DEUTSCHLANDFUNK Sendung: Hörspiel/Hintergrund Kultur Dienstag, 04.11.2014 Redaktion: Hermann Theißen 19.15 - 20.00 Uhr "Unser Görli?" Selbstermächtigungen im öffentlichen Raum Von Ursula Rütten URHEBERRECHTLICHER HINWEIS Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. (c) Deutschlandradio - Unkorrigiertes Manuskript - Musik: Daniel Kahn, live Atmo: Percussion / Sänger m. TechnoBeat Atmo: Tumult O-Ton Parkpflege ... Aber gut, man kann hier natürlich nix Sensationelles erwarten bei der Nutzung hier, keine seltenen Arten. .... Die meisten Arten nisten im Boden und an sonniger Stelle, so wie hier. Atmo Bienensummen Ansager: "Unser Görli?" Selbstermächtigungen im öffentlichen Raum Ein Feature von Ursula Rütten Atmo: Gitarrist Erzählerin: Musikalische Exerzitien. Meetingpoint und Kontaktbörse. Schall und Rauch. Chill & Kif. Kebab und Currywurst. Wildwuchs. Alltag im Görlitzer Park. Den Osten, Alt-Treptow - das Unaufgeregte, Alltäglich-Gemächliche, Arbeitsam-Strukturierte im Rücken. Der "wilde Westen", Kreuzberg, der Görlitzer Park, im Gegenwind. Atmo: Mittagsläuten Emmauskirche Erzählerin: Beidseits unterhalb dieses erhabenen, begrünten Dammweges zerstreut sich der geschäftige Straßenverkehr in die pulsierenden Innenstadtteile. Mit dem Fahrrad im Slalom um die Schlaglöcher im hier oben frisch angefahrenen Kies. Zu Fuß ein Sprung über die Pfützen rund um die rotblühenden Kastanien vor der Fußgängerbrücke über den Landwehrkanal. O-Ton: Bayer Sie müssen einfach nur Ihre Aufmerksamkeit auf die Fahrradfahrer und Fahrradfahrerinnen legen, die hier vorbeifahren und die beschreiben. Das sagt alles. Da hamse schon für Tage Reportagen. Allein die Typen, die hier durchfahren, ist schon interessant. Erzählerin: Noch rührt sich zur Linken kein Leben aus der Bauwagenburg an der Lohmühleninsel. Wenig weiter, kanalaufwärts, das "Dreiländereck": Kreuz Kölln... Hier treffen die Stadtbezirke Treptow, Neukölln und Kreuzberg aufeinander, getrennt vom Wasser der Spree. Der Wall, eine alte Bahntrasse führt geradewegs in den Park, in seine Längsachse und damit in den inzwischen geteerten und beleuchteten Hauptweg. Mitten durch die ausladende Mulde, vorbei an Relikten des Fußgängertunnels zum längst abgerissenen Görlitzer Bahnhof und vorbei an Resten der Pamukkaleterrassen. Rund vierzehn Hektar ,erst vor rund 25 Jahren angelegte, in verschiedene Nutzungssektoren gegliederte Grünfläche inmitten eines ebenso dicht besiedelten wie sozial und kulturell gemischten Wohngebiets. Räudiges Grün. Längst mehr Steppe als Liegewiese. Grillpartymeile, Hundeauslauf, Open-Air-Bühne für Straßenkünstler der hier vereinten Nationen. Ohne Sperrstunde. Allein von zuhause aus können geschätzt 35.000 Menschen den Görlitzer Park innerhalb von zehn Minuten zu Fuß erreichen. Viele junge Familien, immer mehr sogenannte Kreative, auch viel Armut. O-Ton: Trisolini Zum Umfeld vom Görlitzer Park ist zu sagen, dass es sowohl in der Görlitzer Straße als auch in der Lübbener, als auch in der Cuvry, in der Sorauer, da gab's ja überall besetzte Häuser, das hat ja den städtischen Trägern gehört. Lübbener 3, das waren die ersten besetzten Wohnungen. Da wurde auch der Spruch geprägt: Lieber Instandbesetzen als kaputt besitzen. Die Selbsthilfeprojekte zieh'n sich ja hin bis an diesen Verbindungskanal, Landwehrkanal zur Spree, und ums Eck rum, wo die Wiener Straße anfängt. Forster, Liegnitzer, da gibt's auch ex-besetzte Häuser. Es gibt viele Selbsthilfeprojekte, Wohngemeinschaften. Von daher ist dieser Görlitzer Park umgeben von so einer alternativen Szene, die hat sich schon immer Freiräume genommen, Wohnungen genommen, ganze Häuser genommen. Insofern ist auch eine große Toleranz, was diesen Park betrifft. Atmo Straßenbahn Erzählerin: Gertrud Trisolini gehörte zur ersten Generation der Hausbesetzerszene in diesem Teil von Kreuzberg zwischen Oranienplatz und Landwehrkanal. Die damalige Postleitzahl SO 36 - SO für Südostkreuzberg - steht bis heute für ein ausgeprägt lokal bezogenes Dazugehörigkeitsgefühl. Für die Identifizierung mit dem autonom-kreativen, hedonistischen Leben dort und mit der Anteilnahme an dessen Gestaltung sowie der Nutzung des öffentlichen Raums. Atmo: Schritte, Stimmen O-Ton Oguntoye Nach dem Mauerfall hat sich der Görli auch entwickelt so, dass man das als Gemeinschaftsort gedacht hat. ... Und man hat auch gemerkt so ein Aufatmen, dass genau das gefehlt hat. Gerade die Leute, die nicht so das Geld haben, ach, ich fahr jetzt mal in den Grunewald oder an den Müggelsee. Leute, die das nicht in ihrem Lebensentwurf haben, sondern für die das ganz wichtig ist, dass sie einfach über die Straße gehen können und da eben grillen und so ein Outdoor-Leben haben können. Erzählerin: Katharina Oguntoye leitet seit 17 Jahren gleich gegenüber dem Park ein Beratungs- und Lernzentrum für Immigranten mit afrikanischen Wurzeln, Joliba. Inzwischen suchen hauptsächlich Asyl suchende Flüchtlinge ihren Beistand. Atmo: Stimmen, Musik, Vögelgezwitscher Erzählerin: Die Skulptur "Schreitender Mensch" nahe dem Piratenspielplatz überragt weithin sichtbar den Görlitzer Park. Ein markanter Punkt für Verabredungen, vor allem, wenn es dort mit zunehmender Stunde und bei zunehmenden Temperaturen immer voller wird. Im gewöhnlichen Alltag spiegelt der Park den Rhythmus des Kiezes. Grad so, wie seine Bewohner in ihren Tag hineinleben. Die Minderheit nach der Stechuhr oder dem nine-to-five-Diktat. Viele zwingt keine Erwerbsarbeit, überhaupt aufzustehen. Wenn nach langer Nacht die Spätis die Kioske öffnen am vorgerückten Morgen, kehrt auch im Park Leben ein. Pfandflaschensammler mit enteigneten Einkaufswagen von Supermärkten jagen sich die letzten zurückgelassenen 8- oder 25-cent-Trophäen ab. Die Stunde der Hunde, freilaufend. Und der Intensivdüngung. Atmo: Hundebellen O-Ton: Prölle! So ne Frechheit, lässt die da ihre Tölen da scheißen. So was mögen wir nicht. Sauerei, ist das eklig. ... das haste hier total oft ... Atmo: Fahrradklingel Erzählerin: Radfahrer und Fußgänger, Kopfhörer in den Ohren, streben über die lange Längs- und die kurze Querachse zur Arbeit, zur Kita, in die Schule. "Kaffee-to-go" vom Bäcker jonglierend oder im Stehen am Tresen der ersten Cafés im Kiez, die ihre Türen öffnen. Der sogenannte Kreuzberger Adel, längst ergraute Freaks aus dem Kiez und angestammte Marathontrinker, frönt draußen, Ecke Oppelner Straße, schon - oder noch - seinem Sternburg-billig-Flaschenbier. O-Ton Hund ohne Leine? 35 Euro, beim zweiten Mal 100 Euro. Das hat sich geändert. (anderer Mann) Jetzt guck dir mal die Quietschkommode an! Ordnungsamt. Die haben eigentlich andere Sorgen hier. Ich bin so'n Mensch: Soll jeder nehmen was er will, ich bin nicht Gott und nicht Richter, aber ej... O-Ton Alex Wenn die kommen, dann ärgere ich mich und hoffe, dass die nicht wiederkommen, weil, ich halt mich nicht daran, ist mir scheißegal. Ich hab meinen Hund noch nicht mal angemeldet. .. Ich halt mich nicht daran, lass ihn frei rumlaufen. Weswegen hab ich denn nen Hund? Dass er rennen kann und nicht Sitz! Platz! Straße! Fuß! Atmo: Roma O-Ton: (Autorin): Hallo, sprecht ihr deutsch? (junge Frau) Nix Interview, kein Interview /Fleisch brutzelt in Pfanne/.. ich will doch nur wissen ... sprechen Sie deutsch? (Mann) bisschen ... Frau, nein, weg, weg, ja, ok. Tschüs ... brutzeln Erzählerin: Heckklappen öffnen sich aus nachtsüber jenseits der Außenmauer des Parks geparkten Transportern und Kombiwagen. Kinder quellen hervor, die Großen - steif, zermürbte Gesichter - dahinter. Mit Decken und Kochgeschirr. Romafamilien. Aus Osteuropa... zum Grillfrühstück und Tagesbasislager im Görlitzer Park. Atmo: Görlifest Rap (Youngster) O-Ton: ..what was Russian and America, so it is a historic place, and secondly it is mixed, so you enjoy, no one kill about you (?), no one ...(?), you're free, and you can smoke, Cannabis, that's what's it makes special. I live here. The most are tourists. O-Ton Ich komm gern in den Görli um Frisbee zu spielen, um Leute zu treffen, mich sportlich zu betätigen und einfach nach Feierabend die Seele baumeln lassen kann. Atmo: FußballTürkinnen O-Ton span./deutsch Porche parko ...sie sagts mir auf Spanisch und ich übersetze. Ich bin nur auf Besuch hier. Jetzt das erste Mal, aber ich find's toll. Span.: Ich wohne hier ..(weiter auf Spanisch) .. ihr gefällts, weil's viele Kulturen hat, die Mischung aus verschiedenen Kulturen. ... Trinken Coffee, Beer, spazieren gehen zusammen /Lachen Erzählerin: An allen sonnigen, auch nur halbwegs warmen Tagen, in auch nur halbwegs milden Nächten, besonders an Wochenenden, an christlichen und muslimischen Feiertagen, besetzen Menschen in Massen den Park: mit Kind, Köter und Kegel, Sport-und Spielgerät, Bongos und Gitarren. Mit Grillgut und Getränken. Unzähligen Flaschenbieren. Ganze Schwaden von rauchverbrannten Fleischs und von Joints durchziehen Berlins beliebtesten, gut 130.000 m2 messenden Gemeinschaftsbalkon. O-Ton Hier im Dreh gibt es bestimmt 8 Youth-Hostels, und wenn die jungen Leute in Massen kommen, die gehen auch erstmal in den Park. Der ist überfrequentiert. Deswegen dürfen wir hier kein open-air mehr machen. Musik, multikulturelle Feste, weil, außer den Kinderfesten ist hier nix mehr erlaubt. Früher gab's noch Kurdenfest oder das Fest und das Fest, aber ... O-Ton: Trisolini Der Albtraum in diesem Park ist, dass da soviel Müll rumliegt. ... Wenn man hier aus unserem Balkon rausguckt, sieht man die Emmauskirche, .., rechts vom Emmausturm ist der Görlitzer Park. Wenn's heiß ist, .. morgens um 4, sind hunderte von Nebelkrähen, die rechts von diesem Turm über dem Abfall im Görlitzer Park kreischen. Die ganz früh joggen gehen, sagen, es kommen ganz viele Ratten aus den Körben rausgelaufen, Riesenkaventsmänner. Die Krähen tragen allen Müll durch die Gegend; die offenen Körbe laden geradezu dazu ein. Atmo: U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof Erzählerin: Die Scharen kommen aus der Umgebung, auch aus weiter entfernten Bezirken. Sie kommen aus aller Welt. Mit Billigfliegern (aus England) zum Drei-Tage-Koma-Saufen. Als Gruppen geführter, in Reiseführern als Szenetipp beworbener Fahrradtouren. Raver und Rapper, Sambapercussionisten. Cannabis-Touristen. Der Park, als solcher ein Muster an Resistenz, behauptet seine Lässigkeit. O-Ton: Trisolini Hinzu kommt, dass da gegrillt wird wie verrückt. Ich esse auch gerne Fleisch, hab auch nichts gegen Griller, aber so, wie da gegrillt wird, du kriegst keine Luft, es ist unheimlich rauchig da überall, da durch zu laufen, wenn da sonst was gegrillt wird, ganze Hammel, und dann jetzt diese furchtbaren Grilldinger, die den ganzen Boden kaputtmachen. Die Leute sind da so bescheuert und rücksichtslos, dass der halbe Park in Schutt und Asche ist. O-Ton Ich bin gerne in der Gruppe hier, erstens weil die Leute so wie wir hier sitzen, gute Laune, wir kiffen uns ja hier nicht nur den Kopf zu, quatschen ja auch so über den Alltag, Schule, was abgeht, das ist ja nicht nur das Kiffen, was alle sagen, das Negative, was für uns positiv ist. Was aber noch dazu ist, diese Gruppe, die hier allgemein ist, passt. Das findet man so in der Gesellschaft da draußen nicht, weil die mit dem Kiffen nicht so zu tun haben wie wir, da ist man ganz anders untereinander als wenn man draußen unterwegs ist. Schüler, Auszubildende, Praktikanten, Arbeitsuchende, Lehrlinge. Eigentlich sind wir ne feste Gruppe. O-Ton: Eralp (Mann): Ich wohn in Steglitz, das ist am anderen Ende der Welt. Der Görlitzer Park ist für mich einfach, wie soll ich das beschreiben, quasi ein Ort, wo ich mich zurückziehen kann, einfach mal ein bisschen ausspannen kann. (Autorin: viele sehn das genau entgegengesetzt ..), natürlich, klar, zu viele was auch immer, wir haben hier ja sehr viele alternative Leute, sehr viele auch Leute von der Straße, aber um ganz ehrlich zu sein, das ist ein Teil von Berlin, und wer das nicht akzeptieren kann, der ist hier in der falschen Stadt. O-Ton 1. Mai, kommen zigtausend Leute überall her, die donnern hier durch die Straßen, alles kaputt, Dreck, Müll, die hauen wieder ab, aber wir leben hier, ich find's total eklig. Aber wir wollen hier auch nicht weg. Ist schon schön hier. Ich wohn da /lallen/ mir geht's gut. Ich bin hier in der Gang. Wie heißt du überhaupt? .. Wir sind die Obdachlosen, die Häuser besitzen. ... Das Iglo, weißt du noch, auf der Ecke? Egal wo, Hauptsache, trocken. Musik Erzählerin: 20 Eingänge hat die den Görlitzer Park rundum einfassende, gut zwei Meter hohe Mauer aus fahlgelbverwitterten Backsteinen. Ebendort versammeln sich seit wenigen Jahren Afrikaner. Überwiegend junge, dunkelhäutige Männer. Asylbewerber aus den Krisenregionen Afrikas. Die Mehrheit aus Westafrika, die sich über Libyen und Lampedusa nach Berlin durchschlug. Atmo Verkaufsgespräch: ... can I help you? You speak English? Are you selling? Yeah. How much? One gram 10 Euro. Let me change, and I'll come back. Ok. I'm here. .. ? /Schritte/ Mann nuschelt/ Thom: Was habt ihr noch? Gras. Was kostet das Gramm? 10 Euro. Ich komm gleich wieder Erzählerin: Schon vom frühen Morgen an steh'n sich die Männer die Beine in den Leib. Auch bei Regen. Auch bei Frost. In der Früh noch vereinzelt. Später, wie ein Spalier, zu Dutzenden. Vor allem an der Querachse zwischen Glogauer und Falckensteinstraße. Viel Macho-Gehabe. Platzhirschverhalten. Lautes Palavern in den Muttersprachen, befeuert von Freedom- and Black-Power-Hymnen aus scheppernden Ghettoblastern. Etliche warten stoisch und meist erfolgreich auf Kiffkunden, andere tatenlos auf ein freundliches Hello der einheimischen Passanten. Stunde um Stunde. Bis sich die Nacht über Kreuzberg senkt und die Club- und Partygeisterstunde anbricht. Atmo Spreewaldplatz O-Ton: Oguntoye Dieses Problem der Missorganisation der Welt haben wir jetzt in unserem freien Kreuzberg vor der Haustür. Es stehen 200 Menschen jeden Tag im Park und versuchen, sich irgendwie über Wasser zu halten. Die stehen da unter ziemlichem Druck. Wenn die 100 Euro hätten, würden die nicht 18 Stunden am Tag da stehen ... Atmo: Demo (Mann).. Wir verkaufen Drogen. Wisst ihr, warum? Weil wir ohne Rechte in diesem Land leben. Weil wir kein Recht auf Arbeit haben. Weil wir illegal, weil wir Asylbetrüger sind. Und wisst ihr, warum? Weil das Asylsystem gibt uns keine andere Möglichkeit. Du bleibst im Lager oder du kommst im Park. Und wir haben entschieden, dass wir im Park bleiben. Atmo Verkaufsgespräch Wenn de verkaufst, musst du was Schönes verkaufen ... Erzählerin: Der Park ist notgedrungener aber selbst gewählter Lebensmittelpunkt dieser vielfach traumatisierten Menschen. Die ein wenig freiere, menschlichere, in den öffentlichen Raum, in den Zenit des Kiezes integrierte Alternative zum inzwischen geräumten Protestcamp der Lampedusaflüchtlinge auf dem nahe gelegenen Oranienplatz oder zum überbelegten und unhygienischen, inzwischen ebenfalls größtenteils geräumten Notquartier in der gleich neben dem Park liegenden Gerhart-Hauptmann-Schule. Atmo Demo please, brothers, let's go; the beginning is outside the school internationale Solidarität - kein Mensch ist illegal - no boarder, stop deportation ... Erzählerin: Viele Male sind diese Flüchtlinge durch das Quartier marschiert und haben protestiert: Gegen die deutsche Flüchtlingspolitik und die Aufnahmebedingungen für Asylsuchende in Berlin. Im selbstverständlichen Schulterschluss mit vielen Unterstützern aus Kreuzberg. Man steht zusammen im Wissen um die globalen Ursachen der Armutsmigration. Atmo Demo Deutschland, Deutschland, euer Rassismus, eure Arroganz. Ihr denkt, ihr seid besser. Und ihr habt immer wieder vergessen eure Geschichte mit der boarder. Der boarder stört uns. Wenn wir frei wählen könnten, würden wir nicht eine Minute bleiben in diese verdammte Land. Erzählerin: Der Görlitzer Park ist der renommierteste Anlaufort Berlins für den Kleinhandel mit illegalen Drogen. Hauptsächlich Haschisch und Marihuana. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Handelssprache ist durchweg Englisch. Yo, Bro, wanna weed, wanna coca? Can I help you? Atmo Demo/legalizeMarihuana O-Ton (junger Mann) Die Gruppe an sich ist die meiste Zeit gechillt. ...icke, Alter, warum hast du vorgedrängelt? .. Das ist Haschisch und Gras. Der Besitz ist verboten, der Konsum ist erlaubt. Erzählerin: Wer härteren Stoff nachfragt, irgendwer kann auch das beschaffen. Man muss nur ein wenig länger warten. O-Ton Alex: Können se nich eindämmen. Also ich kiff seit 30 Jahren, bin 45. Ich bin erst seit 10 Jahren in Berlin, aber ich hab gesehn, an jedem Eingang stehen welche. Wenn die nicht doof sind, haben an jedem Eingang, wenn da Bullen kommen, rufen die kurz durch, die können die nicht kriegen hier. Die müssen dann ja erst mal kommen. Ich als Polizist wär da auch ratlos, weil, die haben das Zeug versteckt, und es wird sich nicht lohnen. Erzählerin: Die Afrikaner sind indes nur das letzte Glied der Handelskette von Lieferanten, Kurieren und Zwischenhändlern. Auf sie, die Endverkäufer im Park, projiziert sich indes das Gros der Klagen, dass der Görlitzer Park nicht mehr das sei, was er mal war O-Ton: Trisolini Drogendealer gab's hier schon immer. Früher sind hier junge Männer, junge Frauen nach Kreuzberg gezogen, weil's hier bewusstseinserweiternde Drogen hier um die Ecke gab. Erzählerin: Und eben Leute wie Gertrud Trisolini als Studentin, die mit Gesinnungsgenossinnen und -genossen ein leer stehendes mehrstöckiges Haus instand besetzte. Wo sie bis heute - als Miteigentümerin - wohnt. O-Ton: Trisolini Auf dem Görlitzer Park ist es mittlerweile so, dass Schwarze nicht mehr dahin wollen, weil sie für Drogendealer gehalten werden. Ich bin meistens mit dem Fahrrad unterwegs. Und wenn ich da fahre, muss ich sagen, was mich stört, ist nicht, dass da Drogendealer sind, die gab's schon immer, sondern was mich stört ist, dass die zum Teil stehen wie eine Mauer. Da werden auch Hippies oder Alternative aggressiv, weil gegen Mauern hat man hier was. Die stehen da wie eine Wand. Das ist einfach saublöd. Und das hat auch nichts damit zu tun, dass die dealen oder dass das Schwarze sind, sondern das nervt einfach. Ich weiß nicht, warum die das so machen. Die haben ja viele gutwillige Unterstützer, die ihnen auch sagen, dass das hier nicht so gut ankommt. Atmo Joliba O-Ton: Oguntoye Es gibt einen Impuls, der einen Anteil von Rassismus hat. Es liegt daran, dass die Gesellschaft noch einen großen Aufholbedarf hat an Aufklärung, an Bewusstwerdung der eigenen Rassismen, an der Verarbeitung, an neuen Strategien: Wie wollen wir denn gemeinsam leben? Deswegen kommen so krude Rassismen vor wie, ach, ich fühl mich bedroht von diesen schwarzen Männern da, wenn die mal weg wären, dann wär das Problem gelöst. Dann ist Kreuzberg 36 aber so gestrickt, dass es sagt: das wissen wir doch, das ist doch gar nicht das Problem. Dieses Unbehagen haben Menschen auch ausgedrückt und haben gesagt: ich wohn ja hier und hab so das Gefühl, fühlt man sich bedroht, aber eigentlich bin ich das doch gar nicht. Für mich sehe ich das doch ganz anders. Ich glaube, das ist so ein Ausdruck von diesem Kreuzberg, dass sich anders wahrnimmt und anders sehen will und deswegen so in die Diskussion geht. Atmo Görlitzer Park Atmo: Kinderbauernhof (Schafe, Gänse, Kinder, Eltern) Erzählerin: Ein Hauch von Mittagssonne streift Rodelhügel samt Rutschbahnen, Sportplatz und Kinderbauernhof. Noch dösen Schafe, Ziegen und Esel in sich gekehrt in ihren Gehegen. Ohne das quirlige Nachmittagspublikum kein Grund, sich in Szene zu setzen. Noch finden sich weder Kapitäne noch aus Größer und Kleiner bunt zusammen gewürfelte Freibeutermannschaften auf dem imposanten Holzschiff, das den eingezäunten Piratenspielplatz hoch überragt. Bislang ist es bei dem einen Ausnahmefall geblieben, dass gerade hier, in dieser Kinderschutzzone, ein Mädchen weiße Kügelchen aus dem Sand gegraben hatte. Gefüllt mit Kokain. Atmo: Parkpflege ...wir machen hier ja auch ein bisschen Bodenkunde... Erzählerin: Nach dem Regen letzte Nacht müssen die noch jungen Bäume auf der Streuobstwiese heute nicht gegossen werden. Die Initiative zu dieser Anpflanzung von zwei Dutzend Obstbäumen im März 2011 geht auf die Kiezwandler zurück, eine lokale Gruppe der globalen Transition-Town-Bewegung. Unterstützt vom Grünflächenamt des Bezirks und in freiwilliger Arbeit gepflegt von Anwohnern. Zwei Apfelbäume haben mit Zustimmung des Grünflächenamts Angehörige und Freunde zur Erinnerung an Verstorbene pflanzen dürfen. Atmo Schmuckgarten O-Ton: Eralp Mein Bruder. Mein bester Freund. .. Er hätte von zuhause auf den Baum gucken können, so nah hat er hier gewohnt. ... Wenn ich durch den Park gehe, komme ich auf jeden Fall zum Baum. Sonst treffen wir uns jedes Jahr zu seinem Geburtstag und Todestag hier am Baum und machen ein Picknick mit der Familie und den engsten Leuten. So zehn Leute sind wir mindestens. Rundherum das haben wir auch alles gepflanzt, die ganzen Blumen, Sonnenblumen, Efeu alles. Erzählerin: Bewegung in der sich anschließenden, Schmuckgarten genannten Allmende gleich neben dem Kumulationspunkt der afrikanischen Parksteher, Eingang Görlitzer - Falckensteinstraße: Eine junge Frau gießt Kräuter und Salat im Hochbeet. Ein Gutachterteam vom Büro Ökologie und Planung ist, Flora und Fauna prüfend, messend, sammelnd und protokollierend, im Park unterwegs. Eines von mehreren Arbeitsgruppentreffen des Ökologischen und partizipativen Parkpflegewerks im Auftrag des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg. O-Ton Parkpflege hier hat man schwachlehmigen Sand, hier unten auch ... Erzählerin: An der graffitibunten Innenseite der sonnengefluteten Parkmauer macht sich der Biologe Christoph Saure mit einem Kescher zu schaffen: O-Ton Parkpflege ...Die Männchen patrouillieren hier, die Nester sind da in der Mauer. Da ist eine, was da in der Mauer rumfliegt. Sind etwa honigbienengroß, sind wilde Arten, einzeln lebend hier in der Mauer. ... das ist eine Maskenbiene. Es gibt ziemlich genau 300 Arten Bienen, Wildbienen, in Berlin. Hier gab's natürlich früher mehr, weil ich kenn das Gelände seit 1989, da hab ich fünf Jahre hier in der Wrangelstraße gewohnt, hier nebenan, da war das grad im Entstehen, grad Park geworden. ... Viele Arten nisten im Boden, also an sonniger Stelle so wie hier, offener Boden. Der wird natürlich hier bewirtschaftet. Wenn hier gehackt wird, sind die Nester weg. ... Erzählerin: So manche Vorstöße hat es gegeben, sich für den Görlitzer Park stark zu machen, sich mit diesem buntscheckigen Flecken Grün als einem Stück Heimat zu identifizieren. Ansichtskarten, I like Görli als Sticker und Klebefolie, die Aktion Lebenszeichen mit handbemalten Schildern: Wir alle sind Görli, Ein Tanzplatz für Hunde, Spielen statt Dealen. ... Das Bezirksamt ließ sich für solche Initiativen von unten gewinnen. Eine umfangreiche Seite im Netz informiert über alle Aktivitäten und Termine: www.unsergoerli.de. O-Ton: Rahel: Dieser Titel: Unser Görli. Selbstermächtigungen im öffentlichen Raum und Unser Görli dann auch noch mit Fragezeichen, der eröffnet natürlich die Frage: Ist es überhaupt unser Görli? Wem gehört denn der Görli, wem gehört der öffentliche Raum? Erzählerin: Rahel Schweikert wohnt nahe dem Görlitzer Park und hat sich vehement für diesen Ort stark gemacht. Vor allem als ökologische Allmende /Nutzfläche. Atmo: Lift BA O-Ton: Panhoff (Den) Görlitzer Park kann man insgesamt als Pilotprojekt betrachten, was ganz neue Herausforderungen angeht im Umgang mit öffentlichem Raum, als Kommune, als Gemeinwesen, als Bezirk. ... Da geht es eben nicht nur darum, schöne grüne Flächen zu haben, wo man Fußballspielen kann, sich hinlegen kann oder grillen, sondern der auch ein Raum ist sozialer Begegnung, auch sozialer Konflikte, mit denen wir irgendwie umgehen müssen. Erzählerin: Auch Hans Panhoff ist als langjähriger Anwohner betroffen von dem Gerangel um die Aufenthaltsqualität im Görlitzer Park. Vor allem aber ist er als Mitglied der in Friedrichshain-Kreuzberg regierenden Grünen Partei und Stadtrat im Bezirksamt für Planen, Bauen, Umwelt und Naturschutz. Damit ist er als oberste politische Instanz auch zuständig für den Görlitzer Park. Atmo Frau: Dass meine Miete erhöht wird, dagegen würde ich gerne kämpfen und wenn es andere soziale Probleme gibt, dagegen würde ich auch gerne kämpfe ... O-Ton: Rahel Die Diskussion um Gentrifizierung spielt auf jeden Fall ne Rolle im Görlitzer Park. Das ist ein Vorwurf, den wir von Anfang an immer wieder erhalten haben, dass wir Teil der Gentrifizierung sind mit diesem Projekt. Es geht darum, dass es heißt, ja, den Park aufhübschen. Dann ist die Umgebung sozusagen schöner, dann kann man auch mehr Geld für die Wohnungen nehmen. Dagegen steht, dass was eine Zeitlang hier an jeder Mauer stand: Werte deinen Kiez ab, dann werden deine Mieten billiger. ... Zugleich ist es aber auch so, dass hier noch viele Menschen leben, die nicht der kreativen, akademischen, besser gestellten, sogenannten bürgerlichen Szene angehören, sondern hier leben viele Menschen mit Migrationshintergrund und ohne Migrationshintergrund, die Kinder haben und hier einfach nur leben wollen und die unter der Situation leiden, so, wie sie ist. Natürlich leiden die auch darunter, dass sie unter Umständen ihre Wohnung verlieren. Erzählerin: Rahel Schweikert ist sowohl eine Mitbegründerin der Kiezwandler in Kreuzberg als auch ein federführendes Mitglied eines Projektes mit Bürgerbeteiligung, das das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg im Oktober 2011 initiierte und finanzierte: Unter dem Arbeitstitel "Partizipatives Parkmanagement - "Unser Görli - einer für alle ...". Zwei Jahre lang, bis 2013, wertete ein vielköpfiges Team aus Stadtentwicklern, Landschaftsarchitekten, dem Grünflächenamt, dem Quartiersmanagement, Pädagogen und direkt betroffenen sozialen Einrichtungen aus, was sich an kontroversen Wünschen und Kritiken angestaut hatte, die in den letzten Jahren mit Blick auf Nutzung und Gestaltung des Görlitzer Parks massiv laut geworden waren. Stimmungsbilder und konkrete Anregungen, die in öffentlichen Foren an Ort und Stelle im Görlitzer Park sowie in mehreren Befragungsaktionen zusammen getragen worden sind. Daraus ergaben sich Leitlinien für praktische Konsequenzen. Für mehr reglementierende Eingriffe in den Park. Ein Parkleitsystem könnte über die unterschiedlichen Nutzungsflächen und Angebote informieren. Sogenannte Parkworker sollten, möglichst mehrsprachig bewandert, nach dem Vorbild von Streetworkern auf die Menschen im Park zugehen und sie moderat auf Fehlverhalten hinweisen. Vorschläge aus den Reihen einer Anwohnerinitiative, die Parkzugänge drastisch zu reduzieren und verbliebene mit Security zu besetzen, blieben bei den öffentlichen Anhörungen im Abseits. O-Ton: Rahel Parkmanagement ist ja auch nichts, was es noch gar nicht gäbe. Wenn man sich den Gleisdreieck-Park anguckt, das ist ein relativ neuer Park, da gibt es einen Parkmanager. Das ist ein so'n Typ, der wird bezahlt, der ist dazu da, die Arbeiten im Park zu koordinieren, die Pflegearbeiten, die Reinigungsarbeiten. Der hat ganz klare Aufgaben. Der hat also den ganzen technischen Ablauf zu überwachen und zu koordinieren, was ich vernünftig finde für so einen riesigen Park, wenn der funktionieren soll. O-Ton Parkbegehung (Frau M.) Wenn ich Gehölzfläche zertrete, weil sie als Freiluftklo genutzt wird, dann hab ich da natürlich Schneisen. Da bin ich weit davon entfernt, den Hochwald zu kriegen oder den Parkwald. Parkwald bedarf einer steuernden Entwicklung, sonst greift die Sukzession, dann wächst das zu und wird irgendwann ein Wald... Das ist natürlich nicht immer so populär bei den Parknutzern. Der Baum, der angegriffen wird, das Gehölz, das zurückgeschnitten wird, das tut dann richtig weh ... Atmo Hunde, Wasser O-Ton: Alex Kennst du den See da unten? Was hältst du davon, wenn der Hund da rein springt? Erst mal gut, egal. Die haben mir erklärt, der Hund muss da raus, weil das ist ein Biotop, da legen verschiedene Tiere ihre Eier. Dann hab ich das verstanden, o.k., da hamse Recht. Aber die machen auch kleinkariert, manchmal. Und das gefällt mir nicht. O-Ton: Rahel Es ist ja tatsächlich so, im Görlitzer Park gibt es - keine Schilder. Gelten im Görlitzer Park die ganz normalen Grünflächenregeln, also sollen die gelten? Natürlich gelten die offiziell. Aber niemand beachtet sie. Sie stehen nirgendwo, und die Frage ist: Sollen die gelten oder muss man das irgendwie abändern? Erzählerin: Sorge um den Görli, Ideen? Vorschläge, die Schneisen schlagen könnten in die Gemengelage all dessen, was nicht so rund läuft in diesem Park. Die Kurzzeitkonsumenten kümmert's nicht. Sie kriegen ja, was sie wollen: genau das Ambiente, so, wie es ist. Wer Angst hat vorm Schwarzen Mann, bleibt gleich in Zehlendorf oder Köpenick oder Paderborn. Der Kreuzberger Adel bleibt stimmlos knurrend im Abseits. Aber es gibt zahlreiche Kreuzberger, die, kritisch sprungbereit, Anteil nehmen und sich auf öffentlichen Foren auseinandersetzen. Egal, ob diese "von oben" initiiert sind oder von Anwohnern, etwa im Jugendzentrum Kreuzer in einer der im Park noch erhaltenen Lagerhallen des alten Görlitzer Kopfbahnhofs: Atmo (Mann)... Es soll hier niemand vertrieben werden. Wer uns das unterstellt, ist hier auf dem falschen Treffen. Was wir hiermit wollen, mit dieser Veranstaltung, der Bürgerinitiative, mit euch gemeinsam prüfen, um die Situation zu verbessern. (Mann) Nein, nein, ihr sagt auf eurem Flugblatt, ihr sagt auf eurer Homepage, ihr sagt auf der einen Seite, bei euch dürfen nur mitspielen, die keine Rassisten sind. Auf der anderen Seite sagt ihr: Wir brauchen ein Parkmanagement, das nach dem Rechten schaut. Vor allem, ihr seid ganz klar gegen Menschen an den Eingängen des Parks, Spalier, die anderen Menschen Angst machen. Erzählerin: Ende 2013 kam eine Idee mit großer politischer Sprengkraft direkt aus dem Rathaus in Kreuzberg. Bürgermeisterin Monika Herrmann schlug vor, dem Beispiel der Niederlande zu folgen und so genannte "Coffeeshops" für die legale Abgabe von Cannabis einzurichten. Das Bezirksparlament stimmte zu: Es liege im öffentlichen Interesse, den illegalen Drogenhandel im und um den Görlitzer Park durch den staatlich kontrollierten Verkauf von Drogen einzudämmen. Atmo Rathaus O-Ton: Panhoff Es war immer unser Motto: Es darf keine Verdrängung geben im Park, aber auch keine Verdrängung von Bürgern und gerade von Kindern und Frauen durch die Dealer, die im Park unterwegs sind. ... Das wird man aber mit Parkworkern alleine auch nicht hinkriegen, weil sich hier kleinräumlich große politische Themen verknoten, die ungelöst sind. Also die ganze Frage der Prohibition, sprich Cannabisfreigabe, Cannabislegalisierung, spielt hier absolut mit rein. Wir können es nicht liberalisieren, und selbst wenn, würde es keinen Sinn machen, es nur hier im Park zu liberalisieren, sondern es müsste überall liberalisiert werden. Also Coffeeshop für Berlin muss das Thema sein. Erzählerin: Und der Görlitzer Park als bezirkspolitisches Pilotprojekt? Ökologische und sozial korrekte Offensive gegen ein bisschen zu viel "Arm-aber-sexy"-Hauptstadt im heimeligen Kiez? Oder doch eher hipper Platz im urban-libertären Kontext und damit von strategischer Bedeutung für die Marke Berlin? O-Ton: Panhoff Das ist auch ein Problem, wenn Menschen herankommen an uns und sagen, dass das nicht mehr ihr Park ist. Im Prinzip ist da so ein gewisser Besitzanspruch dahinter, vielleicht nicht explizit ausgesprochen, aber mental, wo ich sage: das geht natürlich nicht. Der öffentliche Raum ist vorbehaltlos und bedingungslos für alle da. .. Für alle Berlinerinnen und Berliner und für alle Gäste dieser Stadt. Erzählerin: Und damit auch für die, die nicht zur Zielgruppe der wachsenden Stadt gehören, die kein Dach über dem Kopf oder hier noch kein Bleiberecht haben, meint das Gros der Stimmen "von unten", das diesen Park, auf den sich so viele soziale Verwerfungen und Territorialkämpfe projiziert haben, wieder als soziale Allmende zurückgewinnen will. Viele Aktive im bezirksamtlichen Pilotprojekt "Unser Görli" eingeschlossen. O-Ton: Rahel Ich hab keine klare Antwort, nach wie vor nicht, was der Park braucht. Es gibt ja sehr wohl auch unter all den Leuten, ... in der linken Szene, die im Görli sind, viele, die sagen, ja unsere Erde, wir müssen für den Erhalt unseres Planeten einiges tun. Aber das findet keine Stimme im Görli, weil der Görli ist nicht der Ort, wo sie das austragen. Meine Vision wäre gewesen, dass man Informationsmöglichkeiten und Ermöglichungs-, nicht Ermächtigungsangebote - findet, die es schaffen, da einen anderen Wind hinein zu bringen, einfach, wie man sich verhält. Und wenn wir es nicht schaffen, in unserem eigenen Park soweit zu denken, dass die Scherben, die da sind, dass das ein globales Problem ist, dann werden wir auch mit dem Klima- und Umweltschutz nicht weiter kommen. Musik: Daniel Kahn O-Ton Wir wollen hier auch nicht weg. Ist schon schön hier. Ich wohn da, mir geht's gut. Ich bin hier in der Gang. Wie heißt du überhaupt? Absage "Unser Görli?" Selbstermächtigungen im öffentlichen Raum Ein Feature von Ursula Rütten Sie hörten eine Produktion des Deutschlandfunks 2014. Es sprach: Katharina Schmalenberg Ton und Technik: Michael Morawietz und Angelika Brochhaus Regie: Thom Kubli Redaktion: Hermann Theißen 20