COPYRIGHT: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von DeutschlandRadio / Funkhaus Berlin benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport Der Opa aus der Bronzezeit Die älteste genetisch nachgewiesende Großfamilie der Welt lebt im Harz Autor Sabine Eichhorst Red. Claus Stephan Rehfeld Sdg. 29.03.2012 - 13.07 Uhr Länge 18.44 Minuten Moderation Herr H. steht vor einem Schädel. Er ist stolz auf diesen Schädel - und auf sich. Denn der Schädel gehörte seinem Urururururururururur ... wie brechen das jetzt mal ab und verkürzen die Aufzählung : der Ur-, der einst in der Bronzezeit lebte, in einer Höhle nahe dem Dorf, in dem Herr H. heute lebt. Auch Herr L. ist mit den Knochen verwandt, die ein Archäologe vor einigen Jahren barg und die in einem weltweit einzigartigen Forschungsprojekt per DNA-Test analysiert wurden. Ergebnis : Die älteste genetisch nachgewiesene Großfamilie der Welt lebt im Harz. Mehr als einhundert Verwandte wurden inzwischen nachgewiesen. Das freut uns, aber : Wie lebt es sich als Mitglied einer solch traditionsreichen Familie? Sabine Eichhorst konnte ihrer Neugier nicht widerstehen. -folgt Script Beitrag- Script Beitrag ATMO 1 links: (Vögel ... ) Aufblenden, collagieren: ATMO 2 rechts: (Höhle ... ) Unter Text dazumischen: SPRECHERIN Der Lichtenstein - 51 Grad und 43 Minuten Nord, zehn Grad und zehn Minuten Ost, 216 Meter über NN. Eine gute Stunde entfernt vom Brocken, wo in der Walpurgisnacht Hexen auf ihren Besen durchs Feuer tanzen, während Maienköniginnen Teufel und Geister vertreiben; so erzählen es Mythen und Sagen. ATMO 3 mittig: (Tippen ... ) Im Hintergrund. SPRECHERIN Im November 2007 tauchen die Geister aus der Vorzeit wieder auf. Diesmal per E-Mail. Liebe Teilnehmer des DNA-Tests, schreibt Susanne Hummel, Anthropologin an der Universität Göttingen, die die 3000 Jahre alten Gebeine untersucht, in mühevoller Kleinarbeit Schädel zu Fußknochen zu Kniescheiben und Beckenschaufeln sortiert und schließlich ihre Nachfahren aufgespürt hat. Wir haben Abschnitte Ihres Y-Chromosoms untersucht und festgestellt, dass sie mit genetischen Mustern zweier Männer aus der Lichtensteinhöhle (M1 und M2) annähernd übereinstimmen. Daher sind Sie mit größter Wahrscheinlichkeit Nachfahre ... O-TON 1 etwas links: (Lange) Mein Ururur-Opa aus der Bronzezeit. Also, das muss man lesen, sich hinsetzen, Kaffee trinken, noch mal lesen - man begreift es nicht. SPRECHERIN Uwe Lange, 51 Jahre, Landvermesser, ledig - und mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit mit den Knochen verwandt. Wie Manfred Huchthausen, 62, verheiratet, Berufsschullehrer. O-TON 2 etwas rechts: (Huchthausen) Total abstrakt! Ich hab immer gedacht: Die haben sich getäuscht, das kann nicht sein. Nach 3000 Jahren? SPRECHERIN Huchthausen und Lange, die sich vom Sehen kennen, sind über Nacht miteinander verwandt. O-TON 3 links: (Töllner) Ich war plötzlich mit vier aus meiner Klasse verwandt. SPRECHERIN Auch Reto Töllner hat von einem Tag auf den anderen wahrscheinlich Dutzende neuer Onkel, Tanten, Cousinen und Ur-Ur-Ur-rund-120-mal-Ur-Großväter. O-TON 4 links: (Töllner) Ja, aber das ist nicht so meine Familie, sondern so eine äußere Familie, würde ich sagen. Die gehören zwar schon dazu, aber emotional würde ich sagen, gehören die nicht dazu. ATMO 4 etwas rechts: (Museum ... ) Aufblenden, collagieren: ATMO 5 etwas links: (Höhle ... ) Dazumischen, collagieren: SPRECHERIN Uwe Lange ist ein kräftiger Mann mit kahlem Kopf und hellblauen Augen. Er steht am Eingang des Höhlenerlebniszentrums - am Tag der Eröffnung dieses Museums rund um die Funde aus der Lichtensteinhöhle sollte die wissenschaftliche Sensation bekannt gegeben werden. O-TON 5 etwas links: (Lage) Die Nachricht: Du-bist-M1! Du bist der 3000-jährige - aber pssst, niemandem etwas sagen. Das war das schlimmste halbe Jahr für mich in meinem bisherigen Leben. Setzen Sie sich mal allein zu Hause hin und sagen: Hurra, ich hab einen Sechser im Lotto! SPRECHERIN Es hat nicht geklappt mit der Geheimhaltung, die Kunde vom prähistorischen Clan verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Uwe Lange zuckt mit den Schultern. Er geht voran, steigt eine Treppe hinauf - er führt durchs Museum wie durch sein Zuhause. In einem abgedunkelten Raum vor einer angestrahlten Vitrine bleibt er stehen: ein Totenschädel - leere Augenhöhlen, keine Nase, ein paar Zähne. Lange referiert über Bronzezeit und Bestattungsriten. Er sagt "meine Vorfahren", als wären sie nicht länger tot als sein Großvater. Er ist stolz auf sie. Er hat, sagt er, so viele Fragen an seine Ahnen: Wie hießen sie? Wie lebten sie? O-TON 6 etwas links: (Lange) Man kann viel recherchieren - Internet, Fachbücher. Und wenn man eine bestimmte Sache gelesen hat, dann sitzt man abends, oder es kann auch schon mal im Bett passieren, dass man darüber nachdenkt, dass man träumt. So kann man sich ein klein wenig in diese Zeit zurückversetzen. SPRECHERIN Gegenüber den Schädeln stehen ein Mann, seine Frau, ihre Tochter. M3, F5 und F6. Nachbildungen, angefertigt von einem Bildhauer, auf der Basis gerichtsmedizinischer Erkenntnisse. O-TON 7 etwas links: (Lange) Ich stelle mich daneben. Sie können beide Gesichter mal vergleichen - ob wir Ähnlichkeiten haben? Sicherlich, ich habe weniger Haare als mein Vorgänger ... SPRECHERIN M3 hat üppiges Haar, einen dunklen Bart, buschige Brauen und ausgeprägte Wangenknochen - keine Ähnlichkeit zu Uwe Lange. Der schaut seinem Ahn in die Augen. O-TON 8 etwas links: (Lange) Wir hatten mal zu Aufnahmezwecken ein TV-Team hier und ich sollte mich mal herstellen und intensiv in die Augen meines Vorfahren schauen. Ich weiß, der ist nicht echt, aber ich hatte das Gefühl, je länger man reinschaut - der fängt an zu blinzeln. Er wollte mir, vielleicht mit einem Augenzwinkern, irgendetwas mitteilen. Das ist mein persönliches Gefühl. O-TON 9 etwas rechts: (Huchthausen) So eine direkte Beziehung kann ich nicht empfinden, empfinden, nur die Situation, dass es so ist wie es ist. SPRECHERIN Manfred Huchthausen ist ein schlanker Mann mit Bart und silbergrauem Haar, wache Augen blitzen hinter einer Brille. Er steht neben dem Schädel seines rund-120-mal-Ur-Ahns und wehrt ab. O-TON 10 etwas rechts: (Huchthausen) Ich lebe mein Leben normal weiter. Ich bin eingebunden in dem Ort, wo ich wohne, die Kinder sind eingebunden, meine Frau ist im Ortsrat, wir sind mitten drin im prallen Leben. SPRECHERIN Es klingt, als hätte er auf Dutzende neuer Verwandte, tote und lebende, gut verzichten können. Wobei ... - er zögert. O-TON 11 etwas rechts: (Huchthausen) Viele leben ja im Ort, die kannte man vorher auch schon, und was ich im Nachhinein festgestellt habe, ist, dass man vorher auch schon zu bestimmten Personen eine andere Beziehung hatte, die dichter war, enger, familiärer. Und jetzt stellt man fest: Man hat tatsächlich gemeinsame Wurzeln. Und das finde ich das Spannende dabei, wo das Gefühl mit hineinkommt, was man aber nicht beschreiben kann, sondern es einfach mit Nähe sagen würde. Das sind Geschäftsleute im Ort, die Haushaltswaren verkaufen, im Elektrogeschäft sind, und es besteht von meiner Seite schon immer ein engeres Gefühl zu diesen Persönlichkeiten - jetzt weiß ich warum! O-TON 12 rechts: (Armbrecht) Ich fand nicht, dass das was so unheimlich Besonderes war. Außer dass man irgendwo zu dieser ganz großen Familie dazugehört, ändert sich ja deswegen nicht gleich irgendwie was anderes im Leben. SPRECHERIN Rainer Armbrecht - es sind die männlichen Erbmuster, die bei der Bestimmung wesentlich waren, die weiblichen kamen außer in der Lichtensteinhöhle auch an anderen Orten in Europa vor, während eine DNA-Sequenz von M1 nur bei ihm, Huchthausen und Lange nachgewiesen werden konnte - Rainer Armbrecht ist ein ruhiger Mann mit sanfter Stimme und strubbeligem Haar. Er ist mit einem anderen Bronzezeitmann, mit M9, verwandt und gehört gern zu dieser einzigartigen Großfamilie. Mehr aber auch nicht. O-TON 13 rechts: (Armbrecht) Eigentlich habe ich mich nur gefreut, dass es so ist und hab gedacht, dann hat es sich jedenfalls gelohnt, da mitzumachen. SPRECHERIN Dabei gibt eine weitverzweigte Familie viel her: rauschende Feste, üppiges Erbe, Zwist und Intrigen, Lieb- und Leidenschaften. O-TON 14 etwas rechts: (Huchthausen) Das sind jetzt aber eher TV-Sendungen, die Sie in Augen haben (lacht) ... ATMO 6 mittig: (Vögel ... ) Collagieren: SPRECHERIN Förste, Nienstedt, Dorste: drei Dörfer am Fuß des Lichtensteins. Fachwerkhäuser, Geranien, ein Supermarkt, ein Dorfkrug. Einst gehörte der Lichtenstein den Förstern, heute gehört er zu Dorste - man ist einander in herzlicher Rivalität verbunden. Trotzdem stellen Dorster, Förster und Nienstedter zu Himmelfahrt auf der Burgwiese Bierbuden auf, die Feuerwehrkapelle spielt, es wird gefeiert. MUSIK 1 (Blaskapelle Förste/Dorste: Im grünen Harzerland ... ) Im Hintergrund, collagieren: SPRECHERIN Im Juni 2008 findet in Förste - auf dem Sportplatz - ein historisches Familientreffen statt, mit rund einhundert Nachfahren des Bronzezeit-Clans. O-TON 15 etwas rechts: (Huchthausen) Erst mal haben wir gestaunt, wie viele wir sind. Dann haben wir geguckt: Wen kennen wir denn schon, aus dem Ort? Und dann sind das relativ viele aus dem Ort gewesen, ich würde sagen, fast ein Drittel haben wir schon vorher gekannt und nur nicht gewusst, dass wir dazugehören. O-TON 16 links: (Töllner) Aber es sind schon auch viele gewesen, die weiter weg wohnen. Also Hamburg war auf alle Fälle mit dabei, Lübeck, aus der Schweiz waren Leute da ... O-TON 17 etwas rechts: (Huchthausen) Ein Herr kam aus Monaco. Der hat das auf Spiegel Online gelesen und erinnerte sich, dass sein Großvater aus Förste - diesen Ort hat er nie betreten, nie gesehen - gewesen ist. MUSIK 1 (Blaskapelle ... ) Akzent im Hintergrund. O-TON 18 etwas rechts: (Huchthausen) Eigentlich sind das ja wildfremde Menschen, die man so plötzlich vor sich hat. E ist alles neu! Sie müssen sich total neu orientieren, Sie müssen die ganze eigene Familiensituation noch mal neu durchforsten. Sie stellen dann fest, dass Sie gern von der eigenen Familie noch mehr Informationen hätten, die Sie nicht mehr bekommen können - und alles schwingt dann bei den neuen Gesichtern oder bei den alten, schon bekannten, mit rein. Man sortiert sich komplett neu. Man muss sich neu finden, guckt die Familie neu an, man schaut dann im Nachhinein wie man das alles verarbeiten kann, das ist schon 'ne ganze Portion, die man da bewältigen muss. O-TON 19 links: (Töllner) Es ist schön, wenn man sich mit denen unterhält auf so 'nem Familientreffen, aber privat den Kontakt weiter zu halten - ich weiß nicht. Ich kann da nichts mit anfangen. O-TON 20 rechts: (Armbrecht) Dieses Verwandtschaftsverhältnis sehe ich nicht unbedingt als Verwandtschaftsverhältnis an. Ich meine, wenn man dann noch mal mehrere tausend Jahre zurückschaut, dann sind wir ja alle irgendwo verwandt. Und 3000 Jahre, das ist so eine lange Zeit ... MUSIK 1 (Blaskapelle ... ) Refrain, etwas im Hintergrund. O-TON 21 etwas rechts: (Huchthausen) Lemgo - da war ein Cousin meines Vaters ansässig. Man hat aufgrund der Entfernung und familiären Umstände zwar Kontakt gehabt, aber mehr telefonisch, zu Weihnachten 'n Briefchen, sonst haben wir uns kaum gesehen. Dieses ist dann natürlich wieder aufgelebt, wir haben die Verwandten mal eingeladen zu kommen, auch deren Kinder, haben uns mal kennengelernt, wieder kennengelernt. Interessant ist auch gewesen, dass sich jemand gemeldet hat, eine Familie aus Clausthal-Zellerfeld, die gute Frau ist etwas über 70 und ihr fiel ein, dass sie mal in Förste als Kind gewesen sei, bei uns, bei meinen Großeltern. Ich habe die nicht gekannt, nie gesehen, nie von denen gehört. Die haben sich jetzt gemeldet, aufgrund der 3000-jährigen Vorfahren. Ich hab dann in den Kirchenbüchern nachgeschaut und tatsächlich: Ein Bruder meines Urgroßvaters ist nach Claustal-Zellerfeld gegangen und aus der Linie stammen meine neuen Verwandten (lacht). SPRECHERIN Blut ist dicker als Wasser? Via Internet, Facebook und Skype könnte die Sippe spielend Kontakt halten. Nee, sagt Reto Töllner. Wenn ich nicht mit diesen Leuten verwandt wäre, würde mir auch nichts fehlen. Einladungen zum Geburtstag? Zur Taufe, zur Beerdigung? Weihnachten mit der Großfamilie unter einem riesigen Tannenbaum? O-TON 22 rechts: (Armbrecht) Nein, auf keinen Fall (lacht). O-TON 23 links: (Töllner) Das wird kompliziert (lacht). Also ich könnte es mir nicht vorstellen, mit so vielen Leuten dann auf einmal Weihnachten zu verbringen. Weil Weihnachten ist für mich wirklich mit der engen Familie - Mama, Papa, Opa, Oma und vielleicht noch die Tanten, ja. SPRECHERIN Im März 2009 findet ein zweites Familientreffen statt. Inzwischen ist die Verwandtschaft auf 113 noch lebende Nachkommen angewachsen, Männer und Frauen, Kinder und Alte, Großväter, Schwägerinnen, Nichten und Cousins. Und, wie in den besten Familien, haben sich nicht alle lieb. Hier und da gibt es Animositäten, zwischen Tanten, Neffen, Eltern, Kindern, Geschwister haben sich überworfen und zu Festen kommt nur der eine oder die andere. O-TON 24 etwas links: (Lange) Ich sage es ganz krass, ich bin ein ehrlicher Typ: Es gibt Menschen, wo ich sagen würde, den konnte ich vorher schon nicht leiden und daran ändert jetzt die Tatsache, dass er mit mir verwandt ist, auch nichts. SPRECHRIN Einen Moment ist Stille. Dann fügt Uwe Lange hinzu: O-TON 25 etwas links: (Lange) Das betrifft nicht Herrn Huchthausen. Es gibt halt Sachen, wo man sagt: na ja, das muss ja nun nicht sein. O-TON 26 etwas rechts: (Huchthausen) Wir sind alle zusammengehörig - seinerzeit, vor 3000 Jahren! Aber das Gefühl, dass wir heute zusammengehören, das muss wirklich im Laufe der Zeit wachsen, und dazu brauchen wir auch, alle wie wir da sind, Gelegenheit dazu. ATMO 7 mittig: (Vögel ... ) Auf/Kreuzblende, collagieren: SPRECHERIN Die Huchthausens und Armbrechts, die Luers, Langes, Römermanns und Töllners leben seit langem in der Gegend. Uwe Lange war bei der Bundeswehr in Clausthal-Zellerfeld. O-TON 27 etwas links: (Lange) Ja, ist ein anderer Landkreis! SPRECHERIN Rainer Armbrecht war in Nürnberg, zur Grundausbildung. Manfred Huchthausen studierte in Hannover. Reto Töllner will nach der Schule nach Australien, nach Neuseeland und auf die Fidschi-Inseln - und dann wieder nach Hause. Die Menschen in der Gegend um den Lichtenberg, sie sind sesshaft, alteingesessen, seit 3000 Jahren. Hat sich ihr Gefühl für Heimat und Familie, für Herkunft und Verwurzelung verändert? O-TON 28 etwas rechts: (Huchthausen) Ich interessiere mich jetzt schon dafür, wo wir familiär so geblieben sind. SPRECHERIN Manfred Huchthausen. O-TON 29 etwas rechts: (Huchthausen) Wir könnten ja heute nicht leben, wenn wir nicht auf unsere Ahnen zurückgreifen könnten. Meine Frau arbeitet beim Jugendamt und auch dort ist es wichtig für die Kinder, die von zu Hause in andere Familien gegeben werden müssen - denen wird man nie vorenthalten, aus welcher Familie sie kommen. Denn damit wir im Jetzt leben können, brauchen wir auch die Vergangenheit. ATMO 8 etwas links: (Höhle ... ) Collagieren: O-TON 30 links: (Töllner) Ich finde das cool. SPRECHERIN Reto Töllner. O-TON 31 links: (Töllner) Ich finde es cool, dass man wirklich auch dazugehört. Das hat was. Was Verrücktes, was nicht normal ist. Es hat nicht jeder. Ich fühle mich als was Besonderes, sozusagen. O-TON 32 etwas links: (Lange) Ich habe zwei Gänge zurückgeschaltet in meinem persönlichen Leben. Ich nehme mich nicht so wichtig, ich nehme die anderen auch nicht mehr so wichtig. Das hängt mit diesen Erkenntnissen zusammen: Ich bin ein Nachfahre! Die Menschen haben es geschafft, den genetischen Code über 3000 Jahre über alle Unbillen der Menschheit zu bewahren, weiter zu vererben ... Das macht einen schon nachdenklich. SPRECHERIN Uwe Lange. O-TON 33 etwas links: (Lange) Und mein Urlaub hat sich dahin gehend geändert, dass ich früher Urlaub gemacht habe, bin spazieren gegangen, hab gesagt: schön isses hier. Heute suche ich mir die Urlaubsorte aus, wo ich in die Vergangenheit blicken kann. Ich begebe mich auf eine Zeitreise, um mehr zu erfahren. Es ist ... - doch, könnte man schon sagen: eine kleine Sucht. ATMO 9 links: (Vögel ... ) Aufblenden, collagieren: ATMO 10 rechts: (Höhle ... ) Im Hintergrund. SPRECHERIN Der Lichtenstein. Die Geister ruhen nicht: Die Höhle ist längst gut gesichert, niemand darf hinein, außer dem Kreisarchäologen - und vor kurzem hat er weitere Knochen gefunden. Die Anthropologin machte 20 weitere prähistorische Verwandte aus. Am Ende, sagt Manfred Huchthausen, habe ihm das Museum geholfen mit seinen ungewöhnlichen Familienbanden zurechtzukommen: Zwischen Schädeln, lebensechten Nachbildungen und Ahnentafeln, die in der Bronzezeit beginnen, über Christi Geburt, den Dreißigjährigen Krieg, Karl den Großen und Napoleon führen und an deren Ende zwei Fotos hängen, eins von ihm, eins von Uwe Lange, da konnte er, endlich, seinen Stammbaum, den längsten der Welt, begreifen. Die gut 120 Generationen. Er selbst hat seine M1-Gene weitergegeben, an die nächste Generation, er hat zwei Söhne. Uwe Lange ist kinderlos. Ein glücklicher Single, sagt er. Aber: O-TON 34 (Lange) Das kann alles noch passieren. Die Frau meines Lebens wird sicherlich auf diesem Planeten irgendwo sein, nur die Frage ist: Wann werden wir uns treffen? Ich sage mal, ich fühle mich nicht zu alt, um meine Gene weiterzugeben. ATMO 9 (Vögel ... ) Ausblende. E N D E 12