Deutschlandfunk GESICHTER EUROPAS Samstag, 20. August 2016 - 11.05 - 12.00 Uhr KW 33 Die Jäger des goldenen Schatzes - Grabräuber in Bulgarien Eine Sendung von Tom Schimmeck Musikauswahl und Regie: Tom Schimmeck Redaktion: Ursula Welter Urheberrechtlicher Hinweis Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. (c) - unkorrigiertes Exemplar - Thema Gesichter Europas Musik Autor Ein bulgarischer Bundespolizist über das Ausmaß der Raubgräberei: O-Ton 001 Sprecher 3 Seit 2010 haben wir hunderte Prozesse und Festnahmen von Grabräubern und Hehlern. Autor Eine Archäologin über den Raub einer kostbaren Maske O-Ton 002 Sprecherin 2 Das Museum war geschlossen. Zwei Räuber, sie waren bewaffnet und maskiert, klingelten. Als der Wachmann öffnete, wurde er sofort mit einer Pistole niedergeschlagen Autor Ein Richter über die politischen Verwicklungen: O-Ton 003 Sprecher 2 Es gibt viele bedeutende Männer in Bulgarien, die solche Sammlungen haben. Die setzen ihren Einfluss dafür ein, dass nichts passiert. Autor Und ein Grabräuber über seine nächtlichen Erlebnisse: O-Ton 004 Sprecher 1 Da ist der Baum, siehst du ihn? Dort wurde die Frau verschüttet. Und wenn wir nachts kommen, stehen wir hier und hören sie weinen. Ich sage es Dir - kein Witz - sie weint. Ansage Die Jäger des goldenen Schatzes Grabräuber in Bulgarien Eine Sendung von Tom Schimmeck Musik weiter 1. Eine Stadt taucht auf - Die Ausgrabung der Heraclea Sintica Atmo Ausgrabung Autor Der Archäologe steht am Rand eines Sandweges. O-Ton 105 Vagalinski Ich bin Direktor des Nationalen Archäologischen Instituts mit Museum in Sofia. Römischer Archäologe. Ja... das ist alles. Autor Professor Lyudmil Vagalinski betrachtet stolz die Ruinen, die 20 Arbeiter gerade mühsam aus dem Erdhügel schälen. O-Ton 103 Vagalinski Das ist eine antike Stadt, sie heißt Heraclea Sintica... Autor Die Sonne sticht. Er wischt sich den Schweiß von der Stirn. O-Ton (Forts.) ... Sie wurde in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts vor Christo gegründet und funktioniert als sehr große Stadt, bis zum 4. Jahrhundert nach Christi Geburt. Autor Haraklea Sintica. Ein alter thrakischer, griechischer, schließlich römischer Ort. Lange, sehr lange haben die Forscher gerätselt: Wo lag diese Stadt? O-Ton 108 Vagalinski 100 Jahre war Streit und Diskussion zwischen den Gelehrten: Wo liegt diese Heraclea Sintica? Autor 2002 schließlich war klar: Hier, am Rand des Dörfchens Rupite, im äußersten Südwesten Bulgariens. Am Fuße des Vulkans Kozhuh, der längst erloschen ist. Atmo intensiv 107+107B Metalldetektor Autor Mit Hacken und Schaufeln tragen die Arbeiter die Erde ab, Schicht für Schicht. Quadratmeter für Quadratmeter, Scherbe für Scherbe. Die Areale sind mit Schnüren abgezirkelt. Der Boden wird mit der Spitzhacke gelockert, mit dem Metalldetektor abgesucht, mit Händen durchwühlt, vorsichtig weggeschaufelt. Dann, in der Schubkarre, noch einmal mit einer kleinen Kelle behutsam durchsucht. Atmo 117 Graben mit Gelächter Autor Sie haben hier eine alte Werkstatt entdeckt, mit Terrakotta-Masken und Statuen. Darstellungen des Dionysus. Der Nemesis. Und eine Münze mit dem Abbild des oströmischen Kaisers Flavius Marcianus. O-Ton 122A Vagalinski Das ist diese Zivilbasilika, mit einem sehr großen Eingang aus Marmor. Autor Gerade wird eine Basilika freigelegt. 22 mal 16 Meter groß. Ein ziviles Gebäude, in dem einst Markt abgehalten und Recht gesprochen wurde. O-Ton 122B Vagalinski Hier ist Fußboden - original! Autor Man sieht eine hohe Mauer, sogar Reste roter Farbe. Die haben die Laboranten schon konserviert. O-Ton 122C Vagalinski Es ist sehr gut erhalten. O-Ton 122D Vagalinski Das ist eine Apsis, in der Mitte, wo dieser Magistrat, der Hauptmann, das Gericht... Autor ... auf jeden Fall Leute, die etwas zu sagen hatten, Entscheidungen verkündeten. Ein ganzer Platz taucht aus dem Vergessen auf. Das Zentrum der versunkenen Stadt. 800 Jahre Geschichte, Schicht für Schicht. O-Ton 118 Vagalinski Die Stadt war teilweise verbrannt. Danach 100 Jahre Ruhe und im zweiten Hälfte drittes Jahrhundert noch eine Brandschuttschicht... Autor Eine "Brandschuttschicht"? O-Ton (Forts.) Brandschuttschicht - das ist ein guter deutscher archäologischer Begriff. Autor Der Archäologe grinst. O-Ton (Forts.) Ich mag diese... Das heißt: Eine Kulturschicht, aber verbrannt. Brand-Schutt-Schicht. Autor In ihren 800 Jahren, sagt er, sei diese Stadt nahe dem Zusammenfluss von Strymon und Pontos mindestens viermal niedergebrannt. Musik MUS2 Collegium Musicum "Bankya", Emil Yanev: Kukeri Dance From "Picture From Bulgaria" Autor Gründer könnte Philipp II von Makedonien gewesen sein - vielleicht auch sein Vater Amyntas III - oder Kassander, der auch Thessaloniki gegründet hat, nur 90 Kilometer weiter südlich. Fest steht: Es war eine unruhige Zeit. Philipp II weitete sein Reich kräftig aus, führte Kriege gegen die Illyrer, die Thraker und die griechischen Stadtstaaten. 335 vor Christus trieb sein Sohn, Alexander der Große, die makedonische Expansion dann bis nach Indien und Ägypten. Später zogen die Kelten hier vorbei, auf ihrem Rückweg von Delphi. Die waren auch nicht gewaltfrei. Schließlich wurde Heraclea Sintica ein wichtiger Außenposten des Römischen Reiches. O-Ton 124 Vagalinski Mazedonier, Römer, Kelten. Auch Thraker natürlich. Alle diese Leute lebten zusammen. Und das ist eine Grenze zwischen der echten hellenistischen Welt und den Thrakern. Eine gute Mischung, kulturell. Autor Ein Ort für viele Völker. O-Ton 129 Vagalinski Das ist ein interessantes Gebiet, dies ist eine Kreuzung. So verschiedene Stämme. Autor Mulitikulti sozusagen. O-Ton (Forts.) Ja. Autor Vagalinski ist entzückt. Musik MUS2 Collegium Musicum "Bankya", Emil Yanev: Kukeri Dance From "Picture ... Autor Mit Heraclea Sintica ging es bergauf. Bis, zu Beginn des 4. Jahrhunderts nach Christus, der römische Kaiser Konstantin der Große mit Licinus, dem römischen Kaiser im Osten in Streit geriet. Der siegreiche Konstantin gönnte sich weiter östlich eine neu Stadt: Konstantinopel. Heute als Istanbul bekannt. Um 383 nach Christus muss es ein starkes Erdbeben gegeben haben. O-Ton 125 Vagalinski Man kann es hier in diesem Profil sehen. Sehen Sie die Spuren des Erdbebens? Diese Ziegel? Autor Die Blütezeit der Stadt ging zu Ende. Sie verfiel, verschwand schließlich. Atmo Grabung Autor Die Funde kommen ins lokale Museum in Petritsch. Man will Touristen anlocken, ein Reiseziel schaffen. O-Ton 119 Vagalinski Ich nehme nichts mit nach Sofia. Autor Er wolle keine Beute machen, sagt Vagalinski . Sondern Vergangenheit freizulegen. O-Ton 123 Vagalinski Informationen über die Entwicklung dieser Stadt. Das ist die Geschichte. Und das ist die Sache der Archäologen. Nicht Gold oder Silber oder andere Materialien. Indiana Jones ist eigentlich ein Räuber. Autor Apropos Räuber: Das ist ein Riesenproblem. Bulgariens Boden ist geschichtsgetränkt. Man muss eigentlich nur einen Spaten in die Erde stecken. Ein El Dorado für Glücksritter. Hier, so verkehrsgünstig zwischen Asien und Europa gelegen, lebten Thraker, Makedonier, Griechen, Römer, Kelten Perser, Slawen, Byzantiner, Türken. Und etliche andere Völker, seit der Jungsteinzeit. Bulgarien selbst gab es schon 679 nach Christus. Das Reich war mal riesig, mal winzig. Unter byzantinischer und ottomanischer Herrschaft verschwand es über Jahrhunderte ganz. Der Reichtum ist ein Segen für Archäologen. Zugleich ein Fluch: Weil all die Schätze viele Schatzsucher anziehen. Tausende. Die Imanjari, die Grabräuber. Die interessieren sich nicht für Geschichte, nur für Geld. Kostbarkeiten finden sie vor allem in den vielen Gräbern. Allein die Zahl der thrakischen Grabhügel ist gewaltig. O-Ton 116 Vagalinski Wir haben ungefähr 50 000 thrakische Grabhügel - nur in Bugarien. Es ist erstaunlich Autor Grabräuberei ist zum Volkssport geworden. Auch hier, rund um Heraclea Sintica, wurden hunderte Gräber geplündert und zerstört. O-Ton 109 Vagalinski Aber das Problem mit den Räubern ist nicht nur bulgarisch. Das Problem ist, dass Leute kaufen. O-Ton 111 Vagalinski Übrigens: Die Gesetze in Deutschland betreffs dieses illegalen Handels sind sehr schwach. Die schwächsten in ganz Europa. Autor Gefragt sind Münzen, römische Militärdiplome, auch Statuetten aus Bronze. Die schlimmsten Raubzüge, erzählt Vagalinski, gab es in den 90ern, als hier - nach dem Ende der kommunistischen Ära - der wilde Osten ausbrach. O-Ton 112 Vagalinski Und danach wurden diese Materialien in Deutschland in Privatsammlungen gefunden. Und diese Leute waren so frech - das war sogar in Katalogen publiziert. Autor Bulgarien hat schärfere Gesetze erlassen. O-Ton 113 Vagalinski Aber es scheint mir immer noch, die an der Spitze, egal ob in Bulgarien oder in Deutschland sind - wie sagt man? - untouchable. Unberührbar! Autor Die superreichen Sammler. Weltweit bestens vernetzt. O-Ton (Forts.) ... da ist eine große Menge von Geld. Autor Eine Mafia? O-Ton 114 Vagalinski Das stimmt. O-Ton 114A Vagalinski Und das ist das Problem. Autor Die Ironie: Gerade hier wirkten die Räuber durchaus hilfreich. O-Ton 132 Vagalinski Die Geschichte ist: 2002 haben Räuber in einer Nekropole dieser Stadt... Autor 2002 machten sich Grabräuber auf dem Gelände zu schaffen. Ein Kollege von ihm sah sie zufällig. Rief die Polizei. Sie wurden verhaftet. O-Ton (Forts.) ... Und diese Leute haben eigentlich diese Inschrift gefunden. Autor Einen Stein mit lateinischer Inschrift, aus dem Jahre 308 nach Christus. O-Ton 115 Vagalinski (mit Atmo Auto)... und deshalb wissen wir jetzt. Autor Einen Aufruf des Kaisers Galerius an die civitas Heracleotarum. Der Fund löste das Rätsel der Heraclea Sintica. O-Ton 133 VagalinskiUnd das ist ein Glück. Autor Man könne Jahrhunderte graben, sagt er. Und wisse doch immer noch den Namen nicht. O-Ton 130 VagalinskiJa manchmal sind diese Leute nützlich. Also wir haben eine Sprichwort... Autor Alles Böse ist für etwas gut. Atmo Musik Literatur I Musik Sprecher Herodot: Historiae Das thrakische Volk ist nach den Indern das größte auf Erden. Wenn es nur einen Herrscher hätte und einig wäre, wäre es unbesiegbar. Aber das ist bei ihm undenkbar und unmöglich; deshalb sind die Thraker schwach. In jeder Landschaft haben sie einen besonderen Namen, doch überall ähnliche Sitten - mit Ausnahme der Geten, der Trauser und der nördlich von den Krestonaiern wohnenden Stämme. Bei der Geburt und beim Tode haben die Trauser eigentümliche Gebräuche. Um das neugeborene Kind setzen sich die Verwandten herum und klagen, weil es so viele Leiden in seinem Leben werde erdulden müssen; dabei zählen sie alle menschlichen Leiden und Kümmernisse auf. Die Toten dagegen begraben sie unter Lachen und Scherzen, weil sie allen Übeln entronnen seien und jetzt in Freude und Seligkeit lebten. Bei den Stämmen nördlich von den Krestonaiern hat jeder viele Weiber. Stirbt nun einer, so entsteht ein heftiger Streit, welche von diesen Frauen am meisten von ihrem Manne geliebt worden sei. Ist der Streit entschieden, wird die Auserwählte unter Lob und Preis der Männer und Frauen durch ihre nächsten Verwandten auf dem Grabe geschlachtet und dann mit dem Manne zusammen begraben. Die anderen Frauen sind sehr unglücklich- dass sie zurückstehen müssen, gilt als eine große Schande. Die anderen thrakischen Völker verkaufen ihre Kinder nach fremden Ländern. Ihre Jungfrauen hüten sie nicht. Sie können verkehren, mit welchem Mann sie wollen. Die verheirateten Frauen werden dagegen streng bewacht und ihren Eltern um hohen Preis abgekauft. Was für Völker im Norden von Thrakien wohnen, kann niemand mit Sicherheit sagen. Die Thraker behaupten, dass jenseits des Istros Bienen hausten, die niemanden weiter vordringen ließen. Mir kommt diese Behauptung nicht sehr wahrscheinlich vor; denn diese Tiere können doch die Kälte nicht vertragen. Vielmehr glaube ich, dass die Länder im Norden wegen der Kälte unbewohnt sind. 2. Raub in Ratiaria - Grabraub mit dem Bulldozer Grundatmo O-Ton 200 Sprecher 1 Wir sind hier in Kaleto, beziehungsweise in Ratiaria. Autor Ein Mann steht in einer wilden, hügeligen Landschaft im äußersten Nordwesten Bulgariens. Eine Anhöhe über der Donau. Grün wuchert, Blumen blühen, Insekten summen. O-Ton 201 Sprecher 1 Man kann hier viel finden: Gold, Silber, Bronze, alles. Die Leute holen es sich und verkaufen es. Für Kleingeld, für nichts. Autor Auch er lebt davon. O-Ton 202 Sprecher 1 Also, das ist nicht besonders lukrativ. So haben wir wenigstens zu essen. Man findet ja nirgendwo Arbeit. Ab und zu kommen wir hierher, graben, finden vielleicht etwas. Vielleicht nur zwei, drei Knochen, dafür kriegst du einen Lev, dann kaufst du dir Brot. Wir haben ja keine Wahl. O-Ton 204 (Nein) Autor Der Mann ist Anfang 50, eher klein. Das Haar wird grau. Die Sonne hat sein Gesicht gegerbt. Er trägt eine abgenutzte dunkle Jacke. Nennt sich Nikolaitscho. O-Ton 205 - hoch bei 0:07 Autor Ab Mitternacht, bis etwa um halb fünf, seien hier an die tausend Leute unterwegs, um zu graben. O-Ton 206 Autor Die Polizei toleriere das meist. Vielleicht aus Angst vor der Überzahl. Die Leute sind manchmal betrunken. Oft verzweifelt. Die Kinder haben Hunger. Da schnappe sich schnell mal einer seine Schaufel und gehe auf die Beamten los. Ist es organisiert? O-Ton 207 Sprecher 1 Nein, so etwas gibt es hier nicht. Du guckst, wo etwas zu finden sein könnte und fängst an zu schaufeln. O-Ton 208 Autor Seit 4 Jahren gräbt er hier, hat schon einige Münzen gefunden. Und eine silberne Statue. O-Ton 209 Sprecher 1 Eine Fruchtbarkeitsgöttin. Aus Silber. Und so groß. Autor Nikolaitscho hält die Hände ein gutes Stück auseinander. Die sei sehr kostbar gewesen, beteuert er und reißt die Augen auf. O-Ton 210 Sprecher 1 Man hätte die für 50 000 Dollar verkaufen können. Aber wir sind ja blöd, wir verstehen nichts davon. Und haben sie für 10000 Lewa verkauft. Autor Etwa 5000 Euro. O-Ton 224 Sprecher 1 Es gibt hier Gräber, etwa vier Meter breit und fünf Meter tief. Wenn man da unten arbeitet, können die Polizisten einen leicht schnappen. Sie fangen uns und wir landen im Knast. Autor Ein gefährliches Glücksspiel. Jede Nacht wieder. O-Ton 211 Sprecher 1 Hier, hier hat eine junge Frau gegraben. Sie wurde verschüttet, war gleich tot. Sie war jung, 31. Dort wurde sie begraben, bei diesem Baum, siehst Du? Da oben. Nachts hören wir, wie sie weint. O-Ton 212 Autor 2012 geschah das, beteuert er. Die Frau sei tief in ein Grab hinabgestiegen, um nach Schätzen zu suchen. Wir laufen durch das Gestrüpp. Musik leiser Marsch Autor Ratiaria wurde vor 2000 Jahren gegründet. Eine römische Festung, die zur "Colonia" aufstieg, zur gehobenen Stadt. Dann zur Hauptstadt der neuen römischen Provinz Dacia Ripensis. Ein wichtiger Außenposten. Ein Handelsplatz. Eine Waffenschmiede. Der Hauptstützpunkt der Donauflotte. Bis um 441 die Hunnen unter Attila einfielen und Ratiaria und den Limes zerlegten, bis runter zum Schwarzen Meer. Byzantinische Kaiser ließen die Stadt wieder aufbauen. Ein Stadttor errichten. Mit der Inschrift: Sprecherin 1 "Ratiaria wird immer blühen." Autor Eine Fehlprognose. Anno 586 legten die Awaren Ratiaria und das nahe Widin in Schutt und Asche. Autor Das Dorf Artschar liegt gleich neben der alten Römerstadt. Atmo 268 Atmo mit Musik aus Auto Autor Unter einer Linde auf einem recht verwahrlosten Platz hängen ein paar Jungen ab. Atmo 270 (0:10) Sprecher 4 Alles vorbei hier. Sprecher 2 Hier gibt es keine Zukunft. Hier wird nur geklaut. Sprecher 3 Hey Onkel, zeig in den Nachrichten, wie hässlich der ist. Sprecher 4 Die reden nur so, weil ich sie nicht verprügelt habe. Autor Ein schlaksiger Bursche namens Vesselin hat eine Tüte Chips aufgetan, deren Inhalt er nun entschlossen vertilgt. O-Ton 271 Sprecher 4 Wir sind hier sehr weit unten. Mit allem. Kein Geld. Keine Arbeit. Das ist es eigentlich. Deshalb gehen wir graben. Aber dann kommt die Polizei. Autor Wann graben sie? O-Ton 272 Sprecher 4 Wenn die Polizei nicht da ist. Manchmal passt einer von uns auf. Wenn sie dich erwischen, erwischen sie dich. O-Ton 273 Sprecher 4 Ich wurde schon festgenommen und angeklagt. Meine Bewährung ist gerade vorbei. Aber einige Jungs sind im Knast. Was sollen wir tun? Klauen gehen? Autor Ein anderer schlendert heran. 17 Jahre alt. Mit Segelohren. Er geht noch zur Schule. Die Zukunft, glaubt er... O-Ton 274 Sprecher 3 ...ist schlecht. Kein Geld, keine Arbeit für die Älteren. O-Ton 275 Sprecher 2 Es gibt 40 Lewa Arbeitslosengeld. 20 Euro. Im Monat. Wer kann davon leben? O-Ton 276 Sprecher 3 Vielleicht kann ich im Ausland arbeiten, bei meiner Mutter, oder meinem Vater. Mein Vater ist auf Zypern und meine Mutter ist in Holland. Autor Wer kümmert sich um ihn? O-Ton 277 Sprecher 3 Oma und Opa. Autor Vesselin kehrt zurück. Die Chipstüte ist leer. O-Ton 278 Sprecher 4 Mein Bruder und meine Schwester sind beide in Deutschland. Aber die kommen jetzt zurück, weil es dort für sie keine Arbeit gibt. Wenn sie mich nochmal erwischen, komme ich wirklich ins Gefängnis.In Deutschland ist es trotzdem besser, 100 Prozent. O-Ton 279 Sprecher 2 Erzähl mal, wie oft wir schon zusammen gegraben haben. Autor Auch der Kleinste war schon mit der Schaufel in Ratiaria. Er ist höchstens 12. Er schweigt. O-Ton 280 Sprecher 4 Wir haben mal so ein Pferdchen gefunden, fünf Zentimer groß Sprecher 2 Na, eher 3 Zentimeter. Sprecher 4 3, 4 Zentimeter groß. 100 Lewa haben wir dafür bekommen. O-Ton 281 Sprecher 3 Die Polizei weiß genau, dass wir da graben. O-Ton 282 Sprecher 2 Ja, die patrouillieren - nachts, auch tagsüber. Sprecher 3 Aber grad ist keiner da. Zwischen 5 und 8 ist Pause. Atmo 283 Platz / 269B Fahrzeug Autor Wie aufs Stichwort kreuzen zwei Polizisten in einem weißen Opel auf. Atmo 288 Auto mit Pfützenfahrt Autor Später, zurück in den überwucherten Ruinen. Atmo 289 Auto / Stoppen / Polizeistreife , langsam auffüllen mit 284 Autor Die Streife rollt im Schritttempo vorbei. O-Ton 223 nur Hintergrund Autor Nikolaitscho wohnt ganz in der Nähe, in einer Art Zweck-WG der Grabräuber. Ging es ihm im Sozialismus besser? O-Ton 221 Ende: nichts arbeiten (lacht heiser) Sprecher 1 Ja. Es war besser. Heute ist alles privat und wenn du ein Unternehmer bist, stellst du junge Frauen ein, die in deinem Café oder der Bar arbeiten. Für uns Ältere passiert hier gar nichts. Autor Er hat zwei Kinder, drei Enkel. O-Ton 222 nur Hintergrund Autor Als junger Mann arbeitete er bei Chimia, der großen Fabrik im nahem Widin. Machte Autoreifen. Dann wurde sie dicht gemacht. Danach gab es eigentlich nie mehr richtige Arbeit für ihn. O-Ton 220 pur (Nichts, gar nichts) Autor Er würde alles tun. Holz hacken. Sprecher 1 Ich mache Deinen Garten. Autor Wir funktioniert das mit den Fundstücken? O-Ton 213 Sprecher 1 Also es gibt Käufer aus Sofia, Tarnovo, Dimitrovgrad. Sie hinterlassen ihre Telefonnummern. Wenn wir etwas finden, rufen wir an. Ich hab einen Sesterz gefunden, mit einem Esel - sehr wertvoll. Aber wir haben ja keine Ahnung und ich habe ihn fast umsonst hergegeben. Autor Er seufzt. O-Ton 214 Sprecher 1 Das sind sehr kostbare Sachen. Aber die mit der Schaufel werden damit niemals reich. O-Ton 215 Toll dann 216 (Orte) Sprecher 1 Ach, wir sind wie Läuse hier, wir machen das für ein Stück Brot. Die Dealer, die das ins Ausland exportieren, die machen das Geld. Wir sind nur laues Wasser. Autor Die Mittelsmänner, sagt er, sitzen in Sofia, Varna, Burgas und andern Städten. O-Ton 217 Sprecher 1 Der Staat ist schuld. Wir haben vorgeschlagen, für die Stadt zu arbeiten. Wir sind 2 000 Arbeitslose. Gebt uns 20 Lewa am Tag. Da würde ich auch meine Frau mitnehmen und meine Kinder, dann kommen wir auf 100 am Tag. Dafür bekommt der Staat alles, was wir hier ausgraben. Aber die Stadt will das nicht. O-Ton 218 Autor 2012, erzählt Nikolaitscho, sei er zum Bürgermeister gegangen, habe ihm gesagt: Finde irgendwas für mich. Sonst muss ich graben. Sprecher 1 Und der sagte: "Ach, geh doch graben, mach was du willst." Musik Literatur II Musik A Sprecher Ammianus Marcellinus: Die Heimat der Nord- und Westwinde Entweder ist dies nur eine Fabel, oder die Landstriche, die sich sehr weit erstreckten und wilde Völker beherbergten, wurden früher alle unter dem Namen Thrakien verstanden. Zum Teil haben die Skordisker sie bewohnt, einst ein wildes und trotziges Volk. Wie die Alten lehren, brachten sie die Gefangenen der Bellona und dem Mars zum Opfer dar und tranken mit Gier Menschenblut aus Menschenschädeln. Durch ihre Wildheit wurde der römische Staat in vielen mühevollen Schlachten oft heimgesucht, und er verlor schließlich ein ganzes Heer mit dem Feldherrn. (..) Als jedoch unser Staat an Macht gewann, hat Marcus Didius mit ungeheurer Energie diese Völker unterdrückt, die früher stets ungezähmt waren und ohne Sitte und Gesetz umherschweiften, und Drusus hat sie innerhalb ihrer eigenen Grenzen gehalten. Am Hebrus, der von der Höhe der Odrysen-berge herabfließt, hat Minucius sie in einer Schlacht besiegt und niedergeworfen, und später wurde ihr Rest vom Prokonsul Appius Claudius völlig ausgerottet. Nach dem Genannten kam Lucullus als Feldherr. Als erster kämpfte er mit dem zähen Volk der Besser und überwältigte im gleichen Ansturm trotz heftigen Widerstandes auch die Hämimontaner. Während seiner Statthalterschaft gingen alle Gebiete Thrakiens in die Herrschaft unserer Vorfahren über, und so wurden sechs neue Provinzen für unseren Staat erworben. 3. Schulterzucken in Widin - Die Ärmsten der EU Atmo 290 Auto / 300 Autor Den Weg nach Widin säumen verfallende Industrieanlagen. Kilometerweit Rost und bröckelnder Putz. Unkraut wuchert durch Betonplatten. Dazwischen kleine Inseln der Aktivität. Ein deutscher Gipsplattenhersteller hat sich angesiedelt. In der Stadt soll es zarte Anflüge von Textilindustrie geben. Der Bezirk Widin ist die ärmste Region Bulgariens - und der EU. Atmo 301 Kathedralenbau Autor Das Chemiekombinat Widin, einst Arbeitsplatz von 8000 Menschen, wurde 2002 privatisiert. Die Firma scheint am Ende. Auf dem Werksgelände, sagt ein Mann, gäbe es nur noch Schlangen und Schakale. Rechts neben der Einfahrt aber wächst eine nagelneue Kathedrale in den Himmel, die katholische Christ-Erlöser-Kirche. Laut Zensus leben im Bezirk 0,1 Prozent Katholiken. Bulgarien ist orthodox. Sprecher 4 Vielleicht gibt es hier nicht genug Katholiken, aber dann machen wir welche. O-Ton 262A Jankolow / 262B Petrow Autor Polizeidirektor Janko Jankolow und Petar Petrow, Chef der lokalen Polizei, beide 42, quittieren das Thema Raubgrabungen mit gequälten Blicken. Jankolow spielt mit seinem Kugelschreiber. O-Ton 263 Sprecher 3 Ratiaria - das ist ein Problem der Überwachung. Das ist ein sehr offenes Gelände. Sie haben es ja gesehen. Da sieht man gleich, wenn eine Polizeistreife anrückt. Und dann zerstreuen sie sich ganz schnell, sie verschwinden. Und wir finden nur ein paar Werkzeuge. Schaufeln und so weiter. Autor Von den 1990ern bis ins Jahr 2005, berichten beide, ging es bei den Raubgrabungen in Ratiaria wirklich brutal zu. Die Grabräuber kamen in Bussen, agierten mit schwerem Gerät - mit Baggern und Bulldozern. Inzwischen sei es ruhiger. Tag und Nacht würde Streife gefahren, zu zweit. Muss man dafür nicht ziemlich mutig sein? O-Ton 264 Sprecher 1 Das ist ein apokalyptisches Bild, das sie da malen. Das ist mit Sicherheit nicht so. Autor Es seien nur wenige Täter, beteuert Petrow. In letzter Zeit habe man fünf Leute festgenommen, Mobiltelefone, Metalldetektoren und sonstige Gerätschaften beschlagnahmt. Aber natürlich herrschten hier Angebot und Nachfrage. Beide nicken. O-Ton 265 A Autor Und Arbeitslosigkeit. O-Ton 265B Sprecher 3 Ja, das auch. Und die Bevölkerung - das sind vor allem Roma - hat eine niedrige Rechtskultur. O-Ton 265 C Sprecher 1 Und die Gemeinde hat nicht einmal Geld, um Zäune aufzustellen. Atmo 267 Autor Die Fahrstühle sind kaputt. Wir nehmen die Treppe. Atmo 233 O-Ton 236 Sprecher 2 Die Leute waren immer sehr arm. Sie brauchen das Geld. Autor Gerichtspräsident Wassil Wassilev empfängt zum Gespräch. Sein Telefon klingelt ständig. Während er spricht, zeigt er einladend auf die gewaltige Sitzecke aus schwarzem Kunstleder, die sein imposantes Büros schmückt. Mit Rauchglastisch. Die Fenster sind weit geöffnet. Vögel zwitschern. Ein Foto auf der Fensterbank zeigt den Richter mit einem frisch erlegten Wildschwein. O-Ton 245 Sprecher 2 In den 90er Jahren wurde in Ratiaria ganz gezielt gegraben. O-Ton 246 / 238 aufstaffelnd, / 247: Stadt hat leider nichts zum Schutz getan) Autor Das war frech, findet Wassilev. Seine Sekretärin serviert einen Kaffee, der Tote erwecken könnte. O-Ton 239 Sprecher 2 Ich habe den Eindruck, unser Land hat das geschehen lassen. Dahinter steckten mächtige Interessen. Mit diesen wilden Ausgrabungen und diesem Geschäft haben einige Leute richtig große Sammlungen aufgebaut. Atmo 235 Richter wieder am Telefon Autor Ratiaria - das war unkontrollierte Plünderung in ganz großem Stil. Die Grabräuber pflügten binnen weniger Tage 25 Hektar um. Viele Meter tief. Rafften Münzen, Tonscherben und Figuren zusammen. Hinterließen eine Kraterlandschaft. O-Ton 240 Einstieg mit 240A Sprecher 2 Ein Freund von kam 2002 aus Sofia nach Widin. Er wollte eine Tankstelle bauen und brauchte einen Bulldozer. Er suchte und suchte und bekam keinen. Da bat er mich um Hilfe. Ich habe ein paar Bekannte angerufen, die Baufirmen besitzen. Und gleich der erste, den ich anrief, sagte: Du findest keinen Bulldozer hier in Widin, die sind alle in Ratiaria. Atmo 248 Richter am Telefon Autor Außerdem habe die Polizei wohl mitkassiert, pro Kopf und Bulldozer. O-Ton 243 + Atmo 254 blättern Atmo 257 Mitarbeiterin kommt herein, beide diskutieren Autor Da kommt die Assistentin herein. Sie hat schnell eine Statistik erstellt: Anhängige Fälle nach Paragraph 277, der die Suche nach antiken Schätzen verbietet. Und nach Paragraph 278, demzufolge sich strafbar macht, wer Fundstücke nicht binnen 7 Tagen anmeldet. 2013 gab es hier bei Gericht 14 Prozesse , mit 19 Angeklagten. 18 wurden verurteilt, die meisten auf Bewährung. 2014 waren es noch neun Prozesse. Und 2015? Gab es nur einen Fall. Wassilev hat kein Erklärung dafür. Autor Es fehle, klagt der Richter, an Engagement. Atmo 249 Richter am Telefon Atmo 345A Klopfen + 345 Schritte, Filipova + 345B Treppenhaus Autor Fionera Filipova, Leiterin des lokalen archäologischen Museums, ist in Eile. Der Revisor kommt gleich, eine Untersuchung steht an. Sprecherin 1 Ratiaria kennt man seit Anfang des 20. Jahrhunderts O-Ton 347 nur HG (Reserve auch 347a Lob des Wertes von Ratiaria) Autor Ein Objekt von unglaublich hohem kulturhistorischen Wert. Wie fühlt man sich als Hüterin der Schätze? O-Ton 348 Sprecherin 1 Man fühlt sich sehr schlecht natürlich, ist im Prinzip ja hilflos. Wir haben damals mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft zusammengearbeitet. Aber leider gab es keinerlei Bewachung. Autor Sie eilt davon, übergibt uns an den Kollegen Ilko Tswetkow O-Ton 349A sagt Name sehr schön Autor Ein Mann, der viele Sprachen spricht. O-Ton 349 Parlo italiano, rumenu, russo, serbokroato... Deutsch? Keine... O-Ton 341 Sprecher 3 Wir bekommen Mittel für einen Monat. Sobald wir etwas ausgraben, rückt die lokale Bevölkerung an. Ruiniert und sabotiert unsere Arbeit. Und das Innenministerium hat nicht genug Geld, den Ort zu schützen. Autor Auch er war da, als die Bulldozer rollten. O-Ton 343 (bis 0:16 direkt) Sprecher 3 Ja, ja. Selbstverständlich. Und ich hatte, ehrlich gesagt, auch das Gefühl, dass diese Aktion staatliche Politik war. Das war ein Massenphänomen, es gab dort 30, 40 Bulldozer. Und keiner konnte sie stoppen. Autor auf O-Ton dann: Sie schrieben Briefe an die Stadtverwaltung, den Bezirk, das Parlament. O-Ton 344 ...nur Atmo Autor Zum Glück, sagt Tswetkow, seien zumindest die prähistorischen Schätze für Ganoven weniger interessant. Die Preise auf den Auktionen sind ihnen zu niedrig. O-Ton 340 (ab 0:14 anfangen - "nachi pochti") Sprecher 3 25 Jahre ist nichts geschehen, weil es für uns kein Geld gab. Diese Zeit haben die Grabräuber genutzt, um reich zu werden. Autor Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, die ganze Donau hinunter, bis zum Schwarzen Meer. Über Jahre war Bulgarien ein Selbstbedienungsladen, in dem sich Kleinganoven und internationale Kartelle mit antiken Schätzen eindecken konnten. Bis heute streiten die Archäologen: Wie darauf reagieren? Andrew Poulter, Professor aus dem englischen Nottingham, resignierte 2006: Sprecher 1 Man sollte eigentlich alles unter der Erde lassen. Denn wo man auch gräbt, folgen einem die Grabräuber auf dem Fuße. Sprecherin 2 Wir sind sozusagen die Dosenöffner, Autor meinte damals auch die Frankfurter Expertin Gerda von Bülow: Sprecherin 2 Wenn wir irgendwo graben und dann nachmittags oder zum Wochenende Pause machen, warten die Räuber schon, bis wir weg sind. Atmo 330 331 Kitov Ausgrabung Originalaufnahme / 332 Kitov redet Autor Der bulgarische Archäologe Georgi Kitow dagegen griff selbst zum Bagger - um den Ganoven zuvorzukommen. Sprecher 2 Sie haben mehr Geld als ich und bessere Maschinen. Ich versuche zu retten, was sie zerstören wollen. Autor Bei seinen "Rettungsausgrabungen" hob er viele Schätze. Entdeckte im "Tal der thrakischen Könige" Unmengen Artefakte: Goldmasken, Schwerter, silberne Becker, Bronzepanzer. Meist stand er, mit nacktem Oberköper, selbst am Fundort. 2008 starb Kitow während einer Ausgrabung an einer Herzattacke. 4. Der Inspektor - Fahndung nach den Kunsträubern Atmo 501 Am Telefon502 Selbstvorstellung O-Ton 504 D Autor Grabräuber? Da bin ich der Richtige für Euch, meint der Kommissar und lächelt. Sprecher 3 Seit 2003 beschäftige ich mich mit diesen Verbrechen. Autor Angel Papalezow arbeitet bei der Bundespolizei in Sofia, dem bulgarischen BKA. Er ist Inspektor für Verbrechen gegen kulturhistorische Schätze. Experte für Grabräuber und Kunstdealer. Der Mann mag seinen Job. O-Ton 505 Sprecher 3 Das Spannende daran ist das sehr breite Spektrum. Es sind nicht nur die Grabräuber, sondern auch die Käufer und die Besitzer dieser illegalen Kulturgüter. Der Handel, die Fälschungen, alles, was damit verbunden ist. O-Ton 506 HG Autor Ein umgänglicher Typ. Offen. Klar. Motiviert. Papalezow sitzt in Jeans und kariertem Hemd in einem Büro voller Bilder und Grünpflanzen. Der Blick aus dem 8. Stock geht auf die Berge hinaus. Er lässt sich nicht verdrießen. Italien, sagt er, habe 300 Experten seines Schlages. Bulgarien hat sechs. O-Ton 507 Sprecher 3 Obendrein gibt es in bald jeder Stadt zwischen ein paar und ein paar hundert Grabräubern. Ich erzähle Ihnen mal einen Fall. Vor zwei Jahren wurde in einem Museum einer leinen Stadt eine Münzsammlung und zwei weitere Objekte gestohlen. Wir fingen an, alle Leute in der Stadt zu verhören, die mit Raubgrabungen zu tun haben. Einer der Anführer sagte uns: "Wisst ihr, in dieser Stadt gibt es 263 Metalldetektoren und mehrere Hundert Grabräuber. Im Umkeis von 50 Kilometern gibt es viele archäologische Objekte. Wir finden genug Qualitätsware, wir müssen doch nicht ins Museum einbrechen. Das schadet uns nur. Dann kommt die Polizei und macht Ärger. Wir brauchen solche Aufmerksamkeit nicht, das ist nicht gesund für uns, schafft nur sinnlose Probleme." Autor Das geschah in Tetewen, einer Kleinstadt am Fuße des Balkangebirges, mit gerade einmal 10 000 Einwohnern. Im ganzen Land, schätzt er, gebe es 300 bis 400 regionale Händler, die ständig Nachschub kaufen. O-Ton 508 Sprecher 3 Auf der nächsten Ebene sind es 50, 60, vielleicht 80 Leute, die landesweit arbeiten. Hier in Sofia gibt es in 20 bis 30. Autor Die Bosse, auf der obersten Stufe, hätten Kapital in Millionenhöhe. O-Ton 509 Sprecher 3 Die können Dir alles abkaufen. Und haben Verbindungen zur internationalen Szene - in Deutschland, der Schweiz, England, den Staaten oder Frankreich. O-Ton 510 Autor Er blickt auf den Kalender. Die meisten seien in den nächsten Tagen in München - um ihre Kontakte zu pflegen. Bei einem Kongress. Einige, meint der Kommissar fröhlich, sitzen schon im Flugzeug. Interessante Auktionen für Münzen und Antiquitäten gibt es auch in Wien, Zürich, New York, Los Angeles. München und Berlin aber seien die Treffpunkte. O-Ton 511 Sprecher 3 Weil Deutschland im Vergleich zum Rest Europas eine besonders liberale Gesetzgebung hat. Dort ist es leichter, illegale Kunstgüter zu "waschen". Die Auktionshäuser werden dafür genutzt. Autor Von der Polizei in München und Berlin, sagt Papalezow, bekäme er gute Tipps. Die ihm aber oft nicht weiterhelfen. Eben weil die laxen Gesetze Deutschland zur perfekten Drehscheibe machten. Bislang wurden selten Herkunftsnachweise verlangt. In München, Berlin, Frankfurt, auch in Wien, bekam heikle Ware "legitime" Papiere. Wurde dann auf Auktionen in Zürich Genf, London, New York weiterverkauft. O-Ton 515 (ab 0:06 - "se yawyawa lizeto hiks") Sprecher 3 Eine Person X konnte einfach behaupten, sie besitze das Objekt seit 50 Jahren. Bei der Auktion gilt das als die Wahrheit. In anderen Ländern muss man ein Dokument aus dem Exportland vorweisen. Autor Das Problem ist deutschen Politkern bekannt. Die Lösung aber wurde lange verschleppt. So brauchte der Bundestag fast 37 Jahre, um die UNESCO-Konvention zum Kulturgutschutz von 1970 zu ratifizieren. Archäologen wiederum spotteten damals über das zahnlose "Raubgrabungsförderungsgesetz". Sie sollten Recht behalten: Bei einer Überprüfung 2013 stellte sich heraus: Es hatte aus Deutschland keine einzige Rückgabe geraubter Kulturgüter gegeben. O-Ton 513 Autor Europas Süden, sat der Kommissar, sei viel restriktiver. Vielleicht, weil die Waren eher aus dem Süden kommen, während im Norden die Geschäfte gemacht, dafür auch Steuern gezahlt werden. Das heißt: Der deutsche Staat verdient mit? O-Ton 528 Absolut Autor Doch bald soll alles anders werden. Nachdem sich herumgesprochen hatte, dass auch der sogenannte "Islamische Staat" sich über Kunstschmuggel finanziert und selbst der UN- Sicherheitsrat Druck ausübte, trat in Deutschland am 6. August 2016 ein neues Kulturgutschutzgesetz in Kraft. Bulgarien verschärfte schon 2009 seine Gesetze. O-Ton 521 Sprecher 3 Seit 2010 haben wir hunderte Prozesse und Festnahmen von Grabräubern und Hehlern. Autor Auch korrupten Polizisten sei er jetzt auf der Spur. O-Ton 525 Sprecher 3 Wir hatten diesen Fall in Ratiaria. Ich hörte eine Dealer ab. Plötzlich rief ein wachhabender Polizist bei ihm an und sagte: "Ich habe noch drei Stunden Schicht. Dann ziehen wir los und morgen geben wir Dir alles, was wir gefunden haben." Autor Der Kommissar denkt positiv. Doch was sagt sein Gespür? Wie erfolgreich sind seine Leute? Wie viele Fälle decken sie auf? O-Ton 527 Sprecher 3 Sehr wenige. Es ist traurig, das zuzugeben: Ich schätze, dass etwa zwei bis drei Prozent der Waren von der Polizei beschlagnahmt werden. Atmo 530 Schleuse Präsidium Literatur III Sprecher Dimitär Kirkow: Das steinerne Buch Die Schichten des Hügels waren wie die Seiten eines riesigen steinernen Buches, offen für jeden; aber konnte irgend jemand diese Seiten umblättern und ihren Inhalt lesen, eingemeißelte Jahrtausende vom Geist der Geschichte und der Geschichte des Geistes? (...) Die Geschichte hatte den Hügel an die Kreuzung der menschlichen Bewegung und der menschlichen Gedanken gestellt, damit ihn Stürme anwehen und Leute aus Ost und West besiedeln, aus Nord und Süd, damit er freudiges Stimmengewirr in verschiedenen Sprachen hört und gleiche Schreie des Leidens, damit er in seinem Schoß verschiedene Bauten gebiert und sie in ihren Grab mit gleicher Verwesung bedeckt. (...) Über dem Hügel, über den alten Häusern, über den Ruinen und Menschen führte der durchdringend blaue Himmel ein sorgloses Dasein. Er war hier gleichsam höher, und unten waren wir ein kurzer Hauch zwischen dem Leben und dem Tod. Doch manchmal sahen wir, wie die Angst sich in Scham verwandelt und die Scham in Gewissen. Und wie aus dem Guten Böses erwächst und aus dem Hass Liebe. Und wie man die Stärke vergisst und die Schwäche überwiegt. Und wäre jemand auf den Hügel gestiegen und hätte dort zu leben begonnen, hätte er gespürt, dass er aufgrund der Vermischung in seiner Seele seinem Aufenthaltsort ähnelte. 5. Piepsende Legenden - Mit Detektor und Phantasie Atmo 410 Metalldetektor O-Ton 411 Sprecher 2 Es bringt Spaß. Und ist gut für die Gesundheit. Man kann sich damit nach der Arbeit schön entspannen. Autor An einer Tankstelle, beinahe schon konspirativ, treffen wir Radoslaw Mladenow, Vorstandsmitglied des Nationalen Verbandes der Metalldetektorensucher. O-Ton 418 Vorstellung Autor Er bringt seinen Detektor zum Piepen. Autor Moldenow, 54 Jahre alt, ist seit über 20 Jahren in Wald und Flur unterwegs. Ein Hobby, sagt er. Am liebsten zieht er mit Freunden los. Atmo 410B LKW parkt, dann 410C Straße O-Ton 412 Autor Doch seit Bulgarien die Gesetze verschärft hat, stecken Hobbyarchäologen seines Schlages in einem Dilemma. O-Ton 416 Sprecher 2 Ich glaube, wenn ich etwas wirklich wertvolles fände, würde ich es wieder vergraben. Selbst für einen Schatz wie den aus Panagjurischte bekäme man ja nur 2500 Euro. Selbst für sieben Kilo Gold. Autor Er erwägt, den Detektor an den Nagel zu hängen. O-Ton 400 / etc TV-Bericht Grabräuber Atmo 419 Stimmen + Auto, dann sanfte Musik Autor Man kann tagelang kreuz und quer durch die Dörfer fahren. Geschichten und Gerüchten folgen. Sogar per Internet. Sprecher 3 In Gorna gibt es eine geschmiedete Frau mit Flechte. In der Flechte liegen ein paar Münzen. Sie blickt auf einen Hügel, dort steht ein Baum und darunter gibt es viel Geld. Sprecher 4 Aber, Kollege, in welcher Richtung Ogosta See oder Viniste? Sprecher 3 Hallo Kollege, es gibt einen alten Weg nach Medkovetz, da ist dieser Baum. Unterm Baum findest Du alles. Übrigens: Pass auf, da ist einer in der Gegend ist, der die Zugänge dichtmacht. Was sind das bloß für Menschen. Aber viel Glück. Atmo Fahrt Sprecherin 2 Iskar, 2016. Die Polizei im Bezirk Pleven hat zwei Schatzsucher im Alter von 24 und 30 festgenommen. Bei ihnen wurden insgesamt 387 archäologische Artefakte beschlagnahmt. Außerdem wurden drei Metalldetektoren konfisziert . Sprecher 2 Slatina, 2016.Die Bezirkspolizeidirektion Montana hat bei einer Hausdurchsuchung in Slatina, Gemeinde Berkovizts mehr als 400 vermutlich durch illegale Ausgrabungen erworbene archäologische Artefakte sichergestellt. Sprecherin 1 Montana, 2016In der Wohnung des 62jährigen T.Z. haben Polizeibeamte Objekte und Fragmente von kulturellen und historischen Wert entdeckt, außerdem ein Gewehr und ein Metalldetektor. Gegen T. Z. wurde ein Vorverfahren wegen einer Straftat nach Artikel 278, Absatz 6 des Strafgesetzbuches eröffnet. Atmo 429 Straße (lärmig)430 Aufstieg zum Cafe Autor T.Z. heißt mit Vornamen Toncho. Er ist inzwischen 63 und von Beruf Metallarbeiter in einer Fabrik, arbeitet an den Schweißgeräten. Toncho lebt am Stadtrand von Montana, in grauen Hochhausblöcken, die mit riesigen Nummern markiert sind. Er wartet in einem Café an der Straße. O-Ton 431 Sprecher 4 Seit ich in der Armee war, hat sich das entwickelt. Da erwachte mein Interesse für diese altertümlichen Schätze. Autor Er zögert zu erzählen. Das Verfahren läuft noch. O-Ton 432 Schmunzeln, Lachen / 433 nur HG 434 Sprecher 4 Ich bin Sammler. Alles, was ich gefunden habe, habe ich auch gesammelt. Sprecher 4 Zu sozialistischen Zeiten hatten wie einen kleinen Verein der Numismatiker. Bis 2009 haben wir kleine Ausstellungen gemacht. Um zu zeigen, was wir so haben. Und dann habe ich es versäumt, meine Sachen im Museum anzumelden. Und so bin ich in Konflikt mit dem Gesetz geraten. Autor Versäumt? O-Ton 445 Sprecher 4 Ich habe das nicht so ernst genommen. Hatte andere Sorgen. Ich lebte gerade in Trennung. Und habe es verpasst. Autor Das war natürlich unseriös, findet er. Man muss jetzt beweisen, woher die Schätze stammen. Das kann er nicht. O-Ton 438 Sprecher 4 Irgendeiner hat der Polizei erzählt, dass ich mich mit so etwas beschäftige. Dann kamen sie. Autor Es war ein Freitag, der 13. Genauer: Der 13. Mai 2016. O-Ton 439 Sprecher 4 Jemand von der Polizei hat angerufen und gesagt: Sie haben einen alten Golf, der muss kontrolliert und registriert werden. Es war kurz nach eins, ich hatte Spätschicht an dem Tag. Autor Es war ein Trick. O-Ton 440 Autor Die Polizisten waren in Zivil. Bei ihm, sagt Toncho, lag alles offen herum. Die christlichen Gürtel zum Beispiel - an die tausend Jahre alt. Die wollte er gerade im Museum von Jakimovo ausstellen. Er hatte Vasen, Münzen, prähistorisches Werkzeug. Alles wurde weggetragen. Autor (auf 442) Seine einzige Chance wäre wohl gewesen, alles in den Müll zu werfen, sagt er. Aber das sei Geschichte. Das könne er nicht. O-Ton 441 Sprecher 4 Jetzt müssen die im Museum in Sofia oder Widin beurteilen, wie wertvoll das ist. Und dann kommt es zum Prozess, Vielleicht werde ich verurteilt, vielleicht bekomme ich Bewährung. Literatur IV Sprecher Stefan Canev: Plowdiwer Elegie Der Mond rieselt über die Ziegel, fließt die Dachrinne herab, tropft von den Dächern, Mondbäche plätschern in den Straßengraben, ich schreite bis auf die Haut von Licht durchnässt, wate bis zu den Knien im Mondschlamm. Silberkatzen huschen an den Zaunlatten, ihre Augen leuchten kamillengrün. Zwei Verliebte küssen sich in der römischen Gladiatorenarena. Der Schatten eines Astes sinkt mir zu Füßen wie Christus vom Kreuz. Ich weine wie dreihundert Marien. 6. Die gestohlene Maske - Ein Thraker kehrt zurück Atmo 616 Lichtschalter Autor Im Museum von Plowdiw geht das Licht an. O-Ton 600 (Atmo 601) Sprecherin 2 Dieser Herr hier ist ein thrakischer Soldat. Es handelt sich um eine Helmmaske aus Eisen, mit silbernem Belag, aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Autor Elena Filatska, eine junge Archäologin, führt - fast schon feierlich - durch "ihr" Museum. O-Ton 602 Sprecherin 2 Das Kunstwerk wurde 1905 hier in Plowdiw entdeckt, von Boris Dyakovitsch, dem ersten Museumsdirektor. Autor Der Helm ist mit einem Lorbeerkranz geschmückt. Die funkelnde Silbermaske schützt Gesicht und Ohren. Sie sieht aus wie eine sehr fein gearbeitete Totenmaske. O-Ton 606 Sprecherin 2 Man kennt weltweit 20 solcher Exemplare, die in der Form recht verschieden sind. Autor Von dieser Art aber, sagt sie, gebe es nur drei Stück auf der Welt. O-Ton 605 (bei 0:12 einsteigen ("dazhe ne samo...") Autor Die exotische Kopfrüstung hat einen enormen Wert. Nicht nur weil sie auf dem Markt leicht drei Millionen Euro einbrächte. Sprecherin 1 Sondern auch, weil sie zeigt, wie ein Mensch, ein Thraker damals ausgesehen hat. Auch die Leute aus der Kunstszene sagen: Das ist extrem gut gemacht, so lebendig. Autor Das Maskengesicht ist ungewöhnlich anrührend. Der Ausdruck wirkt weder heroisch noch sonderlich maskulin. Eher nachdenklich, melancholisch, sinnlich. O-Ton 603 Sprecherin 2 Es wird vermutet, dass hier ein reicher Thraker begaben wurde. Ein Führer der Odrysen, die vom 1. Jahrhundert vor Christus bis zum 2. Jahrhundert nach Christus mit den Römern verbündet waren. Autor Ein thrakischer Aristokrat in damals römischen Philippopolis. Im Grab fanden sich auch goldene Ringe, Leuchter - und ein Tintenfass. Die Maske, Inventarnummer 19 - hat noch eine Besonderheit: Sie wurde im April 1995 gestohlen. O-Ton 608 Sprecherin 2 Der Diebstahl geschah an einem Sonntag. Das Museum war geschlossen. Zwei Räuber, sie waren bewaffnet und maskiert, klingelten. Als der Wachmann öffnete, wurde er sofort mit einer Pistole niedergeschlagen. Er war für einige Zeit bewusstlos. Der eine Angreifer schleifte ihn über den Boden. Es gab eine Blutspur. Der andere griff sich einen Schuh des Wächters und zertrümmerte die Vitrine. Autor Die Tat dauerte drei Minuten, die Polizei kam nach fünf. Frau Filatska war erst 10 Jahre alt, als der Raub geschah. O-Ton 609 Autor So brutal die Tat war, so gezielt wurde sie ausgeführt. Der Raum, in dem die Maske lag, war voll von Kostbarkeiten. Die Täter aber schienen nur Augen für diese Maske zu haben. Ein Auftragsraub? 20 Jahre blieb das Objekt verschwunden. Dann, im April 2015, meldete die bulgarische Justiz: Sprecherin 1 Eine vor 20 Jahren aus einer Museumsvitrine in Plowdiw gestohlene thrakische Helm-Maske wurde im Rahmen von Ermittlungen der Sonderstaatsanwaltschaft für illegalen Handel wiederentdeckt. Sie konnte dank eines Sondereinsatzes von Agenten der Staatsagentur für Nationale Sicherheit DANS wieder nach Bulgarien zurückgebracht werden. Autor Der Geheimdienst rettete das Kleinod. Und schweigt sich bis heute über die Täter aus. O-Ton 611 Sprecherin 2 Wir wissen auch nicht, wo sie war. Wir vermuten: im Ausland. Aber die DANS-Agenten wollen nichts verraten. Wahrscheinlich zu ihrer eigenen Sicherheit. O-Ton 610 Autor Als die Agenten die Maske vorbeibrachten, war sie in miserablem Zustand, musste aufwändig restauriert werden. Mehr weiß ich auch nicht, sagt Elena Filatska. O-Ton 612 Sprecherin 2 Aber ich habe sie unten im Keller gesehen. Sie war zerbrochen. Unsere Restauratorin hat sie aufwändig wiederhergestellt. Autor Plowdiw, zweitgrößte Stadt Bulgariens, ist eine Schönheit, Europas älteste Stadt, so heißt es: Seit mindestens achttausend Jahren bewohnt. Weshalb sie schon viele Namen trug: Pulpudeva, Eumolpias, Philippopolis, Trimontium, Pulden, Filibe. Heute sieht man im schönen Zentrum Boutiquen, Cafés und bunte Wimpel, viele Hipster und überall "free wifi". Atmo 620 Bericht und Kisjow, den Museumschef, Autor Seit Frühjahr 2016 ist auch die Maske hier wieder zu bewundern. Autor Die Thraker, vor über 2000 Jahren unterworfen, beflügeln heute die Phantasie der Bulgaren. Der Weingott Dionysus, Orpheus, der halbgöttliche Sänger und Spartakus, der aufständische Gladiator, waren Thraker. Die Römer sind besetzt, Griechen und Makedonier auch. Das Slawentum hat seinen Sexappeal womöglich im Sozialismus verschlissen. Thrakertum, das trägt der Bulgare jetzt gern. Fühlen Bulgaren sich den Thrakern nah? O-Ton 613 Sprecherin 2 So sagt man. Die Historiker streiten darüber. Aber ich würde schon sagen: Ja. In Bulgarien spürt man einen sehr starken Einfluss der Thraker. Autor Frau Filatska blickt noch einmal in das silberne Gesicht. Sieht sie einen Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater von sich? Sie schmunzelt. O-Ton 614 Sprecherin 2 Kann schon sein. Einen besonders reichen Urgroßvater. Musik Atmo 616 Lichtschalter Musik Absage Das waren "Gesichter Europas" an diesem Samstag: Die Jäger des goldenen Schatzes - Grabräuber in Bulgarien Eine Sendung von Tom Schimmeck Die Literatur stammt aus dem Sammelband "Plovdiv" der Reihe "Europa erlesen", erschienen im Wieser Verlag, Klagenfurt. Die Redaktion hatte Ursula Welter.