Deutschlandradio Kultur Länderreport COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Putzfrau mit Doktortitel?! - Einmalige Studiengänge für hochqualifizierte Migranten in Oldenburg - Autorin Ita Niehaus Red. Claus Stephan Rehfeld Sdg. 03.06.2011 - 13.07 Uhr Länge 18.49 Minuten Moderation Die Lage ist unsinnig, mindestens aber paradox zu nennen. Tausende hochqualifizierte Migranten und Flüchtlinge mussten sich bislang als Taxifahrer oder Putzfrau durchschlagen, weil ihre Zeugnisse in Deutschland wertlos waren. Die Politik klagte und klagt derweil über Fachkräftemangel - wir kennen das. Doch schon seit 2006 geht die Universität Oldenburg eigene und noch dazu erfolgreiche Wege, bietet Studiengänge speziell für Einwanderer an. Die ersten Absolventen haben ihr Bachelor-Studium inzwischen abgeschlossen; und wenig überraschend: die meisten von ihnen haben eine entsprechende Beschäftigung gefunden. Zugleich belegen erste Studien, so die Universität Oldenburg, dass international anerkannte Abschlüsse die Arbeitsmarktchancen nachhaltig verbessern und - vielleicht überraschend für manchen Politiker - so auch ein Beitrag zur Integration sein können. Kaum verwunderlich daher, dass andere Hochschulen an dem Oldenburger Erfolgsmodell interessiert sind. Und auch Autoren wie Ita Niehaus, die uns nun in die Erfolgsgeschichte einweiht. - folgt Script Sendung - Script Sendung G 01 Atmo Seminar Gespräch (Kaya) "Momentan habe ich vier Praktikumsstellen gefunden." (Hadeed) "Vier?" (Kaya) "Vier (lachen) Und von zwei Arbeitsstelle Zusage(n) bekommen!" (Hadeed) "Hast Du eine Zusage für eine Arbeitsstelle bekommen?" (Kaya) "Nicht eine, zwei!" (Mann) "Gleichzeitig zwei..." (Hadeed) "Was ist das für eine Arbeitsstelle?" (Kaya) "Ich sage später."(alle lachen) AUT Hayat Kaya hat gut Lachen. Jahrelang versuchte sie, eine qualifizierte Arbeit zu finden. Vergeblich. Seit einem Jahr erst studiert die 38 jährige Türkin "Interkulturelle Bildung und Beratung" an der Universität Oldenburg und hat nun endlich eine berufliche Perspektive. E 01 (Kaya) "Es wurde von mir verlangt, als Putzfrau arbeiten und dann habe ich gesagt ja. Aber das ist sehr schwer, wenn man in der Türkei lange Zeit studiert und in der Türkei habe ich als Politikerin gearbeitet. Und sie haben nicht gefragt, was haben Sie in der Türkei gemacht, warum sind Sie hier? Das war für mich eine Diskriminierung. Sie könnten mich fragen, was wollen Sie machen? " AUT In der Türkei wurde die Philosophie-Studentin politisch verfolgt. Vor sieben Jahren kam sie deswegen mit ihrer Familie nach Bremen. Es ist ganz schön schwer, sich eine neue Existenz aufzubauen. E 02 (Kaya) "Als ich von diesem Studium gehört habe, habe ich gesagt, ja, das ist für mich. Ich wollte mich weiterentwickeln. Und ich sehe, wir lernen jeden Tag etwas Neues und ich entwickele mich." G 02 Atmo Seminar Gespräch (Hadeed) "Erzähl mal, was bewegt dich.." (Frau) "Ich finde keinen Praktikumsplatz, und ich bemühe mich jeden Tag." (Hadeed) "Wo suchst Du?" (Frau) " Ja, ich war in Schule...Das liegt bestimmt daran, wo ich wohne, ist keine große Stadt." (Hadeed) " Vielleicht bekommst Du jetzt Ideen, wenn wir mal zusammen gucken, wo man überhaupt Praktikum machen kann...." AUT Dr. Anwar Hadeed bereitet in seinem Seminar die 22 Studentinnen und Studenten aus elf Nationen auf das Praktikum vor. Das Konzept des Bachelor-Studiengangs für hochqualifizierte Einwanderer und Flüchtlinge hat der Migrationswissenschaftler maßgeblich mitgestaltet. Es war 2006 der erste in Deutschland, der sich ausschließlich an Migrantinnen und Migranten richtete. Das Ziel: das Studium soll die Absolventen für die Arbeit mit Einwanderern und für die Jugend- und Bildungsarbeit qualifizieren. E 03 (Hadeed) "Das Besondere ist, dass wir ressourcenorientiert arbeiten. Wir gucken, was bringen die Leute mit an Qualifikationen? Was fehlt denen, um praktisch adäquat auf den Arbeitsmarkt integriert zu werden und bieten denen Fachwissen, das denen fehlt." AUT Und das heißt zum Beispiel: E 04 (Hadeed) "Wenn hier jemand kommt, die - sagen wir - in der Ukraine Sozialarbeit studiert hat und dort als Sozialarbeiterin tätig war, kommt hier nach Deutschland und will auch in der Beratungsstelle arbeiten, diese Tätigkeit bedarf gewisse(r) Kenntnisse der gesellschaftspolitischen Struktur der Bundesrepublik. Zum Teil auch Ausländer- und Asylrecht, zum Teil über die Geschichte der Zuwanderung und so weiter. Diese Fachwissen kann diese Person nicht in der Ukraine erworben haben." (Stimme oben) AUT Fachwissen zu vermitteln und auch Kenntnisse der deutschen Sprache ist das Eine. Das Andere: intensive Beratung und Begleitung. Denn fast alle haben wie Hayat Kaya schlechte Erfahrungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt gemacht. E 05 (Hadeed) "Die hören immer wieder, ach, euch fehlt das und das und das. Dieser defizitäre Ansatz führt dazu, dass die Leute demotiviert werden, die glauben nicht mehr an sich. Und deswegen finde ich unheimlich wichtig, im Rahmen dieses Studiums durch viele Reflektionen noch `mal die Motivation aufzubauen, ihren Gauben an sich selbst zu verstärken, damit sie auch praktisch auf dem Arbeitsmarkt konkurrieren können." AUT Der gebürtige Palästinenser weiß auch aus eigener Erfahrung, welche Probleme Migranten in Deutschland haben. Nach seinem erfolgreichen Studienabschluss in Göttingen fand er zunächst keine angemessene Arbeit und übernahm einen Gyrosstand. E 06 (Hadeed) "Ich kann gleichzeitig auch zeigen, dass man mit Anstrengung, mit Weiterbildung durchaus was erreichen kann. Ich kann eine Vorbild sein auch, indem ich sage: Eine Opferrolle hilft niemand, man muss auch die Kraft aufbringen, aus dieser Situation herauszukommen." AUT Und die Situation für zugewanderte Lehrer, Ingenieure und Sozialarbeiter in Niedersachsen ist schlecht, wie in anderen Bundesländern auch. Rund zwei Drittel der gut ausgebildeten Einwanderer in Niedersachsen sind arbeitslos oder haben einen Job, der weit unter ihrer Qualifikation liegt - so die Ergebnisse einer Studie von Anwar Hadeed aus dem Jahr 2004. Die Hauptursachen: Sprachprobleme und fehlende Anerkennung der Studien- und Berufsabschlüsse. Ohne anerkannten Abschluss gelten Migranten als ungelernte Arbeitskräfte. So wird aus der Schuldirektorin eine Putzfrau und aus dem Informatiker ein Taxifahrer. Genau bei diesen Problemen setzt der Oldenburger Modellstudiengang an - und zwar erfolgreich. Die große Mehrheit der bisher 45 Absolventen hat eine adäquate feste Stelle gefunden. E 07 (Hadeed) " Der erste Punkt ist, dass die Zielgruppe sehr stark motiviert ist, der zweite Punkt, dass der Bedarf für diese adäquate Fort- und Weiterbildung immer noch da ist, und der dritte Punkt ist, dass die Perspektive auf dem Arbeitsmarkt sich enorm erhöht. Und ich bin auch zufrieden. Ich kenne ja die Leute von dem ersten Semester und ich kenne die, wenn die nach zwei Jahren die Uni verlassen, das sind vollkommen andere Menschen." AUT Der 33 Jahre alte Mahamoudou Doukourè zum Beispiel. Schlank, mittelgroß - er wirkt jünger als er ist. Vor sieben Jahren kam er als Bürgerkriegsflüchtling von der Elfenbeinküste nach Deutschland. E 08 (Doukourè) "Ich hatte keine Wahl, musste ich einfach Elfenbeiküste verlassen, weil meine Papa umgebracht wurde von Soldaten. Und ich war versteckt, die haben nach mir gesucht." AUT Sein Vater war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Mahamoudou Doukourè hatte sein Psychologiestudium fast abgeschlossen. E 09 (Doukoure`) "Ich hatte Auto, ich hatte einfach alles, was man braucht. Das Leben war einfach schön." (Stimme oben) AUT Es war ein tiefer Fall. Vier Jahre musste Mahamoudou Doukourè in einem Asylbewerberheim in der Nähe von Oldenburg leben. Immer mit der Angst, abgeschoben zu werden. Er durfte nicht arbeiten, hatte weder einen gesetzlichen Anspruch auf einen Integrationskurs noch auf Deutschunterricht. E 10 (Doukourè) "Ich habe gesagt, ich bin nicht dumm. Deswegen habe ich sofort angefangen, Deutsch zu lernen. Dann habe ich ein Wörterbuch gekauft. Ich kenne viele Leute, die haben einfach aufgegeben, die haben gesagt, wir haben keine Zukunft mehr. Ich habe gesagt, ja, das stimmt, aber da muss man eben kämpfen." AUT Und das hat Mahamoudou Doukourè getan. Schon kurz nach seiner Ankunft in Deutschland nimmt er Kontakt zum AStA der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg auf und engagiert sich dort ehrenamtlich. 2008 wird er endlich als Asylbewerber anerkannt. Da ist er 31 und fängt noch einmal fast von vorne an. Denn sein Psychologiestudium an der Universität in Abidjan wird nicht anerkannt. Doch mit den Studiennachweisen kann er sich für den Studiengang "Interkulturelle Bildung und Beratung" bewerben. E 11 (Doukourè) "Für mich war Studiengang eine große Chance. Und als ich diese Brief bekommen, habe ich nicht geglaubt. Ich habe einfach geweint, das war mein Traum und dann habe ich gedacht, dann muss ich das schaffen." AUT Zwei Semester werden Doukourè anerkannt. Statt sechs muss er nur vier Semester studieren. Es gelingt ihm sogar, Bafög zu bekommen. Eine Ausnahme. Denn die meisten seiner Kommilitonen müssen ihr Studium selbst finanzieren. Sein größtes Problem: mit der deutschen Wissenschaftssprache klar zu kommen. . E 12 (Doukourè) "Am Anfang die Leute haben gesagt, was macht der hier, der versteht nicht, usw. Anwar hat mir immer Mut gegeben, hat gesagt, du sollst (dich) nicht (mit) andere(n) vergleichen, mach dein Ding. Und das habe ich getan. Und heute wir bekommen gleiche Abschluss. (lachen)" G 03 Atmo Telefongespräch (Telefonklingeln, Schritte.." Hallo...") AUT In der "Interkulturellen Beratungsstelle für Forschung, Dokumentation und Beratung IBIS" in Oldenburg. Seit fast zwei Jahren arbeitet Mahamoudou Doukourè hier als Flüchtlingsberater. E 13 (Doukourè) "Bevor ich hierhin kam, war nicht viel Leute. Und als ich hier angefangen, viele Leute sind gekommen und mein Chef hat gemerkt, was ist hier los. Und am Ende meines Praktikums wollte ich nur meine Praktikumsbescheinigung holen, und er hat mich gefragt, willst du bleiben für 400 Euro?" AUT Inzwischen hat sein Chef Uwe Erbe den Honorarvertrag in eine feste Stelle umgewandelt. Er weiß, was er an ihm hat. E 14 (Erbe) "Oh, ich merk das einerseits an den langen Schlangen, die sich hier immer bilden. Dass die alle gerne beraten werden von Doukourè. Und ich merke auch die Erfolge. Also die Klienten erreichen, was sie erreichen wollen - es klappt einfach, der Erfolg ist sehr groß." AUT Ein wichtiger Erfolgsfaktor: die Erfahrung als Flüchtling. E 15 (Erbe) "Die ist ganz wichtig, weil man kann sich so am besten in die Flüchtlinge hineinversetzen, man weiß, was haben die für Probleme. Und das kann kaum jemand, der von außen kommt und das praktisch nur im Studium gelernt hat. Praktische Erfahrung wird da sehr gut kombiniert mit dem Wissen, was man dazu auch haben muss und was man durch das Studium dann erwirbt." AUT Mahamoudou Doukourè ist zufrieden mit dem, was er erreicht hat. Ich bin hier angekommen, sagt er. E 16 (Doukourè) "Ich habe eine Frau, die ich liebe, ich fühle mich wohl. Und ich habe meine Arbeit, ich habe meine Abschluss - das war mein Ziel." G 04 Atmo Vogelgezwitscher AUT Oldenburg-Krusenbusch, auch "Oldenburg-Russenbusch" genannt. Die meisten Häuser sind klein, die Vorgärten gepflegt. Vor allem Spätaussiedler leben hier. E 17 (Burghardt) "Das ist mein Häuschen, mein Dörflein, mein Stück Leben. Das ist eine neue Heimat, wirklich." AUT Lydia Burghardt schaut zufrieden aus ihrem Klinkerhaus. Die 53-Jahre alte Mathematiklehrerin ist sehr schlank, hat ein schmales Gesicht mit vielen Lachfalten und braune Haare. Seit elf Jahren lebt sie mit ihrer Familie in der Siedlung. Ihr Mann Alexander ist Ingenieur und fand damals gleich eine feste Stelle - als Automechaniker. E 18 (Burghardt) "Ich bin anders. Ich will mehr, ich will Akzeptanz, ich will meinen Beruf weiter pflegen. Ich weiß, dass ich eine gute Pädagogin bin. Ich weiß, dass ich eine gute Mathematikerin bin. Ich muss das beweisen. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist, aber ich bin ehrgeizig. Das lässt mich am Leben, ich wäre schon längst in Depression verfallen. Ich boxe mich durch." AUT Die Studienabschlüsse aus Russland wurden in Deutschland nur teilweise anerkannt, für eine reguläre Lehrerstelle reichte es nicht. Lydia Burghard gab nicht auf, fing noch einmal an zu studieren: Mathematik und Slawistik. Doch Slawistik setzte viel mehr voraus als gute Russischkenntnisse. E 19 (Burghardt) "Wahrscheinlich bin ich damals nicht so mutig gewesen, um nachzufragen, welche Fach wird für mich besser. Statt ein anderes Fach zu nehmen, habe ich komplett abgebrochen. " AUT Die nächsten Jahre ist sie Honorarkraft, gibt Förderunterricht in Mathematik, macht Hausaufgabenhilfe. Dann vor zwei Jahren ein neuer Versuch. Sie nimmt am Studiengang "Interkulturelle Bildung und Beratung teil" und arbeitet gleichzeitig weiter. Beruf, Familie und Studium unter einem Hut zu bekommen, kostet viel Kraft. E 20 (Burghardt) "Dieses Studium ist zwar anders als mein Beruf, trotzdem hat mir dieses Studium viel gegeben, meine weitere Weg in die gleiche Richtung zu machen. Eine Sache ist, was wir da studiert haben, dazu haben wir viel mehr voneinander gelernt. Dieser Austausch war unheimlich wichtig für alle ." AUT Ende vergangenen Jahres hat Lydia Burghardt das Studium erfolgreich abgeschlossen. Zur Zeit arbeitet sie weiter als Honorarkraft. Stellenangebote für Förderlehrer mit sozialpädagogischer Ausrichtung sind rar in Oldenburg und Umgebung. Doch Lydia Burghardt gibt die Hoffnung nicht auf und bewirbt sich weiter. E 21 (Burghardt) "Ich will die gleiche Tätigkeit haben wie ich schon habe, aber mit Anerkennung und mit dem anderen Status. Eine ganz normale Lehrerin, Förderlehrerin." AUT Der Studiengang "Interkulturelle Bildung und Beratung" findet bereits zum vierten Mal statt. Erste Auswertungen zeigen: Der international anerkannte Studienabschluss der Universität Oldenburg verbessert die Arbeitsmarktchancen. E 22 (Hadeed) "Wenn wir 20 Absolventen haben und von den zwanzig 17 eine Beschäftigung finden, dann haben wir der Gesellschaft unheimlich viel Leistung gebracht. Dieser Erfolg reicht anscheinend noch nicht aus. Dass man sagt, wir verstetigen so was. Wir müssen immer noch diesen Studiengang durch Drittmittel finanzieren, wir müssen immer noch viel Kraft und Zeit für die Akquise von Geldern investieren, wobei die Kosten sind minimal. Dieser Studiengang kostet im Jahr nicht mehr als 120.000." AUT Dabei ist das Thema aktueller denn je. Nicht nur in Niedersachsen werden Fachkräfte dringend gebraucht. Vor kurzem wurde ein Gesetz verabschiedet, das die Anerkennung ausländischer Abschlüsse in Deutschland einfacher machen soll. E 23 (Hadeed) "Es löst aber diese Probleme nicht. Es gab ja auch in der Debatte zu diese Gesetz viele Fachdiskussionen und Fachveranstaltungen auf allen Ebenen. Mit der Industrie- und Handelskammer, mit den Verbänden, mit dem Sozialministerium in Hannover. Alle sind wir einig, dass es nur in den seltenen Fälle zu Eins-zu-Eins-Aner- kennung kommen wird. Die Anerkennung ist ja nicht erleichtert worden. Es ist nur, das Verfahren soll erleichtert werden oder soll vorhaben das zu erleichtern." AUT Durch das neue Gesetz wird der Oldenburger Studiengang also keineswegs überflüssig. Das haben auch andere Universitäten längst erkannt. Clausthal Zellerfeld etwa plant einen ähnlichen Studiengang für Bergbau-Ingenieure. Die Fachhochschule Oldenburg bietet bereits ein Studienprogramm für Bauingenieure an. Auch der Fachbereich Informatik der Uni Oldenburg wendet sich seit 2008 mit einem Studiengang speziell an Migranten. E 24 (Boll) "Warum wir in der Informatik ein Studienprogramm angeboten haben, liegt auch daran, dass selbst wenn ein Studienabschluss anerkannt würde, das möglicher- weise schon ein paar Jahre zurückliegt. Und vielleicht Arbeitgeber sagen würden, ja da fehlen aber aktuellere Entwicklungen und Kenntnisse in der Informatik. So dass wir hier ansetzen wollten und sagen, wir erkennen die Teile an, die auch sehr tradiert sind, die Logik, die Mathematik, und fügen gerade die Aspekte, die etwas beweglicher sind, moderne Software Engineering, Software Entwicklung, in einem Teil dann wieder hinzu und machen sie fitter für den Arbeitsmarkt." AUT Susanne Boll, Professorin für Medieninformatik und Multimedia-Systeme an der Uni Oldenburg, hatte sich etwas mehr Resonanz erhofft. 20 Studienplätze pro Jahr sind vorgesehen, 17 insgesamt sind derzeit nur besetzt. Die Finanzierung des Studiums ist auch hier ein großes Problem. Die meisten Einwanderer haben eine Familie, die sie mit Jobs ernähren oder sie bekommen staatliche Unterstützung. Und die fällt weg bei Aufnahme eines Studiums. Hinzukommt: die in den Heimatländern erworbenen Qualifikationen reichen oft nicht aus. E 25 (Boll) "Und wir haben festgestellt, dass der Teil, den wir auch im Studienprogramm besonders anbieten, die Integration in das Studiensystem hier in Deutschland, eher noch unterschätzt haben. Dass sie also noch viel mehr Begleitung brauchen, um im deutschen Studiensystem mit dem schnelllebigen Fach Informatik oder zumindest auch sehr veränderten Fach Informatik überhaupt mithalten (zu) können." AUT Die Anerkennung der ausländischen Studienabschlüsse ist nur ein wichtiger Schritt. E 26 (Boll) "Es muss auf verschiedenen Ebenen eben geändert werden. Dass man die Finanzierung eben besser regelt und wir müssen noch intensiver den Beratungs- und Begleitungsteil des Studienprogramms ausbauen." E 27 (Hadeed) "Die Menschen sind hier, sind um die Ecke. Ich brauche nicht nach außen zu gucken nach Fachkräften. Wir haben keine andere Wahl, wenn wir weltweit weiterhin konkurrenzfähig bleiben wollen. Dafür sollte man die Angebote erweitern auf alle Bereiche, überall, und dafür sollte man Ressourcen zur Verfügung stellen. Und ich bin ganz sicher, jeder Euro, die hier investiert ist, ist es wert." AUT Dr. Anwar Hadeed blickt optimistisch in die Zukunft. E 28 (Hadeed) "Das ist Thema bei viele(n) Programme(n). Niedersachsen hat jetzt ein großes Programm aufgelegt, also wo Jugendämter Stellen beantragen können mit dem Ziel, Eltern mit Migrationshintergrund mehr zu sensibilisieren, engagieren für die Schulen. Da entstehen auch viele Stellen. Wir sind, was diese Entwicklung betrifft, sehr gut aufgestellt. Dazu kommen dieser demographische Wandel, die Konkurrenz wird immer schwächer." AUT Hayat Kaya wird ihr Studium bald abschließen. Obwohl sie schon zwei Stellenangebote hat, wird sie sich möglicherweise noch weiterqualifizieren an der Universität Oldenburg. E 29 (Hayat Kaya) "Ich habe Interesse immer für Soziologie, vielleicht mache ich einen Soziologie Master. Ich möchte in Beratung, mit Leuten, die Migrationshintergrund haben, arbeiten. Mein Sohn wird studieren nächstes Jahr Elektrotechnik, meine Tochter macht Abitur und sie will Ernährungswissenschaft studieren und meine kleine Sohn will Polizist werden. Er hat auch ein Ziel, ja." - ENDE Script Sendung -