COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport Stadt der Alten In Chemnitz leben die meisten Senioren Europas Autor Michael Frantzen Red. Claus Rehfeld Länge 18'42 Minuten Sendung 07.07.10 - 13.07 Uhr Regie Roswitha Graf Moderation Chemnitz sieht alt aus. Ziemlich alt sogar. Wortspiele sind hier schnell bei der Hand. In keiner anderen Stadt Europas leben so viele Senioren wie in der sächsischen Metropole.Das zumindest haben die Forscher der EU-Behörde Eurostat herausgefunden. Jeder vierte Bewohner am Ort ist älter als 65 Jahre, in 20 Jahren wird es jeder dritte sein. "Wir stellen uns der Verantwortung", sagt die Oberbürgermeisterin. "Die Stadt muss noch viel seniorenfreundlicher werden," sagt der Sprecher der "Initiative für Senioren und Mobilität". Ist Chemnitz also so eine Art Modellprojekt auf und für den alten Kontinent? Michael Frantzen schaute sich vor Ort um. -Script Beitrag- M01 Udo Jürgens: Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an Regie: Frei stehen lassen und dann unter 1. Vier O-Töne blenden, danach wieder hochziehen und dann unter Autor weg blenden E 01 (Rothe) "Die Stadt ist im Umbruch. Demographischer Wandel." E 02 (Ehrlich) "Also, das ist hier nun son Thema: Chemnitz, die älteste Stadt Europas." E 03 (Scherf) "Wenn ich das kurz aufgreifen darf: Wenn man jetzt sagt: Älteste Stadt - was meint man denn jetzt damit?" E 04 (Fürbaß) "Mit sechzig Jahren werden die Menschen doch heute erst Mal richtig mobil." M01 (siehe oben) AUT Mobil - das ist Werner Fürbaß tatsächlich. Professor Doktor Fürbaß. Der hoch aufgeschossene Mann mit der akkuraten Frisur ist Vorsitzender des Seniorenverbandes "BRH" in Chemnitz, des "Bundes der Ruheständler, Rentner und Hinterbliebenen". Ganz schön zeitaufwendig - das Amt. Meint Fürbaß und nickt energisch. Von wegen "Ruhestand". Fürbaß hat immer etwas zu tun. Engagiert sich ja auch noch beim "Seniorenpolitischen Netzwerk Chemnitz", einem Zusammenschluss verschiedener Seniorengruppen der Stadt. Am liebsten aber liest der ehemalige Wirtschaftsökonom den Stadtoberen die Leviten - allen voran der SPD-Oberbürgermeisterin, die sich lieber bei Brauereifesten blicken läßt, als bei Veranstaltungen wie der Seniorenkonferenz letzten November. E 05 (Fürbaß) "Wir erwarten, dass sich ein Paradigmenwechsel in der Stadt ableitet. Es ist ja nicht so, dass alle Senioren krank sind. Und an meinem persönlichen Beispiel: Ich werde 78 dieses Jahres. Und ich meine, ich bin doch das beste Beispiel dafür: Ich stehe aktiv im Leben." AUT Erst im April bekamen die Ratsmitglieder Post von Fürbaß und Co - in Form eines "Memorandums". Auf zwei eng geschriebenen Dina4-Seiten ist aufgelistet, was sich tunlichst ändern sollte in Karl-Marx-Stadt, wie die Stadt zu DDR-Zeiten hieß. Von "Mitbestimmungsrechten" ist die Rede, vom "Umdenkungsprozess"; und dass die Senioren endlich als "Subjekt der Kommunalpolitik" wahrgenommen werden müßten. Bei den meisten Mitgliedern des Chemnitzer Seniorenbeirates laufen sie da offene Türen ein. E 06 (Rothe) "Wir verkörpern sicher, so wie wir hier sitzen, auch ein Bild moderner Senioren." AUT Meint die Sprecherin des elf-köpfigen Beratungsgremiums, Hildegard Rothe. E07 "Wenn wir alle nen Bild von unseren Großeltern mitgebracht hätten, dann hätten wir gemerkt, dass wir noch eine ganz andere Generation verkörpern. Die eine andere Ausbildung hat, die gesund ist. Mindestens noch zwanzig Jahre lebt." E08 (Bonitz) "Es war für mich von Anfang an klar, dass ich mich auch im Alter weiter gesellschaftlich engagieren werde. Ich arbeite zum Teil auch noch nen bißchen, obwohl sich das nicht rechnet, wie man auch so schön in unserer westlichen Hälfte sagt. Gerade morgen fahre ich wieder zu einer Fortbildung. Eine arbeitsmedizinische Fortbildung. In Mannheim. Das mach ich zum Teil noch aus Interesse. Ich trage auch selbst die Kosten." AUT 72 ist Eva Bonitz jetzt. Man sieht es ihr nicht an. Irgendwelche Kaffeefahrten mit anderen Senioren zu machen - so etwas kommt für die Fachärztin für Arbeitsmedizin nicht in Frage. Allein die Vorstellung - Eva Bonitz verzieht das Gesicht. Nach der Wende hat die gebürtige Chemnitzerin lange im Westen gearbeitet: Worms, Wiesbaden, Aachen. Mit Arbeit sah es in Chemnitz schlecht aus. Ist heute noch so. Die meiste Zeit ist sie gependelt: Während der Woche war sie irgendwo im Westen, Freitags fuhr sie meist nach Hause, um sich das Wochenende über um ihre alte Mutter zu kümmern. Ganz schön aufreibend - das Ganze. Nur nicht klein bei geben - das, meint sie, habe sie in den letzten zwanzig Jahren gelernt. Deshalb macht sie im Seniorenbeirat manchmal richtig Dampf. Wenn die anderen mal wieder finden, dass eigentlich doch alles halbwegs im Lot sei - jetzt seniorentechnisch - in der "Stadt der Moderne", wie sich Chemnitz offiziell nennt. Und Bonitz nur dagegen hält und meint, ihr kämen in den Sprechstunden, die der Beirat für die Senioren der Stadt anbietet, ganz andere Dinge zu Ohren. E 08A (Bonitz) "Chemnitz ist noch lange keine altersfreundliche Stadt. Das geht bereits beim Hauptbahnhof los. Meine Hoffnung ist, dass bereits beim Umgang jetzt bei dem großen Umbau des Hauptbahnhofs die Interessen von Älteren, Behinderten, aber auch jungen Frauen, die mit dem Kinderwagen da mal in die Umgebung fahren wollen, vielleicht ihre Großeltern in Burgstädt besuchen wollen, berücksichtigt werden...dass die dort den Zug einfach erreichen." AUT Junge Frauen mit Kinderwagen sieht man eher selten in Chemnitz. Das ist kein Zufall: Die Stadt sieht ziemlich alt aus - im wahrsten Sinne des Wortes. Laut der EU-Forschungsbehörde Eurostat ist Chemnitz die Stadt in Europa mit der durchschnittlich ältesten Bevölkerung. Schon jetzt ist jeder dritte der 240.000 Einwohner über sechzig. In zwanzig Jahren - sagen die Eurostat-Demoskopen voraus - wird das Durchschnittsalter bei 57 Jahren liegen; wird die Bevölkerung noch einmal um zwanzig Prozent geschrumpft sein. Nichts neues für Chemnitz. Kaum eine andere Kommune im Osten erlebte seit der Wende einen solchen Aderlass wie die einstmals stolze Industriestadt am Rande des Erzgebirges. Die meisten Betriebe kollabierten - und läuteten damit etwas ein, was "Die Welt" einmal den "Teufelskreis der Demografie" genannt hat: Die Jungen zogen weg, weil sie keine Jobs fanden. Mit ihnen gingen Fachkräfte und Wirtschaftskraft verloren. Was die sieche Wirtschaft nur noch weiter schwächte. 60.000 Chemnitzer haben der Stadt den Rücken gekehrt. Geblieben sind die Alten. Die wegen des medizinischen Fortschritts immer älter werden. M02 Udo Jürgens: Mit 66 Jahren Regie: Frei stehen lassen und dann unter Atmo blenden A01 Musterwohnung (Treppensteigen, Geräusch von Bohrmaschine im Hintergrund. (Frau) "Hallo! Vorsicht hier hinten, der Herr...") Regie: Frei stehen lassen und dann unter Autor blenden AUT So sieht sie also aus: Die Wohnung der Zukunft - für ältere Menschen. Barrierefrei, breite Türen - und allein sechshundert Meter Computerkabel plus 500 Meter Lichtkabel, die sich hinter den Wänden der 58 Quadratmeter großen Wohnung verbergen und dafür sorgen, dass elektronisch hier alles auf dem neusten Stand ist. Sogar eine elektronische Medikamentenbox gibt es. Per Piepton erinnert sie einen daran, seine Arznei zu nehmen. Ganz schön innovativ! Dagmar Israel schaut zufrieden vom Schreibtisch ihres Büros im Solaris-Turm über den Dächern der Stadt hoch. Zusammen mit dem "Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften" hat die Geschäftsführerin der "UV Sachsen Projektentwicklungs-GmbH" das Projekt "Alter leben" gegründet - und den Umbau der Pilotwohnung in Burgstädt vor den Toren von Chemnitz in die Wege geleitet. E09 (Israel) "Die Grundidee besteht darin zu sagen: Wie kann ein selbst bestimmtes Leben im Alter aussehen? Wie können Mieter so lange wie möglich in ihrer Wohnung verbleiben, ohne dass sie in Pflegeheimeinrichtungen gehen müssen? Weil die Unterstützung, die die Wohnung bietet, ihnen ein Leben in der Wohnung nicht mehr ermöglicht. Und ich muss dafür etwas tun. Und such dafür Lösungen und Konzepte." AUT In drei Tagen wird die Pilotwohnung offiziell eingeweiht, ab erstem Januar nächsten Jahres wird ein Seniorenpaar dann für zwei Jahre hier probewohnen. Interessenten gibt es genug. Weiss Rainer Richter zu berichten, der Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Burgstädt. Auch so ein neuer "Alter." Richter wird nächstes Jahr 65. Danach ist Schluss, auch wenn er eigentlich noch gerne weiter machen würde. Aber geht nicht. Wegen der Statuten. Noch aber hat Richter alle Hände voll zu tun; müssen 1150 Wohnungen betreut werden. Dass sich die Chemnitzer Macher vom Projekt "Alter leben" dafür entschieden haben, ihre Pilotwohnung ausgerechnet in Burgstädt einzurichten, ist kein Zufall. Die Siedlung ist in die Jahre gekommen: Exakt 62,2 beträgt das Durchschnittsalter der Mieter hier - mit steigender Tendenz. Ist schon länger so. Rainer Richter sieht das ganz nüchtern: Ein Fakt sei das. Auf den man reagieren müsse. Wobei: Reagieren: Das ist der falsche Ausdruck. Findet der Genossenschaftsmann. Richter will lieber agieren. Er tut das früher als andere: Schon in den 90ern läßt er rund hundert Genossenschaftswohnungen "seniorenfreundlich" umbauen. Inzwischen sind es gut 200. E10 (Richter) "Wir haben uns ja zeitig auf die Fragen des demographischen Wandels ausgerichtet. Also, wir haben das thematisiert seit 1996. Wo die Politik zu dieser Problematik überhaupt noch nicht Stellung genommen hat. Und seit 1998 haben wir schon Modelle organisiert, in denen wir Dienstleistungen recherchiert haben, organisiert haben, die für Mitglieder der Genossenschaft schon wirksam wird. Und insofern waren wir sehr zeitig daran, ein Netzwerk aufzubauen für unsere Älteren." A02 Begegnungsstätte - Begrüßung (Laufgeräusche auf Kies, Richter: "So! Und jetzt kommen wir in die Begegnungsstätte." (Tür auf) (Richter) "Die Damen" Guten Tag!"...) "Regie: Schon unter O-Ton blenden, frei stehen lassen und dann unter Autor AUT Voll ist es heute nachmittag: In der Begegnungsstätte am Rande der Siedlung, die die Wohnungsbaugenossenschaft Burgstädt zusammen mit der Volkssolidarität betreibt. Klassentreffen. Alles ältere Kaliber. Bis zu 65 Leute passen in den renovierten Flachbau aus den 60ern, im Sommer ist noch zusätzlich Platz draußen im Garten. Wird gut angenommen - "unser Stützpunkt", wie das Rainer Richter formuliert. Von hier werden hauswirtschaftliche Dienstleistungen organisiert, helfen Pflegekräfte und Zivis den Älteren auf die Sprünge, wenn sie etwas brauchen. Die meisten aber kommen einfach so her. Um im Computerraum eine Email an die Enkel zu schreiben; zur Gymanastik. Oder einfach nur zum Reden. Wie Elvira Dittrich. E11 (Dittrich) "Ich bin 70 Jahre alt und wohn 48 Jahre in der Genossenschaft. Ich hab gearbeitet bis zwei Jahre vor der Rente - bis 58. Und isch muss sagen: Ich hab keine Langeweile. Ich wohn gern in der Genossenschaft. Denn ich gehöre ja mit zu denen, die diese Genossenschaft mit aufgebaut haben. Unsere Männer haben mit ihren eigenen Händen die Gruben ausgegraben. Ich fühl mich schon zu einer Generation Rentner, die noch was vom Leben haben. Und auch noch was erwarten." E12 (Scherf) "Es bildet sich auch ein neues Bild heraus: Dieses hedonistische Lebensprinzip. Ich lebe heute, ich möchte mein Leben genießen und ich möchte das natürlich auch durch Konsum, durch Kauf von Gütern zeigen. Und für diese Kundengruppe muss man natürlich was anbieten." AUT Ü-60 Leute als potentielle Werbekunden - wenn man so will, ist das Christian Scherfs Welt. Der Endzwanziger forscht am Lehrstuhl des Instituts für Arbeitswissenschaft der TU Chemnitz, Themenschwerpunkt: Der demographische Wandel. Und die "Alterssimulation mit Hilfe des modularen Alters-Simulators". Klingt im ersten Augenblick etwas abstrakt, füllt sich aber recht schnell mit Leben, wenn der noch etwas milchgesichtige Wissenschaftler sein "Baby" herausholt: Den "Altersanzug". E13 (Scherf) "Das können wir uns direkt anschauen. Am Objekt. Ich möchte jetzt gerne den Koffer öffnen. Und ihnen dann einige spezifische Besonderheiten dieses Anzugs erklären. (Rascheln) Also, sie sehen jetzt hier: Der Anzug ist verpackt. Und er kann verschiedene Fähigkeiten des Menschen simulieren oder einschränken. Dazu gehört das Sehen, das Hören, das Fühlen. Genauso wie die Kraft und die Beweglichkeit. Und das Besondere an diesem Anzug: Er ist modular. Das heißt, wir simulieren nicht ein starres Alter, sondern wir simulieren Einschränkungen." AUT Ein Altersanzug ausgerechnet aus der "Stadt der Alten". Den Spruch hat Christian Scherf schon häufiger gehört. Doch der Wissenschaftler winkt ab. Klar hätten sie keine Probleme gehabt, im Vorfeld sechzig ältere Probanden zu finden, um den Altersanzug zu testen. Aber das sei es auch schon gewesen. Der demographische Wandel, doziert Scherf, betreffe schließlich das ganze Land. 70 Mal ist der Anzug seit August des Vorjahres bundesweit zum Einsatz gekommen. E 14 (Scherf) "Das Ziel unserer Forschung war es ganz einfach, den Designern, den jungen Designern und Produktentwicklern ein Bild von den Alten zu vermitteln. Denn häufig sind es ja sie, die die Produkte gestalten. Aber sie nehmen vielleicht zu wenig in Fokus die Bedürfnisse der älteren Menschen. Und dieser Anzug vermittelt ihnen die Sichtweise eines älteren Menschen, sozusagen die Erlebenswelt." M03 Udo Jürgens: Mit 66 Jahren Regie: Frei stehen lassen und dann unter Autor blenden AUT In die "Erlebenswelt" älterer Menschen taucht auch häufiger Andreas Ehrlich ab. Berufsbedingt. Er leitet seit gut zehn Jahren das Sozialamt von Chemnitz. Kein leichter Job: Die Stadt muss sparen, auch bei den Sozialdiensten. Aber Ehrlich, den man sich gut als friedensbewegten Montagsdemonstranten zu Wendezeiten vorstellen kann, kennt das schon: War zwei Jahre nach seinem Amtsantritt schon einmal genauso. So etwas kann ihn nicht so schnell aus der Fassung bringen; genau so wenig wie die Sache mit der "ältesten Stadt Europas". E15 (Ehrlich) "Die größere Zahl von älteren Menschen, die ja in Chemnitz signifikant höher ist gegenüber anderen Städten, das drückt sich nicht unbedingt in einem Zulauf im Sozialamt aus. Was aber zugenommen hat, ist die Anzahl von Unterstützungsfällen, wo Menschen durch Alleinsein oder dann in Verbindung mit Krankheit oder Unfall bis hin zur Verwahrlosung auf fremde Hilfe angewiesen sind. Also, wir gehen zunehmend raus in die Wohnungen, bekommen Anrufe von Ärzten oder Krankenhäusern: Da ist jemand, da ist kein Verwandter mehr da, auch keine Nachbarschaftshilfe: Gehen sie bitte mal hin, kümmern sie sich darum! Und dann müssen wir versuchen, im Grunde genommen ne Hilfe zu finden." AUT Die zunehmende Vereinsamung - auch sie ist eine Folge des demografischen Wandels. In Chemnitz. Behagt ihm nicht - die Vorstellung - Andreas Ehrlich. Schließlich versucht der Leiter des Sozialamts schon seit längeren im Rahmen seiner Arbeit dafür zu sorgen, dass die Älteren in Chemnitz nicht außen vor bleiben. E16 (Ehrlich) "Also, das sind ja geistige, körperliche Ressourcen, die man nutzen kann. Wir haben beispielsweise jetzt so nen Projekt, dass ältere Menschen als Streitschlichter in Schulen auftreten. Das wird auch gefördert. Also, ich denke, in die Richtung muss es gehen. Bei allen Konsolidierungsprozessen, die jetzt laufen: Die Förderung von Ehrenamt, die Förderung freiwilligem Engagement - also das soll keinesfalls unter dem Hammer fallen. Weil: Das brauchen wir. Weil das ist zukunftsträchtig." AUT Aktive Rentner - das ist auch ganz nach dem Geschmack von Wilma Kleinerts. Die Sozialpolitikerin vertritt seit 2002 die CDU im Chemnitzer Stadtrat. Ihr Thema - das sind Familie; Jugend. Und Senioren. Seit der neuen Legislaturperiode sitzt sie zusätzlich auch noch als politische Vertreterin im Seniorenbeirat - als 47jährige. Klar gibt es in ihrer Fraktion auch Ältere, meint sie. Nur: Die Seniorenbelange seien nun mal ihr "Beritt". E17 (Kleinerts) "Ich denke schon, dass Senioren politisch aktiv sein müssen. Das ist nicht mehr die Oma oder der Opa, der irgendwo im Altersheim vor sich hin sitzt und dämmert. Und weggeschoben wird. Ich finde es sehr, sehr wichtig, dass Senioren aktiv sind; dass sie partizipieren; dass sie auch ihr Wort erheben; was sie haben wollen und was sie nicht haben wollen. Und wir wissen auch aus der Medizin: Der, der sich am aktivsten hält, der sich geistig bewegt, der lebt auch am längsten, der ist auch am gesündesten." AUT Und fährt auch immer länger Auto. Auch nicht immer ganz einfach: Senioren mit Hut, die fast Schritttempo fahren. Oder beim Abbiegen schon mal den Überblick verlieren. Für Christian Scherf von der TU Chemnitz - der Mann mit dem "Altersanzug" - alles eine Frage des gegenseitigen Verständnisses. E18 (Scherf) "Das ist auch wirklich ein Themenfeld, was wir mit dem Anzug behandeln: Das ist das Generationenverständniss. Gerade wenn ein junger Mensch diesen Anzug mal angehabt hat, erlebt er das Alter anders. Und versteht auch ältere Menschen mit ihren Schwierigkeiten etwas besser. Warum das beim Einparken etwas länger dauert." AUT Gab ja auch schon Gerüchte in der Stadt, die Chemnitzer Altersforscher könnten zusammen mit ihrem Kooperationspartner - der VW AG - an einem "Seniorenauto" tüfteln. Doch an dem Gerücht ist nichts dran. E19 "Das möchte niemand. Das möchte kein Senior. Das möchte aber auch nicht der Autohersteller. Sondern es wird in gewissen Bereichen Anpassungen geben, dass es den älteren Menschen erleichtert, das Auto zu fahren, zu bedienen. Man darf es nicht übertreiben: Es darf nicht sichtbar sein; das Stigma tragen." AUT 50.000 Euro hat der Umbau der Pilotwohnung gekostet. Ein Notruftelephon; Rauchmelder; ein sogenannter "Touchscreen" mit verschiedenen Feldern, die man nur berühren muss, um beispielsweise die Begegnungsstätte der Volkssolidarität zu benachrichtigen - die Wohnung in Burgstädt ist mit allen technischen Schikanen ausgestattet. Wie viel davon letzten Endes nach Ende der zweijährigen Testphase als Standard übernommen wird - Projektleiterin Dagmar Israel schüttelt den Kopf. Keine Ahnung. Einen Teil der Mehrkosten müßten sicherlich auch die Mieter tragen - zusammen mit dem Vermieter und der Kommune. E20 (Israel) "Es wird sicherlich ne Kombinationsfinanzierung werden, auch immer in Abhängigkeit dessen, was der Mieter sich leisten kann. Das muss man ganz knallhart sagen. Wir stehen im Prinzip hier vor Fragen, dass in den nächsten Jahren mit der ganzen Entwicklung der Renten die Frage von Altersarmut auf uns zukommen wird." M04 Udo Jürgens: Mit 66 Jahren Regie: Frei stehen lassen und dann unter Autor blenden AUT 2030 wird jeder dritte in Chemnitz und Umgebung älter als 65 sein. Schon heute ist es jeder vierte. Für Dagmar Israel ist das kein Horrorszenarium, sondern eine Chance. Wenn es nach ihr geht, soll die Stadt wieder an ihre Tradition anknüpfen - als "Stadt der Moderne". Mit neuen Produkten. Und neuen Ideen. Für die "neuen Alten" in ganz Deutschland. E21 (Israel) "Unser Anspruch hört eigentlich nicht an den Grenzen von Sachsen auf. Wir wollen eigentlich ganz gerne mit Lösungen und Erkenntnissen, die wir gewinnen, das ganze auch Deutschland weit transferieren. Und wir werden es auch international transferieren. Wir haben also im Projekt Partner: In der Schweiz, in Ungarn, in Österreich. Mit denen wir beginnen, in Erfahrungsaustausch zu treten." AUT Vorbild Chemnitz?! Wäre zu schön, um wahr zu sein. Findet Hildegard Rothe vom Seniorenbeirat der Stadt. E22 (Rothe) "Das müßte die Zukunft sein: Eine Stadt für alle! Ich würde es beinahe nicht mehr seniorenfreundlich oder seniorengerecht nennen. Sondern es muss uns darum gehen: Eine Stadt für alle." -Ende Script Beitrag 1 1 1