COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport Die Kleine Sprachgeschichte. Kölsch Oder: Warum die da so anders sprechen Autor Frank Überall Red. Claus Stephan Rehfeld Sdg. 21.06.2011 - 13.07 Uhr Länge 16'54" Moderation Die Kölnerinnen und Kölner halten ihre Stadt für den Nabel der Welt. In der viertgrößten Stadt Deutschlands werden nicht nur Klüngel und Karneval gepflegt, sondern auch ein örtlicher Dialekt. Kölsch eben. Den finden sie so gut wie ihre Biermarke. Deshalb trinken sie auch gerne, wenn sie ... Und weil die Einwohner der Stadt dank des Rheins als wichtiger Wasser- Transportstraße schon seit Jahrhunderten viel mit Fremden zu tun hatten, sind sie traditionell offen gegenüber Neuem - also ist die Sprache Kölsch ständig in Bewegung. Wie das Mundwerk. Verständlich daher, dass die da in und um Köln darauf schwören, dass es gerade ihr Dialekt sei, der sie so besonders mache. Und weil sie sich manchmal selber nicht verstehen, haben sie gar eine Akademie, die allgemeingültige Regeln für diesen Dialekt entworfen hat. Ob der Kölner diese Regeln wirklich braucht, ist fraglich, denn er redet lieber drauf los. Weshalb wir ihn nun zu Wort kommen lassen wollen. Frank Überall bereitet uns nun darauf vor. -folgt Script Beitrag- Script Beitrag Kölle, do ming Stadt am Rhing - Der Rhein, der Dom und das Kölsche Lebensgefühl: Das sind die Themen, um die es in den meisten Liedern in rheinischer Mundart geht. Wegen der hier verbreiteten lockeren Lebenshaltung, bei der vieles oft nicht allzu ernst genommen wird, nennt man Köln oft die nördlichste Stadt Italiens. Historisch ist das nicht ganz falsch, denn gegründet wurde die Ansiedlung vor gut 2.000 Jahren von der römischen Kaiserin Agrippina. Die ersten sprachlichen Wurzeln liegen also im Lateinischen, das mehrere Jahrhunderte im damals jungen Köln gesprochen wurde. SPRECHER: Wat fott es es fott. Dann aber eroberten im frühen Mittelalter die Franken die Stadt. Die Kölner wollten aber nicht stumpf die germanische Sprache übernehmen und prägten ihre eigenen Besonderheiten aus. Das war quasi die Geburtsstunde dessen, was wir heute als Kölschen Dialekt kennen, erklärt Georg Cornelissen vom Landschaftsverband Rheinland: "Chlodwig hat ja in dieser berühmten Schlacht die Alemannen von hier vertrieben. Dann haben Chlodwigs Franken unser Rheinland besiedelt, und auf deren Sprache geht der heutige Dialekt zurück. Also, bis ans Ende des fünften Jahrhunderts können wir es zurückverfolgen. Nur dass wir natürlich keine Quellen haben." Ach, Quellen. Auch ohne Quellen haben die Sprachwissenschaftler vom Landschaftsverband Rheinland - einem Zusammenschluss von Kommunen - die Historie dessen unter die Lupe genommen, was man heute Kölsch nennt. Sie sind sich sicher, dass die römische Vergangenheit relativ wenig zur Ausprägung der eigenen Stadtsprache beitragen hat: "Rein sprachwissenschaftlich gesehen ist das Kölsche ein fränkischer Dialekt wie der von Blatzheim oder der von Hintertupfingen. Es ist nur einer von Hunderten oder Tausenden von Ortsdialekten, die wir haben." SPRECHER: Wat wellste maache? Köln wuchs im Mittelalter schnell zur größten Stadt Deutschlands. Im Jahr 1259 wurde die Macht noch ausgebaut: Köln bekam das so genannte Stapelrecht. Das heißt, alle Handelswaren, die durch Köln über den Rhein transportiert wurden, mussten hier ausgeladen und zwangsweise zum Verkauf angeboten werden. Darin wurzelt auch die Offenheit dieses Menschenschlags gegenüber Fremden und Zugewanderten: Man weiß ja nie, mit wem man womöglich noch ein Gewinn bringendes Geschäft machen kann. Sprachlich schlug sich das natürlich auch nieder, meint Forscher Georg Cornelissen: "Wenn eine Sprachgemeinschaft sprachlich mobil ist, wenn sie mehrere Sprachen, Fremdsprachen kann, wenn sie in Korrespondenz steht mit anderen Städten oder anderen Erdteilen, dann wird sie immer wieder konfrontiert mit neuen Wörtern. Und diese Wörter kann man als Fremdwörter natürlich integrieren." Und die Kölner haben so manches Fremdwort in ihrem Dialekt großherzig integriert. Auffällig ist, dass es viele Begriffe gibt, die man sich aus der französischen Sprache entliehen hat. Ein Bürgersteig heißt in Köln zum Beispiel Trottoir, Schwierigkeiten sind Fiesematenten. Das aber liegt nach Ansicht von Fachleuten nicht an der Besatzung durch die Franzosen im Jahr 1794, wie viele Kölnerinnen und Kölner meinen. Georg Cornelissen weiß, dass solche Wörter in Köln schon weit vorher als schick galten: "Erstens gab es relativ wenig Franzosen, man hatte mit denen auch wenig Kontakt. Und all diese Worte, die heute im Kölschen als französische Lehnwörter stecken, sind über das Hochdeutsche, die meisten, sind über das Hochdeutsche ins Kölsche gekommen. Erst sprach der Professor oder sprach der Lehrer sein Hochdeutsch mit französischen Versatzstücken, und dann hat der Knecht und die Magd das übernommen." (0'24) SPRECHER: Nix bliev wie et wor. Aufbauend auf dem fränkisch-germanischen Sprachstamm haben die Kölner eine eigene Sprechweise ausgebildet, einen rheinischen Singsang, der spätestens durch Konrad Adenauer in ganz Deutschland bekannt wurde. Adenauer war vor dem Zweiten Weltkrieg Oberbürgermeister in Köln und in der jungen Bundesrepublik der erste Kanzler. Seine Kölner Herkunft hat er auch sprachlich nie verleugnet. Im Jahr 1950 appellierte er in einer Rede an die Bürger seiner Heimatstadt, stolz auf ihren Dialekt zu sein: "Pflegt Eure Sprache. Ich sage mit Absicht nicht Mundart, sondern Sprache. Sie ist ein Ausdruck Eures Wesens. Euer Wesen und Eure Sprache stehen in engster Wechselwirkung. Wenn Ihr Eure Sprache verliert, verliert Ihr Eure Besonderheit. Köln war fast die einzige Großstadt, die ihre eigene Sprache hatte." Kölsch eine eigene Sprache? Ja, sagen die Forscher. Denn Kölsch folgt einer eigenen Grammatik, die sich vom Hochdeutschen oft klar unterscheidet. Und selbst die Begriffe haben oft eine völlig unterschiedliche Bedeutung. Sagen die Süddeutschen zum Beispiel "gleich", meinen sie sofort. In Köln ist das etwas anders: gleich bedeutet so viel wie später, irgendwann, vielleicht auch gar nicht. "Ich mach das dann gleich", ist deshalb ein Satz, der zwischen Kölnern und Nicht-Kölnern zu schweren Missverständnissen führen kann. Und Georg Cornelissen berichtet, dass Kölsch noch manche andere Verständnis-Schwierigkeiten zu bieten hat: "Es gibt Kölsche Wörter, für die es im Hochdeutschen nichts Entsprechendes gibt. Es gibt aber auch den umgekehrten Fall, natürlich. Es sind eben in gewisser Weise doch zwei Sprachen. Und nicht dasselbe." Ja, solche Worte gibt es. Der Klüngel zum Beispiel, diese leichte Anbahnung von Beziehungen, gefolgt von Netzwerken der Nützlichkeit, bis hin zum Sündenfall der Korruption - all das sagt der Begriff Klüngel aus, der sich in seiner Komplexität nicht ins Hochdeutsche übersetzen lässt. Er bringt eben die historisch gewachsene, besondere Handels- und Kontakt-Tradition der Kölner auf den Punkt. SPRECHER: Drinkste ene met? Eine Stiftung der Sparkasse Köln-Bonn versucht, ein wenig Ordnung in den traditionelle Dialekt zu bringen, um auch Zugereisten die Verständigung zu erleichtern. An der Akademie för uns Kölsche Sproch entdeckt Wissenschaftlerin Christa Bhatt immer wieder neue Auffälligkeiten, die selbst ihr als Kölnerin erst einmal gar nicht bewusst sind: "Ich muss da ganz ehrlich gestehen, bis vor ein paar Monaten bin ich davon ausgegangen, dass es ein deutsche Verb spinxen gibt und habe dann jetzt festgestellt, das gibt es überhaupt nicht. Das ist mir so vertraut, weil man kann einfach unheimlich schlecht durch ein Wort im Deutschen wiedergeben, was ist spinxen. Das kann so viel sein: Irgendso ein heimliches Beobachten, spionieren oder so was. Aber wann immer mir dieses Wort begegnet, auch hier so in den Liedtexten, eigentlich wird es jedes Mal so ein bisschen anders übersetzt, weil auch die Bedeutung jedes Mal etwas anders ist. Der Kölsche weiß bei spinxe sofort was gemeint ist. Aber das dann zu erklären, ist da gar nicht so leicht. Eben weil es kein entsprechendes Wort im Deutschen gibt, dafür." Richtig kompliziert wird es aber erst, wenn man Kölsch nicht nur sprechen, sondern auch zu Papier bringen will. SPRECHER: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet. Die Akademie unterrichtet das Kölsche Schreiben - zum Beispiel an Grundschulen im Stadtgebiet, damit Einheimische wie Zugezogene eine Chance haben, die regionale Sprach- Besonderheiten frühzeitig zu lernen. Aber es gibt an der Akademie auch Kurse für Erwachsene - man kann sogar Klausuren schreiben und ein Mundart-Examen ablegen. Das machen nicht viele, denn Christa Bhatt weiß, dass es eben nicht so einfach ist, korrekt auf Kölsch zu korrespondieren: "Das sind auch so Dinge, die machen das Kölsch schreiben ein bisschen schwierig. Weil wir im Kölschen eigentlich ein paar Buchstaben mehr haben müssten, um eben genau diese Unterschiede auch noch ausdrücken zu können. Deswegen sprechen Imis also auch wenn sie Kölsch lesen, das oft falsch. Also: D`r Zoch kütt, wird ja meistens Z O C H - normalerweise wäre das der Zoch (lang), keiner käme auf die Idee, Zoch (kurz) zu sagen. Da fehtl einfach was im Inventar. Das Kölsche ist viel umfangreicher als das Deutsche, ne?!" Beim Zuhören wird es dann oft völlig unmöglich, als Auswärtiger die Kölsch Sprechenden zu verstehen. Je nach Betonung haben die gleichen Worte völlig unterschiedliche Bedeutungen. Georg Cornelissen: "Diese Tonakzente, die sind schon aus der Sicht anderer deutscher Regionen, was absolut Seltsames. Dass man ein und dasselbe Wort auf unterschiedliche Art aussprechen kann, und dass es dann auch unterschiedliche Bedeutungen hat, das verbindet das Kölnische in gewisser Weise mit dem Schwedischen und vielleicht sogar mit dem Chinesischen." Aber wie hört sich das an, wenn sich der Ton und damit auch die Bedeutung verschiebt? Christa Bhatt liefert eins von vielen Beispielen: "D`r Sonn ist der Sohn, und de Sonn ist die Sonne. Also, auch da hört man diesen Unterschied; d`r Sonn, wird völlig normal gesprochen, aber de Sonn, da hat man die Schärfung dann halt eben drin. Das ist wirklich ein Phänomen von hier." Solche Phänomene findet man auch in der Kölschen Grammatik. Namen gibt es beispielsweise nicht für sich allein stehend. Immer muss ein Artikel dazu gesetzt werden, erklärt - et Christa Bhatt: "Also nicht einfach nur Jupp säht, sondern dä Jupp säht. Und nicht Liz säht, sondern et Liz - übrigens immer Neutrum bei Frauen. Warum auch immer. Auf jeden Fall müssen die Namen immer einen Artikel tragen." Kölsch ist traditionell die Sprache des Alltags, der Vereinfachung und der lockeren Konversation. SPRECHER: Et kütt wie et kütt. Bei der Grammatik drückt man sich oft vor komplizierten Konstruktionen. So würde die Kölsch-Forscherin Christa Bhatt kaum sagen, dass sie gerade arbeitet: "Die rheinische Verlaufsform, das ist so was wie ich bin am arbeite, ich bin am arbeide, ich bin am lese. Ich habe es jetzt gerade schon deutsch gesagt, weil es sich inzwischen schon bundesweit durchgesetzt hat, allerdings auch nicht so offiziell. Ich denke, in nem Bewerbungsschreiben oder so würde man das wahrscheinlich nicht so ausdrücken. Aber in ner lockeren Unterhaltung ist das, glaube ich, inzwischen von Hamburg bis München und hier sowieso bis nach Berlin üblich, diese Form." Und auch den Genitiv möchten die Kölner ungern anwenden. "Das Buch seines Vaters. Kann man im Kölschen nicht sagen: Dat Booch... ich wüsste jetzt nicht mal, wie man das übersetzen sollte, das geht also gar nicht. Da gibt es aber dann andere Umschreibungen, die der Kölsche da halt eben wählt, entweder: Dem Vatter sing Booch, oder dat Booch von singem Vatter. Also entweder mit von plus Dativ oder dem Vatter sing - also Dativ plus Possessivpronomen." Nun lehrt die Akademie för uns Kölsche Sproch zwar lupenrein wissenschaftlich aufgearbeiteten Dialekt - doch tatsächlich ist das nicht die Sprache, die in ganz Köln gesprochen wird, sondern eher so eine Art Hoch-Kölsch. Christa Bhatt erläutert, wie unterschiedlich in den verschiedenen Stadtteilen Kölns, im so genannten Veedel, gesprochen wird: "Manche Leute, die ein sehr feines Gehör dafür haben, die merken sogar, ob jemand aus der Südstadt oder aus Ehrenfeld kommt, obwohl sowohl die Südstädter als auch die Ehrenfelder eigentlich ein sehr gutes Kölsch reden." (ATMO Kneipe) Machen wir doch mal den Praxistest. In einer Kölschen Kneipe im Stadtteil Nippes. Da hat der Musiker Stefan Brings sein Kölsch getrunken und Kölsch gesprochen: "Da waren so zwei, drei ältere Herren an der Theke. Ich habe irgendwas gesagt, auf Kölsch, weil die haben alle Kölsch gesprochen. Da sagt der eine zu mir: Du küss nit us Nippes, du küss us Ihrefeld. Der hat das sofort gehört." Stefan spielt und singt in der Band Brings, die sowohl Kölsche als auch hochdeutsche Texte schreibt. Manches könne man im Dialekt halt besser ausdrücken, meint er. SPRECHER: Mach et jot ävver nit ze off. Wenn es um Gefühle wie Liebe gehe, klinge das auf Hochdeutsch kitschig, auf Kölsch aber authentisch und modern, da passt es sogar zur Rockmusik von Brings. Stefan hat in der Familie auch Kölsch gelernt, was in den 1970er Jahren nicht selbstverständlich war. Sein Bruder Peter Brings, auch Sänger der Band, beschreibt für diese Zeit die Mundart als eine Art sozialer Deklassierung: "Es war direkt klar, Kölsch gleich Proletarierkind. Du kommst aus Lindenthal, hast studiert, da sprichste kein Kölsch. Das war so eine einhellige Meinung der Kölner. Das war eher was, wofür man sich schämen musste, Kölsch zu sprechen. Jaja, klar, weil du damit ja dann gezeigt hast, dass du halt nicht studiert hast und nicht zu den Oberen dieser Stadt gehörstest. Heute hat sich das wieder, zum Glück, total gedreht. Das Image des Kölschen in unserer Stadt hat einen ganz anderen Stellenwert als zu der Zeit, als wir klein waren." Eine Beobachtung, die auch Sprachforscher Georg Cornelissen vom Landschaftsverband Rheinland gemacht hat. Dass der Kölsche Dialekt zeitweise abwertend betrachtet wurde, hat seiner Meinung nach seine Wurzeln in der Entstehungsgeschichte der fränkischen Zeit: "Dazumal sprachen sicherlich fast alle Kölner auch Kölsch. Aber es gab eine ganze Reihe Kölner, die konnten auch recht gut Hochdeutsch. Das waren die, die zur Lateinschule gegangen waren, die studiert hatten, das waren die Geistlichen, die haute volé oder die Elite. Und es gab welche, die konnten nur Kölsch. Und unter denen, die nur Kölsch konnten, gab es auch noch ein paar Dumme. Und wenn man so einen Dummen erwischte, der nur Kölsch sprach, dann hat man über den gerne gelacht, das war der August." SPRECHER: Do laachste dech kapott. Durch Kölsch als Dialekt kann man heute aber auch eine Gemeinsamkeit der Herkunft betonen, eine vertrautere Beziehung herstellen, meint der Sozialarbeiter Franco Clemens, der immer wieder versucht, mit Kommunalpolitikern Augen zwinkernd über Projekte zu verhandeln: "Die Sproch als solche gibt uns ja schon die Möglichkeit, auf einer Ebene miteinander zu kommunizieren, da wäre jeder andere beleidigt. Wir grinsen uns dann an und können Klartext sprechen, ohne lange uns über Förmlichkeiten oder Formalitäten zu definieren, sondern ganz klar und kölsch: Sachens, Du häst se doch nit all, loss ens darüver noch ens schwaade. Jetzt versuch das mal auf Hochdeutsch!" Auch in der Musik ist Kölsch seit jeher ein wichtiges Werkzeug, vor allem wenn es darum geht, die eigene Stadt zu besingen. Das führt nach Ansicht von Christa Bhatt auch dazu, dass die Sprache nicht ausstirbt: "Gerade bei den jungen Leuten spielt die Musik natürlich eine große Rolle. Ob es jetzt Bläck Fööss sind oder wer auch immer. Man kennt die Lieder, man singt die mit, vielleicht weiß man nicht wirklich immer, was die Leute da singen, aber dafür haben wir ja diese Liedersammlung jetzt geschaffen, da kann man es ja nachlesen." In der Tat sammelt die Akademie för uns Kölsche Sproch alle örtlichen Liedtexte im Dialekt, verwaltet und veröffentlicht sie in einer offiziellen Sammlung. Dabei werden die Texte auch nach den offiziellen Regeln für den Dialekt korrigiert. SPRECHER: Wat soll dä Quatsch? Musiker wie Stefan Brings sehen das etwas zurück haltend, denn sie wissen selbst, dass sie aus künstlerischen Gründen den Dialekt durchaus oft auf eigene Faust modernisieren: "Damit sprechen die auch ihre Generation an, die das wirklich noch können. Und viele Leute in unserem Alter, da fließen englische Sachen rein, da fließen Sachen von der Straße rein, Peter hat einen Take zuletzt auch gehabt, da kütt halt drin vor: so e feeling. Das sagt man so im Deutsch und so, das ist unsere Generation, und wir reden auch so." Kein Wunder, dass sich Christa Bhatt und ihre Kollegen manchmal den Ruf allzu strenger Sprachwächter zuziehen. Immerhin haben sie es gewagt, sogar die bekannteste Kölner Band zu kritisieren: "Die Bläck Fööss haben sich natürlich schon einen ziemlichen Hammer erlaubt mit dem Lied Mir klääve am Lääve, was natürlich total falsch ist, es heißt: Mir kleve am Leve. Und dat Lääve, das die damals in die Welt gesetzt haben, hat sich so durchgesetzt hier. Brings zum Beispiel haben das so verinnerlicht, für die gibt es nur noch Lääve. Obwohl der Vater von denen, der Rolly Brings, richtig gut Kölsch kann. Und das, wie er mir sagte, seinen Söhnen auch schon öfters gesagt hat, sie sollten mal anständig singen. Aber die haben sich jetzt darauf versteift - das ist halt Lääve für die, das hört sich halt so'n bisschen - das kann man schön ziehen, hört sich ein bisschen Kölsch-ordinärer an, ne?! Aber falsch ist es trotzdem." Da sind wir dann wieder beim Stolz der Kölner auf ihren Dom, auf den Rhein, auf ihren Dialekt. Und natürlich auf ihre Musik, allen voran von den Bläck Fööss. Da grenzt es fast an Majestätsbeleidigung, die nicht ganz korrekte Sangesweise zu analysieren. "Wir kriegen das schon mal oft mit. Dass wir kritisiert werden, dass wir Kölsch wie eine Sprache behandeln. Nach sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkten. Weil: Kölsch is e Jeföhl, das kütt us`m Buch. Das haben wir schon ganz oft gehört. Kölsch ist keine Sprache, das kommt aus dem Bauch. Ist aber nicht so: Kölsch ist natürlich eine Sprache. Genauso geregelt wie jede andere Sprache auch. Und ich meine, man sollte gewisse Regeln dann auch einhalten und das nicht völlig verkommen lassen." Die Adaption französischer Wörter, die vielen fremden Einflüsse durch die Handelstradition und die ständige Weiterentwicklung der örtlichen Sprache zeigen zwar deren Lebendigkeit. SPRECHER: Et hätt noch immer jot jejange. Georg Cornelissen erklärt aber auch, dass die Kölner sprachlich eher unter sich geblieben sind: "Es müsste eigentlich wehtun, den Kölnern. Die Kölner haben so gut wie nichts beitragen können und dürfen zur Herausbildung des Hochdeutschen. Die Sprache, die die Kölner heute in der Schule lernen müssen oder lernen dürfen, ist in historischer Sicht eine absolute Fremdsprache. Dieser Teil der Sprachgeschichte sieht aus bayerischer oder aus sächsischer Sucht schon ganz anders aus." Kölle, do ming Stadt am Rhing - irgendwie ist es den Kölnern aber auch egal, was die Menschen im Rest der Republik über sie denken. Hauptsache, sie haben sich, den Dom, den Rhein und eben ihre eigene Sprache. SPRECHER: Et es wie et es. -ENDE SCRIPT- 1