COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur HINTERGRUND KULTUR UND POLITIK Reihe: Literatur Titel Totgesagte leben länger. Linker Buchhandel in der Bundesrepublik Autor: Nils Kahlefendt Redakteur: Jörg Plath Sendetermin: 15.01.2016 Regie: Roman Neumann Ton: Alexander Brennecke Besetzung: Eva Kryll, Tonio Arango Intro Musik / M 1: Gustav / Genua (instrumental, zurückblenden, darüber) [Zitat-Collage] Meinicke / C 1: Ich würde mich schon als linker Buchhändler noch bezeichnen, klar. Ohne Gänsefüßchen. Ich denke links. Ich tue mitunter viel zu wenig - oder weniger, als ich's früher getan habe. Aber da habe ich auch noch nicht 40 oder 60 Stunden gearbeitet, um diesen Laden am Laufen zu halten. Hogh-Janovsky / C 2: Früher wurden wir so drauf angesprochen: "Roter Stern" - was ist DAS denn? So ungefähr, bisschen entsetzt. Heute wird eher belustigt ... Der "Rote Stern" - das ist wie das "Weiße Rössel" (lacht). Das ist ein Markenname, ein lustiger Marken-Name (lacht). Wir haben T-Shirts mit "Roter Stern" a Zeitlang ganz gut verkauft; jetzt geht's bissl schleppender... Aber a Zeitlang war das bissl "in": Junge Leute kaufen sich ein "Roter-Stern"-T- Shirt. Musik / M 1: Gustav / Genua (ab Gesangspart [ca. 1:23] hochblenden): lass uns nach genua fahren liebling / schwing dich auf die vespa, schatz / lass uns strand finden / unter dem pflaster der revolution / la terre appartient aux privilégiés / bientôt l'univers tout entier / qui trop haut prend le ton / n'achèvera pas la chanson / nos quatre cent coups / mon amour ... (zurückblenden, darüber) Vasel / C 3: Also, mir geht es oft so, dass hier Leute reinkommen, wo man vielleicht sagen würde: Junge Studentinnen oder so. Kann jetzt sein, dass die mich fragen, wo hier der nächste Burger-Laden ist. Oder kann sein, dass sie jetzt die "Dialektik der Aufklärung" kaufen wollen. Und ich das nicht erkenne. Und mich freut das. Also, ich hab' das Gefühl, dass da durchaus neue Leserinnen und Leser auftauchen. I. Musik / M 2: Knarf Rellöm / Dieses Stück heißt: Ihr seid immer nur dagegen, macht doch mal bessere Vorschläge (2x, nach [0:50] Schnitt) Sprecher 3: Eins: Sprung ins kalte Wasser oder: Fragend gehen wir voran. Atmo 1: Straßengeräusch (zurückblenden, darüber) Musik / M 2: Knarf Rellöm / Dieses Stück heißt: Ihr seid immer nur dagegen, macht doch mal bessere Vorschläge (2x, nach [0:50] Schnitt) Sprecher 1: Die nach Prinzessin Charlotte von Preußen benannte Straße in der Potsdamer Innenstadt protzt geradezu mit ihren verspielten Fassaden aus dem 18. Jahrhundert, die Porschedichte ist beträchtlich. Als der Student Uwe Sonnenberg hier Anfang der Nullerjahre mit drei Freunden den Buchladen Sputnik eröffnete, stand ein Wort der mexikanischen Zapatistas Pate: Fragend gehen wir voran! Sonnenberg / Take 1: Zum 1. Mai 2002 haben wir den "Sputnik" aufgemacht. Da waren wir vier Jungs, ja, die - zwar mit ganz unterschiedlichen Hintergründen - aber schon aus ner bestimmten politischen Szene herauskamen. Und den starken Drang verspürten, uns da rauszubewegen. Mit dem Ziel auch, verschiedene politische Strömungen in der Stadt, in Potsdam - also mit nem sehr breit ausdifferenzierten linken Spektrum - miteinander ins Gespräch zu bekommen. Also schon der klassische Gedanke des Kommunikationszentrum - eines linken Buchladens als Kommunikationszentrum. Sprecher 1: Ohne sich dessen bewusst zu sein, knüpften die jungen ostdeutschen Gründer in einer Art nachholender Entwicklung an Ideen des linken Buchhandels in der alten Bundesrepublik an. Auch dass der Sputnik im alternativen Hausprojekt "Charlottenstraße 28" andockt, ist kein Zufall. Sonnenberg und seine Freunde kommen aus der Potsdamer Hausbesetzerszene, die zu Anfang der 1990er Jahre, im wildwuchernden Übergang zwischen alter und neuer Ordnung, eine Hochzeit erlebte: Sonnenberg / Take 2: Das Holländerviertel sollte noch 89 komplett abgerissen werden. Und konnte auch nur erhalten werden - und heute auch nur zum größtem touristischen Magnet wieder werden - weil die Hausbesetzerbewegung sich das angeeignet hat und damit auch vor dem Verfall geschützt hat. Instandbesetzer haben wir uns damals auch genannt. Sprecher 1: Die Aktivisten aus der Charlottenstraße sind gekommen, um zu bleiben. Zunächst nur geduldet, unterschreiben sie 2009 einen Erbbaupachtvertrag, an den diverse Sanierungsauflagen der Stadt gekoppelt sind. Heller, zugänglicher ist der rund 100 Quadratmeter große, mit einem gusseisernen Holzofen ausgestattete Laden im Zuge der Renovierung geworden. Die spärliche Erstausstattung, ein paar Dutzend Bücher, die linke Verlage erst mal lieferten und nicht gleich bezahlt haben wollten, hat einem breit gefächerten Sortiment Platz gemacht: Sachbücher zu Zeitgeschichte, Philosophie, Politik, Anarchismus, Gender, Migration oder Rechtsextremismus; Zeitschriften, aber auch Belletristik, Kinderbücher und Comics. Gut möglich, dass Uwe Sonnenberg ohne die Arbeit im Sputnik nicht Historiker geworden wäre, kein Buch über die Geschichte des linken Buchhandels in der alten Bundesrepublik geschrieben hätte. Buchhändlerisches Know-how hatten er und seine Mitgründer jedenfalls nicht - dafür jede Menge Enthusiasmus: Sonnenberg / Take 3: Wir haben's einfach getan. Wir waren einfach frech. Wir konnten wahrscheinlich auch nur deswegen erfolgreich werden, weil wir naiv waren. Naiv und ungestüm. Der Sprung ins kalte Wasser, zu dem wir bereit waren. Das einzige, was es gab, waren zwei Wochen Vorbildung, die in diesem Fall ich genossen hatte: Weil ich ein Praktikum durchführte bei dem Buchladen "Schwarze Risse" im Mehringhof in Berlin. Und da wollte ich dann alles beigebracht bekommen haben: Was es bedeutet, einen linken Buchladen zu führen. Oder was linker Buchhandel überhaupt sein könnte? II. Musik / M 3: Franz Josef Degenhardt: Vatis Argumente (zurückblenden, darüber) Sprecher 3: Zwei: Markt für Marx oder: Druckvorlagen für die Neue Linke. Musik: Degenhardt (kurz hochblenden, ausblenden, darüber) O-Ton 1 / Adorno: Ich glaube in der Tat, dass der ganze Zusammenhang von Theorie und Praxis durchaus neu und radikal neu durchdacht werden muss. Und vor allem, dass man nicht in einer klappernden und mechanischen Weise einen Zusammenhang von Theorie und Praxis postulieren darf. Sprecher 2: Der linke Buchhandel entsprang den intellektuellen Suchbewegungen der westdeutschen Neuen Linken in den politisch aufgeheizten Jahren um 1968: Wer etwa mit Theodor W. Adorno an dissident- marxistische und psychoanalytische Debatten der Zwischenkriegszeit anknüpfen wollte, musste selbst zur Offsetdruckmaschine greifen: Nach Nationalsozialismus, Krieg und dem Antikommunismus in der frühen Bundesrepublik war die einschlägige Literatur schlicht nicht vorhanden. Tabula rasa in den Buchhandlungsregalen. Sonnenberg / Take 4: Da mussten also die Akteure, die am Ursprung des linken Buchhandels standen, also zumeist aus dem Umfeld des SDS, in die Keller, auf die Dachböden, in die Antiquariate - manche Bibliotheken hatten doch in den hintersten Regalen noch Werke - und sie selber ausgraben. Und dann auch in Handarbeit vervielfältigen. Weil sie weder verlegt noch vertrieben wurden. Über Jahrzehnte hinweg, diese Titel. Sprecher 2: So besorgte Ulrich Raulff, heute Leiter des Deutschen Literaturarchivs in Marbach, in den "wilden Jahren des Lesens" den Mensa- Büchertisch der Marburger Buchhandlung Roter Stern - mit Hilfe eines ungewöhnlichen Verkehrsmittels: Raulff / Take 5: Ja, das war eine Schubkarre, gefüllt mit Büchern; mit denen fuhr ich von der Buchhandlung Roter Stern also über die entsprechenden Straßen und Brücken und schließlich die Mensa-Brücke zur Mensa. Und in der Schubkarre waren zirka 50 Prozent, sagen wir mal: legale Produktionen. Und 50 Prozent Raubdrucke. Und ich weiß, wie rasant die Dinger weggingen! Weil also aufsehenerregende Titel wie der "Anti-Ödipus" oder Foucaults erster Band der "Geschichte der Sexualität", alle möglichen Kirchenväter des Sozialismus, Marxismus, die sonst nur unerschwinglich waren oder nur antiquarisch verfügbar, plötzlich also, wohlfeil nachgedruckt, auf dem Markt waren. Sonnenberg / Take 6: Die unmittelbarste Wirkung und in dem Fall auch die wichtigste Wirkung des linken Buchhandels besteht tatsächlich darin, vergessene Texte wieder ausgegraben und vorrätig - in dem Fall: "lieferbar" - gehalten zu haben. Soweit, dass auch nachfolgende Protest-Generationen sich diese Texte aneignen konnten. Und auf Grundlage dieser Texte dann auch ihre Formen und ihre Vorstellungen von Politik entwickeln konnten. Also, dieses ganz klassische, dieses berühmte Beispiel dafür ist die "Dialektik der Aufklärung" von Adorno und Horkheimer. Für die es mehrere Auflagen im Raubdruck benötigte, damit sie 69 regulär - in dem Fall von Fischer - wieder herausgegeben werden konnte. Dieses Buch ist in den 80er Jahren wie selbstverständlich schon zur Einführungsliteratur eines jeden ernst zu nehmenden Studiums der Gesellschaft geworden - also, sozusagen in die Mitte der Gesellschaft hineingetragen. Sprecher 2: Während linke Underground- und experimentelle Kleinverlage für intellektuelle Frischluft im restaurativen kulturellen Klima der Bundesrepublik sorgten, gärte es auch im etablierten Literaturbetrieb. Auf der weltgrößten Bücherschau, der Frankfurter Buchmesse, kam es im Zuge der "Enteignet Springer!"-Kampagne des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes bereits 1967 zu "Teach ins" und kleineren Protestaktionen. Als die Messeleitung 1968 mit einer neuen, restriktiven "Hausordnung" und massiver Polizeipräsenz gegenzusteuern versuchte, eskalierten die Proteste in Tumulten um die Friedenspreisverleihung an den senegalesischen Präsidenten Léopold Sédar Senghor. Das Wort "Polizeimesse" machte die Runde. O-Ton 2 / Polizeimesse: (Sprechchöre "Büchermesse, Zuchthausmesse!") Reporter: Ja, mit Sprechchören wird man hier durch die Stände getrieben, und bei dem Stand des Verlags Diederichs, wo das Buch des Friedenspreisträgers Senghor verlegt wird, da staut man sich jetzt, da sind die Kameras der Wochenschauen und des Fernsehens aufgebaut. Und die Masse drängt nach, man wallt gewissermaßen vorbei. Demontagen an den Ständen sind bisher noch nicht zu verzeichnen, die Polizei hat hier in der Halle selbst noch nicht eingegriffen. Wenn man einmal drin ist, dann kommt man nicht heraus; und das, was sie eben hörten, ist der Tenor auch der verschiedenen Handzettel, die verteilt wurden." Rufe "Polizei rückt in die Halle ein!", Sprechchöre "Zumachen!" Sprecher 2: Die auf der Frankfurter Buchmesse ausgetragenen Konflikte brachten die Kehrseite der "Familienideologie" des Buchhandels ans Licht, wie der Verleger Klaus Wagenbach mit beißender Ironie feststellte: O-Ton 3 / Wagenbach: So wie in einer Familie geht es zu: Da ruft dann der Vater die Söhne oder seine Verlegersöhne, zur Ordnung. Das finde ich ziemlich deprimierend - das ist eben die Kehrseite dieser ständischen Folklore. Sprecher 2: Die Bewegung der "Literaturproduzenten", zu deren Gründern der Schriftsteller Günter Amendt gehörte, fand aus Empörung über die Frankfurter Polizeieinsätze zusammen. Ihr ging es um Mitbestimmung und Meinungsfreiheit innerhalb der Buchhandlungen und Verlage, letztlich um die Demokratisierung der gesamten literarischen Produktionsverhältnisse. O-Ton 4 / Amendt: Sie verstehen sich zunächst einmal als die Vertreter von im Buchhandel tätigen Lohnabhängigen. Also Angestellten im Buchhandel, Lektoren, Herstellern, aber auch Buchhändlern, die als Buchverkäufer beispielsweise in einer unbeschreiblichen Ausbeutung sich befinden. Das ist ein Beruf, wo man eben sagt: Der Umgang mit Büchern, dieser intellektuelle Wert, der dahintersteckt, das ist etwas Besonderes - was man eben glaubt, als Kompensation dafür besonders ausbeuten zu können. Sprecher 2: Die Vorstellung, die im Buchhandel Beschäftigten quer durch die Branche auf Grund gleichartiger ökonomischer Interessen zu vereinen, erwies sich als aussichtslos: Weder gelang es, eine gemeinsame Praxis zu entwickeln, noch ließen sich die starren, korporativen Strukturen berufsständischer Interessengruppen aufweichen. Bereits 1970 zerfiel die Bewegung der "Literaturproduzenten". In ihrem Rahmen wurde jedoch erstmals der Ruf nach einer parteiunabhängigen Organisation des linken Buchhandels laut, die die Verteilung linker Literatur koordinieren und "pseudolinken Geschäftemachern" das Handwerk legen sollte. Gemeint war die Kontrolle des Raubdruckwesens, das von der Do-it-Yourself-Ausgrabungsarbeit linker Studierzirkel zu einem ökonomisch relevanten Teil des Buchmarkts geworden war. Allein in Westberlin soll es 1969 nach einem Bericht des "Spiegel" fast ein Dutzend Raubdruckpressen mit illustren, häufig wechselnden Namen gegeben haben: (darüber, langsam aufblenden) Sprecher 3: Verlag Zerschlagt das bürgerliche Copyright!, Kollektiv-Verlag, Verlag für sozial-revolutionäre Schriften, Underground-Press L., Verlag Rotes Syndikat, Edition Emigrant, Raub-Verlag, Verlag Donnerschlag, Amboß Verlag, Verlag Rote Sonne, Idefix Press, Bumms Verlag, Schwarze Presse ... (zurückblenden, darüber) Sprecher 2: 1970 entstand der Verband des linken Buchhandels VLB. Bereits im Folgejahr gehörten ihm rund 80 Verlage, Vertriebe und Buchläden an, später waren es bis zu 200 Betriebe im ganzen Bundesgebiet. Gestartet als Dienstleister für "revolutionäre Bewegungen" orientierte sich der VLB ab Mitte der 70er Jahre immer stärker am alternativen Milieu und weniger an den bedeutungslos werdenden K-Gruppen. Der Terror des "Deutschen Herbst" 1977, in dem Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer und die Lufthansamaschine "Landshut" entführt wurden, überlagerte den Aufbruchsoptimismus von 1968. Als die Grünen Anfang der Achtziger in die Parlamente der Republik einzogen, löste sich der VLB, fast unbemerkt, auf. III. Musik / M 4: Erdmöbel / Arbeiten (zurückblenden, darüber) Sprecher 3: Drei: Soziale Praxis oder Wie wird man linker Buchhändler? Musik / M 4: Erdmöbel (kurz hoch, nach der Refrain-Zeile "arbeiten aber heißt: unternehmen / etwas anderes zu denken, als man zuvor dachte" zurückblenden, darüber) Topp / Take 7: Ich bin Maria Topp, bin 36 Jahre alt, Landschaftsarchitektin und Buchhändlerin. Im Buchladen "Sputnik" bin ich sozusagen von Anfang an mit dabei, über freundschaftliche Verbindungen anfangs. Und später dann auch durch meine aktive Unterstützung. Das fing so vor zehn Jahren ungefähr an ... Hoffmann / Take 8: Mein Name ist Jule Hoffmann. Ich bin auch seit 2006 dabei, wir gehörten zur ersten "Übernahme-Brigade", sag' ich mal. Bin 37 Jahre alt. Und bin hier auch ursprünglich als Kundin sozusagen angedockt. Und hab' dann gemerkt: Ich komm' aus diesem Laden nicht mehr raus. Bis ich dann irgendwann auch gefragt wurde, ob ich mir vorstellen kann, hier mitzumachen. Und das tue ich seit etwa zehn Jahren jetzt mittlerweile ... Sprecher 1: Zum Kollektiv des Potsdamer "Sputnik" gehören heute 13 Frauen und Männer. Dienstagsabends, zum wöchentlichen Plenum, wird über die Schichten, Nachbestellungen und Vertreterbesuche beraten. War das Sortiment anfangs von den Vorlieben der vier Gründer bestimmt, hat mit der Ausweitung des Kollektivs auch die thematische Bandbreite des Ladens zugenommen. Organisiert ist der "Sputnik" als GmbH; alleiniger Gesellschafter ist ein Verein, der von den ehrenamtlich arbeitenden Buchhändlerinnen und Buchhändlern getragen wird. Das hat Vor- und Nachteile: Zwar können alle Kollektiv-Mitglieder im Laden Verantwortung übernehmen, ohne eine Kapitaleinlage zahlen zu müssen. Dafür bleiben die Schichten im "Sputnik", die neben Brotjob oder Studium gestemmt werden wollen, für die meisten Aktivisten ein Projekt auf Zeit. Die Fluktuation der Mitarbeiter ist deutlich höher als im klassischen inhabergeführten Buchhandel. Hoffmann / Take 9: Die vier Gründungsmitglieder, die wirklich da mit Herzblut noch ganz viel Zeit reingesteckt haben und sich das, glaube ich, auch von der Nachfolgebesatzung auch gewünscht hätten - das ist ja so für uns heute gar nicht mehr leistbar! Wir haben einen großen Alters-Durchschnitt, von Schüler, Anfang 20, bis Anfang 40, ganz unterschiedliche Lebenskontexte: Also, manche schreiben ihre Doktorarbeiten, andere arbeiten, die nächsten studieren, Kinder sind dabei. Wir haben faktisch auch nicht die Zeit, dieses Projekt so intensiv auszufüllen, weshalb auch mehr Leute vonnöten waren, um das hier weiter halten zu können. Atmo 2: Roter Stern / Kasse Hogh-Janovsky / Take 10: Mein Name ist Ulrich Hogh-Janovsky, ich bin 62 Jahre alt. Bin Buchhändler im Roten Stern in Marburg seit 1979. Also mittlerweile den Großteil meines Lebens. Und ich denke, ich werde sozusagen auch hier in Rente gehen. Sprecher 1: Der "Rote Stern" in Marburg, 1969 zunächst als "fliegender Büchertisch" gegründet, ist ein Kind der Studentenbewegung und gehört heute zu den ältesten kollektiven Buchhandlungen der Republik. Anders als beim "Sputnik" sind alle der derzeit elf Mitglieder des Kollektivs Angestellte. Ende der 1980er Jahre wurden die GmbH-Anteile an den Verein Extremes Lesen übertragen; alle Mitarbeiter der Buchhandlung sind dort automatisch Mitglied. Hogh-Janovsky ist heute der der Dienstälteste. Hogh-Janovsky / Take 11: Ich hab' ein Lehrerstudium begonnen. Und hab' festgestellt: Eigentlich will ich nicht Lehrer werden, das ist mir alles viel zu stressig. Und ich hab' dann als Aushilfe begonnen. Und dann irgendwann festgestellt: Na ja, macht mir eigentlich mehr Spaß. Und dann hab' ich mein erstes Staatsexamen noch fertiggemacht, aber dann bin ich ganz in den Laden eingestiegen; hab' dann später die Externen-Prüfung abgelegt ... bin dann sozusagen richtig Buchhändler geworden. Sprecher 1: Auch die Stadtplanerin Marion Liebhold vom Buchladen zur Schwankenden Weltkugel in der Berliner Kastanienallee und der Historiker Torsten Meinicke, einer der Geschäftsführer des Hamburger Buchladens Osterstraße, gerieten über Umwege in die Branche. Liebhold / Take 12: Ich bin die klassische Quereinsteigern (lacht). Hab' lang und breit studiert - was auch Teil meiner Qualifikation für den Job ist. Und war halt auch politisch aktiv. Und hab' dann nach dem Studium schon arge Zweifel gehabt, dass Stadtplanung das ist, was ich machen will und werde. Und bin dann nach Berlin gegangen, um auch was Neues anzufangen. Und mit Glück dann gleich ins Buchhandelsgeschäft reingerutscht. Also, in diesen linken Buchladen. Meinicke / Take 13: Ich bin nach dem Abitur nach Göttingen gegangen, um Geschichte zu studieren. Habe das auch ein paar Jahre betrieben, das Studium, aber nicht abgeschlossen. Und bin damals mit der ganzen WG übergesiedelt von Göttingen nach Hamburg. Habe aber schon während meines Studiums natürlich viel mit Büchern zu tun gehabt, hab' gern auch immer für den Buchladen "Rote Straße" in Göttingen Büchertische in der Mensa gemacht mit politischer Lieblingsliteratur. Und hab' dann nach Jobberjahren in Hamburg zwei Jahre als Historiker gearbeitet. Und dann eine Umschulung tatsächlich gemacht zum Buchhändler. In Wilhelmsburg gelernt, und direkt im Anschluss daran hat sich Möglichkeit ergeben, hier im Buchladen an der Osterstraße einzusteigen - wo ich jetzt seit ziemlich genau 20 Jahren bin. Und seit vielen Jahren auch einer der beiden Geschäftsführer. Sprecher 2: Die Tradition der Arbeiterbewegung wurde im linken Buchhandel zwar oft mit markigen Worten beschworen. Doch das Gros der Gründungen ging aus dem Geist und der Sperrholzplattenmaterie der Mensabüchertische hervor. Für Meino Büning, Mitglied des letzten SDS-Bundesvorstands, Buchhändler in der Frankfurter "Karl-Marx-Buchhandlung" und späterer taz- Gründungsredakteur, war der linke Buchhandel eine Institution der "rebellischen Intelligenz": Seine Akteure wollten sich engagieren, anders arbeiten - und damit die Gesellschaft verändern. Mit den von ihnen aufgebauten Verlagen, Vertrieben und Buchläden eröffneten sie für Uwe Sonnenberg jene Soziotope, in denen "alternative Subjekte" überhaupt erst entstehen konnten: Sonnenberg / Take 14: Im Prinzip können wir auch für den linken Buchhandel sprechen über all die Faktoren, die gemeinhin mit den 68ern und mit den antiautoritären Revolten in Verbindung gebracht werden: Also, dass Lebens- und Arbeitsverhältnisse liberalisiert wurden, dass relativ starre, dysfunktional gewordene gesellschaftliche Strukturen verflüssigt wurden. Dass alternative Subjekte sich herausbildeten. Also, der linke Buchhandel war ein Vergemeinschaftungsort! Und der bot dem alternativen Milieu eine Infrastruktur. Und es gelang ihm auch, die fundamental-oppositionellen Bewegungen aus den Aufbrüchen der 68er Jahre heraus zu verbinden, inhaltlich und auch materiell, mit den neuen sozialen und politischen Bewegungen in den 70er Jahren. Sprecher 2: Für viele Akteure war das Engagement im linken Buchhandel ein wichtiger Raum ihrer politisch-kulturellen Bildung und Sozialisation. Karrieren konnten so beginnen, durchaus sehr steile: Wer erinnert sich noch daran, dass Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit zu den Gründungs-Mitgliedern der Frankfurter Karl-Marx-Buchhandlung gehörten? Mancher nahm nach seinen Lehrjahren, ganz unspektakulär, den Abzweig in den "bürgerlichen" Buchhandel. Lemling / Take 15: Mein Name ist Michael Lemling, ich bin seit, na ja, jetzt genau zehn Jahren Geschäftsführer der Buchhandlung Lehmkuhl in München. Ich war von 1989 bis 1996 im Roten Stern in Marburg. Ich hab' dort studiert, kam als studentische Aushilfe in die Buchhandlung. Und als ich mit dem Studium fertig war, 92, da habe ich gleich ne Umschulung zum Buchhändler dort gemacht. Das war für mich eigentlich ne Fortsetzung meiner universitären, intellektuellen Lebensweise - mit ein bisschen anderen Mitteln und mehr Kohle. Das war's erst mal. Weil, ich traf natürlich im Roten Stern die Profs, die ich auch an der Uni hatte, die Leute aus dem Mittelbau, die Doktoranden, meine Mitstudenten. Man fühlte sich da nicht als Händler oder Verkäufer; man war Teil der Szene in Marburg, der linken Szene in Marburg. Und das hat ganz wunderbar gepasst. Das war toll. IV. Musik / M 5: Konstantin / Sing' mir ein kleines Arbeiterkampflied (blenden, darüber) Sprecher 3: Vier: Ökonomie oder Vom Bewegungsladen zum kollektiven Wirtschaftsbetrieb. (Musik ausblenden, darüber) Atmo 3A: SOVA / Richter: Da ist das Palettenlager ... Das ist chaotisch. Der einzige, der weiß, wo die einzelnen Titel stehen, ist der Computer ... (zurückblenden, darüber) (hier auch Atmo 3B möglich] Sprecher 1: Die Sozialistische Verlagsauslieferung, kurz SOVA, die ihren Firmensitz seit 2012 in einer weitläufigen Halle eines Industriegebiets in Maintal bei Frankfurt hat, ist ein Herzstück des linken Buchhandels. Das 1971 gegründete Unternehmen arbeitet mit rund 60 kleineren und mittleren Verlagen zusammen, die überwiegend einem gesellschaftskritischen und emanzipatorischen Ansatz verpflichtet sind. Deren Bücher liefert die SOVA an mehr als 4000 inhabergeführte Buchhandlungen aus. Das Team hat acht Mitarbeiter; Alleingesellschafter der GmbH ist der Verein der Freunde der SOVA, dem jeder Mitarbeiter automatisch angehört - eine Konstruktion, der wir bereits beim Potsdamer Buchladen "Sputnik" begegnet sind. Die SOVA hat das Prinzip der "Kapitalneutralisierung", das in den folgenden Jahrzehnten von vielen Firmen der Alternativbewegung aufgegriffen wurde, schon früh im Buchhandel etabliert. Seit der Gründung des Betriebs ist Helmut Richter - roter Pullunder und stets eine filterlose Roth-Händle in der Rechten - als führender Kopf dabei. Richter / Take 16: Ich hab' Volkswirtschaft studiert. Hat man ja sonst im Buchhandel nicht, also, im linken Buchhandel vor allem ist das ja bisschen selten, dieses Interesse ... Buchhändler wollen ja auch - die wollen eigentlich nichts mit Geld zu tun haben, sondern die wollen Literatur kennen und lesen und so was. Sprecher 2: Die Geschichte der SOVA begann, als der Verlag Neue Kritik, in dem Richter als Lektor arbeitete, seine Auslieferung verlor. So entstand der Plan, eine eigene, linke Auslieferung zu gründen, die im linken Buchhandel eine ordnende Funktion übernehmen und auch die wildwuchernde Raubdruckszene disziplinieren sollte. Richter war es, der viele linke Buchhändler erstmals in die Geheimnisse von Buchhaltung und Bilanzwesen einführte: Richter / Take 17: Als wir die SOVA gegründet haben, war unausgesprochen in diesen Bereichen, in denen wir gearbeitet haben, klar: Wir wollen gemeinsam die Revolution vorbereiten. Wie, auf welche Art und Weise das gehen soll, darüber haben wir möglichst nicht geredet. Das wär' nämlich dann unangenehm geworden. Wir haben solche Diskussionen geführt wie: Wie mache ich die Buchhaltung? Was ist das überhaupt? Wozu ist das gut? Und: Wie gehe ich mit der Situation um, dass ich gar nicht wusste, dass ich jetzt ein Unternehmen mit habe? Das hat schon eine Weile gedauert, das Klima so zu ändern, dass solche Fragen wie: Habe ich heute Lust oder nicht, was zu arbeiten - dass die überhaupt nicht mehr gestellt wurden. Man muss eben die Arbeit machen (lacht). Sprecher 2: Was so simpel klingt, war für stets feierbereite linke Studenten, die häufig über Nacht zu Jungunternehmern wider Willen geworden waren, ein Lernprozess mit Folgen, wie sich Michael Lemling erinnert: Lemling / Take 18: Also, ich hab' natürlich so ein Idealbild des Buchhandels aufgesogen, damals im Roten Stern. Und ich glaube, wenn ich nicht im Roten Stern gelernt hätte, wäre ich heute nicht bei Lehmkuhl. Weil, ich komme natürlich von nem schöngeistigen Studium her, ich hatte mit Betriebswirtschaft nichts, gar nichts am Hut. Und komme in eine Buchhandlung rein, bei der erst mal alle gleich sind, auch die Aushilfen, auch die Auszubildenden. Und man traf sich, ja, jeden Montag, abends nach Ladenschluss, und hat die Angelegenheiten des Ladens besprochen: Wir haben die Bilanz besprochen. Wir haben selber entschieden: Ist das Jahr jetzt so gut gelaufen, dass wir ein ganzes Weihnachtsgeld uns ausbezahlen können oder ein halbes oder ein Viertel oder gar keins? Das heißt, ich habe in den Jahren, inklusive der Ausbildung, eigentlich alles gelernt, was man wissen muss, um eine Buchhandlung zu betreiben. Inklusive eben der Ökonomie. Atmo 4: Café Roter Stern, Marburg (ausblenden, darüber) Sprecher 1: Zur Buchhandlung Roter Stern in der Marburger Altstadt gehört ein Café, dass nicht nur zur Mittagszeit gut gefüllt ist. Studenten und Uni- Mitarbeiter genießen bei einem Milchkaffee den Blick auf die Lahn, für Leute mit kleinem Geldbeutel gibt es eine Volksküche. Möglich wurde der Ausbau des Ladens durch eine schrittweise Wandlung des SDS-nahen "Bewegungsladens" zum bürgerlichen Wirtschaftsbetrieb: Hogh-Janovsky / Take 19: Mein Einstieg fällt in ne Zeit, als sozusagen der Umschwung kam, dass dieser Laden nicht mehr nur jetzt Dienstleister irgendeiner Bewegung war. Sondern dass die Leute, die in dem Laden gearbeitet haben, mit diesem Projekt etwas verbunden haben, was auch Zukunft hat. Also auch Arbeitsplätze, die sie selbstbestimmt gestalten wollten. Und das fällt auch in die Zeit, als die linke Bewegung im Niedergang war und die Alternativ-Bewegung ... überall wurden Alternativ-Projekte gegründet ... als die nen enormen Aufschwung erfahren hat. Und da, in dieser Metamorphose, hat der Rote Stern auch mitgemacht. Auch dergestalt, dass das Vorgängerkollektiv beschlossen hat, das Haus zu kaufen, in dem der Laden untergebracht war. Das groß umzubauen, damit Räume entstehen für ein Café und größere, bessere, schönere Räume für die Buchhandlung. Sprecher 2: Nach und nach realisierte man, dass auch ein von Genossen geführtes Unternehmen nach kapitalistischen Regeln zu funktionieren hat, wenn es unabhängig bleiben und wirtschaftlich überleben will. In Marburg führte dieser Konflikt zu einer regelrechten Palastrevolution, in dem sich eine Gruppe um den Gründer Christian Boblenz vom Rest-Kollektiv abspaltete. Hogh-Janovsky / Take 20: Und diese Minderheitsgruppe ist dann auch aus dem Projekt ausgestiegen - weil sie das nicht mittragen wollte. Das waren verschiedene Gründe: Erstens mal erschien es vielen als viel zu riskant, sich so hoch zu verschulden. Und zweitens war es auch verpönt ... Ja, dann ist man ja Hausbesitzer. Dann ist man ja Kapitalist! Sprecher 2: Sind ökonomisches Handeln im kapitalistischen Umfeld und linke Überzeugung überhaupt unter einen Hut zu bringen? Schmerzhafte Konflikte, nicht nur die Marburger Geschichte zeigt es, waren vorprogrammiert. Vor diesem Hintergrund beschreibt Michael Lemling seine Jahre im Roten Stern als die "italienischen" - eine beinahe bukolische Zeit: Lemling / Take 21: Ich erinnere mich, dass wir, das war Anfang der 90er, als komplette Belegschaft des Roten Stern gemeinsam für eine Woche in Urlaub gefahren sind, nämlich an den Gardasee. Und Kunden haben den Laden in der Zeit geschmissen. Aber das war ungeheuer friedlich gewesen! Es waren keine Kämpfe mehr auszufechten, nicht mehr die Frage: Darf man das Gebäude kaufen, in dem man dort die Buchhandlung betreibt? Welchem Teil der linken Szene ordnet man sich zu? Das war ja alles vorbei. Ich fand diese Geschichten, die erzählt wurden, die man heute ja mittlerweile schon nachlesen kann, ungeheuer spannend. Ich war aber immer auch froh, nicht direkt dabei gewesen zu sein. Weil das, glaube ich, bei dem ein oder anderen doch zum dem bitteren Teil der Biografie gehört. Das ist es bei mir ganz und gar nicht. V. Musik / M 6: M.I.A.: Paper Planes (Chorus: all I wanna do is *** and take your money [ab 0:55] ausblenden, darüber) Sprecher 3: Fünf: Vier-Tage-Woche für alle oder Solidarität und Existenzsicherung. Sonnenberg / Take 22: Was mit den Profiten geschieht, ist immer auch eine wichtige Frage für jede Bestimmung von kollektivem Wirtschaften: Und es war ein sehr wichtiges und konstitutives Merkmal eben auch für den linken Buchhandel in den 70er Jahren, dass keine privaten Profite gemacht werden. Und dass die Überschüsse zur Unterstützung entweder der - zunächst hieß es noch der "revolutionären Bewegung", mehr und mehr wurden es dann alternative Bewegungen oder auch einfach nur Projekte, auf lokaler Ebene angesiedelt, verwendet werden. Das ist konstitutiv für linken Buchhandel. Sprecher 1: Für ehrenamtlich betriebene Projekte wie den Potsdamer Sputnik gilt dieses Prinzip nach wie vor. Überschüsse fließen nicht in die Privatschatulle eines Unternehmers, sondern in neue Bücher, Veranstaltungen oder soziale Projekte in der Stadt. Wolff / Take 23: Das bedeutet nämlich ganz praktisch auch: Wenn hier ein Mensch reinkommt, dann erwarten wir nicht unbedingt, dass der Mensch mit nem Buch wieder rausgeht. Aber es ist schon schön, wenn der Mensch sich Zeit nimmt, sich das Sortiment anzukucken, sich nen Moment hinsetzt vielleicht, in das Buch reinliest, vielleicht auch n bisschen länger reinliest oder noch länger - vielleicht ist auch irgendwann ein Eselsohr drin. Der Punkt ist: Das ist nicht so schlimm! Das ist eigentlich der Sinn! Der Sinn ist, dass die Bücher gelesen werden. Wenn nicht das Buch auf die Straße getragen wird, dann eben zumindest die Idee. Sprecher 2: In den aus utopischem Überschwang nach 1968 gegründeten Räumen des linken Buchhandels sollten die Infrastruktur und die Mittel für den Aufbau eines "Gegenmilieus" bereitgestellt werden. Mit dem Wandel vieler "Bewegungsläden" in Wirtschaftsbetriebe entwickelte sich diese Alternativökonomie dann zu einer Ökonomie von Einzelunternehmen. Sie gaben die Hoffnung auf die Umgestaltung der Gesellschaft nicht auf, nahmen sich aber zunächst die eigenen Arbeitsformen vor: Der egalitäre Anspruch in Lohn-, Entscheidungs- und Besitzstrukturen stand im Vordergrund - ihn galt es, mit den Vorstellungen von alternativem und selbstbestimmtem Leben zu verknüpfen. Sprecher 1: Knapper Einheitslohn und lange Diskussionen über wichtige Weichenstellungen, etwa in Personalfragen oder über die Ausrichtung des Sortiments, sind heute Alltag im linken Buchhandel. Gelebte Utopie, die nicht selten Kraft und Nerven kostet. Doch ins Hamsterrad einer abhängigen Beschäftigung wünscht sich keiner zurück. Auch Ulrich Hogh-Janovsky ist stolz, dass der Rote Stern Kernideale der Gründerzeit ins neue Jahrtausend retten konnte: Hogh-Janovsky / Take 24: Als wir den Hauskauf und den Umbau abgeschlossen hatten, und der Laden sehr viel größer und sehr viel schöner war, hatten wir wirklich ein paar Boomjahre. Also, die erste Hälfte der 80er Jahre war mit enormen Wachstumsprozessen verbunden. Und aufgrund dieser enormen Steigerungen waren wir plötzlich in der Lage, na ja, recht luxuriöse Fragen zu stellen, zum Beispiel die Frage: Wieviel erhöhen wir unseren Lohn? Oder, dann kam die Frage auf: Ja, eigentlich brauchen wir nicht mehr Lohn - wir wollen weniger arbeiten! Dann haben wir - statt der Lohnerhöhung - die Arbeitszeitverkürzung beschlossen. Wir haben gesagt: Vier Tage die Woche ist für eine Vollzeitstelle genug! Der Mensch muss auch noch Zeit haben (lacht) nebenher andere Dinge zu machen. Und dann wurde das beschlossen. VI. Musik / M 7: Ton Steine Scherben / Land in Sicht (zurückblenden, darüber) Sprecher 3: Sechs: Alltag und Routine oder Wegen Demo geschlossen? (Musik ausblenden, darüber) Meinicke / Take 25: Man läuft, wenn man ein solches Projekt macht, ganz sicher nicht Gefahr, reich zu werden. Das war aber auch immer schon so. Was sich geändert hat ist, dass früher - und vereinzelt auch bei Leuten, die die Osterstraße gemacht haben - zusammen leben und arbeiten eins war. Das ist bei denen, die den Laden, sagen wir mal grob: die letzten 20 Jahre machen, nicht mehr der Fall. Sprecher 2: Als der Buchladen in der Hamburger Osterstraße 1978 startete, erlebte der linke Buchhandel durch die Frauen-, Öko-, Anti-Atomkraft- oder Friedensbewegung einen regelrechten Gründungsboom. Die Läden hießen jetzt nicht mehr plakativ "Commune" oder "Manifest", sondern nannten sich schon mal nach einem Ton-Steine-Scherben-Song "Land in Sicht". (Musik kurz hoch?) Meinicke / Take 26: Was sich auch verändert hat über die Jahrzehnte ist, dass die klassische Ladenarbeit mit allem, was drum rumhängt - an Buchführung, Einkauf, Verantwortung, Remission, Sortimentsgestaltung, Werbung - viel, viel Zeit frisst. Und es einfach ein Fulltime-Job ist, der auch ernst genommen wird. Wo verbindlich, natürlich auch mit verbindlichen Öffnungszeiten, gearbeitet wird. Und, sagen wir mal, die Zeit, die bleibt, und die Energie, sich auch sonst politisch ständig einzumischen, ist über die Jahrzehnte garantiert nicht mehr geworden. Es findet noch statt. Aber es ist schon in erster Linie auch ein Broterwerb, was wir da machen. Sprecher 2: Als sich etablierte Häuser wie Rowohlt, Suhrkamp oder Luchterhand, die noch in den 60er Jahren fußnotenlastiges Lesefutter für die Neue Linke geliefert hatten, Mitte der 1970er Jahre vom "Markt für Marx" zurückzogen und auf neue zeit- und gesellschaftskritische Themen einschwenkten, war auch für die Mehrzahl der dezidiert linken Verlage die Zeit der Ausgrabungen vorbei. Das Angebot wurde bunter: Alternative Reisebücher und Krimis eroberten die Regale linker Buchhandlungen; Frauen-, Schwulen- und Kinderbuchläden schossen wie Pilze aus dem Boden. Mit Buchhandlungen wie "Jos Fritz" in Freiburg oder "Jakob Fetzer" in Reutlingen, benannt nach einem Anführer der Bundschuhbewegung im 15. Jahrhundert und einem von der französischen Revolution beeinflussten Bürgermeister, drangen Geist und Sound von 1968 aus den Hochburgen der Studentenbewegung in die Provinz vor. Der Versender Zweitausendeins begann seinen Aufstieg zum "Neckermann für Intellektuelle", indem er auflagenstarke Titel linker Verlage verramschte. In der Grabbelkiste lagen die Restbestände von Bernward Vespers Edition Voltaire nun Rücken an Rücken mit der Überproduktion der großen, bürgerlichen Verlage. Zitat / Sprecher 3: Exklusiv bei uns: neues Buchpaket Edition Voltaire, 13 Bände, über 1.500 Seiten, statt ca. 100 Mark nur 29,90 Mark! Fast verschollen in heutigen Fraktionismuszeiten: die Bücher der Edition Voltaire. Aus einer Zeit, da die APO noch nicht paralysiert, Mahler und Meinhof noch frei, Dutschke noch unverletzt, Amendt noch nicht verurteilt waren und Che Guevara noch lebte! Sprecher 1: Aus der Utopie des "gemeinsam leben, kämpfen, arbeiten" ist für Torsten Meinicke ein kräftezehrender Fulltime-Job mit verbindlichen Öffnungszeiten geworden. Der Hamburger Buchladen Osterstraße funktioniert heute auch als ganz normale Stadtteilbuchhandlung. Meinicke / Take 27: Wir unterscheiden uns schon durch diesen explizit auch politischen Anspruch von den anderen. Aber natürlich könnte der Laden nicht existieren, wenn nicht Anwälte ihre Fortsetzungen dort kauften, Ärztinnen ihre Thieme-Medizinbücher, und es hat über die Jahre natürlich gedauert, bis auch diese Kundinnen und Kunden verstanden haben oder sich getraut haben, einfach auch ihre Fachliteratur bei uns zu bestellen. Ökonomisch brauchen wir das natürlich - denn vom "Rest" könnten wir nicht existieren. Sprecher 1: In Zeiten des windmühlenflügelartigen Kampfes gegen Online- Riesen wie Amazon, da die Frage "Was tun?" nicht mehr mit Lenin, sondern vom Betriebsberater beantwortet wird, sind die Grenzen zwischen Selbstverwirklichung und selbstoptimierten Ich-AG's fließend geworden. Wer wie Torsten Meinicke von seinem Beruf leben will, spürt ähnlichen Druck wie in der dünnen Luft der New Economy. Mund abputzen, lächeln, weitermachen: Das inflationär benutzte Wort "Selbstausbeutung" hört man von linken Buchhändlerinnen und Buchhändlern jedenfalls ebensowenig wie von den selbsternannten Vertretern der digitalen Bohéme. Meinicke / Take 27/Teil 2: Man ist selber älter geworden, man weiß, dass dieser Laden nicht mehr über Schnoddrigkeit und Arroganz funktionieren kann ... Ich weiß, dass es vor 20 Jahren bei Vorgänger-Kollegen von mir noch sehr verpönt war, etwas als Geschenk einzupacken: Wer bin ich denn? Das macht man doch nicht! Schleifchen schon gar nicht! Die Zeiten sind bei uns lange vorbei: Natürlich packen wir auf Wunsch alles als Geschenk ein. Aber das muss man heutzutage machen, diesen Service muss man bieten. Genauso wie die Möglichkeit, die Bücher online zu bestellen. Sonst hat man in diesem Gewerbe tatsächlich keine Existenzberechtigung und Chance mehr. VII. Musik / M 9: Ton Steine Scherben / Einheitsfrontlied (zurückblenden, darüber) Sprecher 3: Acht: Alles schwankt oder Was ist heute noch links? Meinicke / Take 29: Eimsbüttel als Stadtteil hat sich sehr verändert. Die Gründung fand damals in Eimsbüttel statt, weil Eimsbüttel DAS linke Zentrum Hamburgs war. Das ist es halt schon seit vielen, vielen Jahren nicht mehr. Eimsbüttel ist ein schickes Wohnviertel geworden; hier sind viele Linke alt geworden und älter und leben in schönen Altbauwohnungen. Trotzdem sind das natürlich unsere Kundinnen und Kunden - und es sind unglaublich engagierte Kundinnen und Kunden! Wir merken das daran, wenn wichtige große Demos Samstags in der Innenstadt sind - zu "Recht auf Stadt", zu Flüchtlingskrise, zu Irak-Krieg, zu Anti-AKW - ist bei uns Ebbe in der Kasse an den Tagen. Weil unsere Leute dann tatsächlich auf diese Demos gehen. Und zwar egal, wie alt sie geworden sind. Und ob sie mittlerweile grün wählen oder immer gewählt haben oder SPD wählen. Die gehen da noch hin. Das ist umsatzmäßig an den Tagen ne Katastrophe, aber es macht uns natürlich auch ein wenig stolz. Andererseits möchte ich nicht wissen, wie viele Demos ich verpasst habe, weil ich einfach dann samstags bis 16 Uhr oder im Dezember bis 18 Uhr den Laden aufhalten muss. Sprecher 1: Im Getriebe der luxussanierten Potsdamer Innenstadt, die von nicht wenigen als "Preußisch Disneyland" belächelt wird, will auch der Sputnik deutlich mehr sein als ein wenig Sand im Getriebe. Für Jule Hoffmann ist der Laden ein Umschlagplatz der Ideen, eine Form von Gegenöffentlichkeit: Hoffmann / Take 30: Es ist gleichzeitig ein Ort, wo Gruppen sich treffen können, sich austauschen können, Lesekreise stattfinden. Wir machen Büchertische auf anderen, auch linken Veranstaltungen in dieser Stadt. Wir machen Ausstellungen. Sputnik ist auch eine Form von "Umverteiler": Nicht nur der "Umsonstladen" unter dem "Sputnik" - sondern hier bringen Leute Plakate her, Informationen, Flyer, die dann von anderen Gruppen mitgenommen werden. Hier können Dinge ausgelegt werden. Und tatsächlich Vernetzungen stattfinden. Atmo 5: Roter Stern (ausblenden, darüber) Sprecher 1: Den Roten Stern bezeichnen spitze Zungen wie der vom Kieler Buchladen Zapata zum Marburger Kollektiv gestoßene Michael Wolff schon mal als "Realo-Buchhandlung" - und meinen das durchaus kritisch: M. Wolff / Take 31: Das ist die Buchhandlung für den alternativen Mittelstand. Der keine Probleme damit hat, dass Schwarz-Grün in Hessen regiert - keine Probleme! Da wächst zusammen, was zusammengehört. Aber - das dürfen Sie auch nicht vergessen - Marburg war mal die Hochburg der DKP. Deren alte Mitglieder, Professoren, auch emeritierte, die sind ja noch hier, die kommen auch zu uns. Und da ist dieses politische Programm, was wir ja immer noch hier haben, angebracht. Wir können das immer wieder auch sagen: Wir haben gleiche Löhne, wir haben keinen Chef! Und ich würde das auch immer weitersagen: Da wir es nicht geschafft haben, die Revolution zu machen, ist diese Art zu arbeiten im Kapitalismus die gesundeste. Sprecher 1: In Marburg bestellen längst nicht mehr nur traditionell links orientierte geisteswissenschaftliche Fachbereiche der Universität beim Roten Stern, der zudem bereits in den 80ern eine Filiale gründete, einen Kinderbuchladen. Die theoriebesessenen und anarchielustigen Zeiten, in denen die Welt verändert werden sollte, scheinen jedoch auch hier vorbei zu sein. Hogh-Janovsky / Take 32: Es ist natürlich klar: Der Buchladen selbst hat nicht mehr den Anspruch, als Projekt irgendeine linke Bewegung irgendwie zu unterstützen oder voranzubringen. Sondern wir gestalten unser Sortiment so, dass es auch erkennbar ist, was wir denken. Und das, würde ich sagen, ist das, was "links" ist bei uns. Und, ja: Gute Literatur zu verkaufen ist eigentlich irgendwie auch links (lacht). Zitat Leben des Galilei / Sprecher 3: Es hat immer geheißen, die Gestirne sind an einem kristallenen Gewölbe angeheftet, dass sie nicht herunterfallen können. Jetzt haben wir Mut gefasst und lassen sie im Freien schweben, ohne Halt, und sie sind in großer Fahrt, gleich uns, ohne Halt und in großer Fahrt. Bertolt Brecht, Leben des Galilei. Vasel / Take 33: Ich bin keine so große Freundin von so "engagierter Literatur". Also, zwischen Sartre und Robbe-Grillet neige ich eher zu Robbe- Grillet, ja. Ich denke ... also, subversiver, der Emanzipation dienlicher ist die schöne Form - und nicht irgendwie das Bekenntnis zur richtigen Seite oder so. Sprecher 1: Heike Vasel hat im Jakob-Fetzer-Buchladen in Schwäbischen Reutlingen gelernt. Später arbeitete sie beim Buchladen Schwarze Risse, der in Kreuzberg aus der Alternativbewegung der späten 70er Jahre entstanden war und in den Nullerjahren eine Filiale in Ostberlin eröffnete. Hier, in einem kollektiven Hausprojekt in der Kastanienallee, gründet Vasel 2012 mit Marion Liebhold den Buchladen zur schwankenden Weltkugel. Passanten, die den Namen zum ersten Mal lesen, stutzen, lachen - und wollen mehr wissen. Liebhold / Take 34: Aufklärung oder Emanzipation, so wie sie über literarische Erfahrung befördert werden kann, hat viel mit Perspektivwechseln zu tun, viel mit irgendwie ,Erfahrung an ne Grenze bringen' oder so ,durcharbeiten', was weiß ich ... eben sich irritieren lassen in den Weltbildern, die man bisher hatte. Und das macht sie halt auf ästhetischem Wege ganz unterschiedlich. Und das ist mehr und anderes, als ne politische Message nur drin unterzubringen ... (Vasel: Ja, das stimmt) was auch gut und wichtig ist, dass es solche ... dass das Literatur immer wieder versucht. Aber das ist ein Weg. Sprecher 1: Die beiden Frauen sehen sich durchaus in der Post-68er-Tradition, zugleich ist ihnen bewusst, unter ganz anderen Umständen, in einer anderen Umgebung zu arbeiten: Die Kundschaft im ehemaligen Arbeiter- und Bohèmeviertel Prenzlauer Berg kommt nicht aus einem, sondern aus vielen verschiedenen Milieus; die wenigsten sind mit den Traditionen des linken Buchhandels in der alten Bundesrepublik vertraut. Den subversiven Reiz einer Buchhandlung wissen sie indes sehr wohl zu schätzen. Liebhold / Take 35: So'n Buchladen wie die Schwankende Weltkugel ist vielleicht weniger exklusiv linker Buchladen in diesem traditionellen Sinne - also, eingebunden in eine Szene, für ein Szene-Publikum - aber dafür repräsentieren wir umso mehr die linke Seite, die der Buchhandel immer hatte. Dass er im Sinne des Projekts der Aufklärung gewirkt hat. Musik / M 1: Gustav / Genua (instrumental, zurückblenden, darüber) Sprecher 2: Nicht wenige der im Geist von "1968" gegründeten Läden wichen im Anything goes der 80er und 90er Jahre Modegeschäften und Schuhsalons. Sprecher 1: Doch egal ob Großstadt-Szeneviertel oder Provinz: Noch immer arbeiten ältere und neuere linke Läden, politisch hellwach, gegen den Mainstream. Etliche von ihnen sind mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet worden, den Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, seit 2015 an herausragende inhabergeführte Sortimente vergibt. Die "Linken Buchtage" im Berliner Mehringhof, die "Linke Literaturmesse" in Nürnberg oder "Die Bühne" auf der Leipziger Buchmesse sind wichtige Wahrnehmungs-Verstärker - vor allem für ein nachwachsendes Lesepublikum. Sprecher 2: Unter dem Pflaster liegt der Strand, noch immer. Linke Buchhandlungen, deren Macherinnen und Macher sich vor keinen parteipolitischen Karren spannen lassen, ihre Überzeugungen jedoch nie an der Ladenkasse abgegeben haben, beweisen eine ungeahnte Resistenz: als Durchlauferhitzer für alternative Lebens- und Gesellschaftsentwürfe, Komplizen unserer Sehnsucht nach dem "anderen", als Utopie-Ort mit Barsortimentsanschluss. Das Türschild "Wegen Demo geschlossen" wird man allerdings vergeblich suchen. So viel Wirtschaft muss inzwischen sein. (Musik kurz hoch, darüber) [Zitat-Collage] Sonnenberg / C 4: Ich weiß jetzt nicht mehr genau, wie lange ich im ganz klassischen Sinne Ladenschichten gemacht habe. Ich meine, sechs, sieben Jahre mindestens müssen es gewesen sein. Aber ich bin auch erst nach zehn Jahren ausgestiegen. Und irgendwann war das auch Teil des Alltags, also: ich war dann einfach der linke Buchhändler. Ja, und ansonsten bin ich in die Welt der Bücher eingetaucht. Und ich denke, ohne diese Arbeit im Buchladen wäre ich auch nicht den Schritt weitergegangen und hätte dann also real über das Studium hinaus mich auch mit Wissenschaft beschäftigt ... Richter / C 5: Natürlich habe ich mir manchmal die Frage gestellt: Ist das Ding überhaupt notwendig? Also, vermutlich würde die Revolution auch vorbereitet werden, wenn es uns nicht gäbe. Oder eben nicht ... Meinicke / C 6: Ich werde in wenigen Tagen 55. Wenn ich zurückblicke: Ich hab' durchaus mal bedauert, mein Geschichtsstudium nicht beendet zu haben. Aber das ist so lange her, dass es zwar noch wahr ist - aber mir mittlerweile egal. Es war aber auch immer die Liebe da zum selbstbestimmten Arbeiten, kollektiv und ohne Chef oder Chefin. Das ermöglicht mir dieser Buchladen seit fast 20 Jahren. Und das ist eigentlich auch das, was ich gerne arbeitsmäßig noch ein paar Jahre weiterleben will. So lange es diesen Laden noch gibt (lacht). (ausblenden, Musik hoch, ab ca. 2:40) Musik / M 1: Gustav, Genua (lass uns unter arbustos schlafen / cara mia ti amo / the sun is always harmful / but la luna esta nos noturna / träumen vom meer / vom meer ist zu wenig / drum lass uns nach genua fahren liebling / schwing dich auf die vespa schatz / our revolution, carlo / has just begun ...) (ausblenden, darüber: Absage) 1