Deutschlandfunk GESICHTER EUROPAS Samstag, 31. Oktober 2015 / 11:05 - 12:00 Uhr Zwischen Bio-Anbau und Boden-Spekulation - Polens Landwirtschaft ein Jahrzehnt nach dem EU-Beitritt Mit Reportagen von Ernst Ludwig von Aster und Anja Schrum Am Mikrofon: Britta Fecke Urheberrechtlicher Hinweis Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. (c) - unkorrigiertes Exemplar - Mod: Ein polnischer Bauer fürchtet den Ausverkauf seines Landes an westliche Bodenspekulanten Take (Kosmal) PL deutsche Übersetzung In Prsyszice haben wir ein Unternehmen, das hat 50 Tochtergesellschaften. Da unser Gesetz voller Lücken ist, setzen sich die ausländischen Investoren durch. Junge polnische Bauern können sich die Landwirtschaft hier nicht mehr leisten. Also müssen sie ins Ausland gehen, um dort zu arbeiten. Mod: Eine junge polnische Bäuerin sieht die Schuld nicht nur bei ausländischen Investoren: Take Maja / Übersetzung Es ist schwierig einen polnischen Bauern jemals glücklich zu machen. Sie haben so große Möglichkeiten, etwas zu entwickeln, zu investieren. Und was machen sie: Sie protestieren. Sie werden nie zufrieden sein. Aber es sind viele Wählerstimmen. Und darum hört die Regierung auf sie ... Anmoderation 1 Querstehende Trecker auf den Transitstraßen, ausländische Eier als Wurfgeschoss und Importgetreide auf den Gleisen: Polens Bauern legten den Verkehr in Warschau mit ihrem Protest gegen den EU-Beitritt immer wieder lahm. Jetzt - 11 Jahren später - sind aus vielen der radikalen Gegnern die größten Profiteure geworden: Die polnischen Landwirte konnten ihre Agrar-Exporte verfünfachen und ihr Einkommen fast verdoppeln. 44,5 Milliarden Euro hat Brüssel und Warschau seit 2004 an die polnischen Bauern überwiesen, doch das Geld landete vor allem auf den Konten der Großen Betriebe, eine Ungleichverteilung, die nicht nur polnischen Bauern zu schaffen macht. Atmo: kurz hoch kommen und als Zäsur stehen lassen Kurz nach dem EU-Beitritt besuchten unsere Autoren schon einmal Drezewo, ein Dorf in West-Pommern. 200 Einwohner, eine Kneipe, ein Krämerladen. Daneben verfallene Stallungen, ein herrschaftliches Gutshaus, dass seine besten Zeiten schon lange hinter sich gelassen hat. Rund um die Ruinen des ehemaligen staatlichen Landwirtschaftsbetriebs war von Aufschwung und Aufbruch nichts zu sehen. Auch nicht bei Pani Ludzilla, die hinter der Kasse ihres kleinen Dorfladens stand: Take 1- Pani Ludzilla "Sehen Sie , hier sind die Zettel, da steht drauf, was die Leute mir schulden. Dieser Zettel ist schon ganz voll geschrieben, es ist nicht so, dass sie immer alles bezahlen können, viele zahlen ihre Schulden erst im nächsten Monat Beitrag 1) Neues aus Drezewo - warten auf den Aufschwung Atmo Holper-Piste nach Drezewo: Sprecher: Der Wagen ächzt über das alte Kopfsteinpflaster. Schnurgerade führt die bucklige Straße zwischen mächtigen Buchen hindurch. Nach Drezewo. Wie damals. Atmo hochziehen Sprecher: Auf einem Feld, rechts, wachsen hunderte Tannenbäume. Eine Plantage für den Weihnachtsmarkt. Das ist neu. In Drezewo. Atmo Türen zu / Anger/Ortskern Sprecher: Mit schlurfendem Schritt kommt ein alter Mann mit Schiebermütze die Dorfstraße entlang, geht vorbei an den alten dreistöckigen Platten-Bauten, die damals für Landarbeiter errichtet wurden. An dem großen Holzkreuz, das inmitten von zwölf alten Bäumen steht. Dahinter leuchtet in kräftigem Orange der alte Dorfladen. Vier große Bierwerbungen prangen auf der schmuddeligen Scheibe. Take 2 poln / ohne Übersetzung 9.03 sklep..... Sprecher rüber: "Der Laden ist seit einem halben Jahr geschlossen", erzählt der 71jährige. Pani Ludzilla hat ihre Wohnung verkauft und ist weggezogen. Die Dorfkneipe gegenüber ist schon länger dicht... take 3 5.12 Hier hat sich nicht viel geändert (hähhä) Sprecher: "Wir leben hier so vor uns hin", sagt er lachend, "es hat sich nicht viel geändert". Obwohl: Das Gemeindehaus, gleich hinter dem Dorfladen, wurde renoviert. Es gibt jetzt einen kleinen Spielplatz. Und auch hinter der alten, roten Backsteinmauer des Gutshofes bewegt sich etwas. take 4 (poln / ohne Übersetzung) Sprecher drüber: : Ein polnisch-deutsches Ehepaar hat den Hof gekauft. Doch Genaueres weiß er nicht. Atmo: Auto auf Sandweg Sprecher: Ein Kleinwagen holpert die Dorfstraße entlang. Der Rentner hebt die Hand zum Gruß, der Wagen stoppt, neugierig kurbelt ein junger Mann die Scheibe herunter. In der rechten Hand hält er eine Bierflasche. Take 5: Auto-Mann / poln. Ohne Übersetzeung Sprecher drüber: "Alles ändert sich hier, es geht voran", sagt der junge Mann. Und nimmt noch einen Schluck. Sein Vater mischt sich ein, zeigt auf die großen Backsteinställe, die zum Gutshof gehören. Auf zwei Gebäuden glänzen neue Dächer. "Geht doch mal rüber, es ist bestimmt jemand auf dem Hof", sagt er. Atmo: Schritte / Gutshof Sprecher: "Teren privatne" - Privatgrundstück, "Betreten verboten" steht auf einem kleinen Schild an der Tor-Einfahrt. Zwischen alten Ställen wühlt sich ein Traktor über den schlammigen großen Hof. Rechts vom Eingangstor zerren zwei Hunde an ihren Ketten, Erntemaschinen parken am Rand, ein gelber Stapler rollt heran. Atmo: 6.60 großer Trecker wühlt sich durch Schlamm Bd. 6'06 ... (Treckertür zu...) Sprecher: Ein kräftiger Mann im ölverschmierten Overall klettert vom Fahrersitz. Er kommt aus Deutschland. Atmo: Deutsche Landwirt Bd. ... sagt nichts... Bd. 10'51 Weiß ich jetzt nicht, was ich da sagen darf... Hund bellt...Bd. 9'48 Leise: Nee, kann ich nicht machen. Wir sind mit drei Gesellschaftern hier. Und ich bin derjenige, der am wenigsten zu sagen hat, hier. Das geht so nicht... Sprecher drüber: : Er arbeitet mit zwei polnischen Kollegen hier, erzählt er. Nein, über die aktuellen Besitzverhältnisse möchte er nichts sagen. Nur so viel: Es sind drei Gesellschafter. Und er ist derjenige, der am wenigsten zu sagen hat. Atmo: Hof: Sprecher: Hydraulik-Öl tropft aus dem Stapler. Mit einer Hand greift der Landwirt zum Lappen. Mit der anderen zum Mobiltelefon. Atmo: Bd. 11'36 bis Bd. 11'42 Hör zu, ich bins, ich hab hier eine Dame stehen, ich gebe dir die Frau mal...also die ist von der Presse... Sprecher: Nein, die Chefin hat jetzt keine Zeit. Ja, es ist ein polnisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt, bestätigt sie am Telefon. Wie viel Land sie bewirtschaften, möchte sie nicht verraten. Nur, dass die Einnahmen aus der Landwirtschaft die Renovierung des Gutshauses finanzieren müssen Atmo: Gemeindehaus / Schritte Sprecher: Vor dem frisch renovierten Gemeindehaus laden drei Arbeiter Stühle und Bänke aus. Piotr mustert neugierig den Wagen mit der Aufschrift Deutschlandfunk, kommt herüber. "Ich habe Landwirtschaft studiert", erzählt der Mittdreißiger auf Deutsch. Jetzt arbeitet er für die Gemeinde. Jeden Sommer aber fährt er nach Deutschland. Geld verdienen. Als Erntehelfer. Drüben auf dem alten Gutshof, war er auch schon: Take 6: Piotr Bd. 2'54 die machen viel Heu oder sowas und verkaufen und auch Stroh und die verkaufen auch nach Stettin für die große - wie das heißt - Energie, weißt du... Sprecher: Über die neuen Besitzer weiß er wenig. Dass ein Deutscher mit dabei ist, stört ihn nicht. Auch wenn viele polnische Landwirte das anders sehen: Take 7: Piotr 15.09 Da gibt es polnische Landwirte die denken, besser das Land gehört zum polnischen Bauern, also sollen die Deutsche kommt und dann kaufen und so weiter... Das ist so. Und das ist ganz große Probleme Sprecher: Vor kurzem haben die Bauern erst wieder in Warschau demonstriert. Gegen den Ausverkauf des Landes, wie sie es nennen. Piotr schüttelt den Kopf. Er freut sich, dass endlich investiert wird. Und nicht nur in Drezewo. Sondern in der ganzen Gemeinde: Take 8: Piotr Bd. 5'42 bisschen weiter von hier, die Straße nach Karnice und dann ist solche Landstraße nach rechts, das ist auch zweiter Investor, auch ganz große, er hat in Deutschland auch Schlachterei usw., aber das ist polnische Firma und die haben jetzt gebaut auch solche Fischfabrik Atmo: 18.55 Abfahrt Transporter... Sprecher: Die Gemeindearbeiter müssen weiter zum nächsten Ort. Neben dem alten Gutshof- Tor stoppt ein Kleinwagen. Ein Mittfünfziger steigt aus, seine Begleiterin bleibt sitzen. Der Mann stapft durchs Unkraut, schiebt einige Äste beiseite, geht in die Knie, lugt durch eine Lücke in der Backsteinmauer: Take 9 poln / ohne Übersetzung Sprecher drüber: : "Ich gucke nicht, ich warte," flüstert er. Etwas genervt. "Nein, nicht auf den Schloßgeist". Es raschelt auf der anderen Seite der Mauer. Eine gelbe Plastiktüte erscheint, wie von Geisterhand bewegt. Eine Wodkaflasche, notdürftig verpackt. Lächelnd greift der Mann zur Tüte. Und geht zurück zum Wagen... Musik Literaturmusik LITERATUR-Anmoderation 1924 erhielt Wladyslaw Reymont den Literaturnobelpreis für seinen Epos "Die Bauern". Einem vierbändigen Sittengemälde des harten Landlebens der damaligen Zeit. In der Novelle "Tod" liegt ein alter Bauer auf dem Sterbebett, während sich seine Familie schon um das Erbe streitet: LITERATUR 1 Die Dyziak-Bäuerin ging hinaus, während die andere sich daran machte, die Stube in Ordnung zu bringen. Sie kratzte den Schmutz von den Dielen, fegte ihn zusammen, streute die Stube mit Asche aus und begann die Töpfe zu waschen und in Reih und Glied aufzustellen. Immer wieder umfasste sie mit einem gehässigen Blick das Bett, spuckte dabei aus, ballte die Fäuste und griff sich in verzweifelter Hilflosigkeit an den Kopf. "15 Morgen Land, die Schweine, drei Kühe, Hausgerät, Kleidung - die Hälfte davon - ganz gewiss - an die 6.000 wären es sicher! Herr du mein Gott!" Und als hätte sie die Erinnerung an eine so große Summe Geldes aufgestachelt, scheuerte sie mit solcher Wut ihr Kochgeschirr, dass es in der ganzen Stube davon widerhallte; sie stellte darauf die Schlüssel mit lautem Gepolter nebeneinander auf ein Bord. "Dass dich!... dass dich!...". Und sie zählte laut weiter auf: "Die Hühner, die Gänse, die Kälber, so viel Hab und Gut! Und alles hat er dieser Metze verschrieben! Dass dich das letzte Elend, dass die die Aaswürmer fressen hinter dem Zaun für das an mir begangene Unrecht, für mein Waisentum!" Sie sprang an das Bett heran, in höchster Wut und mit lautem Geschrei. "Aufstehen!" Und als sie sah, dass der Alte sich nicht rührte, fing sie an über ihm mit den Fäusten zu drohen und auf ihn ein zu kreischen. Anmoderation: Atmo: 849 Brennereien, sechs Weingüter, drei Brauereien - das Amt für landwirtschaftliche Eigentumsfragen, kurz ANR, verwaltet bis heute die Hinterlassenschaften des Sozialismus. Seit 20 Jahren versucht die Behörde das ehemalige Staatseigentum zu privatisieren. Dazu gehörten auch rund 4,5 Millionen Hektar Land. Mehr als die Hälfte ist mittlerweile verkauft, und spülte in den letzten zehn Jahren rund 14 Milliarden Zloty - das entspricht 3,3 Mrd Euro - in die Staatskasse. Seit Jahren aber gibt es allerdings Streit um das Prozedere der Landvergabe. Polnische Bauernverbände befürchten den Ausverkauf an ausländische Investoren, einige sprechen sogar von "Landgrabbing". Beitrag 2: Acker zu verkaufen - die staatliche Agrar-Agentur Atmo: Schritte über Flur, 1.00.47 Agency publikuje ... to jest ... tutai jest informacy.. momentje, , gmine, Sprecher drüber: Im eleganten, grauen Anzug kommt Robert Zborowski über den Flur. Der schlanke Endvierziger bleibt vor einem meterlangen Schaukasten stehen. Sein graumeliertes Haar spiegelt sich in der Scheibe. Ein Dutzend DIN A 4 Bögen hängen hier, eng bedruckt. "Sprzedaz" steht in Spalte vier. Oder "dzierzawa". Zu verkaufen. Oder zu verpachten. Daneben die Gemeinde, die Flächengröße und der Preis. Der Mindestpreis: Take 1 Zborowski poln/Übersetzung 35.42 Die Bodenpreise sind in den letzten Jahren gestiegen, Und wenn man sich das anschaut, 2004 war der Preis 4,200 Zl / ha, nun sind wir bei 25.000 Zlothy. Sprecher: Er verkauft und verpachtet. Der polnische Staat kassiert. Robert Zborovski leitet die staatliche Agrar-Agentur in Szczecin. In der Region Westpommern hat er Schlösser, stillgelegte Fabriken, Wälder und einige Seen im Angebot. Vor allem aber Ackerland. Alles ehemaliger Staatsbesitz. Take 2 Zborowski / poln. Übersetzung 1.10 - 1.45 In West-Pommern waren wir für 800.000 ha verantwortlich. Und wir haben es geschafft 424.00 ha zu verkaufen, 107.000 an private Handelsgesellschaften und 316.000 an private Besitzer... Sprecher: Seit mehr als 20 Jahren läuft das Geschäft mit dem Staatsbesitz, erzählt der Agenturchef. Ein Mitarbeiter, stämmig, in Jeans und großkariertem Hemd, kommt über den Flur, bekommt ein paar knappe Arbeitsanweisungen. Atmo: Mitarbeiter / Flur Sprecher: Zborowski bittet in sein Büro. Ein hoher Raum, altes Parkett, eine antike Standuhr, Nußbaum-Möbel, ein Besprechungstisch. Take 3 Zborowski / poln / Übersetzung 2014 war das Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe. Und die Vereinten Nationen haben betont, dass diese die Grundlage der Agrarwirtschaft sein sollten. Da gibt es negative Beispiele, so wie in Schottland, da wurde alles aufgekauft. Und dann haben sich die Regionen entvölkert. Nun versucht man sie wieder zu besiedeln. Hier in West-Pommern haben wir noch große Flächen, die keinen Besitzer haben. Sprecher: Der Agenturchef wiegt den Kopf. Blickt an die Wand. Dort hängen Gemälde im verschnörkelten Goldrahmen. Kleine Bauernhöfe, im Vordergrund mal eine Obstwiese, mal ein See. Landidylle. Die Kunstwerke zu Zborowskis politischen Auftrag: Laut Gesetz soll die Agentur bäuerliche Strukturen auf dem Land stärken. Polnische Landwirte unterstützen. Und einer exzessiven Konzentration im Landwirtschaftssektor entgegenwirken. Bisher dürfen Ausländer nur mit Sondergenehmigungen Agrar-Land erwerben. Bisher Take 4 Zborwoski poln/ dt. Übersetzung 10.53 - 12.21Im Mai 2016 läuft die 12jährige Schutzzeit aus. Danach kann jeder Agrar-Land kaufen. Aber wie das geschieht, kann von jedem EU-Land selbst geregelt werden. Und nach unseren Regeln verkauft die Agentur zuerst an Bauern, die vor Ort leben. Und sich vergrößern wollen. Also wir hoffen, dass es funktioniert. Und das die Leute das Land dann auch bearbeiten. Und nicht damit spekulieren.. Sprecher: Zborowski greift zur Lesebrille. Retro-Design aus Barcelona. Und breitet vor sich einige eng bedruckte DIN A 4- Blätter aus. Sicher ist sicher. Seit Jahren ist die staatliche Agrar-Agentur in der Defensive. Seinen Vorgänger haben die Bauern aus dem Amt demonstriert. Immer wieder blockieren sie mit ihren Traktoren die Straßen, werfen der Agentur einen Ausverkauf der Ländereien und einen Verrat polnischer Interessen vor. 200.000 Hektar würden mittlerweile von ausländischen Investoren beackert, zitieren sie eine Studie im Auftrag des EU-Parlaments. Im Sommer 2015 wurden die Regelungen für den Landkauf noch einmal verschärft: Take 5 Zborowski(2016) poln / dt. 5.51...Danach soll es extra Ausschreibungen geben für Farmer, die weniger als 300 ha besitzen. Sie müssen mindestens fünf Jahren auf dem Land gelebt haben. Und das Land selber bewirtschaften. Das gilt für zehn Jahre. Diese Regelungen treten am 1. Januar 2016 in Kraft. Sprecher: Kurz bevor ausländische Käufer offiziell mitbieten dürfen. Ob das allerdings den kleineren polnischen Familienbetrieben hilft, da ist sich Zborowski nicht sicher. Bei den hohen Bodenpreisen aber können viele nicht mithalten. Take 7 Zborowski: poln / dt. Übersetzung 41.05 - 42.39. Bei einigen Auktionen, da steigen die Preise richtig an. Und manchmal zweifeln wir selbst, ob die Käufer uns überhaupt bezahlen können... Sprecher: Zwei Wochen nach diesem Gespräch verhaftete die Staatswanwaltschaft knapp ein Dutzend polnische Landwirte in der Region. Der Vorwurf: Bildung einer kriminellen Vereinigung. Die Bauern hätten sich bei Bieterverfahren abgesprochen, um möglichst niedrige Preise zu erzielen. Ein Hinweis, so die Staatsanwaltschaft, kam von Robert Zborowski. Gegen die Festnahmen protestierten umgehend hunderte von Bauern vor der Staatswanwaltschaft. Sie sprachen von "Selbstverteidigung". Und blockierten mal wieder die Straßen. Kurz vor der Wahl eine Steilvorlage für den Vorsitzender der oppositionellen PiS-Partei, Jaroslaw Kaczynski. Take 8 : Kaczynski O-Ton / Übersetzung Sprecher drüber: "Hier sollen polnische Bauern eingeschüchtert werden, damit Ausländer unser Land kaufen können", machte er Stimmung. Eine Woche vor der Wahl hat die polnische Regierung umgehend reagiert. Und suspendierte den Agentur-Direktor vorläufig. MUSIK Anmod. Obst und Gemüse aus ökologischer Landwirtschaft landet nur selten im Topf polnischer Köche, der Anteil von Biolebensmitteln am gesamten Lebensmittelmarkt, liegt in Polens deutlich unter einem Prozent. Die Fläche, auf der ökologische Lebensmittel produziert werden, hat sich dagegen seit dem EU-Beitritt 2004 verfünffacht. Auf mehr als einer halben Million Hektar, das sind rund. vier Prozent der gesamten genutzten landwirtschaftlichen Fläche Polens, wachsen inzwischen Bioäpfel oder ungespritzte Kohlrabi Atmo: kurz hoch kommen lassen und als Zäsur stehen lassen 27.000 Ökolandwirte ackern in Polen - einer von ihnen sitzt 50 Kilometer vor den Toren Poznans. Beitrag 3: Biogemüse vom Backstein-Gut Geräusch-take 1 Take 1 (Wiela) deutscher O-Ton Bd. 59'15 Wir produzieren jetzt verschiedene Gemüse in Dose, wir arbeiten und plötzlich zwei Kontrolle pro Woche - zwei Kontrolle pro Woche - Mensch, das ist nicht zu glauben, aber das ist so... Sprecherin: Jan Wiela schüttelt den Kopf. Dann steuert er auf eines der vielen roten Backsteingebäude zu, die sich um den gepflasterten Gutshof gruppieren. Er geht vorbei an ein paar bunten Plastik-Kisten, die in der Herbstsonne trocknen, und betritt die Großküche. Take 2 (Wiela) deutscher O-Ton Bd. 59'48 Das ist Zertifizierungskontrolle, zweite ist Qualitätskontrolle von Lebensmittel von Poznan. Bis Ende ich weiß nicht, wie diese Amt heißt... Sprecherin: In der weißgekachelten Küche waschen drei Frauen mit Kittelschürzen und Plastikhauben Tomaten in Edelstahlbecken. take 3 (Wiela) Bd. 1'00'06 Pani Maju...Polnisch Sprecherin: Der Chef entschuldigt sich für die Störung. Pani Maria nickt freundlich. Und schrubbt weiter. Tomaten quellen aus grünen Plastikkisten. Dutzende Gläser eingemachte Rote Beete kühlen auf Edelstahltischen. Take 4 (Wiela) deutscher O-Ton 00'35 Hier ist unsere Produktion, Raum für unsere Gemüse und letzte unsere Investition - das ist -ein Ofen für Pasteuriesierung - das ist absolut notwendig für z.B. Rüben, rote Rüben, welche wir jetzt machen in Gläser... Sprecherin: Rote Beete, Tomaten, Gurken, Sellerie, Kohl, Möhren, Äpfel, Johannisbeeren und vieles andere mehr verarbeiten die Frauen in der Küche. Alles in Bio-Qualität. Alles Öko-zertifiziert. Daher auch die vielen Kontrollen. Take 5 (Wiela) deutscher O-Ton Bd. 1'02'06 Und wir nutzen praktisch keine Chemie, nichts, nur Rindermist und Bakterien-Kulturen, das heißt bei uns, das ist Bakterienmischung, welche schützen unsere Gemüse vor verschiedene Krankheiten... Sprecherin: Verkauft wird das frische oder eingemachte Bio-Gemüse in einem Laden im 50 Kilometer entfernten Poznan. Auf Bestellung wird auch bis an die Haustür geliefert. Restaurants und Kindergärten zählt Wiela ebenfalls zu seinen Kunden. Geräusch-take Hof Sprecherin: Vor etwas über zehn Jahren hat Jan Wiela teilweise auf Bio-Anbau umgestellt. Damals lag er nach einer Herzoperation im Krankenhaus, überlegte wie es weitergehen soll. Und entdeckte die gesunde Ernährung für sich. Heute baut er auf 15 Hektar Öko-Gemüse an und setzt auf Agro-Tourismus. Take 6 (Wiela) deutsche Übersetzung 1'30 Bd. 6'57 bis Bd. 8'33 Wir haben hier Übernachtungsmöglichkeiten für 25 Personen. Außerdem gibt es eine Küche und einen Salon mit einem Kamin. Hier finden verschiedene Kurse für Gruppen statt, zum Beispiel gesundes Kochen, Brotbacken, Kochkurse für Kinder, aber auch Unternehmen führen hier Treffen und Fortbildungen durch. Das Gebäude nebenan haben wir mit EU-Geldern renoviert und im vergangenen Jahr eröffnet. Dort präsentieren wir unsere regionalen Produkte, aber man kann auch einen Kaffee trinken, Kuchen, einen Salat oder eine Suppe essen. Sprecherin: Zudem werden 300 Hektar konventionell bewirtschaftet, Getreide, Raps und Mais angebaut. Alles auf Bio umzustellen - das gibt der polnische Markt noch nicht her, fürchtet Jan Wiela. Take 7 (Wiela) deutscher O-Ton Bd. 1'06'45 Dieser Bio-Markt bei uns - das geht nicht so schnell, weil der Markt für diese Produkte zurzeit wird immer größer, aber ist nicht so groß. Geräusch-take Sprecherin: Wiela führt über den fünf Hektar großen, kopfsteingepflasterten Hof. Vorbei an einem Mann, der die Rasenfläche vor der Feldstein-Scheune mäht. Ställe, Speicher, Verwalterhäuser - alle Gebäude sind mehr als 150 Jahre alt und stehen unter Denkmalschutz. 18 Jahre lang hat Wiela das Gut von der Agrar-Agentur gepachtet. Vor fünf Jahren konnte er es endlich kaufen. Take 8 (Wiela) deutsche Übersetzung: Bd. 25'11 bis Bd. 25'54 Es war ein schwieriger und langer Prozess. Die derzeitige finanzielle Situation unserer Firma würde sehr viel besser aussehen, wenn ich es vor 15 Jahren hätte kaufen können, denn seitdem sind die Preise ständig gestiegen. Aber es gab einige Schwierigkeiten, bürokratische Hindernisse, aber auch Neid, würde ich mal formulieren. Aber es ist wie es ist. Ich war nur in der Lage 46 Hektar Land plus dieser Gebäude zu kaufen. Sprecherin: Kürzlich hat er alles weiter verkauft, an seinen Sohn und dessen Frau. Sie besitzen, er berät - das ist jetzt die Arbeitsteilung. Anfang 60, weißer Stoppelschnitt, Designer- Brille, dunkle Lederjacke - Wiela entspricht so gar nicht dem Bild eines Landwirts. Ist er offiziell auch nicht. "Direktor" und "Diplom-Ingenieur" steht auf seiner Visitenkarte. Einfach ist es nicht, den denkmalgeschützten Hof wirtschaftlich zu betreiben. Das Milchvieh hat Wiela schon vor Jahren abgeschafft, weil die Ställe sich nicht modernisieren ließen. Im Frühjahr dann ein erneuter Rückschlag. Jan Wiela deutet auf ein Stallgebäude, von dem nur noch das Mauerwerk übrig ist. Take 9 (Wiela) PL ohne overvoice, drüber sprechen (lauter Rasenmäher drunter) Bd. 56'21 Tutaj na prost... Sprecherin drüber: Im Frühjahr fegte ein Tornado über das Gut, erzählt Wiela. Er zerstörte 1.600 Quadratmeter Dachfläche samt Dachstuhl. Genauso wie Teile der Scheune, in der regelmäßig Hochzeiten und andere große Feste ausgerichtet werden. Take 10 (Wiela) Polnisch ohne overvoice, drüber sprechen Bd. 57'06Kost... Die Zahlungen der Versicherung waren... Sprecherin: Die Versicherung hat gerade so viel gezahlt, dass wir den Schutt beseitigen konnten, sagt Wiela. Die Reparatur hat ein kleines Vermögen verschlungen. Trotzdem - der Landwirt, Bio-Vermarkter und Tourismus-Unternehmer in Personalunion behält die Nerven - Take 11 (Wiela) auf Deutsch: Bd. 1'24'30 Keine Angst. Nein... Meine Frau vom Anfang sie hat große Angst gehabt, aber ich war so optimistisch und ich bin absolut sicher, dass diese Weg, wir haben gewählt, dass ist der richtige Weg. Sprecherin: Und das WIR bezieht Wiela nicht nur auf sich und seine Familie. Sondern auf die Situation in ganz Polen. Take 13 (Wiela) deutsche Übersetzung Ich will nicht zu emphatisch werden, aber ich denke, wir sollten der EU dankbar sein, dass sie uns aufgenommen hat und uns die Subventionen zahlt. Das hat die Sache für viele, viele Landwirte vorangebracht. Natürlich wird es immer Bauern geben, die nie glücklich sind. Aber diese EU-Beihilfen ermöglichte es vielen Landwirten auf eigenen Beinen zu stehen. (...) Die Landwirtschaft ist viel spezialisierter geworden. Es ist die neue, europäische Landwirtschaft, die wir jetzt auch in Polen betreiben. MUSIK LITERATUR-MUSIK LITERATUR Die Antkowa nahm einen Tiegel mit Kohl von der Herdplatte und stellte ihn vor dem Mann auf den Tisch, und nachdem sie eine Scheibe Brot abgeschnitten hatte, reichte sie ihm diese mit dem Löffel zugleich. Der Bauer ass schweigend, als er aber seinen Kohl aufgegessen hatte, knöpfte er den Schafspelz auf, streckte die Beine von sich und sagte: "Wo ist der Alte?" "Wo soll er sein? Im Schweinestall ist er..." Er sah fragend nach ihr hin. "Versteht sich, wird mir hier noch das Bett verliegen und das Bettzeug beschmutzen. Wenn er schon verrecken soll, dann lass ihn da um so schneller verrecken... Hat er mir denn was gegeben, was brauchte er dann hierher zu kommen! Soll ich noch sein Begräbnis bezahlen und ihm zu fressen geben. Wenn er jetzt nicht verreckt, und hart ist er wie ein Hund, dann wird er fressen, dass Gott erbarmen! Nun, wenn er der Julina alles gegeben hat, lass sie an ihn denken, - das geht mich gar nichts an! "Ist nicht mein Vater und betrogen hat er uns, da lass ihn...sieh mal, so' n Spekulant..." Er zog den Zigarettenrauch ein, spuckte in die Mitte der Stube und verstummte. "Wenn er uns nicht betrogen hätte, dann hätten wir... wart einmal... fünf haben wir, und siebeneinhalb... macht... fünf... sieben..." "Zwölfeinhalb. Das habe ich schon längst ausgerechnet, wir hätten ein Pferd halten können und drei Kühe...Ah, Hundeschweiss... so'n Aas!" Er spukte wütend aus. Anmod: "Kein Agrarland in Ausländerhand" -das war das Motto dieses Jahres- zu lesen auf unzähligen Bannern polnischen Bauern. Bei den vielen Protestkundgebungen ging es nicht nur um den Preisverfall von Schweinefleisch und Milch, die nach Ansicht der Landwirte von der Regierung finanziert werden sollen, sondern vor allem um die Boden-Spekulanten jenseits der Oder. Denn 2016 laufen die Übergangsfristen für die osteuropäischen Staaten aus, die 2004 der EU beigetreten sind. Ab Januar des nächsten Jahres greifen dann auch in Polen die EU-Richtlinien, die einen freien Kapitalverkehr und damit auch den Landerwerb für ausländische Investoren ermöglichen. Atmo: kurz hoch kommen lassen und als Zäsur stehen lasse Einer der Anführer der Bauern-Proteste lebt in Tychowo, einem kleinen Dorf in der Wojwodschaft Westpommern. In dieser Region befand bzw. befindet sich noch sehr viel Land in staatlichem Besitz. Vor dem 2. Weltkrieg gehörten die meisten Äcker und Weiden deutschen Großgrundbesitzern, nach Kriegsende wurden sie zu riesigen polnischen Staatsgütern zusammengelegt, zu sogenannten. PGRs. Nach der Wende wurden auch sie wieder aufgelöst und das Land verkauft oder verpachtet: Beitrag 4) Der Bauernführer und die Strohmänner Geräusch-take 1 5.09 Irena Kosmal telefoniert, dobra, dobra, dobra Sprecherin: Irena Kosmal legt den Putzlappen bei Seite, wischt die Hände an ihrer beigen Schürze ab, greift zum Mobiltelefon und tippt die Nummer ihres Mannes. Geräusch-take 2 Bd. 8'51 // Telefoniert mit Mann... Hunde bellen, Unterhaltung Sprecherin: Irena Kosmal legt auf und nickt den Besuchern zu: Ihr Mann wird gleich hier sein. Sie bittet, auf einer der Holzbänke im Hof Platz zu nehmen. Die Mit-Fünfzigerin deutet auf eine unverputzte Betontreppe, die nach oben führt, in das riesige, neu errichtete Spitzdach. Der Blick fällt auf ungedämmte Dachschrägen und leere Fensteröffnungen. Das Obergeschoss des Hauses ist eine einzige Baustelle... Geräusch-take 3 17.09 Frau erzählt, Hunde bellen Sprecherin: Der Umbau soll Platz schaffen für die Kinder, erzählt Irena Kosmal. Drei der fünf leben auf dem Hof und auch Enkel sind schon da. Geräusch-take 4 20.00 fährt vor, Autotür klappt "Dobre" (unter Unterhaltung) Sprecherin: Ein silberner Passat rollt vor. Edward Kosmal, ein bulliger 60jähriger mit Schnäuzer, stemmt sich hinterm Steuer hervor und grüßt knapp. Sein grau-gestreifter Arbeitspulli spannt stramm über dem Bauch, die Jeans ist dreckverschmiert, die nackten Füße stecken in ausgelatschten Halbschuhen. Kosmal kommt gerade vom Maishäckseln. Die Ernte liefert er nach Deutschland. An die Biogasanlage in Penkun, gleich hinter der Grenze. Ein gutes Geschäft für den Landwirt Kosmal. Andere grenzüberschreitende Geschäfte kritisiert er scharf. Als Vorsitzender des "Protestkomitees der Bauern". Take 1 (Kosmal) PL ohne Overvoice Manchmal kann man 20 Kilometer fahren und man passiert nur Ackerland, das ausländischen Unternehmen gehört. Sprecherin drüber: Manchmal fahre man 20 Kilometer und passiere nur Ackerland, das ausländischen Unternehmen gehöre, brummt Edward Kosmal. Schon 500 Meter hinter seinem Hof gehe es los. take 2 (Kosmal) PL deutsche Übersetzung 180 Hektar hat die Firma und drei Kilometer weiter die Straße hinunter gibt es eine andere Firma, die mehrere Tochterfirmen hat. Dort gibt es diesen Strohmann, der Land aufkauft für deutsches Geld. Er kauft es von Privatleuten oder von der Agentur, von jedem und er zahlt mehr als das Land wert ist. Sprecherin: Die Agrar-Agentur, die im Auftrag des Staates ehemaliges PGR-Land veräußert, frage nie, woher die Käufer das Geld haben, kritisiert Kosmal. Sie stelle nur sicher, dass die Dokumente formal in Ordnung seien. Und auch die Regelung, wonach bestimmte Flächen nur von polnischen Landwirten erworben werden dürfen, greife nicht. Take 3 (Kosmal) PL deutsche Übersetzung 0'26 Denn diese Strohmänner erfüllen auch diese Bedingungen, weil in Polen jeder, der nur einen Hektar Land besitzt und in die Sozialversicherungsanstalt für Landwirte einzahlt, als Bauer gilt. Und der kann bis zu 300 Hektar Land kaufen. Unternehmen können bis zu 500 Hektar kaufen. Und die Pacht ist quasi ohne Beschränkungen. Geräusch-take 4 Ruft etwas in Richtung seiner Frau/Tochter...Hundegebell... Moment... Sprecherin: Edward Kosmal schüttelt den massigen Schädel, ruft etwas in Richtung seiner Frau und bittet die Besucher dann ins Haus Geräusch-take 5 drinnen in der Küche, Hunde draußen bellen Geräusch-take 6 21.20 "Keine Problem", keine Problem.... Sprecherin: In der frisch renovierten Wohnküche fischt Edward Kosmal ein paar Hausschuhe aus einer Holzkiste. Dann zieht der 60jährige drei Zeitschriften aus einem Stapel hervor und bittet am großen Esstisch Platz zu nehmen. Die Einbauküche dahinter glänzt neu, Geschirrspüler, Backofen - alles Markengeräte deutscher Hersteller. Dazu ein riesiger Flachbildschirm. Kosmal blättert in den Zeitschriften, sie sind das Sprachrohr des Protestkomitees. "Unser Boden" heißt der Titel. Darunter Fotos von Kundgebungen und Protesten, weißroten Fahnen und Solidarnosc-Bannern. Und immer wieder Edward Kosmal im dunklen Anzug, mal mit Mikrofon, mal mit Megafon in der Hand. Geräusch-take Frau Kuzmar: To jest duze proteste... (...)erzählt... Grünes Städtchen... Sprecherin drüber: Kosmal schlägt die Juni-Ausgabe auf, deutet auf ein Foto: "Grünes Städtchen" nannten die Bauern ihr Protestcamp.129 Tage lang harrten sie Tag und Nacht in Warschau im Regierungsviertel aus. Bis Ende Juli. Wieder einmal ging es um den Ausverkauf Polens an ausländische Investoren. Und um die Beschränkungen für den Erwerb von Ackerland, die im Mai 2016 fallen. Take 4 (Kosmal) PL deutsche Übersetzung In Prsyszice haben wir ein Unternehmen, das hat 50 Tochtergesellschaften. Und sie alle betreiben Landwirtschaft hier in der Region. Da unser Gesetz voller Lücken ist, können sich die ausländischen Investoren durchsetzen. Hier in der Wojwodschaft Westpommern sind jetzt 200.000 Hektar offiziell an Unternehmen mit fremdem Kapital verkauft worden. Dazu kommt noch die Pacht, ich schätze ungefähr die Hälfte des Landes hier ist in fremden Händen. Junge polnische Bauern können sich die Landwirtschaft hier nicht leisten. Also müssen sie ins Ausland gehen, um dort zu arbeiten. Sprecherin: Edward Kosmal rattert die Fakten mit monotoner Stimme herunter. Während dessen spielen seine Hände mit der Fernbedienung des Flachbildschirms. Ihn treibt nicht nur der Landverkauf um, sondern auch die ökonomische Lage vieler Familienbetriebe oder generell gesprochen: Der Strukturwandel in der polnischen Landwirtschaft. Take 5 (Kosmal) PLdeutsche Übersetzung 1'38 Bd. ca. 16'30+++ Bei der Milchproduktion, wo es jetzt keine Quote mehr gibt, auf dem schlechten Boden haben die Bauern gelernt sehr gute Milch zu produzieren. Nun sind Preise um 60 Prozent gesunken, damit rentiert sich die Produktion nicht mehr. Viele Landwirte sind fast Peite gegangen. Die großen Handelsketten, sie kaufen und verteilen die Güter, sie diktieren die Preise, die polnischen Landwirte liefern nur das Rohmaterial... Sprecherin: Zerrieben zwischen ausländischen Supermarkt-Ketten und Agrar-Riesen - Edward Kosmal sieht schwarz für die Zukunft der bäuerlichen Familienbetriebe in Polen. Und sorgt sich auch um den eigenen Hof. Take 6 (Kosmal) PL deutsche Übersetzung 1'32 30.00 Obwohl ich auf meinen 200 Hektar gute Erträge erziele und moderne Technik einsetze: Je mehr ich produziere, desto weniger habe ich über. Das ist das Problem. Obwohl ich drei moderne Traktoren habe, Erntemaschinen, eine ganze Kartoffelernte-Linie, ich bewirtschafte 100 Hektar Kartoffeln, in die Produktionslinie habe ich fast eine Million Euro investiert. Ich habe wirklich Angst vor der Zukunft, denn Jahr für Jahr mache ich kein Plus. Sprecherin: Edwar Kosmal blickt auf die Uhr. Er hat noch einen Termin in Stettin. Der 60jährige will sich registrieren lassen. Als Kandidat der rechtskonservatiben PiS, für die Wahlen zum polnischen Senat. Wenige Wochen später steht fest: Kosmal hat es nicht in die zweite Kammer es polnischen Parlaments geschafft. Er wird trotzdem weiterkämpfen - für die bäuerlichen Familienbetriebe und gegen die industrielle Agrarwirtschaft. Geräusch-take Bd. 0'06 Autotür zu Motor starten und der Passat rollt vom Hof... Hunde bellen weiter bis Bd. 0'42 MUSIK Anmoderation 2012 bekamen Landwirte, die mehr als 429 Hektar gepachtet hatten, Post von der Agraragentur. Die Pächter wurden aufgefordert, ein Drittel ihrer Flächen vorzeitig an den Staat zurückzugeben. Dafür sollten sie später eine Art Vorkaufsrecht für die verbliebenen Flächen bekommen. 150.000 Hektar Acker-Land wollte die staatliche Agrar-Agentur so mobilisieren. Um sie anschließend wieder an kleinere Landwirte zu verkaufen. Eine Art verordnete Umverteilung bei der allerdings nicht alle Landwirte mitmachen wollten. Beitrag 5: Ein Ire will weiterackern... Atmo: Albert rangiert 14.23 Albert gibt Gas... rangiert. Packt 2 x 2 Säcke a 500 kg (Makrospeed optima / Caldena) Säcke Dünger mit der Liftfork, rangiert zum wartenden Traktor, Kollege macht Schnitt von unten, 16.15 dann rieselt es Sprecher: Albert setzt den Traktor kurz zurück, packt mit der Forke vier große Säcke, jeder 500 kg schwer und rangiert dann zum Anhänger. Obenauf wartet sein polnischer Mitarbeiter, ein Messer in der Hand. Vier schnelle Schnitte und zwei Tonnen Kalk rauschen in den Anhänger. Albert setzt zurück, holt die nächsten Säcke. Maja Kosciewicz steht einige Meter entfernt, unter dem Scheunendach, beobachtet lächelnd den 65jährigen bei der Arbeit: Take 1 (ohne Übersetzung) 2.01 this year Albert was working 24 hours a day. So we didn´t need any help Sprecher drüber: Dieses Jahr hat er 24 Stunden am Tag gearbeitet, sagt Maja kopfschüttelnd. Seit sechs Jahren sind die junge Polin und der Ire ein Team. Der Landwirt aus der Nähe von Belfast und die Betriebswirtin aus Pommern. Maja geht ein paar Meter weiter, da lagert ein Teil der Ernte: Take 2: Maja (engl/Übersetzung) 3.16 Thats peas... ....love with their animals.. Übersetzung: Das sind Erbsen. Die können wir auch als Nahrungsmittel verkaufen. Und nicht nur als Tierfutter. Aber wir beliefern hauptsächlich die Tauben-Züchter. Das ist der beste Markt. Tauben-Züchter lieben einfach ihre Tiere... Sprecher: 1.000 Tonnen Erbsen ernten sie jedes Jahr. Dann auch noch Raps, und Getreide. Alles auf 800 Hektar. Albert klettert vom Trecker, ein kleiner drahtiger Mann mit kräftigem Händedruck. "Redet lieber mit Maja", grantelt er zur Begrüßung, "die spricht besser Englisch als ich. Ich bin doch Ire". Er grinst und wischt sich die rauen Hände an der staubigen Jeans ab. Vor knapp 15 Jahren kam Albert Miller nach Polen. Take 3 Albert / Übersetzung 0.05 The polish wouldn´t let me lease.... ... That was very interestoing.. Übersetzung: Die Polen wollten mir erst nichts verpachten. Mein Name war schuld: Miller - so hieß auch ihr Ministerpräsident. Dann mußte ich ihnen auch noch beweisen , dass ich kein Deutscher bin, sondern Ire. Das war schon sehr interessant Sprecher: Darüber kann er sich heute noch amüsieren. Albert leiht sich in Irland eine Million Pfund bei der Bank, pachtet in Polen 800 Hektar Land, investiert in Geräte und Maschinen. Atmo: Schritte / Büro Sprecher: Albert und Maja bitten ins Büro in einem umgebauten Stall. Als der Landwirt die Flächen übernahm, waren sie 10 Jahre nicht bewirtschaftet, erinnert sich Albert. Take 4 Albert / Übersetzung 12.02 First year we had three ton... .... wanted to kick me out again,,, Übersetzung: Im ersten Jahr konnten wir drei Tonnen pro Hektar ernten. Heute schaffen wir bis zu zehn Tonnen. Das ist mehr als doppelt so viel. Man muss sich um den Boden kümmern, man muss ihn pflegen. Das haben wir gemacht. Und dann kommt die polnische Regierung und will einen rausschmeißen. Sprecher: Albert verschränkt die Arme vor der Brust. Das ist das 2. Kapitel der irisch- polnischen Geschichte. Albert gegen die Agrar-Agentur. Atmo Messblätter Sprecher: Im Büro hängen große Messblätter übereinander an der Wand. Eine Anbauchronologie. Wieviel, Dünger, welches Saatgut, welche Pflanzenschutzmittel, welche Ernte, auf welcher Fläche - das System hat Maja eingeführt, die Betriebswirtin. Doch im Jahr 2012 gerät diese Kalkulation ins Wanken. Albert Milller bekommt einen Brief von der Agrar-Agentur Atmo Schublade Take 5 Maja (PL ohne Übersetzung) 35.41 It was just a proposal of changing the lease agreement. Here it says 145 ha, 30 percent oft he surface... Sprecher: Albert verdreht die Augen. Er erinnert sich, dass damals die polnischen Bauern mal wieder demonstrieren. Die oppositionelle PIS-Partei vor einem Ausverkauf des Landes warnt. Die Regierung kommt den Landwirten entgegen. Die Pächter von großen Flächen bekommen Post von der Agrar-Agentur. Wer freiwillig dreißig Prozent seines Pacht-Landes abgibt, darf die restlichen 70 Prozent kaufen. Manche nennen das ein Angebot. Andere Erpressung. Albert besteht auf der Einhaltung seines Vertrags. Der Landwirt möchte einfach so weiterarbeiten wie bisher. Take 6 Maja (Übersetzung) 37.06 At the first moment... And they said: No, your offer is gone... Übersetzung: Zuerst haben wir nicht zugestimmt. Aber als wir dann merkten, wie ernst die Lage wurde, dass keiner außer uns Widerstand leistete, dann haben wir gesagt: "Ok, vielleicht stimmen wir doch zu." Und dann sagte die Agentur: "Nein, dafür ist es zu spät" Sprecher: Seitdem gehen Briefe hin und her. Albert wäre bereit einzulenken. Doch die Agentur stellt sich stur. Fünf Jahre läuft sein Pachtvertrag noch. Danach ist unklar, wie es weitergeht. Take 7: Albert (ohne Übersetzung) 51 Persent Strohmann Sprecher drüber: Natürlich, sagt Albert, könnte ich das Ganze über einen Strohmann kaufen, einem polnischen Partner 51 Prozent des Unternehmens übertragen. Aber Nein, das ist nichts für ihn, das ist Gezocke, sagt er. Take 8 Albert 25.47 I am not giving up. I will fight... I could stay. Übersetzung: Ich gebe nicht auf. Ich werde weiter kämpfen. Ich habe akzeptiert, dass ich vielleicht eines Tages gehen muss. Aber wenn ich gewinne, dann kann ich bleiben. Sprecher: Und so lange wird er weiterackern. Maja steht lächelnd im Hintergrund. Die Mittdreißigerin bewundert die Hartnäckigkeit. Und den Kampfeswillen. "Er ist ein guter Mann", sagt sie als Albert aus der Tür ist. Über viele polnische Landwirte mag sie das nicht sagen. Take 9 Maja / Übersetzung 28.30 It is hard to make a polish farmer ever happy... cares about them, Übersetzung: Es ist schwierig einen polnischen Bauern jemals glücklich zu machen. Sie haben so große Möglichkeiten, etwas zu entwickeln, zu investieren. Und was machen sie: Sie protestieren. Sie werden nie zufrieden sein. Aber es sind viele Wählerstimmen. Und darum hört ihnen die Regierung zu... LITERATUR-MUSIK LITERATUR Aus der Behausung der Tomeks schlugen Totenfeiergesänge und lautes Stimmengewirr an ihr Ohr, als sie vorüberkamen. "Diese Heiden! Diese Diebe! Wartet nur! Ich werd' euch meine fünf Morgen eintränken; und dann wird ich zehn haben, nichts könnt ihr mir tun! Hundegesindel! Aha, seht ihr? Arbeiten werde ich, schuften werde ich, aber kriegen tue ich sie, ich werde sie haben; wir schaffen es Mutter, nicht wahr?" Er hämmerte mit der Faust gegen seine Brust und ließ die schnapstrüben Augen rollen. So redete er noch eine Weile weiter, kaum aber hatten sie das Haus betreten, als ihn die Frau nach dem Bett schleppte, wo er wie tot niederfiel, aber er schlief noch immer nicht, denn mit einemmal, begann er zu gröhlen: "Ignatz!" Der Junge trat heran, jedoch mit Vorsicht, damit ihn nicht zufällig der väterliche Fuß erreichen konnte. "Ignatz! Du Hundeaas, Ignatz! Ein Hof-Bauer wirst du sein, kein Lump!" schrie er und schlug mit der Faust gegen das Bett. Anmod Beitragsfreie Rente, günstige Krankenversicherung und geringe Steuern - all das hält den polnischen Bauern auf seiner Scholle, auch wenn sie sehr klein ist. Rund die Hälfte der Höfe hat weniger als fünf Hektar Land, die durchschnittliche Betriebsgröße lag im Jahr 2014 bei rund 10 Hektar. Diese kleinen Höfe können sich gegen die industriell produzierende Betriebe immer schlechter behaupten. Experten gehen deshalb davon aus, dass bis zum Jahr 2020 rund 370.000 dieser Höfe aufgegeben werden. Atmo hochziehn Stanislaw Pszczola ist Bauer in der dritten Generation, sein kleiner Betrieb liegt in der Wojwodschaft Großpolen, umgeben von Mais-Feldern: Beitrag 6: Dauernde Tragödie - ein polnischer Kleinbauer take 1 (Pszczola) ohne overvoice Pusta, wszystko jest pusta... leer, sie stehen leer... Sprecherin: "Leer, alles ist leer", sagt Stanislaw Pszczola (spricht: Pschtschowa) und zieht die alte Stalltür auf... Geräusch-take 2 Schritte kurz Stalltür auf... Alles...sagt etwas... pfeift kurz... Sprecherin: Spinnenweben hängen von der Decke. Darunter leere Buchten mit rostigen Metallgittern. Hier und da blättert der Kalkputz. In einem Verschlag ganz hinten drängen sich gut zwei Dutzend Entenküken. Bauer Pszczola greift in einen Sack, zieht eine Schaufel Getreideschrot heraus und lässt es in eine Metallschüssel rieseln. Früher hat der Bauer hier Schweine gemästet. 250 Tiere pro Jahr. Take 2 (Pszczola) ohne overvoice Man kann große Ställe haben, aber die Schweinezucht lohnt einfach nicht. Sprecherin: "Man kann große Ställe haben", sagt der drahtige 56jährige, "aber die Schweinezucht lohnt sich einfach nicht mehr". 2003 hat er die Kühe abgeschafft, vier Jahre später dann die Schweine. Der Kleinbauer konnte mit den Billigpreisen der großen Mäster aus dem Westen einfach nicht mehr mithalten. Take 3 (Pszczola) deutsche Übersetzung: Bd. 7'11 bis Bd. 7'23 Es lohnt sich einfach nicht mehr. Früher hatte jeder hier im Dorf Kühe und Schweine, aber heute kann man die an den Fingern einer Hand abzählen. Geräusch-take 3 Bd. 36'02 Stalltür zu.... Schritte... tam prost... Sprecherin: Der 56jährige zuckt mit den Schultern, schließt die Stalltür und stapft in seinen Arbeitsschuhen über den akurat gepflasterten und sauber gefegten Hof in Richtung Scheune. Hier lagert er seinen Weizen - in der Hoffnung, dass der Preis steigt. Pszczola baut Getreide an, Raps, Mais und Zuckerrüben. Die liefert er ans Nordzucker-Werk in Opalenica Take 4 (Pszczola) Bd. 42'54 bis Bd. 43'03 Die Zuckerrüben-Ernte ist schlecht in diesem Jahr. Die Rüben sind zu trocken. Und der Preis ist nicht wirklich gut und es gibt keine Subventionen. Sprecherin: Stanislaw Pszczola fährt sich mit der Hand durch die kurzen grauen Haare. Seine Augen liegen tief in den Höhlen, die Wangen sind eingefallen. Der Bauer sieht abgekämpft aus, wirkt aber nicht verbittert. Ganz nüchtern analysiert er seine Situation. Take 5 (Pszczola) ohne overvoice Es war einige Zeit besser, gleich nach dem EU-Beitritt... Sprecherin: Nach dem EU-Beitritt ging es uns gut, erinnert sich Pszczola, aber die letzten fünf Jahre waren für ihn eine Tragödie... Take 6 (Pszczola) deutsche Übersetzung Es lohnt sich einfach nicht mehr. Die Preise für Saatgut, Dünger usw. steigen ständig, aber die Preise für das, was ich anbaue, sind nicht entsprechend gestiegen. Es lohnt sich schlicht nicht, plus: Es gibt viel zusätzliche Arbeit: Der ganze Papierkram, Schulungen usw. Geräusch-take 4 Bd. 36'05 Schritte übern Hof kurz... Bd. 36'17 Scheunentor aufmachen... Sprecherin: Stanislaw Pszczola zieht das Scheunentor auf und gibt den Blick frei auf einen olivgrünen Mähdrescher. Vor sieben Jahren hat er ihn gekauft. Gebraucht natürlich, für umgerechnet rund 30.000 Euro. Und bar auf die Hand bezahlt, wie der Bauer betont. Die über 20 Jahre alte Maschine aus Deutschland ist sein ganzer Stolz. Da lässt er niemanden dran. Take 7 (Pszczola) ohne overvoice To jest mechanik... Service jest drogi... Wszystko... Ich bin mein eigener Mechaniker... Sprecherin drüber: Ich bin mein eigener Mechaniker, ich mache alles selbst. Denn der Service ist teuer, sagt Pszczola und deutet auf seine ölverschmierte Jeans. Er bewirtschaftet rund 40 Hektar Ackerland. 25 gehören ihm, 15 hat er gepachtet. Den Hof vergrößern, Fläche zukaufen - Pszczola zwinkert freundlich und schüttelt energisch den Kopf: Take 8 (Pszczola) deutsche Übersetzung Wollen und Können sind zwei Paar Schuhe. Selbst wenn ich wollte - hier gibt es kein Land zu kaufen, außerdem sind die Preise dermaßen in die Höhe geklettert. Der Preis für einen Hektar Land beträgt jetzt zwischen 60.000 und 100.000 Zloty und ich kann nur rund 2.000 Zloty pro Hektar Gewinn machen, sie können sich also ausrechnen, wie viele Jahre es dauert bis sich ein solcher Kauf rentieren würde. Geräusch-take 5 (Pszczola) Bd. 17'29 Erzählt was ... geht durch Durchgang... Hund bellt... links um die Ecke... bis Bd. 17'51 Sprecherin: Der Bauer bittet die Besucher in den Garten. Um eine Marienstatue herum wachsen Möhren, Kohlköpfe, Kürbisse. Dazwischen stehen leuchtend orangene Studentenblumen und altrosa Sonnenhüte, umrahmt von Apfel-, Pflaumen- und Birnenbäumen. Hinter einem Maschendraht-Zaun scharren Hühner. "Das hier ist das Reich meiner Frau", sagt der Landwirt schmunzelnd. Und alles hier dient der Selbstversorgung. Geräusch-take 6 Hühner leise gackern... bißl Wind... bis Bd. 33'44 Auto fährt vorbei... Take 9 (Pszczola) deutsche Übersetzung Ich habe nichts von der EU bekommen. Beim ersten Programm habe ich zu lange gezögert und beim nächsten Programm waren meine Arme zu kurz. Ich hatte nicht genug Eigenkapital. Und Schlange zu stehen und Papiere zu unterschreiben - daran ist man nicht gewöhnt und man weiß nicht richtig, wie man das macht. Sprecherin: Er habe den Beitritt Polens zur EU nie unterstützt, sagt Pszczola freundlich. Die EU ergäbe nur Sinn, wenn sie fair sei. Wenn alle gleich behandelt würden. Aber das sei nicht so: Take 10 (Pszczola) deutsche Übersetzung Die Leute, die wussten wie man es anstellt, haben ein Programm nach dem anderen in Anspruch genommen. Haben für ihre Kinder und Enkel mit beantragt und haben viel genommen. Ursprünglich hieß es, jeder Bauer würde in den ersten fünf Jahren von den Programmen profitieren, aber irgendwie ist es nicht dazu gekommen. Und Verlierer blieben Verlierer. Sprecherin: Stanislaw Pszczola sagt das mit einem Lachen. Obwohl der Bauer weiß: Vor ihm und seinem Hof, den er in der dritten Generation bewirtschaftet, liegt eine ungewisse Zukunft. Take 11 (Pszczola) deutsche Übersetzung Ich muss einfach weiter machen. Ich habe keinen Nachfolger, mein Sohn arbeitet in einer anderen Branche. Und unsere "geliebte" Regierung hat das Rentenalter angehoben, ich bin jetzt 56 Jahre und muss bis 67 arbeiten. Und das in der Landwirtschaft! Ich weiß nicht einmal, ob und wie ich das schaffe. Also, ich habe keine Ahnung, wo das noch alles hinführt. Doch wer weiß schon, was sein Schicksal ist. (lacht) MUSIK Abmoderation: Zwischen Bio-Anbau und Boden-Spekulation - Polens Landwirtschaft ein Jahrzehnt nach dem EU-Beitritt Mit Reportagen von Ernst Ludwig von Aster und Anja Schrum Die Literaturauszüge las Adam Nuemm. Redaktion und Moderation: Britta Fecke. 2