COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Forschung und Gesellschaft Do, 29.08.2013 19:30-20:00h Autor: Frank Kaspar Redaktion: Jana Wuttke Zwischen den Sprachen. Erforschung der Gehörlosenkultur SPRECHERIN A (Christine Jensen: für Kapitel-Überschriften und Namen) SPRECHERIN B (Stimme für Christine Sun Kim, Künstlerin, gehörlos) SPRECHER A (Stimme: Andreas Costrau, Gebärdensprach-Dozent, gehörlos) SPRECHER B (Stimme: Andreas Döltgen, Kurator Filmwoche, gehörlos) AUTOR Atmo 1 - Sound: Aufsetzen einer Schallplatten-Nadel Musik 1 - Chr. Sun Kim / W. Müller "Panning - Fanning" (Stimm-Experimente) O-Ton 1 - Wolfgang Müller, Künstler und Kurator (DR 795 / 0:35) Ich hab mich immer interessiert für Sprache, auch Sprache in der Kunst, wie in der Kunst mit Sprache umgegangen wird ... O-Ton 2 - An Paenhuysen, Kunsthistorikerin und Kuratorin (DR 802 / 1:14) Was passiert, wenn ( ... ) zwei Sprachen sich berühren? // (1:28) Was passiert, wenn etwas übersetzt wird in eine andere Sprache? Musik 2 - dazu: Tödl. Doris "Der Tod ist ein Skandal" (Loop: TD GG 5:35-5:57) O-Ton 3 - Anne Uhlig, Ethnologin (15:15) Da sind Daumen und Zeigefinger zusammen, und die anderen Finger sind so ein bisschen abgespreizt bei beiden Händen, und dann bewegen sich die Hände von links nach rechts, als würde man mit so einer Pinzette von einer Seite was aufnehmen und dann auf die andere Seite legen. AUTOR In der Deutschen Gebärdensprache "DGS" gibt es für den Begriff "Übersetzung" eine anschauliche Handbewegung. Alles erscheint ganz einfach, wenn man mit den Gebärden vertraut ist. O-Ton 4 - Anne Uhlig, Ethnologin (15:32) Das sieht relativ logisch aus, ( ... ) also: Man nimmt es von da nach da, vom Original zu dem anderen Text, aber wenn man das nicht weiß, würde man da nie drauf kommen. (Musik 1 / csk: Husten) Musik 3 - dazu: Tödl. Doris "Fliegt schnell, laut summend" (TD GG 25:35) SPRECHERIN B - (Christine Sun Kim, Künstlerin) Ich kann meine Stimme in meinem Körper fühlen, in meinem Hals. Das ist eigentlich sehr angenehm. Normalerweise kommuniziere ich ja nicht mit der Stimme. Aber wenn ich meine Stimme benutze, dann spüre ich meine Anwesenheit, ich habe das Gefühl, dass ich durch meine Stimme präsent werde, auch innerlich. (Musik 3: Fliegt schnell, laut summend (2x) / Steht rüttelnd in der Luft / Hat purpurn strahlende Augen ... ) SPRECHER A - (Andreas Costrau, www.gebaerdenservice.de) Unsere Stärke ist visuell. Es ist ein Phänomen, was wir mit den Händen und den Augen machen können. Wir sehen viel mehr als ein Hörender - wenn er die Gebärdensprache nicht beherrscht. Wenn er Gebärdensprache gelernt hat, kann er genauso viel sehen wie wir. (Musik: Ende) O-Ton 5 - Laura Häußer, Theater- und Kulturprojekte (DR 801 / 13:35) Also, das erste, was mir aufgefallen ist, ist der Blickkontakt. AUTOR Laura Häußer studiert im Master-Studiengang Deaf-Studies an der Berliner Humboldt Universität und bereitet sich auf ihren Abschluss als Gebärdensprach-Dolmetscherin vor. O-Ton 6 - Laura Häußer, Theater- und Kulturprojekte (DR 801 / ca. 13:45) Wenn ich ( ... ) viel mit Hörenden zu tun hatte, ist mir aufgefallen: Die halten weniger Blickkontakt. Und ich finde es schade. Ich hab das Gefühl, es geht mehr aneinander vorbei, und es wäre schön, wenn man sich mehr aufmerksam anguckt, weil man dann viel mehr voneinander mitbekommt. ( ... ) Das habe ich immer vermisst, wenn ich lange mit Hörenden zusammen war. SPRECHER A - (Andreas Costrau, www.gebaerdenservice.de) In der Gebärdensprache schaut man sich an. Was in der Lautsprache sehr, sehr selten vorkommt. AUTOR Andreas Costrau ist Gebärdensprachdozent und Geschäftsführer der Berliner Sprachschule und Beratungsstelle "gebaerdenservice.de". SPRECHER A - (Andreas Costrau, www.gebaerdenservice.de) Für euch ist es vielleicht ungewohnt, dass wir euch angucken. Das merke ich schon. Aber beim Gebärden brauchen wir den Blickkontakt. Bei den Teilnehmern meiner Kurse habe ich gemerkt, dass sich mit der Zeit auch ihre Haltung verändert: Nach einem Jahr sind sie ein bisschen offener. AUTOR Andreas Costrau wurde taub geboren. Seine Muttersprache ist die Deutsche Gebärdensprache DGS. In dieser Sendung leiht ihm der Schauspieler Uwe Müller seine Stimme. SPRECHER A - (Andreas Costrau, www.gebaerdenservice.de) Ich glaube, wenn man sich die Gebärdensprache aneignet, dann stärkt man damit auch die Visualität. Wenn man gebärdet, muss man gucken, muss man alles sehen, und dadurch wird der Gesichtssinn enorm geschärft. O-Ton 7 - Anne Uhlig, Ethnologin (11:10) Man fängt an, viel mehr optisch wahrzunehmen an kleinen Ausdruckselementen in der Person des anderen, im Gesicht des anderen. Man nimmt auch in seinem Umfeld viel mehr wahr, man beobachtet irgendwie genauer mit der Zeit, weil man halt darauf geschult wird, diesen Seh-Blick viel mehr zu nutzen. AUTOR Die Ethnologin Anne Uhlig hat als "teilnehmende Beobachterin" über Gemeinschaften von Gehörlosen geforscht. 2012 erschien ihr Buch "Ethnografie der Gehörlosen" im Transcript Verlag. O-Ton 8 - Anne Uhlig, Ethnologin (4:12) Als Hörende stellt man sich ja immer vor, wie es wäre, wenn man nichts hören würde, und dann denkt man, man sieht ja eigentlich noch genau das gleiche: Ich sehe die Dinge immer noch genau so, wie sie sind, nur fehlt eben der Ton. Und das ist eben ganz anders. Die Gehörlosen hören zwar nichts, aber sie sehen die Dinge auch anders, aufgrund ihrer Gehörlosigkeit. SPRECHER B - (Andreas Döltgen, Kurator Gebärdensprach-Filmwoche) Man sagt ja, es gibt fünf Sinne: den Geruchssinn, den Geschmackssinn, den Gesichtssinn, den Hör-Sinn und den Tastsinn. Wenn einer ausfällt, zum Beispiel das Gehör, werden die anderen gestärkt, um das auszugleichen. AUTOR Andreas Döltgen ist einer der Kuratoren der ersten Berliner Gebärdensprach- Filmwoche im September 2013. Er ist gehörlos und mit der Deutschen Gebärdensprache DGS aufgewachsen. In dieser Sendung ist er mit der Stimme des Schauspielers Markus Hoffmann zu hören. SPRECHER B - (Andreas Döltgen, Kurator Gebärdensprach-Filmwoche) Unsere Sprache ist die Gebärdensprache, die wird visuell wahrgenommen, und die beeinflusst unser Gehirn, unsere Sehweise, unsere Denkweise. O-Ton 9 - Laura Häußer, Theater- und Kulturprojekte (DR 801 / 14:13) Was sich bei mir extrem verändert hat, ist ... meine Denkstruktur. Man sagt ja: Sprache formt Denken. Denken formt Sprache. Und dadurch, dass ich ja eine andere Sprache gelernt habe, die auch noch mal von der Modalität, der visuellen, extrem anders ist, unvergleichbar, hat sich meine Denkstruktur geändert. Vielleicht ein konkretes Beispiel: In Gebärdensprache wird der Raum genutzt, zum Beispiel auch, um Hierarchien und Strukturen auszudrücken, Sachen oben, unten anzuordnen im Raum. Und das hat sich bei mir extrem geändert: Wenn ich Sachen kategorisiere, für mich im Kopf, kann ich die viel schneller in Strukturen packen, als ich es vorher konnte. Atmo 2 - Ming Wong "The Love I Man" (DR 693 / 0:05ff.) SPRECHERIN A "Sprachen des Körpers: Gehörlose Kultur/Hörende Kultur" AUTOR Ich habe Hände reden und Blicke in unhörbaren Gesprächen aufblitzen sehen, auf der Straße, im Park, in der Straßenbahn in meiner Heimatstadt Essen, wo es eine Berufsschule für gehörlose Jugendliche gibt. Ich habe mich von den lebhaften Unterhaltungen in einer mir fremden Sprache angezogen aber zugleich ausgeschlossen gefühlt - und habe keinen Kontakt aufgenommen. Vom Ausdrucksreichtum der Gebärdensprache und von der eigenen Kunst und Kultur der Gehörlosen-Gemeinschaft hatte ich bis vor kurzem keine Ahnung. AUTOR "Ich bin, das sollte ich betonen, auf diesem Feld ein Außenseiter - ich bin nicht taub, ich beherrsche die Gebärdensprache nicht, ich bin kein Gebärdensprachdolmetscher oder Lehrer an einer Schule für Gehörlose ( ... ) und auch kein Historiker oder Linguist." Mit dieser Vorbemerkung beginnt der britische Neurologe Oliver Sacks sein Buch "Seeing Voices", auf Deutsch erschienen unter dem Titel: "Stumme Stimmen. Eine Reise in die Welt der Gehörlosen". Meine eigene Reise in diese Welt begann Anfang 2013 in der Berliner Ausstellung "Gebärde - Zeichen - Kunst. Gehörlose Kultur / Hörende Kultur", zusammengestellt von den beiden hörenden Kuratoren Wolfgang Müller und An Paenhuysen. (Atmo 2 / Ming Wong: für einen Moment frei, dann weiter unter Autorentext) AUTOR Zwei parallele Projektionen zeigen einen jungen Mann im dunklen Anzug. Leicht überlebensgroß, verdoppelt, blickt er den Zuschauern entgegen. Er singt, mit unbewegter Miene, und führt dazu komplexe Handbewegungen aus. Die Installation "The Love I Man" des Berliner Künstlers Ming Wong wirkt wie die Aufzeichnung einer geheimnisvollen Zeremonie. Die Kuratorin und Kunsthistorikerin An Paenhuysen: O-Ton 10 - An Paenhuysen, Kuratorin (DR 803 / 1:34) Ming Wong hat eine sehr interessante Arbeit gemacht, wo er ein Lied singt von Gershwin, "The Man I Love", und er hat das rückwärts gesungen, rückwärts gelernt und rückwärts aufgenommen und dann vorwärts abgespielt, und die Gebärdensprache dazu hat er rückwärts gemacht und die wird dann auch vorwärts abgespielt. Sowohl für Hörende als auch Gehörlose gibt es eine Verwirrung: Man erkennt es, aber trotzdem ist es auch wiederum komisch. O-Ton 11 - Wolfgang Müller, Künstler und Kurator (DR 795 / 13:59) Ming Wong arbeitet ganz viel mit Imitationen. Er spielt mit seinem Körper Filmszenen nach, die jeder kennt, ( ... ) und er spielt alle Rollen mit den entsprechenden Kostümen in diesem Film nach ... AUTOR Für "The Love I Man" hat Ming Wong eine Passage aus dem Tanzstück "Nelken" von Pina Bausch nachgestellt. Dem Kurator Wolfgang Müller hat besonders gut gefallen, wie er dabei Lautsprache und Gebärdensprache gleichrangig zum Material seiner künstlerischen Untersuchung gemacht hat. O-Ton 12 - Wolfgang Müller, Künstler und Kurator (muel / A5 / 53:42) Was mich interessiert, ist Gestaltbildung: Wie entsteht Gestalt? Und welche Inhalte oder welche Wertungen transportiert das mit sich, die natürlich nicht unabänderlich sind? (54:25) Als Künstler hat man meiner Meinung nach die Aufgabe, wenn man sich dazu berufen fühlt, wirklich was zu untersuchen. // (54:22) Deshalb sehe ich Kunst auch eher als eine Forschung an. AUTOR Als Künstler, Musiker und Autor hat Wolfgang Müller sich seit den achtziger Jahren selbst mit Gehörlosigkeit und Gebärdensprachen beschäftigt. Den Anstoß dazu gab ihm eine Begegnung mit dem Gehörlosen-Aktivisten und Gebärdensprach-Poeten Gunter Trube. O-Ton 13 - Wolfgang Müller, Künstler und Kurator (muel / A 5 / 94:39) 1980 lerne ich den Gunter Trube kennen. Er ist als Gehörloser - ganz offensiv geht er in Bars und will mit Leuten kommunizieren ( ... ). Und dadurch komme ich überhaupt auf den Gedanken, mich damit auseinander zu setzen, mit Gehörlosigkeit und mit der Kommunikationsform: Wie kommunizieren Gehörlose? (95:01) Und Gunter - erst mal nimmt er den Hörenden die Angst vor Gehörlosen, weil natürlich: Hörende haben erst mal Angst vor allem, was aus ihren Normen ausbricht ( ... ). Wie geht man damit um? Macht man es richtig? Macht man es falsch? Musik 2 - Tödl. Doris "Der Tod ist ein Skandal": Wummernder Bass (TD GG 5:35ff.) AUTOR Für die erste Schallplatte seiner Gruppe "Die Tödliche Doris" haben Wolfgang Müller und seine Band-Kollegen zusammen mit Gunter Trube besonders tiefe, körperlich spürbare Bass-Frequenzen ausgesucht. O-Ton 14 - Wolfgang Müller, Künstler und Kurator (muel / A 5 / 96:19) Der Mann im Studio sagt: "Das geht nicht!" - Und ich sag: "Wieso?" - Ja, "da springt dann die Nadel fünf Rillen weiter, das ist zu stark." - "Aha", sag ich, "das ist ja interessant." - "Das macht keiner!" - Sag ich, "gut, dann machen wir das! Dann machen wir diese Rillen so extrem, dann müssen Sie halt die Abstände vergrößern, wir möchten diese Bässe, so schwere, langsame Bässe, die total die Box zum vibrieren bringen, die möchten wir gerne haben." AUTOR 1998 inszenierte Wolfgang Müller die inzwischen vergriffene erste Platte der "Tödlichen Doris" neu als "Gehörlose Musik": Auf einem Konzert übertrugen die Dolmetscherinnen Dina Tabbert und Andrea Schulz, die eine den Text und die andere die Musik der Stücke, in Gebärdensprache und tänzerische Bewegungen. Musik 4 - Tödl. Doris "Stümmel mir die Sprache" (TD GG) AUTOR In der Ausstellung "Gebärde Zeichen Kunst" trafen die Videos der "Tödlichen Doris in gebärdensprachlicher Gestaltung" auf Filmdokumente der Avantgarde-Tänzerin Valeska Gert. Musik 5 - dazu/Übergang: Valeska Gert "Baby" (muel / A 7 / 312:02ff.) AUTOR In ihren Performances "Tod" und "Baby" hat Valeska Gert, allein durch Mimik und Körpersprache, eine Sterbende und einen Säugling dargestellt und ihr Gesicht zur Bühne gemacht. Mit ihren Grotesk-Tänzen fing sie in den zwanziger Jahren den Nervenkitzel des Großstadtlebens ein. O-Ton 15 - Archivaufnahme mit Valeska Gert (muel / A 7 / 227:22) Mit Riesenschritten stürmte ich quer über das Podium, die Arme schlenkerten wie ein großer Pendel, die Hände spreizten sich, das Gesicht verzerrte sich zu frechen Grimmassen. ( ... ) Das Publikum explodierte, schrie, pfiff, jubelte. // (279:10) Je mehr sie brüllten, desto kühner wurde ich. Ich wollte über alle Grenzen hinaus. Mein Gesicht verwandelte sich zu Masken, mein Rhythmus knallte, bis ich wie ein Motor stampfte. AUTOR Valeska Gert tanzte Boxkämpfe, verkörperte im schnellen Wechsel Reiter, Pferd und Zuschauer eines Pferderennens oder gleich eine ganze Kino-Wochenschau, wobei sie technische Effekte des Films in ihre Darbietung einbaute. O-Ton 16 - An Paenhuysen, Kuratorin (muel / A 6 / 120:10) Plötzlich verschnellt sie das Tempo, dann verlangsamt sie das wieder, sie spielt Zeitraffer, Zeitlupe, ( ... ) Sie spielt das Medium Film eigentlich, sie analysiert das Medium Film und diese neuste Technik. // (143:50) Sie tanzt die Technik, sie tanzt den Film, aber sie tanzt auch Verkehrsstau oder Unfälle ... // (89:43) Was Valeska Gert da gemacht hat ( ... ) ist eigentlich Körperanalyse, sehr radikale Körperanalyse. // Sie hat Wahrnehmungsmuster erforscht. AUTOR Auf den ersten Blick war in der Ausstellung nicht zu erkennen, wer von den beteiligten Künstlern gehörlos und wer hörend ist. Ming Wong wurde von vielen Besuchern fälschlicherweise für gehörlos gehalten, Christine Sun Kim für hörend. Die New Yorker Künstlerin experimentiert besonders ideenreich mit dem Körper und seinen Sprachen. O-Ton 17 - An Paenhuysen, Kuratorin (DR 802 / 1:48) Sie erfindet zum Beispiel neue Genres. // (2:00) So hat sie zum Beispiel eine "Face Opera" erfunden, wo sie auf ihrem i-Pad die Handgebärde zeigt, und ihr Freund, der gehörlos ist, versucht, dabei die Mimik zu machen. 70 Prozent der Gebärdensprache ist eigentlich auch das Gesicht. Der Chor sieht nur den Chorleiter und versucht ihn dann wieder nachzumachen, und was entsteht, ist eigentlich eine Gesichts-Opera, ein neues Genre. AUTOR Christine Sun Kim untersucht die Grenzen ihrer eigenen Sprache. Dabei arbeitet sie auch mit Klängen. O-Ton 18 - Wolfgang Müller, Künstler und Kurator (DR 795 / 25:06) Nicht viele gehörlose Künstler beschäftigen sich mit Klang. Aber sie ist jemand, der genau sagt, im Klang stecken so viele Hierarchien, was sie beobachtet hat. Also, wenn sie sagt, bestimmte Geräusche sind tabuisiert, andere Geräusche haben die Wirkung, sie thematisiert das mit ihrer Kunst. Atmo 3 - Im Café mit Cristine Sun Kim (DR 794) AUTOR Christine Sun Kim gebärdet "ASL": "American Sign Language", die amerikanische Gebärdensprache. Für unser Gespräch im Café haben wir ihr i-pad als Notizblock benutzt und Frage und Antwort hin und her geschrieben. In dieser Sendung sind Christine Sun Kims Antworten mit der Stimme der Schauspielerin Bettina Kurth zu hören. SPRECHERIN B - (Christine Sun Kim, Künstlerin) Ich lebe in dieser Gesellschaft, in der die gesprochene Sprache enorm viel Gewicht hat. Meine Kunst ist mein Weg, um mit Euch allen ins Gespräch zu kommen. AUTOR In ihrer Kunst setzt Christine Sun Kim auch die eigene Stimme ein. SPRECHERIN B - (Christine Sun Kim, Künstlerin) Meine Stimme verschafft mir eine Kommunikationsplattform auf Zeit, die für euch Hörende immer zur Verfügung steht. In meinem Fall braucht es eine Menge Aufwand und viele Leute, um vorübergehend eine Plattform zu kreieren. AUTOR Zusammen mit Wolfgang Müller hat Christine Sun Kim beim Berliner Label Squoodge Records eine Künstlerschallplatte veröffentlicht: "Panning - Fanning", im Titel der Platte steckt ein doppeltes Wortspiel. Denn "Pan" reimt sich nicht nur in der Lautsprache auf "Fan". In "ASL" sehen auch die Gebärden für beide Begriffe sehr ähnlich aus. SPRECHERIN B - (Christine Sun Kim, Künstlerin) "Pan" ist der Regler, mit dem man Klänge zwischen zwei oder mehr Lautsprechern hin und her schalten kann. "Fan", das Wort für Ventilator, erinnert mich daran, dass sehr tiefe Bässe mir oft das Gefühl geben, ganz nah vor einem riesigen Gebläse zu stehen. Bei dieser Arbeit geht es vor allem darum, wie man hört, und nicht darum, was auf der Platte zu hören ist. Gleichzeitig ist sie, ganz wörtlich genommen, ein Versuch, meinen eigenen Sound zu verkaufen: "My sound is my currency" - Mein Klang ist meine "Währung". Atmo 1 - Sound: Aufsetzen einer Schallplatten-Nadel Musik 1 - Chr. Sun Kim / W. Müller "Panning - Fanning" (Stimm-Experimente) Zum Klang auf der ersten der beiden Schallplatten werden im Sinne der "Anweisungen" auf dem anderen Kanal verschiedene Loops (Endlosrillen) zugespielt. Atmo 4 - Sound: Schallplatten-Nadel (Musik-Ende csk mit Schallplattennadel-Reißen) SPRECHERIN A "Mienenspiele und Gebärden-Reime: Visuelle Kultur" SPRECHER A - (Andreas Costrau, www.gebaerdenservice.de) Die Gesellschaft sagt immer zu mir: "Du sprichst ja so guuut!" - Dann antworte ich: "Du doch auch!" AUTOR "Für uns ist die Gebärdensprache kein Hilfsmittel für Menschen mit Handycap", lese ich auf der Website von Andreas Costraus Sprachschule "gebaerdenservice.de", "sondern eine attraktive und phantasievolle Fremdsprache für alle Interessierten." SPRECHER A - (Andreas Costrau, www.gebaerdenservice.de) Ich habe Gebärdensprache gelernt, und dann wurde sie mir verboten. Im Kindergarten für Gehörlose durfte ich keine Gebärden anwenden. Ich habe es aber trotzdem gemacht. In meiner Gruppe waren Kinder, die vorher überhaupt keine Sprache gelernt hatten, keine Lautsprache und keine Gebärdensprache. Die haben sozusagen von mir die Gebärdensprache gelernt, unbewusst. Wenn ich gebärdet habe: "blau", "gelb", dann haben sie es mir nachgemacht und wussten gleich, welche Farbe das ist. Vier Jahre lang hatten die Eltern ihnen den Stift vor die Nase gehalten und gerufen: "blau! blau!" Und das Kind guckt: Hä, was ist das? Bei mir haben sie es dann gelernt. Man könnte sagen, ich war mit vier schon Gebärdensprach-Dozent. Müsste ich mal bei der Rentenversicherung Bescheid sagen. AUTOR Zur Zeit der Französischen Revolution hat die Gebärdensprache in Europa eine erste Blüte erlebt. Ende des 18. Jahrhunderts wurden in Frankreich die ersten Schulen gegründet, an denen Gehörlose Gebärdensprache lernen konnten, um Zugang zu Bildung, zu verantwortungsvollen Berufen und zum öffentlichen Leben zu erhalten. "Man hieß die bislang Ausgestoßenen in der menschlichen Gemeinschaft willkommen", schreibt Oliver Sacks. Doch dieses "Goldene Zeitalter ( ... ) in der Geschichte der Gehörlosen" fand ein jähes Ende, als führende Pädagogen 1880 auf einem Kongress in Mailand beschlossen, Gebärdensprachen aus der Erziehung Gehörloser zu verbannen und alles daran zu setzen, ihnen die jeweilige Lautsprache beizubringen. Fast hundert Jahre hat es gedauert, bis die Gebärdensprachen rehabilitiert und von Linguisten als vollwertige Sprachen anerkannt wurden. Inzwischen hat sich eine internationale Literatur- und Theaterszene etabliert, die aus den künstlerischen Möglichkeiten von Gebärdensprachen schöpft und selbstbewusst als eigenständige Kulturgemeinschaft auftritt. SPRECHER A - (Andreas Costrau, www.gebaerdenservice.de) Früher sagte man "Gehörlosenkultur", heute vorwiegend "Taubenkultur". Für die Zukunft wünsche ich mir den Begriff "Visuelle Kultur". Denn auch wenn man "Tauben-Kultur" sagt, dann zeigt man schon einen Defekt. Und warum soll man einen Defekt zeigen, wenn man eine Stärke hat? AUTOR In der Deutschen Gebärdensprache "DGS" gibt es für den Begriff "Poesie" eine anschauliche Handbewegung. O-Ton 19 - Anne Uhlig, Ethnologin (16:34) Die geschlossene Faust, mit dem Handrücken nach unten, vor dem Zwerchfell, vor'm Bauch, und die geht nach oben, und gleichzeitig gehen die Finger auf, wie so ein Springbrunnen. SPRECHER B - (Andreas Döltgen, Kurator Gebärdensprach-Filmwoche) Lautsprach-Poesie ist natürlich ganz anders als Gebärdensprach-Poesie, da geht es um Reime und Rhythmus, und in der Gebärdensprache geht es um Bewegung. SPRECHERIN A Andreas Döltgen SPRECHER B - (Andreas Döltgen, Kurator Gebärdensprach-Filmwoche) In der Gebärdensprache werden ständig Informationen auf mehreren Kanälen gleichzeitig übertragen: Zu den einzelnen Gebärden gehören Handformen, Lippenbewegungen, und über die Mimik kommen starke Emotionen ins Spiel. Deswegen ist es so schwierig, Gebärdensprach-Poesie in Laut- oder Schriftsprache zu übertragen. Man kann es versuchen, aber es fühlt sich anders an und wird nie dieselbe Kraft erreichen. AUTOR Im Laufe der Zeit hat sich die Gebärdensprach-Poesie, ausgehend von erzählenden Formen, immer mehr von der Lautsprache abgelöst. Heute schöpfen Gebärden- Dichter und -Performer vor allem aus den genuinen Möglichkeiten ihrer eigenen Sprache. O-Ton 20 - Anne Uhlig, Ethnologin (25:00) Es gibt zum Beispiel "ABC-Geschichten": Das geht vom Finger-Alphabet aus. Man kann ja jeden Buchstaben im Alphabet mit einer Handform darstellen, zum Buchstabieren benutzt man das oft, und diese "ABC-Geschichten" erzählen eine Geschichte, die bei "A" anfängt, und die Hand nimmt die Form dieses Buchstabens an, in der Reihenfolge des Alphabets, aber gleichzeitig wird über das Gebärden eine Geschichte erzählt. SPRECHER B - (Andreas Döltgen, Kurator Gebärdensprach-Filmwoche) Wenn ich zum Beispiel das Thema "Eisenbahn" habe, dann könnten die Handformen für A, B und C drei Waggons darstellen: eine Faust mit aufgestelltem Daumen, die flache Hand mit angewinkeltem Daumen und die nach links gedrehte hohle Hand. Bäume oder Strommasten ziehen am Fenster vorbei, angedeutet durch das Handzeichen für D: mit erhobenem Zeigefinger. Mit der Geste für E kann ich das Fenster herunter ziehen. Bei F öffne ich mit Daumen und Zeigefinger den Reißverschluss meiner Jacke, ziehe - G, H, I, J - eine Zigarette heraus und stecke sie mir mit der Gebärde für K, zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt, in den Mund. Für L lasse ich Zeigefinger und Daumen vorschnellen: ein Feuerzeug. Ich entzünde die Zigarette, nehme sie mit den Gesten für M und N aus dem Mund, halte sie mit dem Zeichen für O entspannt in der hohlen Hand und puste entspannt ein paar Rauch-Ringe in die Luft. Auf diese Weise kann man ABC-Stories zu den verschiedensten Themen erzählen. AUTOR Die ABC-Geschichten sind eine Art Theatersport für Gesicht und Hände. Um ihnen folgen zu können und den Charme der unterschiedlichen Bild-Einfälle zu erfassen, muss man zumindest das Fingeralphabet der Gebärdensprache beherrschen. Ein anderes, neues Genre der visuellen Kunst nennt sich "VV". Diese Spielart ist so bildhaft, dass auch Hörende ohne gebärdensprachliche Vorbildung den Darbietungen folgen können. SPRECHER B - (Andreas Döltgen, Kurator Gebärdensprach-Filmwoche) "VV" ist sehr direkt und intensiv in seiner Ausdrucksweise. Da werden Gegenstände lebendig durch Gebärdensprache. Der Gebärden-Poet deutet zum Beispiel an, dass er einen Golfball ins Gras legt, holt mit einem imaginären Schläger aus, und dann wird sein eigener Kopf zum Golfball, und man erlebt den Flug des Balls Immer wieder gibt es dabei geradezu filmische Perspektiv- und Rollenwechsel. O-Ton 21 - Anne Uhlig, Ethnologin (22:45) Dieser Perspektivwechsel, der ist sehr interessant, und wenn der Poet das sehr gut kann, dann ist das so ein fließender Übergang, dass das eigentlich fast wie so eine Achterbahnfahrt in einem dreidimensionalen Film ist, und man geht dann immer mit, und im Kopf verändern sich diese Bilder, werden groß und klein, wandeln sich um, und das zu zum Teil auch sehr abstrakten Themen, das ist schon ganz spannend. Musik 6 - Valeska Gert "Schlummerlied" (muel / A 7 / 299:09ff.) Schlaf, kleine Erde, schlaf schön bald / Bist erst 5 Milliarden Jahre alt ( ... ) Seit 5 Milliarden Jahren erst / Gibt's Wasser, Bäume, Berge, / Menschen, Tiere, Riesen, Zwerge ... O-Ton 22 - Laura Häußer, Theater- und Kulturprojekte (DR 800 / 27:24) In Gebärdensprache auf der Bühne ist es wichtig, dass die Zuschauer wissen, wo sie hin gucken müssen, weil sie nicht irgendwo hingucken können und gleichzeitig den Inhalt mitbekommen, weil sie das hören, sondern sie müssen genau da hin schauen, wo gerade gebärdet wird. AUTOR Laura Häußer hat an verschiedenen Kulturprojekten mit Gehörlosen und Hörenden zusammengearbeitet, vor allem an Bühnenstücken für Bewegungs- und Zirkustheater. O-Ton 23 - Laura Häußer, Theater- und Kulturprojekte (DR 800 / 15:36) "Taborka Wasserreich" war ein Stück zum Thema Umwelt und im speziellen Wasser. Es gibt eine Geschichte über Märchenfiguren, die dann in die richtige Welt gehen, um in der Welt was zu verändern, damit ihre Märchenwelt nicht untergeht, und das war manchmal schwierig, das umzusetzen, weil - das Stück war schon da und hatte einen Rhythmus, und der musste angepasst werden an die Gebärdensprache, bzw. Gebärdensprache da rein gebracht werden. Das war manchmal schwierig in der Umsetzung. AUTOR "Taborka" war bereits eine erfolgreiche Produktion des Berliner Zirkus-Theaters "Cabuwazi", als die Idee aufkam, eine Fassung für gehörlose Kinder zu erarbeiten. O-Ton 24 - Laura Häußer, Theater- und Kulturprojekte (DR 800 / ca. 26:08) Auf der Bühne sah das so aus, dass die hörenden Charaktere, die wichtigsten, eine Person hatten in Gebärdensprache, die sie begleitet hat. Das war aber nicht so, dass das ein rollenloser Übersetzer war, der daneben stand, sondern das war eine neue Figur, die erfunden wurde und die sozusagen als Assistent dazu gepackt wurde. Zum Beispiel gab es den Zauberer ( ... ) "Morodin", und ich war sein kleiner Kobold. AUTOR Eine besondere Herausforderung bestand darin, die gebärdenden Darsteller immer wieder in den Fokus zu rücken - und die Macher der bereits bestehenden Produktion davon zu überzeugen, dass bestimmte dramaturgische Einfälle in einem Theater für Gehörlose nicht funktionieren. O-Ton 25 - Laura Häußer, Theater- und Kulturprojekte (DR 800 / ca. 30:00) Die wollten dann, dass da was passiert, und da ( ... ), und dann ist da noch jemand am Seil und turnt in der Luft. Da mussten wir erst mal erklären, ja - aber die gehörlosen Kinder gucken dann nach oben und sind so fasziniert und können da gar nicht weggucken, die bekommen nicht mit, wenn da untern jetzt jemand spricht und sich mit dem unterhält. Das geht nicht. Das ist, für Hörende gesehen, natürlich eine Schwäche. // (30:29) Die Stärke ( ... ) liegt darin, dass Stücke in Gebärdensprache viel fokussierter stattfinden. ( ... ) Wenn alles gleichzeitig passiert, kann das auch verschwimmen und verwischen, und wenn man genaue Punkte setzt, Akzente setzt, dann wird es natürlich auch stärker. Musik 6 - Valeska Gert "Schlummerlied" (muel / A 7 / 300:05) Jetzt spielen böse Jungs mit deinen Kräften / Experimentieren mit deinen Säften / Und es kann passieren, / Dass wir alle explodieren ... SPRECHERIN A "Hören und Sehen: Zwischen den Sprachen" AUTOR In der Deutschen Gebärdensprache "DGS" gibt es für den Begriff "Geräusch" eine anschauliche Handbewegung. O-Ton 26 - Anne Uhlig, Ethnologin (15:50) Das ist so eine Art Krallenhand, also, die rechte Hand ist so ein bisschen geballt, und die Finger zeigen zum rechten Ohr, und dann bewegt sie sich so kreisförmig vor dem Ohr. Und für mich ist das völlig klar: Wenn da Geräusche ringsum sind ( ... ), wenn man die sich bildlich vorstellt, sind das ja so wie Wolken am Ohr. Aber das ist ein bissl so eine Hörenden-Sache, immer zu versuchen, dafür Bilder zu finden, damit das so eindeutig übersetzbar wird. Das klappt nicht immer so gut. AUTOR Skepsis ist angebracht. Nach wie vor gibt es nur wenige direkte Begegnungen von Gehörlosen und Hörenden - und umso mehr Missverständnisse zwischen den Sprachen und Kulturen. Als ich Christine Sun Kim frage, ob sie durch ihre visuelle Perspektive einen besonderen Zugang zu Geräuschen, Klängen, Sounds findet, auf die ein Hörender nicht kommen würde, winkt sie entschieden ab. SPRECHERIN B - (Christine Sun Kim, Künstlerin) Ah, Unsinn! Das ist eine romantische Vorstellung. Da wird die simple Tatsache, dass ich nicht hören kann, zum Fetisch aufgedonnert. Es geht um mein ganz persönliches Verhältnis zu Klängen. So einfach ist das. AUTOR Wenn sich die beiden Kulturen begegnen, stehen oft die Perspektive und die ästhetischen Vorlieben der hörenden Mehrheit im Vordergrund. O-Ton 27 - Anne Uhlig, Ethnologin (45:25) Gebärdensprach-Chöre sind ein gutes Beispiel, die bei Hörenden extrem beliebt sind und von Gehörlosen ein bisschen mit Skepsis betrachtet werden, wo Lieder, akustisch wahrnehmbare Lieder in Gebärdensprache übersetzt oder interpretiert wurden und dann zusammen mit Musik von so einem Chor auf der Bühne dargestellt werden. // (ca. 47:20) Gerade Musik ist ja so ein Thema, wenn es um Gehörlosigkeit geht, kommt sofort dieses Thema Musik: dass man den Gehörlosen Musik nahe bringen muss ( ... ) oder dass es halt sehr bedauerlich ist, wenn man in seinem Leben nie Musik hören kann. Man fokussiert sich also sofort auf irgendwas, was eigentlich original nicht da ist, ( ... ) und guckt gar nicht nach den Sachen, die da sind wie zum Beispiel die Gebärdensprach-Poesie oder andere visuelle Ausdrucksformen, ( ... ) weil das ja auch für Hörende gar nicht verstehbar ist, das ist so eine Zugangsfrage ( ... ), und man ist nicht so sehr offen zu sagen, okay, ( ... ) wenn ich da was wissen will, muss ich mir halt ein bisschen mehr Mühe geben, so einfach ist es nun mal nicht. AUTOR Zu Besuch bei Andreas Costraus "gebaerdenservice" sehe ich ein T-Shirt mit der Aufschrift "Proud to be Deaf": "Ich bin stolz, taub zu sein". SPRECHER A - (Andreas Costrau, www.gebaerdenservice.de) Ich will nur sagen, dass ich stolz bin auf das, was ich bin. Und wenn ich nicht taub wäre, dann wäre ich nicht so, wie ich bin. Deswegen bin ich "stolz, taub zu sein". Ich will damit sagen, dass ihr uns einfach so akzeptieren sollt, wie wir sind, und nicht an unseren Ohren rum fummeln. Wir sind glücklich mit dem, was wir sind. Und wenn ihr es nicht glaubt, lernt die Gebärdensprache. AUTOR Es wäre schon ein großer Schritt, sagt der Künstler und Kurator Wolfgang Müller, die Unterschiede wahrzunehmen und einander zuzugestehen, nicht um Grenzen zu ziehen, sondern um den eigenen Blickwinkel zu erweitern. O-Ton 29 - Wolfgang Müller (muel / A5 / ca. 98:55) Da entstehen Vorstellungsräume, Aushandlungsräume, und wir ( ... ) sehen plötzlich solche Phänomene nicht mehr als Handycap oder Behinderung, sondern sagen: Das ist Kultur! Das ist Kunst. 1