DEUTSCHLANDFUNK Sendung: Hörspiel/Hintergrund Kultur Dienstag, 10.11.2015 Redaktion: Karin Beindorff 19.15 ? 20.00 Uhr Mit Kohle in die Zukunft? Südafrika, der Klimawandel und die Rolle Deutschlands Von Birgit Morgenrath Co-Produktion SWR/DLF URHEBERRECHTLICHER HINWEIS Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © Deutschlandradio - Unkorrigiertes Manuskript - Atmo Kohlelaster Erzählerin Alle zehn Minuten donnert ein Kohlelaster an den winzigen Häusern vorbei und schwarze Staubwolken legen sich wie ein dichter Schleier auf Büsche, Mauern, Mensch und Tier. Zwischen den Buden laufen Hühner mit grauem Gefieder, ein dürrer, grauer Hund stöbert im Abfall. Es riecht ? nein: es stinkt nach Kohle. Augen und Mund, Nase und Lunge ? der schwarze Dreck dringt in jede Körperöffnung. O-Ton Andris I can put my finger in here?. Übersetzer 1 Ich kann meinen Finger hier durchstecken ? sehen Sie hier... Erzählerin Andris, ein alter, dünner Mann mit großen Augen, grauem Bart und grauen wirren Haaren greift durch ein Loch im Wellblech-Dach seiner Behausung. Seit 30 Jahren lebt er im ?MNS Settlement?, einer informellen Siedlung am Rande von Witbank und in direkter Nachbarschaft zur ehemaligen Slater-Mine. Die Mine ist zwar geschlossen, aber die Abraumhalden türmen sich offen und ungeschützt auf der anderen Straßenseite. O-Ton Andris Erzählerin Andries erzählt in gebrochenem Englisch, dass er mit seinen beiden Enkeln in der Hütte lebt, dass sie husten, wenn der Kohlestaub hinüberweht und wenn die Laster vorbei poltern. Auch er leide unter ständigem Husten. Die Ärzte könnten nichts dagegen unternehmen. Immer wieder fragt er: Was kann man tun? Was kann man tun? O-Ton What you can do? I can do nothing? Übersetzer 1 Nichts kann man tun. Ansage Mit Kohle in die Zukunft? Südafrika, der Klimawandel und die Rolle Deutschlands Ein Feature von Birgit Morgenrath O-Ton Pinkie Langa Witbank is known to be whereby the job opportuities because of the number of mining activities,now influx. Erzählerin Pinkie Langa, eine junge Umweltaktivistin, kennt die Lage rund um die Stadt Witbank. Weil die Arbeitslosigkeit in Südafrika über 40 Prozent betrage, hoffen die Leute auf Arbeit in der Kohleindustrie, auch ohne Wohnungen zu haben. O-Ton Pinkie Langa People come to Witbank because now they are looking for jobs desperately. So now they are forced to stay in areas such as this, MNS, The mining activities started around the 18 sixties, the people whom the mine has employed it had like areas built houses for the workers. Now they have to find their own places, they are unemployed, they don?t have money, so they take a place any where they can find an acomodation or where they can build a shak just for survival Übersetzerin 1 Die Leute sind gezwungen in solchen Siedlungen wie MNS zu leben. Als der Bergbau hier um 1860 begann, haben die Bergbaugesellschaften noch Häuser für ihre Arbeiter gebaut. Heutzutage müssen die Neuankömmlinge selbst eine Bleibe finden. Weil sie kein Geld haben, lassen sie sich einfach da nieder, wo sie eine Hütte bauen können, zum bloßen Überleben. Erzählerin Die Hütten ballen sich zu wilden Siedlungen ohne Straßen, ohne Wasser- und Stromanschlüsse. Atmo Kinder Erzählerin Auf der anderen Seite der schwarzen Piste sucht eine Frau auf einer verlassenen Kohlehalde nach Resten des Brennstoffs, festgepampte Brocken zum Heizen und Kochen in kleinen verrußten Öfen. Ihre beiden Kinder rutschen in Plastiksandalen im Kohlestaub herum wie in einem Sandkasten. Musik Hugh Masakela: Stimela - Coal Train Sprecher 160 Bergwerke haben rund um Witbank aufgerissene Gruben und Altlasten für jeden zugänglich und unbewacht hinterlassen. Seit 2006 heißt die Stadt offiziell eMalahleni ? Ort der Kohle. Sie ist Teil des Kohlegürtels östlich von Johannesburg. eMalahleni liegt im Nordosten Südafrikas, in der Provinz Mpumalanga, ?Da, wo die Sonne aufgeht?. Rund um die 100.000 Einwohner-Stadt wird auf Hunderten Quadratkilometern Steinkohle abgebaut, Tagebau reiht sich an Tagebau. Nahe den staubenden Minen haben sich rauchende Stahlhütten und zwölf kolossale Kohlekraftwerke mit ihren qualmenden Schloten angesiedelt, die ebenfalls stark zur Luftverschmutzung beitragen. Hier sind alle Giganten der Branche aktiv: die südafrikanische Exarro, die britisch-südafrikanische Anglo American, die australische BHB Billiton und die schweizerische Glencore PLC. Die gesamte Wirtschaft Südafrikas ist auf Steinkohle gebaut, in mehrfacher Hinsicht. 90 Prozent des heimischen Stroms stammen aus den Kohlekraftwerken des staatlichen Energiekonzerns Eskom. Ein Drittel der geförderten Kohle wird exportiert; die Kraftwerkskohle ist auf dem Weltmarkt wegen ihres niedrigen Schwefel- und Aschegehalts sehr gefragt, was Südafrika zum drittgrößten Kohleexporteur der Welt macht. Und nicht zuletzt verfügt das Land über enorme Reserven ? rund 33 Milliarden Tonnen schwarzes Gold. Atmo Büro Action Aid Erzählerin Bei meinen Recherchen lerne ich Caroline Ntaopane kennen. Eine große, sehr runde und sehr freundliche Frau. Die 38-Jährige beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit Umweltverschmutzung, weil ihre kleine Tochter neben einer Fabrik von SASOL aufwuchs, dem berühmt-berüchtigten einheimischen Petrochemie-Riesen, der seit jeher Kohle fördert und aus Kohle Öl und Benzin produziert. Das heute zweitgrößte südafrikanische Unternehmen war während der Wirtschaftssanktionen ein strategisch wichtiger Pfeiler des Apartheidregimes. Carolines jetzt 15-jährige Tochter war und ist ständig krank: O-Ton Caroline Especially in the night, so she struggles and her sinuses, so her sinuses get worse and sometimes very scary because her nose will bleed for more than 10 minutes we have to rush her to the hospital and so, and she did some test to check if she doesn't have problems with internal bleedings but we, it's mainly because of sinus when they get dry and she gets those nose-bleeds. Übersetzerin 2 Vor allem nachts hat sie große Schwierigkeiten, die Schmerzen in ihren Nasennebenhöhlen verschlimmern sich manchmal beängstigend. Dann blutet die Nase mehr als zehn Minuten und wir müssen die Kleine rasch ins Krankenhaus bringen. Man hat schon getestet, ob sie innere Blutungen hat, aber es liegt hauptsächlich an der trockenen Haut in der Nase. Erzählerin Die Qualen des Kindes motivierten Caroline, selbst aktiv zu werden. Sie gehörte zu den ersten, die eigenständig Umfragen zu Atemwegserkrankungen in Krankenhäusern machten, Luftproben nahmen und ein Gesetz über bessere Luftqualität forderten. O-Ton Caroline New air quality act that we got in 2004. (.) We were calling for government to one - declare the priority areas, also to come up with standard, ambient standard also emission standard. (.) And also emission standard for the companies. And we got that. Übersetzerin 2 Das neue Gesetz kam 2004. Wir hatten verschiedene Forderungen gestellt: erstens Gebiete mit hoher Priorität für die Beseitigung von Luftverschmutzung auszuweisen, damit dort die Standardwerte in der Luft und bei den Emissionen nicht mehr überschritten werden. Und zweitens Emissions-Standard-Werte für Unternehmen festzulegen. Beides haben wir erreicht. Erzählerin Aber die Region um eMalahleni gehört trotzdem noch zu den Gebieten mit der schmutzigsten Luft weltweit. Obwohl sie 2007 zur "National Air Pollution Priority Area" erklärt wurde. Das heißt: Auch die Regierung sah damals dringenden Handlungsbedarf. O-Ton Caroline ? because many people are sick because of the industries are there were also numbers of researchers that came to the area. Of Mpumalanga there is a report that came out showing that government was using 263 million annually to treat the illnesses such as bronchitis, respiratory illnesses.. Übersetzerin 2 Weil viele Menschen krank sind. Ein Bericht der Regierung bestätigte, dass sie den staatlichen Kliniken jährlich knapp 17 Millionen Euro für die Behandlung von Krankheiten durch Luftverschmutzung zur Verfügung gestellt hatte. Erzählerin Viele Studien haben belegt, dass Erwachsene und Kinder in der Region auffällig oft an Asthma, chronischen Entzündungen der Nasen-Nebenhöhlen, Staublunge und anderen Lungenkrankheiten leiden. Atmo Versammlung Erzählerin Die Rohstoffkonzerne weisen jedoch die Schuld weit von sich. Auf einer Versammlung im Gewerkschaftshaus mit Vertretern verschiedener Stadtteile von eMalahleni spricht Lucky Maisanye, ein junger Mann von der Umweltschutzorganisation GeaSphere: O-Ton Lucky activists They blame the communities as well. They sas they have an indoor pollution,. In some comunities they take the coal to cook and to warm their water during winter. So they say even the communities they are th ones to be blamed, wir are responsible fpr this. They say the industries are in compliance sagen industries are in compliance, das psoblem liege bei den comm, but the mines and the power stations their pollution is be monitored. But we don?t believe in that? Übersetzer 1 Sie beschuldigen die Leute in den Siedlungen, die Kohle fürs Kochen und im Winter fürs Heizen zu benutzen. Wir seien selbst für die Luftverschmutzung verantwortlich, wir seien selbst schuld. Sie behaupten, die Industrie verhielte sich gesetzeskonform, das Problem liege bei den Gemeinden. Aber wir sind da anderer Meinung. Erzählerin Eine andere Bürger-Vertreterin kritisiert die staatlichen Stellen: O-Ton Lydia Mgwenya activists I don?t think that our govenment is doing everything. Because now last we had to have the meetings every month but now we?ve got six month we never had an meeting, we never met the government people. We?ve got the question: As you know our air quality is so poor but the DMR is busy to issue licences, how are you going to comply all those companies, How are they going to comply? Nothing will change at the end, thats why they are scared to come to talk to us.Because you can see each and every day there is a new mine opeining Übersetzerin 1 Die Behörden machen nichts mehr in Sachen Luftqualität. Früher haben sie sich monatlich mit uns getroffen. Seit einem halben Jahr hören wir nichts mehr von ihnen. Wir haben eine wichtige Frage an sie: Wenn das Bergbau-Ministerium neue Lizenzen für Minen vergibt, wie wollen sie sicherstellen, dass sie sich an die Luftstandards halten? Letztendlich ändert sich nichts. Darum haben sie Angst hierher zu kommen und mit uns zu sprechen. Wir sehen nur jeden Tag, dass neue Bergwerke öffnen. Erzählerin Angeblich ist mehr als die Hälfte des nutzbaren Landes in Mpumalanga für Kohlebergbau vorgesehen. Die Lizenzen dafür vergeben die beiden einflussreichen Ministerien für Bergbau und Energie. Beide lassen Journalistenanfragen unbeantwortet. Lediglich im Umweltministerium bestätigt der smarte und elegante Direktor für Luftqualitätsmanagement, Vumile Senene, dass die mächtigen Bergbaugesellschaften von dem neuen ? sehr progressiven ? Air Quality Act 2004 nicht begeistert waren: O-Ton Senene They didn't like it. They did not like it. there has been some resistance from the industries For example when we came with the new standards, you can imagine someone has been operating a particular plant for the last 20, 30 years with no emission limits, because with apartheid, with the old act basically recognised the facility's existence and right to operate didn't set any emission limits. So if you come now and say, instead of you polluting you need to bring your emissions, it's a cyclone whatever they will require. And those are costs. So it has been a battle. Übersetzer 3 Die mochten das nicht. Es gab da einigen Widerstand von Seiten der Industrie. Als wir die neuen Standards für die Luftqualität erlassen haben, hatten manche [Firmen] zum Beispiel eine bestimmte Fabrik 20, 30 Jahre in Betrieb ? ohne jede Beschränkung für Emissionen. Als wir dann kamen und sagten: Sie müssen ihre Emissionen den entsprechenden Limits anpassen war das für die ein immenser Aufwand. Und das kostete ? also das war schon ein Kampf. Erzählerin Der nach nun mehr als zehn Jahren durch die große Nachgiebigkeit der Behörden beendet ist. O-Ton Mdluli But at the same time we could not say from the state cut off, anybody who does not comply must shut down, you know there had to be some measure of reasonability and sustainability, in transition in bringing those facilities. Übersetzer 3 Gleichzeitig können wir als Staat nicht verlangen, dass die schließen, dass jeder, der die Regeln nicht einhält, den Betrieb einstellen muss. Da müssen Vernunft und Nachhaltigkeit in einer Übergangsphase herrschen, bis die alle notwendigen Maßnahmen getroffen haben. Musik Masakela Stimela Sprecher Ein Drittel der südafrikanischen Kohle wird in alle Welt verschifft, auch nach Deutschland. Fünf Millionen Tonnen jährlich, das ist etwa ein Zehntel des gesamten deutschen Kohleimports. Fast alle großen deutschen Energiekonzerne werden beliefert: EnBW und Eon, RWE, STEAG und Vattenfall Deutschland. Lange stand Südafrika an der Spitze ausländischer Lieferländer, heute steht es an fünfter Stelle. Erzählerin Die Frage nach der Herkunft und den Abbaubedingungen der Importkohle kommt in der Diskussion um die deutsche Energieversorgung kaum vor. Der internationale Kohlehandel existiert scheinbar nicht; die Einfuhr riesiger Kohlemengen findet quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Sprecher Auf Anfrage verweisen die Stromriesen allesamt auf interne und externe internationale Verhaltenskodices zur Einhaltung von Menschen- und Arbeiterrechten, sozialen und ökologischen Standards. Etwa den Global Compact der Vereinten Nationen, die Leitsätze der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation, ILO, und die Initiative ?Bettercoal?, die acht europäische Energieversorger gegründet haben. Danach auditieren unabhängige Prüfer seit 2014 auch einzelne Minen. Erzählerin Konkrete, nachprüfbare Informationen darüber, aus welcher Mine die Kohle für die hiesige Stromversorgung stammt und wie sie abgebaut wird, werden verweigert. Sprecher Auf Nachfrage lässt zum Beispiel E.ON, Deutschlands größter Energiekonzern, wissen: Übersetzer 2 Zitat Die Vertragsverhältnisse mit Einzelunternehmen in diesen Ländern unterliegen der gegenseitigen Vertraulichkeit. Daher nennen wir grundsätzlich keine Lieferanten-Unternehmen. Sprecher Ähnlich lauten auch die Antworten des baden-württembergischen Konzerns EnBW, dem größten deutschen Importeur südafrikanischer Kohle im letzten Jahr und des schwedischen Multis Vattenfall. Deutschlands zweitgrößter Energieriese, RWE, bei dem kommunale Eigentümer fast ein Viertel der Aktien kontrollieren und fast die Hälfte der Aufsichtsratsmitglieder Gewerkschafter sind, lässt wissen, dass gut 22 Prozent der eingesetzten Kohle aus Südafrika stammte und dass man die Ergebnisse von Bettercoal Audits... Übersetzer 2 Zitat ... für Risikoprüfungen bei unseren Geschäftspartnern nutzt. Erzählerin Außerdem macht RWE geltend, dass es seine Brennstoffe im Großhandel beziehe.... Übersetzer 2 Zitat ...daher können wir einen Einfluss auf Minen nur indirekt über Bettercoal oder über Marktpartner ausüben. Sollten wir im Ausnahmefall eine direkte Lieferbeziehung haben, werden wir die Themen auch direkt addressieren. Erzählerin Die Menschenrechtsorganisation urgewald hatte bereits in ihrer Studie ?Bitter Coal? vor zwei Jahren die Umwelt- und Gesundheitsschäden durch Kohleabbau in den Exportländern aufgelistet, und kritisiert, dass zum Beispiel das höchste Entscheidungsgremium von Better Coal ausschließlich aus Vertretern der Energiekonzerne bestehe. Die große Gemeinsamkeit der Better Coal Initiatoren liegt aber in ihrer Weigerung offenzulegen, aus welchen Minen sie jeweils ihre Kohle beziehen. Sprecher Die Weigerung, über den Kohlehandel Auskunft zu geben, passt nicht zu den wortreichen Ausführungen in den Hochglanzbroschüren der Konzerne, denen zufolge Nachhaltigkeit beim Kohleabbau und Menschenrechte auch bei den Lieferanten vor Ort überprüft würden. Darum fordern zahlreiche deutsche und internationale Nichtregierungsorganisationen, darunter das Food First Informations- und Aktions-Netzwerk, FIAN, urgewald und die Koordination Südliches Afrika seit Jahren transparente Lieferketten: den öffentlichen und unabhängig kontrollierten Nachweis, dass soziale und ökologische Regeln eingehalten werden. Erzählerin In Nordrhein-Westfalen, bis heute das Bundesland mit den meisten Kohle-Kraftwerken, kennt Herbert Jacoby, Leiter der Abteilung Außenwirtschaft im Wirtschaftsministerium des Landes, diese Forderungen sehr gut. Ebenso wie die Probleme des Kohleabbaus in der Provinz Mpumalanga, die er mehrfach bereist hat. Seit zehn Jahren gibt es eine Partnerschaft zwischen den beiden Ländern. Dennoch meint der promovierte Volkswirt, dass die Marktmacht der deutschen Unternehmen im Sektor Kohle in Südafrika nicht ausreiche, um Produktions- und Umweltbedingungen positiv zu beeinflussen. Denn Deutschland importiere nur zwei Prozent der südafrikanischen Gesamt-Exporte und Nordrhein-Westfalen nur ein Prozent. O-Ton Herbert Jacoby Mit diesen kleinen Mengen Einfluss auszuüben auf die Förderbedingungen in Südafrika durch unsere Nachfrage, das ist sehr schwer. Südafrika hätte überhaupt keine Mühe für die wegfallenden Mengen alternative Abnehmer zu finden, und dann würde sich gar nichts tun in Südafrika. Sprecher Darum spricht sich der Landesbeamte dafür aus, dass einzelne Konzerne aus freien Stücken Umwelt- und Sozialstandards aufstellen und selber kontrollieren: O-Ton Herbert Jacoby Es gibt keine echten Sanktionsinstrumente mit denen man eine Verhaltensänderung bei den Bergbaubetreibern erzwingen kann. Man muss auf Freiwilligkeit setzen, auf Einsicht und auf Kooperationsbereitschaft. Sprecher Andrea Asch, Sprecherin für Eine-Welt-Politik der Grünen im nordrhein-westfälischen Landtag, unterstützt dagegen uneingeschränkt die Idee, die Energieversorger rechtlich zu verpflichten, sowohl die Herkunftsminen der Steinkohleimporte als auch Informationen zum sozialen, ökologischen und menschenrechtlichen Status der jeweiligen Minen offenzulegen. O-Ton Andrea Asch 85 Prozent der Kohle, die in deutschen Kohlekraftwerken verstromt wird, wird importiert. Und wir fordern von den deutschen Kohleunternehmen, von den Importeuren, dass sie in den Lieferverträgen ganz klar mit den Produktionsfirmen im Ausland Umweltstandards festschreiben und soziale Standards festgeschrieben werden. Und dass entsprechend dann auch diese Standards kontrolliert werden von unabhängigen Organisationen. Das können NGOs sein, das können auch andere sein, die vor Ort kundig sind und dann nachhalten, ob diese vereinbarten Standards auch umgesetzt werden. Sprecher Ein Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/Die Grünen auf ein Transparenz-Gesetz wurde im April 2013 im Bundestag mit den Stimmen von CDU und FDP abgelehnt, die SPD-Abgeordneten enthielten sich. Die Landtagsabgeordnete Andrea Asch macht sich für einen noch breiteren Ansatz stark: Menschenrechtsverletzungen dort anzuklagen, wo die Produkte abgesetzt werden. O-Ton Andrea Asch Wir haben ja ein ganz deutliches Ungleichgewicht. Wir haben einerseits die Investitionsschutzabkommen, d.h. jedes Unternehmen kann überall auf der Welt eine Regierung beklagen, wenn ihre Gewinnerwartungen nicht erfüllt sind. Das macht Vattenfall in Deutschland in Bezug auf die Atomkraftwerke, das macht Vattenfall in Bezug auf Kohlekraftwerke usw. Das alles soll ja in TTIP, in diesem Handelsabkommen zwischen USA und EU, noch mal im Sinn der Unternehmen verfeinert werden, und das steht in krassem Widerspruch dazu, dass Menschen, die von Unternehmens-Praktiken betroffen sind, und zwar in ihrer Gesundheit, in ihren Lebensgrundlagen, in ihrem Auskommen, dass die keine Möglichkeit haben, vor internationalen Gerichten zu klagen bzw. in den Ländern zu klagen, die dafür verantwortlich sind. Und das muss sich ändern, das ist ne Forderung, die wir als Grüne ausdrücklich unterstützen. Musik Atmo Wasser rauschen Erzählerin Wasser fließt in Rinnsalen durchs offene Gelände. Rundherum trockenes, gelbes Gras, graubraune Büsche. Unregelmäßige, hässliche, ehemals schaumige und jetzt zentimeterdicke erstarrte Krusten und kristalline Gräser säumen die Ufer des kleinen Flusses Brugspruit. ?Yellow boy? heißt der gelbweiße Schorf, anderer ist braunrot. Caroline Ntaopane hat das schon oft gesehen: O-Ton Caroline When you have red that means that those are the particles, when it?s white it?s acid. Chemical particals ? ya. You see ? that was a tree,ne, if you go and touch try to break that tree it is hard like a steel, because they have been eaten by acid. Übersetzerin 2 Rote Krusten zeigen chemische Partikel, weiße bedeuten Säure. Und wenn man sich die Bäume und Büsche hier ansieht, die Äste werden hart wie Stahl. Denn die Säure hat alles Weiche ?aufgefressen?. Erzählerin Überall in eMalahleni erzählt der Boden von über 100 Jahren intensivem Kohle-Tagebau, dessen giftige Hinterlassenschaften nie beseitigt wurden. O-Ton Caroline ?when it?s raining it wil take to other areas and streams like Olifant river an it is alos blowing it to other areas because Olifant connect many other rivers in the Vaal triangle and rivers. Our water is the biggest dam also the water has already acid because coming from this side. Übersetzerin 2 .. und wenn es regnet wird das Gift auch in andere Gebiete getragen, z.B. in den Olifantriver, der wiederum mit vielen anderen Flüssen verbunden ist. Sogar der Loskop Stausee ist schon sauer, weil das Wasser von hier kommt. Erzählerin Weiter unten im abfallenden Gelände liegt ein Wasserbecken. Das Wasser schimmert blau... O-Ton Zanele Msibi And this water in this pont it looks as if it?s clean water but if I can put my hands in that water, my hands will be so dry, it will be whiten the skin.. yes. Übersetzerin 1 ... es sieht sauber aus, aber wenn ich meine Hände da hineinhalte, wird die Haut von der Säure ganz weiß und trocken. Erzählerin Umweltschützerin Zanele Msibi nimmt hier alle drei Monate Wasserproben, die regelmäßig mit Sulfat, Schwefelsäure und Schwermetallen belastet sind. Sprecher Derart vergiftetes Wasser bildet sich einige Jahre nach der Schließung einer Mine, wenn das Gelände wieder mit dem Umgebungswasser in Berührung kommt. Regen- und Grundwasser reagiert mit schwefelhaltigen Mineralien im Gestein zu schwefliger Säure und wäscht Schwermetalle wie Eisen, Mangan, Nickel und Kobalt aus. Über Tunnel, Schächte und Risse gelangt das verschmutze Sickerwasser an die Oberfläche und vernichtet die biologische Vielfalt, die Böden, Flüsse und Stauseen ? in einer Region, in der einige der wichtigsten und größten Flüsse des Landes entspringen: Der Komati, der Vaal, der Crocodile. Und der mächtige Olifant River. Erzählerin Wie belastet die Gewässer genau sind, ist Verschlusssache. Bekannt ist nur, dass in über einhundert ausgekohlten Minen saures Grubenwasser noch jahrzehntelang die Wasserressourcen kontaminieren wird. Die sogenannte Acid Mine Drainage kontaminiert die Trinkwasser-Reserven der gesamten Region und die Menschen, die mit ihm in Berührung kommen. Zanele Msibi: O-Ton Zanele Msibi Last time we find children who were swimming here because they are stayin in M., when we asked them: why are you swimming here they say they don?t have recreation facilities where they live and they don?t have parks where they can play. That is why they are coming. They swallow a little bit of water. Some of them they?ve got rush, some of them they?ve got ringworms, skin infection, some of them they will have running stomach, some have got mercury, it affects their brain, it makes them to be slowly? Übersetzerin 1 Letztes Mal haben wir hier Kinder angetroffen, die sind in dem Becken geschwommen. Sie erzählten, sie hätten zu Hause keine Spielmöglichkeiten. Darum kommen sie hierher zum Schwimmen. Dabei schlucken sie natürlich manchmal auch etwas Wasser. Manche haben Hautausschlag, andere Hautflechten, manche leiden an Erbrechen und bei manchen hat Quecksilber das Gehirn geschädigt, sie bewegen sich ganz langsam. Erzählerin Die großen internationalen Rohstoffkonzerne wie Anglo American, BHB Billiton, und Glencore PLC geben sich dagegen ein sauberes Image und verweisen auf ihre Anlagen zur Wiederaufbereitung des Wassers. Viktor Munnik bestätigt die Beobachtungen der Umweltschützerinnen. O-Ton Viktor Munnik Two thirds of the purification plants in this country don?t work as they should. That? true.They ar e monitored ? that?s the realy diffcult part of South Africa is things are monitored bit then there is no consequences to the monitoring Übersetzer 1 Zwei Drittel der Klärwerke in diesem Land arbeiten nicht, wie sie sollten, das stimmt. Sie werden zwar überwacht, aber das ist das wirklich Schwierige hier in Südafrika, dass man die Dinge zwar kontrolliert, aber ohne jede Konsequenz. Erzählerin Schlimmer noch: Viele der 120 Kohle-Bergwerke könnten keine Wasserlizenz vorweisen. O-TonViktor Munnik The ministry ov einvironment and the ministry of water they are dominated by mineral resssources department and they are often ignored. So for example licences for minig are given out without water use licences which is actually illegal. To yars ago minister said in paliament there are 100 mines without water use licences and they are operating. Übersetzer 1 Das Umwelt- und das Wasserministerium werden vom Bergbauministerium dominiert, das deren Belange häufig einfach ignoriert. Konzessionen für den Bergbau ohne Wasserlizenz sind illegal. Aber vor zwei Jahren sagte selbst der Minister im Parlament, 100 Gruben würden ohne Wasserlizenz operieren. Musik Atmo Autofahrt Erzählerin Wir fahren eine ganze Weile von eMalahleni in östlicher Richtung. Vier Journalisten und zwei Manager von Shanduka Coal, der einzigen Bergbaugesellschaft weit und breit in Mpumalanga, die überhaupt Journalisten empfängt. Sprecher Shanduka Coal gehört der Shanduka Group, einer holding, die vor 14 Jahren im Rahmen der Politik zur Förderung schwarzer Geschäftsleute gegründet wurde. Die Gruppe ist inzwischen ein wichtiger Player in Südafrika und besitzt 50,1 Prozent der Aktien an Shanduka Coal. Die restlichen 49,9 Prozent hält der schweizerische Rohstoffgigant GlencoreXsrata International plc. Insider haben den auch "Glenstrata" genannten Konzern als ?das größte Unternehmen, von dem Sie noch nie gehört haben,? bezeichnet. Es deckt die gesamte Kette der Wertschöpfung bei Rohstoffen ab, von der Förderung über die Verarbeitung bis zum Transport und Verkauf. Sein Marktwert: 90 Milliarden US-Dollar. Atmo Erzählerin Dann wird sie sichtbar: die Umsimbithi Mine ? benannt nach einem schönen Baum mit lila Blüten und ausladender Krone. Sie liegt am alten Eisenbahnstädtchen Wonderfontein, dem burischen Wort für Wunder-Quelle. Beide Namen sind Hinweise auf eine wasserreiche Gegend und fruchtbares Ackerland. Mark Cunney, groß, breit und kernig, ist der Manager für die Minen in dieser Gegend. O-Ton Mark Cunney we are just approaching wonderfontein, this is shanduka coals newest mine, its been runnig for just over 12 months, this is a total export operation, so all of thie coal of this operation gets exported through Richards Bay or thourgh Maputo in Mosambik. ? Übersetzer 2 Das ist Shanduka Coals neuestes Bergwerk, es ist gerade knapp über 12 Monate in Betrieb. Die gesamte hier geförderte Kohle wird über den Hafen Richards Bay oder über Mosambik exportiert. Erzählerin Schwarze Kohle inmitten abgeernteter, dunkelgelber Felder, dazwischen wie getupft grüne Bäume und Büsche, am Horizont riesige weiße Getreidespeicher. Mpumalanga ? die Kornkammer des Landes. Erst später sollten wir von anderer Seite erfahren, dass dies ein geschütztes Feuchtgebiet und Teil eines Naturreservates ist. Man zeigt uns eine Bilderbuch-Mine, schmuck und perfekt wie ein Modellbau. Helle Verwaltungsgebäude an gepflasterten Wegen mit Blumenbeeten davor. Sprühwagen zum Binden des Kohlestaubs, Arbeiter in Schutzkleidung, LKWs, abgedeckt mit Planen. Selbst die Kohle lagert wohlsortiert nach Größe und Beschaffenheit in ordentlichen Haufen am Rande der Piste. Sprecher Bis zu 20 Jahre lang sollen hier 700 Beschäftigte 300.000 Tonnen Kohle monatlich fördern, die hier quasi direkt unter der Oberfläche liegt, die ersten Flöze gerade einmal 15 Meter tief. Erzählerin Dafür wird der Mutterboden zur Seite geschafft und nach dem Sprengen und Heben der Kohle gleich wieder aufgetragen - ein roulierendes System, erklärt Mark Cunney: O-Ton Mark Cunney What we do we call roll over mining. So as you take out, so you fill in behind you. (.) we will always. We will only have what we call one cut open at any one time, and there is the material behind, that has been driven around an then dumped here, so as this next cut moves on, (.) so that works in conjunction, you don?t leav a big hole, and just make the big hole bigger. It?s a continous process. Übersetzer 2 Während man Kohle abbaut, füllt man schon wieder Erdreich nach. Wir haben immer nur eine Grube offen. Die Arbeiten gehen ineinander über und man gräbt nicht ein Loch immer größer, sondern es ist ein kontinuierlicher Prozess. Erzählerin Wir fragen nach der Wasserreinigung und Sunnil Mungaroo, Umwelt-Chef von Shanduka Coal erzählt stolz, dass das verschmutzte Brauchwasser in ein Rückhaltebecken gepumpt werde: O-Ton Sunnil Mungaroo If you just look at the sloopes, you see that land is sloping towards us, which means whatever rain does fall in this area that surface water will ran in this direction. So the rehabilitation we doing ist to maintain that same slope in typography. So once minig is complete and the rain falls that surface water. That water is flowing in tis catchment and then continue as clean water. Übersetzer 1 Vor Beginn der Arbeiten haben wir genau analysiert: das Land fällt etwas ab. Das bedeutet: Auch Regenwasser wird in diese Richtung abfließen. Beim Rückbau des Geländes behalten wir dieses Gefälle bei. So dass auch nach dem Ende des Bergbaus das Regenwasser immer noch in dieses Becken gelangt, [dort gereinigt wird] und dann als sauberes Wasser weiter fließt. Erzählerin Schließlich erklärt Mark Cunney, dass die Minengesellschaft das Land nach dem Bergbau rekultiviert. Der Boden werde eingeebnet ? O-Ton Mark and then come into next spring this will be seeded again and grassed by the mine.. and then a threee year after care period and then we tend to lease it to the farmer to use (.) so we have to put this area back so that the farmer would be able agaon to grow maize again in this area Übersetzer 2 ? und im nächsten Frühjahr wird Gras ausgesät [und das Land wird] nach weiteren drei Jahren Pflege an den Vorbesitzer zurück gegeben. Das ist dann wieder landwirtschaftlich nutzbar, so dass der Farmer dort wie vorher schon Mais anbauen kann. O-Ton Koos Pretorius No, no ? ask them to take you to such al land, and please advise me where it is I aouled like to see it. It doesn?t work, it doesn?t work. The rehabilitation of the land is a huge issue,(.)Ask them ask them! Übersetzer 3 Nein das klappt nicht, das klappt nicht. Das ist ein Riesenproblem, das Land ist nicht mehr produktiv, nicht mehr nachhaltig - fragen Sie sie! Die sollen Ihnen so ein Land zeigen. Erzählerin Koos Pretorius, Besitzer einer Kirschplantage widerspricht entschieden den Minenbetreibern. Der promovierte Anwalt in Farmerkluft - kurze Khaki-Shorts, blaue Fleece-Jacke und festes Schuhwerk, ist einer der ?Umwelt-Cowboys? der Umweltorganisation Federation for Sustainable Environment. Pretorius ist anerkannter Experte für saures Grubenwasser. Er erzählt von einem Beispiel, wo ein Farmer den Empfehlungen der Minenbetreiber folgte und auf rekultiviertem Land wieder Mais anbaute: O-Ton K Pretorius on this part he has an average of 2,1 tons f maize per hecar, and on this part, it wasn?t mined, it was nine tons per hectar. It?s not economically viable. (..) In our area there are not far from here, we have a planted pasture, fertilized you have one animal per hectar. once it has been mined it?s one animal on 20 hectars. Its not sustainable. Übersetzer 3 Dort erzielte er durchschnittlich rund zwei Tonnen Mais pro Hektar, auf seinen ursprünglich belassenen Feldern erntete er neun Tonnen pro Hektar. Das ist nicht mehr wirtschaftlich. In meiner Gegend hatte [ein Bergbauunternehmen nach Schließung der Mine] Weidegras gepflanzt und gedüngt. Normalerweise brauchte ein Rind einen Hektar. Nach dem Bergbau waren es 20 Hektar ? das ist nicht nachhaltig. Erzählerin Gerade beim Mais könnte der dauernde Verlust der Böden die Nahrungsmittelpreise künftig drastisch steigen lassen. O-Ton Koos Pretorius Koos In Mpumalanga we produce 23 percent of maize in an average ear ut in dr yr we produce 54 percent of the maize because of the soil types and the rain fall If we keep on mining these lands we will go into a deficit of maize producation and may we we become an importer of maize. (.) the difference is 50 percent. We gonna increase the price of maize by roughly 50 percent. An that poor mens food Übersetzer 3 Mpumalanga produziert in einem durchschnittlichen Jahr 23 Prozent der gesamten Maisernte Südafrikas, aber in einem trockenen Jahr ist es sogar gut die Hälfte. Wenn wir mit dem Bergbau so weitermachen wie jetzt, werden wir bald zu wenig Mais haben und importieren müssen. Und der wird um 50% teurer sein, aber das ist die Nahrung der armen Leute! Atmo: zwei Männer unterhalten sich in Afrikaans Erzählerin Koss Pretorius treffen wir auf der Farm ?Zonnebloem? seines Kollegen Gideon Anderson, ebenfalls im weiten Gebiet von Wonderfontein gelegen, einige zig Kilometer von der Shanduka-Mine entfernt. Schnell ist zu erkennen: Das gediegene, große Wohnhaus mit gepflegtem Garten, weitere kleinere Wohnhäuser, die sauberen Wirtschaftsgebäude, betriebsame Angestellte bei der Arbeit an den Landmaschinen gehören zu einem gut funktionierenden, profitablen Landgut. Der kräftige Bure in Jeans und Rangerhemd ist Landwirt aus Leidenschaft und bekräftigt fast verzweifelt die Ausführungen von Koos Pretorius. O-Ton Gideon Anderson I will tell you exactly wre the boundeies of the coal fields are. Because you just need to look where high potential soils are. Because whrer you have high potential soils there is coal. In hs rea is n undr perent. The further irony is, that this triangular area is the highest dry land crop producing area in the whole of South Africa. this is the area with the better soils and the better chance of rainfall, it is... rainfall area. Übersetzer 2 Ich kann Ihnen die Grenzen der Kohlefelder genau zeigen. Weil man nur nach dem besten Boden schauen muss. Unter dem fruchtbarsten Boden liegt Kohle. Hier stimmt das zu hundert Prozent. Und die zweite Ironie besteht darin, dass [Mpumalanga] die Region mit den höchsten Produktionszahlen beim Trockenfeldbau in ganz Südafrika ist. Hier fällt mehr Regen als anderswo. Erzählerin Die beiden Farmer beklagen sich bitter darüber, dass die staatlichen Institutionen die Bergbaukonzerne ungestraft gewähren lassen. Trotz hervorragender Umweltgesetze: O-Ton Gideon Anderson We have them, they're on the books. We have a lot of laws, and we have a lot of good laws, don't make a mistake. Who must enforce those law, it's not me as a normal citizen or taxpayer that must govern enforce those laws but because of the... ineffectiveness of the government, those laws are not being enforced. As I explained to you, actually those guys they are not, they don't have the capacity to do their job. if I want to get the government to enforce the laws, what must I do. And there is a lot of corruption. I have to go to the courts, I have to spend my own money you see where the frustration gets in. I have to spend my own time and my own money to force the government to do their work. Übersetzer 2 Ich finde, wir haben einige der besten Bergbau- und Umweltschutzgesetze der Welt. Da gibt es kein Vertun. Aber wer muss diesen Gesetzen Geltung verschaffen? Doch nicht ich als Bürger oder Steuerzahler, sondern die Regierung. Aber die ist sehr ineffektiv. Der fehlen die Kapazitäten, ihre Arbeit zu machen. Und es gibt viel Korruption. Ich muss vor Gericht ziehen, mein Geld ausgeben und meine Zeit opfern, um die Regierung zu zwingen, ihre Arbeit zu machen. Erzählerin Die Wurzeln staatlicher Untätigkeit und Nachgiebigkeit gegenüber notorischen Umweltverschmutzern reichen in die Geschichte, erklärt Viktor Munnik. Südafrikas Staatswerdung sei aufs engste mit der Gewinnung der Bodenschätze verbunden gewesen: Gold, Diamanten, Platin, Eisenerz und Kohle. Der zweite Krieg zwischen den weißen Kolonisatoren, den Buren und den Briten Ende des 19. Jahrhunderts habe die effizientere Ausbeutung der Ressourcen zum Ziel gehabt. O-Ton Viktor Munnik There were four different provinces and three different administrations ? there was a british war, ended in 1902, an of ts obejctive ?wha cumntar prof ? to cret singleanistrtion that would allow mining. (..) So regulation didn?t grow independently and government departments too but as part of that system. The overall system is aimed and making mining possible and profitable and supporting it. Übersetzer 1 Damals existierten vier verschiedene Provinzen mit drei verschiedenen Verwaltungen und ein wesentliches Ziel des Krieges war ? und das ist bewiesen ? eine einzige Verwaltung für das Hüttenwesen zu schaffen. Seit dem Beginn des Bergbaus vor 120 Jahren wuchsen staatliche Strukturen als Teil dieses Systems. Das nichts anderes zum Ziel hatte, als Bergbau zu ermöglichen, profitabel zu gestalten und zu unterstützen. Sprecher Dabei spielte Kohle eine besonders große Rolle. Ab 1948 förderte das Apartheid-Regime aus Furcht vor Wirtschaftssanktionen und ausfallenden Öl-Importen die Produktion massiv. In großem Stil wurden Fabriken zur Kohleverflüssigung, wie SASOL, gebaut. Auch darum ist Südafrikas Wirtschaft gemessen an seiner Größe bis heute eine der energie-intensivsten der Welt. Knapp zwei Drittel des Stroms wird von den Bergwerken für den Abbau der vielen Bodenschätze verbraucht. Erzählerin So ist es nicht weiter verwunderlich, dass viele Bergbau-Unternehmen und der allmächtige Staatskonzern Eskom im Februar dieses Jahres Ausnahmeregelungen von den Luftqualitäts-Standards beim Umweltministerium erwirken konnten, die ab April gelten sollten. Obwohl offiziell und in den Werbe-Broschüren der Rohstoff-Multis stets davon die Rede ist, man habe die Emissionen durch zahlreiche Maßnahmen bereits stark reduziert. Viktor Munnik. O-Ton Viktor Munnik I they have improved so much why did they aply for exemptions from airquality standards? You either improve or you want an exemption because you cant meet the standards. So I think there is a lot of play on words. The problem is there is a tradition of allowing exemptions.(.) And I think there is also pressure on officials from politicians to exempt some companies like Eskom. Übersetzer 1 Wenn sie sich so sehr verbessert haben, warum haben sie dann Ausnahmeregelungen beantragt? Entweder, man verbessert sich, dann kann man die Standards einhalten oder man will eine Ausnahme, weil man die Standards nicht erfüllen kann. Es gibt eine Tradition in diesem Land, Ausnahmen zu erlauben. Und ich glaube, da wird von politischer Seite Druck auf die Beamten ausgeübt, ganz bestimmte Firmen auszunehmen, wie Eskom. Musik Erzählerin Darum bleibt den Geschädigten oft nur der Weg vor die Gerichte. Der Farmer Gideon Anderson ist nicht der einzige, der so gegen die illegalen Machenschaften der Bergbaukonzerne vorging. Auch der Kirsch-Farmer Koos Pretorius kämpft seit 13 Jahren gegen den Aufkauf seiner 200-Hektar Farm durch den zweitgrößten Kohleproduzenten Südafrikas, Exarro. Und als Wasser-Experte der Organisation Federation for Sustainable Environment mischt er sich überall da ein, wo sauberes Wasser gefährdet ist. Zum Beispiel vor drei Jahren auch bei der Umsimbithi Mine von Glencore PLC. O-Ton Koos Pretorius They get a right okay, and a water use licence, and we appeal the WUL which then suspends but they are continuing anyway. Übersetzer 3 Sie bekamen das Bergbau-Recht und eine Wasserlizenz und wir haben dagegen Einspruch erhoben. Dadurch wurde die Wasserlizenz ausgesetzt, aber die machen trotzdem weiter. Erzählerin Die Naturschützer hatten ihren Einspruch gut begründet: O-Ton Koos Pretorius the WUL says the following. It says you may not do any activity within 500 metes ot the wetland. Fro ei ontos aresont is in te wetland. This same mine which is so clean (.) We are now busy for 18 months to try to get the Water dep to do something about this now. We also found out that half ot iot is in a provincial proclaimed nature reserve. Übersetzer 3 Die Lizenz untersagt jede Aktivität im Umkreis von 500 Metern des Feuchtgebietes. Aber der Tagebau liegt innerhalb dieses Gebiets. Wir versuchen seit anderthalb Jahren, das Wasserministerium zu veranlassen, dagegen vorzugehen. Eine Hälfte des Geländes liegt auch noch in einem Naturreservat. Erzählerin Erstaunt erzählen wir von dem vorbildlichen Wassermanagement der Shanduka-Mine, der Wasseraufbereitungsanlage und dem Versprechen, dass kein Tropfen verschmutztes Wasser in die Umgebung gelangen soll. Aber der Experte Pretorius weiß mehr: O-Ton Koos Pretorius Normally a mine starts water negative, and then it goes into water neutral, so it uses what it generates and then it goes into excess. What happens with that water? (.) once the mine closes all the water is excess. And their plan ist to just leave the pits open. (.) Now we are a water constrained country. (.) er lacht ? Evaporating water nota very efficient and sustainable way of use of water. (?) and the Acid will remain there. Übersetzer 3 Normalerweise beginnt der Wasserverbrauch einer Mine mit zu wenig Wasser, dann wird er neutral, die Mine verbraucht genauso viel Wasser, wie sie durch den Abbau generiert und im letzten Stadium fällt ein Wasserüberschuss an. [In Wonderfontein] wollen sie die Grube einfach offen liegen lassen. Sie wollen nur zehn Prozent des Wassers behandeln, und am Schluss den Rest verdunsten lassen. Südafrika ist ein Land mit wenig Wasser! (lacht) Verdunsten lassen ist kein besonders effizienter und nachhaltiger Gebrauch von Wasser. Und die Säuren bleiben auch dort. Erzählerin Auf mehrfache Nachfragen streitet Glencore ab, dass der Widerspruch noch relevant sei.Das Wasser-Ministerium schweigt gleich komplett und Koos Pretorius? Federation for Sustainable Environment wartet weiter auf die Entscheidung des Berufungsgerichtes. Musik Masakela Stimela Sprecher Südafrikas Kohlekraftwerke gehören zu den größten Klimakillern weltweit. Rein rechnerisch produziert jeder Südafrikaner fast so viel klimaschädliches CO2 wie ein Bewohner im hochindustrialisierten Deutschland. Erzählerin Beide Staaten steuern nicht wirklich um. Sprecher Die südafrikanische Regierung lässt zwei neue Kohlemeiler der Superlative errichten, einer von ihnen wird der größte der Welt sein. Die Bundesregierung finanziert über die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau Teile eben jener riesigen Kohle-Meiler in Südafrika. Erzählerin Die Kohlelobby und auch manche Gewerkschaften begründen ihr Festhalten an der Kohle mit den immer gleichen Argumenten: Arbeitsplätze. Die nordrhein-westfälische Grünen-Politikerin Andrea Asch: O-Ton Andrea Asch ... das ist wie in anderen Ländern auch immer das Druckmittel der Kohleindustrie. Das sehen wir in Deutschland, der CO2-Kompromiss wurde zunichte gemacht, weil mit Arbeitsplatzverlust gedroht wurde. In Südafrika steht das unter einem anderen Stern. Wenn ein Unternehmen verspricht, in großem Maßstab Arbeitsplätze zu schaffen, dann steht das im Vordergrund und dann hat das die oberste Priorität. Erzählerin Tatsächlich halten Bürgerinnen und Bürger hier wie dort die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit häufig für dringlicher als den Umweltschutz: O-Ton Viktor Munnik It is a complete contradiction (..) but in the climate negotiations we are more and more oart of the growth lobby that says the third world must grow to an equal level and then deal with the environm consuquences. And our close relationship to china means that we are working on the same idea. The only thing we can really do for citizens and voters to understand the seriousness of climate change, (.) it is exactly our coastal line that ?ll be washed away.. you can see it. Übersetzer 1 Es gibt einen kompletten Widerspruch. In den Klimaverhandlungen sind wir mehr und mehr Teil der Wachstums-Lobby, die sagt, dass die dritte Welt wirtschaftlich bis auf den Level der Industrienationen wachsen und dann mit den Konsequenzen umgehen muss. Unsere enge Beziehung zu China ist auch ein Hinweis darauf. Das einzige, was wir als normale Bürger tun können, ist den Ernst des Klimawandels zu begreifen. Unsere Küstenlinie wird fortgespült werden, man kann das sehen. Musik Absage: Mit Kohle in die Zukunft? Südafrika, der Klimawandel und die Rolle Deutschlands Ein Feature von Birgit Morgenrath Es sprachen: Nadja Schulz-Berlinghoff, Robert Besta, Nadine Kettler, Stephanie Brehme, Sebastian Mirow, Ronald Spiess und Vilmar Bieri Ton und Technik: Andreas Völzing und Angela Raymond Regie: Felicitas Ott Redaktion: Wolfram Wessels Eine Produktion des Südwestrundfunks mit dem Deutschlandfunk 2015. 34