Deutschlandrundfahrt Nach dem Fest – Was bleibt von Gartenschauen, Olympia und Co? Eine Sendung von Johannes Nichelmann 26. April 2014, 15.05 Uhr Ton: Hermann Leppich Regie: Karena Lütge Redaktion: Margarete Wohlan Eine Produktion von Deutschlandradio Kultur 2014 deutschlandradiokultur.de © Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Prolog 01. Musik: Rombi - Dans la maison (Theme) (2:29) – darüber: Autor Bundespräsident Horst Köhler eröffnet die Bundesgartenschau in Ronneburg und Gera, 2007 – für ihn ein Fest der Superlative. 01. O-Ton: Rede (0:10) Horst Köhler: Wie das eben gute Tradition ist, haben Olympische Spiele immer eine wunderbare Eröffnungsfeier. Autor Sieben Jahre später – was wurde aus dem Sommermärchen? 02. O-Ton: Was wurde aus alledem? (0:15) Mann: Alles, was der Gartenbau so bietet. In einer Formvielfalt. Das ist eigentlich nur auf Bundesgartenschauen zu sehen. Leutloff: Wir waren sehr traurig darüber. Können Sie sich ja vorstellen. Es sind ja auch viele Millionen dann wieder geflossen. Autor Vor über vierzig Jahren feiert München seine Olympischen Sommerspiele. Wie hat die Stadt bis heute davon profitiert? 03. O-Ton: München (0:10) Hartung: Die Leute wollen die Architektur sehen. Sie wollen durchaus auch erinnert werden an ´72. Sie wollen erinnert werden an die nacholympische Zeit, die war. Autor Was geschieht mit Regionen, wenn millionenschwere Veranstaltungen nach Wochen oder Monaten vorbei sind? Wir ziehen Bilanz. An drei Orten, die durch ein vormaliges Großereignis geprägt worden sind. 01. Musik: Ende/ Blende Kennmusik Deutschlandrundfahrt – darüber: Sprecherin vom Dienst Nach dem Fest – Was bleibt von Gartenschauen, Olympia und Co? Eine Deutschlandrundfahrt von Johannes Nichelmann Teil 1 – Das Fest auf der Atombombe 04. O-Ton: Collage – Archiv Ronneburg (0:53) Sprecher: Gera und Ronneburg sagen herzlich Willkommen! Gemeinsam sind wir super! BesucherInnen: Alles positiv! / Sehr blumig und auch sehr gut anzusehen. / Es lohnt sich, hier her zu fahren. Horst Köhler: Ich will Ihnen heute sagen, ich hab schon einige Eröffnungsfeiern mitgemacht, die hier von heute kann sich sehen lassen. Gratulation! Sie können stolz drauf sein! (Applaus) BesucherInnen: Sehr gut. Wetter spielt mit, die Blumen spielen mit. Also besser kann’s gar nicht gehen! / Ich hab ziemlich viele Fotos gemacht, weil auch die Farben sind wirklich faszinierend. Dieter Althaus: Hier ist die Natur zurückgebracht worden. Ein gutes Stück Deutschland und ein besonders gutes Stück Wiedervereinigung unseres Vaterlandes wird hier deutlich. Moderator: Begrüßen Sie jetzt mit mir, die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Frau Doktor Angela Merkel! (Applaus) Frau Bundeskanzlerin, herzlich Willkommen! 02. Musik: Rombi - Dans la maison (Final et générique de fin) (3:57) – darüber: Autor 2007 - Ein Märchensommer im thüringischen Ronneburg. Gemeinsam mit der Nachbarstadt Gera darf die Kleinstadt eine Bundesgartenschau ausrichten. Das Wetter am Eröffnungstag ist perfekt – Aufbruchsstimmung nach Jahren der harten Arbeit. Und der Vorfreude auf diesen Tag. Zum Auftakt am 27. April kommen Landesvater Dieter Althaus und Bundespräsident Horst Köhler. Im September dann - kurz vor dem Ende des Fests schaut auch die Bundeskanzlerin vorbei. 05. O-Ton: Blumig (0:07) Angela Merkel: Man braucht es nicht durch die Blume zu sagen, sondern man kann es direkt sagen, diese Bundesgartenschau ist wunderschön. Autor 171 Tage lang dauert die Leistungsschau der deutschen Gärtner. Knapp 1,5 Millionen Besucherinnen und Besucher kommen – ein Erfolg. Die Hotels der Umgebung sind zeitweise ausgebucht. Der Tourismus blüht. 02. Musik: Ende/ Blende 01. Atmo: Neue Landschaft I (2:06) – darüber: Autor Sieben Jahre später, Ortstermin in Ronneburg. Ich habe mich mit Krimhild Leutloff verabredet. Seit 2012 ist sie die CDU-Bürgermeisterin der Stadt. Zu BUGA-Zeiten war sie noch im Stadtrat, stimmte für das Projekt. Wir sind in der „Neuen Landschaft“ verabredet. So heißt das Gelände, auf dem die BUGA in Ronneburg stattgefunden hat. Atmoblende 06. O-Ton: Schlechtes Wetter (0:37) Autor: Man muss natürlich dazu sagen, das Wetter heute ist unheimlich schlecht, deswegen werden wir wahrscheinlich niemanden treffen außer uns selbst. Leutloff: Ne. Ne. Autor: Warum braucht man eigentlich Bundesgartenschauen? Leutloff: Hm... Bundesgartenschauen? (lacht laut) Um die Städte zu sanieren! Vielleicht. Bundesgartenschauen sind ja Schauen, wo das Neuste, wo schöne... also wenn man das gesehen hat, wie schön das alles geblüht hat, dann ist das in allererster Linie was fürs Herz und für die Seele, ne. Also ich habe das in Magdeburg gesehen, dort wurde saniert. Ich hab das bei uns gesehen, da wurde saniert. Autor Weite Wiesen, saubere Wege mit Parkbänken und ein paar Blumenbeete. Ein großer, einsamer Aussichtsturm in der Ferne. Links ein großer Hügel – die Schmirchauer Höhe. Rechts das Gessental. Warum das hier als „Neue Landschaft“ bezeichnet wird, begreife ich, als wir vor einer Reihe von Tafeln stehen bleiben. Sie zeigen, wie es hier noch vor der BUGA ausgesehen hat. 07. O-Ton: Loch (0:35) Leutloff: Es war ein Riesenloch! Es war das größte Loch Europas! So sah es aus, als ich hier gewohnt habe. Also das war ganz, ganz, ganz tief und hier, so sehen Sie es in bunt, das sind die Anfänge. Man hat erst Oberirdisch abgebaut. In den 50er und 60er Jahren. Und ´91 – also zehn Jahre hat man das dann noch so gesehen. Die Tafel steht jetzt hier und da, hier war dieses Loch. Und Sie sehen, wie viel hier aufgeschüttet worden ist. Autor: Wie lange dauert denn so was? Leutloff: Jahre! Jahre hat das gedauert. 01. Atmo: Ende/ Blende 03. Musikakzent: Apparat – Like Porcelain (2:40) – darüber: Autor Neben den Schautafeln und dem ins Gras gemähten Schriftzug der „Wismut“ erinnert heute kaum etwas an die ehemals Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft. Bis 1990 förderten die „Wismut“-Kumpel in Ronneburg Uran. 03. Musik: Ende/ Blende 02. Atmo: Büro (2:00) – darüber: 08. O-Ton: Wismut (0:30) Leutloff: Man brauchte das Uran, um die Atombombe herzustellen und während der Zeit des Kalten Krieges wurde hier Uran gefördert und „Yellow Cake“, also dieses Material, dieses Mineral da hergestellt. Um für die Atombombe spaltbares Material hier zu fördern. Das wurde alles in die Sowjetunion verbracht, weil wir als Deutsche ja hier den Krieg verloren hatten und Reparationskosten zu zahlen hatten, wurde hier dieser Betrieb installiert. Autor Die Bundesregierung hat seit 1990 über sechs Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um dramatische Umweltschäden in Ronneburg rückgängig zu machen. Anfang der Neunziger lebten in der Kleinstadt noch 12.000 Menschen. Heute sind es 5.000. Die ehemalige Französischlehrerin Krimhild Leutloff gibt an, fast alle von ihnen zu kennen. Die Jungen und die Alten. Stolz erzählt sie von den zwei Kindergärten und den Schulen in der Stadt. Im selben Atemzug von der Seniorenmesse, die am Wochenende stattfinden soll, und vom wachsenden Bedarf an Pflegeheimen. Junge Familien – meint sie – wären sehr anspruchsvoll. In die alten Unterkünfte der Kumpel wollen sie nicht, viel zu klein. Und so kämpft die Stadt mit den für viele Regionen in Deutschland üblichen Problemen. 10. O-Ton: Demographie (0:08) Leutloff: Wir haben kurzzeitig die demographische Entwicklung angehalten, 2013 und hatten 32 Bewohner mehr, als zu Beginn des Jahres. Autor Die Bundesgartenschau sollte der Region einen Anschub geben. Bundesstraßen wurden erneuert, Bahnhöfe saniert. In der Nachbarstadt Gera wurde der Hofwiesenpark zu neuem Glanz gebracht. Bis heute ein viel genutzter Volkspark. Die immensen Kosten für die Pflege wurden dort im Haushalt verankert. Auch Ronneburg bekommt mit der „Neuen Landschaft“ einen großen Park. Mit der 240 Meter langen Drachenschwanzbrücke und der bei der Errichtung noch längsten Sitzbank der Welt – so stand es im Guinnessbuch. Fahrradwege, Eiscafé, Kirschbäume. Das alte Wismut-Gelände bekam endlich einen Sinn für die Gesellschaft. 11. O-Ton: Geld (0:21) Leutloff: Wir sind ja die einzige Kleinstadt, nach wie vor in ganz Deutschland, die an einem BUGA-Projekt beteiligt war, ne. Und wir sind hier in den Genuss gekommen, viele Projekte in unserer Stadt mit 21,8 Millionen Investitionen hier verbaut zu bekommen. 02. Atmo: Ende/ Blende 03. Atmo: Neue Landschaft I (2:06) – darüber: Autor Mein Spaziergang mit der Bürgermeisterin geht weiter. Sieben Jahre nach dem Fest wirkt der Park wie eine leere, gepflegte Konzerthalle. Wer das Denkmal besichtigen möchte, wird an den Eingängen gebeten, einen Euro in einen Automaten zu werfen. Es ist kaum Geld zur Pflege der Anlage da. 12. O-Ton: Nachfolgeerscheinung (1:09) Autor: Wir laufen jetzt hier durch den trockenen, stillgelegten Springbrunnen. Leutloff: Der Springbrunnen ist, wir haben geklagt. Die Firma verklagt, die das hier hergerichtet hat... Wir gehen hier lang. Es ist ausdrücklich erlaubt auf den Wiesen zu laufen, ne. Autor: Sehr gut. Leutloff: Ähm... aber das sind dann die Nachfolgeerscheinungen von BUGA-Projekten. Also das alles in Stand zu halten. Und Gelder zu investieren. Autor: Ist das denn im Förderungs- und Finanzierungskonzept vom Bund und vom Land noch mit inbegriffen? Leutloff: Nein! Das müssen wir machen. Wir haben eine Fördermittelbindungsfrist. Wir dürfen also nichts verändern oder nichts weg machen. Solange, wie die Fördermittelbindungsfrist läuft. Autor: Wie lang läuft so was? Leutloff: Fünfzehn, zwanzig, fünfundzwanzig Jahre? Unterschiedlich. Autor: Lohnt sich das trotzdem? Leutloff: Ja, wenn Sie das im Gesamtüberblick – natürlich ist das aufwendig und kostspielig jetzt diese Pflege hier durchzuführen. So wie das war, hätten wir das ja nie machen können. Wir hätten das nie selber machen können! Gucken Sie mal, 21 Millionen und davon waren 17,5 Millionen Fördermittel. Wir haben doch keine 21 Millionen gehabt, das herzurichten. Autor Für einen Ort, der das größte Loch Europas beherbergt hat, ein Glücksgriff - sagt die Bürgermeisterin. In den Monaten nach der BUGA gab es allerdings viel Kritik – für die Nachnutzung der „Neuen Landschaft“ habe es kein Konzept gegeben. 13. O-Ton: Attraktion fehlt (0:15) Leutloff: Ne Minigolfanlage oder ein Grillplatz. Irgendwas! Es ist uns aber nicht vergönnt. Noch so eine freiwillige Aufgabe, die wir unterhalten müssen, dann zu finanzieren. 03. Atmo: Ende/ Blende 04. Musikakzent: Apparat – Like Porcelain (2:40) – darüber: Autor Krimhild Leutloff bleibt an der Drachenschwanzbrücke stehen. Rübergehen will sie nicht. Am anderen Ende steht der geplatzte Traum der Ronneburger. Eine Burg, aus Holz und massiven Pappmaschee. Hier sollte ein Mittelalter- und Fantasypark entstehen. Das „Weltentor“. Im Sommer 2008 war die Eröffnung geplant – auf 40 Hektar der „Neuen Landschaft“ wurden ein mittelalterliches Dorf, eine Wehranlage, eine Bogenschießanlage sowie eine Arena für Ritterspiele gebaut. Investionsrahmen von 20 Millionen Euro standen im Raum. Aus den 40 Hektar sollten eines Tages 100 werden. Ebenso viele feste Mitarbeiter sollte es geben. Dazu eine Armee von Saisonkräften. 2009 wollte man 150.000 Besucher zählen. Im Jahr darauf hoffte man auf 300.000 Besucher. Die Einwohner Ronneburgs sollten eine kostenlose Jahreskarte erhalten. Es klang nach dem Jackpot für Ronneburg. Die Betreiber des „Weltentors“ aber meldeten nach nur ein paar Tagen Betrieb Insolvenz an. 04. Musik: Ende/ Blende 14. O-Ton: Was wäre wenn (0:30) Leutloff: Wenn das ein schöner Freizeitpark geworden wäre, dann wären in erster Linie Arbeitsplätze gekommen. Natürlich dauerhafte Arbeitsplätze. Zweitens hätten vielleicht die Gastronomen hier in der Umgebung und die Hoteliers in der Umgebung profitiert. Wir hätten einen Zustrom aus dem Umland und unsere Stadt würde erstens am Bekanntheitsgrad mehr gewinnen. Naja. Das können wir jetzt leider nicht bestätigen, wie sich das ausgewirkt hätte. 04. Atmo: Neue Landschaft II (0:58) – darüber: 15. O-Ton: Blick aufs Dorf (0:27) Autor: Mit welchen Gefühlen blicken Sie denn da auf den Berg, zu dem Dörfchen? Leutloff: Mit gemischten. Einerseits, wenn nicht schnell eine Nutzung kommt, dann werden die Gebäude auch alle hinüber sein. Denn, wenn man da nichts investiert. Alles, was nicht genutzt wird, das ist zu Hause auch so. Ein leeres Haus, das man nicht nutzt, verfällt schneller, als wenn es genutzt wird, ne. Autor Ganz ungenutzt ist das Gelände allerdings nicht. Mittelalterfans leben hier am Wochenende und im Sommer. Nicht so wie ursprünglich geplant – kleiner, bescheidener, aber ähnlich enthusiastisch. Wir werden sie später besuchen. 04. Atmo: Ende/ Blende 05. Atmo: Autofahrt (1:00) – darüber: Autor Krimhild Leutloff macht sich auf den Weg zurück, zu ihrem Rathaus. Manchmal hat sie schlaflose Nächte. Nicht wegen des BUGA-Geländes. Teile Ihrer Hauptstraße stehen kurz vor dem Zerfall. 05. Atmo: Ende/ Blende 16. O-Ton: Einsturzgefährdet (1:16) Leutloff: Hier haben wir zum Beispiel so eine Schrottimmobilie, die uns Sorgen bereitet. Die ist einsturzgefährdet. Das Dach ist eingestürzt, zwei Etagen sind schon eingestürzt. Und jetzt warten wir, dass das auseinanderbricht. Deshalb haben wir hier das abgesperrt und die untere Bauaufsicht hat das jetzt in der Mache, ne. Autor: Sie müssen warten, bis es einfällt? Weil kein Geld da ist, es abzutragen? Leutloff: Hm. Ja. Und so hab ich sechsunddreißig solcher Häuser, um die ich mich kümmern muss. Schrottimmobilie. Schrottimmobilie. Autor: Aber in Ihrer Hauptstraße auch, ne? Leutloff: Ja. Die Seite ist schön hier, die Seite ist neu. Sehr neu sogar. Hier, Schrottimmobilie. Obst und Gemüse. Da gibt’s gar keine Treppe mehr drin. Aber naja. Kommt Zeit, kommt Rat. 05. Musik: "Neustart" von SAM Teil 2 – Die Spiele in München 17. O-Ton: Ansage (0:17) Moderator: Hier ist das Olympiastadion in München. Ich grüße Sie, verehrte Hörer von hier aus überall, wo Sie uns jetzt zuhören in der Welt. Die Spiele der 20. Olympiade werden in wenigen Augenblicken hier beginnen und es ist ein wunderschöner Tag in Bayern! 05. Atmo: Eröffnungsfeier (1:00) – darüber: Autor Ein Großereignis, das über vierzig Jahre zurückliegt. Im Sommer 1972 blickt die Welt auf München. Es soll das Sportfest eines neuen Deutschlands werden: die olympischen Spiele. 05. Atmo: Ende/ Blende 06. Atmo: Olympiapark (2:20) – darüber: Autor Heute stehen das Olympiastadion und die Olympiahalle augenscheinlich unberührt an der Stadtautobahn. Gegenüber das Olympische Dorf. Ein paar Tourbusse von Musikern auf dem Parkplatz – Probenlärm aus der Halle. An diesem Vormittag flanieren ein paar Touristen über das Gelände. 18. O-Ton: Mexikaner (0,07) Tourist 01: I like very much the history and the sports. Autor Dieser 32 Jahre alte Mexikaner interessiert sich vor allem für die Geschichte. Olympia, FC Bayern München, you know? Schließlich war das hier bis 2005 das Stadion der Rekordmannschaft. Und 1988 eine der Spielstätten bei den Europameisterschaften. Ein niederländischer Besucher war damals vier Jahre alt. Sein Team hat damals gewonnen – bis heute erfüllt ihn das mit Stolz. Ein Augenzwinkern. 19. O-Ton: Niederländer (0:21) Tourist 02: Because this is history for the Dutch soccer-team! 1988 – you remember? Our football-team won the European Championship. In Germany! So, it’s our only trophy unfortunately. We are here for holidays, so. I wanted to visit this stadium. Autor Mit Fotoapparat und Schreibblock steht Martin, 26 Jahre alt, unter dem berühmten lichtdurchlässigen Zeltdach – entworfen vom Architekten Frei Otto. Diesen Namen spricht er voll Ehrfurcht aus. Martin ist Architekturstudent in Leipzig. Er recherchiert gerade für seine Masterarbeit. 20. O-Ton: Studierender (0:38) Autor: Worum geht’s genau in der Arbeit? Martin: Also quasi um eine Sportarena der Zukunft so ein bisschen zu hinterfragen. Wo geht’s eigentlich hin? Reicht das? Nur noch so Stahlbeton. Jetzt auch im Bezug auf „London 2012“ – da sind Arenen gebaut worden, die wurden sofort wieder zurück gebaut. Muss man mal gucken, was ist Nachhaltigkeit? Welchen Grad von Nachhaltigkeit gibt’s überhaupt? Autor: Ist München unter den Olympiastandorten in Europa immer noch so ein Aushängeschild für Dich? Martin: Auf jeden Fall. Also jetzt architektonisch gesehen auf jeden Fall. Also das ist glaube ich ein Denkmal, das ist irgendwo zeitlos. Tja, im Bezug auf Nachhaltigkeit... ist halt ein bisschen fraglich, ne!? Autor Keiner der Besucher, die ich bisher hier getroffen habe, hat die Olympischen Sommerspiele 1972 selbst miterlebt. Und dennoch hat der Austragungsort von damals eine ungewöhnlich starke Anziehungskraft. 06. Atmo: Ende/ Blende 21. O-Ton: Archiv – Collage „München ´72“ (0:41) (Applaus) Kommentatoren: Jetzt wird er noch schneller der Anlauf! Das Abdrücken, die Drehung! Sie haben es geschafft! / Doch drei, vier kräftige Züge / Delph Spitz schlägt an! Mark Spitz, Entschuldigung! / Erster! Neuer Weltrekord! / Innen holt die DDR etwas auf, die Bundesrepublik gewechselt. Einigermaßen gut! / In bunten, farbenprächtigen Röcken die Mädchen. Die Männer mit großen Sombreros. Vorneweg ein Lasso Schwinger und vorneweg von der anderen Seite, da kommt eine gestandene bayerische Blaskapelle herein. / Jetzt der letzte Wechsel! Bundesrepublik liegt in Führung. Letzter Wechsel für Heike Rosendahl! (Fanfare) 06. Musik: Rombi – Le Baiser (3:05) – darüber: Autor Auch das gehört zu diesem Ort: sechs Tage vor der Schlussfeier verlieren die Spiele ihre Fröhlichkeit. Siebzehn Menschen kommen bei dem Olympiaattentat ums Leben. 22. O-Ton: Attentat (0,11) Sprecher: Die Attentäter fordern, Israel soll zweihundert inhaftierte Palästinenser freilassen. Der Flugplatz Fürstenfeldbruck wird für eine Befreiungsaktion vorbereitet. Um Mitternacht zwei Explosionen, wieder ein Feuergefecht, dann Stille. 06. Musik: Ende/ Blende 07. Atmo: München, Park I (2:20) – darüber: Autor 2014. Ich bin im Stadion mit Klaus Wolfermann verabredet. Er ist nicht nur „Speerwerfer des Jahrhunderts“, er hat 1972 Gold geholt. Wir treffen uns im Stadion. Gehen heimlich hinter die Absperrung, auf die Tribüne. Während über uns auf dem Dach angeleinte Touristen mit Helm spazieren gehen. 23. O-Ton: Sieger (1,29) Wolfermann: Wohne in der Nähe in München. Bin sehr gerne hier in dieser Sportstätte, bin sehr gerne in München und liebe die Stadt und bin in diesem ganzen Sportstättenbereich der Olympiasportstätte sooft wie es geht. Ob bei Veranstaltungen, ob bei Spaziergängen. Mit vielen Bekannten unterwegs. Immer wieder dabei, nach dem Motto: Eigentlich bin ich ein Teil dieser Anlage. Autor: Haben Sie einen Lieblingsplatz hier irgendwo? Wolfermann: Ja, der normale Lieblingsplatz ist immer da drüben an der Ehrentribüne, weil da kann ich das Stadion immer sehr gut übersehen oder auf dieser Seite, exakt in dieser Ecke, weil dann kann man auch immer aufs Wurffeld sehen und da kommen einem immer meistens gute Gedanken! Autor: Wir stehen hier an der Reihe „29“. Wollen wir uns setzen? Ist ja Ihr Wohnzimmer, Ihre Sesselreihe. Ich hab gestern von jemandem gehört, dass die Kinder damals, die waren so im Grundschulalter, mit so kleinen Zahnstochern Wolfermann gespielt haben. Wolfermann: Ich meine, das ist ja eben der Vorteil, wenn aus solchen sportlichen Ereignissen Vorbilder aus dem Land kommen. Dann natürlich wird nachgeahmt. Wir erleben es heute viel im Fußball. Ein bisschen umfangreicher wie aus der Leichtathletik, leider. Es war tatsächlich Faktum dann die Disziplin, die in der Leichtathletik auch als eines der ersten immer wieder trainiert wurde hier. Ganz eine logische Folgerung und so soll das ja sein! Autor J?nis L?sis war eigentlich der Goldkandidat, erzählt Klaus Wolfermann. Er selbst hat auf den zweiten Platz gehofft. Doch es war nicht so der Tag des Letten. Die Digitalmessung hatte ergeben, dass Klaus Wolfermann seinen Speer 2,01 Zentimeter weiter geworfen hatte. Genau hier, im Olympiastadion. 24. O-Ton: Veränderung (1:06) Autor: Wenn wir jetzt hier rauf gucken, auf das Feld, wo das ja alles passiert ist. So lange Zeit danach – was geht Ihnen durch den Kopf? Sehen Sie immer noch den Wettkampf oder ist das für Sie einfach inzwischen ein leeres Stadion? Wolfermann: Logisch! Wir sind alle gerne hier. Dort, wo man die Leistung bringt. Dort, wo man sich einfach wohl gefühlt hat und vor allem, ich sag immer wieder, die Schönheit des Stadions und die Eigenart des Stadions. Wenn Sie weltweit ein bissl da durchgucken – Sie finden kein Stadion, kein Olympiagelände, dass so gut erhalten ist, wie dieses Stadion oder dieses ganze Gesamtgelände hier. 07. Atmo: Ende/ Blende 08. Atmo: Büro, Hartung (1:22) – darüber: Autor Ein paar hundert Meter weiter, im Verwaltungsgebäude an der Olympiahalle. Arno Hartung gehört zur Geschäftsführung der „Olympiapark GmbH“. Eine einhundertprozentige Tochter der Stadt. Sein gesamtes Berufsleben schon arbeitet Herr Hartung hier. In seinem Büro liegt eine XXL-Plüschausgabe des Maskottchens von damals. Ein bunter Dackel. Waldi. Die Farben sind verblichen. 25. O-Ton: Denkmal (0:47) Autor: Diese Spiele müssen ja einen unglaublichen Eindruck hinterlassen haben, dass sie ja bis heute noch ein Denkmal ja quasi hier zu stehen haben. Oder? Hartung: Wenn Sie Denkmal so definieren, dass Sie sagen, denk mal an das, was damals war, dann gebe ich Ihnen Recht. Das ist die Basis. Die olympischen Spiele von ´72 sind die Basis. Ohne diese Spiele wäre der Park so in der Form nie entstanden. Wir hätten sicherlich im Laufe der Jahre eine große Sporthalle in München gekriegt. Wir hätten sicherlich irgendwo ein großes Stadion gekriegt. Aber sicherlich nicht in dieser Einmaligkeit. Noch dazu in dieser Architektur. Insofern, wenn Sie so Denkmal definieren, ja. Wenn Sie Denkmal definieren: Ja, steht da eigentlich rum und man guckt nur hin und macht sonst nichts und geht wieder weiter oder vergleicht das mit dem Kolosseum in Rom, dann würde ich sagen, nein. 26. O-Ton: Planung früher (0:34) Autor: War man sich sicher, dass es noch über vierzig Jahre später noch alles so da steht? Hartung: Also grundsätzlich war man sich in allem überhaupt nicht sicher, was passieren würde. Wenn Sie sehen, dass die Olympiaarchitekten mit Professor Benesch an der Spitze eigentlich nur für fünfzehn, maximal zwanzig Jahre hier den gesamten Olympiapark geplant haben, dann ist es deutlich besser gelaufen, als man jemals gedacht hat. Das Olympiastadion war damals eine relativ sichere Bank, weil man eben wusste, dass der „FC Bayern“ kommen würde und „1860“ kommen würde. Autor Die sind inzwischen weg. Auf dem Schreibtisch von Arno Hartung steht ein MTV-Musicaward. Von den Extrawünschen der Stars aus der Musikbranche kann er inzwischen mehr erzählen als von denen der Fußballer. Der Sport ist zweitrangig geworden. Der Park muss versuchen, mit Konzerten und Fachmessen die Besucher anzuziehen. Die Olympiainteressierten allein reichen schon lange nicht mehr. München aber profitiert bis heute von den Spielen. Eine U-Bahn beispielsweise hat es vorher nicht gegeben. Während der Park bis heute genutzt und geschätzt wird, wurden einige andere Sportstätten im Laufe der vielen Jahre abgerissen. Das Reitstadion in Riem hat längst keine Tribüne mehr – die wurde 2008 gesprengt. 27. O-Ton: Problemzonen (0:24) Hartung: Also wirklich das einzige, was so sehr stark vor sich hin dämmert, ist die Reitanlage, das ist richtig. In Riem draußen. Nicht unproblematisch ist auch die Ruderregattastrecke. Das ist im Übrigen die einzige Sportstätte, die wir mitverwalten, die also außerhalb des Olympiaparks ist. Hier muss man sicher drüber nachdenken, die Tribünen deutlich zu verkleinern. Weil man es in der Form einfach nicht mehr braucht. 08. Atmo: Ende/ Blende 09. Atmo: Olympiapark mit Autobahn (1:49) – darüber: 28. O-Ton: Sportlich (0:10) Weber: Das Sportliche beschränkte sich auf die Baustellenbesichtigungen am Wochenende. Zusätzlich mit Familie und Kinderwagen. Autor Carlo Weber. Er gehörte zu dem Architekturbüro von Günther Benesch, das das Olympiastadion, die Halle und das Schwimmbad geplant und gebaut hat. Carlo Weber und Fritz Auer – beide Anfang 80 – sind bis heute gefragt. Als Architekten, aber auch wenn es um diesen Teil ihres Lebenswerks geht. Am Ende der 1960er Jahre konnten sie es gar nicht fassen, dass sie sich im Wettbewerb um den Auftrag zur Errichtung der Gebäude durchgesetzt hatten. Den mächtigen Franz-Josef Strauß zumindest hätten sie damals nicht beeindrucken können. 29. O-Ton: Anfänge (0:42) Weber: Dass man uns das zugetraut hat, als relativ junges Büro, ne. Dass ging auch nur in dieser sehr mutigen Ära, in der Brandt-Ära. Demokratie wagen! Der Günter Grass war in der Kunstkommission. Wir hatten Ledermäntel, so Lederjacken und solche Schnurrbärte, ne. Das hängt alles damit zusammen, dass wir damals auch beauftragt wurden. Auer: Mit Schlaghosen waren wir unterwegs! Autor: Tatsächlich? Auer: Und er hatte einen Schnurrbart! (lacht) Carlo Weber... Weber: Ich hatte eine Lederjacke von der Portobelloroad. Auer: Oh... Oh... Weber: Und da mussten wir immer unseren Professor Jödicke mitnehmen, wenn man offizielle Auftritte hatte. Der sah etwas seriöser aus. Autor Wir laufen vorbei an den alten Kassenhäuschen. Sie haben noch heute den Charme der 70er. Sie sollen bald aufwendig restauriert werden. Arno Hartung von der „Olympiapark GmbH“ würde gerne Geld sparen und einige Kassenhäuschen vom Platz entfernen. Doch sie stehen unter Denkmalschutz. Die Aufgabe von Herrn Hartung ist es, das Ganze hier rentabel zu halten. Das Defizit liege niedrig. Die Stadt München schießt jährlich 10 Millionen Euro in die Anlagen. Die GmbH nimmt zusätzlich um die 30 Millionen Euro ein. Durch Veranstaltungen und Würstchenbuden. Die beiden Architekten sind wenig glücklich. 30. O-Ton: Konflikt I (1:29) Auer: Also das ist natürlich unsere Grundauseinandersetzung. Weber: Wie bitte? Auer: Das ist unsere Grundauseinandersetzung. Ich hat’s ja also eingangs schon erklärt, da warst Du noch gerade noch nicht da. Also dass eben die Olympiapark GmbH per Stadtratsbeschluss verpflichtet ist, dieses Defizit, was entstanden ist durch den Auszug des Kommerziellen Fußballs, versucht möglichst zu minimieren. Sagen wir mal so. Und da sind ja immer diese Bestrebungen. Was kriegt man da rein? Dann kam ein „Sealife“ dazu. Also was völlig eigentlich hier überhaupt nichts zu suchen hat. Weber: Ein Riesenrad im Sommer. Auer: Im Sommer ein Sommerfest hier. Was durchaus vielleicht von der Bevölkerung akzeptiert und... aber es ist ausgerechnet dann die Zeit im Hochsommer, wo die ganze Zeit die internationalen Touristen unterwegs sind. Die einfach auch die Anlage sehen wollen in ihrem Original. Und nicht wie ein zweites Oktoberfest. Weber: Stand da! Sportveranstaltungen, wo dann der See abgelassen wird oder Schnee auf den Berg gekarrt wird. Der taut ja weg, aber sieht auch schlimm aus, wenn er nicht wegtaut. Auer: Monatelang ist das so... Weber: Irgendein Scheiß da... Auer: ...um möglichst wirtschaftlich. Weber: ...irgendwelche blöden Sachen reinzukriegen.... Auer: Und... Weber: ... die eigentlich gar nicht dazu passen. Und das ist eigentlich als Park für die Menschen gedacht. Und der kann nicht gewinnbringend sein. Der Englische Garten ist es auch nicht. Ne. Jetzt hab ich Dich unterbrochen. Auer: Macht nichts aus. (lacht) Autor Fritz Auer und Carlo Weber wollen nicht die Spielverderber sein, sagen sie. Sie sind stolz auf das, was sie mit ihren Kollegen von damals geschaffen haben. Seit längerem steht der Vorschlag im Raum, den Park mit allem Drum und Dran zum Weltkulturerbe zu machen. Dann wäre es um Riesenrad und Kunstschnee geschehen. 31. O-Ton: Stolz (0:14) Weber: Stolz eigentlich. Schon. Dass das ganz stark überwiegt. Also man ist zwar geschockt, wenn man die negativen Dinge, die der Fritz Auer gerade angesprochen hat, wenn man die mal wieder sieht. 09. Atmo: Ende/ Blende 10. Atmo: Büro, Hartung (1:00) – darüber: Autor Arno Hartung weiß um die Verstimmungen. Aber er weiß auch, dass in den nächsten 20 Jahren 250 Millionen Euro für die Sanierung gebraucht werden. Allein 70 Millionen für die Erhaltung des Zeltdaches. 32. O-Ton: Konflikt II (0:26) Autor: Also steht das Gedenken auch so ein bisschen im Weg? Hartung: Es kann ab und zu im Weg stehen, ja. Es ist dann problematisch, auch Stichwort Weltkulturerbe, wenn es dazu führt, dass Sie Dinge nicht den heutigen Zeiten anpassen können oder dürfen. Dazu müssen wir immer mit den Architekten in einem positiven Dialog stehen. Damit der Park eben, jetzt sind wir wieder beim Museum, nicht am Ende wieder ein zweites Kolosseum wird. Autor Münchens ehemaliger Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel forderte einst, dass „die Gesellschaft die Kraft haben muss“, ein Denkmal ihrer eigenen Geschichte auch jenseits von „ökonomischen Prinzipien“ zu erhalten. Die Entscheidung liegt letztlich bei den Münchnern selbst. 10. Atmo: Ende/ Blende 07. Musik: Tim Bendzko – Nur noch kurz die Welt retten (3:12) Teil 3 – Verwachsene Fronten in Frankfurt am Main 33. O-Ton: Das Thema (Archiv) (0:05) Moderator: Wir haben heute ein Thema, das lautet: Bundesgartenschau 1989 in Frankfurt. 11. Atmo: Auto (0:50) – darüber: Autor „Nach dem Fest“ - Unsere Deutschlandrundfahrt geht weiter. Was bleibt von Gartenschau, Olympia und Co? Vor 25 Jahren öffnete in Frankfurt am Main die Bundesgartenschau. Gemeinsam mit Stephan Heldmann vom Frankfurter Grünflächenamt bin ich auf dem Weg zum Volkspark Niddatal. Hier fand die BUGA damals statt. Wir fahren vorbei an den Wolkenkratzern, dem Mainufer, vielen Baustellen und einer ganzen Menge großgewachsener Bäume. Frankfurt bekommt in diesem Jahr einen wichtigen Preis für seine Bäume. Zu Zeiten der BUGA, 1989, hätte es den wohl noch nicht gegeben, sagt Stephan Heldmann. Generell wäre heute vieles anders. 34. O-Ton: Heute (0:57) Autor: Wie sah denn Frankfurt vorher aus? Heldmann: Ähm... hübsch sicherlich. Ja, an vielen Stellen. Hatte damals definitiv noch nicht den Stellenwert der Wertschätzung von öffentlichem Grün, wie wir das heute haben. Also wie wir das in den letzten zehn Jahren ganz markant in Frankfurt erfahren haben. Aber es ist einfach vieles gar nicht wertgeschätzt worden, wie wir das heute sehen. Aber heute ist es ja so, dass man die immensen Geldsummen, die man dafür aufwenden muss, um eine Bundesgartenschau auch umzusetzen, diese Frage der Finanzierung bedingt einfach auch, dass man sich ganz intensiv um die Frage der Nachnutzung kümmern muss. Und Nachnutzung heißt Nachhaltigkeit. Was kann ich auf Dauer der Wohnbevölkerung, den Nutzern, für diese Umgestaltung bieten? Um diesen Nachhaltigkeitseffekt einfach zu haben. Und den aber auch von der finanziellen Mobilisierung auch zu rechtfertigen. 11. Atmo: Ende/ Blende 12. Atmo: Park (4:00) – darüber: Autor Der Volkspark Niddatal – im Norden der Stadt. Einige Jogger – in Funktionskleidung oder mit einfachem T-Shirt. Kinder auf den Spielplätzen mit sandigen Hosen und wachsamen Eltern auf den Bänken. Auf den Wiesen rennende Hunde werden von Radfahrern überholt. Große Grasflächen, Wälder und Gestrüpp. Der Blick auf die Skyline von Frankfurt lässt kurz ein bisschen Centralpark-Feeling aufkommen. Blicke auf den Taunus und den Feldberg. Eindrucksvoll auch die Zahlen: 20 Kilometer Wege auf 168 Hektar. Nach dem Stadtwald ist der Volkspark die zweitgrößte Grünfläche Frankfurts. Nur wenig erinnert an die Bundesgartenschau. Schon damals gab es die Kleingartenanlagen am Rande des Parks. 12. Atmo: Ende/ Blende 13. Atmo: Kleingartenanlage (2:00) – darüber: 35. O-Ton: Anwohnerin (1:25) Autor: Sie haben es schön hier! Direkt am Stadtrand von Frankfurt. Anwohnerin: Sehr schön, genau. Autor: Können Sie mir zeigen, was Sie alles angebaut haben vielleicht? Anwohnerin: Bis jetzt... Sie sind wahrscheinlich in keinster Weise Kleingärtner, sonst wüssten Sie, dass man jetzt noch nichts anbaut! Autor: Sie haben mich ertappt. Was planen Sie denn? Anwohnerin: Ja, bei uns werden Kartoffeln , wir haben Apfelbaum und Sauerkirschbaum, Quittenbaum, Kohlräbchen, Salate. Autor: Sie sind quasi Selbstversorger am Ende. Anwohnerin: Also wir machen schon so ein bisschen was, ja. Was wollen Sie wissen? Autor: Seit wann haben Sie hier Ihren Garten? Anwohnerin: Fünfundzwanzig Jahre? Ja... Autor: Dass heißt, seit ´89? Anwohnerin: So ungefähr, ja. Autor: Dann wissen Sie ja noch ganz genau, wie das damals war, mit der Bundesgartenschau, `89. Anwohnerin: Ja, sehr gut. Weil da sind wir nämlich hierher gekommen, genau. Es war für uns nicht so angenehm. Weil wir sollten eigentlich hier ausgeschlossen werden. Damals bei der Bundesgartenschau, waren aber so mittendrin. Und das haben wir uns halt nicht so ganz bieten lassen. Gut, dann hat’s dann im Endeffekt doch geklappt, dass wir in unseren Garten konnten während der Bundesgartenschau. Autor: Haben Sie verstanden, warum es überhaupt eine Bundesgartenschau braucht? Anwohnerin: Gut, es gibt überall eine Bundesgartenschau. Dann waren wir halt dran. Es ist ja zum zweiten Mal probiert worden. Autor Viele Gebäude sind extra errichtet worden, erzählt die Anwohnerin. Restaurants, Spielplätze, Bühnen. Am Ende der BUGA musste alles wieder verschwinden. 36. O-Ton: Problem (0:24) Anwohnerin: Warum, weiß ich nicht. Das lag an den „Grünen“. Die wollten das so. Und man hat hier also einen Bachlauf gehabt, der wieder weggemacht werden musste. Es waren schöne Häuser dahinten in der BUGA, wo man schön mal was essen und trinken konnte, was für die Kinder sehr angenehm war. Weil es war auch so ein kleiner Springbrunnen und ein Becken und so. 13. Atmo: Ende/ Blende 08. Musik: Soundtrack „Drei“ – „Hanna und Adam“ – darüber: Autor Es ist Januar 1989 – in ein paar Monaten öffnet die Bundesgartenschau in Frankfurt. Die Stimmung ist schlecht. Es scheint, dass niemand Lust auf die Leistungsschau der Gärtnerinnen und Gärtner hat. In der Sendung „Umweltecho“ im Hessischen Rundfunk äußern die Anwohnerinnen und Anwohner ihre Sorgen. 37. O-Ton: Umweltecho (Archiv) (1:12) Sprecher: Wenn in drei Monaten die Bundesgartenschau im Frankfurter Niddatal öffnen wird, denken sicherlich die wenigsten der vielen tausend Besucher daran, dass die Landschaft unter dem künstlichen Blumenmeer einmal völlig anders ausgesehen hat. Die einst so reiche Pflanzenwelt ist verschwunden. Viele Tiere und Tierarten fehlen für immer. Durchgesetzt wurde ein totaler Umbau einer kompletten Aue. Frau 1: Es kann doch keiner so irrwitzig sein, jetzt hergehen, diese tolle Landschaft verändern. Frau 2: Dieses Umfahren von Bäumen, das konnten wir nicht mehr aushalten. Wir sind dann, wenn sich irgendwas wieder als Abriss ergeben hat, sind wir hier sofort verschwunden. Das ist wie Krieg! Sprecher: Verschwunden ist das Vertrauen in die Politiker. In jene, die um der Durchsetzung des Projekts willen zu Methoden gegriffen haben, die kaum öffentlich werden. Frau 2: Und zwar mit richtigem Terror. Also mit Angstmacherei. Mit Druck auf vor allem ältere Leute. Oder hm... muss ich mal sagen naive Leute, die ganz stark reagieren und sofort nachgeben. Zwar verzweifelt sind, aber sich nicht zu wehren wissen. Mann: Unsere Enkel werden die Frage wieder stellen: Wie konntet ihr zulassen, dass die Natur so kaputt ist? Dass unsere Lebensgrundlage so kaputt ist? Autor Zehn Monate später, Oktober 1989. Die BUGA ist vorbei. Die Besucherzahlen liegen weit unter den Erwartungen. 4,15 Millionen kommen – die doppelte Anzahl an Menschen wurde erhofft. Insgesamt wurden 185 Millionen Mark investiert. Gerade einmal 28 Millionen Mark kommen wieder herein. Ob allein die Stimmung in Frankfurt daran schuld ist, lässt sich nicht mehr sagen. In einer Radiotalksendung des HR wird Bilanz gezogen. Zu Gast sind unter anderem: der grüne Umweltdezernent Tom Königs, der Biologie-Professor Hans-Martin Jahns und der Chef der BUGA, Fritz Krämer. 08. Musik: Ende/ Blende 38. O-Ton: Tribüne I (Archiv) (0:42) Moderator: Dann wollen wir mal den Geschäftsführer der Bundesgartenschau fragen. Krämer: Ja... also ich meine frank und frei gesagt, wenn Sie die Besucherzahlen als einziges Messinstrument nehmen, als einzigen Indikator und sagen, der hat überhaupt nur Gewicht, dann muss man sagen: Gut, die Latte hat zu hoch gelegen. Die haben wir gerissen. Wenn Sie aber dann daran denken, was sie gebracht hat. Nämlich: den Park, der ungestört geblieben ist, weil wir eben uns entschieden haben für ein Konzept der Konzentration auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen. 39. O-Ton: Tribüne II (Archiv) (0:53) Moderator: Herr Königs, sehen Sie das ähnlich? Königs: Äh... die Bundesgartenschau hätte an diesem Ort nicht stattfinden sollen. Man kann meines Erachtens nicht Natur in ein natürliches Gebiet reinholen. Man sollte, wie am Anfang der Bundesgartenschauen auch geschehen, die Bundesgartenschau, wenn schon, dann dazu benutzen, bisher nicht natürlich genutztes, zerstörtes, belastetes Gebiet wieder zurück zu gewinnen für die Natur. Moderator: Herr Professor Jahns, Sie kennen das Gelände, wenn ich richtig... Jahns: Ich kenne das vorher Gelände natürlich... Moderator: Wie beurteilen Sie diese Frage? Jahns: Äh... man kann natürlich grundsätzlich überlegen, was so eine Bundesgartenschau denn eigentlich soll. Und das ist vielleicht eigentlich der wirkliche äh... Problempunkt. 14. Atmo: SFX Jogger (0:14) 15. Atmo: Volkspark mit Kinderstimmen (1:23) Autor Zurück im Hier und Jetzt. Die Sonne strahlt und die Auseinandersetzung von damals scheint für viele vergessen. Eingerahmt von Sträuchern, einem frisch umgegrabenen Beet und hohen Tannen sitzt ein Mann. Er liest die FAZ, blinzelt ab und an zufrieden in die Sonne. Er saß hier schon das ein oder andere Mal, als es die BUGA noch nicht gab, und ist froh, dass sie kam. 40. O-Ton: Rentner auf der Bank (0:11) Rentner: Früher war es ja sehr wild hier, ungepflegt. Waren keine Sitzbänke. Ja und jetzt profitieren wir davon. Ja, ich bin Rentner und bin fast jeden Tag hier. Wenn es schön ist, heißt es. Ne. Autor Das sieht der Politiker Tom Königs ganz anders: Die BUGA hätte hier niemals stattfinden dürfen – sagt der damalige Umweltdezernent. Er ist bei den Grünen und sitzt inzwischen im Deutschen Bundestag. 41. O-Ton: Konzept (0:25) Autor: Wie sehr erinnern Sie sich an dieses Ereignis, das Frankfurt ja geprägt hat? Königs: Ich erinnere mich an die Auseinandersetzung. Wir haben nicht zuletzt auch über diese Auseinandersetzung eine Wahl gewonnen. Autor: Was war denn 1989 – hatte ein Konzept, was danach passieren soll? Königs: Nein, hatte man überhaupt nicht. Das Konzept haben wir erst nachher entwickelt und dadurch ist der Konflikt auch sehr schnell abgeebbt. 13. Atmo: Ende/ Blende 14. Atmo: Schritte (0:33) – darüber: Autor Fakt war, es sollte zurück gebaut werden. Die CDU wollte es kostengünstig und schnell. Ein Bündnis von Bürgern, einschließlich SPD und Grüne, wollten es langsam angehen. Sie sind hier so beliebt wie eine Klapperschlange im Ehebett – hat Tom Königs damals bei einer Bürgerversammlung zu hören bekommen. Heute lacht er darüber. 15. Atmo: Ende/ Blende 42. O-Ton: Rat (0:46) Königs: Und der klügste Rat, den ich dort bekommen habe, ist: Wenn ihr soviel Energie, positive wie negative, auf diesen relativ kleinen Fleck wendet, dann macht ihr den kaputt. Wartet doch einfach mal fünf Jahre ab und guckt, was die Natur sich nimmt. Und das Thema, wie breit der Weg sein muss, regelt sich automatisch. Dort gibt es riesenbreit angelegte Wege, die halb zugewachsen sind. Dort gibt es Alleen, die ins Nichts führen. Auch interessant, dort gibt es Mäuerchen, die nichts begrenzen. Es gibt aber auch einzelne Achsen, die lebendig sind. Die zu etwas geführt haben. Man hat sehr vorsichtig das Konzept in Richtung auf einen englischen Garten hinfort entwickelt. Und das mitten in der Stadt, ist natürlich toll! 16. Atmo: Auto kommt an (1:07) – darüber: Autor Grünflächenamtsleiter Stephan Heldmann kommt gerade am Volkspark Niddatal an. 15. Atmo: Ende/ Blende 16. Atmo: Park (2:00) – darüber: Autor Wir laufen über das Gelände. Vorbei an einem Spielplatz, im Hintergrund rattert ein Güterzug vorbei. Nur noch ein paar Sandsteinbastionen erinnern an die BUGA. Und große Stelen, die in einer Reihe hier und da auftauchen. Außerdem etwas heruntergekommene, durch Stelen und Spitzdach angedeutete Häuser. Spitzdächer, deren Holz eigentümlich zerrupft aussieht. Früher waren da mal Kupferplatten drauf. Als der Park vor ein paar Jahren aufwändig saniert worden ist, wurden auch die wieder schick gemacht. Jetzt fehlt dem Amt die Motivation, sie nochmal zu restaurieren. 43. O-Ton: Kupfer (0:32) Heldmann: Es gibt mehrere dieser Bastionen hier über den Park verteilt und vor zwei Jahren gab’s irgendwann mal eine Wahrnehmung, dass dieses Kupfer anders vermarktet werden könnte. Und innerhalb von 14 Tagen waren alle Dächer offen, d.h. das ganze Kupfer war geklaut und wir haben jetzt mit viel Aufwand aus den Kupferdächern Dächer gemacht, aus Zinkblech, die wir dann neu verschalt haben. Die hoffentlich keiner mehr klauen möchte, ja. Autor Manchmal dauert es eben länger, setzt Herr Heldmann an. Schon vor einhundert Jahren wünschten sich die Frankfurter so einen schicken Park an dieser Stelle. Nach mehreren Anläufen in den vielen Jahrzehnten ist es jetzt soweit. Ob die BUGA dafür nötig gewesen wäre bleibt strittig. Für Stephan Heldmann steht fest: das Blumenfest von einst hat geholfen. 44. O-Ton: Fazit (0:25) Heldmann: Es war doch letztendlich eine positive Entwicklung. Der Weg war natürlich vielleicht ein bisschen anders gedacht. Es kann durchaus sein damals, bei der Entwicklung. Aber diejenigen, die den Verlust von Naturräumen befürchtet hatten, haben im Prinzip über die BUGA trotzdem das erreicht. Mit einem größeren Nachhaltigkeitseffekt, dass die Stadt Frankfurt diese Naturräume tatsächlich bewahren konnte. 16. Atmo: Ende/ Blende 09. Musik: In The End – Charlotte Gainsbourg (1:59) Teil 4 – Die Ritter auf dem Uranberg 10. Musik: Rombi – Le flambeau (2:23) – darüber: 17. Atmo: Auf der Burg – pfeifender Wind (1:00) – darüber: 18. Atmo: SFX Tür schließen (0:13) – darüber: 45. O-Ton: Magie (0:05) Zwerg: Prost! Magie und Zwerge. Äh, äh, äh. 46. O-Ton: Rollenspiel – Einstieg (0:49) Bauer: Mein König! (Hund bellt, Schritte) Mein König! König: Was schreit er hier so herum? Bauer: Es ist was Schreckliches passiert! (Hund bellt) All die kleinen Tiere, die Hühner sind alle gestorben. Auf meinem Feld wächst nichts mehr. Es ist alle nur ganz mickrig. Die Rüben sind so klein wie mein Daumen. Wird gar nicht mehr größer. Und die Ziegen, die größeren Tiere, die sind ganz aufgeregt und krakeelen nur herum und ich könnte auch vor Wut einfach in den Boden versinken. Es ist furchtbar. Wie soll man die Leute nur noch ernähren? Was könnte das nur sein? König: Habt Ihr mal bei der Alchimistin gefragt? 10. Musik: Ende/ Blende 17. Atmo: Ende/ Blende 19. Atmo: Zugbrücke (0:20) – darüber: Autor Zurück in Thüringen, in Ronneburg. Vor sieben Jahren startete auf dem ehemaligen Uranabbaugelände der Wismut AG die Bundesgartenschau. Für die „Neue Landschaft“, den BUGA-Park, gab es kein wirkliches Konzept zur Nachnutzung. Alle Hoffnung lag auf einem Fantasy- und Mittelalterpark, dem „Weltentor“. Wenige Tage nach der Eröffnung ging das Projekt pleite. Und Ronneburg stand da, mit einer Mittelalterkulisse und keinem Geld. Das „Volk der Caraslan“ versucht der nachgebauten Burg aus Holz und Pappmaschee, mit ihren Türmen und Zinnen, Leben einzuhauchen. Peter Thiele war als Mitarbeiter beim Weltentor-Projekt dabei und wollte seinen Traum nicht aufgeben. 19. Atmo: Ende/ Blende 47. O-Ton: Weltentor (0:35) Thiele: Also jeder! Ich spreche jetzt mal für viele, die hier gearbeitet haben. Es war für viele eine Hoffnung, dass hier in der Region was passiert, was richtig Leute ran zieht. Was rockt und was eine Perspektive hat. Für eine Arbeitsstelle, die nicht als Arbeitsstelle am Ende rüberkommt. D.h. also alle haben sehr gerne hier gearbeitet und auch gerne länger, weil das einfach ein total tolles Gelände ist, mit einem total tollen Inhalt von dem, was dann hier gemacht werden sollte. Und da waren viele, als es dann vorbei war, sauer. Richtig sauer! Sind heute noch Leute richtig sauer darüber, weil das für viele ein Traum war! 11. Musik: Rombi – Seul dans la maison (2:12) – darüber: Autor Es sieht aus wie in einem Computerspiel oder einem Fantasy-Film. Die Hütten und Häuser sind knubbelig und windschief. Die Burg beherbergt eine Schmiede, eine Bibliothek, ein Haus für die Alchimistin und eine Waffenkammer. Hier werden Live-Rollenspiele gespielt. Für ganze Wochen treffen sich Peter Thiele und seine Leute, um zu leben wie im Mittelalter. Weitestgehend ohne Strom und ohne Supermarkt. Nur, dass Peter Thiele dann der König ist und nicht Peter Thiele. Alle schlüpfen in fremde Charaktere. Ein Spielleiter gibt eine Rahmenhandlung vor. Gerade wurde beispielsweise der Brunnen vergiftet – Mensch und Tier haben sich kaum noch unter Kontrolle! 11. Musik: Ende/ Blende 48. O-Ton: Verein (0:20) Thiele: Wir hatten zuletzt hier einen befreundeten Verein. Die haben auch Rollenspiel gemacht. Und die waren dann mal zwei Stunden hier festgesetzt. Also die spielen das dann auch wirklich. Das sind halt richtige Live-Rollenspieler. Und wenn dann jemand festgesetzt wurde, dann ist der festgesetzt. Punkt. 20. Atmo: Schritte auf der Burg (0:45) – darüber: 49. O-Ton: König werden (0:27) Autor: Wird man als König demokratisch gewählt oder bist Du eingefallen und hast gesagt: Ich bin jetzt der König, ab geht’s? Thiele: Das würde nie funktionieren, also letzteres. Also das muss schon alles im Einklang passieren. Ich wurde in der Tat dann auch vom Volk in diese Position gehoben. Zum einen als Vereinschef akzeptiert - durch das, was ich tue. Also man muss dann schon durch Taten überzeugen. Dann halt auch In-Time. Also es gibt dieses Out-Time, das ist das reale Leben, und In-Time ist dann das Rollenspiel. 20. Atmo Ende/ Blende 21. Atmo: Ziegen (1:29) – darüber: 50. O-Ton: Szene 2.1 (0:08) König: Was ist mit den Ziegen? Bauer: Da, sie lärmen nur rum und machen krach und fressen wollen sie auch nicht. Autor Wir sind In-Time. Die Spieler vergessen das vermeintlich echte Leben um sich herum. Die Kulisse und die Kostüme machen es ihnen einfach. 51. O-Ton: Schwach (0:11) Bauer: Seht Ihr? Sie liegen schon fast danieder und können gar nicht mehr richtig fressen. (Ziege: Mäh) Seht, sie sind schon ganz schwach. 10. Musik: Ende/ Blende Autor Der Verein muss im Jahr eine fünfstellige Summe aufbringen, um das Gelände halten zu können. Momentan pachten sie es für einen Spottpreis von der Stadt. Sie wollen es kaufen, von der Bank. Peter Thiele und sein Volk haben ein Konzept vorgelegt, wonach sie Schulklassen und Besuchern zeigen wollen, wie es im Mittelalter so zuging. Ihr Projekt ist nicht so groß dimensioniert wie das der „Weltentor“-Betreiber. Aber die Mischung aus Fantasie und Realität soll bleiben. 52. O-Ton: Helden (0:29) Thiele: Nicht so authentisch. Wir vermischen das ein bisschen. Das hat den Vorteil, dass Besucher, Gäste schneller in die Materie einsteigen können. Ich erkläre das immer gerne an den Helden. Heutzutage fehlen die Alltagshelden. Also, die normalen Helden, die so jeder hat. Also Feuerwehrmann, Lehrer – sind alles keine Helden mehr. Die Leute brauchen die Helden aus Hollywood. Die brauchen so einen Spiderman, die brauchen Darth Vader, so einen Legolas. Und diese Figuren im Mittelalterbereich, so „Herr der Ringe“ oder „Fluch der Karibik“, die können wir durchaus liefern. Wir vermitteln dann mit solchen Charakteren dann durchaus regionale Geschichte. 21. Atmo: Ende/ Blende 22. Atmo: Kleiderkammer (0:44) – darüber: 53. O-Ton: Dreck (0:14) Mann: Verdreckt ist es außerdem! Thiele: Na, müssen wir erst mal sehen, was die Frau dazu sagt, so. Mann: Das ist okay, das reicht. Die kann ja nicht hier kommen und gleich aussehen, wie Prinzessin, sondern die muss sich ja erst mal hocharbeiten (alle lachen). Da ist so eine Marktkleidung ganz ordentlich. Autor In der Kleiderkammer. Der Stellvertreter des Königs will seine neue Freundin einkleiden. Wir sind gerade in einer Zwischenphase von In- und Out-Time. 54. O-Ton: Regeln (0:40) Autor: Aber ist dann Deine Freundin damit nicht auch standesgleich? Mann: Sie ist ja erst mal nur eine Maitresse. Thiele: Man muss immer zwischen dem realen Leben und dem, was man dann In-Time macht. Da kann es durchaus mal passieren, dass ein Ehepaar gar kein Ehepaar ist. Im Spiel! Mann: Sie ist zwar meine Partnerin. Aber da wir nicht verheiratet sind, kann sie nicht meinen Stand haben. Thiele: In dieser Geschichte kann jeder seinen Charakter so gestalten, wie er möchte. Im Rahmen unserer geschichtlichen Vorgaben, die wir halt so als Rahmengeschichte vorgeben. Autor: Und wenn ich jetzt in meiner Rolle mit wem anders rumknutsche – ist das dann problematisch oder ist das okay? Thiele: Da sind die Grenzen gesetzt! 22. Atmo: Ende/ Blende 23. Atmo: Zwergenland (1:00) – darüber: 11. Musik: Rombi – Suicide et chantage (3:01) – darüber: 55. O-Ton: Zwerg I (0:16) König: Nehmt bitte ein wenig Abstand, Herr Bauer! Bauer: Seht mal, wie klein der Zwerg ist. König: Hey, Zwerg! Bauer: Er sieht ganz wütend aus. Zwerg: Das heißt „Herr Zwerg“! Was sucht Er auf meinem Grund und Boden? König: Wir würden gerne ein kleines Wörtchen mit Euch reden! Autor Der König hat den Verdacht, dass der Zwerg das Wasser des „Volks der Caraslan“ vergiftet hat. Der Zwerg, in der Out-Time der Vater von Peter Thiele, lebt am Rande des Landes in einer kleinen Hütte. Er hat sogar einen eigenen Stollen. Darin: Edelsteine satt. Der Zwerg will aber weitere Schürfrechte erpressen. 56. O-Ton: Zwerg II (0:14) Zwerg: Sag doch konkret, wer das sein soll! Ich? Ich vergifte das Wasser? Bauer: Ja, ja! Der Zwerg war’s! Bestimmt! Zwerg: Komm er mir unter die Fittiche! König: Schweigt! 23. Atmo: Ende/ Blende 24. Atmo: Zugbrücke (0:20) – darüber: Autor Das hier ist ein Ort, der Wünsche erfüllt. Nach Freiheit und Natur, nach Selbstverwirklichung und nach Gemeinschaft. Das, sagt der König, ist unser Motto. So wollen wir hier leben. Auf dem Berg an der alten Uranförderanlage. 24. Atmo: Ende/ Blende 11. Musik: Ende/ Blende Kennmelodie SprecherIn vom Dienst Nach dem Fest – Was bleibt von Gartenschauen, Olympia und Co? Eine Deutschlandrundfahrt von Johannes Nichelmann Ton: N.N: Regie: Karena Lütge Redaktion: Margarete Wohlan Eine Produktion von Deutschlandradio Kultur 2014 Manuskript und das Audio zur Sendung finden Sie im Internet, unter deutschlandradiokultur.de DKultur: Deutschlandrundfahrt – Nach dem Fest 29