Ein wenig Zauber reicht dir ewig Eine Lange Nacht über den britischen Schriftsteller Roald Dahl Autorin: Sabine Fringes Regie: die Autorin Redaktion: Dr. Monika Künzel SprecherIn: Cathlen Gawlich Erzählerin Achim Buch Zitator 1 Hildegard Meier Zitatorin Thomas Balou Martin Zitator 2 Thomas Krause Zitator 3 Sendetermine: 11. April 2020 Deutschlandfunk Kultur 11./12. April 2020 Deutschlandfunk __________________________________________________________________________ Urheberrechtlicher Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in den §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © Deutschlandradio - unkorrigiertes Exemplar - insofern zutreffend. 1. Stunde Musik: Filmmusik zu "Tales of the unexpected" Zitator 2: „Das Zimmer war aufgeräumt und warm, die Vorhänge waren zugezogen, die beiden Tischlampen brannten – ihre und die vor dem leeren Sessel gegenüber. Zwei hohe Gläser, Whisky und Sodawasser auf dem Büfett hinter ihr. Frische Eiswürfel im Thermoskübel. Mary Maloney wartete auf ihren Mann, der bald von der Arbeit nach Hause kommen musste.“ Musik unter Erzählerin ausblenden Erzählerin: So der Anfang der Kurzgeschichte: „Lamb to the slaughter“- „Die Lammkeule“. Einer der Klassiker von Roald Dahl. Unter der Behaglichkeit des Alltags lauert das Verhängnis: Zitator 2: Um zehn Minuten vor fünf begann sie zu lauschen, und wenig später, pünktlich wie immer, knirschten draußen die Reifen auf dem Kies. Sie legte die Handarbeit beiseite, stand auf und ging zur Tür, um ihn mit einem Kuss zu begrüßen.“ Erzählerin Zusammen mit anderen Short Storys von Roald Dahl wurde „Die Lammkeule“ in den 80er Jahren in der Mysteryserie „Tales of the unexpected“ verfilmt. Zu Beginn jeder Folge gibt Roald Dahl den Erzähler: Er ist jenseits der Sechzig. Lässig die langen Beine übereinandergeschlagen, sitzt er im Ohrensessel vor einem lodernden Kamin. Die Augenbrauen erhoben, das Gesicht dabei ausdruckslos, könnte er selbst eine Figur aus einer seiner dunklen Geschichten sein. O-Ton Roald Dahl: Tales oft he unexpected: (gespeichert unter: Filmintro) If a bucket of paint... Zitator 1/Overvoice Roald Dahl: Wenn ein Eimer mit Farbe auf den Kopf eines Mannes fällt, ist das komisch. Wenn ein Eimer mit Farbe seinen Schädel bricht und ihn tötet, ist das nicht komisch, das ist tragisch. Wenn ein Mann in die Wurstmaschine fällt, und im Laden als Delikatesse für viel Geld verkauft wird - ist das komisch. Und es ist genauso tragisch. Warum ist es komisch? Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß ist, dass irgendwo in diesem schwierigen Gebiet sich das Geheimnis jeder schwarzen Komödie verbirgt. Musik: Tales of the unexpected hoch und unterlegen Erzählerin: Roald Dahl - in den 80er Jahren ist der Brite längst etabliert als Meister des schwarzen Humors. Mit seinen Storys über gierige Antiquitätenhändler, geschmacklose Connaisseure, listige Butler, genervte Ehefrauen und rachsüchtige Liebhaber, wurde er nicht nur im englischsprachigen Raum berühmt: Seine Kurzgeschichtensammlung „Küsschen Küsschen“ hat auch in Deutschland Millionen Leser amüsiert und in Bann gehalten. Einen noch größeren Erfolg erzielte Dahl jedoch als Kinderbuchautor: “Charlie und die Schokoladenfabrik“, „Mathilda“ und „Der fantastische Mister Fox“  sind in über 50 Sprachen übersetzt. Filmemacher wie Alfred Hitchcock, Steven Spielberg und Tim Burton nahmen sich seiner Geschichten an. Und auf Londons Bühnen erleben Roald-Dahl-Stoffe als Theater-, Musical- und Opernbearbeitungen ihre Premiere. Musik/Atmo: Hexengelächter Unmittelbar nach ihrem Erscheinen, wurden in Deutschland einige seiner Kurzgeschichten auch als Hörspiele vertont. Dokumente einer Zeit, in der die Männer das Sagen hatten. Mit Dahls „Lammkeule“ eröffnete der Westdeutsche Rundfunk im Jahr 1964 seine „schwarze Bibliothek“. Zu Beginn leitet wieder ein lakonischer Herr im Lehnstuhl in die Geschichte ein: Rudolf Jürgen Bartsch. ** Ausschnitt aus: Die Lammkeule, Hörspiel O-Ton Moderator: „Guten Abend, ich bin Liebhaber von Büchern. Lieben Sie Bücher? Wenn ja, welche? Ich habe eine ganz besondere Bibliothek, sie ist schwarz. (...) Ja, Sie haben richtig gehört: Schwarz! Ich bin fasziniert von schwarzen Humor, von kleinen makabren Geschichten mit Haut Gout. Roald Dahl schreibt so etwas. Sie kennen ihn nicht? Nun, sie lernen ihn kennen. Gleich. Es geht da um Situationen wie das Erlebnis von Misses Maloney. ..Sie ist eine brave Frau, sie ist nicht übermäßig gescheit. Aber was soll’s. Als es darauf ankam, war sie sogar sehr gescheit. Ausschnitt Hörspiel Lammkeule Musik ** O-Ton Sebastian Pufpaff: „Küsschen, Küsschen. Kann ich jedem nur empfehlen. Hat mich auch zu meinem Beruf gebracht. Das Buch ist eine Ansammlung von Kurzgeschichten und gehört zu dem Schwärzesten was es immer noch da draußen auf dem Buchmarkt gibt, Geschichten mit abstrusen Enden. Roald Dahl kann es mit am besten, er nimmt uns mit auf eine Reise, man denkt, aha, ich kann mir schon vorstellen wie es weitergeht - und es kommt immer ganz anders. Ich habe es bereits als Kind gelesen und da zum ersten Mal begriffen, was schwarzer Humor ist. Und den liebe ich einfach und den versuche ich auch auf der Bühne rüberzubringen… und Roald Dahl ist im Grunde genommen mein literarisches Vorbild. Erzählerin: Der Kabarettist Sebastian Pufpaff. Wie viele andere las er Dahls Kurzgeschichten bereits als junger Heranwachsender. Es sind Geschichten, die sofort in den Bann ziehen: Was lauert unter der behaglichen Oberfläche? Welche Wendung wird die Geschichte nehmen?- In unserem Fall: Wie geht es weiter mit Mary Malonay? Die Auflösung erwartet Sie am Ende der ersten Stunde. Musik Zitatorin: „’Küsschen Küsschen’ ist für Heranwachsende. Es waren vor allem die Ehepaare, die mich am meisten erschütterten. Mit ‚Küsschen Küsschen“’ begegnete ich zum ersten Mal einer echten Lebenswahrheit, die mir aus dem Buch entgegenstarrte. Ich hatte bis dahin noch nicht über die unanständigen Dinge nachgedacht, die Erwachsene einander antun, um sich zu verletzen. Vor allem verheiratete Erwachsene, die einander nicht lieben und die die Schwächen des Partners bestens kennen. Dadurch wurde meine Vorstellungskraft reifer.“ Erzählerin: So die amerikanische Journalistin Zoe Chace. Dass neben Erwachsenen auch junge Menschen seine Short Storys lasen, fand Roald Dahl gut. Ob jedoch auch Erwachsene seine Kinderbücher mochten – das war ihm schnuppe. Er war keineswegs unumstritten. Denn Dahl war der Autor, der den Schwarzen Humor in die Kinderliteratur einführte. Mit ihm kam es zu einem markanten Wechsel in der Gunst der Leser: Befanden sich 1971 noch Klassiker von Lewis Carroll, Robert Louis Stevenson und C. S. Lewis unter den zehn liebsten Büchern britischer Kinder, belegte in den 1990er Jahren die Dahlsche Wortmanufaktur nicht nur den ersten Platz, sondern sechs weitere von zehn Plätzen unter den meistverkauften Büchern. Jedes neue Buch von Dahl wurde mit Spannung erwartet –und diskutiert. Im Jahr 1980 begegnete der Kinderbuchautor Michael Rosen dem 64 jährigen - kurz vor einem Fernsehauftritt. Die beiden Schriftsteller warteten beide im selben Zimmer auf ihren Einsatz. Rosen hatte seinen fünfjährigen Sohn Joe dabei. Auch er war Ein Fan von Roald Dahl. Zitator 3(Michael Rosen): Roald Dahl nahm kaum Notiz von mir, obwohl ich ihn ansah und versuchte ihn zu grüßen. Stattdessen blickte er immer wieder hin zu Joe. Nach einer Weile sagte Roald auf recht strenge Weise zu ihm „Komm her“. Joe sah mich an und ich nickte. Also ging er zu ihm. Roald war sehr groß, selbst wenn er saß. Große Beine, großer Körper, sogar ein großer Kopf. Für einen kleine Jungen muss er riesig gewesen sein. Ein wahrer Gigant. Dann sagte er mit großer, dröhnenden Stimme zu Joe: „ Was ist das, was da im Gesicht deines Vaters sprießt?! Joe blickte quer durch den Raum zu mir und dann wieder zu Roald Dahl. Mit dünner Stimme sagte er: „Ein Bart?“ „Genau“, sagte Roald Dahl. „Und das ist ekelhaft!“ Joe sah verunsichert aus: War das ein Witz oder Ernst? Er lächelte, aber nur ein bisschen. Roald Dahl machte weiter: „Da hängt wahrscheinlich noch das Frühstück von heute morgen drin. Und noch das gestrige Nachtmahl. Und anderer Müll, alles mögliche Zeugs, mit dem er in Berührung kam. Du wirst vielleicht sogar die Speichen eines Fahrrads darin finden.“ Joe blickte wieder zu mir und meinem Bart. Ich konnte sehen, dass ein Teil von ihm glaubte, was er gerade hörte. Roald Dahl hatte ihn nicht gefragt, was er dachte, was vielleicht in meinem Bart sein könnte. Er erklärte ihm mit seiner überzeugten, sehr sicheren Stimme, was im Moment wirklich und definitiv in meinem Bart war. Und so war Roald Dahl. Wenn er sprach, schien er sehr überzeugend, selbst wenn er etwas ausgesprochen Verrücktes erzählte. Kurz darauf wurden Roald und ich ins Studio gerufen. Ich, um über mein neues Buch zu sprechen und Roald Dahl über die „Twits“. (zitiert nach: Michael Rosen: Fantastic Mr. Dahl. Seite 2) Erzählerin: Typisch Dahl. Er liebte es, die Plots seiner neuesten Geschichten in Gesprächen einzubauen – und ihre Wirkung beim Zuhörer zu testen. Seine Geschichte über die „Twits“, zu deutsch: „Die Zwicks stehen Kopf“, beginnt mit den Worten: Zitator 2: (Zwicks) Ich glaube, so viele langhaarige und bärtige Männer wie heutzutage hat es noch nie gegeben. Du triffst sie überall, an jeder Ecke. Wenn ein Mann sich im Gesicht Haare wachsen lässt, kannst du dich auf den Kopf stellen und weißt trotzdem nicht, wie er in Wirklichkeit aussieht. Vielleicht ist das der Grund, warum sich so viele Männer im Gesicht Haare wachsen lassen. Sie wollen nicht, dass du weißt, wie sie aussehen. (...) Herr Zwick war einer von den besonders struppigen und bärtigen Männern. (...) Und wie oft wusch sich Herr Zwick sein borstiges Nagelbürstengesicht? Die Antwort lautet: NIE. NIEMALS. (...)Deswegen hatte Herr Zwick übrigens auch nie richtig großen Hunger. Er brauchte bloß seine Zunge forschend durch den haarigen Dschungel rings um seinen Mund wandern zu lassen, und schon fand er das eine oder andere schmackhafte Bröckchen, an dem er herumknabbern konnte Erzählerin: „Twit“ bedeutet in etwa „Depp“ oder „Blödmann“. Seinem Familiennamen getreu verhält sich das Ehepaar: Die Zwicks verbringen ihre Zeit damit, sich gegenseitig zu ärgern: Sie wirft ihm ihr Glasauge ins Bier, woraufhin er ihr einen Frosch ins Bett legt. O-Ton Roald Dahl: Childrens are... Zitator 1 (Overvoice Roald Dahl): Kinder sind viel roher, nicht so zivilisiert wie Erwachsene. (...) Etwas, das einen Erwachsenen schockieren würde, würde ein Kind gar nicht schockieren. Ein Kind würde darüber lachen.  Und ich weiß was das für Dinge sind: Du kannst es so geschmacklos machen wie du magst, und fast so grausam wie du möchtest – du musst sie damit nur zum Lache bringen können. Du kannst nicht über was Grausiges schreiben, außer wenn es lustig ist. Aber wenn es grausig und lustig ist, dann lieben sie es. Genau wie ich:  Daher schreibe ich es so: Wie zum Beispiel bei der Geschichte über Misses Twitt, die in den Garten geht, um Würmer zu sammeln und sie ihrem Gatten zusammen mit Tomatensoße als Spaghetti zu servieren. Ich weiß manchen Erwachsenen wird es schlecht, wenn sie das lesen. Kinder nicht. Sie lieben es. Und ich auch. Musik unterlegen Zitator 2: „Um Herrn Zwick den gemeinen Streich mit dem Frosch heimzuzahlen, schlich Frau Zwick in den Garten und grub dort ein Dutzend Regenwürmer aus. Sie achtete darauf, dass sie möglichst dicke und lange erwischte, tat sie in eine alte Konservendose und trug die Dose mit den Regenwürmern unter ihrer Schürze ins Haus. Um eine Uhr kochte sie einen Topf voll Spaghetti zum Mittagessen, fülle sie auf zwei Teller und rührte vorsichtig die Regenwürmer unter die Spaghetti, die für ihren Mann bestimmt waren. Tatsächlich konnte man die Regenwürmer nicht sehen, da alles mit Tomatensoße übergossen und mit geriebenem Käse bestreut war. „He, meine Spaghetti bewegen sich ja!“ brüllte Herr Zwick und stocherte mit der Gabel auf seinem Teller herum. „Es ist eine neue Spaghetti-Sorte“, sagte Frau Zwick und schob sich tief befriedigt eine ordentliche Gabel voll in den Mund, denn in ihre Spaghetti waren natürlich keine Regenwürmer. „Sie heißen Würmli-Spaghetti. Wunderbar! Einfach köstlich, hmmm! Nur zu, du musst sie essen, ehe sie kalt werden.“ Herr Zwick begann zu essen. Er drehte die von Tomatensoße triefenden langen Dinger um seine Gabel herum und schaufelte sie sich in den Mund. Bald war sein ganzes bärtiges Kinn über und über mit Tomatensoße bekleckert. „Die sind aber nicht so gut wie die normalen“, murrte er mit vollem Mund. „Sie sind mir zu matschig.“ (...) „Ich finde, sie schmecken irgendwie bitter“, sagte Herr Zwick. (...) „Das nächste Mal kaufst du besser wieder die normale Sorte.“ Frau Zwick wartete, bis Herr Zwick seine ganze Portion aufgegessen hatte. Dann sagte sie: „Na, möchtest du vielleicht wissen, warum deine Würmli-Spaghetti so matschig waren?“ Herr Zwick wischte sich mit einem Zipfel des Tischtuchs die Tomatensoße aus seinem Bart. „Warum?“, fragte er misstrauisch. „Und warum sie so einen ekligen, bitteren Beigeschmack hatten?“ „Warum?“, fragte er noch misstrauischer. „Weil es Regenwürmer waren!“, schrie Frau Zwick und klatschte vor Vergnügen in die Hände und stampfte mit den Füßen auf den Boden und lachte ihrem Mann schallend ins Gesicht. Musik Erzählerin: Die Welt ist nicht nur schön in den Büchern von Dahl – und Erwachsene sind bisweilen auch Fieslinge. Eine Sicht der Dinge, die Kindern einleuchtet – bei manch erwachsenen Lesern jedoch pädagogisches Stirnrunzeln hervorruft. In den USA standen in den 90er Jahren die antiautoritären Dahlschen Bücher neben Büchern von Mark Twain und Jerome David Salinger sogar eine Zeitlang auf dem Index. Dahl kümmerte sich nicht darum. Schon seine Erwachsenengeschichten waren von den ersten Verlegern ihrer Grausamkeit wegen abgelehnt worden, und hatten sich dann schließlich doch durchgesetzt. Seine größte Angst war, den Leser zu langweilen. Und es scheint, als habe Roald Dahl nicht nur seine Geschichten so geschrieben, dass der Leser bei der Stange bleibt. Auch sein Leben könnte seiner eigenen Feder entstammen, so fantastisch ist es: Roald Dahl war Kampfpilot, Spion, Schokoladenforscher und medizinischer Erfinder. Naturfreund, Möbelexperte, Glücksspieler. Ehemann einer Hollywood-Schauspielerin -und Vater von fünf Kindern. Grobian - und Feingeist. Warmherzig und abgebrüht.  Menschenfeind - und -freund in einem: Zitator 2: Frau Zwick war kein bisschen besser als ihr Mann. Natürlich hatte sie keinen Bart. Und das war jammerschade, denn ein Bart hätte wenigstens ein Stück von ihrem hässlichen Gesicht verdeckt. (...) Das Sonderbare daran ist nur, dass Frau Zwick nicht immer hässlich gewesen war. Als junges Mädchen hatte sie sogar ein recht hübsches Gesicht gehabt. Erst als sie älter wurde, war sie Jahr um Jahr hässlicher geworden. Wie konnte das geschehen? Ich will es dir erklären. Wenn ein Mensch meistens hässliche Gedanken hat, zeigt sich das mit der Zeit in seinem Gesicht. Und wenn ein Mensch jeden Tag, jede Woche, jeden Monat und jahraus und jahrein hässliche Gedanken hat, wird sein Gesicht mit der Zeit immer hässlicher, bis es so furchtbar hässlich ist, dass du es kaum noch ansehen magst. Ein Mensch, der meistens schöne Gedanken hat, kann nie wirklich hässlich aussehen. Du kannst eine krumme Nase haben oder einen schiefen Mund, ein Doppelkinn oder hervorstehende Zähne, aber wenn du schöne Gedanken hast, leuchten sie hell wie Sonnenstrahlen in deine, Gesicht und du wirst immer schön aussehen. Musik Erzählerin: Roald Dahl wurde als Sohn norwegischer Einwanderer am 13. September 1916 in Wales geboren. Er ist der einzige Junge – neben vier Schwestern, und zwei Halbschwestern, die der verwitwete Vater - Harald Dahl - aus erster Ehe mitgebracht hatte. Harald Dahl war Inhaber eines erfolgreichen Schiffsausrüsterbüros in Cardiff und die Familie lebte in einem viktorianischen Landhaus auf einem großen, herrschaftlichen Anwesen mit Pferden und Dienstpersonal. Die Mutter Sophie Magdalene Dahl lässt ihre Kinder herumtollen – und liest ihnen norwegische Sagen von Trollen und anderen Mythenwesen vor. Eine glückliche Zeit, die jedoch nur von kurzer Dauer war: Als Roald drei ist, stirbt seine fünf Jahre ältere Schwester Astri, nur wenige Monate später, von Trauer geschwächt, sein Vater. – Dessen letztem Wunsch gemäß kommt Roald, sobald er im schulfähigen Alter ist, aufs Internat. Wie seine Schwestern auch. Denn der Kaufmann Harald Dahl hielt die britischen Internate für die besten Schulen der Welt. Dass Roald einmal Autor werden würde, ahnte nur der Hellseher, den Roalds Mutter einmal befragte, als sie sich Sorgen über den mangelnden Ehrgeiz ihres Sohnes machte. Musik kurz eingeblendet Zitator 1: Lassen Sie mich erzählen, wie ich selber da hineingeschlittert bin, gewissermaßen durch die Hintertür, und mich plötzlich in der Welt der Bücher wiederfand. Erzählerin: In seiner Autobiographie geht Dahl selbst seiner Entwicklung zum Schriftsteller nach: Zitator 1: Im Jahre 1924, im Alter von acht Jahren, schickte man mich in das Städtchen Weston-super-Mare ins Internat, das ist ein Ort an der Südwestküste von England. (aus: Wie ich Schriftsteller wurde) Die St. Peter’s School lag auf einer Anhöhe über dem Städtchen. Es war ein langes, dreistöckiges Gebäude aus Naturstein, das eher aussah wie eine private Nervenheilanstalt. Vor dem Gebäude lagen die Sportplätze mit drei Fußballfeldern. Ein Drittel des Hauses bewohnte der Direktor mit seiner Familie. In den übrigen Teilen waren die Zöglinge untergebracht. Wenn ich mich recht erinnere, waren es insgesamt einhundertfünfzig. Am Abend jedes Wochentages versammelten sich sämtliche Zöglinge für eine Stunde von sechs bis sieben in der Aula und machten ihre Hausaufgaben. Der Master, der in der betreffenden Woche Dienst hatte, überwachte auch die Aufgabenstunden, das bedeutete: Er saß erhöht auf einem Podium an der Stirnwand der Aula und hielt auf Ordnung. Für diese Aufgabenstunden galten sehr einfache und sehr strenge Regeln: Es war verboten, von seiner Arbeit aufzuschauen, und es war verboten zu sprechen. Das war alles, aber das engte den Spielraum doch ganz gewaltig ein. Im äußersten Notfall – und was darunter zu verstehen war, blieb mir ziemlich schleierhaft – durftest du dich melden und musstest abwarten, bis du aufgerufen wurdest, und du hattest unbedingt sicherzustellen, dass es sich wirklich um einen äußersten Notfall handelte. In den vier Jahren, die ich in der St. Peter’s School war, habe ich nur zweimal erlebt, dass ein Zögling während der Aufgabenstunde den Finger hob. Das erste Mal spielte sich folgendermaßen ab: Master: Was gibt’s?
 Schüler: Bitte, darf ich bitte austreten?
 Master: Auf keinen Fall. Hättest du vorher erledigen müssen. Schüler: Aber ich ... Bitte, Sir ... Vorher konnte ich nicht ... Da hab ich nicht gemusst ...
 Master: Was kann ich dafür? Setzen! Weitermachen! Schüler: Aber, Sir ... Ach, bitte Sir ... Lassen Sie mich bitte gehen. Bitte!
 Master: Wenn du noch ein Wort sagst, bist du dran. Aber wie! Natürlich machte der Schüler in seiner Not in die Hose und bekam nachher oben ein Donnerwetter von der Heimleiterin. Das zweite Mal, weiß ich noch gut, fand im Sommerhalbjahr statt, und der Junge, der sich meldete, hieß Braithwaite. (...) Es ergab sich etwa folgender Dialog: Master: Ja, was gibt’s? 
Braithwaite: Bitte, Sir, eine Wespe ist durchs Fenster reingekommen und hat mich in die Lippe gestochen. Und nun ist die ganz geschwollen.
 Master: Eine was ist da reingekommen? 
Braithwaite: Eine Wespe, Sir.
 Master: Sprich deutlicher, Junge, ich kann dich nicht verstehen! Eine was soll da durchs Fenster reingekommen sein? Braithwaite: Deutlicher kann ich nicht sprechen, Sir, weil meine Lippe so dick ist.
 Master: Weil deine was so dick ist? Willst du dich hier lustig machen? Braithwaite: Nein, Sir, ganz und gar nicht.
 Master: Dann sprich anständig, Junge! Was ist los mit dir? Braithwaite: Wie gesagt, Sir: Ich bin gestochen worden, Sir. Meine Lippe ist geschwollen. Es tut wahnsinnig weh. Master: Wahnsinnig weh? Was tut wahnsinnig weh? Braithwaite: Meine Lippe, Sir. Sie wird immer dicker und dicker.
 Master: Welche Aufgaben machst du heute Abend? Braithwaite: Französische Vokabeln, Sir. Wir sollen sie aufschreiben.
 Master: Schreibst du mit der Lippe?
 Braithwaite: Nein, Sir, das nicht, aber sehen Sie hier ... Master: Alles, was ich hier sehe, ist, dass du hier einen Höllenlärm veranstaltest und alle anderen störst. Weiterarbeiten! Das waren harte Burschen, unsere Masters damals, kein Zweifel. Und wer das durchstehen wollte, der musste selber ganz schön hart werden. (...) Das Verhängnis nahm seinen Lauf, als ich aus Versehen mit der Feder danebentippte und sie in die hölzerne Pultplatte rammte. Die Feder ging natürlich zu Bruch. Und ich wusste, dass ich diesmal keinen Ersatz bei mir hatte. (...) (aus: Wie ich Schriftsteller wurde) Dieser grausame Rohrstock beherrschte unser Leben. Wir wurden verprügelt, weil wir im Schlafsaal geredet hatten, nachdem das Licht aus war, weil wir in der Klasse schwatzten, weil wir faul waren, weil wir die Anfangsbuchstaben unseres Namens ins Pult schnitzten, weil wir über Mauern kletterten, weil wir nicht ordentlich angezogen waren, weil wir Papierschwalben fliegen ließen, weil wir am Abend vergaßen, unsere Hausschuhe anzuziehen, weil wir unser Turnzeug nicht ordentlich wegräumten, und vor allem dann, wenn wir einem unserer Master – sie wurden damals noch nicht Lehrer genannt – widersprochen hatten. Mit anderen Worten: Wir wurden für alles verdroschen, was kleine Jungen normalerweise tun. Wir hüteten also unsere Zunge. Und wir bedachten jeden Schritt. Meine Güte – und wie wir auf unsere Schritte achteten! Wir wurden unglaublich behände und wachsam. Wo wir auch gingen, wir bewegten uns vorsichtig, die Ohren gespitzt, auf jede Gefahr gefasst, wie kleine, wilde Tiere, die scheu durch die Wälder huschten. (aus: Oh Boy) Aber einmal in der Woche, an jedem Samstagvormittag, jedem wunderschönen und gesegneten Samstagvormittag, verblassten die grauenhaften Schrecken, (...) und dann platzte mit flatternden Kleidern, klirrenden Ketten und wehenden Locken eine Frau in den Raum und rief fröhlich: «Hallo, ihr alle! Nicht so trübselig! Dies ist doch kein Trauergottesdienst!», oder irgendetwas anderes in diesem Sinn. Und das war Mrs. O’Connor. Geliebte, wunderschöne Mrs. O’Connor mit ihren verrückten Kleidern und der grauen Mähne, die in alle Himmelsrichtungen wehte. Sie war vielleicht 50 Jahre alt, hatte ein Pferdegesicht und lange gelbe Zähne, aber wir fanden sie wunderschön. (...) Jeder von uns war drei Jahre lang an jedem Samstagvormittag mit ihr zusammen vom zehnten Lebensjahr an bis zu dem Zeitpunkt, in dem wir diese Schule verließen. Und in dieser Zeit lernten wir die gesamte Geschichte der englischen Literatur kennen, vom Jahre 597 nach Christi bis ins frühe 19. Jahrhundert. Und was für ein überwältigendes Vergnügen war das! Sie hatte die Begabung, alles, wovon sie sprach, für uns lebendig zu machen. (...) Und so bin ich auf diese Weise ein begieriger und unersättlicher Leser guter Literatur geworden. Liebe gute Mrs. O’Connor! Wegen der Wonnen ihrer Samstagvormittage hat es sich vielleicht doch gelohnt, in diese grauenhafte Schule zu gehen. (aus: Wie ich Schriftsteller wurde) ** Musik Erzählerin: Das Lesen war Roald Dahls Rettung. Und nichts war Dahl später ein größeres Anliegen, als mit seinen Büchern in Kindern die Liebe zum Lesen zu erwecken. Roald Dahls Mutter bekam von den Leiden ihres Sohnes nichts mit. Jeder Brief, den die Kinder nach Hause schickten, wurde vom Schulleiter gegengelesen. Außerdem war Tapferkeit eine hohe Tugend bei den Dahls. Gejammert wurde nicht. Zitator 1: „Meine Mutter hat all diese Briefe (...) aufbewahrt, allesamt fein säuberlich mit einem grünen Band gebündelt. Aber das war ihr persönliches Geheimnis, sie hat mir nie auch nur eine Andeutung gemacht davon. Im Jahre 1967, als sie merkte, dass es mit ihr zu Ende ging, lag ich in Oxford nach einer schweren Wirbelsäulenoperation im Krankenhaus und konnte ihr nicht schreiben. Da ließ sie sich extra ein Telefon ans Bett legen, um mit mir ein letztes Mal sprechen zu können. Dass sie im Sterben lag, hatte sie mit keinem Wort erwähnt, und auch von anderer Seite hatte ich davon nichts zu hören bekommen, weil es mir zu der Zeit selber sehr schlechtging. Sie fragte mich nur nach meinem Befinden und äußerte die Hoffnung, dass es mir recht bald wieder bessergehen möge, und grüßte mich voller Liebe. Ich ahnte nicht, dass sie schon am folgenden Tag sterben musste, aber sie wusste das ganz genau, und deswegen wollte sie – zum allerletzten Mal – die Verbindung herstellen und mit mir sprechen. Als ich geheilt nach Hause entlassen wurde, händigte man mir diese komplette Sammlung meiner Briefe aus...“ Erzählerin: Über sechshundert Stück sind es, geschrieben über einen Zeitraum von vierzig Jahren hinweg. Allesamt wimmeln sie nur so vor Fehlern, denn Roald Dahl litt an einer unheilbaren Rechtschreibschwäche. Er selbst trug es mit Humor. Bereits die Briefe des Neunjährigen zeugen von seiner Fürsorglichkeit– und offenbaren seine Freude an Wortwitz und Skurrilität. Es sind die ersten Schwungübungen des zukünftigen Schriftstellers. Zitator 1: Liebe Mama,
... Wenn ich nach Hause komm, wär’s dann nicht am besten für dich, wenn du nachdem du Alfhild getroffen hast in der Stadt bleibst und einkaufst und so und dort zu Abend isst und dann kommst und mich triffst. Dann müsstest du nicht von Bexley hin und her fahren. ** Gestern haben wir gegen St Dunstans gespielt und beide Elfs haben verloren. Das hatten wir schon an zwei Eseln gesehen. Wenn wenn wir hinfahren, kommen wir immer an einem Feld mit zwei Eseln vorbei und wenn die zu uns schauen, verlieren wir und wenn sie in die andere Richtung schauen, gewinnen wir; das stimmt immer. ** Entschuldigung für die schlechte Handschrift, aber ich schreibe während der Hausaufgaben, zudem unter ziemlich schlechten Bedingungen, und eine Entschuldigung ist, dass unten einer singt, was klingt wie die Kniescheibe von einer Fliege, die in einer billiösen Butterblume rasselt, die gleichzeitig Hexenschuss und einen Nierenschaden hat! Alles Liebe Roald Erzählerin: Anfang 1930 kommt der 13jährige nach Repton, einer jener traditionsreichen Privatschulen, in der die Kinder Nadelstreifenhosen und Frackwesten tragen. Und damit vom Regen in die Traufe: Zitator 1: „Vier Jahre sind eine lange Zeit im Gefängnis. Es war als tasteten wir uns durch einen schier endlosen, schwarzen Tunnel, an dessen Ende ein Lichtchen schimmerte, und falls wir es je erreichten, wären wir schon achtzehn Jahre alt.“ Erzählerin: Zum Glück ist Dahl ein guter Sportler, jede Art von Rasensport macht ihn glücklich. Ebenso wie das Fotografieren, das er sehr ernsthaft betreibt. In einer Ecke des Musiktraktes richtet er sich sogar eine kleine Dunkelkammer ein. Das waren seine Lichtblicke – während die Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten weitergingen – und sich sogar steigerten. Nun durften nicht nur Lehrkörper mit dem Rohrstock hantieren, sondern auch die älteren Schüler: An der Schule wurde der Brauch des „Fuchsdienstes“ gepflegt, wonach die älteren die jüngeren Schüler wie Leibeigene behandeln durften. In der Hierarchie am höchsten standen die so genannten „Boazer“. Laut Dahl zählten sie zu den gefürchtetsten Gestalten der Schule. Vieles, was Roald Dahl in Repton erlebte, war mindestens ebenso so bizarr - wie später seine selbsterfundenen Geschichten. In seiner Autobiographie „Boy“ erzählt er davon: Zitator 1: Das Dasein eines Fuchses war in Repton so reglementiert und kompliziert, dass ich allein darüber ein ganzes Buch vollschreiben könnte. Ein Boazer hatte zum Beispiel das Recht, jeden beliebigen Fuchs im Hause zu jeder nur denkbaren Dienstleistung zu zwingen. Er konnte sich irgendwo im Hause, sei es im Korridor, sei es in der Umkleidekammer oder auf dem Hof hinstellen und lauthals schreien: «FUCHS!», und augenblicklich musste jeder Fuchs im Umkreis alles stehen- und liegenlassen und losrasen an den Punkt, von dem der Schrei ausgegangen war. Jedes Mal ging ein wildes Gerenne los, wenn der Ruf «FUCHS!» durchs Haus hallte, weil regelmäßig derjenige, welcher zuletzt eintraf, zur Erledigung des Auftrags verdonnert wurde, und das war immer etwas Erniedrigendes oder Unangenehmes, worauf nur Boazers verfallen konnten. In meinem ersten Halbjahr stand ich einmal kurz vor dem Mittagessen in der Umkleidekammer und kratzte bei den Fußballstiefeln meines Stubenältesten den Matsch von den Sohlen, als ich das berühmte «FUCHS!» am anderen Ende des Hauses schreien hörte. Ich ließ alles fallen und sauste ab. Ich wurde Letzter, und der Boazer, der den Fuchs-Schrei ausgestoßen hatte, ein strammer Sportsmann namens Wilberforce, sagte auch prompt: «Dahl, herkommen.» Die übrigen Füchse verkrümelten sich mit Lichtgeschwindigkeit, während ich schüchtern nähertrat, um den Befehl entgegenzunehmen. «Du gehst aufs Scheißhaus und wärmst mir den Sitz vor», sagte Wilberforce. «Aber ich will ihn schön gemütlich warm haben, sage ich dir.» Ich hatte nicht die geringste Vorstellung, was er damit wohl meinen könnte; aber Rückfragen, das wusste ich genau, waren bei einem Boazer nicht ratsam. Also machte ich, dass ich wegkam, und suchte mir einen Mit-Fuchs, der mich über den Sinn dieses komischen Auftrags aufklären konnte. Der Sinn war, dass der Boazer aufs Klosett zu gehen wünschte und sich lieber auf eine für ihn vorgewärmte Brille niederzulassen gedachte. Die sechs Haustoiletten hatten alle keine Türen und waren draußen in einem ungeheizten Aborthäuschen untergebracht. Im Winter, wenn’s kalt war, fror einem buchstäblich der Arsch ab, wenn man zu lange hockte. An jenem Tag damals war es nun wirklich eiskalt, (..) Mit meinem Taschentuch wischte ich den Raureif von der Brille, und dann hieß es: Hose runter und sich draufsetzen. Geschlagene fünfzehn Minuten harrte ich aus in der beißenden Kälte, ehe Wilberforce zu erscheinen geruhte. «Hast du die Eisschicht abgemacht?», fragte er.
«Ja, Wilberforce.»
«Und ist die Brille jetzt auch warm?»
«Wärmer schaff ich nicht, Wilberforce», sagte ich.
«Na, das werden wir ja gleich sehen», sagte er. «Du kannst jetzt aufstehen.» Ich erhob mich von der Klobrille und zog mir die Hose hoch. Dafür ließ Wilberforce seine Hose fallen und nahm Platz. «Sehr gut», sagte er. «Wirklich sehr gut.» Er sprach wie ein Weinprüfer, der einen alten Rotwein begutachtet. «Du kommst auf meine Liste», setzte er hinzu. Ich hörte mir das an, als ich da in der Kälte stand und mir die Hosentür zuknöpfte. Ich hatte keine Ahnung, was er meinte. «Die einen Füchse haben kalte Ärsche», sagte er. «Die andern haben warme. Ich nehme zum Kloanwärmen nur warmärschige Füchse. Auf dich werde ich schon bald zurückgreifen.» Und das tat er dann auch. Von Stund an war ich den ganzen Winter hindurch Wilberforces Lieblingskloanwärmer, weshalb ich mir angewöhnte, in meiner Frackjacke stets ein Taschenbuch bei mir zu haben, um mir damit bei den langen Klowärmsitzungen die Zeit zu vertreiben. Im Laufe meines ersten Winters in Repton habe ich beim Sitzen auf dem Boazers-Klo praktisch die gesammelten Werke von Charles Dickens durchgelesen. Musik: Tales of the unexpected Erzählerin: In der Geschichte „Der rasende Mr. Foxley“ begegnet der Ich-Erzähler, ein Mann namens Perkins, seiner Vergangenheit: Es ist das Antlitz von Foxley, der ihm einst, vor vielen Jahrzehnten im Internat als Boazer das Leben zur Hölle gemacht hatte. Perkins - im Zugabteil mit ihm sitzend -wird von seinen Erinnerungen an die Vergangenheit überwältigt. „Der rasende Mr. Foxley“ ist eine der wenigen stark autobiographischen Kurzgeschichten von Roald Dahl. Die Grausamkeiten, die Foxley dem Ich-Erzähler antut - entstammen alle dem Fundus von Dahls eigenen schlimmen Erlebnissen im Internat: Zitator 2: «Na, wie viele sollen es diesmal sein? Sechs im Morgenrock oder vier ohne?» Ich konnte mich nie überwinden, diese Frage zu beantworten. Ich stand nur da und starrte auf die schmutzigen Dielen, schwindlig vor Furcht, unfähig, an etwas anderes zu denken als daran, dass dieser große Junge gleich anfangen würde, mich mit seinem langen, dünnen weißen Stock methodisch geschickt und mit offensichtlichem Vergnügen zu schlagen, bis ich blutete. Vor fünf Stunden hatte ich mich erfolglos bemüht, das Kaminfeuer in seinem Arbeitszimmer in Gang zu bringen. Ich hatte mein Taschengeld für eine Schachtel Spezialfeueranzünder ausgegeben, ich hatte die Kohlen mit einer Zeitung gefächelt, ich hatte auf den Knien gelegen und aus Leibeskräften geblasen – alles vergebens. «Wenn du störrischer Bursche nicht antworten willst», sagte die Stimme, «dann muss ich eben für dich entscheiden.» Ich brachte kein Wort heraus. Und dabei hätte ich so gern geantwortet, weil ich genau wusste, was ich zu wählen hatte. Es ist das Erste, was ein neuer Schüler lernt. Immer den Morgenrock anbehalten und die Extraschläge in Kauf nehmen. Sonst gibt es mit ziemlicher Sicherheit blutige Striemen. Selbst drei mit Morgenrock sind besser als einer ohne. «Zieh dich aus, geh in die Ecke und bück dich, bis deine Hände die Zehen berühren. Ich werde dir vier geben.» Langsam zog ich den Morgenrock aus und legte ihn auf den Stiefelschrank. Langsam ging ich in die Ecke, frierend und ungeschützt in meinem Baumwollpyjama. Ich trat leise auf, und alles um mich herum war plötzlich hell und flach und weit entfernt wie das Bild einer Laterna magica, sehr groß, sehr unwirklich und wegen des Wassers in meinen Augen sehr verschwommen. «Los, bück dich. Tiefer – viel tiefer.» Nun ging er zum anderen Ende des Umkleideraums, und ich beobachtete ihn durch meine Beine hindurch, bis er die Tür erreicht hatte, (...) Das tat er immer. Dann hörte ich ein fernes, aber laut zwischen den Becken und Röhren widerhallendes Geräusch: Seine Schuhe schlugen auf den Steinfußboden auf, als er zu laufen begann. Durch meine Beine hindurch sah ich, wie er die beiden Stufen zum Umkleideraum hinaufsprang und mit vorgestrecktem Kopf, den Stock hoch erhoben, auf mich zugerast kam. Das war der Moment, in dem ich die Augen schloss, auf den Hieb wartete und mir befahl, mich um alles in der Welt nicht aufzurichten. Jeder, der schon einmal richtige Prügel bezogen hat, wird Ihnen bestätigen, dass man den Schmerz erst acht bis zehn Sekunden nach dem Schlag fühlt. Den Schlag selbst empfindet man nur als einen derben Stoß gegen das Gesäß, der einen völlig benommen macht. (Ich habe gehört, bei einer Schussverletzung sei es genauso.) Aber später, mein Gott, später ist es, als hätte einem jemand einen glühenden Feuerhaken auf das nackte Gesäß gelegt, und ob man will oder nicht, man muss einfach nach hinten greifen und versuchen, den Schmerz mit den Händen zu dämpfen. Foxley wusste um diese Verzögerung, und der langsame Rückweg zur Tür des Badezimmers – eine Entfernung von etwa fünfzehn Metern – gab jedem Schlag viel Zeit, den Höhepunkt des Schmerzes zu erreichen, bevor der nächste fiel. Beim vierten Schlag richtete ich mich unweigerlich auf. Ich konnte nicht anders. Es war die automatische Abwehrreaktion eines Körpers, der nicht fähig ist, mehr zu ertragen, als man ihm bereits zugemutet hat. «Du hast gezuckt», sagte Foxley. «Der letzte zählt nicht. Los – bück dich.» Diesmal war ich vorsichtig genug, meine Fußknöchel zu umklammern. Danach pflegte er mich zu beobachten, wenn ich – sehr steif jetzt und mir die Rückseite reibend – zum Stiefelschrank ging, um meinen Morgenrock anzuziehen. Ich versuchte immer, den Kopf so zu halten, dass er mein Gesicht nicht sah. Und beim Hinausgehen hörte ich jedes Mal sein: «He, du! Komm zurück!» Ich blieb dann stehen, drehte mich um und wartete. «Komm her. Na los, komm schon. Hast du nicht etwas vergessen?» Alles, woran ich in diesem Augenblick denken konnte, war der schreckliche Schmerz im Gesäß. «Du bist ein unverschämter und schlecht erzogener Bursche.» Er ahmte die Stimme meines Vaters nach. «Bringt man euch in eurer Schule keine besseren Manieren bei?» «Danke ... schön», stammelte ich. «Danke ... schön ... für die Schläge.» Musik Erzählerin: Das Motiv der Rache –kommt in den meisten Dahlschen Geschichten zum Einsatz. Bis zu seinem Lebensende spielte er es in immer neuen Varianten durch. Meist ist die Rache süß – in den Geschichten von Roald Dahl. In diesem - von Dahls eigenen Erfahrungen durchdrungenen Plot- jedoch nicht. Ein Leben lang sollten Schmerzen die Erinnerung an die Schläge, die er im Internat erhalten hatte, in Dahl wach halten. In seinen Kinderbüchern hingegen gelingt es den Geknechteten, sich mit Hilfe von Magie und Zauberei von ihren Peinigern zu befreien. Und wie geht es in der Lammkeule weiter? Musik: Erzählerin: Als sei nichts geschehen, schiebt Mary das Fleisch in den Ofen und geht dann zum Lebensmittelhändler einkaufen. Bei ihrer Rückkehr findet sie den toten Ehemann vor und ruft die Polizei. Es sind Patricks Kollegen, welche die Ermittlungen führen... Ausschnitt Hörspiel Lammkeule Musik: unterlegen Zitator 1: „Ein Schlag auf die Birne hat mich zum Schriftsteller gemacht“. Erzählerin: Mit diesen Worten pflegte der Autor seine schriftstellerische Entwicklung kurz und trocken auf den Punkt zu bringen. Mehr darüber in der zweiten Stunde der Langen Nacht über Roald Dahl. Musik 2. Stunde Musik: Andrew Sisters: Drinking rum and coca cola Zitator 1: Liebe Mama, (...)Eigentlich wollte ich dir schon heute Nachmittag schreiben, weil ich schon wusste, dass ich abends bestimmt betrunken bin, weil wir Dart spielen wollten. Aber dann fragte jemand, ob ich mit im Indischen Ozean baden komme,(...)– das Wasser ist warm wie in der Badewanne, aber außerdem hatten wir heute Vormittag alle einen verdammt großen Hai am Strand gesehen, den ein paar Fischerjungs gefangen hatten. David schrie die ganze Zeit, hinter uns wäre ein Hai, und die Hummer zwickten uns in die Zehen, & Haie bissen uns in die Kronjuwelen – trotzdem, noch spreche ich nicht im Falsett. Dann spielten wir Dart gegen das Gymkhana-«A»-Team hier im Haus – das ging erst vor 1⁄2 Stunde zu Ende, & alle Beteiligten genehmigten sich ordentlich was zu trinken. Das Ergebnis siehst du in meiner Handschrift, bitte tausendmal um Verzeihung, aber andernfalls müsste ich warten, bis ich nüchtern bin & die verfluchte Post verpassen & du würdest wahrscheinlich denken, ich wäre vom Nashorn gefressen worden oder von Termiten oder irgendwas ähnlich Gefährlichem.(...) ... Gestern Abend war eine gute Party zu Hause bei Penny Burgess, & danach gingen wir noch tanzen. Von Samstagnachmittag 2 Uhr bis Sonntag(heute)morgen 2 Uhr hab ich die folgende Auswahl Alkoholika konsumiert: – Bier Gin Whisky Rum Champagner Sherry Crème de Menthe Brandy Du findest das sicher alles schrecklich, aber es ist schon in Ordnung; so lassen wir nur am Wochenende nach einer schweren Arbeitswoche die Sau raus, & morgen ist wieder alles beim Alten – wie geschmiert usw. usw. Anbei ein verdammt riesiger Falter, ich frage mich, in welchem Zustand der in England ankommt – hoffentlich musst du keinen Zoll für seine Kronjuwelen zahlen. Bestell seinen Eltern, er fiel im Kampf für sein Vaterland & mit dem Hitlergruß. ... Entschuldige den albernen Brief, nächstes Mal besser, und jetzt will ich nur noch ins Bett fallen Alles Liebe an alle Roald Musik: „Drinking rum and coca cola“ von den Andrew Sisters kurz hoch Erzählerin: Ein Brief von Roald Dahl aus dem Jahr 1939. Seinem Inhalt nach zu urteilen, war seine Mutter offensichtlich auch ein guter Kumpel für ihn. Jedenfalls nimmt er kein Blatt vor den Mund, als er Sophie Magdalene Dahl im halbtrunkenen Zustand einen Brief aus dem afrikanischen Daressalam schreibt. Schon seit zwei Jahren ist der 23 Jährige für die Shell Company in Ostafrika tätig. Seine Aufgabe ist es, Treibstoff und Schmieröl für landwirtschaftliches Gerät zu liefern. Gemeinsam mit zwei Kollegen bewohnt er eine herrschaftliche Villa mit Dienstangestellten. Er lernt Suaheli und morgens Skorpione aus seinen Stiefeln zu schütteln. Zitator 1: Ein Schlag auf die Birne machte mich zum Schriftsteller. Erzählerin: Pflegte Roald Dahl gerne lakonisch seine Entwicklung festzuhalten. Wie es dazu kam, davon handelt die zweite Stunde der Langen Nacht über Roald Dahl. Zitator 1: Manchmal hatte ich im Innern des Landes zu tun, und dann kam Mdisho immer mit. Wir fuhren mit dem Kombiwagen der Shell Company und waren durch ganz Tanganjika einen Monat lang unterwegs, auf Feldwegen, die von Millionen von kleinen, eng beieinanderliegenden Rinnen zerfurcht waren. Im Kombi hatte man dann das Gefühl, über einen riesigen Vibrator zu fahren. Wir kamen nach Westen bis ans Ufer des Tanganjika-Sees in Zentralafrika, fuhren weiter nach Süden bis an die Grenze zu Nyassaland und dann wieder in östlicher Richtung auf Mozambique zu. Zweck dieser Fahrten war es, die einzelnen Shell-Kunden zu besuchen. Diese Kunden hatten Diamantminen und Goldminen und Sisalplantagen und Baumwollplantagen und was weiß ich sonst noch, und meine Aufgabe war es, ihren Maschinenpark mit den richtigen Sorten Schmieröl und Treibstoff zu versorgen. Dazu gehörten weiter nicht viel Intelligenz und Phantasie, aber man musste weiß Gott zäh und fit sein. Ich liebte dieses Leben. Wir sahen Giraffen unbekümmert am Wegrand stehen und die Baumwipfel abknabbern. Wir sahen jede Menge Elefanten und Flusspferde, Zebras und Antilopen und gelegentlich auch ein Rudel Löwen. Angst hatte ich nur vor Schlangen. Oft sahen wir große Schlangen, die vor dem Wagen über den Weg glitten, und dann durfte man nie das Tempo erhöhen und versuchen, sie zu überfahren, vor allem dann nicht, wenn man, wie wir das oft taten, mit zurückgeklapptem Verdeck fuhr. Wenn man mit einiger Geschwindigkeit über eine Schlange fährt, kann das Vorderrad sie hochschleudern, und dann besteht die Gefahr, dass sie einem im Schoß landet. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen. Erzählerin: (Auf seinen Reisen bekommt er Leoparden und Giraffen zu Gesicht.) Doch den seltsamsten Gestalten begegnet Roald Dahl in den Bars und Clubs in Daressalam. Und er selbst gehört auch dazu: Rückblickend schämte er sich für sein snobistisch-imperiales Verhalten und beschrieb sich als «lächerlichen jungen Pakka Sahib». Der junge Dahl macht sich über das pompöse Gehabe seiner Landsleute lustig und verärgert deutsche Mitglieder des Clubs in Daressalam, indem er mit Dartpfeilen auf ein Hitler-Bild zielt. Der zweite Weltkrieg steht vor der Tür und Roald meldet sich bei der Royal Air Force. Zitator 1: „Sechs Monate lang brachten sie uns das Fliegen bei in kleinen Flugzeugen, die Tigermotten hießen, und das war auch eine herrliche Zeit. Wir schwirrten in unseren kleinen Tigermotten kreuz und quer über Kenia, sahen riesige Elefantenherden, sahen die rosafarbenen Flamingos auf dem Nakuru-See, sahen alles, was es in diesem überwältigend schönen Land zu sehen gab. Vor dem Start mussten wir oft eine Zebraherde vom Flugplatz scheuchen.(...) In Habbaniyih brachten sie uns bei, mit größeren, bewaffneten Flugzeugen zu fliegen, und wir veranstalteten Schießübungen auf Schleppscheiben, die andere Flugzeuge hinter sich herzogen, und auf Bodenziele.“ Erzählerin: Was wie ein Abenteuer beginnt, mündet in einen Albtraum: Nach der Ausbildung kommt Dahl zu Jagdfliegern nach Ägypten. Seine Schwadron kämpft in Gloster Gladiators, einsitzigen Doppeldeckern, deren Maschinengewehre rechts und links vom Motor angebracht waren - und durch den Propeller schossen. Nicht immer funktionierte die Synchronisation und dann schoss der Pilot nicht auf den Feind, sondern in seinen eigenen Propeller. Doch immerhin dieses Schicksal blieb Dahl erspart. Denn es vergingen nur ein wenige Wochen, bis er im Oktober 1940 auf einem Nachtflug über der libyschen Wüste die Orientierung verlor: Zitator 1: Ich erinnere mich, wie die Maschine die Nase senkte, und ich erinnere mich, wie ich daran entlangblickte und den Boden sah und einen kleinen Kameldorn, der dort ganz allein wuchs. Ich erinnere mich an ein paar Felsbrocken, die dort neben dem Kameldorn im Sand lagen, und der Kameldorn und der Sand und die Felsbrocken sprangen aus dem Boden und kamen auf mich zu. Daran erinnere ich mich ganz deutlich. Und dann war da eine kleine Erinnerungslücke. Es kann eine Sekunde, es können dreißig gewesen sein; ich weiß es nicht. Ich glaube, es war sehr kurz, eine Sekunde vielleicht. Als Nächstes hörte ich rechts so etwas wie ein Puuhfff, als der Flügeltank an Steuerbord Feuer fing, und dann noch ein Puuhfff, als der Backbordtank folgte. Für mich war das nicht wichtig, und eine Weile lang saß ich still da, fühlte mich behaglich, aber ein bisschen schlaftrunken. Ich konnte nichts sehen mit meinen Augen, aber auch das war nicht wichtig. Kein Grund zur Sorge. Überhaupt keiner. Nicht, bis ich die Hitze an meinen Beinen fühlte. Anfangs war es nur eine Art Wärme, und die war auch in Ordnung, aber plötzlich war es eine Hitze, eine ziemlich sengende, stechende Hitze an beiden Beinen, von oben bis unten. Ich wusste, dass die Hitze unangenehm war, aber das war auch alles, was ich wusste. Ich mochte sie nicht, also zog ich meine Beine an und wartete. Ich glaube, es stimmte etwas nicht mit dem Telegrafensystem zwischen Körper und Gehirn. Es schien nicht sehr gut zu funktionieren. Irgendwie ging es ein bisschen langsam mit den Informationen ans Gehirn und den Bitten um Anweisungen. Aber ich glaube, dann kam doch eine Meldung durch, die lautete: «Hier unten ist große Hitze. Was sollen wir tun? (Unterzeichnet:) Linkes Bein und rechtes Bein.» Lange kam keine Antwort. Das Gehirn überlegte sich die Sache. Dann, langsam, Wort für Wort, kam die Antwort über die Leitungen. «Das – Flugzeug – brennt. Steig – aus – wieder-hole – steig – aus – steig – aus.» Erzählerin: Soldaten finden ihn und bringen ihn ins Lazarett. Roald Dahl erleidet einen Schädelbruch und schwere Kopfverletzungen. Es ist ein Schlüsselerlebnis: Zum ersten Mal blickt Roald Dahl dem Tod in die Augen. Viele Tage liegt er bewusstlos im Lazarett, von einer Schwester liebevoll umsorgt. Später wird er in einer Kurzgeschichte, den Sturz verarbeiten. Bizarre Fantasien begleiten ihn in der Phase der Bewusstlosigkeit. Im Angesicht des Todes bleibt Humor sein treuer Begleiter und spendet ihm Kraft und Zuversicht: Zitator 1: Die Männer standen neben dem Flugzeug und malten und sprachen über die Hitze. «Sie malen Bilder an die Flugzeuge», sagte ich. «Ja», sagte Peter. «Großartige Idee. Raffiniert.» «Weshalb?», sagte ich. «Erzähl mal.» «Es sind komische Bilder», sagte er. «Die deutschen Piloten werden lachen, wenn sie sie sehen; sie werden sich schütteln vor Lachen, sodass sie nicht mehr geradeaus schießen können.» «Ach, Mumpitz, Mumpitz, Mumpitz.» «Nein, es ist eine großartige Idee. Fabelhaft. Komm und sieh es dir an.» Wir liefen auf die Reihe der Flugzeuge zu. «Hopp, eins, zwei!», sagte Peter. «Hopp, eins, zwei! Bleib im Takt!» (...) Der Maler am ersten Flugzeug hatte einen Strohhut auf dem Kopf und machte ein trauriges Gesicht. Er kopierte eine Zeichnung aus einem Magazin, und als Peter sie sah, sagte er: «Junge, Junge, sieh dir das Bild an.» Er lachte, erst donnernd, dann brüllend, und er schlug sich mit den Händen auf die Schenkel und lachte, bog sich vor Lachen, lachte mit weit offenem Mund und geschlossenen Augen. Sein Seiden- Zylinderhut fiel ihm vom Kopf und in den Sand. «Das ist nicht komisch», sagte ich. «Nicht komisch!», schrie er. «Was meinst du damit – nicht komisch? Sieh mich doch an! Sieh dir an, wie ich lache. Wenn man so lachen muss, kann man nichts treffen. Keinen Heuwagen, kein Haus, keine Laus.» Und er hüpfte im Sand umher, gurgelnd und sich schüttelnd vor Lachen. (...) Da kapierte ich plötzlich den Witz und begann mit ihm zu lachen. Ich lachte so sehr, dass mir der Bauch wehtat und ich hinfiel und mich im Sand wälzte, ich brüllte und brüllte, weil es so komisch war, dass ich nichts anderes als lachen konnte. (...) «Du meine Güte! Was machst du für einen Lärm. Du musst nicht so schreien; das ist nicht gut für dich.» Das war eine weibliche Stimme. «Du bist ja ganz verschwitzt», sagte sie, und ich fühlte, wie jemand mir mit einem Taschentuch die Stirn wischte. «Du musst dich nicht so aufregen!» Dann war sie fort, und ich sah nur den Himmel, der war blassblau. (...)Überall um mich herum waren deutsche Jäger. Sie waren oben, unten und neben mir – es gab keinen Ausweg für mich, ich konnte nichts machen. „Oranges and Lemons said the bells of St. Clement“ sangen die Motoren. Sie griffen mich abwechselnd an, und sie flogen ihre Maschinen unbekümmert und drehten Kurven und Loopings und tanzten in der Luft. Aber ich hatte keine Angst, wegen der komischen Bilder auf meinen Tragflächen. Ich war ganz zuversichtlich und dachte: «Und wenn ich ganz allein gegen hundert von euch kämpfe, ich werde euch alle abschießen. Ich werde euch abschießen, während ihr lacht. Ja, das werde ich tun.» Musik: Oranges and Lemons Zitator 1: HERZLICHE GEBURTSTAGSGRÜSSE VOR ZWEI WOCHEN ÜBER WÜSTE ABGESTÜRZT MASCHINE AUSGEBRANNT ABER NUR GEHIRNERSCHÜTTERUNG NASE GEBROCHEN BALD WIEDER VÖLLIG OKAY ADRESSE NÄCHSTE WOCHEN ANGLOSWISS HOSPITAL ALEXANDRIA ERWARTE KEINE NACHRICHT GRÜSSE AN ALLE ROALD DAHL Erzählerin: Das Telegramm hatten andere für Dahl aufgegeben. Er selbst ist noch nicht in der Lage dazu: Schwere Kopfschmerzen plagen ihn. Und es sieht so aus, als sei er erblindet. Doch allmählich kehrt sein Augenlicht wieder zurück. Es gelingt einem Arzt seine zerstörte Nase wiederherzustellen. Nach fast neun Wochen Lazarett beginnt er wieder Briefe zu schreiben. Während seiner Genesungsphase vertieft sich seine Liebe zur klassischen Musik. Nach Hause schreibt er: Zitator 1: Meine größte Freude ist immer noch das Grammophon. Es spielt den ganzen Tag. Gerade jetzt höre ich den letzten Satz von Francks Symphonie in D-Moll. Davor lief Dvoˇráks Vierte (nicht die Neue Welt), und jetzt wo Cesar Franck zu Ende geht, muss ich aufstehen und etwas anderes auflegen. Entschuldige mich kurz – Sehr gut, Beethovens Trio in B-Dur – der Erzherzog. Du würdest staunen – ich könnte mittlerweile jede der neun Symphonien Beethovens erkennen, wenn du mir nur ein paar Takte vorspielst, und dasselbe gilt für Brahms, Elgar, Franck, Dvorák, Mendelssohn usw. Ich kenne sie praktisch alle in- und auswendig. Und obwohl ich noch immer keinen einzigen Takt richtig summen oder pfeifen könnte, kann ich doch mit größter Leichtigkeit eine Symphonie «durch- denken». Aber ihr Musikkenner habt bestimmt noch mehr davon. Für mich ist es nämlich einerlei, ob etwas in B oder Cis geschrieben ist; feine Änderungen der Tonart oder kluge Orchestrierung fallen mir nicht auf; und auch wenn ich ein paar Sekunden lang die Noten mitlesen kann, hinke ich sofort Kilometer hinterher, wenn’s etwas schneller wird. Trotz alledem gefällt’s mir aber wohl besser als vielen anderen. Ich weiß noch, wie Ellen vor Jahren mal sagte, Ashley bekomme immer so ein komisches Kribbeln im Rücken, wenn er Wagner höre, und für wie albern ich das hielt. Ist es aber nicht – mir kribbelt es im Bauch –, allerdings nicht von Wagner, außer an bestimmten Stellen. Beim Lesen von Matthew Arnolds «Scholar Gypsy» empfinde ich exakt dasselbe wie beim Hören von Beethovens Pastorale. Vielleicht ist das auch Unsinn, aber jedenfalls habe ich wieder mal drei Seiten vollgeschrieben, und wenn ich in etwa einer Minute Schluss mache, komme ich gerade rechtzeitig, um Beethovens Platte zu wenden. Alles, alles Liebe Roald Musik: Beethoven, 2. Satz Pastorale: ab 0.00 kurz frei stehen lassen, dann der Erzählerin und dem O-Ton unterlegen. Erzählerin: Die Liebe zur klassischen Musik wird ihn sein Leben lang begleiten. In einem Interview, 40 Jahre später, antwortet Roald Dahl auf die Frage, was ihm Musik bedeute: O-Ton Roald Dahl: Reporter: How much means music to you? Dahl: A great deal, but not in a professioal way. It means, in the old days... Zitator 1/ Overvoice Dahl: Musik bedeutet mir sehr viel, auch wenn ich nur Amateur bin. Aber früher, in den guten alten Zeiten bevor ich verheiratet war, fing ich morgens nie zu Schreiben an, ohne zuvor Musik aufzulegen, wirklich große Musik, wie ein Beethoven-Quartett. Und ich saß da und hoffte, etwas von dieser Größe würde abfärben. Es hilft sehr, weil es unmöglich ist, nach großartiger Musik absoluten Quatsch zu schreiben. Musik: Beethoven: 2. Satz Pastorale, wieder hoch und kurz frei stehen lassen, James Loughran, London Philarmonic Orchestra, Collins Classics Erzählerin: Sechs Monate nach dem Sturz auf den Kopf, zieht Roald Dahl schon wieder los. Im April 1941 folgt er nach Griechenland zu seiner Schwadron, die dort gegen die Deutschen eingesetzt worden war. Der ganze Einsatz ist eine Farce. In Griechenland verfügte die Royal Air Force über achtzehn Hurricanes. Die Deutschen hingegen hatten tausend Flugzeuge im Einsatz. Dahls Überleben gleicht einem Wunder und ist nur großem Glück zu verdanken. Und seiner fliegerischen Hochbegabung. Denn bislang hatte der junge Flieger nur Erfahrungen mit der Gladiator sammeln können, nicht aber mit der Hurricane. „Learning by doing“ hieß die Devise. Doch Dahl ist unerschrocken und die Faszination des Fliegens ist stärker als die Angst. In seiner Autobiographie „Im Alleingang“ erzählt er von seinem ersten Kampf-Einsatz mit der Hurricane: Zitator 1: Ich nahm Kurs, gab Gas und hoffte, dass ich alles richtig machte. Ich kontrollierte meine Bodengeschwindigkeit und rechnete aus, dass ich für die vierzig Meilen bis zu diesem Chalkis zehn bis elf Minuten brauchen würde. Ich überflog den Gebirgskamm in einem Abstand von 500 Fuß, und dabei sah ich eine einzelne einsame Ziege, braun und weiß, die auf dem nackten Fels umherkletterte. «Hallo, Ziege», sagte ich laut in meine Sauerstoffmaske hinein, «ich wette, du weißt nicht, dass die Deutschen dich in die Pfanne hauen werden, ehe du noch viel älter geworden bist.» Worauf die Ziege, wie ich mir, kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, bewusst wurde, sehr wohl hätte antworten können: «Das Gleiche gilt für dich, mein Junge. Du bist nicht besser dran als ich.» Dann sah ich unter mir in der Ferne eine Art Wasserstraße oder Fjord und eine kleine Ansammlung von Häusern am Ufer. Chalkis, dachte ich. Das musste Chalkis sein. In der Wasserstraße lag ein großer Frachter, und während ich hinblickte, sah ich dicht neben dem Schiff eine riesige Gischtsäule aufspritzen. Die Explosion einer Bombe im Wasser hatte ich bisher nur auf Fotografien gesehen. Ich suchte den Himmel über dem Schiff ab, konnte aber nichts entdecken. Ich suchte weiter. Wenn eine Bombe gefallen war, musste sie doch jemand abgeworfen haben. Zwei weitere große Wasserfontänen schossen um das Schiff herum in die Höhe. Da machte ich plötzlich die Bomber aus. Ich sah die kleinen schwarzen Punkte hoch über dem Schiff am Himmel kreisen. Das versetzte mir einen richtigen Schock. Zum ersten Mal sichtete ich den Gegner vom eigenen Flugzeug aus. Rasch entsicherte ich meinen Auslöseknopf. Ich schaltete das Zielgerät ein, und ein blassroter Lichtkreis mit zwei Querbalken erschien in der Luft schwebend vor meinem Gesicht. Ich hielt geradewegs auf die kleinen Punkte zu. Eine halbe Minute später hatten sich die Punkte zu schwarzen zweimotorigen Bombern vergrößert. Es waren Ju 88. Ich zählte sechs Maschinen. Ich suchte den Himmel über ihnen und um sie herum ab, konnte aber keine Jagdflugzeuge entdecken. Ich erinnere mich, dass ich ganz ruhig war und keine Angst hatte. Es ging mir nur darum, meine Sache gut zu machen und nichts zu verpatzen. In einer Ju 88 sind drei Mann, das heißt drei Augenpaare. Also gab es in den sechs Ju 88 nicht weniger als achtzehn Augenpaare, die den Himmel absuchten. Hätte ich über mehr Erfahrung verfügt, wäre mir das früher klar geworden, und ich hätte, ehe ich näher herankam, eine weite Kurve geflogen, um die Sonne im Rücken zu haben. Ich wäre auch sehr schnell höher gestiegen, um über ihnen zu sein, ehe ich angriff. Aber ich tat weder das eine noch das andere. Ich flog einfach auf sie zu, auf der gleichen Höhe wie sie, die helle griechische Sonne genau vor Augen. Sie entdeckten mich, als ich noch eine halbe Meile entfernt war, und plötzlich drehten alle sechs Bomber steil ab und hielten auf ein großes Gebirgsmassiv hinter Chalkis zu. Man hatte mir eingeschärft, beim Gasgeben nie «durch die Tür zu stoßen», außer in Notfällen. Wenn man «durch die Tür stieß», leistete der starke Rolls-Royce-Motor ein absolutes Maximum an Umdrehungen, eine Beanspruchung, die er nicht länger als drei Minuten durchhalten konnte. Okay, dachte ich, das hier ist ein Notfall. Ich ging mit dem Gas «durch die Tür». Der Motor brüllte auf, und die Hurricane machte geradezu einen Sprung nach vorne. Ich holte gegen die Bomber rasch auf. Sie hatten sich jetzt zu einer Linie auseinandergezogen und flogen auf gleicher Höhe nebeneinander, eine Formation, die es, wie ich bald feststellen sollte, allen sechs Heckschützen erlaubte, gleichzeitig auf mich zu feuern. Die Berge hinter Chalkis sind wild und schwarz und sehr zerklüftet, und die Deutschen flogen ein gutes Stück unterhalb der Gipfel in sie hinein. Ich folgte ihnen, und manchmal flogen wir so dicht an den Steilhängen entlang, dass ich sehen konnte, wie die verschreckten Geier sich in die Lüfte schwangen, als wir vorüberbrausten. Ich kam immer noch näher an die Bomber heran, und als ich etwa 200 Meter hinter ihnen war, begannen alle sechs Heckschützen, das Feuer auf mich zu eröffnen. Wie David Coke gesagt hatte, verschossen sie Leuchtspurmunition, und aus jeder ihrer sechs Heckkanzeln schoss ein leuchtender orangeroter Flammenstrahl. Sechs verschiedene orangerote Leuchtspurbahnen kamen aus verschiede- nen Kanzeln auf mich zu. Sie glichen dünnen Strahlen farbigen Wassers aus sechs verschiedenen Schläuchen. Es war ein faszinierendes Bild. Die tödlichen orangeroten Strahlen schienen ganz langsam aus den Kanzeln zu quellen, und ich sah, wie sich die Bahnen, während sie sich näherten, in der Luft krümmten und dann plötzlich wie Feuerwerkskörper an meinem Cockpit vorbeizischten. Ich merkte gerade, dass ich mich in die für einen angreifenden Jäger ungünstigste Position überhaupt gebracht hatte, als sich das Gebirgstal verengte und die Bomber gezwungen waren, hintereinander zu fliegen. Dies bedeutete, dass nur noch der hinterste auf mich schießen konnte. Das war schon besser. Jetzt kam nur noch eine orangerote Geschossbahn auf mich zu. David Coke hatte gesagt, ich solle auf einen der Motoren zielen. Ich flog noch ein Stück näher heran, und indem ich ein wenig hin und her manövrierte, bekam ich den Steuerbordmotor des Bombers ins Visier. Ich hielt ein Stück vor den Motor und drückte auf den Knopf. Die Hurricane bebte ein wenig, als die acht Brownings in den Tragflächen zugleich losratterten, und eine Sekunde darauf sah ich, wie ein Stück der metallenen Motorverkleidung von der Größe eines Servierbretts sich löste und durch die Luft flog. Du meine Güte, dachte ich, ich habe ihn getroffen! Ich habe ihn tatsächlich getroffen! Dann quoll schwarzer Rauch aus dem Motor, und ganz langsam, fast wie in Zeitlupe, neigte sich der Bomber nach Steuerbord und begann an Höhe zu verlieren. Ich drosselte die Geschwindigkeit. Der Bomber war jetzt unter mir. Ich sah ihn ganz deutlich, als ich aus meinem Cockpit nach unten schielte. Er stürzte nicht steil ab, und er trudelte auch nicht. Er drehte sich langsam um und um wie ein Blatt, und aus dem Steuerbordmotor quoll der schwarze Rauch. Dann sah ich einen ... zwei ... drei Menschen aus dem Rumpf springen und, Beine und Arme ausgestreckt, in grotesken Posen zur Erde hinunterfallen, und einen Augenblick später blähten sich nacheinander die drei Fallschirme auf, und sie schwebten behutsam zwischen den Steilhängen auf den schmalen Talgrund zu. Ich beobachtete gebannt dieses Schauspiel. Ich konnte es noch nicht fassen, dass ich wirklich einen deutschen Bomber heruntergeholt hatte. Aber der Anblick der Fallschirme war eine ungeheure Erleichterung für mich. Ich gab wieder Gas und begann über die Berge hinaufzusteigen. Die übrigen fünf Ju 88 waren verschwunden. Ich blickte mich um und sah ringsum nur gezackte Felsen. Ich nahm Kurs nach Süden und landete fünfzehn Minuten später in Elevsis. Ich stellte meine Hurricane ab und kletterte heraus. Ich war genau eine Stunde in der Luft gewesen. Mir kam es wie zehn Minuten vor. Ich ging langsam um die Maschine herum und inspizierte sie. Erstaunlicherweise schien der Rumpf völlig unbeschädigt zu sein. Der einzige Treffer, den diese sechs Heckschützen bei einem so leichten Ziel wie mir hatten anbringen können, war ein sauberes rundes Loch in einem der Blätter meines hölzernen Propellers. Ich schulterte meinen Fallschirm und ging zur Einsatzbaracke hinüber. Ich fühlte mich großartig. Erzählerin: Nur drei, vier englische Piloten überlebten den Einsatz in Griechenland. Roald Dahl quälten lange Zeit Schuldgefühle, dass er als einer der wenigen übrig geblieben war. Jahre später notiert er in seinem Skizzenbuch die Namen der verstorbenen Flieger. Über seine Kriegserlebnisse schrieb er später: Zitator 1: «Die Zeit lässt sie nie verblassen. Sie waren derart eindringlich und brutal, dass sie sich ins Gedächtnis gebrannt haben, als hätten sie sich erst vergangenen Monat zugetragen. Erzählern: Auch in seinen Kinderbüchern geht es immer wieder um Verlust: Oft handeln sie von Kindern, die ihre Eltern verloren haben. Und von Autoritäten, die vollkommen verantwortungslos, willkürlich und grausam agieren. Wie etwa in „ James and the giant peach “, zu deutsch: „James und der Riesenpfirsich“, einer der ersten Kindergeschichten Dahls. Sie handelt vom Waisenknaben James, der von seinen schrecklichen Tanten wie ein Sklave gehalten wird und ihren absurden Anweisungen folgen muss. Eines Tages wächst ein gigantischer Pfirsich heran, überrollt seine Peinigerinnen und James fliegt im Inneren des Riesenobsts um die Welt.Dahl selbst kann nach dem Krieg kein Flugzeug mehr steuern. Aber im Geiste wird er zusammen mit seinen Figuren noch auf viele fantastischste Reisen gehen: Musik von Cornelius Borgolte kurz hoch, dann unterlegen Zitator 2: Die Nacht senkte sich herab. Wolkengebirge ragten rundum auf: geheimnisvoll, drohend, erdrückend. Es wurde dunkler und dunkler. Ein blasser Dreiviertelmond stieg über den Wolkenspitzen auf und warf ein geisterhaftes Licht. (...) Kein Laut war zu hören. Ein Reise auf einem Riesenpfirsich ist etwas ganz anderes als eine Reise mit dem Flugzeug. Ein Flugzeug donnert dröhnend durch den Himmel und verscheucht mit seinem Lärm alles, was sich in den großen Wolkengebirgen verborgen hält. (...) Aber der Riesenpfirsich war ein leiser Reisender, der lautlos flog. Und während des langen , stillen Nachtflugs hoch über dem Meer sahen James und seine Freunde Dinge, die noch nie zuvor jemand gesehen hatte. Musik: kurz frei stehen lassen. Erzählerin: Im Spätsommer 1941 wird Dahl wegen schwerer Kopfschmerzen und Blackouts als fluguntauglich nach Hause entlassen. Die Royal Air Force bietet ihm eine Stelle als Fluglehrer an, doch er lehnt ab: Zitator 1: „Leben, aber nicht fliegen zu können, ist für einen Piloten schlimmer, als nicht zu leben.“ Erzählerin: Während eines Dinners im Pratt’s, einem exklusiven Herrenclub in London, erhält Dahl das Angebot, für die britische Botschaft in Washington zu arbeiten. Als stellvertretender Militärattaché soll er dort die amerikanische Öffentlichkeit dazu gewinnen, die Kriegseinsätze der Alliierten zu unterstützen. Musik: Glenn Miller, Tuxedo Junction Erzählerin: Schon in den ersten Tagen in seinem Büro in Washington, erhält Roald Dahl hohen Besuch. Besuch, der sein Leben verändern wird: O-Ton Roald Dahl Zitator 1: Overvoice Roald Dahl: Ich saß also in meinem Raum in der Botschaft, als ein kleiner Mann mit rundem Gesicht und dicken Brillengläsern hereinkam, ich dachte schon, er wollte mich nach einem Job fragen. Da sagte er: mein Name ist C.S. Forrester. (hier öffnen für das Englische: I thought: go on! -) Ich dachte, das kann doch nicht wahr sein! Einer meiner Götter kam in den Raum! Ich war ein großer Forrester-Leser. Er sagte: Würden sie mich zum Essen begleiten und mir währenddessen ihre aufregendsten Kriegserlebnisse erzählen? Ich werde sie niederschreiben für die „Saturday Post“ – und das wird gut für England sein. Und ich sagte, ja gerne. So gingen wir gemeinsam zum Lunch. Es gab Ente und er versuchte sich Notizen zu machen und gleichzeitig den Braten zu essen. Ich sagte: Wie wäre es, wenn ich das heute Abend für Sie notiere, und Sie können es dann in Form ziehen. Und er sagte: Das wäre wunderbar. (englischen O-Ton hochziehen: Would you do that?) Erzählerin: Forrester gab Dahl noch eine wichtige Information mit auf den Weg: Zitator 3: (Forrester) „Geben Sie mir viele Details. Das ist in unserem Beruf das Wichtigste, viele kleine Details, zum Beispiel, dass Ihnen der Schnürsenkel im linken Schuh gerissen war oder dass sich mittags eine Fliege auf den Rand Ihres Glases gesetzt hatte oder dass der Mann, mit dem Sie sich unterhielten, vorn einen abgebrochenen Zahn hatte. Versuchen Sie, zurückzudenken und sich an alles zu erinnern.“ Zitator 1: Am gleichen Abend setzte ich mich in dem kleinen Haus, in dem ich allein in einem Vorort von Washington wohnte, an den Tisch und schrieb meine Geschichte auf. Ich begann ungefähr um sieben Uhr und war um Mitternacht fertig. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich mir ein Glas portugiesischen Brandy eingegossen hatte, um mich in Schwung zu bringen. Zum ersten Mal in meinem Leben ging ich in dem, was ich tat, vollkommen auf. Ich tauchte in die Vergangenheit ein und war wieder in der glühenden Wüstenhitze von Libyen, ich spürte den weißen Sand unter den Füßen, kletterte ins Cockpit der alten Gladiator, schnallte mich an, rückte meinen Sturzhelm zurecht, ließ den Motor an und holperte über die Startbahn. Es war erstaunlich, wie alles in absoluter Klarheit wieder vor mir auftauchte. Es aufzuschreiben war nicht schwer. Die Geschichte schien sich von selbst zu erzählen und die Hand, die den Bleistift hielt, fuhr auf den Blättern rasch hin und her. Als die Geschichte fertig war, gab ich ihr zum Spaß einen Titel. Ich nannte sie „Ein Kinderspiel“. Zitator 3 (Forester) Lieber RD, Sie sollten mir eigentlich nur Notizen schicken, keine fertige Geschichte. Ich bin hellauf begeistert. Ihre Geschichte ist vorzüglich. (...) Wussten Sie, dass Sie ein Schriftsteller sind? Mit herzlichen Grüßen und Glückwünschen C. S. Forester Musik: Tuxedo Junction Zitator 1: Liebe Mama, ... Es sieht aus, als könnte ich hier ordentlich was verdienen, dank dieser Royal Air-Force-Geschichten, die unsere britischen Presseleute mich schreiben lassen. C.S.Forester hat meine erste zum wichtigsten Agenten in New York geschickt, gestern kam die Antwort. Ich hatte gehört, diese Agenten seien knallhart und brächten ihr Leben damit zu, aufstrebenden Autoren ihre Geschichten mit einem höflichen oder oft auch unhöflichen Ablehnungsbescheid zurückzuschicken. Von meiner aber sagten sie: «Bemerkenswert – wenn er das selbst geschrieben hat, ist er ein Naturtalent mit überragendem Stil; verkauft sich garantiert»!!, was C. S. Forester noch stärker umgehauen hat als mich. Er sagte, so was habe er im Leben noch nicht von seinen Agenten gehört, und er bekommt $1000 für eine Kurzgeschichte. Ich halte dich auf dem Laufenden. (...) Ich schicke dir demnächst eine Kopie der ersten Geschichte; sie heißt «Eine Kleinigkeit» und handelt davon, abgeschossen zu werden. Im Grunde tu ich damit ja bloß meine Pflicht, denn die sagen, sie wird allerhand Gutes in der amerikanischen Öffentlichkeit bewirken. Erzählerin: „A piece of cake“ nannte Dahl die Geschichte über seine dramatische Bruchlandung, zu deutsch, „Ein Kinderspiel“. Die Redaktion der „Saturday Evening Post“ veröffentlichte sie unter dem Titel „Shot down over Libya“, um sie mit dem – freilich fingierten - feindlichen Abschuss zusätzlich zu dramatisieren. Eine spannende Variante, die Dahl in Interviews ab und an gerne selbst zum Besten gab. Zitator 1: „Und so schrieb ich dort abends in Washington in den nächsten beiden Jahren insgesamt elf Kurzgeschichten. Sie sind alle an amerikanische Zeitschriften verkauft worden und erschienen später in einem kleinen Sammelband unter dem Titel „Over to You.“ Erzählerin: „Over to you“ erschien 1946 in den USA. In Deutschland kamen seine Fliegergeschichten heraus unter dem Titel:“...steigen aus...maschine brennt“. Alle Texte muss Dahl seinen Chefs von der Royal Air Force vorlegen. Erst dann darf er sie weiterschicken. Doch an Zensur war Dahl ja schon von Kindesbeinen an gewöhnt, sie konnte seiner Fantasie nichts anhaben. Mit britischem Understatement und bestem schwarzen Humor wird Dahl später seine steile Schriftstellerkarriere festhalten:. Zitator 1: „Ein Schlag auf meine Birne hat mich zum Schriftsteller gemacht.“ Musik: Tuxedo Junction Erzählerin: Auch für Kinder entwickelt Dahl eine Fliegergeschichte : „The Gremlins“.„Gremlins“ sind kleine launische Kerlchen mit Hörnern und langem Schwanz, die in Flugzeugen leben und dort allerhand Schaden anrichten – aber manchmal auch die Piloten schützen. Auf diese Kreaturen war Dahl erstmals bei den Jagdfliegern gestoßen, die einander während des Zweiten Weltkriegs mit solchen Märchen unterhielten. Dahl entwickelte daraus einen Plot, der ganz im Dienste Englands stand: Ein Pilot der Royal Air Force wird bei einem Einsatz verletzt. Während seiner Genesung trifft er auf Gremlins. Beide spielen einander Streiche, bis sie sich schließlich anfreunden und der Pilot sie dazu gewinnen kann, den Alliierten im Kampf gegen den Feind zu helfen, statt ihre Flugzeuge zu zerlegen. Atmo: Disney- Trickfilm Erzählerin: Ein einflussreicher Freund von Dahl schickte diese Kurzgeschichte an Walt Disney. Der Filmemacher war begeistert – und ließ „Die Gremlins“ Ende 1942 mit farbigen Comics im „Cosmopolitan Magazine“ veröffentlichen. Von da an wurden sie schnell berühmt, nicht nur in Militärkreisen. „Die Gremlins“ brachten Dahl sogar eine Einladung zum Präsidenten ein: Eleanor Roosevelt hatte die Geschichte ihren Enkelkindern vorgelesen und wollte den Autor persönlich kennenlernen: – Natürlich war das ganz im Sinne der Royal Air Force. Zitator 1: Liebe Mama, ich habe eine knappe Zusammenfassung meines kurzen Besuchs in Hyde Park für den Botschafter und andere diktiert und lege dir eine Kopie davon bei, um mir eine Menge Schreiberei zu sparen. Es steht nichts Geheimes drin, zumal sämtliche beschriebenen Gespräche in einem zwanglosem Rahmen stattfanden. Erzählerin: Hier ein Auszug aus der „Meldung“ des Militärattachés. Obgleich er nur einen Bericht verfassen soll, merkt man ihm seinen literarischen Anspruch an: Zitator 1: Ich ging ins Bad und drehte das Wasser auf. Es stank nach verfaulten Eiern. Richtig streng. Durch die Tür rief ich Richard zu: «Hier im Bad stinkt’s nach verfaulten Eiern.» Er antwortete: «Die [die Roosevelts] sind unten auf der Veranda und hören jedes Wort.» Ich sagte: «Oh», und dabei ließen wir es bewenden ... Tatsächlich war das Wasser im Haus voller Schwefel, woran man sich erst mal gewöhnen musste. Aber bestimmt war das prima für den Teint ... (...) Später schlüpfte ich gerade in mein Hemd, als das Telefon klingelte. Ich nahm ab. «Henry Morgenthau hier, ist Mrs. Roosevelt da?» Ich sagte: «Nein, das ist nicht ihr Zimmer.» Und er: «Hm, könnten Sie sie wohl an den Apparat holen?» Ich sagte: «Ja», zog meine Hose an und trapste nach unten, um ihr Bescheid zu geben. Sie machte gerade Toast. Oben in meinem Zimmer drangen darauf beide Stimmen aus dem Hörer, den ich auf dem Tisch hatte liegen lassen, und hallten durch den Raum wie Nebelhörner ...(...) (Am folgenden Tag) Der Präsident wirkte, wenigstens auf mich, doppelt so jung und halb so müde wie am Vortag. Er sah blendend aus, saß am Kopf der Tafel und unterhielt seine Gäste mit reichlich vulgären Geschichten über Leichen. (...) Mrs. Roosevelt erzählte daraufhin allerhand lustige Geschichten übers Schlafwandeln ... Sie sagte: «Als er jünger war, schlafwandelte Franklin ständig. Einmal, in den frühen Tagen des Automobils, wir besaßen einen alten Ford, wachte ich auf, und da stand er vor dem Bett, drehte aus Leibeskräften eine unsichtbare Kurbel und schimpfte: ‹Das blöde Ding springt einfach nicht an.›» «Darauf sagte ich», fuhr sie fort, «Franklin, steig ein, ich helfe dir. Er kam zurück ins Bett und legte die Hände auf ein unsichtbares Lenkrad, ich stand auf und tat, als ob ich kurbelte. Schließlich schlief er wieder ein. Am nächsten Tag konnte er sich an nichts erinnern.»(....) Wenigstens am Sonntag machte der Präsident auf mich einen im Allgemeinen recht zufriedenen und nicht übermäßig besorgten Eindruck. Mrs. R. hatte zuvor schon gesagt, die Probleme an der Heimatfront bereiteten ihm kein allzu großes Kopfzerbrechen; dafür sei er zu sehr alter Hase. Seine Politik bestehe darin, sich zurückzulehnen und abzuwarten, bis alle anderen sich müde geredet hätten. Jedenfalls an diesem Wochenende sah es eindeutig so aus ...(...) Erzählerin: Der Erfolg der „Gremlins“ öffnet Roald Dahl nicht nur die Tür ins Weiße Haus. Für drei Wochen wird der junge Autor von seiner Arbeit an der Botschaft freigestellt, um gemeinsam mit Walt Disney und seinen Zeichnern am Drehbuch zu arbeiten. Disney quartiert den 26 jährigen in ein luxuriöses Hotel in Beverly Hills ein – und stellt ihn einen „schimmernden Straßenkreuzer“ zur Verfügung. Bevor er sich' s versieht, ist Dahl Teil der glamourösen Hollywood-Welt. Seine Briefe nach Hause strotzen nur so von berühmten Namen: Zitator 1: An diesem Abend nahm ich ein Bad, rasierte mich und ging zum Dinner bei Ginger Rogers. Sie hat ein herrliches Haus, ganz oben auf den Hügeln und mit Blick aufs Meer. Bars, Swimmingpools, Tennisplätze, Privatkino usw., alles da, auch Ginger, bei weitem das Beste am ganzen Haus. Ein rasend nettes Mädchen. Die folgenden Tage war ich immer ab 7.30 Uhr im Studio, hatte Besprechungen mit Walt, schrieb, sah mir Storyboards an, gefolgt von noch mehr Besprechungen, mehr Schreiben und mehr Storyboards und so weiter, bis wir um sieben nach Hause fuhren. Am zweiten Abend ging ich auf Dorothy Lamours Hochzeitsempfang. Alle waren da. Ein Gewimmel aus Stars, Regisseuren, Produzenten usw. Die eine Hälfte war ausgesprochen nett, die andere ziemlich aufgesetzt. Den Großteil des Abends verbrachte ich mit Marlene Dietrich, von der ich schwer beeindruckt war. Immer wieder sagte sie: «Wenn doch nur meine Tochter hier wäre – die würde Ihnen gefallen», bis mir endlich die korrekte amerikanische Erwiderung einfiel, nämlich: «Schätzchen, was soll ich denn mit deiner Tochter? Hol deine Sachen, wir verschwinden.» Gary Cooper ist in Ordnung, und Spencer Tracy auch. Erzählerin: Dahl kommt mit seiner unkonventionellen Art gut an. Seinen Arbeitgebern indes ist er ein Dorn im Auge: O-Ton Roald Dahl: I didn’t last very long, because I am a tactless sort of fellow... Zitator 1/Overvoice: Ich blieb nicht sehr lang im diplomatischen Dienst, weil ich ein taktloser Genosse war – und genau das sollte man als Diplomat nicht sein. Erzählerin: Einem Freund schreibt Roald Dahl zwanzig Jahre später über diese Zeit: Zitator 1: «Ich war gerade aus dem Krieg gekommen. Da wurden Menschen getötet. Ich hatte Furchtbares gesehen. Jetzt fand ich mich urplötzlich in einem amerikanischen Vorkriegs-Cocktail-Mob wieder, musste mich grässlich mit goldenen Litzen und Quasten verkleiden. Das machte mich ziemlich dreist und unverblümt.“ Erzählerin: Nach nur wenigen Monaten wird Dahl aus der Botschaft entlassen. Doch er bleibt nicht lange ohne Arbeit: Seine Kontakte zur High Society und zu höchsten Regierungskreisen waren dem englischen Geheimdienst nicht verborgen geblieben. Und kurz nach seinem Rauswurf aus der Botschaft wird Dahl für die British Security Coordination in New York rekrutiert. Musik: Andrew Sisters: He is the boogie woogie bugle boy von 0.00- 0.50 frei lassen, dann unterlegen (bis 1.05)(bei 1.50 Trompetensolo, bei 2.20 gutes Ende ) Erzählerin: Roald Dahl ist witzig und charmant. - Wenn er will - und wenn ihn nicht gerade schwere Rückenschmerzen plagen. Der Offizier der Royal Air Force ist ein gefragter Gesprächspartner, der sich mit Fotographie, Jagd, Glücksspiel, Wein und Schokolade auskennt, belesen ist – und ein Liebhaber klassischer Musik. In seiner Uniform sieht der junge Mann blendend aus. Ein Held, der sein Leben für das Vaterland riskiert hat. Beste Voraussetzungen also für seine Mission, im Dienste ihrer Majestät, die Herzen der Amerikaner - und Amerikanerinnen zu gewinnen. Zitatorin: 'Ich vermute, er hat mit jeder Frau beider US- Küsten geschlafen, die mehr als 50 000 Dollar im Jahr hatte.' Erzählerin: So die Tochter von Dahls Freund Charles Marsh, einem anglophilen texanischen Zeitungsmagnaten. - Roald Dahl selbst hielt sich sein Leben lang über seine Geheimdienstarbeit bedeckt, doch soll er – laut den Recherchen der Journalistin Jennet Conant - tatsächlich an einige relevante Informationen gekommen sein. - Dahl hat eine Affaire mit der konservativen Kongressabgeordneten Clare Boothe Luce, deren Abneigung gegen den britischen Premier Churchill Londons diplomatischen Dienst Sorgen bereitete. Und eine Liebschaft mit der Erbin des Ölriesen 'Standard Oil' Millicent Rogers. Seiner Mutter erzählt er von einem Besuch auf ihrem Anwesen. Seine Affaire erwähnt er dabei mit keinem Wort, wie er überhaupt in den Briefen an die Mutter nichts von seinen Liebesangelegenheiten schreibt. Zitator 1: „Dann bin ich einen Tag rüber nach Long Island, Millicent Rogers besuchen. Fantastisch. Cecil Beaton, Elsa Schiaparelli (ich nenne sie Shocking) und diverse ähnlich sonderbare und bodenständige Gesellen waren auch da. Frauen mit Rubinhalsketten und Saphirhalsketten und weiß Gott was alles stromerten unten durch die kilometerlangen Flure. Es gab Schwimmbäder, türkische Bäder, Darmspülungen, Wärmetherapieräume und alles andere, was darauf abzielt, dass die zu rasch alternden Playboys und Playwomen etwas weniger rasch altern. Für mich war das nichts.“ Erzählerin: Laut der Roald-Dahl- Biographie von Donald Sturrock hatte Millicent Rogers nicht nur mit Dahl, sondern etwa zur gleichen Zeit auch eine Affaire mit Ian Fleming, dem späteren James-Bond-Erfinder. Wie Dahl auch gehörte Fleming zu der Gruppe von High-Society-Spionen und die beiden freundeten sich an. Erzählerin: Gut 20 Jahre später, zwei Jahre nach Flemings Tod, erhält Roald Dahl im Jahr 1966 einen fantastischen Auftrag: Er soll das Drehbuch zu Flemings Roman“ You Only Live Twice“ schreiben. Der Titel bezieht sich auf ein Gedicht, das James Bond im Buch schreibt. Es könnte auch Roald Dahl auf den Leib geschrieben sein: Zitator 3: Du lebst nur zweimal: Einmal, wenn du geboren wirst, und einmal, wenn du dem Tod ins Gesicht siehst.“ Musik: James Bond- Thema wird dem folgenden unterlegt Erzählerin: Die Produzenten erlaubten Dahl, die Vorlage von Fleming sehr frei zu behandeln. Und Dahl konnte dabei aus dem reichhaltigen Fundus eigener Erlebnisse schöpfen, nicht nur als Liebesspion: Erzählerin: James wird von sechs modernen Hubschraubern verfolgt – während er ihnen in einer luftigen Klapperkiste entkommt. Zitator 3: Es steht tausend zu eins, aber die tausend haben keine Chance. Erzählerin: In einer anderen Szene kommt es zu einer Bruchlandung, James rettet sich aus brennendem Flugzeug, das hinter ihm explodiert. Zitator 3: Bond, der Gentleman unter den Agenten, darf von der Schusswaffe Gebrauch machen- und er lässt keine Chance ungenutzt. Erzählerin: Und Dahl flicht sogar in den Trailer des James Bond-Films elegant den Titel einer seiner berühmtesten Kurzgeschichte ein: „Lamb to the slaughter.“ „Wie ein Lamm, das man zur Schlachtbank führt“, fühle er sich, sagt 007, während er von einer Schar leicht bekleideter japanischer Gespielinnen eingeseift wird. Zitator 3: Bond ist wieder da und er genießt die Liebe. Überall. Erzählerin: Und James lässt sich natürlich keine Chance entgehen in Liebesdingen. Zitator 3: „Wie kann ein so zartes Geschöpf so brutale Einfälle haben?“ Musik kurz hoch und aus Erzählerin: Einige Filmideen sponn Dahl auch in seinem Kinderbuch weiter: „Charlie und der gläserne Fahrstuhl“, die Fortsetzung des Romans „Charlie und die Schokoladenfabrik“. Erzählerin: James Bond wird Dahls einzige positive Erfahrung als Drehbuchautor bleiben. Über die Zusammenarbeit mit Regisseur Lewis Gilbert sagte er: Zitator 1: "Ein netter Regisseur, der mich in Ruhe ließ und sich an mein Buch hielt." Erzählerin: Walt Disneys Trickfilmpläne der Gremlins verliefen im Sand. Die Verfilmung von „Charly und die Schokoladenfabrik“ durch Mel Stuart wich zu sehr von seinem Buch ab und war ihm zu kommerziell. Und auch mit der Realisierung einer weiteren Adaption eines Romans von Ian Fleming, einem Film namens „Chitty Chitty Bang Bang“, war Dahl nicht glücklich. O-Ton Roald Dahl: I am not in love with cinema directors... .. Zitator 1 /Overvoice Roald Dahl: Lassen Sie es mich so sagen: Ich liebe Filmregisseure nicht besonders. Bis auf den von James Bond. Der war nett. Zitator 3 (Overvoice Reporter) Nun leben Sie in Amerika. -Sie hatten das große Glück, die exzellente Film-Schauspielerin Patricia Neal zu heiraten. Haben Sie für sie auch Drehbücher geschrieben? Zitator 1: (Overvoice Roald Dahl) Eins. Aber hier auch, denke ich, wäre es besser nicht weiter darüber zu sprechen. Dabei war das Drehbuch gar nicht mal so schlecht. Von daher ist es viel schöner, wenn du ein normaler Autor bist, und Geschichten und Bücher schreibst. Niemand kann dir da reinpfuschen. Ist doch so! Oder?! Erzählerin: Davon mehr in der dritten und letzten Stunde der Langen Nacht über Roald Dahl. Musik: James Bond: You Only Live Twice 3. Stunde Musik von Bernd Keul unterlegen Zitator 2: „Krokodilzungen! Eintausend lange schleimige Krokodilzungen, zwanzig Tage und Nächte lang im Schädel einer toten Hexe gekocht, zusammen mit den Augäpfeln einer Eidechse! Dann die Finger eines jungen Affen, einen Schweinemagen, den Schnabel eines grünen Papageis, den Saft eines Stachelschweins und drei Löffel Zucker dazugeben und eine weitere Woche lang langsam ziehen lassen. Den Rest macht der Vollmond.“ Musik aus Erzählerin: So der Inhalt des hochwirksamen Zaubertranks –aus „James und der Riesenpfirsich.“ Es ist eines von Dahls ersten Kinderbüchern. Dahl gestand, dass er sich selbst gefragt hatte: Was schreibe ich da bloß für einen Nonsens? Und er stellte sich auch den Verleger vor, der ihm das Skript um die Ohren warf, mit den Worten: Was zur Hölle soll der Quatsch? Doch Kinder lieben diese Geschichte, in der James gemeinsam mit verzauberten Riesen-Insekten im Riesenpfirsich die Welt umrundet und sogar mit einer feierlichen Parade vom Bürgermeister von New York begrüßt wird! Dahl selbst wiederum genoss die Freiheit, die ihm das Schreiben ermöglichte: Zitator 1: „Ich bin sehr glücklich damit, zu Hause zu bleiben und meinen unentwickelten, jugendlichen Kopf in Geschichten zu verwandeln.“ Erzählerin: Zwischen Familie und Beruf. Die dritte und letzte Stunde der Langen Nacht über Roald Dahl. Musik von Bernd Keul Erzählerin: Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Roald Dahl bei der Royal Air Force gekündigt, um sein Leben fortan dem Schreiben zu widmen. Zitator 2: «Ich glaube, dass es eine ganze Welt von Lauten gibt, die wir nicht hören können. Vielleicht erklingt dort oben in den hohen, unhörbaren Regionen eine neue erregende Musik mit zarten Harmonien und wilden, schneidenden Dissonanzen – eine Musik, die so mächtig ist, dass sie uns verrückt machen würde, wenn unsere Ohren darauf eingestellt wären, sie zu hören. Ja, das ist durchaus möglich ...“ Erzählerin: sagt Klausner in der Erzählung „Der Lautforscher“, eine der ersten von Dahl veröffentlichten Kurzgeschichten, die nicht vom Fliegen handelt. Sie erschien 1949 im „New Yorker“ – und war Dahls Auftakt zu einer Reihe von makabren Short Storys, die ihn berühmt machen sollten. Gut zehn Jahre später inspirierten ein paar von ihnen Alfred Hitchcock, sie für seine Reihe „Alfred Hitchcock presents“ zu verfilmen. Darunter auch „Die Lammkeule“. 1951 lernt Dahl auf einer Party die Schauspielerin Patricia Neal kennen. Eine Hollywood-Diva, die an der Seite von Ronald Reagan und Gary Cooper gespielt – und mit letzterem auch eine Affaire hatte. Dann trat Dahl in ihr Leben. Seine Mutter schreibt einer Freundin: Zitatorin: „Ich hoffe, sie wird die Familie Dahl, die ja doch nicht ganz normal ist, mögen. Roald wünscht sich bestimmt eine Familie, denn er hat Kinder ungewöhnlich gern und kann gut mit ihnen, aber das ist deren Sache, nicht meine.“ Erzählerin: Nach der Hochzeit im Jahr 1953 kommt zwei Jahre später Olivia auf die Welt, weitere zwei Jahre später Tessa und 1960 wird Dahls Sohn Theo geboren. Die Familie pendelt zwischen Amerika und England hin und her, wo die Dahls ein Cottage in Great Missenden, nicht weit entfernt von der Mutter bewohnen. Ein ruhiger idyllischer Ort mit efeuumrankten Fachwerkhäusern, zwischen London und Oxford gelegen. Bis ein schwerer Unglücksfall in Dahl die Entscheidung heranreifen lässt, auch während der Dreharbeiten seiner Frau mit den Kindern in England zu bleiben. New York erschien ihm kein guter Ort für Kinder, nachdem im Dezember 1960 der Kinderwagen seines Sohns von einem Taxi erfasst worden war. Theo erleidet schwere Kopfverletzungen. Mit einem Schlauch muss die nächsten drei Jahre lang überschüssige Flüssigkeit aus dem Kopf abgeführt werden, doch immer wieder verstopft das Ventil – eine lebensgefährliche Situation. Dahl erfindet mit Hilfe eines Arztes und eines Modellflugzeugingenieurs das Dahl-Wade-Till-Ventil. Es kommt bei tausenden von Kindern auf der ganzen Welt zum Einsatz. Das war nicht das einzige Unglück, mit dem es Roald und Pat in den 60er Jahren zu tun bekamen: 1962, nur zwei Jahre nach dem Unfall von Theo, stirbt völlig unerwartet seine älteste –und liebste Tochter Olivia an den Komplikationen einer Maserninfektion. Sie ist sieben Jahre alt. Genauso alt wie Dahls Schwester, die er als kleiner Junge verlor - und deren Tod sein Vater nicht überwinden konnte. Nun wiederholt sich das Schicksal. Zu jener Zeit glaubte Roald Dahl – ein Fluch liege über der Familie. Dahl spricht nicht über seinen Schmerz, für seine Familie erscheint er unerreichbar. 1964 hingegen startet gut: Tochter Ophelia wird geboren – und Pat wird kurz darauf zum fünften Mal schwanger. Sie erhält einen Oscar für die Hauptrolle in „Der Wildeste unter Tausend“ und in den USA erscheint Dahls zweites Kinderbuch: „Charlie und die Schokoladenfabrik.“ Dann, zu Beginn des Jahre 1965 die nächste Katastrophe: Während der Dreharbeiten zu John Fords Film „Sieben Frauen“ in Los Angeles erleidet die schwangere Pat einen schweren Schlaganfall. Drei Wochen lang liegt sie im Koma. Wenn sie wieder wach würde, dann wäre sie für den Rest ihres Lebens „Gemüse“ hatten Ärzte zu Dahl gesagt. Dahl lässt sich was einfallen: O-Ton Roald Dahl Zitator 1/Overvoice Roald Dahl: Sie konnte nicht reden, sie war ein Idiot. Der Chirurg gab mir einen Tipp, er sagte: Haltet Euch ran. Bei der Rehabilitation zählt jede Woche, denn nach zwei Jahren gibt es keine Besserung mehr. Wir fingen mit etwas Sprachtherapie an und ich konnte sie bald nach Hause holen. Ich rief im örtlichen Krankenhaus an und eine freundliche Sprachtherapeutin kam zu Besuch, und ich dachte eine Stunde pro Woche kann ja wohl nicht ausreichen. Und dann holte ich Freunde, wir gaben ihr sechs Stunden pro Tag, mit intelligenten Amateuren. Erzählerin: Pat war wie Roald eine Kämpferin. Mühsam lernt sie wieder sprechen, lesen und schreiben. Und Dahls Intensivtherapie zeigte erstaunliche Erfolge: Keine drei Jahre später konnte Pat wieder arbeiten und wurde sogar für einen zweiten Oscar nominiert. 1981 wurde dieser Abschnitt ihres Lebens als „The Patricia Neal Story“ mit Glenda Jackson verfilmt. O-Ton Roald Dahl: Zitator 1/Overvoice Roald Dahl: Sie pinkelte auf den Boden und brüllte vor Lachen. Das ist niedlich, nicht? Nun ist sie zivilisiert. Damals war sie ein unzurechnungsfähiges Baby. Erzählerin: Gib niemals auf, war Dahls Devise. O-Ton Roald Dahl: Zitator 1/Overvoice Roald Dahl: Als sie wieder zu sprechen anfing, verwechselte sie die Worte: Ich habe eine ganze Liste davon angefertigt. Zum Beispiel, wenn sie sagen wollte: (hier den O-Ton unübersetzt frei stehen lassen:“ you drive me crazy, she said: you jake my the ovals.“) Oder wenn sie sagen wollte: ein trockener Martini, sagte sie: ein roter Schraubendreher. Erzählerin: Die Sprachschwierigkeiten von Pat inspirierten Roald Dahl zum „BFG“, „Big Friendly Giant“, auf deutsch: „Sophiechen und der Riese“. Der Riese, GuRie genannt, erklärt: Zitator 2: «Die Wörter sind für mich immer eine kitzlige Sache. Deswegen musst du Geduld haben mit mir und nicht an mir herumverbessern. Ich hab dir ja schon vorhin gesagt, ich weiß genau, was ich sagen will, aber irgendwie gehen bei mir manchmal die Wörter durcheinander.» Erzählerin: GuRie ist der einzig gute Riesen unter bösen Riesen. Er beschränkt sich auf den Verzehr sogenannter „Kotzgurken“– während seine anderen Artgenossen Kinder fressen. Nachts schlendert er durch die Straßen der Städte und pustet mit einer langen, dünnen Trompete den Kindern schöne Träume ins Schlafzimmer. Als ihn eines Nachts Sophiechen dabei entdeckt, nimmt er das kleine Mädchen kurzerhand mit. Die beiden freunden sich an –und erleben allerhand Abenteuer im Kampf gegen die bösen Riesen. Sie schaffen es sogar bis zur Queen: Musik Zitator 2: Acht Meter groß war er. Seinen schwarzen Umhang trug er so elegant wie ein vornehmer Herr. Die dünne Trompete hatte er immer noch in der Hand. So schritt er würdevoll über den königlichen Parkrasen auf das Fenster zu. Die Zofe kreischte. Die Königin seufzte. Und Sophiechen winkte. Der GuRie ließ sich Zeit. Er sah richtig hoheitsvoll aus beim Näherkommen. Unmittelbar vor dem Fenster (...) blieb er stehen und machte langsam eine höfliche Verbeugung. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, war sein Kopf ziemlich genau auf der Höhe der Zuschauerinnen am Fenster. «Eure Majonäse», sagte er. «Ich bin dein verlorsamster Diener.» Dabei verbeugte er sich noch einmal. Dafür, dass sie zum ersten Mal in ihrem ganzen Leben einem Riesen begegnete, blieb die Königin erstaunlich gelassen. «Wir sind sehr erfreut, dich zu sehen», sagte sie.(...) «Oh, Majonäse!», rief der GuRie. «Oh, Königin! Oh, Herrschlerin! Oh, Reichstalerin! Oh, Staatsoberbraut! Oh, getöntes Haupt! Oh, Sultanine! Ich bin mit meiner kleinen Freundin Sophiechen gekommt, und wir wollen dir ein Bein ... eine Bein ...» Der GuRie stockte und suchte nach dem passenden Wort. «Ihr wollt mir ein Bein?», fragte die Königin. «Einen Bein... einen Beinstand leisten», brachte der Gu- Rie dann doch noch heraus und strahlte. Musik hoch und schnell raus O-Ton Lucy Dahl Zitatorin/Overvoice Lucy Dahl: Der BFG war meine Geschichte, mit der ich aufgewachsen bin, noch bevor sie mein Vater aufgeschrieben hat. Als ich ein kleines Kind war, hat uns Vater jeden Abend die Geschichte vom BFG erzählt und danach mussten wir unser Fenster offen lassen und fünf Minuten später kam ein großes Bambusrohr durch den Vorhang , meine Schwester bekam den ersten Hauch und dann ich. Und meine ganze Kindheit lang dachte ich, der BFG würde Träume in unser Zimmer blasen. Erzählerin: So die Tochter Lucy Dahl, die 1965 geboren wurde, wenige Wochen nach dem Schlaganfall ihrer Mutter. Das jüngste der Dahl-Kinder wurde später selbst Autorin. Daher brachte sie im Interview wohl die Geschichte auf den schönen Schluss, dass sie tatsächlich geglaubt hatte, der BFG würde ihr Träume ins Schlafzimmer blasen. Dem Dahl-Biographen Donald Sturrock hingegen hatten die Dahl-Kinder anvertraut, dass sie dem Vater zuliebe nur so taten, als glaubten sie, es sei der BFG. Die Kinder fühlten, dass Roald es brauchte, dass es ein Trost für ihn war – er litt noch immer sehr unter dem Tod seiner ersten Tochter. Zitatorin /Overvoice Lucy Dahl: Er war nicht wie andere Väter. Die Väter meiner Freunde pendelten alle mit dem Zug nach London zur Arbeit und trugen Anzug, mein Vater dagegen zog sich in seinem löchrigen Cardigan und in abgewetzten Hosen zur Arbeit in seinen Gartenschuppen zurück. Und ich wünschte mir damals, er würde wie andere Väter im Anzug nach London fahren. Auch bei Geburtstagsparties: statt dass wir eine Barbie oder etwas in der Art mitbrachten, wollte er, dass wir ein signiertes Buch von ihm schenkten. Er war damals noch kein berühmter Mann. (...) Wenn ich heute daran zurückdenke, finde ich es toll. Doch für ein Kind war es ein bisschen peinlich. Er war ein Künstler und Künstler sind anders. Musik: von Bernd Keul Zitator 1: Verglichen mit dem Leben eines Büroangestellten, ist das Leben eines Schriftstellers die reinste Hölle. Der Schriftsteller muss sich ja selbst zur Arbeit zwingen. Er legt seine Arbeitszeit selber fest, und wenn er sich mal nicht an seinen Schreibtisch setzt, dann kümmert das auch keinen Menschen. Schreibt er obendrein noch Romane und ausgedachte Geschichten, dann lebt er ständig in Ängsten und Sorgen. Jeden Tag müssen ihm neue Einfälle kommen. Wer Schriftsteller wird, hat selber schuld. Er handelt sich nur lauter Nachteile ein, bis auf einen einzigen Vorteil, und das ist seine uneingeschränkte Freiheit. Er muss keinem Herrn gehorchen außer seiner eigenen inneren Stimme, und genau das ist meiner Überzeugung nach der Grund, sich für ein solches Leben zu entscheiden. O-Ton Roald Dahl: It may be... Zitator 1: /Overvoice Roald Dahl: Es mag nicht hübsch sein, oder sauber, und es wurde lange nicht geputzt, seit mindestens fünf Jahren. Ich habe viel Zeit damit verbracht, den richtigen Stuhl zu finden. Und der Hocker auf den ich meine Füße platziere, ist mit den Stuhlbeinen verbunden. So dass er nicht wegrutscht, wenn ich meine Füße dagegen presse. Ich lege sie in einen Schlafsack, der bis zu meiner Brust reicht, das hält die Füße warm. Erzählerin: Roald Dahl in einem Interview im Jahr 1982. Es ist eines der seltenen Male, dass ein Reporter – oder überhaupt ein anderer Mensch außer Dahl Eintritt in sein Gartenhäuschen erhält. Denn diese kleine Hütte ist Dahls Arbeitsplatz und Rückzugsort. Neben tausend kleinen Dingen, die ihn inspirieren -wie Steine, Scherben, Schnitzereien – liegt dort auch eine stählerne Hüftprothese, die einmal in Dahls Bein eingebaut war, sowie: - ein menschlicher Hüftknochen, Dahls eigener: Zitator 1: „Der Chirurg sagte, in diesem Fall lohne sich das Aufbewahren, weil es der größte Hüftgelenkkopf sei, den er jemals zu sehen bekommen habe.“ Erzählerin: Nach seinem Flugzeugabsturz als Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg hatte der fast zwei Meter große Dahl zeit seines Lebens mit großen Rückenproblemen zu kämpfen. Bei längerem Sitzen spürte er zudem einen pochenden Schmerz im Gesäß, eine Erinnerung an die Schläge mit dem Rohrstock, die er als Junge im Internat erhalten hatte. Erfinderisch wie Dahl war, gestaltete er sich das Sitzen so angenehm wie nur möglich: In den grünen Ohrensessel, ein Erbstück seiner Mutter, hatte er auf Höhe der Lendenwirbel eine Vertiefung angebracht, die er mit einem Kissen ausstopfen konnte. Die Füße ruhten erhöht auf einer Kiste, wie in einem Cockpit. Und zum Schluss legte er, unterstützt von einer Papprolle, noch eine mit augenfreundlichem Billard-Tuch bespannte Schreibunterlage über die beiden Armlehnen. Zitator 1: Der Stift berührt nicht oft das Papier, es ist ein Suchen und Grübeln und Korrigieren -und dann schreibst Du ein bisschen was. Ich schreibe vier, viereinhalb Stunden pro Tag. Ein Viertel meiner Tageszeit bin ich vollkommen gefangen in einer schrulligen Fantasiewelt und Du kommst heraus, noch völlig verträumt. Erzählerin: In der Tat: Die Dahls waren keine normale Familie, wenn es so etwas überhaupt gibt. Der Journalist und Autor Donald Sturrock beschreibt in seiner Dahl-Biographie eine seltsame Szene: Nach einem Dinner mit Gästen fühlte sich Roald müde und ging früh zu Bett. An der Tür hinterließ er – für alle gut sichtbar - seiner Frau eine Nachricht: „If you want to fuck, wake me up.“ Pat kam später rauf, las die Notiz und versuchte ihn zu wecken. Vergebens. In der kommenden Nacht war sie es, die früh zu Bett ging. Sie hinterließ ebenfalls eine Notiz an der Tür: „If you want to fuck, go fuck yourself.“ Musik: Billy Preston, soul meeting, unterlegen Zitator 2: An jenem Nachmittag waren etwa vierzig Leute auf der Cocktailparty von Jerry und Samantha. Es war die übliche Clique, die übliche Unbequemlichkeit, das übliche schreckliche Gelärm. Die Leute standen dicht beieinander, und man musste schreien, um sich verständlich zu machen. Beide lächelten breit und zeigten ihre weißen Jacketkronen. Die meisten hielten in der linken Hand eine Zigarette, in der rechten einen Drink. Ich entfernte mich von Mary, meiner Frau (...) und steuerte auf die kleine Bar in der entfernten Ecke zu . (...) Ich lehnte mich mit den Schultern an das Bargeländer, nippte an meinem Scotch und begutachtete über den Rand meines Glases hinweg eine Frau nach der anderen. Erzählerin: In der Zeit nach Pats Schlaganfall schrieb Dahl – neben seinen Kindergeschichten - noch ein paar weitere makabre Kurzgeschichten für Erwachsene. Diesmal sollte der Schauder im Leser aber nicht durch ein Verbrechen herbeigeführt werden - Sex ist das beherrschende Thema in „Switch bitch“, vier Kurzgeschichten, die unter dem deutschen Titel „Kuschelmuschel“ herauskamen. Die vier Short Storys erschienen ab Mitte der sechziger Jahre im Playboy. – Dem „New Yorker“ waren sie zu frivol. „Wildwechsel“ heißt eine der Geschichten daraus. Vic, so heißt der Ich-Erzähler, hat ein Auge auf Samantha geworfen, die Frau seines Freundes Jerry. Er beschließt, seinen Freund mit einer erfundenen Geschichte zu testen und erzählt ihm von einem Bekannten, der mit seinen Freund einen Frauentausch organisiert hat – einer schlief mit der Frau des anderen, ohne dass die Frauen es mitbekamen. Zitator: «Wie haben sie’s gemacht?», fragte Jerry. «Mit Chloroform?» «Keineswegs. Die beiden Frauen waren bei vollem Bewusstsein.» Erzählerin: Vic entfaltet nun die Idee des „Wildwechsels“: Die beiden Männer seien etwa gleich groß und gleich schwer gewesen und hätten einander gegenübergewohnt. -Genau wie Vic und Jerry!. -Es sei ihnen also ein Leichtes gewesen, nachts, wenn alles schlief, das Haus zu verlassen und in das Bett des Freundes zu schlüpfen. Jerry, der wiederum ein Auge auf Mary, die Frau von Vic geworfen hat, lässt sich begeistert auf den Frauentausch ein: Zitator 2: Nach vielen Beratungen und viel Gerede einigten wir uns auf folgende Hauptpunkte: (...) -Der Wildwechsel durch die Hecke war genau auf zwei Uhr morgens festgelegt. -Während des Aufenthalts im fremden Bett sollten Fragen der Frauen (falls welche gestellt wurden) durch ein mit fest geschlossenen Lippen gebrummtes «Hm-hm» beantwortet werden. -Ich selbst musste sofort vom Zigarettenrauchen zur Pfeife überwechseln, um ebenso wie Jerry zu «riechen». -Wir wollten ab sofort das gleiche Haaröl und Rasierwasser benutzen. (...) Jetzt (Dann) kam der bei weitem wichtigste Teil unseres Trainings. Wir nannten es die «Stunde der Wahrheit, weil wir jetzt beide in allen Einzelheiten unser Verhalten beim Liebesakt mit unseren Frauen beschreiben mussten. (...) Anfangs waren wir beide ein wenig verlegen, und keiner wollte damit anfangen. Deshalb holte ich die Whiskyflasche hervor, und nach zwei kräftigen Drinks waren wir enthemmt, und das Teach-in begann. Während Jerry sprach, machte ich mir Notizen, und dann umgekehrt. Am Ende stellte sich heraus, dass der einzige größere Unterschied zwischen Jerrys Praktiken und meinen im Tempo bestand. Aber was für ein Unterschied das war! Er ging in allem (falls seine Erklärungen stimmten) auf so lässige Art vor und verlängerte die Phasen in so ungewöhnlichem Ausmaß, dass ich mich insgeheim fragte, ob nicht seine Partnerin manchmal mittendrin einschlief. Es war jedoch nicht meine Aufgabe zu kritisieren, sondern zu imitieren, also sagte ich nichts. Jerry war nicht so diskret. Nach meinem intimen Bericht hatte er die Frechheit zu fragen: «Machst du es wirklich so?» «Was meinst du damit?», fragte ich zurück. «Ich meine, ist das wirklich alles so schnell vorbei und erledigt?» «Hör zu», sagte ich leicht gereizt. «Wir sitzen hier nicht zusammen, um einander Unterricht zu erteilen. Wir sind hier, um die Fakten zu erfahren.» «Ich weiß schon», sagte er. «Aber ich komme mir ein bisschen blöd vor, wenn ich deinen Stil genau kopieren soll. Mein Gott, bei dir geht das ja wie bei einem Schnellzug, der durch einen Kleinstadtbahnhof saust!» Ich starrte ihn mit offenem Munde an. «Mach nicht ein so überraschtes Gesicht», sagte er. «So wie du es mir erklärt hast, würde jeder denken.» «Was denken?», fragte ich. «Ach, lassen wir das», sagte er. «Sehr rücksichtsvoll!», sagte ich. Ich war wütend. Denn es gibt zwei Dinge auf dieser Welt,von denen ich zufällig weiß, dass ich mich ausgezeichnet darauf verstehe. Das eine ist Autofahren, und das andere ist ... na, Sie wissen schon, was. (...) «Es tut mir Leid, dass ich das überhaupt angeschnitten habe», sagte Jerry. Er füllte unsere Whiskygläser auf. «Prost auf den großen Weibertausch», sagte er und hob sein Glas. «Wann soll’s denn nun sein?» «Heute ist Mittwoch», sagte ich. «Wie wäre es am kommenden Samstag?» «Jesus», sagte Jerry nur. «Wir sollten es tun, solange wir alles noch frisch im Gedächtnis haben», sagte ich. «Es sind so schrecklich viele Kleinigkeiten zu bedenken!“ (...) Donnerstag und Freitag vergingen sehr schnell, und plötzlich war es Samstag. Der Tag X war da! (....) Mary hatte das Licht ausgemacht und war gerade am Einschlafen. Ich knipste die Lampe auf meinem Nachttisch aus und ging ins Bad, um mich auszuziehen. Ich machte mir dort etwa zehn Minuten zu schaffen, und als ich wieder ins Schlafzimmer kam, schlief Mary, wie ich gehofft hatte, tief und fest. (...) Es war tiefschwarze Nacht, aber die Luft war warm, und von irgendwoher wehte eine leichte Brise. Ich ging auf die Lücke in der Hecke zu. Erst aus nächster Nähe konnte ich die Hecke erkennen und die Lücke finden. (...) Dann hörte ich Jerrys Schritte auf mich zukommen. «Hallo, Sportsfreund», flüsterte er. «Alles in Ordnung.» «Alles für dich bereit», flüsterte ich zurück.(...) Behutsam öffnete ich Jerrys Haustür. (...)Alles war still. Ich tastete mich an der Wand entlang, bis ich Samanthas Bettseite erreicht hatte. Ich kniete mich sofort auf den Boden und fand den Stecker ihrer Nachttischlampe. Ich zog ihn aus der Buchse und legte ihn auf den Teppich. Gut. Jetzt war es viel sicherer. Ich richtete mich auf. Sehen konnte ich Samantha nicht, und zuerst konnte ich auch nichts hören. Ich beugte mich tief über das Bett. Ah ja, ich hörte sie atmen. Plötzlich drang mir ein Hauch des betörend schweren Parfums in die Nase, das sie an diesem Abend benutzt hatte, und ich fühlte, wie mir das Blut zwischen die Schenkel schoss. Auf Zehenspitzen schlich ich schnell um das große Bett, zwei Finger ständig vorsichtig am Bettrand. Jetzt brauchte ich nur noch hineinzuschlüpfen. Das tat ich, aber als ich mich auf die Matratze legte, klang das Knarren der Sprungfeder unter mir so, als feuerte jemand ein Gewehr im Zimmer ab. Regungslos und mit angehaltenem Atem blieb ich liegen. Dabei hörte ich mein Herz wie eine Dampfmaschine in der Kehle stampfen. Samantha lag von mir abgewandt. Sie bewegte sich nicht. Ich zog die Bettdecke über meine Brust hoch und wandte mich Samantha zu. Eine erregende, weibliche Wärme strömte mir von ihr entgegen. Also, es geht los. Jetzt! Ich ließ meine Hand hinübergleiten und berührte ihren Körper. Ihr Nachthemd war warm und seidig. Ich ließ die Hand sanft auf ihrer Hüfte ruhen. Noch immer regte sie sich nicht. Ich wartete ungefähr eine Minute und erlaubte dann meiner auf der Hüfte liegenden Hand, sich weiterzustehlen und auf Entdeckungsreise zu gehen. Langsam, vorsichtig und sehr zielbewusst machten meine Finger sich an die Arbeit, Samantha zu entflammen. Endlich rührte sie sich. Sie drehte sich auf den Rücken. Dann murmelte sie schläfrig: «Oh, Liebling ... Oh, meine Güte, ich ... Ach Gott, Liebling!» Ich sagte natürlich nichts, sondern verrichtete nur weiter meine Arbeit. Einige Minuten vergingen. Sie lag ganz still. Eine weitere Minute verstrich. Dann noch eine. Sie rührte sich nicht.(...) Aber warum dieses Schweigen? Warum diese völlige und absolute Reglosigkeit, warum diese erstarrte Haltung? Plötzlich fiel es mir ein. Ich hatte Jerry völlig vergessen! Da ich selbst so aufgeregt war, hatte ich seine persönliche Taktik ganz und gar vergessen! Ich tat es auf meine Art, nicht auf seine! Seine Methode war viel komplizierter als meine. Sie war lächerlich umständlich. Das war ganz unnötig. Aber so war sie es nun einmal gewohnt. Und jetzt bemerkte sie den Unterschied und versuchte festzustellen, was denn um Himmels willen eigentlich los sei. Aber es war zu spät, jetzt noch die Technik zu ändern. Ich musste so weitermachen. Und ich machte weiter. Die Frau neben mir lag wie eine gespannte Sprungfeder da. Ich konnte die Spannung unter ihrer Haut förmlich spüren. Allmählich geriet ich ins Schwitzen. Plötzlich gab sie ein seltsames, leises Stöhnen von sich. (...) Dann rief sie ganz plötzlich laut: «Ja-ja-ja-ja-ja!», und wie eine Bombe, deren träger Zünder endlich das Dynamit erreicht hat, wurde sie explosionsartig lebendig. (...)Sie war wie ein Hurrikan, ein betäubend wilder Wirbelsturm, der mich entwurzelte, umherschleuderte und in Himmelshöhen emporriss, von deren Existenz ich nie etwas geahnt hatte.(...). Mit Mühe und Not konnte ich gerade noch weiteratmen (...) (...) und in einem letzten, rauschenden Paroxysmus schrie ich auf, dass die gesamte Nachbarschaft hätte wach werden müssen. Dann brach ich zusammen, fiel in mich zusammen wie ein leerer Weinschlauch. Samantha hingegen wandte sich – als hätte sie lediglich ein Glas Wasser getrunken – einfach von mir ab und schlief sofort wieder ein. Huiii! Ich lag still da und erholte mich langsam wieder. (...) Ich fühlte mich wunderbar gelöst und wohlig erschöpft. (..) Ich sollte lieber gehen, dachte ich. Also kroch ich aus dem Bett und tastete mich, (...) aus dem Schlafzimmer – den Gang entlang – die Treppe hinunter und in die Diele des Hauses. (...) «Hallo, Sportsfreund», flüsterte eine Stimme neben mir. «Jerry!» «Alles in Ordnung?», fragte Jerry. «Phantastisch», sagte ich. «Umwerfend. Was ist mit dir?» «Bei mir ist es ebenso», sagte er. Ich sah das weiße Aufblinken seiner Zähne, als er mir durch die Dunkelheit zugrinste. (...)Drei Minuten später lag ich wohlbehalten wieder in meinem eigenen Bett, und meine Frau schlief tief und fest neben mir. Am nächsten Morgen – es war Sonntag – stand ich um acht Uhr dreißig auf und ging in Schlafanzug und Morgenrock hinunter, um Frühstück für die Familie zu machen, wie ich es sonntags immer tue. (...) «Ich möchte gern Kaffee», sagte Mary, ohne sich umzuschauen. Ihre Stimme klang sehr merkwürdig. (...) «Hör zu, Vic», sagte sie und schaute in ihre Kaffeetasse. (....) «Du weißt, wie ich es hasse, über Sex und all solche Dinge zu reden», sagte sie. «Solange wir verheiratet sind, habe ich kein einziges Mal mit dir darüber gesprochen.» «Das stimmt», sagte ich. Sie trank einen Schluck Kaffee, aber sie war in Gedanken offensichtlich weit weg. «Der Grund dafür ist», sagte sie, «dass ich es nie gemocht habe. Falls du es genau wissen willst: Ich habe es sogar gehasst.» «Was gehasst?», fragte ich. «Sex», sagte sie. «Was man da macht.» «Allmächtiger Gott!», sagte ich. «Es hat mir nie das geringste Vergnügen bereitet.» Das allein war niederschmetternd genug, aber der wirklich zermalmende Schlag würde noch kommen – dessen war ich mir sicher. «Es tut mir Leid, wenn dich das überrascht», fügte sie hinzu. (...) Ihr Blick hob sich wieder von der Kaffeetasse und musterte mich mit so lauernder Aufmerksamkeit, als hegte sie eine bestimmte Vermutung. Dann senkte sie die Augen wieder. «Ich wollte es dir nie erzählen», sagte sie. «Und ich hätte es auch nie getan, wenn nicht das in der vergangenen Nacht gewesen wäre.» Ich sagte sehr langsam: «Was war in der vergangenen Nacht?» «In der vergangenen Nacht», sagte sie, «da habe ich plötzlich erkannt, was an dieser ganzen verrückten Sache eigentlich dran ist.» «Wirklich?» Sie sah mir jetzt tief in die Augen, und ihr Gesicht war so offen wie eine der Sonne zugewandte Blume. «Ja», sagte sie. «Ganz gewiss.» (...) Sie lehnte sich dicht an mich und legte den Arm um meine Schultern. «Und jetzt», sagte sie sanft, «nachdem du ... ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrücken soll ... nachdem du irgendwie entdeckt hast, was ich brauche, von jetzt an wird alles so wunderbar sein!» (...) Eine große Träne rann ihr über die Wange. Ich konnte mir nicht erklären, warum. Musik Happy End, von Cornelius Borgolte, frei stehen lassen Erzählerin: Die Erzählungen aus „Kuschelmuschel“ sind die letzten Prosa-Texte, die Dahl für Erwachsene schrieb, sieht man von zwei Fabeln ab, die zu seinem siebzigsten Geburtstag veröffentlicht wurden – und dann in der Versenkung verschwanden. Wie Dahl gestand, war ihm Zweierlei nie gelungen: Einen guten Roman und eine gute Geistergeschichte ("Das Schwerste überhaupt!") zu schreiben. Doch mit seinen schwarzen Kurzgeschichten kam er gut an. Schon in seinen früheren Short Storys „Küsschen Küsschen“ war Sex ein Thema. Wobei die Männer meist den Kürzeren zogen.Dahl verglich seinesgleichen einmal mit Fröschen, die ihre Schallblasen aufblähen, um ein Weibchen anzulocken. Zitator 1: „Dann kommt das Weibchen – Hoppeldiehopp -, aber der männliche Frosch ist so ein kolossaler Egoist, dass er das Weibchen schnell wieder vergisst.“ Musik hoch und kurz frei stehen lassen O-Ton Roald Dahl: When I was writing for adults, i liked it very much.... Zitator 1/Voice-Over Roald Dahl: Ich liebte es, für Erwachsene zu schreiben. Mittlerweile finde ich es aber viel aufregender für Kinder zu schreiben. Weil das ein Publikum ist, das dir antwortet. Und ich muss ihnen auch antworten. Sie schreiben wunderbare Sachen, jedes Kind schreibt, was ihm am besten gefallen hat. Und alle lieben diese fiesen Sachen, die fiesen Menschen zustoßen. – Also all das, was Bibliothekare verwerfen, wenn das Buch herauskommt. -Ich sehe meine Aufgabe darin, die Kinder zu unterhalten, sie zum Lachen zu bringen und mein Bestes zu geben, sie das Lesen lieben zu lehren. Nur allzubald kommen sie in eine grobe materialistische Welt, in der Fantasie keine große Rolle mehr spielt. Erzählerin: Trotz aller Anstrengungen, die sein Beruf mit sich brachte, gab Dahl sein Bestes, den Kindern ein guter Vater zu sein. Während seine Frau in Amerika drehte, blieb er mit Tessa, Ophelia, Theo und Lucy in „Gipsy House“, wie er sein Cottage in Great Missenden nannte, -und schrieb natürlich jeden Tag an einer Geschichte. Darunter auch „Danny oder die Fasanenjagd“, eine Geschichte über einen wildernden, alleinerziehenden Vater und seinen Sohn: Zitator 2: „Wenn ihr älter werdet, kommt ihr eines Tages dahinter, (...), dass kein Vater vollkommen ist. Erwachsene sind komplizierte Wesen, und alle haben sie ihre Verrücktheiten und Geheimnisse. Manche haben noch verrücktere Verrücktheiten und manche noch tiefere und dunklere Geheimnisse als andere, aber alle miteinander – und da sind die eigenen Eltern eingeschlossen - haben sie ihre zwei oder drei versteckten und verborgenen heimlichen Angewohnheiten, und sicher würdet ihr nur staunend Mund und Nase aufreißen.“ Erzählerin: Auch Dahl hatte ein Geheimnis:1970 lernt er die Filmproduzentin Felicity Crossland kennen. Liccy, (Aussprache: L i s s y)- wie sie Freunde nennen - ist geschieden und alleinerziehend. Die dreiunddreißigjährige Frau hat drei kleine Kinder, die sich wiederum gut mit den Dahlschen Kindern verstehen. Oft sind sie bei den Dahls zu Besuch – auch Liccy und Pat freunden sich an. Doch zwischen Roald und Liccy entwickelt sich eine Liebesbeziehung, die Dahl viele Jahre vor seiner Frau, doch nur kurze Zeit vor seinen Kindern geheimhalten kann. Schließlich setzt ein langer, für alle schmerzhafter Trennungsprozess ein. Dahl folgt erst dem Wunsch seiner Frau und trennt sich von Liccy. Doch das bekommt ihm gar nicht gut. Schließlich, 1980, trennt sich das Paar nach 28 Jahren Ehe, drei Jahre später erfolgt die Scheidung – im selben Jahr heiraten Liccy und Roald. Seine Tochter Ophelia sagte in einem Interview rückblickend: Zitatorin: „Uns allen war klar, dass er mit Liccy die Liebe seines Lebens gefunden hatte – und das war für uns alle wie eine große Erleichterung, als das geschah.“ Erzählerin: Dahl wird milder und ausgeglichener. Eine seiner zartesten Geschichten entsteht in dieser Zeit: „Esio Trot“. - Esio Trot ist das englische Wort für Schildkröte: tortoise – nur rückwärtsgeschrieben.- Die Geschichte, in Deutschland unter dem Titel „Ottos Geheimnis“ veröffentlicht, schlägt einen neuen Ton im Dahlschen Oevre an: Sie handelt von dem schüchternen Herrn Hüpfenstich, der sich in seine Nachbarin Frau Silber verliebt. Die alte Dame jedoch widmet ihre ganze Zeit und Liebe ihrer Schildkröte „Otto“. Um ihr Herz zu gewinnen, wendet Herr Hüpfenstich einen überaus aufwändigen Kniff an, für den er Dutzende von Schildkröten einsetzt. Nach einigen Turbulenzen endet die Geschichte glücklich: Zitator 2: „Herr Hüpfenstich drehte sich auf dem Absatz um, sauste vom Balkon ins Wohnzimmer, hüpfte auf Zehenspitzen
wie ein Balletttänzer
durch das Schildkrötenmeer,
das den Boden bedeckte. Er stieß
seine Wohnungstür auf, flog die Stufen
hinunter, immer zwei auf einmal, und die
Lieder von tausend kleinen Liebesgöttern tirilierten ihm in den Ohren. Jetzt!, flüsterte er sich zu, jetzt kommt der größte Augenblick in meinem Leben! Den darf ich nicht verzippeln und verzappeln! Ruhig muss ich bleiben, ganz ruhig! Als er drei viertel der Treppe hinabgesaust war, erblickte er Frau Silber, die schon in der weit offenen Tür stand und ihn mit einem breiten Lächeln begrüßte. Sie warf ihm die Arme um den Hals und rief: «Sie sind wirklich der himmlischste Mann, dem ich je begegnet bin! Sie können einfach alles! Herein, herein, sofort herein. Lassen Sie mich eine Tasse Tee für Sie machen. Das ist das Mindeste, was Sie sich verdient haben.» Als er dann in einem gemütlichen Sessel in Frau Silbers Wohnzimmer saß und seinen Tee trank, fühlte sich Herr Hüpfenstich ganz kribbelig vor Glück. Er betrachtete die liebenswerte Dame, die ihm gegenübersaß, und lächelte sie an, und sie erwiderte sein Lächeln. Dieses Lächeln, das so warmherzig und so freundlich war, gab ihm plötzlich den notwendigen Mut, und er sagte: «Frau Silber, wollen Sie mich bitte schön heiraten?» «Ach, Herr Hüpfenstich!», rief sie. «Ich hab schon gedacht, Sie brächten es nie fertig, mich das zu fragen! Natürlich will ich Sie heiraten!» Herr Hüpfenstich stellte seine Teetasse ab, und dann standen sie alle beide auf und fielen sich mitten im Zimmer glückselig in die Arme. «Und das alles verdanken wir Otto», sagte Frau Silber ein wenig atemlos. «Guter alter Otto», sagte Herr Hüpfenstich, «immer und ewig wollen wir ihn behalten.» Musik: Louis Armstrong, unterlegen Erzählerin: „Ottos Geheimnis“ zählt zu den Lieblingsgeschichten von Quentin Blake. Der Londoner Cartoonist hat zahlreiche Werke von Dahl illustriert. Mit seinen wie spontan skizziert wirkenden Federzeichnungen, die er mit Wasserfarben kolloriert, bringt Blake den frech-anarchischen und zugleich bezaubernden Geist der Dahlschen Fantasie kongenial aufs Papier. Eine originelle, quirlige Welt. Sie bleibt lichtdurchflutet, auch wenn es grausam wird. Von Quentins Illustrationen ließen sich auch viele Regisseure bei ihren Dahl-Verfilmungen inspirieren: Die Crew um Steven Spielberg ebenso wie auch die der BBC-Produktion, die „Esio Trot “ mit Dustin Hoffmann und Judie Dench 2015 ins Weihnachtsprogramm brachte. Musik: Louis Armstrong: A kiss to build a dream Erzählerin: In den 80er Jahren, den Jahren, die Roald glücklich mit Liccy verbringt, entstehen unter anderem „The witches“. „Hexen hexen“ handelt von einem kleinen Jungen, dessen norwegische Großmutter Geschichten über Hexen erzählt – und ihm hilft, als er selbst in die Fänge einer Hexengruppe gerät. „The witches“ ist eine Hommage an Dahls Mutter und Großmutter. –Aus ihr sollten zwei weitere Bücher entstehen: Dahls Lektor empfahl, drei Kapitel aus dem Buch wegzulassen, da sie den Handlungsverlauf stören. Es sind drei autobiographische Kapitel –aus ihnen formt Dahl dann die Erinnerungsbände „Boy“- sowie „Going solo“, „Im Alleingang“, der Band, der Dahls Jahren als Shell-Mitarbeiter und Jagdflieger gewidmet ist. Und es entsteht „Mathilda“. Dahls beliebtestes Kinderbuch erschien 1989. Nach der klugen, belesenen und einfühlsamen Hauptfigur, die mit Hilfe telekinetischer Kräfte eine bösartige Lehrerin bezwingt, werden viele kleine Dahl-Leser später ihre eigenen Kinder benennen. Ab den 80ern ist Roald Dahl in England so bekannt wie die Beatles. Jedes neue Buch von ihm wird mit Spannung erwartet. Seine Bücher verkaufen sich millionenfach, und werden in rund 50 Sprachen übersetzt. Dahl gewinnt hohe Literatur-Preise und Auszeichnungen in England, Deutschland und den USA. Doch auf eine Ehrung wartet er vergebens: auf den Ritterschlag. So unkonventionell und antiautoritär er sich auch gab, so enttäuscht war der Autor doch darüber, dass die Queen ihn einfach nicht adeln wollte. Doch Dahl ahnte selbst, dass ihm als Unruhestifter kein Titel zustand: Nicht nur seine schwarz-humorigen Kinderbücher waren - freilich vor allem bei den erwachsenen Lesern – umstritten. Auch Dahl selbst eckte an, war er doch immer wieder mit groben und manchmal sogar rassistisch anmutenden Kommentaren an die Öffentlichkeit getreten. Roald Dahl war ein schillernder Charakter: Er liebte es, die Plots seiner Geschichten auszuprobieren – und füllte billigen Wein in teure Weinflaschen, um den Geschmack seiner Gäste zu testen – wie in seiner Geschichte „The Butler“. Ebenso machte es ihm Spaß, heimlich anderen eine Freude zu bereiten: So beobachtete er im Urlaub einmal, wie ein Schaffner jeden Tag an einer bestimmten Haltestelle ausstieg, dort eine Zigarre aus einer Tasche holte, ein paar Züge nahm und dann weiterfuhr. Dahl besorgte daraufhin eine edle Monte-Christo-Zigarre, um sie dann heimlich gegen das billige Rauchwerk auszutauschen. O-Ton Reporter und Roald Dahl: What do you do...? Erzählerin: (über Reporter legen) Mitte der 80er Jahre wurde Dahl von einem Reporter befragt, was er tue, wenn er nicht schreibe: Zitator 1 Overvoice Roald Dahl: Ich bin sehr rastlos, ich mag es nicht am Strand zu liegen und nichts zu tun, ich habe ein tiefreichendes Interesse an Wein, Möbeln aus dem 18. Jahrhundert, Gemälden – hauptsächlich aus diesem Jahrhundert, Pflanzen und Gärtnern, in letzter Zeit liebe ich es Orchideen zu kultivieren und züchten. Und ich bin ein Spieler, ich wette auf alles Hunde, Pferde, Windhunde, egal, einem Spieler ist es gleich ob er gewinnt oder nicht, Hauptsache er spielt. Es macht Spaß. Erzählerin: Doch selbst seine Hobbys standen nicht außerhalb seines Schreibens: Alle hatten sie Eingang in seine Geschichten gefunden. Musik von Bernd Keul Erzählerin: Dahl hat gerne Gesellschaft und kocht für seine Gäste. Er liebt es zu wandern, allein, mit seinen Hunden– oder mit seinen Kindern, Enkeln und Freunden. In seinen letzten Jahren verlässt er sein idyllisches „Gipsy House“ nur noch selten. Statt dessen schreibt er auf, was er alles im Wandel der Jahreszeiten in seinem Garten erlebt: „Durch das Jahr mit Roald Dahl“ ist ein Nebeneinander von Kindheitserinnerungen und Naturbetrachtungen. Auch als Gärtner war Dahl sehr erfindungsreich. Zum Beispiel im Umgang mit Maulwürfen: Zitator 1: Da ich ein Gartenliebhaber bin, habe ich den Maulwurf stets als einen Freund angesehen, weil er all diese ekligen Tausendfüßler und Ohrenkneifer frisst und das ganze Ungeziefer, das unsere Blumen und unser Gemüse verdirbt. Viele Grundstücksbesitzer führen einen Vernichtungskrieg gegen die armen Maulwürfchen und zwar wegen ihrer kleinen Erdhügel. Sie töten sie auf grausamste Weise mit Schnappfallen, mit ausgestreutem Giftpulver, ja sogar mit Giftgasen. Ich verrate dir jetzt aber eine sehr einfache Methode, wie du einen Maulwurf dazu bewegen kannst, aus deinem Garten auszuziehen. Maulwürfe mögen keinen Lärm. Alle Töne oder Geräusche machen sie noch nervöser, als sie ohnehin schon sind. Wenn ich also einen Maulwurfshügel im Garten sehe, nehme ich eine leere Weinflasche (Daran herrscht bei mir zu Hause kein Mangel) und grabe sie dicht neben dem Maulwurfshügel ein, so dass nur noch der Flaschenhals herausschaut. Sobald ein Windhauch über die Flaschenöffnung hinwegstreicht, erzeugt er einen Summton. Das Summen hält sich den ganzen Tag und die Nacht, denn irgendeine Form von Luftbewegung gibt es eigentlich immer. Dieser Dauerlärm direkt über seinen Wohntunneln treibt den Maulwurf fast zum Wahnsinn, und sehr schnell packt er ein und trollt sich. Das ist kein Witz. Es funktioniert tatsächlich. Ich habe es schon oft so gemacht. Musik Erzählerin: Ende der 80er Jahre wird eine unheilbare Krankheit diagnostiziert: Leukämie. Doch Dahl - der wegen seiner Kriegsverletzungen schon mehr als ein Dutzend Operationen hinter sich hat - gibt nicht auf und verliert auch seinen Humor nicht. Weiterhin beantwortet er treu die Post seiner kleinen Fans. Für seine verspätete Antwort entschuldigt er sich lakonisch mit den Worten: „Ich war ein bisschen farblos in den vergangenen Monaten.“ Auch das letzte Kinderbuch „The minpins“ spielt – wie viele seiner Kindergeschichten - in der Gegend in der er lebt: Minpins- so heißt einer der Wälder in der Nähe von Dahls Haus. „Das Konrädchen bei den Klitzekleinen“ ist der deutsche Titel der Erzählung über einen Jungen, der von zu Hause wegrennt, um einen verbotenen, unheimlichen Wald zu erkunden.Als das Konrädchen am Ende der Geschichte wieder zu Hause ist – erhält der Junge Besuch von einem Schwan. Der Flug, den Dahl nun schildert, erscheint im Nachhinein wie eine Vorahnung des Autors auf seinen eigenen kommenden Tod: Musik dem folgenden unterlegen Zitator 2: Von da an kam der Schwan jede Nacht an Konrädchens Schlafzimmerfenster. (...) Eins, zwei, drei warf sich Konrädchen seinen Bademantel über, schwang sich auf den Rücken des Schwans, und hui! ging’s los. Die beiden flogen in nächtlicher Stille durch eine Zauberwelt dahin, sie schwebten und segelten hoch über der lichtlosen Erde, wo alle Irdischen in ihren Betten lagen und schliefen. (....) Ein andermal flog der Schwan stundenlang, so schien es, durch die Nacht, bis sie endlich zu einer riesigen Öffnung in der Erdoberfläche kamen, einem gewaltigen, gähnenden Abgrund. Der Schwan kreiste lange über dem Kraterrand, ehe er mitten hinein nach unten stürzte. Tiefer und immer tiefer sanken sie in das schwarze Loch hinab. Dann plötzlich wurde es unter ihnen hell wie von Sonnenlicht, und Konrädchen blickte von oben auf einen weiten See mit blinkendem blauem Wasser, auf dem Tausende von Schwänen majestätisch ihre Bahnen zogen. Die schlohweißen Schwäne auf dem tiefblauen Wasser - das war ein herrliches Bild. Musik hoch und aus Erzählerin: Roald Dahl stirbt am 23. November 1990 im Alter von 74 Jahren an Leukämie. Erzählerin: Als seine Frau Liccy vom Krankenhaus nach Hause fuhr, schwebten zwei weiße Tauben vom Baum herab und flogen gut eine Meile neben dem Auto her. Ihre Flügel berührten beinahe das Beifahrerfenster, bevor sie dann in den Wäldern verschwanden. Zitator 1: A little magic can take you a long way Musik hoch Erzählerin: 2005 eröffnet in seinem Wohnort Great Missenden ein Roald-Dahl-Museum, das unter anderem einen minutiösen Nachbau von Dahls Gartenhäuschen samt all seiner Gegenstände beherbergt. Darunter eine Kugel aus Silberpapier, die Dahl als junger Mann aus den Verpackungen kleiner Schokoladentafeln gerollt hatte – sowie ein Modellflugzeug vom Typ „Hurricane“, das ihm ein junger Leser gebastelt hatte. Sogar der Staub aus Dahls Hütte wurde eingesammelt – und eingefroren, um Erreger loszuwerden, und dann sorgfältig wieder auf dem Linoleumboden verteilt. Im Häuschen war man auch auf eine weitere Geschichte von Dahl gestoßen: Die Figuren dieser Erzählung werden sich bewusst, dass sie nur dadurch am Leben sind, weil ein Kind gerade ihre Geschichte liest. Sie suchen es, damit es das Buch nicht schließt, sondern am Ende wieder mit der Lektüre von vorne beginnt. Musik hoch und unterlegen Zitator 2: „Am Allerwichtigsten ist aber, dass du mit blanken Augen die ganze weite Welt um dich herum betrachtest, denn die größten Geheimnisse sind immer an solchen Stellen verborgen, wo man es am wenigsten erwartet. Wer nicht an Wunder glaubt, wird nie eines erleben.“ Musik hoch Zitator 1: Those, who don't believe in magic, will never find it. Musik hoch Absage: Ein wenig Zauber reicht dir ewig Eine Lange Nacht über Roald Dahl Von Sabine Fringes Es sprachen: Cathlen Gawlich, Hildegard Meier, Achim Buch, Thomas Balou Martin, Thomas Krause Regie: die Autorin. Ton und Technik: Christoph Bette. Redaktion: Monika Künzel Musik hoch und unterlegen Zitator 2: „Jeden Tag kamen Hunderte von Kindern von nah und fern nach New York, um sich den wundervollen Pfirsichkern im Central Park anzuschauen. Und James Henry Trotter, der früher einmal der traurigste und einsamste kleine Junge auf der ganzen Welt gewesen war, hatte nun so viele Freunde und Spielgefährten, wie er sich nur wünschen konnte. Und weil so viele von ihnen ihm immer wieder darum baten, er solle seine Abenteuer mit dem Riesenpfirsich doch noch einmal erzählen, und noch einmal, und noch einmal, überlegte sich James eines Tages, dass es vielleicht ganz klug wäre, wenn er sich mal hinsetzen und die Geschichte aufschreiben würde. Das hat James dann auch getan. Und diese Geschichte habt ihr gerade gelesen.“ Musik: Tschaikowsky: Valse sentimentale Musikliste 1. Stunde Titel: Tales of the unexpected Länge: 01:13 Interpret: Ron Grainer and his orchestra Komponist: Ron Grainer Label: RK Records Best.-Nr: RK 1021 Plattentitel: The music of ITC Titel: Cheese Länge: 02:10 Interpret und Komponist: Cornelius Borgolte Label und Best.-Nr: keine Titel: Der Kirschgarten Länge: 02:00 Interpret und Komponist: Cornelius Borgolte Label und Best.-Nr: keine Titel: Field Länge: 04:00 Interpret und Komponist: Cornelius Borgolte Label und Best.-Nr: keine Titel: Braut 3 Länge: 02:30 Interpret und Komponist: Cornelius Borgolte Label und Best.-Nr: keine Plattentitel: CD: Hausmusik Titel: Ende Länge: 08:30 Interpret und Komponist: Cornelius Borgolte Label und Best.-Nr: keine Plattentitel: CD: Hausmusik 2. Stunde Titel: Rum and Coca-Cola Länge: 03:11 Interpret: Andrews Sisters Komponist: Jeri Sullivan, Paul Baron Label: Zyx-Records Best.-Nr: BHMBOX05 Plattentitel: It's swing time Kirmesmusik Volksfeste Titel: Oranges and Lemons (a) Länge: 00:50 Interpret: The Revels Children Chorus Komponist: Unbekannt Label: Revels Records Plattentitel: Nursery rhymes Titel: Sinfonie Nr. 6 F-Dur, op. 68: 2. Satz, 2. Satz: Szene am Bach. Andante molto moto Länge: 01:40 Orchester: London Philharmonic Orchestra Dirigent: James Loughran Komponist: Ludwig van Beethoven Label: COLLINS CLASSICS Best.-Nr: SCO002 Titel: Ik lees de kant mit een schaar Länge: 01:30 Interpret und Komponist: Cornelius Borgolte Label und Best.-Nr: keine Titel: Tuxedo junction Länge: 02:29 Interpret: Glenn Miller & His Orchestra Komponist: William D. "Bill" Johnson, Julian Dash, Erskine Hawkins Label: RCA Records Label Best.-Nr: 659105-2 Plattentitel: The Centennial Collection Titel: Boogie Woogie Bugle Boy Länge: 00:50 Interpret: The Andrews Sisters Komponist: Don Raye Label: Zyx-Records Best.-Nr: RMB4039-2 Plattentitel: Jazz, Vol. 16: Sarah Vaughan & Andrews Sisters Titel: The James Bond theme Länge: 01:29 Interpret: John Barry Komponist: Monty Norman Label: Emi Best.-Nr: 795344-2 Plattentitel: From Russia with love (James Bond - Liebesgrüße aus Moskau) - Original Motion Picture Soundtrack Titel: You only live twice (Title song) Länge: 02:55 Interpret: Nancy Sinatra Komponist: John Barry Label: NANCY'S Best.-Nr: NANCD103 Plattentitel: Nancy in London Titel: Capsule in space Länge: 02:39 Interpret und Komponist: John Barry Label: Manhattan Best.-Nr: 790626-2 Plattentitel: James Bond - Man lebt nur zweimal (You only live twice) - Original Motion Picture Soundtrack 3. Stunde Titel: Ein wenig Zauber reicht dir ewig Länge: 07:00 Interpret und Komponist: Bernd Keul Label und Best.-Nr: keine Titel: Soul meeting Länge: 01:40 Interpret und Komponist: Billy Preston Label: Vampisoul Plattentitel: CD: You´ve lost that loving feeling Titel: Happy end Länge: 02:00 Interpret und Komponist: Cornelius Borgolte Label und Best.-Nr: keine Titel: A kiss to build a dream on Länge: 01:30 Interpret: Louis Armstrong Komponist: Harry Ruby Label: Reader's Digest Best.-Nr: 071939 Plattentitel: Blue Moon - Swing und Jazz zum Verlieben Titel: Valse sentimentale, op. 51 Nr. 6 Länge: 02:10 Interpret: Clara Rockmore Komponist: Peter Tschaikowsky Label: ELLIPSIS ARTS Best.-Nr: 3670 Literatur: Hörspiel Titel Die schwarze Bibliothek
Die Lammkeule Mit kurzer Einleitung. Mit Jepsen-Föge, Banter, Harald; Düben, Otto; Först, Irmgard ; Cossy, Hans ; Lieck, Peter; Meyer, Alwin Joachim ; Pilgram, Wilhelm; Schlamminger, Rolf WDR Eigenproduktion 30.09.1964 /Erstsendung WDR 2 07.12.1964 WDR-Schallarchiv-Nummer 5058837.1.01 Roald Dahl: Die Lammkeule Aus: Alle Küsschen Aus dem Englischen von Wolfheinrich von der Mülbe und Hans-Heinrich Wellmann Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2016 Michael Rosen: Fantastic Mr. Dahl Aus dem Englischen von Sabine Fringes Puffin- Verlag 2012 Roald Dahl: Die Zwicks stehen Kopf Aus dem Englischen von Charles Schüddekopf Rororo-Rotfuchs, Reinbek bei Hamburg, 1991 Roald Dahl: Wie ich Schriftsteller wurde. Deutsch von Sybil Gräfin Schönfeldt. Aus: Ich sehe was, was du nicht siehst. Acht unglaubliche Geschichten“. Reinbek bei Hamburg, 2016 Love from Boy Roald Dahls Briefe an seine Mutter Herausgegeben von Donald Sturrock Aus dem Englischen von Jan Schönherr Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2018 Roald Dahl: Der rasende Mr. Foxley Aus: Alle Küsschen Aus dem Englischen von Wolfheinrich von der Mülbe und Hans-Heinrich Wellmann Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg ,2016 Roald Dahl Boy Im Alleingang Die autobiographischen Erzählungen Aus dem Englischen von Adam Quidam und Hermann Stiehl Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2016 Roald Dahl: James und der Riesenpfirsich Aus dem Englischen von Inge M. Artl und Kai Ohlen Rororo Rotfuchs, 2001 Roald Dahl: Der Lautforscher Aus: Alle Küsschen Aus dem Englischen von Wolfheinrich von der Mülbe und Hans-Heinrich Wellmann Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2016 Roald Dahl: Sophiechen und der Riese Aus dem Englischen von Adam Quidam Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2016 Roald Dahl: Wildwechsel, aus: „Kuschelmuschel“ Deutsch von Jürgen Abel und Werner Gronwald, Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek bei Hamburg 2011 Roald Dahl: Durch das Jahr mit Roald Dahl Aus dem Englischen von Adam Quidam, Wunderlich-Verlag, 1994 Roald Dahl: Das Konrädchen bei den Klitzekleinen Aus dem Englischen von Adam Quidam Wunderlich-Verlag, 1992 Roald Dahl: Danny oder die Fasanenjagd Aus dem Englischen von Sybil Gräfin Schönfeld Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg Roald Dahl: Ottos Geheimnis aus dem Englischen von Sybil Gräfin Schönfeld Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg, 2010