Menschen schleppen, ohne Mühe, einen Schatten mit sich Die Lange Nacht über den Religions- wissenschaftler und Künstler Claudio Lange Autor: Claus Josten Redaktion: Dr. Monika Künzel Regie: Jan Tengeler SprecherIn: Martin Bross Sprecher Autor Jean Paul Baeck Zitator Anja Jazeschann Sprecherin Sendetermin: 22. Juni 2019 Deutschlandfunk Kultur 22./23. Juni 2019 Deutschlandfunk ___________________________________________________________________________ Urheberrechtlicher Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in den §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © Deutschlandradio - unkorrigiertes Exemplar - insofern zutreffend. 1. Stunde MUSIK: Frederic Rzewski - The People United Will Never Be Defeated! Variation 1 („With determination“) etwa 36’’, dann Blenden und unterlegt lassen bis 1:32: O-TON 1 Claudio Lange [Länge 2:01] Es gibt einen Spruch von Karl Kraus, dass der Erste Weltkrieg aus Mangel an Vorstellungskraft entstanden sei. Mangel!...an! ...Vorstellungskraft! Und ich glaube, meine Malerei ist im steht im Dienst diesen Mangel nicht zuzulassen. Also wenn jemand sagt "kann ich mir nicht vorstellen" dann muss er von vorne anfangen. Wir müssen uns die Wirklichkeit vorstellen können und um uns die Wirklichkeit vorzustellen, ist die Malerei da: Dafür ist sie da, da wir uns Wirklichkeit vorstellen können. Das ist die, für mich die Aufgabe. Deswegen habe ich kein Problem, Erkenntnis und Kunst irgendwie zusammenzubringen. Malerei ist eine Medizin gegen den Mangel an Vorstellungskraft, sie ist ja Medizin für sehr vieles. Die Malerei hat eine Tugend, das heißt Du gehst an den Strand und stinkt es nach Palmöl und die Leute sind zu fett und alles Mögliche. Und wenn du das malst, ist das viel versöhnlicher als das, was ich eben gesagt habe. Du hast da dann dicke, große Körper. Den Gestank kriegst du nicht hin. Aber dicke, große Formen, Formlosigkeiten auch. Also wenn du nicht eine Karikatur machst, sondern wirklich das malst, dann entdeckst du, dass die Malerei versöhnt - viel mehr als die Sprache. Sie hat viele Gründe: Wenn du wenn du etwas Schlimmes erlebt hast und dann schreibst ein Gedicht, dann ist es, steckt da alles drin. An Hass, Krankheit und Wut und alles. Wenn du dich hinsetzt, was Schlimmes erlebt hast und malst das, dann gibt es eine Art Versöhnung. Und das ist letztlich das, was ich gegen die Schrift-Zivilisation habe oder dass du... Das Medium Schrift ist nicht versöhnend. Das Message „versöhnt sein“. Aber die Schrift als Medium ist nicht versöhnlich, also die Malerei! Ja, weil sie eben schön ist, weil das Farben sind, weil das Formen sind, weil das, egal was du machst: Das ist einfach versöhnend.“ MUSIK: Ryzwski, Variation 3: „With expressive nuances“ AUTOR: Claudio Lange stammt aus Chile, er wurde im Dezember 1944 in der Hauptstadt Santiago geboren. Für diese „Lange Nacht“ hat sich der Künstler und Überlebenskünstler, der Maler, Photograph, Dichter und promovierte Religionswissenschaftler auch Musik gewünscht. Darunter das Opus „The People united will never be defeated“ von Frederic Rzewskis von 1975: „Vereint wird das Volk niemals besiegt“. Zwei der 36 Variationen über das Lied der „Unidad Popular“ in Chile haben wir soeben gehört. Der amerikanische Komponist schrieb es zwei Jahre nach dem Putsch in Chile. Hier das Original der chilenischen Gruppe „Quilapayún“... (phonetisch: „Kilapajune“) MUSIK: Original-Gesang der chilenischen Gruppe „Quilapayún“ unterlegen.... AUTOR: Claudio Lange führt uns im Verlauf dieser ersten Stunde in seine Kindheit und Jugend nach Chile und an deren Ende wieder zurück nach Deutschland in die 1960er Jahre. Er lädt uns in der zweiten Stunde in „seinen“ Berliner Kiez Wedding ein. Dort trotzt er in seinem Atelier in der Lindower Straße seit über 30 Jahren der fortschreitenden Gentrifizierung des Viertels. Im „Atelier“ waren wir dabei, als ihn eine seiner besten Freundinnen, die 89-jährige kroatische Schriftstellerin und Dokumentarfilmerin Irena Vrakljan (Wraklian) aus Zagreb besuchte. In der dritten Stunde lädt er in seine dritte Heimat ein, nach Aqua Amarga in Andalousien – ein Ausflug in seine Kunst und seine Erkenntnisse als Religionswissenschaftler. Auch in das Universum der sogenannten Kragsteine unter den Dächern der romanischen Kirchen Südwest-Europas führt er uns ein: Claudio Lange entdeckte schon vor 30 Jahren ein von Bildhauern des 12. Jahrhunderts in Stein gemeißeltes „anti-islamisches Skulpturen-Programm“. Für ihn ist es ein Beispiel für frühe „Medien-Propaganda“, ein Aufruf zu den Kreuzzügen. Das Programm hat sich in mancherlei Hinsicht gut erhalten und wirkt bis heute nach. - MUSIK-Aufblende: „Quilapayún“ (das chilenische Original zu Rzweski) Akzent bei ca. 1:00 AUTOR: Diese „Lange Nacht“ ist auch eine Erinnerung an den Putsch in Chile, der am 11. September 1973 ein ungewöhnliches demokratisches Experiment nach drei Jahren zerschlagen hat: Claudio Lange hat seine Doktorarbeit über den ersten großen europäischen Kolonialismus-Kritiker Bartholomé Las Casas geschrieben, im Fach Religionswissenschaft in Berlin. Danach, mit 29, ging er in seine Heimat zurück, im Sommer 1973. Es waren die letzten Monate der Allende-Regierung. MUSIK: Rzweski, Variation 26 „In a militant matter“ (ab 34:00) AUTOR: Über allem aber steht für Claudio Lange die Malerei – gefolgt von der Religionswissenschaft. Beides lässt sich in dem griechischen Mythos der Arachne (phonetisch stimmhaftes ‚é’) vereinen. Den machte Diego Velasquez, ein spanischer Maler des 17. Jahrhunderts, zum Gegenstand seines letzten Bildes. Über vierzehn Jahre lang arbeitete er daran, bevor er im August 1660 starb. MUSIK: Jordi Savall: Anonimo Canarios, 1. Stück „Ostinato“ O-TON 2: Claudio Lange [0:50] Es gibt diesen Mythos, diesen griechischen Mythos der bei Ovid zu lesen ist. Das ist eine arme junge Frau, die webend malte und die unglaubliche Sachen herstellte. Und dann hört davon Athene, die für die Weberei unter anderem zuständig ist, für den Krieg für alles mögliche, die Hauptgöttin von Athen, und die besucht sie dann und sagte, sie soll nicht so angeben, sie sei zwar eine ganz gute Weberin, aber sie sei nicht mit den göttlichen Fähigkeiten ausgestattet. und die Arachne, diese Frau hat in dem Moment noch nicht den Namen Arachne. Diese Frau sagt dann: Alte, lass mich in Ruhe, hau ab, lass mich meine Arbeit tun, meine Kunst ausüben. AUTOR: Da gab sich der Legende nach Athene als Göttin zu erkennen und schlug einen ungleichen Wettkampf vor: Wer von beiden schönere Bilder malt. Und Athene malte mythologische Szenen von Situationen, in denen Menschen sich für Götter hielten und von den Göttern bestraft wurden. Sie malte, webte, malte webend Bilder von der Übermacht der Götter über die Menschen. Und die Gegenspielerin Arachne malte Szenen, in denen die Götter und Göttinnen Menschen vergewaltigen, missbrauchen, verraten oder bestrafen. Claudio Lange sieht die von Zeus erschaffene Göttin Athene als patriarchalste aller weiblichen Göttinnen. Die Göttin der Weisheit, der Strategie, des Kampfes, des Handwerkes und – nach dieser Legende ganz nebenbei auch der Kunst. Sie verdrehte am Ende das Urteil und ließ Arachne als Verliererin erscheinen: Schließlich verwandelte sie Arachne wegen ihres Hochmuts, gegen die Götter anzutreten, in eine Spinne. MUSIK: Jordi Savall: Anonimo Canarios, 1. Stück „Ostinato“ Unterlegen O-TON 3: Claudio Lange [0:59] Und du als Leser des Ovid und Ovid selber, der schummelt da, das ist wirklich, das Latein, was er da schreibt, ist wirklich ganz klar. Als menschlicher Leser findet man die Bilder von Arachne natürlich viel schöner als diese oberlehrerhafte Athene da mit ihren blöden Bildern der menschlichen Überheblichkeit und Ovid auch in den Autorenergänzung: in den Metamorphosen.. in den Metamorphosen Band VI. ist das, glaube ich. Und Ovid hat Schwierigkeiten zu sagen dass Athene, wie Athene zum Urteil kommt, dass das ihre Sachen schöner sind, als die von Arachne, ihr Teppich schöner ist als der von Arachne. Ganz klar nicht! Aber das ist das Urteil der Göttin! Arachne kann nichts dazu sagen. Und dann versucht sie sich umzubringen. Sie versucht sich mit ihren Fäden, die sie da hat, sich aufzuhängen. Und das unterbricht dann die Athene und sagt: Nein, nein, so einfach geht das nicht, so einfach nicht, Du wirst jetzt dazu verdammt ewig an diesen Fäden zu spinnen und du bist Arachne, die Spinne. MUSIK: Aufblenden Jordi Savall: Anonimo Canarios, 1. Stück „Ostinato“ AUTOR: Arachne wurde aufgrund des von Ovid in den „Metamorphosen“ nacherzählten Mythos zur der Patronin der heidnischen Malerei. Darauf bezieht sich Diego Velasquez mit seinem letzten Bild „Las Hilanderas“, zu deutsch die „Spinnerinnen“. Es hat Claudio Lange nicht nur als Religionswissenschaftler, sondern auch als Maler immer beschäftigt: O-TON 4 Claudio Lange [0:55] Und das Bild ist das erste Mal, dass da ein Rad gemalt wird, was sich dreht, sie spinnt den Faden, und das Rad dreht sich und man sieht die Speichen nicht. Und der Zeit-File geht nicht vom Hintergrund des Bildes nach vorne. Sozusagen, der Zuschauer ist die Gegenwart sondern umgekehrt: Er geht von vorne in die Tiefe, das heißt die Geschichte wird in zwei Etappen erzählt. Und die zweite Etappe chronologisch die zweite Etappe ist hinten im Bild und die erste ist vorn. Das heißt, du als Zuschauer bist das älteste Ding was da überhaupt rumsteht und dann kommt die Geschichte. Und ich glaube, er hat ganz klar gesagt dass, also Velasquez hat mit diesem Bild ganz klar gesagt, dass dieses Urteil, solange dieses Urteil nicht aufgehoben wird, wird es keine Zukunft geben. Die Zukunft eigentlich geht ins Bild und durchs Bild hindurch. AUTOR: In den letzten Jahren malte Claudio Lange eine ganze Serie von Faden-Bildern, er vermalte also Fäden und Farben auf Leinwände. Einer seiner alten Berliner Freunde, der Maler Andres [Stimmhaftes ‚é’] Oertelt, musste ihn darauf aufmerksam machen, dass er der Arachne wieder auf die Spur gekommen sei, dass er also den Faden wiedergefunden hatte. Denn die wichtigen Mythen und Geschichten ziehen sich durch Claudio Langes Kunst und Leben und tauchen auch immer wieder in den Gesprächen in seinem Atelier auf: O-TON 5 Claudio Lange [02:03] Ich habe das Gefühl, dass alle möglichen Leute, Länder, Institutionen, Regierungen, Parteien usw. weiter den Faden verloren haben. Und ich wollte damit etwas machen und habe dann Fäden, also aufm Flohmarkt mir Fäden besorgt und damit Bilder hergestellt. Unter dem Motto "Faden verloren" und ein Maler-Freund kam dann und sagte: Endlich bist du wieder bei Arachne. Wie schön dass du wieder bei Arachne bist. Und ich hatte das gar nicht gemerkt, dass ich sozusagen mit ihren Mitteln irgendwie... Das ist 20 Jahre her, dass ich diesen Mythos sozusagen entdeckte - und dieses Bild von Velasquez. MUSIK-Aufblende: Jordi Savall: Anonimo Canarios, 1. Stück „Ostinato“ Weiter O-TON 5 Claudio Lange: Übrigens der Velasquez war ja Hofmaler und malte nicht gerne. Und was er gerne machte, er hat die Leute gerne auf Hof-Feste eingeladen wurden, gekleidet. Er setzte sich dann hin auf die Fete und guckte dann was passiert. Also der eine oder die eine hatte dies oder das an... Und in diesem Fall hatte er dieses Bild von der Arachne. Das hat er für sich gemalt nicht für den Hof für niemanden, für sich und hat es seinem besten Freund geschenkt. Nur um zu sagen, wie wichtig ihm das war. Der christliche Patron der Malerei ist ja Lukas, der heilige Lukas weil er eine... Madonna gemalt haben soll. Und diese Arachne kennt niemand mehr, und das war die Patronin der Malerei und sehr viel spannender als Lukas übrigens und er schenkt es diesem Freund, und der gibt es wahrscheinlich weiter an den König. Auf alle Fälle hängt es im Prado und man sieht wie der König oder irgendwelche Eigentümer vor dem König dieses Bild abgeschnitten haben. Da fehlt ein Teil des Bildes, also wirklich ein Meter Leinwand ist einfach weggeschnitten worden. Das heißt, sie haben das Bild, dass es überhaupt existiert ist Glück und es ist wie gesagt das letzte Bild, er hat es freiwillig gemalt, da ist also kein Interesse. Er muss nicht. Er muss nicht malen gegen seinen Willen. Er muss nicht irgendwas erfüllen. Er malt das aus... mit Herzblut. Ich finde das ist großartig. MUSIK: Aus Antonio Martin Y Coll: Differencias sobres las Folias Interpretiert von Jordi Savall, Alia Vox Enden auf den Schlussakzent AUTOR: Für Claudio Lange hat die Malerei Priorität vor der Schrift und der Sprache: Aber er ist auch ein eloquenter Sprachkritiker, der mit chilenischem Spanisch aufgewachsen ist. O-TON 6: Claudio Lange [2:23] Also in erster Linie die Sprache, die Sprache ist so, wie sie ist. Das heißt, du sagst auf Deutsch: "ich beschwere mich". Und damit ist eigentlich schon gesagt: Das solltest du nicht tun. Weil du machst es dir nur schwer. Du machst dir das Leben schwer. Also in der Sprache sind Tricks, sind wirklich konstruktive Tricks, die unerträglich sind und über die man nicht weggeht. Das ist so, wie du wirst sozusagen konditioniert durch Sprache. Und dann kommt es darauf an, was für eine Sprache du sprichst. Also Deutsch zum Beispiel, sprechen wir jetzt, spreche ich jetzt... [Zwischenfrage des Autors] Du würdest lieber Spanisch sprechen, Chilenisch sprechen? Weiter O-T-TON 6: Claudio Lange Nein!! Ich würde gerne, dass die Sprache für das angesehen wird, was sie ist. Also, ich kann Dir ja vielleicht Beispiele aus dem aus dem Englischen geben, also "to fall in love" ist ein bisschen blöd. Also du fällst nicht in die Liebe. Andererseits verstehe ich "understand", verstehe ich viel besser, ist mir viel näher als "verstehen" – also, ich verstehe nicht, wieso der Akt des Verstehens "verstehen" genannt wird. Was hat es mit „stehen“ zu tun, um dieses "ver-", was so "tricky" ist. Also, dass man endlich zu ihr in ein Verhältnis tritt. Das ist nicht, die ist nicht von Gott gegeben! Die Deutschen haben nach meiner Erfahrung die Manie zu sagen. Jemandem, der kein Muttersprachler ist, zum Beispiel zu sagen: "Sie beherrschen aber sehr gut Deutsch". Als man mir das zum ersten Mal sagte - als Kompliment gemeint, das ist mir nicht entgangen. Aber, ich dachte, also irgendwas mach ich hier falsch. Ich werde, ich beherrsche nicht Spanisch. Ich beherrsche nicht Deutsch. Also wenn du dich in ein Verhältnis setzt zum Deutschen, dann hast du das Gefühl, du bist im Karneval. Also es gibt es gibt da diese "VERRR"-Konstruktionen, wo dann der zweite Teil weggefallen ist. „Gessen“ gibt's nicht. es gibt nur VER-gessen. AUTOR: Eines der noch unveröffentlichten Buchprojekte Claudio Langes heißt „Ich versteh’ kein Deutsch“. Er hat darüber immer wieder geschrieben und gelesen: etwa bei Karl Kraus oder auch bei Karl Valentin: O-TON 7: Claudio Lange Das Messer ist phallisch, also "der" Messer, wenn wir irgendwas geben auf diese Artikel. "Die" Gabel ist ein Instrument, das Instrumenten-hafteste dieser drei Bestecke, das heißt das Gabel... Und das Weiblichste ist natürlich: "die" Löffel. AUTOR: Claudio Lange verbindet in seinen Erkundungen Mythen, Malerei, Psychoanalyse und deutsche Dichtkunst. WEITER O-TON 7 Ich bin doch nicht der Einzige, der sieht, dass der Löffel weiblich ist. Und der ist auch weiblich in anderen Sprachen. Entweder jemand erklärt mir... Else Lasker-Schüler hat mir z.B. erklärt warum, in einem Gedicht erklärt, warum die Sonne weiblich ist auf Deutsch und warum der Mond männlich. Prima, habe ich verstanden und dann bin ich in einem anderen Universum. Aber in das Universum von "der" Löffel -"die" Gabel -"das" Messer... komme ich nicht!! Bis man's mir erklärt vielleicht, irgendjemand weiß das. Also der Mond ist natürlich auf Spanisch weiblich - klar -, auf Arabisch ist, glaube ich, der Mond wie auf Deutsch männlich und die Sonne weiblich. Ich hab nichts dagegen, sondern ich meine nur: wenn du die Deutschen fragst, „Wie fühlst du den Mond, wie siehst du den“? --- "Wie ne Frau".... Also hab ich gefragt, woher kommst DU denn!? Also redest du kein Deutsch? Also, erklär mir doch mal warum, also Else Lasker-Schüler - ich bin damit versöhnt. Aber ich meine, du musst doch in der Sprache, in der du bist, musst du dich doch irgendwie auskennen. Auch mit ihren Tricks, auch mit ihren Fallen, vor allem auch mit ihren Konstruktionsfehlern. Es gibt ja Hunderte. Und das hört nie auf. Also du kannst da Beispiele... noch und nöcher: "auf" und "zu" sind Gegensätze. Auf-hören und zu-hören hat damit nichts zu tun. Auf und Zu sind zwei Gegensätze. In den romanischen Sprachen ist etwas, was mit "auf" beginnt offen. und etwas, was mit "zu" beginnt zu - Nicht auf Deutsch. Und das ist nicht schlecht, sondern es ist anders und deswegen meine ich, es ist nicht schlecht. Es ist aber Karneval! Was heißt den plötzlich "auf" und was heißt denn "zu"? Was für ein Spiel wird da gespielt. Dieses Spielwill ich irgendwie darstellen. Soweit ich kann, beziehungsweise: Erklär's mir doch mal, wie man das spielt. Ich versteh' kein Deutsch. MUSIK: Frederic Rzewski - The People United Will Never Be Defeated! etwa 36’’, dann Blenden und unterlegt lassen bis 1:32: AUTOR: Die Familiengeschichte Claudio Langes ist ungewöhnlich: Um 1910 zog Claudios Großvater, der Arzt Felix Lange, mit seiner jüdischen Frau von St. Peterburg nach Deutschland. Die Vorfahren waren Schwaben aus Tübingen, ein Schmied namens Lange war - vielleicht im 30-jährigen Krieg - nach Russland ausgewandert. „Eine liebe Frau“ muss seine Großmutter Fanny gewesen sein, sagt ihr Enkel Claudio Lange heute. Sie starb jung und so musste ihr Sohn Klaus, der von Vater von Claudio Lange, zu Beginn seiner Pubertät erleben, wie sich Vater Felix mit der schönen, blonden Englischlehrerin zusammentat. Klaus brach deshalb schon als Jugendlicher von zu Hause aus: O-TON 8 : Claudio Lange [00:31] Sein Vater heiratete dann eine Frau, die dann später so'ne aktive Nazifrau wurde. Und die hatte er kennengelernt über seinen Sohn, also über meinen Vater als Englischlehrerin, glaube ich, war sie in der Schule und kümmerte sich ein bisschen um ihn und er hatte sich ein bisschen verliebt in diese Lehrerin... Und so lernte sie mein Vater meinen Opa kennen und der hat sie ihm weggeheiratet wieder, wieder eingesperrt, wieder abgehauen hat ihn gesucht, gefunden ... MUSIK: Rzewski Variation 4: „With determination“ AUTOR: Claudio Langes Vater Klaus beginnt schließlich eine Lehre in Köln-Leverkusen bei Bayer und arbeitet dort ein paar Jahre. Zur Zeit der Weltwirtschaftskrise von 1929 wandert er nach Chile aus. In Santiago macht er wie im Märchen sein Glück und heiratet Anita. Sie war reich, ihre deutschen Vorfahren hatten mit Salpeter aus dem chilenischen Norden ein Vermögen gemacht. Claudios Vater heiratet nicht nur eine reiche Frau, sondern hat auch Erfolg. Zunächst mit einer Toiletten-Fabrik, die er dann gewinnbringend wieder verkauft. Dann gründet er eine Fabrik für Tierfutter, die er mit dem Bruder seiner Frau betreibt. Claudios Mutter war Deutschstämmig: aber eine „deutsche“ Frau sei sie nicht gewesen, das ist der feine, große Unterschied für Claudio. In den Jahren des 2. Weltkriegs kommen die drei Kinder zur Welt: MUSIK: Ryewski, Variation 6 „Same tempo sas beginning“ O-TON 9 : Claudio Lange [07:05] ...mein Bruder der hieß Hans... Autoren-Frage der erste spanische Name... Claudio Lange Ich heiße Claudio auf dem offiziellen Ausweis. Er heißt, glaube ich, Hans noch auf seinem Taufschein noch. Meine Schwester heißt Ilta, durchgemacht haben die beiden. Also von Hans zu Ilta. Ilta ist ein finnischer Name und mein Vater hatte sich mal als Jugendlicher in sonne Finnin verliebt. Ilta heisst glaube ich Sonnenuntergang, sowas, Abendröte. Und den Namen bekam dann meine Schwester... Autoren-Frage Es gab Taufen... Claudio Lange Ja, wir sind getauft, alle drei protestantisch getauft. Frage Wie wichtig war das überhaupt, die Religion? Claudio Lange Überhaupt nicht. Wie gesagt mein Vater mit seiner jüdischen Mutter und meine Mutter Atheistin... Es war alles Show, es war alles Operette. Fürchterlich! Die Operette war nicht nötig. Wir durchblickten das ja, als Kids. Es war eine gemeinsame Lüge, das war nicht gefühltes Beten, oder gefühltes Glauben oder /Wahrscheinlich war ich es, der noch der am meisten glaubte von der ganzen Mischpoke. Als mein Vater, kurz bevor er starb als er seinen Gehirnschlag bekam. Da war ich... Das hat er ja bekommen als seinen Vater zum Siebzigsten besuchte in Wuppertal. Der ist ja gestorben in der Stadt, wo er geboren ist. Mein Vater, chilenischer Diplomat geworden, war reich geworden und fuhr dann als chilenischer Diplomat mit sehr viel Geld nach Europa -, alleine, um seinen Vater zum Siebzigsten zu besuchen... Frage: Und da warst du elf, und der Vater stirbt in Deutschland Claudio Lange „Herz... AUTOR: Claudio Lange bewahrt seine Fassung, indem er Michel Montaignes Sammlung von ‚Todesfällen auf der Toilette’. Zu Zeiten des französischen Essayisten im 16. Jahrhundert waren die Toiletten allerdings keine „stillen Orte“. NOCH O-TON 9 CL: Mein Vater gehört in die Montaigne Liste... Er hat einen Gehirnschlag bekommen aufm Klo... Er war mit irgendjemandem zusammen, die hat einen Kellner geschickt, und sagte, wieso ist er denn nicht da, wo ist er denn. Und die haben ihn dann gefunden. Und kein Schwein hat das geglaubt. Der war natürlich mit einer anderen Frau abgehauen, das war doch für uns Drei, war das klar. Das war ne Lüge. In diesem Hause waren so viele Lügen, deswegen sage ich ja. Ich bin in diesem Lügen, in diesem Märchen-System, in dem wir jetzt leben, bin ich ganz gut unterwegs, weil da wurde nur gelogen, in meinem Haus wurde nur gelogen. Wir haben keine Lüge glaubt. Aber das war wahr. Aber dass er gestorben ist, war wahr, leider. Aber wir haben es nicht geglaubt. Wir Kinder haben es nicht geglaubt. FRAGE: Und er ist beerdigt worden... Claudio Lange: Wuppertal-Elberfeld. FRAGE: ...ohne euch. Claudio Lange: Natürlich. Meine Mutter mochte ihn ja nicht. Die haben sich ja nur gezankt, vom ersten Tag an. Ich war elf. Ich hatte keine Chance alleine nach Europa zu fahren. Stell’ste dir das vor. FRAGE: Also, der schöne erfinderische... Claudio Lange: erfolgreiche... Frage: arrivierte, erfolgreiche... Claudio Lange: handsam, attraktive, ...und der eine reiche Frau geheiratet hat und selber reich wurde. Frage: Und was sind das für Erinnerungen? Was sind das für Bilder, Bilder der Kindheit? Claudio Lange: Wenn wir bei diesem Thema bleiben, sitzen wir bis morgen da... Bilder der Kindheit war der Streit dieser Eltern und dass wir uns wirklich regelmäßig trafen, wir drei Kinder und einhellig friedlich diskutierten, was denn eigentlich jetzt unser Glück, unsere Lebensqualität erhöhen könnte. Da die beiden nicht aufhörten, sich zu streiten, sich zu hintergehen. Meine Mutter hatte ja auch einen Lover, jemand in den sie verliebt war, was da passiert ist. Mehrere Leute nacheinander. Die beiden passten nicht zusammen, die passten nicht zusammen. Und wir Kinder fanden dann Urteile, jetzt zieht doch jetzt endlich mal auseinander, und wir mögen dich und wir mögen dich und wir können Euer Gezanke nicht mehr hören. Das ist alles und wir sind damit nicht durchgedrungen. ETWAS LÄNGERE PAUSE Für meine Mutter hat's das Wuppertaler Klo gelöst. MEHR PAUSE: Ich bin ja noch bis vorgestern durch irgendwelche deutschen Städte gelaufen und dachte, ich begegne meinem Vater, weil ich ja im Grunde ja nie geglaubt hatte, dass er gestorben ist. Er ist ja, mit einer anderen Frau weg, aber ich weiß, dass ob man sich das vorstellt. Er war immer mit anderen Frauen und wenn meine Mutter, sagen wir „auf Kur ging“, dann waren die Frauen auch zu Hause. Das waren die glücklichsten Zeiten mit meinem Vater, die du dir vorstellen kannst. Dann spielten wir einhellig, also alle drei Kinder, mein Vater mit seinen Freundinnen, die dann wechselten. Auf alle Fälle sehr sympathische Frauen. Die glücklichsten Zeiten, wo ich meinen Vater am glücklichsten gesehen hab', war, wo er mit seinen Kindern, die wir waren, mit seiner Freundin, sagen wir Scrabble spielten oder Monopoly oder das waren die beiden Hauptspiele oder Mikado, tolle Spiele.... oder „Mensch ärgere dich nicht“ vielleicht auch... FRAGE: Das war ein offenes Haus, [00:13:12] Claudio Lange: ...absolut offen... FRAGE: auch von ihrer Seite aus... Claudio Lange: Vor allem von Ihrer Seite aus. Meine Mutter ist ja die Enkelin des preußischen Konsuls in Chile gewesen. Deswegen hat sie ja nichts von den Südchilenen.... Aber als sie weggingen die 1848er Revolutionäre, sozusagen die ersten, die dann ausgewandert sind nach der gescheiterten 48er Revolution. Den Indianern wurde das Land weggenommen und ihnen gegeben. Die chilenischen bourgeoisen Parteien, die Radikalen oder Liberalen, die nahmen dann den Indianern das Land weg... FRAGE: die sich auf die 48er Revolution bezogen. ... Jaja, auf die deutsche Art waren sie ja Sozialisten, ich weiß nicht, ob die so sympathisch waren, aber sie hatten noch eine Vorstellung von Demokratie und so. Die ersten Auswanderer nach Chile, die ersten deutschen Auswanderer nach Chile. Und als hier das Dritte Reich war, dann sind sie reihenweise umgekippt. Aber meine Mutter hatte davon nichts, weil meine Oma mit denen gebrochen hatte. Meine Oma, da sie von diesem preußischen Konsul herstammte, hatte die Vorstellung von einem anderen Deutschland im Kopf, und das war nicht das der Nazis. Nein, dann gar nichts. Meine Mutter hat als erste abgekriegt, dass meine Oma gesagt hat: „Lieber gar nicht Deutsch als Nazi-Deutsch“. Und deswegen gab es keine Deutschen bei mir und deswegen ist das alles so ein bisschen paradox. Und meine Mutter war so ein bisschen gegen ihre Mutter und wollte dass Deutsche wieder etwas retten... Deswegen komme ich zustande. Also jemand der hier herkommt. AUTOR: Sein älterer Bruder Hans – Juan - orientierte sich in Richtung Brasilien und USA, suchte die Nähe zu reichen, jungen Frauen während Claudio an die Militärschule ging: O-TON 10 : Claudio Lange ...mit 14 war das eine Flucht vor diesen Deutschen, man wusste ja nie, wie viel Prozent Nazis sie eigentlich waren... NOCH KÜRZEN Bis heute habe ich keine große Affinität mit den Deutschen... FRAGE: Und was waren das für Leute die dann nach dem Tod des Vaters mit der Mutter befreundet waren? Claudio Lange: Juden, Flüchtlinge. Flüchtling aus Spanien vor Franco aus Ungarn 1956. Shoah-Flüchtlinge, nicht immer Juden, aber alles Diktatur-Flüchtlinge, und die Verwandten tauchten in unserem Haus auf. Die beste Freundin meiner Mutter war so eine Primaballerina, eine Ungarin, die erste Tänzerin des chilenischen Balletts und es war, wenn Multikulti, dann mein Haus. Es war unglaublich. Unglaublich. Mehr oder weniger konnte man da machen was man wollte. Da mein Vater nicht wusste, wie er sein Leben hinkriegen sollte, meine Mutter nicht wusste wie... Und wir wussten dass eben auch nicht. MUSIK-Akzent: Anfang von Rzewski, Variation 7, „Lightly, impatiently“ O-TON 11 : Claudio Lange Wir waren eigentlich dreisprachig aufgewachsen. genauso gut Englisch wie Deutsch... FRAGE: Und nicht Spanisch sondern Chilenisch? Claudio Lange: Spanisch in der chilenischen Art... FRAGE: Was hast du geträumt, in was hast du gedacht ? Claudio Lange: In Bildern!! Hahaha.... Ich erinnere mich nicht gesprochen zu haben. Ich weiß jetzt von meiner Lebenspartnerin, dass ich manchmal Spanisch spreche im Schlaf. Das muss dir ja irgendjemand sagen, aber als Kind schläfst du ja meistens alleine, oder? Ich weiß nicht in welcher Sprache. Aber die Bilder sind schon klar... NOCH KÜRZEN Meine Schwester sagt: Ja. Meine Schwester erinnert mich dann daran, dass wir zusammen gesessen haben und dann die Buntstifte. Sie ist ja eine fanatische Anhängerin meiner Malerei auch und muss es ja wissen. Ich bin ja auch geschwommen, also ich hab' nicht nur gemalt die ganze Zeit, aber sie erinnert sich, dass das für sie so auffällig war. FRAGE: Und wie ist dass intellektuell? Was ist da passiert mit 16 mit 17 Claudio Lange: In der deutschen Schule, aus der ich dann endlich ausbrechen konnte... FRAGE Durch die Militärschule? Claudio Lange: Ja, durch die Militärschule. Da habe ich das Glück gehabt einen, der vor kurzem gestorben ist, einen tollen Philosophie-Lehrer gehabt zu haben. Der legte sich aufs Sofa mit Schuhen im Haus meiner Mutter, und meine Mutter traute sich nicht, ihm irgendwas zu sagen. Er brachte da eine Art von Männlichkeit da rein, die meinem Vater // nie gelungen war. Mein Vater musste seine Männlichkeit immer außerhalb des Hauses beweisen und innerhalb des Hauses war er meiner Mutter nicht gewachsen. Und dieser Philosophielehrer war eine Erlösung. FRAGE: Wie kommt man da raus, wie war der Sprung mit 19 nach Deutschland? Claudio Lange: Ich wollte eigentlich nie nach Deutschland. Ich wollte nach Süd-Chile. Ich wollte raus, aber nicht nach Deutschland. Das war Erpressung. Das war wieder meine Mutter die irgendwas Deutsches retten wollte: Wenn du nach Deutschland gehst, dann zahle ich dir monatlich etwas... Frage. Statt nach Südchile! Was hatte dich da angezogen? [00:27:31] – Claudio Lange Wahrscheinlich der MIR. Der MIR wurde in Südchile, in Concepcion gegründet. Das Movimento... AUTOR: Im August 1965 wurde das „Movimento Izqierda revolucionaria“, die Bewegung der revolutionären Linken in Chile gegründet. Valparaiso und Conception im Süden Chiles waren Hochburgen der MIR. Dorthin wollte Claudio. Er war 16 Jahre alt und malte „Werbung“ an die Fluss-Mauern. Heute würde man es Graffiti nennen. FRAGE: Als Junge aus reichem Elternhaus? O-TON 12 : Claudio Lange [02:08] ...aus reichem Elternhaus, was nicht klappt. Ich habe ja die ganze das ganze Elend der Reichen kennengelernt. Das ist ja das warum die Reichen mit mir nix anfangen können. Ich kenn doch deren Spiel, mehr oder weniger. Also ich habe das durchgemacht, was sie alles nicht können, was sie alles nicht hinkriegen. Wo sind denn die Gefühle bei denen? Wo sind denn die Väter, wo sind die Mütter? Also dieses ganze Spiel der Reichen, damit kannst du mich jagen. Das heißt nicht, dass die Armen nicht auch darzustellen sind wie es da aussieht, und wie die Schlägereien... Also die goldene Wiege ist wirklich nicht Gold. Und wenn sie Gold ist, dann wird sie verkauft. Ganz sicher, wird sie verkauft oder eingeschmolzen. Das heißt die Häuser wurden verkauft, an denen du hingst. Gefühle gab's da, aber Gefühle hatten nicht wirklich ein... Launen ja und Herrschafts-Logiken. Aber Gefühle?...Nee, Nee! Da wein’ste einen oder anderthalb Monate lang, weil du nicht ausgehen kannst. Nach einem Monat krieg’ste erst den ersten Besuch von der Familie. Und da sitzen dann 40 kleine Kadetten, die 14 Jahre alt sind oder 15 und weinen dann nachts und du hörst da ein Geschluchze in den Schlafsälen. So, und dann bricht man dir irgendwie das Herz. Das war die Trennung von der Familie - ich hatte es nötig und ich hatte wirklich nötig, da aus dieser Familie raus zu kommen. Und Chile war halt in dem Moment doch so gefühlsbereit, dass du mit Freunden und Freundinnen irgendwie eine Ahnung entwickeln konntest, was Gefühle eigentlich wären. Ein Leben, in dem auch Gefühle nicht, aber doch mindestens eine Stimme haben wie die Vernunft oder die Gesundheit oder der Sport. Aber es war eine echte Stimme haben. SPRECHERIN ÜBERSETZUNG „VOLVER A LOS 17 : Nochmal siebzehn sein Nachdem man ein Jahrhundert lang gelebt hat Ist so, wie Zeichen zu dechiffrieren Ohne die Kompetenz dazu zu besitzen Wieder auf einmal So zerbrechlich zu sein wie eine Sekunde Wieder so tief zu fühlen Wie ein Kind vor Gott Das ist, was ich fühle In diesem fruchtbaren Augenblick MUSIK: Aufblenden Violetta Parra, „Volver a los 17“ 1. Strophe bis Refrain SPRECHERIN: Und es dreht sich immer weiter Wie der Efeu auf der Mauer Und es vermehrt sich immer weiter Wie das Moos auf dem Stein Oh, ja ja NOCH O-TON 12: FRAGE: Also es gab Gefühl. Es gab Philosophie, Psychologie in der Militärschule, es gab Politik... Claudio Lange: Klar, sicher klar! AUTOR: Das Lied von Violetta Parra trifft die Gefühle und die Suche Claudios in dieser Zeit. Sein Philosophielehrer Oktavio war eine Herausforderung. Er begann dann Medizin zu studieren. O-TON 13 Claudio Lange [02:08] NOCH ANFANG KÜRZEN: Ich erinnere mich an einmal, wo ich meine Mutter fragte: Na, wie war denn das? // In Chile wird Tee getrunken. Once heisst das. Um fünf Uhr wird dann Brot gegessen, Käse, Marmelade Tee getrunken. Tschüss - Also die Mahlzeit dazwischen. Und wir bereiteten vor... Ich war überhaupt nicht zu den Vorlesungen in Medizin gegangen, ich hatte andere Interessen, aber offiziell war ich eingeschrieben. Und dann zu den Prüfungen musste ich dann meine Freunde da zusammentrommeln, damit sie mir sagen was um was es überhaupt geht. Ich habe da nicht... Mein Sohn ist ja Arzt geworden. Also irgendwie hat er die Kurve meiner Medizin (bekommen). Weil ich wollte das als Kind schon, Arzt werden. Da habe ich meine Mutter gefragt, nach so’nem Tee, den sie dann spendierte, sie saß am Kopfende des Tisches, und drum herum saßen halt alle Studenten, Medizinstudenten, die meine Freunde waren und mir halfen übers Jahr zu kommen. Ich bin auch übers Jahr gekommen, dank dieser Freunde. Der eine war Christdemokrat türkischer Herkunft. Der andere war Kommunist, deutscher Herkunft, der sprach kein Deutsch aber der hat noch einen deutschen Namen. Der andere war Trotzkist jugoslawischer Herkunft. KL. PAUSE Trotzkisten, Christdemokraten Kommunisten, Faschisten ... und ich! Und wenn ich mich definieren sollte damals sagte ich: Ich lese Ortega Sid, also tut mir leid aber es war am Tisch meiner Mutter, mit meinen Kommilitonen. mit Cesar Krug. Der hatte immer so dreckige Nägel, ich ekel mich dann, also den kannst du wirklich draußen lassen. Das waren keine politischen Kriterien. Und ich war ziemlich stolz darauf,,., dass an diesem Tisch meiner Mutter. Es gibt ja viele Momente wo ich stolz auf dieses Irrenhaus war in dem wir lebten, weil da sozusagen Pluralis unterschiedliches stattfand. Und nicht alle mit Krawatte und Perle in der Krawatte oder nicht alle irgendwie verschlampt oder nicht alle bloß studieren oder so. Ich fand das ist in meinen Genen. AUTOR: „Wie findest du denn meine Freunde?“, fragte Claudio Lange seine Mutter damals, mit 18. Die Antwort war, dass sie nur den Kommunisten Cesar Krug nicht mochte, den könne er wirklich draußen lassen – wegen seiner schmutzigen Fingernägel... MUSIK: „Gracias a la vida“ von Violetta Parra (Das Original) AUTOR: In dieser Zeit, mit 18-19 Jahren, kam neben dem Philosophielehrer Octavio Tinsly auch der große chilenische Dichter Nicanor Parra[U1] (Aussprache?) zum Tee ins Haus der Langes. Nicanor starb 2018 im Alter von 105 Jahren – und war ein großes[U2][U3] Vorbild und damals ein väterlicher Freund für Claudio Lange. Er wird nicht müde, Nicanors Worte zu wiederholen, die so trefflich die Heimat beschwören: „Chile ist kaum eine Landschaft“. 2017 erschien in Paris eine große Anthologie von 600 Seiten über das Werk Nicanors. Das Land hat im 20. Jahrhundert einige große Schriftsteller und Dichter hervorgebracht hat: Vincente Huidobro, Pablo Neruda und Gabriela Mistral – und trotzdem steht Chile in der Statistik der verkauften und gelesenen Bücher in Lateinamerika auf dem vorletzten Rang. MUSIK: „Gracias a la vida“ von Violetta Parra (Das Original) AUTOR: Die nicht nur in Lateinamerika berühmte Sängerin Violetta war Nicanor Parras jüngere Schwester. Von ihr stammt „Gracias a la vida“ – Dank an das Leben. Violetta Parra nahm sich 1967 aus tiefem Liebeskummer das Leben. Sie war erst 50 Jahre alt. MUSIK „Gracias a la vida“: kurz aufblenden... AUTOR: Die Anekdoten sprudeln aus Claudio Lange nur so heraus, wenn es um Santiago de Chile geht: Nicanor Parras Tochter Catalina war mit Roland Kay zusammen, dem späteren Ehemann von Pina Bausch. Der war in den 1960er Jahren noch ein reaktionärer, junger Mann und wurde dabei erwischt, so erzählt Claudio, als er bei einer öffentlichen Veranstaltung Salvador Allendes ein Elektrokabel durchschneiden wollte. In Deutschland wurde er dann durch seine Beschäftigung mit Walter Benjamin bekannt. MUSIK: Aufblenden „Gracias a la vida“ O-TON 14 : Claudio Lange [00:58] Ja, ich glaube ich habe am meisten mit meinem Bruder nicht etwa über Ökonomie gestritten sondern über männliche Identität. Wie das Verhältnis von Frau und Mann ist. Und für ihn war absolut klar, dass der Mann 1. Klasse fährt und die Frau 2. Klasse. Und für mich war absolut klar, dass es falsch ist. So! Insofern hatte er die Mehrheit, also die Chilenische Mehrheit hinter sich, aber ich war nicht alleine. In Chile gab es eine emanzipatorische Diskussion, also da musste man nicht nach Deutschland fahren, um sich das anzueignen. Das praktizierten wir alles. Is’ doch normal, wenn du Gefühle hast, ist es normal, finde ich. Mit einer freien Frau kann ich mehr anfangen als mit einer unterdrückten Frau. Das war sozusagen meine Idee, die ich mit 11 - 12... Ich muss nicht immer einverstanden sein, aber ich kann mehr anfangen mit einer freien Person, Frau, Mann genauso Jungs, Freunde genauso. AUTOR: 1963 beugte sich Claudio Lange einer mütterlichen „Erpressung“, wie er es bezeichnet, und ging ihr zuliebe nach Deutschland. (Der Sohn der Enkelin des ehemaligen preußischen Konsuls in Santiago und von Klaus Lange aus Wuppertal, der es als Tierfutter-Fabrikant in Chile zu Ansehen und Reichtum gebracht hatte und in Wuppertal-Elberfeld 1955 an einem Gehirnschlag starb, als Claudio 11 Jahre alt war.) Und so kam der liberale Großbürgersohn und Anarchist Claudio Lange aus Santiago di Chile mit 19 in die spießigen 60er Jahren nach Westdeutschland, um in Münster zu studieren. O-TON 15 : Claudio Lange [00:24] Da kommst du hin in ein Haus, wo das Dach ausgebaut war und da war so'n Gang, da waren fünf oder sechs Türen und eine führte zu meinem Zimmer, sozusagen seitlich durch die Tür weil es so eng war. Du musstest Groschen in so'ne Maschine tun, damit das Wasser heiß rauskommt. Ich habe meine Sachen dagelassen und bin nach Paris. Ich wollte nicht nach Deutschland... AUTOR: Die Episode in Paris dauerte ein aufregendes halbes Jahr, damit er sich danach um eine Erfahrung reicher in dem Münsteraner Zimmer wiederfindet: als Gigolo einer reichen Frau in Paris taugt er nicht. O-TON 16 : CL Und dann hatte ich wieder nix zu essen, hatte kein Geld und dann klaute das Dienstmädchen, das finnische Dienstmädchen - von wegen meine Schwester hat einen finnischen Namen... - da gab's ein finnisches Aupair-Mädchen, und die beklaute diese geizige Alte um Konserven und ich habe tagelang Konserven gegessen, die dieses finnische Aupair-Mädchen für mich klaute, und studierte Hegel und Adorno und was-weiss-ich-was, zeichnete und schrieb Gedichte, natürlich auf Spanisch. FRAGE: Du hast Philosophie studiert? Claudio Lange: Ja, alles - Philosophie, Soziologie, hab bei den Rechtswissenschaftlern nachgeguckt. Also ich habe mich versucht zu orientieren, da es mit Medizin Schluss war, in Chile. Da musste ich mich neu orientieren. AUTOR: Diese Orientierungssuche betraf natürlich auch das private Leben des 20-jährigen: seine Professorin nahm ihn nach zwei Semestern aus Westfalen mit nach Mittelamerika auf eine Expedition. Mutter Anita kommt kurzerhand aus Chile nach Panama angereist, seine Geschwister tauchen dort auf und auch seine zukünftige Frau und Mutter seiner zwei Kinder, Ingrid, wird er in Mexiko treffen: O-TON 17 : Claudio Lange [00:19] Sie hatte ein Stipendium nach Miami. Sie studierte Archäologie damals und deswegen konnte sie nach Mexiko kommen und nachher nach Guatemala kommen weil sie Archäologie studierte und ich war da, weil ... Ich habe mich nie gefragt, warum ich da bin wo ich bin im Grunde. Das fängt jetzt erst an... AUTOR: Der einzige Ort aber, an dem ihn die Mutter bereit war zu finanzieren, war eine deutsche Universität. O-TON 18 : Claudio [02:14] Na, ich wieder nach Münster. Und sie kriegt ein Stipendium nach Berlin. Wieder auf der archäologischen Schiene, ihr Professor ist Professor Kutscher der so'n Maya-Forscher war. Und du kommst nach Münster und sie kommt nach Berlin. Und dann kommt sie von Berlin nach Münster. Und einmal, dass ich sie besuche in Berlin, ist der 2. Juni 1967, also der Ohnesorg-Mord. Da sitzen wir da am Kudamm und haben mit den Demos erst mal nichts damit zu tun und essen Eis. Ich war ja gerade angekommen und dann plötzlich, ich weiß gar nicht, was da läuft und an dem Tag, an dem ich ankam ist der Ohnesorg ermordet worden, von Kuras, von diesem Polizisten da, Ost-Agenten oder was er war. Und daraufhin sag ich, ich bleib hier. Sie studierte, damals... Ich habe auch nicht studiert damals. Ich hatte inzwischen alle Bibliotheken von Freunden und Bekannten abgeklappert und abgelesen. Alle Museen, die ich in die Finger kriegte. Ich hatte mein autodidaktisches, meinen autodidaktischen Weg eigentlich sehr ernst genommen. Was mich auch dann von der Universität wieder verabschiedete. Mein Autodidaktismus ist schon konsequent. Wie soll ich sagen: entschieden damals. ich habe keine Lust irgendwas zu hören, an was ich nicht glaube, sondern ich möchte wissen wie es läuft. Also wenn man mir sagt, in das Viertel von Santiago kannst du nicht gehen. Dann ging ich in das Viertel, weil ich konnte niemand glauben. … Ich habe in Chile denken gelernt. Das hat mir geholfen. Ich musste mir selber helfen. Ich bin da keinen Moden nachgelaufen. Also, die antiautoritäre Mode hatte ich längst hinter mir, ich bin nicht antiautoritär. Autorität, wenn sie notwendig ist. Was soll's. Dann guckt dich die Katze an und sagt du bist ein Idiot. Und dann hat sie recht! MUSIK ca. 2:00 : Nicos „Last Concert“ – 7. Stück „The sound“ Anfang und unterblenden 1. Zitatensprecherin: "Es sind noch Lieder zu singen jenseits der Menschen… Manchmal freilich stirbt der Himmel unsern Scherben voraus." AUTOR: Mit dem Gedicht von Paul Celan überschrieb und verwob Claudio Lange 2016 einen bisher unveröffentlichten Text. Gewidmet ist er unter dem Titel „meine Lieder“ seinen Enkelkindern Lea und Hugo, die im spanischen Marbella aufwachsen. Sein Sohn lebt dort mit seiner Familie und arbeitet als Arzt. MUSIK: Nicos „Last song“ nochmals einmischen 2. Zitatensprecher: Wohl auch ich hoffte, meine Lieder könnten eines Tages ein Dröhnen sein wie... 1. Zitatensprecherin „ein Dröhnen: es ist die Wahrheit selbst unter die Menschen getreten, mitten ins Metapherngestöber" 2. Zitatensprecher (sagt Paul Celan)… und nicht nur 1. Zitatensprecherin "Außerdem und Innerdem…Sipheten und Probyllen". 2. Zitatensprecher: Doch sind sie 1. Zitatensprecherin "die Spur eines Bisses im Nirgends". MUSIK: Nico einmischen: etwa wenn Gesang beginnt nach 1:10: „As long as the sound will carry me...“ 2. Zitatensprecher „Gott hat nie an die Menschen geglaubt, die er erschuf, hat sie immer wieder bestraft dafür, dass sie Menschen waren. Gott hat an sich bloß und an andere Götter geglaubt, an seinesgleichen, das er bekämpfte“. Meine schönsten Lieder, jetzt teilweise kaum mehr "als das hell geatmete Nein" (sagt Paul Celan) gehen mir wie ein "erschwiegenes Wort", wie ruinöse Schatten durch den Kopf, ausgefranste Produkte meiner vieljährigen Suche nach Parametern für eine weitgehend würdiges Leben - mehr oder weniger für alle Lebewesen. Dies hier ist kein Manifest, beileibe nicht, sondern der Versuch, eine Brücke zu schlagen zwischen unserer veralteten, der aktuellen und unserer zukünftigen Ignoranz. Re-velation, ein lateinisches Wort, bedeutet Offenbarung. Velum heißt lateinisch Schleier. Re-velum, Offenbarkeit, meint Wieder-, Neuverschleierung, nicht den Offenbarungseid knöcherne Nacktheit. Man sollte nicht vergessen, dass lange bevor Kulturen Göttern huldigten, sie glaubten, nur sie wären das einzig Kostbare, Menschliche, die Anderen wären nichts und verzichtbar. Das ist keine Verirrung des Kapitalismus oder der Monotheismen, das ist archaische Gegenwart.“ MUSIK Nico, 2. Strophe: „As long as my shadow will die...“ AUTOR: ‚Meine Lieder’ – ein Text von Claudio Lange. In der nächsten Stunde erfahren Sie, wie Lange in Berlin an der Freien Universität zum Religionswissenschaftler wird und wie er nach seiner Doktorarbeit 1973 die letzten Monate vor dem Putsch gegen Allende in Chile erlebt. MUSIK: Nico einmischen - noch dramatischer: „As long as my Shadow....“ Bis Ende des Songs? Musik 2. Stunde MUSIK ca. 1:00 : Bob Dylan, The bootleg series Vol. 10 – „Another self-portrait“ Herunterblenden nach zweitem Akzent der Mundharmonika bei E-Gitarre AUTOR: Durch einen Zufall nehmen die Jahre des Suchens für den deutsch-chilenischen Künstler, Schriftsteller und Religionswissenschaftler Claudio Lange ein Ende. Seine Frau Ingrid hat in Berlin zwei Kinder zur Welt gebracht, Tochter Fernanda 1968 und ein Jahr später der Sohn Pascual. Eines Tages bringt Ingrid eine Seminararbeit über den Dominikaner-Mönch Bartholomé Las Casas, der von 1484 – 1566 lebte, mit nach Hause: Claudio schreibt an ihrer Stelle die Arbeit, entdeckt für sich die Religionswissenschaft und Klaus Heinrich, seinen späteren Doktorvater: Zu dessen 90. Geburtstag im Jahre 2017 schrieb Thomas Meyer unter dem Titel „Die Kritik des unwahren Lebens“ im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung: Zitatensprecher: „In Berlin entsteht in seinem Seminar über Jahrzehnte eine Art Experimentalbühne. Während Peter Stein an der "Schaubühne" mit seiner "Orestie"-Inszenierung die Gegenwart der Antike entdeckt, liest Heinrich die Antike und ihr Nachleben als komplexe Folge unabgegoltener Verschiebungen. Die Vorlesungen werden rasch zum gesellschaftlichen Ereignis, und Heinrich der getreue Korrepetitor der Zeitläufte, ohne ihnen zu verfallen. Dazu geht er viele Umwege: Freud tritt immer häufiger Paul Tillich an die Seite, die Renaissance bekommt ihr Eigengewicht, die Versteifung der Philologien im 19. Jahrhundert soll aufgebrochen werden, die Versprechen der Ontologie sollen entlarvt werden. Israels Propheten bilden die Gegenstimmen zum Chor der Ich- und Systemversessenen Philosophie, die sich in die Logik flüchtet, um ihre Herrschaftsansprüche aufrechtzuerhalten. Im Jahr 1981 erscheint der erste Band der geistigen Abenteuer unter dem Titel "Dahlemer Vorlesungen". 40 Bände sollte die Edition einmal umfassen. Die wenigen Texte, die es bereits gibt, sind Beweise einer bewundernswerten geistigen Unabhängigkeit. Und eine Herausforderung.“ AUTOR: Antike, Psychoanalyse, geistige Unabhängigkeit, Ästhetik des Widerstands... In Klaus Heinrichs Welt ist Claudio Lange auch wissenschaftlich bei sich angekommen: O-TON 19: Claudio Lange [03:43 etwas mehr, siehe Autorentext] Daraufhin habe ich beschlossen zu studieren, wieder anzufangen zu studieren. Da waren also vier Jahre jetzt vorbei, wo ich gammeln... - hieß das damals in den Augen der Deutschen. Ich mache gar nichts. Ich gammele. Natürlich machte ich was, also ich schrieb Gedichte und malte. Aber ich hatte keine Ambition. Ich wusste nicht wo es langgeht, das weiß ich heute noch nicht genau oder gar nicht. Und nach dieser Las Casas-Geschichte habe ich mich eingeschrieben in die FU. Aber so kam ich zur Religionswissenschaft also mit diesem Las Casas, und war mir noch nicht sicher, ob es das sein würde. Und das war's dann, mein Abschluss, meine Doktorarbeit... Also mir ging nach und nach auf, bis heute, setzt sich das ja fort, dass die Europäer ihre Geschichte tendenziös erzählen, das heißt die englische Version die spanische Version die französische Version die deutsche Version und so weiter. Was mich gereizt hat, ist: was ist da eigentlich passiert, wer ist das eigentlich überhaupt. Ich habe ihn mit Shakespeare verglichen, den Las Casas. Er hat solche historischen Figuren er beschreibt solche historischen Figuren, die der Shakespeare sich vielleicht ausdenken musste, oder zum Teil kannte oder zum Teil transponiert von Leuten die er kannte. Aber er kannte sie ja alle. Er war z.B. ein Gegner von Hernán Cortés, dem Zerstörer von "Tenochtitlan", vom alten Mexiko-City, und sie respektierten, sie trafen sich mal irgendwo auf den Treppen vom Palacio Real in Madrid... AUTOR: Im 16. Jahrhundert wird der Dominikaner-Mönch Bartholomé Las Casas zu einem bedingungslosen Gegner der Präsenz der Spanier in Lateinamerika. Er war nach Lateinamerika entsandt worden und hatte die Gräuel-Taten an den Indios durch die Conquistadores aus eigener Anschauung erlebt. Der Vater von Bartolomé Las Casas war schon mit Kolumbus über die Meere gefahren. Ihm verdanken wir die Abschrift der Tagebücher von Kolumbus. Er bringt von einer dieser Reisen auch einen Indianerjungen mit nach Hause nach Sevilla. WEITER O-TON 19 : CL .Ja, für den war es ganz klar, das sind keene Idioten, das sind keene Sklaven, das sind Menschen wie du und ich. Es gibt ja nicht nur Las Casas, es gibt ja noch mehr Mönche die wissen, dass es überhaupt kein Recht gibt, die zu versklaven. Der wusste das genau, klar! Die Katholen wollen davon nichts hören, die wollen nur die heroischen Teile der Eroberung, der sogenannten Eroberung Amerikas, und die Protestanten wollen halt nichts davon hören, weil sie ihren Luther - mit allem Respekt - den Luther als den großen Papst-Kritiker hinstellen. Las Casas war also gnadenlos mit dem Papsttum. Er hat verwirkt, wenn er die Menschheit der Indianer nicht irgendwie durchsetzt mit seinen Mitteln, nicht mehr mit denen des Kaisers, dann hat der seine Papstkrone verwirkt. Das ist das, was mich bis heute so wahnsinnig aufregt. Ich weiß, ich weiß, das ist jemand von hier. Das ist, die Europäer erzählen ihre Geschichte nicht. Das hat mich gereizt. Da baut sich sozusagen meine Identität, insofern auf als... ich ja nicht von Madrid bin, von Real Madrid. Ich bin auch nicht von Santiago, sondern ich bin... Ich versuchte da sozusagen mich zu konstituieren, so wie in Chile auch. Also ich lese oder arbeite über Las Casas. Ich bin nicht einer von den Armen, von den Linken oder Rechten. Nein, nein, ich versuche etwas zu machen, was ich versuche ist, damit zu arbeiten, was ich für richtig halte. Und das war's. Das isses! MUSIK: Rzeswki, Variation 8, „With agility“ AUTOR: Im März 1973 ging Claudio Lange nach Chile zurück. Für seine Doktorarbeit hat er ein „Summa cum Laude“ bekommen: Zwischendurch hatte er auch noch mit seiner Familie in Dänemark gelebt, in einer Wohngemeinschaft mit der Familie Rudi Dutschkes. In den Erinnerungen von Gretchen Dutschke ist Claudio „nur“ der Mann mit der Gitarre... Mit fast Dreißig bricht Claudio nach 10 Jahren in Europa von Aarhus nach Chile auf – in den Kampf? O-TON: CL [01:49] Wenn ich mir die Universität angeguckt habe oder auch die Politik oder sonst was. Also was unternehmen... Was tun, damit etwas besser wird oder sich ändert? Weiß ich nicht! Ich weiß, was ich tun muss, aber es ändert nix. Also ob ein Bild mehr oder weniger entsteht, ändert erst mal scheinbar wenigstens gar nichts. Oder ein Gedicht mehr oder weniger... Und da steht auf der Fähre über die Ostsee an der Reling ein Däne neben mir. Und dann sage ich, „Ja ich – nein, ich habe studiert in Europa“. Und jetzt geht es wieder zurück. Dann fragt der: „Glaubst du an das, was da passiert?“ - „Ich glaube nicht, dass wir gewinnen werden, aber ich werde alles dafür tun dass, ich will mir nichts vorwerfen können, dass ich nicht alles dafür getan habe, dass diese Regierung – es ist die vernünftigste Regierung seit 150 Jahren. Ich möchte mir nicht vorwerfen, dass ich nicht alles dazu getan habe diese Regierung zu stützen.“ Das war Anfang 73, es endet mit dem Putsch. Ich fuhr zurück nach zehn Jahren hin und her und hin und her, nach zehn Jahren Studium... Und dann sagt mir dieser Däne: „Weißt du, ich glaube, die Probleme sind ganz andere. Ich glaube die Probleme, das Hauptproblem der Menschheit, ist der Rassismus“. Auf diesem Schiff, ich werde das nie vergessen! MUSIK/Blende: Rzewski Variation 27 (35:43): Tenderly, with a hopefull expression NOCH O-TON 20 : CL Und ich habe natürlich mit den Mapuches gearbeitet und ich war ja kein Philo-Mapuche in dem Sinne, es gibt doch so’ne und so’ne Mapuches, und Mapuches sind nicht schöner als weiße oder hässlicher und ich habe auch „Milch, Wein und Kupfer“ einem ermordeten Mapuche gewidmet... [ AUTOR: Schließlich kommt Claudio Lange im Süden Chiles an, wohin er schon immer wollte, nach Temuco... Hier ein Auszug aus „Milch, Wein und Kupfer“, seinem ersten Buch, das 1979 veröffentlicht wurde: ZITATENSPRECHER: Ich kannte den Süden, auch den deutschsprechenden Süden ziemlich gut, von Trampfahrten, von Besuchen bei den Eltern von Schulkameraden der Deutschen Schule usw. Aus ein paar dieser deutschen Häuser warf man mich raus. Ich, der Sohn reicher Eltern, war aufsässig und frech, und mein Freund, mit dem ich trampte, eingeschworener Sozialist und Sohn eines der Gründer dieser Partei, fiel bei den Reichsdeutschen immer wegen guter Erziehung auf, und ich muss mit meinem Widerspruch alle bösen Geister der deutschen Indianerschänderseele des Südens heraufbeschworen haben. Einer meiner Freunde – als ich Kind war – neben dem Milchmann, der mir die ganze Straß überließ, um sie mit Milch zu versorgen, war der Hausgehilfe von gegenüber, ein hässlicher, dicker Indianer, der mich genauso liebte, wie ich ihn. MUSIK: Rzewski, Variation 14, „A bit faster, optimistically“ O-Ton 21 : CL [06:53] Ja, sechs Monate vor dem Putsch, aber da gab es eine Kommunalwahl, wo die Unidad Popular 52 Prozent bei den Wahlen bekommen hat. 1973 - bei den Kommunalwahlen über 50 Prozent. Das heißt, es war zwar etwas spät, aber gleichzeitig gab es so eine Basis, wo man denken könnte, das hält noch, das Ding. Ich will ihn in die Berge, ich will in die Holzindustrie... Egal was, Alphabetisierungskurse, was war mir egal. Ich wollte einfach zu Malochern gehen. Man hat mir einen Job angeboten - übrigens fällt mir dabei ein, in Santiago: Die Ford-Foundation hatte so'n elitären Verein da. Na, da hab' ich gesagt "Nee, dann hätte ich auch in Deutschland bleiben können, wenn ich in einem elitären Verein mitmache". Ich wollte dahin, wo ich hin wollte, aber die KP hat mich nicht gewollt, weil ich ja parteilos war, blieb es auch und wollte es auch bleiben. Dann haben sie gesagt, nee, so'n Typen, dem man nicht parteidisziplinieren kann, den wollen wir nicht. Dann stand ich da und habe Jobs übernommen für die Sozialistische Partei. Jobs, die mir gefielen, nicht irgendwelche Jobs. Dann bekam dieser Freund, bei dem ich lebte, von Santiago aus angeboten, die Fleisch-Distribution in Chile zu organisieren. Du bekamst Jobs, weil die wussten, der Lange ist zu doof um zu klauen. Warum machst du das?! Und deswegen hatten sie ja so'ne Angst. Ich mache es ja nicht, weil ich Karriere machen will oder reich werden will! Ja warum machst du es dann?! Aus so einem Gerechtigkeitsgefühl. Oh Scheiße, das ist... gefährlich! Das ist, was ich heute eigentlich sage: Das ist das Einzige, was mich interessiert, die Leute irgendwie daran zu erinnern, an dieses Gerechtigkeitsgefühl. Entweder sie haben's nicht oder sie haben es ganz vergraben. Du kannst Dir ja jetzt keine Gerechtigkeit besonders vorstellen in diesen Zeiten, in denen wir leben. Und das muss man rausholen, auch wenn es wehtut. Also Gerechtigkeitsgefühl ist etwas, ohne das ich nicht leben wollte. Und das ist, was ich gemacht habe, und deswegen konntest du ja mit mir reden. Ich konnte ja auch mit Faschisten reden, wenn da was Ungerechtes war, also in meiner Position war, was ich nicht verstanden hatte. Ja, dann sag's mir. Deine Interessen sind deine Interessen, aber was ist denn gerecht jetzt? Und das ist hochaktuell, für mich ist das hochaktuell. Insofern gibt es da keinen politischen Neustart, an sich nicht. Ich setzte etwas fort sozusagen, eine politische Identität, die eben nicht Partei gebunden war. FRAGE: Und von dieser Zeit erzählt "Milch, Wein und Kupfer". Und da gibt's den... Claudio Lange: Huntelaaf, Felix Nachfrage: ...dem du das Buch gewidmet hat. Das Buch erzählt diese Zeit noch einmal. Claudio Lange: Nein, es gab einige Leute die mich kapierten, in Chile. Das ist es, was mich an Chile so hängen lässt. Es hat Leute gegeben, die MICH kapierten in Chile. Ich fang gleich an zu weinen ey, also wirklich. Ja! Ja! Ja... Ich war der Beauftragte für die verstaatlichten Güter in der Provinz in der Provinz Cautin, also in der Provinz der Mapuches. Weil sich kein Schwein darum kümmerte. Und dann fuhren wir immer morgens... Kalt im Winter, ich komme ja im März an, da kommt der Winter. Fuhren wir also dahin und guckten uns an: Acht oder zehn verstaatlichte Güter und niemand hatte sich je darum gekümmert. Ich kam dann dahin, sprach mit dem und dem und den Delegierten und irgendwann hatte ich mir ein Bild gemacht und hielt dann eine Rede. Und nach so einer Rede kommt ein Typ - nicht jemand der irgendwie Autorität hatte da... Ich glaube, der hatte den Schlüssel von der Scheune, wo wir uns getroffen haben und sagte: "Claudio, völlig richtig was du sagst. Das geht aber in Chile nicht mehr. Das ist vorbei. Die Sache ist gelaufen und wenn du weitermachst, dann bringen sie dich um. Er hat mir erzählt, was er zu erzählen hatte, was er beobachtet hatte, wie das läuft und wie die Leute sich bewaffnen, wie die Rechten sich bewaffnen. Auf uns wurde geschossen in Demos und so, und der hat mir das Leben gerettet. Der war da gab ich ja. Aha, ist das so? Und dann guckten wir uns an, und er ist ein Arbeiter, und er wird sein seinen Arbeitsplatz verlieren oder nicht verlieren, und er wird umgebracht oder nicht umgebracht. Aber ich konnte ja weg. Ich machte das sozusagen. Ich war ja freischaffender Anarchist ich war ja nicht irgendwie gezwungenermaßen oder parteimäßig oder so... Und da bin ich abgehauen. FRAGE: Huentelaaf? CL: Huentelaaf. Ein sehr schöner war ein sehr schöner Mapuche. Sein Vater auch, beide im MIR, Moise und Felix. Er hatte eine sehr schöne Freundin und wir träumten uns. Die nannte mich immer Ninjo, Kind, „Hey Kind“, wenn sie mich sah. Einmal habe ich ihn gebraucht, weil ich eine Veranstaltung organisierte. Und da hab ich gesagt, Felix, es wäre gut, wenn du da sprechen würdest. Und da fuhren die Faschisten draußen vorbei und schrien die schlimmsten Worte "Du Indianer", also die haben einen HASS auf die Mapuches! Rassismus... Das kann dir jeder Afroamerikaner erzählen, wie das wie das aussieht. Deswegen hab' ich es ihm auch gewidmet, das heißt, Felix ist nicht weil er MIR war, er war cool, er war überlegt, er war schön. Seine Freundin war schön. Er war verspielt, er war Kind. Er war ein Freund von mir sozusagen. ABER, er war Mapuche, ein MIR-Mapuche, also jemand, der auch nicht so ganz einverstanden ist mit der Art, wie die Sache da läuft und ist, glaube ich, am ersten oder zweiten Tag nach dem Putsch ist er ermordet worden, sein Vater auch. FRAGE: Und du kommst nach Santiago zurück und weißt dich zu retten... CL: Ich komm vor dem Putsch nach Santiago zurück, hatte ein Schlüssel von einem Polen, und da waren Leute von „Le Monde“ - der hatte den Schlüssel auch an die Leute von „Le Monde“ gegeben - und ich hatte angefangen ein Buch über die Mapuches zu schreiben und ging dann zu jemandem, der mit der Sache etwas zu tun hat an einer Uni. Und da waren sehr viele Leute, da waren zufällig an dem Tag waren Sozialismus-Touristen oder Chile Touristen aus Ost-Berlin: "Ja und du?" Und dann hab ich gesagt. Ja, ich komme gerade aus dem Süden und meiner Ansicht nach ist die Sache gelaufen. AUTOR: Es gab einen Botschafter in Santiago, der Claudio vorübergehend aufnahm und ein paar Tage lang versteckte. Die Botschafts-Sekretärin liebte einen Mapuche-Indianer, der dort ebenfalls Unterschlupf gefunden hatte. O-TON 22 : Claudio Lange [03:19] Und dann musste ich raus. Ich musste mich dann in diesen komischen, halbsicheren Bewegungen, die ich da machen konnte, wenn ich irgendwo war und dann auf die Straße ging, und so was ja nicht gesagt war, dass man mich schnappt. Erinnere mich an eine Szene, die ist wie eingebrannt. Da fuhr ich im Bus. Es gab Hunde vor dem Kongress, die kamen ins Reichenviertel und plünderten da wahrscheinlich irgendwelche Mülldinger und dann fuhren sie wieder zurück im Bus, fuhren sie wieder zurück zum Kongress, da wo sie wohnten, also in der Stadtmitte. Und dann fahren sie zu den Reichen, fressen da besser, und dann fahren sie wieder zurück. Und es gab auch Wiedererkennung-Szenen zwischen Hunden und mir, weil ich die gesehen hatte an Kongressen, dann sah ich, wie sie ... achteten, ob das Licht grün oder rot war, die Straße zu überqueren. Du kannst dir das nicht vorstellen, dass es das ist. Ich bin doch nicht ich "Voodoo", die Wirklichkeit ist Voodoo. Auf alle Fälle... eine Szene, ich im Bus - der Putsch hat gesiegt. Es gibt kein, wenigstens nicht in Santiago, irgendwo im Süden gab es also so’nen kleinen, bewaffneten Widerstand, aber der war sehr schnell zu Ende. Es gab also praktisch keinen bewaffneten Widerstand mehr. Da war ein Mapuche, ein schöner Typ relativ großer Typ, Mapuches sind ja nicht so groß. Ein großer Typ mit dieser Hautfarbe, mit diesen schwarzen Haaren, mit diesem Haarschnitt ganz steif mit Borsten, stand er da. Der Bus war voll, und er hielt sich so an dem Gestänge und die Hand so auf dem mit Jackett und Hemd angezogen, so ganz zivil eigentlich. Und da kommt so’n eher Reicher, der fuhr zwar Bus, fuhr nicht Auto, also ein Mittelklasse, untere Mittelklasse aber mit ein bisschen Geld, mit einer guten Rente, sagen wir mal, so' n "Herr"... Und der sang da so: "Wir haben gewon...nen, wir haben gewon--nen, Wir sind frei jetzt..." Und der Mapuche, der lehnte da so auf seiner Hand... Da packt dieser Typ, dieser "Herr" und rüttelt ihn so am Kinn und sagt: "Hey, wir haben gewon...nen, wir sind frei jetzt, wir haben gewonnen". Und der Typ so... Und dann dachte ich: Das ist Widerstand, das ist Widerstand Vielleicht ist das ein falsche Revolutionstheorie, vielleicht ist es gar keine Revolutionstheorie. Vielleicht ist das WAHR. Es ist klar der Mapuche kann nicht für Pinochet sein. Es geht gar nicht. Da kann auch nie mitfeiern. Er kann nur traurig sein. Er hat verloren genauso wie ich. [Bis: tiefes Ausatmen] MUSIK: Violetta Parra „Arauco tiene una pena“ bis Ende erste Strophe Zitatensprecherin: Übersetzung Arauco leidet und ich kann nicht schweigen, es sind Ungerechtigkeiten aus Jahrhunderten die alle sehen können, niemand hat es aufgehalten wobei man es hätte aufhalten können: Steh auf Huénchullan. (aussprache?) AUTOR Noch einmal Violetta Parra. Claudio Lange kommt Ende 1973 nach acht Monaten wieder zurück nach Berlin, zu seiner Familie, seinen beiden Kindern... O-TON 23 : CL Naja, die sind dann vier und fünf Jahre. Ich komme 73 im November zurück. Die dachten ich wäre tot. Die hatten nichts nur nicht mehr gesehen, die hatten nichts mehr von mir gehört. Die hatten eigentlich schon damit gerechnet, dass ich tot bin. Das war'n doppelter Hammer. Einerseits haben die mehr gelitten als ich, weil ich wusste ja irgendwie wie ich... Ich wusste nicht, aber ich wusste was ich tat. Wie ich der Suche dieser Leute entkommen würde. Und die wussten gar nicht ob ich lebe oder nicht. Die Hölle, in der die gewesen sind - hat mir mein Sohn nochmal gesagt. Wieso hast du mich verlassen, eigentlich? Da gibt's keine gute Erklärung. Einen Sohn verlässt man nicht. Basta! MUSIK: Led Zeppelin – Schluss von „Baby I’m gonna leave you“... Blende O-TON 24 : CL [00:57] ... nach der Rückkehr aus Chile? Ja, da habe ich Jobs übernommen und was habe ich denn...? Das erste Buch von 79 oder sowas. Die erste Ausstellung war so auch 79/80, d.h. da hatte ich eigentlich genug. Also wusste ich... was ich wusste. Ich wusste, nicht bewusst, aber ich hatte das Gefühl, ... ich kann irgendwie auf mich aufpassen. Ich war auch nicht alleine. Ich weiß gar nicht wie viele Tausende von Chilenen hier in Berlin waren und ich hatte halt - ich hatte Heimatverbot. Die haben mich ausfliegen lassen und das war ein Geschenk. Da haben Sie einen Fehler gemacht. Es war ein Geschenk, ich habe ja nichts gemacht. Ich habe es nicht verdient. Ich habe einen Lover meiner Schwester aus dem Haus geschmissen und der wurde nun der erste Gesundheitsminister von Pinochet. Es kann sein, dass ich darum das Heimatverbot kriegte. MUSIK: Ry Cooder aus „Paris-Texas“... AUTOR: Lange hatte 11 Jahre Einreiseverbot nach Chile, seine Mutter Anita brach für 7 Jahre die Beziehung mit ihm und seiner Familie in Berlin ab. Sie war derweil ins Exil gegangen, in die USA. Der Onkel arrangierte sich mit der Junta und dem neuen Ton unter den Chicago-Boys der Hayek&Co... MUSIK: Ry Cooder einmischen O-Ton 25 : CL [00:16] So habe ich eigentlich weitergemacht, geschrieben, wie immer geschrieben, gemalt, spazieren gegangen. Und ab und zu wenn ich sah, wenn ich etwas für die Gerechtigkeit auf der Welt tun kann, also meine Dolto z.B. verschenken, dann tue ich das auch. Weil – das bin ich. AUTOR: Seine nach der französischen Analytikerin benannte „Dolto“ ist ein immer wieder von ihm gemaltes Bild, dem Claudio und seine Freunde eine heilsame Wirkung zuschreiben. Über den Schriftsteller Claudio Lange schreibt sein Verleger Jörg Schröder: ZITATENSPRECHER: „Dies ist Literatur, wie ich sie liebe. Und weil das allein kein Werbetext ist, will ich erzählen, wie ich an ‚Milch, Wein und Kupfer’ gekommen bin. Eine banale Geschichte. Im Juni hat mir Hans-Christoph Buch das Manuskript seines Freundes Claudio Lange geschickt, es kam zum zweiten Frühstück, ich habe es gelesen bis zum Mittagessen, dann Claudio angerufen und ihm gesagt, dass ich sein Buch machen will. Dazwischen war keine Frage nach den Käufern, dem Markt oder den möglichen Reaktionen der Kritik, keiner der professionellen literarischen Zwischenschnitte , die jeder Verleger beim Lesen eines Manuskriptes macht, wenn er mal ehrlich ist. Dies ist also ein Buch, bei dem die Feder stockt, wenn sie einen Werbetext hervorbringen soll, denn Claudio Lange schreibt so über sein Leben, dass ich mehr über ihn und mich und unsere Wünsche nach Freiheit erfahre, als mir politische Literatur über Revolutionen vermitteln kann.“ MUSIK: Bob Dylan – „Desolation row“ vom Album „Highway 61 revisited“. Montage aus instrumentalem Anfang und zweiter Strophe und der Mundharmonika vor der letzten Strophe ZITATENSPRECHER: Aschenputtel, sie wirkt so locker. "Nur ich kann das versteh´n", lächelt sie smart und steckt ihre Hände hinten in ihre Hosentaschen auf Bette Davis´ Art. Und seinen Auftritt hat Romeo, der stöhnt: "Du gehörst zu mir, daran glaub´ ich wacker!" Und jemand ruft: "Du bist hier fehl am Platz, mein Freund, du machst dich besser schnell vom Acker!" Und das einzige Geräusch, das noch zu hören ist, nachdem die Krankenwagen sind weggefahr´n von hier, ist, wie Aschenputtel sie fegt, die Straße der Verzweiflung. AUTOR: Bob Dylans „Desolation row“, deutsch „die Straße der Verzweiflung“ von 1965, klingt wie ein Katerfrühstück, bei dem die Helden die Bösewichter der westlichen Mythologie nebeneinander sitzen. Bob Dylan formuliert die Visionen unserer zeitgenössischen Apokalypse und bringt so Groteske, Existentielles und Realität zusammen – Poesie zu romantischer Gitarre mit „Galgen“-Humor für die programmierte Massenhinrichtung in biblisch wohlklingender Langsamkeit - aus Einsicht in die Essenz der Dinge und wie sie sein könnten? Musik aufblenden – Bob Dylan Zitatensprecher : „SO LONG“ Du kommst hier auf keinen grünen Zweig, musste ich mir sagen lassen, säg nicht am Ast, auf dem du selber sitzt. Und setz dich nicht zwischen zwei Stühle, habe ich zu hören bekommen. Wir sind wie Brathähne, die in fette Mäuler fliegen. Darum schreibe ich dies: im offenen Widerspruch zu allen Tipps. Ich wohne schon seit Jahren in der Robert Zimmermann-Straße, Bob Dylan kommt nach Berlin. Und dieses Lied. Von ihm hab ich auswendig gelernt und oft gesungen, aber einmal habe ich es gesungen, während Assistent und Professor versuchten, ein Mädchen zu trösten, das zusammengebrochen war nach dem gewöhnlichen Kugelhagel akademischer Kritik an ihrem Referat. Ich war mit der Gitarre ins Seminar gekommen... AUTOR: Ein Auszug aus Claudio Langes zweitem Buch „Rückkehr ins Exil und andere Gedichte“, das 1980 bei Rowohlt erschienen ist. Es handelt vom Leben in Chile vor 1973 und von seinem Leben in Europa bis in die 80er Jahre. Von Erfolgen und Misserfolgen, von Reisen und seinen Kindern, die in Berlin lebten, einer Liebe in Italien und von einem neuen Leben in Andalousien. Auszug aus dem Epilog: ZITATENSPRECHER: ... als ich nach fünf Jahren wieder in die andalusischen Berge kam, wo ich schon ein halbes Jahr gewohnt hatte, Berge, an denen ich mich nie habe sattsehen können, Farben, die man sich nicht merken kann, Formen, die man sich nicht ausrechnen kann, wie an jenem Tag des zweiten Abschieds.... ... um diese zeit sollten wir keine Kaktusfrüchte essen, aber du pflücktest sie uns doch - du 80%-Invalider, sagtest, warum kaufst du dir nicht ein Stück Land hier, du bist doch jetzt wieder da, du sprichst doch besser Spanisch als unsereins, warum bleibst du nicht hier, ich dachte immer sage ich, ich fahre bald zurück, was hast du denn dort? Millionen? Nein, na also dann ist doch Chile genauso schön wie jene Bergspitze da, einfach das Heimatgefühl am richtigen Platz, wo ich leben kann, da kannst du auch leben, mein Freund, hier gehören wir hin... Nur noch eine Ziege war dir geblieben, bleib hier, hier geht das Leben nicht weiter, wenn es nicht weiter geht, hier ist Cienfuegos , wir könnten wieder Chirimoyabäume anpflanzen, du im Himmel, an den du nicht glaubst, ich auf den Bergenvon Guerra, aus denen ich weggelaufen bin, auch wegen dem Mozo, auch wegen Berlin, wegen diesem kleinen irren Mozo, alle Berge wussten, dass er in der Stadt verrückt geworden war, verrückt nach Geld und Macht und verrückt nach Augenlicht, aber auf den Bergen wuchs auch das Kraut, um seine Schmerzen zu lindern, kein Kraut der Stadt konnte ihn heilen. Da wusste man, wie er behandelt werden muss, und er hasste die Berge dafür, die Berge von Antonio, dem Zungenschnalzer, von Manolo, dem einsamen Sänger, dem Bruder vom Mozo, der damals meinem vierjährigen Sohn das Messer in die Hand gab, seinen Hund am Kragen packte, hinlegen ließ Und zu ihm sagte, stich zu, schneide ihm den Hals durch, töte ihn, dann hungert er nicht mehr, er wird’s dir danken aus deinen Bergen, wo ich zu später Stunde noch Jules Verne gelesen habe, um mich vorzubereiten auf Berlin, immer waren es die Bücher, Koffer voll, da stand ich an der Tankstelle, Löcher im Asphalt, ach ja, sagtest du und plötzlich, eines Tages ist ein großer Wagen gekommen mit vielen Menschen drin... Das ist eine Geschichte, darum schreibe ich diesen Epilog, die hat mir Mut gegeben, die fing an der Tankstelle an, der einzige Platz zum Trampen, der Mittelpunkt der Welt, als ihr dann alle weg wart... Mit spanischen Karten in der Hand. So bin ich da weg, als ob ich nie weg könnte ohne mich zu verlieren, wie in Chile am Flughafen, Ära Pinochet, die schwangere Zollbeamtin, die nur meine Augen durchschaut hat, wir haben beide nicht geweint, wir wußten, warum ich noch nie eine Europareise antrat und wußten auch, wie die Schätze der Menschen in Koffer geraten, da stand ich an der Tankstelle, niemand nahm mich mit, das weiße Pärchen, schon, feenhaft sie, athletisch er, mit großen teuren Augen und geschminkt, sie haben für mich getrampt, damit ein feister, verbissener Lastwagenfahrer anhielt, der zu feige war mir zu sagen, wegen dir habe ich nicht angehalten, du kommst mir nicht mit, raus aus dem Dorf Hufeisen, wie Odysseus aus Polyphems Höhle, die bestimmt, ich wette ein später verfluchtes Paradies war... MUSIK: Roxy Music – „Psalm“ aus der LP Stranded, 1973 bei 3:55 : O-TON 26 : Claudio Lange [02:57] Wieso kann ein so feindlich, sowieso also, so Diesseits-feindlich oder muss ein Jenseits so Diesseits-feindlich werden. Ich glaube nicht! Diese Ranke-Heinemann ist für mich das beste Beispiel. Das einfachste Beispiel um zu sagen: die wollte den Schmerz, dass sie ihren Mann verloren hat//, die wollte ihren Schmerz trösten. Sie wollte sich trösten indem sie ein Jenseits erfindet, und sagt Ich glaube an irgendeine Religion, die mir das Wiedersehen mit diesem Mann ermöglicht, an Irgendeine, ist mir völlig wurscht. Mich interessiert nur ein Jenseits, wo ich das haben kann, was hier wirklich nicht möglich ist. AUTOR: Gern zitiert Claudio Lange die inzwischen 91-jährige Essener katholische Theologin Uta Ranke-Heinemann und ihr religiöses Verständnis: Weiter 0-TON 26 : CL Also dieser Mann war nicht zu retten - das ist ein tolles Jenseits! Das ist doch eine Bereicherung, fürs Leben, für das Diesseits! Ich meine, dass diese Religionswissenschaft wenigstens als Ansatz eines Gesprächs wahnsinnig wichtig ist. Weil die Leute stecken in ihrer eigenen Religionen drin, was ich ja nie gesteckt habe, großartig! Und deswegen entpuppen sich die Argumente als Argumente für die eigene oder gegen die eigene oder für eine andere Religion, was überhaupt nie mein Anliegen war. Sondern mein Anliegen ist, wie das funktioniert mit diesen Religionen auf dieser Welt und wie sie denn, wann denn, wie denn sind, und warum sie wie-denn sind. Und das meinte ich mit dem Voodoo, also wenn man sagt, die hätten aus Afrika ihre Götter mitgebracht. Nein, die haben ihre in Afrika siegreichen Götter verloren durch die Sklaverei. Und dann haben sie versucht, aus der Katastrophe ihrer Götter eine neue Religion zu machen. Und das machen Sie heute noch. Also gibt es gar keine Götter? Oder sind die Götter stärker als unsere? Was machen wir denn mit dieser Niederlage? Das ist es, was ich meine, was dieses Labor ist. Warum Voodoo so etwas Laborhaftes hat. Weil das geht nicht auf. Und die konvertieren ja nicht zum Christentum, die konvertierten ja nicht einfach zu den siegreichen Göttern und zu Jesus Christus und Maria und wie sie alle heißen, sondern sie versuchen etwas. Also können sie nicht hundertprozentig umschwenken. Was die Christen ja immer wollten: Wir haben uns geirrt, und sie waren falsch, und das sind die richtigen Götter. Nein, das war nicht die richtigen Götter, die sie versklavt haben. Die Götter der Sklavenhändler waren nicht die richtigen Götter und doch waren sie die Siegreichen. Und jetzt mach dir daraus mal einen Reim, einen theologischen Reim. Eine Vorstellung: Wie man damit umgeht, um es mal kurz zu sagen. Wie man damit umgeht, dass die ungerechten Götter gesiegt haben über die eigenen, wie man damit umgeht. Und das ist Voodoo. Das heißt diese Aufmerksamkeit. Wieso entstehen denn Götter überhaupt? Wieso entsteht denn das Jenseits? Wann entsteht das Jenseits. Auf was müssen wir denn achten, auf was müssen wir denn achten, um einen falschen Gott von einem anderen falschen Gott zu unterscheiden? Einen nicht existenten Gott von einem anderen nicht existenten Gott zu unterscheiden? MUSIKAUFBLENDE: Roxy Music – „Psalm“ aus der LP Stranded, 1973 bei 5:20 noch etwa 1 Minute, dann Abblende O-TON 27 : CL [00:38] Meine Ehe war praktisch abgeschlossen durch diese ganze Geschichte die wir... zu Ende. Wir haben zwar noch zusammengelebt aber meine damalige Frau hatte eine Beziehung und ich hatte meine... großen Lieben. Wir lebten zusammen, wir kümmerten uns um die Kinder. Meine ehemalige Frau verdiente das Geld und davon hatte sie auch was. Wenn ich Geld verdiente, dann verdiente sie das Geld für ihre Kasse. Ich habe also kann nichts sparen können in dieser Zeit, aber ab und zu hatte ich so Jobs, so tolle Jobs, und so mehr oder weniger „toll“. Ich hab bei der Kirche gearbeitet, bei Teppich-Auslieferen gearbeitet. ZITATENSPRECHER: „Für meine Tochter“ die Beziehung zwischen Mann und Frau ist wieder einmal zerbrochen geld spielt dabei scheinbar die Hauptrolle Mädchen, ich werde dir Beine machen Auf denen du tanzen kannst Gegen das Kriegsgeschrei, die Schnulze, die menschenfresserei Obwohl ich zerfalle Du hast gesehen wie der Mensch sich selbst vergisst Und fragst mich Wofür brauche ich denn noch Beine Bin ich doch schon die schnellste von meiner Klasse Wenn der Himmel uns heute schon erdrückt Da nur die Würmer überleben werden. Beine habe ich Schon genug Ihr müsst den Himmel wieder zwischen die Wolken schieben Dann kann ich tanzen AUTOR: Das Gedicht Claudio Langes stammt aus seinem zweiten Buch „Rückkehr aus dem Exil“ MUSIK: Temptations – nur instrumental: „Papa was a rolling stone...“ AUTOR: Ende der 80er Jahre erzielt Claudio Lange mit seinen Projekten erstmals Erfolge, 1987 mit dem „Museum vom Überleben der Utopien“, 1988 mit einem Festival der deutschen und solidarischen Literatur zum spanischen Bürgerkrieg und mit den ersten „Tagen der Arabischen Literatur“ in Berlin. Gemeinsam mit dem Verleger und Freund Hans Schiler lud er unter anderen erstmals die algerische Schriftstellerin Assia Djebbar und die Marokkanerin Fatima Mernissi nach Deutschland ein. Gerne betont er, wie andere Projekte eher „ein Schlag ins Wasser“ waren, so wie etwa die unerhörte Ausstellung „Schöne Scheiße“, lange bevor etwa ein Buch wie „Darm mit Charme“ heutzutage ein Bestseller werden konnte. Für sein ‚Museum vom Überleben der Utopien’ bei der Berliner 750 Jahrfeier schlug er den Bogen in seine chilenische Heimat. O-TON 28 : CL [2:42] Ich hörte von einem Freund, da ist noch etwas Geld da für die 750-Jahr-Feier.... Schlag doch mal was vor. Telefonisch aus dem Nichts, aus dem heiteren Himmel. Was macht man in so einer Situation? Ich muss einen Namen finden für das, was ich mache. Also genau das Gleiche, was ich mache jetzt, das mache ich weiter. Und wie nenne ich das? Ich nenne das ein „Museum der Utopien vom Überleben“. Das ist absolut richtig bis heute. ...Dann habe ich ein paar Utopien genommen, nämlich Karl Kraus und Schönberg auch, die hofften, dass Berlin mehr Möglichkeiten hätte als Wien. Und beide sind sie enttäuscht worden. In den Zwanziger Jahren, beim Kraus ein bisschen früher, waren sie enttäuscht und sind dann zurück nach Wien, von Berlin enttäuscht. Also Utopien des anders Lebens, die dann begraben wurden. Mir hat das sehr gut getan. Es gibt so einen Spruch von Joyce: "What never has been has come to path", also "was wirklich sein konnte, ist jetzt vergangen". Das heißt "Utopien vom überleben". Chile war eine Utopie vom Überleben! Ich kenne einen Film, wo eine Frau sagt, dass man die schönsten drei Jahre, die sie in Chile je erlebt hat, die drei Jahre von Allende sind, die schönsten. Und du kommst mit dieser Meinung gegen die neoliberale Propaganda nicht an. Es ist wahr, es ist wahr ! Es ist wahr, weil du anders atmetest, und nicht nur Du, die Hunde auf der Straße atmeten anders. Es war ein anderes Atmen zusammen, es gab keine atmosphärische Aggressivität, gab es nicht ! Diese Zeit in Chile, diese drei Jahre waren sozusagen... und ich weiß nicht. Ich habe gehört der Jean Ziegler hätte irgendwie gesagt, oder er wüsste, was in Chile falsch gemacht wurde... (Tiefes Ausatmen) ...Also Großes falsch gemacht wurde. Ich weiß es nicht. Heute noch nicht! Ich hätte an Stelle von, also als die ersten Putschversuche waren, und die Arbeiterklasse gespalten war, und die reichsten Arbeiter die Kupferminen-Arbeiter, die streikten dann für NOCH mehr Gehalt und verglichen mit ihren Kollegen, die 20 oder 30 Prozent von dem verdienten, was die verdienten... Als alles sozusagen aus dem Ruder lief. Hätte ich ein Plebiszit gemacht. Aber auf alle Fälle ich glaube Allende hätte eine große Chance gehabt 50 Prozent zu erreichen. August 1973. Und er hat sich nicht getraut. Er hat sich nicht getraut. O-Ton mit dt. Übersetzung gelesen von Otto Mellies Ab 5:45: „...Es lebe Chile, es lebe das Volk, es leben die Werktätigen. Dies sind meine letzten Worte. Ich habe die Gewissheit, dass mein Opfer nicht umsonst sein wird. Ich habe die Gewißheit, dass es zumindest eine moralische Lektion sein wird, die die Feigheit und den Verrat strafen wird...“ „Vivat Chile, vivat il pueblo, vivat los trajalores...“ bis 7:05 Überblendet in MUSIK: 4 Madrigali von Carlo Gesualdo bis 1:15 AUTOR: Das war der Anfang der letzten Rede von Salvador Allende am 11. September 1973, gelesen von Otto Mellies. MUSIK: Noch einmal die Madrigali von Carlo Gesualdo AUTOR: Claudio Langes Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ist seit langem sein Atelier im Berliner Stadtteil Wedding. Viele, auch namhafte Freunde und Bekannte haben ihn hier besucht, etwa der Journalist Roger Willemsen oder der Germanist und Publizist Jan-Philip Reemtsma, Gründer des Hamburger Instituts für Sozialforschung und der Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. „Das Atelier“ ist ein Ort für Begegnung, Kunst und Diskussion. Es liegt in einem Hinterhof, zwischen türkischen Sozialorganisationen und einigen bereits umgebauten Eigentumswohnungen in einem Altbaukomplex an der S-Bahntrasse. Das alte Arbeiterviertel im Wedding wird gentrifiziert, die letzte Mieterhöhung ist für Claudio Lange gerade noch tragbar. Sein Begrüßungsfoto vom andalusischen Strand in Almeria, außen an der Stahltür im Treppenhaus, wurde bereits von Handwerkern entfernt. Am Ausgang aus dem engen Eingangsflur zeigt ein altes Werbeplakat seinen Sohn Pasqual - in Lebensgröße als Basketballspieler. Es ist übermalt mit den typischen, farbig gepunkteten Linien Claudios und hängt über dem Telefon- und Computerplatz. Von hier aus erlebte Claudio 2014 die letzten Tage seiner Mutter per Skype in Chile. Er hatte sie zuvor noch ein letztes Mal besuchen können. Hinter einer Staffelei sind Hunderte von Leinwänden gestapelt. Hinten im Raum steht auch eine mit der amerikanischen Flagge verschleierte, weibliche Schaufensterpuppe – als Skulptur von Claudio Lange geschaffen, lange bevor die Idee durch die amerikanische Frauen-Protestbewegung gegen Trump bekannt wurde. MUSIK: Anfang von The Beatles – „Yesterday“ // Abblende... AUTOR: Die Schriftstellerin und Dokumentarfilmerin Irena Vrakljan ist aus Zagreb zu Besuch gekommen. In den 70er Jahren waren sie und ihr Mann wie Großeltern für die beiden Kinder von Claudio Lange. Mittwochs waren sie immer im Atelier. Inzwischen lebt Irena wieder in ihrer Heimat Kroatien. Wie sie, kommt fast jeden Tag irgendjemand vorbei, von nah und fern: der Aikido-Trainer und Schauspieler Jannis Spengler aus Athen, der Maler und Antiquar Markus Hauke, die bosnische Trauma-Therapeutin Bossa Schedlich oder Susan Newman, die Leiterin des Potsdamer Einstein-Forums. Dann werden Bilder angeschaut, alte und neue und Gedichte oder Texte gelesen. Claudio nennt es Voodoo-Sessions, wenn es im Atelier zu Begegnungen mit guten Diskussionen und neuen Erkenntnissen kommt – so wie über den kroatischen Maler Miljenko Stançiç. Er war die große, erst jetzt eingestandene Liebe von Irena. O-TON 29 : Claudio Lange [04:01] Gestern war Susann da. Dann war Bossa da. Und alle konnten wirklich... mit diesen Bildern konnten sie irgendwas in ihrem Gehirn zurecht... Ich sage ja immer, Kunst ist das einzige Brainwashing, was ich empfehlen kann. Ihre Gehirne funktionierten plötzlich anders sowohl von der Bossa, sie fing an zu erzählen. Wir stecken voll von den Geschichten die sie auch erzählt hat von ihr. Susan war begeistert. Ein Bild für die Leila mitgenommen. Ist Versteigerung wenn jemand Geld da hat soll er kaufen und sonst kriegt er nix. Und dann kam irgendwie Leila hat angerufen, dass sie nicht so gut geht. Da gab es kaum ein Bild was allen gefiel, weißt du noch? So ein Anti-Mondrian. Die Voodoo-Session war wirklich ganz gut gestern mit den Bildern. FRAGE: Du sagst "Anti-Mondrian" und Irena sagt "die Mondrian-Variationen". Claudio: Ja, Kann sein, kann sein (lacht...) Sie ist da angenehmer als ich, sanfter. Irena Vrakljan: Ich empfinde das nicht als Anti-Mondrian. Ich finde das als ein Werk von ihm gut. Claudio: Also mich hat der Mondrian schon seit Chile irgendwie begeistert, geärgert... FRAGE: Darf ich einfach nur mal die banale Frage stellen: Wann habt ihr euch kennengelernt? Wie ihr euch kennengelernt habt? Claudio: Das ist schon länger her. Wir haben uns auf einer Fete von Antonio Skarmeta kennengelernt. AUTOR: Irena und Claudio können sich nicht mehr einigen, wann genau sie sich kennen lernten, die Ehepaare Lange/Böttcher und Vrakljan/Meyer-Wehlack. (Benno Meyer-Wehlacks „Schlattenschammes – oder Berlin am Meer, Erzählung aus dem Nachkrieg“, von 1969 erschien erst posthum im Jahr nach dem Tod des Hörspiel- und Fernsehautors.) WEITER O-TON 29 Irena: Nein das stimmt nicht, Claudio. Wir haben uns in der TU kennen gelernt, weil Peter Lilienthal, Benno und ich haben damals eine Gruppe gegründet und wollten chilenischen Flüchtlingen helfen, die vor Pinochet geflohen sind, die Künstler sind. Und ihnen irgendwie den Weg zeigen, beim Funk oder wo man irgendetwas unterbringen kann. Da war auch Claudio, da haben wir uns kennengelernt. Wir wollten etwas tun und haben gesagt, Na gut schon die Nazis haben nichts getan, versuche wir etwas zu tun, für die Künstler... Claudio: Es war aber ein "Coup de foudre" sozusagen, Benno und Irena waren ja ein... Frage: "Liebe auf den ersten Blick" heißt ja der "Coup de foudre" bei den Franzosen... Claudio: Ja, aber es war "Fesselung" auf den ersten Blick. Weil Irena und Benno waren schon ein komisches Paar. Claudio: Er schön und sie schön... Autorenfrage: Er der Filmhochschulprofessor und die Kroatische Schriftstellerin und Filmemacherin. Claudio: ... er ein schöner Typ und sie eine schöne Frau und die beiden zusammen. Und... das kriegtest du in der Bundesrepublik, also ich kriegte das nicht so einfach auf die Reihe. Wer sind die denn eigentlich?!. Irena: JA! Sind die ein kleinbürgerliches Ehepaar... Claudio: Also sie machte ja auch nicht auf ausländisch und er machte ja nicht auf Irena: auf deutsch... Claudio: "Er wäre nie bei der SS gewesen" oder so ähnlich. Wie die anderen Hanseln aus seiner Generation. Er war nicht bei der SS. Das ist schon ein irres Paar gewesen. Irena: Ich habe Beauvoir gelesen damals. Für mich war Deutschland ja darum interessant, damals, als ich aus Zagreb kam... Claudio: Das gibt es keine Vorbilder damals, für sie und Benno gibt's keine Vorbilder... Irena: Wir haben, hab ich Bücher hier entdeckt, Benjamin, Celan, alles was wir als kleines Land nicht übersetzt haben. Die Deutschen übersetzen ja alles. Und für mich war Berlin... Claudio: Und sie übersetzen gut die Deutschen.. Irena: Ich habe auch ein Buch darüber geschrieben, dass heißt „Schattenberlin“, es ist wie alle meine Bücher in Österreich erschienen. Ich habe danach über Rothko geschrieben, das ist auch wichtig, das ist mein Lieblingsmaler, also Rothko... NOCH KÜRZEN: „ist meine“ Claudio: Na-JA! Aber du bist gewachsen bei Stancic. Irena: Ja, Stancic.. Claudio: Das ist der Maler, dein Leib und... Autor: Also es gibt Lange und Rothko und es gab Stancic... Claudio: Naja, es gibt auch ein paar andere... Irena: Der ist auch gestorben mit 50 leider.. Claudio: Aber Stancic ist der da Oben über der Badezimmertür, dieses Schwarz-Weiße Bild, das ist ein sensationelles Bild... Irena: Das ist das letzte Bild, was er gemalt hat Claudio: ...wie so ein Kriegsversehrter. Wie so ein Arm, das ist ein irres Bild! MUSIK: Schlußakzent von „Yesterday“ oder rein Instrumental? AUTOR: In der Langen Nacht geht es heute um den deutsch-chilenischen Künstler und Religionswissenschaftler Claudio Lange, in der dritten und letzten Stunde geht es weiter mit dem Gespräch im Atelier mit der kroatischen Schriftstellerin und Filmemacherin Irena Vrakljan. Und werden wir uns seinen Ideen zur bildenden Kunst widmen, gleich nach den Nachrichten. Musik 3. Stunde MUSIK: Ashley Monroe – „“If the devil don’t want me“ - Album „The Blade“ AUTOR: Ashley Monroe: “If the devil don’t want me“ - einer der Lieblings-Songs von Claudio Lange. In der dritten Stunde dieser Langen Nacht über den 1944 geborenen deutsch-chilenischen Künstler, Schriftsteller und Religionswissenschaftler sind wir in seinem Berliner Atelier. Eine alte Freundin ist zu Besuch: Die Filmregisseurin Irena Vrakljan war in den 60er Jahren aus enttäuschter Liebe von Zagreb nach Berlin gegangen und wurde ab 1973 mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann für die Kinder Claudio Langes zu Ersatz-Großeltern. Irena erzählt von ihrer großen Liebe, dem kroatischen Maler Miljenko Stançiç. Er starb 1977 mit 51 Jahren... O-TON 30 [08:45] : Claudio Lange Für mich ist er der kroatische Bacon. Irena Vrakljan: Ich habe drei Filme über ihn gemacht und jetzt mache ich, da ich fertig bin mit dieser Rekonstruktion, will ich die Briefe, die er mir geschrieben hat, veröffentlichen. Claudio: Da gibt’s so schwarz-weißes Ding und da sitzt Irena mit Stancic, Irena in der Mitte, das kleine Foto da, mit seiner Frau... Irena: Ich wollte sagen, dass das 1961 ist, da haben wir den ersten Film gemacht. Da haben wir dann gesessen, daneben sitzt der Kameramann, in der Mitte ich und daneben seine Frau Melitta. Und kennengelernt haben wir uns 1954. Da hat er ein Buch illustriert, mit sehr schönen... Das hat Claudio auch... Er hatte einen sehr schönen Katalog. Solche Körper, die ganz verwirrt sind. // Irena: Aber er wurde dann sehr berühmt, aber er war ein ganz armes Kind, er kam aus ganz armen Verhältnissen. Claudio: Sehr berühmt und sehr reich... Irena: Und dann war er da ganz arm, wir saßen in der Küche, bei den Eltern seiner Frau, sie hatten ein Zimmer, wir haben in der Küche französische Chansons gehört. Brel und so... Das waren die Zeiten, Sechzigerjahre. Dann hat er unwahrscheinlichen Erfolg gehabt mit der ersten Ausstellung, auf einmal alles verkauft, der berühmteste Schriftsteller hat über ihn geschrieben. Irena: Und dann ging es so steil, nach vorne... Er hat ein Haus gekauft und noch ein Haus am Meer. Und natürlich zu viel gemalt. Weil die Leute die guten Bilder nicht gekauft haben. Alle wollten die dieselbe Szene, er hat so eine Tischszene gehabt, die sitzen am Tisch Karten spielen, Gitarristen - ich weiß nicht was... Claudio: So ein Vermeer-Verschnitt... Irena: Das haben sie alle gewollt. Also hat er da Repliken gemacht. 100 Stück für diese Käufe. Aber. Es war auf einmal Geld da. Und da hat er gesagt, dass ihn das, oder seine Malerei geschlachtet hat. Autorenfrage: geschlachtet... Claudio: Geschlachtet hat... Irena: Sag ihnen das, so hat er mir noch gesagt... Claudio: (Da war meine Malerei geschlachtet) weil er sich kommerzialisierte. Irena: Weil er musste. Er muss diesen Weg und er hatte natürlich, weil er ein sehr armes Kind war, die Mutter war Köchin in der Schulkantine, Papa war Eisenbahner und die Frau war Tochter eines Apothekers. Er hatte da sicher auch Minderwertigkeitskomplexe, könnte man schon sagen. Irena: Ich liebte die Bilder und ich liebe Malerei. Und ich wollte auch Malerei studieren, aber ich konnte nicht, weil ich kein Geld hatte damals, armes Kind... Vater wollte nichts schicken, die sind weggefallen... [00:23:38] - Claudio Und du kamst in deren Wohnung. Und dann sagte Irena, einen der ersten Sätze: Guck mal, das ist Stancic. Da hatte sie so Bildchen von ihm geschenkt zu bekommen, Portrait... Stancic hat sie porträtiert. Autorenfrage: Hier in Berlin in der Wohnung? Wann bist du gekommen? Irena: 66 war die Aufnahmeprüfung und 67 hab ich das Studium angefangen. Es waren 300 Bewerbungen und sie haben genommen... ich weiß nicht wie viele Leute. Ich glaube 20 so etwas. Die Meisten haben sich für Film, man konnte wählen zwischen Spielfilm und Dokumentarfilm. Und wir haben uns mit Farocki und Mitscherlich und ich. Ich kam doch vom Dokumentarfilm... So habe ich Benno kennengelernt. Der war damals für Drehbuch, Professor oder was, so nannten die sich ja damals ja nicht. So haben wir uns kennen gelernt. Und dann vor drei, vier Jahren ist er gestorben, 2014. Erst konnte ich die Miete nicht mehr bezahlen, die Rente von einem Schriftsteller ist 420 Euro... Hahaha. Meine Witwenrente ist 250 Euro... Ich lebe in Zagreb, und dort sind alle meine Bücher geschrieben. NOCH KÜRZEN: Ich habe ja noch 15 Romane nach Deutschland, nachdem ich war... Claudio: Sie hat irgendwann mal aufgehört auf Deutsch zu schreiben... Und dann muss ich sagen zu den Bildern, dass da die letzten zwei drei vier Jahre, wo Benno anfing, keine Lust mehr zu haben, also die Ärzte nennen das Verkalkungen... Da hat er sich hier im Atelier. Das kann die Irena kann noch besser erzählen... Irena: ... Wir sind hier jedem Mittwoch hingekommen. Hier! Claudio: Genau. Dann gab er den Bildern Namen und das sind diese Anti-Mondrian-Dinger. Ja... Mondrian hat erstmal kein Grün. Das war immer schon mein Problem mit ihm. Und dann hat er natürlich keine Figuren. . und dann ist er selber so etwas wie ein Schwan, wie so'n pures Wesen, er ist ja von einem Purismus und dann hab ich ihn einfach als Schwan da hinein porträtiert in seine Mondrian-Dinger... Irena: Anti-Mondrian... Das ist Claudio, finde ich... Claudio: Also das gibt es mit Tieren, mit Eisenbahn, mit Fahrrädern, es gibt einfach mit Abstraktion, mit versetzten Farben, mit Farben, die er nicht benutzt Irena: Da ist Grün... Claudio: Das Grün ist sehr wichtig, aber der Schwan ist halt Mondrian selber. Also da hab ich mir etwas von der Seele gemalt was ich mit 13-14 eigentlich was mich seitdem ich 13, 14... Autorenfrage: Womit hing das zusammen? 13, 14 ... ? Irena: Zeig ihm auch noch die Anderen, die sind sehr schön, also die sind mir... Claudio: Wir sagten ja auch gestern noch. Farben sind ja nicht abstrakt, ist ja Quatsch: Farben sind ja nicht abstrakt, Farben sind sehr konkret und sehr leidenschaftlich. Das sind also alles Worte, die sehr klobig und plump sind, um das zu beschreiben, was passiert wenn man wirklich auf so ein Bild, wenn man von so einem Bild bewegt wird oder darauf abfährt oder so... Irena: Also ich fahre drauf ab... die sind mir sehr, sehr schön... Claudio: Ich sage dir mal ein eine Sache die ich mit Irena erlebt habe und die ich vorher nicht erlebt hatte. Ich wusste das nicht dass es so ist. Das habe ich dir vielleicht erzählt: Ich habe eine Serie gemacht mit...mit zerschnittenen Bildern und ich habe sie Narbenbilder genannt. Diese Dinger, Ja? Das ist eine große Serie von vielleicht von 38, 40 Bildern. Dahinter steht die Tatsache, dass Narbengewebe ist immer anders als das normale Gewebe, dass du also an sich vor der Laser-Zeit wenn du Narben hattest, dann hattest du halt Narben und fühltest sie auch dein ganzes Leben... Irena: ....Hmmm! Claudio: inzwischen werden sie ja weggelasert dieses Gewebe was nicht normales Gewebe ist. Also ich habe sozusagen einen Abschied von der Laserlosen Zeit gefeiert... Irena: Ja, und das sind für mich die Lieblinge... [00:01:54] – Claudio MUSIK einmischen, ab Anfang: Roxy Music – „Song for Europe“ WEITER O-TON 30 : Claudio Lange Innerlich äußerlich und so. Und das sind sie: dabei, als Bilder aber ich weiß nicht wie viel, vielleicht 50 Bilder sind so entstanden... Und am Ende habe ich reingeschnitten. Das sind so Auto-Attentate, weil ich auch finde - ich will das ja auch mit dem Schatten manchen - Ich finde, da sind 80 Werke - von Aischylos sind acht oder neun, die überlebt haben. Das heißt, die Historiker, sagen dass zehn Prozent von den Sachen, die geschaffen worden sind, von der Menschheit überhaupt nur überleben, weißt du? Irena: Mmmh! Claudio: Und ich möchte, das ist es, was ich möchte in den Bildern drin haben, dass diese Bilder, ob sie überleben oder nicht überleben. Und dann kommt ein Krieg, und dann werden sie verkauft oder jemand klaut, schneidet sie raus, aber du weißt nicht, was da passiert. Das würde ich gerne in diesen Bilder hinein haben. Diese Gefahr. Dieses Risiko der Existenz. Was die Bilder haben. Also habe ich diese Narben - das waren Auto-Attentate gegen die Kunst -, und ich hatte viele Gründe, warum ich daran in den Leinwänden rumgeschnippelt habe. Autor: Warum Auto-Attentate? // Claudio: Na, weil ich das mache! Nicht, du gehst ins Museum, und du schmeißt dann Farbe auf Andy Warhol, sondern ich mache das im Atelier... Irena: ...selber! Claudio: Selber, genau! Das ist ja auch das Prinzip von diesen Strichen, das ist ja auch Auto-Attentat. Also ich greife meine eigenen Dinge an - sage: so wichtig ist das nicht was du machst, Lange. Das wird auch nicht halten, 90 Prozent davon geht sowieso verloren. Also sozusagen eine Art von Realismus hier in diesem... Na ja ich will nur sagen, dass ich merkte, dass mir das Schneiden Spaß machte. Das Verletzen der Leinwand, das macht Spaß. Weil das ist eine Tätigkeit ist, genauso wie viele andere auch, wie ein Bildhauer. Du nimmst ein Messer in die Hand und schneidest da rein! Manchmal geht das besser und manchmal schlechter, manchmal landest du auf dem Holz, manchmal landest du im Leeren. MUSIK: „Song for Europe“ bei 2:06: „This cities may change...“ WEITER O-TON 30 : Claudio: Da fiel mir etwas ein, was ich mit mir rum geschleppt hab, nämlich, dass ich als ich etwa zehn Jahre alt war, war ich Teil einer Bande, wirklich nur drei Wochen lang oder zwei Wochen lang... Autor: In Santiago... Claudio: ... Teil einer Bande, die Vögel schossen und quälten. Sie wurden so angeschossen mit diesen kleinen Bleikügelchen da lagen die, dann wurden sie zerrissen und aufgeschnitten und was-weiss-ich. Irena: Massakriert praktisch... Claudio: Und ich habe immer gedacht, das hat doch mit mir nichts zu tun. Was war das denn, also es waren drei Wochen in meinem Leben. Also eine große Narbe, wenn du so willst. Eine große Wunde. Und dann habe ich diese Vögel gemalt als Abschluss als Abschluss der Narbenbilder, der zerschnittenen Leinwände, habe ich diese Vögel gemalt. Und der Witz war, der Witz war eigentlich, ich bin der Täter und steh dazu! Ich bin der Täter mit zehn Jahren.... Ich habe es Frauen erzählt, also Freundinnen, und die sagten: „Claudio das macht ja nichts, das machen alle Kinder, alle Kinder sind grausam“. Irena: (lacht laut) MUSIK einmischen: „Song for Europe“: bei 3:42 „Ecce momenta, illa mirabilia, quae captabit... und bei 3:57 „molto dolores... “ WEITER O-TON 30 : Claudio: Ja, Ja klar. Aber ich auch! Ich konnte damit nichts anfangen, mit meiner Grausamkeit sozusagen. Irena: Aber du hast sie mitgeschleppt... Claudio: SCHNITT?: Jetzt als Irena hier ankam und Irena den ausdrücklichen Wunsch... glücklicherweise hatte, dass sie sehr viele Bilder guckt... Das hält sie wahnsinnig gut aus. Irena: Mmmmh! Claudio: Mehr als ich... Irena: (Lacht nett) Autor: Ihr habt schon geguckt... Claudio: Stun-DEN. Stunden. Beim Angucken dieser Bilder, plötzlich sag’ ich ihr, denn die sind ja schon zwei Jahre alt oder zwei, drei Jahre, 2015, Jahre alt: "Das sind ja gar nicht mehr die Vögel, die ich gefoltert habe - das bin ja ich!". Irena: Hmmm, Mmmh ! Claudio: Ich habe mich plötzlich, JETZT, zwei Jahre danach sehe ich mich zum ersten Mal in diesen Bildern, dass ich mich - nicht in allen, übrigens. Der Vogel ist das arme Schwein, das Opfer... Irena: Da sieht man es besonders... AUTOR: Claudio Lange unterhält sich intensiv mit seiner alten Freundin Irena, sie betrachten seine Bilder: Auf einem seiner letzten, noch unfertigen Bilder wiegt sich eine weibliche Figur zur Seite - mit ausladenden Rundungen ihres Beckens. Ihr Torso wird nach Oben hin schmal und weitet sich wieder zu den breiten Schultern. Aus der Brust reckt sich zur linken Seite eine Schlange, deren Kopf auch der eines Schwans sein könnte. Er überragt scheinbar triumphal die weibliche Gestalt. Im Hintergrund ist eine größere, hell grüne Fläche und als letzter, kleiner Farbflecken zieht sich ein hauchzartes Gelb hinter dem Schlangen- oder Schwänehals. Abends zuvor war auch noch die bosnische Trauma-Therapeutin Bossa gekommen. O-TON 30 : Claudio //Aber dann kommt irgendwann die Freundin von Irena. // Auch da habe ich ihr das erzählt, und da sagte sie, dass das psychiatrisch absolut so sei, das heißt bei den Opfern... Wie hat sie gesagt? Die Täter, um die Täter zu heilen, müssen die Täter erst mal sich in die Opfer hinein-... Irena: ... versetzen. Claudio: Sie arbeitet da mit... Irena: Szrebenica... Claudio: ....bosnischen und Zigeunern, mit diesen ganzen mit Opfern des Balkan-Scheiß-Krieges. Um die Täter zu heilen, müssen die erst einmal versuchen Empathie zu entwickeln - zu den Opfern, um dann zu erkennen, dass sie selber ja eigentlich Opfer... Also wieso sie Täter geworden sind. Dieser Prozess hat sich in diesen Bildern abgespielt, was SEHR, für mich über diese Frauen über Irena und über diese Bossa... Das Einzige was ich noch sagen muss ist, dass ich sie irgendwann mal gezeigt habe. Bevor ich mich darin noch nicht sah. Plötzlich stand da ein Vogel am Fenster, während ich die zeigte. VIEL--LEICHT... Irena: (lacht verständnisvoll) Claudio: ...haben sie mir jetzt verziehen, die Vögel. Stand da wirklich ein Vogel am Fenster und guckte zu, wie ich diese zerschnittenen Vögel... Das Ganze hat so eine Dynamik eine Eigendynamik, die nichts mit ... dem Kunstmarkt, sondern "mit wer wir sind" zu tun haben. Das ist das Letzte, was ich hier hinstelle. Es sind also zehn geworden. Aber an so einem Teil z.B., da fange ich an, mich zu erkennen jetzt. Was ich früher nicht... Das nicht, das ist noch der Vogel, das da oben ist noch der Vogel, aber DAS bin schon irgendwie ich, das arme Schwein, was da Vögel foltert.... MUSIK: „Song for Europe“ bei 5:25 – beim Saxophon-Akzent „Tous ces moments, perdus dans l’enchantement, qui ne reviendront jamais...“ NOCH O-TON 30: Claudio GANZ komisch für mich. Das ist eine... Geschichte von zwei Jahren. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um mich da in einigen Bildern zu entdecken. Ich bin jetzt 73 - eine völlig neue Erfahrung... von der Kunst... Am Besten, lass Finger weg von der Kunst, die steckt VOLL von Sachen, die man nicht erwartet... Irena: Ja Bossa macht ja... Claudio: Quantenphysik... Irena: sie macht Therapie mit diesen Leuten von Srbenica, mit den Opfern, und da sind auch ein paar von diesen Leuten, die natürlich auch Täter sind. Das ist Ihre Erfahrung. Irena: Das war 1992! Ich hab mit den Kindern von Flüchtlingen aus Srebenica gearbeitet damals. Das war alles freiwillig. Und diese Kinder - was soll ich denn jetzt - sollen sie Deutsch lernen, das konnte ich nicht, ich bin ja keine Lehrerin. Da hab' ich gesagt: Schreibt mal Eure Träume auf. Ich hab' diese Sammlung noch, die habe ich auch teilweise veröffentlicht, und diese Träume waren fantastisch. Es gab da Geschichten auch von Frauen... also eine liebe ich besonders. Es gab einen Flüchtling, die war aus Srebenica und hatte da ein Haus und musste fliehen. Als die kamen, die Mladic-Lerute und diese ganzen - es war ja Schutzzone. aber die wurde ja aufgegeben, von den Holländern... Es gab übrigens ein Prozess in Holland gegen einen von diesen Leuten... Und sie hat eine wunderbare Geschichte erzählt: Sie hatte einen Nussbaum im Garten und jeden Abend kamen die Kinder und das war ja Armut da, sie waren ja eingekesselt da in dieser Schutzzone. Und sie hat diesen Kindern Nüsse verteilt. Und dann war der Baum nach ich-weiß-nicht-wie-vielen Tagen leer, war da keine Nuss mehr. Und dann kam da ein Kind und sagte: trotzdem! Und sie sagte, du siehst doch, ich habe nichts. Das Kind sagte: Gib mir dann bitte das nichts!" Fand ich eine tolle Geschichte... Die hab ich auch in dem Buch. Claudio: Gutes altes Mittelmeer... Irena: Die Frau hieß Remzia, und sie hat jetzt - Bossa hat jetzt eine Ausstellung mit gestickten Taschentüchern, 10.000, mit Namen... Claudio: Eins für jedes Opfer... Irena: Ja Opfer. Die ist ausgestellt da im Haus der Kulturen der Welt, die ist sehr interessant. Und diese Remzia hat da am Meisten gestickt. Die hat auch erzählt über ihre Kuh. Diese Kuh wurde getroffen von einer Granate, da hat man ja auch geschossen. Und dann sagt sie: Hatte die Kuh riesige Tränen geweint... Und dann ist sie gestorben, die weinende Kuh. Ja, die Remzia war fantastisch. Und sie hat mir noch erzählt, sie schlafen bei geschlossenen Türen, und vom Balkon, sonst würde sie runterspringen. MUSIK: „Song for Europe“ 5:15 instrumentaler Schluss mit Pfeifen NOCH O-TON 30 : Irena Ich schreibe ja auch keine Romane. Eine Art von Essayistik, Fragmentierung , viele Zitate. Aber die Leute haben das sehr gelesen. AUTOR: Claudio hat eine ganze Serie von Frauen mit Fisch gemalt. Die sogenannte Mondrian- oder auch Anti-Mondrian-Serie: 40 Frauen mit einer Metamorphose in einen Fisch. Mondrian hatte sich zeitlebens gewünscht, eine Frau zu finden. Aber es gelang ihm nicht. Stattdessen stand bei ihm zu Hause eine kleine, weiße, weibliche Marmorstatue auf dem Tisch. NOCH O-TON 30 : Claudio Er war ja auch Antifaschist, der Holländer... War alles okay, der war ja auch irgendwie im Exil. Aber die Frau ist nie aufgetaucht in seinem Leben und so weiter. Frage: Und dann malst du die Frau über. Abhandlungen, Variationen Mondrian. Der Anti-Mondrian ist dann der Mondrian mit Frau. Claudio: Ja, natürlich, Mensch! Wie sagte die Frau Heinemann, diese Theologin, der ist die Religion egal. Hauptsache, wenn ich tot bin, sehe ich meinen Mann wieder. Es muss ja Wunscherfüllung sein, die Malerei. Claudio: Das kann die Kunst auch. Ich kann dem Mann die Frau schenken, die er nie hatte. Mache ich auch, gern klar. Irena: Darum ist es ja auch nicht Anti-Mondrian. Claudio: Und das ist das Universum Malerei. das ist ja nicht nur ein paar Bildchen zu verkaufen irgendwo in einer Galerie. Ich lebe ja in diesem Universum seit ich-weiß-nicht-wie-viel, seit 40 Jahren oder 50. Das ist meine Welt. In der so etwas passiert. Frage Seitdem du aus Chile zurück bist... Claudio: Ja, da wurde es ernst. Gemalt habe ich immer, aber wirklich immer. Das sagte meine Schwester. Ihre Erinnerung, und dann fiel es mir wieder ein... Aber nach dem Putsch in diesem Monat, in dem ich, diese etwas über fünf Wochen, die ich da mich verstecken musste, da hatte ich natürlich entweder ein Bild oder gar nichts. Also, da alles Lüge war jetzt, in der Welt, in der wir jetzt leben, so "postfaktisch" und Post-Truth und die Post-Wahrheit, und das war ja, das ist auch nach dem Putsch und dann lebst du nur noch in der Wahrheit der Malerei: Worte sind da nix, Worte sind Lüge. Frage: Aber es gibt Wort-Bilder. Claudio: Klar, klar, aber Wort-Bilder kommen aus einer Sprachkrise. Das ist eine Krise mit der Sprache, die Wort-Bilder. Da fühlte ich mich stark genug um die Krise der Sprache sozusagen... Ich habe ja nichts gegen Sprache, aber die Krise der Sprache ist für mich evident. Irena: Für mich auch! Die wird auch stärker werden. Claudio Dann gibt es dieses Motiv, was sich ja auch da reingefummelt hat in dieses Bild, das pränatale Motiv. Wo du halt nachweislich Erfahrungen machst, wir alle, im Mutterbauch Erfahrungen machst, Eindrücke. Wir hören, wir riechen, schmecken, was-weiss-ich im Mutterbauch, haben aber keine Sprache. Und dann gibt's mindestens in unserem Leben zwei bis drei Jahre, wo wir beeindruckt werden von Wirklichkeit ohne uns ausdrücken zu können. Sprachlich ausdrücken zu können, und dieses vorsprachliche, das sagen sie auch, diese Psychologen, die sich mit Embryologie beschäftigen... Dieser Spruch zum Beispiel, dieses Bild hängt schon eine ganze Weile, obwohl es sich hier und da auch noch weiter verändert, dieses große. Ich habe ja wenig Platz, ich habe nur die Wand um zu malen. Das andere ist sozusagen vergeben... AUTOR: “Art comes out of the dialectics of innocense.” Auf dem größten Bild ganz am am Ende des Ateliers überragt dieser Satz ein immer wieder übermaltes Werk: “Kunst entsteht aus der Dialektik der Unschuld”. O-TON 30 : Claudio Genau, diese Kunst hat so eine komische Dialektik der Schuld und Unschuld. Die Schuld ist dann nicht zu übersehen, dass du dich irgendwie raus... Puuuh... Ich bin ins Heft umgezogen, verstehst du? Du hast dich nicht mehr verteidigen können, das ist ja klar... Irena: Das hat Marina Zwetajeva gesagt. Ich hab ein Buch geschrieben über Marina Zwetajeva. Und dieser Satz war mir das Motto: Ich bin umgezogen ins Heft. Da war sie nämlich in Paris und das fand ich einen fantastischen Satz. Claudio: Irena wird ja jetzt – wie viele? 80 Gedichte veröffentlichen, die härtesten, die sie in ihrem Leben geschrieben hat. Irena: Die ich „Nicht-Gedichte“ nenne Claudio: Die hat sie jetzt geschrieben, in diesem Stadium ihres Lebens Frage: Nicht-Gedichte! Sprichst du mal eins? Irena: Die sind ja alle auf Kroatisch. Eins habe ich übersetzt und Claudio per Mail geschickt. Ich kann das nicht übersetzen, ich hab’ soviel übersetzt.... Claudio: Du kannst über deine Vergangenheit nicht irgendwas spinnen. Aber du kannst auch nicht sagen: das war, genau so war das! In sehr vielen Sachen kannst du es eben nicht sagen. Wie lebt man denn dann? Irena: Im dazwischen! Claudio: Jaja, im Hin und Her, im Dazwischen... Und dann mit solchen Medien wie Papier, Farbe, Worte, die dir dann helfen das irgendwie aufzufangen, also dass du dann schwindelig wirst. Wenn ich nicht malen würde, wäre ich ja nur noch schwindlig. Ich weiß ja auch, dass ich malen werde, wenn ihr weg seid. Tschüss! MUSIK: Jordi Savall – „Livre Vermeil de Montserrat“: Mariam matrem virginem“ -- Anfang nur instrumental dann unterlegen... O-TON 32 Claudio: Natürlich kannst Du die Augen so klein machen. Du kannst ja Scheuklappen anziehen, kannst die Augen zumachen. Max Ernst hat ja gesagt: Die Europäer sind blind. Sie sehen nicht mehr. Und ich kann dir erzählen, wie blind sie sind. Und die Kragsteine ist der Beweis, dass da eine halbe Million Skulpturen sind, die sie nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Und mich mit. Weil ich ja der bin, der sagt, guck mal, da sind ja die Kragsteine. GERÄUSCH/MUSIK/: Portal wird aufgeschlossen... Anfang des Filmes des „Der nackte Feind“ (Arte/ZDF 2005) 0:00 Öffnung des Kirchentors San Pedro in Cervatos, Spanien: Filmtext mit Claudio Langes Statement auszugsweise bis 2:42 im Film: „... Findet inzwischen auch bei anderen Kennern der Materie Zustimmung“. AUTOR: 2004 erst findet die Arbeit Claudio Langes über die Kragsteine eine erste größere Anerkennung, durch eine Ausstellung im Berliner Pergamon-Museum. Es ist eine Auswahl von 6000 Fotographien, die er in verschiedenen Teilen Europas gemacht hatte. Ab 1989 hatte ihm der Hamburger Gründer der Kulturstiftung, Jan-Philip Reemtsma, mehrere Jahre für seine Forschung ermöglicht. Gegen alle Widerstände und Anfeindungen aus jenen wissenschaftlichen Kreisen, die sich mit der Romanik befassen. Hier der Ausschnitt aus einem Text, den Claudio Lange anlässlich der Ausstellung unter dem Titel „Anti-Islam in der romanischen Kunst“ veröffentlicht hat. ZITATENSPRECHER: Was bei der Betrachtung dieser Skulpturen an Kirchen des 11. Und 12. Jahrhunderts ALLERERST Fragwürdig wird, ist die althergebrachte Idee, dass christliche Kunst vor allem die Illustration biblischer und anderer heiliger Texte und Heiligenlegenden sei. Die Vorstellung der Kirchenkunst als einer „Bibel der Armen“, für Analphabeten, wird hier zu widerlegen sein. Außerdem wird deutlich, dass das überraschende und massive Auftauchen von figurativen Steinskulpturen an den so genannten romanischen Kirchen nichts mit Rom zu tun hat. Der Name Romanik stammt aus dem 19. Jahrhundert, als man die Architektur und Skulptur des christlichen 11. Und 12. Jahrhunderts als Renaissance der römischen Antike verstand. Dass es sich hier um eine Renaissance der Skulptur handelt, darüber besteht kein Zweifel; wieso aber plötzlich im 11. Jahrhundert an den Außenfassaden der Kirchen heftige, ja brutale Steinbilder auftauchen, die in ihrer künstlerische Konzeption und Gestaltung völlig neu sind und in ihrer wesentliche Bildausstattung auf keinen historischen Vorgaben zurückgreifen können, kann nicht mit einem Rekurs auf das Imperium Romanum erklärt werden. Der Begriff Romanik führt in die Irre. Der Sinn dieser Bilder ist die bildliche Agitation gegen den Islam. Diese künstlerische wie politisch einzigartige Entwicklung, versteh ich als Auslöser einer umfassenden Medienrevolution, die beginnend mit dem 11. Jahrhundert alle Wissenschaften und Künste in ihren Bann schlug, In einem Zeitalter, das zu Recht „christlich-islamisch“ (nicht romanisch) genannt werden sollte, beginnen sich die inneren Verhältnisse Europas grundlegend neu zu ordnen, wobei der Kampf gegen den Islam ... eine für alle politischen und kulturellen Belange zentrale, übergeordnet Rolle spielt. MUSIK O-TON 33 : Claudio [06:32] Sie lügen sich das Ganze schön und das ist, was die Wissenschaft so mühselig... Also Darwin war wirklich, vielleicht der größte, der Ronaldo der Wissenschaft. Unglaublich. Ich weiß nicht mal, ob Picasso so groß ist wie Darwin. Der hatte eine Frau, die war Christin, und er verlor natürlich seinen Glauben. Er hatte Theologie studiert, musste seinen Glauben an diese Götter aufgeben und seine Frau war christlich und die ... hat ... ihn IMMER... begleitet. Die hat gelitten wie Sau, weil er an nichts mehr glaubte. Sie war immer an seiner Seite. Das gehört ja dazu. Das heißt, du kriegst das ja nicht gratis. Claudio: Aber wie gesagt Der Humor ist das Wichtigste. Wir sind nicht die Einzigen und die letzten die hier... Guck mal, der schöne Totenkopf... Mondrian als Totenkopf?... Das ist einfach gut, wenn du weißt, was Mondrian bedeutet in der Kunstgeschichte, das ist einfach gut. So! ATMO: Leinwandwechseln auf Staffelei Claudio: Es gibt ja noch mehr Wortbilder... Ich finde Totenköpfe persönlich ganz toll..... (ATMO...) Das sind ja diese Schwäne, die der Mondrian selber sieht... (ATMO gut). So, aber wir gucken uns vielleicht ein zwei Wortbilder an. Die Bilder sind von 1992. Was siehst du da ? Irena: Gelb, Grün - Braun Claudio: Roh, Urban, Braun ist Anagramm von Urban, das sind die gleichen Buchstaben Braun - Urban.... Eber, eben, erben --- sei, Eis, sie. Aber es muss nicht immer alles.... Du hörst ja auch bei Schönberg nicht alle Töne. Das macht auch nichts, wenn dann Worte oder Ideen untergehen. Macht überhaupt nichts. Autorenfrage: Sie schwammen... Claudio: Sie schwamm, der Schwamm, genau! Das ist so wie Licht und Schatten, Claus: das Reden.... Er - schöpft.... LANGE PAUSE. Ahnen, auch ahnen ahmen... ahnen. Was sagte ich gestern. So wie so wie ich mit der Judith das Glück habe, alles fotografieren zu dürfen von einem angenehmen, nackten weiblichen Körper, dann leuchtet mir ein Wort wie "Kluft" wirklich eine geniale Kon... Ich verstehe kein Deutsch. 200 Seiten habe ich geschrieben. Ich will dass ich auch irgendwann mal, wenn ich das überlebe, will ich das veröffentlichen. Aber Kluft, Kluft als Klamotten. Der Unterschied zwischen, dass wir alle in Klamotten sitzen oder dass wir nackt sitzen würden. Diese Kluft hat mit der Kluft zu tun, die wir anhaben, alle, alle von uns. Das ist genial. Ich finde das genial. Eine Kluft ist ein Abgrund zwischen bekleidet und unbekleidet. Das Deutsch stimmt nicht. Keine Sprache stimmt übrigens. Wieso sollte sie denn stimmen. Sprache ist so wie Umwelt... Irena: so wie Spanien oder die Engländer mit dem Umbrella... Das habe ich glaube ich erzählt, dass die Engländer nur mit Sonnenschirm auf die Straße gehen. Was heißt denn genau Umbra ist Schatten. "Umbrella" ist der Schattenspender, da scheint doch immer die Sonne in London... (Irena kichert) Claudio: Wenn diese Herrschaften losziehen, dann ziehen sie mit einem "Schattenspender" los, nicht mit einem Regenschirm, wie es eigentlich ist, sondern mit einem Sonnenschirm, mit einem Schattenspender. Claudio: Im Spanischen gibt es beides, wie auf Deutsch Regenschirm und Sonnenschirm gibt's auf Spanisch. Paraguas ist Wasser, sombrilla ist Schattenspender... Ich habe mit der Judith jetzt fünf Jahre lang gearbeitet. Ich darf ihren Vornamen jetzt nennen, weil ich werde das auch in meine WEB- Seite tun. Fünf Jahre lang gearbeitet und in diesem Fall hat sie hat sie gesagt, sie wollte eine Session machen. Claudio: Es gibt eine so eine Frau, so eine alte Künstlerin, die nennt das neidvoll "Performance". Wir legen das dann hier aus mit Weiß. Wir haben keine Beleuchtung, machen höchstens die Fenster auf und legen alles aus... Letztes Mal habe ich eine Leinwand gespendet damit sie sich da.... und das hat SIE gewollt. Sie hat das verlangt. Sie hat dieses Ding gefunden, dieses Teil von einem... Autor: ....Maschendraht Claudio: ... Maschendraht genau Frage: Mit Dornen... Claudio: ... genau, Stacheldraht brachte sie an und sie sagte: So und jetzt los, und ich sagte ihr, „was soll das?“. Und dann hat sie gesagt... Die Zeit, dass ich mich als Opfer sah, ist vorbei. Das wollte sie fotografieren. Das heißt mit diesem Hilfsmittel mit Maschendraht und Stacheldraht... sollten Fotos entstehen, in denen wir sozusagen Opfer unseres Voyeurismus sind, Opfer unserer Geilheit... Was-weiß-ich, aber nicht sie. Zum ersten Mal hat sie die Idee, den Zeitpunkt, sie hat die ganze Geschichte vom Zaun gebrochen, und ich war wirklich nur der Hansel, dem sie vertraut, dass ich das, was sie da bringt, in Fotos festhält, und danach war sie eigentlich wie noch nie begeistert von ihrer Arbeit. Claudio: Aber das habe ich ihr gesagt: Das habe ich gesagt: Wenn ich einen Tropfen Blut sehe, höre ich sofort auf. Es waren Rötungen, Hautrötungen waren zu sehen. Frage: Aber ich bin doch nicht mehr das Opfer. Claudio: Nein, sie hat es umgedreht: Ich bin nicht mehr das Opfer. Und da kommt der zweite Satz: Ich möchte, dass die Zuschauer dieser Fotos... leiden unter, unter ihren Krankheiten, unter ihrem Sadismus, ihrer Aggression oder ihrer Angst vor Holz, Draht, Stacheldraht. Irena: Ich hab gemeint, dass wir noch zeigen wollten, die Abstrakten... Claudio: Ahhh, die Abstrakten! Komm, noch ein Abstraktes ! So wie diese Galeristen die fragen: Hören Sie mal: Malst du figurativ oder abstrakt: fährst du Auto oder Auto? Irena: Das sich ist das alles eins. Claudio: Das ist wirklich alles. Und wenn deine Vorurteile nicht zu groß sind, dann ist das wirklich alles eins. Musik AUTOR: Das Ateliergespräch mit Irena Vrakljan fand im Juli 2017 statt: In diesem Sommer stellte Claudio Lange in einem Schloss und Kulturzentrum in Andalusien, dem Castilio San Andrés von Carboneras, sein lang gehegtes Schatten-Projekt und seine Schattenfotographien aus. „Schatten“ heißt auf Spanisch: O-TON 34 : Claudio [04:50] „Asombro!, sich wundern, staunen... Hier, das ist eine kleine Erklärung, warum diese Ausstellung. Und dann geht es hier los. Wie gesagt Der Schatten das, was ich da herausgekriegt habe, ist, dass der Schatten Energien hat. Mich zusätzlich Informationen von Leuten die von Leuten die mit Schatten gearbeitet haben... Z. B. Hier: Claude Monet hat von sich selber ein Schatten-Selfie gemacht, das ist er. Siehst du den Hut, das ist er in Giverny. Das heißt, diese Selfies haben sie auch, Man Ray hat Schatten-Selfies gemacht. Dann hat ja der Giorgio de Chirico sich mit einem weißen Schatten gemalt, ist ja einer der Schattenspezialisten. Er sagt, im Schatten eines Fußgängers ist mehr Mysterium als in allen Regionen der Welt. Es gibt diese Schatten-Fanatiker, das ist ein Bild von Van Gogh, was verlorengegangen ist im Zweiten Weltkrieg, und da siehst Du auch das Selbstporträt von ihm. Wie er Konflikte hat. Als ob er seinen Schatten loswerden will. Es gibt ein Video in Youtube, wo ein Kind wirklich seinen Schatten loswerden will, und das weint dann nach. Haaaaaah. Und läuft vom Schatten weg, und der Schatten lässt es natürlich nicht los. Picassos Schatten. Frage: Picassos Schatten? Claudio: Ja, Picasso malt seinen Schatten. Das ist das zentrale. Dass der Petrus... Nur der der konnte mit seinem Schatten heilen, und die anderen Heilen mit Berührung oder mit Sprache. Nur Petrus konnte mit dem Schatten heilen. Das ist gemalt worden, das ist der Moment, wo Petrus mit dem Schatten heilt. Frage: Gemalt worden von wem? Claudio: In Florenz ist das, von Masaccio, ein sehr berühmtes Bild. Und dann gibt's einen Film, wo Jesus Christus selber einen Blinden mit seinem Schatten heilt. Offenbar war Schatten-Heilen das A und O, das war viel schwieriger, viel wichtiger, dann musstest du viel heiliger, viel purer sein, als um mit Sprache oder mit Berührung zu heilen. Und das Schattenheilen ist verloren gegangen. Die Idee, dass das überhaupt mal gegeben hat, ist verloren gegangen. Francis Bacon, der immer diese Schatten farbig malt, und der auch sagt, dass er im Grunde keinen Unterschied zwischen dem Körper und dem Schatten sieht. Das sei eine Einheit. Also hier ist sozusagen zusätzliches Material. Dieser Lucky Luke, der immer das Problem hat, sein Schatten erschießen zu müssen, weil ihm beweisen muss, dass er schneller zieht als sein Schatten. Der, der hat Komplexe und muss ständig auf seinen Schatten zielen und dem beweisen, dass er schneller ist als sein Schatten. Das ist eine tolle Fotografin, die hat sich mit 24 Jahren das Leben genommen. Sie heißt Francesca Woodman. Eine tolle Frau, eine tolle Fotografin, wirklich eine Wahnsinns-Fotografin. Das ist sie selber und sie hat ihren Schatten sozusagen auf den Boden gemalt und das dann fotografiert. Aber der Schatten ist verkehrt herum. Also Konflikte zwischen Schatten und Körper, Konflikte zwischen Mensch und Schatten, Konflikte zwischen... Hier, guck mal: Man Ray hängt so'n Eierschleuder an die Wand und mit dem Schatten zusammen. Und wie nennt er das? Sei humano... Être Humain AUTOR: "Mensch sein"... nennt Man Ray seine Schattenfotographie. Wir sind in der Schattenausstellung im Schloß „San Andrés“ im Zentrum von Carboneres bei Almeria in Andalusien. In der Nähe hat die Familie ein Haus am Meer in Aqua Amara, Bitteres Wasser auf Deutsch. Immer wieder stellt Claudio Lange auch in Spanien aus. 2017 waren es die Schatten in drei der Räume des Schlosses: WEITER O-TON 34 : Claudio Lange Das ist die Maschine und ihr Schatten. Und das ist es was ich sage. Wir sind Schatten! Warum benutzt man das denn nicht? Wir sind die Schatten der Maschinen. Wir sind die Schatten der Digitalität. Wir sind die Schatten des Kapitals. Wir sind die Schatten... Also das Militär versucht die Gesellschaft wie eine Kaserne zu organisieren. Die Millionäre versuchen die Gesellschaft wie einen Betrieb zu organisieren. Und wer sind wir? Schatten!! Nur noch Schatten - wir existieren gar nicht mehr, wir sind Nummern im Militär. Wir sind Nummern in der Kaserne oder in dem Betrieb. Wir sind nur noch Schatten. Und diese Idee, dass im Schatten Energie steckt, ist eigentlich eine sehr kostbare Idee. Eine unbekannte eine vergessene, eine verloren gegangene Energie, die in den Schatten steckt. Die wir sind letzten Endes. MUSIK: Anfang von „Shadow song“, aus „Peter Pan“ von Leonard Bernstein NOCH O-TON 34 : Claudio Das ist Peter Pan, die Novelle von Peter Pan, das ist eine lange Geschichte und es ist ein Theaterstück, das dann zur Novelle wird. wird das eigentlich. Es ging eigentlich darum, dass dem Peter Pan der Schatten abhanden kommt und der Schatten will nicht mehr zu Peter Pan. Und dann gibt es eine Jagdszene wo Peter Pan hinter seinem Schatten her ist. Und dann wird der wieder angenäht. Der Schatten wird wieder angenäht. Das bleibt am Schluss für dieses Kinderding von Disney bleibt das zwar noch existent, aber es ist nicht mehr so zentral wie es am Anfang war. Am Anfang war es wirklich ein Problem zwischen Peter Pan und dem Schatten. Die ganze Geschichte vom Käpt’n mit dem Haken und so ist drangehängt. MUSIK: Noch einmal einmischen „Shadow song“ NOCH O-TON 34 : Claudio Das Problem ist, Peter Pan, der nicht erwachsen werden will, hat einen Schatten, der mit ihm nicht leben will, und der Schatten wird kommt frei durch einen Hund, der Nana heißt, und er beißt ihm diesen Schatten frei und dann geht es darum, dass dieser Schatten wieder gerettet ist. Dann habe ich festgestellt, dass kleine Kinder sehr gut reagieren auf kleine Fotos. Die Kinder wo ich hier war, die haben sich immer dieses Ding ausgesucht, weil sie da genau sehen können, was drauf ist. Und bei den großen werden sie schon erschlagen. Vier mal Sieben, 28 kleine Bilder, Ja-Ja! AUTOR: Postkartengroße, gerahmte Motive - alle mit dem Thema Schatten, blaue Schatten oder Schatten-„Selfies“. Oft hatte er mit Kindern gearbeitet, gemalt, gedichtet, mit seinen eigenen oder mit denen von Freunden und Freundinnen. In Berlin, in Almeria. 1996 machte er Spanien eine Foto-Ausstellung über die „Agava Americana“. Die spanischen Kolonialherren brachten sie aus Südamerika mit, wie auch die Kartoffel. Sie wächst 60-70 Jahre lang bis zu einer Höhe von zwei oder drei Metern, erblüht dann und... stirbt. Auf übrig gebliebenen Postern zu der Ausstellung malte Claudio Lange eine Serie von Baumfrauen. O-TON 35 : Claudio [02:11] Die Palme! Ach, das ist vielleicht, was dieser Typ sagte, da sei ein Bild mit einer Agave ohne Kopf... Weil, was anderes kann ja nicht sein. Ja Ja! das ist keine Agave, das ist die Palme, Mann .... Also das ist mein Schatten auf einem Palmenstamm. Das ist alles. Eine Krähe, die an meinem Schatten pickt. Die Theorie, dass der Schatten Energie hat, ist ja eine der großen Entdeckungen bei dieser Nachforschung, über den Schatten, wenn du sagst: " Mir tut die Schulter weh", und ich suche dann draußen, wenn ich suche dann, den Schatten meiner Hand auf deine Schulter zu tun, das ist ja nicht Reiki, das ist was anderes, das ist der SCHAT-TEN. Das ist nicht die Berührung der Wärme, das ist der Schatten. Diese Theorie ist halt verloren gegangen, das war eine der großen Archeologien - nenne ich das - des Schattens. Das sind Schatten-Selfies, die Unter-Überschrift von dieser Ausstellung heißt ja "Den Selfie überwinden". Also, hören wir auf mit den Fotos von unseren Körpern - machen wir Fotos von unseren Schatten! Aber dass der Blick tatsächlich, dass der Blick tatsächlich auf den Schatten, der Schatten schöner sein kann als die schönste Frau. Dass der Schatten mit Dir macht, was er will. Manchmal macht er sich lustig über dich, manchmal macht er Dich runter. Und manchmal ist er schöner als das Schönste, was Du dir vorstellen kannst. Der Schatten ist eine griechische Statue, die griechische Venus. Der Körper ist keine griechische Statue. Also dass im Schatten etwas zustande kommt... Wenn du dann die Bilder einzeln dir anguckst - zum Beispiel hier. Hier das ist so wie Orpheus und Eurydike. Die einzelnen Bilder bekommen dann eine irre Bedeutung, von sich aus, eine irre Bedeutung. Und dann gibt's dann gibt es diese Bilder wo du nicht weißt, wie sie zustande kommen. Ich bin hier nie ganz sicher, dass das ein Schattenmann, der ist ja ein transparenter Schatten.“ Autor: Als Begleiterin auf seinen fotographischen Streifzügen durch die Natur, als Modell, als erste Betrachterin und Kritikerin taucht Elsbeth Burger, Claudios Lebensgefährtin, in der Schattenausstellung auf. NOCH O-TON 35 : Claudio Ich fotografiere dann den Schatten von ihr - sie steht hier. Ich stehe hier. Wo spiegelt sich was und wie, und mit dem Schatten ist das wahnsinnig spannend und aufregend. Das ist das, was mich zum Teil interessiert hat, das ist das Spiegelbild und das ist der Schatten. MUSIK „The Shadows“ [The very Best in High Quality] – Titel No. 1 „Wonderfull land “ O-TON 36 NEU Claudio Gauguin haut ja ab aus Europa, weil er mit Europa nichts mehr am Hut hat, nichts mehr. Das kannst du durchaus bis in den Ersten Weltkrieg fokussieren. Er hat das schon gesehen. Er hat das gesehen, wie andere auch. Wie Huysmans, die das gesehen haben, dass Europa in den Abgrund fährt. Und dann beginnen diese Paradies-Reisen, Beispiel Nolde, die dann in diese Gegenden fahren, wo Gauguin war z.B. ... um Bilder zu malen und zu verkaufen - in Deutschland. Ist doch völlig was anderes! Das ist der Unterschied, der Nolde war ja ein Nazi. // KÜRZEN Ein wirklich ein unangenehmer Nazi der nur ein Nazi der Verstand von Farben und so auf einen Nazi er war ein kleiner Bernard de Clairvaux, ein ekelhafter, rechter Nazi. // Mit dem Problem, dass die Nazis ihn nicht haben wollten, die an der Macht waren, die Goebbels und die Hitlers... Die mochten ihn nicht und sein Tagebuch ist voll vom Gejammer dass ihn endlich, dass sie ihn endlich aufnehmen sollten, das war schon in den zwanziger Jahren // hat mir der Markus erzählt den 20er Jahren // gibt es schon Hinweise dass er Nationalsozialist ist, der Nolde. Diese Mentalität fährt ihn nach Tahiti oder wo auch immer hin, um Motive zu finden und Bilder zu machen. Das ist keine Kunst. Man kann nicht sagen, Nolde sei keine Kunst, weil er, weil da irgendwas anderes noch läuft, also irgendwelche anderen Tricks kenne ich von ihm, also wichtige Tricks. So wie im Autobau in Wolfsburg vielleicht irgendwelche Fortschritte, wirkliche Fortschritte gemacht worden sind... // Neben dem ganzen Scheiß, den die machen... Wenn wir über Nolde reden, wissen wir, über wen wir reden und reden wir nicht über Gauguin, ist das klar, das ist einen andere... Nolde ist dann eine großartige Fußnote, so lange Fußnote in der Kunstgeschichte oder so lange Fußnote, ABER eine Fußnote! Das ist eine andere Kategorie! Das ist eine andere Kategorie. // KÜRZUNG // D.h. die Amateurs, die Liebhaber, die Amateurs... //und das Wort fiel dabei nicht sehr dialektisch mit der ganzen Widersprüchlichkeit.// Gauguin ist ein Amateur, Van Gogh ist ein Amateur...// Er hat nicht ein Bild verkauft, sein Bruder hat vielleicht ein Bild verkauft. Er hat nicht ein Bild verkauft // und ist der Kunst eben treu geblieben. Dieses Bild, was ich da ausstelle. Er malt ein Foto von einem Bild, was es nicht mehr gibt, was im Zweiten Weltkrieg verbrannt ist, wo er sich selber malt auf dem Weg. Der Schatten, der Schatten, der ist wie bei Schlemihl. Der Schatten, der will weg. Van Gogh ist mit seinem Schatten nicht einverstanden. Der hat den Konflikt mit seinen Schatten gemalt. Dieses Bild ist natürlich unter den Bomben des Zweiten Weltkriegs verbrannt. In Magdeburg war das. Also die Profis sind die Waren-Produzenten, das ist klar, und die Amateure sind, die wie das Wort sagt, die Liebhaber. Und jetzt kannst du als Liebhaber seriös sein das wäre dann so etwas wie seriös sein, das wäre dann so etwas wie Gauguin, oder van Gogh, seriöse Liebhaber. Und dann hast du diese Profis, die aus jedem Scheiß ne’ Ware machen wollen, auch aus Kunst, auch aus Religion.// Denn dieses Syndrom ist ja das, um was um was es geht. Die sind ja nicht außerhalb der Kunst es sind ja nicht nur Plastikeimer oder Trump-Tower-Verkäufer, sondern das ist innerhalb der Kunst ist das absolut, wird das versucht. Das ist nicht Kunst, das wird versucht. Aber du siehst das auch ein paar Gedichte von Hölderlin sind Ware, Ware wo er versucht Ware ... Und ein paar Gedichte in Hyperion sind Ware. Und andere sind ABSOLUTE, absolute das sind die, die über die Jahrhunderte zeitlos sind, das hat das mit dieser Zeitlosigkeit zu tun mit dieser, dass ist: EWIG! Ich kam nach Deutschland und sah Handwerker und keine Menschen (zitiert, "imitiert" Höderlin) keine Menschen und keine Menschen. Ich fand Künstler und keine Menschen, keine Menschen.... DAS ist Hölderlin. Und das ist nicht "Profi", das ist "Amateur", das ist "wahr"... Morgens beim Frühstück und abends beim Einschlafen ist das WAHR. Und nicht nur, wenn der Galerist kommt oder der Verleger. Und das ist ja, was ich überhaupt noch nicht in Griff kriege, das irgendwie.... Deswegen freut mich ja DAS so sehr, dass dieser Brückenschlag zwischen diesem und jenem Also zwischen der Terrasse und dem Meer... Genau zwischen dieser Terrasse und dem Meer. Und mein ICH, wäre das. Mein angestrebtes ICH wäre das Du hast die weiße Wand bemalt... ...Genau die eine die eine Grenze darstellt, die findest du ja in allen Häusern, hier hast du die weiße Wand... lauter weiße Wände lauter kleine, weiße Begrenzungen der Terrassen. Genau! Lauter kleine Berliner Mauern zwischen Mensch und Natur. Genau genommen. Und dann sagst du: "nein, semipermeable", halb durchlässig, das ! Du hast sie bemalt mit Grün... mit Grün vor allen Dingen weil, ich war im Frühjahr da. Und dann schimmert schon das Braun der Gegend durch. Dann kam das Gelb dazu, weil es überall blühte Das Braun dieser verwüsteten Gegend, vor dem Meer, wo es keine Bäume mehr gibt Ganz genau, und dann blüht es hier und da Gelb - es blüht sehr viel Gelb im Frühjahr und komischerweise kamen dann die Wespen und ließen mich nicht malen. Also du nimmst den gelben Pinsel mit gelber Farbe in die Hand und die Wespen kommen. Die sehen gelb, die Wespen. Das ist so. Und dann blieb das so und dann fehlte mir irgendwas. /// Und dann hörte ich halt vom Nachbarn das Ingrid gesagt hätte, es sei zu viel Grün. /// Ich fand auch dass was fehlt aber ich fand nicht so viel Grün. Ich wusste nicht was das war. Ein Jahr später eine Woche. MUSIK: Anfang Erster Teil von „Die Schöpfung“, Josef Haydn O_TON aus Take 0027 in Spanien aufgenommen Und dann kam das Blau. Ich sag, verdammt noch mal das im Himmel, mit dem Wasser kommunizieren und das habe ich so selbstverständlich vorausgesetzt.// ich habe das nicht. // Und über das Blau ist dann das passiert. In meinen Augen ist das ist das "réussi" ... //. AUTOR: „Réussi“. Erfolg-reich... gelungen. Die Ware und das Wahre. Ein Künstlerleben lässt sich nicht an der Rente von der Künstlersozialkasse messen. Auch nicht an der erzielten Verkaufssumme für die Werke aus 45 Jahren. Und erst recht nicht an den wissenschaftlichen oder öffentlichen Anerkennungen für die religionswissenschaftlichen Erkundungen seit Anfang der 1970er Jahre. In der Nähe des Hauses der Familie Lange bei Almeria, dort, wo die Kinder von Ingrid und Claudio wohnen, steht ein alter Baum, der an die 1000 Jahre alt sein soll. Dort beenden wir die heutige Lange Nacht. WEITER AUS TAKE 00:27 Lassen wir es doch! // Reden wir von Grenze, von "unterschiedlichen Welten". Und dieses macht für mich die, dieses lässt bei mir... ... die Energie zirkulieren zwischen diesen zwischen dem Beethoven und den Bach wir hier hören und den Geschichten, die wir hier machen, und dieser verwüsteten Welt. An einem Mäuerchen wieder an einem Mäuerchen, was übermorgen zusammenbricht, weil dieses Mäuerchen ist wahrscheinlich 30-40 Jahre alt. Und bröckelt, und es wird ja begossen. Ja und alle die hier wohnen gießen diese Pflanzen. Es wird ja auch nicht besser, wird ja auch nicht stabiler. Das ist so wie diese Skulptur. Aber es muss ja erst mal gemacht werden, unter diesen Voraussetzungen kannst es ja überhaupt erst probieren. Weil es ist utopisch. Also zwischen diesem Haus, was "uns so viel Geld kostet" (Ironie) und so gebaut ist und dieser Landschaft, wo nix ist, wo alles kaputt ist. Ist ja erst mal utopisch zu sagen: "Ja aber du lebst ja hier, Du lebst auf dieser Welt". Und ich bin sehr froh über dieses Ding, das ist wirklich eine Erscheinungsform meines Ichs, meines ästhetischen, meines Ichs. Da ist kein da ist kein Kunsthandwerk, da ist es wirklich für mich ist das Kunst. Das, was ich verlange, nämlich einen Übergang eine Zirkulation, eine Verbindung, das was Trennung, Abschneiden, Wegschneiden, Amputieren, das ist das, was es.....was eigentlich die Ware erst ermöglicht, dass du das trennst. Beim Marx heißt es dann Gebrauchswert und Tauschwert nicht wahr, dass der Gebrauchswert von einem Apfel nicht mehr interessiert, d.h. es ist kein Apfel ist das sind drei Pfennig, die du vielleicht für sechs Pfennig verkaufen kannst. Das ist kein Apfel mehr, das sieht so aus wie ein Apfel, aber es ist kein Apfel. Es ist ein Teil eines ökonomischen Systems. Also der Gebrauchswert spielt keine Rolle. Und so könnte man das, also meine marxistische Terminologie, die kenn ich ja. Ich bin ja auch ein gut erzogener Mensch. Ich kenn mich da aus, aber ich benutze das sehr selten. Man könnte das, was Kunst ist. Also wenn der van Gogh, oder wenn der Monet sich selber als Schatten-Selfie fotografiert, dann weiß ich plötzlich Milliarden mal mehr über Monet, als wenn ich das Foto nicht kannte, das war ja bis vor kurzem, dass er von sich selber als Schatten ein Foto macht, sagt mir wahnsinnig viel. Das hat einen riesen Gebrauchswert das Ding, und nicht "ist das schön ist das nicht schön". Wieviel kostet das verkaufst. Das ist ein völlig anderes Ding. Und da bin ich hilflos. Da hab ich mich noch nie, das wollte ich nie. Und wenn ich es wollte könnte ich es nicht bis heute. Da kann ich mich nicht bewegen, in diesem Terrain Ich habe ja den Nachbarn angeboten, das zu machen und ich werde Montag zu denen ein Bier trinken gehen, weil ich diese scheiß Mauer, die sie genau vor ihrer Nase haben, die dann in die Landschaft guckt... Ja, sie gucken über ein weißes, ein weißes Mäuerchen auf die Landschaft, das haut mir ins Gesicht. Ich habe ihnen gesagt Wenn ihr's haben wollt, ich mache euch das. Wie soll ich das denn bezahlen lassen. Wie zahlt man das denn. Wie versilbert man das denn ?! // Letzten Endes müsste ich auch denken, dass ich da, wo es zusammenkracht zu reparieren, weil die Ökonomie soll ja nicht draußen bleiben ist so bleibt sie beim Gauguin bleibt sie draußen, beim van Gogh bleibt sie draußen und beim Picasso, der hat es irgendwie anders gemacht, der hat einen anderen Weg einen anderen Weg gegangen, der hat nämlich bei der Kunstfertigkeit hatte angefangen, der hat als Profi angefangen und hat sich dann „amateurisiert“ im Grunde. Also diese rosa und blaue Periode, da hat er von Toulouse Lautrec kopiert und ganz traurige Gestalten. Er hat sozusagen eine sentimentale Malerei produziert, die heute noch z.B. meine Schwester begeistert, wahrscheinlich Millionen von Leuten begeistert. Der Harlequin, der traurig da sitzt und so... Das ist professionell// "Pervers" weg!//. Er konnte das ja! //Er hat als Profi // Und dann hat er irgendwo und das sind die "Démoiselles d'Avignon", da hat er irgendwann, hat er gesagt, das geht so nicht weiter auf dieser Welt, hat er die afrikanischen Skulpturen und dann hatte er seinen Vater der Mallehrer war, hat er auch angeguckt, der ja auch ihm zum Professionellen angeregt hatte, "mal eine Taube, so wie sie ist" und seit Rafael konnte keiner so gut zeichnen wie Picasso. Diese ganze Chose hatte drauf, und die verlässt er. Und was sagen die Freunde, Claus Josten? Hey Pablo, du bist am Ende, nee? willst dich umbringen, was machst du denn da!? Autorenfrage: Was sind die Désmoiselles? Das größte Bild des 20. Jahrhunderts...? Unfertig, unfertig wie die Mona Lisa. Von wegen. Stell dir mal einen unfertigen Fernseher in Raum, was wär den da los, ein unfertiges Auto dem Kunden vor die Tür! Die Mona Lisas ist unfertig, die „Démoiselles“ ist unfertig, vielleicht gibt's noch mehr. Er hat nicht gewusst, wie es zu Ende... er hat abgebrochen. Da bist du beim Amateur eben, da bist du beim wahrhaftigen Amateur. Ich weiß nicht weiter.... MUSIK: Anfang Erster Teil von „Die Schöpfung“, Josef Haydn Zur Auswahl für den Einstieg: Chor bei ca. 8 Minuten bis Akzent bei 9:30 Ende (oder Tenor danach) Absage Musik hoch Musikliste 1. Stunde Titel: aus: The people united will never be defeated. 36 Variationen über "El pueblo unido jamás será vencido" für Klavier, Thema. With determination Länge: 01:30 Solist: Igor Levit (Klavier) Komponist: Frederic Rzewski Label: Sony Classical Best.-Nr: 3CD88875060962 Titel: aus: The people united will never be defeated. Variation 1. Weaving. Delicate but firm Länge: 01:01 Solist: Igor Levit (Klavier) Komponist: Frederic Rzewski Label: Sony Classical Best.-Nr: 3CD88875060962 Titel: El Pueblo unido Länge: 03:30 Interpret: Quilapayun Komponist: Ortega Label: MLP PROJECTS Plattentitel: L'Art de Quilapayun Titel: Canarios. Improvisation über das gleichnamige Lied Länge: 04:53 Ensemble: Hespèrion XXI Komponist: Unbekannt Label: ALIA VOX Best.-Nr: AV 9820 Titel: Erythroculter Länge: 05:00 Interpret: C.A.R. Komponist: Klingebiel Label: Bimba Records Best.-Nr: 6116043 Plattentitel: Look behind you Titel: aus: The people united will never be defeated Variation 3. Slightly slower, with expressive nuances Länge: 01:10 Solist: Igor Levit (Klavier) Komponist: Frederic Rzewski Label: Sony Classical Best.-Nr: 3CD88875060962 Titel: Geez Länge: 05:50 Interpret: C.A.R. Komponist: Klingebiel Label: Bimba Records Best.-Nr: 6116043 Plattentitel: Look behind you Titel: Volver a los 17 Länge: 04:00 Interpret und Komponist: Violeta Parra Label: Eulenspiegel Best.-Nr: EUCD2050 Plattentitel: Best of Chile Titel: Gracias a la vida Länge: 04:21 Interpret und Komponist: Violeta Parrá Label: Verve Best.-Nr: 518789-2 Plattentitel: 30 años Titel: The sound II Länge: 06:16 Interpret: Nico Komponist: Christa Päffgen, James V. Young, Henry Olsen, Graham Dowdall Label: SPV Recordings Best.-Nr: 084-96202 Plattentitel: Nico's last concert - "Fata Morgana" Titel: Maniac Länge: 06:00 Interpret: JAcob Karlzon 3 Komponist: Sembello Label: Stunt Best.-Nr: StuCD11032 Plattentitel: The Big Picture 2. Stunde Titel: Alberta #3 Länge: 01:37 Interpret: Dylan, Bob Komponist: Traditional Label: COLUMBIA Best.-Nr: 88883734872 Plattentitel: Another self portrait (1969-1971): The Bootleg Series Vol. 10 Titel: Always Länge: 02:00 Interpret: Dominik Miller Komponist: Miller Label: Q-rious Music Best.-Nr: 7621060 Plattentitel: third world Titel: Baden Länge: 02:07 Interpret: Dominik Miller Komponist: Miller Label: Q-rious Music Best.-Nr: 7621060 Plattentitel: third world Titel: aus: The people united will never be defeated. Variation 8. With agility. Not too much pedal. Crisp Länge: 01:15 Solist: Igor Levit (Klavier) Komponist: Frederic Rzewski Label: Sony Classical Best.-Nr: 3CD88875060962 Titel: Partido Alto Länge: 03:20 Interpret: Dominik Miller Komponist: Miller Label: Q-rious Music Best.-Nr: 7621060 Plattentitel: third world Titel: Santiago, penando estás Länge: 02:43 Interpret und Komponist: Violeta Parrá Label: 'pläne' Best.-Nr: 89008 Plattentitel: Santiago, penando estás, La peña de los Parra Titel: Paris, Texas Länge: 01:54 Interpret: Ensemble Komponist: Ry Cooder Label: WEA International Best.-Nr: 248089-2 Plattentitel: Paris, Texas - Music from the motion picture Titel: Desolation Row Länge: 04:45 Interpret und Komponist: Bob Dylan Label: COLUMBIA Best.-Nr: 520358-2 Plattentitel: No direction home: The soundtrack - The Bootleg series, Vol. 7 Titel: Brothers Länge: 02:05 Interpret: Ensemble Komponist: Ry Cooder Label: WEA International Best.-Nr: 248089-2 Plattentitel: Paris, Texas - Music from the motion picture Titel: Psalm Länge: 01:02 Chor: The London Welsh Male Choir Ensemble: Roxy Music Komponist: Bryan Ferry Label: E.G.Records Best.-Nr: 257946 Titel: Papa was a rollin' stone (Papa was a rolling stone) Länge: 03:11 Interpret: The Temptations Komponist: Norman Whitfield Label: ARIOLA EXPRESS Best.-Nr: 656394-2/1 Plattentitel: The Black Box - The best of Soul, Dance & Disco, Vol. 1 Titel: Dolorosi martir Madrigal zu 5 Stimmen (Schmerzliche Marter, bitteres Los) Länge: 01:25 Ensemble: Gesualdo Consort Amsterdam Komponist: Giovanni Maria Nanino Label: DeutschlandRadio Berlin Titel: Yesterday Länge: 02:05 Interpret: The Beatles Komponist: John Lennon, Paul McCartney Label: Parlophone Best.-Nr: 3824152 Plattentitel: Help! Titel: Running Länge: 04:50 Interpret: Jacob Karlzon 3 Komponist: Karlzon Label: ACT Best.-Nr: 9533-2 Plattentitel: More 3. Stunde Titel: If the devil don't me Länge: 01:50 Interpret: Ashley Monroe Komponist: Monroe Label: Warner Bros. Records Best.-Nr: 549777-2 Plattentitel: The Blade Titel: A song for Europe Länge: 04:43 Interpret: Roxy Music Komponist: Bryan Ferry, Andrew Mackay Label: E.G.Records Best.-Nr: 257946 Plattentitel: Stranded Titel: Blues in the Closet Länge: 03:30 Interpret: Catherine&Wind Komponist: Pettiford Label: ACT Best.-Nr: 9621-2 Plattentitel: New Folks Titel: aus: Llibre Vermell. Eine Sammlung von Gesängen für die Pilger von Montserrat (04) Los set goyts. Ballada dels set goyts de Nostre Dona en vulgar cathallan Länge: 04:30 Solist: Montserrat Figueras (Sopran) Chor: Coral Carmina Ensemble: Hesperion XX Dirigent: Jordi Savall Komponist: Unbekannt Label: Angel Best.-Nr: CDM 763071-2 Titel: Shadow Dance Länge: 01:07 Interpret: Glory Crampton Komponist: Leonard Bernstein Label: Varese Sarabande Records Best.-Nr: VSD-5722 Titel: Wonderful land Länge: 02:07 Interpret: The Shadows Komponist: Jerry Lordan Label: Reader's Digest Best.-Nr: HIS053390 Plattentitel: The history of Pop 1961-1963 Titel: Sueño con Méxiko Länge: 04:57 Interpret und Komponist: Pat Metheny Label: ECM-Records Best.-Nr: 823270-2 Plattentitel: Works Titel: Somewhere Else Before Länge: 05:30 Interpret: Esbjörn Svensson Trio Komponist: Svensson Label: ACT Best.-Nr: 9009-2 Plattentitel: Good Morning Susie Soho Literatur Ovid, Metamorphosen Band VI: 1-145 Claudio Lange, Milch, Wein und Kupfer. März-Verlag 1979 Claudio Lange, Rückkehr ins Exil und andere Gedichte. Rowohlt 1980 Claudio Lange, Museum vom Überleben der Utopien, Transit Buchverlag, 1989 Claudio Lange, Anti-Islam in der romanischen Kunst, Parthas 2004 Benno Meyer-Wehlack, Schlattenschammes oder Berlin am Meer – Erzählung aus dem Nachkrieg. Arsenal 2015 Irena Vrakljan, Marina (Zwetajeva), im Gegenlicht , Droschl 1989 Irena Vrakljan, Schattenberlin – Aufzeichnungen einer Fremden, Droschl 1990 Irena Vrakljan, Seide, Schere Roman erschienen bei Wieser, 2008 [U1] Aussprache? [U2] [U3R2] Die Lange Nacht über den Religionswissenschaftler und Künstler Claudio Lange Seite 69