COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport 24.1.2011 Bau auf, reiß ab Die Stadtplanung von Eisenhüttenstadt als Familiengeschichte Autorin: Claudia Schmidt Redaktion: C. Perez Anmoderation: Sie lassen sich zurückverfolgen bis ins 15. Jahrhundert: Visionen und Entwürfe für eine ideale Stadt. Nur wenige dieser Utopien wurden ganz verwirklicht, wie zum Beispiel Brasilia - Hauptstadt Brasiliens. Deutschlands bekannteste Planstädte des 20. Jahrhunderts sind die Industriestädte Wolfsburg und Eisenhüttenstadt. "Stadt der Zukunft" und "Stadt ohne Beispiel" sollten sie sein - jung, modern, vorwärts strebend. Unser Weg führt uns heute nach Eisenhüttenstadt - nach Brandenburg, an die Grenze zu Polen. 1950, ein Jahr nach der Gründung der DDR, wurde dort, rund um ein neues riesiges Stahlwerk, eine Wohnstadt für knapp 30 Tausend Arbeiter und ihre Familien gebaut. Eine sozialistische Vorzeigestadt. Jetzt, 60 Jahre später, ist der Optimismus der Aufbaujahre verflogen. Eisenhüttenstadt kämpft um seine Zukunft. Leute ziehen weg. Wohnungen stehen leer und werden abgerissen. Das Wachsen und Schrumpfen der Stadt ist verbunden mit zwei Menschen, die das Gesicht der Stadt massgeblich prägten und prägen. Herbert Härtel und Gabriele Hauboldt. Vater und Tochter. Beide Chefarchitekten von Eisenhüttenstadt. Er baute die Stadt in den fünfziger und sechziger Jahren auf. Sie baute erst ebenfalls - und ist mittlerweile für das zuständig, was man "Rückbau" nennt. Bau auf - reiß ab - eine stadtplanerische Familiengeschichte: O - Ton Straßenverkehr Beitrag: Wer verwinkelte, beschauliche Gässchen liebt, ist hier falsch. Auch Kirchen sucht man vergeblich. Denn wozu brauchte der "sozialistische Mensch", was Karl Marx "Opium fürs Volk" nannte?... Die zentrale Einkaufsstraße von Eisenhüttenstadt heißt Lindenallee; sie ist breit, der Verkehr auf ihr scheint sich zu verlieren. Immerhin: man kriegt locker einen Parkplatz. Die Magistrale führt vom Rathaus direkt zum Tor des Eisenhüttenwerkes. Der Blick fällt auf einen Kollos aus Stahl, den ersten Hochofen des Eisenhüttenkombinats.... O - Ton abfahren: ( Nationalhymne) Rückblende:1950, ein Jahr nach Gründung der DDR, war klar, dass der Staat von den metallurgischen Zentren des Westens abgeschnitten sein würde. Deswegen beschließt die Partei, ein eigenes Stahlwerk zu bauen. Eingeweiht wird es im September 1951 - im Beisein der Politprominenz. Angeblasen wird der Hochofen von einem "jungen Pionier": O - Ton (drunter liegt Klatschen und die Nationalhymne der DDR) An dem Feuer, das neben der Tribüne steht, hat soeben ein Arbeiter die Fackel entzündet. Sie ist durch die Hände von Minister Selbmann an den Ministerpräsidenten Otto Grothewohl übergeben worden. Und er gab sie weiter an den jungen Pionier. Und nun läuft er, läuft durch die Gasse die sich sofort gebildet hat, in Richtung des Hochofens. Es ist die Flamme der Begeisterung , die Flamme der Liebe, die in diesen Sekunden zum Hochofen getragen wird. Der Liebe zu dem Werk, an dem sie gearbeitet haben, Tage und Wochen hindurch..... ) In den folgenden Monaten entstehen hier 8 Hochöfen - das Eisenhüttenkombinat Ost - kurz: EKO. Nebenan, im märkischen Sand, werden Wohnungen aus dem Boden gestampft. In atemberaubenden Tempo entsteht "die erste sozialistische Stadt Deutschlands" - mit großzügigen Strassen und Wohnblocks. Man will zeigen, wie der Arbeiter im Sozialismus später mal leben wird. Dafür werden die besten Architekten geholt. Unter ihnen: Herbert Härtel. Härtel gehört zur ersten Generation von Architekten, die in der DDR ausgebildet wurden. Mit Frau und der zweijährigen Tochter Gabriele kommt er in die Stadt, die noch nicht mal einen Namen hat. Die Postadresse lautet schlicht :" Wohnstadt zum EKO". Erst 1956 tauft Walter Ulbricht die Stadt: ( O - Ton Klatschen....Im Auftrage der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik vollziehe ich die feierliche Namensgebung des Eisenhüttenkombinates in Eisenhüttenkombinat Josef Wissarionowitsch Stalin und die erste sozialistische Stadt in der Deutschen Demokratischen Republik erhält den Namen Stalinstadt... ) Herbert Härtel entwirft diese Idealstadt am Reißbrett: Die Lindenallee, die damals Leninallee heißt, soll zur Straße für die Aufmärsche zum ersten Mai werden. Die breite Straße, die Würfelhochhäuser links und rechts - alles ist geprägt von Schlichtheit, Klarheit und kann mit der Internationalen Moderne durchaus mithalten. Die Wohnungen: hell und großzügig. Ateliers für Künstler ganz oben. Unten: Läden für den täglichen Bedarf. Auch die Wohnkomplexe rund um die Magistrale werden unter Härtels Federführung gebaut. Je ein Quartier umschließt einen großzügigen Innenhof - mit Bäumen und Spielplätzen. Für die jungen Familien, die hierher ziehen, ideal. Die Mitarbeiter um Chefarchitekt Härtel sind jung, und selbst oft Väter. Also bauen sie Spielplätze, von denen andere Kinder in der Republik nur träumen, erinnert sich Gabriele Hauboldt. ( O - Ton Blättern im Buch...) Die zierliche, schwarz gekleidete Frau mit rotem Haarschopf ist die Tochter von Herbert Härtel - und heute selbst Stadtarchitektin. In ihrem winzigen Büro im Rathaus zieht sie ein Buch aus dem Regal. Stalinstadt - steht in goldenen Buchstaben auf dem Leineneinband: O - Ton Hauboldt:Also, hier sieht man diesen Hof. Die Bäume sind noch gar nicht da. Es ist der Rasen angelegt. Und im Hintergrund sieht man ein großes hölzernes Schaukelpferd. Im Prinzip so groß, wie man sich vielleicht sogar das trojanische Pferd vorgestellt hat. Auf dieses Pferd, auf dieses große Pferd, mussten die Kinder raufgehoben werden, weil sie gar nicht selber raufgekommen sind. Man konnte da zu zweit sitzen, natürlich über den anderen, und wunderbar schaukeln. Und man sieht ja - was als erstes fertig war, waren diese Kindereinrichtungen, dass die Kinder irgendwo spielen konnten. Und natürlich war klar, dass die Kinder, die woanders gewohnt haben, sich darüber informiert haben, was gibt es in diesem Hof neues. Also: Ist dort ne Wippe, ein Karussell, ist dort die sogenannte Mondschaukel, ist dort so ein Holzpferd... Und wenn man dann gesehen hat: Diese Kinder, die haben schon besseres als man selber, dann fing man natürlich an zu nerven. Und es war klar, dass meine Freunde gesagt haben: Na, dann sag das doch deinem Vater, vielleicht kann der ja was drehen, dann kriegen wir eine Mondschaukel.. Und genau das ist dann auch passiert. Das war also ein Arbeitskollege von meinem Vater , der für die Freiflächengestaltung zuständig war. Und der hat uns dann gefragt, auch als Kinder im großen kreis: was möchtet ihr haben, und da haben wir natürlich laut gebrüllt: Eine Wippe!, eine Mondschaukel!, Und: das absolute Novum: den Sputnik als Klettergerüst.) Wenn Gabriele Haubold erzählt, dann so, als sei ganz Eisenhüttenstadt eine große WG oder Kommune gewesen. Zusammengewürfelt aus allen Himmelrichtungen, schaffte man sich seine neue Gemeinschaft. Etwas, was noch nie dagewesen war. In Wochenendeinsätzen, den sogenannten Subbottniks, wurden Grünanlagen gepflegt, Klettergerüste frisch gestrichen. An eines erinnert sich Gabriele Haubold besonders gerne: ( O- Ton Hauboldt: Das ist die Eisbahn, die in jedem Winter, wenn die Temperaturen es zugelassen haben, auch von den Eltern gewartet, gepflegt und auch hergestellt worden ist auf dem Volleyballplatz. Also da ist Abend für Abend die Eisfläche angelegt worden, und wir Kinder sind immer zurückgepfiffen worden, mit der Ansage: geht da noch nicht drauf. Das ist noch huckelig. Wir machen euch das glatt. Und dann, nach drei vier Tagen richtigem Frost, dann hatten wir die Eisbahn. Und das Schönste war natürlich, wenn man dann die Eisbahn benutzen durfte, wenn es dunkel war. Also: Eisbahn, Laternen, Dunkelheit, und vielleicht einer noch mit den Kofferradio, das war dann das Größte...) Athmo Lied drüber Wir sind alle Sonntagskinder - sang der Chor des Pionierhauses Eisenhüttenstadt damals - und so fühlten sie sich wohl wirklich: Athmo Lied hoch: Ob Sonne scheint, Himmel gar weint, uns ist das einerlei. Regen und Schnee tun uns nicht weh. Wir singen fröhlich dabei: Unsere Herzen sind jung wie der Morgenwind, und wir gehen Hand in Hand. Denn jeder ist ein Sonntagskind in unserem guten und wunderbaren Land, denn jeder ist ein Sonntagskind, in unserem guten und wunderbaren Land.....) Musik langsam runterziehen und Ton drübersetzen: ( O - Ton Hauboldt: ) Mein Vater hat natürlich versucht, bei all der Arbeit sich auch um seine Tochter zu kümmern. Und für ihn war es halt auch Entspannung nach der Arbeit mit mir mit den Fahrrad rum zufahren und mir das eine oder andere zu zeigen. Und ich kannte ja die werdende Stadt aus diesen Fahrten, aus diesen Spaziergängen und dieser gemeinsamen Eroberung.) 1961 wird Eisenhüttenstadt, im Zug der Entsalinisierung, in Eisenhüttenstadt umbenannt. Bis 1968 bleibt Herbert Härtel Stadtarchitekt. Auch seine Frau Ruth ist in der Baubranche tätig. Doch die Tochter will zunächst nicht in die Fußstapfen der Eltern treten. Sie hatte sich, gemeinsam mit ihren Freunden im Sandkasten, überlegt, Schiffsärztin zu werden. Daran hielt sie lange fest. Nur, weil die Noten nicht fürs Medizin - Studium reichten, wurde es dann doch die Architektur. O - Ton Hauboldt: Natürlich will nicht jeder unbedingt das machen, was seine Eltern machen. Aber es war dann irgendwann logisch, das zu tun. und ich bereue es eigentlich keinen Tag. Und mein Vater hat recht gehabt. Der hat mal zu mir gesagt: es gibt eigentlich wenige Berufe, die so ein umfassendes Wissen verlangen und andererseits auch soviel Humanismus in sich haben. Also soviel Arbeit für die Leute. Für die Leute bauen - das hatte sich irgendwann erledigt. Kurz vor der Wende war die Stadt auf mehr als 53 Tausend Menschen angewachsen. Das Kombinat hatte 12 Tausend Mitarbeiter. Die meisten der Wohnungen haben erst Vater Herbert, und dann Tochter Gabriele mitgeplant. In den siebziger und achtziger Jahren fehlte der DDR dann das Geld für vernünftiges Bauen. Wohnungen mussten trotzdem her. Gabriele Hauboldt baute sie, aber als Ideengeberin und Architektin war sie praktisch arbeitslos: O - Ton: also, sie haben angepasst. Sie waren ein Standortanpasser. Sie haben Segmente gehabt, sie haben bestimmte Konstellationen gehabt, neben einer Dreiraumwohnung konnte nur eine Dreiraumwohnung sein. Neben einer Vierraumwohnung nur eine Zweiraumwohnung. Diese Kombinationen haben sie genommen und im Prinzip auf die Wiese gesetzt) "Karnickelställe" nannten die Leute die neuen Wohnungen. In der Parteileitung wollte das keiner hören. Und so lobte man sich munter selbst weiter - bis zum bitteren Ende: O-Ton Die Partei, die Partei - instrumental Nach der Wende verkehrt sich die Entwicklung ins Gegenteil. Im Stahlwerk wird die Belegschaft - innerhalb von drei Jahren- auf 2800 reduziert. Der Umbruch wirkt sich massiv auf die Stadt aus. Bis heute sind aus Eisenhüttenstadt 20 Tausend Menschen weggezogen - fast 40 Prozent der Einwohner. Gabriele Haubold reißt heute das ab, was ihr Vater und sie einst gebaut haben. Die Häuser aus den 50er Jahren , inzwischen denkmalgeschützt, werden saniert - bei den Karnickelställen neigt man eher zum Abreißen. Trotzdem wollen die Leute aus "ihrer" Platte manchmal nicht weg, weil sie dort Ihre Kinder großgezogen und alt geworden sind. Es ist eben doch ein Stück Heimat: O - Ton Hauboldt:und das ist natürlich ein großer Interessenkonflikt. Man muss Leute ja klar machen: Ihr werdet irgendwann in den nächsten Jahren hier hin ziehen, und eure Wohnung wird abgerissen. Also, dass muss man erst mal vermitteln. das muss man erst mal transportieren. Und die Leute haben sich auch gewehrt. Also die Fragen waren schon: Warum wird hier abgerissen, und nicht dort?) Doch im Schrumpfen liegt auch eine Chance. Eine Stadt muss den Menschen angepasst werden, die darin wohnen. Nicht umgekehrt. Das ist Hauboldts Credo. (Athmo Tür aufschließen, Treppenaufgang) Gabriele Haubold schließt die Tür zu ihrer eignen Wohnung auf. Grauer Plattenbau, achtziger Jahre. Das Haus, und die Wohnung, in der sie jetzt noch wohnt, wird es bald nicht mehr geben. Gabriele Haubold reißt beides ab. Das kann wohl nur eine Architektin begeistern. ( O - Ton Hauboldt:Hier, wo wir jetzt stehen, wird dann mal der Weg sein. Dieses ganze Gebäude wird weg sein. Aber man hat den freien Zugang zum Ufer und zum Kanal. Und ich bin der Meinung, es ist schön, wenn es dann mal so wird!) Nebenan wächst das Haus in die Höhe, in das Gabriele Haubold bald umziehen wird. Ein trister, langweiliger 80er Jahre Bau, der sich verwandelt. Zwar als Plattenbau noch erkennbar, aber er hat was leichtes, individuelles. Die Linien der Fassade sind geschwungen, Die Fenster gehen, ganz modern, von der Decke bis an den Fußboden: O - Ton Hauboldt: Also, das sind ganz typische Bauten des damaligen Bezirkes Frankfurt Oder vom Typ P 2. Und hier ist die Eisenhütter Wohnungsbaugenossenschaft Eigentümer. Und die verwandeln im Moment dieses Gebiet in einen Wohnpark an der Schleuse. die Leute sind dafür befragt worden. also ihnen sind die Grundrisse vorgelegt worden, und ihnen wurde in einer großen Ausstellung gezeigt worden, wie das hier künftig aussehen wird. Sie konnten sagen, ich will eine Wohnung in der oder der Größe, ich bereit so und soviel Miete zu zahlen. Und das ist dann zwischen dem Architekten und dem Wohnungsbauunternehmen alles abgesprochen worden, und dann , in einer ersten Umzugswelle sind die Mieter von da drüben ausgezogen und hier in leerstehende Wohnungen wieder eingezogen.) Das Umbau der Stadt stößt nicht nur bei Mietern auf Kritik. Auch von ihrem Vater, der immer noch in Eisenhüttenstadt wohnt, und dessen Kollegen, fühlt sich Haubold mit Argusaugen beobachtet. O - Ton: Die Angst, dass in Strukturen eingegriffen wird, die einen Zusammenhang haben, die zusammen gemeinsam einen Sinn haben, die haben wohl alle älteren Berufskollegen, die an dieser Stadt mitgewirkt haben, egal jetzt in welchem Wohnkomplex oder an welcher Stelle, die beobachten natürlich genau jetzt: wo wird abgerissen, und wo wird wie aufgewertet. Trotzdem die Tochter die Verantwortung für den Stadtumbau hat, ist ihr der Vater immer noch wichtiger Ratgeber: O - Ton: Eigentlich tauschen wir uns auch jede Woche aus. Und es finden da auch Streitgespräche statt, die mitunter auch sehr heftig ausfallen. Mein Vater steht zur Verfügung, wie die anderen älteren Kollegen auch, für Fragen und für Erklärungen. und manches muss man sich auch erklären lassen. bei Am Ende muss Gabriele Haubold die Entscheidung alleine treffen. So auch in einem Viertel mit denkmalgeschützten Häusern aus den 50 - gern. Damals gebaut ohne Balkons. Die Häuser wurden jetzt saniert - für Bewohner, die aus der Platte raus mussten. An den Plattenbauten waren allerdings Balkons dran. Die Leute murrten: Wir wollen in unseren neuen Wohnungen auch Balkons! Auf der nächsten Sitzung mit dem Denkmalschutz senkte Gabriele Haubold die Hörner - und setzte durch, dass die Leute ihre Balkons bekamen - gegen den Denkmalschutz, und gegen den Vater: (O - Ton Haubold) Wo mein Vater berechtigt sagt: Im Umfeld ist soviel Grün, die Höfe sind nach wie vor so Grün. Die Leute können doch rausgehen. Die brauchen keinen Balkon! Und die sitzen doch gar nicht auf dem Balkon. Die haben ja auch noch einen Garten, in den sie fahren!!... Da gebe ich ihm Recht, und sage: Ja, die Leute haben einen Garten, aber sie werden älter. Und es gibt immer mehr Leute, die sagen, ich sitze gerne auf dem Balkon. Dann brauche ich nicht runtergehen, weil ich gehbehindert bin. Und wenn es uns möglich ist, diese Balkone vor die Gebäude vorzusetzen, werden wir das tun. Auch wenn sich die Optik dadurch ein wenig verändert. ) Man muss jeder Generation zubilligen, dass sie die Stadt verändert. Dass für den Abriss der Häuser und die Umgestaltung der Stadt immer das Wort "Rückbau " benutzt wird, stört sie. O - Ton: Die Schwierigkeit besteht eigentlich darin, dass wir, die nächste Generation, diese Stadt unter den neuen Bedingungen weiter entwickeln müssen. Und diese Weiterentwicklung wird allgemein als Rückentwicklung betrachtet. was es nicht ist. was es nicht ist!) Eisenhüttenstadt kann froh sein, dass es so eine wie Gabriele Hauboldt gibt. Nicht zuletzt ihr ist es zu verdanken, dass von der ursprünglichen Idee der Stadt heute mehr zu sehen ist als je zuvor. So manchem musste sie überzeugen, das das, was als stalinistischer Zuckerbäckerstil verspottet wurde, erhalten bleiben muss. Und plötzlich war es die Sorgfalt wert, alte Farbbefunde zu studieren, vom Markt verschwundene Materialien, wie Meissner Kacheln ausfindig zu machen und fast vergessene Putztechniken, von Künstlern zu restaurieren. Jetzt, wo ganze Straßenzüge in nie gesehenem Glanz erstrahlen, sieht man, dass die Rechnung aufgeht. Auch, was die Mieten betrifft. Im Schnitt sind die Wohnkosten nach der Sanierung um nicht mehr als 1,80 Euro gestiegen. Und in der breiten Lindenallee sind die meisten Läden vermietet. Zwei Einkäuferinnen schieben ihre Fahrräder Richtung Backshop: O - Ton (2 Frauen und Reporterin:) Ich lebe gern in Eisenhüttenstadt. Das Umfeld ist schön, die Stadt selber, und jetzt wird hier alles noch ein bisschen aufgemotzt. Frage: Was finden sie hier so schön, wenn sie sagen, es ist schön? Antwort: Es ist schon eben so als Planstadt doch auch mit vielen Vorteilen verbunden. Ich denke so an meine jüngeren Jahre zurück die Kindereinrichtungen, es war immer in einem Wohnkomplex auch die Versorgungseinrichtungen, das fand ich sehr schön. Und als Frau hatten wir's doch leichter als in anderen Städten. Kinderkrippen, Kindergarten, Schule, und auch immer ein Geschäft ( reden beide durcheinander..) Jeder Wohnkomplex hatte seinen eigenen Bäcker, Fleischer, da war Molkereierzeugnisse, Fischladen, jeder Bezirk hatte eben auch seine Einrichtungen für Grundnahrungsmittel. Und nicht nur die Älteren lieben ihre Stadt. Auch die jüngeren können "Hüttenstadt" durchaus etwas abgewinnen. Eine junge Gruppe Namens Reimgeschwader - die aus Hütte kommt, hat darüber sogar ein Lied gemacht: O - Ton Sommernächte, von der Schanze freie Sicht auf Hütte, seh ich die Lichter vom EKO bis zur Stadtmitte. Markov, City Center, billig oder teuer, egal machen wir ... beim Lagerfeuer. Also Stubenhocker, Abkacker, ihr werdets büßen,... vom siebten Wohnkomplex bis nach Schönfließ, Hip Hop you dont you dont stop peace. Hüttenstadt, Hüttenstadt ist meine Stadt , Hüttenstadt ist was ich mag.....