COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport Neuer Tanz auf dem Vulkan - Streit um Lavaabbau in der Eifel - Autor Ludger Fittkau Red. Claus Stephan Rehfeld Sdg. 13.10.2011 - 13.07 Uhr Länge 18'39" Moderation Die Vulkaneifel. Das sind mehrere hundert Vulkankegel und Kraterseen, Maare genannt. Ein touristisches Kleinod - aber auch Lagerstätte für Basalt und Lavaerden, die im Straßen- und Häuserbau verwendet werden. Nun gibt es Pläne in Rheinland-Pfalz, mitten in der Vulkaneifel die Rohstoffgewinnung zu verfünffachen. Salopp gesagt, den Hiesigen sollen die Berge geklaut werden. So spitzt es jedenfalls ein bekannter Krimi-Autor gleich zu. Gegen das klauen der Berge protestieren nun Umweltschützer und Mineralwasserproduzenten, die sich Sorgen um die Zerstörung des Landschaftsbildes und die Wasserqualität in der Eifel machen. Die endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen, der Wirtschafts- und Umweltkrimi noch nicht aufgelöst. Ludger Fittkau berichtet. -folgt Script Beitrag- Script Beitrag Atmo Gemurmel Autor Abends in einer Buchhandlung in der Altstadt von Andernach am Rhein. Die Büchertische sind beiseite geräumt, die gut 100 im Raum verteilten Stühle sind bis auf den letzten Platz besetzt. Es gibt Bier und Schnittchen. Jacques Berndorf liest, der Krimi-Bestseller- Autor aus der nahegelegenen Vulkaneifel. Berndorf hat das Genre der "Eifel-Krimis" erfunden. Seine Bücher sind millionenfach verkauft worden. Oft stellt Berndorf ein aktuelles politisches Thema ins Zentrum seiner Kriminalgeschichten. Zuletzt war es der Nürburgring-Skandal. Sein neuer Roman trägt den Titel "Eifelconnection": Jacques Berndorf Die Geschichte, mit der ich mich beschäftige, ist bitter ernst, tragisch geradezu. Und sie basiert eigentlich auf der Tatsache, dass uns in der Vulkaneifel Berge geklaut werden. Das hört sich merkwürdig an, ist aber de facto so. Weil wir stark leiden müssen unter dem Abbau von Basalt und dem Abbau von Vulkanaschen und Vulkanerden. Das heißt, was von außen, wenn man in ein Dorf hereinfährt, so wunderbar aussieht wie ein Hausberg, ergibt beim näheren Hinsehen ein Riesenloch, weil es den Hausberg nicht mehr gibt. Autor Das staatliche Bergamt in Mainz plant, die Gewinnung der Rohstoffe Basalt und Lava in der Vulkaneifel auf einer wesentlich größeren Fläche zu erlauben, als bisher. Das ist der brisante politische Hintergrund, vor dem Berndorf nun seine Romanfiguren platziert. Gisela Bieb hat den neuen Krimi bereits angelesen. Sie kennt das Thema der "Eifelconnection" - das Verschwinden der Vulkanberge - von Kindheit an: Frau Bieb Die Eifler, die alten Eifler, die wissen, wie es früher ausgesehen hat, die leiden schon ein wenig da drunter, das die Hügel so nach und nach verschwinden. Der erste Berg, an den ich mich erinnere, der so verschwunden ist, das ist der Gossberg bei Walsdorf. Und ich weiß, daß mein Vater früher immer sagte: Da oben, der Berg mit den drei Bäumen, das ist der Gossberg. Is nich´mehr! Weder die drei Bäume, die sind schon ganz lange weg und der Berg auch. Und wenn man hier durch die Gegend fährt, man sieht einfach, wie die Landschaft sich verändert. Jacques Berndorf Es gibt Berge, die sind wirklich und tatsächlich verschwunden. Ich wohne in einem kleinen Nest namens Brück. Da gab es einen Berg, den ich gar nicht mehr erlebt habe, aber wovon mir die Leute in den Dörfern sagen, man konnte von der Spitze bis runter zum Kirchplatz früher rodeln. Und das war ein toller Spaß für Kinder und manchmal ja auch für die mehr oder weniger betrunkenen Väter. Aber es ist halt so, dass man heute nicht mehr runterrodeln kann, man nimmt also nicht mal richtig Fahrt auf. Das Ding ist weg. Es hieß der Radersberg, wird aber freundlicherweise heute noch so genannt. Autor Auf 2.000 Hektar statt wie bisher auf 400 könnte in Zukunft abgebaut werden, hat das Mainzer Bergamt in den neuen Plan für Rohstoffreserven hineingeschrieben. Das sei eine Fläche von 2.800 Fußballfeldern - so macht dies Jacques Berndorf zu Beginn seiner Lesung dem Andernacher Publikum anschaulich: Jacques Berndorf Basalt wird mittlerweile feinkörnig in Beton eingemischt. Also auch in den Asphalt, mit dem die Straßen gebaut werden. Lava gibt es in allen Körnungen und es ist im Laufe der Zeit immer wichtiger geworden als Isolationsmaterial. Es wird unter und um die Fundamente der Wohnhäuser gelegt und sorgt für die Durchlässigkeit des Wassers. Aber eben auch zur perfekten Isolierung. Es wird mittlerweile von vielen Architekten bevorzugt, es hat einen regelrechten Siegeszug hinter sich. Kein Eifler weiß das. Und bittet die Welt stattdessen herzlich und untertänig, ihnen noch ein paar Tonnen für kleines Geld abzunehmen. Er könnte sonst nicht überleben. Autor In Berndorfs Roman "Eifelconnection" wird Christian, ein junger Geologe des Mainzer Bergamtes, tot in einer Lavagrube aufgefunden. Seine Frau glaubt nicht an einen Selbstmord, von dem die Polizei zunächst ausgeht. Ihr Mann habe nämlich gegen die die Pläne seines Amtes und der Grubenindustrie opponiert, die Vulkaneifel großflächig zu einem reinen Rohstofflager zu deklarieren, schreibt sie im Roman an den Journalisten Siggi Baumeister, der eigene Ermittlungen anstellt: Jacques Berndorf (Lesung) Da fällt mir ein, das nach der letzten Festlegung der Gebiete, in denen abgebaut werden darf, auch ausgerechnet der Berg gehört, der Dir wahrscheinlich in deiner engsten Heimat bestens bekannt ist, weil Du ihn jeden Tag siehst: Das ist der Reinhardsberg. Und ich erinnere mich auch daran, dass ich mit Christian auf diesem Berg herumgelaufen bin. Den alten kleinen Steinbruch gesehen habe und auch die wunderbaren Kuppeln der großen Buchen dort. Da ist nicht nur ein Teil des Berges als abbaubar gekennzeichnet, eine Flanke zum Beispiel, sondern der ganze Berg. Und genau das, sagte Christian, ist eine Sauerei, die wir nie wieder gut machen können. Denn Berge wachsen nicht nach. Atmo Abbaubagger Autor Eine Lavasandgrube am Fuchskopf bei Daun. Ein Bagger schaufelt Lava auf ein Förderband, das den Rohstoff für den Straßenbau auf die Ladefläche eines Lastwagens gleiten lässt. Dieses rund 5 Fußballfelder große, gut 3o Meter tiefe Loch im Fuchskopf ist eine von rund vierzig Lavasand-Abbaugruben, die es bisher in Eifel gibt. Thea Merkelbach, Umweltschützerin aus der Vulkaneifel, führt seit Monaten Politiker und Journalisten hier her um ihnen zu zeigen, wie der Lava-Tagebau die Landschaft verändert. Sie kommt gerade von einem Treffen mit Eveline Lemke, der neuen grünen Wirtschaftsministerin von Rheinland-Pfalz und ihrer Kollegin Ulrike Höfken, der neuen grünen Umweltministerin: Thea Merkelbach Für mich gibt es sehr viele Fragen, auch nach dem gestrigen Ministerinnen-Gespräch. Wer gibt eigentlich die Direktiven? Das Wirtschaftsministerium? Jetzt von den Grünen geleitet? Das Umweltministerium? Ebenfalls von den Grünen geleitet. Oder das LGB, das Landesamt für Geologie und Bergbau oder Ministerpräsident Kurt Beck,SPD? (...) Haben die genug Wissen über das, was sie entscheiden? Atmo Werksbesichtigung Sprudelfabrik Autor Wenige Tage später. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck besichtigt mit Lokalpolitikern eine Mineralwasser-Firma im Vulkangebiet. Nur ein paar Kilometer weiter ist nach den Plänen des Bergamtes künftig Lavaabbau vorgesehen. Gabelstabler fahren zwischen Wassertanks umher, die bis unter die Decke einer gut 15 Meter hohen Lagerhalle reichen: Ministerpräsident Kurt Beck Wieviel sind den drin in sonem Kerl da? Unternehmer 180.000 Liter. Wir können hier insgesamt 1,5 Millionen Liter Wasser lagern. Autor Nach der Betriebsbesichtigung richtet der Mineralwasserunternehmer zum Thema Lavaabbau eine Bitte an Kurt Beck: Wasserunternehmer Augenmaß bei der Aufstellung des neuen Raumordnungsplans in Bezug auf Lavaabbau und Schutz der Wasservorkommen. Nicht nur Mineralwasser, sondern der allgemeinen Wasservorkommen, denn die Wasservorkommen werden in Zukunft auch ein Goldstück für die Eifel sein. Ministerpräsident Kurt Beck Ich kenne jetzt diese spezielle Thematik nicht, aber ich werde mir erlauben, mich mal sachkundig zu machen. (...) Hier haben wir eben auch zwei Interessen, nämlich die Mineralwässer zu schützen und das Wasser insgesamt natürlich, aber eben auch zu gucken, wie können wir die Landschaft erhalten? Und die Vulkanlandschaft ist eben von beidem geprägt: Von den Maaren und von den Vulkanhügeln. Und auf der anderen Seite haben wir natürlich auch den Rohstoff Stein mit zu bedenken. Das muß man austarieren und in jedem Einzelfall dann auch abwägen und entscheiden, aber ich sage ihnen in jedem Fall Sensibilität zu. Atmo Bus innen Autor Später im Bus, in dem Kurt Beck zusammen mit seinem Tross weitereist, greift der Landrat der Vulkaneifel in seinem Gruß übers Bordmikro das Thema noch einmal auf: Landrat der Vulkaneifel Der Herr Ministerpräsident hat eben ein paar Bitten mitgekriegt, die Bitten sind alle nachvollziehbar. Wir haben Fragen, über die wir uns hier alle unterhalten, insbesondere die Thematik Lavaabbau. Das ist für uns ein ganz wichtiges Thema. Da ist es aber so, das wir glauben, dass wir in Zusammenarbeit mit den Abbau-Unternehmern das auf eine ganz vernünftige Spur zu kriegen. Das ist wie so häufig im Leben so, dass 80 oder 90 Prozent der Leute ganz vernünftig sind und dann haben sie zwei, drei Ausreißer und die versauen die ganze Stimmung. Und wir sind im Moment dabei und das klappt eigentlich ganz positiv, sowohl die Naturschützer und damit die Bevölkerung auf der einen Seite und die Abbau-Unternehmer auf der anderen Seite an einem Tisch zu halten. Die sitzen schon an einem Tisch. Und wir erarbeiten Möglichkeiten, das beide miteinander leben können und das wir hier unsere natürlichen Gegebenheiten in der Eifel weiterbehalten können. Autor Dass das Bergamt in Mainz in seinem ersten Plan eine Verfünffachung der Lava- Abbaufläche in der Vulkaneifel für denkbar hält, hat selbst manche Abbauunternehmen überrascht. Etwa die Rheinischen Provinzial Basalt- und Lavawerke, kurz "Lavaunion". Geschäftsführer Thomas Blau begrüßt aber grundsätzlich die Möglichkeit der Flächenerweiterung für den Lavaabbau: Geschäftsführer Blau Das Bergamt hat Flächen dargestellt und hat gesagt, das sind potentielle Abbaugebiete. Als Abbau-Unternehmen sage ich: Vom Grunde her ist es gut, große Flächen als Alternativen zu haben. Wir haben sicherlich und das hat jeder andere Betrieb auch unsere Zukunftsplanung. Die ist ausgerichtet an den Marktentwicklungen. Marktentwicklungen in unserem Gewerbe sind relativ stabil. Jacques Berndorf Ja, ich denke, es war ein großes Geschäft. Wobei man wissen muß, dass es ja jetzt schon über Generationen läuft. Das ist ja nicht gestern oder vor einem halben Jahr erfunden worden. Es gibt einige sehr solide Firmen, die einfach gut damit umgehen. Aber nach der Ausweitung auf 2.000 Hektar steht zu erwarten, dass sich ganz andere darauf setzen und das Geschäft versuchen, zu bekommen. Denn es ist ja ein sehr solides Geschäft. Die Ressource ist bis in die Unendlichkeit vorhanden. Man kann also heute, nachdem festgestellt wurde, daß dieser Stoff Vulkanerde besonders gut isoliert, kann man in Rotterdam und Amsterdam Schiffe sehen, die das Zeug laden und in den iberischen Raum fahren. Autor Eveline Lemke, die neue grüne Wirtschaftsministerin von Rheinland-Pfalz, sieht die Eifel- Lava noch weit über Spanien hinaus auf dem Weltmarkt im Angebot: Wirtschaftsministerin Lemke Unsere Rohstoffe hier in der Eifel gehen bis nach China, bis nach Indien werden die verkauft, in die ganze Welt. Und man muß sich die Frage stellen, ist das notwendig? Auf der anderen Seite importieren wir aber auch Rohstoffe aus diesen Ländern in der gleichen Art - und das ist völlig irrwitzig. Wir erzeugen riesige Transportkosten, wir schiffen das Material um die ganze Welt und wenn wir damit beginnen, kleinräumiger zu vermarkten, vielleicht auch in größeren Zyklen, da langfristiger Denken, dann sind die Preise besser, dann kann der Unternehmer besser davon leben und braucht einfach nicht so schnell die Eifel platt machen. Das sollte unser Ziel sein. Autor Thomas Blau, der Geschäftsführer des Abbau-Unternehmens "Lava-Union", will es nicht so stehenlassen, dass Lava und Basalt aus der Eifel zunehmend zu billig auf dem Weltmarkt verkauft wird. Seine Firma liefere Vulkan-Sand und Gestein vor allem an lokale Asphalt-Produzenten, so Blau. Das seien auch langfristig die sichersten Kunden: Geschäftsführer Blau Wir haben sehr hohe Frachtkosten. Damit gucken wir erstmal auf den lokalen Bedarf. Den versuchen wir zu decken. Wir als Unternehmen reden dann über Edelsplitte, die wir im Umkreis in die Asphalt-Mischbetriebe liefern wollen. Und wenn wir da einen entsprechenden Bedarf haben, den decken wir heute. Und den möchten wir auch gerne noch in den nächsten Jahrzehnten decken. Autor Die "Eifel-Connection" - das ist in Jacques Berndorf´s neuem Roman das Netzwerk eines ganz anderen, aggressiveren Unternehmertypus. Der plant nicht nachhaltig, sondern will das schnelle Geld machen - im Krimi geht er dabei über Leichen. Eines der Opfer: Christian, der querdenkende Geologe aus dem Mainzer Bergamt. Jacques Berndorf Die meisten Leute in der Eifel haben keine Ahnung, was mit dem Abbau ihrer Berge und Hügel auf sie zukommt. Christian meinte zum Beispiel noch, dass noch kein Mensch wissenschaftlich untersucht hat, was mit den Bächen passiert, die aus diesen Bergen kommen. Die so lustig in den Wiesen über ihre Steine hüpfen. Am Nerother Kopf zum Beispiel, der ja auch abgebaut wird, sollen ein oder zwei Bäche bereits spurlos verschwunden sein . Es gibt sie einfach nicht mehr. Und welche Auswirkungen hat der Abbau der Berge auf das Grundwasser? Kann man sich vorstellen, wie gut und heulend der Lauf eines kleinen Baches wirkt, wenn ein müder Städter ihn entdeckt? Also, ein Bach kann einfach gut sein. Aber nur dann, wenn er fließt, wenn er gluckert. Wenn er versiegt ist, kann nichts mehr ihn retten. Atmo Abbau Autor Am Fuchskopf bei Daun deutet Hans-Peter Felten vom Naturschutzbund Deutschland in die Landschaft. Nicht nur hier werde nach den Plänen des Bergamtes in Mainz künftig abgebaut, sondern auch an vielen anderen Stellen der Umgebung. NABU Felten Durch die Ausweisung als Vorranggebiete sind einige Berge akut gefährdet: Hier dort zum Beispiel gegenüber der Asseberg, ein naturdenkmal-geschützter Berg. Etwas hinter uns, ebenfalls als Naturdenkmal geschützt der Reinhardsberg. Ein weiterer Blick zeigt uns sogar ein Naturschutzgebiet, den Döhm. Ein Berg komplett als Naturschutzgebiet und komplett als Vorranggebiet vorgesehen. Dann weiter rüber im Westen sehen wir das Naturschutzgebiet Nerother Kopf. Dieser Berg ist zum Teil tangiert. Direkt neben dem Nerother Kopf sehen sie leider nicht mehr einen ehemals nicht als Naturdenkmal geschützten Berg, den Kahlenberg. Er ist inzwischen vollständig aus der Landschaft verschwunden. Und zum Abschluss noch das Naturdenkmal Schachteberg und auch der Riemerich. Zwei Berge, die bereits angekratzt worden sind durch den Abbau. Auch dort soll der Abbau noch fortgeführt werden können. Atmo Abbau Autor Die Umweltverbände NABU und BUND in der Eifel betonen, dass sie nicht grundsätzlich gegen den Abbau von Lavasand und Basalt seien. Sie schlagen vor, auf neue Gruben zu verzichten und stattdessen den Abbau auf Flächen zu konzentrieren, an denen das Landschaftsbild bereits unwiederbringlich verändert wurde. Dort könnten die Gruben ja erweitert werden, dafür sollten aber andere Landschaftsteile grundsätzlich unberührt bleiben, so die Forderung der Verbände. Die grüne Wirtschaftsministerin Eveline Lemke hält dieses Argument für stichhaltig: Wirtschaftsministerin Lemke Das heißt, wenn wir hier über ein Landschaftsbild reden und über die Frage, steht da schon ein zu zwei Dritteln abgebauter Berg, dann fällt es leichter zu sagen, das letzte Drittel von dem Berg nimmst du auch noch weg und dann machen wir eine anständige Rekultivierungsmaßnahme mit dem NABU oder dem BUND zusammen, so das auch Flora und Fauna sich da wieder entwickeln können. Dann macht das Sinn. Das muß man dann gemeinsam diskutieren und da muß man sich auch in diesem Prozess Zeit nehmen. Die Gruppen vor Ort kennen sich sehr gut aus, sie sind sehr ortskundig und diese Kenntnisse wollen wir jetzt auch mit einbeziehen. Autor Thomas Blau, der Geschäftsführer des Abbaubetriebes "Lavaunion" hält die Überlegung der Umweltverbände und der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin grundsätzlich für vernünftig, den Abbau an wenigen Stellen auszuweiten und andere dafür komplett unberührbar zu lassen: Geschäftsführer Blau Erstmal ist das grundsätzlich sehr wohl nachvollziehbar. Wenn sie nach Holland zu unseren Nachbarn rüberschauen, da gibt es auch Kiesabbau-Konzentrationszonen, wo sich die Unternehmen dann entsprechend wiederfinden. Nur das ist eben das entscheidende Problem, das wir haben: Das wird bei uns schwerlich möglich sein: die Konzentration auf wenige große Bereiche. Der Vulkanismus bietet nicht sehr viele große Bereiche erstmal per se. Und dann haben sie die ganzen Interessenlagen der einzelnen Unternehmen, die man zusammenbringen muß. Ich glaube, wir haben gar nicht eine solche Abbaukonzentrationszone, wo alle abbauen können. Und dadurch werden auch wieder die Wege zum Kunden weiter, was das Produkt auch wieder verteuert. Also, es ist ein sehr diffiziles Thema, vom Grunde her nachzuvollziehen aber im Grundsatz nicht zu realisieren. Autor Doch eine Konzentration auf Abbauflächen, die im Einzelfall erweitert werden können - das könnte der Knackpunkt werden für einen Kompromiss zwischen Naturschutzverbänden und Abbauunternehmern. An diesem Kompromiss sei die Landesregierung stark interessiert, betont die grüne Wirtschaftsministerin Eveline Lemke: Wirtschaftsministerin Lemke In einigen Fällen haben wir das so, dass die Bürgerinitiativern ganze Landflächen um Gruben herum aufkaufen, um dann den Bergbauunternehmer zu behindern, das darf auch nicht sein. Auch die Bergbauunternehmer haben ein Interesse, auch begonnene Gruben am Ende wieder zu renaturieren, das wollen wir als Land auch und diesen Prozess müssen wir mit begleiten. Autor Die grüne Wirtschaftsministerin hält jedoch ebenso wie die Umweltverbände oder auch der Schriftsteller Jacques Berndorf den Preis für zu niedrig, der auf den Märkten für Lava und Basalt aus der Eifel bezahlt wird. Das führe auch dazu, dass zu wenig Material recycelt werde. Wirtschaftsministerin Lemke Also, der Rohstoff wird zu billig verschleudert. Im Moment wird für die Tonne Lavasand 1 Euro bezahlt, wir haben auch Tongruben, da ist dann die billige Tonqualität für 3 Euro und die bessere für 15 Euro zu verkaufen. Das ist einfach zu wenig Geld für einen hochwertigen Rohstoff! Da werden ja tolle Materialien draus erstellt. Und da müssen wir auch weiter im Bewusstsein der Kunden wirken, das die Produkte, die daraus erzeugt werden, und natürlich auch der Hersteller mehr für diesen Rohstoff erhält. Atmo Bagger Jacques Berndorf Und die Vulkaneifel wird ja seit Neuestem auch Gesundheitslandschaft genannt. Was ist, wenn die Gesundheitslandschaft nicht mehr existiert?! Da ist ja nicht nur die Tatsache, dass gewisse Eifler ihren Müll in die kleinen, alten Tagebaue schmeißen und damit die Landschaft vergiften. Da ist auch leider die Tatsache, dass die Leute in der Eifel sagen: Das einzige, womit unsere Gemeinde Geld verdienen kann, sind Basalt und Lavaerden. Da haben sie recht, aber leider übersehen sie dabei, dass mit den Brocken gleichzeit ihre Landschaft verschwindet. Und mit was sollen die Leute hier um Touristen werben, wenn sie keine Berge mehr haben? Wirtschaftsministerin Lemke Die Touristen lieben die Eifel, wir machen damit großes rheinland-pfälzisches Marketing, es ist wunderbar, die Eifel mit ihren archäologischen Sonderheiten und geologischen Formationen zu besichtigen. Das kann man in der Eifel. Und das wird jetzt einfach da so weggetragen. REGIE Bagger ausblenden -Ende Beitrag- 1