Lyriksommer Vom langen Nachleben Friedrich Hölderlins Von Norbert Hummelt Deutschlandradio Kultur Funkhaus Berlin Hans-Rosenthal-Platz 10825 Berlin Telefon (030) 8503-0 Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in den §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig Spr. 3 An die Parzen Nur einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen! Und einen Herbst zu reifem Gesange mir, Daß williger mein Herz, vom süßen Spiele gesättiget, dann mir sterbe. Der Seele, der im Leben ihr göttlich Recht Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht; Doch ist mir einst das Heil'ge, das am Herzen mir liegt, das Gedicht gelungen, Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt! Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel Mich nicht hinab geleitet; Einmal Lebt' ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht. Spr. 1 Friedrich Hölderlin gilt als schwieriger Dichter, manche halten ihn für überspannt. Das beginnt schon mit Goethe, der dem jungen Kollegen empfiehlt, sich in kleinen Formen einfachen Gegenständen zuzuwenden. Hölderlin hält sich nicht daran. Seine ernste Auffassung vom Gedicht als etwas Heiligem, einem Geschenk, das die Schicksalsgöttinnen, die Parzen, zuteilen oder verweigern können, treibt ihn unbeirrbar immer weiter an. In der Nachfolge Klopstocks schreibt er in antiken Odenmaßen und beherrscht sie bald wie kein zweiter. In seinen großen Elegien vom Abschied der Götter und ihrer Wiederkehr entlockt er dem Deutschen vorher völlig unbekannte Töne und Stimmungen, in seinen frei rhythmischen, einem künftigen freien Vaterland zugedachten Gesängen schafft er eine neue Formensprache, die an die Grenzen des Sagbaren streift - und seine Kräfte übersteigt. Spr. 2 Apollo habe ihn geschlagen, schreibt er einem Freund, als er von seiner unheilvollen und sagenumwobenen Reise nach Bordeaux ins heimische Württemberg zurück- gekehrt ist. Das ist im Sommer 1802. Er erfährt, dass Suzette Gontard, die große Liebe seines Lebens, gestorben ist. Er hat Tobsuchtsanfälle, gefolgt von Phasen tiefer Niedergeschlagenheit, dann schreibt er wieder. Sein Freund Isaak von Sinclair, umtriebiger Revolutionär und zugleich Diplomat im Dienst des Landgrafen von Hessen-Homburg, holt ihn an dessen Hof, wo ihm eine Stelle als Bibliothekar Schutz und Sicherheit geben soll. Hölderlin übersetzt Sophokles' Dramen Antigone und König Ödipus und nimmt die antiken Muster und Mythen direkt in seine deutsche Dichtungssprache auf, die damit einen fast fremdsprachlichen Zauber erhält. Spr. 1 Hölderlin schreibt eine Sprache, die niemand spricht. Er wird mit seinen Entwürfen nicht fertig. Was bereits fertig war, darunter auch die gelungensten Gedichte, wird revidiert. Er will immer etwas anderes, etwas mehr, als er schon hat. Sein Zustand lässt einen weiteren Verbleib bei Hofe nicht mehr zu. Als er im September 1806 gewaltsam aus Homburg abtransportiert und nach Tübingen gebracht wird, bleiben unvollendete Gesänge zurück, die erst hundert Jahre später entziffert werden. Damit beginnt Hölderlins langes Nachleben, abseits des literarischen Mainstreams, in den Köpfen der Dichter und der Philosophen. Stefan George, Georg Trakl, Martin Heidegger, Paul Celan und viele andere suchen und finden ihren je eigenen Hölderlin. An ein Fertigwerden ist dabei nicht zu denken. Spr. 3 Nur einen Sommer. Vom langen Nachleben Friedrich Hölderlins von Norbert Hummelt CELAN O-Ton (Archiv) Tübingen, Jänner Zur Blindheit über- redete Augen. Ihre - "ein Rätsel ist Rein- entsprungenes" -, ihre Erinnerung an schwimmende Hölderlintürme, möwen- umschwirrt. Besuche ertrunkener Schreiner bei diesen tauchenden Worten: Käme, käme ein Mensch, käme ein Mensch zur Welt, heute, mit dem Lichtbart der Patriarchen er dürfte, spräch er von dieser Zeit, er dürfte nur lallen und lallen, immer-, immer- zuzu. ("Pallaksch. Pallaksch.") Spr. 2 Mehr als ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit Paul Celan im Januar 1961 über die Neckarbrücke in Tübingen ging, von dort den halbrunden, gelb gestrichenen Turm betrachtete, in dem Hölderlin die lange, ereignislose zweite Hälfte seines irdischen Lebens zugebracht hat. Am nächsten Tag schrieb Celan in Paris sein Gedicht Tübingen, Jänner, das unter den vielen Gedichten, die an Hölderlin erinnern, eines der berühmtesten ist. Hölderlin, der wie kein anderer deutscher Dichter die Mythen der Antike ernst und für die Gegenwart wichtig nahm, ist darin selbst zu einem Mythos geworden, zu einer Figur, an die man sich wendet, wenn man in Not ist - fast ein Heiliger. Die Stelle aus seiner Rhein-Hymne, die Celan zitiert, ist etwas Festes, woran sich der spätere Dichter lehnen kann wie an einen Bibelvers: Spr. 3 Ein Rätsel ist Reinentsprungenes. Auch Der Gesang kaum darf es enthüllen. Spr. 1 "Pallaksch" wiederum gehört zu den Phantasieworten des erkrankten Hölderlin und konnte sowohl "ja" als auch "nein" bedeuten. Celan, der Dichter der Todesfuge, der sich in Deutschland anfangs verfolgt und verleumdet sah, konnte sich mit Hölderlin gerade im Unverstandensein verbunden fühlen. Selbst ein rätselhaftes Dichterwort, birgt Celans Gedicht Anspielungen auf das Visionäre wie auf das Zerbrochene der Sprache Hölderlins und bindet sie zugleich zurück an einen konkreten Ort - einen möwenumschwirrten Turm am Wasser. OT 12 LUCIANA: (Why are you here?) Because I've read the life and poems about Hölderlin when I was a student, and now to be here in Tübinga is for me a very pleasure, to be here particularly in Hölderlin's home, makes me trembling my heart, it's very emotional. Spr. 3 Ich bin hier, weil ich Leben und Werk von Friedrich Hölderlin gelesen habe als Studentin, und jetzt in Tübingen zu sein ist mir ein großes Vergnügen, besonders in Hölderlins Heim, davon zittert mir das Herz, es ist sehr emotional. Spr. 2 Noch heute kommen täglich Besucher in diesen Turm, in dem im Jahre 1807 ein einfacher Schreinermeister namens Ernst Zimmer sich der Pflege eines geistig zerrütteten, draußen in der Welt gescheiterten, als unheilbar aus dem Tübinger Klinikum entlassenen Schriftstellers annahm, dessen Schicksal ihn berührte, weil er seinen einzigen Roman Hyperion gelesen hatte. Im Turm ist heute ein Museum untergebracht, das Leben und Werk Hölderlins dokumentiert, gleich vor der Tür ist eine Anlegestelle für die Stocherkähne, auf denen man sich über den Neckar fahren lassen kann. Neben den üblichen Tagestouristen finden immer wieder spezialisierte Einzelgänger aus allen Ländern ihren Weg hierher, die eine Frage an Hölderlin haben, ganz so, als könnte man ihn hier noch antreffen. Es sind Dichter, Wissen- schaftler oder beides zugleich. Sie gehen dann in sein ganz leer stehendes Zimmer hinauf und schauen auf die mit Bäumen bestandene Neckarinsel hinaus. Zu Hölderlins Zeiten war das dem Turm gegenüberliegende Ufer noch nicht bebaut. Aus den in drei Himmelsrichtungen blickenden Fenstern hatte er freie Sicht auf die Landschaft. Der Blick aus diesem Zimmer kann für einen Moment die Illusion erzeugen, mit den Augen des Dichters selbst zu blicken. OT 3 LUCIANA: I think that to imagine him sitting in front of his window and look the river and look the trees outside, maybe this could soften his torments in his soul. So I see these two parts of his soul: the river, the calm of the river, and the tempest in his heart. Spr. 3 Wenn ich mir vorstelle, wie er vor seinem Fenster sitzt und auf den Fluss schaut und auf die Bäume draußen schaut, dann denke ich, dass das die Qualen in seiner Seele besänftigen konnte. Ich sehe diese beiden Anteile in seiner Seele: den Fluss, die Sanftheit des Flusses, und den Sturm in seinem Herzen. Spr. 1 Hyperion oder Der Eremit in Griechenland, in zwei Bänden 1797 und 1799 publizierter Briefroman, von einem hoffnungsvollen Endzwanziger geschrieben, erzählt bereits die Geschichte eines Scheiterns hochfliegender idealistischer Pläne. Die Hauptfigur, ein junger Mann, der sich für den Freiheitskampf der Griechen engagiert, der mit den allerhöchsten Begriffen der Liebe und der Freundschaft an seine Mitmenschen herantritt, zerbricht an den Zeitumständen. Ein Topos, der auch auf andere Zeiten, auf andere Gesellschaftsformen übertragbar ist. KOLBE 10.54: Der Topos ... speziell natürlich auch des späten Hölderlin, des an seiner Zeit krankenden und wahnsinnig werdenden Hölderlins, ... der war im Osten sehr beliebt, der war ... auf der gleichen Ebene mit dem Ikarus-Mythos, also der Mythos des Scheiterns, das ist natürlich gern genommen worden. Das war sicher auch im Osten etwas, mit Hölderlin Arm in Arm Widerspruch anmelden, und gleichzeitig sagen: daran kranke ich, darüber werde ich wahnsinnig. Mit höchstem Anspruch. Spr. 2 Für den Dichter Uwe Kolbe, Jahrgang 1957, aufgewachsen in Ostberlin, gehört die lebenslange Beschäftigung mit Hölderlin zu den Grundlagen seines eigenen Schreibens. Gefördert von Franz Fühmann, debütierte er 1980 mit dem Gedichtband Hineingeboren. Aufgrund seiner kritischen Haltung zur DDR-Kulturpolitik konnten seine folgenden Bücher nur im Westen erscheinen. Nach der Wende leitete er einige Jahre das Studio Literatur und Theater in Tübingen, heute lebt er in Hamburg. Zuletzt erschien 2015 sein Gedichtband Gegenreden. OT 15 KOLBE: Die erste Hölderlin-Lektüre war mit 16, und zwar der Hyperion. Also die erste freiwillige Hölderlin-Lektüre. Da weiß ich noch bis heute, also da war ich immerhin schon 16, sag ich jetzt mal, weil, ich hatte damals so gewisse Anschauungen. Und zu den Anschauungen gehörte auch, dass ich die Deutschen-Schelte aus'm Hyperion, "Handwerker siehst du, aber keine Menschen", das war für mich fast der Kern des Hyperion, und damit in der Hand oder im Mund stürmte ich dann tatsächlich auch zu meiner Deutschlehrerin, die mich mit leuchtenden Augen anguckte, weil ich "auf Hölderlin" war. OT 14 MENNINGHAUS: Ich denke, ich habe Hölderlin in ganz kleiner Auswahl in der Schulzeit gelesen. Ich war auf einem humanistischen Gymnasium und war wirklich ein begeisterter Leser von Alkaios, Sappho und Horaz. Und tatsächlich ist meine sapphische Spur auf Hölderlins Lyrik schon in der Schulzeit eine Idee gewesen. Spr. 1 Winfried Menninghaus, geboren 1952 in Halle/Westfalen, lehrte als Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin und ist seit 2013 Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik in Frankfurt. Er ist Autor der Studie Hälfte des Lebens. Versuch über Hölderlins Poetik. Für ihn liegt der Schlüssel zum Verständnis Hölderlins in einer genauen Analyse seiner Metrik, die er auf ihren Umgang mit antiken Vorbildern hin untersucht. Spr. 2 Die Reaktionen des Literaturwissenschaftlers und des Dichters auf denselben Gegenstand unterscheiden sich - nicht in ihrer Intensität, aber in dem Abstand, den sie zum Objekt ihrer Beobachtung wählen. Während Menninghaus Hölderlins Formensprache als deutlich von ihm selbst getrenntes Feld wahrnimmt, geht es für den Dichter um die Anverwandlung des Gelesenen. OT 16 KOLBE: Ich hatte zwei Jahre vorher selber angefangen, so zu schreiben, ein wenig, und diese Sprache, die ja doch auf Kothurn geht, das ist ja doch ein sehr hohes Prosa- Deutsch, fast keine Prosa, erhabene Sprache, das ist mir da in dieser Form, glaub ich, wirklich das erste Mal begegnet. Das war gleichzeitig fremd und trotzdem etwas, was ich auf einen Schwung auch durchgelesen habe und im Kopf hatte. OT 18 MENNINGHAUS: Ich glaube nicht, dass ich diesen Roman jemals in einem Stück zu Ende gelesen habe. Also ich gebe gerne zu, da, wo Hölderlin nur diese schwärmerische Griechenlandbegeisterung hat und Asienbegeisterung und wo es um Mythologeme geht und um Anspielungen dieser Art, wo auch sehr viel Privatphilosophie drinsteckt, gehe ich selten sehr viel weiter in die Tiefe. Spr.1 Der Dichter aus Ostberlin und der Literaturwissenschaftler aus Westfalen gehören dennoch derselben Generation an, die wenige Jahre nach den 68ern die Universitäten erreichte - oder, wie im Fall von Uwe Kolbe, den Weg des freien Schreibens einschlug. Das Bild Hölderlins ist zu dieser Zeit stark von den Thesen des französischen Germanisten Pierre Bertaux beeinflusst, der die Meinung vertrat, dass Hölderlin seine Geisteskrankheit nur vortäuschte, um wegen seiner Beteiligung an revolutionären Umtrieben der politischen Verfolgung zu entgehen. OT 6 KOLBE: Ein ganz wüstes Bild war natürlich die Behandlung in Tübingen, die Autenriethsche, die berühmte Ledermaske. Die Vorstellung, dass ein Dichter wie Hölderlin, auch ein Revolutionär, oder ein Aufrührer, bei dem es dann umkippt und der krank wird... [O- TÖNE VERBINDEN] OT 8 KOLBE: ... und dass der stillgelegt wird, dass dem der Mund verboten wird mithilfe so einer Ledermaske, die damals, glaub ich, das Modernste war, was die Psychiatrie bieten konnte, damit Patienten nicht sich und andere verletzten, also wenn sie überhaupt an Hölderlin angewandt worden ist, weiß ja keiner - aber das war natürlich so ein Bild. Also Hölderlin mit dieser Autenriethschen Maske, das war so ein Bild für Zensur, dass du gerade in den Moment, wo du sagen musst, was du willst und wo du den Aufstand probst, dann eben mundtot gemacht wirst. Spr. 2 Ein Aufbegehren gegen die Enge ist Hölderlins Leben von Anfang an. Immer will er ausbrechen, doch immer wieder wird er aufgehalten. 1770 in Lauffen am Neckar geboren, verliert er mit zwei Jahren den Vater. Die Mutter geht eine zweite Ehe ein, doch auch der Stiefvater stirbt früh. Die Mutter schickt den jungen Fritz auf die Klosterschule nach Maulbronn und 1788 aufs Tübinger Stift zum Theologie-Studium, er soll Pfarrer werden, was er aber nicht will. In Tübingen lernt er den gleichaltrigen Hegel kennen. In Frankreich bricht die Revolution aus, deren Ideale auf die jungen Studenten sofort ansteckend wirken. Zusammen mit Hegel und dem fünf Jahre jüngeren Schelling wohnt Hölderlin auf einer Stube. Man schmiedet Pläne, man schreibt. Erste Gedichte Hölderlins werden in Almanachen gedruckt. Vom Theologiestudium entbindet ihn die Mutter dennoch nicht. KOLBE 40.43: Ich hab immer gelitten unter dem, worunter Hölderlin oft sichtlich auch litt, ... kannte das aus eigener Erfahrung auch genug, wie er immer wieder ... bei seiner Mutter antreten musste und bitten und betteln, er musste ja immer wieder seiner Mutter erklären, das muss man sich mal vorstellen, ein erwachsener Mann, der studiert hat, der die größten Gedichte seiner Zeit schreibt, ... der das auch von sich weiß, der auch weiß, dass es nicht nur etwas ist, sondern etwas Großes ist, was er tut, damit immer wieder zu wenig Geld verdient, immer wieder zu Kreuze kriecht, immer wieder behaupten muss, ja ja, wenn's dann schlimm kommt, ich geh dann schon, ich werd dann Pfarrer, was ja immer die Drohung war, dass er Pfarrer werden sollte, und er tut's doch nicht und er will ihm doch ausweichen und er muss aber wieder und dann eben dieses Fatale, wer finanziert dann am Schluss natürlich diesen Aufenthalt beim Schreinermeister Zimmer, natürlich die Mutter. Er fällt sozusagen, sein Leben fällt auf eine gewisse Art zurück, wird nie selbständig, ja. Spr. 1 Dass es für ihn unter ganz gewöhnlichen Erwachsenen, die für sich selbst aufkommen, ihrer Arbeit nachgehen und danach Feierabend haben, keinen Platz geben könnte, hat Hölderlin in seiner Dichtung vorwegnehmend erkannt. Sein Platz ist anderswo - droben, in Licht und Luft. Spr. 3 Abendphantasie Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sizt Der Pflüger, dem Genügsamen raucht sein Herd. Gastfreundlich tönt dem Wanderer im Friedlichen Dorfe die Abendgloke. Wohl kehren izt die Schiffer zum Hafen auch, In fernen Städten, fröhlich verrauscht des Markts Geschäfft'ger Lärm; in stiller Laube Glänzt das gesellige Mahl den Freunden. Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen Von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh' und Ruh' Ist alles freudig; warum schläft denn Nimmer nur mir in der Brust der Stachel? Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf; Unzählig blühn die Rosen und ruhig scheint Die goldne Welt; o dorthin nimmt mich Purpurne Wolken! und möge droben In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb' und Leid! - Doch, wie verscheucht von thöriger Bitte, flieht Der Zauber; dunkel wird's und einsam Unter dem Himmel, wie immer bin ich - Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt Das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja, Du ruhelose, träumerische! Friedlich und heiter ist dann das Alter. Spr. 1 In dieser Ode von 1799 sind die Nöte freier künstlerischer Existenz, die innere Unruhe und das Gefühl, sozial nirgends dazuzugehören, zeitlos gültig ausgesprochen. Es liegt ein stolzer Schmerz darin. Jeder, der schreibt oder einer anderen Kunst nachgeht, versteht dies unmittelbar - wenn sich auch die Strategien des Überlebens unterscheiden. Spr. 2 Hölderlin tritt, um dem Pfarramt auszuweichen und sein Dichtertum zu finanzieren, wechselnde Stellen als Hauslehrer an. Anfangs wird er von Schiller protegiert, der ihm nicht nur die erste Stelle, sondern auch den Kontakt zum Verleger Cotta vermittelt, der den noch in Arbeit befindlichen Hyperion übernimmt. Eine erste Fassung, das Fragment von Hyperion, erscheint in Schillers Zeitschrift Neue Thalia. Dort liest es die Frankfurter Bankiersgattin Suzette Borkenstein-Gontard. Sie bestellt den jungen Autor zum Lehrer ihres Sohnes. Hölderlin erkennt in ihr Diotima, die ideale Geliebte seines Romanhelden. Sie erkennt ihn auch. Liebe, Leben und Schreiben werden für eine kurze Zeit eins. Dann muss Hölderlin nach einem Eklat das Haus Gontard verlassen. Er bleibt noch eine Weile in der Nähe, verfolgt Pläne für eine eigene Zeitschrift und trifft sich im Geheimen weiter mit Suzette. Bis es zur endgültigen Trennung kommt. Auch dies ist ein Muster, in dem sich andere wiedererkennen. OT 28 KOLBE: Als junger Mensch die hölderlinsche Erstbegegnung, und die hat auch lange nicht aufgehört, war eine der Identifikation. Das mag man gar nicht sagen, wer sagt das schon gern, ich habe mich lange mit bestimmten lebenssituativen Dingen von Hölderlin identifiziert, also natürlich dieses Ideal der einen Liebe, diese triviale Situation oder alltägliche Situation, kann ja mal passieren, also, die Liebe zu einer verheirateten Frau ... OT 29 KOLBE: Und das Scheitern, nicht das Scheitern, sondern dass das auffliegt, und dass die Frau, in Hölderlins Fall war es ja so, sie ist ja dann eben nicht lange danach gestorben, sie ist knapp drei Jahre nach dieser Trennung gestorben. Aber dass zunächst mal die Situation war: er ging in sein Leben, als Schriftsteller dann tatsächlich, als Dichter, kurze Zeit mal hatte er diesen Traum, das als Beruf auszuüben, und in der Zeit ging sie ja zurück in ihr bürgerliches Leben, in ihr Bankiersgattinnenleben, und so `ne Situation, das ist ja sehr nah am heutigen Leben, das ist ja sehr nachvollziehbar alles. OT 33 - KOLBE LIEST: Lebenslauf Größers wolltest auch du, aber die Liebe zwingt All uns nieder, das Leid beuget gewaltiger, Doch es kehret umsonst nicht Unser Bogen, woher er kommt! Aufwärts oder hinab! Herrschet in heiliger Nacht, Wo die stumme Natur werdende Tage sinnt, Herrscht im schiefesten Orkus Nicht ein Grades, ein Recht noch auch? Dies erfuhr ich. Denn nie, sterblichen Meistern gleich, Habt ihr Himmlischen, ihr Alleserhaltenden, Daß ich wüßte, mit Vorsicht Mich des ebenen Pfads geführt. Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen, Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern, Und verstehe die Freiheit, Aufzubrechen, wohin er will. OT 39 KOLBE: Das Gedicht Lebenslauf von Hölderlin enthält vieles von dem, was ich meine, wenn ich sage: ich lebe mit ihm, oder er ist einer meiner Hausgötter, oder der Hausgott, vielleicht, einer, der irgendwie neben mir steht, ohne dass das anmaßend übrigens gemeint ist. Da sind die Referenzen, da sind die Anklänge, das kann man auch in meinen Gedichten nachvollziehen. Spr.1 Für einen Dichter wie Uwe Kolbe ist der Umgang mit Hölderlin immer zugleich ein Weg, sich selbst zu befragen, das im Gedicht Gesagte persönlich zu nehmen - im Schreiben wie im Leben. OT 34 KOLBE: "Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen", und daraus folgt dann, ja: "daß er verstehe die Freiheit, aufzubrechen wohin er will", und plötzlich steht da am Ende, dass nach alldem, was der Mensch im Laufe seines Lebens tut und prüft, und "wägt", dass er auch kräftig genährt sei, also dass er für sich selber auch Gutes, auch Gewinn habe, und dann erst, wenn er all das hat sozusagen, wenn er gesund und kraftvoll ist, dann "verstehe er die Freiheit, aufzubrechen, wohin er will", also überhaupt die Freiheit. Die Freiheit basiert darauf, dass ich im geistigen Sinne kräftig genährt bin, dass ich weiß, wem ich das verdanke, und das sind bei Hölderlin immer die Götter, das sind immer die Himmlischen, das ist nichts Irdisches. Dass er das begreift, dass er sagt, er, der Mensch, ja, in diesem Gedicht, sagen kann und muss und sich dazu bekennt, wo das her ist. Das hab ich nicht erfunden, das hab ich mir nicht ausgedacht, ich weiß, wo das herkommt. Ich weiß, wo meine Kraft herkommt. Spr. 1 Gerade in der Absonderung vom gewöhnlichen Weg der bürgerlichen Existenz liegt das Muster für eine Identifikation. OT 36 KOLBE: Und ich hab das natürlich immer sehr konkret genommen, die Freiheit aufzubrechen, wohin er will, oder wohin ich will. Die Freiheit aufzubrechen, wegzugehen, auch Situationen zu verlassen, die unerträglich sind. Was Hölderlin selbst in seinem Leben getan hat, ja, mit dem ganz konkreten Aufbruch aus der schwierigen Situation seiner einzigen großen Liebe. Das war für ihn ein Moment der Freiheit zum Beispiel, dort zu gehen und von da weg als freier Schriftsteller, als freier Dichter zu leben und das Gedicht ist ja in dem Kontext unmittelbar davor geschrieben, schon in dieser Situation... OT 38 KOLBE: Und deswegen ist auch die Liebe, "die all uns niederzwingt", eine große Auffassung, eine ernste Auffassung von Liebe, die Hölderlin eben konkret erleben durfte ja zum Glück in seinem Leben. Dass die mit Leid konnotiert wird, dass uns noch gewaltiger beugt, dass aber all das, dass diese Erfahrungen, die ich da mache, dass die nicht umsonst sind. Da ist ein unerhörtes Dennoch drin, ein unerhörter Widerspruch, eine unerhörte Lebenskraft in diesem Gedicht. Das finde ich wunderbar. Spr. 2 In Hölderlins Gedicht Lebenslauf meldet sich neben der Feier der tragischen Liebe und dem Entschluss aufzubrechen, noch etwas anderes zu Wort - ein unerhörter literarischer Anspruch: Spr. 3 Größers wolltest auch du. KOLBE 31.32: Es ist in gewisser Hinsicht eine Hölderlinsche fast Koketterie, dass er sein eigenes Licht unter den Scheffel stellt, ... denn dieses Gedicht allein ist eine Ideal-Ode, also schöner konnte es Klopstock auch nicht, ... dessen Lorbeer er ja erringen wollte, das ist so, wie: ... also, besser konnt' ich's nicht machen als hier, bitte sehr, aber so dürft ihr's dann schon sehen, dies ist schon groß, und das weiß, der es schreibt, auch, aber natürlich will ich noch mehr... es ist eigentlich schön, es ist eigentlich wunderschön, das impliziert ja fast: ich hatte aber auch sonst noch anders zu tun, ... ich war in Liebeshändeln, ich bin unterwegs, ich lebe auch, ja, und deswegen: ich kann nicht nur dichten, ich tu auch anderes, und deswegen wird es eben nicht das Allergrößte. Spr. 1 Goethes Unverständnis zum Trotz sind es gerade Dichter, die sich von Hölderlins Sprache stark berührt fühlen. Im Jahre 1810, Hölderlin lebt schon drei Jahre im Tübinger Turm, liest Clemens Brentano einige Gedichte in einem Musenalmanach, darunter eine Elegienstrophe, die ihn fasziniert. Spr. 3 Die Nacht Ringsum ruhet die Stadt; still wird die erleuchtete Gasse, Und, mit Fackeln geschmückt, rauschen die Wagen hinweg. Satt gehn heim von Freuden des Tags zu ruhen die Menschen, Und Gewinn und Verlust wäget ein sinniges Haupt Wohlzufrieden zu Haus; leer steht von Trauben und Blumen, Und von Werken der Hand ruht der geschäftige Markt. Aber das Saitenspiel tönt fern aus Gärten; vieleicht, daß Dort ein Liebendes spielt oder ein einsamer Mann Ferner Freunde gedenkt und der Jugendzeit; und die Brunnen, Immerquillend und frisch rauschen an duftendem Beet. Still in dämmriger Luft ertönen geläutete Glocken, Und der Stunden gedenk rufet ein Wächter die Zahl. Jetzt auch kommet ein Wehn und regt die Gipfel des Hains auf, Sieh und das Schattenbild unserer Erde, der Mond Kommet geheim nun auch; die Schwärmerische, die Nacht kommt, Voll mit Sternen und wohl wenig bekümmert um uns, Glänzt die Erstaunende dort, die Fremdlingin unter den Menschen Über Gebirgeshöhn traurig und prächtig herauf. Spr. 1 Es handelt sich um den Separatdruck der ersten Strophe der Elegie Brod und Wein. Brentano schreibt darüber an Philipp Otto Runge: Spr. 3 Niemals ist vielleicht hohe betrachtende Trauer so herrlich ausgesprochen worden. Manchmal wird dieser Genius dunkel und versinkt in den bittren Brunnen seines Herzens; meistens aber glänzet sein apokalyptischer Stern Wermuth wunderbar rührend über das weite Meer seiner Empfindung. Wenn Sie diese Bücher finden können, so lesen Sie diese Lieder doch. Besonders ist Die Nacht klar und sternenhell und einsam und eine rück- und vorwärts tönende Glocke aller Erinnerung; ich halte sie für eines der gelungensten Gedichte überhaupt. Spr. 2 Charakteristisch ist, wie das Schreiben über Hölderlin wiederum eine dichterische Sprache hervorbringt, und wie in die Deutung das Wissen um das Schicksal des Dichters eingewoben ist. Wer seine Gedichte liest, glaubt darin auch sein Leben lesen zu können. Das gilt auch für sein bekanntestes Gedicht, das einzige, das manche Liebhaber von Gedichten bis heute auswendig können. Es erschien als einer von neun Nachtgesängen in Wilman's Taschenbuch für das Jahr 1805 - die letzte Sammlung von Gedichten, die Hölderlin noch selbst für den Druck freigab. OT 42 MENNINGHAUS: Es ist ein sehr kurzes Gedicht, das mit einer sehr klaren antithetischen Struktur arbeitet, ich glaube, jeder nimmt sofort wahr, dass es einen unglaublichen poetischen Drive hat. Aber dieser poetische Drive wird eben dann auch nicht dadurch gestört, dass man jetzt zum Beispiel denkt, man muss erst mal das verstehen oder jenes verstehen. Ich denke, es ist ein Hauptproblem bei vielen anderen Gedichten Hölderlins, dass man denkt: Okay, hab ich jetzt eigentlich verstanden, was er meint? Hier, diese Sorge hat man bei diesem Gedicht weniger. Man gibt sich diesen Versen hin. Spr. 3 Hälfte des Lebens Mit gelben Birnen hänget Und voll mit wilden Rosen Das Land in den See, Ihr holden Schwäne, Und trunken von Küssen Tunkt ihr das Haupt Ins heilignüchterne Wasser. Weh mir, wo nehm' ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde? Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen. OT 43 MENNINGHAUS: Es ist das erste midlife crisis-Gedicht, geschrieben natürlich von jemandem, der diese crisis wahrscheinlich noch lange nicht hatte. Die Evokation dieses voluptuösen, reichen Bildes voller sinnlicher Reize, gelbe Birnen, wilde Rosen, holde Schwäne, "trunken von Küssen" - das ist eine unglaubliche Ladung in wunderbarer Sprache eingeführt, und dann eben diese Zäsur, die uns abstürzen lässt. Ich denke, das ist ein unglaublicher Reiz, wobei jetzt dann auch das Schlussbild, "im Winde klirren die Fahnen", immer noch eine ziemliche Resonanz hat. OT 44 MENNINGHAUS: Dieses Klirren ist ja eigentlich ein denkbar unpoetischer Sound. Ich kenne auch kein anderes Gedicht, das diese Sound-Assoziation so verwendet. Von der vokalischen Seite ist es auch ganz klar, dass die reichen Töne, die sind oben, aber selbst das Klirren ist in einem Hölderlinschen Gedicht noch etwas unerhört Poetisches. Spr. 1 Zu den erregendsten Momenten in diesem Gedicht gehört etwas, das man weder hören noch lesen kann - die leere Zeile in der Mitte. Sie markiert den jähen Umschwung aus den Freuden des Spätsommers und der Zweisamkeit liebender Schwäne in die ausweglose Isolation einer kalten Zeit, von der gesagt wird, dass sie in Sprachlosigkeit mündet. Winfried Menninghaus liest dieses Gedicht aber weder existentialistisch noch biographisch, folgt weder der Spur Hölderlins noch einer eigenen Bahn - er horcht vielmehr auf den Fall der Silben. Seine Aufmerksamkeit gilt einer kurzen metrischen Figur, einer Rhythmusgruppe, für deren Wahrnehmung das Ohr des Lesers zuerst geschärft werden muss. OT 45 MENNINGHAUS: Der Adoneus ist ein fünfsilbiges metrisches Kolon, Sie hören es sofort: "Hälfte des Lebens", "klirren die Fahnen", "nüchterne Wasser", das sind diese Gruppen, die das Muster haben: betonte Silbe gefolgt von zwei unbetonten, dann nochmal eine betonte und eine unbetonte. Also ein fünfsilbiges Muster, dieses Muster heißt Adoneus, weil es durch eine Ode von der Dichterin Sappho überliefert ist, dass in den Adoneen, den jährlichen Riten in Erinnerung an den schönen Jüngling Adonis, den idealen Geliebten der schönen Göttin Aphrodite, wurde die Klage: ó ton adonim, auf Deutsch: "wehe Adonis", ó ton adonim ist dieses Kolon, das seit der Verwendung durch Sappho als solches identifiziert worden ist und natürlich in der Dichtung danach vielfach verwendet worden ist, etwa bei Horaz, und als ein begeisterter Sappho-Leser hatte ich das schon auch im Ohr... (+10.07): .....Es gibt natürlich eine Reihe von großartigen Oden von Sappho in der sapphischen Strophenform, die auf eben das Muster: "klirren die Fahnen", "Hälfte des Lebens", "nüchterne Wasser" enden. Spr. 1 Diese Lesart setzt eine humanistische Bildung voraus, die man bei heutigen Lesern selten antrifft - bei Hölderlin selbst und seinen Zeitgenossen allerdings schon. MENNINGHAUS 29.05: Hölderlin ist ja technisch ein sehr bewusster Autor. Ich würde mich zumindest wundern, wenn er nicht hier jetzt den Adoneus als solchen auch gesehen hätte. Der Adoneus ist kein exotisches Phänomen, es gehört zu den berühmtesten Klauseln der Lyrik.... (11.00) ... Das ist der Schlussvers der sapphischen Ode, und hier ist eben das Besondere, was es in der Antike gar nicht gibt, dass ein Metrum einer Klausel, also einer Schlusswendung, zugleich als Überschrift verwendet wird. Das ist natürlich dann ein sehr starkes Signal... Spr. 3 [SKANDIEREND]: Hälfte des Lebens, klirren die Fahnen... OT 48 MENNINGHAUS: Metrische Strukturen, das klingt so nach Erbsenzählerei, Studenten machen das überhaupt nicht gerne, Kurse über Metrik sind typischerweise das Trockenstmögliche, aber Dichtungen zeichnen sich auch nicht zuletzt dadurch aus, dass sie bestimmte Metren und Rhythmen verwenden. OT 49 KOLBE: Hölderlin eben, der war ein Erbsenzähler, also das war einer, der endlos gefeilt hat, und die Sachen saßen, und wenn wir heute irgendein Leseproblem haben mit irgendeinem seiner Gedichte, dann hat er es bitte so gewollt, dass an der Stelle das Leseproblem ist, ja? OT 50 MENNINGHAUS: Man hat immer wieder sich gefragt: Haben einzelne Metren stabile Ausdruckswerte? Die Antwort ist ziemlich genau: nein, also die Metren haben das nicht, vielleicht aber die Rhythmen.... ( +12.50) ... Darüber weiß man leider noch sehr wenig, trotzdem ist es so, dass man mit der Figur einer sapphischen Ode oder einer alkäischen Ode bestimmte dominante Ausdrucksmetaphern verbindet. ... Die alkäische Ode ist sehr viel schwungvoller, kriegerischer auch ... als die sapphische Ode, die weicher ist im Gesamtklang, man assoziiert nicht bereits mit dem Adoneus, aber mit der Form, aus der der Adoneus stammt, bestimmte Ausdruckswerte. ... OT 46 MENNINGHAUS: Bei Sappho gibt es ja nur fünf, sechs, sieben überlieferte ganze Oden, sehr oft beschreiben diese Oden so etwas wie Abschiedsszenarien. Sappho war Leiterin eines Pensionats für höhere Töchter auf der Insel Lesbos, und regelmäßig wurden dann die Absolventinnen von einem adligen Jüngling abgeholt und in die Ehe geführt. Sie hing nun sehr an diesen Elevinnen, und dann gibt es ein Gedicht, das sehr schön den Schmerz darstellt, ihre ganze Zerrissenheit, dass sie jetzt dieses junge Mädchen gehen lassen muss. Dann beschreibt sie, wie schön sie geschmückt waren, bei Sappho gibt es ganze Gedichte über Accessoires, welche Salben, welche Ringe verwendet wurden. Bei Hölderlin ist es erst einmal ein Naturgedicht, aber es gibt da definitiv Analogien zu dieser Evokation eines schönen, aber mit dem Verschwinden bedrohten Bildes. Spr. 3 Hälfte des Lebens Mit gelben Birnen hänget Und voll mit wilden Rosen Das Land in den See, Ihr holden Schwäne, Und trunken von Küssen Tunkt ihr das Haupt Ins heilignüchterne Wasser. Weh mir, wo nehm' ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde? Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen. Spr. 2 Man hört das Gedicht anders, wenn man den Adoneus kennt. Im Nachvollzug der metrischen Struktur wird das meisterliche Handwerk des Dichters sichtbar - so, dass man, um es mit einem Wort des Schweizer Germanisten Emil Staiger zu sagen, begreifen lernt, "was uns ergreift." OT 52 KOLBE: Das ist so was von perfekt, das haben die andern gar nicht drauf. Dagegen, find ich, sind die antiken Strophen also der großen Meister von Weimar, ja, auch die Römischen Elegien oder die Auffassung der Götter natürlich bei den "Göttern Griechenlands" von Schiller oder so vergleichsweise dünn und klappern, weil es sich auflöst in so'nem Plauderton, und diesen Plauderton hat's bei Hölderlin niemals, natürlich nicht. Bei ihm ist der Anspruch groß, er sieht nicht, wie Marx das mal behauptet hat, oder Engels, glaub ich, war das, die Kinderstube der Menschheit in der Antike, sondern, eine Verniedlichung der Antike, die findet bei Hölderlin absolut nicht statt. Und seine Elegien, die gehen nicht hin zu kleinen Themen, zu niederen Themen. Die verlassen die Gipfel der Alten nicht. Spr. 1 Menninghaus erkennt in Hölderlins sapphischem Moment ein zartes Gegenstück zu den wuchtigen Rhythmen, den tönenden Deklamationen und Anrufungen des Vaterlands, die dieser sich durch seine Übersetzungen der Oden Pindars angeeignet hatte. OT 51 MENNINGHAUS: Der Dichter Pindar als erhabener Dichter, der sehr staatskonform konservative Werte besingt, Olympiasieger feiert, das ist schon eine ziemlich harte Nummer, wenn man sich das anschaut, auch etwas, was sehr hart archaische männliche Rollen reflektiert. Zugleich auch mit einer gewissen Aspiration auf priesterliche Weihe. Sappho dagegen, die hundert Jahre etwa älter ist als Pindar, gilt in der Geschichte der westlichen Tradition als die Erfinderin der Lyrik im engeren Sinne. Sie wurde eben damit verbunden, dass Lyrik nicht zuletzt und vor allen Dingen sehr persönliche Gefühle ausspricht, das sind die feinen, eher weichen melodischen Töne, weniger die harten Zäsuren. Diese beiden Figuren sind Gegenpole im Feld der lyrischen Dichtung. Meine besondere Entdeckung ist, dass es bei Hölderlin auch ein ganz starkes sapphisches Moment gibt. Spr. 2 Hölderlins Pindar-Übertragungen sind maßgeblich daran beteiligt, dass er überhaupt wiederentdeckt wurde. Nach ihnen suchte nämlich der junge Literaturwissenschaftler Norbert von Hellingrath 1909 im Archiv der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart, und fand dabei eher zufällig die Manuskripte der unvollendeten freirhythmischen Gesänge. Hellingrath machte sich sogleich an die Entzifferung. Dies gelangte dem Dichter Stefan George zur Kenntnis, der sich sofort einschaltete, Hellingrath in seinen Kreis zog und den neu entdeckten späten Hölderlin zum Ahnherrn seiner eigenen Dichtung ernannte. Damit hatte Hölderlin die Bühne des 20. Jahrhunderts betreten. MENNINGHAUS 32.58: Es war ja das Verdienst von Norbert von Hellingrath, überhaupt Hölderlin wieder aus der Versenkung hervorzuholen. Er hat dies verbunden mit einer sehr schwungvollen, sehr interessanten, auch sehr guten Arbeit, in der er den antiken Begriff der harmonia austerra, der harten Fügung, auf Hölderlin angewandt hat. Und auch vollkommen zurecht, das ist gar keine Frage. Es gibt gerade in den großen sogenannten vaterländischen Gesängen eben dieses Phänomen der gegenrhythmischen Unterbrechung. Was ist die harte Fügung? Ein besonderes Merkmal ist zum Beispiel das Aufeinanderstoßen von Betonungen, was man gerade vermeidet im flüssigen Sprechen. Hölderlin setzt viele Zäsuren, wo sie den Satzfluss unterbrechen... ( 34.30) ... Schon Klopstock hat darauf hingewiesen, dass ein Rhythmus durch Widerstände nicht geschwächt wird, sondern eventuell dadurch erst das richtige Volumen gewinnt, ... er baut ... durch den Widerstand eine umso größere Kraft auf... (35.28) ... Bei Hölderlin gibt es diese Phänomene, nur, ich würde eben ganz stark machen die Erkenntnis, dass Hölderlin eben ein Meister auch in der weichen Fügung ist. Er hat auch einen unglaublichen Schmelz, lyrischen Schmelz, in vielen Versen, und er komponiert eben beides so, dass ... er nie einen flachen Rhythmus hat, es ist nie einfach nur eine Flüssigkeit. Spr. 1 Liest man Georges Stern des Bundes, der unmittelbar unter dem Eindruck von Hellingraths Hölderlin-Entdeckung entstand, findet man viele Beispiele für die harte Fügung. Das Austreiben von Senkungen aus dem Versfluss gewinnt darin in der Tat etwas hart Auftretendes, gleichsam Marschierendes. Die rhythmische Härte verbindet sich mit dem Ausdruck - wie in jenem herrischen Gedicht, in dem George seinen Männerbund auf einen geheimen Namen einschwört. Spr. 3 Hier schliesst das tor: schickt unbereite fort. Tödlich kann lehre sein dem der nicht fasset. Spr. 2 Die neun Zeilen des gesamten Gedichts bilden ein wanderndes Akrostichon - zieht man den ersten Buchstaben der ersten Zeile, den zweiten Buchstaben der zweiten Zeile usw. zusammen, dann erhält man das geheime Losungswort: Hölderlin - jedoch: Spr. 3 Den hehren ahnen soll noch scheu nicht nennen. Spr. 1 Georges Stern des Bundes wurde in den Schützengräben des Ersten, die Feldausgabe der Gedichte Hölderlins dann in denen des Zweiten Weltkriegs viel gelesen. MENNINGHAUS 36.35: Dichter-Priester, vaterländisch, harte Fügung - das sind so drei Worte, die dann Hölderlin letztlich in den Tornister der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg gebracht haben. Das klingt so nach: alles, was einen nicht umwirft, was hart macht, macht uns stärker - ich frage mich bis heute, was es bedeutet hat, Hölderlin im Schützengraben zu lesen. Spr. 1 Hellingrath fiel 1916 vor Verdun, seine sechsbändige Hölderlin-Ausgabe aber wurde fortgeführt und bildete die Grundlage aller weiteren kritischen Ausgaben - der Großen Stuttgarter Ausgabe Friedrich Beißners ab 1943 und der Frankfurter Ausgabe Dietrich E. Sattlers, die seit den Siebziger Jahren die vermeintlich gesicherten Reinfassungen wieder demontierte, um das ursprüngliche Bild der Entwürfe im Faksimile-Druck sichtbar zu machen. Die Geschichte der Hölderlin- Editionen ist so verwickelt wie die Geschichte seiner Deutungen - schlimm sei es, so schrieb Gottfried Benn in den Fünfziger Jahren, einen neuen Gedanken zu haben, den man nicht in einen Hölderlin-Vers einwickeln könne, "wie es die Professoren tun". Spr. 2 Das war vielleicht auch auf den Philosophen Martin Heidegger gemünzt, der 1936 mit dem in der Zeitschrift Das innere Reich erschienenen Aufsatz Hölderlin und das Wesen der Dichtung damit begonnen hatte, Hölderlin zum Kronzeugen seiner eigenen Lehre vom unvordenklichen Sein zu berufen, das allem Seienden vorausgehe. Hölderlin, so Heidegger, sei der "Dichter des Dichters" - nicht etwa der Dichter der Dichter in dem für Heidegger gewiss viel zu banalen Sinne, dass er eben von anderen Lyrikern bevorzugt gelesen werde. Sondern in dem Sinne, dass er die wahre Gestalt des Dichters in seinen Versen zuallererst schöpft: Spr. 3 Doch uns gebührt es, unter Gottes Gewittern, Ihr Dichter! mit entblößtem Haupte zu stehen, Des Vaters Strahl, ihn selbst, mit eigner Hand Zu fassen und dem Volk ins Lied gehüllt die himmlische Gabe zu reichen. Spr. 1 Heidegger erläutert mit Hölderlin, warum die Sprache der Güter Gefährlichstes sei, und hört aus Hölderlins Dichtung die Sprache selber sprechen - oder, wie er dann anhand des wiederum nah an Hölderlin geschriebenen Trakls-Gedichts Ein Winterabend entwickelte: "Die Sprache spricht als das Geläut der Stille." Heideggers Hölderlin-Deutungen können als die erhabensten oder auch als die abgehobensten gelten, und es drängte ihn, den Gedichten Hölderlins seine eigene Stimme zu leihen. 1961, im selben Jahr, als Paul Celan das Gedicht Tübingen, Jänner schrieb, las er sie auf Schallplatte ein: HEIDEGGER-O-TON Der Ister Jetzt komme, Feuer! Begierig sind wir, Zu schauen den Tag, Und wenn die Prüfung Ist durch die Knie gegangen, Mag einer spüren das Waldgeschrei. Wir singen aber vom Indus her Fernangekommen und Vom Alpheus, lange haben Das Schickliche wir gesucht, Nicht ohne Schwingen mag Zum Nächsten einer greifen Geradezu Und kommen auf die andere Seite. Hier aber wollen wir bauen. Spr. 2 Die um Hölderlin errichtete Gelehrsamkeit hat manchmal etwas Einschüchterndes. Weitreichende Interpretationen, die, so scheint es, die gesamte Kulturgeschichte einbeziehen, gelten etwa der Elegie Brod und Wein und der Gestalt des darin erscheinenden Dionysos, des "kommenden Gottes". Man kann sich in solche Deutungen vertiefen und danach wieder an den Text zurückkehren, nur um festzustellen, dass er seine Geheimnisse behält. Man kann sich aber auch anders auf die Spur der Gedichte begeben - indem man sich, nur mit einem aus dem Leim gehenden Taschenbuch in der Jackentasche, in der Welt herumtreibt und ganz unvernünftiger Weise nach ihren Orten sucht. Im Kommentar zu den Einhundert Gedichten, die Dietrich E. Sattler vor Jahren einmal für die Sammlung Luchterhand auswählte, findet sich ganz unvermutet ein Hinweis auf die Szenerie, die Hölderlin beim Schreiben der Verse von Hälfte des Lebens vor Augen gestanden haben könnte. Spr. 3 Die wilden Rosen und gelben Birnen, das in den See hängende Land bezeichnen trigonometrisch genau die Zeit und den Ort des glücklichen Sommers 1796: die heute noch sichtbare Stelle am Kasseler Lac, an der sie ihr Ebenbild, die liebenden Schwäne sahen. Anders war vom Elysium nicht zu sprechen und vom Orkus, der ihm erstarrt gegenüberliegt. Spr. 1 Folgt man diesem Hinweis, so wird man zwar unweigerlich enttäuscht - auf dem See im Bergpark Schloß Wilhelmshöhe, wo Hölderlin und Suzette Gontard 1796 auf der Flucht vor den Franzosen eine ungestörte Zeit verbrachten, sieht man viele Schwäne, man entdeckt am Ufer eine Roseninsel, doch ein Gefühl der Erhabenheit stellt sich nicht ein. Man kann auch weiterfahren nach Bad Driburg in Westfalen, wie es Hölderlin und Suzette Gontard in jenem einen Sommer taten, und dort durch den Kurpark unter hohen Bäumen wandeln, wo sogar ein Hölderlin-Hain und eine Diotima-Insel auf den Besucher warten - nur den Gesuchten begegnet man dort nicht. MENNINGHAUS 17.00: Mein Interesse ist es eher, die Lektüre von Gedichten nicht so stark von biographischen, ortsgeschichtlichen Details abhängig zu machen, die ja kein Leser typischerweise sich aneignen kann. Ich glaube schon, das Besondere von Gedichten ist, dass sie auch ohne solche konkreten Referenzen sehr gut lesbar sind. Das ist biographisch möglicherweise trotzdem interessant.... 18.10 ... Möglicherweise ist schon allein der Umstand, dass man dafür viel Zeit und Mühe aufwendet, auch sehr interessant für das eigene Verstehen des Gedichtes. Das sagt ja etwas über die Motivationslage. Also ein Gedicht bringt mich dazu, einen Ort zu suchen, ist natürlich schon ein starker Effekt. Spr. 2 Für den Dichter Uwe Kolbe war die Motivationslage sehr stark, als er erstmals aus der DDR ausreisen und, angespornt von seinem Lehrer Franz Fühmann, nach Tübingen gelangen konnte. KOLBE 17.14: Fühmann ... hat mir dann immer schon Postkarten geschickt mit dem Turm drauf, er war ja öfter in Westdeutschland unterwegs zu Lesungen, und der wollte immer, dass ich da unbedingt hinkomme ... 1985 klappte das dann mal, ... das war auf Hölderlins Spuren, aber ... das war für mich schon wie das Betreten heiligen Landes da, sag ich mal so ungeschützt, ... als ich den Turm das erste Mal gesehen habe und dachte, das ist es jetzt tatsächlich, das ist es wirklich, und hier sind die gegangen, ... wenn man sich das vorstellt, Hegel, Schelling und Hölderlin gleichzeitig am Stift, und da, genau da sind sie gegangen... ich war schon sehr berauscht und sehr poetisch gestimmt, wie soll ich sagen. Dieses Gedicht allerdings, das ist mir geschenkt worden von der Situation, ... das ist so'n kurzes Gedicht, eines der wenigen, das ich auswendig kann, das heißt also: Tübinger Spaziergang Deutschland, alter Apfelbaum niedergeschnittenen Stammes, einer deiner dürren Äste trägt den letzten, roten Apfel, den ich pflück und esse, meinen Hunger stille, ob mir auch der Magen brennt. Das war auch meine Situation als Ostdeutscher, plötzlich in Westdeutschland ... dieses Wort Deutschland hatte ich natürlich vorher noch nie im Leben benutzt ... für mich war die Teilung Deutschlands selbstverständlich... (19.31) ... Und dann hatte ich aber in diesem Tübingen und in dem ganzen Umfeld natürlich auch den Neckar, die heilig-nüchternen Wasser, alles mit Hölderlin-Text im Ohr, bis hin zum Rhein, den ich da das erste Mal gesehen habe, plötzlich war ich in Deutschland... (20.30)... Vieles von dem, was in Hölderlins Gedichten steht, ist ja landschaftlich total angebunden, total konkret, das wird oft so abstrakt angeschaut oder gedeutet, ... und auch das Vaterländische ist enorm schwäbisch geerdet, die Täler und die Situation sind sehr konkret. Und das... wehte mich da an. Spr. 1 Wege mit Hölderlin führen unweigerlich zurück zu diesem Turm, in dem Hölderlins späte Jahre vergingen, 36 an der Zahl. Immer wieder kommen schwäbische Dichter zu ihm, Uhland und Schwab, die eine erste Ausgabe seiner Gedichte bei Cotta herausbringen, und der junge Waiblinger, der Hölderlin erstmals zur Romanfigur macht. Von all dem nimmt er kaum etwas zur Kenntnis. Abgesehen von Tobsuchtsanfällen, die immer seltener werden, verstreicht sein Leben ereignislos. Man holt ihn zu Spaziergängen ab, bittet ihn um ein paar Zeilen, die er umstandslos zu Papier bringt und mit Pseudonymen signiert. Aus dem anspruchsvollsten Dichter der Deutschen ist ein höflicher Gelegenheitslyriker geworden, ein armer Sonderling, der sein eigenes Werk vergessen hat. OT 4 KOLBE: Der war ja auch Spott ausgesetzt, wenn er dann in der Stadt unterwegs war, wenn man Tübingen kennt, also der Kern von Tübingen, das sah ja damals genauso aus. Nun war ja Hölderlin selber Schwabe, aber wenn man schwäbische Mentalität kennt, diesen Pragmatismus und so, und dieses Zweckorientierte, dann war der natürlich Hohn und Spott ausgesetzt und wurde von Kindern da in der Gasse verspottet, und der hatte einen geschützten Raum, einfach. Und dann ist natürlich das Schöne, die Art, wie er dann gedichtet hat, wie er dann auf Bestellung gedichtet hat... (OT 9 ) ...und dann hat er diese Frühling-, Sommer-, Herbst- und Wintergedichte geschrieben, manchmal sind sie traurig, aber meistens sind sie vergleichsweise freundlich leer, finde ich. JOHANNA LIEST: Der Frühling Der Mensch vergißt die Sorgen aus dem Geiste, Der Frühling aber blüht, und prächtig ist das Meiste, Das grüne Feld ist herrlich ausgebreitet Da glänzend schön der Bach hinuntergleitet. Die Berge stehn bedeket mit den Bäumen, Und herrlich ist die Luft in offnen Räumen, Das weite Thal ist in der Welt gedehnet Und Thurm und Haus an Hügeln angelehnet. Mit Unterthänigkeit Skardanelli OT 11 KOLBE: Aber das war natürlich ein enorm geschützter Raum, eigentlich ein Ideal-Bild, und das ist ja heute fast angestrebt, so könnte Pflege und Umgang mit Kranken, im familiären oder Pflege-Umfeld, so könnte das aussehen, ziemlich ideal. Spr. 2 1828 stirbt die Mutter, die seine Rechnungen bezahlt, ihn aber nie besucht hat, 1838 der Schreiner Ernst Zimmer. Dessen Frau Elisabeth und die jüngste, 1813 geborene Tochter Lotte, die von klein auf mit dem stillen Hausgast aufgewachsen ist, pflegen Hölderlin bis zu seinem Tod im Juni 1843. JOHANNA LIEST: Die Linien des Lebens sind verschieden Wie Wege sind, und wie der Berge Gränzen. Was hier wir sind, kann dort ein Gott ergänzen Mit Harmonien und ewigem Lohn und Frieden. MUSIK: KLAVIER-VORSPIEL: Auf dem Wasser zu singen (Franz Schubert, D. 774) 2