KULTUR UND GESELLSCHAFT Titel der Sendung: Die Nacht, die Stadt, das Schreiben - Mit Clemens Meyer durch Leipzig Autor : : Johannes Kirsten Redaktion: : Sigried Wesener Sendetermin : 08.02.2015 Urheberrechtlicher Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in den §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig (c) Deutschlandradio Deutschlandradio Kultur Funkhaus Berlin Hans-Rosenthal-Platz 10825 Berlin Telefon (030) 8503-0 "Die Nacht, die Stadt, das Schreiben." Mit dem Schriftsteller Clemens Meyer durch Leipzig von Johannes Kirsten O-Ton 1 (CM liest Cut up Text) "Hänschen klein ging hinein ..." Das singt doch keiner mehr heute. Nacht- und Schlaf-Lied (Quatsch! Kinder schnarchen nicht.) "... niemandes Schlaf zu sein unter soviel Gliedern ..." Augen leuchten matt im Dunkeln, schreibt Karl May. Deutsche Dichter deutsche Bänker. "Geh fort du schwarzes Hündelein ..." 666 - Sexfilmcenter, Inges Wursteck, da drücken sich die Schlangen im Schatten der Häuser rum. Ein Glied, ein Glied, ein Königreich für ein Glied! Hänschen singt kein Nachtlied, da daddeln sie an den Spielautomaten... (OC Anfang) Dort unten, phosphorisierend, unter den Wolken, da mischen sich die Töne. "... muss die Freiheit wohl grenzenlos sein ..." Geilheit meinste! Die Sieben gewinnt immer! Wenn die Bösen im Busch sitzen, da kann man die Augen sehen, rausglitzern sozusagen. Nacht muss schon sein, gelle? Und wenn da Vögel wären zwischen den Wolken? Die sitzen in den Bäumen wenn's dunkel wird. (OC Ende) Sprecher Clemens Meyer. O-Ton 2 Ich bin ja eigentlich gebürtiger Sachsenanhälter. Sprecher Clemens Meyer, Leipziger. O-Ton 3 Und bin hier aufgewachsen, meine Mutter wohnte sogar damals schon in Leipzig, ein Teil der Familie kommt aus Halle und ich bin da geboren halt, fühle mich aber eher als Sachse. Sprecher "Die Nacht, die Stadt, das Schreiben." Mit dem Schriftsteller Clemens Meyer durch Leipzig von Johannes Kirsten O-Ton 4 Der Leipziger träumt ja immer davon, dass es eine Weltstadt wäre und denkt immer hier mein Leipzig lob ich mir und ganz groß und Leipzig kommt und Olympia, hirnverbrannte Geschichten eigentlich. Die letzte Feier an die ich mich erinnere, das war irgendwie kurz vor der Wende und das war irgendwie so was wie 800 Jahre, die haben aber neues entdeckt, ja klar ist irgendwo was aufgetaucht, es gibt Leipzig nun doch... damit se schnell ne 1000 Jahrfeier machen können, also das ist auch alles quatsch, früher war Leipzig keine tausend Jahre alt. Sprecher Leipzig. Gegründet 1165. Erstmals erwähnt 1015. Also doch 1000 Jahre alt. In der Leipziger Tieflandbucht gelegen. Messestadt. Buchstadt. Musikstadt. Stadt der friedlichen Revolution von 1989. Musik/ Castanets: Glory B darauf O-Ton 5 Das flache Land, das Mattheuer gemalt hat, die Influenzen, die sich hier durch dieses sächsische Land ziehen von Leipzig aus, diese Tellerlandschaft, die Tieflandbucht. Die kurzen Wege bis Berlin, Halle, was im Prinzip einen Katzensprung entfernt ist, alte Industriebrachen, Braunkohle, die sich bis vor die Stadt schob, Nietzsche, der hier ganz in der Nähe war, also man könnte da ewig, das ist ein permanentes Arbeiten und Umwühlen und das kann man eigentlich nur aushalten, entweder man rennt weg, man geht, wie das eigentlich viele gemacht haben, die es hier nicht ausgehalten haben, die aber... Goethe ist ja nur ein Beispiel, das hatte ja auch andere Gründe, was heißt nicht ausgehalten oder man setzt sich irgendwo da rein und lässt das um sich wie so verschiedene Globen, die sich ineinander verschränken, sich drehen, sitzt man irgendwo im Mittelpunkt, der natürlich aber gleichzeitig gar kein wirklicher Mittelpunkt ist ... und schaut sich das alles an. Das ist eigentlich Leipzig. Sprecher Will man eine Stadt verstehen, dann muss man sich ihr vom Rand her nähern. Erst da, wo die Städte ausfransen, begegnet man jener Wirklichkeit, wie sie in den Hochglanzzentren kaum wahrzunehmen ist; einer Wirklichkeit, wie sie der Schriftsteller Clemens Meyer immer wieder in seinen Erzählungen und Romanen abbildet und uns nahebringt. Es sind Menschen in Hotels, auf der Reise oder in der Einsamkeit daheim. Menschen in Zwischenwelten, die scheinbar verloren durchs Leben straucheln, auf der ewigen Suche nach dem kleinen Glück, nach Liebe, nach Hoffnung. Musik/ Kavinsky: Nightcall darauf Zitat Die Nacht ist fast vorbei, und wir laufen durch die Straßen, und ich blicke auf die Lichter und dann auf sie, aber meistens auf die Lichter, denn sie ist genauso schön wie früher, als wären wir immer noch fünfzehn, sechzehn ... und irgendwie ist ein Teil von damals noch in ihr, und wir laufen durch die leeren Straßen und bleiben vor Schaufensterscheiben stehen und erzählen so dies und das. Sprecher Am Dittrichring. Hinter uns die Thomaskirche. Hier war Johann Sebastian Bach Kantor. Noch immer ist die Kirche Heimat der berühmten Thomaner. Gegenüber beginnt die Gottschedstraße, mit ihren zahlreichen Lokalen und Kneipen. Hier am Ring war auch die Disco "Schauhaus". O-Ton 6a Diskokrieg, so hat es ja die Presse genannt, im Prinzip ging es da um viel mehr und um ganz andere Geschichten um Vorherrschaft in bestimmten Marktsegmenten, Drogen, Rotlicht, der Kuchen wollte... manche Leute wollten das eben neu verteilen stießen da auf..., aber das ist ja sowieso alles "Im Stein" verzerrt... weil diese Stadt, die ist ja im Prinzip kleiner als die "Im Stein" Stadt bzw. kommt mir Leipzig selber sehr klein vor. Sprecher "Im Stein" ist 2013 erschienen. Ein Rotlichtroman, eine Nachtgeschichte, eine Geschichte der Kapitalflüsse nach der Wende. Er spielt in Eden City einer fiktiven Megalopolis, die trotz allem Züge seiner Heimatstadt trägt. O-Ton 6b Wenn ich jetzt hier so stehe dann denke ich, was ist denn das hier, das ist doch alles nichts hier, kein Mensch auf der Straße, da steht ne Straßenbahn, da wird ein Haus abgerissen, da steht die Fassade noch... hier sieht es sehr provinziell aus, wenn man hier so guckt... in den 80er und 90er Jahren war Leipzig noch relativ reudig und verfallen und dunkel und... das hat auch das geheimnisvolle ausgemacht, jetzt sind die ganzen Geheimnisse alle weg, jetzt ist alles ausgebaut, alles neu, naja, man kennt alles, aber gut, es wächst wieder, Leipzig hat jetzt fast... geht auf 600000 zu. Kurz nach der Wende hatten wir mal einen Tiefstand 440000 da war wirklich Dorf hier. Sprecher Wie alles begann. Musik/ Bob Dylan: Billy 1 darauf O-Ton 7 Mit dem Schreiben, das fing eigentlich schon ziemlich zeitig an, also auch schon wirklich vor der Wende. Ich habe mich lange an einem Indianerroman versucht, so im Alter von 9/10/11, wo ich dann wirklich lesen und schreiben konnte und gelesen habe, habe ich plötzlich das Bedürfnis gehabt, auch so was zu machen. Musik/ Billy 1 (kurz freistehend) Die Schule, die hatte ich 96 im Frühsommer beendet, im Juni und hatte danach eigentlich nicht vor zu studieren, ich wusste auch gar nicht, was ich machen wollte, ich wollte eigentlich nur schreiben und hatte da schon mit 16/15 hat das dann ne nächste Stufe angenommen, die Schreiberei, da schreib ich dann so relativ expressive, kleine Prosaminiaturen. ... hier wurde das schon langsam besser, Die Alte hieß das, die taucht dann auch in "Als wir träumten" auf, aber hier noch ganz fragmentarisch in ganz kurzen Sätzen ... "Zwei junge Kerle überquerten die Straße. Es war Abend. Der eine war groß, der andere etwas kleiner. Sie gingen zu einem der Häuser. Die Tür war verschlossen. Sie klingelten, oben im letzten Stock. Nichts. Sie klingelten noch einmal und noch einmal. Nichts. Dann ging ein Fenster auf, oben, im letzten Stock. Eine alte Frau schaute auf die Straße. Ihr Haar wehte weiß. ab hier ausblenden Wer ist da? Wir sind es. Sie riefen ihre Namen durch die Nacht nach oben. Die alte Frau verstand nicht. Sie riefen noch einmal. Sie warf einen Schlüssel nach unten. Er war in ein weißes Tuch gewickelt. Sprecher Clemens Meyer studiert am Literaturinstitut in Leipzig. Sein Debutroman "Als wir träumten" erscheint 2006. Hier wird die Episode mir der Alten zum Kapitel ausgebaut. Dani, die Hauptfigur des Romans und seine Freunde helfen der Alten beim Kohlen tragen und verdienen sich so ihr Geld. Musik/ The Handsome Family: Far from any Road darauf Zitat "Hallo", ruft die Alte, "wo seid ihr denn, Kinder?" Sie steht schon im Haus und hält die Tür auf. Wir gehen an ihr vorbei. "So schön, dass ihr da seid", sagt die Alte. Sie macht die Hoftür zu. Im Haus ist es dunkel, und die Alte steht jetzt zwischen uns und klopft mit ihrem Stock auf dem Boden rum. Sie stinkt so, als hätte Rico sie wirklich voll erwischt, als er an die Hauswand gepinkelt hat, aber bisschen Schnaps ist auch dabei. Sprecher Der Dittrichring geht in den Martin-Luther Ring über. Wir biegen links in die Markgrafenstraße ein in Richtung Burgplatz. Inzwischen ist es neun Jahre her, dass "Als wir träumten" erschien. Das Buch wurde mit dem Mara-Cassens-Preis für den ersten Roman ausgezeichnet. Es folgten die beiden Erzählbände "Die Nacht die Lichter" und "Gewalten. Ein Tagebuch". Der große Nachtroman "Im Stein" erscheint 2013. O-Ton 8 Die Anfangsidee war innere Monologe von Prostituierten zu konstruieren, quasi O-Töne, die aneinanderzureihen und daraus einen Roman zu machen, eine Art dokumentarischen Roman, der aber nicht aus dokumentarischem Material besteht, sondern aus konstruiertem Material, das ich aber nur konstruieren konnte, weil mich da Komponenten interessiert haben, weil mich diese Frauen interessiert haben, weil mich die Beschaffenheit dieser Leben interessiert hat und daraus etwas zu machen. Ich wusste, dass das bestenfalls in zehn Jahren geschehen kann und genau zehn Jahre danach habe ich angefangen. 2008 ein erstes Kapitel, einen inneren Monolog einer Hure zu konstruieren, der jetzt das letzte Kapitel von ... "Im Stein" ist. Das hat aber lange gedauert. Der Weg bis dahin war viel, viel Recherche, viel viel Gespräche und dann die Idee, wie baue ich das um, wie mache ich daraus mehr als eben dieses Dokumentarische, da merkte ich, dieses Scheindokumentarische, was wie Dokumentation klingen soll, aber in Wirklichkeit von mir ausgeklügelt konstruiert ist, so dachte ich es damals, kann nur ein kleiner Teil dessen sein, was da entstehen soll. Es muss viel mehr sein. Das muss Meditation in Ekstase sein, das muss Dokumentation und Mythos sein, das muss Realität und Surrealität sein. Sprecher Mein Leipzig lob ich mir - oder? Lieblingsorte gibt es viele für Clemens Meyer. Die alten Kinosäle, die immer seltener zu finden sind. Die Pferderennbahn Scheibenholz mit ihren Stallungen. Die Connewitzer Verlagsbuchhandlung, der Clara- Zetkin Park, der Bahnhof, die Kleinmesse und Anger-Crottendorf, der Bezirk Leipzigs, in dem der Autor aufgewachsen ist und heute noch lebt. O-Ton 9 Na ja, was ist Leipzig...? Das ist meine Heimat, ich bin hier geboren, ich bin hier aufgewachsen ich hab hier die prägendsten Erlebnisse gehabt meines Lebens und bin auch eine Person die ein gewisses Zentrum braucht, ne gewisse Stabilität für sich, das ist meine Arbeit natürlich und das ist auch irgendwie ein Ort [...] ich hab beinahe das ganze Land gesehen. Fast keine Stadt in der ich nicht gewesen bin mit Lesungen Projekten. Bin im Ausland gewesen mit dem Buch, nach Amerika, bin bis nach Tokio gefahren um was zu recherchieren, aber das kann ich alles nur machen, weil ich erst einmal diese Rumpelbude hier habe in Leipzig, weil ich hier meine Strukturen habe, weil ich hier meine Freunde habe, das sind die alten Freunde von früher aus der Schule wo ich aufgewachsen bin. Mein Freund Uwe Karsten Günter, ich habe die Beziehung zur Pferderennbahn, bin im Rennverein, hab hier ein Pferd stehen, hab hier meine Buchläden hab hier meine Bücherinsel. Ich bin hier so vernetzt und strukturiert und gleichzeitig kann ich mich hier zurückziehen, denn ich bin keiner der an der Öffentlichkeit jetzt groß teilnimmt. Sprecher Vom Burgplatz weiter zum Leuschnerplatz. Zur Leipziger Pferderennbahn Scheibenholz wäre es nicht wirklich weit. Die Rennbahn liegt inmitten der Stadt. Wir setzen unseren Weg aber in Richtung Nikolaikirche fort. Zurück ins Zentrum. Hier betreibt Jens Förster das Antiquariat "Die Bücherinsel". Clemens Meyer ist Stammgast und Freund. O-Ton 10 Da offen hier, nö ist zu, oder, nee ist offen, wollen wa mal kurz reingucken? mal Hallo sagen ... Ihr seid offen, ich halt's nicht für möglich, das gibt's ja nicht. Ja, wir wollten ein bisschen lang schlendern und Bücherinsel ich hab gesagt, ich weiß nicht, ob die Samstag jetzt offen haben. Je: Doch CM: In der Regel weiß ich's ja. Ich dachte, bis 15 Uhr vielleicht und jetzt ist hier der dritte Januar, da ist bestimmt zu. Je: Nee, nee, wir hatten zwischen den Feiertagen zu CM: Das hatte ich falsch in Erinnerung, ich hatte immer gedacht, zwischen den Jahren habt ihr zu. Und gestern habt ihr auch schon offen gehabt? Am zweeten, nicht schlecht... Je: Hat sich auch gelohnt, hätte ich gar nicht gedacht, manchmal ist auch nicht viel los CM: Na ich war gestern mal in der Stadt, da war ein übelster Betrieb. Je: Also gestern war wirklich richtig gut, heute geht so aber gestern hat sich richtig gelohnt. [...] Was ist m das schönes hier, das nehm ich mit. Je: Ja, die alte Ausgabe CM: Was Besonderes, mh? Je: Ja, die gibt es so nicht... CM: Gibt es da nur einen Band von? Je: Ja, ja "Die drei Giebel und andere Abenteuer von Holmes" CM: Aber die Illustrationen sind schön. Je: Ja, das ist nicht in ner Reihe erschienen. Sprecher Leipzig, Stadt an der Pleiße. Zahlreiche Gewässer durchziehen die Stadt. Die Pleiße wurde nach 1989 im Innenstadtbereich wieder freigelegt. Früher oft stinkende Kloaken, fließen Pleiße, Weiße Elster, Kleine Luppe und Karl-Heine-Kanal inzwischen malerisch durch die Stadt. Zitat Mein Antiquar wohnt in einem kleinen Waldstück, das mitten in der Stadt liegt. Hinter dem zweistöckigen Häuserkomplex fließt der Elstermühlgraben. Ich will es kurz machen: 17 Uhr, wir lassen die Boote zu Wasser. Wir sind zu fünft, ein Zweisitzer und ein Dreisitzer, Kanus. Die Böschung fällt steil ab, der Wasserlauf ist schmal und schlammig. Eine tote Ratte schwimmt dort, aufgedunsen und dunkelrot, wo sie aufgeplatzt ist. Sprecher Wir verlassen das Antiquariat und stehen der Nikolaikirche gegenüber. In der titelgebenden Erzählung von "Gewalten. Ein Tagebuch" spielt der Ort, wo wir jetzt stehen, eine Rolle. O-Ton 11 Ja, da wollten wir einmal Nachts, das entgleise in einer kleinen fast Randale, wir kletterten hier irgendwie die Wände hoch und wollten rein, weil wir uns irgendwie einbildeten im Vollalkoholrausch früh um sieben, es sei Ostermesse. Es war aber alles zu, war aber keiner, haben rumgebrüllt, Pfarrer Führer mach auf, Gott hab ihn selig. Atmo Christian Führer? Sprecher Christian Führer, war der Pfarrer der Nikolaikirche und ermöglichte in den 80iger Jahren, die jeden Montag stattfindenden Friedensgebete. In Leipzig fiel er auch durch seine unkonventionelle Jeansweste auf. Von der Nikolaikirche starteten im Herbst 1989 jeden Montag die legendären Montagsdemonstrationen. O-Ton 12 Und dann sind wir in die Thomaskirche gezogen und dort war Ostermesse. Und das war Ostern, ja das war Ostersonntag, früh. Also Ostersamstag haben wir hier irgendwo rumgesumpft und sind dann Ostersonntag.. es hat geschneit, das war ein ganz frühes Ostern, April Ostern, ein ganz zeitiges Ostern, da hat's geschneit ein bisschen. Dünner Schnee und wir sind dann zur Thomaskirche und sind dann dort in die Ostermesse und Uwe und Paule waren dann bald weg, während ich noch ganz ergriffen durch Alkohol und so plötzlich dachte, ich finde wieder zum Heiligen Geist oder so was. Zitat ...und wir stehen also vor der Kirche im Schnee und schlagen mit den Fäusten gegen die Tür "Lasst uns rein, wir suchen die Erlösung!" Wir versuchen, die Wände hochzuklettern, um zu den Fenstern zu gelangen, ich brülle:"Pfarrer Führer, Pfarrer Führer, komm raus!", der ist nämlich der Chef von dem Laden, 89 bis in alle ... aber wir begreifen nicht, dass es aus unbegreiflichen Gründen keine Ostermesse gibt, dass die Kirche leer und verrammelt ist. [...] Paule Hammer findet einen riesigen Dietrich in einer Nische im Mauerwerk, der muss hundert Jahre und noch älter sein, UKG versucht, damit die Tür zur Sakristei zu öffnen, eine Polizeistation nur ein paar Straßen weiter, und wir ziehen grölend zur nächsten Kirche, um um Einlass und Erlösung zu bitten. O-Ton 13 Ja, "Gewalten" ist ja... es nimmt alles seinen Ursprung in Leipzig, in der Stadt L., wie es bei Erich Loest auch heißt, die Stadt L... Das ist im Prinzip vielleicht das Buch, was sich auf eine gewisse Art und Weise auch am intensivsten mit einem Leipzig auseinandersetzt, weil ja "Gewalten" erst einmal per se nicht den Anschein erheben will, dass es woanders stattfindet, wie jetzt "Im Stein", denn es heißt ja ein Tagebuch. Trotzdem ist es natürlich Konstrukt und Mythos. Es erweckt erst einmal den Anschein, hier sind wir direkt im Zentrum einer Stadt, einer Realität und das diese Realität durch die Augen des Icherzählers permanent verzerrt wird und ihm auch entgleitet, zwischen den Fingern und auch im Prinzip aus den Hirnfasern fällt, das ist ja dann im lauf dieses Buches, ja. Sprecher Wir gehen weiter durch die Innenstadt, an Auerbachs Keller und am Marktplatz vorbei und stehen erneut am Dittrichring. Man sieht von hier aus die Runde Ecke, die Leipziger Stasizentrale, am Ring, wo im Oktober 1989 die großen Demonstrationen entlangliefen. Es gibt ein Foto, darauf Clemens mit seiner Mutter und seiner Schwester, vor der Stasizentrale im Herbst 1989. Sie tragen Schärpen. Auf der des Zwölfjährigen steht "Neues Forum". O-Ton 14 Ich war ein paar Mal gucken, mit einem guten Freund von mir standen wir hier ein paar Mal an der Seite und haben dann geguckt so um sieben um acht, was hier für Menschen langmarschieren, aber richtig dabei in Reih und Glied in den Massen das kann auch schon mal Anfang Oktober gewesen sein, meine Mutter war ja durch die kirchliche Sache doch relativ involviert. Sprecher Die Erfahrungen von 1989 sind für die Generation Meyers prägend. Der politische Umbruch fiel mit dem eigenen persönlichen Umbruch, dem Erwachsenwerden, zusammen. In "Als wir träumten" finden die Demonstrationen von 1989 im Kapitel "Versammlungen" ihren Niederschlag. Zitat Bleibt mal so stehen, ja, so ist gut!" Wir standen vor der Nikolaikirche, der Vorplatz war voller Menschen, und wir konnten uns kaum bewegen, aber Stefan wollte trotzdem ein paar Fotos von uns machen. Er hatte sich auf einen kleinen Mauervorsprung gestellt, wir winken ihm zu, und Mark schwenkte seinen Besenstil, die Fahne hatte er noch nicht ausgerollt, er hatte sie mit zwei Gummis festgemacht, "nicht zu früh aufrollen", hatte er gesagt, "erst wenn's losgeht, erst wenn die Glocken läuten, sonst ist die Überraschung weg!" Es blitzte, Stefan fummelte an seiner Kamera rum, dann kam er wieder runter. "Ganz schön voll, was?" "Klar", sagte ich, "viel mehr als beim Fußball. O-Ton 15 Waren wir eigentlich noch Kinder. Ich glaube, wir waren dann keine Kinder mehr, als wir das erste Mal vor dem Richter standen, der meistens ein Frau war, was nun ein besonderes Extrem ist, das war nun genau in dieser Umbruchszeit. Man spürte wie der große Hauch der Geschichte... das hat manche aber auch überfordert, manche sind dann paradoxerweise immer Kind geblieben auch und viele die ich kennengerlernt habe aus dieser Zeit, die sind lethargisch, die kommen nicht aus dem Knick, während die anderen, die ein bisschen jünger sind oder die im Westen groß geworden sind, längst ihre Karrieren machen sitzen manche von uns mit 37 noch herum und kriegen einfach nichts auf die Reihe und das ist nicht Zufall, das ist einfach so... Man wurde auf andere Dinge getrimmt, in der Kindheit. Die Kindheit ist ja der wichtigste Prozess und dann brach das weg, dann kam etwas anderes, das rollte über einen hinweg, so schnell war man nicht, es sei denn, man war vielleicht clever oder hatte Eltern, die einen darauf hin wiederum getrimmt haben. Aber wenn das nicht so war, dann hing man irgendwo plötzlich fest. Man trank und machte dies... viele aus dieser Generation sind entweder verasselt, sind in kriminelle Strukturen geraten oder haben sich einfach nur irgendwo festgesessen oder sind zufrieden mit ganz kleinen Dingen. dagegen ist nichts einzuwenden. Zitat Ich kenne einen Kinderreim. Ich summe ihn vor mich hin, wenn alles anfängt, in meinem Kopf verrückt zu spielen. Ich glaube, wir haben ihn gesungen, wenn wir auf Kreidevierecken herumsprangen, aber vielleicht habe ich ihn mir selbst ausgedacht oder nur geträumt. Manchmal bewege ich die Lippen und spreche ihn stumm, manchmal fange ich einfach an zu summen und merke es nicht mal, weil die Erinnerungen in meinem Kopf tanzen, nein, nicht irgendwelche, die an die Zeit nach der großen Wende, die Jahre, in denen wir - Kontakt aufnahmen? Musik/ Moderat: New Error O-Ton 16 Eigentlich wusste ich relativ schnell, während das alles so passiert ist 93/94/95/96 dann noch, dass da ein unglaublicher dramatischer Stoff drin ist und ich aber nicht wusste, wie ich das bewältigen soll. Ich wusste es einfach nicht. Aber ich wusste, das wird das erste große Ding sein. Ich hatte parallel noch eine Idee, eine schwammige Idee, zu einem Projekt aus dem dann "Im Stein" geworden ist. Zu dem ich dann 98 anfing das erste Material zu sammeln, aber auch immer schon Leuten davon erzählt habe, die es mir jetzt auch noch sagen, wenn ich sie treffe, oder ein alter Freund, der jetzt in München lebt, Schulfreund von mir, der sagt du hast damals doch schon von dem Projekt "Das Hurenhaus", sollte das heißen, aber tatsächlich war "Als wir träumten" so das erste. Man sieht auch dann in meiner Arbeit, dass die kleinen Prosaminiaturen auch darauf hinarbeiteten. Ich wusste aber auch nicht, wie soll ich die Sache angehen, weil ich natürlich wusste, es bringt nichts, ne Art Tagebuch zu machen, sondern es muss dramatisch sein, es muss so etwas wie "Mean Streets" sein, es muss so etwas wie "Es war einmal in Amerika" sein von Leone, es muss aber auch die Überhöhung haben von Visconti, das Kunstfertige von "Rocco und seine Brüder", aber ich will auch das Rohe... nicht das Rohe, ich will eine Glasklarheit in dieser Sprache haben, die ich da entwickeln will, wie bei Hemingway in seinen frühen Romanen, elegisch wie Fitzgerald, komponiert wie Dos Passos, ich hatte dann natürlich wahnwitzige Gedanken, die ich noch überhaupt nicht umsetzen konnte und hab dann angefangen Vorstudien dafür zu entwerfen, indem ich kurze Geschichten geschrieben habe, teilweise für Seminare am Literaturinstitut, was eben auch eines der wichtigen Elemente dieses Studiums war, dass ich quasi gezwungen war, eigentlich waren es nur zwei oder drei Miniaturen, die heute drin sind. Das ist das erste Kapitel, das ist "Alle meine Frauen", ein Kapitel ungefähr in der Mitte von "Als wir träumten und dann noch ein drittes. Sprecher Das Literaturinstitut wurde 1955 gegründet. Nach der Wende zog es in eine alte Villa gegenüber der HGB, der Hochschule für Gestaltung und Buchkunst, in der Nähe des Johanna-Parks. Für das erste Kapitel von "Als wir träumten" erhält Clemens Meyer 2001 den MDR Literaturpreis - eine Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein. Als das Manuskript fertig ist, bleiben die Türen der Verlage aber vorerst verschlossen. O-Ton 17 Das war dann ne Zeit, wo ich wirklich Zweifel hatte. Vorher überhaupt nicht, gar kein, vorher keine Zweifel gehabt und dann war mir es auch egal. Dann hatte ich nach dem Studium von Hartz IV gelebt teilweise, also später dann, Sozialhilfe, Hartz IV war dann das zweite, davor habe ich Züge sauber gemacht mit dem Diplom des Literaturinstituts in der Tasche und erinnerte mich immer an einen Dostojewskiausspruch, "demütige dich, edler Mensch" und das hat mir dann auch immer irgendwie geholfen. Sprecher Stan Nadolny, der den jungen Autor aus dem Literaturinstitut kannte, vermittelt ihn schließlich an seine Agentin, die den S. Fischer Verlag für das Buch begeistern kann. Nach "Als wir träumten" entstehen relativ schnell fünfzehn Erzählungen, die in dem Band "Die Nacht, die Lichter" zusammengefasst werden. 2008 wird dieses zweite Buch Meyers mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Vom Dittrichring sind wir zurück zum Marktplatz gegangen und haben die neugebaute S-Bahn, die unter der Stadt verläuft, nach Anger- Crottendorf genommen. Hier, in der Zweinaundorfer Straße wohnt Clemens Meyer seit 2001. Zitat "Mach's gut", sagt sie und nimmt ihre Tasche vom Bett. Ich nicke und sie geht. Ich höre sie auf dem Wohnungsflur, ich habe dort kein Licht, und sie braucht eine Weile, bis sie die Tür findet. Ich drehe mich an die Wand, aber sie macht die Wohnungstür ganz vorsichtig zu. Das Gehen, der Abschied, die Hand, die an der Schulter und am Arm ins Leere gleitet, das Liegenbleiben. Und die Träume. Der kleine Tod. Nein, der Tod ist später, wenn du allein bist und niemand mehr kommt. Ich höre eine S-Bahn über die Brücke fahren. Ich drehe den Kopf und sehe die Lichter der doppelstöckigen Waggons durch die Jalousie. Die S-Bahn fährt langsam, und ich höre sie noch eine Weile, als die Lichter längst verschwunden sind. Ich greife hinter mich auf en Tisch und such die Zigarette, die ich dort jedes Mal hinlege. Ich habe schon vor einiger Zeit aufgehört zu rauchen, aber es ist jedes Mal diese eine Zigarette. Ich gehe vorher immer zu dem Zahnlosen, der ganz oben wohnt, ein spindeldürrer Kerl, der mit einer Dicken zusammenlebt. "Die Zigarette", nuschelt er und grinst. O-Ton 18 (Türgeräusch, Straßenatmo) CM: Was klebt n hier, Hallo Leipzig, Mist hier (macht Schild ab) J: Sag mal und hier war Polygraph gegenüber? CM: Hier war Polygraph, da war Polygraph in der großen Straße, hier auf diesen ... Gelände. Da war auch ein Bahnanschluss, das war der Patenbetrieb meiner Schule, da bin ich auch als Kind drin gewesen, mit der Klasse und haben uns die Produktion angeschaut... J: Und das hat man alles weggerissen CM: Das ist ganz weg. Hier ist der S-Bahnhof Anger Crottendorf, den es jetzt wieder gibt, aber da hinten an der Brücke... Das war eigentlich ein Bestandteil meiner Arbeitssituation auch, hier fuhren früh so ab halb fünf die ersten S-Bahnen über die Brücke und ich sah das Spiegelbild dieser... immer in meiner Scheibe und das ist stillgelegt jetzt da. Das war immer geil, wenn die Züge über diese Brücke fuhren, das ist ein Superding und jetzt fahren die ganz da hinten. Man hat die Station neu aufgemacht da hinten, neue Streckenführung und diese alte Strecke ist komplett still gelegt. Man wird auch, denke ich, wie man es auch mit anderen Brücken gemacht hat, diese Brücke wegmachen. J: Das ist ne schöne alte Eisenbahnbrücke. CM: Ja, das ist ne wunderschöne alte Stahlbrücke, schöne alte Eisenbahnbrücke, ja. J: Und dieses Polygrafding, wann ist das stillgelegt worden? CM: Das wurde abgerissen im Herbst 89, nein 94 verdammt, ich weiß es ganz genau, weil wir haben von dort Steine und Ziegel genommen, weil auf der anderen Seite, wo die Tankstelle ist war unsere illegale... haben wir diese Fabrik entdeckt diese alte die leer stand, wo wir diese Technodisko aufgezogen haben und da haben wir Steine und Ziegel hier von den Trümmern des Polygraphs geholt, weil wir da offene Fenster zumauern mussten und hatten einen Maurer und der hat uns das gemacht, also der Maurer gelernt hat in der Zeit und wir haben die Ziegel hier drüben geholt. Zitat Als ich weg war, habe ich oft von der Eastside geträumt, nicht jede Nacht, nein, denn manchmal träumte ich auch von Frauen oder von Straßenbahnfahrten durch ganz Leipzig mit einer Tageskarte und einem Kasten Bier, und manchmal träumte ich vom kleinen Walter und der Nacht, in der ich ihm zweimal das Leben gerettet habe, und der dann viele Nächte später trotzdem einfach gegangen ist, und manchmal träumte ich gar nicht, aber es gab Nächte, in denen wusste ich schon vorm Einschlafen, dass ich von der Eastside träumen würde, und dann lag ich lange wach, weil ich mich drauf freute. O-Ton 19 Es ist tatsächlich immer so, dass man im erwachsen werden in der Jugend im Prozess irgendwann dazu führt, dass man merkt, man ist erwachsen. Meistens ist das auch an Schwellen an denen man steht mit dem Tod konfrontiert wird und das werden ja die Protagonisten in "Als wir träumten" auch. Die Protagonisten in "Als wir träumten", die entdecken relativ schnell den eigenen Tod, nicht den eigenen, aber es stirbt einer im Auto und einer, der sich totspritzt von ihren Freunden. Ja das sind die prägenden Erlebnisse, die sie dann auch älter machen als sie letztlich sind. O-Ton 20 J: Und was ist hier gewesen? CM: Schulsportplatz, hier waren Häuser, obwohl, das war eigentlich immer schon Brachfläche, das sind wahrscheinlich Bombenschäden gewesen, hier vorne an der Ecke standen Häuser bis hierhin, das war eigentlich immer frei, hier hinter ist der Schulsportplatz und da vorne ist meine alte Schule, hier das da, das Gebäude, das ist meine Schule. Die POS des alten Posttrompeters Julius Motteler, das ist die POS Julius Motteler, Martinschule, die ist hier und das Gymnasium ist hier noch ein Stückl die Straße runter... J: Warum hieß die Martinschule? CM: Weil die in der Martinstraße war. Hier ist die Martinstraße, da gibt es einen Martinberg, im Volksmund, das war nur so ne kleine Erhebung, da ging ne Brücke drüber und da führte die Eisenbahn unten durch, das war der Martinberg, die Martinbrücke, der Martinberg und man spricht hier schnell von Bergen in Leipzig, weil es hier keine gibt. Sprecher Wir laufen durch Anger Crottendorf. Proletarische Vorstadt. Ich frage nach den Kneipen von damals, wir kommen am Paradise Village vorbei in dem wir uns noch vor ein paar Jahre getroffen haben. Jetzt ist dort ein An- und Verkauf. Den Tattooladen gibt es noch. Eastside-Tattoo. Noch steht viel leer hier im Leipziger Osten, aber der Immobilienhype hat Leipzig erreicht und so werden inzwischen auch hier mehr und mehr Häuser saniert. Musik/ College&Electric Youth: A real Hero darauf O-Ton 21a Schönen Guten Tag, ich hätte gern ein Taxi zur Ungerstraße, Ecke Zweinaundorfer Straße zur Sparkasse bitte... O-Ton 21b/ Atmo (Taxifahrt - noch freistehend Gespräch mit Taxifahrer) J: Wir gehen hinten rein CM: Wir hatten bestellt für Meyer, das ging aber ratzi... Taxi: Für Hofmeyer CM: Hofmeyer, nee, nur Meyer, Ungerstraße Ecke... Taxi: Sparkasse CM: Das bin ich, ja... Taxi: falsches Ding... ist der Clemens... CM: Ja, genau, nee Meyer hatte ich gesagt, stimmt, die hat es noch falsch verstanden. bis hier freistehend, dann als "Atmo" unter Text Taxi: Jetzt hab ich das Taxameter nicht angemacht CM: Nachts kommt man echt gut durch in Leipzig. J: Frage, ob noch Freunde da sind? Sprecher Der Taxifahrer erkennt Clemens. Wir fahren in die Innenstadt. Leipzig ist nicht groß und so ändert sich das Erscheinungsbild schnell. Die roughen Fassaden des Leipziger Ostens weichen den sanierten schickeren Gebäuden der Leipziger Innenstadt. Das leerstehende Hauptpostamt, der brachliegende Leuschner Platz, die Atmosphäre einer westdeutschen Innenstadt will hier doch noch nicht aufkommen. Hinter dem Zentralstadion auf der anderen Seite des Elsterbeckens liegt das Kleinmessegelände. Von der Jahnallee betritt man den Rummel. Zitat Die Stadt wird von vielen kleineren Flüssen und Kanälen zerschnitten, Pleiße, Parthe, Elstermühlgraben, Weiße Elster, Karl-Heine-Kanal. Der Stadt fehlen Berge und ein großer Fluss. (Wien, Dresden, Bratislava, Halle/Saale, Saragossa, New York.) Es klingelt. O-Ton 22 Ich hab ja als Kind gedacht, meistens auf dem Weg zur Kleinmesse, dann kamen wir hier drüber, weil ansonsten sind wir in diesen Stadtteil nicht so viel gefahren, nach Richtung Lindenau, Lindenauer Markt, da dachte ich, mein Gott ist ja ein gewaltiger Fluss und wenn man sich das anguckt, das ist groß hier, oder, wenn man das so sieht und ich dachte das ist überall so, dass das nur das Flutbecken ist, dass das da hinten nur ein Rinnsal wird und da vorne auch nur wieder ein Rinnsal ist, wusste ich ja nicht. Ich dachte, das ist die Elster, Leipzigs gewaltiger Strom, so nun ist es aber nicht, aber hier sieht es wirklich spektakulär beeindruckend aus Atmo Kleinmesse (Anfang 23 b) O-Ton 23a Frau: Nächstes Jahr ist ganz großes Jubiläum hier. CM: Kleinmessejubiläum. J: Stadtjubiläum meint sie. CM: Ach genau, ich hab's gehört. Tausend Jahre oder so. Frau: Tausend Jahr und nächstes Jahr gibt es auch drei Messen... CM: Wirklich, ah super es gab immer nur zwei, seit der Wende. Frau: Da können sie dann drei mal kommen. Frühjahr, Sommer, Herbst. CM: Na, da sind wa doch wieder hier. Sprecher Die Kleinmesse, wo der wahre Leipziger zu finden ist. Wir sind zum dritten Mal gemeinsam auf der Kleinmesse. Kurz vor Toresschluss. Es ist der letzte Tag dieses zweimal jährlich stattfindenden Jahrmarktes und ein absolutes Muss für einen Rummelfan wie Clemens Meyer. Atmo/ O-Ton 23b CM: Hier fahren wir mal noch ne Runde. Die letzte Fahrt mit der Geisterbahn. Kriegen wir hier noch ne Fahrt? Super... J: Ich zahl mal... CM: Zwee, ja ... du auf die Seite wegen meinem Ohr, so jetzt wird es spannend, oh, ah, hier riecht es aber muffig, feuchte Wohnung ... da hat man schon bessere Geisterbahnen gehabt, ... letzte Fahrt der Geisterbahn J: das war schaurig... O-Ton 24 CM: Das ist auch ne ganz alte Eisenbahn hier, die gibt's auch schon, weiß ich nicht, wie viele Jahrzehnte, sogar zweite Generation schon. J: Kennst du die schon aus der Kindheit? CM: Ja, die gab es tatsächlich schon in der Kindheit, die gab es immer schon hier, die haben die selber gehegt und gepflegt und selber gebaut... J: Aber die sieht ja wirklich noch älter aus, also ob die schon von weiß ich wann ist CM: Die kommt auch in "Gewalten" vor, in einem Kapitel, diese Bahn oder warte mal "Im Stein" gibt es eine Prostituierte, die mit ihrer Kollegin auf die Kleinmesse geht und dann mit dieser Eisenbahn fahren will und sich das aber alles nur vorgestellt hat und in Wirklichkeit gar nicht da... irgendwo kommt das vor, weiß nicht genau wo, müsste man mal forschen Zitat Dort um die Ecke, wo Steffi in der Wohnung arbeitet, ist immer der Rummel. Ich war noch nie bei ihr, also bei ihr auf der Arbeit, aber ich weiß ungefähr, wo das ist. Wir sind da als Kinder immer hin. Ich, meine Mutti und meine Schwester. Und in der Geisterbahn, wie wir da gekreischt haben manchmal. Wir waren immer ganz wild auf den Rummel und vor allem auf die Geisterbahn. Obwohl die eigentlich nicht wirklich gruselig war. Und da gab's auch so eine kleine Eisenbahn, die haben zwei so alte Leutchen betrieben, sie hat die Fahrkarten verkauft und er war der Schaffner, und links und rechts waren lauter Holzfiguren und Gebäude, Ritter und Zauberer und Schlösser und Hexenhütten, ein kleines Märchenland, Runde um Runde sind wir da durchgerattert, und manchmal kam's uns vor wie Stunden und länger noch, und da könnt ich mit Steffi doch mal hingehen, also nicht unbedingt in die Eisenbahn, sowas gibt's da bestimmt auch nicht mehr, aber Achterbahn und richtig schnelle Karussells, (OC Anfang) ich bin manchmal dran vorbeigegangen oder mit der Bahn dran vorbeigefahren, und hab das Knallen der Luftgewehre gehört, vielleicht konnte man das gar nicht hören in Wirklichkeit, also die Luftgewehre, aber ich hab's genau gehört, weil ich doch so gut Luftgewehrschießen kann, und ich hab lange überlegt, einfach mal reinzugehen, mich da treiben zu lassen, von Bude zu Bude, von Fahrgeschäft zu Fahrgeschäft, und eben mal den größten Bären, oder was die da haben, zu erschießen. Also den mir zu erschießen. Aber wäre mir blöd vorgekommen, mit so 'nem Riesen- Pink-Bär durch die halbe Stadt, obwohl das vielleicht auch irgendwie schön gewesen wäre. (OC Ende) Atmo O-Ton 25 CM: Den hat es aber erwischt, na ja, wir haben mehr Schwungmasse, den hat es völlig ausgehakt den Jungen, naja Autoscooter ist ne feine Sache, die bereiten sich schon vor zum abbauen, das ist eine knüppelharte Arbeit, möchte ich nie wieder machen in meinem Leben, Autoscooter aufbauen, zwei Tage habe ich das gemacht, einen Tag Autoscooter und am anderen tag war es irgendetwas anderes irgend so ne Gaudibude. (OC Anfang) (mit O-Ton 26 überblenden?) J: Wie biste dazu gekommen? CM: Übers Arbeitsamt, nach dem Abitur und ich wollte nicht studieren und musste erst einmal Geld verdienen und da habe ich auf dem Bau gearbeitet und irgendwann hatte ich komischerweise so n Angebot von der Kleinmesse für zwei Tage nur, Autoscooter und dann den zweten Tag war irgendeine (stoßen mit anderem Scooter zusammen) ach du scheiße, na nu ist, jetzt ist der Dampf raus, nee nee, kommt wieder (crash) ho ho ho, den hat's ja aus der Karre rausgehoben hier, wunderbar, das macht Gaudi hier, warte mal, die holen wir uns hier, yam (crash). (OC Ende) O-Ton 26 Also ich werde immer auf die Kleinmesse gehen ... oder aufs Volksfest. Wenn ich in einer fremden Stadt bin und ich sehe, da ist ein Rummelplatz, treibt es mich automatisch da hin. Kann ich machen was ich will. Dann teste ich die ganzen Geschäfte, guck mir das an, fress mich voll, trink ein Bier, geh Luftgewehr schießen. J: Was fasziniert dich daran? CM: Ja, dass es wie aus einer anderen Zeit ist. ... Vielleicht ist es auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Man will die Kindheit zurückholen und erinnert sich, wie man mit seinen Eltern da war, mit seiner Schwester, ich war häufig auch mit einem meiner besten Freunde hier, der auch nicht mehr lebt und da erinnert man sich dran und was noch eben ganz wichtig ist, diese Typen, diese Fahrgeschäftstypen. Der Typ, der vorhin die Bockwurst verkauft hat, wo ich gesagt hab, das ist alles original Körperwürze, der braucht gar kein Pfeffer dran zu machen. Fällt alles von dem ab. ... Oder die Zahnlosen, die die Luftgewehrbude betreiben und was für Typen hier rumlaufen, also das Volk mischt sich hier, einfach herrliche Typen, Originale sag ich mal so, die man gar nicht mehr so trifft. Sprecher Ankunft und Abfahrt. Der Bahnhof. Von der Kleinmesse sind wir zu Fuß über Jahnallee, am Waldplatz vorbei und den Tröndlinring weiter zum Hauptbahnhof Leipzigs gelangt. O-Ton 27 Es gab hier oben auf jeden Fall ne Bahnhofskneipe. Eigentlich war die Mitropa hier drüben, dann gab es unten noch... es gab hier irgendwo auf der Höhe noch ne kleine Spelunke, die auch lange offen hatte. Mein Vater sagte immer, wenn de früher Bier trinken wolltest und es hatte alles zu, dann biste hier auf den Bahnhof gegangen, aber das gibt's ja jetzt auch schon zwanzig Jahre das Ding hier oder sowas in der Drehe, das ist ja auch die Bar bei mir wo ja auch... "Im Stein", der tote Eisenbahner nennt sich das, obwohl es da eigentlich anders aussieht, aber des ist des und "Auf der Suche nach dem sächsischen Bergland" ist das Jahr die Bar, wo die Toten auferstehen. Zitat Ich stehe vor der Bar, gleich neben der großen Treppe, die auf die untere Ebene führt. Unterhalb der Treppe liegt die Halle mit den Fahrkartenschaltern, davor lange Schlangen, die in seltsamen Mustern durch die Halle führen und sich kreuzen. Ich betrete die Bar. [...] "Ein Bier, bitte." Ich kenne die Bedienung, schwer zu sagen, wie alt sie ist, es ist immer dieselbe, auch wenn ich hier nicht oft trinke. Bis um elf hat die Bar geöffnet, meistens gehe ich ins Brick's, wenn ich abends oder nachts von meinen Reisen komme. Sie stellt das volle Glas auf einen Pappuntersetzter auf den Tresen; drei Frauen: die Alte, die Friseurin gegenüber und die Bedienung. Ich nehme das Glas, es ist kalt und feucht, das Bier schimmert in diesem seltsam goldenen Licht der Mitropa, die vielen Lämpchen des riesigen Kronleuchters. "Prost, Clemens." Ich drehe mich um, und da sitzt er, im Schatten, an einem kleinen Tisch in der Ecke, direkt neben den Klos. War der Tisch nicht leer gewesen? Aber das ist es nicht, was mir Angst macht, wir sind auf dem Hauptbahnhof, die Menschen kommen und gehen, fahren und verschwinden und warten. O-Ton 28 Ich weiß gar nicht, ich glaube, das ist von Beuys, die Mysterien finden auf den Bahnhöfen statt. Vielleicht muss man sagen, die Mysterien fanden auf den Bahnhöfen statt. Also zumindest hier such ich die Mysterien und wenn ich sie nicht finde, muss ich sie hinzudichten, aber tatsächlich existieren sie noch manchmal und auch auf anderen Bahnhöfen, wenn ich... z.B. in Hagen in Nordrhein Westfalen auf dem Bahnhof bin, dann trifft dieser Ausspruch noch zu und in Dortmund, weil da ist alles verrottet, so wie es hier war früher, dort sind die Mysterien... Zitat Bevor diese Bude an den Bahnsteigen aufmachte vor ein paar Jahren, war er unten bei den Bäckereien, Da war und ist der Kaffee billiger. Er überlegt, wann die den Bahnhof komplett umgebaut haben. Er kennt noch das dunkle Loch. Den schwarzen Sarkophag. Bevor sie alles umgegraben und renoviert haben. Da war er noch in den Kneipen und hat gesoffen. In den Bahnhofskneipen. Eine war unten im Tunnel, der zwischen den beiden Hallen verlief, eine oben bei den Bahnsteigen. O-Ton 29 Ja, früher war das hier eigentlich ein schwarzes Loch, eine schwarze Grotte, aber ... jetzt ist es nur noch Konsumtempel, aber es gibt so ein paar Ecken, das hier eben, diese Kneipe hier, wo man dem noch nachspüren kann, deswegen bin ich ganz oft hier, ich habe manchmal ganze Tage hier verbracht um noch zu suchen, wo es so was gibt, abends wird's dann interessant, wenn das dann zumacht, der Zeitungsladen, in dem bin ich oft, hier oben gab's mal einen kleinen Caféculture, ... da trinkt der eine, der Jockey, die Nacht des Reiters, der seine Tochter sucht, der kehrt dort ein und trinkt seinen Kaffee und Hans kauft sich dann auch mal einen Kaffee und das spielt ja auch viel auf dem Bahnhof und da ist der Bahnhof, da hab ich den versucht in der Literatur wieder mythologischer zu machen und wieder zurückzuholen in diese dunkle Welt, denn eigentlich isser das genaugenommen nicht mehr, aber es ist trotzdem immer noch ein schöner Bahnhof, ich hab ja hier gearbeitet als Reinigungskraft 2003, einige Monate in Zügen... Sprecher Im Stein beschwört die Stadt als Ort schwer durchschaubarer Gewalten. Eisenhüttenstadt, Berlin, Tokio und immer wieder Eden City, ein Megalopolis der Zukunft zu der Leipzig und Halle verschmolzen sind. Zitat Zerrissene Straßen mit Baumaschinen. Da schimpft einer, weil seine Gummisohlen schmelzen. Die Pferdestaffel sorgt für den großen Stau. Die Parks in der Innenstadt sind leer geräumt. Die Musketiere im Zentrum tragen MP vor der Brust. Der Zentralbahnhof liegt still und strahlt die Wärme des Tages ab. Der Himmel zieht zu über der Stadt. Dann sieht's aus, als würde jemand in den Wolken wühlen. Im Zoo, nicht weit vom Zentralbahnhof entfernt , wird eine Giraffe plötzlich weiß, so dass sie von einer Schneegiraffe sprechen in der Zoosendung, die im Ersten kommt, die Schneegiraffe, das hat mit der Atmosphäre zu tun und dem Druck, so wie ein Mann auch plötzlich ergrauen kann über Nacht. (OC Anfang) Das Wasser in den Kanälen bewegt sich nicht und fängt an zu stinken. Seit tagen schon. Und die Züge fahren bis elf in der Nacht im Stundentakt. Frankfurt / Main, Berlin, Hannover. Und ein Mann rennt durch die Bahnhofshalle, die große Treppe zu den Bahnsteigen, nimmt zwei Stufen mit einem Schritt, sind zwei Männer jetzt, die rennen, eine Frau schiebt vorsichtig ihren Kinderwagen an ihnen vorbei, klack klack, die Stufen nach unten in die große Bahnhofshalle aus Marmor und Glas, warum sie nicht den Fahrstuhl nimmt?, Tauben flattern auf, und draußen: Tausende müde Tauben im vertrockneten Gras; einer nach Berlin, einer nach Hannover-City. (OC Ende) O-Ton 30 Es ist eigentlich ein Roman, der mit der permanenten Überforderung auch spielt, also der Figuren, der Leser, das Nebeneinander, Gleichzeitigkeit, es ist aber auch ein Roman über den Tod. Das ist für mich der eigentliche Schlüssel, was ich auch später merkte, während ich es las, es geht eigentlich ums Sterben, darum, wie kriegt man das ordentlich hin, wie funktioniert das, was ist das überhaupt. Wie verschwinde ich in diesem Malstrom aus raum und zeit. Arnold Kraushaar kommt wieder von den Toten ist dann Mr. Orpheus. Hans Píeszek wird totgeschlagen, taucht wieder auf, wahrscheinlich in einer Zeit davor ... Todessehnsucht, Lebensgier. Es geht eigentlich um das Sterben um Tod und damit natürlich gleichzeitig ... ums Leben natürlich und es ist das Fließen des Geldes, denn das ist das, was wir uns ja zu eigen gemacht haben. O-Ton 31 "Schlaf Nuttchen schlaf, im Traum bist du ein Schaf..." Weiße Wolken gibt's nachts nicht, helle? "... hing allein ..." In alle magnetischen Richtungen zieht´s die Straßen dieser Stadt. Die Schienen sind leer. Die Heldenstadt hat ihre Trambahn satt. Busse brummen, wenn die Sieben gewinnt steigen die Herzfrequenzen. Mit der Donnerbüchse draufhalten, Bärentöter, da hängt das Hirn in den Zweigen. Schwerenöter. "Du sollst diese Stadt, die du nicht kennst, erforschen..." Die Lichter dringen aus den Häusern. Weise Wege, heiße Wurstgrotte, Inges Eck, wer von oben kommt, muss schon Flügel haben... "Das mit den Lichtern stimmt doch nicht, die leuchten auch von außen." O-Ton 32 Für mich ist ja die Idee der Montage und Collage das ist für mich das Grundprinzip meines Schaffens und auch die Grundidee einer gewissen Moderne ist Montage ist Collage, ist Gleichzeitigkeit von scheinbar ganz verschiedenen Elementen, ist Ineinandergehen von Raum und Zeit, ist Ineinanderschrauben von Texten, von O-Tönen, von Mythologie und dann mitten hinein ein Spiegel oder irgendsowas, [und dann draufklopfen, bis alles kaputt ist und wieder neu zusammensetzen. Das wär sehr radikal. Das habe ich dann doch nicht gemacht. Mich interessiert keine Linearität mehr... ich sehne mich paradoxerweise manchmal nach Linearität oder nach linearen Elementen in meiner Prosa. Aber im Prinzip immer wieder will ich cutten, will ich neu, will ich einschrauben, will ich einfügen, ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren, das ist das Geheimnis der ganzen Geschichte. Und mich interessiert das nicht mehr, das Lineare. Nichts ist linear, alles ist interstellar. Sprecher Vorbilder oder die Mitglieder der Äktschn Gmbh. Seine literarischen Vorbilder fasst Clemens Meyer in der fiktiven Äktschn GmbH zusammen. Äktschn ist hierbei die sächsische Version des englischen Action. Wolfgang Hilbig und Hubert Fichte sind unverrückbare Bezugspunkte. Der Einfluss eines Autors wie Jürgen Ploog, Transatlantikpilot und Cutup Poet, ist besonders in "Im Stein" zu spüren. O-Ton 33 Ja, Äkschn GmbH ist auch Gaußelmann der Automatenmann, ja zur Äkschn GmbH könnte man, ja, ... Charles Bronson ist in der Äkschn GmbH natürlich auch drin, also all meine Typen, auf die ich mich beziehe, aber Goethe auch und Thomas Mann ist Gastmitglied der Äkschn GmbH, aber nur mit dem Zauberberg und Dr. Faustus, solche Sachen und hier "Tobias Mindernickel" die frühen Erzählungen, "Budenbrooks", Jürgen Ploog ist Ehrenkapitän der Äkschn GmbH, B Traven ist Äkschn GmbH äh Hilbig natürlich, Fauser, Uwe Johnson ist Äkschn GmbH, Lewis Carrol, Karl May, Karl May als Figur natürlich, Old Shatterhand, Winnetou, alles Mitglieder der Äkschn GmbH, Kara Ben Nemsi, ja natürlich, also die Äkschn GmbH ist... naja, ist n sehr elitärer Club, aber im Prinzip auch ein sehr großer... also der Kapitän der Äkschn GmbH, das wechselt permanent, in der Äkschn GmbH gibt es auch keine Hierarchien, na ja, also mal schauen, der Untergang der Äkschn GmbH heißt des natürlich, weil im Prinzip ist ja in der heutigen Literatur, wo ist denn die Äkschn GmbH, ich sehe sie nicht, man wird ja permanent torpediert in seinen Versuchen, eine Äkschn GmbH zu entwerfen... O-Ton 34 Bin zu spät, weil meine Uhr kaputt ist. Hab keine Uhr mehr, weil´s eh zu spät ist. Gitter sind steif vor den Fenstern. Ein Haus aus Glas. Nee, doch mehr Stahl. "Gib den Mann her, du Bumskaschemme!" Notgeile Knastjulen. Kot und Elend in der Kurtisane. Ein Boxer trinkt Glühwein. (OC Anfang) Wunschpunsch auf die Sieben und Siebzig. Amokbomben im stillen Arbeitsamt. Atome nähern sich nachts lautlos einander... Kompassnadel schlägt aus. Ziemlich leise zwischen dem Summen. "Da daddelt wer!" Geigerzähler. Völlig schwerelos schwebt... "ein Schaf und eine bunte Kuh, und beißt mein böses Kindelein." Türen öffnen sich, fallen ins Schloß. (OC Ende) Musik/ e.a.r.: Parade 23