandes CBF, spielt die Valcke-Affäre inzwischen herunter. OT 4 Jose Maria Marin OV (41?) Diese Episode ist vollkommen überwunden, auch deshalb, weil es einen Interpretations- oder Übersetzungsfehler gab. Ich bin mir sicher, Generalsekretär Valcke hatte nicht die Absicht, das brasilianische Volk respektlos zu behandeln. Ich kann bezeugen, dass er uns und das Gastgeberland Brasilien immer unterstützt, dass er alle mit größtmöglichem Respekt behandelt hat. Er ist einer der besten Mitstreiter, die helfen, damit Brasilien eine tolle WM organisiert. Dass es eine tolle Weltmeisterschaft wird, darüber gibt es kaum Zweifel. Brasilien ist ein fußballverrücktes Land, das bereits fünf Mal Weltmeister wurde und nach 1950 schon zum zweiten Mal eine WM ausrichtet. Anders als noch vor 63 Jahren ist Fußball inzwischen ein globales Medienereignis. Und der Confederations Cup soll Spieler, Fußballverbände, Fans und die Menschen in aller Welt schon mal in Stimmung bringen. Atmo 4 Sambamusik Auslosung Confed-Cup Samba und Futebol, Samba und Fußball ? bei der Auslosung zum Confederations Cup in São Paulo zeigt Brasilien, was die Welt vom Gastgeberland erwarten darf. Viel brasilianische Lebensfreude und ? hoffentlich - guten Fußball ? das sieht auch FIFA-Präsident Joseph Blatter so. Für ihn steht ohnehin fest, dass der Confed Cup mehr ist als nur ein Aufwärmturnier für die Fußball-WM. OT 5 Joseph Blatter OV (27?) Dieser Confederations Cup ist weit mehr als nur eine Generalprobe für die Weltmeisterschaft. Er ist ein Zusammentreffen von Champions. Wir haben bei dem Turnier 12 WM-Sterne, die zwölf Weltmeister repräsentieren. Brasilien mit 5 Titeln, Italien mit 4, Uruguay mit zwei und Spanien mit einem WM-Titel. Das ist ein Rendezvous der Weltmeister. Atmo 5 Vorhalle Die Auslosung des Confederations Cup ist auch ein Stelldichein des Weltfußballverbandes. Auf den Gängen der Kongresshalle in São Paulo treffen sich Dutzende von FIFA-Funktionären, darunter auch viele ehemalige Fußballspieler wie Davor ?uker. Der frühere kroatische Stürmerstar, der für Real Madrid und 1860 München kickte, ist nun Präsident des Fußballverbandes seiner Heimat. Er erwartet eine Menge von Gastgeber Brasilien. OT 6 Davor Suker OV (25?) Die Leute hier in Brasilien verstehen eine Menge von Fußball. Und ich bin ziemlich stolz, dass ich mein Land hier beim Confederations Cup und bei der Weltmeisterschaft vertreten darf. Es ist schon ein Privileg, bei einer WM mit dabei zu sein. Ich hoffe, dass auch die Stadien perfekt sein werden, und dass mein Heimatland Kroatien mit dabei sein wird bei der WM in einer dieser wunderschönen Städte. Auch der deutsche Weltmeister von 1974 Paul Breitner fiebert hin auf Confed Cup und WM. Er kommt regelmäßig nach Brasilien. Breitner freut sich, dass die Fußball-Weltmeisterschaft nach 64 Jahren wieder Station macht in dem südamerikanischen Land. OT 7 Paul Breitner (17?) Alleine die Historie gebietet den Respekt Brasilien als Fußballland gegenüber, dass man immer wieder, immer wieder hier her kommt, und eine WM hier spielt. Ich würde jetzt fast sagen: Wenn nicht Deutschland, dann ganz klar Brasilien. Vielleicht noch England, aber eher Brasilien. Atmo 6 Rasenmäher Auch Belo Horizonte war Spielort bei der Weltmeisterschaft 1950. 3 Spiele wurden damals in der Millionen-Stadt im Süd-Osten Brasiliens ausgetragen. Nun bereitet sich Belo Horizonte erneut auf eine WM vor. Der Confederations Cup im komplett umgebauten Estádio Mineirão soll zeigen, dass die Stadt fit ist für das Sport-Großereignis. Nur noch die Fassade aus den 60er Jahren mit ihren mächtigen Betonschotten erinnert an das frühere Mineirão. Innen präsentiert sich das altehrwürdige Stadion als moderne Arena. Atmo 6 hoch Rasenmäher Manuel Messias da Silva fährt mit seinem Rasenmäher-Traktor über den neu verlegten Rasen im Stadion. Die Fifa gibt penibel vor, wie hoch die Grashalme stehen dürfen. OT 8 Greenkeeper Manuel OV (13?) Die Fifa verlangt, dass das Gras genau 15 Millimeter hoch sein muss. Wir müssen uns genau daran halten. Und dazu müssen wir das Gras jeden Tag mähen. Das ist die Vorgabe. 3 Spiele beim Confederations Cup werden in Belo Horizonte ausgetragen. Sollte Brasilien Gruppensieger werden spielt die Seleção, die brasilianische Fußball-Nationalmannschaft, ihr Halbfinalspiel im Estádio Mineirão. Die ganze Stadt fiebert darauf hin. Greenkeeper Manuel Messias da Silva kann es kaum fassen, dass er für den Rasen verantwortlich ist. Die WM und der Confed Cup sind sein ganz persönliches Glück. OT 9 Greenkeeper Manuel OV (23?) Ich bin unglaublich glücklich. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich für ein Spielfeld zuständig bin, auf dem die Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Ich habe immer nur auf den Kaffeeplantagen gearbeitet. War nie im Stadion und habe nie ein Spiel live gesehen. Auch in keiner anderen Arena. Und jetzt darf ich mich hier um den Rasen kümmern. Atmo 7 Leeres Stadion Greenkeeper Manuel Messias da Silva wird an diesem Tag die Seleção zum ersten Mal in einem Stadion mit eigenen Augen sehen können. Das brasilianische Team trägt in Belo Horizonte ein Vorbereitungsspiel gegen Chile aus. Es ist zugleich der erste Härtetest für das runderneuerte Stadion. Atmo 10 Nationalhymne Ein denkwürdiger Moment. In Belo Horizonte erklingt die brasilianische Nationalhymne zum ersten Mal in einem der neuen WM-Stadien. Atmo 10 hoch Nationalhymne Die Arena ist mit über 50.000 Zuschauern ausverkauft. Ein Vorgeschmack auf den Confederations Cup und auf die WM im kommenden Jahr. OT 12 Umfrage Mann 1 OV (17?) Jetzt geht es endlich richtig los. Die Leute sind begeistert über das neue Stadion. Der Confederations Cup steht vor der Tür. Die Stimmung ist völlig anders. Die Leute schauen sich schon die anderen Nationalteams an und diskutieren über die Aufstellungen der eigenen Mannschaft. Den Brasilianern wird klar, dass der große Moment näher rückt. OT 13 Umfrage Frau OV (5?) Jeder hier ist schon in WM-Stimmung. Das ist sehr aufregend. Brasilien spielt hier in Belo Horizonte, das ist sehr gut. OT 14 Umfrage Mann 2 OV (5?) Ich bin total glücklich und hoffe auf den sechsten WM-Titel. Atmo 11 Stadionatmo 1, Jubel Im Estádio Mineirão ist die Atmosphäre lange Zeit prächtig. Die Fans machen Stimmung, obwohl das Spiel vor sich hin dümpelt. Die brasilianischen Stars wie Neymar, Ronaldinho und Pato bringen nur wenig zustande. Irgendwann reißt den brasilianischen Fans der Geduldsfaden. Pfiffe für die eigene Mannschaft, Olé-Rufe für den Gegner aus Chile. Atmo 12 Stadionatmo 2, Olé-Rufe für Chile Ein gellendes Pfeifkonzert begleitet die Seleção nach Spielende aus dem Stadion. Der WM-Gastgeber müht sich zu einem mageren 2 zu 2 Unentschieden. Atmo 13 Stadionatmo 3, Pfiffe, Durchsage Keiner weiß so recht, wo die brasilianische Fußball-Nationalmannschaft steht. Seit Monaten spielt die Seleção einen grottenschlechten Fußball. Vor einem halben Jahr wurde sogar der Trainer ausgewechselt. Dem glücklosen Mano Menezes folgte Luiz Felipe Scolari. 2002 führte der das brasilianische Team in Japan und Südkorea zum WM-Titel. Er soll es jetzt auch beim anstehenden Confederations Cup und der Weltmeisterschaft im eigenen Land richten. In Belo Horizonte wirkt Felipão, der große Felipe, wie er in Brasilien genannt wird, nach der dürftigen Vorstellung gegen Chile einigermaßen ratlos. Er hat sogar Verständnis für die Pfiffe der eigenen Fans. OT 16 Scolari 1 OV (8?) Wir haben nicht gut gespielt. Hätten wir besser gespielt, hätten die Fans uns auch mehr unterstützt. Brasiliens Trainer Luiz Felipe Scolari ist nicht zu beneiden. In eigenen Land erwarten die Fans nicht nur den Weltmeistertitel, sondern auch, dass seine Mannschaft dabei das ?jogo bonito?, das schöne Spiel zeigt, Fußball zelebriert. Und dem Confederations Cup kommt dabei eine besondere Rolle zu. Das Turnier der kontinentalen Champions soll den Gegnern zeigen, dass mit der Gastgebermannschaft zu rechnen ist. Davon ist in Belo Horizonte noch nicht viel zu sehen. Das weiß auch Scolari: OT 17 Scolari 2 OV (13?) Ich erwarte für den Confed-Cup eine besser trainierte Mannschaft, die dann auch besser zusammenspielt. Ich habe erst wenige Male mit ihr trainiert. Trotzdem hatte ich keine so großen Probleme erwartet, aber es ist nun einmal so. Atmo 14 Atmo Mixed Zone In der Kritik stehen auch die Spieler der Seleção. Einer ist der hoch gehandelte Jungstar Neymar, der eben erst für über 50 Millionen Euro zum FC Barcelona transferiert wurde. Auf ihm ruht ein großer Teil der Hoffnungen der Fans in Brasilien. Anders als bei seinem bisherigen Club FC Santos hat Neymar in der Nationalmannschaft noch keine besonderen Leistungen gezeigt. Der 21-Jährige gibt sich dennoch abgebrüht. Die Kritik der Torcedores, der brasilianischen Fans, scheint an ihm abzuperlen. OT 18 Neymar OV (13?) Ich bin glücklich, dass Commandante Scolari mir vertraut. Er weiß, wie sehr wir uns anstrengen. Von außen sieht das alles einfach aus. Aber wir wissen, dass es auf dem Platz eben nicht einfach ist. Atmo 15 Strandfußball Auch was Hugo, Elizier und Eduardo auf Brasiliens berühmtesten Strand, der Copacabana machen, sieht alles andere als einfach aus. Sie spielen Fute-Volley, eine Mischung aus Fußball und Volleyball, erklärt Eduardo. OT 19 Eduardo OV (18?) Das Wichtigste ist: Der Ball darf nicht auf den Boden fallen, er muss immer nach oben gespielt werden. Man kann auf Angriff und Verteidigung spielen, nach oben oder unten schießen, das ist witzig, macht allen Spaß. Atmo 15 hoch Strandfußball Minutenlang halten sie den Ball in der Luft, jonglieren ihn mit allen Körperteilen außer den Armen, versuchen sich auszuspielen - die drei sind wahre Könner am Ball. Jede freie Minute verbringen die Freunde am Strand, spielen Fute-Volley, kühlen sich dazwischen im Wasser ab, dann geht es weiter. Obwohl sie das Spiel mit dem Ball so sehr lieben, will bei den Dreien noch nicht so recht Fußball-Stimmung aufkommen. Die durchwachsenen Leistungen der Seleção haben die Fans bisher enttäuscht, und auch Hugo weiß nicht so recht, was er von der eigenen Mannschaft beim anstehenden Confederations Cup erwarten kann. OT 20 Hugo OV (14?) Die Sache ist ziemlich kompliziert. Die Mannschaft hat sich noch nicht gefunden, und wir haben heute keine so herausragenden Spieler wie Ronaldo, Romario oder Rivaldo. Die waren einfach spektakulär. Man muss sehen was wird. Atmo 16 Meeratmo Noch kommt in Brasilien keine rechte Stimmung für die Fußball-Großereignisse auf. Die Fans sind skeptisch, die Schlagzeilen der vergangenen Wochen waren nicht gerade positiv. Viel wurde über Verzögerungen beim Bau der Stadien, über die Vertreibungen von Anwohnern, über Korruption und die Mitnahmementalität einiger Funktionäre und Politiker berichtet. Zwei Sportminister mussten im vergangenen Jahr gehen, ebenso der früher fast allmächtige Chef des brasilianischen Fußballverbandes Ricardo Texeira. Das alles drückt auf die Stimmung in einem fußballverrückten Land, dessen Stars seit Jahren keinen großen Titel mehr geholt haben. Hugo und Eduardo haben Zweifel, ob Brasilien am Ende von der WM wirklich profitieren wird. Vielleicht, - so hoffen sie ? holt die Seleção den Titel. Viel mehr erwarten sie aber nicht. OT 21 Hugo OV (41?) Einige Dinge sind sicher besser geworden, aber leider hat Brasilien das Potential nicht ausgenutzt, hat das viele Geld nicht besonders gut investiert. Es gibt sehr viel Korruption, und im Land fehlt es an allen Ecken und Enden. Natürlich sind die Stadien besser geworden. Aber sie wurden auch künstlich überteuert. Für das Geld, das für den Umbau des Maracanã ausgegeben wurde, hätte man eine Menge Schulen und Krankenhäuser bauen können, die hier wirklich nötig sind. Oder zwei Fußballstadien, wie es sie in Deutschland gibt. OT 22 Eduardo OV (41?) Ich glaube nicht, dass die Menschen groß von der WM profitieren werden. Jetzt haben sie das Maracanã wieder auf Vordermann gebracht und verkaufen die Betriebs-Konzession an die Unternehmen, die das Stadion gebaut haben. Ich bin mir sicher, dass sie die Eintrittspreise erhöhen werden. Das wird richtig teuer. Und sie haben das Maracanã zwar verbessert, aber nicht die Anfahrtswege. Die S-Bahn ist immer noch großer Mist, die Straßen sind vollgestopft, und der Umbau ist doppelt so teuer wie kalkuliert. Ich frage mich, ob wir Bürger wirklich etwas gewonnen haben. Atmo 17 Sambamusik im Maracanã Beim ersten Spiel im runderneuerten Stadion Jornalista Mário Filho in Rio de Janeiro, das jeder nur unter dem Namen Maracanã kennt, ist für solche Gedanken kein Platz. In dem berühmtesten Stadion der Welt herrscht Party-Stimmung. Atmo 18 Maracanã des 21. Jahrhunderts Es ist das Maracanã für das 21. Jahrhundert, brüllt der Einpeitscher ins Mikrofon. 3 Jahre lang wurde das Stadion umgebaut, an diesem Abend steht das erste Spiel in der Arena an. Kein richtiges Spiel, - zwei ehemalige brasilianische Fußball-Stars haben für diese ganz besondere Premiere im Maracanã Mannschaften zusammengestellt. Ronaldo und Bebeto, beides Ex-Weltmeister mit der Seleção. Sie haben ihre Freunde eingeladen. Mit dabei ist auch Jorginho, der viele Jahre bei Bayer Leverkusen und Bayern München spielte. Seine ersten Schritte als Fußballer machte er im alten Maracanã-Stadion. An diesem Abend kommt bei Jorginho Wehmut auf OT 23 Jorginho (21?) Das ist für mich natürlich eine große Ehre. Ich habe schöne Geschichten in diesem Stadion erlebt. Das ist ein super Gefühl hier. Ich bin sehr zufrieden. Das ist alles nicht ganz einfach hier. Es sind viele Freunde hier, mit denen ich zusammengespielt habe. Mit der Nationalmannschaft, mit Flamengo, Vasco und anderen. Ich bin sehr zufrieden. Auch die Zuschauer sind keine herkömmlichen Fußballfans. Eingeladen sind einige Tausend Bauarbeiter, die Tag und Nacht gearbeitet haben, um die riesige Schüssel doch noch rechtzeitig fertigzustellen. Sie sind mit ihren Familien gekommen. Und die meisten ? so wie Metallarbeiter Bruno Mendoça - sind begeistert. OT 24 Bruno OV (26?) Das Maracanã ist jetzt richtig gemütlich. Die Zuschauer sitzen viel enger zusammen, Vor allem die Sicht ist jetzt viel besser. Früher musste man von den oberen Rängen Ferngläser benutzen um etwas zu sehen. Die braucht man heute nicht mehr. Man sieht alles optimal und hat den Eindruck, dass man mitten auf dem Platz steht. So wirkt es jedenfalls. Atmo 19 Fußballatmo Bereits 1950 war das Stadion Maracanã Schauplatz eines WM-Endspiels. Damals verlor Brasilien gegen Uruguay in der heimischen Arena mit 1 zu 2. Ein Schock, der bis heute nachwirkt, auch wenn die Seleção seither 5 WM-Titel holte. Fast 200.000 Menschen in der riesigen Schüssel erstarrten damals, als Alcides Ghiggia aus Uruguay den entscheidenden, für Brasilien tragischen Treffer erzielte. Damals war das Maracanã die größte Fußballarena der Welt. Beim Umbau für die Weltmeisterschaft 2014 ist die Kapazität auf rund 78.000 Zuschauer reduziert worden, dafür haben die Cariocas nun ein modernes Stadion mit allem Komfort, ohne tote Winkel, wie im früheren Maracanã. Umgerechnet 460 Millionen Euro hat der Umbau gekostet, doppelt so teuer wie geplant, das finden nicht alle gut. Während des Spiels protestieren Gegner mit Plakaten gegen den Umbau. Amanda Assunçao, eine der Wortführerinnen, befürchtet, dass ein Großteil der Gelder in dunklen Kanälen versickert ist. OT 25 Amanda OV (20?) Die Bevölkerung in Rio weiß nicht, was hier passiert, wohin die öffentlichen Gelder fließen. Die Stadt hat viele Probleme, etwa bei der Bildung, im Gesundheitssektor. Aber darum kümmert sich keiner ? es gibt keine Transparenz über die öffentlichen Gelder. Die Demonstanten stehen mit ihren Plakaten noch einige Zeit auf der Tribüne, so richtig interessiert sich keiner für sie. Die Zuschauer fiebern lieber mit ihren Idolen auf dem Rasen mit. Atmo 20 Tor, Torjubel brasilianischer Journalist Das Testspiel der Altstars im neuen Maracanã ist so richtig nach dem Geschmack der Fans im Stadion. Viele Tore, brilliante Dribblings, das ?jogo bonito?, das die Brasilianer so sehr lieben. Auch die Journalisten auf ihren Reporterplätzen kommen in Fahrt. Atmo 20 hoch Tor, Torjubel brasilianischer Journalist 8 zu 5 gewinnen Ronaldo und seine Freunde. Bebeto, der das andere Team aufgestellt hat, ist darüber nicht traurig. Das Gefühl, noch einmal im legendären Maracanã gespielt zu haben, noch dazu im ersten Testspiel nach dem Umbau, ist für ihn das Größte. OT 26 Bebeto OV (20?) Wir brauchten so ein Stadion. Es ist wunderschön. Für mich war das Maracanã die größte Bühne, auf der ich je gespielt habe. Sicher, ich war in Wembley, im Bernabeu, im Nou Camp, aber das Maracanã ? und das sage ich immer wieder ? ist etwas anderes, etwas völlig anderes. Atmo 21 Atmo Fußballschule Von der Favela Mangueira aus ist das Maracanã-Stadion gut zu sehen. Am Rande des Armenviertels hat ein ehemaliger brasilianischer Profi eine Fußballschule aufgemacht. Dutzende von Kindern kicken auf dem Kunstrasenplatz. Caio ist eines von ihnen. OT 27 Caio OV (18?) Klar, Fußball ist klasse. Und ich will unbedingt Fußballspieler werden. Aber ich weiß, ich muss noch viel lernen. Am liebsten bin ich Stürmer. Da kann ich gut dribbeln und auch schießen. Trainer Daniel lacht, als er Caio so hört. Er kennt diese Aussagen. Jeden Tag kommen die Kids aus den Favelas, den Armenvierteln der Stadt, zu ihm und wollen nur eines. OT 28 Daniel OV (12?) Sie wollen Fußballspieler werden, klar, ein Profi. Wobei ich nicht weiß, ob sie das aus eigenem Antrieb machen wollen oder um ihre Familien zu unterstützen. Aber ihr Traum ist Fußballspieler zu werden. Abertausende Kinder in Brasilien wollen Profis werden. Für viele ist es die einzige Möglichkeit, der Armut und dem Elend zu entkommen. Von der Klasse und der exzellenten Technik der Spieler, die auf den Straßen der Favelas kicken gelernt hatten, profitierte der brasilianische Fußball über Jahrzehnte. In den vergangenen Jahren ist dieser Vorsprung geschmolzen, vielleicht sogar ganz verschwunden. Der letzte WM-Titel der Brasilianer jedenfalls liegt schon 11 Jahre zurück. In Camps wie der Fußballschule Mangueira hoffen Trainer wie Daniel die neuen Peles, Garrinchas, Zicos und Ronaldos auszubilden. Der Confederations Cup und die Weltmeisterschaft unterstützten dieses Ziel, meint Ausbilder Daniel. OT 29 Daniel OV (38?) Ich glaube, dass die Weltmeisterschaft sehr wichtig ist für sie. Sie haben eine sehr gute individuelle Technik, viel Talent. Das ist ganz klar ihre Stärke. Und die individuelle Technik ist ja auch ein Markenzeichen des brasilianischen Fußballs. Und jetzt kommt dieser Sport auf allerhöchstem Niveau in ihre Stadt. Sie sehen hier Spieler, von denen sie es nicht mal erträumt hatten, dass sie jemals hierher nach Brasilien kommen. Sie sehen tolle Teams. Und da träumen sie natürlich auch von einem solchen, von einem besseren Leben. Brasilien wird Gastgeber des weltweit wichtigsten Sportereignisses. Der Confederations Cup soll zeigen, ob das größte südamerikanische Land, die sechst stärkste Wirtschaftsnation der Welt, für das Mega-Event gut gerüstet ist. Die Schwierigkeiten der letzten Monate, vor allem beim Bau der Stadien und der Infrastruktur haben gezeigt, dass Brasilien mit der Bürde des Gastgebers ringt. Der Weltfußballverband sieht das mit Sorge. Fifa-Mann Walter de Gregorio spricht Klartext. OT 31 Walter de Gregorio (37?) Das ist ganz klar: Für die Weltmeisterschaft können wir uns keine Verzögerungen erlauben. Den Confederations Cup, die Auslieferung der Stadien, vier Monate nach der Deadline, das ist halt ein Kompromiss, den wir eingegangen sind, mit allen Risiken, weil es nicht anders ging. Aber für die Weltmeisterschaft, da müssen die Stadien jetzt im Dezember bereit stehen. Sonst geht das nicht. Wir können uns nicht erlauben, dass wir einen Monat vor der WM ein Stadion bekommen und wir das innerhalb von wenigen Tagen testen müssen. Das ist ausgeschlossen. Also, da denke ich mir, da wird es keine Kompromisse geben. Der WM-Gastgeber hat da weniger Sorgen. Von Schwierigkeiten bei den Vorbereitungen wollen Brasiliens Fußballverbandschef José Maria Marín und Präsidentin Dilma Rousseff nichts wissen. Die WM werde ein voller Erfolg, sind sich beide sicher. Brasilien nimmt Kurs auf die Weltmeisterschaft und auf den Hexa Campeão, den sechsten WM-Titel. Der Confederations Cup soll da nur eine ? möglichst erfolgreiche - Zwischenstation sein. OT 32 José Maria Marin OV (9?) Wir werden die größte WM aller Zeiten sehen. Ich bin da völlig überzeugt. Brasilien wird es der Welt zeigen. Und wenn Gott will, wird Brasilien auch Weltmeister. OT 33 Dilma Rousseff OV (30?) Unsere Weltmeisterschaft wird in einem Land kontinentaler Größe ausgetragen. Wir werden die Fans und Touristen aus dem In- und Ausland in Stadien von hoher Qualität empfangen. Ich verspre©©che, dass alle 12 WM-Stadien diese hohe Qualität haben werden, und ich glaube, dass wir die beste Weltmeisterschaft aller Zeiten austragen werden. Ende