Zersägte Jungfrauen – verschwundene Kaninchen Eine Lange Nacht über den Zauber der Zauberei Autorin: Margot Litten Regie: die Autorin Redaktion: Dr. Monika Künzel SprecherInnen: Irina Wanka Christian Baumann Jürgen Jung Sendetermine: 15. Februar 2020 Deutschlandfunk Kultur 15./16. Februar 2020 Deutschlandfunk __________________________________________________________________________ Urheberrechtlicher Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in den §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © Deutschlandradio - unkorrigiertes Exemplar - insofern zutreffend. 1. Stunde Musik Magic spheres / darüber Erzähler: Erzähler: Zauberer sind im Grunde die einzig ehrlichen Menschen in unserer unehrlichen Welt – nur sie geben zu, daß sie uns täuschen. Und je besser es ihnen gelingt, desto weniger ent-täuschen sie uns. Wobei die Kunst der Täuschung seit altersher auf 3 Grundprinzipien beruht: Auf dem Erscheinen, Verwandeln und Verschwindenlassen eines Gegenstandes, zB einer Münze. Sie beim Zaubern unsichtbar in der Hand zu halten, heißt Palmage. Fällt sie runter, nennt man´s Blamage. Aber Fingerfertigkeit ist natürlich nicht alles. Schon Robert-Houdin, der Klassiker des 19. Jahrhunderts wußte: Die Kunst zu zaubern besteht nicht so sehr darin, wunderbare Dinge zu vollbringen, als vielmehr darin, den Zuschauer zu überzeugen, dass wunderbare Dinge geschehen. In dieser Langen Nacht geschehen wunderbare Dinge: Alte und junge, berühmte und weniger berühmte Magier treten in den kommenden 3 Stunden auf, erzählen von ihrer Leidenschaft, gestatten uns einen Blick hinter die Kulissen, und verzaubern die Hörerinnen und Hörer mit Magie zum Mitmachen. Alles hautnah – aber nicht zu fassen. Dazu ein Streifzug durch die Geschichte der Zauberkunst, magische short stories, und viele poetische Purzelbäume. Musik Magic spheres Erzählerin: Der Mensch, hat ein kluger Kopf mal gesagt, der Mensch ist am friedlichsten, wenn er isst, schläft oder staunt. Letzteres gilt vor allem heute, in unserer entzauberten Welt, in der sich keiner mehr so leicht ein X für ein U vormachen lässt. Und wo könnte man schöner staunen als auf einem Welt-Festival der Magie? Etwa in Wien, oder in Lausanne … es waren die ersten Zauberkongresse, die ich einst als junge Reporterin besuchte … bis heute sind die Erinnerungen daran für mich Metaphern des Glücks … auch wenn ich nach täglich 15 Stunden Zauberei non stop erst mal keine Spielkarten oder weisse Tauben mehr sehen konnte. Musik Malinye Damals lernte ich die berühmtesten Magier der Welt kennen, David Copperfield zum Beispiel, Renée Lavand, und sogar Siegfried und Roy. Auch der Amerikaner David Williamson gehörte bereits zur internationalen Elite der Zauberkunst, ein fröhlicher junger Riese, der die Bühne stürmte und das Publikum zu Lachsalven hinriss. Kaum zu glauben, daß David einmal der schüchterne kleine Junge war, von dem er mir nach der Vorstellung erzählte: OT Williamson : I was very shy … / darüber overvoice männlich: Ich war wirklich sehr scheu, ich hatte Probleme mit mir, und so war ich einfach froh, daß ich mich in mein Zimmer vergraben und zaubern konnte, das war meine Welt. Ich war eigentlich kein richtiger Aussenseiter, aber ich stand eben so ein bisschen abseits, ich hatte einfach andere Interessen als andere Kinder - die spielten Ball, und ich habe am liebsten Kartengriffe geübt. Die Zauberei war mein Ausdrucksmittel, und natürlich bekam ich dadurch auch sehr viel Aufmerksamkeit von meiner Familie, von meinen Klassenkameraden. OT hoch und frei / dann wieder darüber: Als ich 12 war, habe ich meinen Eltern ganz klar gesagt, sie sollten auf keinen Fall erwarten, daß ich mal Richter oder Arzt oder sonstwas würde – für mich käme nur die Zauberei infrage. Natürlich haben sie das damals nicht ernst genommen. Aber als sie später merkten, daß es doch kein Spaß war, haben sie mich sehr unterstützt. Zum Beispiel hatte mein Großvater eine alte Druckmaschine, damit stellte er meine ersten Reklamekärtchen her. Mit 15 bekam ich mein erstes Engagement, daheim in Ohio, da musste ich zusammen mit ein paar Tingeltangel-Tänzerinnen in verschiedenen Bars und Restaurants auftreten. Aber weil ich noch nicht alt genug war, um in diese Bars alleine reingelassen zu werden, hat mich meine Mutter begleitet. Jeden Abend saß sie mir zuliebe in diesen verräucherten Kaschemmen, zwischen all den Betrunkenen, nur damit ich meine kleine Zaubershow vorführen konnte. OT hoch bis Ende Erzählerin: Auch andere Magier erlebten solche Kindheits-Wunder: Vom schüchternen kleinen Außenseiter hatten sie sich plötzlich in den Mittelpunkt gezaubert. Christoph Borer zum Beispiel, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Zauberkünstler der Schweiz: OT Borer: Was hat Dich denn zur Zauberei geführt? Das war sehr banal, mit 7 einen Zauberkasten geschenkt bekommen, und das hat mich von Beginn an sehr begeistert, ich habe eine kleine Vorführung gegeben für meine Verwandten. Ich war als Kind sehr schüchtern, ich war so am Rand der Gesellschaft, ich hatte wenig soziale Kontakte und hab dann gemerkt, als ich zu zaubern begonnen habe, daß plötzlich sich Menschen, Klassenkameraden für mich interessierten, und das war ein tolles Gefühl. Und ich habe vielleicht auch deshalb weiter gezaubert, aber nicht nur, es hatte mich von innen her gepackt, die Zauberei, und der äußere Zuspruch hat natürlich sehr viel geholfen, auch mich zu entwickeln persönlich, weiterzukommen, offener zu werden, stärker, selbstbewusster zu werden, da war die Zauberei sehr mitschuldig. ML: Hast Du Dir da manchmal die Frage gestellt, bin das jetzt ich, der da bewundert wird, oder isses der Zauberer? Werde ich gemocht, weil ich der Zauberer bin, oder weil ich der Christoph bin? Als Kind und Jugendlicher hab ich das nie gefragt, erst später, als dann der große Erfolg kam, da hab ich mich zu fragen begonnen: Von wem sind die Fans, sprechen die mit mir, Christoph, oder von dem, der da auf der Bühne grade erfolgreich ist? Und leider ist es oft so gewesen, daß die nicht den Christoph angesprochen haben, sondern den „Star“, in Anführungszeichen. Das hab ich sehr zu differenzieren gelernt, ich hab später, als die Gruppe nicht mehr existierte, mich persönlich weiterentwickelt und Zauberei auf meine Art gemacht, und habe sehr gelernt, das zu unterscheiden. Ich gehe gern, ich mache den Jakobsweg einmal im Jahr, und da erfinde ich sehr viel auf dem Weg. Erfinden ist das Schönste, das ist noch schöner als Auftreten … Natürlich ist Staunen und Wunder ein großes Thema, aber Zauberei ist sehr, sehr vielseitig, wie ein Kunststück aufgebaut ist, daß es verschiedene Ebenen braucht, dass es am Schluss gut wirkt, unterhält und auch verblüfft, und all das zusammengefasst fasziniert mich, die Fülle. Musik Uraltedelschnulzensynthezisergags Erzählerin: Nicht jeder, der Tricks vorführt, ist ein Zauberkünstler. So wie jemand, der Drehorgel spielt, noch lange kein Musiker ist. Das Publikum zu verzaubern – das ist die wahre Kunst des Magiers. Zauberei als Poesie für die Prosa des Lebens - wie kann sie gelingen? Diese Frage hatte ich damals, beim Weltkongreß in Wien auch Siegfried gestellt, der einen Hälfte des legendären Duos Siegfried und Roy aus Las Vegas: OT Siegfried: Mit dem Kaninchen aus dem Zylinder ist heute nichts mehr drin, das Publikum ist heute sehr verwöhnt durchs Fernsehen, und um wirklich groß zu sein, muß man noch grösser werden als das Fernsehen. Die Hauptchance eines Magiers ist nicht nur, daß der technisch sehr gut ist, das ist natürlich die eine Bedingung, die vorausgesetzt ist, aber es muß ein sehr guter Showman sein, es muß ein Unterhalter sein, das Publikum will unterhalten sein. Aber das ist natürlich auch so eine Sache: Es kommt darauf an, was man daraus macht. Beim Magier isses dasselbe wie beim Komiker, oder bei einem Sänger. Ein Komiker zB erzählt einen Witz, und es bricht das Haus zusammen, da lacht der Saal, und der nächste erzählt den gleichen Witz, genau dasselbe, und nichts passiert. Beim Magier ist es dasselbe: Der eine lässt eine Zigarette verschwinden und es meint nichts. Und der andere macht dasselbe, und man glaubt, man hat ein Wunder gesehen. Erzähler: Auch Siegfried, der gebürtige Rosenheimer, hatte die Zauberei schon als Kind für sich entdeckt. Auf der Suche nach Anerkennung verliess er dann mit 17 sein Elternhaus und heuerte als Entertainer auf einem Kreuzfahrtschiff an. Dort lernte er den Pagen Roy kennen. Bald wurden die beiden ein Paar – auf der Bühne, und auch im Leben. Der Dritte im Bund war schliesslich der Leopard Chico – Roy konnte den Kapitän überreden, ein Raubtier an Bord zu lassen. Die Show mit Chico wurde ein großer Erfolg, und so nahm ihre Karriere schnell Fahrt auf. Über Monte Carlo und Paris schafften sie es Anfang der 70iger Jahre nach Las Vegas. Dort begann der eigentliche, kometenhafte Aufstieg des Magier-Duos Siegfried und Roy. OT Siegfried: Wie wir angekommen sind, wir haben 3 Tage geprobt, und Roy musste schnell nach Hause und hat den Tiger geholt, im Auto. Und auf dem Weg zum Theater ist er zu schnell gefahren, und da kam dann die Polizei mit dem Motorrad und hielt ihn an. Sah aber nicht das Tier, hielt ihn an und will den Führerschein sehen. Roy dreht das Fenster runter und greift nach seiner Jacke, die hinterm Sitz ist und will seine Papiere raus tun, und in dem Moment steht der Tiger auf und steckt seinen Kopf zum Fenster raus. Ich hab noch nie einen so schnellen Polizisten gesehen, zurück aufs Motorrad und weg war er. Erzähler: Siegfried und Roy ergatterten lukrative Show-Verträge in Las Vegas, und bekamen schliesslich sogar ein eigenes Theater im legendären Hotel Mirage. Die beiden wurden als „Magier des Jahrhunderts“ geehrt, mit 27 weissen Tigern und mehr als 60 Mitarbeitern avancierte ihre Show zum erfolgreichsten Bühnenprogramm der USA. OT Ausschnitt Show Siegfried & Roy Erzählerin: Ich hatte vor 20 Jahren in Las Vegas eine ihrer Vorstellungen besucht. Ein phantastischer Abend mit Tiger und Co, mit Glitzer und Glamour, Las Vegas at its best! Mir unvergessen blieb freilich vor allem die Zugabe: Siegfried bat eine Zuschauerin auf die Bühne und fing an, mit ihr zu zaubern. Währenddessen wurde direkt über ihr eine Art Schaukel heruntergelassen, auf der ein weisser Tiger saß; mit seiner Pfote berührte er fast das Haar der Frau. Doch die bekam davon nichts mit, denn die Scheinwerfer waren so eingestellt, daß nur das Publikum es sehen konnte. Sie wunderte sich natürlich über unser endloses Gelächter …. so genial war der Trick doch garnicht, den Siegfried da vorführte… ? Plötzlich ging das Licht auf der Bühne an, die Frau blickte nach oben – und erstarrte. Erzähler: 2003 war das Szenario dann freilich nicht mehr zum Lachen. An seinem 59. Geburtstag wurde Roy während der Show von seinem weissen Tiger Mantacore angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Vielleicht war es auch ein Unfall, keine Attacke, vielleicht wollte das Tier ihn nach einem Schlaganfall retten und schleifte ihn deshalb von der Bühne – Theorien gibt es mehrere. Wie auch immer – Roy Horn ist seitdem schwerstbehindert, und nichts ist, wie es früher einmal war. 2014 starb Mantacore an Altersschwäche, „mein geliebter weißer Tiger, Freund und Bruder ist tot“, teilte Roy auf Facebook mit. Musik The good old days Erzählerin: Ein anderer Star in der Welt der Magie, den ich auf dem Kongress in Lausanne kennenlernte, war der argentinische Zauberkünstler Renée Lavand, ein eleganter älterer Herr mit silberweissem Haar. Er ver-zauberte mit einem Kartenspiel – und mit nur einer Hand. Als Kind hatte er bei einem Autounfall den rechten Arm verloren. Aber eigentlich war dieser schreckliche Unfall der Beginn eines wunderbaren Lebens, erzählte er mir und lächelte. OT Lavand : Me recuerdo … / kurz frei / dann darüber overvoice: Mein Vater hat mir, als ich damals im Krankenhaus lag, ein paar Zauberkunststücke beigebracht, sozusagen als Beschäftigungstherapie. Er wollte mich ablenken, aus meiner Trauer reissen, und ich weiß noch, wieviel Mühe er sich gab, die Tricks mit mir zu üben. Denn nur mit einem Arm war das ja garnicht so leicht. Aber mein Vater dachte natürlich nicht im Traum daran, daß es mir mit der Zeit gelingen würde, meine eigenen Techniken zu entwickeln, die Griffe und die Bewegungen zu vereinfachen, und sie speziell meinen Möglichkeiten anzupassen … Warum ich mich ausgerechnet der Kartenkunst verschrieben habe mit nur einem Arm? Das hat wahrscheinlich psychologische Ursachen. Ich habe mir eben das Schwerste ausgesucht, die grösste Herausforderung, und ich bin sehr glücklich damit geworden, bis heute. OT frei bis Ende. Erzählerin: Auch der Vater von Wittus Witt verblüffte seinen kleinen Sohn mit Zauberkunststücken und entfachte in ihm ein Feuer, das offenbar ein Leben lang brennt. Wittus Witt ist einer der bekanntesten Zauberer in Deutschland, er und Roy Gardener hatten mit einer wunderbar ironischen Bühnennummer einst den 1.Preis in der Sparte Komische Magie bei der Weltmeisterschaft in Wien gewonnen. Eigentlich studierte Wittus Witt ja in Düsseldorf Kunst bei Joseph Beuys, aber dann kam alles anders: OT Wittus Witt: Denn in Düsseldorf gibt es die Altstadt, die ist einmalig, mit einer Kneipe an der anderen, man sagt auch gern, es ist die längste Theke Deutschlands, und da hab ich auf den Strassen angefangen zu zaubern. Ja, und das war der erste auf Schritt der ganzen Leiter, denn dann hat mich dort ein Redakteur vom WDR gesehen, Jean Pütz, und der fand meine Zauberei gut, er hatte damals eine neue Sendung kreiert, die Hobbythek, dann haben mich Menschen im Fernsehen gesehen, dann bin ich auf Betriebsfesten aufgetreten, und dann muß man sich halt entscheiden, was ist Hobby, und was ist Beruf. Was mich bis heute an der Zauberkunst fasziniert, ist die Tatsache, daß sie eben nicht nur aus Tricks besteht und daß die Zauberkunst auch andere Künste inspiriert hat, wir finden ja Zauberkunst in der Literatur,im Theater, im Film, nicht zu vergessen, ein Zauberkünstler hat sogar einen Filmtrick erfunden, der immer noch praktiziert wird, wir finden Zauberkunst in der Musik, und dies alles verbunden mit der großen Gemeinschaft der Zauberhistoriker, der Zaubersammler, der Zauberer der verschiedenen Sparten ist ein unerschöpfliches Gebiet. ML : Zaubern ist ja eigentlich eine visuelle Kunst, aber Wittus, vielleicht könntest Du unsere Hörerinnen und Hörer doch auch via Radio verzaubern … Ja, wolln wir mal im Radio zaubern, ich hab mir was überlegt … Dazu, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer brauche ich Besteckteile, dh Sie brauchen die, und zwar besorgen Sie sich jetzt, während wir Musik einspielen, einen Löffel, ein Messer und eine Gabel, mehr brauchen wir nicht. Messer, Gabel Löffel, legen Sie die vor sich auf den Tisch, und dann zaubere ich mit Ihnen mit diesen Besteckteilen. Musik Toti a soler OT Wittus Witt: So, ich hoffe, Sie haben diese Besteckteile hingelegt, legen Sie die bitte vor sich in einer Reihe, dh links ein Besteckteil, rechts, und in die Mitte, also links, Mitte, rechts, in eine beliebige Reihenfolge, muß jetzt nicht klassisch nach Knigge sein, völlig frei legen Sie die drei Besteckteile hin. Und jetzt tun Sie bitte das, worum ich Sie bitte und hören mir genau zu und tuns dann bitte erst danach: Also, schaun Sie bitte den Löffel an. Wenn rechts vom Löffel ein Besteckteil liegt, dann tauschen Sie die Plätze dieser beiden Besteckteile. Wenn rechts vom Löffel nichts liegt, lassen Sie bitte alles so wie es ist und achten auf das nächste, was jetzt kommt, okey? Das nächste ist, Sie schauen sich das Messer an: Wenn links vom Messer ein Besteckteil liegt, dann tauschen Sie die Plätze dieser beiden Besteckteile, wenn links vom Messser nichts liegt, dann lassen Sie alles so wie es ist. Und jetzt kucken wir noch auf die Gabel: Wenn rechts von der Gabel ein Besteckteil liegt, dann tauschen Sie die Plätze dieser beiden Besteckteile, wenn rechts von der Gabel nichts liegt, dann lassen Sie alles so wie es ist. Jetzt liegen die Besteckteile wie auch immer, nehmen Sie jetzt bitte das ganz links liegende vom Tisch und setzen sich drauf. So, jetzt bleiben noch 2 Besteckteile auf dem Tisch, das ist keine Zauberei, das ist Mathematik, nehmen Sie bitte das Schärfere, das Spitzere in Ihre rechte Hand, und das verbliebene bitte in Ihre linke Hand. Und damit sind also jetzt alle 3 Besteckteile verteilt. Und liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, Sie müssen mir recht geben, ich kann ja nicht wissen, wie Sie die Besteckteile hingelegt haben, das ist ja völlig unmöglich, somit kann ich auch nicht wissen ob Sie getauscht haben oder nicht getauscht haben, das ist auch völlig unmöglich. Trotzdem versuche ich jetzt mal, meine Zauberkräfte übers Mikrophon zu Ihnen nach Hause zu transportieren, und dann hoffe ich zu sehen, wie Sie dasitzen und rechts die Gabel halten, links den Löffel, und haben sich somit von Anfang an auf das Messer gesetzt. Stimmts? Ich glaube schon! Musik Fire Erzähler: Seit Urzeiten haben sich die Menschen mit Magie beschäftigt; Belege dafür gibt es bereits aus der älteren Steinzeit. In der Antike missbrauchten die Tempelpriester ihr technisches und physikalisches Wissen, um dem einfachen Volk Übersinnliches vorzugaukeln, und sich selbst den Nimbus göttlicher Macht zu verleihen: Tempeltüren gingen von alleine auf, wenn die Gläubigen sich näherten, Statuen artikulierten den Willen der Gottheit, Brunnen spendeten statt Wasser Wein … die Liste der unfrommen Täuschungen ist lang. Menschen zu erschrecken, um Macht auszuüben und Abhängigkeiten zu schaffen – ein uraltes Motiv. Übrigens hiessen diese Priester-Magier im Akkadischen – der ältesten schriftlich überlieferten semitischen Sprache – „Imga“, woraus im Assyrischen „Maga“ wurde, und später im Lateinischen „Magus“. Der Magier. Erzählerin: Überhaupt brachten die Zauberer neue Begriffe in die Sprache. Etwa die Fähigkeit „alles aus dem Ärmel zu schütteln“; ursprünglich bezog sich das zwar auf die mittelalterlichen Mönche, die ihre erbettelten Gaben in den weiten Ärmeln ihrer Kutten verstauten – doch mit der Zeit übertrug es sich auf die Täuschungskünstler. Oder „jemandem blauen Dunst vormachen“ – diese Redensart leitet sich von den mittelalterlichen Passionsspielen ab, wo man mit Hilfe von Zaubertricks Paulus enthauptete und dabei blauen Rauch qualmen ließ … Und das Ganze mit gelehrt klingendem, lateinischen Unsinn garnierte: hax pax max deus adimas … aus dem später das „Abrakadabra“ der Zauberer wurde. Oder das „Hokuspokus“ … eine Verballhornung des lateinischen „hoc est corpus“. Musik Magic spheres Erzähler: Im Lauf der Jahrhunderte wurde die Magie auch als Unterhaltungskunst entdeckt. Doch anstatt etwas Leichtigkeit in den harten Alltag der Menschen zu zaubern, geschah im Reich des schönen Scheins viel Unschönes, vor allem im Mittelalter. Da verdächtigte man die Gaukler und Taschenspieler, mit bösen Mächten im Bund zu stehen. Die geistige und weltliche Obrigkeit verfolgte sie als „Teufelskerle“ – der Aberglaube hatte in jenen finsteren Zeiten irrwitzige Formen angenommen. Immer neue Erlasse gegen die „teufflische kurzweil und spiele“ wurden herausgebracht. Der Scheiterhaufen drohte einem Zauberer zum Beispiel für den Fall „er ein Äpfel in Hut gibt, und wenn er sie wieder ausschütt, daß dan roßdreck sey; item, wenn einer mit blossen Füssen auf eim scharfen Schwert geht oder es verschlingt.“ Erzählerin: Die Taschenspieler – benannt nach ihrer Beuteltasche mit den Requisiten – waren rechtlose Gesellen am Rande der Gesellschaft, fahrendes Volk, im Wirtshaus, in der Herberge daheim. Mit ihren Kunststücken brachten sie dem Wirt Gäste, als Gegenleistung erhielten sie Speis und Trank. Oder auch Pfänder, die von zahlungsunfähigen Gästen hinterlegt worden waren. Diese Pfänder hiessen „Gages“, auf sie geht das Wort Gage zurück. Erzähler: 1773 wurde zum letzten Mal ein Taschenspieler der schwarzen Magie bezichtigt, und „auf dem polnischen Bock gefoltert und gehängt.“ Erzählerin: In meiner Heimat Indien, sagte mir Shankar, den ich auf einem Magierkongreß in der Schweiz traf, ist man Zauberern gegenüber auch heute noch sehr mißtrauisch. OT Shankar frei / dann darüber: Erzählerin: Die Zauberei wird dort zur Mystik gerechnet, zur schwarzen Magie, manchen Leuten ist das ein bisschen unheimlich.“ Seine erste Vorstellung hatte Shankar mit 3 Jahren gegeben, in der Show seines Vaters, der auch Zauberer ist. Als ich ihn kennenlerne, ist er 12, ein zartes, dunkles Rehauge. Meine Freunde in der Klasse denken, ich würde unseren Lehrer verhexen, weil ich gute Noten habe, erzählt er. Aber ich erkläre ihnen immer, daß das nicht stimmt, daß ich für die Schulaufgaben arbeite, und daß die Zauberei nur Tricks sind. Shankar breitet einen kleinen Teppich auf dem Boden aus und lässt sich im Lotussitz darauf nieder. Dann führt er das Becherspiel vor – auf indisch. OT Shankar Becherspiel Ich liebe es, aufzutreten, schwärmt er, ich liebe es, wenn ich ganz viele Zuschauer habe, das ist für mich das Allerhöchste. OT nochmal kurz hoch bis Ende Erzählerin: In diesem Punkt unterscheidet sich Shankar sicher nicht wesentlich von deutschen Zauberern, egal ob jung oder alt. Sogar der 7-jährige Levy aus München hat sich schon in dieses Gefühl verliebt: OT Levy: Ich mags, wenn die Zuschauer einfach so verblüfft sind, und nicht wissen wie’s geht.. Und bist du der Star in der Klasse dann, weil Du zaubern kannst, was die anderen nicht können? Ja, eigentlich schon. ML: Ist ein gutes Gefühl, oder? … Ja. Erzählerin: Mehr als das, findet Mario Schulte, Vorsitzender des Clubs der Zauberer München: OT Mario Schulte: Das ist wie ne Sucht, wenn man einmal vor Publikum steht, das ist wie ein Kick, man kriegt Applaus dafür, das kann tatsächlich süchtig machen. Wenn ich 3 Wochen keinen Auftritt habe, bekomme ich Entzugserscheinungen… und wenn ich keinen Auftritt kriege, dann geh ich einfach so los, auf die Strasse und leg los, wenn das Wetter schön ist, ja, das mache ich. Erzähler: Ja, die Zaubersucht … der Magier und Schauspieler Gaston hat eine wunderbare Bühnennummer daraus gemacht … und damit einen Weltmeistertitel errungen. Er schlüpft dabei in die Rolle des zauberbesessenen Gunther, der sich mit Hilfe der Anonymen Zauberer von seiner Sucht befreit hat. Glaubt er zumindest. Doch während er dem Publkum versichert, daß er tatsächlich trocken ist, passieren allerhand magische Dinge, Karten erscheinen, Münzen verschwinden … Gunther kann das Zaubern eben doch nicht lassen… OT Gaston / Gunther Erzählerin: Der magische Kick, auf der Bühne zu stehen … auch Helge Thun, vielfach ausgezeichneter Zauberkünstler, Comedian und Schauspieler, hat sich darüber Gedanken gemacht: OT Helge Thun: Ich bin im richtigen Leben eher schüchtern, aber auf der Bühne … also bei meinem 1. Auftritt da war ich schon aufgeregt vorher, aber als ich dann auf der Bühne war und gemerkt habe, das läuft, da gab das wahrscheinlich – vermute ich – so einen Adrenalinkick, den andere vielleicht beim Bungeespringen haben, keine Ahnung, und ab da wollte ich das immer wieder haben. Also ich hab mich auf der Bühne immer sicherer und wohler gefühlt als im echten Leben, weil da kann ich die Spielregeln bestimmen, da kann ich sagen wies läuft, während ich in anderen sozialen Situationen immer abwägen muß, wie muß ich mich verhalten, wie darf ich mich verhalten, darf ich jetzt nen Witz machen oder ist das jetzt nicht angebracht, und auf der Bühne fällt das alles weg. Erzählerin: Und Jörg Alexander, einer der renommiertesten deutschen Zauberkünstler, ergänzt: OT Jörg Alexander: Also die Zauberei war und ist für mich immer auch ein Weg, sich persönlich zu entwickeln .. das Auftreten vor Menschen lernt man dabei - Zauberkunst als geistreiches Spiel der Worte und der Hände. Man muß das Feuer in sich haben, zu sagen, das ist etwas, was mich tief im Inneren antreibt, das mir etwas gibt, und das anderen etwas gibt … es ist was Hochkünstlerisches, was zutiefst Emotionales … Ich schwebe in der Regel nach Hause, nach Auftritten – ML Dh es hat sich auch nach Jahrzehnten nicht abgenutzt - Im Gegenteil. Es war ja am Anfang die Furcht, es ist dein Hobby, aber wenn du das Hobby zum Beruf machen musst, dann verlierst du vielleicht etwas von der Begeisterung, bis ich dann schliesslich erkannt habe, nein, es hat letztlich nur mit mir selbst zu tun, es ist eine persönliche Entscheidung, und rückblickend kann ich sagen die einzig richtige und mögliche. Musik Melodie in F Zitator: Alfred Polgar: Der Herr aus dem Publikum. Im großen Saal des Berghotels - auf dem Podium, wo sonst die Musikkapelle sitzt - gab der Zauberkünstler Doktor Camillo eine Vorstellung. Er ließ Karten ver­schwinden, goß Wasser aus der leeren Flasche, drückte mit der Hand auf den Bauch, worauf ihm ein Ei aus dem Munde sprang und immer noch eines (nach jedem Ei gackerte der Zauberer), knüpfte Knoten ins Taschen­tuch, zog es dann durch die hohle Faust, und da hatte das Tuch gar keine Knoten mehr. Er könne übrigens, sagte Camillo, irgendeinen Herrn aus dem Publikum dahin bringen, seine geheimsten Gedanken zu verraten. Wäh­rend er zauberte, sprach der Künstler immerzu. Auch war er witzig, zum Beispiel erzählte er, daß ihm schon mancher eine große Summe geboten habe, damit er ihn lehre, wie man die Frau eins, zwei, drei, verschwinden mache - denn das könne er lehren -, aber seine eigene Frau habe ihm das Kunststück als unmoralisch verboten. Hierbei wies er auf seine Assistentin, die ihm schalkhaft mit dem Finger drohte und immer «ecco!» sagte, ob­gleich sie Miß Ellinor Goodwyn hieß und aus Prag war. Die Zuschauer, in großer Abendtoilette, applaudier­ten. Sie waren milde, legten keine Maßstäbe an, hörten leutselig zu wie Erwachsene dem Kinde zuhören, das ein Gedicht aufsagt … Frau Stein klatschte übertrieben lebhaft Beifall, Herr Stein warf ein süßes Auge auf die Rothaarige am Neben­tisch, die des Werfers nicht achtete. «Emil», sagte Frau Stein, «tausche den Platz mit mir.» «Gern, mein Kind», antwortete Emil und streifte die Lebensgefährtin mit einem tief verheirateten Blick. Mit einem verwundeten Hirschblick. Ach Gott, ist das überhaupt ein Leben, dieses Leben? «Darf ich jetzt einen Herrn aus dem Publikum bit­ten, sich herauf zu bemühen? Er wird der Frau Gemahlin wieder unbeschädigt und franko zurückgestellt», rief der Mann von der Estrade. Die Herren, an die er sich mit einladender Geste wandte, zögerten, «Ellinor, sprich du!» «Ecco!» sagte Ellinor, «es tut ja nicht weh. Vielleicht ist der Herr dort so freundlich, der mit den blonden Locken.» Dabei zeigte sie auf Herrn Stein, der schon eine kleine Glatze hatte. Alle blickten nach dem Errötenden. «Nur Mut!» sagte der Zauberer. Die Dame am Nebentisch aber lachte und rief spöttisch: «Bravo!» Da ergriff es Emil wie den Ritter Delorges in der Schillerschen Ballade vom Handschuh und trug ihn auf das Podium. Als er oben stand, das Gesicht von einem verzweifelten Lächeln gespalten, applaudierte die ganze Halle. Un­willkürlich verbeugte sich der arme Herr aus dem Publi­kum, der Applaus wurde stärker, Emil verbeugte sich wieder. Hierbei legte er die Hand aufs Herz, um das klopfende zu beruhigen, und diese Gebärde wurde seine Rettung. Denn die Leute nahmen sie als Selbstironie, als lustiges Eingehen des Herrn da oben auf den Spaß, der mit ihm getrieben ward, und aus ihrem Beifall wich die Farbe des Hohns. Er klang jetzt mit einem Mal freund­lich, sympathisierend, machte Herrn Stein Mut, Mut zu haben. So kam es, daß sein Geist die Schwere überwand, ja sich geradezu von der Erde hob . . . eben als Frau Stein in sie, vor Scham über den lächerlichen Gatten, versin­ken wollte. Dieses erste öffentliche Auftreten Emils geriet zur gro­ßen Viertelstunde seines Lebens. Er wurde da aus einem Niemand, der er zeit seiner Ehe gewesen, ein Jemand. Er stand im Mittelpunkt und die Welt war rund um ihn. Alle militante Frechheit, die seine Seele während zwanzig Jahren in geheimste Kammern hatte verdrängen müssen, brach aus ihren Schlupfwinkeln vor und parierte sieghaft die An-Ulkungen des Zauberers. Wie ihm das gefiel, sich einmal coram publico nichts gefallen zu lassen! Fülle nie gesprochenen Widerspruchs, die in ihm steckte und stockte, löste sich, stieg ihm auf die Lippe und zu Kopf, versetzte ihn in eine Art herrlicher, rauflustiger Trunkenheit. Oh seltenes Glück, er kämpfte, er wehrte sich, er schlug zurück, er machte lächerlich, die ihn lächerlich machen wollten. Das schmeckte, sich von allen Frauen angeschaut zu wissen und sie alle geradeswegs anzuschauen, er, der sonst nicht einmal eine anblinzeln durfte, und dem niemals auch nur ein Blickchen erwidert wurde! Als Herr Stein abtrat vom Podium, gab es Ovationen für den Helden des Abends. Auch seine Frau, obgleich ihr das Ganze unheimlich und bedrohlich vorkam, konnte nicht anders, als auf ihn stolz sein. Dennoch, da er sich wieder mit dem Gesicht zur Rothaarigen setzte, die neugierig-freundlich herübersah, sagte sie: «Emil, tau­sche den Platz mit mir.» «Wozu denn», antwortete Herr Stein, «wir sitzen sehr gut so, wie wir sitzen . . .» Da schwieg die Frau betroffen, denn sie fühlte, daß eine höhere Gewalt die Zunge lenkte, die so sprach und war­tete lieber, bis diese Gewalt sich verzogen hätte. Nun, da mußte sie nicht lange warten. Der Zauber­künstler war mit seinen Produktionen fertig, auf der Estrade nahm wieder die Musikkapelle Platz, es wurde getanzt und kein Mensch sah mehr nach Herrn Stein. Er war aufgestiegen zu kurzem Leuchten, und wieder unter­getaucht in Nacht und Dunkel. Aber wer einmal vom Ruhm gekostet hat und vom Glück des Sich-Ausleben-Dürfens und vom Beifall und von der Seligkeit des Ste­hens im Mittelpunkt, der findet nicht mehr so leicht zurück an die Peripherie, in der man ein Punkt ist unter Punkten. Deshalb nahm Herr Stein das Zauberer-Paar beiseite: «Morgen veranstalten Sie einen Abend im Palace-Hotel, wie ich auf dem Plakat gelesen habe. Ich werde dort sein. Nehmen Sie, bitte, diese 20 Mark. Wenn Sie einen Herrn aus dem Publikum brauchen, so . . .» «Ich kann mir keinen besseren Partner wünschen», sagte der Künstler, und «Ecco!» sagte Ellinor Goodwyn. Ein Glück, daß Emil Geschäftsmann ist und «zu tun hat». Er würde sonst dem Doktor Camillo nachziehen auf seiner Tour, von Sommerfrische zu Sommerfrische, durch alle Provinzen, und ein Vagabund werden, zu keiner bürgerlichen Arbeit mehr fähig. Denn dieser Ca­millo ist ein Zauberer, und er lügt nicht, wenn er sagt, daß er einen Herrn aus dem Publikum dahin zu bringen wisse, seine geheimsten Gedanken zu offenbaren, und daß man bei ihm die Kunst erlernen könne, eins, zwei, drei, die eigene Frau verschwinden zu machen. Für ein Viertelstündchen zumindest. Musik Melodie in F Erzähler: Im Gegensatz zu heute blieben die Zauberer früherer Zeiten fast alle namenlos, erst Ende des späten Mittelalters konnten einige von ihnen aus der Anonymität heraustreten. Erz‘in: Unsterblichkeit erlangte der 1480 in Württemberg geborene Johann – oder Georg – Faust. Ein Wunderheiler, Wahrsager, Zauberer für die einen – ein Scharlatan für die anderen, einer, der mit dem Teufel im Bunde stand. Seine geheimnisumwitterte Lebensgeschichte bot Stoff für unzählige literarische Bearbeitungen; Goethe weitete seinen „Faust“ zu einer Allegorie des gesamten menschlichen Lebens aus. Erzähler: Bekannt wurde auch Jacob Philadelphia, der mit bürgerlichem Namen schlicht Jacob Meyer hiess und der Sohn ausgewanderter galizischer Juden war. 1735 in Philadelphia geboren, tourte er bereits mit 20 Jahren quer durch Europa. Er hatte großen Erfolg, vielleicht auch, weil er ein für damalige Zeiten ungeheures PR-Genie war. Er pries seine Kunst über alle Maßen und stellte gewagte Honorarforderungen – von Friedrich dem Großen etwa wollte er für seinen Auftritt eine lebenslängliche Rente. Der Preussenkönig lehnte erbost ab, und verwies ihn der Stadt. Der Legende nach verliess Philadelphia daraufhin Berlin in einer prunkvollen Kutsche gleichzeitig durch alle vier Stadttore. Erzählerin: Bleibende Berühmtheit war dem Magier schließlich durch einen Konflikt mit dem Naturforscher und Schriftsteller Georg Christoph Lichtenberg beschieden. Den widerte die Großspurigkeit des Zauberkünstlers derart an, dass er beschloss, ihn mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen. Philadelphia hatte einen Auftritt in Lichtenbergs Heimatstadt Göttingen angekündigt. Lichtenberg hing dazu im Vorfeld ein öffentliches Plakat aus, auf dem er bekanntgab, welche unglaublichen Kunststücke Philadelphia vorführen werde: Erzähler: „Er nimmt, ohne aus der Stube zu gehen, den Wetterhahn von der Jacobikirche ab und setzt ihn auf die Johanniskirche, und wiederum die Fahne des Johannis-Kirchturms auf die Jacobikirche.. Nach ein paar Minuten bringt er alles wieder an Ort und Stelle. Ohne Magnet, nur durch bloße Geschwindigkeit.“ „Er zieht auch 3-4 Damen die Zähne sanft aus, lässt sie von der Gesellschaft in einem Beutel sorgfältig durcheinanderschütteln, ladet sie alsdann in eine kleine Flinte und feuert sie besagten Damen auf die Köpfe, sodaß dann jede ihre Zähne rein und weiß wieder hat.“ Erzählerin: Und so weiter und so fort … Philadelphia blieb angesichts dieser Ankündigung nichts anderes übrig, als blamiert wieder abzureisen. Erzähler: Und Matthias Buchinger sollte noch erwähnt werden, der Allroundkünstler aus Ansbach, der nur 74 Zentimeter groß war und ohne Hände und Füße geboren wurde. Statt Armen hatte er zwei flossenähnliche Extremitäten, die aus deformierten Schultern wuchsen. Trotzdem konnte er damit ungaubliche Zaubertricks vorführen, er zeichnete auch und spielte mit Hilfe selbstgefertigter Vorrichtungen diverse Instrumente, unter anderem Hackbrett und Dudelsack. Buchinger war die Sensation, nicht nur in deutschen Landen, auch in Paris, London und Belfast … Ein rastloser Künstler - offenbar auch privat. Buchinger war 4 Mal verheiratet und hinterliess 12 Kinder. Mindestens. Musik Magic spheres Erzählerin: Das erste Zauberbuch erschien übrigens 1584: "The Discovery of Witchcraft". Der Engländer Reginald Scot wollte damit zeigen, daß Zauberkunststücke nichts mit Hexerei zu tun haben, daß die Verfolgung der Taschenspieler also völlig unberechtigt war. Heute gibt es tausende und abertausende, meist englisch-sprachige Zauberbücher, dazu unendlich viele einschlägige Zeitschriften. Mehr als 10 000 Publikationen stehen in den Regalen der Stiftung Zauberkunst in der Nähe von Münster, die von den Magiern Michael Sondermeyer und Uwe Schenk gegründet wurde. Michael Sondermeyer: OT Sondermeyer: Früher bin ich zu Auktionen gefahren, um alte Zauberbücher zu ersteigern, und heute kommen die Sachen zu uns … manche Leute verfügen sogar im Testament, daß die Sachen wir nach ihrem Tod bekommen. Für die meisten ist Zauberei Kinderkram, aber wenn die dann sehen, was wir gesammelt haben, und ich ihnen die Bücher zeige, also unsere wertvollen Bücher zeige, das Älteste ist in Latein, von 1644, und wenn sie die Bücher sehen, dann merke ich, wie sich auch ihre Wahrnehmung ändert, daß sie sehen daß das einfach kulturhistorische Werte sind, die wir da haben. Musik The entertainer OT Wittus Witt: Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer, ich möchte wieder mit Ihnen zaubern, hier im Radio. Und dazu brauchen Sie jetzt ein Schneidermaßband, so ein flexibles Maßband, das man zusammenrollen kann; es hat auf beiden Seiten Zentimeter-Einheiten. Und ferner benötigen Sie noch 2 Wäsche-oder Büroklammern, sowie einen Stift zum Schreiben, und etwas Papier, und schon kann es gleich losgehen. Wir spielen noch etwas Musik, und dann zaubere ich mit Ihnen etwas ganz Besonderes. Musik The entertainer OT Wittus Witt: Sie haben alles beisammen? Wunderbar, dann setzen Sie diese beiden Klammern auf je eine Zahl auf dem Maßband. An verschiedenen Stellen natürlich, nicht ganz oben, nicht ganz unten, irgendwo dazwischen. Notieren Sie sich bitte diese beiden Zahlen. Schreiben Sie sie auf das Blatt Papier untereinander. Jetzt drehen Sie das Maßband um, denn auf der Rückseite stehen ja auch Zahlen, und notieren Sie bitte auch diese Zahlen, die die Klammern getroffen haben. Somit haben Sie jetzt 4 Zahlen per Zufall gefunden, und diese 4 Zahlen, die addieren Sie jetzt bitte …. Heraus kommt, ich glaube sicherlich eine dreistellige Zahl. Und jetzt konzentrieren Sie sich bitte mal alle auf die 1. Ziffer: Ja, das haben Sie alle super gemacht, denn ich habe von allen eine 3 empfangen. Schreiben Sie bitte eine 3 auf. Nun konzentrieren Sie sich bitte alle auf die 2. Ziffer .. hm … komisch, da empfange ich jetzt garnichts… Moment .. nein, da kommt garnichts… dann notieren Sie bitte als 2. Ziffer eine Null. Jetzt fehlt noch die dritte, letzte Ziffer, und zum Zaubern gehören ja immer zwei, sonst kann man nicht zaubern … schreiben wir also als letzte Ziffer die 2 auf. Somit ergibt sich die Zahl 302, und die müssten Sie jetzt errechnet haben ! Und diese 302 – ob Sies glauben oder nicht - haben nun alle, die mitgespielt haben, errechnet, obwohl jeder völlig andere Zahlen auf dem Maßband ausgewählt haben wird. Erzählerin: Wittus Witt, der gerade via Radio mit Ihnen gezaubert hat, interessiert sich seit Jahrzehnten für die Geschichte der Zauberkunst. Bereits 1980 rief er das erste deutsche Zauberhistoriker- und Sammlersymposium ins Leben. Und er besitzt die bedeutendste Sammlung historischer Zauberkästen: OT Wittus Witt: Ich hab durch einen Zauberfreund erfahren, daß es in Münster, in einem Zauberladen, einen alten Zauberkasten gibt. Das war ein Zauberkasten, der hatte den Namen „Taschenspielerapparat“, und dieser Kasten stammte aus dem 19.Jahrhundert, 1850, 1860, es ist schwer auf das genaue Jahr festzulegen, und da hab ich gedacht whow, das ist ja toll. Damals waren diese Geräte ja auch noch aus Holz gefertigt, da ist sehr viel Handarbeit in solchen Zauberkästen zu finden, das ist ja nicht Massenfertigung gewesen, sondern richtig schöne Buchbinderarbeit … ML: Es gibt ja auch den berühmten Zauberkasten von Goethe … Es gibt den berühmten Zauberkasten von Goethe, dh Goethe hat sich den 1830 auf dem Christkindlmarkt in Nürnberg besorgen lassen, für seinen damals 12 jährigen Enkel Walther. Goethe war selbst ja ein großer Fan der Zauberkunst, er hatte auch mal den berühmten österreichischen Zauberkünstler Ludwig Döbler kennengelernt, dem schrieb er dann ganz fasziniert einen Spruch in sein Stammbuch, den wir Zauberer auch immer gern zitieren: „Was braucht es ein Diplom besiegelt? Unmögliches hast du uns vorgespiegelt“. Goethes Zauberkasten ist heute übrigens im Düsseldorfer Goethemuseum ausgestellt, es ist eigentlich ein sehr bescheidenes Holzkästchen, ohne Verzierungen, da drin liegen lose 16,17 Gegenstände mit einzelnen Beschreibungen. Die Zauberkästen waren früher halt wirklich nur ein Sammelsurium von einzelnen Kunststücken, die die Händler da reingepackt haben. Erzähler: Heute dagegen gibt es Dutzende unterschiedlicher Zauberkästen für Kinder. Wobei die Harry Potter Fans inzwischen freilich eher auf YouTube abfahren, um Kunststücke zu lernen. Auch die große Zeit der Zauberläden scheint vorbei. Weltberühmt war einst der „Zauber Bartl“. Janosz Bartl, ein ungarischer Zauberkünstler und seine Frau Rosa, die auch aus einer Zauberdynastie stammte, eröffneten ihr Geschäft 1910 am Hamburger Jungfernstieg. Hamburg galt im frühen 20. Jahrhundert als „das Tor zur Welt“… Überseehandel, prosperierende Wirtschaft – das kam den beiden zugute. Außerdem war Hamburg auch ein gutes Pflaster für Zauberer. Bereits 1912 wurde hier der älteste deutsche Magische Zirkel gegründet, auf den wir später noch zu sprechen kommen. Bartl verkaufte nicht nur Tricks in alle Welt, er erfand auch Kunststücke, und machte glänzende Geschäfte damit. Erzählerin: Auch wenn Zauberkästen und Zaubergeschäfte heute nicht mehr den Stellenwert wie früher haben - Goethes berühmter Erkenntnis tut das dennoch keinen Abbruch: Taschenspielereien, so befand er, seien „ein herrliches Mittel zur Übung in freier Rede und Erlangung einiger körperlichen und geistigen Gewandtheit, woran wir Deutschen ohnehin keinen Überfluss haben“. Musik Pretty Laura Erzähler: Magic Maxl alias Max Schmalhofer ist Deutschlands jüngster Zauberer. Und der Erfolgreichste obendrein - mit 9 Jahren wurde er in den Magischen Zirkel aufgenommen, inzwischen belegte der heute Zwölfjährige bereits dreimal einen ersten Platz bei den deutschen Jugendmeisterschaften. OT Magic Maxl: Wie bist Du zum Zaubern gekommen? Das war eigentlich durch meine Oma, die hat mir zum 5.Geburtstag einen Zauberkasten geschenkt, aber der ist dann wieder ziemlich schnell in der Ecke gelandet, weil das alles nicht so richtig funktioniert hat wie es sollte, aber dann sind meine Eltern und ich nochmal auf ne Zaubershow gegangen, und seitdem hat mich die Zauberei gepackt. Ich finds einfach so toll, die Leute zu verblüffen, das Strahlen in den Gesichtern der Leute zu sehen, und es ist manchmal richtig schade, wenn man dann Zauberern zuschaut und sich denkt: Ach, manchmal wär ich gern kein Zauberer, um das nochmal so richtig erleben zu können. Musik Pretty Laura / darüber Absage Erzähler: Das war die erste Stunde der Langen Nacht der Zauberei. Nach den Nachrichten spazieren wir weiter durch das Reich der Illusion, besuchen die magischen Salons des 19.Jahrhunderts, beleuchten die Geschichte des Magischen Zirkels von Deutschland, und begegnen zersägten Jungfrauen, aber auch be-zaubernden Damen, die sich nicht mehr mit der Rolle der Assistentin begnügen. Musik: The good old days ( 4.30 ) 2. Stunde Musik Uraltedelschnulzensynthezisergags Zitator: Die Welt im Spiegel der Magie gesehen ist wunderbar Ein zauberhaft Phantom! Es scheint sich alles umgekehrt zu drehn, die Wirklichkeit, sie wird zur Illusion. Das rätselvolle Spiel kann nun beginnen Der Gong ertönt, der Schleier fällt Behütet von den Schatten dunkler Schwingen Siehst Du des Magiers zauberhafte Welt Musik Uraltedelschnulzensynthezisergags Erzählerin: Zaubern zu können ist ein uralter Menschheitstraum. Genauso alt ist aber auch die Angst, verzaubert zu werden. Erst im 19. Jahrhundert verliert die Magie endgültig ihren anrüchigen Nimbus und wird salonfähig. Der verachtete Gaukler hat sich in einen eleganten Herrn im Frack verwandelt und präsentiert nun statt arglistiger Täuschung arg listige Zauberkunst. Erzähler: Als „Vater der modernen Magie“ ging der Franzose Robert-Houdin in die Geschichte seines Berufsstandes ein. Eigentlich Uhrmacher, kam er angeblich durch einen Zufall zur Zauberei: Während einer Kutschfahrt war ihm schlecht geworden, er öffnete die Türe und fiel dabei auf die Strasse, wo er bewusstlos liegen blieb. Bis eine andere Kutsche vorbeikam und anhielt. Als Robert-Houdin aufwachte, lag er im Wagen eines Zauberers, der sich um ihn kümmerte, sich mit ihm anfreundete und ihn schliesslich in die Geheimnisse der Magie einweihte. Egal, ob wahr oder nicht … es klingt zumindest zauberhaft … Erzählerin: 1845 eröffnete Robert-Houdin im Pariser Palais Royal jedenfalls das 1. Zaubertheater. In seinen „Soirees fantastiques“ begeisterte er das Publikum mit eleganten Kunststücken, optischen Illusionen und Mentalmagie.,also Gehirnzauberei. Dank seiner mechanischen Fähigkeiten und seiner Kenntnisse auf dem Gebiet der Elektrizität baute er raffinierte Apparaturen, erfand eine Flasche, aus der man nach Belieben die verschiedensten Getränke einschenken konnte, und schuf den „schwebenden Knaben“ - einen Vorläufer der „schwebenden Jungfrau“. Erzähler: Ein anderes Highlight war, daß er eine Dame aus dem Publikum um ein Taschentuch bat. Dieses Tuch zerriss er und streute die Papierfetzen über ein Orangenbäumchen auf dem Podium. Plötzlich fing das Bäumchen an zu blühen und hing bald voller Orangen. Robert Houdin verteilte sie an das staunende Publikum. Nur die letzte Orange behielt er, schnitt sie auf und siehe da: Es befand sich das Taschentuch der Dame darin. Wie aus dem Nichts flogen zwei Schmetterlinge herbei, nahmen das Tüchlein und brachten es zurück zu Madame. Erzählerin: Robert-Houdin verzauberte Bürger und Könige; Queen Victoria war hingerissen von ihm, und auch der französische Bürgerkönig Louis-Philippe, der sich selbst ebenso begeistert wie erfolglos der Magie verschrieben hatte – was ihn zu dem berühmt gewordenen Seufzer veranlasste: Ein Zauberer versteht eher einen König zu spielen, als daß ein König das Zaubern erlernt. Erzähler: 11 Jahre war Robert-Houdin als Magier tätig, dann zog er sich aus dem Showgeschäft zurück, später verkaufte er sein Zaubertheater an Georges Meliès. Auch der war Magier, berühmt wurde er freilich durch eine neue Kunst: Die Zauberei des Lichts. 1896 gab Meliès die erste kinemathographische Vorführung, es war die Geburtsstunde des künstlerischen Films. So wie er vorher auf der Bühne mit Zaubertricks gearbeitet hatte, entdeckte er auch in diesem neuen Medium viele tricktechnische Möglicheiten: Optische Täuschungen durch Überblendung, Schnitte, Bildgeschwindigkeit - Illusionstheater im erweiterten Sinn, das die Menschen faszinierte. Ein neues Zeitalter der Unterhaltungskunst hatte begonnen. Musik Zigo Zigo Erzählerin: Viele Sterne strahlten am magischen Himmel des 19. Jahrhunderts. Manche verglühten wie Sternschnuppen, andere leuchten noch immer. Unsterblichkeit erlangte Harry Houdini, grösster Entfesselungskünstler aller Zeiten und erster amerikanischer Superstar. Erik Weisz, so sein bürgerlicher Name, wurde 1874 als Sohn eines armen jüdischen Seifenhändlers in Budapest geboren. Als er vier war, zog die Familie nach Amerika; dort arbeitete Erik später erst als Zeitungsverkäufer, dann in einer Krawattenfabrik, schliesslich interessierte er sich für Spiritismus und kam so zur Zauberei. Aus dem Vor – und Nachnamen der damals berühmtesten Magier Robert-Houdin und Harry Keller kreierte er seinen eigenen Künstlernamen: Harry Houdini. Er schien von der fixen Idee besessen, sich aus Fesseln befreien zu müssen; er sprang gefesselt von Brücken und ließ sich in eine Holzkiste sperren, die vernagelt und verschnürt in einen Fluss geworfen wurde. Unter den Augen Zehntausender Schaulustiger befreite er sich aus einer Zwangsjacke, während er kopfüber aus dem 9. Stock eines Wolkenkratzers hing. Psychoanalytiker deuteten Houdinis Entfesselungsdrang als den Versuch, die erste Flucht seiner Existenz zu wiederholen – die Befreiung des Neugeborenen aus dem Mutterleib. Erzähler: "Ich möchte immer der Erste sein, verriet er 1910 einem Journalisten. Das ist es, wofür ich lebe und meine ganze Kraft gebe. Wenn ich das nicht länger schaffe, möchte ich mich aus dem Leben verabschieden". Der Tod kam freilich von ganz anderer Seite. Kurz vor einem Aufritt fragten ihn zwei Studenten, ob er tatsächlich alle Schläge einfach so wegstecken könne wie er immer behaupte. Als Houdini bejahte, trafen ihn einige Fausthiebe unvermittelt in den Unterleib. Er sackte zusammen, Blinddarm-Durchbruch, Not-OP, neun Tage später war er tot. Erzählerin: Als der Bronzesarg mit dem Leichnam Houdinis von seinen Freunden zu Grabe getragen wurde, wisperte einer von ihnen: "Ich wette, dass er da nicht mehr drin ist." Wer weiß …. vielleicht hat sich der Meister der Selbstinszenierung am Ende tatsächlich auch aus dieser letzten Fessel befreit … Musik Quelques jours avec moi Zitator: Ihr Beruf, fragte der Doktor „Ich bin Zauberkünstler“. „So? Und was ist Ihre Spezialität?“ „Ich zersäge Mädchen“ „Das muß doch sehr schwer sein“? „Garnicht so schlimm. Ich habe das schon in meiner frühesten Jugend getan.“ „Und haben Sie Geschwister?“ „O ja. Sieben Halbschwestern“. Musik Quelques jours avec moi Erzählerin: Frauen in der Magie haben meist nicht viel zu lachen: sie werden zersägt, von Schwertern durchbohrt, oder gleich ganz weggezaubert. Ein besonders trauriges Los war den weiblichen Mirakeln des 19.Jahrhunderts beschieden: Da gab es zB Amanda, die Schwatzhafte, die ihren eigenen, ständig plappernden Kopf auf einem Tablett vor sich hertrug. Oder Rolla, die Dame ohne Unterleib, die in einer Artistenzeitung inserierte: Suche Stellung als Dame ohne Unterleib. Mein Sohn, 16 Jahre, kann als Billettkontrolleur mit tätig sein. Musik : Die zersägte Dame Erzähler: Die zersägte Jungfrau - ein ungeteiltes Vergnügen. Zumindest für die Zuschauer. Bis heute gehört sie zu den Klassikern der Zauberkunst. Sie ist inzwischen fast 100 Jahre alt und nicht totzukriegen. Ihr „geistiger Vater“ war der englische Magier Selbit, der freilich schon bald von seinem amerikanischen Kollegen Horace Goldin ausgetrixt wurde: Der kam, sah und sägte … dabei wählte er eine etwas andere Methode, gab die Erfindung als seine eigene aus, liess sie sich patentieren – und ersägte sich ein Vermögen damit. Er war eben nicht nur ein fabelhafter Zauberer, sondern auch ein geschickter PR-Mann. Er trat in den USA, und auch in ganz Europa auf. Wenn er seine Show zeigte, stand vor dem Theatereingang ein Krankenwagen mit dem Hinweis: „Für den Fall, daß die Säge ausrutscht“. Männer, als Leichenbestatter verkleidet, patroullierten durchs Foyer. Und ein Aushang verkündete in Riesenlettern: Sehen Sie, wie Goldin eine Dame zersägt. Der Zauberkünstler Emil Jarrow, der einmal zur gleichen Zeit im gegenüberliegenden Theater auftrat, konterte darauf mit folgendem Plakat: Sehen Sie, wie Jarrow eine Zitrone zersägt ! In seiner zerschnittenen Zitrone fand sich ein Geldschein wieder, den er vorher im Publikum entliehen hatte. Erzählerin: „Zaubern ist Männersache“ – jahrhundertelang ließen sich die Verhältnisse in der magischen Szene auf diesen einfachen Nenner bringen. Wenn, waren Frauen höchstens als Assistentinnen gefragt. Zwar ist die Zauberei bis heute eine eher männlich besetzte Domäne. Aber zumindest treten inzwischen ein paar mehr be-zaubernde Damen ins Rampenlicht ... auch hier, in dieser Langen Nacht bieten wir ihnen eine Bühne. Erzähler: Zirka, die „Königin der Zigaretten“ war eine der wenigen eigenständigen Zauberkünstlerinnen des 19.Jahrhunderts. Aufgewachsen in klösterlicher Strenge in einem Schwesternkonvent in Krakau heiratete sie mit 20 Jahren einen chilenischen Manipulator, der sie zu einer hervorragenden Magierin ausbildete. Nach einigen erfolgreichen Jahren erblindete sie jedoch und starb in völliger Resignation 1910 in Nizza; sie wurde nur 33 Jahre alt. Andere, wie etwa die Engländerin Adelaide Herrman oder die Griechin Valeria, waren Assistentinnen ihres zaubernden Ehemanns und kreierten erst nach dessen Tod eine eigene Bühnenshow. Erzählerin: Bahnbrechendes für die Frauen in der Zauberei leistete die Amerikanerin June Horowitz. 1913 als Tochter eines Magiers geboren, kam sie bereits in jungen Jahren zur Zauberei; sie studierte jedoch erst mal Musik und wurde Lehrerin, ehe sie ihr Hobby zum Beruf machte. Was freilich garnicht so einfach war … auf Zauberkongressen trug sie deshalb immer ein Namensschild am Revers, auf dem stand: "I'm not a lady, I'm a magician! Mit Ausdauer und Witz schaffte sie es allmählich, sich in den Niederungen des show business durchzusetzen. 1987 wurde sie die erste Präsidentin des Weltverbandes der Zauberkünstler. Noch als Hundertjährige zauberte sie öffentlich – Magie hält offenbar jung. 2018 starb sie im Alter von 104 Jahren. Erzähler: Diverse Zauberkünstler unserer Tage – wie etwa der Schweizer Christoph Borer – machen sich inzwischen Gedanken darüber, wie man tradierte Denkweisen überwinden und Frauen als eigenständige Zauberinnen unterstützen kann. OT Borer: Frauen in der Zauberkunst sind unglaublich wichtig, es gibt viel zu wenige, ich fördere das wo ich kann, wenn ich ein Zauberfest organisiere bei mir zuhause, schau ich immer daß mindestens ein Drittel Frauen sind, die auftreten, es gibt wunderbare auftretende Frauen, mir ist wichtig daß wir wegkommen von diesem blöden Image daß die Frau eine Assistentin ist, so war das auch bei Lou, obwohl sie mehr gezaubert hat in unserer Show, hiess es hinterher, ja, der Zauberer und seine blonde Assistentin, das ist so gruselig, Frauen sind eigenständige Wesen und keine Assistentinnen. Und das möchte ich gerne fördern, ich freue mich, wenn Frauen zaubern, es sind heute ja mehr als früher und ich hoffe, das wird so weitergehn. Musik El pichi OT Wittus Witt: ML: Wittus, wie siehst Du denn das Thema „Frauen in der Zauberkunst“ ..es gibt ja um die 3000 Mitglieder im Magischen Zirkel, aber davon sind höchstens 100 Frauen …. WW: Du fragst uns Zauberer was wir über zaubernde Frauen denken - Du selber bist ja nicht nur Journalistin, sondern auch Zauberkünstlerin,wie siehst Du Dich denn? ML : Oje, wie sehe ich mich … Ich war die 1.Frau im OZ München.. Ich war als Journalistin erstmal auf einem Weltkongress der Zauberei und hab ein paar Zauberer dort kennengelernt …und dann sagte einer zu mir, nachdem ich auf einem nächsten Kongress auch wieder war und Interviews machte …. Und da sagte einer zu mir, hey, Du bist immer da und schreibst über uns, aber selber kannst Du nichts .. Ich muß Dir mal ein Kunststück beibringen… ja, das hab ich dann gelernt, und dann sagte er das nächste Mal: Jetzt kommst Du mal mit in den Magischen Zirkel in München, da wohnte er, und wir waren dann vor der Türe verabredet, und es regnete, und er kam nicht, und ich hatte keinen Schirm. Und dann dachte ich, jetzt wieder nach Hause, ohne Schirm, wie blöde .. und dann sah ich in der Tat jemanden, den ich auf dem Weltkongress der Zauberer in Wien kennengelernt hatte, und der erkannte mich auch und winkte mir zu … langer Rede kurzer Sinn: Ich war dann an dem Abend dabei, und fand es sehr interessant und merkte, daß die jungen Leute, die es da auch gab, es toll fanden, daß auch mal ne Frau dabei war, und somit haben sie mich bequatscht, wieder zu kommen, aber da durfte ich dann nicht, zu meinem großen Erstaunen, es hiess, es sei ein Besucherabend gewesen, den gäbe es nur alle 4 Wochen … Aber da diese jungen Männer alle sagten, wir bringen dir was bei, mach einfach mal, wir wollen nämlich unbedingt diese Satzung kippen, ja, und dann hab ich das so gemacht und habe irgendwann auch mal vorgezaubert. Als Journalistin hab ichs natürlich mit Erzählen, ich hab mir ne Geschichte überlegt, in der es um eine brennende Zigarette ging, die dann auf magische Weise verschwinden sollte. Ich erzähle und erzähle, und dann sollte diese Zigarette erscheinen, und ich merke, daß ich sie vor lauter Aufregung an meinem Platz vergessen hatte. Dann mußte ich durch den ganzen Raum und diese verdammte Zigarette holen, und dann hab ich weitergemacht, aber für die alten Herren dort war das natürlich der Beweis: Frauen können einfach nicht zaubern… Ich hatte mich blamiert bis auf die Knochen, aber das setzte in mir einen gewissen Ehrgeiz frei und ich dachte, so gehe ich jetzt nicht, jetzt werd ichs Euch beweisen, daß auch Frauen das können. Und dann habe ich mich bemüht und bemüht, und dann kippte allmählich die Stimmung, und ich war bei den älteren Herren plötzlich „unser Mädel“. Unser Mädel kann was … Und dann hab ich die Aufnahmeprüfung gemacht und auch bestanden, und war damit dann die erste Frau im OZ München. Musik El pichi Erzählerin: Auf dem Zauberkongress in Marl traf ich vor kurzem Michelle Spillner wieder … und wollte von ihr wissen, wie sie eigentlich vor mehr als 20 Jahren zur Zauberei gekommen war: OT Michelle Spillner: Ich hab mich verliebt, ich hab mich in einen Zauberkünstler verliebt, ursprünglich hab ich Zeitungsredakteurin und Pressefotographin gelernt, und hab in einem Variete einen Zauberkünstler fotographiert, und in den hab ich mich verliebt. Und dann hab ich natürlich überlegt, wie ich den wiedersehn könnte, und glücklicherweise hat der mich um die Bilder gebeten. Und da hab ich gesagt ich will kein Geld für die Bilder, ich möchte dafür aber mal auf einen Zauberkongress fahren, denn erstens dachte ich, kann ich ihn da wiedersehen, und zweitens dachte ich, ich will mal tausend sehr gut aussehende Männer auf einem Haufen sehen. Da waren dann auch 1000 Männer, und er war auch da, das hat sich dann nicht ergeben, aber ich hab dort ein Kartenspiel gekauft, und ein Zauberseil, und das Handbuch der Magie, das ist das Standardwerk für Zauberer, weil ich dachte, dann hat mans mal, wer weiß, wofür es gut ist. Und dann hab ich angefangen mich damit zu beschäftigen, und hab Feuer gefangen. Und darüber, man kann sagen über eine unmögliche Liebe, darüber hab ich etwas gefunden, was mein ganzes Leben prägt. ML: Und was prägt da dein Leben? Zum einen muß ich sagen, daß ein Großteil meiner Freunde, der Menschen die mich umgeben, sich aus dem Zaubererkreis generieren… Es gibt ganz viele, die sehr reflektiert sind, sehr intelligent, die sehr viel unterschiedliche Fähigkeiten haben, mit denen man einfach einen tollen Austausch hat und eine sehr gute Zeit haben kann. Mein Denken hat sich geändert, und ich würde sogar sagen, daß ich mich sehr verändert habe, durch die Auseinandersetzung mit mir auf der Bühne: Wer bin ich auf der Bühne? Was will ich? Das erfordert eine große Auseinandersetzung mit sich selbst, und davon hab ich auch persönlich sehr profitiert. Ich wäre sonst nicht der Mensch, der ich heute hier bin. Und auch mein Leben – darüber hat sich meine Arbeit verändert. Ich bin im Vorstand des Magischen Zirkels, ich leite die MAGIE, das ist die Fachzeitschrift für Zauberkunst für die Mitglieder des MZVD, wenn ich nicht zur Zauberei gekommen wäre, dann wäre ich heute wahrscheinlich noch in der Lokalredaktion und würde über Kleintierzüchter schreiben, was auch sehr schön ist, hab ich auch sehr gerne gemacht, aber jetzt bin ich selbständig und zaubere und trete auf, dh alles hat sich geändert dadurch. ML: Und wie wirst du da als Frau wahrgenommen… ? Denn es gibt ja kaum Frauen in der Zauberei .. Bisschen mehr als früher, aber dennoch.. Michelle: Das hat sich verändert, also ganz am Anfang wars natürlich so, daß die Zauberer davon ausgegangen sind, daß ich nicht zaubere, sondern die Begleitung von jemandem bin … dann bin ich mehrfach gefragt worden, ach, ich brauch noch ne Assistentin, ist ja gut, daß Du da bist, ich hab dann gesagt, nein nein, ich zaubere selber, also man fällt auf als Frau, man wird erstmal nicht als Zauberkünstlerin wahrgenommen, wenn man nicht bekannt ist, was aber auch Vorzüge hat .. ich war bei der Weltmeisterschaft der Zauberei, da sind von Montag bis Sonntag Zauberwettbewerbe, aber es sind ja sehr wenige Frauen, dh es führt dazu, daß vielleicht donnerstags die allererste Frau auf die Bühne kommt, sonst warens nur Männer, und das hat den Effekt, daß alle unglaublich jubeln, weil die sich so freuen, daß endlich ne Frau da ist, dh man hat schon mal nen sehr guten Start, aber dann muß man ihn natürlich auch erfüllen, wenn die Leute sich so freuen und man kann dann nichts bieten, dann geht es nach hinten los und alle sind enttäuscht. Ich bin mir nicht sicher, ob die Welt schon für Zauberinnen bereit ist .. Als ich angefangen habe zu zaubern war ich Mitte 20, jetzt bin ich über 50, und es gibt Agenturen die mich nicht mehr buchen, und die sagen mir ganz ehrlich, Du bist zu alt für dieses Geschäft. Musik Pretty Laura Zitator: Woody Allen : Zwischenspiel mit Kugelmass Kugelmass, Professor der klassischen Philologie war zum zweitenmal unglücklich verheiratet. Daphne Kugelmass war eine dumme Gans. Außerdem hatte er von seiner ersten Frau zwei beschränkte Söhne und steckte bis zum Hals in Unterhaltszahlungen. "Ich muß eine neue Frau kennenlernen, beschwor er eines Tages seinen Analytiker, "Ich muß unbedingt ein Verhältnis haben. Der Analytiker rutschte in seinem Sessel hin und her und sagte: "Mr. Kugelmass, das Schlimmste wäre, diese Sache auszuleben. Sie müssen Ihren Gefühlen einzig und allein hier Ausdruck geben, wo wir sie dann zusammen analysieren. Ich bin schließlich Analytiker und kein Zauberer." "Dann brauche ich vielleicht einen Zauberer," sagte Kugelmass und erhob sich aus seinem Sessel. Und damit beendete er seine Therapie. Ein paar Wochen später klingelte das Telephon. "Kugelmass?" sagte eine Stimme. "Kugelmass, hier spricht Persky. "Wer?" "Persky. Oder sollte ich sagen Der große Persky?" "Wie bitte?'' "Ich höre, Sie suchen in der ganzen Stadt nach einem Zauberer, der n'bißchen was Exotisches in Ihr Leben bringt. Ja oder Nein?" Am folgenden Tag klingelte Kugelmass an der Tür von Perskys Appartement in Brooklyn. Das werde ich noch bereuen, dachte er bei sich. Augenblicke später wurde er von einem kleinen, dünnen, wachsgesichtigen Mann begrüßt. "Sie sind Persky der Große?" fragte Kugelmass... "Der große Persky. Möchten Sie Tee?" "Nein, ich möchte Romantik. Ich möchte Musik. Ich möchte Liebe und Schönheit." Persky ging ins Hinterzimmer und kam wieder zurück mit einem billigen, schlecht lackierten chinesischen Schränkchen auf Rädern. "Eine wunderbare Erfindung" sagte Persky. Steigen Sie in den Schrank." "Wieso denn? Damit sie ihn mit lauter Schwertern oder sonstwas durchbohren können?" "Sehen Sie hier irgendwo Schwerter?" Kugelmass kletterte grunzend in das Schränkchen.. "Also, passen Sie auf!", sagte Persky, "wenn ich irgendeinen Roman zu Ihnen in den Schrank werfe, die Tür zumache und dreimal draufklopfe, finden Sie sich in das betreffende Buch versetzt!" "Was??" "Meine Hand drauf. Sie können alle Frauen kennenlernen, die die besten Schriftsteller der Welt geschaffen haben. Ganz gleich, von welcher Sie geträumt haben. Und wenn Sie davon genug haben, stoßen Sie einen Schrei aus, und im Bruchteil einer Sekunde sind Sie wieder hier." "Persky, sind Sie aus einer Anstalt entwichen?" "Reden Sie keinen Quatsch. Mit 20 Eiern sind Sie dabei." Kugelmass gab ihm zögernd zwei Zehner. "Also, wenn wollen Sie kennenlernen? Ophelia? Die schöne Helena? Obwohl die vielleicht zu anstrengend für Sie wäre..." "Eine Französin. Zum Beispiel Madame Bovary " "Ausgezeichnet. Rufen Sie mich, wenn Sie genug haben!" Persky pfefferte eine Taschenbuchausgabe von Flauberts Roman in die Kiste, schloß die Türen und klopfte dreimal daran. Und sofort tauchte Kugelmass im Schlafzimmer von Charles und Emma Bovarys Haus in Yonville auf. Vor ihm stand eine schöne Frau mit dem Rücken zu ihm und legte Wäsche zusammen. Ich kanns nicht glauben, dachte er und starrte auf des Landarztes hinreißende Frau. Nicht zu fassen: Ich bin hier. Mit ihr. Emma drehte sich überrascht um. "Du meine Güte. Sie haben mich aber erschreckt," sagte sie. "Who are you?" Sie sprach das gleiche feine Englisch wie in der Übersetzung der Taschenbuch-Ausgabe. Das ist einfach überwältigend, dachte er. "Entschuldigen Sie. Ich bin Sidney Kugelmass, Professor der klassischen Philologie." Emma Bovary lächelte kokett und sagte: "Hätten Sie gern etwas zu trinken? Vielleicht ein Gläschen Wein? Wie schön sie ist, dachte Kugelmass. Was für ein Unterschied zu der Neandertalerin, mit der er sein Bett teilte. "Ja, etwas Wein." sagte er heiser. "Weißen." "Charles ist den ganzen Tag fort," sagte Emma beziehungsvoll. Nach dem Wein machten sie sich zu einem kleinen Spaziergang über das liebliche französische Land auf. "Immer habe ich davon geträumt, es erschiene irgendein geheimnisvoller Fremdling und entrisse mich der Monotonie dieses unkultivierten Landlebens," sagte Emma, die seine Hand umklammert hielt. "Mir gefällt, was Sie anhaben... Ich habe noch nie so etwas gesehen. Es ist so... modern." "Es nennt sich Freizeitanzug," sagte er romantisch. "Er war heruntergesetzt." Plötzlich küßte er sie. Die nächste Stunde lagerten sie unter einem Baum, flüsterten miteinander und sagten sich ungeheuer bedeutungsvolle Dinge mit den Augen. Da fiel Kugelmass ein, daß er mit Daphne in einem Kaufhaus verabredet war. "Ich muß gehen", sagte er, "aber sei unbesorgt, ich komme wieder." Das hoffe ich, sagte Emma. Er umarmte sie leidenschaftlich, dann rief er : " OK, Persky. Lassen Sie mich raus!" Es machte hörbar "Peng", und Kugelmass war wieder in Brooklyn. "Na, habe ich gelogen?" fragte der Zauberer triumphierend. Im Laufe der Monate ging Kugelmass viele Male zu Persky und bekam zu Emma Bovary ein enges, leidenschaftliches Verhältnis. "Mein Gott, ich treibs mit Madame Bovary!" flüsterte er einmal im Stillen. "ich, der ich im ersten Semester Französisch durchgefallen bin." Emma war genauso glücklich wie er. Es hatte sie nach Aufregungen gedürstet, und seine Erzählungen vom Nachtleben auf dem Broadway, von schnellen Autos und Hollywoodstars faszinierten die junge französische Schönheit. Eines Abends brachte Kugelmass, als er wohlbehalten in Perskys Wohnung zurückgekehrt war, die Idee zur Sprache, Emma könnte auch ihn einmal in der großen Stadt besuchen. "Darüber muß ich nachdenken", sagte Persky. "Vielleicht könnte es funktionieren.“ Am nächsten Nachmittag ließ Persky seinen Zauber wieder wirken. Kugelmass erschien lächelnd und voll Ungeduld vor Emma. Sie bestiegen die Kutsche der Bovarys. Perskys Anweisungen befolgend hielten sie sich aneinander fest, schlossen die Augen und zählten bis zehn. Als sie sie wieder öffneten, fuhr die Kutsche gerade vor dem Plaza-Hotel vor, wo Kugelmass schon eine Suite hatte reservieren lassen. Ich finds wundervoll ! Alles ist, wie ich es mir erträumt habe", sagte Emma, während sie fröhlich im Schlafzimmer herumwirbelte. Die Liebenden verbrachten ein seliges Wochenende. Kugelmass hatte Daphne gesagt, er sei zu einer Tagung in Boston und komme am Montag wieder. Sie gingen ins Kino, tanzten in einer Diskothek. Sie ließen sich in ihrer Suite Kaviar und Champagner servieren. Im Taxi, das sie am Montagmorgen zu Perskys Wohnung fuhr, dachte Kugelmass, es war hektisch, aber die Sache wert. Natürlich kann ich sie nicht allzuoft abholen... Bei Persky kletterte Emma in das Schränkchen und küsste Kugelmass liebevoll. "Bis bald bei mir", sagte sie augenzwinkernd. Dann klopfte Persky dreimal auf das Schränkchen.... Es passierte nichts. "Hm", sagte Persky und kratzte sich den Kopf. Er klopfte nochmal, aber immer noch kein Zauber. "Da stimmt was nicht", murmelte er. "Sie machen Witze, Persky", schrie Kugelmass, "wie kann denn das nicht funktionieren?" "Ruhig Blut, ruhig Blut. Sind sie noch in der Kiste, Emma?" "Ja". "Persky, wir müssen sie wegkriegen", flüsterte Kugelmass. "Ich bin ein verheirateter Mann und habe in drei Stunden eine Vorlesung! Aber sie war nicht wegzukriegen. "Wir müssen Geduld haben" sagte Persky, "bis ich das Ding wieder repariert habe." Kugelmass packte Emma in ein Taxi und fuhr mit ihr zurück ins Plaza. Er kam gerade noch rechtzeitig zu seiner Vorlesung. Eine Woche verging. Freitagabend sagte Kugelmass zu Daphne, es gebe schon wieder eine Tagung, an der er unbedingt teilnehmen müsse, diesmal in Syrakuse. Er eilte zum Plaza, aber das zweite Wochenende dort war absolut nicht wie das erste. „Schaff mich in den Roman zurück oder heirate mich“, sagte Emma zu Kugelmass. „Inzwischen will ich was arbeiten, denn den ganzen Tag vor der Glotze zu sitzen, ist ja die Hölle“. „Sehr schön, wir können das Geld gut gebrauchen,“ sagte Kugelmass, Du verfrisst ja zweimal so viel wie Du wiegst beim Zimmerservice“. Am Sonntagabend kreuzte Kugelmass betrunken bei Persky auf. „Emma und ich haben uns satt bis hier“, legte er los; ganz abgesehen von einer Hotelrechnung, die sich wie der Verteidigungshaushalt liest. Ausserdem, Persky, hat Professor Livish Kopkind, der schon immer eifersüchtig auf mich gewesen ist, mich als die Gestalt identifiziert, die hin und wieder in Flauberts Buch auftaucht! Er hat gedroht zu Daphne zu gehen ! Wegen Ehebruchs mit Madame Bovary wird mich meine Frau an den Bettelstab bringen! „Was soll ich dazu sagen“, antwortete Persky. Ich arbeite Tag und Nacht an der Geschichte. Und was Ihre persönlichen Ängste angeht: Ich bin Zauberer und kein Analytiker! Drei Wochen lang saß Emma Bovary im Plazahotel und ersäufte ihr heulendes Elend in Unmengen Champagner. Dann rief Persky endlich an. "Bringen Sie sie her," sagte er "Ich hab die Laus im Pelz gefunden. Kugelmass‘ Herz machte einen Satz.,Persky, Sie sind ein Genie. Wir sind in einer Minute da. In weniger als einer Minute." Wieder eilten die Liebend,en zur Wohnung des Zauberers, und w.ieder stieg Emma mit ihren Schachteln in das Schränkchen.· Diesmal gab es keinen Kuß. Persky schloß die Türen, holte tief Atem und klopfte dreimal auf die Kiste. Es gab den beruhigenden Knall, und als Persky vorsichtig hineinlugte, war der Kasten leer. Madame Bovary war wieder in ihrem Roman. Kugelmass stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus und schüttelte dem Zauberer die Hand. „Es ist vorbei“, sagte er, ich habe meinen Denkzettel weg. Nie wieder werde ich meine Frau betrügen, das schwöre ich.“ Drei Wochen später, an einem wunderschönen Frühlingsabend, klingelte es bei Persky an der Tür. Es war Kugelmass, der einfältig dreinschaute. „Es ist ein so schöner Abend, und ich werde ja auch nicht jünger .. und es ist ja bloß dieses eine Mal..Okay, Kugelmass, sagte der Zauberer, wohin diesmal? Haben Sie „Stille Tage in Clichy“ gelesen? Kugelmass stieg in den Kasten: Sex und Romantik, sagte er, was nehmen wir nicht alles für ein hübsches Gesicht in Kauf..“ Persky warf ein Exemplar von „Stille Tage in Clichy“ in den Kasten und klopfte dreimal darauf. Statt eines Peng gab es diesmal eine dumpfe Explosion, der ein Funkenregen folgte. Persky sprang zurück, bekam eine Herzattacke und fiel tot um. Das Schränkchen fing an zu brennen, und schliesslich brannte das ganze Haus ab. Kugelmass, der von dieser Katastrophe nichts ahnte, hatte seine eigenen Probleme. Er war nämlich nicht in „Stille Tage in Clichy“ gelandet, oder überhaupt in einem Roman. Er befand sich in einem alten Spanisch-Lehrbuch “Spanisch für Jedermann“, und rannte in einem öden, felsigen Gelände um sein Leben, während ihm ein großes, haariges Wesen auf spindeldürren Beinen nachsetzte. Es war das Hauptwort „Castidad“ – Keuschheit. Musik Humoreske Erzählerin: Auf unserem Streifzug durch das Reich der Magie machen wir jetzt einen Abstecher nach Wien, zu Johann Nepomuk Hofzinser, im bürgerlichen Beruf Finanzbeamter, in seinem „eigentlichen Leben“ aber Zauberer – der wohl grösste Kartenkünstler aller Zeiten. Bei den „Stunden der Täuschung“ im Salon Hofzinser traf sich alles, was im Wien des 19. Jahrhunderts Rang und Namen hatte. „Es ist wunderbar, es erinnert an E.T.A. Hoffmanns Märchenwelt, wenn Hofzinser seine geliebten Karten zur Hand nimmt. Sie kennen ihn, sie gehorchen ihm… Sie stehen, fallen, zittern, wie magnetisiert …“ schwärmte ein Zeitungskritiker. Selbst Zauberer unserer Tage lassen sich noch von den Kunststücken Hofzinsers inspirieren. Heute steht ja jedem, der sich mit Spielkarten befasst, umfangreiche Fachliteratur zur Verfügung … Hofzinser konnte nicht aus einem solchen Fundus schöpfen – abgesehen davon, daß die Kartentricks vergangener Jahrhunderte ohnehin reichlich primitiv waren. Hofzinsers Verdienst war es, Kunststücke zu verfeinern, neue Routinen zu erfinden, und die Kartenzauberei auf ein bis dato nie gekanntes Niveau zu heben. Erzähler: Auch Ludwig Döbler verzauberte seine Heimatstadt Wien. Seine magischen Darbietungen waren Glanzlichter – im wahrsten Sinn des Wortes. Sobald sich auf der Bühne der Vorhang öffnete, entzündete er durch einen Pistolenschuß 250 Kerzen und erleuchtete das Theater strahlend hell … ein Effekt, der Mitte des 19.Jahrhunderts sicher noch zauberhafter wirkte als heute, im Zeitalter des elektrischen Lichts… Döbler hatte dazu übrigens einen Baumwollfaden verwendet, ihn von Kerze zu Kerze gezogen, und auf das Signal des Pistolenschusses von einem Gehilfen anzünden lassen. Erzählerin: In Wien war ein wahrer Döbler-Rausch ausgebrochen, es gab Döbler-Torten und Döbler-Bier, man trug Döbler-Hüte und Döbler-Krawatten … Und eine Döbler-Gasse erinnert noch heute an ihn. Er zauberte vor Kaisern und Königen, und1831 lud Goethe ihn nach Weimar ein. Nach der Vorstellung schrieb er ihm ins Stammbuch: „Bedarfs noch ein Diplom besiegelt – Unmögliches hast Du uns vorgespiegelt“ Musik Humoreske Erzähler: Ein anderer berühmter Zauberer des 19. Jahrhunderts war Bellachini, ein gebürtiger Pole. Von ihm gibt es die hübsche Anekdote, daß er über einen Wochenmarkt in Posen spazierte, und – vielleicht aufgrund seiner Kleidung – unangenehm auffiel. Die Marktfrauen lästerten jedenfalls hinter seinem Rücken über ihn, und als er eine Händlerin fragte, was denn die Eier kosten, nannte sie einen unverschämt hohen Preis. Bellachini nimmt daraufhin ein Ei aus dem Korb, hält es gegen das Sonnenlicht und horcht daran. Gelächter ringsum. Plötzlich zerbricht er das Ei, und siehe da – ein Goldstück kommt zum Vorschein. Das Gleiche passiert beim zweiten, beim dritten und auch beim vierten Ei: Jedes Mal fällt ein Goldstück heraus. Bellachini will nun alle Eier kaufen, aber die Händlerin reisst ihm den Korb aus den Händen und jagt ihn von dannen. Bellachini wirft ihr ein Goldstück zu, entfernt sich, und sieht an der nächsten Ecke voller Schadenfreude, wie die Frau ein Ei nach dem anderen aufschlägt, ohne natürlich auch nur eines der erhofften Goldstücke zu finden. Erzählerin: Staunen und lachen … wobei derjenige, der zuletzt lacht, bekanntlich am besten lacht … In diesem Fall also Bellachini … close up Magie nennt man heutzutage diese Art von Zauberei direkt unter den Augen der Zuschauer … trotz allen Fortschritts beruht sie immer noch auf den uralten Prinzipien. Der close up Magier Alexander Krist: OT Alexander Krist: In der Magie gibt’s ja die verschiedenen Sparten wie close up, Salonmagie, die Großillusion, und close up sind einfach die kleinen Gegenstände, wie Münzen, Karten, Gummibänder, wie Ringe, Tücher, es sind alles unpräpariert Gegenstände, mit denen man durch Fingerfertigkeit großartige Illusionen erschaffen kann, und so isses – wie der Begriff close up auch schon sagt – wirklich auf den Punkt gebracht, im ganz ganz Kleinen. Mich fasziniert, wenn mans richtig gut macht, daß das wahre Staunen wieder hervorkommt, heute kann man sich zwar vieles erklären, und man staunt nicht mehr darüber, aber wenn man ne Münze in der Hand hält und dann schnippst und sie ist dann weg, dann fangen die Leute wieder über die ganz kleinen Sachen wieder an zu staunen und zu fragen: Ooh, wie macht der das? Erzählerin: Ja, wie macht er das? Das fragen Sie sich jetzt hoffentlich auch gleich, wenn Wittus Witt wieder mit Ihnen zaubert … Musik The nightclub 3 OT Wittus Witt: Wenn Sie wieder Lust haben zu zaubern mit mir im Radio, dann stellen Sie bitte 7 Gläser oder Becher und einen Fingerring zur Verfügung. Und gleich geht die Zauberei damit los. Musik The nightclub 3 OT Wittus Witt: Schön, Sie haben alles, jetzt bitte ich Sie, stellen Sie die Becher vor sich hin in eine Reihe, also der 1.Becher steht links … und der zweite rechts davon / usw .. in einen dieser Becher geben Sie bitte den Ring. Vertauschen Sie nun diesen Becher mit einem leeren Becher daneben. Zählen Sie nun, im wievielten Becher von links dieser Ring liegt. Nehmen wir an, es ist der 5. Becher, dann tauschen Sie jetzt diesen Becher 5 mal gegen einen anderen Becher, der links oder rechts daneben steht. Also, je nachdem wie Ihre Zahl groß ist, so oft vertauschen Sie jetzt. So, jetzt kann ich erst recht nicht wissen, in welchem Becher dieser Ring liegt. Der ganz linke Becher müsste jetzt leer sein, stellen Sie ihn bitte beiseite. Ebenso leer ist auch der ganz rechte Becher, stellen Sie ihn auch zur Seite. Nun stehen nur noch 5 Becher vor Ihnen, und in einem von ihnen befindet sich der Ring. Vertauschen Sie jetzt bitte noch 3 Mal den Ringbecher mit einem Becher links oder rechts. Und wenn das alles richtig gemacht worden ist, dann glaube ich, daß diesmal der Ring in dem ganz linken Becher auch nicht ist, stellen Sie ihn beiseite. Der äusserste rechte Becher, den können Sie auch zur Seite stellen, den brauchen wir auch nicht. Jetzt sind nur noch 3 Becher auf dem Tisch, und in einem von ihnen befindet sich der Ring. Vertauschen Sie noch ein Mal den Becher mit dem Ring gegen einen Becher daneben…. Tja, in welchem Becher befindet sich nun der Ring ? Ich glaube, im ganz links stehenden auf jeden Fall nicht, stellen Sie ihn zur Seite. Jetzt befinden sich nur noch 2 Becher auf dem Tisch, in einem liegt der Ring. Vertauschen Sie jetzt ein letztes Mal den Becher mit dem Ring gegen den Becher der daneben steht. Und nun sagen Sie ehrlich: Woher kann ich wissen, daß sich der Ring im rechten Becher befindet? Ich hoffe sehr, und danke Ihnen, daß Sie mitgespielt haben … Musik Quelques jours avec mois Erzählerin: Wittus Witt lebt als Zauberkünstler in Hamburg, einer Stadt, die sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts zu einem magischen Brennpunkt entwickelt hat. OT Wittus Witt: Hamburg ist wirklich sehr wichtig für die Zauberkunst. Der 1. Zauberverein wurde von Karl Willmann, das war ein berühmter Zaubergerätehersteller in Hamburg, 1899 gegründet, das war der 1.Zauberverein überhaupt den es gab, und da war ua damals mal Houdini, Harry Houdini, der große Entfesselungskünstler hier in Hamburg, er hat ja auch im Hansatheater gastiert, und der hat die Idee nach Amerika mit rübergenommen und hat dazu beigetragen, daß dort ein Zauberverein entstanden ist, das ist die society of american magicians, und dann ging die Idee der Zaubervereine immer weiter, also die Wurzeln lagen wirklich in Hamburg, wie auch in HH die Wurzeln für Zauberzeitschriften lagen, und Karl Willmann war auch da der Erste, der eine Zeitschrift herausgegeben hat für Zauberkünstler, um sich auszutauschen, um ein Sprachrohr für Zauberkünstler zu sein, das war die Zauberwelt, die erschien von 1896-1904 pünktlich jeden Monat, also auch das ist für Hamburg ganz wichtig. Erzählerin: 1912 wurde – ebenfalls in Hamburg - der Magische Zirkel von Deutschland gegründet. Eine Erfolgsgeschichte – wenn auch mit ein paar dunklen Stellen. Eines der jüngsten Mitglieder ist der 1903 in Stuttgart geborene Helmut Schreiber, bereits als 16-jähriger wird er in den MZvD aufgenommen. Schreiber studiert in München, etabliert hier 1921 den Ortsverband des Magischen Zirkels und leitet ab 1927 die Zeitschrift MAGIE. Hauptberuflich zieht es ihn dann erstmal in die Filmindustrie, wo er im Dritten Reich zum Produktionschef der Bavaria aufsteigt. 1936 wird der Magische Zirkel der Reichskulturkammer angegliedert, jüdische Mitglieder sind nun ausgeschlossen, und Dr. Helmut Schreiber - der neue Präsident des Zirkels – verzaubert Hitler, Goebbels & Co. Alte Fotos zeigen ihn in fröhlicher Runde auf dem Obersalzberg, noch ein paar Monate vor Kriegsende ist er bei der Hochzeit von Eva Brauns Schwester mit von der Partie. Erzähler: Nach 1945 zu alledem kein Wort. Schreiber kann seine Karriere in der jungen Bundesrepublik nahtlos fortsetzen: Zwar nicht mehr als Filmproduzent, dafür aber als Zauberer. Als Meister-Magier Kalanag. „Kala Nag“, „schwarze Schlange“, so nannte Rudyard Kipling den alten, weisen Elefanten in seinem Dschungelbuch. Helmut Schreiber - alias Kalanag - wird der grösste Showstar der Fünfziger und Sechziger Jahre. OT Collage Fünfziger Jahre : Musik : Es geht besser besser, immer besser … OT Werbung: Daß dieser Wagen läuft und läuft .. OT Erhard : Kein Wunder, sondern Tüchtigkeit eines ganzen Volkes … Musik : Küß mich… OT Adenauer: Keine Experimente .. und alles andere wird sich finden! OT Kabarett Werner Fink : Plötzlich keine Nazis mehr .. Jeder Deutsche hatte einen Juden versteckt .. Erzählerin: Mit seiner Partnerin Gloria reist Kalanag um die Welt - 80 Tonnen Gepäck haben sie dabei, Zersäge – und Schwebe-Illusionen, aufwendige Kostüme, plus das zahme Raubtier Simbo. Techniker gehören zur Truppe, Geräuschemacher, ein eigenes Orchester, und sogar ein Chemiker für die Getränke der „Magischen Bar“. OT Besuch bei Kalanag ( HR )  / Kalanag mit Reportern : Jubel und Beifallsstürme bei Kalanag …. Erzähler: Der umjubelte Star ist ein janusköpfiger Künstler, der mit allerlei Kunstgriffen seine Entnazifizierung erreichte. Er hielt es im Nachhinein für eine Selbstverständlichkeit, vor Nazigrössen gezaubert zu haben, und rühmte dabei die „unpolitische Art“ seiner Auftritte. Es sei doch „das Gleiche, wie vor dem amerikanischen Präsidenten zu zaubern“ Zeit seines Lebens verschwieg Kalanag seine NSDAP Mitgliedschaft. Geschwiegen hat auch der Magische Zirkel von Deutschland – nach 1945 wurde Kalanag Ehrenpräsident des Vereins, bis heute tut man sich von offizieller Seite schwer damit, klare Worte zu finden, vieles bleibt in der Schwebe – oder auf doppeltem Boden. Erzählerin: 1963 starb Kalanag. Zumindest posthum muß er sich inzwischen einige Fragen gefallen lassen. Zum Beispiel von Michael Sondermeyer, dessen Stiftung Zauberkunst auch Kalanags Nachlass verwaltet. OT Sondermeyer: Wir haben vor fast 20 Jahren angefangen zu recherchieren über Kalanag und seine Zeit im 3.Reich, waren ua auch im Bundesarchiv in Berlin, das waren damals die Akten ( des burlington document centers ), die von den Amerikanern wieder zurückgegeben wurden an die BRD und wir waren die zweiten Leute überhaupt, die nach dem Krieg in diese Akten reingeschaut hatten, und das war wie ein Krimi, daß man beim Lesen immer wieder von einem Extrem ins andere schwankte, weil Kalanag ja dann als Präsident des Magischen Zirkels, eingesetzt, nicht gewählt, sondern eingesetzt wurde, die Schreiben mit der Reichskulturkammer. Er hat dann mit seiner Popularität, oder dadurch, daß er ja die ganzen Prominenten durch seine Filmarbeit kannte, sehr viel versucht auch für den Magischen Zirkel zu erreichen, aber bei der einen Akte denkst Du, was war das für ein Schwein, und bei der nächsten denkst du, man kann das nicht bewerten, weil man nicht weiß wie man selber agiert hätte, er hat einfach versucht, für sich, aber auch für den Magischen Zirkel das Beste rauszuholen … er war ein Opportunist einfach. Erzählerin: Michael Sondermeyer und Uwe Schenk haben sich im Rahmen ihrer Stiftungsarbeit auch mit Zauberkunst in der DDR beschäftigt. OT Sondermeyer: Die hat sich ja eigentlich völlig unabhängig von der westdeutschen Zauberei entwickelt, es gab nur ganz wenig Leute, die Zugang hatten zu der Westliteratur, und dadurch hat sich das völlig eigenständig entwickelt damals. Also sehr viel Zauberei mit Elektronik zB, weil da viel gearbeitet wurde in der DDR mit elektronischen Teilchen, mit Transistoren usw, das war bei uns hier im Westen garnicht so verbreitet. Und dadurch war das sone terra incognita für uns. Die Art der Zauberei war ne ganz andere, 20 Jahre zurück, sag ich mal, garnicht böse gemeint, aber Federblumen Zauberei und sowas. Ich hab ein Seminar gemacht, noch zu DDR Zeiten, 1988, über Kinderzauberei in Karl Marx Stadt, und da sind wir dann während des Seminars drauf gekommen: Im Westen wars so die Kunst zu reduzieren, mit möglichst wenig Requisiten etwas zu machen, und in der DDR wars genau andersrum: Dadurch, daß die nicht viel hatten, haben die versucht auf der Bühne einen riesigen Aufbau zu machen, um was darzustellen, was in Wirklichkeit eben nicht da war. Musik The entertainer / darüber Absage: Erzähler: Das war die 2.Stunde der langen Nacht über Zauberei. Nach den Nachrichten kehren wir zurück ins Reich der Illusion, diesmal an der Seite von Neurowissenschaftlern, die anhand von Zaubertricks ergründen, wie Wahrnehmung im Gehirn funktioniert. Musik 3. Stunde Musik: Wunder gibt es immer wieder … OT Zaubervorstellung: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles, meine Damen und Herren, das hat schon Goethe erkannt, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Geld regiert die Welt, und so ist es auch nicht verwunderlich, daß ich immer wieder von Leuten gefragt werde, ob ich nicht Geld herbeizaubern kann … natürlich kann ich das, aber bitte nehmen Sie mirs nicht übel, wenn ich nur den eigenen Bedarf decke, die Sache wird mir sonst zu riskant… … OT Kartenrauschen … sehen Sie, wenn ich zwei Karten nehme und sie s o zusammenlege, dann lässt sich gleich … schnipp … das erste Geldstück blicken. Hervorragend! Das ist ja noch einen Versuch wert … ich nehme wieder die 2 Karten … und schnipp … noch eine Münze. Und schnipp … wieder eine Münze! Ein Goldesel würde nicht schneller arbeiten … etc OT Klatschen & Lachen / darüber Erzählerin: Wir haben es ja schon gehört: „Die Kunst zu zaubern besteht nicht so sehr darin, wunderbare Dinge zu vollbringen, als vielmehr darin, den Zuschauer zu überzeugen, daß wunderbare Dinge geschehen. Das Zauberwort dabei heisst misdirection. OT Borer: Misdirection wird oft mit Ablenkung übersetzt. Das ist komplett falsch. Wir lenken, wir lenken nicht ab. Wir lenken den Fokus der Menschen auf einen bestimmten Gegenstand, auf eine Idee, auf einen Ablauf, durch das, daß wir ihn dahin lenken, blendet er andere Dinge aus, und das ist der Kern. Nicht ablenken, sondern lenken. Erzählerin: So der Schweizer Magier Christian Borer. Aber wie lenkt man, und wie funktioniert Täuschung überhaupt? Erzähler: Zauberkünstler manipulieren seit Jahrhunderten Wahrnehmung und Aufmerksamkeit der Zuschauer. Dabei haben sie intuitiv manche Erkenntnisse der modernen Neurowissenschaft vorweggenommen. Umgekehrt sind inzwischen auch die Neurowissenschaftler von den Methoden der Zauberkünstler fasziniert. Seit einigen Jahren versuchen sie anhand von Zaubertricks zu ergründen, wie Wahrnehmung im Gehirn funktioniert; warum wir Menschen uns so leicht in die Irre führen lassen. Erzählerin: Das Forscherpaar Susana Martinez-Conde und Stephen Macknik aus Phoenix hat dazu viele berühmte Magier bei ihrer Arbeit beobachtet, und herausgefunden, daß sie nicht unsere Augen täuschen, sondern unser Gehirn. „Wir dachten anfangs, so Martinez-Conde, daß das Hirn in dem Bereich aktiver ist, auf den es gerade seine Aufmerksamkeit richtet. Aber das stimmt so nicht. Es ist nicht aktiver, sondern alles andere wird unterdrückt. Deswegen fällt es uns nicht auf, wenn der Zauberkünstler eine Münze in seiner Hand verschwinden lässt, nachdem er die Aufmerksamkeit gerade auf seine andere Hand gelenkt hat.“ Erzähler: Wenn zum Beispiel jemand in einer großen Menschenmenge eine Person sucht, die einen roten Pullover trägt, sind alle anderen Farben für ihn irrelevant. Aufmerksamkeit funktioniert wie ein Filter, der nur die Information mit hoher Priorität ins Bewusstsein vordringen lässt – deshalb gilt die Aufmerksamkeit als das Tor zum Bewusstsein. Erzählerin: Thomas Fraps hat sich mit diesem Phänomen ausführlich beschäftigt. Er ist nicht nur ein erstklassiger professioneller Zauberkünstler, sondern auch Physiker und Experte für Wahrnehmungspsychologie. OT Fraps: Die Zauberkünstler lenken die Aufmerksamkeit ihrer Zuschauer, und die Aufmerksamkeit ist eben zentral, um überhaupt Dinge wahrzunehmen. Dh wenn man irgendwohin schaut, heisst das noch lange nicht, daß man auch sieht, was da passiert. Also man täuscht nicht die Augen, sondern das Gehirn, weil nur das Gehirn in seiner großen Komplexität kann aus den ganzen Sinnesdaten, die ins Auge einströmen, das ist ja ne Unmenge an Daten, wenn man so sagen will, und da muß etwas herausgefiltert werden, was uns handlungsfähig macht. Aus dieser Unmenge an Daten die auf uns einströmen wird ein kohärentes Bild der Wirklichkeit konstruiert, das uns überleben lässt, handeln lässt, das ist der evolutionäre Druck gewesen, aber eben nicht unbedingt die Wahrheit, was da draussen wirklich ist, sondern das Wichtige war, daß man überlebt. Und dafür ist es eben notwendig, daß das Gehirn auch viele Daten weglässt, daß man eine selektive Aufmerksamkeit hat, und die kann von uns Zauberern gesteuert werden durch Worte, durch Körpersprache auch, und das heisst, daß aus dem, was aufs Gehirn, aufs Auge einströmt, viele Dinge überhaupt nicht beachtet werden, und die Aufmerksamkeit eine Art Scheinwerfer darstellt, also wenn man sich vorstellt, man ist in einem dunklen Raum und hat ne Taschenlampe, und da wo man hinleuchtet, sieht man gut und scharf, und alles andere sieht man nicht oder wird vernachlässigt. Und die Aufgabe der Zauberer ist es nun, diese Taschenlampe im Gehirn der Zuschauer zu lenken, also nicht nur abzulenken, sondern wirklich zu lenken, dahin wo wir sie hinhaben wollen. Und da gibt es zB ein sehr schönes Experiment, das ist veranschaulicht von 2 Psychologen, die einen Film ihren Probanten gezeigt haben, in dem 6 Basketballspieler zu sehen waren. 3 hatten schwarze Tshirts an, 3 hatten weiße Tshirts an. Jede dieser Mannschaften hatte aber ihren eigenen Ball. Und man sollte zählen, wieviele Pässe die weisse Mannschaft wirft. Das war die Aufgabe. Und nach 30sek., dem Ende des Films, wurde gefragt, so, das waren 17 Pässe, und dann wurde gefragt: Ist euch noch was aufgefallen? Und über die Hälfte haben nicht gesehen, denen ist nicht aufgefallen, daß durch diesen Film hindurch, ungefähr 15 sec. lang ein Gorilla gelaufen ist, also ein Mensch in einem Gorillakostüm, und der ist da nicht schnell durchgelaufen, sodaß man ihn übersehen hätte, sondern der Gorilla kommt ins Bild, er geht, stellt sich in der Mitte des Spielfeldes so zur Kamera hin, trommelt auf seine Brust, und geht dann wieder langsam aus dem Bild. Sodaß die Menschen, die den Film dann zum 2. Mal sehen, die den Gorilla beim 1.Mal nicht gesehen haben, fast immer laut lachen müssen, weil sie garnicht glauben können, daß sie diese 10-15 sec Anwesenheit des Gorillas übersehen haben. Der ist ja genauso groß wie die anderen Spieler. Und das Entscheidende aber ist an dieser Stelle, daß die Anweisung entscheidend ist, ob man den Gorilla sieht oder nicht. Der Film, wie die den Ball werfen, das ist immer die gleiche. Aber wenn ich sage, zählen Sie die Pässe der schwarz bekleideten Mannschaft, dann haben, ich glaube, 90 % den Gorilla gesehen, weil der auch schwarz ist. Weil die Aufmerksamkeit natürlich auf schwarz gelenkt war. Und wenn man aber sagt, zählen Sie die Pässe der weissen Mannschaft, also nur ein einziges Wort ändert, dann wird ein großer Teil der visuellen Wahrnehmung ausgeschaltet, dann wurde der Gorilla übersehen. Dh, die Steuerung der Aufmerksamkeit funktioniert auch sehr stark über die Sprache, also wir müssen nicht schnell sein, wir müssen nur auch aufpassen als Zauberer, was sagen wir, zu welchem Zeitpunkt, um dann die Chance zu haben, daß gewisse Dinge garnicht wahrgenommen werden, obwohl uns die Zuschauer die ganze Zeit anschauen. Das ist ein anderes Prinzip, daß wir ja nicht sagen, jetzt schauen Sie mal an die Decke, und dann wieder auf die Bühne, und dann steht da ein Elefant. Dann würde jedem diese Form der Ablenkung auffallen, dann würde man nicht Zauberei empfinden. Aber wenn man weiß, man hat die ganze Zeit auf die Bühne geschaut, so wie die Probanden die ganze Zeit auf den Bildschirm geschaut haben, dann ist das wahnsinnig verblüffend und erstaunlich, daß man dann so etwas Großes, was sich lange über den Bildschirm bewegt wie der Gorilla, übersehen kann. Und das macht der Mechanismus der selektiven Aufmerksamkeit. Und diese selektive Aufmerksamkeit hilft uns Zauberern, daß wir manchmal Bewegungen, oder kleinere Handlungen, die wir ausführen müssen, sehr viel besser verstecken können, und wissen, daß sie vor der Wahrnehmung, der bewussten Wahrnehmung der Zuschauer versteckt sind. Es gibt ein Kunststück, das ist, glaube ich, schon von Seneca erwähnt worden, das ist mehrere tausend Jahre alt, das Becherspiel, und bei dem wandern kleine Korkbälle oder weisse Lederbälle unter Bechern hin und her. Und am Ende aber verschwinden die Bälle und unter den Bechern sind anstatt der Bälle Früchte. Und daß man diese unter die Becher zaubern kann, ohne daß es das Publikum mitbekommt, ist ähnlich gelagert wie die selektive Aufmerksamkeit beim Gorilla. Weil es geht um kleine weisse Bälle für ein paar Minuten, darauf ist der Fokus gerichtet der Zuschauer, daß man es übersieht, wie die Früchte unter die Becher kommen, weil unser Gehirn einfach die Aufmerksamkeit ganz woanders hin fokussiert, wie beim Gorilla auch. Unaufmerksamkeitsblindheit so heisst das Phänomen, man hätte das schon früher entdecken können, wenn die Hirnforscher sich dem riesigen Berg an Wissen, den die Zauberer intuitiv angehäuft haben, zugewendet hätten. Gut, jetzt machen sies seit 10,15 Jahren, und hoffen, weiter so kleine Schätze zu finden, wie unser Gehirn in der Wahrnehmung sich lenken und beeinflussen lässt. ML: Und wie machen sie es konkret? Also sie verkabeln sozusagen den einzelnen Zuschauer, es gibt auch die sog. eyetracker .. TF: Genau, es gibt die eyetracker … da werden die Augenbewegungen, oder die Richtungen, in die das Auge schaut, gemessen. Da bekommt man ne Brille auf, in meinem Studium war ich damit sogar mal beschäftigt, am Ende, in der Diplomarbeit, ein Augenbewegungs-Messgerät mit zu bauen, kurzum, man kann feststellen, an roten Punkten, worauf gerade das Auge blickt. Jetzt isses aber so, daß ein Großteil – ich glaube 5 von 7 Personen – die gesagt haben, sie haben den Gorilla nicht gesehen, haben aber nachweislich über diesen eyetracker genau an die Stelle auf dem Bildschirm geschaut, an der dieser Gorilla war. Und das führt eben jetzt zum Anfang zurück, wo ich gesagt habe, daß die Zauberer nicht das Auge, sondern das Gehirn täuschen. Schauen heisst nicht unbedingt sehen, die bewusste Wahrnehmung ergibt sich nicht automatisch dadurch, daß ich etwas anschaue. Sondern das sind die unsichtbaren Filter und Mechanismen im Gehirn, die für uns noch unbegreiflich die bewusste Wahrnehmung konstruieren. Und Zauberer nutzen diese Mechanismen intuitiv seit Jahrhunderten aus. Erzählerin: Die sogenannte Unaufmerksamkeits-Blindheit bestimmt auch unseren ganz normalen Alltag. Unser Gehirn ist nicht dafür gemacht, auf zwei oder drei Dinge gleichzeitig zu achten. Multitasking ist ein Mythos, so die Erkenntnis der Neurowissenschaft. Amerikanische Psychologen liessen zum Beispiel vier Gruppen von College-Studenten einen großen Campus-Platz überqueren. Die Teilnehmer der ersten Gruppe spazierten alleine über den Platz, in der nächsten Gruppe gingen die Studenten zu zweit und unterhielten sich, eine dritte Gruppe hatte ipods dabei, und die vierte Gruppe führte Gespräche mit dem handy. In allen Fällen näherte sich den Studenten ein grell kostümierter Clown auf dem Einrad, umkreiste sie und fuhr weiter. Die Hälfte der Teilnehmer mit dem handy am Ohr nahmen den Clown überhaupt nicht wahr. Musik Uraltedelschnulzensynthezisergags Erzähler: Die Realität ist eine Illusion, allerdings eine sehr hartnäckige – wusste schon Albert Einstein. Das zeigt auch ein anderer Test der Hirnforscher: Ein Zauberer wirft einen Ball mehrmals in die Luft und fängt ihn wieder auf. Den letzten Wurf führt er jedoch nicht wirklich aus, sondern tut nur so. Er macht zwar die Handbewegung, lässt den Ball aber nicht los, sondern verbirgt ihn geschickt in seiner Hand. Trotzdem folgt er mit dem Kopf und den Augen der imaginären Flugbahn. Unter diesen Umständen sehen die meisten Zuschauer den Ball vermeintlich aufsteigen und sich dann in der Luft auflösen. Vorgetäuschte und wirkliche Bewegungen, so fanden die Wissenschaftler heraus, aktivieren diesselben neuronalen Schaltkreise. Das Gehirn wird dabei Opfer eines evolutionären Schutzmechanismus: Es gibt eine winzige Verzögerung, bis die optischen Signale vom Auge ins Bewusstsein gelangen. Diese Millisekunden gleicht das Hirn aus, indem es sozusagen vorausdenkt. Hunde erliegen dieser Finte, sie jagen dem Stöckchen hinterher, auch wenn man es nur scheinbar ins Weite geworfen hat. Musik Uraltedelschnulzensynthezisergags Erzählerin: Zu unseren bevorzugten visuellen Illusionen gehört übrigens auch das rätselhafte Lächeln der Mona Lisa, wie Stephen Macknik und Susana Martinez-Conde in ihrem Buch „Die Tricks unseres Gehirns“ erläutern: Erzähler: „Wenn man direkt auf den Mund der Mona Lisa schaut, ist ihr Lächeln nicht zu sehen. Doch wenn man den Blick von den Lippen abwendet, lockt sie uns mit ihrem Lächeln. Tatsächlich können wir das Lächeln nur sehen, wenn wir vom Mund wegschauen. Das hängt damit zusammen, daß jedes Auge zwei verschiedene Areale hat, mit denen es die Welt sieht. Das zentrale Areal ist derjenige Bereich, mit dem wir Details ausmachen. Mit dem Randbezirk registrieren wir Generelles, Bewegungen und Schatten. Wenn also Mona Lisas Augen im Zentrum unseres Sehens liegen, befindet sich ihr Lächeln im Bereich des weniger präzisen peripheren Sehens. Und weil unser peripheres Sehen nicht an Details interessiert ist, nimmt es bereitwillig die Schatten von Mona Lisas Wangenknochen auf, die den Eindruck einer lächelnden Lippenkurve fördern. Doch wenn wir die Augen direkt auf den Mund richten, sodaß er im Zentrum unseres Gesichtsfeldes liegt, werden die Schatten von den Wangen nicht mit dem Mund verknüpft. Das Lächeln ist verschwunden.“ Erzählerin: Magische Tricks lassen sich übrigens sogar in der Medizin einsetzen, wie die Neurowissenschaftler Martinez-Conde und Macknik berichten. Etwa nach Hirnverletzungen, bei der Aufmerksamkeitsdefizitstörung ADHS, bei Alzheimer-Demenz oder bei Phantomschmerzen. In letzterem Fall täuschten kalifornische Forscher amputierten Menschen in Therapiesitzungen mit einem Spiegelkasten die Existenz des fehlenden Körperteils vor: Der Phantomschmerz ließ nach. OT Fraps: ML: Sie selber waren ja auch schon mal gewissermassen Versuchskaninchen für die Neurowissenschaftler …? Ja, ich hab vor knapp 10 Jahren 30 Filme aufgenommen, ohne Ton, wo nur die Hände zu sehen sind, fast so wie youtube Zaubervideos, in denen kurze visuelle Kunststücke passieren, und diese wurden dann Probanden gezeigt im Hirnscanner, und es wurde untersucht, welche Areale im Gehirn dann aktiv sind, das führt dann in bestimmten Hirnarealen zu einem roten Glühen auf den Bildern dieser Hirnscanner, und das heisst, da ist es grad besonders intensiv, die Tätigkeit, da wird viel Sauerstoff gebraucht von den Nervenzellen, weil die stark arbeiten. Und das lässt sich verlinken und verknüpfen mit anderer Fachliteratur, bei der Überraschungen passieren, oder kognitive Dissonanzen, wie es heisst, bei denen etwas nicht übereinstimmt von den Daten, die ins Gehirn eintreffen, mit dem Modell der Welt das man schon im Kopf hat, also Widersprüche. Und die versucht das Hirn möglichst schnell aufzulösen und zu klären. Und da gibt’s dann Reibereien, das reibt aneinander, und das ist eben eine wichtige Funktionsweise des Gehirns, daß wir nicht nur wie eine digitale Kamera die Daten auf einem chip verarbeiten, sondern daß wir vorausdenken. Das spart Energie, wenn die Vorhersage stimmt, und ist evolutionär notwendig, weil die Signale, bis sie im Hirn ankommen, ein paar Millisekunden unterwegs sind. Dh dann würden wir immer in der Vergangenheit leben, wenn wir nur daraus berechnen, was gerade passiert ist. Und da man natürlich nur überlebt, wenn man in der Gegenwart richtig handelt, wenn der Tiger auf einen springt im Dschungel, muß das Gehirn versuchen, vorauszusehen. Und dafür nutzt es Vorwissen, und das ist sozusagen auch ne neue Theorie der Hirnforscher, und wenn dem aber so ist, dann ist auch klar, daß die Zauberkunst diesen Widerspruch zwischen dem Vorwissen über die Welt und dem, was aktuell reinkommt als Daten, maximal macht, weil man nie gelernt hat, daß eine Münze, die man in die Hand gibt, wenn man die Hand wieder öffnet, daß die dann weg ist. Das gehört nicht zu dem, was man normalerweise sieht, wenn man 10, 20 Jahre auf der Welt ist, und insofern ist Zauberkunst eigentlich in ihrer Wirksamkeit für Erwachsene am stärksten, und weniger zB für Kinder, was man oft vielleicht vermuten würde. Die haben vielleicht mehr Spaß daran, weil sies oft als Spiel verstehen und mitspielen wollen, aber ihr Wissen über die Welt ist noch nicht so gefestigt wie bei Erwachsenen und insofern isses für sie noch eine Möglichkeit, dass Gegenstände erscheinen oder verschwinden, und ein Erwachsener weiß das dann ganz sicher. Ein Philosoph hat mal von Verblüffungsresistenz der Erwachsenenwelt gesprochen, in einem anderen Zusammenhang, aber das finde ich persönlich einen guten Begriff, den wir Zauberer nutzen können, indem wir wirklich gestandene Erwachsene aufs Höchste verblüffen und erstaunen, und die dann fast schon kindliche Freude wieder daran haben. Erzählerin: Wobei – um die Erkenntnis eines Magiers aus dem Jahr 1893 zu zitieren - der „Ungebildete weit schwerer zu täuschen ist als der Gebildete. Denn jener sieht in allem ein Mißtrauensvotum gegen seine Intelligenz, einen Versuch, ihn zu düpieren, gegen den er mit allen Kräften ankämpft. Während der Gebildete sich widerstandslos der Illusion hingibt, da er ja allein in der Absicht gekommen ist, getäuscht zu werden. Musik Magic Spheres OT Fraps: Ein anderes psychologisches Prinzip was wir Zauberkünstler verwenden ist, daß wir Zuschauer oder Menschen, die bei Kunststücken assistieren, zu Handlungen bringen, die sie vielleicht so garnicht ausführen wollen würden, aber ohne daß sie es merken. Wir machen einfach mal ein kleines Experiment, akustisch, übers Radio natürlich nur, am besten machen wir beide das hier mal im Studio, aber bitte die Zuhörer zuhause auch, ich bitte Sie einfach, laut auf die folgenden 5 Fragen zu antworten. Ganz einfach: Welche Farbe hat der Schnee? ML: weiss Welche Farben haben Wolken? ML: weiß Welche Farbe haben Eisbären? ML: weiß Welche Farbe hat die Schlagsahne? ML: weiß Was trinken Kühe? ML: Milch … Ohh .. / Gelächter TF: Genau, da stimmt was nicht .. das fällt Ihnen jetzt auf, aber wenn man das Ganze subtiler verpackt, dann würde Ihnen garnicht auffallen, daß Sie da grade etwas gegen Ihr Wissen oder gegen Ihren Willen getan haben, und das nutzen Zauberer auch, und wir nennen das priming. Dh wir benutzen einerseits die Wahrnehmung und lenken dann in einen Tunnel hinein, sodaß dem Zuschauer am Ende garnichts anderes übrig bleibt, oder den meisten, als Milch zu sagen. Das ist etwas von dem alle wissen daß es nicht stimmt, aber trotzdem sagen sie es erstmal, und ihr Gehirn wird getriggert, da etwas gegen sein eigenes Wissen zu äussern, also ein Automatismus, den wir auch hin und wieder in anderen Kunststücken verwenden, daß wir den Zuschauer unbemerkt zu Handlungen hinreissen lassen können, die uns dann am Ende sehr nützlich sind. Wenn er zB etwas auswählen soll, und er denkt er hat ne freie Auswahl gehabt. ML: Wie kommts denn überhaupt, daß Zauberer quasi intuitiv das Wissen der Neurowissenschaftler haben und anwenden können ? Indem sie über jahrhundertelang Experimente gemacht haben, so wie Köche herausfinden, welche Kombination besser schmeckt als ne andere, man probiert viel rum, was aber auch auf Vorwissen aufbaut, man verlässt sich drauf, wenn man das richtig mixt und kocht, also vorführt, daß es dann auch schmeckt, daß es dann auch verblüfft. Aber das muß man selber auch erst lernen. ML: Die Neurowissenschaftler hinken also der Zeit gewissermassen etwas hinterher? Ja, weil die Wissenschaft an sich gibt’s ja auch erst seit ein paar Jahrhunderten, und die Neurowissenschaft mit den Hirnscannern und allem auch erst seit 20, 30 Jahren, daß sie dem Hirn beim Denken zuschauen können, und sie hinken insofern hinterher, daß die Wissenschaft momentan mehr von der Zauberkunst lernen kann als umgekehrt. Weil die Wissenschaftler halt in diesem riesigen Wissensberg herumkramen, aber sie helfen es zu systematisieren, was Zauberer einfach angehäuft haben. Erzählerin: Mehr soll nun nicht mehr verraten werden – Der Zauberkunst das Wunderbare zu nehmen, wäre ebenso zerstörerisch, wie die Musik des Tons zu berauben, hat der große Regisseur Orson Welles gesagt, der selbst ein leidenschaftlicher Zauberer war. Thomas Fraps sieht das ähnlich: OT 25 Fraps: Daß man gemeinsam ne unmögliche Welt erschafft für ein paar Augenblicke, und da die Menschen beschwingt, erheitert aber auch staunend zurücklässt, das ist nach wie vor die Faszination an dem Ganzen. OT Publikum: Was fasziniert Sie an der Zauberei …. Daß man nicht weiß, wie es funktioniert … OT Borer: Es ist ja ganz egal ob die Leute wissen wies geht oder nicht, wenn Du’s gut vorführst, es geht um Deine Persönlichkeit, Deine Bühnenpersönlichkeit, Deine Präsenz, Deine Art der Präsentation, die Leute lachen, staunen, das Geheimnis ist nicht so wichtig. Erzählerin: Der berühmte David Copperfield dürfte das etwas anders empfinden. 2018 zwang ihn das Bezirksgericht Las Vegas, einen seiner grössten Tricks zu verraten: Das Verschwinden zufällig ausgewählter Gäste auf offener Bühne - Höhepunkt und Finale der abendlichen Copperfield Show. Ein britischer Zuschauer hatte sich dabei verletzt, und den Magier auf 400 000 Dollar Arztkosten verklagt. Copperfield musste also offenlegen, daß die Teilnehmer – nachdem ein riesiger Vorhang sie verhüllt hat – von Mitarbeitern über geheime Gänge nach draussen gelotst werden und dann von hinten wieder den Saal betreten. Dabei war der Brite offenbar gestolpert und hingefallen. Copperfield habe fahrlässig gehandelt, entschied das Gericht, haftbar zu machen sei er aber trotzdem nicht. Den Verschwindetrick nahm er natürlich aus dem Programm. Musik: Der Zauberkünstler Mamelot Erzähler: Vor Pleiten, Pech und Pannen sind eben auch Zauberkünstler nicht gefeit … Zauberbaron Wolff von Keyserlingk erinnert sich: OT Keyserlingk: Natürlich ist mir schon manchmal was schiefgegangen, das Wichtige ist nur, es so zu überspielen daß die Zuschauer es nicht merken. Mit 14 Jahren hatte ich mal ne große Vorstellung und hatte mir dazu ein künstliches Kaninchen besorgt, das ich aus dem Zylinder hervorzauberte. Es gibt da so kleine Kaninchen aus Fell, und dieses Fell hatte ich in den zusammenklappbaren Zylinderhut getan, dann hab ich ihn aufgeklappt und hab dieses Fell herausgezogen, da ist eine Schlaufe dran und wenn man dieses Fell an den Ohren zieht und wackelt, dannn sieht es so aus wie ein lebendiges Kaninchen. Nur musste ich das gleich in ein Echtes vertauschen, damit die Zuschauer auch wirklich glauben, daß es ein Echtes ist, Nur hab ich einen entsprechenden Hasen nicht so schnell finden können, und in der letzten Stunde vor dem Auftritt fand ich dann irgendwo einen ganz großen Stallhasen, der war 3 x so groß wie das Kaninchen im Zylinder. Diesen Stallhasen hatte ich also auf der Bühne schon in einer Kiste versteckt, dann hab ich dieses kleine künstliche Kaninchen aus dem Hut herausgeholt, und hab das in die große Kiste geworfen, und heraus spang der Riesenhase, und alle haben gelacht, und ich wusste eigentlich garnicht genau, warum sie lachen, ob sie über mich gelacht haben, oder darüber, daß dieser kleine Hase auf einmal 3 x so groß geworden ist. Erzählerin: Tiere fungierten übrigens zu allen Zeiten als wichtige Requisiten der Zauberer. Der altägyptische Magier Dedi soll um 2900 vor Christus einem Ochsen und einer Gans die Köpfe abgeschlagen und sie wieder angehext haben. Mittelalterliche Gaukler zauberten ihrem Publikum Frösche und Kröten aus dem Mund, und ab dem 19. Jahrhundert kamen dann Tauben und Kaninchen zum Einsatz. 1928 meldete die englische Zeitung „Sunday Pictorial“: „40 Kaninchen wurden am vergangenen Wochenende aus einer Farm entwendet. Die Saison der Zauberer hat wieder begonnen.“ Vor allem in Kinder-Vorstellungen ist das weiße Kaninchen noch immer ein Hit. Doch vielleicht hat es sich bald ausgetrixt. Erzähler: Hardy, lange Zeit einer der bekanntesten Kinderzauberer Deutschlands, liess als Höhepunkt seiner Show jeweils ein echtes weißes Kaninchen in seinem Zylinder erscheinen. Die kleinen Zuschauer klatschten begeistert, bis sich - nach der Anzeige einer Tierschützerin - das Veterinäramt der Stadt Augsburg meldete und bestimmte, daß er den Kaninchentrick künftig nur noch vorführen dürfe, wenn das Publikum dabei nicht mehr applaudiere. Klatschen und Lachen würden das Tier verschrecken. Musik Pretty Laura OT Wittus Witt: Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer, ich möchte wieder mit Ihnen zaubern, hier im Radio. Dazu brauchen wir 3 Zettel und einen Stift, suchen Sie sich das zusammen und nach ein paar Sekunden – wir spielen etwas Musik ein – zaubere ich mit Ihnen etwas ganz Besonderes zum Faschingsfest. Musik Pretty Laura OT Wittus Witt: So, ich nehme an, Sie haben die 3 Zettel und etwas zu schreiben? Legen Sie die Zettel vor sich, links, Mitte, rechts. Auf den linken Zettel schreiben Sie auf die Seite, die nach oben liegt, eine große 1. Dann drehen Sie diesen Zettel bitte um und schreiben auf die Rückseite eine große 2. Auf den mittleren Zettel schreiben Sie vorne eine große 3 und auf die Rückseite eine große 4. Und auf den rechten Zettel schreiben Sie vorne eine große 5 und auf die Rückseite eine 6. Sie haben diese Zettel jetzt beschriftet, und jetzt liegt da eine Zahl : 2 – 4 -6 . Da wir jetzt die Reihenfolge alle kennen, möchte ich Sie bitten: Vertauschen Sie die Reihenfolge wie Sie wollen.. Und jetzt drehen Sie bitte noch zusätzlich einen von diesen Zetteln um. Und jetzt liegt ja erst recht oben eine Zahl, von der ich keine Ahnung haben kann wie sie lautet. Addieren Sie jetzt die drei Ziffern, Und heraus kommt? Nein, das sag ich Ihnen nicht, das ist eine ganz prägnante Zahl für den Fasching, die werden Sie selbst errechnet haben. Musik Flick Flack Zitator: Siegfried Lenz: So zärtlich war Suleyken. Wie der Zirkus mit vollem Namen hieß, daran kann ich mich nicht mehr genau erinnern, aber er muß so ähnlich geheißen haben wie »Anita Schiebukats Wanderbühne«. Ein Ereignis ersten Ranges in dem kleinen Dorf Suleyken. Eine Kapelle spielte werbende Weisen, ein alter Elefant wurde herumgeführt, …. das Zeltchen füllte sich alsbald. Und dann begrüßte Anita Schiebukat, ein kräftiges, wohl- genährtes Weibchen, die Gesellschaft höchstpersönlich. Sie kündigte… ein verschmitztes buckliges Herrchen an, das, in Frack und Zylinder, in die Arena hüpfte, Kußhände in die Gesellschaft warf und auf Beifall wartete, bevor es überhaupt etwas gezeigt hatte. Plötzlich aber, ehe ihm jemand folgen konnte, griff dieser Bucklige schnell in die Suleyker Luft, und was er in der Hand hielt: es war ein mild duftender Fliederstrauß. Dann stellte er einen Tisch hin, auf den Tisch ein Kistchen, und zum Schluß verfügte er sich selbst in dies Kistchen hinein und schloß es von innen. Was bleibt mir zu sagen: dies Kistchen fiel auf einmal auseinander, und was fehlte, es war das verschmitzte, bucklige Herrchen. Schon wollten der Briefträger Zappka und der jüngere Urmoneit, von Sorge erfüllt, in die Arena steigen, als das zaubernde Herrchen, weiß der Kuckuck, trompeteblasend auf dem Balkon der Kapelle auftauchte, sich an einem Strick herunterließ und prasselnden Beifall entgegennahm. Ermutigt durch den ausschweifenden Beifall, trat der Zauberer überraschend an den Rand der Arena, langte meinem Onkelchen, dem Stanislaw Griegull, unter die Weste, und zum Vorschein kam — ja, wer weiß wohl, was zum Vorschein kam? Ein Hase natürlich, zappelnd und ganz lebendig. Die Suleyker, sie waren mit Sprachlosigkeit geschlagen, als solches geschah, und mein Onkelchen, Ehrenwort, erhob sich und begann, der Reihe nach seine Kleidungsstücke abzulegen. Hoffte natürlich, noch mehr Hasen zu finden, dachte sogar an ein fettes Erpelchen oder an einen Hahn, der aus der Unterhose flattern möchte. Aber nichts dergleichen geschah. So zog sich mein Onkel unter prallem Schweigen wieder an, und der Beifall wäre auch prompt gekommen, wenn Stanislaw Griegull nicht plötzlich das Wort ergriffen hätte. Er wandte sich direkt an das zaubernde Herrchen und sprach folgendermaßen: »Ich sehe«, sprach er, »daß der Hase nach hinten gereicht wird. Dieser Hase aber ist mein Eigentum. Denn wie man gesehen hat, wohnte er an meinem Leib. Also möchte ich bitten um die sofortige Auslieferung des nämlichen Hasen.« Jetzt, wirklich und wahrhaftig, wurde die Stille — na, sagen wir mal: beklemmend. Die Gesellschaft schwankte einen Augenblick, das zaubernde Herrchen äugte bestürzt auf den Redner. Aber es fing sich gleich, ging auf mein Onkelchen zu und sagte: »Wo«, sagte er, »gibt es Hasen, die zu leben pflegen unter der Weste eines Herrn? Es war doch, wie man gesehen hat, alles nur Zauberei, sozusagen Simsalabim.« »Das ist«, sagte mein Onkelchen, »einerlei. Das Häschen hat gewohnt unter meiner Weste, es hat gezappelt, es war lebendig. Und so möchte ich beantragen die Auslieferung des Hasen. Er ist mein Eigentum.« Blickte sich, mein Onkelchen, schnell um zu dem Gendarmen, und als das Gesetz namens Schneppat nickte, forderte er mit unnachgiebiger Stimme: »Aber schnell, wenn ich bitten darf.« So erhielt Stanislaw Griegull den Hasen, setzte ihn auf seinen Schoß, und die Vorstellung ging ohne Streit weiter. Musik OT Borer: Ich hab immer geträumt, phantasiert … das grösste Erlebnis für mich in der Kindheit war, daß ich schweben konnte als kleiner Junge. Ich bin oft nachmittags auf dem Bett gelegen, und plötzlich schwebte ich über dem Bett, ich war mir ganz sicher, ich schwebte über dem Bett.. Und das war so ein wahnsinniges Erlebnis, das war so stark, das hab ich dann später verloren, als ich Jugendlicher wurde, und plötzlich, mit 20, hab ich mich wieder daran erinnert, und seitdem suche ich es wieder.“ Erzählerin: In unseren Träumen können wir fliegen, schweben … Auch Märchen und Mythen erzählen von Menschen, die auf den Schwingen der Adler gen Himmel stiegen, sie berichten von Männern auf fliegenden Teppichen, und von Hexen, die mit ihrem Besen durch die Lüfte sausen. Doch in der Realität müssen wir, um Ikarus Traum zu vollenden, technische Hilfsmittel verwenden. Selbst als Zauberer. Sind wir Zuschauer bereit, ihnen dies zu verzeihen, und uns dennoch täuschen zu lassen - dann schwebt die Jungfrau auf der Bühne tatsächlich. OT Mario: Also mein schönstes Erlebnis mit der Zauberkunst, das war – da war ich auf Jamaika,allerdings nicht in einem Touristenort, sondern in einem Dorf und da hab ich nachmittags ein bisschen gezaubert in einer Bar, und da haben sie mich gefragt, ob ich am nächsten Abend nicht eine Show machen könnte für die Leute aus dem Dorf, dann haben die den ganzen Tag eine Bühne für mich gebaut, haben gehämmert und gesägt, und dann war am Abend wirklich diese Show. Ich war der einzige Weisse, es waren über 100 Leute da, ich hatte ja keine Requisiten dabei, aber ich habs dann geschafft, ne halbe Stunde Show zusammen zu kriegen, und das war mitten im Busch, kein elektrisches Licht, alles Fackeln und sowas, und die Leute waren euphorisch, das werd ich nie im Leben vergessen. Das war magisch, wirklich magisch. Musik Magic spheres OT Jörg Alexander: Das schönste Erlebnis als Zauberer … eines, das mich sehr berührt hat, auch jetzt noch, wenn ich dran zurückdenke, war der Auftritt in einem Altersheim, in dem meine Oma damals gewohnt hat, und ich weiß noch, da saß im Publikum links vorne eine Dame im Rollstuhl, die sich riesig gefreut hat und gelacht und geklatscht hat, und später sagte mir dann eine der Schwestern, daß sie diese Patientin seit Jahren nicht so lebhaft, so lebendig gesehen hat wie an diesem Nachmittag, und da ist mir so richtig klargeworden, welche Kraft in dem steckt, was wir Zauberer so machen. Daß wir den Menschen etwas geben können, und das ist mir geblieben, bis heute. - Musik Magic spheres OT Fraps: Ich hab mal mit Kollegen zusammen in der Haunerschen Kinderklinik einen workshop für Hemiparesekinder geleitet, das wird in England schon sehr lange gemacht, da haben Kinder ne einseitige Behinderung motorisch, und können zB die Schnürsenkel nicht binden, weil eine Hand nicht so funktioniert wie die andere, und die werden auch leider oft gehänselt, oder sind im Sport nicht so gut, aber sie können das trainieren, und die haben dann so camps, und da wird am Anfang der Woche festgelegt, „was willst Du am Ende der Woche können“ ? Ja, zB selber meinen Reißverschluss schliessen, oder die Schnürsenkel binden, oder mir ein Brot schmieren und einpacken, und das sind 9,10, 11, 12-jährige Kinder, und da waren 5 davon in dem camp, und wir haben ihnen Zaubertricks beigebracht, und am Ende gabs ne Vorführung der Kinder, das war sehr nett, und da waren die Eltern da, und die Leiter. Und die haben dann halt beides, sie müssen nicht nur mechanisch Übungen machen, was oft sehr langweilig sein kann für Kinder, sondern wir haben überlegt, was sind die Übungen, was sind die Handbewegungen, die die Physiotherapeuten machen würden, und dann hab ich überlegt, in welchen Kunststücken kommen diese Bewegungen vor, und so haben sie geübt, und haben aber am Ende noch einen Trick gekonnt, den sie dann auch vorführen konnten und geschenkt bekommen haben, und es war ein schönes Erlebnis. Musik El pichi Erzähler: In Spanien gibt es übrigens den Verein „Illusionisten ohne Grenzen“, dessen Mitglieder für Menschen in Altersheimen, Krankenhäusern und Gefängnissen zaubern. Spanien hat überhaupt einen exzellenten Ruf in der Zauberszene. Wunderbare Zauberschulen, wunderbare Künstler…. der wohl genialste, kreativste ist Juan Tamariz. Weltmeister in Kartenzauberei, und Mitbegründer der Magierschule „Escuela Magica de Madrid“. Auch mit inzwischen 77 Jahren ist er ein unwiderstehliches, quicklebendiges Rumpelstilzchen, das mit Witz und Charme sich und sein Publikum auf die Schippe nimmt. OT Juan Tamariz : Durante la epoca de la universidad…muy grande“ / kurz frei / dann darüber overvoice: Ich war 4 Jahre auf der Uni, um Physik zu studieren, aber in Wirklichkeit war es so, daß ich morgens nur die erste Vorlesung besucht habe, und mich dann sofort mit anderen Zauberern im Cafe neben der Uni traf. Da sind wir dann den ganzen Tag gesessen mit unseren Spielkarten und haben gezaubert und gezaubert. Ich hatte ganz wenig Geld in dieser Zeit, meine Frau hat gearbeitet, und ich habs mir eigentlich auch immer vorgenommen, aber es ging einfach nicht, mich hat nichts interessiert ausser der Zauberei. Es war einfach ein wunderbares Leben damals, vier Jahre zaubern, und das 15 Stunden am Tag, das schafft natürlich ein großes Repertoire. OT Tamariz kurz hoch und frei : Mi amor es las cartas … mi otro amor. Meine Leidenschaft sind die Karten, sie haben neben allen anderen Aspekten, zB ihrem Symbolgehalt, für mich direkt eine Art erotische Wirkung. Ja, es ist wirklich Erotik. Ich verbringe täglich 5-8 Stunden mit ihnen, ich kann sie spüren, ich kenne ihren Rhythmus, ich kenne alles an ihnen … manchmal, wenn ich morgens aufwache, da fühl ich mich wie ein Süchtiger, der seine Droge braucht… Ich brauche meine Karten, wo sind sie, ich muß sie anfassen… aah, jetzt fühl ich mich besser. Könnten Sie sich ein Leben ohne Karten vorstellen? Im Moment sicher nicht, und auch bei meiner nächsten Inkarnation möchte ich nochmal als Zauberer geboren werden. Erst bei der übernächsten will ich Pianist sein, das ist meine andere Leidenschaft. Musik: Wunder gibt es immer wieder Erzählerin: 1974 trat Uri Geller, ein junger Israeli im deutschen Fernsehen auf und behauptete, Gabeln allein durch die Kraft seiner Gedanken verbiegen zu können. Fast 13 Millionen Zuschauer sahen damals die ZDF-Show „Drei mal Neun“ … viele Leute meldeten sich danach beim Sender und berichteten fassungslos von krummen Besteckteilen in der eigenen Küche. Obwohl Uri Geller längst entzaubert ist, hat er es immer irgendwie geschafft, im Gespräch zu bleiben, vielleicht besteht darin sein eigentliches Phänomen. Löffel und Gabeln zu verbiegen ist aber ohnehin nichts gegen zentnerschwere verbogene Bahnschienen, womit die Ehrlich Brothers heutzutage punkten. Und das, ohne sich auf übersinnliche Kräfte zu berufen! Sondern ganz einfach auf Bühnentricks! Erzähler: Die beiden Brüder aus Nordrhein-Westfalen ziehen mit 4 riesigen Lastwägen und 40 Mitarbeitern durch die Lande und füllen inzwischen die grössten Hallen mit ihren Shows … vielen Leuten sind diese Programme ein bisschen zu laut, ein bisschen zu bunt, und die beiden Brüder ein bisschen zu punkig, immer mehr lieben die Zauberei klein und fein … Dennoch werden Magier, die auf der modernen Welle mitschwimmen, eher gebucht als andere, stellt Esther Redler von der ZAV Künstlervermittlung München fest: OT Redler: Die Kundenwünsche haben sich verändert analog zu dem, was man im Fernsehen sieht, also früher wars der traditionelle Zauberer mit dem Kaninchen aus dem Zylinder und heute möchte man eher die Jungs aus dem Fernsehen sehen wie die großen Stars, zB die Ehrlich Brothers, die da ihre show abziehen, mit sehr viel medialer Unterstützung wie Licht und soundeffekten Es gibt Magier, die eben auch mit dem Digitalen sehr spielerisch vertraut sind, die werden als besonders eingestuft, automatisch, weil es was Neues ist, was im Trend liegt, die werden auch entsprechend gut bezahlt, schwieriger wird es bei den rein klassischen Zauberern, die eben immer noch die klassischen Tricks zeigen, da bekomme ich oft Anfragen die es früher so nicht gegeben hätte, nämlich im sehr niedrigen Gagenbereich. Musik Uraltedelschnulzensynthezisergags Erzählerin: Wohin steuert die Zauberkunst? Bestimmt nicht in die bombastische Richtung, meint der spanische Magier Fernando Figueras: OT Fernando Figueras : Yo soy ingeniero informatico … Ich bin Informatiker und hatte mal einen Zauberer gesehen, der mich total begeisterte. Ich hab ihn dann im Internet gegoogelt, und entdeckte dabei verschiedene magische Foren und homepages von Zauberern. Um da reinzukommen, brauchte man jeweils ein password, Aber ich bin ja Informatiker, und so habe ich diese Seiten dann einfach gehackt … das war nicht allzu schwer. Naja, und so habe ich vor 20 Jahren die Zauberei für mich entdeckt. Ich trete viel in Theatern auf, vor allem in Madrid, aber ich interessiere mich nicht nur für die Kunststücke, sondern vor allem auch für die Philosophie der Zauberei. Zaubern ist für mich ein Stilmittel, mein Innerstes sichtbar zu machen. Auch wenn wir Zauberer heute über jede Menge technischer Möglichkeiten verfügen – es geht doch nicht primär um Technik – es geht darum, Dich selbst in Deine Kunst einzubringen, so wie es auch ein Maler macht, oder ein Musiker.. Warum widmest Du Dein Leben der Zauberei? Was willst Du erzählen? Was kann der Zuschauer von Dir lernen? Wenn ich ein Bild von Picasso betrachte, entdecke ich eine persönliche Welt .. in der Zauberei dagegen entdecken wir oft nur Tricks und nichts weiter. Und das ist zu wenig. Ich arbeite inzwischen auch als Coach, seit 5 Jahren veranstalte ich den „campus magico“ mit workshops, wo es genau um diese Fragen geht .. und somit darum, wie ich mein eigenes, höchst persönliches Zauberprogramm entwickeln kann. Musik Erzählerin: Zauberei muss Emotionen transportieren, und Geschichten erzählen, findet Michelle Spillner: OT Michelle Spillner: Zauberei ist dann gut, wenn sie Emotionen transportiert und Geschichten vermittelt .. Für mich ist auch ein guter Zauberer, der mit den Zuschauern auf Augenhöhe ist. Der alte tradierte Zauberer, das war ja der dicke Mobo der oben stand und sagte, seht her was ich kann, und ihr wisst nicht wies geht .. dass ist ein ziemlich schlechter Einstieg um mit dem Publikum ne gute Ebene zu haben. Erstens wird das Publikum anfangen es zu demontieren, und es ist immer sone ätsch-bätsch Situation. Ein guter Zauberer wird auch immer über den Tellerrand schauen, der wird nach der Kunst schauen, der wird nach dem Schauspiel sehen, der wird vielleicht Gesangsunterricht nehmen, der wird sich einen Regisseur holen, das alles brauchts um ein guter Zauberer zu werden, und nicht nur ein youtube Video anschauen und einen Trick lernen. Erzählerin: Michelles Kollege Wittus Witt sieht es ähnlich: OT Wittus Witt: Ich glaube nicht, daß Zauberei wirklich was für die große Masse ist, man geht gerne zu den Ehrlich Brothers hin, das ist keine Frage, aber dann ist es das große Erlebnis, aber ne echte Verzauberung, verzeiht mir, Jungs, aber die findet nicht wirklich statt. Oder wenn dann, nur in Momenten. Ist ja auch kein Wunder, daß Copperfield nicht mehr auf Tour geht, er hat sein eigenes Theater in Las Vegas gefunden, und gibt dort wunderbare Vorstellungen, und hat auch diese Intimität für sich längst entdeckt, und die Entwicklung die heute stattfindet, wird überschüttet von diesen großen, öffentlichen Events, aber es gibt eine wesentlich andere, schönere, feinere Entwicklung, die ich spannend finde, seit etwas 10, 15 Jahren haben Zauberkünstler kleine Theater aufgemacht. Da kommt etwas hervor, was der Zauberkunst gut tut, aber die leise Kunst hats halt immer schwer. Erzähler: Back to the roots, auf der Suche nach dem magischen Moment … Stefan Kirschbaums „Wundermanufaktur“ ist so eine zauberhafte kleine Bühne in Nürnberg, ebenso zum Beispiel das Zaubertheater von Alexander Krist in München. OT Vorstellung Alexander Krist – er erzählt dabei, wie er & Christian Münch 2007 das 1. Zaubertheater gegründet haben …. Erzähler: Das Publikum dankt es ihnen – für die meisten ist es verblüffender, wenn sich direkt vor ihren Augen ein Herz König in ein Pik Ass verwandelt, als wenn ein Elefant auf offener Bühne verschwindet. OT Helge Thun: Ich weiß nicht, ob Zauberei überhaupt eine Zukunft hat, aber wenn, dann wird’s im Grunde das direkte, live Erleben von etwas, was nicht möglich ist, und insofern – egal, welche technischen Fortschritte es gibt und wie künstliche Intelligenz und Roboter uns vielleicht das Staunen abgewöhnen, aber ich glaube, wenn ich 1:1 einem Menschen gegenübersitze, und der macht mit seinen Händen etwas, was nicht sein kann, und was offensichtlich nichts mit Technik oder Elektronik zu tun hat, ich glaube, das wird seine Faszination nie verlieren. Den guten alten Kartentrick wird’s wohl auch in 1000 Jahren noch geben, vorausgesetzt, die Menschheit gibt’s noch ..da hab ich eher meine Zweifel“. Musik Berlioz Erzähler: Zersägte Jungfrauen – verschwundene Kaninchen Sie hörten eine Lange Nacht der Zauberei Von Margot Litten Es sprachen: Irina Wanka, Christian Baumann, Jürgen Jung und andere. Manuskript und Regie: Die Autorin Ton und Technik: Helge Schwarz Redaktion: Monika Künzel Musik Literatur Alfred Polgar Der Herr aus dem Publikum Aus: Alfred Polgar Das große Lesebuch Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg 1983 2´05 min Woody Allen : Zwischenspiel mit Kugelmass Und andere Erzählungen Audio-CD Erzähler: Wolfgang Dräger Audio Verlag 2001 1´55 min Siegfried Lenz: So zärtlich war Suleyken. Masurische Geschichten S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main, ohne Jahr 1´35 min Stephen L. Macknik, Susana Martinez-Conde, Sandra Blakeslee: Die Tricks unseres Gehirns Wie die Hirnforschung von den großen Zauberern lernt Ohne Übersetzer Kreuz Verlag 2011 0´55 min Musikliste 1. Stunde Titel: Magic spheres Länge: 02:46 Interpret: Frank Loef (fl,sax,p,synth,Chimes,perc) Komponist: Frank Loef Label: CosMind Best.-Nr: 05801-02 Plattentitel: Tao Titel: Malinye Länge: 00:40 Interpret: Codona Komponist: Don Cherry Label: ECM-Records Best.-Nr: 1177 Titel: Souvenir Länge: 00:45 Interpret: Klaus Wunderlich Komponist: Franz Drdla Label: BELL RECORDS deutsch Best.-Nr: BLR89105 Plattentitel: Uraltedelschnulzensynthesizergags Titel: The good old days Länge: 00:45 Interpret: Art Deco And The Toe-Tappers Komponist: Leroy Shield Label: TER Best.-Nr: CDTER 1182 Titel: Toti a Soler Länge: 01:12 Interpret und Komponist: Pascal Comelade Label: Virgin Best.-Nr: 7243-845969-2 Titel: Fire Länge: 01:06 Interpret: Orchester Komponist: Hans Zimmer, Lorne Balfe, Atli Örvarsson Label: Sony Classical Best.-Nr: 88697522932 Aus: Illuminati – Angels and demons, Original Motion Picture Titel: Melodie in F für Klavier, op. 3 Nr. 1. Bearbeitet für Salonorchester Länge: 00:50 Ensemble: I Salonisti Komponist: Anton Rubinstein Label: Harmonia Mundi Best.-Nr: 1695132 Titel: The entertainer. A ragtime two-step für Klavier Länge: 01:42 Solist: Alexander Peskanov (Klavier)([Peskanow]) Komponist: Scott Joplin Label: NAXOS Best.-Nr: 8.559114 Titel: Pretty Laura Länge: 01:29 Interpret: Marek und Vacek Komponist: Marek Tomaszewski, Vacek Kisielewski Label: Electrola EMI Best.-Nr: SHZE 374 Titel: The good old days Länge: 03:59 Interpret: Art Deco And The Toe-Tappers Komponist: Leroy Shield Label: TER Best.-Nr: CDTER 1182 2. Stunde Titel: Uraltschnulzensynthesizergag Länge: 01:03 Interpret: Klaus Wunderlich Komponist: Franz Drdla Label: BELL RECORDS deutsch Best.-Nr: BLR89105 Plattentitel: Uraltedelschnulzensynthesizergags Titel: Zigo-zigo della moreneta Länge: 00:40 Interpret und Komponist: Pascal Comelade Label: Normal Records Best.-Nr: N 285 CD Titel: Quelques jours avec moi Länge: 03:29 Interpret: Orchester Komponist: Philippe Sarde Label: Emarcy Records Best.-Nr: 013061-2 Titel: Das Zersägen einer lebenden Dame Länge: 03:21 Interpret: Gisela May Komponist: Friedrich Hollaender Label: AMS Records Plattentitel: Die zersägte Dame Titel: El pichi Länge: 02:31 Interpret: Antonio Apruzzese Komponist: N. N. Label: CBS Best.-Nr: S 53183 Plattentitel: El ultimo organillo Titel: Pretty Laura Länge: 00:24 Interpret: Marek und Vacek Komponist: Marek Tomaszewski, Vacek Kisielewski Label: Electrola EMI Best.-Nr: SHZE 374 Titel: Humoreske für Klavier Ges-Dur, op. 101 Nr. 7. Bearbeitet für Salonensemble (B 187 Nr. 7) Länge: 00:35 Ensemble: I Salonisti Komponist: Antonín Dvořák Label: Harmonia Mundi Best.-Nr: 05472-77377-2 Titel: The nightclub 3 Länge: 01:04 Interpret: Carl Davis Komponist: Charlie Chaplin Label: RCA Records Label Best.-Nr: 09026-68271-2 Titel: The entertainer. A ragtime two-step für Klavier Länge: 02:55 Solist: Alexander Peskanov (Klavier)([Peskanow]) Komponist: Scott Joplin Label: NAXOS Best.-Nr: 8.559114 3. Stunde Titel: Wunder gibt es immer wieder Länge: 01:05 Interpret: Margot Litten Komponist: Christian Bruhn Label und Best.-Nr: keine Titel: Uraltschnulzensynthesizergag Länge: 00:32 Interpret: Klaus Wunderlich Komponist: Franz Drdla Label: BELL RECORDS deutsch Best.-Nr: BLR89105 Plattentitel: Uraltedelschnulzensynthesizergags Titel: Magic spheres Länge: 01:39 Interpret: Frank Loef (fl,sax,p,synth,Chimes,perc) Komponist: Frank Loef Label: CosMind Best.-Nr: 05801-02 Plattentitel: Tao Titel: Der Zauberkünstler Mamelot Länge: 02:00 Interpret: Günter König Komponist: unbekannt Label und Best.-Nr: keine Plattentitel: aus: Der Zauber der Zauberei vom 30.03.1977 Titel: Pretty Laura Länge: 01:06 Interpret: Marek und Vacek Komponist: Marek Tomaszewski, Vacek Kisielewski Label: Electrola EMI Best.-Nr: SHZE 374 Titel: Flick-flack Länge: 02:25 Interpret: Aldo Baldini Orchestra Komponist: Albert Vossen Label: Fontana Best.-Nr: 701703 Titel: El pichi Länge: 00:31 Interpret: Antonio Apruzzese Komponist: N. N. Label: CBS Best.-Nr: S 53183 Plattentitel: El ultimo organillo Titel: Der Zauber der Zauberei Länge: 00:25 Interpret: Malachovsky Komponist: unbekannt Label und Best.-Nr: keine Titel: aus: Symphonie fantastique, op. 14. Épisode de la vie d'un artiste (Episoden aus dem Leben eines Künstlers), 1. Satz: Rêveries, Passions. Largo - Allegro agitato e appassionato assai ATI: Träumereien, Leidenschaften Länge: 03:03 Orchester: Wiener Philharmoniker Dirigent: Valery Gergiev Komponist: Hector Berlioz Label: Philips Best.-Nr: 475095-2