„Castles Made Of Sand“ Eine Lange Nacht zum 75. Geburtstag von Jimi Hendrix Autor: Michael Frank Regie: Jan Tengeler Redaktion: Dr. Monika Künzel Sprecher: Claudia Mischke Heiko Obermöller Sendetermine: 25. November 2017 Deutschlandfunk Kultur 25./26. November 2017 Deutschlandfunk __________________________________________________________________________ Urheberrechtlicher Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in den §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © Deutschlandradio - unkorrigiertes Exemplar - insofern zutreffend. 1. Stunde TEIL 1 O-TON KONZERT-ATMO, VORSTELLUNG DER BAND, EINZELNE LÄUFE / AKKORDE JIMI HENDRIX Hello, how are you doing ? Listen, It's gonna take us about 30 seconds, or 45 seconds to get ourselves adjusted here and there, little minor things here. Ok ? (…) We'd like to get tuned up and everything, before we start we'd like you to forget everything that went on today or last night, or things that's supposed to happen tomorrow, because we're trying to make our own little world right here, at least give us that. It could be our own little electric church, I say. ( bis dahin ca.1.30, ATMO VON KONZERT LÄUFT WEITER UNTER FOLGENDEN O-TÖNEN) O-TON LOTHAR TRAMPERT Hendrix ist einfach so ein Synonym für E-Gitarre. SPRECHERIN: Lothar Trampert, Autor der ersten musikwissenschaftlich fundierten, deutschsprachigen Studie zu Jimi Hendrix aus dem Jahr 1991 und seit über 20 Jahren Redakteur des Fachmagazins „Gitarre und Bass“ . O-TON LOTHAR TRAMPERT Also, ich würde mal sagen, die Musiker, die nicht direkt von ihm beeinflusst worden sind, oder nicht hörbar von ihm beeinflusst worden sind, die haben trotzdem alle einen Respekt. Man kennt ihn, das ist Geschichte, das ist Bach. O-TON KLAUS THEWELEIT Eine seiner Freundinnen erzählte, er sei sogar auf die Toilette mit der Gitarre gegangen. SPRECHERIN: Klaus Theweleit, Kulturtheoretiker, und zusammen mit Rainer Höltschl Autor einer Jimi Hendrix-Biographie aus dem Jahr 2008 - mit besonderem Fokus auf der körperverwandelnden Kraft seiner Musik. O-TON KLAUS THEWELEIT Das heißt diese Verbindung, also so wie wenn man nicht nur sagt, Maradonna hätte mit dem Ball geschlafen und den nie losgelassen nachts, diese Verbindung ist so eng und so da, dieser Finger und der Saiten, und die Stimme hat sich daran so entwickelt, dass das tatsächlich eine Einheit bildet. O-TON GREG TATE. The word I come back to again and again ….seduction and magic: SPRECHERIN: Greg Tate, US-amerikanischer Autor und Leiter der Band „Burnt Sugar“. Sein Buch „Midnight Lightning - Jimi Hendrix And The Black Experience“ erschien 2003. O-TON GREG TATE. He's literally, every time we look at him on film … SPRECHER 1 Bei Hendrix komme ich immer wieder auf die Wörter „Verführung“ und „Magie“ zurück. Jedesmal wenn wir uns ein Live-Video von ihm ansehen, scheint er lauter Zaubertricks vorzuführen, Dinge, die unmöglich sind – mit seinem Körper, seinem Geist, seinem Sound. Er entführt uns in andere Gefilde, wo nur er zu existieren scheint. Das Unmögliche ist sein Handwerkszeug. Hendrix ist für viele verschiedene Menschen eine Ikone, eine mystische Figur, ein musikalisches Genie. Er hatte die Kraft, ganz unterschiedliche Körper anzurühren, und auch die Leute über ihre Verschiedenheit zusammenzubringen. ...unite those people through their differences as well. O:TON JIMI HENDRIX SPRECHER 2 (Thomas M. Meinhardt, Ausschnitt aus einer Produktion für Der Hörverlag, 2013): Ich würde unsere Musik als Mischung aus Blues, Jazz, Rock 'n' Roll und jeder Menge Lärm beschreiben. (Quelle: Jimi Hendrix, Starting At Zero, Der Hörverlag, 2013, ISBN 978-3-8445-1232-8, basierend auf dem Buch: Jimi Hendrix, Starting At Zero, Heyne Verlag, München 2013) SPRECHERIN: Jimi Hendrix, zitiert in „Starting at Zero“, herausgegeben von Peter Neal, gesprochen von Thomas M. Meinhardt, SPRECHER 2 Wir nennen es Electric Church Musik, weil es für uns wie eine Religion ist. SPRECHER 3 (Michael Frank ?): „Castles Made Of Sand“ - eine Lange Nacht zum 75. Geburtstag von Jimi Hendrix. Erster Teil, Kapitel 1 – Ein Anfang. MUSIK: LITTLE WING (LIVE) ca. 3.20 SPRECHERIN: Eine Frauengestalt – sie gleitet durch die Wolken, ihr Geist ist wie ein Zirkus: sie denkt an Schmetterlinge, Zebras, Märchen und den Mondschein. An nichts anderes. Und sie kommt und tröstet den Erzähler, wenn er traurig und niedergeschlagen ist. Und dann - fliegt sie weiter. „Little Wing“ - inspiriert von der subjektiven Idylle des Monterey Pop-Festivals im Juni 1967, nicht von einer einzelnen Person. Alle Eindrücke von Frieden und Schönheit abstrahiert zu der Figur eines übernatürlichen weiblichen Wesens als Retterin. Ein wiederkehrendes Motiv in den Texten von Jimi Hendrix.Jimi Hendrix wurde am 27.November 1942 in Seattle, Washington DC, geboren. Seine Mutter Lucille war bei seiner Geburt 17 Jahre alt. Ende März hatte sie seinen Vater, Al Hendrix, geheiratet, einen damals 22jährigen Mann, den sie über ihre gemeinsame Leidenschaft für's Tanzen näher kennengelernt hatte. Nur drei Tage nach der Hochzeit musste Al Hendrix schon mit der Armee weit weg von zuhause und seiner schwangeren Frau. Das erste Mal sah er seinen Sohn, als er im Herbst 1945 aus dem Kriegseinsatz nach Hause kam. Der Junge war knapp 3 Jahre alt. MUSIK: SPANISH CASTLE MAGIC (LIVE) ca. 4.30 SPRECHER 3. Kapitel 2: Musiker ohne Scheuklappen O-TON: STEVE SWALLOW: Imagine, the first time I heard Jimi Hendrix I was driving across Golden Gate Bridge ... SPRECHERIN: Steve Swallow, US-amerikanischer Jazz-Bassist und Komponist, zwei Jahre älter als Jimi Hendrix. Er wechselte Ende der 60er Jahre vom Kontrabass zum elektrischen Bass. O-TON: STEVE SWALLOW Driving to the north-west at sunset ... SPRECHER 1 Als ich das erste Mal Musik von Jimi Hendrix hörte, fuhr ich über die Golden Gate Bridge von San Francisco in Richtung Nord-Westen - und gerade ging die Sonne unter. Unter mir erstrahlte und glühte der Pazifik. Das war umwerfend, wie in einem Farbfilm auf großer Leinwand. Ein absolut einzigartiges Erlebnis. Ich war völlig unvorbereitet auf das, was Hendrix spielte - wie jeder, der ihn das erste Mal hört. … I was completely unprepared for what he played. This was the day in which radio was ... Damals hatten Radiosender eine bemerkenswerte Freiheit, bevor die Musikauswahl im Voraus festgelegt war, bevor sich jeder Sender durch eine bestimmte Musikrichtung profilieren musste. Radiosender konnten ohne Weiteres Musik von Charlie Parker spielen und direkt danach etwas von Jimi Hendrix. Und genau das passierte in diesem Moment, als wir über die Brücke fuhren. Wir hofften, dass sie gleich noch ein Stück von Charlie Parker spielen würden, und dann kam etwas, was ich noch nie zuvor gehört habe. Ganz klar: das erste Mal lässt sich nie wiederholen, das hat eine ganz besondere Wirkung. Und in so einem Moment wie auf der Brücke so eine einzigartige Musik zu hören - das war eine echte Offenbarung. Ich bin seither nicht mehr derselbe. ...in that setting was an epiphany, that's exactly what it was. And I haven't been the same. Luckily, too, I was just … Ich hatte wirklich Glück: ich war nämlich gerade dabei, mich mit elektrisch verstärkten Instrumenten zu beschäftigen. Ich hatte den E-Bass für mich entdeckt, und begann, mich vom Kontrabass zu verabschieden. Die Musik von Hendrix vermittelte mir Möglichkeiten von elektrisch verstärkten Instrumenten, an die ich vorher nie gedacht hätte. Abgesehen von dem Geschenk, einfach wie jeder andere seiner Musik zuzuhören, steckten in seiner Musik auch wertvolle Lehren für mich als Musiker. ...lessons that were valuable to me. SPRECHERIN: Steve Swallow ist nicht der einzige Jazzmusiker, der von Jimi Hendrix beeindruckt war. Miles Davis hat mit ihm in privatem Rahmen zusammengespielt, beinahe wäre es zu gemeinsamen Studio-Aufnahmen gekommen. Und für den Sopransaxophonisten Steve Lacy gehört er zu den Göttern - „weil er spielte wie niemand sonst“. Besonders gut gefiel er Lacy, weil er jenseits aller Kategorien spiele. Hendrix selber hat sich schon 1967, im ersten Jahr seines Erfolges als international bekannter Profimusiker dagegen gewehrt, in Schubladen gesteckt zu werden. - kein Wunder: auf „Are You Experienced“ der ersten LP der Jimi Hendrix Experience gab es deutliche Jazz-Anklänge, eine traditionelle 12taktige Blues-Nummer, Klangexperimente, wie sie damals nur im Studio zu realisieren waren, Hard-Rock und eine zart dahinfließende, ätherische Ballade. Einem Reporter erzählte er damals, ihre Musik sei „wie ein Glas voller Süßigkeiten, alles wild durcheinander. Eine Musik, die sich noch in der Entwicklung befindet, die gerade anfängt – die Musik der Zukunft. Wenn sie schon einen Namen tragen muss, wie wäre es mit 'Free Feeling' ?“ O-TON: GREG TATE He was a musical sponge …. SPRECHER 1: Er hat Musik wie ein Schwamm aufgesogen und verinnerlicht, Musik von allen möglichen Leuten. Er hat viel Zeit damit verbracht, alten, klassischen Blues zu hören, aber er hat sich damals auch die Beatles und besonders Bob Dylan angehört. Und Jazzmusiker, Sun Ra z.B. , Rahsaan Roland Kirk, Miles Davis, modernen, avantgardistischen Jazz von Leuten wie Ornette Coleman und Albert Ayler. Und auch diese Energie hat er in die Rockmusik eingebracht. Solche Musiker haben echt Dissonanzen zum Swingen gebracht. ...really made dissonance swing. MUSIK: RED HOUSE (LIVE, AUSCHNITT, 7.58 - 10.18) SPRECHER 3: Kapitel 3: Glück und Geschäft SPRECHERIN: Jimi Hendrix war ohne einen Schulabschluss 1961 mit 18 Jahren zur Armee gegangen und hatte sich seit seiner Entlassung 1962 meistens als umherreisender Begleitmusiker von Rhythm 'n' Blues- oder Soul-Größen sein Geld verdient. Diverse Aussagen seiner Zeitgenossen belegen sein obsessives Gitarre-Üben und Aufsaugen diverser Gitarrentraditionen. Als er Mitte der 60er Jahre in New York gelandet ist, möchte er die Rolle als Begleitmusiker lieber heute als morgen aufgeben, er versucht sich als Bandleader, und im Sommer 1966 hat er kaum fassbares Glück: dank Linda Keith, der damaligen Freundin von Keith Richards; lernt er Chas Chandler kennen. Der Bassist hat seine Karriere bei Eric Burdons Animals gerade beendet, er hat beste Kontakte in der englischen Musikszene und will tatsächlich einen Star aus ihm machen. Jimi Hendrix zieht Ende September 1966 nach London. Dort erspielt er sich schnell den Respekt der britischen Musikerkollegen. O-TON LOTHAR TRAMPERT: Popmusik war in den USA schon noch sehr von der Rassentrennung betroffen: SPRECHERIN: Lothar Trampert, Autor von „Elektrisch ! Jimi Hendrix – der Musiker hinter dem Mythos: O-TON: LOTHAR TRAMPERT (ca. 1.55) Hendrix hätte in den USA in der Form nicht starten können. Er startete eben in England, wo eine Musikszene sich entwickelt hatte, eine Musikerszene muss man fast sagen, die sehr bluesorientiert war, die sich sehr mit der afro-amerikansichen Musik beschäftigt hatte. Ich denke, dass einfach sehr wichtig ist, dass Hendrix damals aus seinem Job, den er in den USA hatte, als „Backing“-Musiker diverser Bands, dass er nach England gekommen ist und dort in den Clubs von London gespielt hat, vor den richtigen Leuten. Und das war im Grunde genommen auch „social media“ in Handarbeit. Und das war eine ganz wichtige Sache, dass es Leute gibt, die wissen, wie man Musik vermarktet, auch wie man eigenwillige Künstler vermarktet. Wie man Kunst an den Konsumenten bringt. Und es gibt eben Menschen in dieser Industrie, die gehen immer die eingelaufenen Wege und tauschen dann gelegentlich lieber mal die Band aus, als sich Gedanken darüber zu machgen, wie man etwas ganz Spezielles eben in den Mainstream-Markt bringen kann. Und ohne diesen Vermarktungs-aspekt, diesen kommerziellen Aspekt funktioniert das Ganze nicht. Das ist eine ganz hohe Kunst, und ich würde mal sagen, da gibt’s auch so wenige Leute in diesem Business wie es gute Künstler gibt. SPRECHER 3: Kapitel 4: Spurensuche O-TON: LOTHAR TRAMPERT Blues war immer da, also, war immer zu spüren, was die Melodik anging. Andererseits, man kann sich natürlich wundern, wenn man ein Stück hört wie „Third Stone From The Sun“, Jazz, das ist einfach ganz klarer Jazz-Einfluss. MUSIK: THIRD STONE FROM THE SUN (AUSSCHNITT, 2.46 bis 5.46, danach unter Text langsam ausblenden) O-TON JIMI HENDRIX SPRECHER 2 „Third Stone From The Sun“ - der „der dritte Stern von der Sonne aus“ gesehen ist die Erde. Die Typen kommen von einem anderen Planeten und beobachten eine Zeit lang die Erde. Schließlich gelangen sie zu dem Schluss, dass die intelligentesten Lebewesen auf der Erde die Hühner sind. Sonst gibt’s nichts Interessantes für sie – nichts, was der Mühe wert wäre. Und weil sie die Menschen sowieso nicht leiden können, sprengen sie am Ende alles in die Luft. SPRECHERIN: Robert Wyatt war Schlagzeuger und Sänger der britischen Band Soft Machine und 1968 im Vorprogramm der Jimi Hendrix Experience auf Tour durch die USA. Er konnte jeden Abend erleben, wie Hendrix alle möglichen Improvisationswege beschritt, und Schlagzeuger Mitch Mitchell immer auf Augenhöhe mit dabei war – er folgte ihm so genau wie Elvin Jones dem Saxophonisten John Coltrane. Und Bassist Noel Redding blieb bei seinen Grundtönen, bis sie endlich wieder bei dem verdammten Song landeten. O-TON ROBERT WYATT We saw Hendrix going all over the place on tour and Mitch would be following him as closely as Elvin Jones would follow John Coltrane. It really was phenomenal to watch him, with Noel going oomph, boom (imitiert Basstöne), “I'm just gonna keep doing this, till they play the fucking tune again.“ (lacht, Gelächter im Saal). (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=V9XRWkIKTYU ) O-TON LOTHAR TRAMPERT Ich hab's mir immer so vorgestellt, der eigentliche Mittelpunkt der Band war Noel Redding. Das war so die stabile Achse, und darum hat sich einiges gedreht, und Mich Mitchell hat einfach ein unheimlich dichtes, swingendes Schlagzeug gespielt, und Hendrix hat mindestens zwei Gitarren auf einmal gespielt, und er hat dazu gesungen. Und er hat Räumlichkeit erzeugt. Das war ja auch eine Sache, die die Band unterschieden hat. Einfach so in der Klanglichkeit, und dann ein physisches Erleben dieser Musik möglich gemacht. Durch die Lautstärke. SPRECHER 3: Kapitel 5: Klangforschung und eine besondere Art von Lautstärke O-TON STEVE SWALLOW: A lot of what was remarkable about his playing ...was the sound that he made SPRECHERIN 3: Steve Swallow, Jazz-Bassist und Komponist. O-TON STEVE SWALLOW Also obviously … SPRECHER 1: Für alle großen Musiker gilt: was sie auszeichnet und besonders macht, ist vor Allem ihr Sound. Selbst wenn jemand genau dieselbe Gitarre und denselben Verstärker benutzt hätte, und in demselben Raum gespielt hätte: keiner hätte wie Jimi Hendrix geklungen, auch wenn er dieselben Töne gespielt hätte. Genauso unverwechselbar wie sein Wesen war auch sein Sound. Der war einfach sofort unwiderstehlich. Und sehr einladend. Das finde ich ganz bemerkenswert … a very welcoming sound. That's something that I think is worth noting because what's often said about him was the shock of hearing him the first time, how loud it was …. Leute, die ihn das erste Mal live gehört hatten, erzählten ja oft von dem Schock, wie laut das war. Und das stimmt natürlich auch. Er riss die Verstärker so weit auf wie es nur ging, um das aus ihnen herauszuholen, was er wollte. Es war tatsächlich sehr laut, aber auch erstaunlich warm und einladend. Der Klang hat einen eingehüllt. ...astonishingly warm and welcoming and inviting and enveloping. O-TON KLAUS THEWELEIT Am Anfang, als ich Hendrix zuerst hörte, und selbstverständlich laut gehört, wie man Ende der 60er, Anfang der 70er eigentlich alle Musik laut hörte, ob das Klassik war, Beat, oder Jazz, egal, war das eine solche Differenz zu anderen E-Gitarren, sei es der Stones, .der Beatles, Quicksilver Messenger und wen es sonst gab, das war einfach eine andere Kategorie von Sound. Und die haute einen erstmal um. Und so wie der Körper reagiert, wenn etwas wirklich Fremdes oder Neues auf ihn einströmt, hat man erstmal die Tendenz, oder der Körper hat die Tendenz das abzuwehern. Oder umzuleiten, so dass das erste Wort, das man dafür fand war: „Wow, der klingt aber brutal. Das haut richtig rein, das ist ein brutaler Sound.“ Und das dauerte eine Weile, nach öfter Hören, bis man merkte, der Sound ist gar nicht brutal, sondern der ist kraftvoll energetisch, aber der schließt einen anders auf als die anderen Gitarremn das bis dahin taten. Und das ist eigentlich auch so geblieben. Ich kenne bis heute keinen Gitarristen, also die Heavy-Metal Gitarristen, die ordentlcih aufdrehen und draufdreschen, sind ja nicht in dem Sinne „welcoming“, empfangen und umschmeicheln den Körper nicht mit ihrer Energie wie das Hendrix' Sound tut. Die Differenz ist nach wie vor da, und das hat auch keiner in der Weise seitdem geschaft. O-TON LOTHAR TRAMPERT Bei einer BBC-Session hat er im Studio gespielt, und er hat sich wohl eingespielt und die Techniker haben die Welt nicht mehr verstanden, weil sie dachten, der ganze Signalweg wäre defekt, weil sie immer Verzerrung gehört haben, verzerrte Gitarren, und es war für einige der Herren damals auch unfassbar, dass das gewollt sein konnte. MUSIK: CAN YOU PLEASE CRAWL OUT YOUR WINDOW mit An- und Absage von Alexis Korner als Moderator für die BBC) O-TON ROBERT WYATT: I first saw Hendrix, … we shared a rehearsal room, because we had the same management … SPRECHERIN: Robert Wyatt, von der englischen Band Soft Machine. O-TON ROBERT WYATT We either left rehearsal or ... SPRECHER 1 Wir teilten uns einen Proberaum, wir hatten ja auch dieselben Manager. Entweder kamen wir zu einer Probe während er noch spielte, oder er fing an zu spielen, als wir noch unser Zeug abbauten, ich weiß nicht mehr genau. Und sofort war da dieser unglaubliche Sound, bevor er überhaupt einen Song spielte, einfach nur beim Stimmen der Gitarre, und was ganz außergewöhnlich war: er konnte die Rückkoppelungen kontrollieren. Dann schwappte so eine Art 360 Grad-Klang im Proberaum um einen herum. Aber kombiniert mit einer rasanten rhythmischen Präzision und Kraft wie in der Musik von James Brown. Es gab damals zwar tolle Gitarristen in England, Jeff Beck z. B: der stellte schon ganz außergewöhnliche Dinge mit Rückkopplungen an, und Pete Townshend, da war schon eine Menge los. Aber was Hendrix machte, war wirklich etwas Besonderes. Er versetzte mich in einen Zustand, für den man sich sonst erst betrinken müsste. ...it did that thing that I say, you drink for, you know what I mean, to get there. That's where he got me. SPRECHERIN: Auch Klangschmiede brauchen wie jeder andere Handwerker geeignetes Werkzeug. Ab und zu spielte Jimi Hendrix auf Gitarren von Gibson, aber meistens nutzte er die Stratocaster von Fender. O-TON JIMI HENDRIX SPRECHER 2: Die Fender Stratocaster spiele ich weil sie die einzige Gitarre ist, die die Strapazen auf meinen Konzerten mitmacht. Die Stratocaster ist die beste Allroundgitarre für unsere Art von Musik. Man kriegt sowohl die Höhen als auch die Tiefen richtig hin. Dazu verwende ich leichte Saiten, die ich etwas höher aufziehe, damit sie länger klingen. Zum Beispiel kann man die Abdeckung von der Rückseite nehmen und auf diesen kleinen Federn herumtrommeln, und dann entstehen total abgefahrene Geräusche. O-TON LOTHAR TRAMPERT Hendrix' bevorzugte E-Gitarre, die Stratocaster, hatte noch einen Hebel mit dem man die Seitenspannung verändern konnte. SPRECHERIN: Lothar Trampert beschäftigt sich als Redakteur des Fachmagazins Gitarre und Bass seit weit mehr als 20 Jahren mit den Instrumenten und ihren Protagonisten. Er hat in seiner musik-wissenschaftlichen Magisterarbeit die verschiedenen Werkzeuge von Jimi Hendrix sehr detailliert beschrieben. O – TON LOTHAR TRAMPERT Jetzt haben frühere Bands das ganz dezent eingesetzt und den Hebel fast nur touchiert, also das Vibrato auf die Musik gesetzt. Hendrix aber hat es in die Linien, die er gespielt hat, in die Akkorde, in die Mixturen aus Akkorden und Linien integriert. Er hat damit Übergänge geschaffen, er hat Töne fast glissandomäßig aneinandergereiht, er hat die Gitarre auch schrecklich verstimmt damit oft. Er hat gespielt mit dem Instrument, und das Resultat war auch nicht immer ganz genau abzusehen. Und das ist ja auch ein Faktor, der ja bei vielen genialen Musikern zu beobachten ist, das ist die Unberechenbarkeit, oder die Offenheit gegenüber dem Experiment. Das Instrument und er am Instrument waren die eine Sache, dann geht das Signal raus, und zwischen dem Verstärker und den Lautsprecherboxen un der Gitarre gab's bei Hendrix eben Effektgeräte, und es war das Wah-Wah Pedal, was eben diese bekannte Filtersound, den man auch in der Funk-Musik, in der afro-amerikanischen Musik der 70er Jahre später dann ganz oft gehört, hat, dann hat er einen Verzerrer-Effekt gehabt, und dann zeitweise auch einen Univibe, einen schwebenden Chorus-ähnlichen Effekt. Das waren eigentlich seine Sounds, die er live eingesetzt hat. Er hat die Übersteuerung der Röhrenverstärker genutzt, und er hat, ganz wichtig, mit der Lautstärke gespielt, und hat das Spektrum dieses Instruments, wie gesagt ein Brett mit sechs Saiten extrem erweitert. MUSIK: I DON'T LIVE TODAY (LIVE) ca. 5.30 O-TON JIMI HENDRIX SPRECHER 2: „I Don't Live Today“ ist den amerikanischen Ureinwohnern und allen unterdrückten Minderheiten gewidmet. Ein echter „Freak-Out“-Song. O-TON: GREG TATE Feedback generally, in any kind of amplified sound situation is something people want to avoid: SPRECHERIN: Greg Tate, Hendrix-Biograf und Musiker aus den USA. O-TON: GREG TATE It's harsh, you know what I mean … SPRECHER 1: Normalerweise will man Feedback vermeiden, weil es einfach brutal und schrill klingen kann. Aber Hendrix entdeckte darin ein melodisches Potential, mit dem Gefühle ausgedrückt werden können. Und er lernte, dieses Techno-Heulen zu kontrollieren und damit eine Art von Melodien zu erzeugen. Bei ihm ist das ein harmonisches Feedback, das zu den Basstönen und Akkordwechseln der Songs passt. Das ist wirklich erstaunlich. Mir fällt kaum ein anderer Gitarrist ein, der diese Klangmöglichkeit der Gitarre so genau erforscht hat, und das Feedback so gut kontrollieren kann wie er. ...that line of investigation into the possibility of the instrument with that much control. You know, you see a lot of guitar players when they want to invoke feedback… Viele Gitarristen drehen sich um und stellen sich direkt vor den Verstärker und Lautsprecher, wenn sie Feedback erzeugen wollen. Aber Hendrix konnte drei Meter weit weg davon stehen und (mit ungläubig staunenendem Lachen) das brüllendste, ohrenbetäubendste Feedback erzeugen und es auch noch unter Kontrolle halten. Alles war dann auf maximale Lautstärke eingestellt: die Gitarre, die Verstärker, die Effektgeräte, und wenn dann diese geisterhaften Töne auftauchten, mit ihrem Heulen und ihren Dissonanzen, dann hatte er das alles unter Kontrolle. ...when those ghost tones started coming through and kind of bringing their howls and dissonance he was completely in control. SPRECHER 1: ZITAT KLAUS THEWELEIT / KLAUS HÖTSCHL Die Gitarre „klingt“ nicht mehr, sie heult. Sie schreit. (Quelle: Klaus Theweleit/Rainer Höltschl, Jimi Hendrix, Eine Biographie, Rowohlt Verlag, Berlin 2008) SPRECHERIN: Schreiben dazu Klaus Theweleit und Klaus Höltschl in Ihrer Hendrix-Biografie aus dem Jahr 2008. Klaus Theweleit ergänzt diesen Gedanken. O-TON KLAUS THEWELEIT Also ein Schrei, der auf einem Instrument ertönt, ist natürlich nie reine Qual, sondern die Verwandlung von Qual in Schönheit. Man hört die Schönheit drin, aber man hört auch noch das Gequälte der „Black existence“. Das ist bei Coltrane auch so, bei Sun Ra noch stärker. Entscheidend ist die Verwandlung in Schönheit. SPRECHERIN: Klaus Theweleit und Rainer Höltschl weisen in ihrer Hendrix Biografie darauf hin, dass Hendrix sich in seinen extremeren Klangabenteuern womöglich von Spielpraktiken im avantgardistischen Jazz hat inspirieren und oder bestärken lassen. Bei einem Kurzurlaub 1969 in Marokko trifft er z.B. das Art Ensemble of Chicago, und hört dort auch ihre Musik. Parallelen zwischen Hendrix und den Saxophonisten des Free Jazz, und Musikern früherer Jazzepochen nimmt auch Greg Tate wahr. O – TON GREG TATE: They were kind of challenging the orthodoxy around what was beautiful … SPRECHER 1: Sie haben die orthodoxen Vorstellungen von Klangschönheit in Frage gestellt. Sie hörten eine andere Art Schönheit in den sogenannten multiphonics. Mit einer speziellen Grifftechnick kann man auf einem Saxophon zwei oder drei Töne gleichzeitig erzeugen. Außerdem kann man auch einfach in das Instrument hineinschreien. Solche stimmlichen Ausdrucksmittel gab es im Jazz bei Saxophonisten und Trompetern immer schon. In der Band von Duke Ellington spielten die Trompeter Cootie Williams und Bubber Miley manchmal mit einem Dämpfer, mit dem sie den den Schalltrichter schnell öffnen und schließen konnten um den Klang von Stimmen zu imitieren und diese Wah Wah-Effekte zu erzeugen. … to create these vocal effects and these wah-wah effects. But the horn players could really Die Bläser konnten eine einzelne Note voller Intensität und Energie über einen langen Zeitraum halten, bis sie Deinen Schädel durchbohrte und Dir unter die Haut kroch. Mit einer Gitarre konnte man so etwas nicht machen, auch nicht diese fließende Legato-Linien spielen – bis Hendrix auftauchte und mit Lautstärke, Verzerrung und Feedback wirklich an die Grenzen ging, um damit Melodien zu improvisieren. ...in terms of the ability to play these liquid legato kind of passages. SPRECHERIN: Jimi Hendrix legte außerdem immer großen Wert auf ein prägnantes und einfallsreiches Spiel als Rhythmusgitarrist. Inspiriert haben ihn dabei vor allem Curtis Mayfield und Jimmy Nolen aus einer der Bands von James Brown. Seine Spezialität war es, dabei auch noch kurze melodische Einwürfe in die Akkordfolgen einzubauen, so dass für manche der Eindruck entstand, es spielten zwei Gitarristen. MUSIK: ELECTRIC LADYLAND ca. 1.30 MESSAGE TO LOVE ca. 1.30 (beide Stücke unbegleitete Gitarrre, ohne Gesang) O-TON GREG TATE When you watch him play, when you see footage of him playing … SPRECHER 1: In Live-Videos kannst Du an seinem Gesicht ablesen, wie geübt er im Umgang mit seiner Kunst ist, wie intensiv er mit seiner Muse verbunden ist. Er weiß schon im Voraus, welche Noten gleich dran sind. So, als ob er sie singt, bevor er sie dann tatsächlich spielt. Zwischen seinem Gesichtsausdruck und dem was er dann auf dem Instrument spielt, vergeht nur ein Bruchteil einer Sekunde. ...between the expression on his face and what comes next on the instrument. With some people it might seem that what's coming out of the guitar is then followed by the facial expression … Bei manchen Leuten hat man vielleicht den Eindruck, dass zuerst die Töne aus der Gitarre kommen, und dann der passende Gesichtsausdruck folgt. Bei Hendrix ist es umgekehrt. Das ist nur eines seiner Talente als Musiker, als Virtuose, als Visionär. ...as a musician, as a virtuso, as a visionary. SPRECHERIN: Greg Tate gehört zu denen, die in Jimi Hendrix bis heute einen Ausnahmemusiker ohne Gleichen sehen. Lothar Trampert beeindruckt besonders die musikalische Offenheit von Jimi Hendrix. O – TON LOTHAR TRAMPERT Es ist Freiheit. Ich kann mir's wirklich nicht anderes vorstellen, als dass Hendrix das gemacht hat, was ihm gefallen hat, was ihn gereizt hat. Er ist gereist auf der Gitarre. Er hat versucht, etwas zu entdecken. Und ich denke Hendrix hat trotzdem beides gemacht: er hat von außen ganz viel genommen, er ist aber auch immer weiter nach innen gegangen. Das ist das, was mich bis heute eigentlich am meisten begeistert, diese Freiheit mit Kunst umzugehen und diese Offenheit. MUSIK: ALL ALONG THE WATCHTOWER ca. 4.00 2. Stunde O-TON / MUSIK JIMI HENDRIX ca. 1.50 Dig, we have to do a song called „Purple Haze“, and for those of you who don't speak English we'd like to explain, what this „Purple Haze“ means. (lacht, erstes leises Feedback) NOEL REDDING When you've got a bad stomach. JIMI HENDRIX This will be so much fun. (Gitarrengeräusche), oh, this is too much (intensiveres Feedback usw.,nach ca. 50 Sek. Feedback abblenden, und für 20 Sekunden unter folgenden O-Tönen weiterlaufen lassen) O-TON LOTHAR TRAMPERT Da hat das richtige Instrument den richtigen Künstler getroffen. SPRECHERIN: Lothar Trampert O-TON LOTHAR TRAMPERT Und anscheinend zur richtigen Zeit und in der richtigen Umgebung. Und das passiert nicht oft. Es gäbe sicher noch einige Menschen auf der Welt, die ähnlich gut Gitarre gespielt haben und ganz tolle Sachen gemacht haben, von denen wir nie etwas mitbekommen haben. Aber bei Hendrix, das war schon.ein sehr glückliches Zusammentreffen sehr vieler Faktoren. O-TON GREG TATE. He had the equipment. SPRECHERIN: Greg Tate O-TON GREG TATE. He had the technology, it was very new … SPRECHER 1 Hendrix standen brandneue Verstärker und Technologien zur Verfügung, die gerade zu dem Zeitpunkt entwickelt worden waren, als er nach England kam: Die 100 Watt-Gitarrenverstärker der Firma Marshall mit dem dazu passenden Lautsprecherturm. Wenn man zwei oder drei davon kombinierte, konnte man in einer großen Halle soviel Klangdruck erzeugen wie ein ganzes Sinfonieorchester. Und wenn Du diese Verstärker bis zum Anschlag aufdrehst, oder darüber hinaus, schwingen noch zusätzlich sehr intensive Obertöne mit. ...the sound starts carrying all these intense overtones. O-TON KLAUS THEWELEIT Die Experience ist ein absoluter Glücksfall. SPRECHERIN: Klaus Theweleit O-TON KLAUS THEWELEIT Dass diese beiden Typen, Mitch Mitchell und Noel Redding da auftauchen, bei einem simplen Casting, die er innerhalb von ein paar Tagen findet. Mitch Mitchell, der beste Schlagzeuger, der je in einer Rockband saß, und Noel Redding, und auch dass Chandler ihn nach London schleppt mit seinem Geld der verkauften Gitarre und Equipment. Das war ...(Gedankenpause) ist vielleicht nicht Zufall. Ich glaube, Leuten, die ein bestimmtes Talent haben und anbieten und damit auch nicht feindlich umgehen, sondern das anderen auch anbieten, oder andere anziehen, die kriegen auch meistens solche Hilfen, und finden die anderen Leute, mit denen sie arbeiten können. Und das ist ihm passiert. SPRECHER 3: „Castles Made Of Sand“ - eine Lange Nacht zum 75. Geburtstag von Jimi Hendrix. Zweiter Teil, Kapitel 1 – Klanggemälde. MUSIK: THE NEW RISING SUN AUSSCHNITT, ca. 2.00 (ruhiges Instrumentalstück mit teilweise rückwärts abgespielten Gitarrenmelodien) SPRECHERIN: Jimi Hendrix hat mit Begeisterung die Möglichkeiten der Tonstudiotechnik genutzt, die sich seit Mitte der 60er Jahre rasant entwickelten. Die ersten Stücke der Jimi Hendrix Experience wurden noch auf Tonbandgeräten aufgenommen, die nur vier einzelne Spuren boten. Wenn die für eine Basisversion eines Songs mit Rhythmusgitarre, Bass und Schlagzeug ausgefüllt waren, mussten sie erst einmal auf eine andere Vierspurmaschine überspielt werden, und dabei von vier auf zwei Spuren zusammengemischt werden. Das bedeutete, dass an der Klangbalance der Basisversion nachträglich nichts mehr zu ändern war. Auf den zwei noch freien Spuren der zweiten Bandmaschine konnte man dann zusätzliche Gitarrenparts und den Gesang aufnehmen. Eine im Vergleich zur heutigen digitalen Mehrspurtechnik sehr zeitaufwendige Prozedur. Hendrix hatte erneut Glück – er konnte schon bald in Studios mit 8 und später 16 Kanal- Tonbandgeräten arbeiten. Das kam seinem Spieltrieb und Ausdrucksbedürfnis enorm entgegen. Außerdem lebte er in einer Zeit, in der auch seine Musiker-Kollegen voller Experimentierlust und Klangfantasie waren. Das färbte ab. 1966 erschien das Album „Revolver“ von den Beatles, und da waren z.B. rückwärtsabgespielte Gitarrenmelodien zu hören, ein Stilmittel, das auch Jimi Hendrix gern einsetzte. Ein anderer Klangeffekt kam 1967 in Mode, der besonders gut in die halluzinogene Atmosphäre passte: „Phasing“ - es entsteht, wenn zwei Tonbandgeräte identische Musik abspielen, aber zwischen beiden Geräten durch nicht exakten Gleichlauf winzige Zeitverzögerungen entstehen. Lothar Trampert betont, dass die Begegnung mit dem Toningenieur Eddie Kramer zu den glücklichen Fügungen gehört, die sich zu Beginn von Jimi Hendrix' Karriere häufen. O-TON LOTHAR TRAMPERT Eddie Kramer zum Beispiel,.der Hendrix einfach auch ermöglicht hat, Vorstellungen, die er theoretisch hatte, praktisch umzusetzen. Sei es jetzt irgendwelche Unterwasser-Sounds und frühe Phaser-Effekte oder diese ersten Wah-Wah-Versuche mit Handarbeit am Filter und alles Mögliche. Er hatte mit den richtigen Leuten zu tun. O-TON JIMI HENDRIX SPRECHER 2 Auf „Bold As Love“ haben wir mit einem Phaser gearbeitet, was sich so anhört, als würden Flugzeuge direkt durch deine Zellmembranen rauschen. Irgendein Typ hat diesen Effekt zufällig entdeckt und ihn uns gezeigt. Es ist ein ganz besonderer Sound. Wir wollten die Musik selbst verzerren, statt echte Flugzeugaufnahmen Flugzeugaufnahmen herzunehmen. heranzunehmen SPRECHERIN: Toningenieur Eddie Kramer erzählte Jahrzehnte später mit bescheidenem Stolz von seiner Entdeckung des Stereo-Phasings und davon wie begeistert Jimi Hendrix war: O-TON EDDIE KRAMER We said to Jimi, you know, we've got this really nice thing we want to play you, Jimi, come and have a quick listen to this. My assistant and I had been experimenting with phasing. So we came up with stereo phasing and we applied it to „Axis“, And what we got to, is this: MUSIK AXIS: BOLD AS LOVE (AUSSCHNITT), ca. 1.00 So as one can imagine Jimi just freaking out, and hearing the sound for the first time, and it was really a relevation for him. (Quelle:https://www.youtube.com/watch?v=gkJhnDkdC-0 ) SPRECHERIN: Eddie Kramer saß auch zusammen mit Jimi Hendrix am Mischpult, als sie 1968 in einem New Yorker Studio eine Fülle von Klangereignissen und Effekten ausbalancierten, um ein Unterwasser-Science-Fiction-Märchen angemessen zu vertonen. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Die kurze, pfeifende Rückkopplung eines Kopfhörers, der zu nahe an ein angeschaltetes Mikrophon geraten war, inspirierte die beiden dazu, diesen an sich unerwünschten Effekt gezielt einzusetzen. Irgendetwas in dem Klang erinnerte wohl an Möwen-geschrei. Die pfeifenden Geräusche aus den Kopfhörern, wurden dann noch durch Echoschleifen geschickt und in die Klang-Collage integriert. Das Ein- und Ausblenden der verschiedenen Ton-spuren, das Hin- und Herbewegen der Klänge im Stereo-Panorama., und alle anderen Bewegungen an den Reglern des Mischpults wurden von Kramer, Hendrix und vermutlich noch dem einen oder anderen Assistenten in Echtzeit ausgeführt, wie eine Live-Performance, ohne nachträgliche Schnitte. Die Geschichte, die der Song erzählt, handelt von der Flucht vor all dem Krieg auf der Erde in eine Unterwasserwelt, der Erzähler und seine Geliebte vertrauen sich zusammen einer Maschine an, die ihnen unter Wasser das Überleben sichert. Am Ende der Reise ist Atlantis in Sicht. Der Titel des Songs prophezeit die Verwandlung des Erzählers in einen Meermenschen für das Jahr 1983. In den ersten Minuten der Komposition wird die Geschichte bis zum letzten Moment auf trockenem Boden erzählt, dann beginnt der Tauchvorgang. MUSIK 1983 – A MERMAN I SHOULD TURN TO BE (AUSSCHNITT), ca. 5.00 SPRECHER 3: Kapitel 2: Die Stimme und das Spiel mit Mehrdeutigkeiten SPRECHERIN: Und doch hat Jimi Hendrix immer wieder an seinen Qualitäten als Sänger gezweifelt. Als er zusammen mit dem Schlagzeuger und Sänger Buddy Miles in der Band Of Gypsys spielte, hatte er zeitweise vor, ihm den Job als hauptamtlicher Sänger zu überlassen, und es gibt u. a. glaubwürdige Aussagen z.B. von Arthur Brown und Mitch Ryder, dass sie als Sänger von Hendrix angefragt wurden. Ob dies mehr als eine Laune war, lässt sich natürlich nicht mehr klären. Klaus Theweleit erinnert sich an eine Anekdote von einem Mann, der jahrelang mit Jimi Hendrix zusammengearbeitet hat: Toningenieur Eddie Kramer. O-TON KLAUS THEWELEIT Der beschreibt ihn glaubhaft als ausgesprochen schüchternen Menschen. Selbst in der Phase seiner höchsten Promiskuität, wo man nie weiß, haben die Mädchen mehr ihn überfallen oder er sie, oder sich das gefallen lassen. Und in fast allen Bildern, die man da sieht, ist auch dieses Lächeln da, ist eine Sorte schüchternes Lächeln da. Und besonders eindrucksvoll ist es dann, wenn er über seinen Gesang spricht oder auch Kramner diesen beschreibt, dass sie immer die Auseinandersetzung hatten, dass Hendrix sagte, mach meine Stimme leiser. Ich mag die nicht. Und Kramer hat dann immer wieder (lacht) den Regler etwas hoch gezogen und die Stimme hörbarer gemacht. Was vollkommen richtig war. Das heißt dieses Verhältnis bei ihm von Gesang und Spielen, was da rauskam als besonderes Amalgam, war ihm selber nicht bewusst. Er hat die Stimme nicht eingesetzt wie Sänger das tun, in einer ganz bestimmten Weise wissend, so und so muss die sein, und so und so fügt die sich in die Klänge und die Akkorde, sondern das ist ihm einfach unterlaufen, das ist ihm passiert. Seine Stimme ist ja sehr eindringlich, wenn man das hört, und ganz selten laut. Es kommt ja ganz selten vor, dass da dieses Shouting drin ist, dieses „Black Shouting“, sondern es ist auf einer bestimmten ebene, obwohl die Stimmen oft gleichgestellt worden sind als beide nicht professionell, Bob Dylan und seine. Bob Dylan ist ja die Expressiv-Stimme an genau dem anderen Ende des Spektrums, der das Höchste an Expression da rauszuholen versucht und auch das übertreibt. Und Hendrix kriegt die Expression damit hin, dass er das ganz zurücknimmt, und dass das wie von selbst aus seinem Spiel hervorsprudelt, ist also ein ähnliches Stimmwunder wie das von Billie Holiday. MUSIK: HOUSE BURNING DOWN ca. 4.00 SPRECHERIN: „House Burning Down“ von dem Doppelalbum „Electric Ladyland“ aus dem Jahre 1968. Der Song beschreibt die bitter-ernste Szenerie von gewalttätigen Aufständen seitens einiger Afro-Amerikaner, der Ich-Erzähler warnt davor, das Haus des Nachbarn niederzubrennen, nur Außerirdische scheinen noch helfen zu könnenn, ein Ramschiff sammelt die toten Körper ein und fliegt wieder davon - all das verpackt Hendrix in einen Song, der ausgerechnet auf einem Tango-Rhythmus basiert. Und ganz am Ende ist eine der wildesten Gitarren überhaupt aus dem Werk von Hendrix zu hören. In seinem Buch „Midnight Lightning – Jimi Hendrix And The Black Experience“ hat sich der Autor und Musiker Greg Tate mit den verschieden Aspekten von Jimi Hendrix' Verhältnis zur schwarzen Community beschäftigt. O-TON GREG TATE That's his first really direct acknowledgement of the black liberation struggle … SPRECHER 1: In dem Song “House Burning Down“ spricht er das erste Mal ganz direkt über den schwarzen Befreiungskampf, über den Aufruhr, die Rebellion, die es in Watts gegeben hatte, einem Viertel von von Los Angeles, oder in Detroit und Newark. Manche sprachen von Aufständen. Und nach dem Tod von Martin Luther King passierte so etwas im ganzen Land. Mit dem abbrennenden Haus war gemeint, dass die USA buchstäblich in Flammen stand, weil der Konflikt zwischen Weiß und Schwarz so brandgefährlich geworden war. Es gab davor schon sporadisch Rebellionen der schwarzen Community gegen Rassismus, aber noch nicht in Verbindung mit einem politischen Programm wie dem der Black Power-Bewegung oder dem der Black Panthers. Das sprach sich ja nicht nur dafür aus, sich zur Wehr zusetzen, sondern auch zurückzuschießen. Es gab auch die Option, Molotow-Cocktails zu werfen, um die Wut gegen die weiße Vorherrschaft auszudrücken. ...using the option of the Molotov cocktail to really express the rage against white supremacy in America. So in “House Burning Down“ Jimi really … “House Burning Down“ macht diesen Konflikt ganz direkt spürbar, und hörbar. Er legt Effekte wie Flanging und Phasing auf die Gitarre, so dass sie wie ein Flächenbrand klingt, und gleichzeitig wie ein herumtobender Panter (lacht). ...these rampaging panther kind of sounds going on in the same song. He definitely saw himself as a, I think, more an advocate of Martin Luther King's approach .. Hendrix sah sich bestimmt eher als jemand, der Martin Luther Kings Ansatz unterstützte, durch Verhandlungen einen Frieden zwischen dem weißen und schwarzen Amerika zu erreichen. Trotzdem kenne ich keinen anderen Musiker, dessen Musik soviel Aggression und Gewalt enthält. Als ob jemand losschlägt. Das ist keine pazifistische Musik. ...it's not pacifist music. O-TON JIMI HENDRIX SPRECHER 2 Dir Rassenzugehörigkeit ist kein Thema in meiner Welt, denn die ist nicht durch meine Hautfarbe geprägt. Ich denke nicht schwarz oder weiß. Mir geht es um das Alte und das Neue. (…) Das Anliegen der Black Panthers verstehe ich. Natürlich bich in mancher Hinsicht auf ihrer Seite. Irgendjemand muss ja was tun, und wir Schwarzen wurden, was den Seelenfrieden und die Lebensumstände angeht, am stärksten benachteiligt. Gewalt und Aggression oder wie sie es nennen lehne ich allerdings ab, ebenso den Guerillakrieg. Und damit meine ich auch, aus Frust mal einen Molotowcocktail zu werfen oder ein Ladenfenster einzuschmeißen. Das geht nicht. Besonders nicht in Deinem eigenen Viertel. O – TON GREG TATE: You know, I mean, I think we can look at what he may have said in interviews or even in a song … SPRECHER 1: Wir können uns natürlich damit beschäftigen, was er vielleicht mal in Interviews gesagt hat, oder auch in dem Song “House Burning Down“. Er hofft da am Ende, dass Außerirdische herkommen und dabei helfen, das Chaos zu beseitigen, das die Menschen untereinander angerichtet haben. Aber wenn wir uns nur an dem Geist der Musik orientieren, wird klar: er erzeugt einen Aufruhr. Er beschwört Rebellion herauf, durch die Musik. Das Spielen mit solchen Gegensätzen gehört zum Wesen des Blues, zu seinem Ethos, das Spielen mit Widersprüchen zwischen dem, was mit Worten gesagt wird, und dem, was wirklich ausgedrückt wird. ...and then what's really being expressed. You know, you take something like Jimi's “Voodoo Chile“ Der Text von “Voodoo Chile“ klingt als ob ein Gott mit Worten voller Donner über seine Allmacht spricht. Aber dann handelt der Song auch von Tod, Untergang und Erschöpfung, und von der Hoffnung, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Implizit wird hier gesagt, dass er ausgebrannt ist. ...the implication is that he's kind of spent. MUSIK: VOODOO CHILE (AUSSCHNITT, ca. 1.00) O-TON GREG TATE It's always this duality going on in the blues ... SPRECHER 1 Diese Dualität von Freude und Schmerz ist im Blues immer präsent, oft sogar innerhalb eines Songs. Hendrix ist ja nun wirklich Bluesmusiker genug, um solche komplexen Zweideutigkeiten auszukosten. Die Musik kann über das, was der Text sagt, hinausgehen. Ich habe das Gefühl, dass er uns verschiedene Perspektiven präsentiert – durch die Wechselwirkung von Text, Vortragsweise und Musik. Er hat ja seine Texte nicht rausgeschrien oder gebrüllt. Als Sänger war er eher ein Schmeichler, Verführer, und manchmal murmelte er auch so vor sich hin. Ich glaube, er hat gerne mit dieser Ambivalenz von Stimme und Gitarre gespielt. Mit seiner Stimme konnte er schnurren wie eine Katze - und mit der Gitarre Dich in Stücke schneiden wie ein Samurai-Krieger. ...vocally he can be purring a lot and then the guitar can just be slicing you up like a Samurai. MUSIK: EXP, AUSSCHNITT (Feedback, ca. 0.10 unter O-Ton-Ende, ca.0.10 frei stehend, dann unter Sprecher 3) SPRECHER 3. Kapitel 3: Ein Blick aus dem Weltall, aus dem Bauch der Mutter – und ein Blick in den Spiegel MUSIK UP FROM THE SKIES , AUSSCHNITT 0.00 – 1.00 (swingende, verhaltene Jazz-Nummer)(läuft unter Text weiter) SPRECHERIN: „Up From The Skies“ - zart-ironischer Jazz nach dem kreischenden Feedback-Start einer fliegenden Untertasse – die beiden ersten Nummern der zweiten LP der Jimi Hendrix Experience „Axis Bold As Love“, erschienen Ende 1967. Die Perspektive ist außerirdisch. Klaus Theweleit. O-TON KLAUS THEWELEIT Diese Seite, dass man von einer anderen Welt kommt, oder dass man eine andere Welt kennt, dass man aus der singt, das haben ja Musiker. Sun Ra, der sagt, er kommt vom Saturn, Hendrix vom Mars, und wenn er in „Up From The Skies“ singt, „I have lived here before, in the days of ice, and that's why I am so concerned, and I come back to see the stars misplaced„ and the smell of a world that's burnt.“ So - „ich möchte gern wissen, wie's Euch geht, Leúte, erzählt mir malm, ich war hier mal früher, aber jetzt war ich wo anders, und hier hat's gebrannt, und hier ist in der elt was zerstört. solche Textzeilen gibt es nicht viele bei andern.Musikern. Der Vergleich ist natürlich ein bisschen hoch gegriffen, wenn man sich das große Whitman-Werk ansieht und diese ausufernde Lyrik, aber das hat Züge dsvon. Diese amerikanische Qualität, dass die Poesie aus einer Welt kommt, wo der Poet war, und die anderen noch nicht sind, oder auch vielleicht nie hinkommen, und dass er das schafft, in Zeilen zu kriegen, also auch in Texte, die man tatsächlich lesen kann, ohne die Musik zu hören. Und man sagt das ist ein tolles Gedicht. Zur Musik und Textumgang sagt er einfach, er hatte das Glück, also ja nicht so lange in der Schule und da auch nicht so besonders mitgemacht und kein Schüler gewesen, der da sprachlich geglänzt hätte, sondern immer Musik gemacht, Musik gehört, sagt er, die musikalisch aufgewachsenen Kinder, they don't have so many fingerprints on their brain, womit er die sprachlichen meint. Unser Gehirn ist sprachlich nicht so vorprogrammiert wie das der meisten anderen, und wie die Schulen halt sind, die programmieren so vor, dass man dabei nicht sprachlich lebendiger wird sonderm sprachlich schematischer oder normatriver, was die Lehrer ja auch im Sinn haben. Die wollen ja Leute hervorbrinegn, die in der Gesellschaft funktionieren, und dazu ist di Funktionalität der Sprache an erster Stelle wichtig, und da sagt er von sich ganz klar: „hab' ich nicht“. Not so many fingerprints across my brain. Und auf der anderen Seite die Gefühle, wo man sie entwickelt, as war für die Schwarzen ja immer zum großen Teil die Kirche, „the Black church“, das ist ihm auch bewusst, aber er ist nicht Kirchgänger im religiösen Sinne, sondern er übersetzt das in die Musik, und sahgt ja direkt wörtlich: „I'm an electric church“. Also ihm ist die Differenz zum Normaltyp, zu dessen Kirchlichkeit, zu dessen Religion und dessen Sprachfertigkeit absolut bewusst und er kann das formulieren. MUSIK BELLY BUTTON WINDOW AUSSCHNITT, ca.1.00 O-TON KLAUS THEWELEIT „Belly Button Window“, das ist ja der Song, in der er beschreibt, wie das Baby, sagen wir, er als Baby im Mutterkörper sitzt, Abtreibungen waren gang und gäbe, mit den übelsten Mitteln, weil viele Frauen die Kinder einfach nicht kriegen konnten, Ärzte selten zu finden waren, das hat er natürlich mitbekommen in dem Alter, wo er den Song dann schreibt, und er sitzt da drin und sagt, so, jetzt überlegt Euch das, wenn ihr jetzt nicht entweder zuschlagt und mich abtreibt, bleibe ich drin, sonst komme ich die nächsten Tage hier die Rutsche runter, und ich weiß Ihr habt Pillen und dies und alles, „thrills“, aber ich komm runter und lach Euch ins Gesicht und werde all Eure Schokolade aufessen. „Belly Button Window“, alleine gespielt mit der Gitarre. Das heißt ihm ist dieser Zustand, was mit dem Kleinkind passiert, schon im Bauch, so wie das in dem Song formuliert ist, auch absolut bewusst. MUSIK MY FRIEND AUSSCHNITT, ca. 1.00 O-TON KLAUS THEWELEIT „My Frfend“ ist ja jemand, das ist eine Art Verdoppelung von sich selber. Die Leute, die ihm außerhalb von ihm ihm begegnen, und eigentlich die Freunde sind, behandeln ihn eigentlich beschissen., das ist eine meiner Lieblingszeilen: „ich ging weg, hinter die Telefonzelle und kämmte seinen Atem aus meinem Haar.“ (lacht). Wunderbar. Und dann ist der „Friend“ aber derjenige, den er im spiegel sieht. Was sehr an , nebenbei gesagt, Spiegelstadium von Lacan erinnert. Dieses Erkennen von sich, und bin ich das, und bin ich das nicht, und vereinige ich mich mit dem, und schaff' ich das, kann ich mir, mit dieser Figur, die da mir gegenübersteht als mein „Friend“ im Spiegel so was wie glücklich werden ? Oder eine körperliche Einheit herstellen ? Dieses Problem hat er sein Leben lang gehabt, und wenn ich das richtig sehe, hat er das überwiegend mit LSD bearbeitet und mit Beziehungen zu Frauen. SPRECHER 3: KAPITEL 4: Frauen – in verschiedenen Rollen. O-TON JIMI HENDRIX SPRECHER 2 Dad war sehr streng und korrekt, meine Mutter dagegen warf sich gern in Schale und zog um die Häuser. Sie trank viel und achtete nicht auf sich – trotzdem war sie eine tolle Mutter. Meine Eltern stritten und trennten sich andauernd, sodass mein Bruder und ich von einer Wohnung zur andern ziehen mussten. Ich lebte meist bei meiner Tante oder bei meiner Großmutter und war ständig darauf vorbereitet, wieder mal still und heimlich zu ihr nach Kanada abhauen zu müssen. Meine Großmutter ist übrigens Indianerin, in ihren Adern fließt Cherokee-Blut. Viele Leute in Seatlle haben indianische Vorfahren. Das ist eben Teil meiner Familie, mehr nicht. Viele Kids haben es nicht leicht, weiß Gott !. Auch ich hielt es zuhause nicht aus und bin ein paarmal abgehauen, weil es daheim so furchtbar war. Einmal hat mein Dad mich nach einem Streit mitten ins Gesicht geschlagen. Als er dann merkte, dass ich ausgebüxt war, wurde er stinksauer und halb verrückt vor Sorge. Doch das ließ mich völlig kalt – um die Gefühle der anderen scherte ich mich damals nicht. Ich kam erst wieder nach Hause, als mir klar wurde, wie sehr mein Dad durch den Wind war. Eigentlich hätte es mir egal sein können, aber, na ja, er ist nun mal mein Dad. Ich glaube nicht, dass er sich jemals große Hoffnungen gemacht hat, dass aus mir was werden würde. Dazu geriet ich zu oft in Schwierigkeiten. SPRECHERIN: Im Februar 1958, Jimi Hendrix war damals gerade 15 Jahre alt, starb seine Mutter Lucille mit nur 32 Jahren. Sie war zwar noch sporadisch in seinem Leben präsent gewesen, hatte aber schon lange nicht mehr im Haushalt von Vater Al und seinen beiden Söhnen James und Leon gelebt. Weiterhin übernahmen oft weibliche Verwandte und Nachbarn die Erziehung. Kurze Zeit später soll der Junge angefangen haben, eigene Songs zu schreiben, heißt es in der Hendrix-Biografie von Klaus Theweleit und Rainer Höltschl – was unwillkürlich an den Titel einer Platte des Saxophonisten Albert Ayler denken lässt:„Music is the healing force of the universe“. Seit dem Tod seiner Mutter vernachlässigt er die Schule, Musik wird ihm immer wichtiger, mit 16 bekommt er von seinem Vater die erste E-Gitarre geschenkt. In der Jimi Hendrix-Dokumentation „Jimi Hendrix – The Guitar Hero“ lässt der Regisseur Jon Brewer eine der Frauen zu Wort kommen, die sich um das Kind und den Heranwachsenden gekümmert hatten: Delores Hall Hamm. Sie ist die Schwester von Hendrix' Mutter Lucille, Jimis Tante. Ihr Fazit: „Ich glaube wirklich, das war sein Ziel: heimkehren und seine Mutter wiedersehen. Er wollte immer mit ihr zusammen sein.“ O-TON DELORES HALL HAMM: I really think that was his objective, was to go home to meet his mother who he always wanted to be with her. (Quelle: Jimi Hendrix The Guitar Hero Director's Cut, 2 DVDs, Universal International Music, LC: 01846, 02537485796 ) O-TON GREG TATE: You know, this is somebody who had premonitions of death and then because he had lost his mother SPRECHER 1 Er hatte Todesahnungen. Als Jugendlicher hatte er seine Mutter verloren. Sie ist der Engel, der eines Tages vom Himmel kommt und ihn retten wird, so hofft er. In seinen Träumen sprachen sie miteinander, solche Träume hatte wohl er ziemlich oft. ...that seem to occur pretty frequently. O- TON JIMI HENDRIX SPRECHER 2 Als ich ganz klein war, habe ich geträumt, dass meine Mutter von einer Karawane mit vielen Kamelen entführt wurde. Man konnte die Schatten der Blätter eines Baumes auf ihrem Gesicht sehen, als ob die Sonne durch die Äste scheint, wisst ihr. So grüne und gelbe Schatten. „Wir werden uns wohl nicht mehr allzu oft sehen“, sagte sie. „Also, mach's gut.“ Etwa zwei Jahre später starb sie. Diesen Traum werde ich immer in Erinnerung behalten. Ich habe ihn nie vergessen. .Manche Träume vergisst man niemals. O-TON GREG TATE: The whole notion of ... SPRECHER 1 Die Vorstellung von der Mutter als Beschützerin und Engel findet man auch in seinem Werk wieder, aber auch dass sie sehr fern, launenhaft und unerreichbar ist. Es ist eine schwierige Beziehung. Es geht nicht um den Gegensatz Heilige versus Hure, eher um Engel und Avatar. ...it's like angel and avatar. MUSIK: ANGEL (Solo-Version, nur Gitarre / Gesang) ca. 3.30 O – TON GREG TATE: Just because some of the tribulations and trials of Hendrix's life he definitely sought out relationships with women who were … SPRECHER 1 Wegen der Irrungen und Wirrungen seines Lebens suchte er sich Beziehungen zu Frauen, die sehr stark waren und die Rolle von Beschützerinnen übernahmen. Mir fallen da Fayne Pridgeon, Kathy Etchingham und Linda Keith ein. In den Interviews, die fünf, zehn oder 25 Jahre nach seinem Tod aufgenommen wurden, wirken sie unerschütterlich und unzähmbar. Er fühlte sich wirklich sehr angezogen von starken Frauen. Natürlich hatte er wie jeder gleichaltrige Rockstar oft unverbindlichen Sex mit weiblichen Fans, aber die Frauen, denen er wirklich eng verbunden war, auch Pat Heartley z. B., die erwiesen sich als verehrenswerte und sehr kluge Leute. Sie haben ihn wirklich verstanden – auf emotionaler und spiritueller Ebene, und als Künstler. Sie gaben ihm Energie und die Anerkennung, die er brauchte. ...and recognition that he needed. SPRECHER 3. Kapitel 5: Die dunkle Seite SPRECHERIN: Viele Menschen, denen Hendrix jenseits der Bühne begegnet ist, haben ihn als höflichen, oft in sich gekehrten und eher schüchternen Menschen geschildert. Das Zertrümmern von Gitarren auf der Bühne in den ersten Jahren seines internationalen Erfolges schien demnach irgendetwas zwischen Show-Einlage und relativ folgenloser Enthemmung zu sein. O-TON JIMI HENDRIX SPRECHER 2 Manche Abende sind echt schlimm. Da schlagen wir unsere Instrumente, die wir sonst heiß und innig lieben, bloß deshalb kaputt, weil sie nicht so wollen wie wir. Weil sie uns nicht gehorchen. Deshalb töten wir sie gewissermaßen. Aus einer Art Hassliebe heraus, als ob die Freundin plötzlich fremdgeht. Nur können sich die Instrumente nicht wehren. Das ist, wenn man so will, meine dunkle Seite. Egal wie nett und freundlich man ist – jeder trägt tief drinnen finstere, hässliche Dinge mit sich herum. Meine Dämonen kommen auf der Bühne zum Vorschein – so nimmt wenigstens niemand Schaden. Das funktioniert auch beim Publikum. Wir versuchen, die Gewalt aus den Köpfen der Leute zu holen. (…) Wenn wir aggressive Musik spielen, setzt sie die Aggressivität des Publikums frei, ohne dass diese in eine Schlägerei mündet – sie wird wie mit Samt eingehüllt. Auch Trauer kann aggressiv sein. SPRECHERIN: im Januar 1968 zerlegte Jimi Hendrix ein Hotelzimmer in Schweden und holte sich Schnittwunden, als er eine Fensterscheibe einschlug. Statt zwei waren fünf Polizisten nötig, um ihn festzunehmen. Abgesehen von diesem Zwischenfall schien körperliche Gewalt in Hendrix' Privatleben nicht vorzukommen. Und Gewalt gegen Sachen ist das Eine. Spätestens als etwa 8 Jahre nach Hendrix' Tod in der ausführlichen Hendrix-Biografie von David Henderson Schilderungen von Gewalt gegen Frauen auftauchten, verlor der Hendrix-Mythos seine Unschuld. Psychologische und soziologische Erklärungsversuche sind keine Entschuldigungen. Sie könnten sich aber im Sinne von Greg Tate bewegen zwischen der Neuinszenierung der weißen Gewalt seit der Sklaverei innerhalb afro-amerikanischer Familien, der patriarchalen Gewalt in vielen damaligen Ehen, Gewalterfahrungen der Kinder, die weitergereicht werden, und einer unterdrückten Wut, die die meisten Unterjochten einer Gesellschaft in sich tragen dürften – und nicht selten ausgerechnet an denen auslassen, die ihnen am nächsten stehen. Bei Hendrix kamen noch erschwerend die Auswirkungen von Ruhm, Drogen, Depressionen, geschäftlichem Druck, und Drohgebärden seitens des Managements hinzu. Wir haben es hier also mit einem äußerst sprunghaften, verunsicherten und unterentwickelten Menschen zu tun, sagt Greg Tate. O – TON GREG TATE: You know, you are just talking about a very volatile, anxious, and underdeveloped human being. You know, we don't wanna hear about the misogyny of some of our great male artists SPRECHER 1 Wir wollen von dem frauenfeindlichen Verhalten einiger unserer großen Künstler eigentlich gar nichts wissen, egal ob von Miles Davis oder Jimi Hendrix. Aber das gehört nun mal zu ihrer Geschichte, das lässt sich nicht tilgen. Was bleibt, ist: durch ihren eigenen Tränenschleier hindurch können sie diese erstaunlichen Töne hervorbringen, mit denen sie uns entzücken und verzaubern. Selbst wenn Du nicht an die transzendentale und mystische Vorstellung glaubst, dass diese Energie von außerhalb kommt, diese Energie nur einen menschlichen Körper benutzt, um sich in der Welt zu manifestieren, steht fest: der Klang, den sie erzeugen, ist eine hochentwickelte und beeindruckende Abstraktion der Energie, der Poesie in diesen Personen. Und es steht nirgendwo geschrieben, dass ein hochgebilderter Dichter nicht auch ein Arschloch sein kann (lacht). ...and not be an asshole. For better or worse we had the advantage of not even knowing … Wir hatten nun mal den Vorteil, dass wir von diesen Geschichten erst viel später in unserem Leben erfahren haben, und zu dem Zeitpunkt, war es ja schon um uns geschehen , sie hatten uns verführt mit ihrer Musik, gefangen genommen – ein Leben lang. ...we were already captured, they had us for life. You know, we know this from our own friends... Aber wir kennen so etwas ja auch aus unserem Freundeskreis und unserer Familie. Sich den Widersprüchen in den Menschen zu stellen, die Du liebst, gehört zum Erwachsensein dazu. Es geht dabei nicht darum, etwas zu entschuldigen. Aber dieses Wissen, die Zerrüttung und der Verlust der eigenen Unschuld ist unumgänglich, wenn man in dieser Welt erwachsen und bewusst leben will. Wenn Du lang genug lebst, wirst Du irgendwann ein paar unangenehme Dinge über die Ehe Deiner Eltern herausfinden, aber lieben wirst Du sie trotzdem noch (lacht).. ...but you're still going to love them, you know what I mean. You know you just have to decide: is this information … Du musst Dich halt irgendwann einmal entscheiden, ob die Informationen, die Du über das Privatleben von jemandem hast, so indiskutabel sind, dass Du ihre Bilder nicht mehr anschauen oder ihre Bücher nicht mehr lesen, ihre Musik nicht mehr hören willst. In manchen Fällen kann das sicherlich so sein. Oder man hält einen gewissen Abstand dazu. Aber ich kann mir meine Welt ohne die Musik von Jimi Hendrix gar nicht vorstellen. Trotz der beunruhigenden Dinge, die ich über sein frauenfeindliches Verhalten weiß. ...some of his misogyny. SPRECHER 3: Kapitel 6: Versuch der Versöhnung SPRECHERIN: Einer der Songs, in denen ein himmlisches Wesen die Rolle der Trösterin und Erlöserin übernimmt, ist „Night Bird Flying“, erst 1971 nach seinem Tod veröffentlicht. Klaus Theweleit hat die letzte Strophe wie folgt übersetzt: SPRECHER 1: Nimm mich mit durch Deinen Traum, in Deiner Welt möchte ich sein. Bis morgen wird keine Träne vergossen, bis die Sonne rauskommt aus ihrem Bett, mach weiter; mach weiter, Baby. Und Flieg. Segle weiter. Gleite weiter. Segle weiter. Hör nicht auf. SPRECHERIN: Die Musik von „Night Bird Flying“ ist ein komplexes Gebilde, in dem sich vier verschiedene Gitarrenspuren ergänzen. Den Jazz-Gitarristen Larry Coryell hat dieses kontrapunktische Gitarren-Geflecht an das Harmolodics-Konzept des Saxophonisten Ornette Coleman erinnert. Hendrix' Tonmeister Eddie Kramer isoliert zur besseren Durchhörbarkeit diese vier Gitarrenstimmen. O – TON EDDIE KRAMER (ca. 1.55) (demonstriert die verschiedenen Gtarrenstimmen) Many layers of guitars, here's one layer (Musik).And one can hear the acoustics of Electric LadyStudio A (Musik). He had a very distinctivce sound. (Musik) And here's the next layer of overdubs (Musik). A surprisingly delicate rhythm guitar part using the DI and a tiny bit of amplifier. Now,and mind you, this is only two guitars. You can really hear how complicated it is (Musik). I mean the man's mind was on so many different levels. It's just amazing. And here's yetr another part. (Musik) Now we've got three guitars playing. Eventually we'll have four guitars, all joined together. A super high one (Musik), a main one (Musik) And now they're all fighting for a space (lacht). (Musik) And somehow they all miracously fit together. (Musik) (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=4-x1ocJPwag) MUSIK NIGHT BIRD FLYING ca. 4.00 SPRECHERIN: Mit 24 Jahren nahm Jimi Hendrix den Song „Castles Made Of Sand“ auf. Er gilt als einer der am stärksten autobiographisch geprägten Songs von Jimi Hendrix. In der ersten Strophe scheinen sich die Streitigkeiten der Eltern zu spiegeln, und in der jungen Frau, die in der letzten Strophe im Rollstuhl sitzt, sehen viele seine Mutter Lucille symbolisiert. Nach dem Fatalismus der drei Strophen und des Refrains offenbart sich am Ende aber auch die Hoffnung auf ein Wunder. Die letzte Strophe von „Castles Made Of Sand“ in der Übersetzung von Klaus Theweleit: SPRECHER 1 Ein junges Mädchen, ihr Herz war ein Stirnrunzeln, war verkrüppelt fürs Leben und konnte keinen Ton sprechen, und sie wünschte und betete, sie könnte aufhören damit, so beschloss sie zu sterben. Sie zog ihren Rollstuhl an den Rand vom Strand, und lächelte ihre Beine an: „Ihr werdet mir nichtmehr lange wehtun.“ Aber ein Anblick, den sie noch niemals sah, ließ sie aufspringen, „Sieh, ein goldgeflügeltes Schiff kommt vorbei“, und es hörte überhaupt nicht auf, es fuhr, es fuhr und so gleiten Schlösser, die aus Sand gebaut sind, am Ende in die See. MUSIK CASTLES MADE OF SAND ca. 2.50 3. Stunde MUSIK: AND THE GODS MADE LOVE (ca. 0.45 frei, die restlichen ca. 0.45 unter Text weiter), (reine Klangcollage ohne Groove aus verlangsamten Stimmklängen, Echoeffekten etc.) SPRECHER 1: Was sind wir, die Hendrix lieben, wenn nicht eine Nation von Träumern voller Sternenstaub. O-TON GREG TATE: What are we who love Hendrix if not a nation of stardusted dreamers. SPRECHERIN: Man hat nicht immer die Gelegenheit, einen Autor nach der genauen Bedeutung einer schönen Metapher zu fragen. O – TON GREG TATE: You know, you think about these fairy figures that sprinkle this magic powder on people … SPRECHERIN: Hendrix-Biograph Greg Tate: O – TON: GREG TATE You know their whole sense of reality ... SPRECHER 1 Feen streuen so ein Zauberpulver auf die Menschen, und deren Wahrnehmung von Wirklichkeit verändert sich. Sie verwandeln sich dann vielleicht in ein anderes Wesen. Hendrix machte das mit Sound. Mit seiner Musik und seinen Texten. ...sonically, musically. O – TON MICHAEL FRANK Angenommen, es gäbe so etwas wie eine Zeitmaschine, und Du säßest in einem Raum mit Hendrix und hättest die Gelegenheit, Dich mit ihm zu unterhalten. Wonach würdest Du ihn fragen ? LOTHAR TRAMPERT (überlegt, Gedankenpause) Ich wür' ihn gern einfach spielen hören. SPRECHERIN: Lothar Trampert O-TON LOTHAR TRAMPERT Ohne Verstärker. Nur wie wir beide jetzt hier zusammensitzen, einfach nur mit der E-Gitarre. Nur die Hände am Instrument. Der Ton – das ist es, das hätte ich wirklich mal gerne erlebt, ihn einfach gehört, wie er einen Ton spielt. Das ist es, was gute Gitarristen ausmacht. Es ist ganz egal, welches Instrument sie spielen. Wenn der Ton Dich berührt, die Schwingung Dich erreicht, dann ist was ganz Besonderes da. O-TON KLAUS THEWELEIT Doch, eine Frage ist offen geblieben für mich. SPRECHERIN: Klaus Theweleit. O-TON KLAUS THEWELEIT Die Sorte Zusammenarbeit, oder Zusammenhören von Sachen, und kurz spielen mit Miles Davis, die angefangen hatte, und aus der dann .nichts mehr wurde. Das hätte mich sehr interessiert, was daraus geworden wäre. Denn Davis nimmt ja nach Hendrix-Tod in seinen Fusion-Bands immer ein, zwei Gitarristen auf, die aber alle nicht so spielen wie Hendrix. Am ehesten kommt es ein bisschen …, auf der „Jack Johnson“-Platte geht das in die Richtung, wo die Hendrix-Gitarre sich hätte ausbreiten können, gepasst hätte. Das hätte noch was Tolles werden können. Danach hätte ich ihn gefragt. Wie war das mit Miles ? O-TON GREG TATE Right after Hendrix died … SPRECHER 1 Gleich nach seinem Tod wurde sein Einfluss auf die Musik von Sly Stone spürbar, und auf die nächste Generation von R'n'B-Musikerinnen und Musikern: auf Labelle, War, Funkadelic und Earth, Wind and Fire, Rufus mit Chaka Khan, Stevie Wonder. Auch der Einfluss der Beatles und von Bob Dylan auf schwarze Popmusik war spürbar. Die Adaption und Anverwandlung der weißen Hippie-Kultur durch das schwarze Amerika geschah allerdings etwas zeitverzögert. Eine etwas jüngere Generation von Musikern, die dann in den 70er Jahren sehr einflussreich wurden, hatte aber sofort begriffen, dass er ganz neue Klangmöglichkeiten erschlossen hatte, und die wollten sie in ihrer eigenen Musik ach haben. ...in their palette as well. SPRECHER 3: „Castles Made Of Sand“ - eine Lange Nacht zum 75. Geburtstag von Jimi Hendrix. Dritter Teil/Stunde, Kapitel 1: Unruhige Zeiten MUSIK STAR-SPANGLED BANNER STUDIO-VERSION, AUSSCHNITT (ca. 1.30; danach weiter unter Text) O-TON GREG TATE. It's a national anthem that is already in celebration of war ... SPRECHER 1. Die Nationalhymne der USA ist an sich schon kriegsverherrlichend. Auch die Kriegsgeräusche werden im Text gefeiert. Da ist von dem grellen rote Licht der Raketen die Rede und von den Explosionen der Bomben. Die Entscheidung, dieses Lied zur Nationalhymne zu machen, passt zu der Vorstellung von Amerika als einem Ort, der in Gewalt, Revolution und Blut geboren wurde. ...in violence, revolution and blood. SPRECHERIN: Soweit der afro-amerikanische Autor und Musiker Greg Tate zum Inhalt der Hymne „Star-Spangled Banner“. So eindeutig diese Aussage ist, so widersprüchlich wirken manche Aussagen von Jimi Hendrix zu Militär, militantem Widerstand und Vietnam-Krieg. Seine Einstellungen dazu schwanken, statt von Widersprüchen sprechen Klaus Theweleit und Rainer Höltschl in ihrer Hendrix-Biografie aber lieber von „Mehrseitigkeiten“. Schließlich war er ein Jahr bei der Armee gewesen. 1967 hatte er das US-Engagement in Vietnam noch gerechtfertigt, zwei Jahre später widmete er ein Konzert den Kriegsdienstverweigerern und Anfang 1970 trat er bei einem Benefiz-Konzert zugunsten der Anti-Vietnamkrieg Proteste auf. Die eingangs gehörte Zuckerguss-Version der Hymne ist eine Studio-Kreation aus lauter Gitarrenspuren – in ihr sind zwar auch Kriegsgeräusche zu hören, aber im Vergleich zu den vielen Live-Versionen dominiert der Schönklang. Hendrix spielte seine Adaption der US-amerikanischen Hymne erstmalig während einer USA-Tournee in der zweiten Hälfte des Jahres 1968, dem Jahr in dem u.a. Martin Luther King und Robert Kennedy ermordet worden waren. Seine geräuschhafte Neu-Interpretation der Hymne war seitdem Teil seines Live-Repertoires. Am 10. Januar 1969 baute Hendrix in Kopenhagen die US-amerikanische Nationalhymne in das kontrollierte Feedback-Kreischen seines Songs „I Don't Live Today“ ein. Nach dem Auftritt fragte ihn ein dänischer Reporter nach der Bedeutung. „Unsere Interpretation reflektiert, was wir in Amerika in letzter Zeit erlebt haben“, meinte Hendrix. „Das Land ist kurz davor durchzudrehen und zu explodieren. Ein Typ hat sich gerade beschwert, dass es hier in Dänemark so langweilig ist. Die Hälfte der Amerikaner wäre froh, wenn sie hier leben und sich zu Tode langweilen könnten. Ihre ganze Zeit nur damit verbringen würden, nur mit Mädchen zu schlafen, Pornohefte zu lesen, das schöne Meer anschauen, die saubere Luft atmen.“ - „Und sie wären froh, wenn man nicht jede Nacht auf sie schießen würde“, warf der Bassist Noel Redding ein. O-TON JIMI HENDRIX: That's our interpretation of America for instance, what we've seen since the last time around. You know, it's everything. It's extremes, everything, which is a sign of a country right on the brink of going mad, and right on the brink of exploding. He was complaining about Denmark. Man, half of the Americans would sure as hell live in Denmark this very second. NOEL REDDING: True, yeah. JIMI HENDRIX: They wish they were bored to death and do nothing but make love to girls, read beautiful, ah, nasty magazines, look at the beautiful water, and breath all this fresh air, and ride bicycles and stuff like that. NOEL REDDING: And not getting shot at every night. JIMI HENDRIX: And not get shot at, yeah. (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=nC6q_TJz44k) SPRECHERIN: Bei einem Konzert im April 1969 kündigte Hendrix seine Version der Hymne mit den Worten an: „Und jetzt ein Lied, mit dem wir immer das Gehirn gewaschen bekommen haben.“ Ende Juni 1969 gaben Hendrix, Mitchell und Redding ihr letztes gemeinsames Konzert. Diese Jimi Hendrix Experience ist Geschichte. Schon mit neuer Band, aber weiterhin mit Mitch Mitchell am Schlagzeug, trat Hendrix am Ende des dreitägigen Woodstock-Festivals auf - in den Morgenstunden des 18. August 1969. O-TON GREG TATE: At the time of the Woodstock performance he was acutely aware of the fact that Vietnam... ...into his musical nervous system. SPRECHER 1: Als er die Hymne beim Woodstock-Festival spielte, war ihm völlig klar, was in Vietnam passierte. Darüber wurde jeden Abend im Fernsehen berichtet. Journalisten waren dort mit den US-Truppen unterwegs, und so waren die Geräusche dieses Krieges wirklich jedem sehr vertraut, der die Abendnachrichten sah. Hendrix war ja selber früher beim Militär gewesen, als Fallschirmspringer, er wusste wie sich Gewehrfeuer anhörte, vorbeifliegende Jets und der Wind, wenn man mit seinem Gewehr aus dem Flugzeug sprang. All diese Klänge waren schon in sein musikalisches Nervensystem absorbiert worden. MUSIK STAR-SPANGLED BANNER (LIVE), ca. 3.45 O-TON GREG TATE: It can't not be read as his own musical meta-commentary on the Vietnam war .. Seine Interpretation der Hymne ist zweifellos sein musikalischer Kommentar zum Vietnam-Krieg. Auf einer Art Meta-Ebene. Aber gleichzeitig sagt er damit etwas über die Hymne selber aus: sie feiert ja geradezu den Krieg und dessen Geräusche. Amerika wird hier in zweifacher Hinsicht als Nation geschildert, die Krieg und Gewalt akzeptiert. ...violence embracing nation. SPRECHERIN: Kurze Zeit nach dem Woodstock-Festival war Hendrix zu Gast in der Fernseh-Talk-Show von Dick Cavett. Cavett leitete seine Frage zu der Neu-Interpretation der Hymne mit der Bemerkung ein, man könne garantiert mit jeder Menge hasserfüllter Zuschriften rechnen, wenn man die Hymne unorthodox vortrage, worauf Hendrix antwortete: „Unorthodox ? Ich fand's schön.“ Bei einer Pressekonferenz in Harlem wenig später war seine Version der Hymne wieder Thema. Mit non-chalantem Understatement antwortete Hendrix bei dieser Gelegenheit: „Wenn wir die Hymne heute spielen, geht es uns nicht darum, wie großartig Amerika sein soll, wir spielen sie so wie die Atmosphäre in Amerika im Moment ist. Etwas aufgeladen, nicht wahr? O-TON JIMI HENDRIX: Nowadays when we play it, we don't play it in a particular way, all this greatness America is supposed to have. We play it the way the air is in America today. It's slightly static, isn't it. (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=ddFAtcwhp3U) O-TON GREG TATE: When you actually think about „“Star Spangled Banner“ in tandem with the performance he'll give on New Year's Eve at the Fillmore of “Machine Gun“... SPRECHER 1: Für mich ergeben die Woodstock-Version von “Star Spangled Banner“ und die Interpretation seines Songs “Machine Gun“ vom Silvesterabend 1969 aus dem New Yorker Fillmore East ein musikalisches Dyptichon, eine Art Suite. Und “Machine Gun“ handelt ganz explizit vom Vietnam-Krieg. Hendrix stellt hier den Zeitgeist dar – durch Klang. Der Krieg findet nicht nur in Vietnam statt, Hendrix zieht hier Parallelen zu den Anti-Kriegs-Aktivisten, und den jungen Männern und Frauen, die nach Vietnam zum Kämpfen geschickt wurden. Er sieht sie beide als Mitspieler im irrsinnigen Theater des Krieges. ...the insane theatre of war. Those two performances they just have a magic to them that is unparalleled in his own work... Diese beiden Stücke besitzen eine Magie, die sich so in seinem Werk kein zweites Mal finden lässt. Wenn heutzutage amerikanische Rockgitarristen ihre Version der Hymne spielen, klingen sie durch und durch patriotisch. Seine Version ist sehr vielschichtig. Und er sagt uns auch, wie kompliziert die Lage ist: bevor er “Machine Gun“ spielt, widmet er die Nummer all den Soldaten in Milwaukee, in Chicago, und fast wie etwas, das ihm nachträglich noch einfällt: oh ja, und den Soldaten in Vietnam. … almost as an afterthought: “Vietnam“. The Vietnam war produced a war on two fronts. Der Vietnam-Krieg wurde zu einer Art Zwei-Fronten-Krieg. Er führte zu Straßenschlachten mit den Anti-Kriegsaktivisten in den USA. Hendrix hat in “Star Spangled Banner“ und “Machine Gun“ seine Fähigkeit genutzt, mit Klängen Bilder zu malen, und das in Gesellschaftskritik überführt. Es ist wie eine Reportage durch Klang. ...a sonic reportage. MUSIK: MACHINE GUN (LIVE), AUSSCHNITT ca. 5.00 SPRECHERIN: „Machine Gun“ Jimi Hendrix zusammen mit dem Bassisten Billy Cox und Buddy Miles, Schlagzeug am 1. Januar 1970 im New Yorker Fillmore East. „Band Of Gypsys“ wurde das Trio von Hendrix getauft, das erste afro-amerikanische Power-Trio, leider nicht von langer Lebenszeit, schon Ende Januar gab es die Band nicht mehr. SPRECHER 3: Kapitel 2: Körperverwandlungen und andere Wirkungen SPRECHERIN: Im Jahre 2008 erschien eine gemeinsam von Klaus Theweleit und Rainer Höltschl verfasste Biografie von Hendrix. In ihrem kulturtheoretischen und textanalytischen Ansatz fand sie tatsächlich neue Perspektiven, die in den diversen Standardwerken zu Hendrix noch nicht aufgetaucht waren. Vor allem die Aussagen von Klaus Theweleit zur körperverwandelnden Kraft von Musik. O-TON KLAUS THEWELEIT Wenn ich das früher behauptet habe, mit 30 oder sowas, oder 35; die körperverwandelnde Kraft der Musik, haben die meisten Leute den Kopf geschüttelt. Das war zuerst für mich Jazz. Oder noch früher die Gesänge meiner Mutter, die den ganzen Tag gesungen hat und die ich mithören musste und mitlernen. Und das war die entscheidende Differenz zum eher tyrannischen Verhalten des Vaters, was die eigene Körperentwicklung angeht. Und ich hab Musik immer so empfunden. Dann kam Elvis, der in der Weise wie Greil Marcus das beschrieben hat, tatsächlich als 'ne neue Qualität in den Körper reinhaute, 'ne neue Form von Bewegung schuf, auch wenn das nicht unbedingt Tanzen war, und nicht gleich mit Mädchen lief, aber der Körper reagierte massiv darauf, und das ging mit Charlie Parker weiter, das ging mit Mingus weiter, das ging mit den Beatles und Stones weiter, das ging mit Bob Dylan weiter. Das ging mit Coltrane weiter, und dann ging das mit Sun Ra und Art Ensemble of Chicago und Ayler weiter. Das waren immer neue Stufen, dazwischen auch Mozart und Mahler und solche Sachen, wo ich behaupte einfach, und ich bin sicher, das können Neurobiologen inzwischen nachweisen, dass die körperliche Aufnahme von Musik, also nicht nur übers Ohr 'ne Zellverwandlung im Körper bewirkt. O-TON JIMI HENDRIX (Reprise von O-Ton aus Teil 2, wenn möglich mit Phasing-Effekt versehen) SPRECHER 2 Auf „Bold As Love“ haben wir mit einem Phaser gearbeitet, was sich so anhört, als würden Flugzeuge direkt durch deine Zellmembranen rauschen. O-TON KLAUS THEWELEIT Man baut ja sowieso alle paar Jahre die Zellen um, alle sieben, der was weiß ich, manche sagen mehr, manche sagen kürzer. Und da entsteht was anderes. Man bekommt wirklich eine andere Körperlichkeit. Die ist so, dass man mit einem irgendwie dämlichen Typen, der sich über „Negermusik“ beschwerte oder sowas, auch einfach auf anderen Ebenen körperlich nicht mehr kommunizieren konnte. Das waren verschiedene Welten, das schloss sich aus. Und Hendrix ist darin noch einmal eine ganz besondere Qualität, wo ich das, was mir vorher nicht so aufgegangen ist, die direkte Körperlichkeit der Musik, wenn man sie aufdreht. Wenn man's alleine hört besonders, und nicht abgelenkt ist, und man lässt die Schallwellen, die Töne, das ist ja alles Materie, auf einen eindringen, dass man dem was entgegenschickt, was das aufnimmt und sich mit dem verbindet, was ich dann später „dritter Körper“ genannt habe, wovon ich denke, auch das entsteht nicht nur bei der Musik, das entsteht auch in der Kommunikation zwischen Leuten, die sich gut verstehen und die beide was aussenden, und das trifft sich in der Mitte zu einem Dritten. Bei Liebesverhältnissen sowieso, bei Kunstaufnahme, auch wenn man Bilder ansieht, wenn man Filme ansieht, wenn Godard sagt, zwischen dem Bild auf der Leinwand und dem im Kopf, dem was man sieht, bildet sich ein Drittes. Das stellt man im Kopf her. Bei der Musik ist es zwischen der Quelle und dem eigenen Körper. Und man kann das geradezu, beinahe spüren, anfassen, und das habe ich bei Hendrix noch stärker gemerkt als bei allen anderen. Also dass ich heute sicher bin sagen zu können: der Unterschied zwischen unserer Generation, nachkriegsgeboren, oder gegen Kriegsende geboren, und der Generation der Eltern, die noch faschistisch auf Drill und Gehorsamskommando erzogen worden sind, der körperliche Unterschied kommt aus diesen Musiken, von Elvis über Jazz bis Hendrix. O-TON MUSIK-FAN, ANONYM Wir hatten auch immer einen Trick dabei. Damals gab's noch keine Kopfhörer. Wir haben uns die eine Box ans Ohr gelegt, und die andere Box auf den Magen. Und dann die ganze Musik durchgejagt. Das war absolut stark, ja. Jimi Hendrix hab' ich nur so gehört. O-TON KLAUS THEWELEIT „Muxic is the heallng force of the universe“ ist die programmatische Zeile für das, was ich gerade ausgeführt habe. Weil ich denke, wenn man diese Körperverandlungskraft, die da drin steckt, wirklich zulässt, dann ist das eine, die den Körper energetischer macht, aber Gewalt abbaut. Das ist ja der schwierige Prozess besonders der männlich-muskulären Körperlichkeit, dass sie angehalten wird, solange das Militär dominiert sowieso, das Energetische in Kampfhandlungen umzusetzen oder zumindest in Siegeshandlung, „winner“ sein, und alles dieses Zeug, und das konkurriert mit diesen anderen Prinzipien von Körperenergetik, die auf Verbindung mit anderen Leuten geht. Das Militärische ist ja kein Beziehung. Der Kampf schaltet alle anderen Körper eben aus. Während wenn man sich von der Musik verlebendigen lässt, diese Energieerhöhung des Körpers läuft auf Friedlichkeit hinaus, auf Nicht-Zerstörung des Anderen. Und eben „Music is the healing forece of the universe“, für manche ist das Beethoven, für mich war das nicht so, für mich waren das elektrifizierte Musiken und schwarze Musiken, „Black Music“, auch wenn sie nicht elektrifiziert war. Coltrane ist ja nicht elektrifiziert, aber hat eine ähnliche energetische Höhe wie Hendrix auf seiner Ebene. Aber das ist eben eine Kraft, die nicht auf Zerstörung aus ist. SPRECHERIN: Der afroamerikanische Autor und Musiker Greg Tate spürt in Hendrix Musik deutliche Anteile von Aggression, und, wie Klaus Theweleit, die Kraft, Körper zu verändern. Aber pazifistische Musik spielt Hendrix seiner Meinung nach nicht. O-TON GREG TATE: It's not pacifist music … SPRECHER 1 Die emotionale Grundhaltung der Musik ist voller Zorn, Empörung und Rebellion. Sie hinterfragt und überschreitet alle möglichen Vorschriften und Grenzen – in punkto Sprache, Kleidung, und wie man mit Autoritäten umgeht. In seiner Kunst ist Hendrix so aggressiv wie andere auch, aber seine Inszenierung auf der Bühne unterscheidet sich davon: er ist wie eine Figur aus einem Märchen, er ist ein romantischer Dichter, ein Troubadour, er stellt all diese Vorstellungen von hart und weich, männlich und weiblich in Frage. Es geht dabei darum, wie sensibel man als Mann seine Stimme nutzen kann. ...through your voice, just the way you speak. That was an era where a lot of people were shouting and screaming … Damals gab es eine Menge Leute, die herumschrien und brüllten. Er war zurückhaltend, bissig und sarkastisch, war albern und hat viel gekichert. Und er hat sich offensichtlich als Frauenheld sehr wohl gefühlt (lacht). Er spielt einfach mit diesen männlichen und weiblichen Chiffren. Und er hat dadurch viele Generationen von Männern ermutigt: weiße, schwarze, britische, deutsche, italienische, nigerianische (lacht) – in Fela Kuti steckt nämlich auch ein bisschen von Jimi. ...Fela's got a bit of Jimi in him, too. SPRECHERIN: Fela Anikulapo Kuti – überragende Musikergestalt aus Nigeria, ab den späten 60er Jahren einflussreicher Pionier einer ganz eigenen Mischung von heimischen Musik-Traditionen und US-amerikanischer Soul- und Jazzmusik. O-TON ROBERT WYATT Hendrix himself was such a gentleman. SPRECHERIN: Robert Wyatt, Schlagzeuger und Sänger der britischen Band Soft Machine, 1968 wochenlang im Vorprogramm der Jimi Hendrix Experience. ROBERT WYATT: He was like a grown-up amongst kids. And he was indeed older than the publicity machine said. SPRECHER 1 Er war wie ein Erwachsener in einem Haufen Kinder. Und in Wirklichkeit war er ja auch älter, als es die Publicity damals behauptete. Er hatte schon einiges erlebt. Eine ganze Menge sogar. Aber eine Sache ist wirklich ganz witzig, und nicht so bekannt. Sein Kleidungsstil war irgendwie so aufgedonnert und kitschig. So wie bei Prince. Auch die Klamotten von Noel und Mitch. Und die drei steckten immer irgendwo in einer Ecke der Garderobe die Köpfe zusammen, diese dünnen Jungs saßen da mit ihren Rüschenblusen, wie Elfen - und kicherten. (lacht) Das war sowas von süß. Und hatte auch ein bisschen was von Geheimnistuerei. … these thin little things, like elfins in the corner (Gelächter im Saal), with their littly frilly things on, and they sort of giggle, you know what I mean, they giggle. It was so sweet, you know, quite secretive. But he was such a gentleman ... Aber er war ein echter Gentleman. Wir waren einmal in einer Garderobe als ein Fernseh-Team seinetwegen hereinplatzte, er saß an einer Seite der Garderobe, und wir gegenüber. Wir haben dann ihre Hintern vor unseren Gesichtern gehabt, und er sagte: „Entschuldigung, das ist Robert, das ist Mike von der Band Soft Machine, sie sind mit uns auf Tournee.“ Und die Leute von der Film-Crew sagten hektisch, ah ja, tut uns leid, bla bla bla. Ihm war das wegen uns echt peinlich, weil die Leute so unhöflich waren. Er war wirklich ein sehr höflicher Mensch. ...he had a real sense of courtesy. The most embarrassing thing … Mir ist mit ihm mal etwas total Peinliches passiert, unerträglich, ich wünschte, er könnte für fünf Minuten wieder lebendig werden, damit ich das wiedergutmachen kann. Direkt nach der Tournee mit Hendrix löste sich unsere Band auf, und Jimi lud mich ein noch dazubleiben, sie hatten da in Los Angeles so ein Haus mit Swimming Pool gemietet. Ich hatte eine Gitarre und wollte einen Song schreiben, da ist dann später “Moon In June“ draus geworden. Hendrix sah mir zu, als ich etwas ausprobierte und flüsterte mir zu: „Wenn Du das so und so machst, geht das viel leichter. Außer Du willst das so wie vorher spielen.“ Und ich sagte, ja, will ich. (lacht). Verdammt noch mal, ich habe eine Gitarrenlektion von Jimi Hendrix abgelehnt. Vergib mir, wo immer Du auch bist. Er hat dann nur gesagt, ah, ist schon ok. So war er. 'Yes, you know, I really want to do it that way.' (Gelächter im Saal). I thought, I just turned down a fucking guitar lesson from Jimi Hendrix. Forgive me, wherever you are. And he just went: “Ah, ok.“ He was very like that. Oh, why did you remind me of that ? MUSIK: BLUE SUEDE SHOES (PROBENAUSSCHNITT) ca. 2.40 (incl. Albereien von Hendrix & Co) SPRECHER 3: Kapitel 3: Schwarz und Weiß SPRECHERIN: Jimi Hendrix und der Bassist Billy Cox hatten sich 1961 in der Armee in Fort Campbell, Kentucky, kennengelernt. Nach ihrer Entlassung 1962 hatten sie mit ihrer gemeinsamen Band für eine Weile ein Engagement in dem Club “The Pink Poodle“ in Clarksville, Tennessee. Nach einem Gig dort bat Hendrix Cox, ihn am nächsten Morgen bei seiner Freundin Joyce in Springfield abzuholen. Er musste sich direkt nach dem Konzert auf den Weg machen, die Verstärker konnten sie glücklicherweise im Club lassen, er nahm nur seine Gitarre mit, einen Koffer hatte er dafür nicht. Und Billy Cox fuhr wie verabredet am nächsten Morgen nach Springfield O-TON BILLY COX Got up that next morning, headed towards Springfield to pick up Jimi... SPRECHER 1 Als ich am Haus von Joyce ankam, hab' ich einmal kurz gehupt und auf Jimi gewartet. Er kam dann bald raus und setzte sich in den Wagen. „Mann, Du siehst aus wie eine Leiche auf Urlaub“, sagte ich zu ihm. „Was ist passiert?“. Er erzählte mir dann, dass er nach der Mitfahrgelegenheit in der Nacht noch etwa eineinhalb Kilometer zu Fuß gehen musste. Und plötzlich stoppt hinter ihm ein kleiner LKW mit Typen, die ihn rassistisch beschimpfen und bedrohen. Es ist halb drei in der Nacht, keiner sonst ist da, aber glücklicherweise war neben der Straße ein Maisfeld. Er rennt also in das Feld, die Typen springen aus dem Wagen, ihm hinterher. Aber sie hatten keine Ahnung, dass Jimi ein außergewöhnlich guter Läufer war, außerdem hatte er ja die Ausbildung in der Fallschirmtruppe gemacht, er wusste, wie man sich versteckt. Die Typen haben endlos lange nach ihm gesucht umsonst. Er lag ganz in der Nähe auf dem Boden, bewegungslos, seine Gitarre unter ihm. Irgendwann hörte er, wie sie in den Laster einstiegen und davonfuhren. Das Nächste, was er mitbekam war der Sonnenaufgang, er war auf seiner Gitarre eingeschlafen. Jedesmal, wenn ich höre, wie Jimi in “Red House“ singt „ Ist schon ok – ich hab' ja noch meine Gitarre“ muss ich daran denken, wie Jimi sich in Todesangst mitten in der Nacht in einem Maisfeld versteckt hat. ...that night when Jimi hid out in a cornfield in fear of his life. (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=XXUGpxe9UtI) SPRECHERIN: Greg Tate hat seine Hendrix-Biografie nach dessen Song „Midnight Lightning“ benannt. Er wendet sich in diesem Buch zunächst einmal an alle Mitglieder der afro-amerikanischen Community, die noch kein Initiationserlebnis mit Jimi Hendrix hatten.. Es gibt zwar Äußerungen von Hendrix, in denen er sich außerhalb der Konflikte zwischen Afro-Amerikanern und Weißen positioniert, dass seine Musik bei den Schwarzen zunächst auf wenig Interesse stieß, war ihm aber nicht gleichgültig. Greg Tate führt in seinem Buch dieses Desinteresse darauf zurück, dass Jimi Hendrix mit der prominenten Rolle der Gitarre in seiner Musik die Orthodoxie schwarzer Musik in Frage stellte, nach der die Stimme das wichtigste Ausdrucksmittel ist. Tate beschreibt Hendrix darüber hinaus als jemanden, der traditionelle Vorstellungen von schwarzer Männlichkeit in Frage stellte. Jimi Hendrix unterlief allerdings nicht nur das Selbstverständnis von schwarzen Männern. Greg Tate veranschaulicht das mit den Erlebnissen eines befreundeten Mitglieds seiner Band Burnt Sugar: der Trompeter Lewis Flip Barnes war Ende der 60er Jahre einer der ersten afro-amerikanischen Schüler an einer ansonsten mehrheitlich von Weißen besuchten Highschool im Süden der USA, in Virginia, einem laut Tate extrem rassistischen Staat, in dem es noch bis Ende der 60er Jahre Gesetze gab, die Ehen zwischen Weißen und Schwarzen untersagten. O-TON GREG TATE: He had a cousin who was in the Black Panthers … SPRECHER 1 Flip Barnes hatte einen Cousin, der damals bei den Black Panthers mitmachte, und der sagte ihm, Du musst Dir unbedingt Jimi Hendrix ansehen. Man muss dazu sagen, dass Hendrix damals bei den Schwarzen im übertragenen Sinn für eine Art Oreo gehalten wurde. … Hendrix was considered something of what some people call an Oreo. SPRECHERIN: Oreo – ein Doppelkeks, dessen äußere Hälften aus dunklem Kakao bestand, innen war eine weiße Vanille-Füllung. O-TON GREG TATE: You know, black on the outside, white on the inside, because all the propaganda, all the photos always saw him surrounded by white people … SPRECHER 1 Außen schwarz, innen weiß. Die ganze Werbung, alle Photos zeigten Hendrix ja immer zusammen mit lauter Weißen. Es sah so aus, als ob er mit dem Kampf der Schwarzen gegen all das Unrecht nichts zu tun hatte. Für sie war er definitiv ein Sonderfall. Flip hatte aus diesem Grund gar keine Lust, sich ein Hendrix-Konzert anzusehen aber sein Cousin, der, der bei den Black Panthers war, überzeugte ihn schließlich doch. Und Hendrix hat ihn total erwischt – lebenslang. ...his cousin just says, no, like, you have to go see him, this is a bad motherfucker, you gotta go see Hendrix. So he goes to see Hendrix, and he's blown away - for life. But he says what blew him away even more … Was ihn aber noch mehr mehr beeindruckt hat, war, dass dieselben Typen, die ihn jeden Tag in der Schule einen Nigger nannten, im Konzert vor Hendrix sozusagen niederknieten. Angenommen er hätte ihnen gesagt, gebt mir Eure Freundinnen – sie hätten's getan. Das stellte die Art, wie sie sich sonst gegenüber Schwarzen, und besonders schwarzen Männern verhielten, völlig auf den Kopf. Mit seinem Hendrix-Sein (lacht) hat er dieses wilde rassistische Tier in ihnen gebändigt. … because of his Hendrixness just completely subdued that racist, savage beast within them. At a time when there was very little social exchange and recognition of black men by white men … In einer Zeit, in der schwarze Männer sehr wenig gesellschaftliche Anerkennung von weißen Männern bekamen, in der von ihnen erwartet wurde, dass sie sich in deren Gegenwart unterwürfig verhielten, taucht dann Hendrix als diese machtvolle Figur auf, vor der sich junge weiße Männer verbeugen, als ob er ihr Gott wäre. Einfach nur wegen seines überlegeneren Könnens, seiner Präsenz, weil er so cool ist, wegen seiner Virtuosität, seiner Fantasie. ...because his mastery (lacht) and his presence, and his, cool, his virtuosity,his imagination, all of these things. MUSIK BLUE SUEDE SHOES (LIVE) ca. 4.30 SPRECHER 3: Kapitel 4: Möglichkeiten von Transzendenz SPRECHERIN: In einem Kapitel seines Buchs „Midnight Lightning – Jimi Hendrix and the Black Experience“ spannt Greg Tate einen großen Bogen von der antiken Sagenwelt zu Sonetten von Rainer Maria Rilke, der afrikanischen Götterwelt und der elektrischen Muse von Jimi Hendrix. Er ist bekennender Anhänger der Idee, dass die Ursprünge von Kunst in einer transzendenten Welt liegen. O-TON GREG TATE: I'm a believer that the thing that we consider to be someone's best reflection is in their art … SPRECHER 1 Ich glaube daran, dass das Beste einer Person sich in ihrer Kunst wiederspiegelt. Solche Leute sind das Gefäß, der Kanal für eine Energie, die von woanders herkommt. Das lässt sich nicht erklären und bleibt geheimnisvoll. In der höchsten Vollendung passiert so etwas sehr selten. Es gibt nur eine Nina Simone, nur einen Miles Davis, nur einen Bob Dylan, nur einen Jimi Hendrix, und nur eine Billie Holiday. ...only one Billie Holiday. It's just the alchemy of that person's kind of internal distress and aesthetic Das ist wie Alchemie: die Kunst entsteht bei solchen Menschen aus der Verbindung ihrers inneren Leids mit ihrer Empfindsamkeit in ästhetischen Dingen und ihrer Fähigkeit, aus ihrem innersten Gefühlsleben heraus Geschichten zu erzählen, mit denen sie Millionen Menschen erreichen. Und es hat etwas mit ihrem Sound zu tun, irgendetwas ist daran, das nur ihnen zu eigen ist. ...that is just unique to that person, you know. Hendrix produced multiple mytholgies Hendrix hat gleich auf mehreren Ebenen Mythologien entworfen. Z.B. durch seine körperliche Erscheinung, seiner Sexualität und die erotische Sinnlichkeit seiner Auftritte. Dann wird er wegen seiner Virtuosität als Gitarrist verehrt, und weil er die Gitarre einfach für alle Zeiten neu erfunden hat. Darüber hinaus gibt es in seinem Werk ja oft Elemente von Science Fiction. Er war schon Afro-Futurist bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Er hat in derselben Epoche wie Sun Ra gearbeitet, und war genauso versessen darauf wie dieser, sich als Schwarzer aus dem Weltall darzustellen. Allein dadurch, dass er sich so ausgefallen und spektakulär als Fremdling gibt, überschreitet er schon in vielerlei Hinsicht Konventionen und stereotype Vorstellungen von Rasse. Und er schreibt Fantasy-Literatur - durch Klang und Songtexte. ...speculative fiction writer with sound and lyrics. At a time when the gravity of events on the ground couldn't have been heavier and more oppressive Jeden Tag gab es damals in den Nachrichten und Zeitungen Berichte, wie ernst die Lage vor Ort war, das war extrem beklemmend, und dann kommt Hendrix und sagt: schaut doch mal Richtung Sterne (lacht). Kommt mit hierhin, in andere Dimensionen und Gefilde, die ich durch Sound erreiche. Das bringt Euch weg von all dem Unrat, der Trostlosigkeit, Rohheit und Primitivität der gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse. ...the primitivism of the contemporary political and social scene. MUSIK: PALI GAP (AUSSCHNITT, ca. 2.00) (ruhiges Instrumentalstück) O – TON JIMI HENDRIX SPRECHER 2 Das einzige woran ich heute noch glaube, ist die Musik. Sie wird den Weg bereiten, denn Musik ist für sich genommen schon spirituell. Wie die Wellen des Ozeans. Man kann eine Welle und mit nach Hause nehmen. Sie ist ständig in Bewegung. Musik und Bewegung sind Teil der menschlichen Natur. Unsere Musik ist so spirituell wie ein Kirchenbesuch. Und genauso sollte sie verstanden werden. Unser Anliegen ist es, die Seelen der Menschen reinzuwaschen. O-TON GREG TATE: This is true of a lot of great composers throughout history – they have an evangelical streak, they have a sense of spiritual mission ... SPRECHER 1 Viele große Komponisten in allen Epochen haben so etwas Missionarisches in sich /das Gefühl, eine spirituelle Mission zu haben. Ihnen ist klar, dass sie die Fähigkeit haben, die Seelen der Menschen ganz direkt und ohne Umwege anzusprechen. So wie die weißen Rassisten aus Virginia, von denen ich erzählt habe, die ihre schwarzen Mitschüler hassten, aber bei Hendrix gar nichts Schwarzes sahen. Sie erlebten etwas, das sie aus ihrer primitiven, rassenfixierten Mentalität befreite. ...out of their primitive, racial mindset. And I think he recognized that his music had the power … Die Weißen und Schwarzen haben sich in der Geschichte Amerikas schon lange feindselig gegenüber gestanden, und ich glaube, dass Hendrix bewusst war, dass seine Musik die Kraft hatte, diese beiden Communities zueinander zu bringen. Wenn es darum ging, einen Begriff für seine Musik zu finden, dann sprach er von “Sky Church Music“. Er meinte mit „Kirche“ nicht einen Raum zum Beten mit Wänden und der üblichen Architektur, und auch nicht das hierarchische Verhältnis zwischen Prediger und Gemeinde. Für ihn war das eine Form von Energie, so wie elektromagnetische Energie z.B., oder die Schwerkraft. Und die sollte halt einfach in der Atmosphäre vorhanden sein, in der die Leute lebten. Und mit der Musik könnte ein Ort geschaffen werden, wo diese Energie aufgeladen und übertragen wird. Und gleichzeitig würde diese Energie die Leute auch verwandeln. ...transform folks at the same time. He's also some kind of Orphic figure … Hendrix hatte auch etwas von Orpheus. Er hat sich mit seiner Lyra / Leier, das heißt mit seiner Gitarre und seiner Musikalität auf den Weg in die Hölle gemacht. Eine Art Rettungsmission aus Liebe. Ich glaube, er sah in aller Demut diejenigen, die von ihm magnetisch angezogen wurden, als Menschen, die ein bisschen Neujustierung, Befreiung und Offenheit ganz gut gebrauchen könnten (lacht). Klar, seine Musik wird oft mit Drogenkonsum in Zusammenhang gebracht, aber wir wissen ja, dass die Musik von Hendrix selber schon eine Droge ist. (lacht).Und wenn Du etwas davon trinkst oder rauchst, wird er, oder sein Sound, zum Stoff, der Halluzinationen auslöst. … I mean, we know that Hendrix's music is a drug unto itself. You know what I mean. And when you imbibe, when you ingest, you know what I mean, when you take that hit, that toke of Hendrix's music, he becomes the hallucinogenic, or his sound and he's giving you … Und er gibt Dir diese komplexen, mythischen, außerirdischen und transdimensionalen Bilder mit auf den Weg, in seinen Texten oder mit der Gitarre oder mit einem Rhythmus. Er bringt Dich an einen anderen sakralen Ort. Zu einer neuen Vorstellung von einem weltlichen heiligen Ort. An soetwas war auch John Coltrane interessiert, und Sun Ra, und der Miles Davis von “Bitches Brew“. Sie wollten alle durch Musik eine neue Landschaft für den Geist und die Fantasie kreieren, eine Möglichkeit, ganz ohne zusätzliche chemische Substanzen, in andere Gefilde zu gelangen. … the possibility of you, without any chemicsl enhancement, you know, being drawn into another realm, man. You know ? SPRECHERIN Als Jimi Hendrix am 18. September 1970 im Alter von 27 Jahren unter wohl nie mehr genau zu klärenden Umständen in London starb, hatte er hunderte Konzerte gegeben, drei Studioalben, ein paar Singles und eine Live-Platte veröffentlicht. Aus den knapp 4 Jahren seiner internationalen Karriere wurden seither von den offiziellen Nachlassverwaltern immer wieder neue oder scheinbar neue Aufnahmen veröffentlicht, und wer mag kann seine Neugier auf unentdeckte musikalische Höhenflüge durch zahllose Konzertmitschnitte auf Kanälen wie youtube stillen – vorausgesetzt, er oder sie erwartet von den Aufnahmen der Fans keine allzu gute Tonqualität. SPRECHER 3: Ein herzlicher Dank an dieser Stelle an alle Interviewpartner und die vielen ungenannten Hendrix-Biografen für Ihre Gedanken zu Musik und zum Leben von Jimi Hendrix. SPRECHERIN: Das war „Castles Made Of Sand“ - eine Lange Nacht zum 75. Geburtstag von Jimi Hendrix von Michael Frank Es sprachen: Claudia Mischke, Michael Frank, Ton und Technik: Michael Morawitz… Regie: Jan Tengeler Redaktion: Monika Künzel MUSIK: DRIFTING ( ca. 4.00) Musikliste 1. Stunde Titel: Little wing Länge: 02:44 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: MCA RECORDS Best.-Nr: MCD11684 Plattentitel: South saturn delta Titel: Spanish castle magic Länge: 04:45 Interpret und Komponist: Jimi Hendrix Label: MCA RECORDS Best.-Nr: 113089-2 Plattentitel: Blue wild angel - Jimi Hendrix live at the Isle Of Wight Titel: Red house Länge: 02:23 Interpret und Komponist: Jimi Hendrix Label: LEGACY RECORDS Best.-Nr: 88697640562 Plattentitel: Valleys of Neptune Titel: Third stone from the sun Länge: 03:40 Interpret: Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 521036-2 Plattentitel: Are you experienced? Titel: Can you please crawl out your window? Länge: 03:32 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Bob Dylan Label: MCA RECORDS Best.-Nr: MCD11742 Plattentitel: The Jimi Hendrix Experience BBC Sessions Titel: I don't live today Länge: 04:26 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: MCA RECORDS Best.-Nr: 9860752 Plattentitel: The Berkeley concerts Titel: Have you ever been (to Electric Ladyland) Länge: 02:10 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: MCA RECORDS Best.-Nr: MCD11600 Plattentitel: Electric Ladyland Titel: All along the watchtower Länge: 04:03 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Bob Dylan Label: MEMO MUSIC Best.-Nr: ME003 Plattentitel: Encyclopedia of Rock, Vol. 1 2. Stunde Titel: Purple haze Länge: 02:42 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 517235-2 Plattentitel: The ultimate experience Titel: New rising sun Länge: 01:21 Interpret und Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 527520-2 Plattentitel: Voodoo soup Titel: Bold as love Länge: 01:08 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 847243-2 Plattentitel: Axis: Bold as love Titel: Nineteen eighty three (1983) (a merman i should turn to be) Länge: 04:40 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: MCA RECORDS Best.-Nr: MCD11600 Plattentitel: Electric Ladyland Titel: House burning down Länge: 04:33 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: MCA RECORDS Best.-Nr: MCD11600 Plattentitel: Electric Ladyland Titel: Voodoo chile (Slight return) Länge: 03:12 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 517235-2 Plattentitel: The ultimate experience Titel: Exp Länge: 01:05 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 847243-2 Plattentitel: Axis: Bold as love Titel: Up from the skies Länge: 01:54 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 847243-2 Plattentitel: Axis: Bold as love Titel: Belly button window Länge: 02:34 Interpret: Jimi Hendrix Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 527520-2 Plattentitel: Voodoo soup Titel: My friend Länge: 01:36 Interpret und Komponist: Jimi Hendrix Label: MCA RECORDS Best.-Nr: MCD11599 Plattentitel: First rays of the new rising sun Titel: Who knows Länge: 01:32 Interpret: Band of Gypsys Komponist: Jimi Hendrix Label: MCA RECORDS Best.-Nr: MCD11607 Plattentitel: Band of gypsys Titel: Angel Länge: 04:45 Interpret: Jimi Hendrix & The Cry Of Love Band Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 517235-2 Plattentitel: The ultimate experience Titel: Wild thing Länge: 06:53 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Chip Taylor Label: Polydor Best.-Nr: 517235-2 Plattentitel: The ultimate experience Titel: Night bird flying Länge: 03:46 Interpret und Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 527520-2 Plattentitel: Voodoo soup Titel: Castles made of sand Länge: 02:47 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 847243-2 Plattentitel: Axis: Bold as love 3. Stunde Titel: And the gods made love Länge: 01:22 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: MCA RECORDS Best.-Nr: MCD11600 Plattentitel: Electric Ladyland Titel: The Star Spangled Banner (National anthem of USA gültig seit 1916/1932) Länge: 04:02 Interpret: Jimi Hendrix Komponist: John Stafford Smith Label: Polydor Best.-Nr: 517235-2 Plattentitel: The ultimate experience Titel: Machine gun Länge: 05:33 Interpret: Band of Gypsys Komponist: Jimi Hendrix Label: MCA RECORDS Best.-Nr: MCD11607 Plattentitel: Band of gypsys Titel: Who knows Länge: 03:32 Interpret: Band of Gypsys Komponist: Jimi Hendrix Label: MCA RECORDS Best.-Nr: MCD11607 Plattentitel: Band of gypsys Titel: Manic depression Länge: 03:35 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 517235-2 Plattentitel: The ultimate experience Titel: The wind cries Mary Länge: 03:16 Interpret: The Jimi Hendrix Experience Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 517235-2 Plattentitel: The ultimate experience Titel: Pali Gap Länge: 04:42 Interpret und Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 527520-2 Plattentitel: Voodoo soup Titel: Drifting Länge: 03:48 Interpret und Komponist: Jimi Hendrix Label: Polydor Best.-Nr: 847242-2 Plattentitel: The cry of love