DEUTSCHLANDFUNK Redaktion Hintergrund Kultur / Hörspiel Redaktion: Tina Klopp Feature Der Jockey - oder: Zweiter werden ist wie verlieren Von Tim Staffel Produktion: DLF 2015 Regie: der Autor Sprecher: Trystan Pütter Urheberrechtlicher Hinweis Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © - unkorrigiertes Exemplar - Sendung: Freitag, 09. Oktober 2015, 20.10 - 21.00 Uhr Tim Staffel: Der Jockey Originalkommentar: Und der 123. Große Preis von Berlin ist in diesem Augenblick gestartet. Wer setzt sich an die Spitze? Nymphea und Dennis Schiergen. So hat Nymphea bereits den Scheitel des Schlussbogens durchschritten und kommt als erstes Pferd hier in die Zielgerade in diesem Augenblick hinein, das sind fast 100 m bis zu Temida, Meandre, Nordvulkan, Girolamo und Donn Halling. So, Dennis, jetzt zeig mal, was du kannst, auf die 400 m Marke zu, Nymphea, wie weit geht der Ausreißversuch? 200 m noch bis zum Ziel, reicht die Luft noch, Nymphea voraus, 150 m, Temida ? Filip Minarik gibt alles, Meandre dahinter mit Demuro aber Nymphea geht nach Hause im 123. Großen Preis von Berlin, Dennis Schiergen zückt den Stift und schreibt sich ein in die Geschichte, die Siegerliste des Großen Preis von Berlin, Temida wird 2. Meandre 3. dann Girolamo vor Donn Halling und Nordvulkan, was für ein Ritt von Dennis Schiergen. Sprecher: Der Jockey ? ein Feature von Tim Staffel. Sergij Goryanoff: Ja, Dennis Schiergen hat Kraft, Ausdauer und Instinkt. Und flexibel, also er reitet sehr flexibel, er kann im Endkampf einiges gegenüber seinen anderen Gegnern noch herausholen, weil er in der Lage ist durch seine Bewegungen, seinen Einsatz nochmal das Pferd länger zu machen. Nen Pferd länger machen heißt, dass es bei jedem Galoppsprung noch n paar Zentimeter Boden gut macht. Ich denke bei seiner Größe wird das Problem der Gewichtszunahme für die Zukunft eine Rolle spielen. Sprecher: Dennis Schiergen ist 20 Jahre alt, 1,74 groß, 56 einhalb Kilo schwer, dreifacher Amateur-Champion und seit 2014 Profi-Jockey. Dennis: Man versucht an jeder Ecke, wos nur geht, Gewicht zu sparen, wenns dann darum geht, dass man sein Minimumgewicht bringen muss, dann hat man wirklich nen ganz ganz kleinen Sattel, die ganz leichten Gurten, Stiefel, die wirklich wie ne 2. Haut aussehen, nochmal ne leichtere Hose, die aussieht wie Papier. Man versucht das halt alles so zu optimieren, weil umso niedriger das Gewicht, das man reiten kann, umso mehr Pferde kann man theoretisch reiten, weil im Rennen sind die Pferde, tragen die Gewichte immer normalerweise zwischen 52 und 62 kilo. Und wenn ich nur 57, wie jetzt bei mir Fall, reiten kann, dann fällt da schon nen ganzes Feld Pferde weg, weil das schon rein von der Theorie her nicht gehen würde. Ich bin schon bei den schwereren Jockeys dabei, oder einer der schwersten, weil, ist immer unglaublicher Kampf, erfordert viel Disziplin, viel Sport, man muss auf die Ernährung achten, weil anders geht?s einfach nicht, um das Gewicht unten zu halten. Dennis: Ich gehe sehr viel Laufen weil das halt bei mir wirklich sehr gut hilft, zieh ich mich warm an mit nem Schwitzanzug ... ist halt irgendwan nur noch Flüssigkeit, was man verliert, im Gegensatz zu Boxern, die sich wiegen, danach essen trinken dürfen, ist es bei uns so, dass wir wir mit dem gleichen Gewicht zurückkommen müssen. Ich geh morgens sehr früh in Stall, um die Uhrzeit kann ich da noch nicht essen lacht ist mir noch nicht nach essen zumute. Ich würde gern sehr große Küche haben, weil ich unglaublich gern koche, weil man sich auch als Jockey, eigentlich denkt man, ist widersprüchlich, aber dadurch, dass man halt wirklich so diszipliniert sein muss, beschäftigt man sich unglaublich viel mit dem Essen und da macht mir Kochen unglaublich viel Spaß. Musik Sprecher: Der Tag ist eng getaktet; Freiraum gibt es wenig. Training, Studium, Fahrten zu den Renntagen, um 9 Uhr abends schlafen gehen oder auch bis nachts auf der Autobahn unterwegs zur nächsten Rennbahn oder von dort aus nach Hause. Manchmal ist auch Vinzenz dabei, Dennis? jüngerer Bruder, Amateur-Champion 2014. Er und Dennis motivieren sich gegenseitig, als Trainigspartner aber auch als Konkurrenten. Dennis: Wenn ich selber halt nicht gewinne und er gewinnt, ist natürlich um einiges besser, wie wenn irgendjemand anders gewinnt ? aber was immer nen besonderer Reiz ist, sag ich mal, wenn ich mit ihm um irgendwie ne Position kämpfe, (Schnitt?) ich kann mich erinnern letztes Jahr einmal in Dortmund da waren wir 3. und vierter, Zielfoto getrennt, da hab ich wirklich alles versucht, um hauptsache an ihm vorbeizukommen weil in Bad Harzburg da haben wir wirklich die letzten 400 m immer der der eine nen Kopf vor, der andere nen Kopf vor da runtergekämpft, was natürlich nochmal ganz andere Energien freisetzt, weil ich sage: ok, kleiner Bruder, das geht nicht, da halte ich dagegen. Musik Ende Sprecher Außerhalb der Renntage reitet Dennis täglich von sechs Uhr morgens an jeweils fünf Pferde für seinen Vater, der Trainer für den Stall Asterblüte in Köln ist. Dennis: Man reitet so immer die Pferde die grad anstehen, die auch mal wichtigere Trainings gehen müssen, da kommen dann meistens die Profis drauf, damit die halt dem Trainer sagen können , ja so und so fühlt der sich, son Eindruck hab ich von ihm, der ist im Moment gut drauf, der wird das nächste Mal gut laufen, und ja sonst im Training reiten halt die Angestellten die die Pferde wirklich jeden Tag reiten und kennen die das Pferd auch pflegen, ja. Jetzt kommt Hugo unser Futtermeister, der hilft mir jetzt in den Sattel indem er mich ... am Bein nimmt und auf das Pferd wirft und dann kanns jetzt schon wieder los gehen, und ich bin auf dem nächsten Pferd unterwegs. Futtermeister: Bin Futtermeister am Stall, jetzt werf ich im Moment die Leute hoch, normal muss ich Futter vorbereiten für die Pferde und so Kleinigkeiten verarzten, wenn die so kleine Macken haben oder so was, weil man nicht wegen jedem bisschen nen Doktor holen muss, machen wir dann auch selber, also wenn schlimm ist, nicht, aber wenn so Kleinigkeiten, ja, das ist mein Job. Sprecher: Hoppegarten, bei Berlin. Seit 1977 ist Uwe Stech mit dem Rennsport verbunden. Nach einer Ausbildung zum Facharbeiter für Pferde war er Amateurrennreiter, dann Jockey ? erst nach fünfzig Siegen darf man sich so nennen. Seit 1990 arbeitet Uwe Stech in seinem Hoppegartner Stall Am Holländer als Trainer. Uwe Stech: Training und Rennreiten sind 2 unterschiedliche Schuhe. Es gibt Jockeys, die sind hervorragende Arbeitsreiter und Rennreiter, das ist sehr, sehr, sehr selten, ganz selten, es gibt welche, die sind hervorragende Jockeys, in der Arbeit taugen sie nicht viel und umgekehrt genauso. Weil dieser extrem kurze Bügel, dieses Finish, das wird in der Arbeit so nicht geritten, Peitscheneinsatz, die gesamte Taktiererei im Rennen, die körperliche Fitness dieses Finish-reitens, das wird alles in der Arbeit nicht gemacht. Training ist in erster Linie ne Gefühlssache. Es obliegt dem Einschätzungsvermögen des Trainers, wie hoch, wie oft ern Pferd belastet, über welche speziellen Distanzen er geht. Das Ziel ist natürlich, das Pferd möglichst schnell zu machen, ist klar, aber auch, es muss dabei physisch und psychsich stabil bleiben, soll Form über langen Zeitraum halten. Im Stall muss n ganz ganz gutes Klima herrschen und zwar zwischen Trainer und Arbeitsreiter, so dass ich mit meinen Leuten reden kann; sie müssen wissen, wie ich ticke, und ich muss wissen, wie meine Leute ticken. Es gibt Leute, die haben ne andere Auffassung von der Fitness ihres Pferdes wie ich, ich muss also wissen, wie die Leute ticken, wenn die mir ihre Meinung übers Pferd sagen, muss ich das einschätzen können, inwieweit ich sie ernst nehmen kann. Ich bin ja schon nun schon seit Jahrzehnten in diesem Sport, dann ist da im Umgang natürlich ne gewisse Routine, ich denke eigentlich gar nicht darüber nach, der Pferdesport, das ist mein Leben, denke auch nicht darüber nach, ob ich 12 oder 16 Stunden am Tag arbeite. Ob heut Sonntag ist oder Montag, das interessiert mich ehrlich gesagt nicht. Dass ich hier im Stall bin, das ist mir nen Bedürfnis. Wenn meine Frau sagt, morgen ist Sonntag, wir haben keinen Renntag, wollen wir morgen mal nen bisschen länger schlafen und nen Tee trinken, dann machen wir das, aber dann ziehts mich eigentlich in den Stall, nicht weil ich muss, oder weil ich Misstrauen habe, sondern ganz einfach, weil ich da hingehöre. Ich war im Dresdner Zoo als Kind, sozusagen als Amateur, das ist aber mehr so illegal gewesen, habe da in verschiedenen Abteilungen bei verschiedenen Tierpflegern immer bei der Arbeit mitgeholfen, immer sonntags, bin ich früh um 6 aufgestanden oder halb sechs und bin in Zoo und dort da war ne Tierpflegerin, die war ehemals Berufsreiterin und konnte durch ne Rückenverletzung den Beruf des Reiters nicht mehr ausüben, und sie hat mich dann damals weil ich so klein und fit war, hat sie mich an nen Trainer vermittelt in Dresden, und so fing mein Einstieg im Rennsport an. Sprecher: Bevor für Uwe Stech die tägliche Arbeit mit den Pferden beginnt, füttert der Hobbyjäger jeden Morgen zuerst noch seine Küken. Uwe Stech: Das sind Küken vom deutschen Vorwerkhuhn, das ist eine alte deutsche Haushuhnrasse, ein sogenanntes Zwiehuhn, sprich Eier- und Fleischleistung. Hab ich selber in der Brutmaschiene ausgebrütet pok pok pok, mak mak mak ? und drei Stockentenküken ? mak mmakmakmak. Die brauchen eiweißreiches Futter von Insekten, während die Küken Kükenstartfutter bekommen können ? quak quak quak. Die Hähnchen schlachtet man dann weg, also ich schlachte die dann weg lasse so drei Stück übrig, und von den Hennen, wenn da wirklich zehn Stück sind, es werden auch noch Verluste kommen durch Habicht oder Fuchs, so dass ich hoffe, dass am Jahresende vielleicht so sechs, sieben, acht Legehennen übrig sind und zwei Hähnchen. Die Stockenten weiß ich noch nicht, die werde ich dann fliegen lassenan ner Stockente ist nicht viel dran zum essen, das nicht so mein persönlicher Geschmack, ich hätt jetzt auch kein Problem damit, die im Herbst zu schlachten, aber da ist nicht viel dran, mir ist jede Hausente lieber, weil die nen höheren Fettanteil hat, Stockenten sind sehr sportliche Modelle, da muss man dann schon wissen, wie man sie zubereitet. Uwe Stech: So, diese Pferde haben hier heute Trabarbeit, diese Führmaschine, das ist ne riesengroße Erleichterung für uns in der Arbeit, wir können dadurch die Bewegungsintensität des Trainings deutlich erhöhen, so dass wir hier im Prinzip jetzte gerade sieben Pferde in der Maschine haben, die Leute können im Stall arbeiten. Ich kann als Trainer genau beurteilen, sind sie im Gang rein, sind leichte Lahmheiten zu erkennen oder ähnliches, das sieht man. Wir haben Hengste, mit denen kann man nicht rumschmusen, die muss man artgerecht behandeln, dazu gehört Erziehung, dass sie auch den entsprechenden Respekt im Umgang mit dem Menschen haben, ansonsten kann das für uns tödlich enden. Wenn 2 junge Hengste auf der Koppel miteinander spielen, wer das mal beobachtet, was da für Kräfte walten und das ist Spiel, so ne Kräfte könne wir Menschen gar nicht entwickeln... von der Schlageinwirkung, wenn wir ein Pferd maßregeln, können wir dem gar nicht wehtun, können wir gar nicht, das ist mehr der psychologische Effekt, um dieses Pferd drauf hinzuweisen, dass wir die Chefs im Ring sind und nicht sie. Sprecher Das gilt auch für den Hufschmied. Schmied: Das sind ja nun mal sensible schnelle Pferde und da hat man welche, die sind da gelassener bei der ganzen Geschichte und dann hat man welche, ist wie bei Menschen, die sind sensibler, und der Ashrock, den wir hier gerade haben ist eigentlich nen ziemlich sensibler. Das Problem ist, wenn der ne andre Meinung hat, dann stehen seine 600 Kilo gegen meine 75 Kilo, da ist das mit dem argumentieren so ne Geschichte, man muss schon den Punkt finden, wo man sich aufeinander einlässt. Das is kein Job zum Geld verdienen, entweder bist du mit der Seele dabei, dass du Angst hast oder nicht bei der Sache bist, das hat das Pferd schon gemerkt, bevors dir bewusst ist, die sind einfach noch viel feinfühliger als wir Menschen, die verlassensich nicht auf blödes Geblabber, die Arbeiten noch viel mehr mit Gestik und Mimik und allem anderen, deswegen haben die uns durchschaut, bevor uns das wirklich bewusst ist, daher entweder hat man die innere Einstellung und kann sich auch mal durchsetzen mal nen Schritt zurück machen, oder es wird nichts, wird zumindestens schwer. Musik Uwe Stech: Ich sollte mich idealerweise nicht in irgendein Pferd verlieben, weil wenn das Pferd sich verletzt, oder nicht schnell genug ist, oder ich mich mit Besitzer nicht verstehe, dann wird dieses Pferd ganz schnell diesen Stall wieder verlassen. The Hollies: Stewball ?he never drank awater, her always drank wine, his bridle was silver, his mane it was gold?But worth of his saddle?Has never been told. Dennis: Ich hatte ganz am Anfang nen Lieblingspferd, die Besitzerin hat dann auch immer gesagt, ja, wenn du Rennen reitest, den darfst du dann nur reiten weil ihr versteht euch gut, das seh ich, und du magst den und dann klappt das schon, und dann hab ich meine Lizenzprüfung auf dem Pferd gemacht, hab den halt vorgeritten in dem Prüfungstraining und dann hab ich auf dem auch meine ersten Rennen geritten. Das war spezielles Pferd für mich, der war wirklich, wenn ich im Stall war, den hab ich immer geritten, den durfte niemand anders reiten, den hab ich geritten. Die Besitzerin hat immer gesagt, wenn du sagst, der möchte nicht mehr oder hat nicht mehr diese Lust zu laufen, wenn du das merkst, dann sagst du Bescheid, dann lass ich den abholen, dann kommt er bei mir auf die Koppel und kann sein Rentnerleben genießen. Und dann hab ich irgendwann gemerkt im Training war alles top aber im Rennen war er nicht mehr so motiviert, hat nicht mehr den Einsatzwille gezeigt, und dann hab ich mit der Besitzerin gesprochen, gesagt, ja ich glaub jetzt ist es Zeit, er hat mir so viel beigebracht, hab ihm so viel zu verdanken, dass der sich seine Rente verdient hat. Musik Ende Uwe Stech: Diese moralischen Werte, Liebe zum Pferd und ähnliches ... wenn Dennis Schiergen am Sonntag ein Pferd X aus diesem Stall reitet, hat er null Beziehung zu diesem Pferd, er hat ne allgemeine Pferdeliebe, das ist klar, sonst ... hätte er gar nicht diese Schritte bis zum Jockey gehen können, ja. Pause! Also einer, der mit Pferden nichts anfangen kann oder keine Beziehung hat zu diesem Tier, der setzt sich gar nicht erst drauf. Sprecher: Im Training, für seinen Vater in Köln, reitet Dennis manchmal Pferde, gegen die er dann im Rennen mit denen aus dem Stall von Uwe Stech antritt. Dennis: Ich werd auch im Diana Trail reiten, aber nicht die Stute, die ich hier im Training reite, nicht Nightflower, sondern Shivajia von Herrn Stech. Nightflower wird der Stalljockey von meinem Vater reiten. Natürlich in nem großen Stall wie hier bei meinem Vater wo wir 125 Pferde haben, reicht da ein Stalljockey nicht, wir haben hier mehrere, aber Andrasch Starke, der Nightflower reiten wird in Hoppegarten, der hat halt immer erste Wahl. Und bei Herrn Stech und mir ist das gleiche, Herr Stech hat nur 40 Pferd, gut nur, 40 ist auch schon ne ganz nette Anzahl, aber da ist halt so, dass ich nach Möglichkeit wirklich alles reite, wenn in Hoppegarten Rennen sind, bin ich eigentlich immer da. Sprecher: Seit 2008 befindet sich die Rennbahn Hoppegarten in privater Hand von Fondsmanager Gerhard Schoeningh. Gerhard Schoeningh: Mein erster Bezug zu Hoppegarten kam dann, ich lebe seit über 30 Jahren in London, da hatte ich in unserer Fachzeitschrift der Sport-Welt, ursprünglich war Sport gleich Rennsport, in den 20ern war Fußball noch relativ unbedeutend, und wenn man da, auch hier in Berlin, sagte: mein Sohn ist beim Sport, meinte man, der ist beim Rennsport und nichts anderes übrigens ? aber ok. Da wurde also angeboten eine Reise nach Hoppegarten, das war im Oktober 1989, und das war etwas ganz besonderes und ungewöhnliches, dass man also hier einen Einblick bekam, da hab ich mich angemeldet und dann waren wir hier im Oktober zum Preis des Winterfavoriten, haben dann auch viele der Aktiven getrofffen, die uns das alles gezeigt haben, uns erläutert haben, und damals, das war 3 Wochen dann vor Fall der Mauer, nur das wusste noch niemand, war hier eben schon ganz viel im Umbruch, und dann bin ich sechs Monate danach wieder nach Hoppegarten gekommen, da gab es den Deutsch-deutschen Renntag, der hieß 1. Deutsch-deutscher Renntag, das war ne ganz besondere Sache, nach dem Krieg sind noch vereinzelt Pferde aus dem Osten im Westen gelaufen und auch ganz gelegentlich umgekehrt und da hatten wir an diesem Renntag eine Situation, wo 24 Pferde aus Westdeutschland ertsmals wieder hier in Hoppegarten gegen ostdeustche Pferde liefen. Sprecher: Die westdeutschen Pferde waren überlegen. Was sich die Experten unter anderem damit erklärten, dass es in der Zucht der ostdeutschen Pferde eine zu kleine Population von Vollblütern gab, die sich nicht mit anderen Zuchtlinien austauschen konnten. Gerhard Schoeningh: Und das war eben ein Riesenereignis für den Rennsport auf ganz vielen Ebenen, aber zu diesem Zeitpunkt hätt ich nie gedacht, dass mir diese Rennbahn mal gehören würde, noch hatte ich da irgendeinen Wunsch. Als Fondsverwalter also schon eine ungewöhnliche unternehmerische Herausforderung, das hat mich gereizt, teilweise, weil ich etwas in der Form noch nie gemacht hatte. Sprecher: Das erste Rennen. Dennis reitet Twilight. Besucher 1: Ich bin jetzt zum 2. Mal in meinem Leben hier, muss mal gucken, was wir wetten können. Wir haben jetzt gerade mit jemandem gesprochen, der glaubt, dass es im ersten Rennen gewinnen wird, Twilight, aber wir glauben dem anderen, der uns nen anderen Tip gegeben hat; das fand ich ganz interessant, weil er sagte, das Pferd ist eigentlich egal, wichtig ist der Reiter und Alexander Pietzsch soll das erste Rennen gewinnen, schaun wir mal. Pietzschi gewinnt, so ist der Tip, so werden wir jetzt auch setzen. Dennis: An den Renntagen reitet man manche Pferde das erste Mal, hat wirklich nur diese zehn Minuten vom Aufsitzen bis zum Rennstart ,um sich wirklich einfzufühlen in das Pferd, wie das tickt, wie es sich verhält, aber man muss sich auf jeden Fall vorbereiten , das heißt bei mir ich guck mir die Fachzeitungen bei uns an, guck mir die anderen Pferde an, aber guck mir eben speziell mein Pferd an, guck mir Videos an, wie es geritten wurde, mit welcher Taktik es gewonnen hat und wie die letzten Rennen waren, dann gibt mir der Trainer noch mal seine Anweisungen, seine taktische, wie ers am liebsten haben würde. Für mich macht nen guten Trainer auch aus, dass er nicht mir 10 Minuten lang erklärt, was ich zu machen hab im Rennen, weil das Rennen ist auch keine 10 Minuten lang, da kann ich ja wenn einem so viel erzählt wird, man kann das gar nicht alles machen. Nen guter Trainer sagt einem wirklich in zwei Sätzen, pass auf, das hast du zu machen und fertig. Uwe Stech: Jetzt bei dem Twilight, das ist nen vollkommen anderes Pferd als letztes Jahr ... wenn keiner geht, kannst du meinetwegen auch vorne gehen, aber wenn du vorne bist, dann übetreibe den Fall nicht ? Dennis: Ne auf keinen Fall ? Uwe: Wenn er schwer auf die Beine kommt, hast du die gesamte Gegenseite Zeit dich peu a peu in ne günstige Position ? Dennis: Ja ? Uwe: Der hat das zweifelhafte Vergnügen mich in der Arbeit immer zu schleppen, also ist er Gewicht gewöhnt, also wenn er in die Gerade kommt, kannst du mir glauben, der ist konditionell in einem hervorragendem Zustand ? Dennis:Ja ? Uwe: Da brauchen wir gar nicht drüber reden, dann haust du ihm auf die Wanne und dann schicke ihn vorwärts. Sprecher: Im Jockeyraum sind die Anweisungen des Trainers allein für den Jockey bestimmt. Anders im Führring, wenn die Besitzer dabei sind. > (Atmo raus) Dennis: Manche Pferde sind einfach nicht so weit, und man versucht den Besitzer nicht irgendwelche falsche Hoffnungen von vornherein zu machen, weil manche Pferde brauchen wirklich 1-2 Starts um das zu lernen, und andere brauchen dann halt 2,3,4 Anläufe bis sie dann verstehen, dass sie Rennpferd sind und nach vorne laufen sollen ? Dennis: so jetzt machen wir uns auf den Weg zum ersten Rennen in den Führring. Sprecher: An den Wettschaltern halten die Besucher das Geschäft am Laufen ? der Mindesteinsatz beträgt 50 Cent. Andere fiebern den Rennen auch ohne zu wetten entgegen. Besucherin: Dennis Schiergen, na der war ja hier mal so toll, der war, von Anfang an war der Erster vor zwei Jahren, glaube ich, und dann hat der sich umgeguckt, so nach dem Motto: wo bleiben die denn, was, bin ich richtig, also das war der tollste Renntag, da jubelte die Tribüne. Also wir sind schon seit 40 Jahren hier in Hoppegarten, haben nie früher gewettet und haben immer nur mit den Kindern gesagt, was gefällt dir, welches Pferd, haben dann untereinander ? welches Pferd find ich gut, du ? und haben uns dann gefreut, wenn derjenige doch recht hatte. Dann wars sehr traurig als die DDR unter, da gings hier den Bach runter, da hatten wir richtig Sorge, dass es kaputtgeht und nach der Wende auch so, und dann kam der Schoeningh ? und als der kam, da hab ich gesagt, das wird was. Zuerst hat der nämlich die Toiletten sanieren lassen und nicht seinen Thron, und das find ich super, und daher bin treuer Anhänger, ohne Wetten. Gerhard Schoeningh: Als jemand der professioneller Anleger in Aktien war - wenn sie sich jede Art von Wetten anschauen, da haben sie immer einen Veranstalter, ob das nun der Totalisator ist, oder der Buchmacher, der seine Marge macht, d.h., da wird immer weniger ausgeschüttet als eingesetzt wird, und das ist an Aktienmärkten zumindest langfristig doch unterschiedlich. Also sie können sagen, hier ist schon eine Negativrendite eingebaut, wohingegen sie bei Aktienmärkten in der Regel langfristig eine positive Rendite eingebaut haben, deswegen ist es auch sehr sehr, schwer, als Profi beim Wetten besser zu sein als der Markt. Uwe Stech: Eigentlich bedeuten Pferderennen Selektion. Wir wollen durch Pferderennen immer wieder die Schnellsten ermitteln. Mit dem Schnellsten soll weitergezüchtet werden, um die Rate zu verbessern. Pferde sollen über einen bestimmten Zeitraum geprüft werden, um zu zeigen, dass sie auch hart genug sind. Dass diese ganzen Menschen da zugucken das ist lediglich ein Nebeneffekt, um die ganze Sache finanziell rentabel zu gestalten. Dennis: So, jetzt müssen wir einmal gucken, wo Herr Stech ist, mit den Besitzern. Uwe: So mein Gutster, wir haben schon alles durchgespruchen, siehst ja was fürn Baumreißer das ist ? da mit der 3 ? Dennis: Kleiner ist er nicht geworden lacht ? Uwe: Ne, aber du, jetze, im Gegensatz zum vorigen Jahr war der sehr sehr ängstlich, bei dem Typen kannst du ruhig nen bisschen ruppig sein; das isn richtiger Lausejunge, der son bisschen, sag ich mal ne feste Hand braucht, den kannst du zusammenrütteln, ich bin sonst nicht so, aber den kannst du zusammenrütteln. Nen paar schöne Hühnerhunde sind ja hier auch drin. Starter: Geht los 8, 4 und 2! 4, 7! nicht so schieben. Die 3 und die 9! ...? Pferd schnaubt/Boxtür ... Stop stop stop alle drei wieder daneben ... Kommentator: Bisschen Unruhe bei Twilight zu sehen, an der Box. Starter: Fahne! Originalkommentar: Dann Twilight Dennis Schiergen beginnt zu schieben. Twilight und Arizona. Twilight oder Arizona, das sind die Pferde hier im 1. Rennen 100 Meter noch, Twilight ist voraus, vor Arizona, dahinter ist South Carolina und Wirbelwind, vorn aber Twilight und Twilight gewinnt . Uwe Stech: Also Riesenkompliment an Dennis Schiergen, ohne seine Schwerstarbeit, die er schon Anfang der Geraden geleistet hat, wär das wahrscheinlich in die Hose gegangen. Er hat hier sein Reitgeld bitter und hart verdient. Musik Sprecher: Immer wieder gibt es Rennen, über die man sagt, der Jockey hat sie gewonnen. Die Leistung des Pferdes soll das nicht schmälern. Uwe Stech: Wie Dennis den Großen Preis von Berlin gewonnnen hat, die anderen haben geschlafen, er hat sein Pferd gehen lassen, die anderen habens falsch eingeschätzt, das hat der Dennis gewonnen. Es war ein Husarenritt, auch mit etwas Glück, wenn das Pferd zu früh zusammengebrochen wäre, dann hätten alle geschrien, was für ein Idiot, das konnte ja nicht gut gehen ? so hats Benzin gereicht bis zur Ziellinie dann wars wieder genial. Es gibt eben Talente oder auch Anti-Talente. Die Reiter mit wenig Talent, wenn man dann sagt, müssen se an sich arbeiten und das und das und das, okay, werden aber nie Spitzenleute Sprecher: Sergij Goryanoff war ein Reiter der besonderen Art. Erst mit 40 Jahren begann er seine Karriere als Amateurrennreiter, und kaufte sich sogar eigene Pferde, um überhaupt starten zu können. Sergij Goryanoff: Was einen da antreibt? Das ist der Flash, ja, das ist diese Schnelligkeit, die Geschwindigkeit, diese Urgewalt des Pferdes, diese Urkaft, die Galoppade ist so massiv, dass sie die Fußung der Galoppaden gar nicht mehr spüren, sondern man hat das Gefühl, dass man schwebt sozusagen zwischen Himmel und Erde, und diese urgewaltige Kraft des Pferdes, die treibt dich nach vorne. Die englischen Adligen haben das ja in ihrer Freizeit betrieben, der Begriff des Jockeys das kommt ja von ?joy?, also Freude, da kommt das, ist das hergeleitet ? Jockey ? Dennis: Das war so ungefähr bevor ich laufen konnte, saß ich schon aufm Pferd, dadurch dass mein Vater selber Jockey war und mehrfacher Champion war und danach Trainer geworden ist, hat er mich schon bevor ich laufen konnte aufs Pferd gesetzt und halt festgehalten, deswegen kann ich mich daran nicht wirklich erinnern, weil ich einfach zu klein war und die Fotos nur kenne. Aber ich hab dann peu a peu erst mitm Pony angefangen, dann hab ich noch Reitunterricht bekommen im Reitstall, damit ich auch da so die Basics ausm Dressur und Springen lerne und dann hab ich irgendwann mit 10 angefangen die ersten Ponyrennen zu reiten und dann mit 15 zu den Amateuren zu wechseln und dann die Rennpferde im Rennen reiten zu dürfen. Wir sitzen ja nicht mehr wirklich wie die Dressur oder Springreiter, sondern stehen; die Steigbügel sind sehr kurz damit man sich optimal auf dem Pferd ausbalancieren kann und genau den Schwerpunkt richtig setzt, dass das Pferd wirklich so wenig Belastung von oben hat, wie es geht. Dadurch, dass man das Pferd, wir nennen?s zusammennimmt, dadurch dass man die Zügel kürzer nimmt, sich richtig flach übers Pferd legt und das Pferd dann mit den Händne nach vorne unterstützt, dass es richtig noch mal nen Stück weiter nach vorne schiebt dass sich noch nen Stück mehr strecken kann, nochn Tick schneller galoppieren kann. Ich fands interessant, diese Basics, dieses andere Reiten zu lernen, weils unheimlich hilft, um auf Pferde eingehen zu können, aber wenn man noch die Geschwindigkeit, wenn die Startboxen aufgehen, ist man da so drin, schaltet man alles ab um sich herum, konzentriert sich so aufs Rennen, ist so drin wirklich eins mit seinem Pferd, sieht die Konkurrenz, muss dann binnen hunderstel oder Tausendstel entscheiden, was die richtige Entscheidung ist, gehe ich in die Lücke rein, oder warte ich lieber, zieh ich hinter das Pferd, wie entscheide ich mich nachm Start, wo will ich gehen. Es gehört schon irgendwie dazu die Pferde, ohne, geht eigentlich nicht. Es war erst mein Hobby, und wenn mans dann zum Beruf macht, was Schöneres gibt?s eigentlich nicht, nur ich weiß halt bei mir nicht, wo mein Gewicht hingeht, von daher muss ich jetzt gucken, deswegen studier ich ja auch, dass ich dann sehe, ja, geht das, bis ich 40 oder 50 bin oder geht dass jetzt wirklich nur noch n paar Jahre, und dann muss ich was anderes machen, weil das Gewicht nicht mehr passt. Kann ich halt jetzt noch nicht sagen, das weiß ich noch nicht, aber ich sag mal, wenns nur ein Kilo mehr wird, machts eigentlich wenig Sinn. Sprecher: Das zweite Rennen. Dennis reitet Rosenkönig. Uwe Stech: Das Pferd Rosenkönig, also er ist erst mal von der Optik her ein Schönling und er ist auch vom Charakter her ein Goldstück , also ein richtig sympathisches Pferd. Im Rennen neigt er dazu, dass er in der Anfangsphase ein schnelles Rennen braucht, er ist etwas heftig; er möchte schneller gehen, als er soll, es liegt also dann in der Hand des Jockeys da son bisschen das Tempo rauszunehmen, ihn zu regulieren, gefühlvoll zu regulieren, dass er sich selbst in der Anfangsphase nicht überfordert. Es ist wirklich ein schönes Pferd, die Muskulatur ist gut definiert, er hat Glanz im Fell, er geht ausgeglichen und ruhig, er ist von der Optik her wirklich schön. Sprecher: Die Rennbahnbesucher platzieren ihre Wetten. Besucher 2: Rosenkönig, naja, der könnte, der Schiergen ist ja gut als Jockey, aber manchmal wetten viele auf den Reiter, wenn das nichts bringt, dann sieht das Pferd schön aus lacht das sind alles so Dinge, man kann da wirklich nichts sagen. Ich bin schon hier gewesen und hab nicht einmal nen Pferd gesehen, geht wirklich, das Interessante wie sich son Pferd darstellt, nicht im Aussehen, sondern im Platz, das ist für mich interessant. Besucher 3: Also, die 5 wird Erster, Zweiter, so viel können wir ja verraten Gamgoom und Eddie Pedroza reitet und demzufolge wird er weit vorn landen, ist n guter Reiter, ja, und Trainer ist auch vernünftig, der kommt auch nicht umsonst aus Gelsenkirchen hierher, demzufolge rechnen wir starke Chancen aus. Rosenkönig, ja, das isn Pferd, das Dritter werden könnte, Jockey versteht sich mit die Pferde vom Trainer und demzufolge könnt er dranlaufen, wie gesagt, ist n sehr offenes Rennen. Wie gesagt, das is wie fürn anderen beim Fußball, so sind wir mehr oder weniger auch mit Kumpels, Freunden, Familie unterwegs, haben schönen Nachmittag, wenn man gewinnt ist der Nachmittag noch besser, und wenn man verliert, das gehört dazu, sonst würd man nicht wetten. Aber Pferderennen ohne Wetten ist auch natürlich auch wieder nichts, weil das Prinzip ist ja, davon lebt erst mal der Rennverein mehr oder weniger, und wir haben genug Bahnen, bzw. kleine Rennvereine, die schon ausgestorben sind mehr oder weniger, und geschlossen haben, und da sollte man die, die noch sind, wenigstens am Leben erhalten damit, und demzufolge fahren wir auch deutschlandweit eben auch rum, fahren auch nach Paris mal, wenn Höhepunkte sind. Sprecher Vom Führring aus schickt der Besitzer von Rosenkönig Pferd und Reiter auf die Bahn. Besitzer: Musst keine Angst haben, nur festhalten. Hals und Bein, mein Junge. Die Erwartung ist klar im Pferderennen, man will gewinnen, oder man möchte gewinnen, ne? Ob die andern es zulassen, müssen ma sehen, also wenn wir keine Chance hätten, wären wir hier nicht reingegangen in das Rennen, also wir rechnen uns schon ne Chance aus ? Sprecher: Der Trainer sieht sich das Rennen im Jockeyraum auf dem Monitor an, während der Besitzer es von seiner Loge auf der Tribüne aus verfolgt. Uwe Stech: Ich gucke Rennen getrennt von Besitzern, grundsätzlich ... ich zieh mich an ruhiges Örtchen zurück, am liebsten dort, wo mich andere Menschen nicht belästigen können. Wenn es einen Trainerraum gäbe, wo jeder sein Einzelzimmer hat, mit Monitor, würde ich den benutzen, weil ich möchte ein Rennen analytisch beobachten und nicht geprägt von Emotionen. Es gibt Rennen, da kann man machen, was man will, man merkt sein Herz bubbern. Das ist einfach so, ich möchte es eigentlich nicht, ich möchte da viel abgebrühter sein, aber da ist man einfach nervös davor, und es gibt Rennen, da seh ich das eigentlich ganz ruhig und gelassen. Das ist ganz unterschiedlich, das hat nichts mit Größe eines Rennens zu tun, das kommt manchmal bei Pferden, wo man vielleicht Angst hat, dass es mit Startmaschine nicht klappt, nen Rennen was besonders wichtig ist fürs Pferd für die weitere Laufbahn, so was, das ist nicht so vorhersehbar. Rennkommentar: Die Spitze jetzt klar und deutlich bei Sha Gino vor El Donno dann Besitzer: Gibt?s doch nicht. Oh oh oh. Ja, wird irgendwas sein, erst mal morgen analysieren, das ist nicht reel. Nächstes mal rechneste mit gar nichts und dann gewinnste. Musst dabei bleiben, musst du hart bleiben, musst du Demut kennenlernen, mehr wie Demut, das zieht sich dann wien Faden, weeste, oh je, na ja. Wir werden den Fall beobachten. Der Trainer ist dafür verantwortlich. Dennis: Isn bisschen enttäuschend, er ist eigentlich echt nen schönes Rennen direkt hinterm Führpferd, nur leider da, wo ich gedacht hätte, jetzt kommt was, kam leider gar nichts, bischen ernüchternd dann ... Uwe Stech: Wenn nen Pferd seine Leistung nicht bringt, muss es Ursachen haben, und die gilt es dann zu erforschen, und das ist eben auch der Schwierigkeitsgrad für Trainer und Tierarzt. Das Pferd redet ja nicht. Und da n Pferd genetisch gestrickt noch immer n Fluchttier ist, wird es also immer versuchen irgendwelche Schwächen zu kaschieren. Wenn sie eine Herde Zebras oder Gazellen sehen, und irgendeine hat was, die wird sich also in der Herde verstecken, um nicht den Beutegreifern als erstes zum Opfer zu fallen. Es muss also seine Schwächen kaschieren, und das probieren normalerweise alle Fluchttiere, auch das Pferd. Also wenn ein Pferd lahmgeht, unser durchgezüchtetetes Zivilisationspferd, dann hat es ernsthaft was. Und so kleine Sachen wie Entzündungen, wo wir Menschen sagen, oh mir tut heut alles so weh, ich geh mal lieber ins Bett, das wird das Pferd nicht tun. Besitzer 2: Man kann nicht wissen, wie das Rennen ausgeht, man weiß nicht wie die Pferde überwintern, man kann nicht mit ihnen sprechen und doch können sie in wenigen Sekunden grandiose Leistungen bringen, und dieses Faszinosum, dieser spannende Sport ist es, der Kumpel und Könige seit Jahrhunderten glücklich macht Gerhard Schoeningh: Der Rennsport ist schon ein sehr harter Sport, alle Menschen die mit den Pferden arbeiten, verdienen in der Regel sehr wenig, außer wenn sie ein Topjockey oder ein Top-Trainer sind, das sind die Wenigsten, es ist zeitlich ein wahnsinnig hoher Einsatz, gesundheitlich haben sie oft hohe Risiken, und es ist auch nervlich anstrengend. Wenn zehn Besitzer in den Führring gehen, um die Pferde für das nächste Rennen zu sehen, glauben sie alle, dass sie gewinnen, nur sie wissen, es wird neun Verlierer geben, und das ist auch für die Reiter, für Trainer, für Besitzer ganz ganz wesentlich, wie man mit den sehr vielen Niederlagen umgeht. Dennis: Wenn man Angst hat sollte man, meiner Meinung nach, wirklich aufhören, weils einfach gefährlich ist, für einen selber und vor allem auch für die anderen, weil man einfach unsicher reitet. Sergij Goryanoff: Da gibt?s natürlich ne Form der natürlichen Auslese, wenn ich keine Ritte mehr bekomme, dann hab ich auch kein Arbeitsfeld mehr, so ist das. Das Aufhören des Rennreitens ist gar nicht so einfach, denn das heißt, das Eingeständnis, dass mans nicht mehr schafft, dazu muss man sich überwinden, sich das einzugestehen, und das bedeutet eigentlich, in diesem Sport Schwäche einzugestehen. Also als ich aufgehört habe, bin ich erst mal ein, zwei Jahre gar nicht mehr auf die Rennbahn gegangen, weil das ist ne trostlose Situation da an den Rails zu stehen und nicht mehr dabei zu sein, das war immer traurig, deshalb bin ich dann gar nicht mehr hin. Sprecher: Für Dennis wäre das keine Option. Dennis: Im Winter geh ich im Rahmen von meinem Studium mach ich mein Pflichtpraktika, gehe ich drei Monate nach Hongkong, um da in Rennsponsoring und Rennmarketing nen bisschen reinzuschnuppern. In Hongkong ist der Rennsport sehr sehr groß, hat Stellenwert wie bei uns der Fußball. Und die Jockeys sind wirklich, dann hängen da in der Stadt lebensgroße Plakate von den Jockeys von Wolkenkratzern runter, das ist nen ganz anderer Stellenwert , man hat auch als Clubjockey selber Wohnung, Auto, plus das Festgehalt, das kriegt man immer, egal ob man Erfolg hat oder nicht, ist halt in China oder auch Hongkong, dadurch dass die Menschen so abergläubisch sind, es entscheidet sich schnell, ob Erfolg haben wird oder nicht, wenn man am Anfang direkt Erfolg hat, heißt das, man bringt Glück. Wenn man von Anfang an nicht die ersten paar Rennen gewinnt und keinen Erfolg hat, ist ganz schwer da wieder rauszukommen, weil man dann nur die schlechteren Pferde kriegt, weil sie denken, ok, der bringt. Sprecher: Drittes Rennen ? Diana-Trial. Dennis tritt an mit Shivajia, aus dem Stall seines Trainers Uwe Stech, gegen Nightflower, die er im Training für seinen Vater reitet. Besucher 3: Noch n Tip verraten? Muss ich mal gucken, ja, da nehmen wir nochmal den Herrn Pedroza die Nummer 2 mit Arles und der dürfte auch 1. oder 2. sein, da der Stall drei Pferde drin hat, wird er sich ja wohl den Besten davon genommen haben. Nightflower? Wenn man die sich die Form anguckt, war drei Mal Zweiter, warum soll er heute nicht wieder 2. werden, ist n Pferd, man sagt dazu Kleber, und dem zufolge ist es kein Gewinnertyp und äh wenn er nicht nach vorn kommt, denn wars das gewesen, dann wird er wahrscheinlich wieder 2. oder 3. sind ja nicht grad die schlechtesten Pferde drinnen, demzufolge lassen wir uns überraschen. Uwe Stech: kommen ja immer so die spannendsten Gerüchte auf, weißte, wird denn der Sohn gegen den Vater reiten, ich sage, na logisch, sonst kann er den Job nicht machen und er ist ihn für immer los - das geht ganz schnell im Geschäft ? Dennis: Frage hab ich eben auch schon bekommen Uwe: Ja , ich sag immer, er reitet das Pferd, da interessierts nicht, obs der Vater ist oder der Trainer X, Y, da geht es ? Dennis: Klar ? Uwe: nur um den Sieg . Dennis: Ja, was wird Nightflower machen, welche Taktik, hab ich gesagt, ja, ich kenne die Stute gut, ich kenn den Andrasch gut, ich kenne meinen Vater gut, Taktik kenn ich nicht, aber ich kanns mir denken, tja ? Uwe: Die vermuten da immer irgendwo Betrug die Menschen, und warum? Weil die Menschen schlecht sind. Sprecher: Von der Klub-Tribüne aus sehen sich die Vip-Gäste die Rennen an. Modedesignerin: Was ich hier liebe ist die Atmosphäre, dass man völlig raus ist aus seinem Leben aus der Stadt, als Berliner, dass man hier im Grünen ist, unter diesen traumhaften Tribünen, und das Wetten, der Wettspaß, die Spannung, das Adrenalin, schöne Hüte natürlich lacht. Also ich finde, mir macht es Spaß nen Hut zu tragen und ich animiere alle die hierherkommen auch nen Hut zu tragen, ich finde das gehört nen bisschen auch mit dazu, diese Shownummer, und ja bisschen Showlaufen. Ne, ich geh in Führring und dann steh ich hier sehr gerne kurz vorm Einlauf und dann guck ich mir die ganzen Pferde mit den Jockeys, dann guck ich denen tief in die Augen und dann bewerte ich das instinktiv ausm Bauch raus. Da könnt man ne Stecknadel fallen hören, dann ist das total ruhig, und alle sind total gespannt, und dann fangen nen paar an zu quieken, weil natürlich irgendwie die letzen 200 Meter sind ja das Spannendste überhaupt, also Favoriten fallen plötzlich nach hinten und Außenseiter gehen nach vorne, also das ist ja total super. Originalkommentar: Und Boxen auf in diesem Augenblick zum Diana-Trial über 2000 Meter, guter Start der Favoritin Nightflower. Arles setzt sich an die Spitze also mit zwei Längen vorn, auf die 400 Meter Marke geht?s zu und vorn ist Eduardo Pedroza auf Arles. Vorne Nightflower gegen Arles, Nightflower oder Arles Andrasch Starke oder Eddie Pedroza, Ramona dabei auf der Innenbahn, Turfdonna und Weichsel aber Nightflower an der 100 Meter Marke hat sich gelöst von den anderen im Diana-Trial und da kommt auch keiner mehr ran, Andrasch Starke gewinnt das Diana-Trial mit Nightflower ... und Ovambo Lady. Sprecher: Shivajia wird chancenlos Sechste ? eine Niederlage, die Dennis akzeptieren kann. Was er nicht akzeptieren kann, ist, wenn er während eines Rennens Dennis: Ja, Rennen war nen bisschen unglücklich, behindert worden in der Zielgeraden und dann kam sie nicht mehr so recht in Tritt, aber ich denk mal, beim nächsten Mal wird sie sich dafür revanchieren können. (Schnitt/Pause) Man geht dann zu dem Kollegen spricht das kurz durch, damit man das vom Tisch hat, dann hat sich die Sache auch ? Sprecher: Dennis spricht den Kollegen im Jockeyraum an. Adrie de Vries ist schon lange im Geschäft und 25 Jahre älter als Dennis. de Vries: Dennis wegen mir musst du nicht zurücknehmen, wirklich nicht, kann dir auch normal auf die Fresse geben ? Dennis: Ja, aber Andrasch und ich stehn da zu zweit, und du lässt voll reinlaufen, wo soll ich denn hin ? Sprecher: Donau, das Pferd, das Adrie de Vries in diesem Rennen geritten hat, ist auf einem Auge blind. Damit rechtfertigt der Champion-Jockey sein Manöver, das Dennis möglicherweise den Sieg gekostet hat. De Vries: Ja, ne ? Dennis: Wo solln wir hin, sag mir das ? de Vries: du kannst ja einmal wegnehmen, was willst du da in der Mitte, wenn du einmal den Schlenker machst kriegst du auf die Fresse ? Dennis: Ja aber warum lässt du überhaupt reinlaufen ? De Vries: Warum lass ich reinlaufen, weil die ein Auge hat, weil ich immer so draufhäng aber du hast nicht hingeguckt, du hast nur auf den Boden geguckt ? Dennis: Ne, ich versuch meine Position zu halten ? De Vries: Ne, hast du alles richtig gemacht, machst du gut so. Uwe Stech: Ja, so ne Rennen sind kein Wunschkonzert. Das Pferd von dem Adi de Vries hat nur ein Auge, hat nen paar Unsicherheiten beim Galoppieren und son Rennen bei 60 kmh, wenns dann eng wird gibt?s natürlich auch mal nen paar Rempeleien, ist kein Wunschkonzert so ne Rennen, jeder versucht seine Vorteile wahrzunehmen, da kanns auch manchmal, sag ich mal, etwas grober werden, ist eben Sport. Dennis: Die anderen sind natürlich teilweise auch zwanzig, fünfundzwanzig Jahre dabei und ist natürlich so, die, die mehr Erfahrung haben, wissen auch wo sie die Unerfahrenheit von jüngeren Reitern ausnutzen können. Irgendwann merkt man auch, wo man da ausgenutzt oder im Rennen auch mal weggedrückt wird, da hält man natürlich dagegen, weil man das irgendwann weiß und so was nicht mit sich machen lässt Es ist jetzt mittlerweile nen anderer Respekt, sag ich mal - auch vor allem Dingen vor den Top-Jockeys wie de Vries, wie Starke, Pedroza, Minarik, das sind alles Jockeys, die kenn ich seit ich Laufen kann. Vorher warens so, es waren wirklich, ja für mich Superstars, und jetzt ist einfach, es sind Kollegen aber trotzdem immer noch auf jeden Fall Vorbilder. Das erste, was ich sehe, wenn ich morgens aufwache, ist erst mal Nymphea, von hier, vom Großen Preis von Berlin, da hab ich so ne 1 Meter mal 1 Meter große Leinwand hängen und da freut man sich natürlich jeden Morgen aufzustehen und ist direkt gut gelaunt. Gerhard Schoeningh: All das, was wir hier machen, ist also letztendlich nicht sicher und irgendwie doch sehr endlich. Ich finde, da kann ich nicht wesentlich drauf bauen und dass es, ja, einen Gott gibt, der mich total liebt, mich annimmt wie ich bin, das gibt mir deutlich mehr Sicherheit als zum Beispiel Geld auf meinem Bankkonto. Dennis: Also wenn ich praktisch mal so anfange zu träumen, in dem Moment denkt man so zum einen an die größten Erfolge, die man so hatte, aber auf der anderen Seite auch sehr stark an die Zukunft, wenn man weiß, für das große Rennen, hab ich nen gutes Pferd, und stellt sich dann vor, wie es sein könnte, träumt dann son bisschen, aber die Vorstellung zerspringt meistens schon am Tag selber, weil es einfach, es kommt einfach anders Uwe Stech: Wenn eener immer diese Sicherheitsfrage aufwirft, dann bedeutet das, ich hab vor irgendwas Angst, und das hab ich eigentlich nicht, muss ich ehrlich sagen. Wenn der Rennsport in Deutschland von heute auf morgen Pleite gehen würde, schätze ich mich selber also so ein, dass ich auch noch was anderes machen kann, also muss ich diese Akte schließen und geh das nächste Kapitel an, Ritze. Sprecher: Der Jockey ? Realisation: Tim Staffel Sprecher: Trystan Pütter Mit Dennis Schiergen, Uwe Stech, Gerhard Schoeningh, Sergij Goryanoff, Gunther Barth, Ralf Schnur, Frank Brieskorn, Lars-Wilhelm Baumgarten, Nanna Kuckuck und Besuchern der Rennbahn Hoppegarten Ton und Technik: Bernd Friebel Eine Produktion des Deutschlandfunks 2015 Redaktion: Tina Klopp 2