COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Nachspiel am 29.09.2013 Ehrenamtler unter Rauchschwaden Stadion-Ordner in Fußball-Arenen von Dieter Jandt Atmo 1: Soundcheck, Stimmen vor der Commerzbank-Arena 28:00:00 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: 1. O-Ton: Carsten Simon, Leiter der Protect GmbH 27:00:23 Wir sind mindestens 680 pro Spiel, je nach Risikolage, das kann aber ganz schnell auch mal die 1.000 brechen und in Richtung 1.100. Sprecher: Carsten Simon. Geschäftsführer des Veranstaltungsdienstes Protect. Ein muskulöser Typ, dem man glaubt, dass er mühelos für Ordnung sorgen kann. Eintracht Frankfurt startet gerade mit der Eröffnungsfeier in die neue Saison. Die Fans trudeln vor den Stadiontoren ein. Hardcore-Anhänger sind heute nicht angesagt. Also wartet eine Gruppe von Ordnern mit gelben Westen vor der Haupttribüne entspannt auf Anweisungen. Eine Band macht Soundcheck, diverse Zelte sind aufgebaut. 2. O-Ton: Carsten Simon, Leiter der Protect GmbH 27:10:17 Die machen im Moment noch gar nichts, außer sich zu sammeln und zu warten, dass der Einsatzleiter beziehungsweise der Leiter des Ordnungsdienstes kommt, um dann eine entsprechende Verteilung vorzunehmen. Sprecher: Die Fans wollen den Trainer sowie die neuen Spieler sehen und allenfalls Tipps für die beginnende Saison abliefern, da sie ja ohnehin die besseren Trainer sind. Gegner sind auch nicht da, wozu sich also aufregen. Atmo Kreuzblende in: Atmo 2: Stadion M`gladbach, vorbereitende Arbeiten vor dem Spiel 39:00:00 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: 3. O-Ton: Urban Terkatz, Ordner M`gladbach 38:14:09 Wir kriegen gleich Information bei der so genannten Gruppenleiterbesprechung, den neuesten Stand über den Spieltag, - Sprecher: Urban Terkatz, eine Art Vorzeigeordner bei Borussia Mönchengladbach, Gruppenleiter Haupttribüne. Er sitzt drei Stunden vor dem Anpfiff geruhsam in Schlips und Kragen im VIP-Bereich und sieht eher aus wie ein Stewart der Lufthansa. Es ist das letzte Heimspiel der vergangenen Saison. Schalke 04 soll sich eine Packung abholen. 4. O-Ton: Urban Terkatz, Ordner M`gladbach 38:14:19 Wir kriegen noch Informationen von der Polizei, und ja dann weise ich meine Leute ein, // und dann geht`s zweieinhalb Stunden vorher geht`s los, dann werden die Tore geöffnet und dann kommen die ersten Gäste rein, und dann geht die Kollegin schon hin und macht die erste Leibesvisitation. Sprecher: Elke Rosseaux sitzt neben Terkatz. Noch. Bald wird sie vor dem Familienblock weibliche Fans abtasten. 5. O-Ton: Elke Rosseaux, Ordnerin M`gladbach 38:02:28 Autor: Warum sind Rauchbomben so schwer zu entdecken? Weil die mittlerweile so klein verpackt werden und zusammengebastelt werden, teilweise in Einzelteilen ins Stadion reingeschmuggelt werden, leider auch über die Kinder, und werden dann hier im Stadion wieder zusammengesetzt, und man hat uns von der Polizei gesagt, die sind mittlerweile so klein wie ein Labello- Stift. Sprecher: Elke Rosseaux ist von Beruf Lehrerin. Auch Pädagogen stellt man sich nicht unbedingt als Ordner vor, von denen man eher annimmt, dass sie fast so gemein sind wie gemeine Fans. 6. O-Ton: Elke Rosseaux, Ordnerin M`gladbach 38:05:32 Ja, wir kriegen schon mal an und zu ne Bierdusche. Hehe. // (15:23) Dann sind die so in Rage, und dann fliegt halt // en Bier. // Ich bin da auch nicht so empfindlich, dann darf man das nicht machen. Sprecher: Die Ordner bei Borussia Mönchengladbach arbeiten ehrenamtlich. Sie erhalten eine Aufwandsentschädigung. Das ist für den Verein billiger als ein professioneller Sicherheitsdienst, und die Ehrenamtler identifizieren sich mit dem Club. Das mag man zunächst einmal als Vorteil ansehen. Atmo ausblenden Zitator: Laut dem Deutschen Fußballbund werden im Schnitt in der Bundesliga pro Spiel 466 Ordner eingesetzt, in der 2. Liga 263, in der 3. Liga 108. Damit gibt ein Bundesligaverein pro Saison rund 600.000 Euro für die Ordnungsdienste aus. Borussia Mönchengladbach zahlt für seine Ehrenamtler nur 340.000 Euro. Der 1. FC Kaiserslautern arbeitet in Teilbereichen mit eigenen Fans als Ordner. Sprecher: Vor allem in den unteren Ligen ist man auf ehrenamtliches Engagement angewiesen. Aber das muss mal erst gefunden werden. Zitator: "Der Wuppertaler SV als Schreckgespenst der Oberliga." Sprecher: ... titelt das Unterhaltungsportal "Westline.de". Dem Verein wurden mehrere Auswärtsspiele abgesagt, weil die Polizei Sicherheitsbedenken hatte. Rund 300 Wuppertaler Fans gelten als gewaltbereit, und man traut den gastgebenden Vereinen nicht zu, mit dieser Situation zurechtzukommen, unter anderem, weil sie nicht genügend Ordner bereitstellen können. 7. O-Ton: Rosseaux und Terkatz 38:00:49 sie: Man muss schon die Raute im Herzen haben, // ich bin mit Leib und Seele Borussia-Anhänger. er: Ich auch. Gehe seit 38 Jahren zum Fußball, irgendwann hab ich mir gedacht: Wofür bezahlen, wenn ich dafür auch bezahlt werden kann, um ein Spiel zu sehen, nein Spaß beiseite, ich wollte irgendwann was für den Verein tun, // und dann sprach mich ein Bekannter an, ob ich Ordnungsdienst machen wollte, ob ich Spaß daran hätte, und dann hab ich`s mir angeguckt und dann seitdem, seit 94 mache ich das. Atmo 3: Geräusche eintrudelnder Fans einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Der Mann hat sich also zum Oberordner im VIP-Bereich hochgearbeitet, wo die Fans zu fein sind, um auszurasten - von Ausnahmen abgesehen. 8. O-Ton: Urban Terkatz, Ordner M`gladbach 38:06:08 Das war eine Gruppe, die haben sich als Schlümpfe verkleidet, und haben ne Kampagne gegen die Presse starten wollen, und bei mir im Oberrang, da sitzt halt die gesamte Pressevertretung, und die haben sich dann lautstark geäußert gegen die Presse, und ja, da sind wir auch natürlich angehalten, das zu unterbinden, dann haben wir sie des Platzes verwiesen, mehrfach, und irgendwann mussten wir dann auch Hand anlegen. 9. O-Ton: Elke Rosseaux, Ordnerin M`gladbach 38:04:07 Verbalattacken ja, das fängt schon an, wenn zum Beispiel Flaschen abgegeben werden müssen. "Ja aber die sind ja aus Plastik." Ja, aber es gilt für alle Flaschen. Man kann jede Flasche werfen, und dann wird der Gast schonmal unleidlich. Autor: Guerrero kann auch Flaschen werfen, fällt mir grade ein. Der durfte die mitnehmen. er: Ja, der wird auch nicht kontrolliert. sie: Nee, der wird nicht kontrolliert. Atmo Kreuzblende in: Sprecher: Paolo Guerrero hatte im April 2010 als Spieler des Hamburger SV eine Flasche nach einem Fan geworfen und ihn am Kopf getroffen. Atmo 4: Fans vor der Esprit-Arena in Düsseldorf, Gespräche Stimmen, Ansage über Lautsprecher, Gelächter 15:00:00 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Spielwechsel, 2. Liga: Fortuna Düsseldorf gegen Energie Cottbus. Die Fans der Gäste sind gefürchtet. Die rechtsradikale Gruppe "Inferno" hat mittlerweile bundesligaweit Stadionverbot. Mit 500 Cottbusern wird heute gerechnet. Die Anhänger der Fortuna strömen auf der anderen Seite ins Stadion. 10. O-Ton: 1. Fan 18:00:42 Datt wird ja als Risikospiel eingestuft, und ich denk mal, da wird auch von der Polizei sehr viel los sein. // Mit Sicherheit. // Man weiß ja nicht. Cottbus kommt aus dem Osten, wer weiß, watt die vorhaben, // aber wenn irgendwatt sein sollte, werden`s die Ordner richtig schwer haben. 11. O-Ton: 2. Fan 13:01:15 Och, da haben wir hier andere schon erlebt. Da waren auch Dresdener und Rostocker so, da war noch mehr los - 12. O-Ton, Archiv: Kommentar des Reporters Tim Bartels beim Relegationsspiel Fortuna Düsseldorf - Hertha BSC Berlin Sprecher: Vor fast anderthalb Jahren standen im Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin Tausende von Fans Minuten vor dem Abpfiff im Innenraum des Stadions. Sie wollten auf den Platz und den Aufstieg der Fortuna feiern. Die Ordner griffen nicht ein. Was sollten sie auch gegen einen solchen Ansturm tun? Zitator: "Es ist nicht die Aufgabe des Ordnungsdienstes, physische Gewalt gegen Fans anzuwenden." Sprecher: ... sagte der Sprecher des Security-Dienstes zu Vorwürfen der Polizei. Im Düsseldorfer Stadion wird die Ordnung von einem großen Security- Unternehmen gewährleistet. Es unterhält eine Filiale im Stadiongebäude. Zum Spiel gegen Energie Cottbus kontrollieren die Ordner wie üblich zwei Stunden vor Anpfiff an den Eingängen. Die meisten Fans werfen unaufgefordert ihre Flaschen in einen Container. Mit den Ordnern tauschen will eigentlich niemand. 13. O-Ton: 1. Fan 18:00:09 Heute wird die Hölle sein, und ich will einfach nur Stimmung machen, warum soll ich da - // ich will lieber Party machen auf den Rängen, die Mannschaft anfeuern und drei Punkte holen. 14. O-Ton: 2. Fan 13:00:43 Ich will auch datt Spiel sehen, dann müsste ich ja die ganze Zeit mit dem Rücken zum Spielfeld stehen so, und in die Kurve gucken zum Beispiel. Natürlich hätte ich freien Eintritt und ja aber ansonsten ist datt ja doch, // datt sind ja alles auch nur, ja, Hilfskräfte. 15. O-Ton: 1. Fanin 12:00:30 Ich glaub, die sind in ner Zeitarbeitsfirma und unterbezahlt, Teilzeit - Atmo ausblenden 16. O-Ton: Ultra 9:04:57 Das hat natürlich immer mit der Qualität des Ordnungsdienstes zu tun. // Weil wer mit Bananen schmeißt, muss sich nicht wundern, wenn die Affen kommen - Sprecher: Jan Henrik Gruszecki, ein Ultra aus dem mächtigen Fanblock von Borussia Dortmund. 17. O-Ton: Ultra 9:05:10 Wenn man Ordner nur mit 5 Euro die Stunde bezahlt, darf man keine großen reflektierenden Ordner erwarten. Das ist leider so, und ich glaube, da sind die Vereine auch mal aufgefordert, mehr Geld in ihren Ordnungsdienst zu investieren, dass man da auch intelligentere und klügere Ordner vorweisen könnte. 18. O-Ton: Carsten Simon, Leiter der Protect GmbH 27:09:17 Das geht bei 8 Euro netto die Stunde los, und steigert sich dann natürlich entprechend der Qualifikation. Sprecher: Carsten Simon. Chefordner bei Eintracht Frankfurt. 19. O-Ton: Carsten Simon, Leiter der Protect GmbH 27:03:20 Wir haben bei großen Veranstaltungen - und bei Fußballspielen hier in der Commerzbank-Arena ist ne große Veranstaltung - haben wir natürlich Subunternehmer mit eingesetzt, die wir allerdings auch nach einem ganz engen Raster aussuchen. Sprecher: Die aber vermutlich auch weniger verdienen. 20. O-Ton: Carsten Simon, Leiter der Protect GmbH 27:00:40 Grundsätzlich muss jemand, der im Sicherheitsdienst tätig wird, muss sich einer IHK-Schulung // unterziehen, allerdings ist das in unseren Augen nur eine absolute Grundschulung, und wir schulen hausinterrn schulen wir die Leute in insgesamt 6 Modulen dann entprechend weiter. Atmo 3: Geräusche eintrudelnder Fans einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Zitator: "Ich wurde zum Abtasten eingesetzt. Einweisung circa fünf Minuten für Leute, die es noch nie gemacht hatten. Dabei wurden wir vom Gruppenleiter auch belehrt, dass die Ultras der letzte Dreck sind." Sprecher: Aus einem Erfahrungsbericht beim kleinen Nachbarn FSV Frankfurt in der 2. Liga. Zitator: "Beim richtigen Abtasten muss man dauernd in die Knie, was ganz schön anstrengend ist. Das habe ich dann nachher auch sein lassen. Daher wundert es mich auch nicht, was so alles ins Stadion rein geschmuggelt wird. Ich war für einen Subunternehmer von Securitas tätig, wobei die Gruppenleiter und Vorgesetzten von Securitas fast durch die Bank richtige Kotzbrocken waren. Zivilversager, die sich da wichtig tun können. Ich hatte den Eindruck, 90 Prozent der Leute, die eingesetzt wurden, waren nicht geschult." Atmo ausblenden 21. O-Ton: Carsten Simon, Leiter der Protect GmbH 27:02:20 Einfach die Grundschulung ist: Wie wirke ich auf andere? Wie kann ich Dritten gegenüber meine Forderungen durchsetzen, ohne aggressiv werden zu müssen, und einfach so: Ja, wie empfindet mich der Veranstaltungsbesucher als Ordnungsdienstmitarbeiter. // Dann fangen wir an mit den Rollenspielen, wo wir dann auch wirklich auf Situationen eingehen, die bereits stattgefunden haben - Atmo 5: Geräuschkulisse während des Spiels einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Doch jedes Spiel ist anders und auch für Ordner nicht so leicht zu lesen. Sie stehen oft mit dem Rücken zum eigentlichen Geschehen, um Randalierer im Blick zu haben. Da fliegen Gegenstände über sie hinweg, sie werden von Rauchschwaden umweht und beschimpft. Wie fühlt man sich als Stadionordner bei Eintracht Frankfurt oder Hansa Rostock, deren Fans immer wieder ausrasten? 22. O-Ton: Carsten Simon, Leiter der Protect GmbH 27:05:00 Ja, schwierige Situation haben wir natürlich hier in Frankfurt des öfteren mal, nicht mit den eigenen Fans, eher mit den Gästefans, aber der Abstieg 2012 // war mit Sicherheit schon die schwierigste Situation. // Klar, die Leistung der Mannschaft war nicht gut, irgendwie jeder hat gehofft bis zum Ende, und da isses halt schon en bisschen eskaliert. Sprecher: Rangeleien beginnen schon bei der Anfahrt in der S- oder U-Bahn. Das schaukelt sich hoch, bis der höchstgemeine Fan ans Stadiontor kommt, wo die mit der gelben Weste irgendwie immer im Weg stehen. 23. O-Ton: 3. Fan 12:02:00 Ich hab auch öfters schon mal gesehen, dass sie schon auch en bisschen was abkriegen, und wenn`s, ja, Bier ist dann manchmal sogar noch harmlos, also manchmal gibt`s ja dann doch schon mal Schläge, was man so mitbekommen hat oder auch schon gesehen hat, und das ist auf jeden Fall kein einfacher Job. 24. O-Ton: 2. Fanin 14:01:40 Die gefährden ja auch ihre eigene Sicherheit immer, weil man kann den Leuten ja nur vor den Kopf gucken und man muss in ganz ganz wenigen Sekunden die Situation überblicken und reagieren. 25. O-Ton: 4. Fan 17:00:03 Die kann man doch gar nicht im Griff halten, die Bande. Geht nicht. Wenn`s knapp wird, möchte ich kein Stadionordner sein. Wenn die Bierbecher fliegen und die Pyro angeht, undankbarer Job. Sprecher: Mittlerweile bringen viele Vereine, wenn sie auswärts antreten, eigene Ordner mit. Die kennen ihre Pappenheimer und können sich in der Regel ungeschoren im Gästeblock aufhalten. Aber nicht immer. Zitator: "Nach der Rückkehr der mitgereisten Hansa-Ordner aus Wiesbaden wurden diese von rund zehn Personen überfallen und angegriffen." Sprecher: ... berichtet das Magazin "Liga3 online." Zitator: "Ob es sich bei den Tätern um Hansa-Fans handelt, kann zu diesem Zeitpunkt nicht geklärt werden. Aus verschiedenen Kreisen ist nun zu vernehmen, dass diese Tat wohlmöglich als Racheakt gegen die Ordner gesehen werden kann. Diese gaben an, im Wiesbadener Stadion ein Mitglied der Rostocker Ultrà-Szene erkannt und aus der Arena verbannt zu haben." 26. O-Ton: Rosseaux und Terkatz 38:06:53 sie: Wenn es hart auf hart kommt, müssen wir den Ordnern im Innenbereich zur Seite stehen, // sollte es ausufern, müssen wir alle ran. Dann müssen wir auch in den Gegenfan-Bereich. // er: Die Hauptaufgabe des Ordnungsdienstes allgemein ist ja die Deeskalation. Denn es wäre ja fatal, wenn wir eben die gegnerischen Fans schon aufbringen würden allein durch unsere Anwesenheit, deshalb halten wir uns also meist nicht im Gastfanbereich auf, sondern eben an neuralgischen Punkten am Gastfanbereich, die aber nicht innerhalb des Blocks sind. Aber, wie die Kollegin sagt: Wenn es hart auf hart kommt, müssen wir da auch rein. Ganz klar. Sprecher: Und wieder die Frage: Warum machen die das? Nur weil sie die Raute oder irgendeinen Adler im Herzen tragen? Für eine Aufwandsentschädigung oder einen Subunternehmer, der unterbezahlt? Die Fans feiern auf den Rängen, einige laufen heiß, und die Ordner sollen eingreifen, während hinter ihnen das Spiel gerade Fahrt aufnimmt. 27. O-Ton: Elke Rosseaux 38:11:20 Wenn wirklich einer über die Stränge schlägt, der wird rechts und links natürlich vom Ordner festgehalten und dann aber ganz zivil entweder aus dem Stadion begleitet, je nachdem, was er gemacht hat, oder dann wird auch die Polizei dazu gerufen, dass die Personalien festgehalten werden können, aber es geht sehr zivil zu. Atmo Kreuzblende in: Atmo 6: Vorfall in Halle Zuschauer brüllen empört, Rufe: "Auf die Fresse! Auf die Fresse!" einen Moment freistehen lassen, kurz weiter folgend unterlegen: Sprecher: Der Hallesche FC gegen den 1. FC Magdeburg vor vier Jahren bei einem Spiel der Regionalliga Nordost. 28. O-Ton: Ralf Dobberitz, Fanbeauftragter des 1. FC Magdeburg. 49:00:14 Ja es war ne ziemlich aufgeheizte Stimmung gewesen, Halle hatte 1:0 geführt, dann gab`s von beiden Seiten Pyrotechnik, und Unterbrechung, und einer unserer Fans, in ziemlich alkoholisiertem Zustand, ist oben auf dem Zaun so die ganze Kurve durchmarschiert. Sprecher: Ralf Dobberitz. Fanbeauftragter des 1. FC Magdeburg. Er war seinerzeit Augenzeuge, wie ein Fan auf dem Sicherheitszaun entlangkletterte und Hallenser Ordner ihn aufforderten, herabzusteigen. 29. O-Ton: Ralf Dobberitz, Fanbeauftragter des 1. FC Magdeburg. 49:00:43 Hat keene Anstalten jemacht, den Zaun zu verlassen, is da bloß oben auf der Oberkante, der abgeschrägten Oberkante von dem Zaun halt rumjeklettert. So, und dann kam halt en Security, en Security-Kraft an, und wollte, dass er runter geht, hat er natürlich nicht jemacht, und dann hat er mit dem diskutiert, und war dann aber schon so weit, dass er runter geht, in dem Moment, das sieht man ja genau auf dem Video, wie er dann die Beine packt und die Beine da rüber schmeißt, dass er dann aus 2 Meter 50 Höhe oder was das da hat, halt mit dem Rücken auf die Betonkante von der ersten Stufe fällt. Der hat en Riesenglück jehabt, dass er nicht mit dem Kopf aufgekommen ist. Sprecher: Wenn Ordner überreagieren. Hätte man den Mann nicht auf dem Zaun sitzen lassen können? Wirklich gestört hat er dort niemanden, außer einigen die Sicht genommen. So aber bricht die ohnehin latent vorhandene Aggression unter den Hardcore-Fans aus. Atmo noch einmal kurz hochziehen, folgend weiter unterlegen: 30. O-Ton: Ralf Dobberitz, Fanbeauftragter des 1. FC Magdeburg. 49:02:40 Die haben das natürlich dann alles jenau jesehen, und ja dann ist das halt eskaliert, der Ordner selbst ist dann schnell verschwunden, wurde von irjendwelchen Kollegen jepackt, wurde erstmal aus der Schusslinie jezogen, // und dann ist halt die Polizei rein, und wollte das eben, wollte die Sache eben beruhijen. // Hallenser haben halt den Innenraum versucht durchzubrechen, also das war ne janz prekäre Situation. Sprecher: Mit ungeschulten Ehrenamtlern oder in einem halbstündigen Crash-Curs belehrten Ordnern wird man gewaltbereiten Fans nicht beikommen. Wer will da wie deeskalieren? Sollten sich Ordner überhaupt einmischen, wenn die Stimmung überkocht und Hooligans die Fäuste fliegen lassen? 31. O-Ton: Ralf Dobberitz, Fanbeauftragter des 1. FC Magdeburg. 49:07:58 Haben noch mal die Saison effektvoll ausklingen lassen. // Da haben wir zu Hause gegen Zwickau jespielt, und das traditionell ist der größte Hassverein, den`s bei uns gibt, // wo es dann nen versuchten Platzsturm gab, von anderer Seite halt Pyrotechnik wurde halt auf unsere Fans jeworfen, mit Leuchtspurgeschossen, // und dann hatten wir`s dann mit der Hilfe der Polizei einigermaßen in den Griff bekommen. Atmo 5: Geräuschkulisse während des Spiels, Zuschauer pfeifen einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Nicht wenige Fans wissen zu berichten, dass sie bei Auswärtsspielen von Ordnern drangsaliert wurden. 32. O-Ton: Ultra 9:04:25 Oft kommt es zu Problemen in Gästeblöcken, weil die Aufgänge frei gehalten werden müssen. Sprecher: Jan Henrik Gruszecki, Fan des BVB. 33. O-Ton: Ultra 9:04:32 Und das ist oft so, dass der Block so überfüllt ist, dass die Aufgänge einfach nicht frei gehalten werden können, zudem ist es auch so, dass man gerne mit seinen Freunden zusammen steht, dass man manchmal einen Meter in den Gang kommt. Und da gibt`s eben oft sehr aggressive Ordner, die die Leute dann in den Bereich schubsen, und dann schaukelt sich das manchmal hoch, und dann hat man manchmal ein ziemliches Maleur. 34. O-Ton: 1. Fanin 14:00:29 Ich hab schon bei manchen Auswärtsspielen gesehen, wo die echt sehr rabiat mit einem umgegangen sind. 35. O-Ton: Ultra 9:06:21 Bei den Ordnern stimmt oft halt einfach die Verhältnismäßigkeit nicht. Die sind dann wirklich auch in ihrem Kampfmodus und kommen da nicht mehr raus. 36. O-Ton: Ralf Dobberitz, Fanbeauftragter des 1. FC Magdeburg. 49:04:34 Du stehst ja genauso unter Adrenalin wie ooch Leute, wirst dann ooch bepöbelt, // und einige Leute eben, die dann ooch etwas überreagieren. Das liegt in der Natur des Menschen. 37. O-Ton: Ultra 9: 08:16 Ordner sind, wenn man als Fan in den Block kommt, erst mal irgendwie auf der anderen Seite. Sie sind keine von uns, sondern Leute von den anderen. Und // dass es da eben Ordner gibt, die sagen: "Hey, lass mal den vielleicht en bisschen auf der Stufe stehen, das ist jetzt auch gar nicht so schlimm", deswegen muss man jetzt keine Massenschlägerei jetzt hier vom Zaun brechen, da hat man eben schon so viel negative Erfahrungen gemacht, dass man als Fußballfan oft schon gleich dem Ordner nicht sehr freundlich gegenüber steht, weil man ja auch gleich meistens von Ordnern begrüßt wird, die schon einen relativ aggressiven Blick haben und dann einen halt auch abtasten und dabei auch nicht immer sehr vorsichtig vorgehen. Atmo ausblenden Sprecher: Dann stehen sie sich gegenüber: Ordner, die sogleich davon ausgehen, dass von den Gästefans nichts Gutes zu erwarten ist; Ultras, die den Ordnern unterstellen, auf Konfrontation aus zu sein. 38. O-Ton: Ultra 9:06:41 Da beißt sich die Katze manchmal in den Schwanz. Die Ordnungsdienste müssen ja auch irgendwie ne Legitimation haben. Das heißt, wenn immer alles ruhig ist, dann kommt vielleicht der Verein auf die Idee, eigentlich brauchen wir nur die Hälfte der Ordner. // Für den Ordnungsdienst selbst ist es oft ökonomisch gar nicht so schlecht, wenn`s mal kracht, um`s mal direkt zu sagen. Sprecher: Paranoid könnte man darüber werden. Doch was, wenn Ordner tatsächlich planmäßig gewalttätig vorgehen, und sie aus einer bestimmten Ecke kommen? Was, wenn Ordner vor dem Stadion rechtsradikale Banner einkassieren sollen, sie aber selbst Neonazis sind? Atmo 6: Vorfall in Halle Zuschauer brüllen empört, Rufe: "Auf die Fresse! Auf die Fresse!" einen Moment freistehen lassen, kurz weiter folgend unterlegen: 39. O-Ton: Ultra 9:03:47 Da wurde der Fanbeauftragte von Arminia Bielefeld mal in Chemnitz von einem Ordner zusammengeschlagen, der ganz offenkundig Mitglied der Hoonera, der rechtsradikalen Hooligangruppe des Chemnitzer FC entstammte. Atmo ausblenden 40. O-Ton: Rafael Buschmann 8:02:35 Unheimlich viele Leserzuschriften //, die sehr viel Ähnliches geschildert haben, die darüber gesprochen haben, dass Gewalt vom Ordnungsdienst in einem unverhältnismäßigen Anteil angewandt wurde, // und unter ihnen war eben dieser Mensch aus Ahlen, der sich gemeinsam mit seinem Bruder bei der Polizei Dortmund gemeldet hat und dort gesagt haben, dass sie im Stadion verprügelt wurden - Musik: bedrohliche Klänge einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Rafael Buschmann, Journalist. Vor wenigen Monaten schrieb er in Spiegel online von einem Vorfall, als Ordner von Borussia Dortmund zwei Brüder, die aus Montenegro stammen, massiv attackierten. 41. O-Ton: Rafael Buschmann 8:03:11 Sind in einen Aufzug gezogen worden und im Aufzug sollen sie von Ordnern schwer verletzt worden sein, ihnen ist nicht die Möglichkeit gegeben worden, eine Anzeige vor Ort zu erstatten, die Ordner sind von der Polizei Dortmund komischerweise nicht registriert worden, oder die Namen sind nicht identifiziert worden - Sprecher: Buschmann machte die beiden Brüder ausfindig. 42. O-Ton: Rafael Buschmann 8:03:42 Wie dieser junge Mensch, der Anfang 30 ist, mit seinem Bruder ausgesehen haben, wenige Tage nachdem sie aus dem Stadion kamen, das war schon in erheblichem Maße, also Gesichtsverletzungen, starke Rückenverletzungen, am Oberkörper verletzt worden, // es stellt sich die Frage, warum Ordner // in einem solchen Maße gegen Stadionbesucher vorgehen müssen. Sprecher: Buschmann hatte ohnehin schon seit einiger Zeit den Ordnungsdienst des BVB im Visier. Wenige Monate zuvor schrieb er einen Artikel unter dem Titel: "Borussia Dortmunds Nazi-Problem". 43. O-Ton: Rafael Buschmann 8:02:15 Es ging damals um mindestens acht, von denen wir jetzt wissen, dass sie nicht mehr in diesem Ordnungsdienst sind aktuell, aber damals waren es eben genau diese acht. // (01:24) Es war ein Ordner, den wir tatsächlich namentlich herausziehen konnten, // den wir über Monate anhand seiner Facebook-Einträge, seiner Bewegungen in einschlägigen Hooligan-Foren auswerten konnten, sodass man da sehen konnte, dass dieser Mensch sich sehr nah an der rechtsoffenen Gruppe "Northside" bewegt - Sprecher: Beim Spiel Borussia Dortmund gegen den FC Schalke 04 wurde auf einer Toilette ein Gelsenkirchener Fan verprügelt, wie dieser Rafael Buschmann später berichtete. Zitator: "Auf dem Boden liegend habe er den Schwall an Schlägen und Tritten gegen seinen Kopf, in seinen Unterleib über sich ergehen lassen. Irgendwann sei er bewusstlos geworden. "Ich dachte, die machen mich alle." Die, das waren nach Lage der Dinge keine Dortmunder Fans, sondern Ordner des BVB. Die Männer zogen ihn schließlich aus der Toilette, riefen die Polizei und stellten Anzeige wegen versuchter Körperverletzung." Sprecher: Der Verein und die Polizei schienen zunächst nicht sonderlich an einer Aufklärung interessiert. Die Vorfälle wurden im denkbar ungünstigen Moment öffentlich, hatte doch die Deutsche Fußballliga, deren Chef BVB- Präsident Reinhard Rauball ist, gerade erst ein neues Sicherheitskonzept erarbeitet. Es fordert unter anderem bessere Schulungen für Ordner. 44. O-Ton: Rafael Buschmann 8:05:13 Bei beiden gibt es keinen Verfahrensabschluss, beide Bereiche werden aufgezeigt als Wort-gegen-Wort- Bereiche, weil komischerweise die Kameras im Stadion in beiden Fällen nicht funktioniert haben, nicht aufgenommen haben, da fragt man sich auch, der BVB hat eine tiefe sechsstellige Summe, ein Kamerasystem aufgebaut, und die Frage ist, warum dieses in solchen Fällen nicht greift und dann auch nicht aufzeichnen kann, was die Ordner gemacht haben oder ob sie was gemacht haben. Musik ausblenden Sprecher: Mittlerweile hat der BVB reagiert und besagte Ordner ausgetauscht. Wie die Vereine das neue Sicherheitskonzept unter dem Namen "Sicheres Stadionerlebnis" umsetzen, wird die Saison zeigen. So soll "bei besonderer Gefahrenlage" die Möglichkeit bestehen, das Ticketkontingent für Gästefans von mindestens 10 Prozent der Stadionkapazität weiter zu reduzieren. Vor allem aber ein Punkt ist umstritten, die so genannte Vollkontrolle, deren Einführung viele Fans befürchten. 45. O-Ton: Ultra 9:00:38 ... dass es jetzt den Vereinen einfacher gemacht worden ist, sogenannte Vollkontrollen durchzuführen, die aber eher Untersuchungen sind, wobei sogar ein Arzt eigentlich anwesend sein müsste. Sprecher: Jan Henrik Guszecki engagiert sich für die "Aktion 12:12", die gegen das Konzept der DFL ankämpft. 46. O-Ton: Ultra 9:00:47 Das sind diese relativ bekannten Zelte, wo sich die Leute teilweise dann bis auf die Unterhose entkleiden müssen. Atmo 8: Fans an den Stadiontoren 29:00:00 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Carsten Simon von der Protect Gmbh bleibt da ziemlich gelassen. 47. O-Ton: Carsten Simon, Leiter der Protect GmbH 27:05:43 Ich halte das im Übrigen, ohne Jurist zu sein, schon auch für fragwürdig, ob man Vollkontrollen machen sollte, zumal ja auch Mitarbeiter des Ordnungsdienstes diese Kontrollen dann machen müssten. Und das gilt es dann auch erst mal zu klären, ob ich sie überhaupt dazu verpflichten kann, das zu machen. // Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas kommt. 48. O-Ton: Ultra 9:01:06 Das hat es schon gegeben: Dynamo Dresden-Fans wurden so weit kontrolliert, dass eine Dame sich komplett ausziehen musste und dabei auch in ihre Genetalien geguckt wurde, und es wurde da geguckt, ob sie vielleicht ein Bengalo mit reinschleust, und es wurde nicht ein Atomanschlag verhindert. Atmo Kreuzblende in: Atmo 5: Geräuschkulisse während des Spiels einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Ein guter Gradmesser, wie verhältnismäßig Ordner agieren, sind jene Szenen, wenn Flitzer plötzlich über den Platz sprinten. Man erinnert sich aus der vergangenen Saison an das Spiel FC Bayern München gegen SC Freiburg, als eine junge Frau im BH quer über den Platz lief, der Ordner Mühe hatte, sie einzuholen und sich schließlich auf sie warf. 49. O-Ton: 5. Fan 23:04:20 War en bisschen überkamendiert, // der wollte die Rocky-Balboa-Nummer durchziehen, // ich find, dat war korrekt, dat war Leidenschaft, nur er hat diesbezüglich hat er bisschen überkandiert. Also ich fands`s erotisch, als Frau da rüber zu laufen, hehehe. 50. O-Ton: 2. Fan 13:02:05 Hätt ja sein können, datt die Dame noch im BH eine Kofferbombe deponiert hatte, deswegen war natürlich der Einsatz gerechtfertigt, alles für die Sicherheit im Stadion natürlich, ja. 51. O-Ton: 1. Fan 18:01:40 Wenn man nicht aufpasst und die flitzen einfach rüber, dann muss man sie halt mal umsensen und dann geht et. 52. O-Ton: Carsten Simon, Leiter der Protect GmbH 27:07:16 Mit den Flitzern ist es immer ne sehr schwierige Situation. Also ohne jetzt unser Einsatzkonzept offenlegen zu wollen, sage ich mal, dass wir natürlich bei einem Spieltag Personal vor Ort haben, die mit so einer Situation umgehen können, die das trainiert sind, // wie man das auf eine einfache, charmante Art und Weise lösen kann. Autor: Wie hätte man die charmant begleiten können? Ja, indem man einfach sich nicht auf sie stürzt, als wär sie jetzt eine Verbrecherin auf der Flucht, sondern einfach hingeht, die Arme bissel ausbreitet, ihr also quasi auch signalisiert mit einem Lächeln im Gesicht: "Pass auf, ich nehm dich jetzt hier einfach mit", und das geht dann schon, das funktioniert. Sprecher: Stattdessen kennt man Bilder von Flitzern, die, nachdem sie den Platz bereits überquert und niemandem etwas zuleide getan haben, von Ordnern an den Beinen über den Spielfeldrand gezogen werden. Sind da Sicherheitskräfte unter Erfolgsdruck? Der Chef schaut schließlich zu, und wenn da mal ein Flitzer entwischt, geht vielleicht auch der Job flöten. 53. O-Ton: Carsten Simon, Leiter der Protect GmbH 27:08:50 Das erkennt man auch schon in der Körpersprache desjenigen, // ist der jetzt aggressiv, kommt der aggressiv auf den Platz oder lässt er sich letztendlich vom Publikum schon bejubeln, nachdem er fünf Meter auf dem Platz ist, das kann man in einem Bruchteil, in ein paar Sekunden kann man das entscheiden und weiß eigentlich, wie hab ich mit dem jetzt umzugehen. Atmo ausblenden Sprecher: Manche Ordner sind geradezu Chamäleons. Sie wechseln die Kluft, jede Woche. Beim Heimspiel tragen sie gelbe Westen, auswärts laufen sie als Hooligans auf. Was meinen die Mönchengladbacher Ehrenamtler dazu? 54. O-Ton: Rosseaux und Terkatz 38:12:56 beide lachen sie: Nee. Ich glaub, das trifft auf keinen meiner Kollegen zu, es gibt welche, die fahren zu fast jedem Auswärtsspiel, aber dann sind sie Fan, ziviler Fan, wie jeder andere auch. // er: Also glauben Sie mir, wenn Sie einmal auf der anderen Seite gestanden haben, // wenn man versucht, eben Rauchbomben zu verhindern oder Gewalttätigkeiten zu verhindern und dafür sorgt, dass das Spiel en reibungslosen Ablauf nehmen kann, dann fällt es einem schwer, sich überhaupt vorzustellen, auf der anderen Seite mitzuwirken. Sprecher: Den Magdeburgern fällt das nicht so schwer. 55. O-Ton: Ralf Dobberitz, Fanbeauftragter des 1. FC Magdeburg. 49:09:20 Die Beispiele gibt`s sicherlich, ja. Also es gibt auch sicherlich Leute aus der Hoolszene, die als Securitykraft arbeiten oder aus der ehemaligen Hoolszene, aber wie gesagt, das gibt`s schon, ja. Atmo 3: Geräusche eintrudelnder Fans einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: 56. O-Ton: Rafael Buschmann 8:08:40 Sodass natürlich // auch Menschen aus der Peripherie des gesunden Menschenverstandes sich ins Stadion begeben haben und sich als Ordner aufgespielt haben, wir haben Vereine, insbesondere auch in Ostdeutschland, wo es ganz klare Verbindungen gibt zwischen Hooligan-Szene und zwischen Ordnungsdiensten, bei Eintracht Frankfurt war das über eine ganz ganz lange Zeit so, bei 1860 München war das über ne ganz lange Zeit so, // auch weil soziologisch das einfach zu erklären ist: Beide Seiten sind sehr gewalt- affine Personen, sonst würde man diesen Job nicht machen beziehungsweise nicht auf den Acker gehen. Sprecher: Ordnung ist das halbe Leben und "Wer die Tür hat, hat den Laden." Ein Leitspruch von Rockern, der sich anscheinend nicht nur auf Diskotheken bezieht. 57. O-Ton: Rafael Buschmann 8:10:56 Es ist ne Form von Machtposition - wenn ich eigentlich die wichtigste Tür in der Stadt beherrsche, kann ich auch viele andere Türen beherrschen - dass die Rockerszene, grade Bandido-Szene, Hell`s Angels-Szene sich über Jahre auch in den Fußballstadien aufgehalten hat, in Sicherheitsdiensten aufgehalten hat, in Dortmund gab`s den Bandidos-Securitydienst, der jetzt ja mittlerweile insolvent sein soll, bei dem // naja auch Wünsche geäußert wurden, sich grade im Fußball eine Position zu verschaffen - Sprecher: Der Veranstaltungsdienst Protect checkt nach eigenen Angaben regelmäßig die Führungszeugnisse der Mitarbeiter, die bei Eintracht Fankfurt an den Stadiontoren stehen. Beim kleinen Lokalrivalen, dem Zweitligisten FSV Frankfurt ist das anscheinend nicht der Fall. Zitator: "Ich musste kein Führungszeugnis vorzeigen, glaube noch nicht einmal einen Perso. Betrifft vielleicht die Leute die einen festen Vertrag haben." Sprecher: Ein Gelegenheitsordner als Blogger. Zitator: "Man kann kurzfristig ein paar Kumpel zum Spiel mitbringen, die dann auch direkt arbeiten können als Ordner." 58. O-Ton: Rafael Buschmann 8:11:55 Das ist ja auch schon vor Jahren vom Innenministerium, naja, bestätigt worden, mittlerweile ist ja auch klar, dass in den Stadien, grade in den Fanblöcken V-Leute eingesetzt werden, die werden nicht nur gegen die Fans eingesetzt, sondern auch, um andere Strukturen innerhalb des Stadions zu überprüfen, dazu gehören eben auch rechte Tendenzen, dazu gehören auch Rockerszene, das sind ja auch Bereiche, die sich sehr sehr stark überschneiden. Atmo Kreuzblende in: Atmo 4: Fans vor der Esprit-Arena in Düsseldorf, Gespräche Stimmen, Ansage über Lautsprecher, Gelächter 15:00:00 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Zurück zum Alltagsgeschäft von Ordnern, das gewiss nicht das Prügeln ist, sondern die Deeskalation. In Düsseldorf scheint alles gelassener zuzugehen. Kommt das vom rheinischen Gemüt? Viele Männer mit Migrationshintergrund stehen in ihren gelben Westen an den Toren, aber auch das wird nicht der Grund sein. Auf der anderen Seite des Stadions werden circa 500 Fans von Energie Cottbus eingelassen, 40 von ihnen gelten als gewaltbereit. Während des Spiels kommt es zu einer Rangelei zwischen den beiden Fangruppen. Sieben Fortuna-Anhänger und drei Cottbuser werden von der Polizei abgeführt. Die Ordner halten sich im Wesentlichen raus. 59. O-Ton: 5. Fan 23:02:48 Wenn jeder Mensch auf jeden etwas ruhiger wirkt, so ist der andere Pol auch, Materie - Antimaterie, also wenn beide gewalttätig sind, und der eine sagt: "Ich bin der Macker, ich hab wat zu sagen, ich bin Ordner, du gehst jetzt", das kann nur in die Hose gehen. Ich denk mal, psychologisch // mal ruhiger sagen: "Hör mal, ist gut, alles klar, gehst du bitte dahin", das sind liebe Worte, ich find, man sollte es vorbehalten, weil im Rheinstadion früher, ich kenne das nicht anders, da kannte jeder jeden: //: "Hör mal Jung, ne, // geh mal en bisschen auf Seite, und da ging dat auch, ne. Atmo ausblenden 1