DEUTSCHLANDFUNK Sendung: Hörspiel/Hintergrund Kultur Dienstag, 21.07.2009 Redaktion: Karin Beindorff 19.15 - 20.00 Uhr Verwandte Seelen Die besonderen Beziehungen zwischen Israel und den USA Von Daniel Cil Brecher URHEBERRECHTLICHER HINWEIS Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. ? Deutschlandradio - Unkorrigiertes Manuskript - Kongressatmo O-Ton Manocharian Lautsprecherdurchsage: Ladies and gentlemen, please welcome former AIPAC national board president Bernice Manocharian. O-Ton Theodore I come to AIPAC policy conference because I support the organisation and I believe in the US-Israel relationship. O-Ton Manocharian It was May 1948 eleven minutes after midnight. British rule over Palestine had just ended. O-Ton Theodore I believe that it is in the United States best interest that Israel is strong and remains supported. O-Ton Manocharian British rule over Palestine had just ended when President Harry S. Truman announced to the world America's recognition of the Jewish state. Ansage Verwandte Seelen Die besonderen Beziehungen zwischen Israel und den USA Ein Feature von Daniel Cil Brecher O-Ton Manocharian The friendship between the United States and Israel has been and continues to be a relationship that matters. Musik-Akkorde in der Saal-Atmo Autor (über Kongressatmo) Jedes Jahr findet in Washington der Kongress des America Israel Public Affairs Committee - abgekürzt: AIPAC - statt. AIPAC ist mit über 100 000 Mitgliedern die bei weitem wichtigste Lobby-Organisation, die für die Interessen Israels bei der US-Regierung und im Kongress eintritt. Über 6000 Menschen füllen in diesem Jahr die riesige Halle des Washington Convention Centers. Der israelische Staatspräsident Shimon Peres hat gerade gesprochen. Gleich ist US-Vizepräsident Joseph Biden an der Reihe. Der Kongress ist ein jährliches Fest der Verbrüderung, der lautstarken Solidaritätsbekundungen, der sehr unbescheidenen Demonstration von Macht und Einfluss. Kongressatmo O-Ton Blok We as Americans believe that ... as American as apple pie. Sprecher 5 Als Amerikaner glauben wir, dass die amerikanische Nahostpolitik durch eine besondere Beziehung zu Israel gestärkt wird, zu der einzigen Demokratie in der Region, mit der wir die jüdisch-christlichen Grundwerte teilen. Eine Mehrheit der Amerikaner unterstützt diese besonderen Beziehungen. Auf die Frage nach Amerikas besten Freunden in der Welt, sagen 80 bis 85 Prozent: England, Deutschland, Italien, Israel, Frankreich, Kanada. Die Unterstützung für die besonderen Beziehungen ist überwältigend, so amerikanisch wie Apple Pie. Autor (über Kongressatmo): Doch in diesem Jahr sind auch Spannungen spürbar. Die neuen Regierungen von Obama und Benjamin Netanyahu wollen bei der Lösung des Nahostkonflikts unterschiedliche Wege einschlagen - es gibt Kontroversen über die Haltung gegenüber dem Iran, über den Friedensprozess und über die Frage der israelischen Siedlungen. Auch können AIPAC und andere jüdische Organisationen nicht mehr ohne weiteres auf das Wohlwollen der Medien rechnen. Die Israel-Lobby wurde in den letzten Jahren mehrfach beschuldigt, den US-Interessen im Nahen Osten zu schaden. Kongressmitglieder, die AIPAC gegenüber wegen Wahlkampfspenden verpflichtet sind, sollen sich für politische Ziele Israels einsetzen, die der US-Außenpolitik in der Region widersprechen. AIPACs Macht und Einfluss beruhen auf zwei Faktoren: auf der unzureichenden Wahlkampffinanzierung durch die öffentliche Hand; und auf den großen Gruppen von Mitgliedern und Sympathisanten in den jüdischen und bestimmten christlichen Gemeinden der USA, in deren Namen AIPAC zu handeln vorgibt und von denen es Spenden erhält. In den USA unterliegen große Wahlkampfspenden scharfen Beschränkungen. Kleine, private Beiträge werden hingegen mit Ergänzungszahlungen und steuerlichen Vorteilen staatlich gefördert. AIPAC ist dadurch, wie andere Lobby-Organisationen, in der Lage, Tausende von kleinen Spenden zu bündeln, staatliche Subventionen zu kassieren und an politisch genehme Kandidaten weiterzuleiten, an Politiker, die meist keine besonderen Interessen im Nahen Osten haben. AIPAC hat so die Lenkung von Nahost-Abstimmungen im Kongress zur Meisterschaft entwickelt - und sich dadurch dem unausgesprochenen Vorwurf des Missbrauchs jüdischer Macht, jüdischen Geldes, zugunsten Israels und zum Schaden der USA, ausgesetzt. O-Ton Massing Well, the defenders of the pro-Israel-Lobby ... to affect the process in other ways. Sprecher 1 Die Verteidiger der Pro-Israel-Lobby sagen: Wir nutzen die Vorteile des amerikanischen Systems. Autor: Michael Massing ist ein renomierter Journalist und Buchautor, der die Methoden von AIPAC untersucht hat. Ich habe ihn in seiner Wohnung an der Upper West Side in Manhattan getroffen. O-Ton Massing Sprecher 1 Gruppen organisieren sich und versuchen, Politik zu beeinflussen. Viele Kritiker haben ihre Bewunderung zum Ausdruck gebracht dafür, dass die Israel-Lobby sich so gut organisiert hat und ihren Einfluss so wirksam zur Geltung bringt. Andere vergleichbare Lobby-Organisationen sind auch sehr stark. Die Kuba-Lobby, obwohl sich der Einfluss gerade abschwächt, und die Waffen-Lobby, die National Rifle Association, sind die beiden mächtigsten, würde ich sagen. O-Ton Judt AIPAC is most certainly not representative ... the lever that AIPAC has. Sprecher 2 AIPAC ist nicht repräsentativ für die amerikanischen Juden. Autor Der britische Historiker Tony Judt gehört zu den prominentesten Kritikern der Israel-Lobby. Er leitet seit vielen Jahren das Remarque-Institute zum Studium europäischer Geschichte an der New York University. Tony Judt ist schwer krank und muss beatmet werden, aber er bestand trotzdem darauf, an dieser Sendung mitzuwirken. O-Ton Judt Sprecher 2 Die Mehrheit der amerikanischen Juden steht laut Umfragen links von AIPAC. Viele gehören der Demokratischen Partei an. Die meisten lassen in unabhängigen Umfragen erkennen, dass sie in Sachen Palästinenser viel gemäßigter sind als die jüdischen Organisationen. Das erste, was man also sagen muss: Es gibt eine erstaunliche und aufschlussreiche Divergenz zwischen den Standpunkten der amerikanischen Juden und dem Einfluss, den jüdischen Organisationen in Washington geltend machen. Gleichzeitig sagt die große Mehrheit der Juden in den selben Umfragen, dass Israel sehr wichtig für sie ist - auch wenn die Meisten noch nie dort gewesen sind. Das gibt AIPAC seinen Hebel, seinen Einfluss. O-Ton Massing The next question to ask ... the policy would look very different. Sprecher 1 Die nächste Frage ist: Ist dieser Einfluss gut oder schlecht? Viele denken, dass dieser Einfluss ein Beweis dafür ist, dass das System selbst nichts taugt, dass eine kleine, mächtige Gruppe, die ihre Mitglieder wirksam mobilisieren kann, die Politik so stark beeinflusst und den Interessen der USA schadet. Und dass, wenn der Einfluss solcher kleiner Gruppen nicht bestünde, die Politik ganz anders aussehen würde. O-Ton Judt There is one difference however ... even by Jews. Sprecher 2 Zwischen der Israel-Lobby und der Waffen-Lobby gibt es jedoch einen Unterschied. Wenn ich in der New York Review of Books schreibe, dass die Waffen-Lobby ein Pack Faschisten ist, würden die sich einen Dreck darum kümmern. Sie erwarten nichts anderes von einem linken Akademiker aus New York. Sie würden mir keine bösen E-Mails schicken, würden mich nicht angreifen oder mich einen links angehauchten Juden aus England nennen, der wieder verschwinden sollte. Aber wenn ich einen kritischen Artikel über die Israel-Lobby schreibe, bekomme ich tausend E-Mails, Briefe, Besuche und würde in der New York Times verurteilt. Warum? Weil die Macht der Israel-Lobby hauptsächlich aus einer von ihnen geschaffenen Illusion besteht: dass es nur ein Set von Ideen über Israel gibt - auch unter Juden. O-Ton Massing For instance here in New York City ... He wants to avoid that. Sprecher 1 Ich will meinen Wahlkreis in New York City als Beispiel nennen. Wir haben hier Jerrold Nadler als Kongressabgeordneten. Er ist sehr, sehr fortschrittlich. Nur beim Thema Israel ist er es nicht. Wenn der Wahlkreis direkt über Israel abstimmen könnte, würde die große Mehrheit sich für eine viel ausgewogenere US-Politik aussprechen. Aber die Leute stimmen trotzdem für ihn, weil sie seine Politik in anderen Bereichen mögen. Und er weiß ganz genau, was geschehen würde, wenn er seine Haltung gegenüber Israel veränderte. Ein großer Block von Juden mit konservativeren Meinungen würde gegen ihn stimmen. Das will er vermeiden. O-Ton Judt I once was sitting in Paris ... make no difference? Sprecher 2 Ich saß einmal in Paris zusammen mit einem sehr bekannten US-Senator, einem Demokraten, der mir eine Geschichte erzählte unter der Bedingung, dass ich sie nur weitererzählen dürfte, wenn ich seinen Namen nicht nenne. Nach ein paar Gläsern Wein begann er sehr kritische Dinge über Israel zu sagen, über AIPAC, über die Tatsache, dass sein Land nicht unabhängig von AIPAC Politik machen könne, über den absurden Einfluss von AIPAC. Ich sagte daraufhin: Senator, was Sie sagen, entspricht im Prinzip meiner eigenen Meinung. Warum äußern Sie sich nicht in der Öffentlichkeit? Wegen der jüdischen Wähler? Nein, sagte der Senator. In meinem Staat wohnen nur wenige Juden, und die wählen mich so oder so. Als Antisemit würde man mich auch nicht beschimpfen, weil ich für das Gegenteil bekannt bin. Die Gründe sind andere. Wenn ich im Senat eine Rede hielte, in der ich sagen würde: AIPAC ist zu einflussreich; wir haben Israel zu weit gehen lassen; die Siedlungen sind eine Katastrophe; die Palästinenser müssen endlich einen Staat bekommen; Israel muss sich auf die Grenzen von 1967 zurückziehen; und wenn nötig, müssen wir Israel dazu zwingen - dann würden 20, höchsten 25 Senatoren mir zustimmen. Aber als Senator würde ich nie wieder einen Gesetzesentwurf durchbringen können, nie wieder etwas zur Abstimmung bringen können, nie wieder eine wichtige Position in einem Ausschuss bekleiden können. Ich wäre erledigt. AIPAC würde genügend Kollegen von mir finden und mit Wahlkampfspenden dafür belohnen, dass sie sich nie wieder mit mir einließen. Und wozu sollte ich mich opfern? Auf die Dinge, die mir wichtig sind - neue Bahnlinien für meinen Staat oder mehr Geld für Krankenhäuser - zu verzichten, um ein paar nette Sätze über den Nahen Osten zu sagen, die ohnehin nichts bringen? Kongressatmo O-Ton Manocharian Ladies and gentlemen, please take your seats. Our program will begin momentarily. O-Ton Flowers Even when I receive hate mail, even when I am called a Jew-lover, I will continue to stand with Israel ... Applaus. O-Ton Miller Lobby is lobby ... Lobbies follow. Sprecher 3 So sind Lobbies nun einmal. So funktioniert unser System. Autor (über Kongressatmo) Aaron David Miller ist ein einflussreicher Nahostspezialist, der zwanzig Jahre lang US-Außenministern und Präsidenten als Berater gedient hat, von George Bush und Jim Baker bis Madeleine Albright und Bill Clinton. Aaron David Miller war einer der US-amerikanischen Unterhändler beim Camp-David-Gipfel zwischen Clinton, Barak und Arafat im Sommer 2000. Ich traf ihn im Woodrow Wilson Center, einem progressiven Washingtoner Think Tank, wo Miller seit seinem Ausscheiden aus dem Außenministerium arbeitet. O-Ton Miller Sprecher 3 Ob es um Waffen geht, Tabak, Öl oder Senioren. Die wirkliche Frage ist: Führen Präsidenten? Wenn Präsidenten in der Israel-Politik die Richtung angeben - wie Nixon und Kissinger, Jimmy Carter, Bush Senior und Jim Baker - dann folgen die Lobbies. O-Ton Judt Israel's attitude to America is complicated ... what Americans tell them to do. Sprecher 2 Israels Haltung gegenüber Amerika ist kompliziert. Einerseits ist das Land von Amerika völlig abhängig. Es bekommt 3,1 Milliarden Dollar im Jahr und ist damit das Land, das die höchsten amerikanischen Hilfeleistungen erhält. Das meiste davon wird zwar für Militärausgaben verwendet, aber Israel kann die eingesparten Mittel an anderer Stelle ausgeben. Amerika bekommt dafür sehr wenig zurück. Im Nahen Osten ist Israel als Verbündeter nutzlos; in der Welt ist eine Allianz mit Israel ein negativer Faktor. Die meisten Länder hassen Israel, aus guten oder aus schlechten Gründen, und verbinden Israel mit Amerika. Für die USA sind die besonderen Beziehungen also ein schlechtes Geschäft. Hinzu kommt, dass die Israelis nicht tun, was die Amerikaner von ihnen wollen. O-Ton Miller The United States often hasn't a clue ... correct perception of this region. Sprecher 3 Die USA haben oft nicht die geringste Ahnung, wenn es darum geht, die Welt dieser kleinen Stämme zu verstehen. Man kann das jetzt im Irak sehen und in Afghanistan, oder in der Art, wie wir unseren Einfluss in der Region bewerten, wie wir die Region "demokratisieren" wollen, wie wir auf Wahlen in Palästina gedrängt haben, die mit einem Wahlsieg der Hamas endeten, sehr zum Entsetzen der damaligen Regierung. Unsere Wahrnehmung der Region ist mangelhaft. O-Ton Wilkerson In the early years of my military experience ... was the name of the policy. Sprecher 4 In den ersten zwanzig Jahren meiner Tätigkeit im Militär, von 1966 bis 1986, versuchten alle US-Regierungen eine eindeutige und nachdrückliche Politik der Ausgewogenheit gegenüber Arabern und Israelis zu führen - wobei immer deutlich war, dass Israels Sicherheit ein Hauptthema blieb. Diese Sicherheit wurde durch die Politik der Ausgewogenheit gewährleistet. Diese Sicherheit wurde untergraben, sobald die USA Partei nahm. Autor Oberst Lawrence Wilkerson ist ein hochrangiger Stratege, der als engster Mitarbeiter von Colin Powell zuerst bei den US-Stabschefs und dann von 2001 bis 2005 im State Department arbeitete, als Powell Außenminister war. Heute ist Wilkerson Professor an der George Washington University. Er gehört der Republikanischen Partei an, Aaron David Miller, der Nahostberater, der Demokratischen Partei. Republikanische und Demokratische Regierungen haben in der Vergangenheit unterschiedliche Positionen gegenüber Israel eingenommen, allerdings häufiger im Ton als in der Substanz. So geht die Rhetorik der besonderen Beziehungen auf John F. Kennedy zurück, der als Senator im Wahlkampf von 1960 damit die jüdischen Wähler an sich binden wollte. Als Präsident versuchte er später, mit dem Konzept der "besonderen Beziehungen" Israel eine informelle Sicherheitsgarantie zu geben - im Tausch gegen einen israelischen Verzicht auf Atomwaffen. Die Politik der "besonderen Beziehung" wird heute von beiden Parteien getragen. Laut Miller waren die zwei letzten Präsidenten, Clinton und Bush Junior, so sehr sich ihre Auffassungen auch in anderer Beziehung unterschieden, die zwei Präsidenten, die im Nahost-Konflikt am deutlichsten für Israel Partei ergriffen haben. O-Ton Miller Our relationship with Israel ... has a right to do so. Sprecher 3 Unsere Beziehungen zu Israel haben einen besonderen Charakter und sind unabhängig von unseren Interessen im Nahen Osten. Das wird oft missverstanden. Die Beziehungen beruhen hauptsächlich auf einer Gemeinschaft der Werte, auf der Idee, dass Israelis uns ähnlicher sind als ihre Nachbarn. Und diese Idee der Werteverwandtschaft wird auch noch durch eine gut organisierte und gut vernehmbare pro-israelische Gemeinschaft in den USA gefördert, die - solange sie sich an die Regeln hält - ihre Arbeit ungehindert tun darf. O-Ton Wilkerson Israel was a bastion in the Middle East ... and other Americans, too. Sprecher 4 Israel war für uns eine Bastion im Nahen Osten, während wir uns mit der Sowjetunion auseinandergesetzt haben, mit der sowjetischen Annäherung an den Iran, an Ägypten. Autor: Oberst Lawrence Wilkerson O-Ton Wilkerson Sprecher 4 Aber der Kalte Krieg ist vorbei. Israel bietet uns keine strategischen Vorteile mehr. Alles was noch übrig ist, besteht aus einer strategischen Beziehung, die auf einer politischen beruht und auf einem großen Meinungsblock von amerikanischen Juden und anderen, die Sympathien für Israel empfinden. O-Ton Miller Here I may part company with the so called Realists ... very much worth supporting. Sprecher 3 Hier trennen sich meine Wege von den so genannten Realisten, die behaupten, dass Staaten keine besonderen Beziehungen haben, nur eigene Interessen. Und wenn keine klaren Interessen vorliegen, wenn amerikanischer Einfluss, amerikanische Macht, nicht vergrößert wird, wozu das Ganze? Aber die Realisten verstehen Amerika nicht. Teil amerikanischer Interessen ist die Förderung gleichgesinnter Gesellschaften, mit denen wir Werte teilen. Und bei allen Widersprüchen und Unvollkommenheiten ist Israel eine Demokratie, zumindest so, wie der Staat 1948 konzipiert wurde und wenn wir von der Frage der besetzten Gebiete einmal absehen, eine Demokratie, die es sicher wert ist, gefördert zu werden. O-Ton Wilkerson We feel and we express this feeling ... antagonistic to its own interests. Sprecher 4 Wir sprechen in den höchsten Tönen von Israel als der einzigen Demokratie in der Region, als dem einzigen Land, das - so wie wir - die Menschenrechte respektiert. Das schafft Sympathie und stärkt auch die Beziehungen. Als Stratege und Realpolitiker sage ich: solche Rhetorik ist ein zweischneidiges Schwert. Sie kann die USA in Situationen bringen, die nicht unseren Interessen entsprechen. O-Ton Miller My concern with the US-Israeli relationship ... undermines Israel's interests as well. Sprecher 3 Meine Sorge ist, dass die "besondere Beziehung" sich zu einer exklusiven Beziehung gewandelt hat, eine Tendenz, die sich unter den letzten beiden Präsidenten verstärkt hat. Nach acht Jahren Clinton und acht Jahren Bush hat sich diese Exklusivität ganz durchgesetzt. Das schadet amerikanischen Interessen und unterminiert in meinen Augen auch die Interessen Israels. O-Ton Wilkerson For me personally all this started ... was simply preposterous. Sprecher 4 Für mich kamen die Veränderungen, der dramatische Wendepunkt, als Clinton, Albright, Dennis Ross, Aaron David Miller und die anderen so nahe an einer Lösung der Flüchtlingsfrage, des Rückkehrrechts, der Grenzen, der Sicherheitsfragen, des Status von Jerusalem waren. Die wirklichen Gründe für das Scheitern lagen nicht bei Arafat und der arabischen Welt, so wie die israelische Propaganda es uns glauben machen wollte nach Ende von Camp David, sondern bei allen Teilnehmern. Clinton und Dennis Ross haben Fehler gemacht, weil sie sich nicht an ihre Aufgabe hielten, weil sie zu Anwälten Israels wurden und nicht mehr als ehrliche Makler auftraten. Israel trifft Schuld, weil Ehud Barak zu den Verhandlungen kam, ohne eine endgültige Lösung zu wollen, und die Amerikaner darin täuschte. Und Arafat und die arabischen Staaten, weil sie etwas zu erreichen versuchten, was für sie eigentlich zu weit ging. Die Idee, dass Camp David wegen der Uneinsichtigkeit Arafats gescheitert ist, ist einfach grotesk. O-Ton Miller Israel will never be just another country ... of that special relationship. Sprecher 3 Israel wird für die USA nie ein Land wie jedes andere sein. Autor: Nahostexperte Aaron David Miller O-Ton Miller Sprecher 3 Ich bin zwar gegen die Exklusivität der Beziehung - das heißt Israel nur selten kritisieren oder keine Verantwortung ablegen lassen, wenn es Dinge tut, die nichts mit Sicherheit zu tun haben: Siedlungen bauen, Land konfiszieren, Häuser demolieren, Umgehungsstraßen anlegen. Oder wenn Israel uns schlechte Ideen über den Weg zum Frieden zu verkaufen versucht, die wir nur zu gerne aufnehmen: Bill Clinton, der im Juli 2000 die Vorschläge eines äußerst skrupellosen Ehud Barak übernimmt; George W. Bush, der Ariel Sharons Zielsetzungen hinsichtlich der Palästinenser gutheißt. Das ist auch Teil der Exklusivität, wenn wir das Feld den Israelis überlassen. Ich halte das für falsch. Andererseits würde ich auf die in meinen Augen wichtigen "besonderen Beziehungen" auch nicht verzichten wollen. O-Ton Wilkerson Today there is a lot of angst ... know what they are doing any more. Sprecher 4 Im amerikanischen Militär herrscht heute große Sorge über Versäumnisse der israelischen Führung und über die Folgen dieser Versäumnisse für die israelischen Sicherheitskräfte, IDF und Mossad. Zum Beispiel der Angriff auf Libanon 2006 - der fast willkürliche Bombenkrieg, der Einsatz von Streubomben - und das Eindringen in Gaza. Das hat viele amerikanische Militärs, Leute, mit denen ich in Verbindung stehe, zu einem Grad verbittert, den ich bisher noch nicht erlebt habe. Diese Militärs fragen sich, ob die israelische Regierung, das israelische Militär, überhaupt noch wissen, was sie tun. Kongressatmo O-Ton Villaraigosa In a conflict continents away, we know ... a friend in the City of the Angels. (Wir wissen, dass Israel in einem Konflikt, der Kontinente entfernt ist, unsere Unterstützung nötig hat. Israel hat unsere Unterstützung. [Applaus] Israel wird in der Stadt der Engel immer Freunde haben.) Autor (über Kongressatmo) Der Bürgermeister von Los Angeles, Antonio Villaraigosa. Die Unterstützung, die Israel laut Umfragen in der US-amerikanischen Bevölkerung genießt, ist im Vergleich zu anderen Ländern des Westens außergewöhnlich hoch. Mehr als fünfzig Prozent der Befragten haben hier eine eindeutig positive Meinung über Israel. In Europa liegt die Zustimmung nur bei rund 20 Prozent. O-Ton McAlister After Israel was founded, and in the early 1950s ... this was really new. Sprecherin 1 In den frühen Fünfziger Jahren ist ein neuer Mythos über die politische und kulturelle Bedeutung von Israel entstanden. Autor: Melani McAlister ist Professorin für amerikanische Geschichte an der George Washington University. Sie hat über das Israelbild in der Massenkultur geschrieben und sich darüber hinaus mit der Haltung fundamentalistisch-christlicher Gruppen zu Israel beschäftigt. O-Ton McAlister Sprecherin 1 Die Rückkehr der Juden nach Jerusalem wurde als Reaktion auf den Holocaust verstanden, als Sühne, als Wiedergutmachung, als Heilung der Wunden des Zweiten Weltkriegs. Aber Israels Entstehen wurde auch - das klingt vielleicht überraschend - als anti-kolonialer Kampf gesehen, den die Juden als eine Nation führen, die ihre eigenen Geschicke in die Hand nimmt. Dazu kam dann die Idee, dass die Israelis die neuen Pioniere sind. Die Geschichte der Schaffung Israels schien die Geschichten von der Eroberung des amerikanischen Westens und der Entstehung des amerikanischen Charakters, des Pioniergeistes, zu spiegeln. Israelis wurden in der amerikanischen Kultur oft in einer Weise dargestellt, die an alte Western erinnert. Diese Bilder der Pioniere - der Kampf gegen die Ureinwohner, in diesem Fall die Palästinenser, die Familien, die durch den Kampf gegen die feindliche Umwelt geprägt sind, all das spiegelte die amerikanische Erfahrung in der Eroberung des Westens wieder. Das war nicht typisch für die Art und Weise, in der davor der Zionismus dargestellt worden war. Das war neu. Autor: Tony Judt, der britische Historiker in New York, hat zuletzt über die Ideen und Weltbilder der Zeit nach dem 2. Weltkrieg geschrieben. O-Ton Judt I think that in some ways America projects ... they were not allowed in. Sprecher 2 Amerika projiziert mehr auf Israel als umgekehrt. Amerika hat sich eine Phantasie-Geschichte über Israel zurechtgelegt, während Israelis eher zum Zynismus neigen. Viele Historiker haben die Gründe für diese kompensatorische Identifizierung mit dem kleinen Israel in den Schuldgefühlen ausgemacht, deren Ursprünge im Zweiten Weltkrieg und in den späten Vierziger Jahren liegen, als die USA keine jüdischen Flüchtlinge hereinließen. Die Displaced Persons in Deutschland und Österreich wollten nicht unbedingt nach Israel auswandern, sondern in die USA, aber Amerika ließ sie nicht herein. O-Ton McAlister It's interesting. After 1967 probably the predominant ... of Israel as an underdog. Sprecherin 1 Nach 1967 war das dominante Bild von Israel nicht mehr das des Underdogs, der in einen Krieg stolpert, sondern das einer imposanten Militärmacht, die schnell und überwältigend siegen kann. Das fand auf dem Hintergrund des Vietnamkrieges statt, den die USA deutlich nicht gewannen. In der amerikanischen Presse wurden Witze darüber gemacht, dass Moshe Dayan angeheuert werden sollte, um die Führung in Vietnam zu übernehmen. Hier beginnt die Bewunderung Israels als Militärmacht. Das setzt sich dann fort in der Bewunderung für den Mossad in vielen Spionageromanen und -filmen, in denen der israelische Geheimdienst stark idealisiert wurde. Das ist nicht mehr das Bild Israels vom Underdog. O-Ton Judt The American story as Americans understand it ... treat it as the country it wants to be. Sprecher 2 Amerikanische Geschichte, so wie Amerikaner sie verstehen, setzt sich aus aggressiver, individueller Leistung zusammen und einem wohlwollenden Gemeinschaftsgeist, wie in der Figur des Weltpolizisten zum Beispiel. Diese Geschichte passt sehr gut zu dem, was Amerikaner an Israel anzieht. Israel hat sich von Anfang an als Pioniergesellschaft dargestellt. Aber in Amerika wurde der Wilde Westen 1896 endgültig bezwungen, und Israel hörte in den frühen Siebziger Jahren auf, eine Pioniergesellschaft zu sein. Das heißt, jede Seite erzählt eine Geschichte, die es der anderen erlaubt, es als das Land zu betrachten, das es gerne sein möchte. O-Ton McAlister And so the fact that Arabs ... continuing narrative about US identity. Sprecherin 1 Die Tatsache, dass Araber als Terroristen, als geldgierig und als unzivilisiert dargestellt werden, wie das in der amerikanischen Kultur sehr verbreitet ist, fördert sowohl das Image von Israel als Demokratie und als eines Verbündeten, der sich viel rationaler und westlicher verhält. Aber es bekräftigt auch das Bild Amerikas als dieses großartige Vorbild der Zivilisation und als Bollwerk gegen die wilden Horden aus dem Osten. Das negative Image von Arabern hilft also sowohl der Geschichte von Israel als Verbündetem der USA wie der kontinuierlichen Erzählung Amerikas über sich selbst. Kongressatmo O-Ton Manocharian O-Ton Flowers God is our refuge and our strength ... relationships matter [langer Applaus]. (Gott ist unsere Kraft und Zuflucht, unsere Stütze in schlechten Zeiten. Freundschaften sind wichtig. Wenn ich mein Leben betrachte und meinen spirituellen Weg, dann kann ich nicht anders, als Israel und meine jüdischen Brüder und Schwestern zu lieben. Freundschaften sind wichtig.) Autor (über Kongressatmo) Der schwarze Pastor Kenneth Flowers von der Mount Moriah Baptist Church in Detroit war der zweite christliche Geistliche, der auf der AIPAC-Konferenz seine Unterstützung für Israel lautstark verkündete. Das überwiegend jüdische Publikum tobte jedes Mal vor Begeisterung. Die Israel-Lobby investiert viel Zeit in die Pflege der Kontakte zu bestimmten christlichen Organisationen. Kongressatmo O-Ton Lilian I have to tell you very honestly ... become pro-Israel activists. Sprecherin 2 Um ehrlich zu sein: Ich war im Verkauf tätig und weiß aus meiner beruflichen Erfahrung, dass es manchmal schwierig ist, etwas zu verkaufen. Mein Mann und ich besuchen jeden Sonntag Kirchen, um mit den Leuten zu sprechen. Wir erzählen den christlichen Besuchern über die Geschichte Israels. Wenn wir ihnen erklären, wie die Dinge im Nahen Osten wirklich zusammenhängen, dann begreifen sie unseren Standpunkt. Und wenn sie uns verstehen, unterstützen sie die Werte, für die wir stehen, und werden auch zu Pro-Israel-Aktivisten. Autor (über Kongressatmo) Die meisten Kirchen in den USA sind nicht eindeutig pro-israelisch. Sie engagieren sich für die Interessen der Palästinenser, besonders der palästinensischen Christen, mindestens ebenso häufig wie für die der jüdischen Bevölkerung. Die Historikerin Melani McAlister hat sich in ihrem jüngsten Buch mit der Subkultur der evangelikalen Christen und ihrer Haltung gegenüber Israel beschäftigt. O-Ton McAlister American Evangelicals are quite interested ... the second coming of Jesus. Sprecherin 1 Amerikanische Evangelikale interessierten sich zu einem gewissen Grad für die Gründung Israels, aber erst ab Mitte der Sechziger Jahre, als sie in die amerikanische Politik eintreten, nimmt ihr Interesse stark zu. 1967, als Israel ganz Jerusalem einnimmt, entzündete sich dann ihre große Leidenschaft für das Land, besonders unter den Gruppen, die glauben, dass die Eroberung von Jerusalem durch die Juden ein Zeichen für das zweite Kommen von Christus ist. Autor (über Kongressatmo) AIPAC sieht in rund der Hälfte der etwa 150 Millionen amerikanischen Christen, unter den Angehörigen konservativer oder fundamentalistischer Glaubensrichtungen, natürliche Bundesgenossen im Kampf um Einfluss im Kongress und - immer häufiger - als Spender für politisch umstrittene Projekte in den besetzten Gebieten. O-Ton McAlister American Evangelicals have by and large ... has been a little bit of movement. Sprecherin 1 Amerikanische Evangelikale haben bisher jede israelische Regierung unterstützt, ob sie sich nun für den Frieden einsetzte oder nicht. Es hat einige Ausnahmen gegeben. Pat Robertson zum Beispiel hat Ariel Sharon als Verräter an der Sache Israels verurteilt, als dieser sich aus dem Gaza-Streifen zurückzog. Inzwischen fragt sich eine wachsende Zahl von Evangelikalen, ob sie sich im Nahostkonflikt nicht unparteilicher verhalten sollte. Sie haben inzwischen Kontakt mit palästinensischen Christen. Autor (über Kongressatmo) In der US-amerikanischen Öffentlichkeit und in den Massenmedien bleibt es weiterhin schwierig, über den Nahostkonflikt frei zu diskutieren. Ähnlich wie in Deutschland wird die Debatte über Israel und Palästina in den USA von umfassenden kulturellen Geboten und Verboten begleitet. Der prominente Journalist Michael Massing hat mit Zensur und Selbstzensur im Land der fast unbegrenzten Meinungs- und Pressefreiheit seine eigenen Erfahrungen gemacht. O-Ton Massing The pro-Israel groups have a tremendous ... don't find here. Sprecher 1 Die Pro-Israel-Gruppen haben einen sehr großen Einfluss, wenn es darum geht, die Debatte zu begrenzen. Das sieht man auf den Meinungsseiten der Zeitungen. Das Meinungsspektrum zum Nahen Osten ist weitaus kleiner als das in Europa oder in Israel. In Zeitungen wie Ha'aretz finden wir lebhafte Debatten über Grundsatzfragen wie: Kann Israel überhaupt als jüdischer Staat fortbestehen? Diese Debatten können hier nicht geführt werden. Autor Auch von Tony Judt wollte ich wissen, welche Erfahrungen er als kritischer Kommentator israelischer Politik gemacht hat. O-Ton Judt I was never actively Jewish ... any country I ever lived in. Sprecher 2 Ich bin kein religiöser Jude und war nie in jüdischen Organisationen aktiv. Meine Meinungen über Israel waren private Meinungen, kritisch aber privat. Als ich nach Amerika kam, fand ich, dass dieses Thema viel komplizierter und brisanter war als in England. Meinungen über Israel stoßen auf viel heftigere Zustimmung oder Ablehnung. Israels Außenpolitik, die Haltung gegenüber den Arabern oder die Besatzung zu kritisieren, das ist hier viel heikler als in den anderen Ländern, in denen ich gewohnt habe. O-Ton Massing Very strong campaigns can be waged ... people don't want to go through that. Sprecher 1 Das geschieht durch Mittel aggressiver Brief-Kampagnen an Herausgeber, durch konzertierte E-Mail-Aktionen über List Servers. Und dann will man vermeiden, bestimmte einflussreiche Leute gegen sich einzunehmen. Die Zeitschrift New Republic wird zum Beispiel als Rammbock gegen Leute gebraucht, die zu offen gewesen sind. Martin Peretz oder Mort Zuckerman in den US News oder in der New York Post können sehr gemeine Dinge über dich schreiben. Wer will sich dem schon aussetzen? O-Ton Judt But then I went back to England ... a much more explosive situation. Sprecher 2 Als ich dann nach England zurückkam, wurde ich vom Jewish Chronicle zu einem Interview eingeladen. Der Jewish Chronicle ist die wichtigste und älteste jüdische Zeitschrift in London. Ich dachte, oh Gott, noch ein Interview darüber, was für ein schlechter Jude ich bin, weil ich Israel kritisiere. Aber die Chefredakteurin fragte mich gleich beim Hereinkommen: Wie hast du es nur unter diesen schrecklichen amerikanischen Juden ausgehalten? Das heißt, das ganze Problem wird als etwas spezifisch Amerikanisches gesehen. Die britisch-jüdische Gemeinschaft ist natürlich auch völlig gespalten, was Israel anlangt, und umfasst Meinungen von weit rechts bis weit links. Aber ich bin Teil einer europäisch-jüdischen Welt, in der eine scharfe Kritik an Israel mit jüdischer Identität als völlig vereinbar gilt. Hier in Amerika ist das viel brisanter. O-Ton Massing The charge of antisemitism ... with your livelihood or career. (Für den Antisemitismusvorwurf gilt das gleiche.) Autor: Michel Massing O-Ton Massing Sprecher 1 Ich bin jüdisch und schreibe über dieses Thema als Jude, dem das Wohlergehen Israels und die Beziehungen zwischen Israel und den USA wichtig sind. Wenn mir dann vorgeworfen wird, dass ich antisemitisch bin, finde ich das auf der einen Seite absurd, auf der anderen sehe ich aber auch, dass selbst mir dieser Vorwurf schaden kann. Er kann dir die Karriere ruinieren und dir deinen Lebensunterhalt nehmen. O-Ton Judt A friend of mine ... in America above all it succeeded. Sprecher 2 Ein Freund von mir, ein alter israelischer Zeitungsredakteur, hat mir folgende Geschichte erzählt. Als Korrespondent der liberalen Tageszeitung Ha'aretz in Washington in den frühen Sechziger Jahren, in der Zeit von Kennedy oder Johnson, unterhielt er sich einmal mit dem scheidenden israelischen Botschafter. Er fragte ihn: Was werten Sie als ihren größten Erfolg während ihrer Amtszeit in den USA? Ich habe viel dazu beitragen können, antwortete der Botschafter, Amerikaner davon zu überzeugen, dass Antizionismus mit Antisemitismus gleichzusetzen ist. Das war also israelische Politik. Für viele Israelis war es eine Frage des Überlebens, dass Kritik an Israel implizit als antisemitisch empfunden wurde. In Amerika ist diese Politik, wie nirgendwo anders, von Erfolg gekrönt worden. O-Ton Massing On the other hand I am very careful ... write something strong. I didn't. Sprecher 1 Andererseits bin ich beim Schreiben immer sehr vorsichtig und versuche mögliche Angriffe zu antizipieren. Ich tue das auch bei anderen Artikeln. Wir leben in sehr polemischen Zeiten. Wenn ich über Leute aus anderen gesellschaftlichen Gruppen schreibe, will ich auch nicht zur Zielscheibe werden. Ich will fair sein. Ich strebe danach, fair zu sein. Die Selbstzensur kommt eigentlich erst zum Tragen bei den Dingen, über die ich nicht schreibe. Während des Gaza-Krieges zum Beispiel war ich so entsetzt über das Schweigen hier in diesem Land, dass ich etwas sehr Deutliches schreiben wollte. Ich habe es nicht getan. Kongressatmo O-Ton Jon&Lilian We come from Dallas, Texas ... that Israel does. (Wir kommen aus Dallas und engagieren uns für Israel. Israel ist das einzige Land in der Welt, dessen Existenz täglich in Gefahr ist. -- Israel wird ständig von seinen Nachbarländern bedroht. Kein anderes Land der Welt muss sich mit einer solchen Bedrohung auseinandersetzen.) Autor (über Kongressatmo) Die Bedrohung Israels ist das vorherrschende Thema dieses Kongresses: Der mögliche Aufstieg Irans zur Atommacht, die Holocaust-Leugnungen der Führung in Teheran, die erneute Aufrüstung der Hizbollah nach dem Libanonkrieg von 2006, die Weigerung der Hamas, Israel anzuerkennen. Israel, die regionale Supermacht, wird nur überleben können, so ein Redner nach dem anderen, wenn die Quellen dieser Bedrohung neutralisiert sind. Damit verbunden ist die Sorge, dass Barack Obama die Sicherheit Israels kurzfristigen US-amerikanischen Interessen im Irak und in Afghanistan opfern könnte. Aber auch eine andere Sorge war spürbar: dass die "besonderen Beziehungen" ihren Zenit überschritten haben und dass US-amerikanische Politiker und die Öffentlichkeit der USA Israel in Zukunft kritischer gegenüberstehen werden. Oberst Lawrence Wilkerson teilt diese Sicht nicht. Er sieht die US-Politik in der Region auch in Zukunft weiterhin als Gefangene der Israel-Lobby. O-Ton Wilkerson I was just in Europe ... because of the relationship with Israel. Sprecher 4 Ich habe gerade meinen europäischen Freunden erzählt, dass Israel einen großen Einfluss auf die US-Politik gegenüber Iran haben wird. Das wollen sie natürlich nicht hören, denn sie wissen, was das bedeutet. Sollte Israel den Iran angreifen, dann werden die USA diesen Angriff nicht verurteilen. Im besten Falle werden sie nichts dazu sagen; im schlimmsten werden sie Israel militärisch beistehen. Die Europäer müssen begreifen, dass die USA in Sachen Iran sich nicht immer rational verhalten werden - wegen der Beziehung zu Israel. O-Ton Miller I don't see any chance of an US-Iranian ... or a US-Iranian confrontation. Sprecher 3 Die Wahrscheinlichkeit einer militärischen Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Iran halte ich - solange Robert Gates im Verteidigungsministerium sitzt und Barack Obama im Weißen Haus - für äußerst gering. Autor Nahostexperte Aaron David Miller O-Ton Miller Sprecher 3 Spannungen sind natürlich denkbar, riskante politische Manöver oder selbst sehr scharfes verbales Geplänkel. Aber ich sehe weder einen bewaffneten Konflikt zwischen Iran und Israel, noch zwischen Iran und den USA. O-Ton Wilkerson If Israel continues the kind of polices ... Israels long-term strategic interest. Sprecher 4 Wenn Israel die Politik weiterführt, die Ariel Sharon und Bibi Netanyahu bisher betrieben haben, dann wird Israel ganz allein einen Bruch in den besonderen Beziehungen herbeiführen. Dieser Bruch wird plötzlich kommen, chaotisch und dramatisch. Eines Tages wird Israel aufwachen und die USA als einen distanzierten Partner wiederfinden - im günstigsten Fall. Dazu muss es unweigerlich kommen. Und das liegt nicht im langfristigen israelischen Interesse. Kongressatmo O-Ton Englanoff My friends, relationships matter. Please join me in showing our appreciation for Congressman Dennis Cardoza. Applaus O-Ton McAlister During the course of the Gaza war ... guilt and innocence in the conflict. Sprecherin 1 Im Laufe des Gaza-Krieges wurde die Berichterstattung in den USA immer kritischer. Es war sehr deutlich, dass zivile Gebiete unter schweren Beschuss kamen. Einige Zeit lang schien dadurch die Öffentlichkeit ein anders Bild von Israel als Militärmacht zu bekommen - dass Israel aggressiv handelte und dass die Palästinenser die Opfer waren. Aber es muss sich erst zeigen, ob sich dieses Bild durchsetzt. O-Ton Miller The chances of a conflict-ending agreement ... no, you won't. Sprecher 3 Die Aussichten für eine endgültige Beilegung des Konflikts, in der die Fragen der Grenzen, Jerusalems, der Flüchtlinge und der Sicherheit definitiv gelöst werden und ein Friedensvertrag unterzeichnet wird, sind gleich null. Ein israelisch-syrisches Abkommen erscheint weniger unwahrscheinlich, aber kompliziert, weil auch hier die israelisch-palästinensischen Verhandlungen eine Rolle spielen. Die Frage ist einmal, ob die Syrer sich mit Israel einigen können, ohne dass ein israelisch-palästinensisches Abkommen vorliegt, und dann, ob Bashir Assad und Benjamin Netanyahu bereit sind, den vollen Preis für Frieden zu zahlen. Der Preis ist, dass beide die Forderungen der anderen Seite zu fast hundert Prozent erfüllen müssen. Die Obama-Regierung muss die Aussichten einer Verhandlungsinitiative jedenfalls zuerst sehr skeptisch und schonungslos prüfen, denn alle Seiten sind sofort bereit, Nein zu sagen. Obamas Wahlkampfslogan war: Ja, wir schaffen das! Ich fürchte, dass der Nahe Osten antworten wird: Nein, Du schaffst es nicht. Kongressatmo Absage Verwandte Seelen Die besonderen Beziehungen zwischen Israel und den USA Ein Feature von Daniel Cil Brecher Sie hörten eine Produktion des Deutschlandfunks 2009. Es sprachen: Bernt Hahn, Ernst August Schepmann, Hendrik Stickan, Marietta Bürger, Axel Gottschick, Rainer Delventhal, Frank Meyer und Claudia Mischke Ton und Technik: Ernst Hartmann und Jutta Stein Redaktion und Regie: Karin Beindorff 23