DEUTSCHLANDFUNK Redaktion Hintergrund Kultur / Hhörspiel Redaktion: Ulrike Bajohr Tel. (0221) 345 1503 Wehrmachtsjacke und Weiße Weste. D-Day-Kämpfe heute. Von Paula Schneider. SPRECHERecher: Ton und Technik: Korrigierte Sendefassung URHEBERRECHTLICHER HINWEIS Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. ? DeutschlandRadio Sendung: 4. Juni 2010, 20.10 Uhr ATMO Reenactment ? Marschieren und Befehle O-Ton Soldat und seine Frau: Er: Der Kleine - ja, den werden wir zum Mönch machen. Der wird die komplette im Prinzip Mönchsausbildung durchlaufen. Und wird dann Schreiber in unserer Komturei werden. Das liegt dem mehr! Auch da hat er zuerst geflucht. Weil er sehr ungern schreibt. Aber - Sie: Aber es ist was anderes mit dem entSPRECHERechenden Werkzeug, mit so m Fässchen, mit Tinte, mit soner Feder. Er: Aber darüber kriegen wir ihn ans Schreiben. ATMO Reenactment ? Marschieren und Befehle O-Ton Ostdeutscher in Belgien: Mittlerweile ist dieses Living History, gerade was den 2.Weltkrieg angeht, ja, wird immer populärer. Man sieht das bisschen ungezwungener aus der Zeit heraus. Und wenn eben solche Schaukämpfe gemacht werden, dann können ja nicht irgendwelche Fantasiesoldaten gegen die Alliierten antreten. Dann müssen eben Deutsche da sein, ne. ATMO Reenactment ? Marschieren und Befehle O-Ton Soldat: Der erste Schuss in der Normandie ist um 0:06 gefallen. Von einem Soldaten des Fallschirmjäger-Regiment 6. Der nämlich auf landende Fallschirmjäger geschossen hat. ATMO Reenactment ? Marschieren und Befehle Geht über in: ATMO Masse marschiert Ansage Wehrmachtsjacke und Weiße Weste. D-Day-Kämpfe heute. Eine Soldatengeschichte. Von Paula Schneider. ATMO Masse marschiert geht über in: MUSIK Glenn Miller: Tuxedo Junction ERZÄHLERIN Ein Dorf zwischen den Hügeln. Ein Haus. Vor der Treppe ein Hund. Eine Handvoll Kinder. Mama: O-Ton Frau des Soldaten: Alles was man an Freizeitgestaltung hat, ist eigentlich nur Spaß. Fun. Aber da sind ja keine Aufgaben wirklich da. O-Ton Soldat: Die Zeit des Grenzenlosen, der 70er u 80er ist vorbei. Die Pädagogik hat's endlich gemerkt. ERZÄHLERIN Und Papa - O-Ton Soldat: Kinder sind das, was ihre Eltern aus ihnen machen. ERZÄHLERIN - ist Soldat. Berufssoldat. O-Ton Soldat: Das ist wie die Diskussion, ich bin stolz ein Deutscher zu sein. Ich bin ja stolz drauf. Sonst würde ich mich nämlich nicht hinstellen, den Eid schwören, das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes zu verteidigen. Wenn ich nicht auf diese Demokratie stolz bin - dann kann ich nicht sagen, ich lass mich in Afghanistan, Kosovo oder sonst wo für diese Demokratie umlegen. ERZÄHLERIN Drei, vier Monate im Auslandseinsatz, acht zwischen Mosel und Rhein. O-Ton Soldat: Ich bin sozusagen zum Extremdemokraten ERZÄHLERINogen worden. Aus dieser Lebenserfahrung meines Vaters. Der eben das 3. Reich life und in Farbe erlebt hat. Hat er sich immer zum Ziel gesetzt, das werden wir nicht noch mal kriegen. Er hat mich also eigentlich auch zum Antisoldaten ERZÄHLERINogen. Also, Kriegsspielzeug war bei uns nie wirklich beliebt. Und Wehrdienst ja, zum Schutze der Freiheit. Aber den Grundwehrdienst. Und danach bitte was anderes. -- Ist glatt in die Hose gegangen. Aber das ist das genetische Problem, weil wir seit etwa 400 Jahren durchgängig Soldaten in der Familie haben. ERZÄHLERIN Es ist weniger der Hindukusch, der ihn nervös macht. Die Gene sind`s. O-Ton Soldat: Auch mein Großer, den ich genauso nicht militärisch ERZÄHLERINogen habe, hat mir dann gestern mitgeteilt, dass er sich durchaus überlegt, Soldat zu werden. Da hab ich auch die Hände überm Kopf zusammengeschlagen. ERZÄHLERIN Groß ist der Offizier, erfahren mit seinen mehr als 40 Jahren. Präsent wie ein Bär. Trotzdem sitzt er plötzlich zusammengesunken. Die Arme hängen unentschlossen, die Mundwinkel schwer von Gedanken. O-Ton Soldat: In der Zeitung steht: 23jähriger verursachte tödlichen Verkehrsunfall. Das heißt er ist Metzger, er ist Schreiner, er ist Hilfsarbeiter. Sonst würde da nämlich stehen: 23j Soldat verursachte tödlichen Verkehrs-Unfall. Is so. Wenn es n Hauch der Chance gibt, dass die Bundeswehr an etwas beteiligt ist, dann steht das auch drin. Wir stehen anders in der öffentlichen Wahrnehmung als Soldaten, als es eben der Otto Normalverbraucher tut. ERZÄHLERIN Nein, es ist kein leichter Job. O-Ton Soldat: Ich will wenigstens wie jeder andere meine Arbeit machen dürfen. Und das ist im Moment schwierig. Weil es schicker ist, die Leute dafür zu beschimpfen, dass sie es tun. Weil jetzt ist er nicht mehr der Gutmensch in den Augen vieler. Jetzt ist er ja der böse, böse Soldat, der tatsächlich mal das gemacht hat, wofür er bezahlt wird. ERZÄHLERIN Möchte denn jemand der Gutmensch sein? Dabei: Gut, Gutsein, ist doch eigentlich ein schönes Ziel. Und macht ratlos. Reibt wie Sand in den Augen. MUSIK Afghanisch, Trommeln O-Ton Soldat: Erst schickt uns die Politik nach Afghanistan. Und dann haut sie uns dafür, dass wir in Afghanistan unsere Arbeit machen. Im Moment möchte weder das Volk wirklich, noch die Regierung überhaupt, dass es Soldaten gibt. MUSIK Afghanisch, Trommeln O-Ton Soldat: Ich bin gern und aus Überzeugung Soldat, nach wie vor. Aber Gott sei dank darf man als Soldat auch heute kritisch sein. MUSIK Afghanisch, Trommeln O-Ton Soldat: Noch nicht mal wir Soldaten wollen dableiben. Ich glaub, wir am allerwenigsten, weil wir nämlich wissen, was da los ist. MUSIK Afghanisch, Trommeln ERZÄHLERIN Auch die Bundeswehr hat das Gute im Visier. O-Ton Soldat: Unser Selbstverständnis heute ist das des Bürgers in Uniform, mit all dem, was da auch die Innere Führung mit sich bringt. Wie beispielsweise: Erkläre deinem Soldaten deine Befehle, solange du Zeit dazu hast. Dann wird er sie auch ausführen, wenn du keine Zeit mehr zum erklären hast. SPRECHER Leitbild ist der "Staatsbürger in Uniform". Ziele der Inneren Führung: ethische, rechtliche, gesellschaftliche Begründungen für soldatisches Handeln vermitteln. Den Sinn des militärischen Auftrages, insbesondere bei Auslandseinsätzen, einsichtig machen. ERZÄHLERIN Die Zentrale Dienstvorschrift 10/1 "Innere Führung" ist 40 eng bedruckte Seiten lang. SPRECHER Worum es ihrem Urheber, General, Friedensforscher und Militärphilosophen Graf von Baudissin, im Kern ging? Um "Entmilitarisierung des soldatischen Selbstverständnisses". Positiv gewendet: Zivilisierung des Militärs. ERZÄHLERIN Eine Armee, die richtig gut sein will, legt die Waffen weg. Nicht jeder Soldat kann so weit gehen. O-Ton Soldat: Da sag ich wieder: Ich bin nicht geboren worden, um everybody's darling zu sein. (lacht) MUSIK Glenn Miller: Bugle Call geht über in: (II.) ATMO Wiese / Lerche ERZÄHLERIN An irgendeinem Tag. Jour J, sagen die Franzosen; D-day heißt er auf Englisch; denn es ist ein Tag mit Soldaten. Tag X. Seit dem ersten Weltkrieg meint D-day: Stichtag, an dem eine Militäroperation stechen soll. Mal sehen wo, irgendwann. Platzhalter-Datum. SPRECHER The First Army will attack at H hour on D day ... ERZÄHLERIN An irgend so einem Tag steht der Soldat auf einer Wiese. In einer seltsam grauen Jacke. Nicht Bundeswehrgrau; aus den grauen Tiefen der Geschichte. O-Ton Soldat: Allein schon dadurch, dass ich in 'ner Jägerfamilie groß geworden bin, bin ich mit Schusswaffen großgeworden. Ich hab eigentlich erst im zweiten Weltkrieg das erste Mal mit Waffe reenactet. Vorher habe ich immer medizinische Darstellungen ohne Waffe gemacht. Und selbst dafür hab ich nur ne Spielzeug-Maschinenpistole. ERZÄHLERIN Reenactet? 2.Weltkrieg? Spielzeug-MP? O-Ton Soldat: Seit ich das Hobby mach, sind meine Vorgesetzten informiert. Wenn man offen und ehrlich ist, meine Feststellung, hat man eigentlich in diesem Land kaum Probleme mit'm Staat. Weil wir zum Beispiel in der Satzung auch drinstehen haben, dass wir jederzeit alle Unterlagen dem Verfassungsschutz zur Verfügung stellen, wenn er anfragt. ERZÄHLERIN Das Hobby des Soldaten? Soldat. O-Ton Soldat: Also ich hab angefangen, vor 20 Jahren in nem Fadenzählerverein. Fadenzähler sind die, die ins Museum fahren, mit der Lupe ans Original gehen, sich dann ne Weberei irgendwo auf diesem Planeten suchen, sagen: "Das bitte nachmachen und außerdem brauch ich das in der und der Ausführung". ERZÄHLERIN Re-enactment ist der Name des Hobbys. Kompliziert? Eigentlich sagt er nur: Nachstellen. Neu Inszenieren. Eine geschichtliche Epoche. Soldaten von anno dazumal. Historisch korrekt. O-Ton Soldat: Wir schreiben Artikel für verschiedene Zeitungen. Wir arbeiten zum Beispiel mit dem Zentrum Innere Führung der Bundeswehr zusammen. Wenn die ihre historischen Ausstellungen machen, erarbeiten wir für die auch Material, sowohl schriftlich als eben auch Anschauungsobjekte. Also wir versuchen tatsächlich so, ja, ein bisschen Geschichte anfassbar zu machen. Im 21. Jahrhundert musst du den Kids irgendwas geben, was sie verstehen. ERZÄHLERIN Durch Nachspielen eben. Als Reenactor. Trotzdem sagen der Soldat und seine Frau schlicht: "das Hobby". O-Ton Frau des Soldaten: Man erweitert ja auch ständig, das wird ja irgendwann so ne Sucht. Wenn man auf n Trödelmarkt geht, guckt man ja nicht mehr: brauch ich das für zuhause. Sondern man guckt ja eigentlich nur: is das okay, kann ich das fürs Hobby nehmen? Wenn nicht, uninteressant. O-Ton Soldat: Wenn ich amerikanisch darstelle, ist das kein Problem. Wenn ich britisch darstelle, hält man mich für n Snob, aber es ist kein Problem. Wenn ich deutsch darstelle: ja irgendwas Rechtes muss doch dran sein. Und deshalb bin ich auch immer 'n bisschen offensiv, wenn ich den Leuten sage: hey guck, Wehrmachtsuniform, ich, hier. Aber n Nazi wirst du in der Uniform keinen finden, tut mir fürchterlich leid. (lacht) ERZÄHLERIN Einen Verein gibt es für das Hobby. Darstellungsgruppen unter seinem Dach... O-Ton Soldat: Fallschirmjägerregiment 6. Das Gebirgsjägerregiment 100. Dann gibt es eine keltische Gruppe. Eine Hochmittelaltergruppe. Und im Rahmen der Darstellung 2. Weltkrieg dann auch noch auf alliierter Seite das First Regiment SAS. ERZÄHLERIN ...und Vereinskollegen. O-Ton Vereinskollege: Innerhalb des Studienkreises Militärgeschichte haben Sie die Möglichkeit, Ihrem militärhistorischen Steckenpferd zu frönen. O-Ton Soldat: Es gab in der Zeit Salah Udins in Syrien einen muslimischen Emir, der sehr stark auf das friedliche Nebeneinander von Christen und Muslimen wertgelegt hat. An dessen Biografie hab ich mich dann mit meiner Darstellung angelehnt. Um eben zu zeigen, Muslime und Christen müssen nicht den ganzen Tag aufeinander einschlagen. Es gibt andere Wege. Oder im FJR6 gab es einen Jesuitenpater, der eigentlich aufgrund der damaligen Gesetzgebung gar nicht hätte dienen dürfen. ERZÄHLERIN Im FJR6: dem deutschen Fallschirmjägerregiment 6. Es darzustellen, fährt der Studienkreis quer durch Europa. Durch Holland, Belgien, bis, D-day, nach Frankreich. O-Ton Soldat: Man konnte doch, wenn man das wollte und wenn man das Rückrat hatte, an Führerbefehlen vorbei Dinge tun, die gut und wichtig waren und in dem Fall war das der einzige in dem Sinne praktizierende Feldgeistliche der Luftwaffe. ERZÄHLERIN Es gab einen Militärpater mit weißer Weste - eins der geschichtsbestickten Ornate im großen Schrank des Vereins. O-Ton Soldat: Es ist für mich kein Wahnsinns Sprung, der Leutnant der Wehrmacht zu sein. Oder eben Ich 2000 Jahre früher. ERZÄHLERIN Irgendwo in den Tiefen des Schranks hängt ein neues Leben. O-Ton Soldat: Man nennt es im Reenactment "First Person Impression". Wenn ich im Hochmittelalter den Sarazenen darstelle, dann geht das, weil ich den Koran besser kenne als mancher Muslim. Weil ich mich auch damit identifizieren kann. Weil ich eben fürs Hobby auch ein wenig arabisch gelernt habe, und das auch noch verbessern will. ERZÄHLERIN Und was sagen die Kollegen zum Soldaten mit dem Hobby "Soldat"? O-Ton Soldat: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern. Das hat schon Hannes Wader gesungen. (lacht) Und in dem Fall sind wir Schmuddelkinder. Natürlich ist es manchmal ein seltsames Bild, wenn da unten einer steht und ich gehe gerade mit der Maschinenpistole vor die Tür, weil ich sie gerade ins Auto lade. Umgekehrt ist natürlich der Vorteil: man hat so ne Vorführung mal in der Schule gemacht. Sprich: A) Die heute Jugendlichen kennen das. B) Die Eltern wissen, dass wir nicht so böse sind wie wir aussehen. ERZÄHLERIN Bei so vielen Blicken im Rücken, bohrt da nicht auch Zweifel? O-Ton Soldat: Also ich hatte letztes Jahr das schlechte Gewissen. Wo das eben dann abends schon sehr in Lagerfeuerromantik übergegangen ist... Wo ich mir gesagt hab: hm! Wir sind unserem eigenen Anspruch nicht gerecht geworden, und dieser Anspruch ist eben auch der, Dinge möglichst gut zu machen. Weil wir in anderen Ländern, in Belgien, in Frankreich, in England, in den Niederlanden durchaus schon positives Feedback auch auf die Wehrmachtsuniformen bekommen haben, von Menschen, die unter uns gelitten haben. Die sagen, es ist Teil eurer Geschichte, und wenn ihr die verantwortungsvoll darstellt, dann ist das ne klasse Sache. MUSIK Glenn Miller, Music Makers (III.) ERZÄHLERIN Viele haben Lust auf das Hobby "Soldat". O-Ton Soldat: Wenn wir die Bewerbergespräche haben, schon feststellen, das ist nur jemand, der mal ne lustige Uniform anziehen will; dass wir den schon gar nicht weiter anhören. Denn ein gewisses Maß an Vorbildung erwarten wir einfach. Und zum andern ist es einfach so, dass es noch n Schatten-Hobby ist. ERZÄHLERIN Der Schatten wird in Kauf genommen. Und: dass es Arbeit macht. O-Ton Soldat: ZUM BEISPIEL hat sich bei uns n Leutnant der Reserve beworben. Ist von Haus aus Fallschirmjäger, also passt schon mal ins erste Muster rein. Aber das erste was wir dem gesagt haben: Also, du weißt, dass du bei uns als Flieger anfängst. Also, mitgebrachte Dienstgrade gibt's nicht. Nur einfach hinstellen und sagen, ich bin zehnmal aus'm Flugzeug gesprungen, das nicht brennt, reicht nicht um bei uns der Held im Erdbeerfeld zu sein. Weil ja jeder den Erklärbär machen können muss. Da wir ja auch so ein gewisses bildendes Selbstverständnis haben. Also wenn der 16jährige kommt, und zeigt sich als wirklich interessiert, versuchen ihn schon so'n bisschen bei der Stange zu halten. Denn, auf der andern Seite, wir haben's nun auch schon erlebt, dass wir'n 16jährigen rausgeworfen haben, weil er uns so n bisschen seltsam vorkam. Und wir ihn denn dann kurz danach in ner SS-Gruppe wiedergefunden haben. Und das was wir dann von dem zu lesen gekriegt haben, hat uns mit m rausschmeißen recht gegeben. Auf der andern Seite haben wir aber ne Seele für die Demokratie verloren. ATMO Schwerkampf O-Ton Soldat: Kinder sind das, was ihre Eltern aus ihnen machen. ATMO Schwerkampf O-Ton Soldat: Im keltischen war genauso wie im Mittelalter spätestens mit 7 die Kindheit vorbei. Dann war man Teil der Gesellschaft. Man musste sich entsprechend einbringen. Sei es mit Holz holen, sei es mit Ziegen füttern. Sei es seinem Ritter den Helm polieren. Irgendwas haben die den ganzen Tag zu tun gehabt. ATMO Schwerkampf ERZÄHLERIN Ziele! Endlich hat der Soldat mal kein nervöses Flackern in den Augen. O-Ton Soldat: Also es ist so, dass wir jetzt an einer neuen mittelalterlichen Darstellung arbeiten. Johanniterorden. Und dem Großen haben wir jetzt erklärt, wie s aussieht, dass er jetzt erst mal als Page, bzw. Novize Dienst tun muss. Und damit die niederen Dienste zu erledigen sind durch ihn. Dass er aber, wenn er sich da bewährt. Nach und nach an das entsprechende Waffenhandwerk herankommt. Also: erst mal Stockkampf lernen, als Grundausbildung, so wie es damals war. ERZÄHLERIN Ritterreform. Bildungsreform! O-Ton Soldat: Dann wird er lernen, wie er mit dem Kurzschwert umgeht. Dann wird das Schwert länger. Dann kommt das Bogenschießen dazu. Und irgendwann wird er denn dann, wenn er das alles so kann, dass wir ihn auf eine nachgestellte mittelalterliche Schlacht schicken können, wird er denn dann auch zum Ritter geschlagen. Aber dazu gehört Ausbildung. Denn es kann nicht sein, dass man einen christlichen Ritter darstellt, der nicht das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis in Latein kann. Die Typen gibt's auch, die das machen. Aber das ist Kostümsaufen. Wir versuchen ja, Geschichte zu machen. SPRECHER Living history! O-Ton Soldat und seine Frau: Er: Da haben unsere Beiden auch ziemlich komisch geguckt, als wir ihnen das Vaterunser in Latein hingelegt haben. Sie: Aber sie akzeptieren das. Was im normalen Leben immer wieder so Diskussionen gäbe; muss ich das, wozu brauch ich das; so was gibt's da gar nicht... Und wir versuchen auch den Charakteren entsprechend Rollen zu suchen. Der Große, das ist so einer, der geht schon tatsächlich mehr in Richtung Ritter. Der Kleine - ja, den werden wir zum Mönch machen. Der wird die komplette im Prinzip Mönchsausbildung durchlaufen. Und wird dann Schreiber in unserer Komturei werden. Das hat wieder den Vorteil, dass wir das schulisch nutzen können. Weil er nämlich so auch in seiner Freizeit endlich anfängt mal freiwillig n bisschen was zu schreiben. ERZÄHLERIN Was könnte vom Dorf in den Hügeln alles ausgehen! Zivilisierung der unkonzentrierten jungen Männer. Frieden durch Ritterlehre. Und: nieder mit ADS! O-Ton Soldat: Also wenn man Kinder langsam ranführt, nehmen die Geschichte so dermaßen wahr, dass es ihnen ins Blut übergeht, und sie dadurch auch die Chance haben, für ihr Leben zu lernen. Ab 18 dann eventuell mit Waffe. Und dann auch nur, wenn sie sich wirklich dafür interessieren. Aber genau diese Freiwilligkeit führt dazu, dass sie's wollen. Und nächstes Jahr werden sie ihren ersten Kontakt zum WK2 haben. ERZÄHLERIN Zum Weltkrieg 2. ATMO Camp ? Reenactmant - Marschieren O-Ton Soldat: Bei uns sind's zur Zeit mit mir 3 aktive Soldaten. Wenn man die Gesamtheit sieht, sind's 7 oder 8. - Die, sagen wir mal, in irgendeinem uniformierten Dienstverhältnis stehen. Aber wir haben auch Wehrdienstverweigerer im Verein und die sich da durchaus auch gut mit einbringen. Auch wenn das für mich immer wieder ein Paradoxum ist, erst den Dienst an der Waffe verweigern und dann mit der Waffe durch den Busch springt. Natürlich ist es für jemanden, der gedient hat, brauchen wir keinen Formaldienst mehr zu machen. Weil der Wehrmachtsformaldienst: marschieren, stillgestanden, grüßen und Ähnliches nicht allzu weit von dem abweicht, was die Bundeswehr heute hat. SPRECHER Auszug aus einem Dienstplan, wie ich ihn mir vorstelle! 0400 Wache IV 0555 Wachübergabe an den UvD 0605 Wecken 1000 Formaldienst: wir lernen laufen in der Gruppe 1100 Formaldienst: Handhabung der Waffe 1300 Stuben und Revier reinigen 1400 Sport (currahee!) 1900 Kameradschaftsabend... ERZÄHLERIN Die Rolle... dauert nach dem Zapfenstreich an? O-Ton Soldat: Wenn wir auf dem Platz sind und den Kittel an haben, ab dann, bis wir ihn wieder ausziehen. Das ist ja unser Ziel: Mal ne ganze Woche. Man muss sich aus dem Alltag lösen. Und man muss es schaffen, in die andere Realität, sei es Urlaub, sei es Hobby, hineinzutauchen. Wenn man wirklich ganz weg ist. Aber das ist ne Ausprägung, die machen fast nur wir Deutschen. ATMO Reenactment: Soldat erklärt "Kampfeinsatz? O-Ton Soldat: Und so hat jeder so sein Fachgebiet da. Ich kenne das Militärstrafgesetzbuch nahezu auswendig. Und die Reichskriegsgerichtsordnung auch. Also diese Sachen, die ein Chef, den ich ja darstelle, wissen muss. Manchmal sind's auch Kleinigkeiten. Ey, Peter. Die Ansprache gibt's nicht. Es gibt kein ey. Im Deutsch der 40er-Jahre gibt's kein ey. Auf jeden Fall nicht von einem Unteroffizier einem Offizier gegenüber. (lacht) ATMO Reenactment/Befehle: "Übernehmen! Wegtreten lassen1" O-Ton Soldat: Egal was wir machen, wir sitzen sowieso in den Nesseln. Machen wir einen auf Gutmenschen, da wird gesagt, ja, also, so war's ja auch nicht. unterhalten wir uns darüber, worüber sich ein Wehrmachtssoldat im September 44 wahrscheinlich unterhalten hat: nämlich über die Verbrecher des 20. Juli, wie sie es versuchen konnten, den Führer zu ermorden, ähm, sind wir auch auf m falschen Weg. ATMO Reenactment: "Abteilung halt! Augen geradeaus!" O-Ton Soldat: Und daher auch an der Uniform keine Hakenkreuze oder Ähnliches, um eben ganz klar zu sagen: wir stellen die Zeit dar. Wir stellen das Militär dar. Die Politik, da müssen sich andere drum kümmern. Eigentlich unmöglich. Aber wir kriegens dafür ganz gut hin. ERZÄHLERIN Na dann, Freude! Ist doch freiwillig: ein Hobby! MUSIK Glenn Miller: Keep 'em flying (IV.) ATMO Reenactment/Leopoldsburg Battle/Schüsse ERZÄHLERIN Belgischer Wald an drei Seiten. Dazwischen eine Lichtung mit hohem trockenem Gras. Schüsse, viele Schüsse. Dann auch Männer. Einzeln ausgespuckt vom Wald, wie Marionetten, an ihren Gewehren herangezerrt. Amerikanische Uniformen vom Sträßchen links. Rechts graue, grüne Wehrmacht, im Schatten von Birken und Kiefern. ATMO Reenactment/Leopoldsburg Battle/ Schusswechsel intensiv ERZÄHLERIN Robben durchs schilfige Gras. Ducken hinter abgefallenen Ästen, hinterm Panzermobil. Die Übermacht der Männer wehrmachtsgrau. Doch nützen kann es ihnen wenig."Operation Kick Off?. Treib sie weg! ATMO Reenactment/Leopoldsburg Battle/Schreie Verletzte und Sanitäter ERZÄHLERIN Von rechts - Sanitätssoldaten. An einer groben Trage mit zwei Rädern. Der sie schiebt, ist selber schwer; das Rotkreuzleibchen spannt über der Uniform, der weiße Helm lastet auf heißem Gesicht. Den nächsten stöhnenden Verletzten aufgeladen, und mit offenem Mund zurück. Kollege Sanitäts-Offizier hält sich auch in der fünften gehetzt-gebückten Runde schneidig. Schlank, Stutzbärtchen, schwarzgrüner Uniformschick. Die Reenacter nennen den Einzelkämpfer "Dr. Tod". ATMO Reenactment/Leopoldsburg Battle/ Verletzte/ Sanitäter ERZÄHLERIN Da, unser Geschichtssoldat vom Fallschirmjägerregiment. Steinmachtsgrau am Waldrand. Zeigt Befehle mit versteckt nervösen Gesten. ATMO Reenactment/Leopoldsburg Battle/Schusswechsel und "Cease Firing!" ERZÄHLERIN Vorrennen von links. Andere bleiben im gelben Gras liegen. Gefangene werden gemacht. Die Sanitäter ziehen Revolver... Dr. Tod hält auch beim Heben der Hände noch die Schultern gerade. ATMO Reenactment/Leopoldsburg Battle Trillerpfeife ERZÄHLERIN Dann aus. O-Ton Chefin: Ja, mock battle, das ist so - ich glaub, dass wir die Einzigen sind in Belgien, die das machen. ERZÄHLERIN Mock battle. Wieder ein englischer Name. Scheingefecht. Die agilste aller Nachspielvarianten: Battle-Reenactment. Grob ist das Gefecht Kämpfen gefolgt, die wirklich 1944 in der Gegend stattgefunden haben. ATMO/MUSIK D-Day Dokumentation SPRECHER Die Pak-Bedienung, darunter ein gerade eingezogener Rekrut, kauerte hinter dem Schutzschild, arbeitete mechanisch nach den Kommandos: Granate fertig, nach vorn, laden, zielen... Ich schickte nach 10 Minuten einen Melder zu den Fallschirmjägern. Schnell erhoben sich die Männer aus den Stellungen, verschwanden im angrenzenden Waldstück. In ihren getarnten Sprungkombinationen und flachen Helmen sahen sie schon schneidig aus... (Zitat Leutnant F.) O-Ton Ostdt. in Belgien: Wenn hier Schaukämpfe gemacht werden, dann werden klar auch deutsche Soldaten benötigt. Und deswegen sind wir hier, um das durchzuführen. Auf Einladung dieser Association.. ERZÄHLERIN Einer in Wehrmachtskluft steht vor seinem gedrungenen gepanzerten Fahrzeug. Fast verschluckt, so gut getarnt. ATMO (Camp) militärisch O-Ton Ostdt. in Belgien: Das Gefühl, wenn man im Fahrzeug drinne sitzt, u oben rattert das MG, und die Hülsen klackern immer aufs Dach drauf, und fallen vorn an der Luke runter, und fallen ins Fahrzeug rein. Das klimpert und klackert nur noch. Das ist schon irgendwie ganz komisch, ne. Wenn man diesen Lärm auf einmal um sich drum hat, wenn's knallt und kracht von allen Seiten. Das ist schon... ja, wie beim normalen Dienst. Als man früher bei der Bundeswehr war, oder bei der nationalen Volksarmee. Gab's ja Übungen auch, und da war's genauso. ERZÄHLERIN Ein Ostdeutscher, engagiert sich für Vermisste und Gefallene. Sein Panzerfahrzeug wird immer leichter, je länger man hinsieht. Ein mock car, aus der mock battle. O-Ton Ostdt. in Belgien: Das Kriegswaffenkontrollgesetz gibt es ja. Und das sagt eben ganz klar, dass 3mm das Maximum ist. Und beim Nummernschild, zum Beispiel, da wurden eben entfernt diese nazistischen Abzeichen, die wollen wir nicht. Wir wollen das nicht verherrlichen, aber wir wollen die Seite so darstellen, wie es war. ERZÄHLERIN Und auch Waffen müssen in Deutschland oder Frankreich demilitarisiert sein. Kastriert. In Belgien zum Glück sind Platzpatronen erlaubt. O-Ton Ostdt. in Belgien: Es ist natürlich schöner, wenn man solche Scheingefechte macht, wenn es dann auch wirklich knallt. Ne, das ist dann schon - irgendwie gehört es ja dazu. Ne. Wenn man da nur peng-peng-peng macht, ne, das ist ja n bisschen komisch, oder? Und der Dreck hier vorn drauf ist: wir mussten ja immer unsere Sprengung inszenieren, alsodass wir getroffen wurden. Dann haben wir immer so gebündelte Chinaböller aus der Luke raus auf der Haube platzen lassen. Dass die Leute bisschen was sehen, ne. ERZÄHLERIN Platzpatronen, Böller... Eigentlich nichts für unsere Geschichtssoldaten. O-Ton Vereinskollege: Wie viele Flankenmärsche und wilde Umgehung können Se machen bevor es immer sich wiederholt. So. Aber es ist so, Sie haben so und so viele Leute, für die ist das ne total aufregende Situation. Das ist für die vielleicht sogar ne Grenzerfahrung, Die wollen. Die wollen jetzt kämpfen. Und aus so'ner Begeisterung heraus entsteht ne Unachtsamkeit, die ganz schnell jemandem ganz gefährlich werden kann. O-Ton Soldat: Im civil war haut sich einer seinen Säbel durch n Unterkiefer, richtig schön rein. Mir ist ne Hand über den Kopf hinweggeflogen, weil einer die Sicherheitsbestimmungen bei der Artillerie nicht beachtet hat. Leute, die sich verbrannt haben ... O-Ton Ostdt. in Belgien: Das was wir da machen, ist in Bezug auf Taktik, auf Infantrietaktik, noch nicht mal Grundschulniveau. ERZÄHLERIN Und doch findet die Operation auf echtem belgischem Kasernengelände statt. O-Ton Chefin: (lachend) Das war die echte Armee, das stimmt! Da saß ich am Eingang, und ich denke, was ist denn das, einer mit Camouflage. Der gehört hier doch nicht dazu. Weil es ist ein modernes Kostüm. Die gucken, was wir gucken. Und jeder macht das, was er machen soll. O-Ton Ostdeutscher: Wir versuchen das schon möglichst originalgetreu... MUSIK Glenn Miller: Put Your Arms Around Me, Honey O-Ton Soldat: Also es gibt auch etliche Reenacter der verschiedensten Epochen, die in ihren Sachen leben. Ich kenne eine Niederländerin. Bei der sind die elektrischen Geräte spätestes Baudatum 1945. Ergo es gibt keine Waschmaschine. Sondern da gibt's ne Trommel, die noch von Hand gerührt wird. Die lebt in den 40er-Jahren, die kommt da auch nicht mehr raus. Hier damals unsere Kelten, die hatten ja auch ihr eigentliches Wohnhaus, unser Häuptling, komplett auch vom Design her umgebaut. Die wollen es einfach zu 100 Prozent haben. Und verstehen dabei nicht, dass es schon nicht geht, weil es sie so damals nicht gegeben hätte: Gut genährt. Weil sie wahrscheinlich wegen 5 Kinderkrankheiten die sie hatten damals gestorben wären. Und heute aufgrund der Medizin noch leben. Solange es authentisch ist, mache ich die Komfortvariante. . Was ich nicht machen würde, wäre eine 21. Jh. ? Variante. Also der allergrößte Teil der Amerikaner bauen zwar ihr Lager auf, aber übernachten im Hotel. O-Ton Ostdt. in Belgien: Wir haben im Fahrzeug Musik eingebaut, ne. Und hören dann die alte deutsche Musik. Wobei wir ganz klar vermeiden. Die richtigen Nazilieder, die gibt es dann nicht. ne, "Bomben auf Engelland" oder.. MUSIK "Siehst du im Osten das Morgenrot" ERZÄHLERIN Andere legen abends richtig auf. O-Ton Ostdt. in Belgien: Wenn man das erlebt, sind es meistens Ausländer, komischerweise. Also ich hab das in Polen schon erlebt, das geht richtig hart ab da, ne. Und die können kein Wort deutsch richtig, ne. Aber tun sich dann die Texte auswendig lernen, und freuen sich einfach nur an der Stimme von diesem Goebbels oder Hitler. ERZÄHLERIN Zwei Fraktionen also unter den Hobby-Soldaten. Die, die sich frei Schnauze an ihrem Hobby freuen wollen. Und wenn die Schnauze gerade Lust hat, Kaffee aus einer Tasse mit SS-Recken drauf zu trinken, dann bitte... Und die, die sich freuen, alles historisch, politisch, moralisch richtig zu machen. O-Ton Vereinskollege: Nein, nicht kleinkariert. Nenn es sensibilisiert, wie auch immer. O-Ton Soldat: Die anderen sehen uns als kleinkariert. ERZÄHLERIN Der Verfassungsschutz hat schon unter Reenactmentgruppen schon nach Rechten gegraben. O-Ton Heißsporn: Gründlich erledigt von vorn bis hinten. So muss das sein! Deswegen haben wir auch 2 Kriege verloren... ERZÄHLERIN Und manchmal ist der Graben zwischen Spaßgemeinde und P.C.-Fraktion Schützengraben-tief. O-Ton Soldat: Das kam aus England diese Drohungen. Also aus Deutschland kam da in der Richtung nichts. Aber die Engländer fühlten sich wohl in ihrer Ehre angegriffen als wir ihnen gesagt haben, wenn man das Reich, Totenkopf, Leibstandarte oder was auch immer darstellt, und das auch noch klasse findet, dass man dann wohl n mittelschweren Sockenschuss haben muss. Ich denke, das ist das englische Verständnis von Freiheit. Es gibt in England kein Verbot der NDSAP. Es gibt in England kein Verbot nationalsozialistischer Symbole. Churchill selbst soll ja kurz nach Ende des Kriegs gesagt haben, wir haben das falsche Schwein geschlachtet. Also: hm! ERZÄHLERIN Warum dann nicht einfach milde englisch Abwarten- Teetrinken? O-Ton Soldat: Weil wir offensiv auch an Veranstalter herangehen und sagen, wenn die auf'm Platz sind, kommen wir nicht. Damit verliert ihr Top Qualität und Top Renommé. Weil wir arbeiten mit der Bundeswehr in Teilen zusammen, wir arbeiten mit der belgischen Armee zusammen, wir arbeiten mit der niederländischen Armee zusammen. In diesen Organisationen ist man scheinbar davon überzeugt, dass wir das Ganze politisch korrekt machen. ZUM BEISPIEL Bastogne sind wir auch, sagen wir mal, im erweiterten Organisationskomitee. Und wir bestimmen, welcher Deutsche auf die Wiese darf. Und dass wir davon einige Gruppen ausschließen von vorn herein, macht uns nicht wirklich beliebt. ATMO Schwertkampf O-Ton Soldat: Lesen lachen löschen. Die 3 Ls die man mit solchen E-Mails machen kann. (lacht) Das fing an mit: wir wissen wo du wohnst. Bis: man sollte euch mit Benzin übergießen. ATMO Schwertkampf ERZÄHLERIN Und nun? O-Ton Soldat: Da ein schottisches Breitschwert. Da ein arabischer Sklavenstab, und da ein keltischer Kriegshammer. An den drei Sachen müssen die vorbei, wenn sie mein Haus anzünden wollen. - ATMO Schwertkampf O-Ton Soldat: Ich fahr nach wie vor zu allen Veranstaltungen. Außer zu denen wo ich weiß dass dieses Pack da ist. Wir lassen uns von den Veranstaltern vorher schriftlich garantieren, dass sie nicht da sind. - - Die machen ihr Ding, wir machen unser Ding. Ich find unseres deutlich schicker. (lacht auf) ATMO Schwertkampf O-Ton Soldat: Die haben sich damit abgefunden, dass sie halt in Europa auf m Festland zu gewissen Veranstaltungen nicht mehr eingeladen werden. Sie haben sich mit Sicherheit inzwischen irgendwo Ausweichveranstaltungen geschaffen. Es gibt leider auch im westlichen Europa zu viele Gemeinden, denen das eigentlich völlig egal ist. Die das dann auf ihrem Grund erlauben. ERZÄHLERIN In Polen, Tschechien, Belgien... England! ATMO Schwertkampf SPRECHER The War and Peace Show! O-Ton Soldat: Ich bin weit weg davon zu sagen, dass jeder, der sich n SS-Kittel anzieht, auch gleich n Nazi ist. Manche von denen sind vielleicht nur über das Ziel ihrer historischen Darstellung hinausgeschossen. Das möchte ich denen wenigstens teilweise zu gute halten. ATMO Schwertkampf ERZÄHLERIN Also Waffenstillstand? O-Ton Soldat: Waffenstillstand ist zuviel gesagt. Wir nutzen nach wie vor jede Gelegenheit, die - anzupissen. Sofern wir eben Gruppen ausmachen, bei denen wir definitiv wissen, dass da Nazis drin sind. Ich kann zwar einen Soldaten darstellen. Ich kann aber keinen politisch - ich kann keinen Nazi darstellen, das würde ich nie hinkriegen. Schaff ich nicht. weil, da würd ich ja sozusagen - Krätze kriegen. Da habe ich vielleicht schon durch die Erziehung von zuhause einen pawlowschen Reflex, dass ich das nicht hinkriege. Weil, das geht gar nicht. es ist - äh... Wenn man extrem demokratisch erzogen wurde, dann ist es schwierig, in das andere Extrem zu fallen. MUSIK Glenn Miller, Bugle Call geht über in: (V.) ATMO Feld, Ruhe, Lerche oben (A) ERZÄHLERIN Herrgott, wer will schon Streit. Wer schon! Feindgefühl. Giftige Blicke. Pochende Schläfen. Furchtsam den Mund haltende Kinder. Flugzeugbrummen ERZÄHLERIN Krieg. Wer will den schon! O-Ton Soldat: Weil wir Deutschen zum Krieg ein fürchterlich schlechtes Verhältnis haben... ERZÄHLERIN Der Soldat, zuhause zwischen friedlichen Hügeln. Blättert in einem Comic-Buch. SPRECHER "Normandy, June 44?. O-Ton Soldat: Schon mal zeitlich völlig falsch. Der erste Schuss in der Normandie ist um 0:06 gefallen. Von einem Soldaten des Fallschirmjäger-Regiment 6. Der nämlich auf landende Fallschirmjäger geschossen hat. Der lag in seinem Baum. Als Luftraumbeobachter, hatte er sich so'ne Astgabel bequem gemacht. Sieht einen Fallschirm runterkommen. Und sengt rein. Immerhin, das stellen sie richtig dar. Gut, das ist hier wieder n Heeressoldat, in Wirklichkeit war es einer vom Regiment. In der amerikanischen Geschichtsschreibung, die alten Lügner, schreiben rein dass es ne 88 war. Dead Man´s Corner war in Wirklichkeit ne Panzerbüchse. Also insofern stimmt das hier. Das ist das Haus. Hier oben in dem Bereich hatten wir, als wir das letzte Mal in der Normandie waren, unser Lager. ERZÄHLERIN Dead Man´s Corner. "Sein" Fallschirmjägerregiment hatte dort am D-Day Station. ATMO hist. Amerikanische Wochenshow SPRECHER D-day! Day Day. Decision Day. Doomsday, Debarkation Day. ERZÄHLERIN Diesen D-day, Jour J, Tag X hat man sich gemerkt. Den 6. Juni 1944. ATMO hist. Amerikanische Wochenshow ERZÄHLERIN Die alliierten Truppen planten die große: SPRECHER Operation Overlord. ATMO hist. Amerikanische Wochenshow ERZÄHLERIN Und landeten am 6. Juni an den deutsch befestigten Küsten der Normandie: ATMO hist. Amerikanische Wochenshow ERZÄHLERIN Man hat die Bilder gesehen; Vielleicht aus Hollywood. Mannschaftsboote, die durch unwirsche See auf eine unheimliche Küste steuern. Mannschaften mit kiloweise wasserfest verschnürten Waffen stürmen ins nasse Ungewisse. Lange Kreuzreihen Panzersperren teilen die breiten Strände. Dagegen: 20 000 Schiffe, Lkws, Panzer, sogar Brücken; von allem unglaublich viel. Und kilometerlang Zeppeline darüber in der Luft, wie bei einem monströsen Kindergeburtstag. ATMO hist. Amerikanische Wochenshow SPRECHER Amerikanische und britische Fallschirmspringer hatten wichtige Schlüsselpositionen besetzt. Zwischen 6:30 Uhr und 7:30 Uhr landeten 135.000 Soldaten an den Strandabschnitten Utah, Omaha, Gold, Juno, Sword. ATMO hist. Amerikanische Wochenshow ERZÄHLERIN D-day, der große Befreiungstag. Churchills längster Tag, dessen Kraft die Welt ein Stück weiter hob, weg von Hitler. ATMO hist. Amerikanische Wochenshow/nur Musik ERZÄHLERIN Und dann - folgten zweieinhalb Monate Detailkampf. Senke für Senke, Dorf für Dorf. Außer an den Stränden waren fast überall noch Deutsche. Und 20 Prozent von ihnen, sagt man, glaubten immer noch an den Endsieg. Also dauerte es. Zersieben der Häuser durch Schüsse, durch Explosionen. Dann Bajonettstiche in den Leib gegenüber, Mann für Mann. Klappte der Häuserkampf nicht schnell genug, schickten die Alliierten Flugzeugstaffeln. Ganze Städte wurden noch aus der Luft zerhackt, verbrannt, zersiebt, weit nach dem 6. Juni. Französische Einwohner verbrannten kollateral. Krieg eben. Für alle zermürbend. Aber irgendwie kam er voran. Hinterließ Fotos von deutschen Soldatenleibern am Straßenrand, mit umgeknickten Gliedern oder rausgebrannten Augen. Bilder von Franzosen, die daneben den Befreiern winken. Und von gefallenen GIs ausnahmslos Fotos als saubere, bedeckte Helden. Das war der Krieg. Natürlich muss man da erinnern. ATMO Carentan Markt /Rede Jahrestag/Applaus ERZÄHLERIN In den kleinen Städten. Oder in den Bunkeranlagen des Atlantikwalls, die wie Flaschenscherben aus dem Sand ragen. O-Ton Besucher: Ich kann nur jedem amerikanischen, britischen Soldaten Dankeschön sagen, dass wir in Freiheit aufwachsen konnten. Wem ich nicht Dankeschön sagen muss, bin ich der Meinung, sind die Franzosen. Und ich denke mal, die Deutschen wurden hier in der Normandie immer wieder als "die Korrekten" bezeichnet. Es gab kaum Vorfälle hier und die Franzosen haben sich umgekehrt benommen ? wie Schweine. Die Amerikaner, das ist ganz selten, dass da einer im Rollstuhl sitzt und vor sich hin sabbert mehr oder weniger. Das sieht man bei den Briten ganz häufig. Da wird's letzte geschoben, was man noch schieben kann. ERZÄHLERIN Am besten erinnern können die, die dabei waren. O-Ton Besucher: Die Deutschen halten sich eher bedeckt. Das sind dann alte Herren, die man irgendwo stehen sieht. Aber da hängt kein Orden, und kein Dings. Weil man redet nicht über irgendetwas, was einem tief im Fleisch sitzt. Was einem wehtut. Ich meine, für n Amerikaner, der hat mit Sicherheit viele Leute mit seinem Gewehr erschossen. Aber letztendlich ist es n Sieg gewesen. Für n Deutschen ist´s halt dann doch mit Schmerzen verbunden. Er hat gemordet im Auftrag eines falschen Regimes. Da kommt die Frage auf, ist das richtig, was ich tue und ich glaube, mit der musst du dich dann lebenslang beschäftigen. ATMO Glocken ERZÄHLERIN Erinnern an den D-day ist Kult geworden. Tausenden macht es jedes Jahr die Wangen heiß, D-day zu reenacten, mit Dekowaffen oder kleinen Plastikkügelchen aus Airsoft-MPs. Auf polnischen Wiesen, oder an der englischen Küste gegenüber... Überall. Nur nicht in der Normandie. ATMO "Dead Man's Corner", Shop ERZÄHLERIN Nein. Niemand in Frankreich will Schlachten nachspielen, sagt der französische Chef von Dead Man´s Corner. O-Ton Michel: No, there is no battles. There aren´t that many battles in France. -That's things they do a lot more in England and America.- They don't reenact battles. Because of the regulation of arms and firearms and stuff like that, it's difficult. ERZÄHLERIN Sollen das nur weiter Engländer und Amerikaner tun. Die strengen Waffengesetze stehen dagegen, und überhaupt. Wer will sich schon ans Kämpfen erinnern. Wenn ´s doch Freude und Befreiungsfeiern zu erinnern gibt. O-Ton Michel: It's too much of a fighting. I don't think that people want to recall the fighting. They just want to recall the joy and the celebration. ERZÄHLERIN Dennoch. Der Kampf-Erinnerung deutlich Anschub gegeben hatte eine amerikanische Fernsehserie. "Band of Brothers". Mit Shakespeare-Motto: SPRECHER We few, we happy few, we band of brothers. ERZÄHLERIN Ab 2001 waren so noch mehr Männer in ihre Jeeps gestiegen, um in der Normandie auf den Traum anzustoßen, heldenhaft zu sein wie die Jungs der Easy Company auf dem Weg von Belgien über Carentan nach Berchtesgaden. MUSIK Glenn Miller, American Patrol ERZÄHLERIN Große Reenactment-Camps am Stadtrand. Mehr oder weniger Uniformierte flanierten mit dem Volk zum Bier, plauderten unter Wimpelketten, pausierten am Pissoir unter freiem Himmel. Die Normandie war nie das einzige Ziel camouflagierter Sauftouristenströme. Aber irgendwann war für das offizielle Frankreich das Maß voll. 2008 schrieb Amiral Brac de la Perrière eine Charta. Der Vorsitzende der Normandie Mémoire Association. Ein französischer alter Amiral, nicht Admiral. SPRECHER "Normandie Mémoire Good Conduct Charter for Collectors and Re-Enactors" ERZÄHLERIN Eine Benimm-Charta! SPRECHER Not only to ensure respect ... for young Allied soldiers ... who came from the sky ... to liberate Europe. ERZÄHLERIN Immerhin auf Englisch. 12 Seiten Strenge. Um ein Gedenken, und: ein ganzes Hobby besser zu machen. SPRECHER Re-enactors must be proud to represent the liberators they portray ... Re-enactors must be clean, clean-shaven, have short hair ... ERZÄHLERIN Aber die vor allem verpönten Nazi-Elemente werden nicht genannt. SPRECHER Any form of salute during the playing of national or military anthems is strictly forbidden. All modern items must be hidden from view. MUSIK ... Ende SPRECHER Diese Charta ist detaillierter als unser neues Waffengesetz. ERZÄHLERIN Und schwerer einzuplanen: SPRECHER Sämtliche Fahrzeugpapiere und Kopien der Pässe der Teilnehmer müssen bis 31. Januar bei der Präfektur eingereicht werden. ERZÄHLERIN Wer keinen Respekt zeigt: vorm Geist des Ortes, dem Verbot von Uniformteilen, vor modernen Amts-Insignien - riskiert Strafen. Bis zu einem Jahr Gefängnis und 15 000 Euro. Hat die Charta jemand gelesen? Auf dem regennassen Marktplatz von Carentan ist es unangestrengt friedlich. Und die Stadt Caen plakatiert: SPRECHER "Yes, wie Caen!" ATMO 65. Jahrestag, Fanfare ERZÄHLERIN 2009: 65. Jahrestag! Mit Wetter, unwirsch wie im Juni `44. Und mit Prinzen und Präsidenten, von Charles bis Barack. ATMO 65. Jahrestag, Jubelgeschrei Ankunft Obama O-Ton Touristen: We were able to see Obama speak, you know ... We saw soldiers on every bridge as we came, on the highway. The highways were shut down. ERZÄHLERIN Doch Reenactment deutscher Uniformen gibt es tatsächlich nicht mehr in der Normandie. Oder? In einem kleinen gallischen Dorf, vor den Toren Carentans? Da, wo vor 65 Jahren die echten Fallschirmjäger auf ihre Gegner von der Airborne warten mussten. Fast genau da, wo eben drei Flugzeuge Fallschirme in die Luft lassen, wie eine lange Reihe sprachloser Punkte. SPRECHER Blue skies are filled with Airborne Troopers! Brits, French & Germans are jumping also ... ERZÄHLERIN An Dead Man´s Corner. Dem Eckhaus, vor dem ein toter Deutscher tagelang aus dem verbrannten Panzer ragte. O-Ton Soldat: Das ist heut n Museum. Zusätzlich auch ein Laden. Das ist n reiner Geschäftsmann. Der in Wirklichkeit überhaupt kein Interesse am 2.Weltkrieg hat. ERZÄHLERIN Sind da nicht doch wehrmachtsalte deutsche Uniformen zu sehen? ATMO Shop O-Ton Michel It's a public shop. It's legal to buy it. So if you want to buy it, buy it. I mean, I never heard somebody say something political about it. ERZÄHLERIN Klar, kann man kaufen, sagt der Museumschef. Ganz legal. O-Ton Michel Yes, you can sell it, but you can not wear it in public. There is no problem as long as they stay in the field, do their reenactment. Only when they go shopping wearing German uniforms. Well, we have to follow the law. If the law says don't sell it, we don't sell it anymore. ERZÄHLERIN Nur in den Nazisachen Baguette kaufen gehen dürfe man nicht. So ist das Gesetz. O-Ton Michel It's not a problem for the public. The public loves to see Germans. ERZÄHLERIN Also wo soll das Problem sein? Deutsche Uniformen sind, sagt der Chef, nach wie vor beliebt. Auch Reenactment damit muss es noch geben, in ummauerten Gärten irgendwo. Vor allem Amerikaner lieben das! O-Ton Michel Many are British or Americans. (lacht) Strangely. And some are related to an American background, and they're portraying a German. I would not say bad, but it's the fascination for the enemy. ERZÄHLERIN Faszination Feind, ja. Originale Stücke mit Hakenkreuz und Runen sind angekettet im Museumsshop. Zerschossene Helme für 1000 Euro. Flakmunition für 400, oder echte schwarze deutsche Zigaretten für 516. Es gibt auch bezahlbare Schatten-Souvenirs. Alte Rotkreuzarmbinde: 125 Euro. SS-Bierflaschen, Marke Heidelager: 45 Euro. Oder eine Brieftauben-Weste. O-Ton Michel These veterans, the Fallschirmjäger, they're not SS or stuff like that. So it's no political thing involved in it. ERZÄHLERIN SS, also politisch, sagt auch der Chef vor Ort, war das Fallschirmjägerregiment unseres Geschichtssoldaten nicht. ATMO "Dead Man's Corner", Shop ERZÄHLERIN Aber auch eine weiße Weste wird bei jedem Waschgang ein kleines bisschen grau. O-Ton Soldat: Jedem ist es bewusst, was er darstellt... Und ist es bewusst, dass auf der anderen Seite auch Menschen, amerikanische Soldaten ums Leben gekommen sind. Und da ist man sehr schnell an seinen Grenzen, wenn man ehrlich ist. MUSIK Glenn Miller, Tuxedo Junction (VI.) ERZÄHLERIN Kein Nazikittel wird so schnell mehr in die Normandie fahren. Also hat die helle Fraktion der Reenacter, mit der politisch korrekten Botschaft, doch gewonnen! Oder? O-Ton Soldat: Wir sind ja 2004 auf Einladung des französischen Staatspräsidenten da gewesen. Wir waren 2007 da auf Einladung der äh Präfektin. Problem ist aber, dass die Franzosen zwischenzeitlich n sehr, sehr strikten Kurs fahren. Ich denke, ich werde das nächste Mal, wenn ich in die Normandie fahre, in der amerikanische Uniform fahren. Um da jeder Diskussion aus dem Weg zu gehen. Weil, es wäre von einem französischen Flick auch zu viel verlangt, wenn er die Guten von den Bösen unterscheiden kann. ERZÄHLERIN Die Charta des Amirals bemüht sich trotzdem für jedes Eventuell um eine Regel. Auch für Fahrzeuge. SPRECHER ... to avoid traffic jams ... ERZÄHLERIN Unser Soldat lacht da nur. O-Ton Soldat: Viele Willys Jeeps, die Sie sehen, sind in Wirklichkeit Hodges. Also Franzosen Jeeps. Natürlich machen es viele Reenacter, dass sie dieses Ding mit amerikanischen Kennzeichen versehen. Weil: wer macht schon französisches Reenactment, noch nicht mal die Franzosen selber stellen sich dar. Ja, aber das ist eben typisch französisch. Genau wie in Frankreich es unter Strafe steht, den film Jurassic Parc Jurassic Park zu nennen. Der muss ja heißen: parc de jurassic. Die haben n Sockenbrand. ERZÄHLERIN Und nun? O-Ton Soldat: Wir heißen zwar Studienkreis Militärgeschichte, haben aber angefangen, den zivilen Teil deutlich auszubauen. Was eben auch dazu führt, dass viele derer, die jetzt Soldat darstellen, nächstes Jahr auch als Zivilisten unterwegs sein sollen. SPRECHER Zivilisierung der Streitkräfte! O-Ton Soldat: Es gibt in Amerika eine Museumsstadt, Williamsburgh. Da leben Menschen in Gebäuden des 18. Jahrhunderts, in Kleidung des 18. Jahrhunderts, und leben das 18. Jahrhundert. Man lebt und lässt sich über die Schulter gucken, wie man lebt. Also im Prinzip Sozialgeschichte. Und da wollen wir auch hin. ERZÄHLERIN Zivilisierung der Zeitreisen. O-Ton Soldat: Wie sah's in Deutschland aus in der Zeit zwischen 45 und 49, als besetztes Land. Wie war das Verhältnis der Bürger untereinander, wo wir ja auch alle politischen Fassetten haben. ERZÄHLERIN Bald wirklich nur noch Spiele wie "Gedenkfeiern zur Ardennenoffensive" oder "Flagge Einholen auf dem Friedhof"? Ohne Uniform? ATMO Lerche ERZÄHLERIN Kriegsspiel, das richtig gut sein will, schafft sich am besten selbst ab! O-Ton Soldat: Man hält es dann nicht aus, wenn man es spielt. Man hält es aus, wenn es tatsächlich das eigene Lebenskonzept ist. O-Ton Vereinskollege: Drauf legen wir ja auch ein Versprechen ab. Und das beginnt mit: "Ich will mein Bestes tun". Nicht umsonst haben wir ne einjährige Probezeit mit den Leuten. ERZÄHLERIN Nein. So einfach isses nicht. O-Ton Michel: I am sure, there is a lot more young people neonazi in football games, than there is in military games. The collectors and reenactors - most of those people, they're not Nazis ... ERZÄHLERIN Immer wird jemand Lust auf ein bisschen Fun haben. Ohne Anspruch. O-Ton Michel: You go to the internet, and there you buy it... ERZÄHLERIN Genau wie düstrer Kitzel an deutschen Uniformen. Unkaputtbar. O-Ton Michel: Last year I met a veteran who was in the SS Panzerdivision. ... sitting in the car and listening to old SS songs. Singing: ram-tam-tam! I think, it's a free world, and you´re free to think what you want. MUSIK Glenn Miller, Tuxedo Junction SPRECHER Wehrmachtsjacke und Weiße Weste. D-Day Kämpfe heute. Eine Soldatengeschichte. Von Paula Schneider. Es sprachen: Isis Krüger und Hüseyn Michael Cirpici Ton und Technik: Christoph Rieseberg und Anne Bartel Regie: Anna Panknin Redaktion: Ulrike Bajohr Eine Produktion des Deutschlandfunk 2010 48 48