COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport Ein Museum für russlanddeutsche Kultur - Bundesweit erstes Muserum dieser Art in Detmold - Autor Claudia Biehahn Red. Claus Stephan Rehfeld Sdg. 24.10.2011 - 13.07 Uhr Länge 18.47 Minuten Moderation Es hat lange gedauert, verdammt lange, nun aber hat endlich das bundesweit erste Museum für rußlanddeutsche Kultur geöffnet. In Detmold. Die Besucher können kommen. Aber kommen sie auch? Dies ist eine Frage, die uns interessiert. Eine andere Frage, die wir klären wollen: Welche Themen und Aussagen der Museumsmacher treffen sich mit den Themen und Problemen der Rußlanddeutschen, die heute in Detmold und Umgebung leben? Drei Monate sind seit der Eröffnung der Ausstellung ins Land gegangen, also Zeit genug für erste Antworten. Claudia Biehahn besorgte sie uns. folgt Script Beitrag Script Beitrag Maria Klippenstein Das war sehr gut, das war so schön, als wir mit unsere Kinder im Bus angekommen sind, da hat der Herr Dahle damals uns entgegengekommen hat uns gleich ins Büro reingebitten. Für uns war das wichtig, das er uns getroffen hat, am gleichen Tag, als wir kamen, da hatte der Viktor Geburtstag (...) Da hat er uns sofort gratuliert. Das war so eine Überraschung, dass unser Geburtstag erwähnt wird, so viel Zuneigung (...), das war uns unbekannt. Sprecher Maria Klippenstein kam 1987 mit ihren fünf kleinen Kindern nach Barntrup. Die heute 61jährige war eine der ersten rußlanddeutschen Zuwanderer, die der kleine Ort aufgenommen hat. Die Familie Klippenstein lebte seit Generationen in einem kleinen Dorf bei Orenburg am Ural. Maria Klippensteins Mann starb sechs Jahre vor der Auswanderung. Das Leben der Witwe war hart. Es hatte schon unter unvorstellbaren Bedingungen angefangen: Maria Klippenstein "Geboren bin ich unter die Erde in die Schacht, wo man Vater gearbeitet und wochenlang nicht raus konnte kommen.(...) Die mussten die Kohle abhacken, meine Mutter hat ihm zugegriffen. (...) meine Mutter hat gekocht. (...) Im großen haben wir nur von Kohl gelebt, (...)aber sonst gab es die Grütze, Kartoffeln kaum. Wenn wir nach oben sind gekommen, da wir immer gesagt, wir sind Außerirdische, also graue Menschen, so sahen wir aus. Das war zu sehen, dass wir nicht ernährt wurden. Wir haben da nur überlebt." Sprecher Misshandlungen, Zwangskollektivierung, Hunger, Deportationen. So wie die Familie von Maria Klippenstein litt der größte Teil der deutschen Siedler erst unter den Bolschewiki und später unter dem Terror Stalins. Er ließ Hunderttausende deutscher Siedler aus ihren Siedlungen an der Wolga oder aus der Ukraine Richtung Osten deportieren und in Arbeitslagern schuften. Über die Zahl der Menschen, die das nicht überlebt haben, gibt es bislang nur Schätzungen: Ein Drittel sollen die Torturen nicht überlebt haben. Die Geschichte der Rußlanddeutschen ist ein besonderes Kapitel der deutschen wie der russischen Geschichte, doch hier wie dort ist es nicht besonders bekannt. In der Sowjetunion durfte über das Erlebte nicht gesprochen werden, in der neuen Heimat ist es noch kein Thema für die Schulbücher. Viele Rußlanddeutsche fühlen sich deshalb geschichtslos - obwohl sie so viel erleiden mussten. Diesen Zustand möchte das neueröffnete Museum für rußlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold ändern, sagt Dr. Katharina Neufeld, die Leiterin des Museums. Dr. Katharina Neufeld "Wichtig ist, daß für die älteren Leute, die die Sowjetgeschichte erlebt haben und überlebt haben, dass das auch akzeptiert und würdig anerkannt wird. Deshalb haben die sehr lange schon gestrebt danach, ein Museum zu haben, wo die junge Generation das kennenlernen kann, wo sie ihre Erinnerungen lassen können. Wo sie ihre Geschichte offen sprechen und sehen können. Warum ist das so wichtig? Weil in den Nachfolgenstaaten der Sowjetunion dieses Thema bislang noch nicht bearbeitet ist, noch nicht zu Ende bearbeitet ist. (...) Und das ist für den Menschen so wichtig, dass sie für ihre Geschichte eine Heimat haben. Und deshalb ist das Motto unseres Museums: der Geschichte eine Heimat geben. Und das haben wir mit unserem Museum auch gemacht." Sprecher Das Museum ist aus einer rein privaten Initiative von Rußlanddeutschen entstanden. In enger Anbindung an den christlichen Schulförderverein Lippe, der auf seinem Gelände Räume für das Museum zur Verfügung stellte. Auf rund 500 m², verteilt auf zwei Ebenen, zeichnen Fotos, historische Exponate und audiovisuelle Medien die Wege der Rußlanddeutschen nach. Der erste Teil der Ausstellung zeigt Geschichte und Leben der Deutschen in Rußland von den ersten Anfängen um 964 bis ins 20. Jahrhundert. Das Untergeschoss thematisiert die Zeit vom Ersten Weltkrieg bis heute. Hier findet sich auch die jüngste Geschichte: die Einwanderung nach Deutschland und das Thema Integration. Der Besucher erfährt hier, wie viele Menschen hergekommen und in welche Regionen Deutschlands sie gezogen sind. Wie viele bürokratische Etappen der Wanderungsprozess umfasst oder was der Zustrom für die lippischen Kommunen bedeutet hat. Hier erfährt man auch, dass die rußlanddeutschen Spätaussiedler laut des Mikrozensus 2005 die am besten integrierte Migrantengruppe in Deutschland sind. Sie sind besser in den Arbeitsmarkt integriert und haben höhere Schulabschlüsse als andere Zuwanderergruppen. In vielen Punkten gleichen sie sich der Aufnahmegesellschaft an. Ein Befund, den Sabine Beine, Leiterin der Ausländerbehörde und Integrationsbeauftragte des Kreises Lippe, auch für Lippe bestätigen kann. Trotzdem fällt ihre Bilanz differenziert aus: Sabine Beine "Integration ist natürlich schwierig zu messe. Und (was ich betonen möchte) es gibt nicht den Spätaussiedler. Es gibt viele verschiedene Gruppen, abhängig vom Datum der Zuwanderung und abhängig von der Religion. (...) Am Anfang kamen diejenigen, die sehr gut Deutsch sprachen, die sich sehr schnell integriert haben, auch wirtschaftlich keine Probleme hatten, zu der Zeit, da gab es noch keine große Arbeitslosigkeit. Sehr schnell in den Arbeitsmarkt eingestiegen sind. Nachher kamen sehr viel mehr Menschen, die weniger Deutsch sprachen, mit Familienangehörigen, die russischer Herkunft waren, die überhaupt kein Deutsch sprachen. Da begannen schon einige Probleme. Erstmal sprachliche Probleme, aber nachher auch wirtschaftliche Probleme, insbesondere auch bei den Jugendlichen, die in russischen Gesellschaften aufgewachsen sind, die das Deutsche gar nicht kannten, da rausgerissen wurden, dort als Deutsche beschimpft wurden und hier die Russen waren und auch teilweise noch sind. Da gibt es noch Probleme, besonders bei den Jugendlichen, was die Entwurzelung angeht." Sprecher Um besonders den jungen Migranten zu helfen, hat der Kreis Lippe schon früh spezielle Programme für Aussiedler aufgelegt, um Schule und Beruf oder integrations- und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen besser zu verzahnen. So gibt es zum Beispiel Assessment-Center und Mentorenprogramme für junge Migranten. Ein Arbeitskreis unter der Leitung von Sabine Beine vernetzt in Lippe die Aktivitäten aller Institutionen, die mit Integration zu tun haben. Ein zentraler Akteur ist dabei der Verein "Druschba", zu deutsch Freundschaft. Der Verein berät Aussiedler in allen Fragen der Integration. Er macht Jugendarbeit und bildet Ehrenamtliche fort, damit diese selbst als Berater tätig werden können. Außerdem hat der Verein eine Reihe von Projekten laufen, die Aussiedlern helfen sollen, wirtschaftliche und soziale Probleme zu überwinden. Dozentin Rosa Golubew erklärt, warum diese Kurse so wichtig sind: Rosa Golubew "Für die meisten ist das so, wenn sie nicht arbeiten und nur Zuhause sind, sie haben mal Sprachkurs gemacht, (...) sie haben keinen Anschluss gefunden und dadurch ging die Sprache verloren. Dadurch ist es wichtig, dass sie rauskommen aus der Wohnung, was machen, was wieder lernen. Das finden sie sehr gut. Zum Beispiel habe ich schon oft gehört: "Danke, jetzt habe ich keine Angst mehr." Das ist sehr wichtig, Angst abzubauen. Irgendwo vorzusprechen, zu einem Arzt zu gehen. Solche Sachen lernen wir auch, was mache ich im Alltag. Alltag ist ein großes Thema in unserem Kurs. (...) Oft trauen sie sich gar nicht, den Mund aufzumachen. Der Kurs ist dazu da, dass die Leute reden." Sprecher In den Kursen finden viele ihr verlorengegangenes Selbstbewusstsein wieder, sagt Rosa Golubew. Und das ist besonders für jene Aussiedler wichtig, die als hochqualifizierte Kräfte nach Deutschland kamen und sich enttäuscht in unqualifizierten Jobs oder als Arbeitslose wiederfinden. Rosa Golubew "Zum Beispiel haben wir schon ganz vielen Frauen verholfen, die Abschlüsse überhaupt anerkennen zu lassen. Das ist der erste Schritt. Das ist ganz wichtig. Eine Frau zum Beispiel aus Kalletal, (...) ist Krankenschwester, hat ganz viel Erfahrung und jetzt putzt sie. Die andere: Lehrerin - putzt, (...) die dritte war in der Finanzbuchhaltung ein großer Mensch, hat sogar in den USA eine Weiterbildung gemacht - putzt. (...) Und ich fühle mich so ein bißchen in der Vorbildfunktion. Wenn die vor uns steht - die ist eine von uns - und die hats geschafft, warum kann ich das nicht. Warum muss ich putzen gehen?" Sprecher Rosa Golubew weiß aus eigener Erfahrung, wie frustrierend es ist, wenn man hochqualifiziert ist und dennoch keine adäquate Arbeitsstelle bekommt. Sie war in Rußland Deutsch- Lehrerin, ihr Abschluß wurde hier nicht anerkannt. Dieses Schicksal teilen viele gut ausgebildete Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, besonders Akademiker. Während Handwerker meist ohne Probleme Arbeit finden und als fleißige, zuverlässige Arbeitskräfte geschätzt werden. Ein Grund dafür liegt in den oft nicht ausreichenden, berufsspezifischen Deutschkenntnissen. Ein anderer Grund in einer unübersehbaren Vielfalt an Stellen, die bislang für die Anerkennung der Berufsabschlüsse zuständig waren. Der Bundestag hat im September ein Gesetz verabschiedet, um diese Situation zu ändern. Doch für viele ältere Zuwanderer kommt das zu spät. Deutschland ist das Potenzial einer ganzen Generation gut ausgebildeter, leistungsbereiter Menschen verlorengegangen, meint Rosa Golubew. Rosa Golubew "Dadurch, dass die Abschlüsse nicht anerkannt wurden, dadurch dass sie ein Stück der Identität verloren haben, ein Stück der Heimat auch und hier dass nicht gefunden haben, sind ganz viele Leute verbittert. Und dass abzubauen, das dauert Zeit." Sprecher Eine der wichtigsten Aufgaben des Vereins, sei es deshalb, den Menschen Mut zuzusprechen und sie zu motivieren, nicht aufzugeben, sondern sich neue Ziele und Aufgaben zu suchen, meint der Vorsitzende Heinrich Zertik. Er zieht trotz aller Schwierigkeiten aber eine positive Bilanz. Rosa Golubew "Wenn ich das vergleiche, wie es war vor ca. 15 Jahre oder 20 Jahre und jetziger Stand, mit Jahr zu Jahr besser. (...) Mit Fleiß und Mühe haben sich viele gefunden hier in Lippe, haben sich niedergelassen, haben sie ihre Existenz aufgebaut. Guter Beispiel: 1.000 Selbstständige in Lippe von der Reihe der Aussiedler. Das spricht für sich. Und die wollen nicht weggehen. Das sind kleine Unternehmen, die (...) auch Ausbildung geschafft haben, Arbeitsplätze. Und wenn wir das mit anderen Regionen vergleichen, sind wir sehr gut aufgestellt und die Ergebnisse sprechen für sich." Sprecher Doch die wirtschaftliche Seite ist nur ein, wenn auch wesentlicher Faktor, an dem sich erfolgreiche Integration zeigt. Eine andere Seite betrifft das gesellschaftliche und soziale Miteinander. Im Museum für rußlanddeutsche Kultur hängt eine Fotowand. Sie zeigt Bilder von rußlanddeutschen Neubürgern, alten und jungen, hier Geborenen. Darüber steht "Ihre Nachbarn - waschechte Lipper!" So manche alteingessene Lipper würde hinter diese Aussage ein Fragezeichen setzen. Zu fremd erscheinen vielen noch die Zugewanderten mit ihrer anderen Sprache, anderen Mentalität, anderen Traditionen. Vor allem, wenn die Zuwanderer einer der streng gläubigen evangelischen Freikirchen angehören. Schieder-Schwalenberg ist so ein Beispiel. Etwa 1.500 der insgesamt 9.000 Einwohner stammen hier aus rußlanddeutschen Familien. Bürgermeister Klaus "Wir haben in Schieder-Schwalenberg einen relativ hohen Anteil von Menschen, die sich in einer mennonitischen Gemeinde organisiert hat. Die Menschen pflegen aus ihren Erlebnissen und Erfahrungen in Rußland heraus eine starke interne Gemeinschaft. Das hat etwas damit zu tun, dass man durchaus in der freien westlichen Kultur auch Gefahren sieht für die Kinder vor allem, für die Erziehung und auch für den Glauben, der sehr strikt auch hier gepflegt und gelebt wird - in einem Gemeindeleben, das durch mehrere Gottesdienste in der Woche bestimmt wird." Sprecher Die meisten Kontakte, stellt Bürgermeister Gert Klaus fest, finden deshalb innerhalb der Religionsgemeinschaft statt und weniger mit den Alteingesessenen. Das hatten sich die Schiederaner anders vorgestellt: Bürgermeister Klaus "Es gibt viele Menschen in unserer Stadt, die vielleicht die Erwartung hatten, dass Menschen, die hierher kommen, sogleich in die Vereine kommen, dass man sich auch mal in Gaststätten begegnet oder bei Feiern, Veranstaltungen. Das funktioniert an dieser Stelle aber eben nicht. Das bringt die Tradition der Gemeinde mit sich. Es findet kein Genuss von Alkohol oder Zigaretten statt. Es gibt keine Tanzveranstaltungen, sondern Familienfeiern geschehen in der derweise, dass sie stark christlich geprägt sind, durch Gottesdienste begleitet, mit Gesang, auch mit Musik, aber eben christlich geprägt." Sprecher In der Konsequenz begegnen sich Neu- und Altbürger nur da, wo sich die Wege zwangsläufig kreuzen: in der Schule, bei der Arbeit, beim Einkaufen. Aber eher selten privat. Man hat sich nebeneinander eingerichtet, nicht miteinander. In manch anderen Gemeinden mit einem starken Anteil an strenggläubigen Mennoniten oder Baptisten sieht es ähnlich aus. Die enge Bindung an die Gemeinden trägt sicherlich auch mit dazu bei, dass die Partnerwahl noch vorwiegend in den eigenen Reihen stattfindet. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum viele junge Rußlanddeutsche auch wieder Rußlanddeutsche als Partner wählen, hat Pastor Frank Erichsmeier aus Detmold beobachtet. Pastor Erichsmeier "Als ich Berufsschulpfarrer war, da hab ich auch viel mit rußlanddeutschen Jugendlichen zu tun gehabt und (...) da hab ich mal die Mädchen einer Zahnarzthelferinnen-Klasse gefragt: Würdet ihr als Freund auch einen hiesigen nehmen oder einen hiesigen heiraten? Dann haben fast alle gesagt, das würden wir auf keinen Fall machen, weil die hiesigen einen anderen Zugang zur Familie haben. Familie spielt bei Euch keine wichtige Rolle mehr. Und das ist etwas, was ich glaube, alle Rußlanddeutschen verbindet, egal, ob sie religiös sind oder gar nicht religiös. Aber die Großfamilie, das ist erstmal das tragende Element im Leben. Auf die nimmt man Rücksicht, in die will man eingebunden sein und das funktioniert auch." Sprecher Dieser familiäre Zusammenhalt ist etwas, um das viele Einheimische die Zugezogenen beneiden. Man trauert zusammen, man feiert zusammen und hilft sich, wo man kann. Vor allem beim Hausbau. Pastor Erichsmeier, der sich als Aussiedlerbeauftragter der Lippischen Landeskirche besonders um die neuen rußlanddeutschen Mitglieder kümmert, schätzt aber nicht nur diesen Vorzug an seinen neuen "Schäfchen". Pastor Erichsmeier "Manche älteren Rußlanddeutschen sind, obwohl man das als Pastor vielleicht nicht haben sollte, meine liebsten Gemeindeglieder. Die Herzlichkeit, mit der sie mich empfangen; die Bildhaftigkeit, mit der sie über ihr Leben erzählen; die wunderbare, nahrhafte rußlanddeutsche Küche; die Art, wie rußlanddeutsche ihr Familienleben gestalten; die Lockerheit, wie sie mit Kindern, auch mit großen Kinderscharen umgehen - das ist alles etwas, was mein Leben unheimlich bereichert hat. (...) Ich würde mir (...) wünschen, dass mehr Lipper entdecken, was für einen kulturellen, einen menschlichen Schatz wir hier in unsere Region bekommen haben." Sprecher Dazu müssten aber Neu- wie Altbürger noch stärker auf einander zugehen und den Wunsch haben, die Zukunft gemeinsam zu gestalten. In diesem Punkt sieht Erichsmeier noch eine besondere Aufgabe für die Zugezogenen: Pastor Erichsmeier "Ich glaube nicht, dass sie angekommen sind, in dem Sinne, dass sie so in unserer Gesellschaft mitmachen, in den entsprechenden Gremien, in den Leitungsgremien, von Kirchengemeinden, von Vereinen oder auch in politischen Gremien, wie es eigentlich wünschenswert wäre. Da würde ich mir schon wünschen, dass Russlanddeutsche selber noch mehr einen Weg finden zu sagen, wir mischen uns ein, wir machen mit. Wir machen auch an den entscheidenden Stellen mit, um gemeinsam diese Region voranzubringen. Aber das ist etwas, das muss noch wachsen. Und das ist vielleicht die Aufgabe für die nächste Generation." Sprecher Und für das Museum für rußlanddeutsche Kulturgeschichte. Es könnte eine Brücke schlagen zwischen Rußlanddeutschen und Einheimischen. Und diese Aufgabe hat sich das Museum auch gestellt. Katharina Neufeld: Katharina Neufeld "Das Museum ist ein Integrationsprojekt, weil (...) durch (...) diese Beispiele der Integration, wie sie gelaufen ist in diesen letzten 20 Jahren, kann man auch sehen, welchen Werdegang das gehabt hat, welche Schwierigkeiten, welche Probleme, welche Erfolge diese Gruppe hatte (...) Und natürlich: Unsere Arbeit ist mehr in die Zukunft gerichtet als in die Vergangenheit. (...) Weil durch diese Vergangenheit, wie sie in die Ausstellung gebracht ist, wollen wir die Zukunft gestalten, Identitäten wecken und sagen: Ja, mit dieser (...) Vergangenheit haben wir gelebt und jetzt gehören wir in diese Gesellschaft (...) Und wir wollen sehr viele Projekte mit Kindern, mit Jugendlichen, mit Erwachsenen machen, die der Integration helfen." Sprecher Maria Klippenstein braucht diese Hilfe nicht mehr. Sie und ihre Kinder haben schon lange in ihrer neuen Heimat Wurzeln geschlagen. -ENDE Beitrag- 8 8