"Es treibt mich ein dunkles Sehnen" Die Lange Nacht über den Tonpoeten Robert Schumann Autorin: Beate Bartlewski Redaktion: Dr. Monika Künzel Regie: die Autorin SprecherIn: Janina Sachau Stefko Hanushevsky Volker Risch Lena Vogt Sendetermin: 14. September 2019 Deutschlandfunk Kultur 14./15. September 2019 Deutschlandfunk ___________________________________________________________________________ Urheberrechtlicher Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in den §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. (c) Deutschlandradio - unkorrigiertes Exemplar - insofern zutreffend. 1. Stunde Musik 1 Beethovenvariationen CD 5000278 track 5 Zitator: Die Musik Schumanns, die organisch an das Werk Beethovens anknüpft und sich gleichzeitig entschieden davon löst, eröffnet uns eine ganze Welt neuer musikalischer Formen, reißt Saiten an, die seine großen Vorgänger noch nicht berührt haben. In ihr finden wir den Widerhall geheimnisvoller Prozesse unseres Seelenlebens, jener Zweifel, Depressionen und Aufblicke zum Ideal, die das Herz des heutigen Menschen bewegen. Peter Tschaikowski 1871. Musik Zitator: Schumann hat die Literatur der Musik näher gebracht, indem er ipso facto bewies, daß man zu gleicher Zeit ein bedeutender Musiker und doch auch ein gewiegter Schriftsteller sein könne. [... ] Schumann war Eingeborener in beiden Ländern und eröffnete den Bewohnern der getrennten Regionen eine Bresche, durch welche mindestens einzelne Vermittler gegenseitiger Interessen hindurchdringen konnten. Franz Liszt 1855. Musik 1 Sprecher Robert Schumann Es afficirt mich Alles, was in der Welt vorgeht, Politik, Literatur, Menschen - über Alles denke ich nach meiner Weise nach, was sich dann durch die Musik Luft machen, einen Ausweg suchen will. Deshalb sind auch viele meiner Compositionen so schwer zu verstehen, weil sie sich an entfernte Interessen anknüpfen, oft auch bedeutend, weil mich alles Merkwürdige der Zeit ergreift und ich es dann musikalisch wieder aussprechen muß. Musik 1 Autorin: Robert Schumann war, wie oben schon angeklungen, eine musikalisch-literarische Doppelbegabung. Er war in beiden Künsten nicht nur hochbegabt, sondern auch ein richtiges Arbeitstier: eine Zeitlang übte er wie besessen, um Klaviervirtuose zu werden, gleichzeitig schrieb er und gründete die "Neue Zeitschrift für Musik" - die unglaublicher Weise ohne Unterbrechung bis heute existiert - und er komponierte. Und das alles mehr oder weniger autodidaktisch und trotz lebenslang angegriffener Gesundheit. Sein Glück war, dass er, der Übersensible, die starke Clara Wieck kennen gelernt hat, die ihm den Halt gab, den er brauchte. In der ersten Stunde geht es überwiegend um Robert Schumanns Tätigkeit als Musikschriftsteller, in der zweiten um seine Klavier- und Liedkompositionen und seinen Kampf um Clara Wieck. Und schließlich in der dritten Stunde um ihn als Ehemann, Mensch und Künstler. Zu Beginn, wie auch in den folgenden drei Stunden, kommt der Musikwissenschaftler und Autor Martin Geck zu Wort, zunächst mit einer kleinen Einführung in Schumanns Musik. O-Ton 1 Geck: 6:25 Es ist vieles in der Musik von Schumann verästelt. Da sieht man nicht von vorneherein worauf es hinaus soll, sondern man muss bereit sein mit dem Komponisten nicht gerade Umwege zu gehen, sich aber Zeit zu nehmen sich auf seinen Wegen zu bewegen und sich auf viele Seitenblicke einzulassen. Das ist vielleicht nicht so wie beim klassischen Beethoven, berühmtes Beispiel 5. Sinfonie, die ja fast wie in einem Rausch von der ersten bis zur letzten Note geht, bei Schumann ist vielmehr Besinnung und auch Innenschau und dieses Innere von S muss man sich nicht vorstellen wie das erleuchtete Paradies, sondern da war ja auch viel Wüste und Unglück, woraus er sich aber immer wieder in seiner Musik herausgearbeitet hat und davon ist dann in Tönen auch etwas zu hören. 7:41 Musik 2 Toccata CD 5154 527 track 12 von Anfang O-Ton 2 Geck: 7:42 Wenn sie an die Toccata denken, auf der einen Seite ein wildes Stück, aber auch wuchernd wie da die Motive mehr oder weniger auseinander hervorwuchern, zB in dem 2. Teil 8:02 (Musik 2 hochziehen 3:31 - 3:48 freistehend, dann fade) 8:08 das ist nicht logisch in sich, sondern hat so etwas Rhizomatisches. 8:14 Musik 2 Toccata variabel! O-Ton 3 Geck: 14:14 Ein Rhizom ist ein Wurzelgeflecht, was sich nicht wie man das erwartet erhebt zu einer schönen Blüte oder zu einem schönen Baum, sondern was viel verzweigt wuchert zunächst sogar unter der Erde und erst allmählich ans Licht kommt und so ist auch vieles in der Musik Schumanns. 4:41 Musik 3 CD 5014 555/1-4 Arabeske CD3 track 4 von Anfang bis 0:52 O-Ton 4 Geck: 9:18 Es wäre auch möglich noch einen Ersatz zu finden und das ist die Arabeske, Das ist ein in sich Verschlungenes Gebilde und die frühen Klavierstücke von Schumann zeigen schon etwas von dieser Verschlungenheit und zugleich sind sie oft sehr knapp gehalten, nur über eine Minute etwa gehend, so dass die Zuhörer gar nicht in der Lage sind, sich in einen Prozess einzuklinken, sondern vor einen kleinen Schock gesetzt werden, so ist es nun in diesem Moment, im Hier und Jetzt. 10:15 Musik 4 CD 5014 555/1-4 Kinderszenen CD2 track 16 0:35 O-Ton 5 Geck: 10:26 Das sieht man ja auch gut an den Kinderszenen, die ja auch sehr schnell wechseln, wie ja auch schon der Name Szene sagt, und sogleich einen kleinen Moment des Hier und Jetzt (2 Mal) im Blick des Erwachsenen auf die Kindheit zeigen, Kind im Einschlafen oder wie immer, das ist dann sehr schnell wieder vorbei eh man sich versehen hat...da schließt sich eine Arabeske an die Nächste an. Musik 5 CD 5014 555/1-4 Kinderszenen CD2 track 25 ca 1:30 Autorin: In der Überzeugung später berühmt zu werden, verfasste Robert Schumann als Vierzehnjähriger seine erste Biographie. Sprecher Robert Schumann Ich bin zu Zwickau geboren am 8ten Juni 1810. Dunkel schweben mir nur noch die
Jahre meiner Kindheit vor den Augen; bis zum dritten Jahre war ich ein Kind wie ein anderes; da wurde ich denn, weil meine Mutter das Nervenfieber bekam und man sich vor Ansteckung fürchtete, erstlich nur auf 6 Wochen bei der jetzigen Bürgermeister Ruppius getan. Leicht verflossen mir diese Wochen hin, denn zu ihrem Ruhm muß man (es) sagen, daß sie es in Erziehung der Kinder weit gebracht hat: ich liebte sie, sie ward meine zweite Mutter, kurz ich blieb zwei und ein halb Jahr unter ihrer wahrhaft mütterlichen Aufsicht: ich ging jeden Tag einmal bei meinen Eltern und sonst bekümmerte ich mich nicht weiter um sie: noch recht gut erinnere ich mich, daß ich die Nacht ehe ich aus diesen Hause fortzog, nicht schlafen konnte und die ganze Nacht hindurch weinte, daß ich auch einmal zuvor, als die Frau Ruppius verreißt war, die Nacht, wo sie wieder kommen sollte, allein aufstand,
mich an das Fenster setzte, bitter weinte, und daß man mich früh, Tränen auf den Baken herabrollend, schlafend fand.
 Autorin: Emil Flechsig, ein Schul- und Studienfreund Robert Schumanns. Zitator: Einer meiner Bekannten von der Schule war auch
Robert Schumann, gleich nach meiner Übersiedelung
hierher 1822 wurden wir zusammengeführt als Mitschüler in der Tertia und als Nachbarn in der Burggasse. Sein Vater August Schumann war hier Buchhändler, ein intelligenter betriebsamer Mann,
schrieb seine Verlagsartikel großenteils selbst - eine
Zeitschrift "Erinnerungsblätter" - ein großes Lexikon
von Sachsen, XIV Bände; übersetzte auch noch Lord
Byron -, ich habe ihn nie anders als arbeitend gesehen. Seine Mutter lockte mich bald
ins Haus und hätschelte mich, da sie mich für einen
passenden Kumpan für Ihren Goldjungen hielt und
ich bin Hausbekannter daselbst geblieben bis zum
Absterben der Alten. Sprecher Robert Schumann Schon von früher Kindheit an hatte ich eine leidenschaftliche Liebe zur Musik, wenn es anders als Beweis gelten darf, daß ich den ganzen Tag am Klavier saß und phantasierte. Musik 6 CD 5000 134 Fantasiestücke track 2 variabel! Zitator: Den Knaben Robert fand ich in seinem 13. Jahre bereits als einen fertigen Klavierspieler vor, welcher sich auch schon öffentlich in Konzerten hören ließ. In der Schule war er ein mäßiger Kopf, mehr träumerisch und unachtsam. Was mir aber sehr bald an ihm auffiel: er war von der absoluten Gewißheit beherrscht, künftig ein berühmter Mann zu werden - worin berühmt, das war noch sehr unentschieden, aber berühmt unter allen Umständen. Anfangs gings eine Zeit lang auf die Philologie los, gerade seine schwächste Seite und mein Schellers Lexikon, das ich von ihm erkauft, trägt noch von seiner Hand eine große Menge gelehrter Zitate aus dieser Zeit; bald kam Heraldik an die Reihe, gleichfalls mit großem Eifer getrieben; später gerieten wir in die deutsche Poesie hinein und blieben darin stecken und zum Versemachen und Deutschschreiben hatte er ein ganz entschiedenes Talent. Sprecher Robert Schumann Was ich eigentlich bin, weiß ich selbst noch nicht klar: Phantasie, glaub' ich, hab' ich: und sie wird mir auch von keinem abgesprochen: tiefer Denker bin ich nicht: ich kann niemals logisch an den Faden fortgehen, den ich vielleicht gut angeknüpft habe. Ob ich Dichter bin - denn werden kann man es nie - soll die Nachwelt entscheiden. Zitator: An Ostern 1828 verließ er die Schule. In Leipzig wohnten wir nun von da an miteinander im Brühl. Er ließ sich als Jurist inscribieren, ich kaufte eine Mappe für ihn und er schrieb
sich bei Krug und Otto auf die Hörerliste, das ist seine
ganze Teilnahme an der Akademie geworden und geblieben. Aber um so eifriger ging er jetzt, wo aller Schulzwang
gefallen, freiwaltend an sein künftiges Lebenswerk.
Er nahm Clavierunterricht bei Wieck, der ihn immer enragé (Tollkopf) auf dem Piano nannte. Bei Wieck trafen wir die damals neunjährige Clara, welche schon sehr hübsch spielte und mit Schumann sich kindlich neckte, weshalb ich damals schon stille Mutmaßungen über ihr künftig gemeinsames Leben hegte. Daneben immer
das Neueste in der Literatur - Heines Reisebilder,
Menzels deutsche Geschichte - besonders viel Lektüre
von Jean Paul, dessen Stil und Manier er leider zu sehr
nachahmte in seinen Schreibereien, die er täglich
mehrere Stunden fortsetzte. Außerdem begann er eifrig
zu komponieren. Den Erlkönig von Schubert spielte er
prächtig, und da er in meiner Goethe-Ausgabe gleich hinter dem Erlkönig den "Fischer" fand, so geriet er über diesen und setzte ihn in Noten - wahrscheinlich sein erstes Lied, das ich heute noch pfeifen kann.
 Für den damals 1828 erst bekannt werdenden Schubert
faßte er eine rasende Vorliebe und schaffte Alles an,
was von ihm zu haben war. Als Schubert im nächsten Winter starb, geriet
er bei der ersten Nachricht seines Todes in solche
Aufregung, daß ich ihn die ganze Nacht schluchzen
hörte.
 Sprecher Robert Schumann Ostern 1829 ging ich nach Heidelberg, reiste später längere Zeit in der Schweiz und Italien und kam Ostern I830 nach Heidelberg zurück. Musik 7 CD 5000 134 Fantasiestücke track 1 0:35 frei dann drunterlegen Autorin: Theodor Töpken, ein Freund aus den Studienzeiten in Heidelberg. Zitator: Das Clavierspiel blieb während der ganzen Zeit seines Heidelberger Aufenthalts Schumann's Hauptbeschäftigung; es bildete sein eigentliches Studium. Oft sahen ihn schon die frühesten Morgenstunden am Instrumente, und wenn er mir sagte: "Heute Morgen habe ich sieben Stunden Clavier gespielt, ich werde heute Abend gut spielen, wir müssen zusammenkommen", dann wußte ich immer mit Sicherheit, wie vortrefflich es gehen würde und welchen Genuß ich zu erwarten hatte. Musik 7 hochziehen variabel! Zitator: Nach der gemeinschaftlichen Unterhaltung folgten in der Regel von seiner Seite freie Phantasien auf dem Clavier, in denen er alle Geister entfesselte. Ich gestehe, daß diese unmittelbaren musikalischen Ergüsse Schumann's mir immer einen Genuß gewährt haben, wie ich ihn später, so große Künstler ich auch gehört, in der Art nie wieder gehabt. Die Ideen strömten ihm zu in einer Fülle. die nie sich erschöpfte. Aus einem Gedanken, den er in allen Gestalten erscheinen ließ, quoll und sprudelte alles Andere wie von selbst hervor, und hindurch zog sich der eigenthümliche Geist in seiner Tiefe und mit allem Zauber der Poesie, zugleich schon mit den deutlich erkennbaren Grundzügen seines musikalischen Wesens, sowohl nach der Seite der energischen, urkräftigen, als der der duftig zarten, sinnend träumerischen Gedanken. Diese Abende, aus denen häufig Nacht wurde und die uns über die äußere Welt völlig hinweghoben, vergesse ich in meinem Leben nicht. Musik 8 CD 5000 134 Fantasiestücke track 5 Autorin: Robert Schumann genoss sein Studentenleben in vollen Zügen, die Musik und die Freunde standen an erster Stelle, wobei diverse Rauschmittel nicht fehlen durften. Sprecher Robert Schumann Schwere Cigarren stimmten mich hoch und poetisch. Je mehr bei mir der Körper abgespannt ist, desto mehr ist der Geist überspannt. Wenn ich betrunken bin oder mich gebrochen habe, so war am anderen Tage die Fantasie schwebender und erhöhter. Während der Trunkenheit kann ich nichts machen, aber nach ihr. Schwarzer Kaffee macht mich auch betrunken, wenn auch nicht schwarz. Autorin: Ein Eintrag in sein Tagebuch, das er seit 1827 führte. Ständig lebte er über seine Verhältnisse, obwohl er alles andere als arm war. Der Vater, 1826 gestorben, hatte die Familie wohlhabend hinterlassen. Da Schumann noch nicht volljährig war, konnte er nicht über sein Erbe verfügen und musste darum des Öfteren seine Familie anpumpen. Andererseits arbeitete er viel: er übte, komponierte, las und schrieb. Seine Mutter, die wollte, dass ihr Sohn etwas Anständiges lernt, ließ er im Glauben eifrig Jura zu studieren. Er traute sich nicht, ihr zu sagen, dass er viel lieber Musik machen würde. Als er den Druck nicht mehr aushielt und es ihr beichtete, fiel sie aus allen Wolken. Auf Versicherung von Friedrich Wieck, aus ihrem Sohn einen anerkannten Klaviervirtuosen zu machen, gab sie nach und Robert Schumann kehrte 1830 nach Leipzig zurück. Im Hause Wieck, wo er auch anfangs wohnte, traf er Clara wieder. Die damals 11-jährige, ein pianistisches Wunderkind, wurde von ihrem Vater unter strengem Regiment zur Virtuosin ausgebildet. Schon ab da gab es versteckte Zeichen, die auf die spätere Leidenschaft zwischen ihr und Robert hindeuteten. Schumann, vor Gefühlen überströmend, war schon seit frühester Kindheit empfänglich für die Liebe. Sprecher Robert Schumann Schon im 8ten Jahre - sollte man es denken - lernte ich Armors Kunst kennen: ich liebte wahrhaft unschuldig die Tochter des Superintendent Lorenz, Emilie mit Namen: und niemals werde ich es vergessen, daß ich ihr einstens,
als wir aus der französischen Stunde gingen, einen ganz abgebrochnen verzweifelten Liebesbrief überreichte, in welchem - ein Pfennig (wahrscheinlich um sich ein Kleid zu kaufen) eingewickelt war. 0, süße Einfalt!! Autorin: Als er neuneinhalb war, verliebte er sich in Ida Stölzel. Sprecher Robert Schumann ... auf der ich mehrere Gedichte machte, wovon ein Exemplar einmal von meinem Bruder Carl, der übrigens der Geliebte von ihrer Schwester, Ernestine, war, aufgefischt wurde, welches ich vielmal habe hören müßen: nichts störte mich aber, wir liebten uns beiderseitig zwey Jahre recht innig, kindisch und mißbrauchten die Liebe auf keine schlechte Weise: wie küßten uns stets: ich kaufte ihr jedesmal für meine Sonntags vier Groschen Bonbon - kurz ich war glücklich! Autorin: Zurück nach Leipzig ins Haus von Friedrich Wieck. Clara und Robert freundeten sich an, neckten einander und er erfand für sie und ihre Brüder abends Märchen und Schauergeschichten. Sprecher Robert Schumann Was ist Clara für ein Wesen! Gewiß sprach sie am geistreichsten von uns allen - kaum drei Schuh hoch liegt ihr Herz schon in einer Entwicklung, vor der mir bangt. Launen und Laune, Lachen und Weinen, Tod und Leben, meist in scharfen Gegensätzen wechseln in diesem Mädchen blitzschnell. Ach nein; aber Geschichten, sagte sie, Geschichten das ist mein Leben; wenn ich Abends zu Bette gehen will, wie nehm' ich mir vor, nur noch eine zu lesen, dann noch eine, aber nun die letzte, aber noch eine - bis die Mutter zankt und das Licht auslöscht. - Ihr Gedächtniß ist bewundernswürdig. Jedes Wort, was ich je sprach, kann sie mir wiederhohlen. Autorin: Schumann übte wie ein Besessener. Musik 9 CD 5000 208 Symphonische Etüden track 12 0:53 Sprecher Robert Schumann Beiläufig ein Schema meines Studierens, wie ich es heute den 9ten Tag fortsetze:
Von 7-10 alleiniges Studium im Chopin mit möglichster Ruhe der Hand; meinen Plan verfolg' ich von Seite zu Seite, nehm' aber dan[n] Stellen zur Übung mitten heraus. Um 11 Uhr fing ich gewöhnlich mit Czerny's Trillerübung [an], die nicht locker, leise und leicht genug gespielt werden kann. Dann kamen die Hummelschen Fingerübungen in den 4 Classen ihres Intervallenumfang nach, denen ich jeder an jedem Tage fünf neue hinzugab. Den Nachmittag hab' ich ganz zur Disposition meiner Laune bestimmt, fahre aber doch sicher und regelmäßig in der Fis moll Sonate von Hummel fort. Laß dich's nicht entmuthigen, lieber Robert, wenn es nicht einmal so perlen und schnellen sollte, wie während der letzten acht Tage; übe dich in Geduld, hebe die Finger leise, halte die Hand ruhig und spiele langsam: und Alles muß wieder in's Gleis kommen. Autorin: Kein Wunder, dass sich bei ihm schon bald ein Handleiden manifestierte, das sich durch eine aus einer Zigarrenkiste selbstgebastelte Apparatur zur Verbesserung seines Spiels nur noch verschlimmerte. Lange Zeit versuchte er mit den verschiedensten Mitteln seine Hand zu heilen: "Mein ganzes Haus ist eine Apotheke geworden", klagte Schumann. Vergeblich! Seiner Mutter schreibt er schließlich 1834. Sprecher Robert Schumann Wegen des Fingers mache Dir keine Unruhe! Componiren kann ich ohne ihn und als reisender Virtuose würde ich kaum glücklicher sein - dazu war ich von Haus aus verdorben. Beim Phantasiren stört es mich nicht. Autorin: Das klingt nicht nach großem Bedauern. Und abgesehen davon, dass er immer Clara vor Augen hatte, die am Klavier die größten Schwierigkeiten mit spielerischer Leichtigkeit meisterte, kann man sich schlecht vorstellen, dass ein so sprühender und unruhiger Geist sein Leben ausschließlich mit Üben und Konzertieren hätte verbringen können. Aber mit irgendetwas muss man ja Geld verdienen. Und was das betrifft hatte er längst andere Pläne: er möchte ein anerkannter Komponist werden und - eine Musikzeitung gründen. Schumann ging mit wachen Augen durchs Leben: "Es afficiert mich Alles, was in der Welt vorgeht, Politik, Literatur, Menschen". Der hochgebildete Schumann setzte sich intensiv mit allen Aspekten des Lebens auseinander und so war ihm die geistige, insbesondere die musikalische Verflachung, das hohle Virtuosengeklingel, ein Dorn im Auge. Nicht Bach, Beethoven oder Schubert, sondern der eher seichte Rossini waren zu seiner Zeit angesagt. Das hatte seinen Grund in der gescheiterten Französischen Revolution. Eine kurze Zusammenfassung aus dem 6. Band "Deutsche Literaturgeschichte". Zitator: 1815, nach dem Sieg über Napoleon, kehrten die deutschen Kriegsfreiwilligen in der Gewißheit heim, daß sie ihr Vaterland von der Fremdherrschaft befreit hatten, ein Vaterland, das es noch gar nicht gab. Sie sahen sich mit einer Realität konfrontiert, die von den Träumen von einem einheitlichen deutschen Reich freier Bürger weit entfernt war. Auf dem Wiener Kongreß war an die Stelle des Deutschen Kaiserreiches der Deutsche Bund getreten, ein Staatenbund von 39 souveränen Fürstentümern und Städten. Dieses Gebilde war ganz auf die Landesfürsten zugeschnitten. Sie bewahrten ihre Neuerwerbungen und Titel von Napoleons Gnaden, aber sonst suchten sie die vorrevolutionären Zustände zu restaurieren. Das bedeutete, daß der Absolutismus wieder Einzug hielt. Der führende Politiker in Mitteleuropa war Klemens Wenzel Fürst von Metternich, der österreichische Staatskanzler. Er stand so sehr im Vordergrund, daß man die Zeit von 1815 bis 1848 als die "Ära Metternich" bezeichnet und sein "System" sprichwörtlich wurde, das die Vorherrschaft Österreichs im Deutschen Bund sicherte, an der Legitimität der Fürsten festhielt und schon jeden nationalen, liberalen und revolutionären Tonfall mit polizeistaatliehen Mitteln bekämpfte. Autorin: Und Metternich hatte die Losung ausgegeben: "Das Volk soll sich zerstreuen, nicht versammeln". Der größte Teil der Bevölkerung, da völlig unpolitisch, nahm diese Aufforderung dankend an - der berühmte deutsche Untertanengeist. Einzig die intellektuellen Köpfe dieser Zeit, allen voran Philosophen und Literaten, versuchten die Ideale der Französischen Revolution hochzuhalten, oft unter Lebensgefahr. Ein berühmtes Beispiel ist Heinrich Heine, der 1831 nach Paris ins Exil ging und sich sein Leben lang an seiner deutschen Heimat abarbeitete. Zitator: Ich kann gar nicht mehr schlafen, und durch den überreizten Geist jagen die bizarrsten Nachtgesichte. Wachende Träume ... zum Verrücktwerden ... vorige Nacht lief ich solchermaßen durch alle deutschen Länder und Ländchen, und klopfte an den Türen meiner Freunde, und störte die Leute aus dem Schlafe ... Manche dicke Philister, die allzu widerwärtig schnarchten, stieß ich bedeutungsvoII in die Rippen, und gähnend frugen sie: "Wie viel Uhr ist es denn?" In Paris, liebe Freunde, hat der Hahn gekräht; das ist alles was ich weiß. Autorin: Robert Schumann hat sich zwar nie aktiv politisch betätigt, aber geistig bzw. künstlerisch gehörte er unbedingt dazu. Bereits 1831 war von ihm ein Artikel erschienen über die Variationen über ein berühmtes Thema aus Mozarts' Don Giovanni, eine Komposition für Klavier von dem noch weitgehend unbekannten Frédéric Chopin. Dieser Artikel ist keine trockene Werkanalyse, sondern ein genialer Essay, in dem Schumann sich nicht auf eine vermeintlich objektive, unpersönliche Expertenmeinung zurückzieht, sondern radikal subjektiv seine Begeisterung auf eine einzigartig poetische Weise zum Ausdruck bringt und damit kongenial zum Kern der Komposition vordringt. Sprecher Robert Schumann Mit den Worten: "Hut ab, ihr Herrn, ein Genie", legte Eusebius ein Musikstück auf. Den Titel durften wir nicht sehen. Ich blätterte gedankenlos im Heft; dies verhüllte Genießen der Musik ohne Töne hat etwas Zauberisches. Überdies, scheint mir, hat jeder Komponist seine eigentümlichen Notengestaltungen für das Auge: Beethoven sieht anders [aus] auf dem Papier als Mozart, etwa wie Jean Paulsche Prosa anders als Goethesche. Hier aber war mir's, als blickten mich lauter fremde Augen, Blumenaugen, Basiliskenaugen, Pfauenaugen, Mädchenaugen wundersam an: an manchen Stellen ward es lichter - ich glaubte Mozarts "Là ci darem la mano"! durch hundert Akkorde geschlungen zu sehen. Leporello schien mich ordentlich wie anzublinzeln, und Don Juan flog im weißen Mantel vor mir vorüber. "Nun spiel's", meinte Florestan. - Eusebius gewährte; in eine Fensternische gedrückt hörten wir zu. Musik 10 CD 5196 868/1-2 Chopin Variationen track 11 5'' - 0:39 frei dann drunterlegen Eusebius spielte wie begeistert und führte unzählige Gestalten des lebendigsten Lebens vorüber; es ist, als wenn die Begeisterung des Augenblicks die Finger über das gewöhnliche Maß ihres Könnens hinaushebt. Musik 10 hochziehen variabel! Freilich bestand Florestans ganzer Beifall, ein seliges Lächeln abgerechnet, in nichts als in den Worten, daß die Variationen etwa von Beethoven oder Franz Schubert sein könnten, wären sie nämlich Klaviervirtuosen gewesen - wie er aber nach dem Titelblatte fuhr, weiter nichts las als: "Là ci darem la mano, varié pour le Pianoforte par Frédéric Chopin, Oeuvre 2" und wir beide verwundert ausriefen: "Ein Werk 2", und wie die Gesichter ziemlich glühten vom ungemeinen Erstaunen und außer etlichen Ausrufen wenig zu unterscheiden war als: "]a, das ist einmal wieder etwas Vernünftiges - Chopin- ich habe den Namen nie gehört - wer mag es sein - jedenfalls ein Genie - lacht dort nicht Zerline oder gar Leporello" - - so entstand freilich eine Szene, die ich nicht beschreiben mag. Musik 10 hochziehen variabel! Erhitzt von Wein, Chopin und Hin- und Herreden, gingen wir fort zum Meister Raro, der viel lachte und wenig Neugier zeigte nach dem Werk 2, "denn ich kenn' euch schon und euren neumodischen Enthusiasmus - nun, bringt mir nur den Chopin einmal her". Wir versprachen's zum andern Tag. Musik 10 hochziehen variabel! Autorin: Schon hier zeigt sich, dass Schumann, wie Franz Liszt schrieb, "Eingeborener in beiden Ländern" war, sowohl in der Musik als auch in der Literatur. - Die beiden romantischen Schriftsteller E.T.A. Hoffmann, der auch ein bedeutender Komponist und Musikkritiker war, und Jean Paul waren seine Hausgötter. Ihnen fühlte er sich wesensverwandt. Jean Pauls' Roman "Flegeljahre" bezeichnete er als seine Bibel. Kein anderer Roman ist so von Musik durchdrungen. Dort fand er sich und sein Seelenleben widergespiegelt. Die beiden Protagonisten der "Flegeljahre", der Musiker und Himmelsstürmer Vult und der Dichter und Träumer Walt, sind Vorbilder für die beiden Figuren Florestan und Eusebius, die zum ersten Mal öffentlich in dem Chopinartikel auftauchen. Laut eigener Aussage repräsentieren sie Schumanns' Doppelnatur. Ihre Charaktere beschreibt er folgendermaßen. Musik 11 CD 5014 555/1-4 Davidsbündlertänze CD1 track 2 Sprecher Robert Schumann Florestan ist einer von jenen seltenen Musikmenschen, die alles Zukünftige, Neue, Außerordentliche schon wie lange vorher geahnt haben; das Seltsame ist ihnen im andern Augenblicke nicht seltsam mehr; das Ungewöhnliche wird im Moment ihr Eigentum. Eusebius hingegen , so schwärmerisch als gelassen, zieht Blüte nach Blüte aus; er fasst schwerer aber sicherer an, genießt seltener, aber langsamer und länger; dann ist auch sein Studium strenger und sein Vortrag im Klavierspiele besonnener , aber auch zarter und mechanisch vollendeter, als der Florestans. Musik 12 CD 5014 555/1-4 Davidsbündlertänze CD1 track 3 1:28 Autorin: Gemäß der romantischen Idee, den Alltag zu poetisieren, also kraft des inneren Reichtums der Phantasie den schnöden Alltag zu verwandeln, erfindet Schumann weitere Pseudonyme für seine Freunde, allen voran Zilia, wahlweise auch Chiara oder Chiarina für Clara Wieck und den weisen Meister Raro, der Friedrich Wieck zum Vorbild hat. Diese vier "Musketiere", also Florestan, Eusebius, Meister Raro und Zilia bilden die Kerntruppe der von ihm erfundenen sogenannten "Davidsbündler", benannt nach der berühmten biblischen Geschichte von David gegen Goliath. Nachdem er 1834 seine eigene Zeitung, die "Neue Zeitschrift für Musik" - die unglaublicherweise bis heute ohne Unterbrechung existiert - gegründet hat, bestimmt diese Truppe, gedacht als Speerspitze der musikalischen Avantgarde gegen die konservative Musikkritik, maßgeblich deren Inhalt und Richtung. Sprecher Robert Schumann Und hier sei noch eines Bundes erwähnt, der mehr ein geheimer war, nämlich nur in dem Kopf seines Stifters existirte, der Dauidsbündler. Es schien, verschiedene Ansichten der Kunstanschauung zur Aussprache zu bringen, nicht unpassend, gegensätzliche Künstlercharaktere zu erfinden, von denen Florestan und Eusebius die bedeutendsten waren, zwischen denen vermittelnd Meister Raro stand. Diese Davidsbündlerschaft zog sich, wie ein roter Faden, durch die Zeitschrift,. Wahrheit und Dichtung- in humoristischer Weise verbindend. Autorin: Ein Auszug aus einem Artikel, der 1836 in der von ihm gegründeten Zeitung "Neue Zeitschrift für Musik" veröffentlicht wurde. In Schumanns' Artikel geht es u.a. um die "6 Walzer" von einem heute unbekannten Edler von Meyer und die "Valses Romantique" von Clara Wieck. Sprecher Robert Schumann "Und nun spiele, Zilia! Ich will mich ganz untertauchen in den Tönen und nur zuweilen mit dem Kopf vorgucken, damit ihr nicht meint, ich wär' ertrunken an der Wehmut; denn Tanzmusik stimmt schmerzlich und schlaff, wie umgekehrt Kirchenmusik froh und tätig, wenigstens mich" - sprach Florestan. Zilia hielt vier leise Mondscheinakkorde aus. Musik 13 CD 5022 599 track 1 von Anfang ab ca 28'' drunterlegen Alle horchten aufmerksam. Auf dem Flügel lag aber ein Rosenzweig (Florestan hat an der Stelle der Leuchter immer Vasen mit Blumen), der von der Erschütterung nach und nach auf die Tasten geglitten war. Wie nun Zilia nach einem Baßton haschte, berührte sie ihn zu heftig und hielt inne, weil der Finger blutete. Florestan fragte, was es wäre? - "Nichts", sagte Zilia - "wie diese Walzer sind's noch keine großen Schmerzen und nur Blutstropfen, von Rosen hervorgelockt. " Die aber dieses sagte, möge nie andre kennenlernen! Musik 13 hochziehen variabel! Fade out bis kurz vor Textende - Nach einer Pause stürzte sich Florestan in den Meyerschen Salon voll glänzender Gräfinnen und Gesandtinnen. Wie einem das wohltut, Reichtum und Schönheit im höchsten Stand und Schmuck und oben droben die Musik; alle sprechen, und niemand hört vom andern, denn die Töne überschlagen in Wellen! "Dabei- (preßte Florestan heraus) "verlangt's einem ordentlich nach einem Instrument mit einer Oktave mehr links und rechts, damit man nur recht ausholen könne und schwelgen." Man hat keine Vorstellung, wie Florestan so etwas spielt und wie er fortstürmt und fortreißt. Auch waren die Davidsbündler ganz erhitzt und riefen in der Aufregung (eine musikalische ist unersättlich) nach "rnehr und mehr", bis Serpentin zwischen den Walzern von Schubert und dem Bolero von Chopin zu wählen vorschlug. "Treff ich" - rief Florestan und stellte sich in eine Ecke weit vom Flügel- "mich von hier aus auf die Klaviatur stürzend, den ersten Akkord aus dem letzten Satz der d-Moll-Sinfonie, so gilt Scbubert." Natürlich traf er. Zilia spielte die Walzer auswendig. Musik 14 CD 5181 967/1-2 Schubertwalzer CD2 track 6 40'' O-Ton 6 Geck: 55:27 Es ist so schön zu sehen wie die Sache plastisch wird bei Schumann. Plastisch in dem Sinne, dass über Musik nicht nur in abstrakten Worten schwadroniert wird, sondern, dass sich Schumann eine Truppe erfindet, eben die Davidsbündler, die für seine Ideen stehen, die sie verkörpern, auch in Rede und Gegenrede, auch sogar in der Musik, die dann auch die Rede und Gegenrede hat, da marschiert geradezu eine musikästhetisch interessierte Hörerschaft auf, die uns vorführt: so könnte man über Musik sprechen, so könntet ihr es ebenfalls in den Zirkeln, die ihr vielleicht habt, auch machen. 56:26 Autorin: Vorbild der "Davidsbündler" waren E.T.A. Hoffmanns' "Serapionsbrüder", die sowohl literarische Fiktion als auch ein real existierender Kreis von Schriftstellerfreunden waren, die sich in der Wohnung von Hoffmann trafen, um über das Neueste aus Kunst und Kultur zu diskutieren. So versammelten sich auch Künstlerfreunde um Robert Schumann über Jahre im Leipziger Lokal "Zum Kaffeebaum". Sprecher Robert Schumann Zu Ende des Jahres 1833 fand sich in Leipzig, allabendlich und wie zufällig, eine Anzahl meist jüngerer Musiker zusammen, zunächst zu geselliger Versammlung, nicht minder aber zum Austausch der Gedanken über die Kunst, die ihnen Speise und Trank des Lebens war, - die Musik. Man kann nicht sagen, daß die damaligen musikalischen Zustände Deutschlands sehr erfreulich waren. Auf der Bühne herrschte noch Rossini; auf den Clavieren fast ausschließlich Herz und Hünten. Und doch waren nur erst wenige Jahre verflossen , daß Beethoven, C.M.v.Weber und Franz Schubert unter uns lebten. Zwar Mendelssohn's Stern war im Aufsteigen und (es) verlauteten von einem Polen Chopin wunderbare Dinge, - aber eine nachhaltigere Wirkung äußerten diese erst später. Da fuhr denn eines Tages der Gedanke durch die jungen Brauseköpfe, laßt uns nicht müßig zusehen, greift an, daß es besser werde, greift an, daß die Poesie der Kunst wieder zu Ehren komme. So entstanden die ersten Blätter einer neuen Zeitschrift für Musik. Musik 15 CD 5181 967/1-2 Marsch gegen die Philister (Carnaval) CD1 track 51 Autorin: Ziel des im jugendlichen Überschwang geführten Angriffs war der Philister. Der Begriff, den die frühen Romantiker um die Gebrüder Schlegel übernahmen, stammt ursprünglich aus dem Studentenmilieu. Der Philister ist der bürgerliche Spießer, ein Mensch ohne Transzendenz, der seit der Aufklärung sein Leben der Nützlichkeit verschrieben hat, für den Kunst nichts anderes ist als angenehme Zerstreuung. Oder poetisch mit Novalis ausgedrückt: das aufklärerische Denken hat "die unendlich schöpferische Musik des Weltalls zum einförmigen Klappern einer ungeheuren Mühle" gemacht. Und Robert Schumann wollte, so der Musikwissenschaftler und Autor Martin Geck, dass Musik etwas zu den Ideen der Zeit beitragen sollte. Und das war nur möglich, wenn man sich auf literarische Ideen bezog. "Die romantische Poesie", so Friedrich Schlegel in seiner Zeitschrift "Athenäum", "ist eine progressive Universalpoesie". Zitator: Ihre Bestimmung ist nicht bloß, alle getrennten Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen, und die Poesie mit der Philosophie und Rhetorik in Berührung zu setzen. Sie will und soll auch Poesie und Prosa, Genialität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie lebendig und gesellig und das Leben poetisch machen. O-Ton 7 Geck: 50:06 Das war (auch) Schumann sehr wichtig, (auch) er wollte mit seiner Zeitschrift diese Ideen der Zeit und zwar die progressiven Ideen der Zeit befördern und auch das ging nicht nur mit klingender Musik, auch dazu gehörte Reflexion über das, was Musik sagen will. Und hier sehe ich tatsächlich etwas Neues...dass man nicht versucht Musik theoretisch zu erklären und auch nicht à la Programmmusik zu verstehen, sondern heraus zu finden versucht, was sagt sie eigentlich in meine Zeit hinein. Wobei Schumann auch zurückgeblendet hat in die Musikgeschichte und auch gefragt hat, wie hat Bach mit seinem Wohltemperierten Klavier in seine Zeit hinein gesprochen. Da kommt etwas auf den Weg, was aus der Musikbetrachtung nicht mehr wegzudenken gewesen ist, man sieht Musik in einem kulturellen Kontext. 51:47 Musik 16 CD 5037 709 Schubert C-Dur track 1 O-Ton 8 Geck: 52:18 Ich bewundere den Musikkritiker bis heute und er ist mir auch unverändert Vorbild, weil es ihm gelingt einen Raum zu schaffen, in dem man von der einen Seite die Musik vom Handwerk her betrachtet und sie analysiert, wo auf der anderen Seite immer das Echo, was Musik in mir erweckt zum Gegenstand gemacht wird. Und diese 2 Dinge miteinander zu verknüpfen ist ihm meines Erachtens auf unnachahmliche Art gelungen. Wie er die C-Dur Sinfonie von Schubert, (die Große C-Dur.Sinfonie), die ja von ihm wiedergefunden worden ist, zu betrachten weiß, wie ihm da Assoziationen kommen, die nicht vom Wesen der Musik wegführen und die auch nicht an den Haaren herbeigezogen werden, sondern naheliegen wie er etwa die Sinfonie in ihrem Wiener Milieubetrachtet, das ist unnachahmlich. Musik 16 ca 3:40 -4:39 frei dann drunterlegen Sprecher Robert Schumann Die Bilder der Donau, des Stephansturms und des fernen Alpengebirgs zusammengedrängt und mit einem leisen katholischen Weihrauchduft überzogen, und man hat eines von Wien, und steht nun vollends die reizende Landschaft lebendig vor uns, so werden wohl auch Saiten rege, die sonst nimmer in uns angeklungen haben würden. Bei der Sinfonie von Schubert, dem hellen, blühenden, romantischen Leben darin, taucht mir heute die Stadt deutlicher als je wieder auf, wird es mir wieder recht klar, wie gerade in dieser Umgebung solche Werke geboren werden können. Musik 16 hochziehen Ich will nicht versuchen, der Sinfonie eine Folie zu geben, die verschiedenen Lebensalter wählen zu verschieden in ihren Text- und Bilderunterlagen, und der 18jährige Jüngling hört oft eine Weltbegebenheit aus einer Musik heraus, wo der Mann nur ein Landesereignis sieht, während der Musiker weder an das eine noch an das andere gedacht hat und eben nur seine beste Musik gab, die er auf dem Herzen hatte. Aber daß die Außenwelt, wie sie heute strahlt, morgen dunkelt, oft hineingreift in das Innere des Dichters und Musikers, das wolle man nur auch glauben, und daß in dieser Sinfonie mehr als bloßer schöner Gesang, mehr als bloßes Leid und Freud, wie es die Musik schon hundertfältig ausgesprochen, verborgen liegt, ja daß sie uns in eine Region führt, wo wir vorher gewesen zu sein uns nirgends erinnern können, dies zuzugeben, höre man solche Sinfonie. Musik 16 hochziehen Hier ist, außer meisterlicher musikalischer Technik der 'Komposition, noch Leben in allen Fasern, Kolorit bis in die feinste Abstufung, Bedeutung überall, schärfster Ausdruck des Einzelnen und über das Ganze endlich eine Romantik ausgegossen, wie man sie schon anderswoher an Franz Schubert kennt. Und diese himmlische Länge der Sinfonie, wie ein dicker Roman in vier Bänden etwa von Jean Paul, der auch niemals endigen kann und aus den besten Gründen zwar, um auch den Leser hinterher nachschaffen zu lassen. Musik 16 eventuell hochziehen O-Ton 9 Geck: 53:57 Es ist ja ein Irrglaube für uns auch jetzt, wir könnten Musik unabhängig von ihrem Milieu und von unserem Milieu hören. Wir versuchen immer unbewusst unser Milieu mit dieser Musik wie wir sie erleben zu vergleichen und darin liegt unser Genuss, den wir an dieser Musik haben, dass wir denken, da war eine Komponistenpersönlichkeit, die hat das so gehört und so gesehen und hier bin ich mit der Hörerpersönlichkeit, die ich besitze, ich sehe das auch. Und da versuche ich in einen schönen Dialog zu kommen .Und zu diesem dialogischen Denken in der Musik hat Schumann Entscheidendes beigetragen. 54:57 Musik 16 hochziehen Autorin: 10 Jahre lang, bis 1844, hat Robert Schumann die Neue Zeitschrift für Musik fast im Alleingang gestemmt, eine ungeheure Arbeitsleistung. Gleichzeitig hat er versucht, sich eine Komponistenlaufbahn aufzubauen; dazu kam der nervenaufreibende Kampf um Clara Wieck. Dazu mehr in der 2. Stunde. Musik 16 hochziehen bis 56:30 2. Stunde Musik 17 Klavierquartett c-Moll 5191 127 track 2 Sprecher Robert Schumann Meine älteste, ganz fertig gemachte Arbeit war ein Psalm, 1821; ich schäme mich beinahe, wenn ich ihn jetzt ansehe; es fehlten mir alle Kenntniße, ich schrieb eben wie ein Kind; aber auch ohne alle Anregung von Außen. Es drängte mich immer zum Produciren, schon in den frühsten Jahren. Musik 17 frei 2:01 - 2:20 drunterlegen Sprecher Robert Schumann Sehr gut erinnere ich mich einer Stelle in einer meiner Compositionen, 1828, von der ich mir sagte, sie sei romantisch, wo ein von der alten Musik abweichender Geist sich mir eröffnete, ein neues poetisches Leben sich mir zu erschließen schien, es war das Trio eines Scherzos eines Clavierquartettes. Musik 17 frei 2:39 - 2:56 Zitator: Schumanns Musik reagiert auf den unaufhaltsamen Zerfall der Wiener klassischen Formenwelt und orientiert sich an einer neuen Idee, die Schumann selbst als das "Poetische" bezeichnet. Gegen den Formalismus, das "Mechanische" der Musik gerichtet, verfolgt Schumann mit dieser musikalischen Konzeption nichts weniger als den Versuch, die Musik jenseits der von der Wiener Klassik ausgebildeten Sprache erneut beredt zu machen, mit der Musik zu erzählen, zu sinnieren, zu lachen, zu weinen, ja den gesamten emotionalen Bereich in Tönen zu "dichten", in Musik zu sprechen, als sei die Musik eine Literatur sui generis. Die Musikwissenschaftler Harald Eggebrecht und Dieter Holland. Musik 17 frei 4:40 - 4:42 auf Ende Autorin: Schumann war von Literatur affiziert, er hat sich in die Dichtung, die ihn bewegte, mit Leib und Seele hineinversetzt, besonders in die von Jean Paul. Der Musikwissenschaftler und Autor Martin Geck. O-Ton 10 Geck: 21:10 Und was er da erlebte, dieses Lebensgefühl von J Paul, das hat er versucht in Musik zu übertragen, ihm also gleichsam etwas entgegen zu setzen. 21:25 - 22:32 Er hat die Romane von JP gelesen wie ein vielschichtiges Gewebe von verschiedenen Fäden, die sich durch die Handlung ziehen und die sich auch immer wieder gleichsam im Wege sind, das ist das literarische Prinzip von JP und er hat sich von dem Gewebe dieser Romane beeinflussen lassen und er hat gedacht, gefühlt, gewollt, ich mache das in meiner Musik ähnlich. 23:10 (Und darum sagt er, er hat von JP mehr Kontrapunkt gelernt als von seinen musikalischen Lehrern, weil es nicht da geht um eine Technik, sondern mit dem Umgang mit dem Kunsterleben und das sah er bei JP so verwirklicht wie er es sich gleichfalls vorstellte. 23:40) 21:25 Und darum ist er in besonderer Weise ein Tonpoet. Nicht etwa dass er die Libretti von Opern vertont hat, sondern dass er versucht hat eine Ebene zu finden, wo man Literatur gleichberechtigt in musikalische Schwingungen übertragen kann. 21:50 Musik 18 Papillons CD 5181967 CD1 track 13 0:33 Autorin: So sind zwar die im neuartigen poetischen Geist geschriebenen zwölf Stücke der "Papillons", sein Opus 2, von einem Kapitel aus Jean Pauls' Roman "Flegeljahre" inspiriert, sie sind aber keine Programmmusik, sondern, so Schumann, er habe den Text der Musik unterlegt, nicht umgekehrt. Es fänden sich in ihr - wie mehr oder weniger in allen seinen Werken - geheime und seltene Seelenzustände. Musik 18a Papillons CD1 track 19 bis 0:32 dann drunterlegen bis Ende? O-Ton 11 Geck: 12:47 Es sind Seelenzustände die auch für Schumann selten gewesen sind, die er vielleicht auch nicht so klar und bewusst zu verstehen wusste, die er deshalb in Musik gesetzt hat, da gewannen sie ihre spezifische Gestalt. Das ist ja sowieso das Bewundernswerte an vielen Künstlern, dass sind Momente, die ihnen in ihrem inneren Erleben selber unklar sind, indem sie sie oft in mühsamer Arbeit in Musik setzen, zu einer Form bringen, über die sich reden lässt, die man aber doch auch erfühlen kann. Musik 18b Papillons CD1 track 21 00:40 Autorin: Schumann reagierte mit seiner Musik hochsensibel auf alles, was um ihn herum vorging und ihn innerlich bewegte. Und so stehen die "Papillons" vor allem für das Flüchtige seiner Zeit. "Das Merkmal unserer Zeit ist das Unstäte, die Flucht und Jagd aller Ideen, Träume, Meinungen, Glauben", schrieb Schumann 1932 in sein Tagebuch. Jahrhundertelang war der Glaube unumstößlich, dass die Welt - ob gut, ob schlecht - von Gott so gewollt und gemacht worden war. Kaiser und Könige sonnten sich im Gottesgnadentum. Durch Aufklärung und Revolution galt diese Gewissheit nicht mehr. Technik und Industrialisierung schritten unaufhaltsam voran, grundlegende politische und gesellschaftliche Umbrüche waren die Folge. Es kursierten die unterschiedlichsten politischen und philosophischen Theorien, z.B. die, dass Gott nur eine menschliche Projektion sei. Oberflächlich waren die politischen Verhältnisse im Deutschen Bund noch stabil, aber unterschwellig brodelte es bedrohlich. Robert Schumann spürte wie ein Seismograph die Zeichen seiner Zeit. Sprecher Robert Schumann Es afficirt mich Alles, was in der Welt vorgeht, Politik, Literatur, Menschen - über Alles denke ich nach meiner Weise nach, was sich dann durch die Musik Luft machen, einen Ausweg suchen will. Deshalb sind auch viele meiner Compositionen so schwer zu verstehen, weil sie sich an entfernte Interessen anknüpfen, oft auch bedeutend, weil mich alles Merkwürdige der Zeit ergreift und ich es dann musikalisch wieder aussprechen muß. Autorin: Er lotete, besonders mit seiner Klaviermusik, die Tiefen seiner Seele aus wie keiner vor ihm. O-Ton 12 Geck: 7:17 Und dieses Innere von Schumann muss man sich nicht vorstellen wie das erleuchtete Paradies, sondern da war ja auch viel Wüste und Unglück, woraus er sich aber immer wieder in seiner Musik herausgearbeitet hat und davon ist dann in Tönen auch etwas zu hören. 7:41 Autorin: Der psychisch instabile und gefährdete Schumann sehnte sich nach Halt und Erlösung durch eine Frau. Sprecher Robert Schumann Gott! Nur e i n e n Menschen gieb mir, nur einen einzigen, an den ich das Herz halten kann - eine Geliebte, eine Geliebte. Autorin: Seit 1833 war es vor allem Clara, an der sich seine nicht nur männliche, sondern auch künstlerische Phantasie entzündete. Er wird ihr später schreiben: Sprecher Robert Schumann Jeder Deiner Gedanken kommt aus meiner Seele, wie ich ja meine ganze Musik Dir zu verdanken habe. Autorin: Die kindliche Neckerei zwischen ihr und Robert hatte sich zu gegenseitiger Anziehung und Schwärmerei entwickelt. Entzückende Briefe flogen hin und her. Sprecher Robert Schumann Liebe und gute Clara, Ob und wie Sie leben will ich wissen - weiter steht im Briefe nichts. Kaum wünschte ich, daß Sie sich meiner noch erinnern, da ich alle Tage sichtbar mehr einfalle und zur dürren Bohnenstange ohne Blätter in die Höhe schieße Der Doktor hat sogar verboten, mich zu stark zu sehnen, nach Ihnen nämlich, weil es zu stark angriffe. Dies wollte ich Ihnen aber alles nicht sagen, sondern etwas durchaus anderes - nämlich eine Bitte, die Sie zu gewähren haben. Da jetzt durchaus keine Funkenkette uns aneinanderzieht oder erinnert, so habe ich einen sympathetischen Vorschlag gefaßt - diesen: ich spiele morgen Punkt 11 Uhr das Adagio aus Chopin's Variationen und werde dabei sehr stark an Sie denken, ja ausschließlich an Sie. Nun die Bitte, daß Sie dasselbe tun möchten, daß wir uns geistig sehen und treffen. Der Punkt würde wahrscheinlich über dem Thomaspförtchen sein, wo sich unsere Doppelgänger begegneten. Wäre Vollmond, so schlüge ich diesen als Briefspiegel vor. Ich hoffe sehr auf eine Antwort. Tun Sie es nicht und es springt morgen in der zwölften Stunde eine Saite, so bin ich's. Ich bin's auch von ganzem Herzen, Robert Schumann. Musik 19 Chopinvariationen CD 5196868/1-2 CD1 track 10 bis 0:45 dann drunterlegen bis Ende Sprecherin Clara Schumann Lieber Herr Schumann!
Mit vieler Mühe habe ich endlich Ihren Brief mit Hilfe der Mutter ausstudieren können und setze mich sogleich, um Ihnen zu antworten. Ich bedaure Sie sehr, da Sie sich vom kalten Fieber so abschütteln lassen müssen, doch noch mehr tu ich dies, da ich vernommen habe, daß Sie kein bayrisches Bier trinken dürfen, welches Verbot Ihnen gewiß sehr schwer wird zu befolgen. Sie wollen wissen, ob ich lebe? nun das könnten Sie doch schon wissen, da ich Ihnen schon so viele Komplimente geschickt habe! ob sie ausgerichtet worden sind, das weiß ich freilich nicht, doch hoffe ich es. Wie ich lebe, das können Sie sich doch auch denken! wie kann ich denn gut leben, wenn Sie uns gar nicht mehr besuchen! Was Ihre Bitte anbetrifft, so werde ich sie erfüllen und mich morgen um 11 Uhr über dem Tho- maspförtchen einfinden. Meinen Doppelgängerchor habe ich vollendet, indem ich noch einen dritten Teil dazu gemacht habe. Einen längern Brief kann ich Ihnen zu meinem großen Leidwesen nicht schreiben, weil ich so viel zu tun habe. Um ein Wiederschreiben bitte ich Sie. Eine baldige Genesung wünscht Ihnen von Herzen Clara Wieck Musik 19 hier eventuell hochziehen bis Ende Autorin: Friedrich Wieck, der das Ganze mit Argusaugen beobachtete, schickte Clara vorsichtshalber 1834 zu Studienzwecken nach Dresden. Alleingelassen verlobte sich Schumann mit Ernestine von Fricken, ebenfalls eine Schülerin von Friedrich Wieck. Nichts verrät seine seelischen Qualen, die er Clara erst 1838 in einem Brief offenbart. Sprecher Robert Schumann Damals lief ich denn auch in einer ewigen fürchterlichen Aufregung zu einem Arzt - sagte ihm Alles, daß mir die Sinne oft vergingen, daß ich nicht wüßte wohin vor Angst, ja daß ich nicht dafür einstehen könnte, daß ich in so einem Zustand der äußersten Hülflosigkeit Hand an mein Leben lege. Entsetze Dich nicht, mein Engel Du vom Himmel; aber höre nur. Der Artzt tröstete mich liebreich und sagte endlich lächelnd "Medizin hülfe hier nichts; suchen Sie sich eine Frau, die curirt sie gleich". Es wurde mir leichter; ich dachte, das ginge wohl; Du kümmertest Dich dazumal wenig um mich und warst auch auf dem Scheidweg vom Kind zum Mädchen. Da nun kam Ernestine - ein Mädchen so gut wie die Welt je eins getragen - die, dachte ich, ist es; die wird Dich retten. Ich wollte mich mit aller Gewalt an ein weibliches Wesen anklammern. Musik 20 Carnaval Estrella CD 5181967 CD1 track 44 0:32 Autorin: So sah es in Wirklichkeit in ihm aus. Die Briefe verraten nichts davon, im Gegenteil: hier führt vor allem Florestan mit luftiger Leichtigkeit die Feder, mit kleinen Flirtereien, Verwirrspielchen, Zärtlichkeiten. Und Clara spielt mit, sie unterzeichnet ihrerseits mit Clara, Doppelgänger. Eine heitere Maskerade, wie in der zur gleichen Zeit entstandenen Komposition "Carnaval", ein atemberaubendes musikalisches Faschingstreiben. Virtuos und mit poetischer Farbigkeit treten u.a. auf: Pierrot und Arlequin, Eusebius und Florestan, Chopin und Paganini und Estrella und Chiarina, seine derzeitige und seine zukünftige Herzensdame. Auch hier keinerlei Seelenqualen. Man soll es auch nicht so genau wissen, der poetische Zauber wäre dahin. Musik 21 Carnaval Chiarina CD1 track 26 1:02 Sprecher Robert Schumann Es besitzt der Mensch eine eigene Scheu vor der Arbeitsstätte des Genius: er will gar nichts von den Ursachen, Werkzeugen und Geheimnissen des Schaffens wissen, wie ja auch die Natur eine gewisse Zartheit bekundet, indem sie ihre Wurzeln mit Erde überdeckt. Wir würden schreckliche Dinge erfahren, wenn wir bei allen Werken bis auf den Grund ihrer Entstehung sehen könnten. Autorin: Schreibt Schumann in seiner berühmten Rezension über Hector Berlioz' "Symphonie fantastique". Die Beziehung zu Ernestine von Fricken kühlte sich innerhalb eines Jahres ab und als er dann noch erfuhr, dass sie adoptiert und somit nicht erbberechtigt war, löste er die Verbindung. Der eigentliche Grund aber war Clara: als sie 1835 von einer langen Konzerttournee zurückkam, war es um ihn geschehen. Sprecher Robert Schumann Ich weiß noch wie ich Dich das Erstemal Nachmittag 12 Uhr sah; Du schienst mir höher, fremdartiger - Du warst kein Kind mehr mit dem ich hätte spielen und lachen mögen - Du sprachst so verständig und in Deinen Augen sah ich einen heimlichen tiefen Rest von Liebe. Autorin: Er lag richtig: Clara war schon länger in ihn verliebt. Im November kam es zum ersten Kuss und eine turbulente Liebesgeschichte nimmt hier ihren Anfang. Diese Beziehung entwickelte sich nicht nur zu einer tiefen menschlichen Verbindung, sondern auch zu einer einzigartigen Künstlerfreundschaft. Hatte ihm Clara schon zwei Jahre zuvor eine Komposition von sich gewidmet, so dediziert er ihr jetzt seinerseits seine fis-Moll Klaviersonate, in der er ein Thema aus einer ihrer Kompositionen verarbeitete. Musik 22 Fis-Moll-Sonate CD 5184842 CD1 track 13 2:00 Ende Er bezeichnet die Sonate als einen einzigen Herzensschrei nach Clara, zugeeignet von Florestan und Eusebius. Diese beiden Figuren, der sanfte Eusebius und der stürmische Florestan, denen man schon in der Neuen Zeitschrift für Musik begegnet ist, haben musikalisch folgende Bedeutung, Martin Geck: O-Ton 13 Geck (26:00): Florestan und Eusebius, dazu dann noch der Meister Raro sind Phantasiefiguren, die es ihm ermöglicht haben, das was an freiflottierender Fantasie in seinem Innern war, zu ordnen. Auf diese Weise war es ihm möglich nicht etwa eine chaotische Musik zu schreiben, sondern in vernehmbaren und nachvollziehbaren Bahnen zu bleiben, in dem er diese beiden Temperamente, (dann gelegentlich noch Raro hinzugenommen), in der Lage war zu unterscheiden und sich jeweils in diese Richtung zu bewegen oder in eine andere Richtung. Das ist ja noch nicht ein Roman des 20. Jahrhundert wie der Ulysses, wo das bewusst durcheinander gewirbelt wird, das man nicht mehr weiß, in dieser Sekunde war man noch da und in der nächsten ist man schon wieder woanders, so konnte und wollte man im 19. Jahrhundert noch nicht schreiben, sondern es sollte doch bei dieser Vielfalt und phantastischen Erlebnisweise, eine spezifische Ordnung gewahrt bleiben. Und zu der haben ihm diese Romanfiguren verholfen. 17:51 (Lange Version nehmen) Autorin: Friedrich Wieck reagierte fuchsteufelswild auf die Liebe zwischen Clara und Robert. Obwohl er Schumann als Künstler schätze, hielt er ihn für einen Hallodri. Clara war sein Geschöpf, das er geformt hatte und das ihm Ruhm und Geld einbrachte. Niemals würde er sie Robert überlassen, er schickt Clara erneut nach Dresden. Als er erfährt, dass Robert ihr nachgereist ist, verbietet er jeden Kontakt und droht, ihn zu erschießen, falls er sich nicht daran hält. Schumann ist am Boden zerstört. Alte Verlassenheitsängste quälen ihn und stürzen ihn in Verzweiflungszustände. Die Fantasie op.17 entsteht, über deren Kopfsatz er ihr später schreibt, er sei das Passionierteste, was er je gemacht habe, eine tiefe Klage um sie. Musik 23 op 17 CD 5184842 CD2 track1 1:49 oder 1:35 oder 0:33 drunterlegen bis Ende O-Ton Geck Autorin: Wobei man sich hüten muss Schumanns' Musik nur als eine in Noten geschriebene Biographie zu betrachten. Martin Geck. O-Ton 14 Geck: 15:33 Was in die Irre führt, wenn man das immer zu sehr bezieht auf bestimmte Lebensmomente, die sich an Menschen festmachen lassen, natürlich ist vieles Klara gewidmet oder ihr zu Ehren geschrieben, das spielt für unsere Rezeption eine sehr geringe Rolle. 15:58 - 16:28 Wichtiger für uns, dass wir seine inneren Gestimmtheiten, die aus seiner Musik sprechen, das wir die nachvollziehen können und hiervon etwas haben und uns wieder erkennen in Bestrebungen und Erlebnissen, die wir vielleicht auch selber haben. Und da mag es uns befremden, wenn es manchmal aphoristisch klingt, vielleicht befremdet uns das, weil auch in uns viel Aphoristisches ist, was wir aber nicht so gerne zulassen wollen, weil es nicht in dieses perfekte Leben passt. 17:08 Autorin: Erst nach eineinhalb Jahren ohne jeglichen Kontakt sehen sie sich, auf Claras Initiative hin, wieder. Sprecher Robert Schumann Sind Sie noch treu und fest? So unerschütterlich ich an Sie glaube, so wird doch auch der stärkste Mut an sich irre, wenn man gar nichts von dem hört, was einem das Liebste auf der Welt. Und das sind Sie mir. Tausendmal habe ich mir alles überlegt und alles sagt mir: Es muß werden, wenn wir wollen und handeln. Schreiben Sie mir nur ein einfaches Ja, ob Sie Ihrem Vater gerade an Ihrem Geburtstage (zum 13. September) einen Brief von mir selbst geben wollen. Er ist jetzt gut gegen mich gesinnt und wird mich nicht verstoßen, wenn Sie noch für mich bitten. Dies schreib ich gerade am Tage Aurora. Wäre es, daß uns nur eine Morgenröte noch trennte. Vor allem halten Sie fest daran: es muß werden, wenn wir wollen und handeln. Von diesem Briefe sagen Sie gegen niemanden; es könnte sonst verdorben werden. Vergessen Sie also das "Ja" nicht. Ich muß erst diese Versicherung haben, ehe ich an etwas Weiteres denken kann . Alles dies meine ich aus voller Seele so, wie es dasteht, und unterschreibe es mit meinem Namen, Robert Schumann. Sprecherin Clara Schumann Nur ein einfaches "Ja" verlangen Sie? So ein kleines Wörtchen -
so wichtig! doch - sollte nicht ein Herz so voll unaussprechlicher Liebe, wie das meine, dies kleine Wörtchen von ganzer Seele aussprechen können? Ich tue es und mein Innerstes flüstert es Ihnen ewig zu.
Die Schmerzen meines Herzens, die vielen Tränen, könnt' ich das schildern - o nein! - Vielleicht will es das Schicksal, daß wir uns bald einmal sprechen und dann - Ihr Vorhaben scheint mir riskiert, doch ein liebend Herz achtet der Gefahren nicht viel. Also abermals sage ich "Ja!". Sollte Gott meinen achtzehnten Geburtstag zu einem Kummertag machen? O nein, das wäre doch zu grausam. Auch ich fühlte längst "es muß werden", nichts in der Welt soll mich irre machen, und dem Vater werd ich zeigen, daß ein jugendliches [Herz] auch standhaft sein kann. sehr eilig. Ihre Clara Autorin: Am 14. August 1837 verloben sie sich heimlich. Er hält bei ihrem Vater um ihre Hand an und wird mit aller Härte abgeschmettert. Friedrich Wieck. Zitator Wie soll sich ein Mann, der im höchsten Grade träge, unzuverlässig, unfügsam, trotzig, widerspenstig, eigensinnig, kindisch, unmännlich, mit einem Wort für das sociale Leben völlig verloren ist, der nicht verständlich sprechen und nicht leserlich schreiben, sich in kein Verhältniß fügen und nichts zu rechter Zeit thun kann, der seine Zusagen nicht hält und der musikalischen Virtuosität abhold ist, als Begleiter der Clara auf Kunstreisen geriren? Sprecher Robert Schumann Die Unterhaltung mit Ihrem Vater war fürchterlich. Diese Kälte, dieser böse Willen, diese Verworrenheit, diese Widersprüche - er hat eine neue Art zu vernichten, er stößt einem das Messer mit dem Griff in das Herz... Was denn nun, meine liebe Clara? Ich weiß nicht, was ich anfangen soll. Gar nicht. Mein Verstand geht hier zu Nichte, u. mit dem Gefühl ist ja vollends nicht anzufangen bei Ihrem Vater. Was denn nun, was denn nun?... Ich bin heute so todt, so erniedrigt, daß ich kaum einen schönen guten Gedanken fassen kann; selbst Ihr Bild ist mir zerflossen, das ich mir kaum Ihr Auge denken kann. Kleinmüthig, daß ich Sie aufgäbe, bin ich nicht worden; aber so erbittert, so gekränkt in meinen heiligsten Gefühlen, so über einen Leisten geschlagen mit dem Gewöhnlichsten!... Adieu, meine Clara, ich küsse Dich. Tröste mich, bitte Gott, daß er mich nicht in Verzweiflung untergehn lässt. Ich bin angegriffen an der Wurzel meines Lebens. Autorin: Ein dreijähriger zermürbender Kampf beginnt, in dem Friedrich Wieck alles versucht, das Paar auseinander zu bringen und Schumann gesellschaftlich zu diskreditieren. Fast der einzige Kontakt zwischen ihnen in dieser Zeit sind heimliche Briefe. Die langen Trennungen haben aber auch damit zu tun, dass Clara fast ständig auf Tournee ist und überall enthusiastisch gefeiert wird, während Schumann versucht, sich eine Existenz aufzubauen. Die unzähligen Briefe zeugen von einer großen Liebe - selten hat man ergreifendere, leidenschaftlichere, und zärtlichere gelesen. Sprecherin Clara Schumann Unendlich viel Mühe kostet es mir, daß ich einen Augenblick gewinne, Dir, mein herzinnigst geliebter Robert nur eine Zeile zu schreiben. Seit ich wieder hier bin, hab ich meinen heitern Sinn wieder ganz verloren, doch nicht etwa den Mut, alles zu ertragen. Mein Herz ist jetzt so schwer und doch durch Deinen Brief so freudig erregt ...
Fragt mich jemand, ob ich Dich schon gesehen habe, dann treten mir die Tränen in die Augen - Du bist mir so nah, und doch kann ich Dich nicht sehen ... ich schwebe im Himmel und bin doch wieder nachher so unglücklich, daß ich Dich nicht gleich umarmen kann, Dich, der mir alles ist, in dem mir eine andere Welt aufgegangen ... Du bist das Ideal von einem Manne, was ich immer im Herzen trug, der Himmel ließ es mir in Wirklichkeit erscheinen, und ich soll es besitzen, Dich soll ich mein nennen? Und doch es soll, es muß sein!... Ach müßt ich mich doch nie trennen; ich bin so melancholisch, daß mir das Herz springen möchte vor Sehnsucht nach Dir, mein lieber, teurer unbeschreiblich geliebter Robert. Sprecher Robert Schumann Es drängt mich so sehr, Dich zu sehen, Dich an's Herz zu drücken, daß ich ordentlich traurig bin - und auch krank. Ich weiß nicht, was mir fehlt - und doch ich weiß es, Du fehlst mir. Überall seh ich Dich, in meiner Stube gehst Du auf und nieder mit mir, Du liegst in meinen Armen und nichts, nichts ist wahr. Krank bin ich. Und wie lange wird dies alles währen. Es steht alles so schreckhaft still jetzt. Ich möchte gleich auf und davon und suche doch Dich nur und weiß auch wo Du bist und kann Dich doch nicht finden. Ach verzeih meine Clara, daß ich Dir vorklage - es wird wohl anders werden und der Mut wiederkommen. Nur einen Gruß wollt ich Dir heute schreiben; vieles hab ich Dir noch zu sagen - und die Hauptsache, es muß eher mit uns werden, Du mußt eher zu mir kommen. Nenne mich nicht ungenügsam und ungestüm. Aber jede Minute später ist ja wie gestorben. Ich trage es nicht so lange mehr. Könnten wir uns nur einmal ruhig sprechen - ein paar Stunden lang. Nur einen Gruß wollt ich Dir ja sagen - den wirst Du verstehen - Adieu, ich bin Dein eigen für immer. Autorin: Es gibt aber auch Verunsicherung, Eifersucht und Gekränktheit. Clara ist zerrissen zwischen dem Gehorsam gegenüber ihrem Vater und ihrer Liebe zu Robert. Bereits hier zeigt sich ihre unglaubliche Stärke und Zähigkeit. Schon Goethe attestierte ihr als sie noch ein Kind war, sie habe mehr Kraft als 6 Knaben zusammen. Robert klammert sich an sie wie ein Ertrinkender. Der übersensible Schumann leidet Höllenqualen, er wird von Ängsten überflutet. Was andere lähmen würde, setzt in Schumann eine ungeheure Produktion frei, seine Kompositionen aus dieser Zeit sind ein unaufhörliches Zwiegespräch mit Clara, so u.a. die "Kreisleriana". Musik 24 Kreisleriana CD 5000156 track 14 bis 0:54 dann drunterlegen Sprecher Robert Schumann Kreisleriana will ich es nennen, in denen Du und ein Gedanke von Dir die Hauptrolle spielen und will es Dir widmen - Ja Dir und Niemanden anders - da wirst Du lächeln so hold, wenn Du Dich wieder findest. Eine rechte ordentlich wilde Liebe liegt darin in einigen Sätzen, und Dein Leben und meines und mancher Deiner Blicke. Musik 24 hochziehen variabel bis Stückende drunterlegen Autorin: Die "Kreisleriana" sind ursprünglich irrwitzige Texte von E.T.A. (Ernst Theodor Amadeus) Hoffmann über sein Alter Ego, den genialen, exzentrischen Kapellmeister Johannes Kreisler, der an der sogenannten besseren Gesellschaft leidet und wahnsinnig wird. Indem Schumann u.a. Hoffmanns' Kunstfigur in Musik setzt, findet er einen Weg seine inneren Spannungen zu kanalisieren. Martin Geck. O-Ton 15 Geck: 33:09 Ich glaube schon, dass Schumann oft in Gefahr war von inneren Bildern überflutet zu werden und da war es ihm eine Hilfe eine Form zu finden, wie er das los wurde...wie sie die Musik bot. Und deshalb sicher die verschiedenen Bilder, Masken im Carnaval oder was wir sonst nehmen in den frühen Klavierwerken, es ist ja immer zu finden in den Kreisleriana, ich würde sogar sagen, dass es gelegentlich darum geht, dass das was ihn an Bewegung nahezu irritiert, in eine Musik zu setzen, die man vergleichen könnte mit einer Körpersprache. Das ist versucht worden von Roland Barthes in seinem Essay "Rasch", wo er die Kreisleriana versucht hat zu verstehen im Sinne von Körpersprache. 34:44 Zitator: In den Kreisleriana höre ich eigentlich keine einzige Note, kein Motiv, kein Thema, keine Grammatik, keinen Sinn, nichts, was eine irgendwie geartete intelligible Struktur des Werks wiederherzustellen erlauben würde. Nein, was ich höre sind Schläge: Ich höre das, was im Körper schlägt, was den Körper schlägt oder besser: diesen Körper, der schlägt. Musik 24a Kreisleriana track 20 1:23 bis Ende drunterlegen dann sofort Musik 24b track 21 anschließen Autorin: Die emotionale Achterbahn, die Hoffmann seinem Kapellmeister in den Mund legt, könnte auch für Schumann gelten. Aus "Lebensansichten des Kater Murr" von E.T.A. Hoffmann. Zitator: Ein wüstes wahnsinniges Verlangen bricht oft hervor nach Etwas, das ich in rastlosem Treiben außer mir selbst suche, da es doch in meinem eigenen Innern verborgen, ein dunkles Geheimnis, ein wirrer rätselhafter Traum von einem Paradies der höchsten Befriedigung, das selbst der Traum nicht zu nennen, nur zu ahnen vermag... Nicht auszusprechen vermag ich die Marter meines Zustandes, wenn in der heitersten Umgebung gemütlicher wohlwollender Freunde, bei irgendeinem Kunstgenuß, ja selbst in den Momenten, wenn meine Eitelkeit in Anspruch genommen wurde auf diese, jene Weise, ja! Wenn mir dann plötzlich alles elend, nichtig, farblos,tot erschien und ich mich versetzt fühlte in eine trostlose Einöde. O-Ton 16 Geck: 37:27 Man kann viell sagen, es spricht für eine Phase rastloser innerer Tätigkeit, die dann wieder abgelöst wurde von Phasen der Niedergeschlagenheit, der Depression und der Antriebsarmut. Das ist für ihn bezeichnend, dass diese Phasen immer wieder gewechselt haben und in Phasen rastloser Phantasietätigkeit, da hat er seine Energie für seine Werke geschaffen und gedacht, das was mich im Innern bewegt und belastet, das muss nach außen, das muss zur Kunst werden. Und das ist ihm geglückt, wobei man immer wieder sieht, dass das was ihn belastete nicht was Individuelles ist und Krankhaftes, sondern etwas von dem was in jedem von uns steckt, nur dass wir es in unserem Leben nicht mehr wahrhaben wollen und mögen, weil es und am normalen Vollzug unseres Alltags eher hindern könnte. 38:54 Musik 24b track 21 hochziehen variabel Autorin: Erst ein Gerichtsprozess bringt Robert und Clara am 1. August 1840 die ersehnte Heiratserlaubnis. Aber schon ab Anfang des Jahres 1840 gab es Anlass zu berechtigter Hoffnung, dass das Schicksal zu ihren Gunsten entscheiden würde. Trotz Unsicherheiten ist Schumann selig und wie befreit. Auf einmal gesellt sich in seinen Kompositionen die Stimme zum Klavier dazu und wie im Rausch entsteht Lied um Lied. Musik 25 "Du bist wie eine Blume" 5023 990 track 28 1. Strophe 40'' Zitator: Schläft ein Lied in allen Dingen,/ die da träumen fort und fort,/und die Welt fängt an zu singen,/ triffst du nur das Zauberwort. Joseph von Eichendorff. Musik 25 eventuell 2. Strophe 0:40 - 1:20, dann bis Ende drunterlegen Sprecher Robert Schumann Das Träumen und Musicieren macht mich beinahe todt jetzt; ich könnte daran untergehen. Ach Klara, was das für eine Seligkeit ist für Gesang zu schreiben. Das hatt' ich lange entbehrt. Seit gestern früh hab' ich gegen 24 Seiten Musik wieder geschrieben; etwas Neues, von dem ich Dir nichts sagen kann, als daß ich dabei gelacht und geweint vor Freude. O-Ton 17 Geck 41:34 Ich glaube schon, dass die glückliche Beziehung zu Clara eine Rolle gespielt hat, was sich zunächst an Gefühlen verkapselt hatte und nur in einer gewissen Verschlüsselung der Instrumentalmusik sich zu äußern wagte, das konnte sich jetzt aus einer gewissen Liebesfreiheit heraus auch eines Textes bedienen und natürlich dann in erster Linie eines Textes indem es um Liebeserleben geht. Aber auch da ist es natürlich bemerkenswert, dass es keineswegs nur euphorische Texte sind, sondern dass das Liebesleid von Anfang an eine große Rolle spielt, etwa in dem Zyklus auf die Gedichte von H Heine, wo ja von vorneherein der Liebesschmerz mitschwingt und am Ende Überhand nimmt und es ist dann interessant, dass nach dem letzten Lied, wo diese Lieder begraben werden, ein längeres Klaviernachspiel kommt, wo dieser Text wieder verschwindet und Schumann sich gleichsam wieder zurücknimmt in seine Verkapselung der bloßen Instrumentalmusik, da spricht er nur noch mit sich selber.43:29 Musik 26 Dichterliebe "Die alten bösen Lieder" 5025 333 track 16 ab 2:14 (oder 1:54) Klaviernachspiel Autorin: "Die alten, bösen Lieder" ist mit Abstand das längste Lied aus der "Dichterliebe" nach Heinrich Heine. In der Regel huschen die Lieder des Zyklus, wie schon die 12 "Papillons", in blitzschnellem Wechsel von Stimmungen und Gefühlen, in aphoristischer Kürze vorbei. Im Gegensatz zu Schuberts Liedern, die ungebrochen in einem einzigen Klangstrom, der nie versiegt, dahinfließen, kennzeichnen Schumanns' Lieder vor allem das Fragmentarische. Martin Geck. O-Ton 18 Geck: 44:50 Wo bei Schubert dann einmal Schluss ist, da hat das wirklich was zu sagen, etwa in dem letzten Lied der Winterreise, der Leiermann, da ist diese Kontinuität zerbrochen, da ist das lyrische Ich mit seinem Latein am Ende. Bei Schumann ist das im gewissen Maße von Anfang an schon so, da gibt es nicht diesen Liedfluss, sondern da sind von vorneherein, Stockungen, Fermaten, Nachdenklichkeiten, Zweifel eingebaut. Und das ist wohl etwas besonderes, dieses Wagnis, sich diesem Strom des Geschehens zu entziehen und nicht mehr zu sagen, ach, die Musik wird mich schon tragen, sondern eher zu sagen, ich muss sehen wie ich mich als Individuum gegen dieser Musik überhaupt behaupte oder jedenfalls verhalte.46:14 Autorin: Dementsprechend ziehen Sänger und Pianist oder Pianistin nicht am gleichen Strang wie noch bei Schubert. O-Ton 19 Geck 47:14: Bei Schumann sind sie Partner, die nicht gemeinsam gehen, Hand in Hand, sondern die in ihrer jeweiligen Individualität bezogen sind auf was Übergeordnetes, was jenseits des Gesanges und der Klavierbegleitung liegt, eine bestimmte Idee, die das Lied verwirklichen soll. Nehmen sie ein Lied aus dem Zyklus nach Heine, ich hab im Traum geweinet, das wird zunächst unbegleitet gesungen, dann kommen wenige stockende Klavierakkorde, tamtam...ich wäre schon tot...tamtam 48:21 Musik 27 "Ich hab im Traum geweinet" 5025 333 track 13 1. Und 2. Strophe bis 0:43 oder bis 1:29 fade (Ende2:30) O-Ton 20 Geck: 48:22 Das ist kein Zusammengehen, sondern die Stimme wird vom Klavier kommentiert, aber das Übergeordnete ist ersichtlich, nämlich diese Erschütterung, die wiedergegeben werden soll in dem Lied.48:48 Autorin: Neben der "Dichterliebe" ist der "Liederkreis" nach Joseph von Eichendorff der Inbegriff der Romantik. Sprecher Robert Schumann Der Eichendorff'sche Cyklus ist wohl mein aller Romantischstes und es steht viel von Dir darin, Du meine liebe theure Braut. Autorin: Nicht mehr der Liebesschmerz ist hier Thema, sondern der sich einsam und fremd in der Welt fühlende Mensch, der sich nach Einheit und Verschmelzung sehnt, die er aber nie erlangen kann. "Die heilige Musik zeigt den Menschen eine Vergangenheit und eine Zukunft, die sie nie erleben", hatte schon Jean Paul in seinem Roman "Flegeljahre" geschrieben. Martin Geck. O-Ton 21 Geck: 19:04 Und dieses Moment der Romantik, dass sich das Unendliche am Endlichen bricht, erlebe ich immer wieder in der Musik von Schumann, natürlich nicht nur in ihr, aber vor allem in ihr 19:20 ... 19:34 denken sie an das Lied, es war als hätt der Himmel die Erde still geküsst. 19:39 Musik 28 Mondnacht 5081 110 CD1 track 25 frei 0:18 - 1:10 (oder mehr) O-Ton 22 Geck: 19:39 Da ist ja auch schon diese Intention zu spüren, dass sich das Unendliche am Endlichen bricht, die Seele als das Endliche flog durch die stillen Lande als flöge sie nach Haus, das Universum und das wird in dieser Musik sehr gut wieder gegeben und da ist ein Stück Romantik zu spüren. 20:10 Autorin: Am 12. September 1840, einen Tag vor Claras 21. Geburtstag, heiraten Clara und Robert. Sprecher Robert Schumann Meine geliebte Clara, sorge Dich nicht, aber das kannst Du wissen, daß Du mich ganz heilen, ganz glücklich machen kannst. Sprecherin Clara Schumann Sei Du mein Alles, auch mein Vater - nicht wahr, Robert? Musik 29 Quintett 1.Satz 5181 227 track 5 10'' frei, dann drunterlegen Autorin: Ob die hohen Erwartungen aneinander und das prosaische Eheleben zu vereinbaren waren? Die großen Liebespaare dieser Welt wie Romeo und Julia oder Tristan und Isolde sind jedenfalls vorsichtshalber vor der Erfüllung ihrer Beziehungswünsche gestorben. Robert und Clara waren immerhin 16 Jahre bis zu Schumanns' Tod verheiratet. Wie es mit den beiden und vor allem mit ihrer Kunst weitergeht erfahren sie in der 3. Stunde. Musik 29 weiter bis 56:30 3. Stunde Musik 30 Liebesfrühling "Schön ist das Fest des Lenzes" Duett CD 5181 164 track 3 ca 53'' Sprecher Robert Schumann Mein herzliebstes junges Weib, laß Dich vor Allem auf das Zärtlichste küßen am heutigen Tage, dem ersten Deiner Frauenschaft, dem ersten Deines 22sten Jahres. Das Büchlein, das ich heute eröffne, hat eine gar innige Bedeutung; es soll ein Tagebuch werden über Alles, was uns gemeinsam berührt in unserem Haus- und Ehestand; unsre Wünsche, unsere Hoffnungen sollen darin aufgezeichnet werden; auch soll es sein ein Büchlein der Bitten, die wir an einander zu richten haben, wo das Wort nicht ausreicht; auch eines der Vermittlung und Versöhnung, wenn wir uns etwa verkannt hatten; kurz ein guter wahrer Freund soll es uns sein, dem wir Alles vertrauen, dem unsre Herzen offen stehen. Autorin: Am 13. September 1840, am Geburtstag von Clara Wieck, seit einem Tag Clara Schumann, eröffnet Robert Schumann das sogenannte Ehetagebuch. Sprecher Robert Schumann Ereigniße nur wenige, Glück die Fülle. Mein Weib ist ein wahrer Schatz, der täglich größer wird. Fühlte sie so recht, wie glücklich sie mich macht. Wie ich ihr denn überhaupt zum Schluß unserer ersten Woche das Zeugnis geben kann, daß sie alles besitzt, einen Mann zu beglücken, und es ist gewiß mein höchster Wunsch, geliebtes Weib, daß auch Du so zufrieden und glücklich bei mir bist. Sprecherin Clara Schumann Ehe ich mit der neuen Woche beginne, muß ich Dir, mein lieber Mann, doch gestehen, daß ich noch nie so glückliche Tage verlebt, als die letztvergangenen, und gewiß ich bin das glücklichste Weib auf Erden. Mir ist's, als liebt ich Dich mit jeder Minute mehr, und ich kann wohl sagen, ich lebe nur in Dir. Es ist mein höchstes Glück, wenn Du immer zufrieden bei mir bist, und ist Dir Etwas nicht recht, so sag' mir es gleich, nicht wahr, mein geliebter Mann, das thust Du? Autorin: Nach all den quälenden Jahren, in denen sie darum gekämpft hatten, heiraten zu dürfen, nimmt man beiden ihr überschwängliches Glück wirklich ab. Zum ersten Mal in ihrem Leben genoss Clara häusliche Geborgenheit. Allerdings hatte sie sich nie zuvor mit Hausfrauentätigkeiten befassen müssen. Sprecherin Clara Schumann Mir schmeckt es nicht vor lauter Hausfrauen-Aengsten, als da sind: daß es den Gästen nicht schmecken möchte, oder, daß das Essen nicht zureiche, und so Verschiedene noch Dergleichen. Sprecher Robert Schumann Erstes Gericht. Spannung auf den Gesichtern der Theilnehmenden. Vortrefflich schmeckte es. Meine Klara schickt sich ganz reizend zur Wirtin. Autorin: Es gäbe ein falsches Bild ab, würde man glauben, Robert Schumann habe sie zur Hausfrau degradieren wollen. Das Gegenteil war der Fall, er schätzte sie als gleichberechtigte Künstlerin. Er ermunterte sie wieder zu komponieren; im ersten Jahr entstand sogar ein Gemeinschaftswerk: das Liederbuch der "Liebesfrühling" nach Gedichten von Friedrich Rückert. "Du vervollständigst mich als Componisten, wie ich Dich", so Schumann. Sie studierten zusammen Bach und Beethoven und er gab ihr Lesestoff, ua. seinen geliebten Jean Paul. Unter seiner Anleitung wandelte sich ihr Musikgeschmack weg vom oberflächlichen Virtuosentum hin zu mehr musikalischer Substanz. Allerdings hatte er sich schon vor der Ehe gewünscht, dass Clara ihre Konzerttätigkeit aufgeben möge. Sprecher Robert Schumann Das erste Jahr unserer Ehe sollst Du die Künstlerin vergeßen, sollst nichts als dir und deinem Mann leben, u. warte du nur, wie ich dir die Künstlerin vergeßen machen will - nein das Weib steht doch höher als die Künstlerin, u. erreiche ich nur das, daß du gar nichts mehr mit der Öffentlichkeit zu thun hättest, so wäre mein innigster Wunsch erreicht. Autorin: Und das war nun wirklich ein Grund für Spannungen. Clara war vor ihrer Ehe eine berühmte Künstlerin, viel bekannter als Schumann. "Meine Kunst lasse ich nicht liegen, ich müßte mir ewige Vorwürfe machen", hatte sie schon ein Jahr zuvor ihrem Tagebuch anvertraut. Und nun das. Erschwerend kam hinzu, dass ihre erste gemeinsame Wohnung so dünne Wände hatte, dass sie nicht üben konnte, da dies Robert in seiner Konzentration gestört hätte. So fühlte sich Clara in der ersten Zeit ihrer Ehe oft unwohl und entmutigt. Dazu kam noch, dass ihr Mann sich distanziert verhielt, wenn er im Schaffensrausch war. Andererseits führten sie ein reges gesellschaftliches Leben, berühmte Künstler gingen bei ihnen ein und aus, unter ihnen ihr besonderer Herzensfreund Felix Mendelssohn-Bartholdy, Kapellmeister am Leipziger Gewandhaus. Auf Schumann hatte die eheliche Sicherheit eine befreiende Wirkung: in nur 4 Tagen skizzierte er, nach seinen eigenen Worten "in feuriger Stunde", die "Frühlingssinfonie". Musik 31 Frühlingssinfonie CD 5198 790/1-2 CD1 track 1 ca 30'' dann drunterlegen Autorin: Damit löste er ein, was er ein Jahr zuvor beim Hören von Schuberts' Großer C-Dur Sinfonie, die ja von ihm in Wien im Nachlass entdeckt wurde, in einem Brief geschrieben hatte. Sprecher Robert Schumann Heute hörte ich in der Probe einiges aus der Sinfonie von Franz Schubert! - darin gingen alle Ideale meines Lebens auf - es ist daß Größeste, was in der Instrumen- talmusik nach Beethoven geschrieben worden ist, selbst Spohr und Mendelssohn nicht ausgenommen. Das hat mich wieder in die Füße gestachelt, nun auch bald an die Sinfonie zu gehen, und bin ich erst im Frieden mit Klara vereint, so denk' ich, soll noch etwas werden. Musik 31 hochziehen 1:59 - 2:48 frei dann fade Autorin: Natürlich war die Motivation nicht nur die hehre Kunst: Schumann musste Geld verdienen. Die Neue Zeitschrift für Musik warf nicht viel ab, seine Klavier- und Liedkompositionen bis dato auch nicht. Die 1. Sinfonie war der Weg hinaus aus der Versponnenheit seiner Klaviermusik, die nur wenige verstanden, hin zu mehr Klarheit, ohne sein Ideal, eine Poesie in Tönen zu schaffen, zu verraten. Und tatsächlich war die Uraufführung unter der Leitung von Felix Mendelssohn im Leipziger Gewandhaus ein großer Erfolg. "Nie hörte ich eine Symphonie mit solchem Beifall aufnehmen", so Clara. Weitere sinfonische Werke sollten folgen, u.a. die erste Fassung der d-Moll Sinfonie und die Klavierfantasie in a-Moll, die er später zum ersten Satz seines berühmten Klavierkonzerts werden sollte. Musik 32 Klavierkonzert 1. Satz CD 5194 542 track 4 1:30 langer fade Autorin: Die Fantasie, ein Klavierkonzert in einem Satz, ist eine weitere musikalische Liebeserklärung an Clara, mit beziehungsreichen Anspielungen u.a. an ihr Klavierkonzert op. 7 und ihren Davidsbündlernamen Chiara, und, so Clara, auf das feinste mit dem Orchester verwebt. Aber außer mit der 1. Sinfonie war Schumann beim Publikum wenig erfolgreich. Das brachte Schumanns hochfliegende Pläne nur mit seinen Kompositionen den Lebensunterhalt bestreiten zu können ins Wanken. Und so kam Clara wieder ins Spiel, nach dem Motto steter Tropfen höhlt den Stein. Schon 2 Monate nach der Hochzeit hatte sie ins Ehetagebuch geschrieben. Sprecherin Clara Schumann Soll ich nun den ganzen Winter still sitzen, Nichts verdienen, was ich doch so leicht könnte? Jeder fragt, ob ich nicht reise - ich komme ganz in Vergessenheit, und in einigen Jahren, wenn wir vielleicht eine Reise machen wollen, wer weiß, (es} was da Anderes in der Kunst die Leute beschäftigt. Ich möchte so gern diesen, und vielleicht auch nächsten Winter noch reisen, und mich dann von der Oeffentlichkeit zurückziehen, meinem Haus leben und Stunden geben. Wir können dann sorgenfrei leben - überlege es Dir doch noch einmal recht ordentlich, mein lieber Mann. Autorin: Wenig später schrieb Schumann: Sprecher Robert Schumann Sie hat Recht, es ist das wenigste, was sie spielen darf, um nicht gerade zu an Fertigkeit zu verlieren. Wir müßen uns später anders einrichten, daß Klara spielen kann, so oft sie Lust hat. Autorin: Mit Sanftmut dirigierte ihn Clara in die Richtung, in die sie ihn haben wollte. Bei der Premiere der Frühlingssinfonie, trat auch sie zum ersten Mal wieder öffentlich auf. Und weitere Auftritte sollten folgen. Als dann am 1. September 1841 die erste Tochter Marie geboren wurde, war das einerseits ein Freudentag, andererseits aber auch ein Grund für weitere Geldsorgen. So entschloss sich Schumann schließlich, obwohl er sich nicht wohl fühlte, gemeinsam mit seiner Frau im Februar 1842 auf Konzertreise nach Norddeutschland zu gehen. Es kam wie es kommen musste: Clara wurde gefeiert, er größtenteils ignoriert. Daraufhin beschloss er, u.a. auch weil er seine Zeitung nicht so lange alleine lassen konnte, zur Tochter nach Leipzig zurück zu kehren und Clara weiter nach Kopenhagen ziehen zu lassen. Sprecher Robert Schumann Die Trennung hat mir unsere sonderbare schwierige Stellung wieder recht fühlbar gemacht. Soll ich denn mein Talent vernachlässigen, um dir als Begleiter auf der Reise zu dienen? Und du, sollst du deshalb dein Talent ungenutzt lassen, weil ich nun einmal an Zeitung und Clavier gefesselt bin? Jetzt wo Du jung u. frisch bei Kräften bist? Wir haben den Ausweg getroffen. Du nahmst dir eine Begleiterin, ich kehrte zum Kind zurük u. zu meiner Arbeit. Aber was wird die WeIt sagen? So quäle ich mich mit Gedanken. Ja es ist durchaus nöthig, daß wir Mittel finden, unsere beiden Talente nebeneinander zu nützen u. zu bilden. Autorin: Sein mutiger Schritt bescherte ihm allerdings, nach seinen eigenen Worten, eine Trübsinnszeit, er konnte nicht komponieren und er trank übermäßig. Und Clara? Sie empfand den ersten Tag der Trennung als schrecklichsten ihrer Ehe. Sie wurde krank, dann spielte das Wetter nicht mit und so musste sie 14 Tage auf die Überfahrt nach Kopenhagen warten. Aber mit der ihr eigenen Energie und Zähigkeit meisterte sie sämtliche Schwierigkeiten. Ihre Tournee wurde ein triumphaler Erfolg, sowohl in gesellschaftlicher als auch in materieller Hinsicht: sie machte Bekanntschaft mit wichtigen Persönlichkeiten des Landes - unter ihnen der Dichter Hans Christian Andersen und der Komponist Nils Gade - und der Reingewinn ihrer Konzerte konnte sich sehen lassen. Nach sechs Wochen schlossen sie sich schließlich überglücklich wieder in die Arme. Diese Trennung sollte die längste ihres Lebens bleiben. Auch wenn Schumann in dieser Zeit nicht komponieren konnte hatte es doch weiter in ihm gearbeitet. Musik 33 Klavierquintett Trauermarsch CD 5181227 track 6 variabel (Ende 1:30) drunterlegen Autorin: Nacheinander entstanden 3 Streichquartette, ein Klavierquartett und das leidenschaftliche Klavierquintett mit seinem Herzstück, dem Trauermarsch, der nicht nur die vergangene Trennung zu reflektieren scheint, sondern alle jemals erlittenen Verluste, eine elementare Reflektion über Trauer und Vergänglichkeit. Musik 33 hochziehen 1:39 - 2:18 frei (Ende 3:00) fade Autorin: Das Klavierquintett beseitigte bei Friedrich Wieck die letzten Widerstände gegen Schumann. Clara war Anfang des Jahres 1843 zu ihrem Vater nach Dresden gereist. "Der Vater hatte", so Clara, "eine Gesellschaft von Kennern geladen, um Roberts Quintett zu hören, was wir denn auch sogar zwei Mal nach einander spielten." Sprecherin Clara Schumann Ich wollte Robert hätte es gehört. Das Quintett verfehlte seine Wirkung nicht, sondern versetzte die ganze Zuhörerschaft in Entzücken. Der Vater ist jetzt Feuer und Flamme für Roberts Compositionen. Autorin: Kurze Zeit später versöhnte sich Robert Schumann, Clara zuliebe, mit Friedrich Wieck, auch wenn er zeitlebens, verständlicherweise, distanziert blieb. Angestachelt von seinem Erfolg nahm Schumann ein abendfüllendes Stück in Angriff, das Chorwerk "Das Paradies und die Peri", eine Mischung aus Oper und Oratorium. Die "Peri" wurde wie die 1. Sinfonie zu einem großen Erfolg. Die vorherigen Proben aber, in denen sich Schumann zum ersten Mal als Dirigent versuchte, meisterte er nur mit Unterstützung seiner Frau. Der damalige Konzertmeister des Leipziger Gewandhauses Ferdinand David: Zitator: Madame donnerte den ganzen Clavierauszug, er dirigierte 
mit der Lorgnette paradiesische Taktarten, die ich mir nicht in's Irdische übersetzen konnte. Der einzige Mensch, der etwas
von seinen Bemerkungen verstanden hat, war sein
Taktstock, den er beim Sprechen immer vor den Mund
hielt, alle übrigen hörten nichts. Autorin: Ein weiterer Augenzeuge, der Pianist Otto von Gumpert, über Schumanns' Mangel an Durchsetzungsvermögen, der ihm schließlich später in Düsseldorf zum Verhängnis werden sollte. Zitator: Es ist Orchesterprobe,
und unser herrlicher, feinsinniger Romantiker steht 
am Pult, hinter ihm Ferdinand David, der den Musikern, wenn es im Orchester zu wackeln anfängt, Zeichen gibt; denn der Meister war, wie bekannt - kein Dirigent. - Der Hornist bläst eine falsche Note. Schumann unterbricht und macht den Herrn in fröhlich-sächselnder Weise darauf aufmerksam, daß er fis anstatt f intonieren möchte. - - Die Stelle wird wiederholt --und zum zweiten Mal ertönt das ominöse falsche f.-- Schumann klopft in größter Seelenruhe nochmals ab, lobt den Hornisten ob seines schönen Tons und bittet ihn, trotzdem er das f wundervoll angehe, doch lieber fis zu blasen, da er - Schumann - es nun einmal so 
gemeint habe. -- Aber auch bei der dritten Wiederholung ertönt wieder das niederträchtige f --Da dreht sich der gutmütige, liebe Meister zu David herum und flüstert ihm zu: -Er tut's nicht! Autorin: 1843 wurde eine weitere Tochter, Elise, geboren und Claras Unzufriedenheit mit ihrer Nur-Mutter-Rolle wuchs. Mit Unterstützung von Mendelssohn erreichte sie es schließlich, dass sie eine lange geplante Tournee nach Russland realisieren konnte. Robert Schumann war hin und her gerissen. Er wollte auf keinen Fall noch einmal so lange von Clara getrennt sein, andererseits wusste er, dass er auf Reisen nicht komponieren konnte, er brauchte die häusliche Ruhe und Geborgenheit, um arbeiten zu können. Mit zwiespältigen Gefühlen entschloss er sich mitzufahren, und so machten sie sich im Januar 1844, im tiefsten russischen Winter, auf eine unglaublich strapaziöse Reise, die bis zum Mai dauern sollte. Wie strapaziös die Reise war belegt ein Tagebucheintrag Claras' über eine Fahrt mit einem Schlitten von Sankt Petersburg bis Moskau. Sprecherin Clara Schumann Abends fuhren wir also ab, nie aber will ich diese erste grauenvolle Nacht vergessen! Das war ein Weg, wie man sie in Deutschland nicht kennt, nichts wie Löcher, aber Löcher ellentief, daß man hineinfiel, man glaubte nicht heraus kommen zu können. Wir wurden so auf diese Weise bis Moskau fast ganz zerschlagen, nicht eine Minute konnten wir ruhig auf einem Flecke sitzen, - Robert glaubte im Anfang ohnmächtig zu werden, und wäre gern wieder umgekehrt. Zum Glück können die russischen Schlitten ihrer breiten Kufen wegen nie umschlagen, sonst hätten wir wohl Arme und Beine brechen können. Zum Unglück waren wir auch mit unserem Conducteur sehr unzufrieden - alle Augenblicke brach etwas am Wagen, was er nicht machen ließ, weil er meinte, es würde schon noch so gehen, bis wir denn mehrmals in Dörfern liegen bleiben mußten um Reparaturen machen zu lassen. 0 Gott, hätten wir doch diesen leichtsinnigen Menschen prügeln können, wie oft hätten wir dieß gern gethan! Autorin: Und es kam wieder zu der üblichen Konstellation: Clara wurde gefeiert, Robert größtenteils ignoriert. Man ließ sich durch Claras' Tastenfeuerwerk blenden - nicht, dass dies nicht gerechtfertigt gewesen wäre, Clara Schumann war eine große Künstlerin, Robert Schumann war jedoch seiner Frau mindestens ebenbürtig, nur waren speziell seine Klavierkompositionen ihrer Zeit voraus, so dass kaum jemand sein Genie erkannte. Wladimir Stassow schreibt in seinen Erinnerungen. Zitator: In den vielen Wochen, in denen Schumann in Petersburg und Moskau weilte, blieb er für die musikalische Welt Rußlands vollkommen "Incognito". Außer einem kleinen aristokratischen Kreis hat überhaupt niemand gewußt, daß ein so großer Musiker bei uns in Petersburg weilte, über ihn wurde überhaupt nicht gesprochen. Er gab keine Konzerte und zeigte sich nirgends der Öffentlichkeit, selbst der größte Teil unserer Musikliebhaber kannte nur ganz wenige Klavierkompositionen von ihm, und das waren nicht einmal die besten und wertvollsten. Die ansässigen Musiker ließen ihre Schüler niemals Werke von Schumann spielen. Das war aber gar nicht verwunderlich; Schumanns Klavierwerke waren so genial, so neu, daß sie kaum jemand gefielen. Selbst Liszt hat sich nicht getraut, sie auf seinen Konzerten vorzutragen, wie er selbst in einem Brief an den Biographen Schumanns, Wasielewski, zugibt: "Ich habe verschiedene Male ein so großes Fiasko mit den Werken Schumanns in privaten wie auch in öffentlichen Konzerten erlebt, daß ich jeden Mut verlor, sie auf mein Programm zu setzen." Autorin: Fast während der ganzen Reise war Schumann krank, u.a. litt er an unerklärlichen Schwindelanfällen. Ein russischer Kritiker erlebte ihn als schweigsam und verschlossen. - Zurück in Leipzig versuchte er die für ihn, zumindest was seine Kompositionen betraf, verlorene Zeit wieder aufzuholen. Geschwächt durch Reise und anschließende Überanstrengung kam es wenig später zu einem körperlichen und seelischen Zusammenbruch. Schwere Krisen hatte es auch schon früher gegeben, aber diese war die bislang heftigste. Er litt u.a. an Schwindel, Angstzuständen, Kopfschmerzen und Gehörstäuschungen. Die Ehepartner dachten, eine Luftveränderung würde ihnen gut tun und so beschlossen sie nach Dresden umzuziehen. Dort angekommen wurde es nur noch schlimmer. Zitator: Sobald er sich geistig beschäftigte, stellten sich Zittern, Mattigkeit und Kälte in den Füssen und ein angstvoller Zustand ein mit einer eigentümlichen Todesfurcht, die sich durch Furcht vor hohen Bergen und Wohnungen, vor allen metallenen Werkzeugen (selbst Schlüsseln), vor Arzneien und Vergiftungen zu erkennen gab. Er litt dabei an Schlaflosigkeit und befand sich in den Morgenstunden am schlechtesten. Autorin: So ein Arztbericht. Bewundernswert ist wie Schumann sich allmählich aus der tiefen Depression herausgearbeitet hat: nicht nur, aber auch mithilfe der Musik von Johann Sebastian Bach, insbesondere durch das Studium des Wohltemperierten Klaviers, der Kunst der Fuge und des Musikalischen Opfers. Darüber geriet er, laut Clara, in eine wahre Fugenpassion. Die strengen kontrapunktischen Studien gaben ihm Halt und Struktur gegen die innere emotionale Überflutung. Musik 34 Sechs Fugen über den Namen Bach op. 60 CD 5194 698 track 16 38'' Autorin: Nach mehreren großartigen Fugenwerken schrieb er an Mendelssohn: Sprecher Robert Schumann In mir paukt und trompetet es seit einigen Tagen sehr. Autorin: Und was da in ihm paukte und trompetete war seine 2. Sinfonie. Sprecher Robert Schumann Die Sinfonie schrieb ich im Dezember 1845, noch halb krank; mir ist's, als müßte man ihr dies anhören. Erst im letzten Satz fing ich an, mich wieder zu fühlen; wirklich wurde ich auch nach Beendigung des ganzen Werkes wieder wohler. Sonst aber, wie gesagt, erinnert sie mich an eine dunkle Zeit. Musik 35 2. Sinfonie Adagio CD 5198 790 CD1 track 7 1:30 fade Autorin: Das Publikum reagierte bei der Aufführung der 2. Sinfonie sehr reserviert. Auf die Aufforderung eines Kritikers, er solle allgemeinverständlicher komponieren, entgegnete Schumann. Sprecher Robert Schumann Sollte Ihnen auch das nicht aus meiner Musik klar geworden sein, daß es mir noch um etwas anderes zu thun, als Kinder und Dilettanten zu amüsiren? Als ob es nur eine, zwei Formen gäbe, in die sich alle geistigen Gebilde schmiegen müßten, als ob nicht der Gedanke seine Form von selbst mit auf die Welt brächte! Autorin: Im übrigen bestand Schumanns' Leben nicht nur aus Schmerzensklängen, im Gegenteil, er war auch ein dem Leben zugewandter Mensch, getreu seiner Doppelnatur, repräsentiert in Florestan und Eusebius. Eine Momentaufnahme von Ferdinand David. Zitator: Aus allen Türen flossen Johannisberger und Marcobrunner herein. Madame Schumann schleppte Flaschen ohne Ende herbei, Schumann gab pantomimisch zu verstehen, daß wir trinken sollten, er selbst ging mit dem besten Beispiel voran und wir folgten. Es war sehr lustig, ein ächter Schumannscher Abend, der, nachdem die Damen bis auf Mme Schumann fort waren, sich bei Cigarrendampf bis halb 3 Uhr Morgens ausdehnte. Autorin: Und er war ein Familienmensch wie der berühmte Kritiker Eduard Hanslick bei einem Besuch konstatierte. Zitator: Schumann lud mich ein, Nachmittag mit ihm und seiner Familie einen Spaziergang in den "Großen Garten" zu machen. Clara ging mit dem ältesten Mädchen voraus, Schumann führte das zweite an der Hand, ich das jüngste, Julie, ein wunderschönes Kind, das Schumann scherzend meine Braut nannte. An einem großen Tisch, unter schattigen Bäumen, setzten wir uns zum Kaffee nieder, und ich habe sogar diesen berüchtigten sächsischen Kaffee vorzüglich gefunden, weil ich ihn an der Seite Schumanns trank. Diesen konnte ich jetzt in seinem Behagen und seiner Zärtlichkeit als Familienvater betrachten. Gesprochen hat er allerdings auch hier sehr wenig, aber sein freundlich, fast kindlich blickendes Auge und sein wie zum Pfeifen gespitzter, lächelnder Mund schienen mir von ganz eigener, rührender Beredsamkeit. O-Ton 23 Geck: 1:16;46 Es ist interessant zu sehen wie Schumann sein Leben geführt hat, er war ja einerseits ein sehr introvertierter Mensch, von dem gesagt wird er hätte oftmals stundenlang dagesessen und vor sich hin gegrübelt. 1:17:07 - 1:17:43 Dann gab es einen Schumann, der sehr an seiner Umwelt interessiert ist, man sieht das besonders an diesen Reiseberichten, der Reise mit seiner Eheliebsten nach Russland und nach Moskau, wie er da in Moskau herumspaziert ist, besonders interessiert ist an dem Kreml, er hat da eine hübsche Zeichnung gemacht vom Kreml, wo man auch sieht, dass er das mit wachen Blicken wahrgenommen hat, das ist auch so eine Bipolarität, die unbedingt zu ihm hinzugehört hat und das lässt sich auch durchaus in der Musik zeigen, das da einerseits introvertierte Phasen sind, aber andererseits auch Dinge, die durchaus dem Leben zugewandt sind. 1:18:37 Autorin: So der Autor und Musikwissenschaftler Martin Geck. Öffentlich aber überwog der introvertierte Schumann. Richard Wagner, der seit 1843 Kapellmeister an der Dresdner Hofoper war, konnte mit Schumanns Verhalten gar nichts anfangen und reagierte verständnislos. Zitator: Wir stehen äußerlich gut miteinander; aber mit Schumann kann man nicht verkehren: er ist ein unmöglicher Mensch, er redet gar nichts. Bald nach meiner Ankunft aus Paris besuchte ich ihn. erzählte ihm eine Menge interessanter Dinge über die Pariser Oper, die Konzerte, die Komponisten - Schumann sah mich immer unbeweglich an oder schaute in die Luft und sagte kein Wort. Da bin ich aufgesprungen und fortgelaufen. Ein unmöglicher Mensch. Autorin: Schumann wiederum entgegnete auf die Frage, ob er mit Wagner verkehre. Sprecher Robert Schumann Nein, für mich ist Wagner unmöglich; er ist gewiß ein geistreicher Mensch, aber er redet in einemfort. Man kann doch nicht immer reden. Autorin: Beide schreiben zur gleichen Zeit an ihren Opern, Wagner am "Lohengrin" und Schumann an der "Genoveva". Obwohl es viele Berührungspunkte zwischen beiden Opern gibt, ist doch Wagners Figurenkonstellation wesentlich klarer und eindeutiger, die Musik mit ihren Leitmotiven prägnanter und einprägsamer. Schumanns Oper gleicht eher einem feingesponnenen Seelendrama. - Die leisen Töne waren nicht gefragt, die Uraufführung von Schumanns' Oper "Genoveva" wurde freundlich aufgenommen, aber danach kaum mehr gespielt, während Wagners "Lohengrin" den Siegeszug antrat, man denke nur an Ludwig den II., der nach einer Aufführung von "Lohengrin" ganz der Musik Wagners verfiel. Schumann zog gegen Wagner den Kürzeren, auch dessen gehässige Urteile haben ihm später geschadet. Aus Cosimas Tagebuch: Zitator: "Genoveva" von Schumann. Völliges Erschrecken über die Gemeinheit und Roheit dieses Werkes. "Wenn so ein Zwickauer anfängt gemein zu werden", sagt Richard. Autorin: Am schlimmsten hat ihm später der Wagnerverehrer Nietzsche zugesetzt, der 1886 über das Melodram "Manfred" nach Lord Byron urteilte. Zitator: Schumann, in die "sächsische Schweiz" seiner Seele flüchtend, halb Wertherisch, halb Jean-Paulisch geartet, gewiß nicht Beethovenisch! gewiß nicht Byronisch! - seine Manfred-Musik ist ein Mißgriff
und Mißverständnis bis zum Unrechte -, Schumann mit seinem Geschmack, der im Grunde ein kleiner Geschmack war (nämlich ein gefährlicher, unter Deutschen doppelt gefährlicher Hang zur stillen Lyrik und Trunkenboldigkeit des Gefühls), beständig beiseite gehend, sich scheu verziehend und zurückziehend, ein edler Zärtling, der in lauter anonymem Glück und Weh schwelgte, eine Art Mädchen und noli me tangere von Anbeginn:
dieser Schumann war bereits nur noch ein d e u t s c h e s Ereignis in der Musik, kein europäisches mehr, wie Beethoven es war. Autorin: Gegen Wagner, den extrovertierten Machtmenschen, und seinen wortgewaltigen Adjutanten Nietzsche, konnte Schumann nur verlieren. In einem Opernlibretto mit dem Titel "Oper für Klavier" von Hans Neuenfels - ein Fundstück von Martin Geck - sagt Schubert zu Schumann: Zitator: Deswegen mussten unsere Opern scheitern, Schumann. Um Opern zu komponieren, muss man die Menschen offen lieben oder offen hassen, sich kampfgeil der Gesellschaft stellen, den Konflikt suchen, Lust haben, das starke Ich in Spannung zu setzen, bis es platzt und sich in viele verteilt, einen Entwurf gegen die Welt riskieren, gesichert durch die Begeisterung von sich selbst. Darauf Schumann: Nein, so sind wir wohl nicht, Schubert. Autorin: Im Februar 1848 erschütterte zum dritten Mal eine Revolution Frankreich. Und diesmal blieb es im Deutschen Bund nicht ruhig. Aus dem 6. Band "Deutsche Literaturgeschichte". Zitator: Die Februarrevolution führte im März die deutsche Revolution herbei. Sie war ihrem Wesen nach bürgerlich; es kam aber frühzeitig zu radikalen Eruptionen, zu Maschinenstürmereien, antisemitischen Ausschreitungen und Brandstiftungen. Der emigrierte "Freiheitsdichter" Herwegh beteiligte sich, aus dem Elsaß kommend, mit einem Freikorps am Badischen Aufstand, der die Republik zum Ziel hatte. Nach den Wahlen zur Frankfurter Nationalversammlung und deren Zusammentritt verwischten sich die Gegensätze zwischen Nationalisten, Liberalen und Radikalen vorübergehend aufgrund des Vertrauens, das man in das "Gelehrtenparlament" setzte, dem so berühmte Männer wie der Dichter Ludwig Uhland und die "Göttinger" Dahlmann und Jacob Grimm angehörten. Dann kam es erneut zu revolutionären Aktionen. Sie gipfelten in einem Aufstand der Linken in Frankfurt am 18.9. 1848, bei dem es 80 Tote gab und zwei konservative adelige Abgeordnete der Nationalversammlung ermordet wurden. Diese Vorfälle weckten die Erinnerung an den jakobinischen Terror von 1793/94 und trugen erheblich dazu bei, daß sich das Bürgertum von der Revolution zu distanzieren begann. Die Dichter der Zeit, die aus dieser Schicht stammten oder ihr nahestanden, reagierten entsprechend entsetzt. So kam es, daß die liberalen und die radikalen Schriftsteller resignierten, als Revolution und Reichsgründung 1849 scheiterten und die Fürstenmacht mit Hilfe der Armeen wiederhergestellt wurde. Autorin: Auch in Dresden war es zu Unruhen gekommen. Im Mai 1849 war sogar der Versuch unternommen worden, den sächsischen König zu stürzen und eine sächsische Republik zu gründen. Und mittendrin Richard Wagner, der jetzt nicht mehr in erster Linie Musiker war, sondern Revolutionär. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen und Wagner musste fliehen. Von all den Gräuel bekamen die Schumanns nicht viel mit. Sie waren im letzten Moment mit ihren inzwischen 4 Kindern - Clara war außerdem im 7. Monat schwanger - ins nahegelegene Kreischa geflüchtet. Sprecherin Clara Schumann Donnerstag hörten wir von den schrecklichen Greueltaten, die
 das Militär verübte; alles schossen sie nieder, was sie an Insurgenten fanden, unsre Wirtin in der Stadt erzählte uns später, daß ihr Bruder, Besitzer des goldnen Hirsches in der Scheffelgasse, zusehen mußte, wie die Soldaten 26 Studenten, einen nach dem andern, erschossen, die 
sie dort in einem Zimmer gefunden hatten. Dann sollen sie die Menschen zu Dutzenden von den dritten und vierten Stockwerken herab auf die Straße geworfen haben. Autorin: Beide sympathisierten zwar mit den Anliegen der Revolutionäre - schon 1827 hatte Schumann geschrieben: "Die politische Freiheit ist die eigentliche Amme der Poesie" - sich aktiv einbringen, wie Richard Wagner es an vorderster Front tat, wollten sie aber nicht und es lag ihnen auch nicht. Schumann beteiligte sich lieber musikalisch mit Chorwerken die Titel trugen wie "Deutscher Freiheitsgesang", "Zu den Waffen" oder "Schwarz-Rot-Gold". Dresden hatte bei weitem musikalisch nicht so viel zu bieten wie Leipzig. Gleichwohl versuchte Schumann beruflich Fuß zu fassen. Mehrmals bemühte er sich um eine Anstellung - z.B. um die Nachfolge von Felix Mendelssohn am Leipziger Gewandhaus und nach der Revolution um die freigewordene Stelle von Richard Wagner an der Dresdner Hofoper. Vergeblich, Schumann wurde immer wieder übergangen. Halt in dieser Zeit gaben ihm seine, wie immer, sehr produktive Komponistentätigkeit - das Jahr 1849 war eines seiner produktivsten Jahre - und die Gründung eines eigenen gemischten Chores, für den er, nach seinen eigenen Worten " alle Musik, die ich liebe, nach Lust und Gefallen zurecht machen kann." Musik 36 Rheinische Sinfonie CD 5198 790/1-2 CD2 track 1 0:44 dann drunterlegen Autorin: Seit Anfang des Jahres 1850 hatte Schumann das Angebot vorliegen, die Stelle als Musikdirektor in Düsseldorf, in Nachfolge von Ferdinand Hiller, zu übernehmen. Nach anfänglichem Zögern, aber mit der Erkenntnis, dass in Dresden musikalisch kein Weiterkommen war, entschlossen sich Clara und Robert das Angebot anzunehmen. Wie hoffnungsfroh Schumann anfangs seiner Zeit in Düsseldorf entgegen sah, spiegelt sich auch in der Rheinischen Sinfonie wider. In ihr überwiegen die heiteren Momente bei weitem, ein Stück echtes rheinisches Leben. Musik 36 hochziehen ab 0:54 - 1:35 frei dann fade Autorin: Aber schon bald zeigten sich erste Risse. Chor und Orchester beschwerten sich über Schumanns' Art zu proben. Im Grunde waren es die gleichen Unzulänglichkeiten, die Ferdinand David schon in Leipzig beschrieben hatte: zu leises und unverständliches Sprechen, extreme Kurzsichtigkeit und unregelmäßiges Dirigieren. Kurz, er konnte sich gegen so ein Riesenensemble von rund 150 Musikern einfach nicht durchsetzen. Dazu kam, dass Chor und Orchester fast überwiegend aus Laienmusikern bestanden und die meisten wohl nicht verstanden, wen sie da vor sich hatten. Man kann sich gut vorstellen, dass die bisweilen etwas groben rheinischen Frohnaturen absolut kein Verständnis für den feinsinnigen Intellektuellen, der nun wirklich kein Salonlöwe war und sich eher im kleinen Kreis wohlfühlte, aufbrachten. Denn tatsächlich war er außerhalb seiner Heimat, etwa in Österreich, England und Holland, als Künstler hoch geachtet. Fakt ist aber auch, dass seine körperlichen und seelischen Leiden immer schlimmer wurden. Schwindel, Kopfschmerzen und Schlafstörungen sowie Gehörstäuschungen, Wahngedanken und Sprechstörungen nahmen immer mehr zu. Viel ist über Schumanns Krankheit spekuliert worden. Am wahrscheinlichsten ist eine Syphilisinfektion, die er sich vermutlich 1831 durch eine mehrjährige Liebschaft mit einer Frau namens Christel, eingefangen hatte. Andererseits war Schumann übersensibel, auf Stressfaktoren wie den Tod nahestehender Menschen oder den Kampf um Clara reagierte er mit Angstzuständen und Depressionen. Auch genetische Faktoren werden diskutiert. Wo hört die Gesundheit auf und wo fängt die Krankheit an? Das ist nicht so einfach zu beantworten wie es scheint. Denn selbst in den letzten Jahren hat er großartige Werke geschaffen wie das Cellokonzert, die d-Moll Sinfonie oder die beiden Violinsonaten. Erst 1853 scheint seine Schaffenskraft nachzulassen, aber auch das wird unterschiedlich diskutiert. Martin Geck. Musik 37 Violinkonzert CD 5194 542 track 1 ab 1:48 (oder 2:10) - 2:47 dann drunterlegen O-Ton 24 Martin Geck: 1:08:06 Für mich steht das Violinkonzert auf der Grenze, und zwar deshalb, weil ich finde, dass man es sich noch gut anhören kann, dass aber kein klares Konzept erkennbar ist, warum man so was schreiben muss. Und dann ist es gelegentlich in der Technik sehr schlicht. Das gilt dann natürlich noch mehr (für die sehr späten Klavierwerke oder) für die sehr späte Klaviermusik, die er noch geschrieben hat, man vernimmt sie mit Respekt, aber man muss doch quasi die Flöhe husten hören, wenn man findet, das sei noch exzeptionelle Kunst. 1:09:04 Musik 37 hochziehen ab 3:04 variabel dann fade Autorin: Von Clara und ihren Erben wurde das Violinkonzert lange unter Verschluss gehalten, vermutlich aus Angst, es würde wegen Schumanns Geisteskrankheit verunglimpft werden. Erst 1937 wurde es während eines nationalsozialistischen Propagandakonzerts uraufgeführt, es sollte Mendelssohns Violinkonzert ersetzen. Auch das hat dem Werk lange geschadet. Ein Lichtblick war gegen Ende von Schumanns Leben die Freundschaft mit dem Geiger Joseph Joachim und vor allem die mit Johannes Brahms. Dieser wurde vom Ehepaar Schumann als Lichtgestalt wahrgenommen. Sprecherin Clara Schumann Dieser Monat brachte uns eine wunderbare Erscheinung in dem 20jährigen Komponisten Brahms aus Hamburg. Das ist wieder einmal einer, der kommt wie eigens von Gott gesandt! - Er spielte uns Sonaten, Scherzos etc. von sich, alles voll überschwänglicher Phantasie, Innigkeit der Empfindung und meisterhaft in der Form. Robert meint, er wüßte ihm nichts zu sagen, das er hinweg- oder hinzutun solle. Eine schöne Zukunft steht Dem bevor, denn wenn er erst fürs Orchester schreiben wird, dann wird er erst das rechte Feld für seine Phantasie gefunden haben! - Robert sagt, man kann nichts wünschen, als daß ihn der Himmel gesund erhalte. Sprecher Robert Schumann Es ist hier ein junger Mann erschienen, der uns mit seiner wunderbaren Musik auf das allertiefste ergriffen hat und wie ich überzeugt bin, die größeste Bewegung in der musikalischen Welt hervorrufen wird. Autorin: Für Schumann war Brahms eine Art Messias, ein Bruder im Geiste, der die Fackel der wahren Musik weiter tragen sollte. In den letzten Jahren fühlte Schumann sich musikalisch zunehmend isoliert, er wurde als Traditionalist abgetan. Wohingegen Wagner und Liszt mit ihren Ideen von Gesamtkunstwerk und Sinfonischer Dichtung den Ton angaben. Für Schumann aber war Musik keine Ideenkunst, sondern Leben in musikalische Poesie, in eine höhere Seinssphäre transformiert. Im Februar 1854, wenige Tage vor seinem endgültigen Zusammenbruch, entgegnete er einem Kritiker. Sprecher Robert Schumann Was Sie für Zukunftsmusiker halten, das halt' ich für Gegenwartsmusiker, und was Sie für Vergangenheitsmusiker (Bach, Händel, Beethoven), das scheinen mir die besten Zukunftsmusiker. Musik 38 Geistervariationen CD 5184 842/1-2 CD2 track 13 19'' dann drunterlegen bis Ende Sprecherin Clara Schumann Mein armer Robert leidet schrecklich! Alles Geräusch klingt ihm wie Musik! Er sagt, es sei Musik so herrlich mit so wundervoll klingenden Instrumenten, wie man sie auf der Erde nie hörte! Nachts, als wir nicht lange Zu Bett waren, stand Robert wieder auf und schrieb ein Thema auf, welches, wie er sagte, ihm die Engel vorsangen Musik 38 hochziehen, nachdem er es beendet, legte er sich nieder und phantasirte nun die ganze Nacht, immer mit offenen, zum Himmel aufgeschlagenen Blicken; er war des festen Glaubens, Engel umschweben ihn und machen ihm die herrlichsten Offenbarungen, alles das in wundervoller Musik; sie riefen uns Willkommen zu, und wir würden beide vereint, noch ehe das Jahr verflossen, bei ihnen sein.... Der Morgen kam und mit ihm eine furchtbare Änderung! Die Engelstimmen verwandelten sich in Dämonenstimmen mit gräßlicher Musik; sie sagten ihm, er sei ein Sünder, und sie wollen ihn in die Hölle werfen, kurz sein Zustand wuchs bis Zu einem formlichen Nervenparoxysmus; er schrie vor Schmerzen (denn wie er mir nachher sagte waren sie in Gestalten von Tigern und Hyänen auf ihn losgestürzt, um ihn Zu packen), und zwei Ärzte, die glücklicherweise schnell genug kamen, konnten ihn kaum halten. Nie will ich diesen Augenblick vergessen, ich litt mit ihm wahre Folterqualen. Autorin: Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Ruppert Becker, Konzertmeister des Düsseldorfer Orchesters. Zitator: 24. Februar. Ich besuchte ihn nachmittags, und Frau Schumann forderte mich auf, mit ihm spazieren zu gehen. Während einer Stunde, die ich mit ihm zubrachte, unterhielt er sich ganz vernünftig - mit Ausnahme, daß er mir erzählte, die Gestalt Franz Schuberts habe ihm eine herrliche Melodie geschickt, die er auch aufgeschrieben und über die er Variationen komponiert habe. Musik 38a Geistervariationen CD2 track 15 0:32 fade bis Textende Zitator: 27. Februar. Schrecklich war die Nachricht, die ich an diesem Tage erhielt! Schumann hatte sich mittags 2 Uhr aus seiner Schlafstube geschlichen, und war direkt nach dem Rheine zugegangen. von wo aus er sich, in der Mitte der Brücke, in den 
Fluß stürzte! Glücklicherweise war er schon am Eingang der Brücke aufgefallen, und zwar dadurch, daß er, da er kein Geld bei sich hatte, sein Taschentuch als Pfand abgab! Mehrere Fischer, die ihn deshalb mit den Augen verfolgten, nahmen, sogleich nach dem Sprung, einen Kahn und retteten denselben glücklich. Vom Kahn aus soll er noch einmal versucht haben, ins Wasser zu springen, woran ihn die Fischer hinderten. Fürchterlich muß sein Heimweg gewesen sein; transportiert von 8 Männern, und einer Masse Volks, das sich nach seiner Weise belustigte. Autorin: Groteskerweise war in dieser Zeit Karneval in Düsseldorf und man nahm an, Schumann sei nur ein Jeck unter Jecken. - Am 4. März 1854 wurde er auf eigenen Wunsch in eine private Irrenanstalt, wie man damals sagte, nach Endenich gebracht. Während öffentliche Irrenanstalten Folterinstitutionen glichen, wurde die Privatklinik nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen sehr fortschrittlich geführt, nachzulesen in den Krankenakten, die erst vor wenigen Jahren veröffentlicht wurden. Schumanns' Zustand wechselte zwischen lichten Momenten, Apathie und aggressiven Tobsuchtanfällen. Clara Schumann hatte man abgeraten, ihn zu besuchen, mit der Begründung, es würde ihn zu sehr aufwühlen, und so sah sie ihn tatsächlich erst nach zweieinhalb Jahren 2 Tage vor seinem Tod wieder. Sprecherin Clara Schumann Ich sah Ihn, er lächelte mich an
und schlang mit großer Anstrengung, denn er konnte seine Glieder nicht mehr regieren, seinen Arm um mich - nie werde ich das vergessen. Um alle Schätze gäbe ich diese Umarmung nicht wieder hin. Mein Robert, so mußten wir uns wiedersehen, wie mühsam mußte ich mir deine geliebten Züge hervorsuchen; welch ein Schmerzensanblick! Alles um ihn war mir so heilig, die Luft, in der er, der edle Mann, mit atmete. Er sprach viel immer mit den Geistern, wie es schien, litt auch nicht lange jemand um sich, dann wurde er unruhig, verstehen aber konnte man fast nichts mehr. Er nahm schon seit Wochen nichts als etwas Wein und Gelee zu sich - heute gab ich es ihm, und mit der glücklichsten Miene und wahrer Hast nahm er es, den Wein schlürfte er von meinem Finger - ach er wußte, daß ich es war ... Autorin: Am 29. Juli 1856 starb Schumann. Sprecherin Clara Schumann Donnerstag, den 31., abends 7 Uhr Begräbnis! ich war in der kleinen Kapelle auf dem Kirchhof, ich hörte die Trauermusik, jetzt wurde er hinab gelassen in die Erde, doch hatte ich ein klares Gefühl, daß nicht er es war. sondern nur sein Körper - sein Geist war über mir. - wohl nie inniger war mein Gebet als in dieser Stunde. Gott gebe mir die Kraft, zu leben ohne ihn. Johannes und Joachim gingen dem Sarg voran, dann trugen einige aus der Konkordiagesellschaft, die ihm früher in Düsseldorf einmal ein Ständchen gebracht, seinen Sarg, eine Ehrenbezeugung! Die Bürgermeister gingen mit, Hiller war auch von Köln gekommen, sonst aber keine Freunde. Ich hatte es nicht bekannt gemacht, weil ich nicht wünschte, daß viele Fremde kämen. Seine liebsten Freunde gingen ja voran, ich hinterher (unbemerkt). und so war es am besten, gewiß in seinem Sinne! So war denn mit seinem Hingang all mein Glück dahin! Ein neues Leben begann jetzt für mich. Musik 39 Schumannvariationen CD 5022 599 track12 18'' dann drunterlegen Autorin: Clara Schumann nahm ihre Konzerttätigkeit wieder verstärkt auf - schon allein, weil sie 7 Kinder zu versorgen hatte. Unermüdlich nahm sie Schumanns' Kompositionen in ihre Programme auf. Darüberhinaus gab sie Klavierunterricht und kümmerte sich um die Herausgabe der Werke ihres Mannes. Johannes Brahms hatte sich, während Schumann in Endenich war, unsterblich in Clara verliebt, was Clara wiederum in dieser für sie schrecklichen Zeit nicht kalt gelassen hat. Sie hielt aber bis zum Ende ihres Lebens ihrem Mann die Treue, alles andere muss Spekulation bleiben. Clara Schumann überlebte ihren Mann um 40 Jahre. Sie wurde an seiner Seite auf dem Alten Friedhof in Bonn begraben. Musik 39 hochziehen drunterlegen Absage Musik 39 weiter bis 56:30 Musikliste 1. Stunde Titel: Etüden in Form freier Variationen über ein Thema von Beethoven, WoO 31 Länge: 03:15 Solist: Cyprien Katsaris (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: TELDEC CLASSICS Best.-Nr: 4509-97956-2 Titel: Toccata für Klavier C-Dur, op. 7 Länge: 01:35 Solist: Swjatoslaw Richter (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: Deutsche Grammophon Best.-Nr: 447440-2 Titel: Arabeske für Klavier C-Dur, op. 18 (Arabesque) Länge: 00:55 Solist: Wilhelm Kempff (1895-1991)(Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: Deutsche Grammophon Best.-Nr: 002894790047 Titel: Nr. 3: Hasche-Mann aus: Kinderszenen. 13 leichte Stücke für Klavier, op. 15 (Kinderscenen. Leichte Stücke für das Pianoforte), Nr. 3: Hasche-Mann Länge: 00:36 Solist: Wilhelm Kempff (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: Deutsche Grammophon Best.-Nr: 471 312-2 Titel: aus: Davidsbündlertänze. 18 Charakterstücke für Klavier, op. 6, Nr. 1: Lebhaft Länge: 01:23 Solist: Wilhelm Kempff (1895-1991)(Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: Deutsche Grammophon Best.-Nr: 002894790045 Titel: Nr. 2: Aufschwung. Sehr rasch aus: Fantasiestücke für Klavier, op. 12 Länge: 00:35 Solist: Alfred Brendel (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: Philips Best.-Nr: 411049-2 Titel: Nr. 1: Des Abends. Sehr innig zu spielen aus: Fantasiestücke für Klavier, op. 12, Nr. 1: Des Abends. Sehr innig zu spielen Länge: 02:05 Solist: Alfred Brendel (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: Philips Best.-Nr: 411049-2 Titel: Nr. 5: In der Nacht. Mit Leidenschaft aus: Fantasiestücke für Klavier, op. 12, Nr. 5: In der Nacht. Mit Leidenschaft Länge: 01:06 Solist: Alfred Brendel (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: Philips Best.-Nr: 411049-2 Titel: aus: Variationen über "Là ci darem la mano" aus der Oper "Don Giovanni" von Wolfgang Amadeus Mozart für Klavier und Orchester B-Dur, op. 2, Variation 5: Adagio Alla polacca Länge: 05:32 Solist: Daniil Trifonov (1991-)(Klavier) Komponist: Frédéric Chopin Label: Deutsche Grammophon Best.-Nr: 002894798201 Titel: Valses romantiques für Klavier, op. 4 Länge: 01:52 Solist: Veronika Jochum (Klavier) Komponist: Clara Schumann-Wieck Label: TUDOR Best.-Nr: 7007 Titel: 10 Impromptus über ein Thema von Clara Wieck, op. 5 für Klavier Länge: 10:55 Solist: Veronica Jochum (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: TUDOR Best.-Nr: 7028 Titel: Deutscher Tanz As-Dur, op. 33 Nr. 15 (für Klavier) Länge: 00:59 Solist: Herbert Schuch (Klavier) Komponist: Franz Schubert Label: OEHMSCLASSICS Best.-Nr: OC754 Titel: Nr. 13: Estrella. Con affetto aus: Carnaval. Scènes mignonnes sur quatre notes für Klavier, op. 9, Länge: 00:34 Solist: Herbert Schuch (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: OEHMSCLASSICS Best.-Nr: OC 754 Titel: Nr. 11: Chiarina. Passionato aus: Carnaval. Scènes mignonnes sur quatre notes für Klavier, op. 9, Länge: 01:14 Solist: Herbert Schuch (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: OEHMSCLASSICS Best.-Nr: OC 754 Titel: Nr. 21: Marche des "Davidsbündler" contre les Philistins. Non allegro aus: Carnaval. Scènes mignonnes sur quatre notes für Klavier, op. 9, Länge: 00:52 Solist: Herbert Schuch (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: OEHMSCLASSICS Best.-Nr: OC 754 Titel: aus: Papillons. 12 Stücke für Klavier, op. 2 (Schmetterlinge), Nr. 1: [o.B.] Nr. 7: Semplice Nr. 9: Prestissimo Länge: 02:26 Solist: Herbert Schuch (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: OEHMSCLASSICS Best.-Nr: OC 754 Titel: aus: Sinfonie Nr. 9 C-Dur, D 944, 1. Satz: Andante - Allegro, ma non troppo - Più moto Länge: 13:59 Orchester: Wiener Philharmoniker Dirigent: Georg Solti Komponist: Franz Schubert Label: Decca Best.-Nr: 460311-2 2. Stunde Titel: Klavierquartett c-Moll, 2. Satz Länge: 02:50 Ensemble: Valentin Klavierqaurtett Komponist: Robert Schumann Label: cpo Best.-Nr: 7 843-2 Titel: Fantasie für Klavier C-Dur, op. 17, Länge: 04:01 Solist: András Schiff (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: ECM-Records Best.-Nr: ECM NEW SERIES 2122/23 Titel: aus: Sonate für Klavier fis-Moll, op. 11 1. Satz: Introduzione. Un poco adagio - Allegro vivace - più lento - à tempo Länge: 2:11 Solist: András Schiff (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: ECM-Records Best.-Nr: ECM 2122/23; 4763909 Titel: aus: Variationen über ein Originalthema für Klavier Es-Dur, Anhang F39, Thema / 2. Variation Länge: 03:27 Solist: András Schiff (1953-)(Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: WEA International Best.-Nr: 256469967-4 Titel: aus: Kreisleriana, op. 16 Fantasien für Klavier, Nr. 1: Äußerst bewegt Nr. 7: Sehr rasch Nr. 8: Schnell und spielend Länge: 06:12 Solist: Martha Argerich (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: Deutsche Grammophon Best.-Nr: 453576-2 Titel: Du bist wie eine Blume, op. 25 Nr. 24 Länge: 01:42 Solisten: Peter Schreier (Tenor), Norman Shetler (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: BERLIN Classics Best.-Nr: 2110-2 Titel: Die alten, bösen Lieder (4'33)(16) aus: Dichterliebe op.48 Lieder und Gesänge aus dem Lyrischen Intermezzo im 'Buch der Lieder' von Heinrich Heine für eine Singstimme und das Pianoforte, Die alten, bösen Lieder (4'33)(16) Länge: 02:33 Solisten: Fritz Wunderlich (Tenor); Hubert Giesen (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: ACANTA Best.-Nr: 43529 Titel: Ich hab im Traum geweinet (2'35)(13) aus: Dichterliebe op.48 Lieder und Gesänge aus dem Lyrischen Intermezzo im 'Buch der Lieder' von Heinrich Heine für eine Singstimme und das Pianoforte, Ich hab im Traum geweinet (2'35)(13) Länge: 02:35 Solisten: Fritz Wunderlich (Tenor); Hubert Giesen (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: ACANTA Best.-Nr: 43529 Titel: Nr. 5: Mondnacht aus: Liederkreis nach Gedichten von Joseph von Eichendorff für eine Singstimme und Klavier, op. 39, Länge: 01:25 Solisten: Dietrich Fischer-Dieskau (Bariton); Gerald Moore (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: NAXOS Best.-Nr: 8.111300 Titel: aus: Quintett für Klavier, 2 Violinen, Viola und Violoncello Es-Dur, op. 44, 1. Satz: Allegro brillante 2. Satz: In modo d'una marcia. Un poco largamente - Agitato - Tempo I Länge: 07:00 Ensemble: Mandelring Quartett Komponist: Robert Schumann Label: AUDITE Best.-Nr: audite 92.574 3. Stunde Titel: Schön ist das Fest des Lenzes. Lied für 2 Singstimmen und Klavier, op. 37 Nr. 7 Länge: 00:55 Solisten: Julia Varady (Sopran); Dietrich Fischer-Dieskau (Bariton); Cord Garben (Klavier) Komponist: Robert Schumann Label: AUDITE Best.-Nr: 95.636 Titel: Sinfonie Nr. 1 B-Dur, op. 38, 1. Satz: Andante un poco maestoso - Allegro molto vivace Länge: 04:24 Orchester: Staatskapelle Dresden Dirigent: Christian Thielemann Komponist: Robert Schumann Label: Sony Classical Best.-Nr: 19075943412 Titel: aus: Konzert für Klavier und Orchester a-Moll, op. 54, 1. Satz: Allegro affettuoso Länge: 03:55 Solist: Dénes Várjon (1968-)(Klavier) Orchester: WDR Sinfonieorchester Köln Dirigent: Heinz Holliger Komponist: Robert Schumann Label: AUDITE Best.-Nr: 97.717 Titel: aus: Konzert für Violine und Orchester d-Moll, WoO 1, 1. Satz: In kräftigem, nicht zu schnellem Tempo Länge: 02:05 Solist: Patricia Kopatchinskaja (1977-)(Violine) Orchester: WDR Sinfonieorchester Köln Dirigent: Heinz Holliger Komponist: Robert Schumann Label: AUDITE Best.-Nr: 97.717 Titel: aus: 6 [sechs] Fugen für Orgel oder Pianoforte mit Pedal über den Namen B-A-C-H, op. 60. Ausgeführt mit Pedalflügel, Nr. 4: B-Dur. Mäßig, doch nicht zu langsam Länge: 04:36 Solist: Martin Schmeding (Pedalklavier) Komponist: Robert Schumann Label: Ars Produktion Best.-Nr: 38011 Literaturliste Martin Geck Robert Schumann Mensch und Musiker der Romantik Verlag Pantheon ISBN 978-3-570-55158-5 1´05 min Martin Geck Von Beethoven bis Mahler Die Musik des deutschen Idealismus Verlag Metzler Musik ISBN 3-476-00930-0 0´55 min Martin Geck "Tonpoet, Anarchist. "Stimmen hin und wieder wandern" Lettre international Band 2008/H.82 ISSN 0945-5167 2´10 min Robert Schumann Schriften über Musik und Musiker Reclam Verlag ISBN 978-3-15-018716-6 6´05 min Robert Schumann Tagebücher Herausgeber Georg Eismann Band I 1827-1838; Band II 1836-1854 Deutscher Verlag für Musik Leipzig 6´05 min Robert Schumann Schlage nur eine Weltsaite an Briefe 1828-1855 Insel Verlag ISBN 978-3-458-17317-5 6´10 min Robert und Clara Schumann Briefe einer Liebe Athenäum Verlag ISBN 3-7610-8254-1 1´30 min Ernst Burger Robert Schumann Schott Verlag ISBN 3-7957-0343-3 14´20 min Udo Rauchfleisch Robert Schumann Eine psychoanalytische Annäherung Verlag Vandenhoeck und Ruprecht ISBN 3-525.01627-1 0´15 min Dagmar Hoffmann-Axthelm Robert Schumann Eine musikalisch-psychologische Studie Reclam Verlag ISBN 978-3-15-020201-2 Theo R. Payk Robert Schumann Lebenslust und Leidenszeit Verlag Bouvier ISBN 3-416-03091-5 Musik-Konzepte Sonderband Robert Schumann Edition Text + Kritik Band I ISBN 3-88377-070-1 Band II ISBN 3-88377-102-3 Bernhard Apel Schumanns Davidsbund Archiv für Musikwissenschaft Jg. 38/1981 Fr. Steiner Verlag GmbH Wiesbaden Ernst und Erika von Borries Deutsche Literaturgeschichte Zwischen Klassik und Romantik: Hölderlin, Kleist, Jean Paul; Band 4 DTV ISBN 3-423-03344-4 Ernst und Erika von Borries Deutsche Literaturgeschichte: Romantik; Band 5 DTV ISBN 978-3-423-03345-9 0´10 min Annemarie und Wolfgang van Rinsum Deutsche Literaturgeschichte: Frührealismus 1815-1848; Band 6 DTV ISBN 3-423-03346-x 2´05 min Rüdiger Safranski Romantik Eine deutsche Affäre Hanser Verlag ISBN 978-3-446-20944-2 0´20 min "Es treibt mich ein dunkles Sehnen" Die Lange Nacht über den Tonpoeten Robert Schumann Seite 4