KULTUR UND GESELLSCHAFT Reihe : Literatur Titel : Der Krieg hat uns geprägt. Neue kroatische Literatur AutorIn : Johannes Kaiser RedakteurIn : Dr. Jörg Plath Sendetermin : 20.09.2015 Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in den §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig © Deutschlandradio Deutschlandradio Kultur Funkhaus Berlin Hans-Rosenthal-Platz 10825 Berlin Telefon (030) 8503-0 ATMO: Straßenatmo Zagreb mit Straßenmusikanten TAKE A: Lesung Poga?ar kurz stehen lassen, dann Zit. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Zit.: "Es ist schön, die Frühlingsluft an der So?a einzuatmen und dabei keinen Kater zu haben, die Tropfen aus der Quelle einzusaugen und dann mit ihnen dahinzufließen. Es ist schön, sich gut zu fühlen. Kraft zu haben für einen Glauben, ganz egal welchen, der dem anderen nicht schadet, also - nichts zu haben? Fenster sind schön, die du öffnen und durch die du die Wolken berühren kannst. Der Berg Mosor ist schön. Es ist schön zu laufen, hinauf zu steigen, an den Gipfel zu glauben, zu wissen in welchem Jahr der Krieg zu Ende ging, wann der Tag der Befreiung ist, den Internationalen Frauentag zu begehen, den Muttertag, lila Veilchen zu lieben, sich auszuziehen, zu fallen, sicher zu sein, dass du fällst, dann hochzufahren, aufzuwachen, zu schneiden, unnötig lange Salven deines Namens abzufeuern, systematisch tragisch zu sein" Erz.: Der 1984 geborene Dichter Marko Poga?ar TAKE 1: Engl. O-Ton Poga?ar kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Manchmal kommen mir gute Ideen unter der Dusche. Ich habe meinen Laptop zerstört, weil ich aus der Dusche rausge-rannt bin, um etwas aufzuschreiben. Das passiert relativ häufig. Wenn ich keine Ahnung habe, wie ich weitermachen soll, dann stelle ich mich unter die Dusche und normalerweise funktioniert das. Wenn nicht am ersten Tag, dann eben am zweiten. Das ist echt ein Wunder. Ich warte, ich mache gar nichts, und dann - aha.? MUSIK Zit.: ?Wir kauften drei Meter Sonnenuntergang, schifften uns auf dem Balkon ein und schütteten uns Bier rein. Am Himmel im Westen brannte das Napalm aus, die Wolken rasten mit 20 000 Kilometern pro Stunde dahin.? Erz.: ?Mitternachtsboogie? von Edo Popovi?. Zit.: ?Ich spuckte über die Brüstung, Tauben flatterten auf, die nächste halbe Stunde hörten wir Miles Davis, Kinder schrien, ich küsste sie, sie zog ihr T-Shirt aus, das Leben wurde schöner, das Mädchen auf dem Nachbarbalkon hängte Wäsche auf, die Stadt hechelte und lag im Sterben.? TAKE 2: Engl. O-Ton Popovi? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Ich habe immer über meine Nachbarschaft geschrieben. Ich bin kein kroatischer Schriftsteller, sondern einer aus Utrine, und Utrine ist der Teil von Zagreb, in dem ich wohne. Wir alle schreiben immer über das, was wir kennen. Natürlich ist das eine starke Vereinfachung, aber ich kann nur über etwas schreiben, was ich selbst erfahren oder worüber ich nachgedacht oder wo ich gelebt habe.? MUSIK Zitatorin: ?Wir verfolgen die Nachrichten, aber anfangs begreifen wir nicht, wer uns eigentlich bedroht. Vor wem sollen wir Angst haben? Wen sollten wir hassen? Und Warum? Wir können unsere Soldaten nicht von ihren unterscheiden ? Wir verstehen gar nichts.? Erz.: Aus dem Theaterstück ?Szenen mit Apfel? von Ivana Sajko. Zitatorin: ?Hauptsache, wir gewinnen. So sagt man uns. Wir öffnen die Sektflaschen und prosten uns zu. Unsere Jungs haben den Feind in die Knie gezwungen? Gott ist auf unserer Seite. Gott ist auf der Seite der Welt.? TAKE 3: Engl. O-Ton Sajko kurz stehen lassen, dann Spr.in drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.in: ?Warum mach ich das überhaupt? Ich weiß darauf wirklich keine Antwort. Ein Teil der Antwort ist natürlich: Das ist mein Leben. Es ist das, was ich bin, ich weiß nicht, was ich sonst machen sollte. Ich schreibe. Ich habe keine Ahnung, wie ich mit der Welt kommunizieren sollte wenn nicht durch das Schreiben. Ich schreibe politisch und sozial engagiert. Vielleicht bin ich als Person, als Staatsbürgerin ein Feigling. Aber wenn ich schreibe, dann bin ich mutig und kann etwas tun, was ich sonst nicht tue. Vielleicht ist es genau das. Ich weiß nicht. Literatur ist so wunderschön. Man möchte Teil dieser wunderbaren Welt sein und etwas schreiben, was andere erfreut.? ATMO: Zagreb Erz.: Drei literarische Stimmen aus dem heutigen Kroatien. Es ist ein kleines Land mit etwas mehr als vier Millionen Einwohnern, das schon seit Jahrhunderten existiert und sich auch im Vielvölkerstaat Jugoslawien als Teilrepublik zumindest kulturell eine gewisse Eigenständigkeit bewahrt hatte. Als der Tito-Staat 1991 zerfiel, weil sich seine Teilrepubliken bis auf Serbien für unabhängig erklärten, also auch Kroatien, wurde es von Serbien angegriffen. Es folgten vier Jahre Krieg bis zum Friedensvertrag von Erdut 1995. Seit 2013 gehört Kroatien der EU an, ist außerdem Mitglied der Nato. Kroatien existiert also als unabhängiger Staat seit nunmehr 24 Jahren. Zeit genug, um eine neue Generation von Schriftstellerinnen und Autoren hervorzubringen. Gibt es seitdem auch eine neue kroatische Literatur? Und wie eigenständig ist sie? TAKE 4: Engl. O-Ton Simi? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Wenn Sie mich fragen, ob es so etwas wie eine neue kroatische Literatur gibt, ja, natürlich ja, neue Namen, Schriftsteller, die in Kroatien leben, über Kroatien schreiben, nicht unbedingt nur über Kroatien, die aber über Dinge schreiben, die wir heute erleben oder früher erlebt haben. Ja, absolut, es gibt so etwas wie einen Kern und Sie können sicher sein, das ist etwas Solides.? Erz.: Der 1972 in Zagreb geborene Schriftsteller Roman Simi? arbeitet als Lektor bei Fraktura, einem der größten Buchverlage des Landes. Er organisiert das von seinem Haus veranstaltete jährliche Kurzgeschichtenfestival Fraktura. TAKE 5: Engl. O-Ton Poga?ar kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Ich habe keinerlei Schwierigkeiten damit zu sagen, dass ich ein kroatischer Dichter bin. Ich bin in Kroatien aufgewachsen, meine Sprache ist kroatisch, aber mein kultureller und politischer Hintergrund ist Jugoslawien. Ich bin in diesem kulturellen Raum geformt worden. Ich bin nicht mit kroatischen, sondern mit jugoslawischen Filmen groß geworden. Ich bin nicht mit kroatischer Musik aufgewachsen, sondern mit jugoslawischer. Dieser kulturelle Raum bleibt für mich immer präsent.? Erz.: Das ist erstaunlich, denn Marko Poga?ar, ein zwei Meter Schlacks in T-Shirt und Jeans, dunklem, schwarzem Haar, dichtem Vollbart, ist 1984 geboren worden, war also sieben Jahre alt, als der Krieg zwischen Serbien und Kroatien begann. Der Ex- Punkband-Schlagzeuger, mit mehreren kroatischen Lyrikpreisen ausgezeichnet, stammt aus einer so genannten gemischten Ehe. Die Mutter war Kroatin, der Vater Slowene und Offizier der jugoslawischen Armee. Die Familie zog von einem Standort zum anderen, quer durch Jugoslawien. Bei Kriegsbeginn floh der Vater nach Slowenien. Der Rest der Familie blieb in Split. TAKE 6: Engl. O-Ton Kolanovi? kurz stehen lassen, dann Spr.in drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.in: ?Bereits vor Jugoslawien gibt es eine lange Tradition und Geschichte kroatischer Literatur, das heißt von Literatur in kroatischer Sprache. Die kroatische Literatur ist heute sehr eng verbunden mit dem gesellschaftlichen Kontext, zumindest ein Großteil, und artikuliert und reflektiert ihn. Ich sehe sie als eine Art Alternative, als Opposition, Gegenerzählung zum vorherrschenden Diskurs.? Spr.: Die 1979 in Zagreb geborene Schriftstellerin Ma?a Kolanovi?, Professorin für Literaturwissenschaft an der Universität Zagreb MUSIK Erz.: Der Kroatienkrieg, in Kroatien offiziell Heimatkrieg genannt. MUSIK Zit.: ?Das Dorf hatte einst einen Namen, aber an den erinnert sich keiner mehr. Wir sind die Herren von plattgemachten Häusern, angekohlten Dachbalken, von Gardinen, die aus Fensterhöhlen hängen und im Wind wehen, von höllischen Spinnweben, die aus den Raketenflugbahnen gewoben sind, von verkrüppelten Bäumen, Gärten und Obstplantagen, die von unbezähmbarem Unkraut überwuchert sind, von Stöcken wilder Rosen, deren Duft uns nächtelang betört hat, von eingerissenen Holzzäunen, zertrampelten Blumenbeeten ? von einem zersprungenen Spiegel im ersten Stock ? aus dem man wunderbar die Zukunft lesen kann.? Erz.: Edo Popovi?, zu Kriegsbeginn 34, in den achtziger Jahre in Jugoslawien mit seiner wilden, slanggespickten, sprachmächtigen Geschichtensammlung ?Mitternachtsboogie? eine viel gefeierte Stimme der aufbegehrenden, regimekritischen Jugend, war Kriegsreporter. Er hat eine einzige Erzählung über den Krieg veröffentlicht: ?Unter dem Regenbogen?. MUSIK Zit: ?Der Doktor machte sich um die Zukunft keine großen Sorgen, das heißt um die Tatsache, dass die von der anderen Seite uns jeden Moment erschießen konnten. Genau genommen wäre das gar nicht mal so schlimm, pflegte er zu sagen. Früher oder später passiert uns das sowieso, ? und deshalb sollte man das Ganze besser sofort zu Ende bringen, und zwar ein für allemal. Die anderen teilten sein Weltbild nicht? Die Welt, meinte Zizzi, ist vielleicht nicht der beste Ort für das Leben, aber ich habe noch nichts gesehen, wofür es sich lohnen würde zu sterben. Eines ist sicher, wir werden tot sein, ehe wir einen Grund zum Sterben gefunden haben, denn so wie?s aussieht, haben die da drüben schon einen Grund gefunden, uns zu töten, so dass wir uns darüber nicht mehr den Kopf zerbrechen müssen.? TAKE 7: Engl. O-Ton Popovi? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Eine Kurzgeschichte reicht vollkommen und in der steht alles, worum es in Kriegen geht. Es geht nicht um das Kämpfen, um Action. Es geht um das Warten, Angst und Warten, Warten und Furcht. Das ist alles. Das ist der Krieg.? TAKE 8 : Engl. O-Ton Pavi?i? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Der Krieg war in der Literatur der neunziger Jahre allgegenwärtig und auch noch in den ersten sechs oder sieben Jahren des neuen Jahrhunderts.? Erz.: Als der Krieg ausbrach, war der aus Split stammende Journalist Jurica Pavi?i? 26 Jahre alt. Er war als Reporter dabei, seine Erlebnisse sind in den Roman ?Nachtbus nach Triest? eingeflossen. Die unter dem Titel ?Die Zeugen? auch verfilmte Geschichte zeigt eine Handvoll kroatischer Soldaten nicht als nationale Helden, sondern als dumpfe, rassistische Mörder. TAKE 9: Engl. O-Ton Pavi?i? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?In Osteuropa, auch in Ostberlin war die kommunistische Vergangenheit im Kino der neunziger Jahre ein Hauptthema, aber nicht hier. Hier war der Krieg das große Ereignis. Er veränderte das Leben der Menschen so drastisch und brachte so viele wichtige Themen mit sich, dass alles, was die Vergangenheit anging, irgendwie verschwand, bleich und irrelevant erschien verglichen mit dem, was tatsächlich während dieser Zeit passierte.? MUSIK Erz.: Die 1982 in Vukovar geborene Schriftstellerin Ivana Bodro?i? hat den Krieg als Kind miterlebt. Sie war neun Jahre alt, als es ihrer Mutter gelang, mit ihr und ihrem älteren Bruder aus der Stadt zu fliehen, bevor sie durch serbische Truppen erobert wurde. Der Vater blieb zurück und ist wahrscheinlich den Massakern der serbischen Soldaten zum Opfer gefallen, die unter anderem ein ganzes Krankenhaus evakuierten und alle exekutierten, Krankenschwestern und Ärzte, Kinder und Greise, Verwundete und Schwerkranke. Sein Leichnam wurde bis heute nicht gefunden. Ivana Bodro?i?s Familie kam wie viele Flüchtlinge aus Vukovar in einem Hotel mitten auf dem Land in einem kleinen Hotelzimmer unter. Nachdenklich schüttelt die Schriftstellerin ihre schulterlangen, leicht gewellten, brünetten Haare. TAKE 10: Engl. O-Ton Bodro?i? kurz stehen lassen, dann Spr.in drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.in: ?Ich habe einfach darüber nachgedacht, was für ungewöhnliche Erfahrungen das doch waren, in einem Flüchtlingslager aufzuwachsen. Wenn die Zeit vergeht, vergisst man vieles, und das schien mir schade, und deswegen fing ich an, kleine Kapitel aufzuschreiben, Fragmente meiner Erinnerungen, und nach 30 oder 40 Seiten begriff ich, dass ich dabei war, ein Buch zu schreiben. Ich brauchte dann eine Figur, um all diese kleinen Geschichten miteinander zu verbinden. Es schien mir am einfachsten und natürlichsten, da ich damals ein Kind war, auch ein kleines Mädchen zu nehmen, das damals im selben Alter war, und dann fiel es mir sehr leicht.? MUSIK Zit.in.: ?Jetzt war den lieben langen Tag einfach nur Schlafen und Warten angesagt. Wir warteten darauf, dass Papa zurückkehrte, dass unsere Stadt befreit wurde, dass wir auf der Warteliste für eine Wohnung aufrückten ? Nichts passierte und nichts änderte sich. Nur die Zeit verstrich ? Seitdem wir hier waren, stapelte sich im Schrank eine Tonne weißen Garns, das (meine Mutter) in Blumen, Tauben, Olivenästchen verwandelt hatte; sie dachte sich ständig neue Muster aus. Das war unter den Witwen und jenen, die es bald werden würden, richtig angesagt und bald mehr als eine Mode. Es wurde zu einer Art Valuta, die man zu allen möglichen Treffen mitnahm, den Mitgliedern irgendwelcher Kommissionen übergab, die sich um die Wohnungen kümmerten oder Ähnliches, an Orte, von denen auch unser Leben geregelt wurde, und es machte den Anschein, als würde ein einziger falscher Nadelstich über Leben und Tod entscheiden.? Erz.: Ivana Bodro?i? arbeitet als Journalistin. Als sie 2008 mit 28 Jahren ihren Roman ?Hotel Nirgendwo? veröffentlichte, hatte sie sich bereits mit preisgekrönten Gedichten einen Namen gemacht. TAKE 11: Engl. O-Ton Bodro?i? kurz stehen lassen, dann Spr.in drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.in: ?Als Erwachsener hat man bereits vor dem Krieg seine Ideale, seine politischen Ansichten, seine Neigungen. Da muss man sehr vorsichtig vorgehen. Aber als Kind muss man nichts beurteilen. Man kann die Welt aus seinem Blickwinkel sehen, und das war mir wichtig für meine Generation. Der Krieg hat uns in gewissem Sinn geprägt.? MUSIK TAKE 12: Engl. O-Ton Kolanovi? kurz stehen lassen, dann Spr.in drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.in: ?Es ist natürlich eine autobiographische Geschichte. Wir spielten als Kinder im Krieg während der Bombardierungen im Keller mit Barbiepuppen. Diese Barbiewelt ist für die Kinder eine Art von Flucht. Sie versuchen, dem Krieg durch das Puppenspiel zu entkommen. Aber das ist unmöglich. Überall gibt es Kriegspropaganda, Kriegslieder, Politiker reden darüber. Ständig laufen Fernsehen und Radio. Auch wenn Barbie eine utopische pinkfarbene Welt voller netter Sachen und voller Glück verkörpert ? sie wird doch von der Kriegspropaganda infiziert.? MUSIK Zit.in: ?Deas Barbie fühlte sich persönlich angesprochen, ihr unsichtbarer Chauffeur öffnete die Tür ihres Fahrzeuges, sie sprang schnell heraus aus dem Startas-Turnschuh-Auto und eilte wie ein unangekündigter Superstar über den roten Teppich zur Bananenkistenbühne. In ihrem Kleid, das heller war als der hellste Feuerwerkskörper am Himmel, wirkte sie wie Vanna von der Gruppe E.T., und als sie ?Es ist genug des Krieges, für den Frieden singe ich? zu singen begann, hörte man aus dem Publikum ?Kr kr kr kr kr kr kr kr ?Krieg!? Das waren He-Man und Skeletor der ehemaligen Gruppe Monta?, die jetzt nicht mehr auf Montage ging, sondern sich Pakleni stroj, Höllenmaschine, nannte. Unablässig feuerten sie Schüsse aus ihren Weltraumwaffen ab. Deas Barbie konnte noch nicht einmal die nächste Strophe ?Beendet das Blutvergießen, unsere Botschaft ist klar ? wir beten für den Frieden immerdar!? anstimmen. Plötzlich war die Festhalle erfüllt von Geschrei, und bald sah man überall nichts als Leichen. Leblose Barbiepuppen, die beiden Skipper, die Bäuerin, deren Zöpfe von den Schüssen durchlöchert waren, die beiden brutal ermordeten Legomänner, alle lagen sie in einer rosarot verdünnten Blutlache um den großen Leichnam der kahlköpfigen Säuglingspuppe, die nun keinen Kopf mehr hatte.? Erz.: Ma?a Kolanovi? war 13, als der Krieg ausbrach. Ihr Buch ?Underground Barbie? erschien 2008 und ist letztlich das Ergebnis einer literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Barbiepuppen-Kult. Die junge Professorin für Literaturwissenschaft, die langen rötlich blond gefärbten Haare zum lockeren Dutt hochgedreht, über die Stirn fallen sie zum Pony, lacht gerne, während sie erzählt, und erinnert ein bisschen an Pippi Langstrumpf, wie sie da im sonntäglich verlassenen Architekturbüro ihres Mannes sitzt. Sie wirkt selbstbewusst, weiß, was sie will. So versteht sie ihren Roman nicht nur als eine Auseinandersetzung mit dem Krieg, sondern auch als kulturkritische Auseinandersetzung mit der Konsumwelt. Barbie als Vorbote des beginnenden Kapitalismus. MUSIK Erz.: Vom Sozialismus zum Kapitalismus: die Mühen des Übergangs MUSIK TAKE 13: Engl. O-Ton Stiks kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Es gibt definitiv zwei Hauptthemen. Das eine Thema ist verbunden mit traumatischen Ereignissen wie dem Krieg oder der Nachkriegszeit. Das andere Thema ist die Gesellschaft selbst, die sogenannte Übergangsgesellschaft, die nachsozialistische Gesellschaft. Das bedeutet soziale Verwüstung, Deindustriali-sierung, der Verlust von Jobs, verschiedene Formen sozialer Pathologie, Kriminalität. Erz.: Der heute 38jährige Igor ?tiks sieht sich als eine Art Heimatloser, der überall und nirgendwo hin gehört. In Sarajewo geboren, floh er dreizehnjährig mit seiner Familie 1991 vor dem bosnisch- serbischen Krieg nach Zagreb, studierte dort Literaturwissenschaft und dann in Paris Philosophie, lebte eine Zeitlang in Chicago, forscht derzeit an der Universität in Edinburgh zur Geschichte der Künste, kehrt zwischendurch zu Frau und Kind nach Belgrad zurück und besucht auch den Rest der Familie in Zagreb und Sarajewo. TAKE 14: Engl. O-Ton ?tiks Spr.: Viele Schriftsteller haben sich den Verlierern des Übergangs zugewandt und erzählen von Menschen, die versuchen, in der postsozialistischen Nachkriegsgesellschaft zu überleben. Deren Frustrationen sind sehr hoch, was eine Menge Probleme schafft. Ich bin sicher, es ist sehr schwer, eine Literatur zu verfassen, die diese sozialen und politischen Themen, das, was um uns herum passiert, vermeidet, obwohl wir uns das gerne wünschten, wir gerne mehr Liebesromane hätten.? Erz. Die Ernsthaftigkeit, mit der der schlanke, eher kleine Schriftsteller, hohe Stirn, tiefschwarze Haare, schmales Gesicht, gepflegter Vollbart, die Situation erklärt, verrät den Wissenschaftler. Dazu passt auch die schwarze Brille. Igor ?tiks fühlt sich nirgendwo richtig zuhause, und das ist natürlich auch ein Thema seiner beiden preisgekrönten Romane. Im zweiten, ?Archive der Nacht?, kehrt ein Schriftsteller aus dem freiwillig gewählten Exil Paris in seine Heimatstadt Wien zurück, um mehr über seine Herkunft zu erfahren. Er entdeckt, dass er nicht, wie er bisher geglaubt hatte, der Sohn eines gefallenen Wehrmachtssoldaten ist, sondern der eines damals von der Gestapo umgebrachten kommunistischen Juden. Seine Nachforschungen führen ihn nach Sarajevo mitten in die Belagerung während des bosnisch-serbischen Krieges. Er verliebt sich in eine junge Frau, doch das Glück erweist sich als vergiftet. MUSIK Zit.: ?Die Ereignisse des letzten Tages zogen mich mit Macht in Richtung Stadt, dorthin, wo sich, davon war ich überzeugt, eine Antwort auf die Frage nach meiner Herkunft verbarg. Manchmal kam es mir vor, als sei sie schon da, befinde sich bereits in meiner unmittelbaren Nähe. Nicht im Traum hätte ich gedacht, dass sich schon bald alles von selbst und auch gegen meinen eigenen Willen entwirren sollte. Dass ich mit dem Öffnen einer Tür zwangsläufig auch das sehen würde, was sich hinter der zweiten, noch verhängnisvolleren Tür befand. Ich wich nicht vor ihr zurück, war nicht bereit, darauf zu verzichten, das Geheimnis meiner Geburt zu ergründen ? Ich kann nur sagen, dass man sich vor bestimmten Wünschen hüten sollte. Aber sie mögen es nicht, wenn wir sie links liegen lassen. In dem Moment, in dem wir glauben, sie endlich los zu sein, gehen sie als Albtraum in Erfüllung. Erz.: Der Krieg und die sozialen Umbrüche nach Kriegsende, der Einzug der freien Marktwirtschaft mit Korruption, organisierter Kriminalität, der Plünderung des Staates ? all dies hat zumindest die junge Schriftstellergeneration vorwiegend realistisch-kritische Erzählformen wählen lassen. TAKE 15: Engl. O-Ton Pavi?i? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Wir sind eine Generation, die den Krieg und soziale Traumata in den neunziger Jahren erlebt hat und Mitte der neunziger Jahre fingen wir an, eine Literatur zu schreiben, die realistischer war, sozial bewusster. Das Schreiben basierte mehr auf den täglichen Erfahrungen und wollte erzählen. Es war ein Come-back der Erzählliteratur, das schließt auch mich selbst ein, und sie war sehr politisch. In Kroatien nannte man das stvarnosna-Prosa, ich glaube, in der deutschen Übersetzung könnte man das Prosa der Neuen Sachlichkeit nennen.? Erz.: Der fünfzigjährige Jurica Pavi?i?, glattrasiertes breites Gesicht, schütteres, weit zurückgewichenes Haar, in dem sich Grau bemerkbar macht, schwarzes Kapuzensweatshirt, ist ein typischer Journalist: sehr eloquent, präzise, detailreich. Wie beinahe alle Schriftsteller Kroatiens verfasst er seine Bücher in der Freizeit. Der Spliter ist ein flinker Schreiber. Außer ?Nachtfahrt nach Triest? hat er vier weitere Romane und zwei Bände mit Erzählungen veröffentlicht. Sie handeln von politischer Korruption, Wirtschaftsbetrug, Geschäften mit traumatisierten Kriegsveteranen, Bestechungen im Fußballgeschäft. TAKE 16: Engl. O-Ton Pavi?i? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Diese Literatur dominierte das literarische Leben und den Literaturmarkt in den neunziger Jahren bis zum Ende der letzten Dekade sehr stark, und sie war in den ersten sechs oder sieben Jahren sehr populär, wurde gut verkauft. Für die kroatische Literatur war das Erzählerische ebenso untypisch wie die politische Aussage. Es war neu und brach mit der Tradition. Das machte das Publikum neugierig. Und dann gab es da noch etwas, was vorher nicht existiert hatte: nämlich ab Ende der neunziger Jahre ein kapitalistischer Buchmarkt. Für die Verleger waren einige der Autoren meiner Generation eine gute Geldanlage. Sie verkauften viele Bücher. Das waren zehn goldene Jahre des Booms eines jungen kapitalistischen Buchmarktes und des Booms einer eher untypischen kroatischen Literatur.? Erz.: Der Krieg und der Übergang zum Kapitalismus sind für viele Schriftsteller der Nachkriegsgeneration eng miteinander verflochten. Zu einer ihrer wichtigsten Stimmen wurde der 1961 in Zagreb geborene Zoran Feri?. Dessen nach dem Krieg erstmals veröffentlichten Kurzgeschichten wurden so beliebt, dass man ihn in den Medien Ende der neunziger Jahre, Anfang des neuen Jahrhunderts wie einen Popstar behandelte. Allen Erfolgen zum Trotz verdient sich Feri? seinen Unterhalt weiter als Gymnasiallehrer. TAKE 17: Engl. O-Ton Feri? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Wir haben über Probleme geschrieben, über den Krieg, über den Übergang, über einfach alles, was in unserer Gesellschaft schlecht ist. Über Menschen, die keine Wohnung haben, keinen Job, über Leute, die Außenseiter sind, am Rande der Gesellschaft stehen. Damals gab es viele Kriminelle. Wir haben also auch über die Mafia geschrieben, über lauter solche Sachen.? MUSIK Erz.: Edo Popovi?, der literarische Jungstar der 1980er Jahre, der im Bürgerkrieg als Reporter arbeitete, kehrte im Frieden zur Literatur zurück. Seine Romane und Erzählungen, die fast alle ins Deutsche übersetzt worden sind, zeigen ihn als scharfen kritischen Beobachter, der sich seinen ganz eigenen, oft ironisch-sarkastischen Vers auf das Nachkriegskroatien gemacht hat. In seinem einzigen Krimi ?Die Spieler? erfindet er eine Abteilung für Kulturterrorismus, eine Polizeidienststelle. Deren Leiter soll einen Schriftsteller als Terroristen von Al Qaida entlarven. Ein absurdes Unterfangen, denn der Mann bringt nichts zustande, außer zu viel Alkohol zu trinken. Der Leiter dieser Ein-Mann-Polizeieinheit kommt bei seinen Nachforschungen einer mafiösen Verschwörung auf die Spur, die bis in höchste Regierungskreise reicht. Dass man ihn nicht kaltstellt oder einsperrt, verdankt er einer Handvoll kompromittierender Fotos der Premierministerin: TAKE 18: Engl. O-Ton Popovi? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Ein kroatischer Krimi ist ein ganz spezielles Genre, kein normaler Krimi, in dem niemand weiß, wer was verbrochen hat, und das muss der Detektiv dann aufdecken. In Kroatien ist das anders. Wir wissen, wer jemanden umgebracht oder das Geld gestohlen hat, wer die Schurken sind. Das ist allen egal. Man kann keinen klassischen Krimi schreiben in Kroatien. Man kann das nur so schreiben, wie ich das getan habe, halb ironisch, ein Mutant des Krimigenres.? MUSIK Zit.: "In einem Land, in dem man jede Person, mit der man ins Bett gehen will, intensiv befragen muss, um sicherzugehen, dass man keinen Inzest begeht, und in dem jeder entweder eine wichtige Person kennt oder jemanden kennt, der eine kennt, ist es wirklich nicht schwer, an saftiges Material über alle und jeden zu kommen. Man muss sich nur ein wenig umhören. So ist dieses Land. Inzestuös bis zu den Eiern, wie es die heutige Jugend zu sagen pflegt. Das Land der unendlichen Möglichkeiten, in dem jedem Bürger zumindest fünf Minuten Ruhm garantiert sind. Euer Triumph wartet vielleicht schon hinter der nächsten Ecke.? Erz.: Dem faltenreichen, hageren Gesicht des dünnen hochgewachsenen 58-jährigen sieht man durchaus an, dass er jahrelang vor allem von Alkohol und Zigaretten gelebt hat, bevor ihn massive Gesundheitsprobleme zwangen, beides aufzugeben. Dafür ist er ein begeisterter Wanderer geworden, wie sein jüngstes Buch ?Anleitung zum Gehen? naturverliebt ausbreitet. Seine rebellische Ader, die ihn Ende der achtziger Jahre zum Vorbild vieler Jugendlicher machte, hat er aber nicht verloren. Seine ungebändigte, dunkle Lockenpracht und sein ausrasierter, etwas fusseliger, grau durchflochtener Kinnbart, das graukarierte Baumwollhemd und die abgetragenen Jeans verraten noch den Unangepassten. Insbesondere das verschmitzte Lächeln hat Edo Popovi? nicht verloren. Ihm blitzt der Schalk aus den Augen, wie er da am rohen Holztisch vor seinem frisch erworbenen, renovierungsbedürftigen Bauernhaus auf dem Land sitzt und über seine Bücher spricht. TAKE 19: Engl. O-Ton Popovi? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Wir leben hier seit 25 Jahren in einem Mutantkrimi-Genre und alle tun so, als wäre das in Ordnung. Viele Leute dachten, als sie in den neunziger Jahren für ein freies Kroatien gestimmt haben, ein freies Kroatien würde bedeuten, dass wir alle reich werden, jeder bekäme seine eigene Fabrik. Sie wollten einfach nur Freiheit, Freiheit von Serbien, Freiheit von Belgrad, hatten aber keinerlei Vorstellung davon, was der Kapitalismus bedeuten würde, insbesondere die neoliberale Variante, die wir hier haben, und jetzt denken sie, das ist was ganz Normales, alles, was passiert, ist normal. Wir sind eine sehr dumme und sehr lustige Gesellschaft.? Erz.: Die neue kritische Schriftstellergeneration setzt sich aber nicht nur mit Korruption, sozialer Ungerechtigkeit und wirtschaftlicher Not auseinander, sie wagt sich auch an ehemalige Tabuthemen. Dazu gehört der Bruderkampf während des Zweiten Weltkriegs im eigenen Land. Nach der Besetzung durch die Wehrmacht errichtete Hitlers Vasall Ante Paveli? mithilfe seiner Ustascha-Milizen eine faschistische Diktatur, die die Bevölkerung terrorisierte und Hunderttausende Juden, Serben, Roma und Antifaschisten ermordete. Gegen sie und die deutschen Besatzer zogen ab 1941 Titos kommunistische Partisanen in den Kampf. Über ihre Gräueltaten und ihre Konzentrationslager durfte in Jugoslawien nie berichtet werden. Seit dem Krieg mit Serbien ist der Faschist Paveli? übrigens wieder politisch salonfähig. Dieser schmerzhaften Geschichte, die Familien auseinanderriss und tiefe Wunden hinterließ, hat die 1959 in Split geborene und aufgewachsene Literaturwissenschaftlerin Alida Bremer ihren Roman ?Olivas Garten? gewidmet. Ein Foto ihrer Großmutter ganz in Schwarz vor einem Tito- und Stalinporträt brachte sie dazu, in ihre eigene Familiengeschichte einzutauchen und alle Familienmitglieder nach ihren Erinnerungen zu fragen. Eigentlich war nur ein Essay geplant. Doch dann wurde ein Roman daraus, wenn auch mit sehr starken autobiographischen Zügen: TAKE 20: deutscher O-Ton Bremer ?Ich wollte wirklich ein Roman, ich wollte, dass ein bisschen was Lustiges dabei ist, was Flüchtiges, unklar, dass es klar ist, dass die Erzählerin die letzte Wahrheit nicht weiß. Wenn man ein Sachbuch schreibt, eine richtige Erinnerung, müssen die Fakten wirklich hart stimmen und bei mir stimmte alles, was nach Erinnerung dieser Personen ist, aber vielleicht erinnern sie sich auch mal nicht richtig. Ich wollte aufzeigen, dass Erinnerung vielleicht doch trügerisch ist, mal erinnert sich einer so, der andere so, vieles verschweigen diese Zeugen, wenn sie erzählen, weil sie sich schämen oder weil sie sich die Sache verschönern.? Erz.: Die Ich-Erzählerin von ?Olivas Garten? lebt wie ihr Alter Ego Alida Bremer mit Mann und Sohn in Deutschland. Als sie von ihrer Oma einen Olivenhain in Kroatien erbt, fährt sie, so, wie die Schriftstellerin das auch tat, zur Familie und befragt die gesamte Verwandtschaft nach der Geschichte des Grundstücks. Zwischengeschaltet sind so verzweifelte wie komische Versuche, mit der kroatischen Bürokratie zurechtzukommen. Die Erzählerin taucht tief in die Geschichte Kroatiens seit Beginn des letzten Jahrhunderts ein, zieht einen Bogen von der österreichisch-ungarische Herrschaft über das kroatisch-serbische Königreich, die faschistische Diktatur, das sozialistische Regime bis hin zum neuen Kapitalismus. Immer wieder versetzt sie sich in Oliva hinein, ihre tote Großmutter, die nach der Rückkehr aus einem italienischen Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg nie mehr ein Wort sprach. MUSIK Zit.in: ?Oliva steht am Fenster, die Fensterläden sind halb geschlossen. Ein Trauerzug zieht mit schweren Schritten über den Platz, und sie lauscht der feierlichen Musik, die die Blaskapelle von Vodice spielt. Beerdigt wird ein verdienstvoller Genosse, der im Krieg berüchtigt für seine Strenge war, ein entschlossener Partisan, der damals, als sich sieben alte Männer und 18 Frauen mit ihren Kindern in der Hütte in der Nähe von Tribunj versteckten, während italienische Einheiten das ganze Gebiet engmaschig durchkämmten, mit seiner breiten und festen Hand das Baby der unglücklichen Jela erstickte, weil es nicht aufhören wollte zu weinen. "Beruhige das Kind", hatte er ihr durch die Zähne zugeraunt, aber es gelang ihr nicht, ihre Milch war geronnen, und das Baby schrie wie besessen, ohne sich um ihre Verzweiflung zu kümmern. "Lass mich gehen", flüsterte die arme Mutter dem Genossen zu, "ich versuche mich allein durchzuschlagen, eine Mutter mit Kind werden Sie vielleicht gehen lassen.? "Sie werden dich foltern", sagte der Genosse trocken, "und du wirst uns verraten, ehe sie überhaupt fragen, wo wir sind. Wir sind hier" ? er zählte kurz durch, er zählt auch das Baby mit - "33 Menschenseelen, ich kann kein Risiko eingehen, ich bin gegenüber der Partei und dem Kommissar für euch verantwortlich, und so leid es mir tut", sagte er ruhig, während das schon blau angelaufen Baby weiter schrie, "ich muss das Kind zum Schweigen bringen". TAKE 21: deutscher O-Ton Bremer ?Fast überall ist ein bisschen erfunden. Ich habe leider keinen Olivenhain geerbt, Erfundenes ist auch bei diesen Reisen, die diese Erzählerin macht ins Land, das ist alles so in der Form erfunden. Das war mir notwendig, damit ich es ein bisschen lustiger erzählen kann. Nicht erfunden sind ganz klare Fakten, wenn jemand ermordet war von den Italienern, ein Haus in Brand gesetzt, Aufenthalt in Lagern, das war alles richtig. Das habe ich auch dann, wie ich konnte, in Archiven geprüft.? Erz.: Die 56jährige Literaturwissenschaftlerin Alida Bremer, die vor Ausbruch der Krieges mit Serbien nach Münster kam und blieb, sich jahrelang intensiv um Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten kümmerte, und anfing, Artikel und Essays kroatischer Schriftsteller für deutsche Medien zu übersetzen, wurde unmerklich zur Übersetzerin. Und es ist sicherlich auch ihrem einnehmenden Wesen, ihrer Offenheit und sympathischen Ausstrahlung zu verdanken, dass deutsche Verlage auf sie hören und die wichtigsten Autorinnen und Schriftsteller der neuen kroatischen Literatur veröffentlichen. Sie hat fast im Alleingang den größten Teil der hier vorgestellten kroatischen Literatur übersetzt und sich in Wort und Tat, als Organisatorin diverser Literaturveranstaltungen sowie als Essayistin.für sie eingesetzt. Ihre braunen Augen blitzen hinter der großen, schwarzen Brille auf, wenn sie ins Erzählen kommt. Sie ist eine geradezu perfekte Botschafterin der kroatischen Literatur. MUSIK Erz.: Weit über kroatische Themen hinaus geht Ivana Sajko in ihren Theaterstücken. Ihre Texte sind sozial engagiert, kapitalismuskritisch, politisch auf grundsätzliche Art ohne Länderbezug, stets in einer poetischen, metaphernreichen Sprache geschrieben. Sie kümmert sich zudem um den Nachwuchs, gibt Schreibkurse für Theaterstücke. Die eher schmächtige 40-jährige, die dunklen langen Haare gescheitelt und zum Zopf gebunden, ganz schmale Augenbrauenstriche, spielt ihre Stücke oft selbst. Auf Verkleidung, besondere Kostümierung legt sie dabei wenig Wert, tritt so alltäglich auf, wie sie mir gegenübersitzt: dunkle Hose, dunkelgraue Strickjacke, schwarz-weiß gepunktetes T-Shirt. An Accessoires nur eine feine silberne Halskette, vier silberne Ohrringe und ein schlangenähnliches Tattoo auf dem linken Handrücken. Umso aufregender, dramatischer ihre Texte, in denen es um Empathiefähigkeit geht, um Selbstbetrug und Manipulation, um grundsätzliche Fragen an die Gesellschaft, an uns selbst. Niemand hat bislang so erschreckend wie eindringlich die letzten Minuten einer Selbstmordattentäterin geschildert wie Ivana Sajko in dem Stück die ?Bombenfrau?. MUSIK Zit.in: ?Tick-Tack Tick-Tack ich zog den todbringenden Schlüpfer und den exklusiven BH der Marke Prada-Meinhof an Tick-Tack Tick-Tack ? ich bin die Bombenfrau vor mir fliegen die Karosserien auseinander schmilzt das Gummi der Reifen zerbersten die Fenster fliegen Gullydeckel in die Luft zerplatzt der Asphalt ich bin ein mechanisches Wunder hergestellt nach einem bewährten Rezept: acht Kilo Plastiksprengstoff zwei Kilo Eisennägel 1 Meter Kabel in zwei Farben eine Batterie eine Zündkapsel ein Zünder meine Bauweise ist einfach und preiswert und und trotzdem funktioniere ich, laufe, ticke ich bin hervorragend zu manipulieren ich nähere mich leicht dem Ziel ich zünde mich selbst ich hinterlasse keine Beweise ich erschütterte die Moral des Feindes ich verursache enormen materiellen Schaden ich mahle, ich reiße, ich schäle, ich zerschneide ich bin die Moulinex! Ein geniales Patent eines genialen Erfinders? MUSIK Erz.: Der Einzug des Alltags in die Literatur MUSIK TAKE 22: Engl. O-Ton Jurica Pavi?i? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?In den letzten sieben oder acht Jahren gab es eine Wende. Zuerst einmal ist der Buchmarkt in der Krise sehr geschrumpft. Dann gab es eine Invasion ausländischer Bestseller, was bedeutet, dass der Einfluss kroatischer Schriftsteller auf dem Buchmarkt abnahm. Es kam eine neue Generation, die übersättigt war von dieser Art sozialer und politischer Literatur, dieser Erzählliteratur. Man kann diesen neuen Trend vielleicht beschreiben als ?neue Intimität?. Da wird mehr über die Familie geschrieben oder über das persönliche Leben, es sind kleine Geschichten. Man ignoriert die großen Themen, die die Schlagzeilen in den Zeitungen prägen und vorher in der Literatur präsent waren.? Erz.: Auch Jurica Pavi?i? hat sich inzwischen eher unpolitischen Geschichten zugewandt. Er erzählt in seinem Geschichtenband ?Tabernakel? von einem Mann, der endlich die von seinen verstorbenen Eltern geerbte Wohnung übernehmen kann, weil der noch zu sozialistischen Zeiten zwangseinquartierte Mitbewohner gestorben ist. MUSIK Zit: ?Er öffnete die blaue Tür, betrat das hintere Zimmer und ging vor der Wand in die Hocke, um die heilige Stätte zu betrachten. Zuerst sah er sich die Bilder genauer an. ... Einige waren Drucke, bei anderen handelte es sich um Fotografien , und es gab auch Polaroids ?. Manche der Blumensträuße waren so vertrocknet, dass sie zerbröselten, wenn man sie anfasste. Andere waren frisch. Einige Sträuße trugen Bänder, zum Teil mit Aufschrift. BETE FÜR UNS oder ein Name ? An der Wand über den Kerzen standen, dicht an dicht, mit Bleistift geschriebene Beschwörungen. Die Wand seines Kinderzimmers, an der früher einmal sein Kinderbettchen gestanden hatte, war von oben bis unten mit den Gebeten Fremder bekritzelt, Fremde, die von der tauben Wand Gesundheit, Glück in einer Prüfung, eine erfolgreiche Operation, eine Zwei in Mathematik, Schutz im Krieg erflehten ?. Beim Hinausgehen musste er dem Drang widerstehen, sich zu bekreuzigen.? TAKE 23: deutscher O-Ton Bremer ?Viele Autoren haben eine ziemlich radikale Wendung in Richtung: Ich möchte nicht mehr mit diesem Thema etwas zu tun haben, ich habe meine Sachen gesagt und geschrieben. Ich wende mich jetzt anderen Dingen zu, dennoch haben sie sowohl eine scharfe Beobachtungsgabe behalten und viele auch Humor, so dass keine schlechten Bücher entstehen, aber das ist nicht mehr zentral. Aber man geht nicht mehr so in diese politische Analyse, viele denken, es ist alles schon gesagt worden.? Erz.: Schon der Titel der letzten Kurzgeschichtensammlung ?Von all den unglaublichen Dingen? von Roman Simi? zeigt, dass hier neue Themen aufgegriffen werden. Aus der Erzählung ?Dämon? MUSIK Zit.: ??Wir opfern dem Dämon jeden Abend?, sagte sie. ?Wir stellen ihm ein Tütchen voll Kleinigkeiten unten neben die Mülltonnen und wisst ihr was: Am nächsten Tag sind sie immer weg, auf Dämonen ist Verlass, und unserer ist besonders zuverlässig; man muss sich nur an die Regeln halten ?? Wir sahen erst sie und dann den Mann an, suchten das Lachen in ihren Gesichtern, aber er krächzte nur: ? ?Jetzt entschuldige ich mich, ? ich bin zu Tode erschöpft.? Es war das Zeichen zum Aufbruch, und ich kann nicht behaupten, dass wir es bedauert hätten ? ?Verrückte Leute?, (Zoe) lachte, ?Völlig verrückt.? Ich reagierte nicht, und sie wurde ernst, fasste meine Hand und fragte: ?Kann man jemanden so sehr lieben, so sehr, dass man blind wird? Oder dass man Dinge sieht, die sonst keiner sieht? ... Solche Fragen sind ganz nach Zoes Geschmack. Fragen, die ohne Antwort auskommen, selbst wenn sie nach einer Antwort schreien, und die man nicht beantworten soll, selbst wenn man etwas zu sagen hätte ? Das ist Zoe. Sie fragte und fragte, dann lenkte sie etwas ab und sie summte vor sich hin, und ich ging ins kinderzeichnungsfreie Kinderzimmer, streckte mich auf dem Bett aus, in dem nie einer schlief, legte mir den geruchsfreien Pyjama aufs Gesicht und heulte lange hinein und stand dann auf und schlüpfte in den Dämon, den meine Frau und ich geschaffen, aufgezogen und ernährt hatten und den wir ewiglich lieben werden.? Erz.: Voll jugendlicher Begeisterung erzählt der 38jährige Roman Simi?, hohe Stirn, volles, kurzes, schwarzes Haar, schmales Gesicht, kräftige Augenbrauen in der kleinen Wohnküche von seinen Geschichten. Das Drei-Zimmer-Apartment in einem Neubauviertel liegt eine Stunde Fahrtzeit von Zagreb entfernt . Seit Simi? Vater zweier Kinder ist, beschäftigt ihn vor allem dieses Thema: TAKE 24: Engl. O-Ton Simi? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Das ganze letzte Buch handelt davon, und das verbindet alle Geschichten miteinander, was es heißt, Eltern zu werden. Es handelt von der Beziehung Eltern-Kind. Es ist die allergewöhnlichste Beziehung. Wir sind alle irgendjemandes Kind. Das ist Teil unserer Identität, unserer Lebensgeschichte. Die normale Geschichte eines Elternteils, das den Kontakt zu seinem Kind verloren hat, oder ein Kind, das vom Partner geschlagen wird ? solche Sachen sind sehr weit verbreitet. Meine Geschichten sind ein bisschen extremer, aber es ist etwas, was wir uns alle vorstellen können. Woran ich interessiert bin, ist der Moment, in dem wir begreifen, dass wir demjenigen, den wir einst bedingungslos geliebt haben ohne irgendeine Erwartung, dass wir diesem Menschen nicht mehr helfen können.? Erz.: Nicht nur die Liebe zwischen Eltern und Kindern, die Liebe überhaupt ist für viele kroatische Autoren zum Thema geworden, selbst wenn sie einen Krimi schreiben wie der 1962 in Split geborene Edi Mati? mit ?Grimalda?: Ein junger Fotograf macht mit seiner Freundin, einer Schriftstellerin, Urlaub in einem Hotel in Istrien, als eine Frau, ebenfalls Hotelgast, plötzlich verschwindet. Er beginnt nach ihr zu suchen und stößt auf die verblüffende Familiengeschichte ihrer Eltern und Großeltern. TAKE 25: Engl. O-Ton Mati? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Der eine war bei der Ustascha, den Nazikollaborateuren, und der andere war Jude. Sie kannten einander vor dem Krieg und während des Krieges ermordete dann der Ustascha-Mann den Juden. Er hasste Juden, aber es ging ihm vor allem darum, ihm sein Geld wegzunehmen. Beide hinterließen ein Kind, der eine einen Sohn, der andere eine Tochter, und nach 20 Jahren treffen sie sich und verlieben sich ineinander. Sie wussten nichts von der tödlichen Konfrontation ihrer Väter. So war das damals in Jugoslawien, und die Vermisste ist das Kind dieser beiden, ein Produkt derjenigen, die sich im Krieg gegenseitig umbrachten.? Erz.: Jetzt wird die Verschwundene gejagt von Profiteuren des Bürgerkriegs, die sich von ihr einen Hinweis auf illegal beiseite geschaffte Kriegsvermögen erhoffen. Doch das ist für Edi Matic nur die Rahmenhandlung, wie der große, breitschultrige, glattrasierte Designer und ehemalige Popmusikproduzent erzählt. Er wirkt mit dem dunkelblauen Hemd über weißem T-Shirt, den ausgewaschenen Bluejeans, seinen kurzen grauen Haaren und der großen breiten Nase ein bisschen wie ein Boxer. Inzwischen ist ein zweiter Roman erschienen, doch vom Schreiben kann er nicht leben. Der Kettenraucher organisiert heute Literaturfestivals. Erz.: Welche Themen die Schriftstellerinnen und Autoren auch wählen ? seit der weltweiten Wirtschaftskrise 2008, die auch Kroatien schwer getroffen hat, steht es schlecht um den Buchmarkt und damit auch um die Literaten. Roman Simi? kennt als Lektor eines der wichtigsten Buchverlage Kroatiens die Situation gut: TAKE 26: Engl. O-Ton Simi? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Jedes Jahr verkauft man weniger, unabhängig davon, wie gut die Titel sind. Die Leute kaufen entweder weniger Bücher. Das liegt an der schlechten wirtschaftlichen Lage. Oder sie leihen sich etwas aus, aber meistens sehen sie Lesen und Bücherkaufen als Luxus an. Selbst die Zahl derjenigen, die lesen und bereit sind, neue Bücher zu kaufen, sinkt. Das ist keine gute Situation. Es ist frustrierend für die Schriftsteller. Als ich mein erstes Buch veröffentlichte, wusste ich, dass ich mit fünf oder vielleicht zehn Kritiken rechnen konnte. Das war normal. Heute kann man als etablierter Autor vielleicht mit ein oder zwei Kritiken rechnen. Die Tageszeitungen, die mächtigsten Medien, die allgegenwärtig sind, glauben, die niedrigen Gelüste des Publikums befriedigen zu müssen. Alles, was nach Elitärem riecht, wird als des Teufels angesehen.? Erz.: Auch die meisten literarischen Zeitschriften sind eingestellt worden oder erscheinen in Auflagen von wenigen hundert Stück. Für die Schriftstellerinnen und Autoren, die sich ihren Unterhalt oft mit Zeitungsartikeln, Kommentaren, Kritiken verdienten, bedeutet das drastische Einkommenseinbußen. Doch es gibt auch hoffnungsvolle Zeichen. So organisiert zum Beispiel Roman Simi?s Verlag Fractura jedes Jahr ein großes Literaturfestival, das in Zagreb und in einer weiteren, jedes Jahr wechselnden Stadt stattfindet. Der Erfolg ist erstaunlich: Es kommen hunderte zu den Lesungen. Nicht weniger erfolgreich ist das Literaturfestival, das der Schriftsteller Renato Bareti? vor zehn Jahren in Split ins Leben gerufen hat. ATMO: Split Festival Pri?igin TAKE 27: Engl. O-Ton Bareti? kurz stehen lassen, dann Spr. drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.: ?Das Konzept ist: Jeder Programmpunkt hat dieselbe Überschrift, und es gibt fünf oder sechs Erzähler zu demselben Thema. Wenn die Vorgaben offen genug sind, bekommt man fünf völlig verschiedene Geschichten. Wir hatten letztes Jahr über 1000 Besucher, 350 konnten sitzen und der Rest stand und hörte eineinhalb Stunden zu. Die Leute lachten, applaudierten, hörten konzentriert zu. Das war wunderbar. Selbst wenn der Erzähler einen schlechten Tag hatte, waren die Leute nicht verärgert. Sie hörten zu, als würden sie gerade die beste Geschichte der Welt hören.? ATMO: kurz hochziehen, unter Erz. bis Musik Erz.: Das Festival heißt Pri?igin, analog zum originellen Spliter Wassersport PICIGIN. Bei Picigin versuchen fünf Männer in flachem Wasser, einen Ball in der Luft zu halten. Pri?a heißt so viel wie Erzählung, Geschichte ? im Namen Pri?igin sind ?Die Geschichte? und der Wassersport verbunden. ?Fünf Tage dauert das Festival. Sein Organisator Bareti? räumte für seinen 2003 veröffentlichten Debütroman ?Der achte Beauftragte? fünf der sechs kroatischen Literaturpreise ab. Es ist eine ziemlich verrückte Geschichte über einen Politiker, der auf eine Insel verbannt wird, um dort als Beauftragter der Regierung die Verwaltung auf Trab zu bringen. Die skurrilen Bewohner, die weder Telefon noch Internet besitzen, lieben jedoch ihr geruhsames Leben. Seit der Krise hat der einst berühmte Autor Schwierigkeiten, vom Journalismus zu leben. In düsteren Tönen schildert er die Zukunft der Schriftsteller, und dazu passt sein Outfit: grauer Bürstenhaarschnitt, graue Fleecejacke, graues T-Shirt, graue Jeans. Dabei hat er durchaus Erfolg. Das Spliter Literaturfestival ist ein landesweites Ereignis, das vom dritten staatlichen Fernsehprogramm übertragen wird. MUSIK Erz.: Trotz der Krise: Kroatiens Schriftsteller und Autorinnen schreiben und veröffentlichen weiter, notfalls im Internet , was noch die Ausnahme ist. Die Literaturwissenschaftlerin Ma?a Kolanovi? schaut denn auch optimistisch in die Zukunft der Literatur: TAKE 28: Engl. O-Ton Ma?a Kolanovi? kurz stehen lassen, dann Spr.in drüberlegen, am Ende wieder hochziehen Spr.in: ?Ich jedenfalls sehe sie als ein Grundbedürfnis des Menschen an, über die Welt nachzudenken und kreativ zu sein. Und deswegen hat sie eine Zukunft, und die Krise wird überwunden werden. Auch wenn die Leute keine Bücher mehr kaufen ? es werden weiterhin Bücher geschrieben und das Lesen wird nicht verschwinden. Es ist sicherlich gefährdet, aber ich bin überzeugt, dass Literatur eine Zukunft haben wird. 2