Ich kann alles – ich bin der Eidechsenkönig Die Lange Nacht von Jim Morrison und den Doors Wiederholung aus dem Jahre 2013 Autor: Tom Noga Regie: Sabine Fringes Redaktion: Dr. Monika Künzel Sprecher Ole Lagerpusch Achim Buch Thomas Krause Winnie Böwe Oliver Brod Norman Matt Heikko Deutschmann Frauke Poolmann. Sendetermine: 29. April 2017 Deutschlandradio Kultur 29./30. April 2017 Deutschlandfunk __________________________________________________________________________ Urheberrechtlicher Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in den §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © Deutschlandradio - unkorrigiertes Exemplar - insofern zutreffend. 1. Stunde I. When you’re strange – The early years 1. „Uns verbrennt die Nacht“ vs. „Horse Latitudes“ 2. Tod in Paris – Mr. Mjo Rsin? 3. Venice: Vier Freunde sollt ihr sein 4. I looked at you - Pam 5. The end – gefeuert im Whiskys II. Break on through – der Durchbruch, aber wohin? 1. The end revisited 2. The gate ist straight – die Doors zerbrechen 3. The Lizard King – Eingeständnis des Scheiterns 4. Not to touch the earth – noch mehr Stress 5. Ich brauche Liiiiiiiiiiiiiebe - das Desaster in Miami III. The highway to the end of the night: Von Miami bis Paris 1. Miami Revisited – absurde Dialoge in einem absurden G4richtsverfahren 2. Hwy oder sweet family will die 3. A dog without a bone – die Sache mit dem Knochen 4. City of night – back in L.A. 5. RTod in Paris - Reprise Die Personen in der Reihenfolge ihres Auftretens Sprecher 1 Jim Morrison; ist im Stück Mitte 20 Sprecher 2 Zitator Frank Lisciandro Sprecher 3 Bill Siddons, jugendlich wirkender kalifornischer Sunnyboy Sprecher 4 Ray Manzarek; in den Szenen Mitte/Ende 20, in den Rückblicken 50+ Machiavellistischer Typ Sprecher 5 John Densmore, schüchtern, wandelnder Minderwertigkeitskomplex Sprecher 6 Jesse, Inhaber London Fog Staatsanwalt Sprecherin 7 Devon Kathy I. When you’re strange – The early years Regie Musik 1 („Strange Days“ von den Doors) startet. Soll bis zum Ende des Refrains bei ca 1:00 frei stehen. Über der Instrumentalpassage: Sprecher 1 Jim Morrison Schmerz ist dazu da, uns aufzuwecken. Die Leute versuchen, ihren Schmerz zu unterdrücken. Aber das ist falsch, Schmerz muss man mit sich herumtragen, wie ein Kofferradio. Erst wenn man Schmerzen empfindet, beginnt man, die eigene Stärke zu spüren. Regie Musik 1 bei 1:18 hoch ziehen. Strophe steht frei bis ca. 2:00. Über nächster Instrumentalpassage: Sprecher 1 Jim Morrison Schmerz ist ein Gefühl – und wie alle Gefühle Teil des eigenen Ichs, deine eigene Realität. Wenn man sich seiner Gefühle schämt und sie unterdrückt, lässt man zu, dass die Gesellschaft die eigene Realität zerstört. Man sollte um sein Recht kämpfen, Schmerzen fühlen zu können. Regie Musik 1 bei 2:20 wieder hoch ziehen. Läuft bis Ende. Im Folgenden laufen zwei Erzählstränge im Gegenschnitt: Ausschnitte aus „Uns verbrennt die Nacht“ (evtl mit Atmo von wilder Party mit 60er-Musik aus Archiv; evtl eigener Mix mit rückwärts laufender Musik, um das Unwirkliche rüber zu bringen) und O-Töne von Bill Siddons Sprecher 2 Zitator Die Musik knallt dir in die Fresse, Schlagbohrer im Gehörgang. Trippgefasel. Lass-uns-bumsen-Sprüche. Ich bin weggetreten. Mann! Alle sind WEGGETRETEN! So eine Party halt. Jim Morrison ist schön .Ein Mädchen sagte, er sähe so toll aus, dass auch sein Gesicht in der Gegend rumficken müsse. Den Weltschmerz, den er ausstrahlt muss er gut geübt haben. Jemand auf der Party hat mich schon auf ihn aufmerksam gemacht, sagte er sei ein bisschen irre. Ein Wahnsinniger. Erzähler Der Schriftsteller Craig Kee Strete in „Uns verbrennt die Nacht“, erschienen 1983. Im Untertitel: „Ein Roman mit Jim Morrison“. Strete ist Indianer vom Stamm der Cherokee. Als jugendlicher Ausreißer verschlägt es ihn Mitte der 1960er Jahre nach Los Angeles. Auf einer Party lernt er den Sänger der Doors kennen. Erzählerin Mit seiner Band hat Jim Morisson gerade das erste Album veröffentlicht, die Single „Light my fire“ stürmt die amerikanischen Charts. In dem Lied vermischen sich Sex- und Todesfantasien – ungewöhnlich für die Popmusik jener Zeit, aber typisch für Jim Morrisons Lyrik. Regie Musik 2 („Light my fire “ von den Doors) startet. Soll bis zum 2.Refrain frei stehen. „You know that it would be untrue You know that I would be a liar If I was to say to you Girl we couldn’t get much higher Come on baby, light my fire Come on baby, light my fire Try to set the night on fire. The trime to hesitate is through No time to wallow in the mire Try now, we can only lose And our love becoems a funeral pyre. Come on baby, light my fire Come on baby, light my fire Try to set the night on fire.“ Runterblenden; Instrumentalpassage bis 5:30 kann unter Text weiter laufen Erzählerin Im Frühjahr 1967 sind die Doors die heißeste Band Amerikas. Und Jim Morrisson steigt zum Sex-Symbol auf : Für ein Foto-Shooting posiert er mit zerwuselten Haaren, Schlafzimmerblick, lasziv geöffneten Lippen, blankem Oberkörper und ausgebreiteten Armen – der Jesus Christus des Rock ´n´ Roll, bereit sich ans Kreuz er öffentlichen Erwartungen nageln zu lassen. Erzähler Trotz seiner Popularität führt Jim Morrison alles andere als das Leben eines Stars. Er haust in Zimmer 32 des Alta Cienega Motels in West Hollywood, einer Billigabsteige unweit des Straßenstrichs. Und er treibt sich auf Partys herum, wo er mit sich mit Zufallsbekanntschaften wie Craig Kee Strete die Kante gibt. Sprecher 2 Zitator Morrison sieht aus wie einer, den ein Pferd hinter sich hergeschleift hat. Sein Hemd hängt raus, die Jacke ist zerschlissen, doch er macht mir echt Konkurrenz. Und ich koche vor Wut. Scheiße, ich habe sie zuerst gesehen, sie zuerst angelabert. Ich hab was gegen den Fremden, der mir dazwischenpfuscht. Ich sehe sie an, und sie kriegt gigantische Brüste, Flügel mit offenen Mündern. Ziehharmonikaohren. Flimmerbild und ein Gesicht mit grünen Umrissen. O-Ton 1 Bill Siddons „My first real exposure to Jim he was fairly quiet and aloof. I didn’t know who he was, I wasn’t a big music fan. I had heard “Light my fire” and “Break on through” of course, “Break on through” was a big hit in Los Angeles but nowhere else. And “Light my fire” was just starting to really explode when I met them.” Länge: 0:20min Sprecher 3 Voice Over Bill Siddons „Als ich Jim das erste mal begegnete, habe ich ihn als ziemlich still und distanziert erlebt. Ich wusste nicht, wer er war, ich hatte nicht viel mit Musik am Hut. Natürlich kannte ich „Break on through“ – der Song war ein Hit in Los Angeles, aber nur dort. Und ich kannte „Light my fire“ – dieses Lied fing gerade an, richtig abzugehen.“ Erzähler Bill Siddons aus Redondo Beach, Kalifornien. Im Herbst 1967 heuert ihn die Band als Roadie an – bei Konzerte schleppt er Instrumente und Anlage auf die Bühne. Sechs Monate später steigt Siddons zum Manager der Doors auf – er ist gerade 18 Jahre alt geworden. O-Ton 2 Bill Siddons (unübersetzt) „And then I saw them that night do “Horse Latitudes”: When a still see conspires an armor…” Länge: 0:06min Erzählerin Das Stück geht zurück auf ein Gedicht, das Jim Morrison angeblich bereits während seiner Schulzeit geschrieben hat, inspiriert von einer Erzählung über ein Schiff der spanisches Konquistadoren. Es geriet in eine Flaute, und die Soldaten trieben ihre Pferde auf hoher See von Bord. um das Gewicht des Schiffes zu reduzieren. Regie Musik 3 („Horse Latitudes“ von den Doors) startet. „When the still sea consprires an armor And her sullen and aborted Current breed tiny monsters True sailing is dead“ Runter blenden. O-Ton 3 Bill Siddons „It was a bizarre experience for me because I saw the whole movie in my head, and this had never happened to me hearing poetry. It was literally as if I could download the movie, it was so profound, a moving experience for me and it was: Oh, these guys do something nobody else does, this is amazing.” Sprecher 3 Voice Over Bill Siddons „Am selben Abend sah ich sie live, sie „spielten“ unter anderem „Horse Latitudes“. Das war bizarr, der ganze Film lief in meinem Kopf ab. So etwas war mir nie zuvor bei Gedichten passiert. Es war, als hätte ich mir den kompletten Film runter geladen. Das ging echt unter die Haut, sehr bewegend. Und ich erkannte: Diese Typen haben etwas, was es sonst in der Popmusik nicht gibt.“ Regie Musik 3 bei 0:46 wieder hoch ziehen „Awkward instant And the first animal is jettisoned Legs furiously pumping Their stiff green galopp And heads pop up.“ Poise Delicate Pause. Cosent. In mute nostril agony. Carefully refined And sealed over.“ Blende zu Party-Atmo Sprecher 2 Zitator Ein dunkler Schatten. Ein Biker, drei Monate schon im selben Hemd, ist uns auf die Pelle gerückt. Ein neuer Gladiator in der Arena. Seine tätowierten Arme umschlingen die Mieze, quetschen Brüste. Seine Bierwampe stößt sie gegen uns. Sie kleben aneinander, führen sich auf wie zwei Hunde, die sich gegenseitig an den Genitalien schnüffeln. Es riecht ohnehin, als hätte ein räudiger Köter in die Welt gepisst. Sie lösen sich voneinander. Dann glotzt uns der Biker an. „Ihr Schweine hab euch an meine Alte rangemacht.“ Keine Frage, gleich Anklage, weil er geil auf eine Prügelei ist. Der Biker kommt auf mich zu, wirbelt mich am Arm herum. Das Universum zerplatzt in meinem Hirn zu einer Nova. Fast geh ich ab. Ich werde näher ran gezogen, muss mit ansehen, wie in einem unglaublichen Zeitlupenfilm der Arm des Bikers langsam hochkommt, dann zurückfährt, sich anspannt, um auf mich einzuschlagen. Ich weiß, dass ich zermalt werde. Morrison gleitet dazwischen, ganz beherrscht. „He Mann, da war so ein versoffenes Arschloch, voll gepumpt mir Downers und Schnaps. Das Schwein hat deine Alte angemacht, und deswegen ha’m wir uns neben sie gestellt, damit er sie zufrieden lässt. Is’ echt wahr, kein Scheiß Mann.“ Morrison zieht mich von ihm weg und sieht ihm ins Gesicht. „Sie hat uns gleich gesagt, dass sie in festen Händen ist. Wir haben nur die Stellung gehalten bis du zurückkommst.“ Morrison lächelt so cool, kaum zu glauben. Muss man mit eigenen Augen gesehen haben. Erzähler Die Begegnung ist der Auftakt zu einer Reise durchs nächtliche Los Angeles. Eine Reise ohne Ziel, ohne Richtung. Durch eine Stadt ohne Mitte, ohne Struktur, ein ausuferndes Etwas aus endlosen Vorstadtsiedlungen, grenzen- und maßlos und damit Sinnbild für das ganze Land: „L’America“, wie Jim Morrison es in einem späteren Song ausdrückt. Auf ihrer Reise durch die Nacht saufen die beiden Protagonisten, sie kiffen, werfen Trips ein und legen Mädchen flach. Zwei Getriebene, die sich treiben lassen. Erzählerin Was sie treibt, erfährt der Leser nicht. Es ist auch nicht wichtig, die Reise selbst ist die Story. Eine Reise wie das kurze, schnelle Leben des James Douglas Morrison. Geboren am 8. Dezember 1943. In den Morgenstunden des 3. Juli 1971 leblos in der Badewanne einer Mietwohnung in Paris aufgefunden, von Pamela Courson, seiner langjährigen Freundin. Erzähler Herzversagen diagnostiziert der Notarzt. Eine ungewöhnliche Todesursache für einen 27-jährigen. Aber auch wieder nicht: Jim Morrisons Leben glich einer Kerze, die von beiden Seiten abbrennt. Als er stirbt ist er aufgedunsen, in den schulterlangen Haaren zeigen sich erste graue Strähnen. Erzählerin Seltsam erscheinen die Begleitumstände seines Todes. Eine Autopsie findet nicht statt, nur Pamela Courson und der Notarzt haben den Leichnam überhaupt gesehen. Das nährt Spekulationen. Jim Morrison hatte die Doors verlassen und war nach Paris gezogen. Im Sehnsuchtsort der Künstler wollte er sich als Dichter neu erfinden. Was, wenn er seinen Tod nur vorgetäuscht hat, um sich von den Fesseln des Musikgeschäfts zu befreien? Regie Musik 4 („L.A. Woman“ von den Doors) startet. Reingehen bei 4:55. „Mr. Mojo Risin’“ soll eine Weile frei stehen. Darüber: Erzählerin Und wie ist die mantra-artige Beschwörung des „Mr. Mojo Risin’“ in „L.A. Woman“, dem Titelsong des letzten Albums der Doors zu verstehen, wenn nicht als verschlüsselte Ankündigung von Tod und Wiederauferstehung? „Mr. Mojo Risin’“, das ist eine Anspielung auf die Mojo-Hand, einen Glücksbringer aus der Hoodoo-Religion, der durch zahlreiche alte Blues-Songs geistert. Und ein Anagram von Jim Morrison. Er wird zurück kommen, so verstehen viele die Botschaft, aber in einer anderen Gestalt. Regie Musik 4 hoch ziehen. Darüber: O-Ton 4 Bill Siddons „He was hard-wired. It wasn’t like drug addiction or something like that. He was hard-wired to take risks whatever he was doing. Jim didn’t have a plan, he wasn’t seeking stardom. He didn’t ever talk about how much money he made. Many of the things that today’s musicians have he didn’t. He was doing it for the adventure, for the art. And as long as it was adventurous and artistic he had a great time doing it. But when it became more structured it wasn’t as much fun for him.” Länge: 0:35min Sprecher 3 Voice Over Bill Siddons „Er konnte nicht anders. Das war keine Drogensucht oder so etwas. Er war darauf gepolt, Risiken einzugehen, bei allem, was er machte. Dabei verfolgte Jim keinen Plan, er wollte kein Star sein. Er sprach nie über Geld -anders als die Musiker heute. Ihm ging es ums Abenteuer. So lange alles abenteuerlich war, hatte er seinen Spaß. Aber die Begeisterung verging, als alles begann, in festen Bahnen zu verlaufen.“ Regie Musik 4 hoch ziehen. Reißt spätestens bei 6:30min ab. O-Ton 5 Jim Morrison „So many different schools. I traveled around a lot as a child and I went to so many schools. One different school a year or every year and a half I got a different one. I finished up at UCLA” Sprecher 1 Voice Over Jim Morrison „So viele verschiedene Schulen. Als Kind bin ich oft umgezogen. Jedes Jahr oder alle anderthalb kam ich auf eine neue Schule. Meinen Uni-Abschluss habe ich an der University of California in L.A gemacht“ Sprecher 4 Ray Manzarek Ich habe Jim Morrison an der Filmakademie in Los Angeles kennen gelernt, ein paar Jahre, bevor wir die Doors gegründet haben. Erzähler Schreibt Ray Manzarek, der Organist der Doors in seiner Autobiografie „Jim Morrison, die Doors und ich“. Sprecher 4 Ray Manzarek „Ich erinnere mich an seinen ersten Film, und das Problem mit diesem missverstandenen Projekt war, dass es sich um Dichtung handelte. Es war filmisch umgesetzte Dichtung, ein Gegeneinanderstellen verschiedener Bilder, die in keiner linearen oder narrativen Beziehung zueinander standen. Aber nach fünf Minuten ergab sich ein kollektives „Ganzes“. Ich fand es fantastisch, es war völlig experimentell. Und lustig. Eine Szene zeigte Jim, wie er einen Zug aus einer riesigen Tüte nahm. Er zog sich das Zeug rein, seine Augen traten hervor, er blies die Backen auf, und dann ein Schnitt zu einer Atomexplosion. Ka-wumm“ Assoziative Schnitttechnik. Sergej Eisenstein hatte es vorgemacht, und Jim folgte seiner Tradition. Erzähler Wir schreiben das Jahr 1963. Eine Aufbruchstimmung hat die USA erfasst. Im Weißen Haus sitzt mit John F Kennedy ein jugendlich wirkender Präsident, die Rassenschranken in den Südstaaten beginnen zu fallen. Aber am Horizont deutet sich Unheil an. Noch im selben Jahr wird Kennedy ermordet, der Rassenkonflikt bricht sich in Unruhen Bahn, und in Vietnam verstricken sich die USA in einen Krieg, der das Land spalten wird. Erzählerin Parallel dazu wächst, von der breiten Öffentlichkeit noch unbeachtet, der Kern einer neuen Pop- und Jugendkultur heran. Auf der Farm des Schriftstellers Ken Kesey bei San Francisco, in der Factory des Künstlers Andy Warhol in New York, in Nischen wie der Fakultät für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften der University of Los Angeles. Dort unterrichten Kinolegenden wie der Franzose Jean Renoir und der Österreicher Josef von Sternberg, der mit Marlene Dietrich Anfang der 1930er Jahre unter anderem „Der Blaue Engel“, „Shanghai Express“ und „Blaue Venus“ gedreht hat. Sprecher 4 Ray Manzarek Jims Film war von den Dozenten und auch vielen Studenten völlig verrissen worden. Was für Idioten! Sie genossen es, ihn so richtig fertig zu machen. Jim ging vielen Leuten gegen den Strich – vor allem denen, die man als Spießer bezeichnen konnte. „Zusammenhanglos, Morrison.“ – „Das ergibt überhaupt keinen Sinn.“ – „Sie haben die Grundregeln der Bildregie verletzt“ – „Chauvinistenschwein! Wieso hatte das Mädchen nur ihre Unterwäsche an?“ „So machen wir hier in Amerika keine Filme, Morrison. So würde vielleicht ein Kommunist denken.“ Erzähler In Los Angeles erfindet sich Jim Morrison neu, als Künstler ohne Vergangenheit. Seinen Freunden und Kommilitonen erzählt er, dass seine Eltern tot seien. Das ist geflunkert und doch nicht ganz unwahr. Morrison hat die Verbindung zu seiner Familie abgebrochen. Nur zu Bruder und Schwester hält er losen Kontakt. Seinen Vater aber, einen Marineadmiral und ehemaligen Kampfflieger, wird er nie wieder sehen, seine Mutter nur noch einmal, als sie nach einem Konzert der Doors hinter die Bühne rauscht und, wie sich Ray Manzarark in seiner Autobiografie erinnert, alle mit ihrem herrischen Gehabe genervt hat. Erzählerin Ein neuer Mensch werden, allen Ballast abwerfen – das ist neben dem Vaterkonflikt das zentrale Thema von Morrisons Texten. Mit den Doors und erst recht als er beginnt, sich von ihnen zu emanzipieren. Nicht umsonst nennt er seinen ersten Lyrikband „The Lord and the New Creatures“ – der Herr und die neuen Geschöpfe. Regie Musik 5 („An American Prayer“ von Jim Morrison) startet „Do you know the warm progress under the stars? Do you know we exist? Have you forgotten the keys to the kingdom? Have you been born yet and are you alive“ O-Ton 6 Thomas Collmer „Sich selbst hervorbringen als eine neue Kreatur, das stammt ja interessanterweise aus herätischen Formen des Christentums.“ Erzähler Sagt der Schriftsteller und Philosoph Thomas Collmer. Während andere Biografen den Sänger der Doors im Kontext der Rockmusik portraitieren, spürt Collmer in dem Doppelband „Pfeile gegen die Sonne“ seiner Dichtkunst und ihren Ursprüngen nach und versucht so, dem Menschen Jim Morrison näher zu kommen. O-Ton 7 Thomas Collmer „Jim Morrison hatte als Jugendlicher eine Phase, wo er sich für die Kirche geradezu begeistert hat. Dann hat er überlegt: Nein, Kirche, das ist Gängelung. Und diese Rede von der neuen Kreatur, die gab es in der frühen Reformation, wo Abtrünnige viel riskiert haben, was Kriegsverweigerung anging, Gewaltverweigerung. Und sie sind dafür auch auf den Scheiterhaufen gekommen. Daher stammt die Redeweise „neuer Mensch, neue Kreatur“, im Anarchismus und im Sozialismus, bei Che Guevara oder bei Max Stirner, dem Anarchisten. Und das hat Morrison für sich aufgegriffen: Ein neues Geschöpf werden, zu dem man sich aber selbst machen muss.“ Erzähler Jim Morrisons Bruch mit dem früheren Leben ist radikal. Er besitzt nicht viel mehr als die Kleidung, die er auf dem Leib trägt. Und Bücher. Schon in der Schule hat er alles verschlungen, was ihm in die Hände fiel. Sprecher 4 Ray Manzarek Sie füllten eine ganze Wand in seinem Apartment aus. Sein Lesegeschmack war breit gefächert und typisch für einen Hipster-Studenten Anfang und Mitte der 60er. Griechische und römische Klassiker. Gedichte der französischen Symbolisten. Deutsche Romantiker. Moderne Romane – Hemingway, Faulkner, Fitzgerald. Existenzialisten – Camus, Sartre, Genet. Und jede Menge Beatniks. Wir wollten selbst Beatniks sein.“ O-Ton 8 Thomas Collmer „Jim Morrison war kein Philosoph, aber es hat sich eine..., eine Art existenzialistische Lebensphilosophie zubereitet. Ein wichtiger Autor, der ihn dabei beeinflusst hat, war Colin Wilson, „The Outsider“, „Der „Außenseiter“. Wilson sagt, der Außenseiter ist ein Mensch, der erwacht ist zum Chaos, der sozusagen nicht dem Chaos ausweichen kann – das macht ihn anders als andere Menschen. Er muss sich dem Chaos stellen, sozusagen auf Teufel, komm’ raus. Wilson hat zwei Ratschläge für jemanden, der eine Art Außenseiter werden muss. Schöpfe aus dem Vollen. Du musst die Schwierigkeiten, in denen Du steckst, ausleben, es hat keinen Sinn auszuweichen. Du musst die Widersprüche, in denen du steckst, durchackern, durchleben, dich an ihnen abarbeiten. Und versuche dabei, eine Fähigkeit visionär-poetischer Imagination zu entwickeln. Und genau diese beiden Ratschläge hat Morrison befolgt und zwar ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit, ohne Rücksicht auf bürgerliche Kompromisse.“ Regie Musik 5 („People are strange“ von den Doors) startet. Läuft komplett durch. O-Ton 9 Jim Morrison „I finished up in film school because I wanted to make movies. Do you know how difficult it is to break into the movie game? So I just kind of wandered around, was living out at the beach, in abject poverty. And for no reason at all I started to write some songs, they just poppedup in my head.” Sprecher 1 Voice Over Jim Morrison „Nach dem Studium wollte ich eigentlich zum Film. Aber kannst du dir vorstellen, wie schwer es ist, da rein zu kommen? Also hing ich herum, schlief am Strand - in elender Armut. Irgendwie fing ich an Songs zu schreiben, sie tauchten einfach in meinem Kopf auf.“ Regie Szenenwechsel. Wir sind am Strand des Künstlerviertels Venice. Um uns herum Gaukler, Leute unterhalten sich, machen Musik, kiffen. Stimmung: lässig, optimistisch. Sprecher 4 Ray Manzarek Es ist Mitte Juli 1965, das Studium an der Filmakademie beendet. Ich saß unterhalb der Frazer Avenue im Ocean Park am Strand, döste ein bisschen rum, rauchte einen Joint und vertraute auf die Energie. Und wer kommt da plötzlich den Strand entlang? James Douglas Morrison. Die Sonne umfängt ihn, das Wasser glitzert, ich sehe seine Silhouette dort unten im flachen Wasser, die Silhouette eines Typen mit angeschnittenen Jeans ohne Hemd: er wog höchstens 60 Kilo und war dabei über einsachtzig groß, ein klapperdürrer Kerl mit langen Haaren. Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Hey, Jim! Hey... Morrison! Sprecher 1 Morrison (in Szene) Ach Ray. Wie geht’s? Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Cool, Mann. Lange nicht gesehen. Was treibst Du denn so? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Nicht viel. Ich versuch’, keinen Ärger zu kriegen. Und Du? Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Ich habe über ein paar Ideen für Drehbücher nachgedacht. An was arbeitest Du gerade? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Ich hab’ ein paar Songs geschrieben... Sprecher 4 Ray Manzarek Und das war es! Einfach so. Es kam fast unschuldig über seine Lippen, aber es veränderte unser beider Leben. Das von Jim, das von mir, und vielleicht, wenn auch nicht ganz so dramatisch... das von Euch. Erzähler Ray Manzarek kommt aus Chicago. Er ist knapp vier Jahre älter als Morrison und bereits verheiratet. Mit seiner altmodischen Hornbrille und dem strengen Linksscheitel haftet ihm optisch etwas Intellektuelles an. Sein Studium, an der Filmakademie hat er mit Auszeichnung bestanden – im Gegensatz zu Jim Morrison, der seinen Bachelor nur mit Ach und Krach erhielt. Manzarek ist ein versierter Musiker, mit seinen Brüdern spielt er in einer Jazz-Band namens Rick & The Ravens. Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Sing mir doch mal einen Song vor, Mann. Lass mal hören, was Du geschrieben hast. Sprecher 1 Morrison (in Szene) Nee Ray, ich habe keine gute Stimme. Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Hat Bob Dylan auch nicht. Und was hat der geschafft! Also los, mach schon. Sprecher 1 Morrison (in Szene) Also gut. Dieser Song, ... er heißt „Moonlight Drive“. (Singt) Let’s swim to the moon. Let’s climb through the tide. Penetrate the evening that the City sleeps to hide. Let’s swim out tonight, love, It’s our turn to try. Parked beside the ocean on our Moonlight drive Regie Musik 7 („Moonlight Drive“). Intro soll unter Manzarek beginnen. Sprecher 4 Ray Manzarek Ich habe angebissen. Ich bin gefangen. Verführt. Während er singt, entsteht vor meinem inneren Ohr schon eine Aufnahme. Schlagzeug, Bass, Gitarren, Backingvocals, und über all dem spiele ich eine richtig dreckige Orgel. Ich betone einzelne Worte und fülle die Pausen mit imaginären Riffs, bluesig, cool, hart und funky. Der Track schmilzt zu einer siedend heißen Einheit zusammen, und ich genieße jeden Takt. Jim schwebt wie ein blauer Engel über dem Ganzen und gibt sein Letztes. Dabei versucht er immer wieder davon zu schweben, wenn er sich von seiner Inspiration hinauf in das endlose Blau, hinauf zum Licht tragen lassen will, aber ich halte ihn mit fester Hand am Knöchel gepackt und hole ihn mit einer Blueslinie auf der Orgel wieder zurück. Er bekommt wieder Boden unter den Füßen, findet seine Mitte und singt. Mann, wir würden eine großartige Musik zusammen machen. Wir könnten Millionen verdienen.“ Regie Musik 7 hoch ziehen. Soll komplett durch laufen; bei Zeitmangel nur bis zum Break bei 1:30 O-Ton 10 Jim Morrison „You know, the person that writes the songs ought to sing them, he’s got more feeling for them than anybody else. So, as I was writing most of the songs, I just gradually became the singer.” Sprecher 1 Voice Over Jim Morrison „Wer die Songs schreibt, sollte sie auch singen, weil er sie am stärksten fühlt. Ich habe die meisten Songs geschrieben, und so wurde ich mit der Zeit zum Sänger.“ Erzählerin Ende 1965. Die Band hat ihre Besetzung gefunden. Robbie Krieger, ein introvertierter Teenager mit hohem Haaransatz, spielt Gitarre, der schüchterne John Densmore mit den markanten Wangenknochen. Ray Manzarek hat die Beiden in einem Kurs für transzendentale Meditation kennen gelernt. Weil sie keinen geeigneten Bassisten finden, spielt Manzarak die Bassläufe auf seiner Orgel. Erzähler Sein flirrendes Keyboard-Spiel prägt den Sound der Doors, ebenso wie Robbie Kriegers vom Flamenco beeinflusster Gitarrenstil. Immer wieder fließen jazzige Elemente ein, vor allem in den Soli. Nicht wild und ausufernd, sondern knackig und punktgenau gesetzt. Erzählerin Ihren Bandnamen entlehnt die Band aus einer Ideenschrift des englischen Romantikers William Blake aus dem 18. Jahrhundert. „Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt“, heißt es darin, „erschiene den Menschen alles so, wie es in Wirklichkeit ist: unendlich.“ Der britische Schriftsteller Aldous Huxley übernahm das Zitat 150 Jahre später als Titel für einen Essay, in dem er seine Erfahrungen mit dem Halluzinogen Meskalin schildert. Erzähler Ray Manzarek wohnt mit seiner Frau in Venice, einer Künstlerkolonie am Pazifik. Jim Morrison quartiert sich bei ihm ein, Krieger und Densmore leben nicht weit entfernt. In dieser Zeit entstehen 35 Songs – die meisten basierten auf Jim Morrisons Textideen. Aus diesem Fundus sollten die Doors bis zu „Waiting for the sun“ schöpfen, ihrem dritten Album. Und es entsteht das Bild von den vier Freunden, die zusammen leben und gemeinsam Musik machen. Sprecher 4 Ray Manzarek Wenn uns nicht danach war, an unseren Songs herumzubasteln, blieben Jim und ich zu Hause. Bei gutem Wetter, und das Wetter war meistens gut, gingen wir an den Strand. Die Fraser Avenue hinunter, über den Sand bis ans Wasser, und dann bogen wir nach rechts ab Richtung Santa Monica Pier. Bei unseren Spaziergängen führten wir Gespräche – über die Rock ´n´ Roll-Szene, über Politik, Literatur, Kinofilme, die Geheimnisse weiblicher Sexualität, und über die Tatsache, dass wir am letzten Außenposten des Westens standen. Zwölf Meilen vor der Küste, an der wir entlang wanderten, begannen die internationalen Gewässer. Der amerikanische Traum von Expansion und Selbstbestimmung war hier an diesem Strand zu Ende. Mehr Land hatte der Westen nicht, es war nichts mehr übrig. Und da der Westen nun einmal hier aufhörte, was war nun mit dem amerikanischen Traum? Hatte er noch Gültigkeit? Regie Musik 8 („The end“ von den Doors). Rein gehen bei 4:05 (bei Zeitmangel erst bei 4:20 rei und bei 5:30 raus) „Ride the highway west, baby Ride the snake, ride the snake To the lake, the ancient lake, baby The snake is long, seven miles Ride the snake...he's old, and his skin is cold The west is the best The west is the best Get here, and we'll do the rest The blue bus is callin' us The blue bus is callin' us Driver, where`re you takin' us?“ Runter blenden Erzählerin Go West – auch dies ist ein wiederkehrendes Motiv in Jim Morrisons Lyrik: der Aufbruch in eine neue Welt, von der man allenfalls ahnt, dass sie existiert. „Driver, where are you takin’ us?“ – Fahrer, wohin bringst du uns? Erzähler Im Frühjahr 1966 haben die Doors ihr erstes Engagement. Im London Fog, einem Club auf dem Sunset Boulevard in West Hollywood. Die Bezahlung ist mickrig: zehn Dollar pro Mann und Abend. Dafür muss die Band von 21 bis 2 Uhr nachts spielen: fünf Sets à 55 Minuten mit einer kurzen Pause dazwischen. Vor Zufallspublikum, wie sich John Densmore in seiner Autobiografie „Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors“ erinnert. Regie Evtl. Atmo 1 (Club) Darüber Evtl. Musik 9 („Who do you love“ von den Doors). Das ist eine Live-Aufnahme; die Anmutung soll kaputt, chaotisch sein. Sprecher 5 John Densmore Nacht für Nacht sahen wir betrunkene Seeleute, Perverse mit Regenmänteln und Zuhälter. Krampfhafte Stunden in einem Scheißclub mit nautischen Dekor auf einer Bühne, die etwa die Größe eines Krähennestes hatte. Ray saß so nah bei mir, dass er sich ducken musste, wenn ich das eine Becken anschlug. Robbie stand so eng an dem anderen, dass er es mit dem Gitarrenhals fast berühren konnte. Jim sah sich gefährlich in die Ecke der fast dreieinhalb Meter hohen Bühne gedrängt. Genau gegenüber am anderen Ende des Raums hing ein Tanzkäfig von der Decke, in dem „Rhonda Lane“, die Go-Go-Tänzerin mit ihren blond gefärbten Haaren steckte. Rock konnte sie jedenfalls nicht tanzen, es sah alles eher nach einem Bumslokal aus. Sprecher 4 Ray Manzarek Dann trat sie durch die Tür des London Fog. Pamela Courson. Mit Sommersprossen, rotem Haar und milchweißer Haut. Ein bisschen naiv und unschuldig, aber mit einem Funkeln in den Augen. Regie Musik 10 („I looked at you“) “I looked at you You looked at me. I smiled at you You smiled at me. And we’re on our way No, we can’t turn back, babe Cause it’s too late Too late Too late.” Sprecher 4 Ray Manzarek John Densmore war der erste, der sie sah. Nach unserem ersten Auftritt setzte er sich an ihren Tisch, bestellte einen Brandy Alexander im Milchshake-Format – sein Lieblingsgetränk – und begann, Pam anzubaggern. Jim war an der Bar und hatte von der ganzen Sache nichts mitgekriegt; er unterhielt sich mit Jesse, dem Inhaber des Clubs. Sprecher 6 Jesse (in Szene) Okay, Jungs, es ist wieder an der Zeit für ein bisschen Musik. Legt los, die Pause ist vorbei. Sprecher 1 Morrison (in Szene) Ach komm’, Jesse, es ist doch niemand da. Wir fangen sofort an, wenn jemand reinkommt. Sprecher 6 Jesse (in Szene) Es kommt aber niemand rein, wenn keine Musik läuft. Dafür bezahle ich euch, dass ihr mit eurer Musik ein paar Leute in den Laden lockt. Verstanden? Sprecher 4 Ray Manzarek Nach dem Auftritt stürzte John von der Bühne hinüber zu Pams Tisch... und sie war weg! Was für einen Enttäuschung! Aber zwei Tage später war sie wieder da. Und am Wochenende kam sie auch. Sonntagabend saßen John und Pam in einer der Nischen, redeten und lächelten sich an. Und dann glitt der Märchenprinz herüber, ganz ruhig, wie eine Wasserschlange in einer Lagune. Er biss Pam in den Nacken – und das war’s. Ich glaube nicht, dass sie John überhaupt noch eines Blickes würdigte. Ihre Augen hingen an Jim... sie war verknallt. John spürte sofort, dass Pams Aufmerksamkeit nachließ, verstand die Situation, stand auf und verbannte Pam aus seinem Gedächtnis. Regie Musik 10 bei 1:15 hoch ziehen. Läuft bis Ende Erzähler Vielleicht war dieser Abend bereits der Anfang vom Ende der Doors. Oder zumindest der Moment, als das Band zwischen John Densmore und Jim Morrison erste Risse bekam. Ein paar Monate später sollte der Schlagzeuger eine Art Déjà Vu erleben. Die Doors spielten im Ondine, dem hippsten Club in New York. Nach dem letzten Auftritt fand eine Halloween-Party statt. Jim Morrison vergnügte sich mit Nico, dem deutschen Model, das auf Geheiß von Andy Warhol bei Velvet Undergound sang. Regie Wir sind auf einer Party. Evtl Atmo aus Archiv, evtl Musik 11 („All Tomorrows Partys“ von Velvet Underground rein mischen) Sprecher 5 John Densmore Nachdem wir die paar Stufen zu dem Apartment, wo die Party stattfand, hinaufgestiegen waren, kamen wir in einen großen schwarzen Raum, in dem es von irren Masken nur so wimmelte. Ein Typ stand fürchterlich verrenkt wie eingefroren auf einem Podest in der Ecke. Wie Ildiko, die auch im Club arbeitete und auf einmal anscheinend aus Transsylvanien stammte, mir zuflüsterte, hockte der Kerl schon seit Stunden so unbeweglich dort. Ein wunderhübsches schwarzes Mädchen namens Devon wisperte mir ins Ohr, dass sie mich unbedingt sprechen müsse. Ich drehte mich um, blickte auf die Leute hinter mir, wandte mich wieder Devon zu, die in ein Playboby-Bunny-Kostüm gekleidet war, und deutete auf meine Brust. Sprecher 4 John Densmore (in Szene) Mich? Sprecherin 7 Devon (in Szene) (Lacht) Warum gehen wir nicht in dein Hotelzimmer und nehmen meine Freundin mit? Sprecher 5 John Densmore Ich war noch nie zuvor mit einem schwarzen Mädchen zusammen gewesen, geschweige denn mit zwei, und befürchtete, sie beide zugleich nicht zufrieden stellen zu können. Ich sagte ihr, sie solle ihre Freundin hier lassen und mich in einer Stunde im Hotel treffen. Mann, war ich nervös, als sie tatsächlich kam. Regie Szenenwechsel. Wir sind im Hotelzimmer. Evtl. Klopfen an der Tür. Sprecherin 7 Devon (in Szene) Hi, da bin ich. Sprecher 5 John Densmore (in Szene) Hi, schön, dass Du gekommen bist. Sprecherin 7 Devon (in Szene) Wieso hätte ich nicht kommen sollen? Sprecher 5 John Densmore (in Szene) Ach, ich weiß nicht... Sprecherin 7 Devon (in Szene) Ist alles okay mit dir? Sprecher 5 John Densmore (in Szene) Klar, wieso nicht? Sprecherin 7 Devon (in Szene) Du, sagt mal, welches Zimmer hat eigentlich Jim? Sprecher 5 John Densmore (in Szene) 137. Wieso? Sprecherin 7 Devon (in Szene) Nur so. Ich bin gleich wieder da. Regie Evtl. Tür öffnen und schließen Sprecher 5 John Densmore Nach einer Stunde schließlich war mir klar, dass sie nicht zurückkommen würde. Mein Selbstvertrauen schrumpfte wieder auf ein Minimum, als ich erkannte, dass ich benutzt worden war. Regie Evtl noch einmal Musik 11 („All Tomorrows Partys“ von Velvet Underground). Bei 5:10 rein gehen. Das instrumentale Outro kann teils oder ganz frei stehen. Erzählerin Und Jim und Pam? Es gibt ein Foto, die beiden Arm in Arm, Trauer im Blick, aber sich aneinander klammernd. Wie zwei Verlorene, die nicht ohne einander sein konnten und nicht wirklich zusammen. Kurz nachdem sie sich kennen gelernt haben mieten sich Pam und Jim in einem Haus im Laurel Canyon ein, hinter einem Tante-Emma-Laden. Erzähler Das gemeinsame Leben findet zu Jim Morrisons Bedingungen statt. Er kommt und geht, wann er will, bleibt oft tage- und vor allem nächtelang weg. In dem Song „Love Street“ verspottet er das Leben mit Pam in dem mit allerlei Tand voll gestopften kleinen Haus. Regie Musik 12 („Love Street “ von den Doors) Steht bis 2:00 frei She lives on Love Street Lingers long on Love Street She has a house and garden I would like to see what happens She has robes and she has monkeys Lazy diamond studded flunkies She has wisdom and knows what to do She has me and she has you She has wisdom and knows what to do She has me and she has you I see you live on Love Street There's this store where the creatures meet I wonder what they do in there Summer Sunday and a year I guess I like it fine, so far“ Runter blenden und evtl die Instrumentalpassage verlängern, so dass die beiden Erzähler darüber laufen können Erzählerin Du lebst also auf der Straße der Liebe. Da ist doch dieser Laden, an dem diese komischen Typen abhängen? Was machen die da bloß die ganze Zeit? Na ja, ich finde es eigentlich ganz in Ordnung. Erzähler Im Sommer 1966 ist in Haight-Ashbury, einem Stadtviertel in San Francisco eine neue Jugendkultur entstanden. Mit dem 1. Human-Be-In, einer gigantischen Freiluftparty. O-Ton 11 Aus Nachrichten (unübersetzt) „These people are hippies. They dress in bizarre ways, they wear their hair long.” Erzähler Die Hippies propagieren love & peace und den Ausstieg aus dem bürgerlichen Leben. Zu Tausenden strömen Jugendliche nach Haight-Ashbury Erzählerin In Los Angeles sammeln sich „diese komischen Typen“, wie Jim Morisson in „Love Street“ frotzelt, im Laurel Canyon. Die Szene ist klein und überschaubar – kein Vergleich zu San Francisco. L.A. ist ohnehin anders, Hollywood die Hochburg der Film-, Musik- und Modeindustrie. Wer hier her kommt, will nicht aus- sondern einsteigen. Ein wenig von dem Ruhm und der Unsterblichkeit erhaschen, die das Mekka der Unterhaltungsindustrie verheißt. Regie Musik 12. Wieder rein bei 2:10. Läuft bis Ende. Erzähler Im Herbst 1966 werden die Doors fürs Whisky-a-Go-Go gebucht, einen legendären Club auf dem Sunset Strip. Für 495,50 Dollar die Woche, wie John Densmore in seiner Autobiografie akribisch vermerkt, geben sie Abend für Abend die Vorgruppe für Top-Acts wie Frank Zappa, Buffalo Springfield und Them. Erzählerin Und sie erhalten einen Plattenvertrag. Das Debütalbum spielen sie in sechs Tagen ein – quasi live, so gut sitzen die Songs nach unzähligen Auftritten. Doch zuvor werden sie im Whisky-a-Go-Go gefeuert. Regie Musik 8 („The end“ von den Doors) startet. Das instrumentale Intro kann kurz frei stehen. So timen, dass der Freisteller nach Manzarek klappt. Sprecher 4 Ray Manzarek An jenem Abend gaben wir eine sehr inspirierte Vorstellung von „The end“, so intensiv, dass wir das Publikum beinahe in einen tranceähnlichen Zustand versetzten. Die Kellnerinnen servierten keine Getränke mehr, selbst die Go-Go-Tänzerinnen in ihren Käfigen hörten auf, ihre Brüste zu schwenken. Der Club erstarrte vor unterdrückter Spannung in Bewegungslosigkeit. Regie Musik 8 bei 1:00 hoch ziehen „This is the end Beautiful friend This is the end My only friend, the end Of our elaborate plans, the end Of everything that stands, the end No safety or surprise, the end I'll never look into your eyes...again“ Runter blenden Sprecher 4 Ray Manzarek Nur das fesselnde Dröhnen des Keyboard-Basses, die leichten, hellen Schlagzeugakzente auf den Becken, die tiefen, schlangengleichen Slide-Figuren der Gitarre und der Gesang von Jim Morrison steigerten sich in eine immer heftigere Ekstase, die hinab führte in die dunkelsten Winkel der menschlichen Psyche. In das Herz der Dunkelheit. Denn das war die Nacht, in der Jim Morrison zum ersten Mal diese Worte sprach: Regie Musik 8 bei 6:15 hoch ziehen „The killer awoke before dawn, he put his boots on He took a face from the ancient gallery And he walked on down the hall“ Runter blenden; folgenden Text über kurzem instrumentalen Interludium Sprecher 4 Ray Manzarek John, Robbie und ich hatten das zuvor noch nie gehört. Ob er sich diese neuen Worte vorher ausgedacht hatte oder sie spontan erfand, werde ich nie erfahren.“ Regie Musik 8 wieder hoch ziehen „He went into the room where his sister lived, and...then he Paid a visit to his brother, and then he He walked on down the hall, and And he came to a door...and he looked inside Father, yes son, I want to kill you Mother...I want to...WAAAAAA“ Musikalische Erruption soll noch frei stehen. Reißt bei ca 8.00 ab Erzähler An diesem Abend spricht Jim Morrison aus, was auf Platte und bei späteren Auftritten immer nur mitschwingt: „Mother, I want to fuck you.“ Die Passage ist inspiriert von der Tragödie „Ödipus“ des griechischen Dichters Sophokles. Erzählerin Nicht nur für den Schriftsteller und Philosophen Thomas Collmer ist “The End“ das zentrale Stück in Jim Morrisons Lyrik. Und der Schlüssel zum Verständnis seiner Oeuvres. O-Ton 12 Thomas Collmer „Es gibt bei Norman Oliver Brown, einem Autoren, der in der Psychoanalyse heute nicht mehr zu Rate gezogen wird einen Satz, wo es heißt, man müsse das Es und das Ich im Kampf gegen die Realität zum Bündnis kommen lassen. Es gibt noch andere Sätze von Brown, besonders dieses: Vater seiner selbst werden. Brown definiert so den Kern des Ödipuskomplexes. Der Kern des Ödipuskomplexes sei das Begehren, Vater seiner selbst zu werden, sozusagen sich selbst hervorbringen als eine neue Kreatur, das ist auch ein wichtige Metapher bei Morriosn, die neue Kreatur, the Lords and the new creatures.“ Regie Musik 8 bei 8:00 wieder hoch ziehen. Evtl. Darüber: O-Ton 13 Thomas Collmer „Die symbolische Auswechslung des Vaters ist für ihn die symbolische Auswechslung der Lebensform der WASPs, der White Anglosaxon Protestants gegen die Blueserfahrung der Schwarzen und die romantische Poesie. Er wurzelt zu gewissen Teilen stark in der romantischen Tradition. Ich denke, sein Vater ist sicherlich ein freundlicher Mensch, das haben die Interviews der letzten Jahre gezeigt, wo er sich zunehmend über seinen Sohn geäußert hat. Aber er bleibt ein Militärkarrierist, der seiner Militärkarriere das Wohl seiner Familie geopfert hat. Insofern bleibt er das Feindbild für Jim Morrison.“ Länge: 0:45min Regie Musik 8 wieder hoch ziehen. Läuft bis 10:30. 2. Stunde II. Break on through – der Durchbruch, aber wohin? Regie Musik 8 startet erneut. Entweder bei 10:30 rein und trippeln, so dass OT 14 über der Instrumentalpassage laufen kann. Oder OT 13 über dem instrumentalen Intro und dann Schnitt zu 10:27 O-Ton 14 Thomas Collmer „Der Killer legt es letztlich darauf an, das auszumerzen, was einen bei der poetischen Sendung stört. Also die familiären Bindungen, die kulturellen Bindungen, die nicht integrierbar sind in die Sendung des Poeten. Ich denke nicht, dass damit in einem vordergründigen Sinne irgendeine Blutrünstigkeit ausgedrückt werden soll. Es ist eher so wie bei Artauds Theater der Grausamkeit. Artaud hat einmal gesagt, „Grausam ist für mich etwas, das mir selbst schwer fällt.“ Ich glaube, das ist eine gute Antwort, wenn man an Jim Morrison denkt.“ Regie Musik 8 bei 10:27 mit dem Trommelschlag hoch ziehen. „This is the end Beautiful friend This is the end My only friend, the end It hurts to set you free But you'll never follow me The end of laughter and soft lies The end of nights we tried to die This is the end“ O-Ton 15 Thomas Collmer „Ein Song wie „The End“ ist ja doppelbödig, was die Hoffnung auf Erneuerung angeht. Man weiß schlicht und einfach nicht: Handelt es sich um das endgültige Ende von allem – the end of all elaborate plans und so weiter? Oder ist es der schamanistische Tod, dem die Erneuerung folgt – eine neue Kreatur werden?“ Länge: 0:21in Erzähler Im Herbst 1966 erscheint die erste LP der Doors. Darauf auch „The End“, elfeinhalb Minuten lang. Allein das ist ungewöhnlich für eine Zeit, in der Popsongs auf eine Länge von drei, maximal vier Minuten kommen. Erzählerin Ungewöhnlich ist auch die Thematik des Songs. Statt wie andere 23-jährige über Liebe zu singen, ersehnte, erfüllte, vergebliche oder verflossene, ergeht sich Jim Morrison in düsteren Bildern. Damit ist er, sehr zum Bedauern seiner Mitmusiker, die Antithese zur Hippiebewegung. Sprecher 1 Jim Morrison „The End“ handelt von drei Dingen: Sex, Tod und Reisen. Mit der Interpretation, dass Sex eine Möglichkeit ist, den Tod zu erreichen? Man kann das so verstehen, aber auch anders herum ergibt es Sinn. Das Grundthema ist dasselbe wie bei „Light my fire“, die Befreiung vom ewigen Kreislauf aus Geburt, Orgasmus und Tod. Wodurch? Durch den Tod? Das würden den Kreislauf nicht eliminieren, sondern nur beschleunigen, könnte man argumentieren. Aber die Lösung könnte ja im Akzeptieren des Unvermeidlichen liegen. Oder im Nicht-Akzeptieren, je nachdem, wie man es sehen mag. Was ich sagen will ist: Es gibt nur eine Heilung vor der Pest – schnell wegrennen und langsam zurückkommen. Erzähler In „The End“ deutet sich auch die eklektische Struktur von Jim Morrisons Lyrik an. Er mischt griechisches Drama mit aztekischer Mythologie, gewürzt mit einer Prise Kerouac. Ödipus trifft auf die große Weltschlange und die Freiheitsprosa des Beatnik-Schriftstellers. Erzählerin Assoziativ und übergangslos wechselt Morrison die Perspektiven, ist Vater, Mutter, Killer und der Reisende ohne Ziel in einer Person. Live sollte er dieses Prinzip in dem Song „The Unknown Soldier“ auf die Spitze treiben, indem er als Kommandant eine Erschießung anordnet, sich als Getöteter theatralisch zu Boden wirft und dann aufspringt und das Ende des Krieges verkündet. Regie Musik 13 („The Unknown Soldier“ von den Doors). Reingehen bei ca. 1:00 (Marschieren) „Present arms“ (Schuss) „Make a grave for the unknown soldier Nestled in your hollow shoulder The unknown soldier Breakfast where the news is read Television children fed Bullet strikes the helmet's head And, it's all over The war is over It's all over The war is over “ Bei ca. 2:30 runter blenden Erzähler Zu dem Song drehen die Doors ein Video, eines der ersten der Popgeschichte überhaupt. Im Jahr 1968 sollte es zu filmischen Untermalung der landesweiten Proteste gegen den Vietnamkrieg werden – gedeutet als politisches Statement einer durch und durch unpolitischen Band. Erzählerin Wie „The End“ verweist auch „The Unknown Soldier“ auf einen Konflikt mit seinem Vater. George Stephens Morrison war Berufsoldat. Im 2. Weltkrieg hatte er Kampfeinsätze im Pazifik geflogen, danach machte er in der Marine Karriere und stieg bis zum Admiral auf. Für die Familie bedeutete dies Umzüge, je nachdem, wohin der Vater versetzt worden war. Erzähler Von Melbourne und Clearwater in Florida ging es in die Hauptstadt Washington, von dort nach Albuquerque in New Mexico und Los Altos in Kalifornien, zurück nach Washington. Wieder Kalifornien, nach Claremont, Alameda und Coronado. Schließlich nach Alexandria in Virginia und St. Petersburg in Florida. Dazwischen war George Stephens Morrison zwei Jahre als Militärberater in Südkorea stationiert. Erzählerin Über Jim Morrisons Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. In der Biografie „Keiner kommt hier lebend raus“ zitieren die Autoren, der Popautor Jerry Hopkins und der ehemalige Doors-Roadie Daniel Sugerman, zahlreiche Schulfreunde. Diese berichten, dass Jim Morrison schon immer seltsam gewesen sei, dass es ihm Spaß gemacht habe, seine Mitschüler zu foppen, sie aus der Fassung zu bringen. Und dass er eher schüchtern gewesen und nur in der Pose des Narren aus sich heraus gekommen sei. Insgesamt aber bleiben alle Erzählungen und Deutungsversuche an der Oberfläche. Erzähler Das liegt auch daran, dass die Familie Morrison lange Zeit geschwiegen hat. Erst vor wenigen Jahren haben Jims Schwester Anne und der 2008 verstorbene Vater sporadisch Interviews gegeben. Aber auch sie haben nicht erklären können oder wollen, warum Jim Morrison geworden ist, wie er war. Bei einem Interview hat der ehemalige Doors-Manager Bill Siddons den Vater des Sängers kennen gelernt. O-Ton 16 Bill Siddons „His father was an incredibly powerful figure. He became an admiral in the Navy and he was extremely disciplined and orderly. And Jim was the opposite. Much of what shaped him was the reaction to the exertion of control by his father. So Jim would just show how out of control he could be. And he had an innate desire to found out how far he could go. Whatever he was doing, he would go to the end of it. He tried to find out how fat he could get to death without dying.” Länge: 0:36min Sprecher 3 Voice Over Bill Siddons „Sein Vater war ein sehr starker Mann. Als Marineadmiral war er extrem diszipliniert und ordentlich. Und Jim war das genau Gegenteil. Im Grunde war sein gesamtes Handeln eine Reaktion auf die Erwartungen, die sein Vater an ihn gestellt hatte. Jim wollte zeigen, wie sehr er außer Kontrolle geraten konnte. Und er hat ständig versucht herauszufinden, wie weit er gehen konnte, das war ein tief in ihm verwurzeltes Verlangen. Bei allem musste er bis zum Ende gehen. Er wollte herausfinden, wie nah er dem Tod kommen konnte, ohne dabei zu sterben.“ Sprecher 1 Morrison Bei einer Séance ist der Schamane der Führer. Eine Panik der Sinne, bewusst herbeigeführt durch Drogen, Gesänge, Tanz. Veränderte Stimme, zuckende Bewegungen, er benimmt sich wie ein Wahnsinniger. Diese professionellen Hysteriker, ausgewählt wegen ihrer psychotischen Neigungen, waren einst geachtet. Sie vermittelten zwischen Mensch und Geisterwelt. Ihre Geistesreisen waren der Mittelpunkt im religiösen Leben des Stammes. Sprecher 5 John Densmore Nach einigen Stunden mit ihm, wobei er einen Joint nach dem anderen rauchte und die Philosophie kritisierte, kam eine andere Seite zum Vorschein. Manchmal war ich ziemlich erschrocken und fragte mich: Gottverdammt, wie weit will dieser Typ es eigentlich noch treiben? Morrison kannte eine Seite des Lebens, von der ich keine Ahnung hatte. Seine Neugier war unersättlich und Bücher verschlang er förmlich. Ich kapierte nicht einmal die Hälfte von den Dingen, auf die er sich bezog, aber die Leidenschaft, mit der sie vortrug war ansteckend. „John, hast Du je darüber nachgedacht, was auf der anderen Seite ist?“, fragte er dann mit einem eigenartigen Glimmern in den Augen. „Was meinst Du mit „andere Seite“?“ „Weißt Du... die Leere, den Abgrund.“ „Klar habe ich darüber nachgedacht, aber nicht oft“. Ich lachte verlegen, um die gespannte Stimmung zu entschärfen. Dann vertiefte er sich wieder in einen düsteren Monolog, zitierte Dichter wie Rimbaud und Blake. „Der Weg des Exzesses führt zum Palast der Weisheit“, wiederholte er immer und immer wieder. Regie Musik 13 („Break on through“ von den Doors). Läuft komplett durch Erzähler „Break on through“ ist der zweite zentrale Song auf dem Debütalbum der Doors. Ein Lied wie eine Verheißung, vom Durchbruch in andere Welt. Wenn der Amerikanische Traum keine Möglichkeiten mehr ließ, neues Land zu erobern, dann musste das El Dorado in irgendeinem Jenseits zu finden sein, in einer imaginären Welt, der Welt des Rock’n’Roll, der Poesie und der alles verzehrenden Liebe. So hatten es sich Ray Manzarek und Jim Morrison damals in der Anfangsphase der Band am Strand von Venice vorgestellt – jedenfalls in den Erinnerungen des Organisten der Doors. Erzählerin Jim Morrison hat sich dabei die Rolle des Schamanen zugedacht: „The gate is straight“, das Tor ist weit offen – er würde voraus gehen, alle anderen müssten ihm nur noch folgen. Aber ein Kritiker bringt das Dilemma der Doors schon damals, ganz zu Anfang, auf den Punkt: Der Durchbruch zur anderen Seite ist das eine, die Gefahr der Entfremdung das andere – dann nämlich, wenn niemand dem selbsternannten Schamanen folgen mag, wenn er sich als Stellvertreter für seinen Stamm in die Welt des Imaginären begibt und den Weg zurück nicht mehr findet. Dann wird es drüben freudlos und einsam - der Rebell isoliert sich selbst. Erzähler Was der Kritiker nicht ahnen konnte: Die Entfremdung betrifft auch die Doors selbst. Schon kurz nach Erscheinen des ersten Album, begann die Band, zu zerfallen. Nicht in ihre Einzelteile, das wäre notfalls zu verschmerzen gewesen, sondern in die Musiker auf einer Seite: Ray Manzarek, den Macher, den leicht autistischen Robbie Krieger, John Densmore, den wandelnden Minderwertigkeitskomplex. Und auf der anderen Jim Morrison, den Sänger, der sich als Dichter sieht. Nicht einmal seine Band ist ihm beim Durchbruch gefolgt. O-Ton 17 Bill Siddons „We all loved Jim but you can only take so much from someone you can’t count on, you can’t rely upon for anything except to be himself. It was very challenging for anybody to work with someone who was not there for them. Jim was just so disconnected with the day-to-day responsibilities of running a business and living for his partners. He just lived for himself. Not that he was selfish but he was not the kind of person that could surrender himself.” Länge: 0:34min Sprecher 3 Voice Over Bill Siddons „Wir alle haben Jim sehr gemocht, aber man kann nicht ständig einstecken. Auf Jim war kein Verlass, außer auf seine Unverlässlichkeit. Es ist schwer mit jemandem zusammenzuarbeiten, der nie für einen da ist. Jim hatte einfach kein Verhältnis zu den alltäglichen Pflichten, die jedes Geschäft mit sich bringt. Er lebte nur für sich selbst. Dabei war er noch nicht einmal egoistisch, er war einfach nicht in der Lage, sich einer Sache vollständig zu widmen.“ Erzählerin Was Bill Siddons als alltägliche Pflichten beschreibt, lastet schwer auf der Band. Kaum ist die erste LP auf dem Markt, drängt die Plattenfirma auf ein Nachfolgealbum. Kein Problem zunächst, Songs sind reichlich vorhanden, noch aus den Zeiten auf dem Sunset Strip, als die Doors in Clubs wie dem London Fog und dem Whisky-a-Go-Go Abend für Abend bis zu fünf Stunden auf der Bühne standen. Erzähler Noch im Herbst 1967 erscheint „Strange Days“, das zweite Album der Doors. Das dritte, „Waiting fort he sun“, folgt im Frühjahr 1968. Zwischen den Plattenaufnahmen hetzt die Band von Fernsehauftritt zu Fernsehauftritt, von Konzert zu Konzert. Ein Leben auf der Überholspur. Erzählerin Jim Morrison ist das Tempo zu rasant. Er klinkt sich aus, verschwindet stunden-, tage-, manchmal wochenlang. Für die Doors ist das ein Problem. Auftritte platzen, weil der Sänger partout nicht auffindbar ist, geschäftliche Entscheidungen bleiben liegen, weil in der Band Einstimmigkeit gilt: Nur wenn alle zustimmen, wird etwas gemacht. Dann kommt es zum Knall. O-Ton 18 Bill Siddons „ Jim had disappeared for a while and the label had come to the band and told us that they had a offer over 75.000 dollars to use “Light my fire” in a commercial. No one was putting songs in commercials at that point of time, And 75.000 dollars was the equivalent of 1,5 million dollars today, it was a gigantic sum of money. So, we talked about it but said we cannot say anything because we cannot talk to Jim, we didn’t know where he was. The Jac Holman called and said: Look, the deal is going to get away tomorrow if they don’t have any answer today, they gonna find another song. So we talked among ourselves and Robbie said: Well, I wrote the song, so I guess I can say yes and I’d liked to. Everybody else said: Yes you can. So Robbie reluctantly said okay, we’ll do yes and we approved the use. And when Jim came back next week and found out what we had done, for him this was the ultimate betrayal, they didn’t have the right to make this decision without him in the first place He just could not forgive them for that.” Sprecher 3 Voice Over Bill Siddons „Jim war mal wieder für eine Weile verschwunden, und die Plattenfirma hatte uns mitgeteilt, dass ein Autohersteller 75.000 Dollar bot, um „Light my fire“ für einen Werbesport benutzen zu dürfen. Zu jener Zeit gab’s keine Songs in der Werbung, und 75.000 Dollar entsprächen heute anderthalb Millionen. Das war also eine gigantische Summe. Wir diskutierten die Sache, konnten aber nichts entscheiden, weil Jim nicht da war. Dann rief der Chef unserer Plattenfirma an: Der Deal würde platzen, wenn wir nicht heute zu einer Entscheidung kämen. Wir diskutierten weiter, und irgendwann sagte Robbie: „Ich habe den Song geschrieben, also kann ich wohl Ja sagen, und ich würde es gern tun. Die anderen nickten, Robbie gab zögerlich sein Okay und wir besiegelten den Deal. Als Jim eine Woche später davon erfuhr, war das für ihn der Gipfel des Betrugs - wie konnten sie diese Entscheidung ohne ihn treffen? Das hat er den anderen nie verziehen.“ Erzählerin Ray Manzarek spielt die Szene in seiner Autobiografie herunter, John Densmore ist sie nur einen Absatz wert. Immerhin schlägt sich der Schlagzeuger nun auf die Seite von Jim Morrison, wenn auch reichlich pathetisch. Sprecher 5 John Densmore Wir waren zu Anhängern des wichtigsten Glaubens in Amerika geworden: Der Dollar ist Gott. Die alten Kulturen hatten Kirchen als Zentrum ihrer Städte. Heute bauen wir anscheinend die Stadtzentren um die Banken herum. So war es schließlich der „Allmächtige Dollar“, der die äußerliche Trennung zwischen Jim und dem Rest der Gruppe deutlich werden ließ. Jim wurde von drei Kameraden betrogen, mit denen er einst in Venice einen Pakt geschlossen hatte, ohne dass irgendwelche Geschäftsleute dabei waren. Erzähler Ein paar Tage nachdem der Sänger der Doors davon erfahren hat, wird der Deal zurück genommen. Offiziell hat es sich der Autohersteller noch einmal überlegt, Rockmusik passe nicht in die Werbung. So wahren alle Beteiligten ihr Gesicht. Regie Musik 14 („Summer’s almost gone von den Doors). Läuft komplett durch. Oder „Light my fire“ in the Single-Version (aus Archiv) O-Ton 19 Jim Morrison „Fairly, I must have been out of my mind doing it. Can you imagine doing it, posing for a picture? Can you imagine? It’s insane! I must have been out of my mind! If I had to do the whole thing over again I would not do it, I wouldn’t. I thought I knew what I was doing, I thought. The whole thing about photography is: Once it’s there you can’t destroy it, it’s there forever.” Länge: 0:31min Sprecher 1 Voice Over Jim Morrison „Echt, ich muss von Sinnen gewesen sein, als ich das gemacht habe. Für solche Bilder posieren – kannst Du dir vorstellen, so etwas zu machen? Das ist krank! Ich muss von Sinnen gewesen sein. Wenn ich noch einmal von vorn anfangen könnte, würde ich das nicht mehr machen. Ich dachte, ich wüsste, was ich tat. Ich dachte! Aber Fotos kann man nicht zerstören, einmal geschossen verfolgen sie einen für alle Zeiten.“ O-Ton 20 Bill Siddons „The trap was that he was really enjoyed expressing himself to the audience and creating something unique and unusual every time he went up on stage. That was the creative challenge to him to do something that was: Wow, didn’t expect that! And what ended up happening was that he jumped off the stage a couple of times so everybody expected him to jump off the stage.” Länge: 0:25min Sprecher 3 Voice Over Bill Siddons „Jim war in einer Falle. Er liebte es, sich auf der Bühne auszudrücken und die kreative Herausforderung für ihn war, jedes Mal ein Wow! zu bieten, etwas Neues, etwas Großartiges und Unerwartetes. Er sprang zum Beispiel ins Publikum, doch dann begannen die Zuschauer zu erwarten, dass er es jedes Mal täte.“ O-Ton 21 Jim Morrison „That’s another thing, you know. See, talks gets around, crazy talk. What happens? That’s a difficult burden to carry - through years. Cause we are alone no one is any sexier than any other – right? Everybody has got the same equipment, you know, biologically we are all mixed up by something, we ar all about the same. It’s the reporters, it’s the press that create this insanity, that make up this stuff, and then people star believing it, you know.” Länge: 0:25min Sprecher 1 Voice Over Jim Morrison „Und das ist noch eine andere Sache. Es wird über einen geredet, Gerüchte machen die Runde, verrücktes Zeug. Es ist schwer, diese Last über Jahre zu tragen. Weil... wir sind alle allein, niemand ist sexier als der andere. Wir haben alle die selbe Ausstattung, biologisch bestehen wir alle aus denselben Elementen. Wir alle sind mehr oder weniger gleich. Es sind die Medien, die diesen Irrsinn erzeugen, die Dinge aufbauschen. Und irgendwann fangen die Leute an, daran zu glauben.“ O-Ton 22 Bill Siddons „It went from we want to see what this new, incredible phenomenon is to: We wanna see a show. Jim, put on a show! And he kind of felt: No, I’m not your puppet, I’m here to express. He really didn’t like being pushed into the role of people expecting things from him. He wanted to do the unexpected at all times” Länge: 0:28min Sprecher 3 Voice Over Bill Siddons „Die Leute kamen nicht mehr, um dieses neue, unglaubliche Phänomen zu sehen, sie erwarteten vielmehr eine Show. Jim, gib uns eine Show. Und Jim sagte sich: Nein, ich bin doch nicht eure Puppe! Er hasste es, wenn Leute etwas von ihm erwarteten. Er wollte immer das Unerwartete tun.“ Erzähler Ende 1968 werden die Spannungen innerhalb der Band immer augenfälliger. Jim Morrison, der Rolle des Sexsymbols überdrüssig, wendet sich Paul Ferrara, Babe Ruth und Frank Lisciandro zu, drei ehemaligen Kommilitonen von der Filmakademie. Mit ihnen, den „Arschlöchern“, wie John Densmore in seiner Autobiografie schreibt, zieht der durchs nächtliche Los Angeles und schwelgt in Filmträumen. Erzählerin Auch Ray Manzarek geht immer mehr auf Distanz zu Morrison. Genauer gesagt zu „Jimbo“, wie er das Alter Ego des Sänger nennt. „Jimbo“ erhebt sein Haupt, wenn er bei Plattenaufnahmen voller Boshaftigkeit einen Fernseher durch eine Scheibe wirft, wenn er die anderen rüde abkanzelt oder zu spät, gar nicht oder volltrunken zu Terminen erscheint. Sprecher 4 Ray Manzarek Im Sommer 1968 wurde „Waiting for the sun“, unser drittes Album die Nummer eins in Amerika. Noch in derselben Woche schaffte es „Hello, I love you“ auf Platz eins bei den Singles. Wir spielten am Nationalfeiertag im Hollywood Bowl und ließen das Konzert filmen. Die Stones waren da. Wir hatten großen Erfolg. Regie Wir sind im Büro der Doors, klein an einer viel befahrenen Kreuzung in L.A. Es ist warm, die Fenster sind geöffnet. Draußen schieben sich Autos im Stop-and-go vorbei. Ein paar Leute hängen herum, wir hören ihre Stimmen. Sprecher 4 Ray Manzarek Alles lief so gut, und dann kam Jim eines Tages ins Büro, Kathy war auch da, unsere Sekretärin. Er sagte, und das war ein echter Hammer: „Ray, ich will aussteigen.“ Das konnte doch nicht wahr sein! Regie Die Unterhaltung im Büro verstummt schlagartig. Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene; mit gepresster Stimme) Warum? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Ich halte es einfach nicht mehr aus. Sprecher 4 Ray Manzarek Ich konnte es nicht fassen. Schließlich war Rockmusik die leichteste und lukrativste Sache, mit der ich mich je befasst hatte. Wir hatten absolute künstlerische Freiheit. Die Zukunft gehörte uns... und sie war grenzenlos. Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Was redest Du denn da, Mann? Ist doch alles easy. Sprecher 1 Morrison (in Szene) Ich sag’s Dir Ray, ich steh’ das alles nicht mehr durch. Regie Jim lässt sich auf ein Sofa plumpsen, Ray läuft aufgeregt herum. Sprecher 7 Kathy (in Szene) Willst Du ein Bier, Jim? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Au ja, Kathy, das brauch’ ich jetzt. Regie Kathy holt ein Bier aus Kühlschrank, öffnete es und reicht es Jim. Der trinkt einen Schluck. Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Wir sind mal für ein Wochenende unterwegs, dann kommen wir doch gleich wieder nach Hause. Meinst Du wir arbeiten zu viel? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Nein, Mann, das ist es nicht. Es ist eher... Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Mensch, die Doors sind alles, wofür wir uns abgerackert haben. Jim, jetzt sind wir am Ziel. Und wir stehen doch noch ganz am Anfang. Sprecher 1 Morrison (in Szene) Ich glaube, ich halte das nicht länger aus. Erzählerin Vielleicht ist alles zu schnell gegangen. Das erste Album, die ersten Hits, rasch das zweite hinterher, schließlich das dritte nur anderthalb Jahre später. Dazu ständig Auftritte. Es war wie ein Rausch. Aber wie bei jedem Rausch, kommt irgendwann der Kater. Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Du kannst nicht aussteigen, jetzt doch nicht! Sprecher 1 Morrison (in Szene) Ihr könnt doch ohne mich weiter machen. Nehmt einen anderen Sänger oder so. Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Ich will aber nicht mit einem anderen Sänger arbeiten. Ich möchte mit Dir arbeiten. Mein Gott, Jim, Du bedeutest mir wahnsinnig viel. Sprecher 1 Morrison (in Szene) Du bedeutest mir auch verdammt viel, Ray. Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Mann, lass uns jetzt nicht aufhören. Weißt Du was... wir warten einfach mal sechs Monate ab. Wenn Du dich dann immer noch so fühlst, lösen wir die Band auf. Erzählerin Sie taten es nicht. Zwei Jahren noch sollte Jim Morrison mit sich selbst und der Band ringen, bevor er endlich ausstieg. Zu spät. Regie Musik 15 („Not to touch the earth“ von den Doors). Läuft komplett durch. Erzählerin Die Erde nicht berühren, die Sonne nicht sehen. Das königliche Prinzip: auf dem Thron sitzend getragen werden, mit einem Baldachin darüber. Beschützt und gleichzeitig isoliert. Erzähler „Not touch the earth“ erscheint auf „Waiting for the sun“, dem dritten Album der Doors. Eigentlich war der Song Teil des siebenteiligen Gedichts „Celebration of the Lizard“ – die Feier der Eidechse. Mehrmals haben die Doors versucht, den gesamten Gedichtszyklus aufzunehmen, auch um der Band neues kreatives Leben einzuhauchen und neues künstlerisches Terrain zu erschließen. Aber sind daran gescheitert. Erzählerin Nicht zuletzt, weil Produzent David Rothchild und Jac Holman, der Chef ihrer Plattenfirma, der Idee nicht viel abgewinnen konnten. Zwölf Minuten spoken word auf einem Rockalbum - dafür ist die Zeit im Jahr 1968 längst noch nicht reif. Und so führen die Doors „Celebration of the Lizard“ nur live auf. Regie Musik 16 (“Lions in the streets “ von den Doors). Läuft komplett durch. Rein gehen bei 0:30 „Lions in the street and roaming Dogs in heat, rabid, foaming A beast caged in the heart of a city The body of his mother Rotting in the summer ground He fled the town He went down South and crossed the border Left the chaos and disorder Back there over his shoulder One morning he awoke in a green hotel With a strange creature groaning beside him Sweat oozed from it's shiny skin Is everybody in? The ceremony is about to begin.“ Erzählerin „I am the Lizard King, I can do ..... anything.“, heißt es am Ende von „Not to touch the earth“: „Ich bin der König der Eidechsen, ich kann... alles.“ Mehr gehaucht, denn gesprochen, wobei das letzte Wort unter einem Orgelriff verhallt. O-Ton 23 Thomas Collmer „Was den Lizard King angeht, ist die Frage, wie positiv er eigentlich in „Celebration of the Lizard“ dargestellt wird. Er ist einerseits ein Omnipotenzsymbol: Er könne die Erde ändern in ihre Bahnen und so weiter, er könne die blauen Autos verschwinden lassen, Polizeiautos nehme ich mal an. Einer Eidechse, sagt Nietzsche, wächst der verlorene Schwanz nach, nicht aber dem Menschen.“ Länge: 0:28min Regie Musik 17 („Wake up! “ von den Doors). Läuft komplett durch. Rein gehen bei 0:30 „Wake Up!” You can’t remember where it was. Had this dream stopped? The snake was pale gold Glazed & shrunken We were afraid to touch it. The sheets were hot dead prisons.” Runter blenden O-Ton 24 Thomas Collmer „Andererseits ist es ja so, dass der Widersacher des Lizard King die Schlange ist. Und die eigentliche satanische Macht in „Celebration of the Lizard“ ist die Schlange, die sich aber golden gibt, oder sagen wir: die eine gewisse Warenform hat, sie ist nämlich glänzend und verführerisch. Man hat Skurpel, sie überhaupt zu berühren. Insofern ist die Eidechse ein ganz seltsames Symbol, sie hat keine Chance gegen die wirklichen Mächte des Bösen.“ Länge: 0:34min Erzähler Tatsächlich findet die Eidechse einen gewaltsamen Tod: Sie verbrennt qualvoll unter der glühenden Sonne Regie Musik 15 bei 2:58 als Zitat eindroppen „Sun, sun, sun Burn, burn, burn Soon, soon, soon Moon, moon, moon I will get you Soon! Soon! Soon!“ Erzählerin Man kann das als Eingenständnis des Scheiterns verstehen, auch wenn Jim Morrison in „Place of Exile“, dem letzten Gedicht im Zyklus, von seiner Auferstehung berichtet: „Now I have come again.“ Aber schon drei Zeilen weiter richtet er eine zweifelnde Frage an die Kinder der Nacht: „Who among you will run with the hunt?“ – wer von euch wird mir folgen bei der Jagd mitmachen? Regie Musik 18 („The Palace of Exile“ von den Doors). „For seven years I dwelt In the loose palace of exile, Playing strange games With the girls of the island. Now I have come again To the land of the fair, & the strong, & the wise. Brothers & sisters of the pale forest O children of Night Who among you will run with the hunt? Now Night arrives with her purple legion. Retire now to your tents & to your dreams. Tomorrow we enter the town of my birth.“ I want to be ready“ Unter Applaus wegblenden Erzähler Ende 1968 sind die Doors künstlerisch am Ende. Seit den Anfangstagen in Venice haben sie keine neuen Songs mehr gemeinsam erarbeitet. Die Band besteht nur noch auf dem Papier. Bei den insgesamt siebenmonatigen Aufnahmen für „The Soft Parade“, ihr viertes Album, feilen die Musiker im Studio an Songideen. Jim Morrison kommt ab und zu vorbei, singt seine Texte ein, sagt Gedichte auf. O-Ton 25 Bill Siddons „The Soft Parade was exactly what Jim didn’t like, in the sense that Paul Rothchild working with them was continuously trying to grow them musically and try different things. He wanted to go for strings and horns and they kind of said: Okay, let’s try it. But ultimately none of them ultimately at this point felt that this was fantastic.” Sprecher 3 Voice Over Bill Siddons „The Soft Parade war exakt, was Jim hasste. Paul Rothchild, der Produzent, wollte, dass die Band wächst, er wollte neue Sachen auszuprobieren. Er schlug vor, es mit Bläserensembles zu versuchen. Und die Doors sagten: Okay, kann man ja mal machen. Aber ich glaube, keiner von ihnen war wirklich begeistert davon.“ Erzähler Erstmals werden die Songs einzelnen Bandmitgliedern zugeschrieben - auch dies ein Zeichen fortschreitender Entfremdung. Auf den vorherigen Platten hieß es bei den Angaben zu Komponisten und Textern immer nur kollektiv: „The Doors“, auch wenn die meisten Songs auf Texten oder Textfragmenten von Jim Morrison basierten. „The Soft Parade“ ist das schwächste Album der Band, seicht und orientierungslos. O-Ton 26 Bill Siddons „It was a difficult time for them anyway because Jim by that record has gotten less predictable and more unreliable and we couldn’t tour because after 3 or 4 days you just couldn’t count on him being there mentally and emotionally. So we tried doing weekends only. And there was an incredible amount of stress on the band to be bigger and better. I don’t think that there was that much unified force as a band, that they knew where they were going. They tried an experiment that I don’t think anybody loved.” Sprecher 3 Voice Over Bill Siddons „Es waren schwere Zeiten für die Doors. Jim wurde immer unberechenbarer und unzuverlässiger. Wir konnten nicht auf Tor gehen, weil wir nach drei, vier Tagen damit rechnen mussten, dass er es mental und emotional nicht mehr packt. Also sahen wir zu, dass wir nur am Wochenende auftraten. Außerdem lastete unglaublicher Stress auf der Band, alle erwarten, dass die Doors noch größer und noch besser würden. Aber es fehlte an Gemeinschaftsgefühl, sie wussten nicht mehr, wohin sie wollten. deshalb versuchten sie es mit einem Experiment, das keiner wirklich wollte.“ Regie Musik 19 („Shaman’s Blues“ von den Doors). Kann je nach zeit bis zu den Instrumentalpassagen bei 1:15 oder 2:00 laufen oder ganz. O-Ton 27 Jim Morrison „We are playing on a very high level of energy. And I sense too much of a separation. And I want to see if whether I can kind of break it down a little bit.” Sprecher 1 Voice Over Jim Morrison „Live spielen wir voller Energie. Aber ich spüre einen Abstand zum Publikum. Mal sehen, ob ich den nicht ein bisschen verringern kann.“ Erzähler Auch Ende 1968 hasten die Doors zwischen Tagen im Studio von Konzert zu Konzert. Immer häufiger fällt Jim Morrison auf der Bühne aus der Rolle. Er verpasst Einsätze, vergisst Texte, brütet minutenlang still vor sich hin oder deliriert wirre Geschichten – zur Freude des Publikums, das genau diese Art von Show sehen will. Erzählerin So auch in New Haven, Connecticut. Kurz vor dem Auftritt vergnügt sich Jim Morrison im Waschraum mit einem Mädchen. Ein Polizist stöbert die beiden auf, hält sie für Fans und attackiert Morrison mit der chemischen Keule, als dieser sich weigert den Raum zu verlassen. Regie Musik 20 („Backdoor Man (live) von den Doors). Instrumentalpassage verwenden und evtl. doppeln/trippeln; soll unter folgendem Text und darauf folgender Szene laufen Erzähler Später auf der Bühne unterbricht er den Gesang und erzählt, was er an diesem Tag gemacht hat. Bis zu dem Moment, als er dem Mädchen begegnet ist. Sprecher 1 Morrison Und wir wollten ein bisschen für uns sein... Und so gingen wir in den Waschraum... Wisst ihr, wir haben nichts gemacht, wir standen nur so da rum und haben miteinander geredet... Und dann kam dieser kleine Mann herein... der kleine Mann in seinem kleinen blauen Anzug... und ... seiner sehr kleinen blauen Mütze. „Was macht Ihr da? Nichts! Aber er ist nicht verschwunden... Und er hat hinter sich gegriffen... und hatte plötzlich eine sehr kleine schwarze Büchse mit irgendwas drin in der Hand. Und dann hat er’s mir in die Augen gesprüht. Die ganze Welt hasst mich, die ganze verdammte Welt! Niemand mag mich! Die ganze verdammte Welt ist gegen mich! Erzähler Plötzlich geht das Licht an. Polizisten, die wie in der amerikanischen Provinz üblich bei Rockkonzerten einen Sicherheitskordon um die Bühne bilden, stürmen auf Morrison und führen ihn ab. Die Anklage wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Hausfriedensbruch und eines Vergehens gegen die Sittlichkeit sollte später fallen gelassen werden. Aber für die Doors, die gerade ihre erste große Amerikatournee planen, entpuppt sich New Haven als Desaster. Regie Szene: Wir sind im Büro der Doors. Sprecher 4 Ray Manzarek Und dann wollten wir – Robby, John und Ray – unseren Freund, den Sänger und Dichter hart angehen. Uns mit Jim anlegen. Er jagte uns Angst ein. Aber es musste sein. Und es gab keine Selbsthilfegruppe, die uns unterstützt hätte. Nur die Anonymen Alkoholiker, und die waren gedacht für Penner und Säufer über 50, für die richtig abgehalfterten Gestalten. Wir waren also auf uns allein gestellt. Am nächsten Tag sagte ich Jim Bescheid, Ich setzte mein freundlichstes und ernsthaftestes Gesicht auf. Sprecher 2 Ray Manzarek (in Szene) Wir wollen ein Gruppentreffen machen, Jim. Sprecher 1 Morrison (in Szene) Klar Mann, treffen wir uns. Sprecher 2 Ray Manzarek Er war irgendwie zu liebenswürdig, zu entgegenkommend. Sprecher 1 Morrison (in Szene) Wann denn? Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Wie wär’s mit morgen? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Gern. So gegen zwei? Hier? Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Nein, Mann. Wir machen es bei Robbys Vater. Sprecher 1 Morrison (in Szene; misstrauisch, verletzt) Ach so, es geht also um was Ernstes? Regie Szenenwechsel: Wir sind in einem spießigen Haus. Die Atmosphäre ist angespannt. Sprecher 4 Ray Manzarek An einem schönen kalifornischen Nachmittag sahen wir uns über den Tisch hinweg an. Spannung lag in der Luft. Jim versuchte, zu lächeln und ein bisschen Smalltalk zu machen. Als Ältester war es an mir, die Inquisition einzuleiten. Mein Herz schlug bis zum Hals. Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Äh, hör mal Jim, wir sind hier zusammengekommen, weil wir uns alle Sorgen machen wegen deinem Alkoholismus. Sprecher 4 Ray Manzarek Jim nickte. Er wusste, dass wir ihn erwischt hatten. Und er wusste, dass wir ihn liebten. Seine Stimme war fast unhörbar. Sprecher 1 Morrison (in Szene) Ich weiß. Sprecher 4 Ray Manzarek (in Szene) Du bringst dich um, Mann. Der Fusel tötet alles in dir, deinen Geist, deine Seele. Sprecher 4 Ray Manzarek Er sah mich an. Und eine tiefe Traurigkeit lag in seinen Augen. Sprecher 1 Morrison (in Szene) Ich weiß, dass ich zu viel trinke, Ray. Ich versuche, damit aufzuhören. Erzähler New Haven hat Konsequenzen: Die erste große Tour der Doors fällt mit nur 19 Konzerten ziemlich klein aus. Den Auftakt soll Miami bilden, gefolgt von einer Woche Urlaub in Jamaika - Zwangsurlaub, um genau zu sein, weil sich keine Anschlusskonzerte buchen ließen. Danach soll es kreuz und quer durchs Land geht. Erzählerin Am Abend vor Miami wohnt Jim Morrison der Aufführung „Paradise Now!“ des Living Theatre bei. Die in Los Angeles gegründete und nach einem vierjährigen Aufenthalt in Paris internationale Gruppe hat sich dem Konfrontationstheater verschrieben, basierend auf der Idee vom Theater der Grausamkeit, die der französische Surrealist Antonin Artaud in den 1920er Jahren propagiert hatte. Erzähler „Paradise Now!“ folgte keiner Narrative. Die Darsteller wuseln vielmehr durchs Publikum, deklamieren Klagen wie „Ich weiß nicht, wie man Kriege beendet“ oder „Ich habe kein Recht Haschisch zu rauchen“ und verwickelten die Zuschauer in Gespräche darüber. Als die Darsteller auf ihr Recht pochen, sich ihrer Kleider zu entledigen und dies auch umgehend tun, schreitet die Polizei ein und bricht die Aufführung ab. Erzählerin Jim Morrison ist begeistert. Hier bietet sich ein Ausweg aus seiner Sinnkrise. Regie Neue Szene: Eine Halle mit schlechter Akustik, Gewalt liegt in der Luft. M-9 („Who do you love“ von den Doors) Instrumentalpassage am Anfang oder ab ca 3:30 verwenden. Evlt Johlen o.ä. rein mischen. Erzähler Miami steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Das Konzert findet in einem stickigen, überfüllten Hangar statt. Die Musiker sind schon ein paar Tage vorher nach Florida geflogen, Jim Morrison will am Morgen vor dem Auftritt folgen. Erzählerin In L.A. verpasst er nach einem Streit mit seiner Freundin Pamela Courson seinen Flug. Er verbringt eine Stunde in der Flughafenbar, wird dann über New Orleans umgeleitet, wo er erneut seinen Flug verpasst, sich in einer Bar weiter betrinkt und schließlich eine Stunde nach dem geplanten Konzertbeginn in Miami ankommt. Statt Musik bietet er dem Publikum seine Version des Konfrontationstheaters. Sprecher 1 Morrison Ihr seid nicht gekommen, um die Musik einer verdammt guten Band zu hören. Ihr seid gekommen, weil Ihr was sehen wollt, nicht wahr? Tja, was kann ich tun? Was kann ich euch zeigen?“ „Wie wär’s, wenn ich euch meinen Schwanz zeige? Wie wär’s, wenn ich ihn raushole, hier vor allen Leuten? Regie Er nestelt an seiner Lederhose, öffnet den Reißverschluss, hält aber die Hand davor. Sprecher 1 Morrison Okay, seht her, hier ist er... Regie Es bricht Chaos aus, Menschen stürmen die Bühne. Es kommt zu Schubsereien. Sprecher 1 Morrison Los Leute, kommt hoch auf die Bühne, ich brauche ein bisschen Liebe. Kommt hoch und liebt mich. Alle! Wir alle brauchen Liebe! Liebe!!!!! Regie M-19 bis ca. 4:50 hoch ziehen. Refrain („Who do you love“) soll frei stehen. Erzähler Nach Miami sind die Doors erledigt. Der Auftritt wird von der Polizei abgebrochen, reihenweise sagen Veranstalter die Konzerte der Doors ab. Wo die Band doch auftreten darf, muss sie eine so genannte „Fuck-Klausel“ akzeptieren und 5.000 Dollar hinterlegen – für den Fall, dass Jim Morrison auf der Bühne ausfällig wird. Radiosender setzen die Platten der Doors ab, eine Anstandsdemonstration in Orange County, Kalifornien, wächst sich zu ein landesweiten Bewegung aus. Erzählerin Weit gefährlicher für die Band aber ist, dass die Staatsanwaltschaft in Miami Jim Morrison ins Visier nimmt. Ihm werden unzüchtige Zurschaustellung, Gotteslästerung und Trunkenheit in der Öffentlichkeit vorgeworfen – allein darauf stehen in Florida bis zu sieben Jahre Straflager. Seine Urlaubsreise nach Jamaika wird als Entziehung vor Strafverfolgung gewertet – das ist ein Verstoß gegen Bundesrecht, der weitere zehn Jahre Haft nach sich ziehen kann. Regie M-21 („When the music’s over“ von den Doors) startet. . So timen, dass Schrei bei 0:50 nach OT 28 frei stehen kann O-Ton 28 Jim Morrison „People in the audience started to be the performers. I always disliked that. Everyone has his place, you know. If people come to see performers and a work of art I think they should… they’ve come to see it… so they should watch and do what they are supposed to do. And it would depend, I feel for a long time that we all are somehow afflicted these days with the psychology of the voyeur. And any time we try to break out of this bound of passivity our actions seem awkward and obscene, like an invalid that has forgotten how to walk.” Länge: 0:49min Sprecher 1 Voice Over Jim Morrison „Die Leute im Publikum haben mehr und mehr die Rolle des Künstlers übernommen. Das hat mir nie gefallen. Jeder hat seinen Platz. Wenn man in ein Konzert geht oder sich eine künstlerische Arbeit ansieht, sollte man sich so verhalten, wie es von einem erwartet wird. Andererseits kommt’s drauf. Ich finde schon lange, dass wir in der Psychologie des Voyeurs gefangen sind. Und wenn wir versuchen, die Grenzen der Passivität zu überwinden, kommt etwas Unbeholfenes oder Unanständiges dabei heraus - wie bei einem Körperbehinderten, der das Gehen verlernt hat.“ Regie M-21 bei 0:50 hoch ziehen. Steht frei bis 3:00 „When the music's over When the music's over When the music's over Turn out the lights Turn out the lights Turn out the lights When the music's over When the music's over When the music's over Turn out the lights Turn out the lights Turn out the lights For the music is your special friend Dance on fire as it intends Music is your only friend Until the end Until the end Until the end“ Runter blenden. Darüber: O-Ton 29 Jim Morrison „So, I don’t like a separation between actors and spectators. But you find in reality that if a persons in the audience jumps up or sits in his seat and shouts form the aisle and it’s not good, if it’s stupid, then I think they should be put down. Or if someone jumped up on stage and tries to take away the microphone. If they were good at it and look good and have something to say in style, I think I would le them do it. But if it was some drunk or some idiot just trying to expose himself for a few seconds without anything to say or do I’d show him back into the pit, you know.” Länge: 0:55min Sprecher 1 Voice Over Jim Morrison „Meistens ist es so, dass die Leute aufspringen oder vom Gang aus etwas rufen. Wenn das nicht gut ist, wenn es dumm ist, muss man sie in ihre Schranken weisen. Oder wenn Leute auf die Bühne klettern und sich das Mikrofon greifen. Wenn sie gut sind, gut aussehen und auf stilvolle Art etwas zu sagen haben, lasse ich sie gewähren. Aber wenn das Besoffene sind oder Idioten, die sich nur ein paar Sekunden im Rampenlicht sonnen wollen, ohne etwas zu sagen oder darzustellen zu haben, schicke ich sie wieder runter.“ Regie M-21 wieder hoch ziehen. Läuft bis Ende der Stunde. 3. Stunde III. The highway to the end of the night: Von Miami bis Paris Regie Evlt M-21 wieder aufnehmen. Z.B. bei 7:55 („We want the world and we want it: now!“) oder bei ca. 9:20, wenn es wieder ruhiger wird O-Ton 30 Bill Siddons „You know, the fact is: There were over 200 photos. If he exposed himself, it was for the tenth of a second. He was talking with the audience about what they were expecting, if it was this that they came for. Jim was railroaded, this was a political nightmare.” Sprecher 3 Voice Over Bill Siddons „Es gibt über 200 Fotos von dem Konzert, auf keinem ist was zu sehen. Wenn Jim sich ausgezogen haben sollte, dann allenfalls für eine Zehntelsekunde. Er hat sich nur mit den Zuschauern über ihre Erwartungen unterhalten. Das ganze Gerichtsverfahren war ein abgekartetes Spiel.“ Erzähler Es ist heiß und schwül in Miami, als der Prozess gegen Jim Morrison eröffnet wird. Aufgeheizt ist auch die Stimmung – im ganzen Land, nicht nur in Florida. In Philadelphia versucht die Stadtverwaltung, ein Konzert der Doors unter Verweis auf eine längst vergessene Rechtsvorschrift aus dem 18.Jahrhundert zu verbieten, in Las Vegas erscheint der Sheriff mit vier Blankohaftbefehlen zum Konzert der Band – für den Fall, dass etwas Anstößiges passiert. Erzählerin Für die Doors geht es in Miami um die schiere Existenz: Eine mehrjährige Haftstrafe für Jim Morrison würde das Ende der Band bedeuten. Und für den Vertreter der Anklage dürfte es auch um seine Karriere gehen. Staatsanwalt ist in den USA ein Wahlamt und häufig Sprungbrett für eine Laufbahn in der Politik oder in der freien Wirtschaft. Spektakuläre Prozesse, bei denen man die öffentliche Meinung hinter sich weiß, sind da besonders hilfreich. O-Ton 31 Jim Morrison „What we are testing in there is the artistic freedom of expression. It’s a significant issue and the trial is very interesting. And hopefully it will be over in time for me to do a European tour.” Sprecher 3 Voice Over Jim Morrison „In diesem Verfahren geht es um Redefreiheit des Künstlers. Ein sehr wichtiges Thema, und der Prozess ist sehr interessant. Hoffentlich ist er rechtzeitig abgeschlossen, damit wir auf Europatournee gehen können.“ Sprecher 6 Staatsanwalt (in Szene) Waren Sie an jenem Abend irgendwie unpässlich? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Nein. Sprecher 6 Staatsanwalt (in Szene) Sind sie während des Auftritts nicht ständig in Verstärker und Instrumente gestolpert? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Kommt darauf an. Was meinen Sie mit stolpern? Sprecher 6 Staatsanwalt (in Szene) Antworten Sie mit Ja oder Nein. Sprecher 1 Morrison (in Szene) Ich kann das nicht beantworten, ich verstehe nicht, was Sie meinen. Sprecher 6 Staatsanwalt (in Szene) Beim Singen haben Sie häufig die Einätze verpasst, nicht wahr? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Sie wissen sicher, dass dies Ansichtssache ist. Sprecher 6 Staatsanwalt (in Szene) Haben Ihre Einsätze gestimmt? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Für mein Gefühl ja. Sprecher 6 Staatsanwalt (in Szene) Sie haben sich selbst doch auf dem Tonband gehört. Sprecher 1 Morrison (in Szene) Ja Sprecher 6 Staatsanwalt (in Szene) Und Sie wollen den Geschworenen weiß machen, das Timing sei in Ordnung gewesen? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Nun, in der Rockmusik gibt es keine objektive Definition für „richtiges“ Timing. Erzähler Der Prozess grenzt an absurdes Theater, die Befragung des Angeklagten ist inquisitorisch: Hier sitzt ein prüdes, hinterwäldlerisches Amerika gegen eine Jugendkultur zu Gericht, die es nicht versteht und nicht verstehen will. Erzählerin Aber auch die Jugendkultur hat vier Jahre nach dem Sommer der Liebe in Haight-Ashbury ihre Unschuld verloren. Ein knappes Jahr zuvor wurde The Family ausgehoben, eine Gruppe junger Ausreißer, die sich um den Schwerverbrecher, Folkmusiker und selbsternannten Guru Charles Manson gruppiert und eine Reihe grausamer Morde verübt hatte. Wenige Monate später erstachen Mitglieder der Rockerbande Hells Angels bei einem Gratiskonzert der Rolling Stones auf dem Altamont Speedway in Kalifornien einen Zuschauer. Erzähler Nachdem sich die Frage, ob Jim Morrison auf der Bühne betrunken war, nicht eindeutig hat klären lassen, wendet sich der Staatsanwalt dem Hauptvorwurf zu. Sprecher 6 Staatsanwalt (in Szene) Haben Sie auf der Bühne Ihre Hose aufgeknöpft? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Nein, habe ich nicht. Sprecher 6 Staatsanwalt (in Szene) Trugen Sie Unterwäsche Sprecher 1 Morrison (in Szene) Ja, ich hatte Boxershorts an. Sprecher 6 Staatsanwalt (in Szene) Wie man hört tragen Sie normalerweise keine Unterwäsche. Ist das richtig? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Ja, das stimmt Sprecher 6 Staatsanwalt (in Szene) Sie lassen Ihre Hosen maß schneidern – ohne Unterwäsche zeichnen sich Ihre Genitalien unterm Stoff ab. Ist das die Absicht dahinter? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Oh je... Sprecher 6 Staatsanwalt (in Szene) Ja oder nein? Sprecher 1 Morrison (in Szene) Nein. Erzähler Am Ende wird Morrison vom Vorwurf der öffentlichen Trunkenheit frei gesprochen. Für obszöne Rede – auf dem Tonband sind zahlreiche Flüche zu hören - wird er zu 60 Tagen Straflager verurteilt, für öffentliche Entblößung kommen weitere sechs Monate hinzu. Erzählerin Das Urteil ist skandalös. Am dritten Verhandlungstag hat der Richter die Geschworenen hinausgeschickt und der Verteidigung unmissverständlich signalisiert, dass er es als bewiesen ansähe, dass Morrison sich nicht entblößt hat. Die Anwälte des Sängers verzichten daraufhin, weitere Zeugen aufzurufen. Die Geschworenen aber erfahren nichts von der richterlichen Einschätzung - und sprechen Morrison einstimmig schuldig. Ein Trick, mit dem die Verteidigung ausmanövriert werden sollte. Erzähler Jim Morrisons Anwälte kündigen noch im Gericht an, in die Berufung zu gehen. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Bis zu Morrisons Tod am 3. Juli 1973 wird das Verfahren nicht wieder aufgenommen werden. Regie Musik 22 („The Changeling“). Läuft komplett durch O-Ton 32 Jim Morrison „I just completed a short feature movie, 45mm in color called “Hwy” with a few friend of mine We’ve got the first answer print the day before yesterday and it should be ready next week. I think it is quite a good tune, it’s about 60 minutes long.” Sprecher 1 Voice Over Jim Morrison „Ich habe gerade einen Kurzfilm fertig gestellt, gedreht in 45 Millimeter Farbe. Er heißt „Highway“, geschrieben „Hwy“. Ich habe ihn mit eine paar Freunden gemacht. Vorgestern haben wir die Erstkopie bekommen, nächste Woche soll er fertig sein. Er ist ziemlich gut, ungefähr 60 Minuten lang.“ O-Ton 33 Thomas Collmer „Er war ein sehr populärer Rockstar, ein Sex-Symbol geworden. Aber das alles genügte ihm nicht, im Gegenteil, er fühlte sich davon im Stich gelassen quasi, was seine eigenen Ambitionen anging. Er hat versucht, den Verwertungsbetrieb, der sich seiner bemächtigt hatte, er selbst hatte es ja herausgefordert, zu sprengen, also sich aus der Verwertbarkeit zu verabschieden.“ O-Ton 34 Jim Morrison „Essentially there is no plot, no story in a traditional sense. A person, played by me, comes down out of the mountains and hitchhikes his way through the desert and into a modern city which happens to be L.A. And that’s where it ends, it’s a beautiful film.” Sprecher 1 Voice Over Jim Morrison „Der Film hat keine Handlung im herkömmlichen Sinne. Ein Mensch, gespielt von mir, kommt aus den Bergen und trampt durch die Wüste in eine moderne Stadt, nach L.A. Es ist ein schöner Film.“ O-Ton 35 Thomas Collmer „Der Film „Hwy“ ist ein gutes Beispiel, weil es sich um einen Emanzipationsversuch handelte. Historisch ist der Film ja wenige Wochen nach dem Miami-Debakel entstanden, nach diesem fatalen Konzert, als ihm der Prozess gemacht werden sollte, eine Pressekampagne gegen ihn losgetreten wurde. Danach hat er mit erstaunlicher Konsequenz versucht zu retten, was für ihn noch zu retten war als Künstler.“ Regie Musik 23 („Riders on the storm“ von den Doors). Folgende Texte über Intro Sprecher 2 Frank Lisciandro Jim hatte immer ein Faible für Film. Wir hatten zusammen „Feast of Friends“ gedreht, eine Dokumentation über die Doors. Kein Meisterwerk, aber auch nicht so schlecht, wie die Kritik den Film sah. Erzähler Erinnert sich Frank Lisciandro, ein Freund von Jim Morrison. Sprecher 2 Frank Lisciandro Im Grunde war Jim scheu und schüchtern und traute sich die Arbeit vor der Kamera nicht zu. Deshalb schlugen wir ihm vor, ein kurzes Drehbuch zu schreiben, dass wir dann verfilmen würden. Ein paar Tage später hatte er das Skript fertig. Es hieß „The Hitchhiker – An American Pastoral“ – der Anhalter, ein amerikanischer Hirtenbrief. Das Skript handelt von einem Typen namens Billy. Er geht nach Mexiko, will sich dort ein Mädchen kaufen. Das klappt nicht, weil er nicht genug Geld hat, also trampt er zurück, um welches aufzutreiben. Unterwegs bringt er einen Autofahrer um und ein Mädchen, das er irgendwo aufgegabelt hat. Er wird zum Mörder aus „Riders on the storm“, dessen Hirn sich windet wie eine Kröte. Regie Musik 23 bei 1:15 hoch ziehen „There’s a killer on the road His brain is squirming like a toad. Take a long holiday Let your children play…” Sprecher 2 Frank Lisciandro Und er tötet eine vierköpfige Familie: Mutter, Tochter, Sohn und den Vater, einen Militär - wie in Jims Elternhaus. Regie Musik 24 bei 1:30 “…If ya give this man a ride Sweet family will die. Killer on the road, yeah.” Kann bis 2:10 unter folgenden Texten weiter laufen. Die folgende Szene spielt in der Wüste bei Palm Springs. Das kann akustisch entstehen: Wind, Wasserfall, jemand springt ins Wasser, schwimmt. Anmutung: unschuldig, paradiesisch. Sprecher 2 Frank Lisciandro Wir fuhren raus in die Wüste nach Palm Springs, um zunächst die Highway-Szenen zu drehen. Erzählerin Ein Wasserfall – ewiges Fließen. Pure Energie. Eine Indianerflöte – als Erinnerung, wem dieses Land einst gehörte. Sprecher 2 Frank Lisciandro Babe Ruth, Paul Ferrara, Jim und ich ...Vier ehemalige Filmstudenten, voll gepumpt mit Drogen und angetörnt von der Idee, einen ANDEREN Film zu machen. Nichts weniger als die Antithese zu Hollywood sollte es werden. Ein Film, der die Zuschauer zu einem Dialog einlädt, wie abstrakte Kunst. Erzählerin Jim Morrison taucht unter dem Wasserfall auf, schwimmend. Er richtet sich auf, blanker Oberkörper, tief sitzende Lederhose. Erotik und Geburt. Er geht an Land, über spitze Steine, wacklig, unbeholfen. Die Kamera verweilt an einem Baumstumpf, jemand hat ein Peace-Zeichen in die Rinde geritzt. Schnitt. Der Wasserfall: ein tosender Strudel - Gewalt, Chaos. Schnitt. Jim Morrison liegt in der Sonne, lange Haare, Vollbart, die Augen geschlossen. Eine Reminiszenz an den Lizard King. Sprecher 2 Frank Lisciandro Wir waren also in der Wüste bei Palm Springs. An den Tahquitz-Wasserfällen, oben in der gleichnamigen Schlucht, begannen wir zu filmen. Erzählerin Jim Morrison zieht sich an. Jeanshemd, Stiefel, Felljacke. Er geht die Schlucht hinab, hangelt sich an einem Baum über einen schäumenden Wildbach. Die Kamera verliert ihn aus dem Fokus, irrt durch bizarre Felsformationen, findet ihn wieder. Am Himmel ein Flugzeug – das erste Zeichen von Zivilisation. Dann ein Highway, gesäumt von rostigen Wracks, Abfallprodukten der motorisierten Gesellschaft. Autos brausen vorbei. Jim Morrison hält den Daumen in den Wind und winkt die Autos mit seiner Jacke ab, wie ein Torero den Stier mit seiner muleta. O-Ton 36 Morrison (aus „American Prayer“) „Thoughts in time and out of season The hitchhiker stood by the road And levelled his thumb In the calm calculus of reason.“ Länge: 0:12min Erzählerin Ein Auto hält an, ein blauer Shelby GT 500, Jim Morrisons Sportwagen, den er liebevoll Blue Lady nannte. Regie Musik 24 („Bald Mountain“ von Paul und Georgia Ferrara). Intro und erste 4 Textzeilen sollen frei stehen. „There I’ve been driving Up a mountain I’ve been driving All my way“ Runterblenden. Kann in den Pausen der Erzählerin immer mal wieder hoch gezogen werden. (Evtl Musik 24 für alle weiteren Fahrszenen aus „Hwy“ bzw Wiedereinstiege verwenden) Erzählerin Die Perspektive wechselt – wir sind nun der Fahrer. Wir sehen, wie Jim Morrison durchs offene Fenster auf der Beifahrerseite blickt, dann einsteigt. Es fällt kein Wort. Sprecher 2 Frank Lisciandro Irgendwann sind wir vom ursprünglichen Drehbuch abgewichen. Aus „The Hitchhiker“ wurde „Hwy“ Keine Ahnung warum, es ist einfach so passiert, ganz spontan, ohne dass wir darüber geredet hätten. Vielleicht auch, weil wir keine Schauspieler hatten, nur Jim. Ursprünglich standen mehrere Rollen im Drehbuch. Erzählerin Wechsel der Perspektive - wir sind der Beifahrer. Draußen zieht eine typisch amerikanische Landschaft vorbei. Wüste mit scherenschnittartigen Bergen im Hintergrund. Ab und an eine Siedlung, ab und an der Wasserturm eines Ortes. Ansonsten: Weite, Leere. Schnitt. Für den Bruchteil einer Sekunde sehen wir den Fahrer. Ist das nicht Jim Morrison? Es geht hinauf in die Berge. Die Straße windet sich durch kahle Hügel. Schnitt. Wieder der Blick auf den Fahrer, diesmal etwas länger. Kein Zweifel: Nun stitzt er am Steuer. O-Ton 37 Thomas Collmer „Er hat geglaubt, in gewisser Weise unsterblich zu sein, indem er so vielen Menschen als Stellvertreter würde dienen können, als connector, wie er so schön gesagt hat, ein Verbinder, jemand, der Verbindungsstellen fest schweißt, herstellt. Und jemand, der selber, das kann man auf den Film „Hwy“ zurückgreifen, auf eine Reise geht, wo er sich als Anhalter mitnehmen lässt und dann selber das Steuer übernimmt. Das ist im Grunde sehr ausdruckskräftig für das, was er gelebt hat, es ist im Grunde eine Art symbolischer Selbstmord. Er wollte ja immer der Fahrer sein, als Rockstar. Und der Fahrer ist eine typisch Vatermetapher.“ Regie Musik 24 („Roadhouse Blues“ von den Doors). Läuft komplett durch Erzählerin In „Hwy“, dem Film, den Jim Morrison mit drei ehemaligen Kommilitonen von der Filmakademie der University of California gedreht hat, liegt ein angefahrener Coyote auf der Fahrbahn. Das Tier jault jämmerlich. Eine Frau und ein Mann knien vor ihm nieder, trauen sich aber nicht, es zu berühren. Jim Morrison steht abseits, stocksteif. Ein Schritt nach vorn, dann stoppt er wieder ab. Er will etwas unternehmen, kann sich aber nicht überwinden. Oder er weiß nicht was. Ohnmacht. Sprecher 2 Frank Lisciandro Die Coyotenszene war purer Zufall – wir kamen einfach an der Unfallstelle vorbei. Jim stieg aus, wir hielten drauf. Ohne Ton. Für Jim war das ein Déjà Vu, wir spürten, wie es in ihm arbeitete. Erzählerin Schnitt. Jim Morrison fährt weiter, die Fenster sind heruntergekurbelt, seine Haare wehen im Fahrtwind. Er setzt eine Bierdose an, trinkt. Und schreit, markerschütternd und lang. Wechsel der Perspektive. Wir sehen das Auto von außen. Jims Gesicht ist schmerzverzerrt. Ein stummer Schrei, wie in Zeitlupe. Erzähler Die Szene mit dem sterbenden Coyoten hat einen realen Hintergrund. An seinem 27. und letzten Geburtstag, wird Jim Morrison ein paar Gedichte und kurze Erzählungen aufnehmen. Die Stücke erscheinen 1978 unter dem Titel „An American Prayer“ – teils musikalisch untermalt von Ray Manzarek, Robbie Krieger und John Densmore, teils akustisch wie Hörspiele aufbereitet. Darunter auch die Erzählung „Dawn’s Highway“. O-Ton 38 Morrison “Me and my mother and father and a grandma and grandfather we were driving through the desert, at dawn, and truck load of Indian workers had either hit another car or just… I don’t know what happened, but here wee Indians scattered all over the highway, bleeding to death.” Sprecher 1 Morrison Meine Mutter, mein Vater, meine Großeltern und ich, wir fuhren durch die Wüste. Es dämmerte, und ein Laster voll mit Indianern war entweder mit einem anderen Auto zusammengestoßen oder... keine Ahnung, was passiert war. Auf jeden Fall lagen die Indianer verstreut überall auf dem Highway und verbluteten. Regie Musik 25 („Ghost Song“). Gedicht bei 2:45 „Indians scattered on dawn’s highway bleeding Ghosts crowd the young child’s fragile eggshell mind. O-Ton 39 Thomas Collmer „Was damals wirklich passiert ist, ist ja besonders nach den erst in den letzten Jahren in die Öffentlichkeit geratenen Statements von Jims Schwester und Jims Vater sehr, sehr ungewiss. Wahrscheinlich waren es keine sterbenden Indianer sondern vielleicht weinende Indianer oder auch nur ein weinender Indianer, es wir immer schmaler, diese Basis. Er hat einen großen Mythos darauf aufgebaut, das war aber typisch für seine poetische Verfahrensweise, insofern sollte man da jetzt nicht enttäuscht sein oder so etwas.“ O-Ton 40 Morrison “So the car pulls up and stops. That was the first time I tasted fear. I must have been about 4. A child is like a flower, his head just floating in the breeze, man. The reaction I get now thinking about it, looking back, is that the souls of the ghosts of the Indians, maybe one or two of them , were just running around freaking out, and just leaped into my soul, And they’re still in there.” Sprecher 1 Morrison „Wir hielten an. Es war das erste Mal, dass ich Angst hatte. Ich war vier oder so. Weißt Du, ein Kind ist wie eine Blume, sein Kopf flattert im Wind. Wenn ich heute daran denke, im Rückblick, dann glaube ich, dass die Seelen dieser toten Indianer, vielleicht von einem oder zweien, noch herum vagabundiert sind, total verängstigt, und dass sie sich in meiner Seele eingenistet haben. Und dort sind sie noch immer.“ O-Ton 41 Thomas Collmer „Er hat vieles in seinem Leben umgesetzt in eine mythologisierende Sprache, die sozusagen seine andere Seite war, die er aus sich sprechen lassen wollte. Bei CG Jung gibt es den Indianer als den Schatten der eigenen Persönlichkeit, und er kannte ja Jung. Ich vermute, dass er den Schatten zur treibenden Kraft machen wollte.“ O-Ton 42 Thomas Collmer „Es gibt diesen Zyklus von... ich möchte nicht sagen, Hinabfahren zur Hölle, aber es ist etwas Ähnliches. Es ist vielleicht Konfrontation mit dem Härtesten, dem psychisch Härtesten überhaupt. Das musste geleistet werden, um danach wiederzukehren als neue Kreatur, wir haben das Bild hier wieder: neue Kreatur, neuer Mensch. Und dann konnte man auch den anderen helfen, die, und darin liegt ein gewisser Elitismus, auch von Jim Morrison, die eben nicht selber in der Lage oder bereit waren, all the way west, den ganzen Weg bis ans Ende zu gehen, sondern die den Stars stellvertretend für sich die Zerstückelung vollziehen sahen, ihn dafür bestraften und sich dabei befreiten.“ Erzählerin Eine Tankstelle in der Wüste. Der blaue Shelby GT schießt heran. Ein kurzes Gespräch mit dem Tankwart, einem vierschrötigen Mann mit kugelrundem Bauch. Jim Morrison schnorrt eine Zigarette, von einem jüngeren Mann, wohl dem Sohn des Tankwarts, einem Typen mit schwarzer Hornbrille und feuerroten Haaren. O-Ton 43 Thomas Collmer „Schamanen haben zu Protokoll gegeben, dass beim Initiationsritus, der sie als geeigneten Schamanen ausweisen sollte, ihre Körper zerstückelt und geradezu zerfleischt worden seien und dass die Knochen in der Unterwelt gezählt worden seien. Das ist die Sache mit dem berühmten überzähligen Knochen, der da sein musste. Und wenn er nicht da war, dann konnte man nicht Schamane werden.“ Länge: 0:25min Regie Musik 23 bei ca 4:30 Erzählerin Er öffnet die Beifahrertür, greift ins Handschuhfach und holt einen Knochen heraus, so lang wie sein Arm. Jim Morrison wiegt den Knochen in seiner linken Hand, er schwingt ihn und erklärt dem Sohn des Tankwarts etwas. Was er sagt, hören wir nicht. Eine rätselhafte Szene, die ein Echo findet in „Riders on the storm“, einem Song, den die Doors ein knappes Jahr später veröffentlichen werden. Regie Musik 23 bei ca. 5:00 hoch ziehen „Riders on the storm Riders on the storm Into this house we’re born Into this world we’re thrown Like a dog without a bone An actor out on loan. Riders on the storm.” Instrumentales Outro kann unter folgenden Texten weiter laufen Erzählerin Hinein geworfen sein in eine als fremd erlebte Welt. Sich fühlen wie ein ausgeliehener Schauspieler, wie ein Hund ohne Knochen. Für den Schriftsteller und Philosophen Thomas Collmer ist dies die Schlüsselszene in „Hwy“. Und nicht nur im Film. Mit dieser Szene gibt Jim Morrison die Schamanenrolle endgültig auf. Seht her, sagt er symbolisch, dies ist der überzählige Knochen, ich will und brauche ihn nicht mehr. O-Ton 44 Thomas Collmer „Es gibt viele Menschen, die sagen, das geht viel zu weit, du interpretierst das mit dem Knochen viel zu intellektuell, nur ich kann wirklich beweisen, dass Jim Morrison „Shamanism“ von Mircea Eliade, einem rumänischen Schriftsteller, gelesen hatte, das ist sozusagen der Klassiker des ganzen Genres. Also vermute ich mal, dass er die Sache mit der Knochenzählung doch irgendwie gekannt hat. Ich meine, welchen Sinn macht er’s sonst, dass er diesem Tankwart in „Hwy“ diesen langen Oberschenkelknochen zeigt?“ Länge: 0:32min Regie Musik 27 („Been down so long“ von sden Doors). Läuft komplett durch Erzähler 1970. Die Doors veröffentlichen „Morrison Hotel“, von der Kritik als „Comeback-Album“ gefeiert. Tatsächlich hat man das Gefühl, wieder eine Band zu hören, auch wenn Jim Morrison sich noch mehr von der Gruppe gelöst hat. Ein paar Monate zuvor ist sein Lyrikband „The Lords and the New Creatures“ erschienen. Erzählerin Und er hat geheiratet, die Pop-Journalistin und spätere Schriftstellerin Patricia Kennely. Die Hochzeit fand im Rahmen einer keltischen Zeremonie statt und ist nach amerikanischem Recht nicht gültig. Den Rest seines Lebens sollte er abwechselnd mit Patricia Kennely und seiner langjährigen Freundin Pamela Courson verbringen. O-Ton 45 Thomas Collmer „Ich kann nicht erkennen, dass zu dem Zeitpunkt, wo er die Schamanenmetapher für sich verworfen hat, etwas anderes, Greifbares, Mächtiges an diese Stelle tritt, an diese Leerstelle. Nur der Dichter, das war letztendlich die Metapher, die von allen anderen Metaphern übersetzt und umfasst wurde, die konnte noch an die Stelle treten, die jetzt noch zu leben war. Und da ist die Frage: Wäre er damit zufrieden gewesen, ein unbekannter Dichter zu sein, einer, der nicht mehr durch den Rockstar-Status gestützt wird.“ Erzähler Im Frühjahr 1971 erscheint „L.A. Woman“, das letzte Studioalbum der Doors mit Jim Morrison. Eine düstere Platte, mit schweren, beklemmenden Blues-Songs. Gut vier Jahre nach ihrem Debütalbum klingt die Band wie frühzeitig gealtert, allen voran Jim Morrison. Seine Stimme ist hinüber, optisch wirkt er mit den langen, bereits leicht ergrauten Haaren und dem Vollbart wie ein Mann jenseits der 40. Mit „L.A. Woman“ sind die Doors Geschichte. Nach dem Ende der Aufnahmen verkündet Jim Morrison seinen Ausstieg - so jedenfalls stellt es Bill Siddons dar, der Manager der Band. Regie Szenenwechsel. Wir sind wieder in Hwy und hören fahrende Autos, Wort- und Geräuschfetzen von draußen, evtl. einen Streit zwischen zwei Typen am Straßenrand, evtl. Musik von irgendwo, spielende Kinder Erzählerin In den Schluss-Sequenzen von „Hwy“ gleiten wir durch die Vorstädte von Los Angeles. Der Blick aus dem Wageninneren, auf Baracken und Villen, sonnenverbrannte Vorgärten und manikürte Wiesen. Ankommen in der Zivilisation, die Natur gezähmt, geformt, verformt. Sterilität und Konformität. O-Ton 46 Thomas Collmer „Jemand, der selber auf eine Reise geht, wo er sich als Anhalter mitnehmen lässt und dann selber das Steuer übernimmt – das ist sehr ausdruckskräftig für das, was er gelebt hat. “ Erzählerin Die Rückkehr nach Venice, wo alles begann. Karneval der Freaks auf der Promenade. Eine Frau im Rollstuhl – die Kamera fährt um sie herum. O-Ton 47 Thomas Collmer „Nur dass das natürlich nicht mit dem kapitalistischen Verwertungsbetrieb in Einklang zu bringen war, sondern nur um den Status als frühvollendet Dahingeschwundener, das hätte sich Morrison im Grunde sagen müssen.“ Regie Musik 4 („L.A. Woman“). Langes Intro soll unter folgendem Text laufen. Erzählerin Los Angeles, eine Kreuzung. Lärm und Stillstand. Blende: Es dämmert. Noch eine Blende: Es wird dunkel. Erneute Blende: Es ist Nacht. Nichts mehr zu sehen von der Architektur der Stadt, den Straßen und Ampeln, den Häusern, den Menschen. Alles verschwimmt in der Schwärze der Nacht. Die Stadt reduziert auf Lichter: City of night, city of light. Regie Musik bei 0:55. 1. Strophe soll frei stehen. Well, I just got into town an hour ago Took a look around, see which way the wind blow Where the little girls in their Hollywood bungalows Are you lucky little baby in the city of light Or just another lost angel in the city of night City of night, city of night, city of night” Runter blenden. Es folgen noch 0:50min instrumental. Kann teils unter Lisciandro weiter laufen. Dann Szenenwechsel. Die Gegend ist zwielichtig, der Straßenstrich ist um die Ecke, ein paar Clubs auch. Die Kreuzung ist chronisch verstopft. Wir hören Leute, Autos, Blaulicht. Das darf etwas Nervendes haben - als Gegensatz zum Wasserfall am Anfang von „Hwy“ Sprecher 2 Frank Lisciandro Wir hielten an der Kreuzung Santa Monica und La Cienega, oben in West Hollywood, gegenüber vom Motel, in dem Jim lebte. Das Büro der Band war um die Ecke, ihre Plattenfirma und ihr Studio auch. Und einen halben Block weiter hoch war Pams Boutique – Jim hatte sie ihr gekauft. „Ich muss mal telefonieren“, sagte er und ging zu einem Münzfernsprecher. Wir mit der Kamera hinterher. Erzählerin Die Szene ist nicht ausgeleuchtet. Man erahnt Jim Morrison mehr als man ihn sieht. Er ruft Michael McClure an, einen befreundeten Dichter. Das Gespräch erscheint später auf „An American Prayer“ - Ray Manzarek, Robbie Krieger und John Densmore haben Teile aus „Riders on the storm“ darunter gemischt. Regie Musik 28 („The Hitchhiker“ von Jim Morrison) Übersetzung evtl in Musikpassagen „Hi. How you doin'? I just got back into town L.A. I was out on the desert for a while Yeah. In the middle of it Right... Hey, listen, man, I really got a problem. When I was out on the desert, ya know, I don't know how to tell you but, ah, I killed somebody It's no big deal, ya know I don't think anybody will find out about it, but... this guy gave me a ride, and started giving me a lot of trouble and I just couldn't take it, And I wasted him Yeah“ Sprecher 1 Morrison Hallo, wie geht’s. Ich bin grad’ nach L.A. zurückgekommen. Ich war ne Weile draußen in der Wüste. Ja, mitten drin. Genau… Hör’ mal, Ich hab’ ein Problem. Draußen in der Wüste, verstehste, ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll, aber... nun ja, ich hab’ jemanden umgebracht. Das ist keine große Sache, weißt Du, ich glaube nicht, dass jemand dahinter kommen wird. Der Typ hat mich beim Trampen mitgenommen und, äh... fing an Ärger zu machen und das konnte ich nicht ertragen. Und dann hab’ ich ihn kaltgemacht. Erzähler Das Spiel mit Realitäten, Mythen und Symbolen auf die Spitze getrieben. Michael McClure am anderen Ende der Leitung ahnt nicht, dass Morrison nur eine Rolle spielt, den Anhalter. Erzählerin Schnitt. Jim Morrison im Bad seines Motelzimmers, er uriniert. Dann auf der Straße, vor einem Club. Ein Besoffener redet mit dem Türsteher. Jim Morrison steht daneben, teilnahmslos. Oder ist das nur noch seine körperliche Hülle? Im Aufzug geht es auf den Sunset Tower. Oben angekommen balanciert er auf der Balustrade, im 30. Stock, hoch über der Stadt, nur schemenhaft zu erkennen, kaum sichtbar, so dunkel ist es. Ob der Anhalter seinen Balanceakt überlebt, erfahren wir nicht. O-Ton 48 Thomas Collmer „Ich glaube, er hat für sich keinen gangbaren Ausweg gefunden. Den hätte er nur gefunden, wenn er nicht mehr angewiesen gewesen wäre auf die Reaktionen des Publikums. Er ist sozusagen süchtig geworden. Er hat sich dem zu sehr ausgeliefert, was ihm entgegen gekommen ist, wenn es funktioniert hat auf der Bühne, oft hat’s ja auch nicht funktioniert. Aber wenn es funktionierte, dann war die narzisstische Selbstbefriedigung enorm. Er war abhängig geworden, letztlich vom Betrieb, den er hasste,. aus dem er aussteigen wollte. Ich glaube schon, dass das damit auch ausgedrückt ist, ich glaub’ schon.“ Regie Musik 4, rein bei ca. 2:00. Kann komplett durch laufen. Sonst spätestens bei 4:40 raus (vor Mr. Mojo Risin’) Erzählerin Nachdem „L.A. Woman“ fertig gestellt ist, siedelt Jim Morrison mit seiner Freundin Pamela Courson nach Paris über. Seine Gedanken kreisen um Rimbaud und Baudelaire, das Paris der Dichter des späten 19. Jahrhunderts, ein Paris, das Hemingway und Fitzgerald in den 1920 Jahren fasziniert und inspiriert hat. Aber wir schreiben das Jahr 1971. Erzähler In Paris zieht Jim Morrison mit Saufkumpanen durch die Bars des Montmarte und des Quartier Latin – nichts anderes hat er die letzten Jahre in Los Angeles getan. Das neue Leben ist das alte, nur an einem anderen Ort. Bis zum 3.Juli 1971. O-Ton 49 Bill Siddons „I got a call from my record company’s label head in the UK. He call me at 4:30 in the morning, Los Angeles time and said: “Hello”. “Hi Bill, this is Clive.” “Hi Clive, what’s going on?” “Well Bill, I got three different reporters calling me telling me that Jim is dead. Do you know anything?” “No, nothing at all.” I called the department, no answer, I called a person over there who had connection with them - no response. So I couldn’t find anything out. It was 4 o’clock, so I went to bed, got up at eight and started calling and calling. I finally got Pamela to answer the phone at around 12 my time. She tried not to tell me what happened, and I said: Pamela, you have to understand that I am your friend. I don’t represent anybody but you and Jim, I will be getting on a plane, I see you tomorrow morning and just trust that I’m there for you. And that’s what I did.” Sprecher 3 Voice Over Bill Siddons „Morgens um halb fünf klingelt ein Telefon. Der Chef unserer Plattenfirma in England ist dran. Ich frage: „Was ist los Clive?“ Er antwortet, dass ihn drei verschiedene Reporter angerufen und ihm berichtet hätten, dass Jim tot sei, ob ich etwas wüsste. Ich rief sofort einen Typen in Paris an, von dem ich wusste, dass er mit Jim und Pam in Kontakt stand, aber er war nicht da. Es war halb fünf, ich ging wieder ins Bett, schlief bis acht und telefonierte herum. Gegen zwölf erreichte ich Pam. Sie wollte mir erst nicht sagen, was passiert war, aber ich sagte: „Pam, ich bin dein Freund. Ich vertrete dich und Jim, sonst niemand. Ich setze mich ins ein Flugzeug, morgen früh bin ich bei dir. Vertrau mir, ich will dir helfen. Und das habe ich auch getan.“ Erzählerin Was genau in jener Nacht passiert ist, bleibt im Unklaren. Jim Morrison sei im Kino gewesen oder im Rock´n´Roll Circus, einer verrufenen Bar. Er habe die Nacht mit französischen Strichern verbracht oder sich Zuhause einen Schuss gesetzt, obwohl Heroin die einzige Droge war, um die er immer einen Bogen gemacht hatte. Erzähler Fest steht, dass Pamela Courson ihn morgens gegen fünf Uhr leblos in der Badewanne aufgefunden hat. Sie selbst starb drei Jahre später an einer Überdosis Heroin – nachdem sie zuvor mit widersprüchlichen Erzählungen über Jim Morrisons Todesnacht zur allgemeinen Verwirrung beigetragen hatte. Erzählerin Sechs Trage nach seinem Tod wird Jim Morrison in aller Stille beigesetzt. Niemand außer Pamela Courson und dem Notarzt, der den Totenschein ausgestellt hatte, haben den Leichnam gesehen. Auch Bill Siddons nicht – was ihm nach seiner Rückkehr nach Los Angeles heftige Kritik der restlichen Doors einbringt. O-Ton 50 Bill Siddons „I didn’t want to see the body, it was a personal choice. My dad had died, we went to the funeral house, they had an open casket and we were angry and upset and I never want to see a dead body. It was a personal choice. I didn’t think as the Doors manager, I was 20 or anything. I didn’t think of my professional responsibility, I thought of my personal responsibility. So I chose not to see the body, I helped Pamela for a couple of days get everything together. We did a ceremony with six of us at Pere Lachaise and buried Jim and came back to L.A. and made the announcement.” Sprecher 3 Voice Over Bill Siddons „Ich wollte den Leichnam nicht sehen, das war eine persönliche Entscheidung. Mein Vater war kurz zuvor gestorben, und in der Totenhalle hatten sie seine Leiche in einem offenen Sarg ausgestellt. Das hat mich sehr aufgeregt und bewegt. Ich wollte nicht noch einen Toten sehen. Ich habe in diesem Moment nicht als Manager der Doors gehandelt, ich war doch kaum älter als 20. Ich habe nicht an professionelle Pflichten gedacht, sondern an meine Verpflichtung Pam gegenüber. Ich bin ein paar Tage geblieben, habe ihr geholfen, alles zu regeln. Wir haben eine Trauerfeier abgehalten, mit sechs Personen, und Jim auf dem Friedhof Pere Lachaise beigesetzt. Dann bin ich zurück nach L.A. geflogen und habe seinen Tod bekannt gegeben.“ Erzähler Ray Manzarek, Robbie Krieger und John Densmore veröffentlichten noch zwei Alben unter dem Bandnamen The Doors, bevor sie die Band 1973 auflösten. Die Platten, schreibt ein Kritiker im Rückblick, offenbarten sie als die Fliegengewichte, die sie in Wirklichkeit waren und machten so noch einmal mit Nachdruck deutlich, welche maßgebliche Rolle Jim Morrison in der Band gespielt hatte. Anfang des neue Jahrtausends gingen Manzarek und Krieger als The Doors of the 21st Century auf Tournee. Nach einem Rechtsstreit mit John Densmore über die Benutzung des Bandnamens nennen sie sich nun Ray Manzarek and Robbie Krieger of the Doors. Erzählerin Und Jim Morrison? Er ist nicht wieder auferstanden, sondern zu einem der populärsten Untoten der Rockgeschichte geworden: Alle paar Jahre schmückt er das Titelbild einer Zeitschrift, meist in der Jesus-Pose, in der er sich ganz zu Anfang der Doors hat fotografieren lassen, alle paar Jahre wird der Kult um den Lizard King mit einem Film erneut angefacht. Es gibt nur einen Weg zum ewigen Ruhm: den frühen Tod. Regie Musik 29 („L’America“ von den Doors). Läuft bis Ende der Sendung Musikliste Titel: Strange days Länge: 03:05 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Raymond Daniel Manzarek, Robbie Krieger, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 960417-1 Plattentitel: Classics - The Doors Titel: Light my fire Länge: 03:15 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Raymond Daniel Manzarek, Robbie Krieger, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 961047-2 Plattentitel: The Doors - Music from the Original Motion Picture Soundtrac Titel: Horse latitudes Länge: 01:30 Interpret: The Doors Komponist: The Doors Label: RHINO Best.-Nr: 8122-79998-4 Plattentitel: Strange Days Titel: L. A. woman Länge: 01:21 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Robbie Krieger, Raymond Daniel Manzarek, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 961047-2 Plattentitel: The Doors - Music from the Original Motion Picture Soundtrac Titel: American night Länge: 00:11 Interpret und Komponist: Jim Morrison (Sprechstimme) Label: Elektra Best.-Nr: 961812-2 Plattentitel: An American Prayer - Jim Morrison Titel: People are strange Länge: 02:09 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Raymond Daniel Manzarek, Robbie Krieger, John Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 960345-2 Plattentitel: The Best of The Doors Titel: Moonlight drive Länge: 03:00 Interpret und Komponist: The Doors Label: Elektra Best.-Nr: 974014-2 Plattentitel: Strange Days Titel: The end Länge: 10:15 Interpret und Komponist: The Doors Label: Elektra Best.-Nr: 242012 Plattentitel: The Doors Titel: Who do you love Länge: 02:15 Interpret: The Doors Komponist: Ellas McDaniel Label: Elektra Best.-Nr: EKS9002 Plattentitel: Absolutely Live ! Titel: I looked at you Länge: 01:05 Interpret und Komponist: The Doors Label: Elektra Best.-Nr: 242012 Plattentitel: The Doors Titel: All tomorrow's parties Länge: 01:10 Interpret: The Velvet Underground & Nico Komponist: Lou Reed Label: Verve Best.-Nr: 823290-2 Plattentitel: The Velvet Underground & Nico Titel: Love Street Länge: 01:42 Interpret und Komponist: The Doors Label: Elektra Best.-Nr: 974024-2 Plattentitel: Waiting for the sun Titel: The unknown soldier Länge: 01:52 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Raymond Daniel Manzarek, Robbie Krieger, John Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 960417-1 Plattentitel: Classics - The Doors Titel: Break on through Länge: 02:27 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Raymond Daniel Manzarek, Robbie Krieger, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 962123-2 C Plattentitel: The Doors box set, Disc 3: The future ain't what it used to be Titel: Summer's almost gone Länge: 03:20 Interpret und Komponist: The Doors Label: Elektra Best.-Nr: 974024-2 Plattentitel: Waiting for the sun Titel: Not to touch the earth Länge: 00:35 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Raymond Daniel Manzarek, Robbie Krieger, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 961972-2 Plattentitel: Absolutely live Titel: Lions in the street Länge: 01:02 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Raymond Daniel Manzarek, Robbie Krieger, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 961972-2 Plattentitel: Absolutely live Titel: Wake up Länge: 00:20 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Raymond Daniel Manzarek, Robbie Krieger, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 961972-2 Plattentitel: Absolutely live Titel: The palace of exile Länge: 00:42 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Raymond Daniel Manzarek, Robbie Krieger, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 961972-2 Plattentitel: Absolutely live Titel: Shaman's Blues Länge: 03:14 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison Label: Elektra Best.-Nr: 962296-2 Plattentitel: Box set, Part 2 Titel: Backdoor man Länge: 01:30 Interpret: The Doors Komponist: Willie Dixon Label: Elektra Best.-Nr: 961972-2 Plattentitel: Absolutely live Titel: When the music's over Länge: 07:40 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Raymond Daniel Manzarek, Robbie Krieger, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 961047-2 Plattentitel: The Doors - Music from the Original Motion Picture Soundtrac Titel: The changeling Länge: 04:20 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Robbie Krieger, Raymond Daniel Manzarek, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 242090 Plattentitel: L. A. woman Titel: Riders on the storm Länge: 04:00 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Robbie Krieger, Raymond Daniel Manzarek, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 961047-2 Plattentitel: The Doors - Music from the Original Motion Picture Soundtrac Titel: Roadhouse Blues Länge: 06:12 Interpret: The Doors Komponist: Raymond Daniel Manzarek, Robbie Krieger, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 961860-2 Plattentitel: Greatest hits Titel: Ghost song Länge: 00:56 Interpret: Jim Morrison (voc) Komponist: Raymond Daniel Manzarek, Robbie Krieger, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 961047-2 Plattentitel: The Doors - Music from the Original Motion Picture Soundtrac Titel: Been down so long Länge: 04:40 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Robbie Krieger, Raymond Daniel Manzarek, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 962656-2 Plattentitel: Bright midnight - Live in America Titel: The hitchhiker Länge: 01:48 Interpret: Jim Morrison (voc,Sprechstimme) Komponist: Robbie Krieger, Raymond Daniel Manzarek, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 961812-2 Plattentitel: An American Prayer - Jim Morrison Titel: L'America Länge: 04:35 Interpret: The Doors Komponist: Jim Morrison, Robbie Krieger, Raymond Daniel Manzarek, John Paul Densmore Label: Elektra Best.-Nr: 242090 Plattentitel: L. A. woman