COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport Oldie-WG statt Altenheim!? - Über die Möglichkeiten und Grenzen von Wohnprojekten für Ältere - Autorin Ita Niehaus Red. Claus Stephan Rehfeld, Heidrun Wimmersberg Sdg. 20.09.2012 - 13.07 Uhr Länge 19.00 Minuten Moderation Vor zwanzig Jahren gründeten in Hannover einige engagierte Frauen und Männer das "Forum Gemeinschaftliches Wohnen im Alter". Die Gründer wollten Wohnprojekte für Ältere initiieren und beraten. Und Sie hatten Erfolg, derzeit hat das Forum "Gemeinschaftliches Wohnen" viele Mitglieder und Mitgliedsorganisationen, und zwar bundesweit. Schätzungsweise 400 Wohnprojekte gibt es inzwischen. Keine klassische WG mit einem gemeinsamen Bad, sondern selbstorganisierte Hausgemeinschaften, nachbarschaftliche Wohnprojekte oder Mehrgenerationenhäuser. Eines der ältesten Wohnprojekte ist die "Alten-Wohngemeinschaft Am Goldgraben" im niedersächsischen Göttingen. Ita Niehaus geht nun einigen Fragen nach, nämlich : Was können wir von den existierenden Alten-WG's lernen? Wie kann das Älterwerden in der Gemeinschaft gut funktionieren? Und wo stoßen die Projekte an ihre Grenzen? - folgt Script Sendung - Script Sendung G 01 Atmo Gespräch Aufräumen im Keller 1996 (kurz stehen lassen, unterlegen, blenden) (Klappern) "Ja, wollen wir denn so viele Tortenformen behalten?" - "Nee, die brauchen wir nicht." - Ja, das sind natürlich ziemlich viele.... AUT Sommer 1996. Sechs Frauen durchstöbern gemeinsam Umzugskisten und sortieren aus. In einem Alter, in dem andere davon träumen, sich zur Ruhe zu setzen, fangen sie noch einmal ganz von vorne an und ziehen zusammen. In eine apfelgrüne Stadtvilla mit sechs kleinen Wohnungen, Garten und einem großen gemütlichen Gemeinschaftsraum - mitten in Hannover. Die 71-jährige Adelheid Passenheim kann sich noch gut an die Aufbruchsstimmung damals erinnern. E 01 (Passenheim) "Das hat mir richtig Freude gemacht. Ich hatte kein Problem, mich von Sachen zu trennen oder von dem zu trennen, wo ich herkam - das war `ne ganz tolle gemeinsame Erfahrung." AUT 13 Jahre haben die Mitglieder des Vereins "Alt und Jung" diskutiert, geplant und nach einem passenden Haus gesucht. Als sich endlich eine Wohnungsbaugesellschaft auf das Experiment einließ und der Mietvertrag auf dem Tisch lag, wagten nur drei von ihnen den Schritt in das Abenteuer Wohngemeinschaft. Adelheid Passenheim erfuhr über eine Zeitungsanzeige von dem Projekt. Die ehemalige Heilpädagogin wuchs in einer großen Familie auf. Ihre beiden Kinder waren erwachsen, neun Jahre hatte sie alleine gelebt. E 02 (Passenheim)"Daraus kam dieser Wunsch mal ganz anders zu leben. Zusammen in einer Gemeinschaft, wenn es geht in Freude (lachen), was nicht immer der Fall sein kann. Ich habe mir nix Großes ausgemalt, dachte auch nicht, dass es diese Kämpfe geben würde. Aber immerhin, ich bin immer noch da." AUT Sechs Frauen - mit ganz unterschiedlichen Lebensläufen und Vorstellungen vom Zu - sammenleben. Wie viel Nähe, wie viel Distanz? Und wie viel Engagement für die Gruppe will jede einbringen? Nach und nach rauften sich alle zusammen. Jede Bewohnerin führt ihren eigenen Haushalt, eine Hausordnung gibt es nicht, beim wöchentlichen WG- Treff wird der gemeinsame Alltag geplant. E 03 (Passenheim) "Früher wurde auch mal von Wahlverwandtschaften gesprochen. Das ist ein bisschen in der Richtung. Das kann man eigentlich nicht so in einem Wort sagen. So Menschlichkeit, Wertschätzung das muss schon da sein." G 02 Atmo Gespräch im Gemeinschaftsraum (kurz stehen lassen, unterlegen, blenden) "Wollen wir `nen richtigen Kaffee kochen oder `nen schnellen? -`Nen schnellen reicht. - Hast auch nicht so viel Zeit, mit mir hinzusetzen? - Hinzusetzen schon, aber nicht zu kochen..." AUT 16 Jahre später. Das Wohnprojekt Eichstraße existiert immer noch, es ist viel passiert in der Zwischenzeit. Mitbewohnerinnen sind ein- und ausgezogen, eine Frau ist gestorben, eine andere ist schwer erkrankt an Alzheimer-Demenz und lebt in einem Pflegeheim. Adelheid Passenheim und ihre Schwester Ulrike Holtorff sind die beiden einzigen, die noch von Anfang an mit dabei sind. Angelika Beck wohnt erst seit zwei Jahren in der Eichstraße. Ihre Erfahrung: Es macht keinen Unterschied, ob man schon lange oder erst seit kurzer Zeit da ist. E 04 (Beck) ""Sondern wie man da ist. Ob man immer wieder in dieses tägliche Leben bereit ist hineinzuspringen oder nicht. Denn die Dinge verändern sich ja laufend." AUT Die 62-Jahre alte Heilpraktikerin wurde durch die Frauenbewegung und die 68er geprägt und hat fast immer in Gemeinschaften gelebt. Worin sich die "Oldie-WG" von der "Studenten-WG" vor allem unterscheidet? E 05 (Beck) "Man ist kräftiger, man ist geistig beweglicher, die Lebensstrukturen sind noch nicht so eingefahren, es gibt vieles auszuprobieren. Wenn man das bewusster macht mit 50 plus, ist das eine gewachsenere, bewusstere Entscheidung für eine Lebensform." G 03 Atmo Straße mit Tauben und Auto (kurz stehen lassen, unterlegen, blenden) AUT In der Expo-Siedlung"Am Kronsberg" im Süden von Hannover. Seit elf Jahren wohnt hier eine Gruppe von älteren Menschen in zwei Nachbarhäusern - jeder selbstständig in seiner eigenen Wohnung. Das Motto der Senioren-WG: "Gemeinsam statt Einsam." G 04 Atmo Gespräch beim Bilder aufhängen (kurz stehen lassen, unterlegen, blenden) "Das was Du jetzt als Drittes aufgehängt hast, war vorher das zweite. - In der Mitte, überhaupt anders...- Ja, freut mich...- Bitte schön, Madam!..." AUT Brigitte Stender sitzt am Kaffeetisch im Gemeinschaftsraum und schaut den anderen beim Bilder aufhängen zu. Flotte Kurzhaarfrisur, modische Brille, schlank - dass sie fast 80 Jahre alt ist, sieht man ihr nicht an. Früher hat sie ein Pflegeheim in Berlin geleitet, wegen der Kinder zog sie nach Hannover und engagierte sich dort schon bald für das Wohnprojekt. E 06 (Stender) "Das hatte zur Folge, dass ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlug. Einmal meinen Traum zu verwirklichen und dann eventuell auch viele Bekannte zu haben. Denn ich kam in eine fremde Stadt und es sollte ja nicht so sein, dass meine Kinder dann sagen, wir müssen mal wieder unsere Mutter einladen, die wird sonst einsam." AUT Gemeinsam statt einsam, dass heißt vor allem auch, sich gegenseitig zu unterstützen im Alltag, um ein Leben in einem Pflege- oder Seniorenheim wenn irgend möglich zu vermeiden. Die 81 Jahre alte Elfriede - genannt "Elfe" - Höller war früher Sozialarbeiter- in und fing schon früh an, sich mit alternativen Lebensformen im Alter auseinanderzu -setzen. E 07 (Höller) "Ich habe sehr viel mit älteren Menschen zu tun gehabt und die lagen oft ganz verzweifelt allein in ihren Wohnungen. Das fand ich schon sehr eindrucksvoll. Und dann habe ich gedacht, so will ich mal nie enden." AUT Vorbilder hatten Brigitte Stender, Elfe Höller und die anderen 14 Mitglieder der Ini -tiative damals keine. Sie mussten sich alles selbst erarbeiten. Von ihren Ansprüchen an eine Gemeinschaft, über ihr Engagement im Stadtteil, Rechtsformen und Finanzierung bis hin zum Pflegekonzept. E 08 (Stender) "Ich dachte, dass ist so gut das Projekt, als wir uns in etwa eine Konzeption erarbeitet hatten, das ist ein Selbstläufer. Unser Vorsitzender damals sprach immer vom Experiment. Das hat mich auf die Palme gebracht. Und als wir dann hier zu -sammen zogen, dann habe ich festgestellt, Dieter, ich muss mich bei dir entschuldi- gen, das ist ein Experiment vom Anfang bis zum Schluss." AUT Und eine Erfolgsgeschichte. Nicht nur weil das Projekt bundesweit als Vorzeigemodell gilt. Die Senioren-WG hat auch schon einige Bewährungsproben erfolgreich bewältigt. Als zum Beispiel eine Mitbewohnerin kurz nach dem Einzug schwer erkrankte, waren alle für sie da über Jahre und konnten so verhindern, dass sie in ein Pflegeheim ziehen musste. E 09 (Höller)"Für mich ist das auch eine große Sicherheit. Und dass ich die Freiheit habe, mein Leben sonst leben zu können, das befriedigt mich sehr." AUT Schätzungsweise rund 10.000 Wohnprojekte für Ältere gibt es inzwischen bundesweit. Die klassische WG mit gemeinsamen Bad ist die Ausnahme, gefragt sind vor allem selbstorganisierte Hausgemeinschaften und nachbarschaftliche Wohnprojekte oder Mehrgenerationenhäuser. Und die Nachfrage steigt. Nicht nur wegen des demographi -schen Wandels. Die Babyboomer mit WG-Erfahrung werden älter und wollen auch dann anders leben. Rund 10.000 Wohnprojekte bundesweit, etwa 300 in Niedersachsen- E 10 (Töllner)"Dann denkt man, um Gottes Willen, wo ist Niedersachsen da? Man muss aber berücksichtigen, wir sind Flächenstaat, wir haben ganz wenig Metropolregionen. Hannover, Braunschweig, Oldenburg - das sind auch die Städte, wo mehr Wohn - projekte sind, sonst haben wir den ländlichen Raum. Und da relativiert es sich wieder, dass wir relativ gut dastehen." AUT Dr. Andrea Töllner vom Niedersachsenbüro "Neues Wohnen im Alter." Niedersachsen gehört zu den wenigen Bundesländern, die eine solche Beratungseinrichtung fördern. E 11 (Töllner) "Das Thema in die Kommunen zu bringen, einzelne Initiativen immer punktuell zu begleiten. Hauptsächlich ist es natürlich ein Stück weit Fortbildung, Öffentlichkeits- arbeit und das Thema über Veröffentlichungen voranzubringen." AUT In Hannover sitzt auch die Bundesgeschäftsstelle des Forums Gemeinschaftliches Wohnen. Seit 20 Jahren engagiert sich dieser Zusammenschluss von Laien und Profis für neue Wohnformen. Ingeborg Dahlmann, die stellvertretende Vorsitzende, und Andrea Töllner sind sich einig: Der Weg von der Idee zum Projekt dauert zwar heute nicht mehr so lange wie noch vor zehn Jahren, doch es braucht immer noch viel Zeit, Durchhaltevermögen und Engagement. Unter anderem ist die Finanzierung oft schwierig und es gibt zahlreiche bürokratische Hürden. E 12 (Töllner) "Zu wenig Hilfe gibt es eigentlich nicht, diese Hilfe rechtzeitig anzunehmen, ist eher das Problem. Häufig ist es so in den Beratungssituationen, dass die Menschen sagen, hätten wir sie doch viel früher in Anspruch genommen, dann hätten wir ganz bestimmt ein, zwei Jahre der Planung gespart." AUT Hinzukommt: Das Alter ist nach wie vor oft negativ besetzt. E 13 (Dahlmann) "Senioren sagen ja, wenn sie in den Ruhestand gehen, oh, ich will dann erst mal reisen, dann gehe ich meinem Hobby nach. Aber zu sagen, was tue ich dann, wenn ich meinem Hobby nicht mehr nachgehen kann, weil ich gehandicapt bin - das wird unangenehm, dem weicht man gerne aus." AUT Eines fällt sofort auf, wenn man Wohnprojekte besucht: der hohe Frauenanteil. Rund 80 Prozent sind es - schätzt das Forum Gemeinschaftliches Wohnen. Warum das so ist? Die Nachkriegsfolgen spielten sicherlich zu Beginn eine Rolle. Auch das traditionelle Rollenverständnis wirkt sich aus. Frauen sind offener und lassen sich eher auf dieses "Abenteuer" ein. E 14 (Passenheim) "Die Männer, die ich kenne, sagen, dafür bin ich nicht geboren. Oder "Ich bin ein Einzelgänger" oder "Um Gottes Willen, da muss ich ja den ganzen Tag, blablabla" - ich weiss nicht, was die für Phantasien haben." E 15 (Dahlmann)"Ich sehe es ein bisschen im Wandel. Wir haben interessante Menschen in den Gruppierungen, die in spannenden Berufen gearbeitet haben, die Stadtplanung gemacht haben - die entdecken als Männer dieses Thema für sich auch." G 05 Atmo Gespräch Eichstraße (kurz stehen lassen, unterlegen, blenden) (Klappern) " Ingrid hat schön Kuchen gebacken, die hat Geburtstag. - Ja? Das ist ja toll. - Drei Stück für ihre Damen da draußen.." AUT Zurück in der Hausgemeinschaft Eichstraße. Viele Jahre lief es gut, nun steckt die Gruppe mitten im Umbruch. Keine regelmäßigen wöchentlichen Treffen am Montag mehr, nur selten machen alle etwas zusammen. Neue Frauen sind hinzugekommen und das bedeutet auch, das Zusammenleben wieder neu auszuhandeln. Der 71-jährigen Adelheid Passenheim und ihrer Schwester Ulrike Holtorff fällt das dieses Mal nicht leicht. E 16 (Passenheim) "Ich möchte eigentlich ein bisschen mehr zur Ruhe kommen.Ich möchte nicht bis zum Tod mich mit anderen in der Wolle haben, die völlig andere Ansichten haben als ich. Und das finde ich einen schwierigen Weg, sich zu finden oder sich zu trennen. Und da sind wir jetzt." E 17 (Holtorff)"Es entwickelt sich Vertrauen, `ne Zusammengehörigkeit, eine Verantwort -ung. Wenn ich merke, dass es jemanden nicht gut geht, dass man Sachen von alleine sieht, auf den anderen zugeht. Und wenn ich ganz ehrlich bin, das fehlt mir im Augenblick bei manchen." (Stimme oben) AUT Die Senioren-WG "Gemeinsam statt Einsam" kennt solche Gruppenprozesse. Im Laufe der Jahre hat sie eine gewisse Streitkultur entwickelt. Elfe Höller. E 18 (Höller) "Wir haben ja verschiedene Phasen durchgemacht - von der Euphorie zur Depression und wieder auferstanden. Wir haben jetzt, glaube ich, alles durchlebt und wissen, wo wir stehen, wie wir miteinander umgehen können, ohne uns zu verletzen. Das geht jetzt ohne große Debatten." AUT Auch wenn sie jünger wirken, die Bewohnerinnen und Bewohner der beiden Häuser am Kronsberg sind fast alle um die 80. Ihr Leben in der Gemeinschaft hat sich geändert. Sie brauchen mehr Zeit für sich selbst, auch mal mehr Ruhe. Und: Mit dem Alter wächst das Risiko, schwer krank oder zum Pflegefall zu werden. E 19 (Stender)"Und da stellt sich natürlich die Frage, wenn wir krank werden, wie sollen denn die anderen Alten dann Betreuung leisten? Das war ein Schock, als man sich das erst einmal so klar machte." AUT Hinzukommt: Ein Haus hat keinen Fahrstuhl. Es ist auch nicht möglich, einen Treppenlift einzubauen. Irgendwann wird die Gruppe dieses Haus aufgeben müssen. Trotzdem. Brigitte Stender ist optimistisch, auch diese Herausforderung gemeinsam zu meistern. E 20 (Stender) " Wir haben alle irgendwelche Ressourcen. Der eine ist geldlich ganz gut ausgestattet, die anderen haben Kinder, die dann auch punktuell eingreifen können." AUT Jedes Wohnprojekt ist anders und jedes muss seinen eigenen Weg finden. Es gibt aber auch Erfahrungen, die nicht jede Gemeinschaft immer wieder neu machen muss. Als sinnvoll erwiesen hat sich etwa, ein Projekt nicht zu klein zu planen. Zwischen zehn und zwanzig Haushalte sollte es schon umfassen. Auch sollten nicht alle gleichaltrig sein. Hilfreich ist auch eine kompetente Supervision. E 21 (Höller) "So vierteljährlich oder halbjährlich. Dass man einfach dann gemeinsam überlegt, was haben wir erlebt, was war schwierig, was war gut. Das es nicht in Form einer Therapie ist, sondern einfach nur Begleitung von außen." AUT Natürlich würden sie einiges heute ganz anders machen. Vor allem sich nicht ver -pflichten, einander zu betreuen. Das schreckt künftige Mitbewohner ab und die Erfahr- ung zeigt: Es geht anders. E 22 (Stender)"Ich beobachte das jetzt im Gilde Carre. Heute sind sie soweit, sie sind jetzt ja schon fünf, sechs Jahre zusammen, dass sie sagen, wir haben das zwar nicht in der Konzeption gehabt, aber so peu a`peu leben wir so wie ihr und richten uns darauf ein, dass es so auch bei uns läuft." AUT Alle sind sich einig: Miteinander alt zu werden in einer Gemeinschaft ist anstrengend und schön zugleich. Die positiven Seiten jedoch überwiegen. E 23 (Holtorff)"Das da oft Sachen sind, die man nicht erwartet, dass das einfach gut tut. Wenn eine Apfelsine auf dem Tisch liegt, dass die anderen sich freuen, wenn man zurückkommt, dass man das Gefühl hat, man ist angenommen bei allen Schwierig- keiten und das macht Mut." AUT Das Thema ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Bis vor ein paar Jahren gab es vor allem Eigentumsprojekte, nun entstehen immer mehr bezahlbare Mietwohnpro- jekte. Ältere Menschen aus allen Bevölkerungsschichten engagieren dafür. Und immer mehr Fachleute, aus dem Bau- und Wohnungswesen oder den Kommunen, wenden sich an das Forum, um sich beraten zu lassen. Auch das Niedersachsenbüro beobachtet, dass die neuen Wohnformen im Aufwind sind. Unter anderem weil es, so Studienergeb- nisse der Bertelsmann-Stiftung, ganz handfeste finanzielle Argumente gibt. E 24 (Töllner) "Dass man da ganz deutlich sagen kann, die Menschen sind länger aktiv, es ist weniger Pflege erforderlich. Und wenn Pflege erforderlich ist, dann wird die ambu - lant organisiert. Und alles andere an Betreuungsleistung wird von der Gruppe oder anderen Betreuern eingekauft. Aber es rechnet sich auf alle Fälle." AUT In Zukunft will das Niedersachsenbüro noch stärker mit den Kommunen zusammen - arbeiten. Das Ziel: Wohnprojekte als Dreh- und Angelpunkt zu nehmen, um in Zeiten des demographischen Wandels die Pflegesituation in den niedersächsischen Gemeinden und kleinen Städten zu verbessern. G 06 Atmo Wiese und Vogelgezwitscher (kurz stehen lassen, unterlegen, blenden) AUT Ein Beispiel. Worpswede, um die 9000 Einwohner, mitten auf dem platten Land in der Nähe von Bremen. Bekannt vor allem als Künstlerdorf. G 07 Atmo Wiese (Schwenke) (kurz stehen lassen, unterlegen, blenden) " Kommen Sie, lassen Sie uns noch mal ein Schrittchen weitergehen, um das deutlich zu machen, welche Dimension das denn doch hat.." AUT Bürgermeister Stefan Schwenke steht auf einer grünen Wiese. Hier soll einmal ein lebendiges, generationenübergreifendes Wohnviertel entstehen. Mit barrierefreien Wohnungen, Bürgerhaus, Tagesbetreuung und Pflegedienst. Denn auch Worpswede muss sich auf die älter werdende Gesellschaft einstellen. E 25 (Schwenke) "Wir haben auch sehr viele sehr engagierte Menschen, die sich sehr große Gedanken machen, wie wollen wir denn selbstbestimmt im Alter leben? Ist ein Seniorenpflegeheim überhaupt das, was ich mir vorstellen kann? Und das wird mehr und mehr mit nein beantwortet." E26 (Wetegrofe) "Wir sind soweit, dass über Generationen aufgewachsene Menschen diesen Ort verlassen müssen, weil sie nicht in ein Altenpflegeheim ziehen möchten - das halte ich für ein Trauerspiel." AUT Die 57 Jahre alte SPD-Ratsfrau und examinierte Krankenschwester Gesa Wetegrofe hat das Quartiersprojekt mit initiiert. Die Mehrheit der Worpsweder Bürger steht hinter dem Konzept, ebenso Politik und Verwaltung. Auch Sozialverbände, Banken und ein örtlicher Pflegedienst sind bereits mit im Boot. Das Erfolgsgeheimnis: E 27 (Wetegrofe)"Dass wir hier von vorneherein dafür gesorgt haben, dass alle immer an einem Tisch sind und immer auf dem gleichen Informationsstand. Das bewegt die Verbände und Anbieter auch dazu, auf einer Vertrauensebene miteinander umgehen zu können. Sonst ist so etwas nicht möglich." AUT Noch stecken sie mitten in der Planungsphase. Doch sie sind auf einem guten Weg, sagt Bürgermeister Stefan Schwenke. E 28 (Schwenke)"Ich bin mir sicher, dass wir im Gemeinderat eine große Übereinstimmung haben, dieses auch umzusetzen politisch. Und ich hoffe, dass wir in zwei Jahren die ersten Wohnungen dann auch schaffen können." AUT Und Gesa Wetegrofe? Die kann sich gut vorstellen, irgendwann einmal in dem neuen Quartier zu leben. E 29 (Wetegrofe)"Dass ich dann im Rollstuhl sitzend durch die Gemeinde rolle und gute soziale Kontakte habe, anderen Menschen ein wenig zur Hand gehen. Ich lebe dann in einem Wohnprojekt hoffentlich mit meinem Mann zusammen, aber das weiß man nicht." G 08 Atmo Stimmengemurmel Auftakt Aktionstage Göttingen AUT Auftaktveranstaltung der ersten bundesweiten Aktionstage "Gemeinschaftliches Wohn- en" im niedersächsischen Göttingen. Vorträge, Diskussionsforen, viel Zeit, sich auszu- tauschen. Rund 200 Wohnprojekte bundesweit öffnen am Wochenende ihre Türen und präsentieren sich in ihrer ganzen Vielfalt. Denn das Forum Gemeinschaftliches Wohnen hat sich noch viel vorgenommen für die Zukunft. Ingeborg Dahlmann. E 30 (Dahlmann) "Mein Traum wäre, dass neben allen Wohnformen, die es nun mal gibt in unserer Gesellschaft und neben allen Pflegeformen, die wir haben, das Wohnprojekt eine ganz normale Angebotswohnform ist, die es in jeder Kommune geben sollte." - ENDE Script Beitrag - HINWEIS Weitere Informationen auf der Homepage des "Forum Gemeinschaftliches Wohnen," link zur Veranstaltungsübersicht: http://www.fgw-ev.de/index.php?id=36 . MOD Oldie-WG statt Altenheim. Möglichkeiten und Grenzen von Wohnprojekten für Ältere. Beispiel Niedersachsen. Ita Niehaus informierte uns. Morgen dann im Länderreport ab 13.07 Uhr : "Singen Sie hamburgisch?" Ein Archiv in der Hansestadt versucht Liedgut vor dem Vergessen zu retten. Am Mikrofon verabschiedet sich von Ihnen Sie Claus Stephan Rehfeld. -ENDE Ablaufplan-