COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Von Daniel Guthmann CALL ME BURROUGHS Die Erben des amerikanischen Beat-Poeten und Medienkritikers Feature fürs DeutschlandRadio Kultur, ca. 54 min Redaktion: Dorothea Westphal 3 Sprecher Sprecher A: Erzähler Sprecher B: Stimme Burroughs bei O-Ton-Übersetzungen und Zitaten Zitator: Spricht alle Zitate, die nicht von Burroughs stammen Manuskript O-Ton 1 (Lesung Burroughs) xxx (0?50) Sprecher B Dieser Text, der im HARPER?s Magazine veröffentlicht wurde, war eine Antwort auf die Frage: ?Wann haben Sie es aufgegeben, Präsident werden zu wollen?? Diese eindringliche Frage wurde auch an Ronald Reagan gerichtet, der damals Gouverneur von Kalifornien war und seine Antwort steht direkt hinter meiner. Ich kann also mit Sicherheit sagen, dass der Text, den Sie gleich hören werden, vom Präsidenten der Vereinigten Staaten gelesen wurde, er kam nicht drum herum. ? ?Wann ich aufhörte Präsident sein zu wollen?, ist eine von diesen Klugscheißerfragen ? wann hört man auf, sich in aller Öffentlichkeit zu entblößen? O-Ton 1 (freistehend) President? Not me, i don?t have the qualifications!!! (Gelächter und tosender Applaus der Zuschauer) Musik 1 (Ambient) Zitator (aus: Brion Gysin) William verfügt über einen geradezu bohrenden Verstand und ein enormes Konzentrationsvermögen. Wenn er sich auf etwas konzentriert, brennt er ein Loch hinein wie jemand, der Sonnenlicht mit Hilfe eines Brennglases bündelt. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ätzend. O-Ton 2 (Lesung Burroughs) My political ambitions... (0?42) Sprecher B Meine politischen Ambitionen waren etwas bescheidener und unauffälliger. Es gab eine Zeit, da strebte ich das Amt des Abwasser-Inspizienten von St. Louis County an ? 300 Dollar im Monat, verbunden mit der Gewissheit, dass man seine dreckigen Pfoten tief in einen Schmiergeldfonds stecken konnte ? und zu diesem Zweck nahm ich teil an einem Softball-Spiel, bei dem solche Sinekuren an würdige und vom Glück begünstigte Bewerber vergeben wurden. Jeder brachte als Eröffnung unweigerlich den Spruch an: ?Also ich bin der alte Soundso, bewerbe mich um das und das Amt und würde mich freuen, wenn Sie etwas für mich tun könnten? O-Ton 2 (freistehend) and if you could do anything for me, I?ll appreciate? (intensives Lachen einer Frau im Zuschauerraum noch stehen lassen) Musik 1 O-Ton 3 (Weissner) Cool ist gar kein Ausdruck. Ich würde sagen, er war furchterregend, er war abschreckend. In dem Moment, wo ich die Tür aufmachte, ging das Flurlicht aus und er hatte so eine schwarze Hornbrille auf und sah aus wie ein stellvertretender Sparkassenfilialleiter, dem sie gerade 20 Jahre wegen fortgesetzten Kindesmissbrauchs aufgebrummt haben. Und dann noch diese knarzende Stimme dazu! (0?27) O-Ton 4 (Lesung Burroughs) xxx (0?45) Sprecher B In meinen jungenhaften Träumen, beflügelt von dieser berauschenden Atmosphäre sowie drei Pfefferminzcocktails, sah ich mich bereits im Besitz des begehrten Postens, der vorsah, dass ich mich zweimal die Woche pro forma im Alten Gerichtsgebäude blicken ließ, um einige Akten abzuzeichnen... und wenn ich schon mal da bin, kann ich ja den Sheriff gleich um einiges Marihuana anhauen, dass er beschlagnahmt hat... - und dann auf einen Kaffee ins Court House Café auf der anderen Straßenseite, in Gesellschaft einiger weiterer stinkfauler, nichtsnutziger Drecksäcke in ähnlichen Positionen und wir suhlen uns in Korruption wie vollgefressene Alligatoren! O-Ton 4 (weiter, freistehend) ?and we roll in corruption like compended alligators Musik 1 O-Ton 5 (Ploog) Der Mann war absolut kontrolliert, absolut souverän und vor allem sehr exakt. Es gibt einige Punkte in diesem Interview, im Commissioner of Sewers, wo er mich ganz deutlich verbessert mit gewissen Ausdrücken und Worten, die ich da verwende und wo er sagt: SO NICHT, so geht das gar nicht, das muss man anders formulieren! (0?21) Ansage CALL ME BURROUGHS Atmo (aus ?Commissioner of Sewers?, Thanksgiving Prayer) Sprecher A Mit einer Fülle von eindrucksvollen Bildern und Musikeinblendungen dokumentiert der Film ?Commissioner of Sewers?, ?Gesandter des Abschaums? von Klaus Maeck die letzte Lesung von William S. Burroughs in Europa. Sie hatte im Jahre 1986 im Berliner Kino Filmkunst 66 stattgefunden. Um den sagenumwobenen amerikanischen Schriftsteller kennen zu lernen, lässt sich kaum ein geeigneteres Dokument denken als dieser einzigartige und kunstvolle Film. Denn Burroughs war ein Meister des gesprochenen Worts und manche seiner Texte kommen erst in der Performance in ihrer vollen Kraft zur Geltung. O-Ton 6 (Uwe Husslein) Wer Burroughs einmal gehört hat, gar nicht mal live, sondern es reicht schon ein ganz normales Tondokument, wird diesen nasalen, sehr markanten Ton aus dem mittleren Westen der USA sicherlich nie vergessen (0?16) Musik 2 (Ausschnitt aus zerkratzter ?Call me Burroughs? ? Schallplatte) Sprecher A Als William Burroughs zwanzig Jahre zuvor, im April 1965, seine erste öffentliche Lesung gab, war er bereits über 50 Jahre alt. Zu dem begeisterten Publikum in New York gehörten viele Vertreter der künstlerischen Avantgarde wie Andy Warhol und Larry Rivers. Im Sommer desselben Jahres brachte Burroughs in Paris seine erste Lese-Schallplatte mit dem Titel ?Call me Burroughs? heraus. Zu diesem Zeitpunkt konnte freilich noch kaum jemand ahnen, dass die eigentümliche Stimme, die da einige Auszüge aus den Romanen ?Naked Lunch? und ?Nova Express? zum Besten gab, später Kult werden und viele Musiker zu Kompositionen inspirieren würde. Musik 3 O-Ton 7 (Uwe Husslein) Burroughs war immer eines der Lieblingskinder für viele Leute, die Kulturprojekte gemacht haben, sage ich mal und das waren halt längst nicht nur andere Literaten, sondern auch Musiker, gerade gegen Ende seines Lebens hat er ja mit den unterschiedlichsten Leuten zusammengearbeitet, von Laurie Anderson bis Kurt Cobain, da gibt es eine sehr lange Liste. (0?20) Sprecher A Uwe Husslein ist Gründer des Dokumentationszentrums für Popkultur in Köln. Er hat große Burroughs-Festivals in Deutschland auf die Beine gestellt. Neben umfangreichen Retrospektiven liegt für ihn ein besonderer Schwerpunkt auf den Einflüssen, die Burroughs seit den 60er Jahren auf immer neue Generationen der internationalen Popkultur, Beat-Literatur und der multimedialen Künste ausgeübt hat. O-Ton 8 (Husslein) Das Thema Burroughs zu präsentieren, ist sicher nicht das leichteste. Einerseits hat es damit etwas zu tun, dass es grundsätzlich schwer ist, so etwas wie Literaturausstellungen zu machen. Das andere ist vor allem, dass Burroughs eigentlich nie richtig publikumswirksam war, im Sinne eines massenkompatiblen Schriftstellers. Er war eher so ein Schriftsteller für andere Schriftsteller und vielleicht noch mehr für andere Musiker und für andere Leute, die sich irgendwelchen subkulturellen Milieus zugehörig fühlten. (0?32) Musik 4 Zitator William Burroughs war nicht nur einer der frühesten Theoretiker der Rebellionen der 60er Jahre, der Underground- und Gegenkultur, der Jugend-, Rock- und Drogenbewegung, sondern Burroughs ist auch einer der bedeutendsten Medienkünstler und Medientheoretiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als solcher ist sein Einfluss allerdings auf paradoxe Weise ebenso unübersehbar wie unsichtbar. Sprecher A Mit dieser Einschätzung berührt Peter Weibel, Leiter des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe, einen wesentlichen Punkt. Nicht umsonst war einer der Spitznamen für Burroughs ?El Hombre Invisible?, der unsichtbare Mann. In Kontrast zu dem immer noch hohen Bekanntheitsgrad seines Namens, insbesondere als Kultfigur für Schwule und Junkies, sind sowohl die innovativen Arbeitsmethoden, die Burroughs in den 60er Jahren entwickelt hat als auch die radikalen medien- und gesellschaftskritischen Inhalte seiner Schriften heute nur noch vergleichsweise wenig bekannt. Eine Wiederentdeckung von Burroughs Stimme als Zivilisationskritiker lohnt sich, denn sie hat nichts an Aktualität eingebüßt. Musik 5 Sprecher B Hört, ihr Aufsichtsräte, Syndikate und Regierungen der Erde. Und ihr Mächte und Drahtzieher schmieriger Geschäfte, die in irgendwelchen Latrinen getätigt werden und euch etwas sichern sollen, was euch nicht zusteht. Geschäfte, in denen ihr für alle Zeiten den Boden unter den Füßen der noch Ungeborenen verschachert ? Ihr zahlt jetzt alles zurück...ALLES...damit es jeder sehen kann. (Musik langsam runter) O-Ton 9 (Weissner) Meine erste Begegnung mit ihm war im Juni 1966, da kam eines Tages ein Telegramm aus Paris: ankomme, dann und dann, 8 Uhr abends, Heidelberg, Hauptbahnhof. (0?16) Sprecher A Der Übersetzer und Literaturagent Carl Weissner gehört in Deutschland zu den Männern der ersten Stunde, wenn es um Beat-Literatur und insbesondere um Burroughs geht. Bereits in den frühen 60er Jahren begann Weissner, Texte der amerikanischen Beats ins Deutsche zu übertragen und eigene englischsprachige Texte in amerikanischen Literaturzeitschriften zu veröffentlichen. Auf Reisen in die Vereinigten Staaten knüpfte er persönliche Kontakte, die schließlich auch zu der ersten Begegnung mit William Burroughs führten. O-Ton 10 (Weissner) Sehr ungewöhnlich, dass ein Autor, der immerhin schon ein Werk der Weltliteratur verfasst hat, bei einem namenlosen Studenten der Anglistik in Heidelberg mal vorbeischaut, nur mal so aus Interesse, auch nicht aus sexuellem Interesse, sondern in Sachen Arbeit. Wir gingen also am Neckar entlang, das Tonband lief mit und haben gearbeitet. Und daraus entwickelte sich eine Freundschaft, die dann später dazu geführt hat, dass ich zu dem Kreis von Kollaborateuren gehört habe, die regelmäßig Texte mit ihm gemeinsam verfriemelt und weiterentwickelt haben und auf dem Weg habe ich dann auch Jürgen Ploog kennen gelernt. (0?40) Sprecher A Neben dem früh verstorbenen Rolf-Dieter Brinkmann ist Jürgen Ploog der wichtigste deutsche Schriftsteller, der unmittelbar von Burroughs beeinflusst worden ist. Im Jahr 1969 veröffentlichte Ploog in Frankfurt mit ?Coca-Cola Hinterland? das erste deutschsprachige Buch, in dem die von Burroughs geprägte Cut-Up Technik zur Anwendung kam. Gemeinsam mit Carl Weissner und Jörg Fauser rief er wenig später die Literaturzeitschrift ?GASOLIN 23? ins Leben. Darin fanden Texte von amerikanischen und deutschen Beat-Autoren ein einzigartiges und von dem Grafiker Walter Hartmann einfallsreich gestaltetes Forum. O-Ton 11 (Ploog) Die 60er Jahre ? eine Aufbruchszeit! Und aus meiner Biographie geht, glaube ich, hervor, dass nun die Zeit des Aufbruchs für mich auf jeden Fall kommen musste und genau da passte. Bis dahin war alles: Suchen, Informieren, Ausprobieren, Experimentieren ? aber nun musste ja mal der Aufstieg zum Himalaya beginnen. Und dazu lieferten die Beats ein gutes Rüstzeug, um zu sagen: jetzt, mit diesem Rüstzeug beginnen wir den Berg zu besteigen. (0?29) Musik 6 (Jack Kerouac mit Piano Begleitung) Sprecher A Im Dreigestirn der Urväter der amerikanischen Beat-Generation mit Allen Ginsberg und Jack Kerouac ist Burroughs mit Abstand der Älteste. Als Harvard-Absolvent ist er umfassend gebildet... O-Ton 12 (Weissner)Die mussten hunderte von Shakespeare Versen auswendig lernen... Burroughs konnte stundenlang Shakespeare-Verse im Original zitieren ... (0?12) Sprecher A ... und durch eine längeren Europaaufenthalt bereits mit der großen weiten Welt in Berührung gekommen. Als sich die Drei Mitte der 40er Jahre in New York kennen lernen, ist Burroughs in mancher Beziehung ein Vorbild und Lehrmeister für seine beiden Freunde. Musik (kurz hoch) Sprecher A Das Gefühl, zu den Außenseitern und Rebellen der Gesellschaft zu gehören, das für die Beats eine so zentrale Bedeutung hat, ist in William Burroughs schon früh entstanden. Bereits als Jugendlicher wird er sich seiner homosexuellen Neigung bewusst. O-Ton 13 (Carl Weissner) Er erwähnt eine Geschichte, die er als Junge geschrieben hat und die er ?Die Autobiographie eines Wolfes? genannt hat, ?the autobiography of a wolf?, und er erwähnt, wie sich die Lehrer oder sonstige Erwachsene darüber lustig gemacht haben. ?Du meinst wohl die BIOGRAPHIE eines Wolfes?? Nein, er schrieb in der Ich-Form über den Wolf und der Wolf hat sich einen Wolfsgespielen gesucht und die lagen da oft eng umschlungen in der Höhle; das war den Erwachsenen schon ... hat die misstrauisch gemacht. (0?31) Sprecher A In der konservativen Atmosphäre seines wohlhabenden Elternhauses im Bundesstaat Kansas, im mittleren Westen der USA der 20er und 30er Jahre wird Homosexualität als eine schwere seelische Krankheit angesehen, die umgehend intensiver psychiatrischer Behandlung bedarf. Nicht viel anders ist es Allen Ginsberg ergangen, mit dem Burroughs lebenslang eine tiefe Freundschaft verbinden wird, die anfangs auch eine Liebesbeziehung gewesen ist. Es ist vor allem Ginsberg, der bereits in den 40er Jahren beginnt, sich in Prosagedichten die von der Gesellschaft aufgedrängten Schuldgefühle und Komplexe von der Seele zu schreiben. O-Ton 14 (Ploog) Für Paul Bowles, auch homosexuell, war es vollkommen klar, dass man Homosexualität nicht erwähnt, dass das Tabu ist und daran hat er sich im Grunde bis zum Schluss seines Lebens gehalten. Die Beats kamen und sagten, wieso, was ist los, ich bin schwul, wo ist das Problem? Das war ja ein Schock für den Paul und seine Frau, die konnten das gar nicht fassen. Also die Beats haben ganz eindeutig eine andere Politik eingeschlagen, um zu sagen: alles auf den Tisch. (0?33) Sprecher A Dazu gehört auch der selbstbewusste und experimentierfreudige Umgang mit Rauschmitteln verschiedenster Art. Burroughs ist in dieser Beziehung besonders anfällig und wird ab dem Jahr 1946 schwer opiatabhängig. Um den Stoff zu besorgen, ist er zeitweise selbst als Dealer und Kleinkrimineller tätig. Als es mal schief geht, sieht er sich gezwungen, nach Mexiko zu fliehen. Mit dabei ist Joan, eine junge Frau, die er geheiratet hat, weil sie ungeplant ein Kind von ihm bekommen hatte. Musik 7 Sprecher A Während seine Beatnik-Freunde, allen voran Jack Kerouac bereits hoch inspiriert drauf losschreiben und innerhalb kurzer Zeit Werke produzieren, die später Weltruhm erlangen, leidet Burroughs noch bis Anfang der 50er Jahre unter Schreibängsten und Schreibblockaden. O-Ton 15 (Weissner) Er hatte nicht die Vorstellung, als Schriftsteller seinen Lebensunterhalt zu verdienen und es bedurfte dann erst des guten Zuredens von Ginsberg und dem Entschluss, seine Erlebnisse in Südamerika in ausführlichen Briefen an Ginsberg, an einen Adressaten zu formulieren, die ihm bewusst gemacht haben, dass er eigentlich ein enormes Talent zum Schreiben hat. Und erst daraufhin, nachdem er diese Sicherheit gewonnen hat, hat er sich hingesetzt, auf Ginsbergs Betreiben und hat ?Junkie? geschrieben, in Mexico-City. (0?32) Musik 8 Sprecher B (aus ?Junkie?) Seit ich mir jeden Tag einen Schuss setzte, oft auch mehrere am Tag, trank ich nicht mehr und ging auch abends nicht mehr aus. Wer auf Junk ist, der trinkt nicht. Anscheinend absorbiert der Körper keinen Alkohol mehr, sobald er eine gewisse Menge Junk in seinen Zellen hat. Der Alkohol liegt einem im Magen, man fühlt sich unwohl, dann wird einem schlecht, dann schwindelig, der Kick bleibt aus. Junk wäre wohl eine sichere Kur für Alkoholiker. Ich nahm jetzt auch kein Bad mehr. Wer auf Junk ist, kann aus irgendeinem Grund kein Wasser auf der Haut vertragen und Junkies machen deshalb um die Badewanne einen großen Bogen. Sprecher A Burroughs erster Roman ist ein ebenso souveräner wie schonungsloser autobiographischer Bericht aus der Perspektive eines Heroinsüchtigen. Präzise und sachlich beschreibt er die Sucht, aber auch die Verlogenheit der amerikanischen Drogenpolitik und die zum Teil absurden oder erniedrigenden Entziehungsmethoden in staatlichen Kliniken. Sprecher B (aus ?Junkie?) Der Doktor nickte. Psychopathische Persönlichkeit. Er stand auf. Plötzlich verzog er sein Gesicht zu einem Lächeln, das anscheinend Verständnis suggerieren und meine inneren Widerstände abbauen sollte. Das Lächeln entgleiste und verwandelte sein Gesicht in eine wahnwitzige lüsterne Fratze. Er beugte sich vor, bis seine Fratze dicht vor meinem Gesicht hing. ?Ist Ihr Geschlechtsleben zufrieden stellend??, fragte er. ?Haben Sie und Ihre Frau befriedigende sexuelle Beziehungen?? ?Ja sicher?, sagte ich. ?Wenn ich nicht auf Junk bin.? Er richtete sich wieder auf. Meine Antwort ging ihm völlig gegen den Strich. ?Na schön, wir sehen uns ja noch.? Er errötete und drückte sich linkisch aus der Tür. Sprecher A Als ?Junkie? im Jahr 1953 erstmals veröffentlicht wird, ist das nur im Taschenbuch-Doppelpack mit den Memoiren eines amerikanischen Drogenfahnders möglich. Dennoch gehen innerhalb weniger Monate mehr als 100.000 Exemplare über den Ladentisch. Musik 9 Sprecher A Ungeachtet dieses Erfolgs wird der mehrjährige Aufenthalt in Mexico-City im Zeichen der Sucht Burroughs in traumatischer Erinnerung bleiben. Im September 1951 schießt der unbeirrbare Waffennarr - im Vollrausch - bei einem missglückten Wilhelm-Tell-Spiel seiner ebenfalls schwer drogensüchtigen Frau aus Versehen eine Kugel in den Kopf. Sie ist sofort tot. Ein ebenso grotesker wie tragischer Unfall, der zwar so gut wie keine juristischen Folgen für Burroughs haben, der ihn aber bis an sein Lebensende verfolgen wird. O-Ton 16 (Lesung Burroughs) xxx (0?38) Sprecher B Ich erinnere mich, dass mich bei einem Interview mal ein Reporter fragte: ?Mr. Burroughs, gibt es irgendetwas in Ihrem Leben, das sie bedauern? Etwas, das Sie anders machen würden, wenn Sie es noch einmal tun könnten?? Ich habe ihn nur mit offenem Mund angesehen. Meine Güte! Also, ich kann von Glück sagen, wenn ich einen Tag hinter mich bringe, ohne etwas zu bedauern, das ich falsch gemacht habe. Und was größere Ereignisse betrifft, da gibt es Fehler, die zu monströs sind, um mit Reue seine Zeit zu vertun oder sie zu verniedlichen. Musik 10 Sprecher A Im Jahre 1953 begibt sich William Burroughs auf eine Forschungsreise nach Südamerika. O-Ton 17 (Weissner) Es war einer der entscheidenden Momente in seinem Leben, am Anfang seiner Karriere als Schriftsteller. Er hatte ?Junkie? schon geschrieben und war dann im Quellgebiet des Amazonas auf der Suche nach einer Rauschdroge der Indios, die hieß Yage oder XY. Die Indianer nutzten das, um ihre hellseherischen Fähigkeiten zu verstärken und das ist es, was ihn interessiert hat, eine halluzinogene Droge, die in der Natur vorkommt und die nicht süchtig macht. (0?34) Musik 10 (weiter) Sprecher A In einem seiner unzähligen Briefe an Allen Ginsberg beschreibt Burroughs die Visionen, die Yage in ihm ausgelöst hat. Sprecher B (Brief an Allen Ginsberg) Lieber Allen, gestern trank ich den Rest der Mixtur und habe dabei folgendes erlebt: Yage ist eine Reise durch Raum und Zeit, das Zimmer zittert und vibriert wie ein Flugkörper. Durch Deinen Körper filtern nacheinander Blut und Erbmasse vieler Rassen, Neger, Polynesier, Mongolen aus den Bergen, Nomaden aus der Wüste, das Völkergemisch aus dem Nahen Osten, Indianer, neue Rassen, in ihrer Zusammensetzung noch unvorstellbar, noch nirgends im Ansatz zu erkennen, ganze Völkerwanderungen, unglaubliche Tracks durch Wüsten und Dschungel und Gebirge ? Stasis und Tod in rundum eingeschlossenen Bergtälern, wo Pflanzen aus Genitalien sprießen und in den Körpern der Bewohner riesige Asseln heranwachsen, die schließlich die menschliche Hülle durchbrechen. (...) Die City, eine Riesenstadt aus zahllosen Versatzstücken, in der sämtliche menschliche Potentiale wie auf einem endlosen schweigenden Markt ausgebreitet sind. O-Ton 18 (Weissner) So geht das seitenweise weiter und zusammengenommen hat er bei diesem einzigen Trip sein Schreibprogramm für die nächsten 10 bis 15 Jahre aus diesem kleinen Becher mit Gebräu bezogen. Ich finde, das ist eine Ratio, die sich sehen lassen kann. (0?21) Musik 11 (Tanger, steht 15 sec) Sprecher A Angeregt durch die Romane von Paul Bowles, verlässt Burroughs im Jahr 1954 den amerikanischen, von der Mc Carthy-Doktrin verseuchten Kontinent, um nach Tanger zu gehen. Die marokkanische Stadt, damals international und Freihandelszone, ist in den 50er Jahren ein Geheimtipp für unangepasste Schriftsteller und Künstler aus Europa und den USA. O-Ton 19 (Weissner) Es war natürlich nicht mehr so idyllisch wie das Piratennest, das es früher einmal gewesen ist, aber das Exotische und die Tatsache, dass Marihuana im Café geraucht wurde, dass man mit seinem Lieblingsboy eng umschlungen durch die Straßen schlendern konnte, ohne dass jemand etwas dabei findet, alle solche Sachen waren attraktiv. (0?24) Sprecher A In den rund fünf Jahren, die Burroughs überwiegend in Tanger verbringt, ist er außerordentlich produktiv. Insbesondere, nachdem er sich durch eine Kur in London von seiner Opiatsucht befreien kann. Die unzähligen Manuskriptseiten, die er schreibt, und die Figuren, die dabei entstehen, bilden nicht nur die Grundlage für seinen berühmten Roman ?Naked Lunch?, sondern auch noch für einige seiner späteren Bücher. Wie ein Besessener muss Burroughs in Tanger seine Schreibmaschine traktiert haben. In seinen Erinnerungen schreibt Paul Bowles: Musik 12 Zitator (Bowles) Er hauste in einem feuchten kleinen Raum des Hotels Villa Muniriya, den man nur durch den Garten erreichen konnte. Eine Wand war von den Einschlägen seiner Zielübungen zernarbt, eine andere war tapeziert mit Schnappschüssen von seinem Aufenthalt im Quellgebiet des Amazonas. In jener Zeit nahm er nur Kif, Majoun, eine Haschischkonfitüre und Alkohol zu sich ? allerdings in beachtlichen Mengen. Auf dem Tisch und darunter, auf dem Fußboden herrschte ein chaotisches Durcheinander, doch es bestand ausschließlich aus Manuskriptseiten seines Romans ?Naked Lunch?, an dem er ständig arbeitete. Sprecher A Für Burroughs ist das Schreiben auch eine Selbsttherapie. Er schreibt ohne Selbstzensur und rücksichtslos alle Phantasien auf, die ihm durch den Kopf rauschen, so schrecklich sie zum Teil auch sein mögen. Das Material, das dabei entsteht, ist allerdings schwer zu ordnen und in Buchform zu bringen: besteht es doch aus einer Unmenge von oft surrealistischen Szenen unterschiedlicher Länge, die nur lose oder gar nicht miteinander verbunden sind. In Anlehnung an das Vaudeville-Theater und an die Tradition der ?Stand-Up Comedians? nennt Burroughs diese sketchartigen Szenen ?Routines?. O-Ton 20 (Ploog) Sie nehmen eine Szene und spielen die auch mit lebenden Personen, also Freunden, spielen die nach und übertreiben die und spielen die immer wieder und dann nimmt die eine Eigendynamik an. Bei den Routines war es vor allem grotesk bis lustig, also im höchsten Maße schwarzer Humor kam da heraus. Ich erinnere nur an diese Sache mit der Titanic, die immer wieder passagenhaft vorkommt, wo der erste Offizier in Frauenkleider sich anzieht und als erster ins Rettungsboot hineinspringt... (0?36) Sprecher A Eine der berühmtesten Figuren aus Naked Lunch ist der kompromisslose Arzt Dr. Benway. Er wird auch in späteren Büchern von Burroughs immer wieder mal sein Unwesen treiben. O-Ton 21 (Lesung Burroughs) xxx (2?20) Sprecher B Eine von den Toiletten ist jetzt schon geschlagene drei Stunden lang abgeschlossen. Ich glaube, die wird als Operationsraum benutzt. (Schwester):?Ich kann ihren Puls nicht finden, Doktor?. (Dr. Benway): ?Herzstillstand, verdammt!? Er sieht sich um und nimmt einen von diesen Gummistampfern mit dem Stiel dran, wie man sie für verstopfte Klos benutzt. Er schiebt die Patientin zur Seite. ?Machen Sie einen Einschnitt, Dr. Limp. Ich werde das Herz massieren.? Dr. Limp zuckt mit den Achseln und beginnt mit dem Einschnitt. Dr. Benway wäscht die Saugglocke, indem er sie in der Kloschüssel schwenkt. Schwester: ?Müsste sie nicht sterilisiert werden, Doktor?? ?Höchst wahrscheinlich, aber dazu ist keine Zeit.? Er sitzt auf der umgedrehten Saugglocke wie auf einem Jägerstuhl und beobachtet, wie sein Assistent den Einschnitt macht. ?Ihr jungen Schlaumeier könntet nicht einmal mehr einen Pickel aufschneiden ohne elektrisches Vibrationsskalpell mit automatischer Abflusskanüle und Wundnaht. Das ganze Geschick in der Chirurgie geht flöten, die ganze Fingerfertigkeit und das gekonnte Improvisieren. Habe ich Euch jemals von der Zeit erzählt, als ich einen Blinddarm mit einer rostigen Sardinenbüchse herausoperierte? Und einmal saß ich schön in der Tinte, hatte wirklich kein einziges Instrument und entfernte einen Gebärmuttertumor mit meinen bloßen Zähnen.? Dr. Benway zwängt den Gummistampfer in den Einschnitt und beginnt zu pumpen. Blut bespritzt die Ärzte, die Schwestern und die Wand. Der Stampfer macht ein grauenhaft schmatzendes Geräusch. (Schwester): ?Ich glaube, es ist aus mit ihr, Doktor!? (Dr. Benway): ?Na ja, das muss man in Kauf nehmen?. Er geht zu einem Arzneischrank und öffnet ihn. ?Irgend so ein verdammter Rauschgiftsüchtiger hat mein Kokain mit Desinfektionsmitteln verschnitten. Schwester, schicken Sie den Jungen los, damit er ein neues Rezept besorgt, aber Tempo!? Musik 13 Sprecher A Nachdem ihm mit ?Naked Lunch? ein Akt der Selbstbefreiung gelungen ist, kommt William Burroughs in den 60er Jahren richtig in Fahrt. In diesen ?europäischen Jahren?, die er anfangs in Paris, dann vor allem in London verbringt, wird sein Denken analytischer, präziser, radikaler, während sein Schreiben - zum Leidwesen seiner Verleger - immer experimenteller wird. Wichtige Anregungen erhält Burroughs durch die langjährige Freundschaft mit dem Maler Brion Gysin. Gemeinsam entwickeln sie im Jahr 1959 im legendären Pariser Beathotel im Quartier Latin die Methode des Cut-Up. O-Ton 22 (Burroughs)xxx (0?22) Sprecher B Nicht ich habe Cut-Up erfunden, das war Brion Gysins Idee; es ist eigentlich die Idee eines Malers, die Techniken der Malerei auf die Sprache anzuwenden. Das ist die Montagetechnik, die in der Malerei eigentlich ein alter Hut war. O-Ton 23 (Weissner) Die beschreiben das als reinen Zufall, dass Gysin eine Zeitung untergelegt hatte unter einen Karton, wo er sich einen Passepartout zurechtgeschnitten hat und dann die Zeitung, die dabei in Streifen gefallen ist, wieder versucht hat zu komplettieren, aber von verschiedenen Zeitungsstreifen da einen Streifen und dort einen Streifen zusammengeklebt und das jetzt also als intakte Zeitungsseite gelesen. (0?25) Musik 14 Sprecher A Das Cut-Up Verfahren ist zunächst eine literarische Arbeitsmethode zur Schöpfung von ungewöhnlichen Sprachbildern. Analog zum Collageprinzip der modernen Kunst werden Satzteile aus verschiedenen Textsegmenten neu aneinandergefügt. So entstehen überraschende Zusammenhänge, die der Schreiber entweder wortwörtlich übernimmt oder als Inspirationsquelle nutzt. O-Ton 24 (Ploog) Die erste Phase ist, dass ich sehr an den Wörtern, die hier stehen, klebe. Und dadurch kommen natürlich jetzt seltsame, zum Teil witzige Kombinationen zustande. In der weiteren Phase sind das nur Anregungen, die zu ganz eigenen Bildern im Kopf führen, denn diese Methode verändert natürlich auch die Bewusstseinslage des Schreibers und hier wird einfach ein Prozess in Gang gesetzt, der endlos ist und der alle Möglichkeiten hat. (0?33) O-Ton 25 (Burroughs) xxx (0?25) Sprecher B Ein Künstler macht den Leuten Dinge bewusst, die sie wissen, ohne zu wissen, dass sie sie wissen. Das heißt, die Cut-Up Methode kommt im Grunde den tatsächlichen Fakten der Wahrnehmung viel näher. Sobald man zum Fenster herausschaut, sich im Zimmer umsieht, eine Straße entlanggeht, erlebt das Bewusstsein eine Schnittfolge von Zufallsfaktoren. O-Ton (Burroughs, freistehend) Life is a cut- up! O-Ton 26 (Collage mit Musik: Wondratschek/ Fauser/ Ploog) (1?15) (Ploog) Ja, Regeln müssen erkannt werden, aber, um sie zu erkennen, müssen sie erst gebrochen werden. Ja, Brüche müssen geregelt werden, aber um sie zu regeln, müssen sie erst erkannt werden (Wondratschek) Die Realitätserfassung zu machen, ist unmöglich. Es ist ein Strauß von Facetten, was wir in jeder Sekunde an Informationen aufnehmen Wir hören einen Ton, wir spüren einen Wind auf der Haut, wir lesen eine Leuchtschrift, Gedanken reden mit mir (Ploog) Ja, man muss Brüche erkenne, aber um sie zu erkennen, müssen sie erst geregelt werden (Fauser) All die vollkommenen Augenblicke ... Vollkommene Augenblicke sind Augenblicke vollkommener Illusion Sprecher A Carl Weissner und Jürgen Ploog gehörten zu den Ersten in Deutschland, die mit Cut-Up experimentierten. Das machte sie zu bevorzugten Ansprechpartnern für andere junge Autoren und Künstler, die sich für die avantgardistische Methode des Amerikaners interessierten. Treffpunkt war Anfang der 70er Jahre meist die Wohnung von Jürgen Ploog in Frankfurt. Zu den Dichtern, die sich in loser Verbindung um die Literaturzeitschrift GASOLIN 23 gruppierten, gehörten mit Jörg Fauser und Wolf Wondratschek zwei Schriftsteller, deren Arbeiten später einem größeren Publikum bekannt wurden. Musik 15 Sprecher A In seinem autobiographischen Roman ?Rohstoff? beschreibt Fauser, wie es ihm mit Cut-Up gelang, seinen Erfahrungen als Heroinsüchtiger angemessen Ausdruck zu verleihen. Zitator (Rohstoff) Ich war Anfänger. Alles, was bisher geschrieben worden war, zählte nicht. Der traditionelle Roman war für das, was ich beschreiben wollte, einfach untauglich. Sucht zerstört Individualität, also über Bord mit individuellen Figuren, und die lineare Story gleich hinterher. Und da wir schon dabei sind: der klassische Satzaufbau, Subjekt, Prädikat, Objekt, damit lässt sich nicht beschreiben, wenn das Opiat die grauen Zellen sprengt. O-Ton 27 (Wondratschek) Was geht vor im Bewusstsein von Menschen? Die müssen nicht Schriftsteller sein! Es geht Cut-Up vor. Es geht laufend Cut-Up vor, laufend stoßen diese Atome von Wahrnehmung gegeneinander, umeinander und es sind eine Vielzahl von Erinnerungen, von Gedanken, was mich bedrückt, was war gestern, was war im Schlaf, was wird sein, was ist hier, was soll sein ... also alles ist Cut-Up, nun kann man sein Mikroskop darauf wenden und sagen: das ist ein Einstieg in eine Wahrnehmungsform, wie als wenn man das Innere eines Fliegenauges sezieren würde (0?42) Sprecher A Ebenso wie Fauser hat Wolf Wondratschek in seiner Frankfurter Zeit intensiv mit Cut-Up experimentiert. O-Ton 28 (Wondratschek) Die ?letzte Nacht in Mailand? ist ein Cut aus den Rosenthal Schöps und einem Brief, den ich dann geschnitten habe. Und dann saß ich wirklich da, wie wahrscheinlich im Beat-Hotel, in der Minute der Erfindung... also auch immer wieder die Seiten verschoben und von Orgelklängen beatmet, saß man da und hat eine wirklich schöpferische Arbeit gemacht. Und das sage ich fast wie eine Reminiszenz, denn so leicht und unvoreingenommen schreibe ich heute nicht mehr. (0?35) Musik 16 Sprecher A Während Cut-Up für Wondratschek und Fauser eine zeitlich begrenzte Experimentierphase gewesen ist, die wie ein Durchlauferhitzer für ihre späteren Werke gewirkt hat, ist Jürgen Ploog ein Hardliner der Sache geblieben. Finanziell abgesichert durch seinen ehemaligen Beruf als Pilot, hat er die radikale Poetik des Cut-Up bis heute in vielen Veröffentlichungen kontinuierlich weiter entwickelt. O-Ton 29 (Ploog / Lesung aus ?Cola Hinterland?) Erinnern wir uns ... erinnern wir uns, dass wir auf einer Insel zunehmender Entropie, dass wir zwischen Inseln leben ... der Überrest einer großen Anzahl von Schemata, die nicht überlebt haben. Schiffbrüchige auf einem zum Untergang bestimmten Planeten. Haben wir schon verloren? Endgültige Worte bewegen sich durch Zeit und Raum. Erinnern wir uns in stickigen Hinterzimmern, dass wir schiffbrüchige nackte Kinder, frierend, der Überrest einer ?madre? im grellen Licht des Tages, von unwillkürlichen Ergüssen geschüttelt, auf einem fremden Planeten mitten im weißen Lärm unzähliger Transistorradios nicht überlebt haben... (0?48) Sprecher A In unverhüllter Anlehnung an Burroughs bedeutet Cut-Up für Jürgen Ploog weit mehr als das reine Verfahren zur Textherstellung. Für ihn steht im Vordergrund, dass es eine Methode zur Befreiung von vorgefassten Sprach- und Denkschemata ist. Was, laut Ploog, auch in einigen alltäglichen Situationen durchaus aufschlussreich sein kann... O-Ton 30 (Ploog) Sie kriegen, sage ich mal, einen Liebesbrief. In dem steht nun viel drin, wie geht?s Dir, ich freue mich, Dich zu sehen und so weiter ... wenn Sie den zerschneiden, dann erfahren Sie die Wahrheit, was in dem Brief wirklich drinsteht, das ist das Geheimnis von Cut-Up... und das ist ein ganz entscheidender Punkt, nämlich das Entblößen des assoziativen Umfelds, in dem Sprache normalerweise genannt wird. Da gibt es bestimmte Wörter, auf die jeder gut oder positiv reagiert. Die Politiker arbeiten mit diesen Dingern, die Medien arbeiten mit diesen Wörtern, ständig und pausenlos, das ist wie ein Signal, das hebt man hoch, dann reagieren alle so und so. Und Cut-Up ... deswegen ist das ein subversiver Ansatz, um die Sprache von dieser Verkleisterung zu befreien. (0?52) Musik 17 Sprecher A Die Beschäftigung mit der Cut-Up-Methode ist für Burroughs der Ausgangspunkt für ein umfassendes Nachdenken über das Medium Sprache. Auch wenn er weit davon entfernt ist, ein systematisch denkender Philosoph zu sein, sind seine experimentellen Bücher der 60er Jahre von ?Soft Machine? über ?Nova Express? bis hin zu dem Traktat ?Die elektronische Revolution? gespickt mit sprachtheoretischen und medienkritischen Gedanken. Wobei Medienkritik und Gesellschaftskritik bei Burroughs untrennbar miteinander verbunden sind. Peter Weibel schreibt: Zitator (Weibel) Ähnlich wie der blinde griechische Seher Teiresias ist es ein drogensüchtiger, homosexueller Dichter, der uns die Apokalypsen des 20. Jahrhunderts vor Augen führt. Eine der Apokalypsen ist die Invasion der Medien in die Realität, denn die Medien sind für Burroughs die eigentlichen Kommandozentralen der Macht. Für Burroughs sind die Medien die Extensionen des Staates und der Instanzen der Macht auf Kosten der Bürger. (...) Das Thema aller seiner Bücher ist Kampf gegen die Kontrolle: ?Words are the principal agents of control. No control machine can operate without words? Musik 18 (Language is a virus) Sprecher A Dass Burroughs die menschliche Sprache mit einem Virus vergleicht, der von Außerirdischen auf unseren Planeten geschickt wurde, um seine zerstörerische Wirkung zu entfalten, ist eine seiner bekanntesten und doch zugleich wenig verstandenen Mythologien. In seinem Traktat ?Die elektronische Revolution? schreibt Burroughs: Sprecher B Meine Theorie ist, dass das geschriebene Wort ein Virus war, der als Auslöser für das gesprochene Wort fungiert hat. Als Virus ist es jedoch nicht erkannt worden, weil es mit dem Wirtsorganismus eine stabile Symbiose eingegangen ist. Der Virus ist eine Zeitbombe, möglicherweise ein Programm zur Ausrottung der Menschheit. O-Ton 31 (Ploog) Die erste Frage ist: was ist eigentlich Wort? Was ist ein Wort? Ist das schon irgendwo klar gemacht worden? Man benützt Wörter, aber hat sich schon einmal jemand gefragt ? ich mein, ich frage es dauernd ? ist das Allgemeingut, sich zu fragen: was ist eigentlich ein Wort in seiner Wirkung? (0?20) Musik 19 Sprecher B (Burroughs) Das Wort ist jetzt ein Virus. Das Grippevirus mag einst eine gesunde Lungenzelle gewesen sein. Heute ist es ein parasitärer Organismus, der in die Lungen eindringt und ihnen Schaden zufügt. Das Wort mag einst eine gesunde Nervenzelle gewesen sein. Heute ist es ein parasitärer Organismus, der ins Zentralnervensystem eindringt und ihm Schaden zufügt. Der moderne Mensch hat die Möglichkeit verloren, Stille zu wählen. Versuchen Sie, subvokales Sprechen anzuhalten. Versuchen Sie, auch nur 10 Sekunden innerer Stille zu erreichen. Sie werden einem resistenten Organismus begegnen, der Sie zum sprechen nötigt. Dieser Organismus ist das Wort? Sprecher A Burroughs These, die Sprache sei ein Virus aus dem All, scheint auf den ersten Blick eines der Science-Fiction-Elemente seiner Bücher zu sein. In den 70er Jahren jedoch stellte der Nobelpreisträger Sir Francis Crick tatsächlich eine spekulativ-wissenschaftliche Theorie über eine außerirdische Herkunft der Sprache auf, die erstaunliche Parallelen aufweist. Aber Burroughs hat seine Idee vom Sprachvirus weniger als eine wissenschaftliche Hypothese verstanden, sondern vielmehr als eine Allegorie. O-Ton 32 (Weissner) Das ist ein Erklärungsversuch dafür, dass Sprache verantwortlich ist nicht nur für schöne Erlebnisse, Liebesromane, Bibel, Koran und Gilgamesch-Opus, sondern auch für grauenhafte Schwierigkeiten zwischen den Geschlechtern, zwischen Gleichgeschlechtlichen usw., sogar für den Umgang des Menschen mit seinem Hund, kann Sprache problematisch werden. Das heißt, die Problematisierung von Sprache, zumal auf einem Planeten, der von zwei verschiedenen Geschlechtern mit radikal verschiedenen Bedürfnissen bewohnt wird, ist, glaube ich, selten so burschikos und radikal überlegt und drüber spekuliert worden wie bei Burroughs. (0?40) Musik 20 Sprecher A Die Thematisierung von Sprache als Kontrollorganismus steht bei Burroughs im Zusammenhang mit dem scharfen Antagonismus, den er zwischen Machthabern und Konsumenten im kapitalistischen System sieht. Wie früher die Maya-Priester ihr Volk durch Telepathie beherrschten, so Burroughs, werden die Menschen heute von den großen Konzernen durch die Medien und den Sprachvirus beherrscht. Ein Thema, das Jürgen Ploog mit Vehemenz aufgreift... O-Ton 33 (Ploog, fast schreiend) Schauen Sie doch mal, was die Medien für eine Welt präsentieren! Die ist ja so selektiv, die ist ja so einseitig. Das hat doch nichts mit der wahren Welt zu tun, da wird doch ständig gefiltert und ausgewählt und in einen bestimmten Kontext präsentiert und diese saublöden Kommentatoren, die das alles präsentieren, die so mit schnippischen Nebenbemerkungen schon irgendetwas kaputt machen im Vorfeld, das sollte man eigentlich alles mal wegschalten, total abschalten! (0?29) Sprecher A In Burroughs Cut-Up-Romanen wird jedoch eine Möglichkeit des Widerstands beschrieben: einen Guerillakrieg zu führen mit einem explosiven Cocktail aus Wort- und Bildpartikeln... O-Ton 34 (Hartmann) Dieser Krieg wird in der Luft gewonnen, in der stillen Luft mit Bilderstrahlen... (0?05) (mit Musikvorlauf und Nachlauf) Sprecher A In dem Cut-Up Roman ?Nova Express? kämpft Burroughs Alter Ego William Lee als Inspektor der Nova-Polizei mit Gleichgesinnten gegen den so genannten ?Nova-Mob?, der die Kontrollmächte repräsentiert. Musik 21 Sprecher B (Burroughs) In meiner Mythologie gibt es Himmel und Hölle. Die Hölle besteht darin, dem Feind in die Hände zu fallen, in die Hände der Virusmacht und der Himmel besteht darin, sich dieser Macht zu entledigen, inneren Frieden zu erlangen, frei zu sein von jeglicher Konditionierung. Ich möchte hinzufügen, dass keine der Gestalten in meiner Mythologie frei ist. Wären sie frei, würden sie nicht immer noch in dem mythologischen System verharren, das heißt, im Kreislauf konditionierten Handelns. Musik 22 (Aus ?The Cut-Ups?) Sprecher A Schon früh beginnt William Burroughs, die Cut-Up Technik und variierende Verfahren auf audiovisuelle Medien zu übertragen. Er experimentiert in einem von Paul Mc Cartney zur Verfügung gestellten Studio mit mehrspurigen Tonbändern, aber auch zunehmend mit Bildmaterial. In Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Anthony Balch entsteht im Jahr 1965 sein berühmtester Film ?The Cut-Ups?. Für Burroughs war das mehr als Kunst. Er war davon überzeugt, dass er seine Aufnahme- und Schnitttechniken ganz konkret als Waffen nicht nur gegen den ?Nova-Mob?, sondern nach Bedarf auch gegen missliebige Zeitgenossen einsetzen konnte O-Ton 35 (Ploog) da ging es um Magie, ich kann Ihnen ein Beispiel nennen, von dem er schreibt, mit dem Wegfotografieren. Wenn ihm irgendwo ein unangenehmes Erlebnis passiert ist, es geht, glaube ich, um eine Kioskverkäuferin, dann ist er am nächsten Tag hingegangen und hat fotografiert. Und er hat gesagt: die fotografiere ich jetzt weg. Und tatsächlich sei in einigen Fällen, ist dieser Kiosk dann nach einiger Zeit verschwunden ( (Weissner) er hat auch mal einen Exorzismus der Mokka Bar in London durchgeführt, weil sie ihm dort verschimmelten Käsekuchen serviert hatten und die hat nach drei Wochen dicht gemacht, das heißt, er ist jeden Tag vorbeigekommen, ganz offen und hat sich davor postiert und an seinem Tonband herumgefummelt, merkwürdige nordafrikanische Musik gespielt und dauernd fotografiert. Und irgendwann haben sie klein beigegeben und später ist dann ne Disco draus geworden. (0?53) Musik 23 Sprecher A In seinem programmatischen Traktat ?Die elektronische Revolution? von 1971 beschreibt Burroughs, wie solche magischen Cut-Up Praktiken konkret im politischen oder revolutionären Kampf angewendet werden könnten. Sprecher B (aus ?Elektronische Revolution?) Wir haben also drei Tonbandgeräte. Und damit werden wir jetzt einen einfachen Wortvirus herstellen. Nehmen wir einmal an, wir haben es auf einen politischen Gegner abgesehen. Auf Tonbangerät Eins nehmen wir seine Reden und Privatgespräche auf und schneiden zusätzlich noch Stottern, Versprecher und missglückte Formulierungen rein ? und zwar die schlimmsten, die wir finden können. Auf Tape Zwei nehmen wir ein Sextape auf, indem wir sein Schlafzimmer abhören. Auf Tape Drei nehmen wir empörte und hasserfüllte Stimmen auf. Jetzt zerlegen wir diese drei Aufnahmen in kleinste Bestandteile und setzen diese dann in willkürlicher Reihenfolge wieder zusammen. Und das spielen wir jetzt unserem Politiker und sein Wählern vor. O-Ton 37 (Maeck)Angefangen hat meine Burroughs-Begeisterung Mitte, Ende der 70er Jahre und zwar hauptsächlich durch sein kleines Buch ?Die elektronische Revolution?, wo Burroughs ganz konkret die Cut-Up Methode beschreibt und zwar nicht nur in Bezug auf die Literatur, auch Experimente beschreibt, mit Ton, Bild, Film, die ganz handfeste, technische Anleitungen waren. Natürlich hat mich das Thema Revolution, elektronische Revolution interessiert und da kam dann meine Begeisterung her. (0?27) Musik 24 (Atmo aus dem Film ?Decoder) Sprecher A Der Filmemacher Klaus Maeck kam von der Punk-Musik-Szene, als er begann, sich intensiv mit Burroughs zu beschäftigen. Sein experimenteller Spielfilm ?Decoder? aus dem Jahr 1983 bezieht sich ganz unmittelbar auf dessen Theorien. Im Mittelpunkt steht eine kleine Gruppe von Straßenpiraten, die mit Sound-Aktionismus unter anderem gegen eine Fastfood-Kette ankämpft. Hauptdarsteller in ?Decoder? war der Musiker FM Einheit, und auch Burroughs höchstpersönlich erklärte sich zu einem Gastauftritt bereit: O-Ton 38 (Maeck) Es gab einen einzigen professionellen Schauspieler in dem Film, das andere waren Laiendarsteller, die mehr oder weniger sich selbst gespielt haben. FM Einheit hat einen Soundbastler gespielt, einen revolutionären Soundbastler, der er ja tatsächlich war und immer noch ist. Christiane F. hat eine gespaltene Persönlichkeit gespielt. (0?22) Musik 25 (?Decoder?) Sprecher A Während den Dreharbeiten zu ?Decoder? gab es einen besonderen Moment, in dem Filmhandlung und Realität ineinander übergingen. O-Ton 39 (Maeck) Als wir dann nach Berlin gefahren sind, 1982, der Anlass war der Ronald-Reagan-Besuch und es waren Krawalle zu erwarten, das war ganz klar und wir wollten diese Gelegenheit nutzen, um zu filmen, und da gab es tatsächlich eine Aktion von Berliner Autonomen, die Kassetten verteilt haben mit der Aufschrift ?Bitte kopieren und alle gleichzeitig abspielen am Datum der Demonstration um 11 Uhr morgens, Kassettenrecorder auf die Fenster stellen, mit auf die Straße nehmen, wo es nur geht, laut aufdrehen und auf dieser Cassette waren Polizeisirenen zu hören, ein Ton-Steine-Scherben-Lied, es waren Helikopter, es waren halt Geräusche von Straßenkrawallen zu hören und da waren wir natürlich begeistert, also das war, so wie wir es beschrieben hatten, haben wir es vorgefunden. Leider vermisse ich heute solche Aktionen... (0?56) Sprecher A ...nicht ganz zu Recht. Denn dass man technisch erzeugten Klang als Waffe oder zum Zweck der Kritik einsetzen kann, bewies zuletzt noch eine subversive Aktion im Jahr 2005. Sie richtete sich gegen die umstrittene Ausstellung der ?Friedrich Christian Flick Collection? in Berlin. An verschiedenen Stellen in den Ausstellungsräumen wurden Alarmsirenen versteckt, die Signaltöne von sich gaben, bevor sie vom Wachpersonal abgeschaltet werden konnten. Ein Bekennerschreiben bezeichnete diese Aktion als ?Handlungskonzept, das permanent von Einzelnen oder von Gruppen wiederholt werden kann? ? mit dem Ziel, die Schließung der Ausstellung zu erzwingen. Musik 26 (Atmo Ausstellung) Sprecher A Auch wenn solche Aktionen heute Seltenheitswert haben, ist es interessant zu registrieren, dass die Ideen und Anregungen von Burroughs weiterhin wirksam sind. Das kann auch Uwe Husslein bestätigen. O-Ton 40 (Husslein) Ich glaube, die Aktualität von Burroughs ist vor allem im Hinblick auf seine Medientheorie begründet. Also Vieles hat er vorweggenommen, was für uns selbstverständlich ist, also das heutzutage im Zeitalter der Globalisierung und der voranschreitenden Technologien alles gleichzeitig an jedem Ort der Welt passieren kann, also nichts anderes als ein gigantisches gleichzeitiges Etwas, das uns umgibt in einem großen sirrenden Ton und es ist dann auch kein Zufall, dass gerade Leute aus dem Hochschulbereich wie in Köln in der Kunsthochschule für Medien durchaus Leute sind, die sich mit solchen Theorien wieder verstärkt befassen. (0?44) Musik 27 (?Road to the Western Lands?) Sprecher A Im Jahr 1974 kehrt William Burroughs zurück in die USA, erst nach New York und schließlich wieder in den mittleren Westen, in den Bundesstatt Kansas. Neben dem Schreiben entdeckt er zunehmend die Malerei für sich und ist auch als Künstler erfolgreich. Umschwärmt von der internationalen Pop- und Kunstavantgarde, beteiligt er sich regelmäßig an Film- und Theaterprojekten oder an Schallplattenaufnahmen. In seinen späten Romanen wie ?The western lands? oder ?Ghost of Chance? wendet er sich einer mehr klassischen Erzählweise zu. Seine beißende Gesellschaftskritik aber bleibt davon unberührt. O-Ton 41 (Burroughs / Lesung) xxx (0?44) Sprecher B Darf ich Sie mit dem alten Bickford bekannt machen: Vieh, Öl, Immobilien. Ihm gehört ein gewaltiges Stück vom großen Kuchen. Er ist einer von den pokerspielenden, whiskytrinkenden, fiesen, alten Männer, die die Vereinigten Staaten von Amerika regieren. Für sie, die hinter der Bühne operieren, sind Präsidenten, Botschafter und Kabinettsmitglieder nur Witzfiguren und Botenjungen. Die tun, was ihnen gesagt wird, sonst passiert was. Die unteren Chargen wissen nie, warum sie in Ungnade fallen. Das müssen sie selbst herausfinden. Musik 1 O-Ton 42 (Carl Weissner) Er konnte wunderbar drauf los spintisieren und spekulieren und das hat mir an ihm so gefallen, weil er so zugänglich war. Ich hatte gedacht, der Mann ist unnahbar und in seinen Briefen war er auch immer sehr kurz und knapp und sachlich, während er im persönlichen Umgang - zumal wenn er gut abgefüllt war ? absolut herzlich werden konnte und sich echt auf einen eingelassen hat (0?32) O-Ton 43 (Burroughs / Lesung) xxx (0?55) Sprecher B Jesse Danford weiß, dass er in der Patsche sitzt, als Bickford ihn in ein kleines Nebenzimmer mit nur einem Stuhl hineinlotst. Der Alte setzt sich und lächelt: ?Weißt Du, Jesse, ich habe da so eine Ahnung, was Dich betrifft. Ich glaube, Du würdest einen mächtig guten Präsidenten abgeben?. Jesse windet sich:?Oh nein, Mr. Bickford, dazu fehlen mir die Qualifikationen!? ?Da bin ich ganz anderer Meinung als du. Ich finde, Du BIST dafür geeignet. Du hast nämlich ein großes Maul!? Jetzt ist Jesse klar, dass er zuviel am falschen Ort mit den falschen Leuten geredet hat. ?Bitte, Mr. Bickford, ich habe ein schwaches Herz, der Job würde mich umbringen!? Bickfords Lächeln wird immer breiter... Musik 1 O-Ton 44 (Klaus Maeck) Ich wollte ihm, da ich ihn ja eingeladen hatte, natürlich auch gerne ein bisschen Berlin zeigen und habe ihn gefragt, was er denn gerne sehen wolle und as Einzige, woran er Interesse hatte, war tatsächlich der Tierpark. Er wollte keine anderen Sehenswürdigkeiten, das interessierte ihn alles nicht. Er konnte sich erinnern, dass es im Berliner Tierpark eine besondere Abteilung für Tiere der Nacht gab, das war der Grund, warum erdahin wollte. O-Ton 45 (Lesung Burroughs) xxx (0?26) Sprecher B Dieser Planet könnte wirklich ein einigermaßen angenehmer Aufenthaltsort sein, wenn sich jeder um seinen eigenen Kram kümmern würde und andere dasselbe machen ließe. Aber wie ein weiser schwarzer Schwuler schon vor Jahren zu mir sagte: ?Manche Leute sind Scheißkerle, Darling? O-Ton (Lesung Burroughs) ?Some people are shits, darling. I was never able to forget it.? Ende 1