Hörspiel Feature Radiokunst Das Feature Merkel-Jahre Der unwahrscheinliche Weg der Angela M. Feature-Serie in sechs Teilen von Stephan Detjen und Tom Schimmeck (3/6) - Eins und eins Regie: Tom Schimmeck Redaktion: Wolfgang Schiller Produktion: Deutschlandfunk 2021 Erstsendung: Dienstag, 27.07.2021, 19.15 Uhr Es sprachen: Annette Burchard und die Autoren Urheberrechtlicher Hinweis Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. (c) - unkorrigiertes Exemplar - 2005 Collage CDU-Wahlabend / SPD-Wahlabend D Das Konrad-Adenauer-Haus, die Berliner Parteizentrale der CDU, liegt wie ein umgedrehtes Schiff am Landwehr-Kanal, kieloben, ein Riesenportrait von Angela Merkel an der Wand und der Slogan "Ein neuer Anfang." S Eine Zeltstadt drumherum. Berge von Sektflaschen, ungeöffnet. Hostessen verteilen Zigaretten. Es herrscht eine merkwürdig gedrückte Stimmung. Rufe "Gerhard, Gerhard", Schröder: "...Regierung unter meiner Führung" D Die Stimmung auf der SPD-Wahlparty im Willy-Brandt-Haus dagegen: trotzig euphorisch. Franz Müntefering erklärt die Wahl für gewonnen. Müntefering "Das Ergebnis heute zeigt: Das Land wird Gerd Schröder als Bundeskanzler haben." Jubel Brender, ZDF "Guten Abend, Meine Damen und Herren. Die Urnen zu und alle Fragen offen..." Schröder "Glauben Sie im Ernst, dass meine Partei auf ein Gesprächsangebot von Frau Merkel bei dieser Sachlage einginge, in dem sie sagt, sie möchte Bundeskanzlerin werden? Ich meine, wir müssen die Kirche doch auch mal im Dorf lassen!" S Gerhard Schröder, vollgepumpt mit Testosteron, markiert in der "Elefantenrunde" vor 13 Millionen Zuschauern ein letztes Mal sein Revier. D An den Tischchen rechts sind Edmund Stoiber, Guido Westerwelle, Angela Merkel aufgereiht. Links Lothar Bisky, Joschka Fischer und Gerhard Schröder. Schröder "Sie werden sie nie kriegen, nie kriegen." Westerwelle: "Wir werden jetzt nicht nach der Wahl einen Beitrag dazu leisten, dass Rotgrün doch noch im Amt bleiben kann." Fischer: "Das war eine sehr harte Auseinandersetzung, wie ich fand." Stoiber: "Was die CSU anbelangt, liegen wir so um die 50 Prozent." Bisky: "Und wir haben uns verdoppelt. Was soll ich da klagen?" S Für die rot-grün-rote Seite hätte es sogar gereicht. 51 Prozent. D Schwarzgelb, Merkels Wunschkoalition, geht definitiv nicht. Von der Tann, ARD "Frau Merkel... Sie sind weit hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben, Sie haben also diese Wahl verloren... S 35,2 Prozent - für die Union ist es das schlechteste Ergebnis seit 1949. Merkel "Und insofern kann es ja sein, dass der Bundeskanzler heute Abend noch Schwierigkeiten hat, von der Tatsache erfasst zu sein, dass Rot-Grün abgewählt ist." D/S Ansage Merkeljahre Feature- / Podcast-Serie von Stephan Detjen und Tom Schimmeck Folge 3: Eins und eins Schäuble "Das war der Führungsstil von Helmut Kohl. Das ist nicht... So können Angela Merkel und ich die Partei nicht führen, weil wir nicht Helmut Kohl sind. Und weil die Zeiten anders sind. Und außerdem, weil kein Geld mehr da ist." S Rückblende: Ende November 1999 muss sich Wolfgang Schäuble, seit einem Jahr Parteichef der CDU, auf einer Pressekonferenz sehr vielen Fragen stellen. D Am Ende des Jahrtausends versinkt die Partei im Spendensumpf der Ära Kohl. S Links von Schäuble: CDU-Generalsekretärin Angela Merkel. D Sie sagt über eine Stunde lang kein Wort. Pressesprecherin "Dann danke ich fürs Kommen und wünsche einen schönen Tag." D Es beginnt mit einem Haftbefehl gegen Schatzmeister Walther Leisler Kiep - wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. S Schon bald geht es um Schmiergelder für Waffengeschäfte, Bargeld in Aktenkoffern, Geheimkassen und Schattenkonten in der Schweiz. Über Jahrzehnte hatte die CDU Millionen gehortet. Ein ehemaliger Verfassungsschutzchef und CSU-Staatssekretär flieht um die halbe Welt und landetet im Knast. Merkel "Ich bin 1990 in die Politik gekommen. Ich habe vieles von Helmut Kohl gelernt. Es war eine tolle Zeit." Tageschau, 18.2.2000 Reporterin "Angela Merkel am Abend beim Klinkenputzen an der Basis. Die Generalsekretärin wirbt in Wolfenbüttel für den Neuanfang. Offensichtlich trifft sie den richtigen Ton." Merkel "Wir müssen Verantwortung übernehmen für eine Zeit und für Fehler einzelner. Und wir müssen und wollen dies tun, weil dies das Fundament für eine Glaubwürdigkeit für die Zukunft ist." Reporterin "Die kleine Schwester hat schon erkennen lassen, dass sie Vorbehalte gegen Merkel als Parteichefin hat. Hinter den Kulissen heißt es: Das sei einfach zu viel der Erneuerung." Stoiber "Für uns, für die CSU, ist nicht entscheidend, wer was wird. Und geht es darum, dass die Union insgesamt die große Kraft der politischen Mitte bleibt." Merkel "Ja, meine Damen und Herren... D Am 20. März 2000 verkündet Generalsekretärin Angela Merkel ihre Kandidatur für den Parteivorsitz. Merkel "Ich will auch klar und deutlich sagen, dass ich es gerne tue, dass ich Lust auf dieses Amt hätte und dass ich es dann auch gut machen will." S Sie sagt, was man bei solchen Gelegenheiten so sagen muss: Dass sie enorme Unterstützung erfahre. Dass Schäuble prima sei und die CDU "unglaublich intakt". Merkel "...weil ich glaube, dass diese CDU eine wirklich tolle Partei ist." D Sie überhöht ihre Kandidatur zu einer Art Schlussakt der Wiedervereinigung. Merkel "Das ist ein Stück gelebter deutscher Einheit, wie ich es mir jedenfalls noch vor geraumer Zeit nicht hätte vorstellen können. Da kann man nur staunen..." S Der Auftritt zeigt, wie schnell der politische Azubi Merkel gelernt hat, eins und eins zusammenzuzählen Büro Laumann Laumann "Also sie ist ja nicht so wie wir im Westen geprägt. Ich sag das immer so scherzhaft: Messdiener, Obermessdiener, CDU." D Besuch bei Karl-Josef Laumann, Jahrgang 1957. Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen. S Sohn eines Bauern, gelernter Maschinenschlosser, Gewerkschafter, Schützenkönig. D Mit 17 trat er der Jungen Union bei. Seit vielen Jahren ist er Chef der CDA, der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft. Laumann "Warum CDU? Das war einfach eine Milieufrage. Das katholische Milieu in den siebziger Jahren, da war eigentlich CDU die Partei, ob man jetzt Selbstständiger oder Arbeitnehmer war. Und in meiner Familie ist es auch so. Wir sind immer christlich-sozial gewesen. Schon mein Großvater war Zentrumsmann. Und CDU war einfach gesetzt. Da hat man auch gar nicht über was anderes nachgedacht." S Merkel und Laumann lernten sich 1990 kennen, im Bonner Bundestag. Laumann "Das Spannende fand ich damals, dass man mit Kollegen zusammenkam, die einfach völlig andere Biographien hatten." S In ihrem ersten Jahrzehnt als Politikerin versucht sie, sich an die Wirklichkeit im Kapitalismus heranzutasten. Merkel "Also die Marktwirtschaft hat schon den Fehler, dass es ohne Arbeitslose wahrscheinlich nicht gehen wird." D Manchmal nimmt sie noch ganz bewusst die Ost-Perspektive ein. Merkel "Ich bin in den letzten Monaten viel in den alten und neuen Bundesländern herumgefahren." D Reist als Jugendministerin öfter in die neuen Bundesländer. Fühlt den Puls. Merkel "Und ich habe neben dem Gefühl der Freude über die deutsche Einheit auch oft ein Gefühl der Unsicherheit über das, was kommt, gespürt und manchmal sogar ein bisschen Verdruss." Parteitag (Reul) "Herzlichen Dank, Frau Merkel ist die nächste Rednerin." S Bundesparteitag 1994. Merkel "Und heute ist es für uns wichtig, dass wir die Umbrüche und die Veränderungen, die die Menschen in den neuen Bundesländern miterlebt haben, so gestalten, dass sie auch merken, dass uns die Grundwerte etwas wert sind. Und, liebe Freunde, es haben nicht alle in den neuen Bundesländern den Eindruck, dass es gerecht zugeht. Dass es gerecht zugeht, wenn es um den Verlust des Arbeitsplatzes geht. Und, liebe Freunde, es haben nicht alle in den neuen Bundesländern den Eindruck, dass wir immer solidarisch sind zwischen Ost und West. Und wenn diese beiden Grundwerte nicht gelten, dann hat das zur Folge, dass auch die Freiheit an Glanz verliert und dass die Menschen fragen: Was ist das nur für eine Gesellschaft?" D Merkel unterstreicht bald, dass es hier um mehr gehe als das Materielle. Um Identität. Um das Erlernen von Freiheit. Wobei sie immer mehr die Verantwortung des Individuums betont. S Die "Eigenverantwortung". Nicht der Staat wird es richten, lautet die Botschaft, Du selbst bist Deines Glückes Schmied. Angela Merkel hat nie existenzielle Bedrohung erlebt. Seit dem Studium hatte sie sichere Arbeit. D Erst an der Akademie der Wissenschaften. Dann als Vizesprecherin der letzten DDR-Regierung. Danach als Abgeordnete, Ministerin, Generalsekretärin, Parteichefin, Fraktionsvorsitzende, Kanzlerin. Stimmen aus der Volkswerft "Wir werden nicht nachgeben. Das darf nicht auf bürokratischem Wege versickern. Wir können die Sachen nicht einfach so im Boden versacken lassen..." D 1996, anlässlich der schweren Krise bei der Volkswerft Stralsund - in ihrem Wahlkreis - attackiert sie die Gewerkschaften. S Predigt den Verzicht auf Weihnachtsgeld, Lohnfortzahlung und Kündigungsschutz. Auf Sicherheiten. Lobt die "Beweglichkeit" der unter Druck stehenden Betriebsräte. D Die alte Garde der CDU gewöhnt sich an den Gedanken, dass hier Talente nachrücken, die ein wenig anders ticken. S Helmut Kohl 1992, bei der Verabschiedung seines treuen Knappen Gerhard Stoltenberg: Kohl "Wenn ich mir vorstelle, lieber Gerhard, als Du in den Parteivorstand kamst, war Angela Merkel gerade ein Jahr alt. Und damit haben Sie eine ungefähre Vorstellung vom Zeitmaß und auch von den Zeitläuften, in denen Gerhard Stoltenberg unserer Partei die Treue gehalten hat und in wichtigsten Ämtern... D Das sind die Tugenden der Ära Kohl: Treue, Loyalität, Geschlossenheit, Kampfgeist - ohne zu wanken und zu zweifeln. S Für das Neumitglied aus dem Osten ein rasanter Lernprozess. Schon bald klingt Angela Merkel, als sei sie schon zu Zeiten Adenauers mit von der Partie gewesen. Merkel "Wenn wir zurückblicken, so war es eigentlich die Christlich Demokratische Union in den 40 Jahren dieser Geschichte der Bundesrepublik, die auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes fast alle wesentlichen Fragen der Entwicklung dieser Republik entschieden hat. Die soziale Marktwirtschaft, die Westintegration, die Wiederbewaffnung bis hin zum Festhalten an der deutschen Einheit." D Sie baut sich ein politisches Portfolio auf, das vor allem für jene, die eine CDU ohne Kohl vor Augen haben, attraktiv wirkt. Polenz "Und wir waren so eine Gruppe von Abgeordneten, die sich zusammengefunden hatte, weil wir alle '94 in den Bundestag gekommen waren, jedenfalls die meisten von uns." S Erinnert sich Ruprecht Polenz, später Merkels erster CDU-Generalsekretär. Zusammen mit Norbert Röttgen versammelt er eine Schar von Nachwuchskräften. D Dazu zählen Eckart von Klaeden, später Kanzleramtsminister, heute Cheflobbyist von Daimler, Peter Altmaier, unter Kohl ein Hinterbänkler, heute Wirtschaftsminister. Und Kohls Generalsekretär Peter Hintze, der Merkel in den ersten Jahren als Staatssekretär zur Seite stand und bis zu seinem Tod 2016 einer ihrer engsten Vertrauten und Ratgeber blieb. S Ein anderer "1994er" der CDU war diesem Kreis zu konservativ: Armin Laschet. Polenz "Aber vor allen Dingen hatten wir so ein ähnliches Verständnis von liberaler Großstadt-Partei, moderner CDU. Hatte sich vor allem auch an Fragen der Ausländerpolitik festgemacht. Und wir hatten dann Angela Merkel als Generalsekretärin mal eingeladen, an so einem Abend dabei zu sein. Und sie kam auch. Und dann haben wir über diese Fragen geredet. Und der ganze Kreis war einmütig der Meinung, wir brauchen keinen Übergangsvorsitzenden, wir brauchen einen Neuanfang. Und sie wäre die Richtige..." D Es gibt Querverbindungen zur "Pizza-Connection", einer Gruppe junger Parlamentarier aus Union und Grünen, die schwarz-grüne Phantasien entwickeln. S Später werden fast alle zu jener Entourage der Kanzlerin zählen, die Journalisten gerne Merkels "Boy-Group" nennen. Tillich (BPT2000) "Totgeglaubte leben länger. Deutschland braucht die CDU, Europa braucht die CDU. Angela Merkel ist kein kleines Mädchen. Angela Merkel war unsere Generalsekretärin, sie ist es noch heute, bis jetzt. Und dann wird sie hoffentlich unsere Parteivorsitzende. Aber sie hat als Generalsekretärin erfolgreich Wahlkämpfe gemanagt, sie hat inhaltlich die Partei nach vorn geführt. Und sie war eine gute Krisenmanagerin. Merkel "Ich möchte dem Bundesparteitrag Ruprecht Polenz als Generalsekretär..." S April 2000. Der CDU-Parteitag in Essen ist ein Scherbengericht über den Spendenskandal. Die Parteifinanzen sind zerrüttet. Doch Rettung naht. D Merkel präsentiert sich als Garantin eines Neubeginns. Als die, die die Richtung kennt. Merkel "Wer wie ich in der DDR gelebt hat, der weiß, dass Politik gegen die Natur des Menschen ein Frevel ist. Wir wissen um den Wert der Freiheit. Unser Herz schlägt nicht links, unser Herz schlägt für Deutschland und Europa." langer Beifall Polenz "Wir haben beide versucht, dass die CDU wieder Luft unter die Flügel kriegt." S Ein mühsames Geschäft. General Polenz wird parteiintern bald wegen mangelnder Angriffslust gerügt. "Harmonieterror", heißt es aus der CSU. Polenz "Je mehr sich dann die Dinge wieder normalisierten, weil die CDU auch wieder Vertrauen zurückgewann, wurde die Abteilung Attacke wieder stärker gefragt. Und es kam jetzt zu der Situation, wo ich gesagt habe, dass mir das nicht so liegt. Und das haben alle gemerkt. Ich habe es gemerkt, Frau Merkel hat es gemerkt, die Partei hat es auch gemerkt. Also, wenn ich bei Kreisverbänden war, haben die mir aufmerksam zugehört, aber die Erwartung, ich krieg die jetzt auf Tische und Bänke, mit der vielleicht der eine oder andere gekommen war, die habe ich jetzt nicht erfüllt. Und es ist eine legitime Erwartung." D Es geht nicht nur um Stilfragen. CDU-Fraktionschef Friedrich Merz etwa setzt auf weniger Staat, "deutsche Leitkultur" und eine schärfere Migrationspolitik. Polenz "Es bleibt ein großes Problem für die CDU, dass wir eine Mitgliedschaft haben, die, nicht nur von der Altersstruktur her, sondern eben auch, weil wir viel zu wenig Frauen haben, der Partei nicht mehr unbedingt automatisch ein Gefühl dafür gibt, wie das Lebensgefühl in der Gesellschaft ist." S Nach einem halben Jahr wirft der liberale Polenz das Handtuch. Merkel "Ich habe gesagt, dass ich bereit bin zu einer Kanzlerkandidatur." Stoiber "Wir werden dazu auch eine einvernehmliche Entscheidung vorlegen." D In der CDU spitzt sich bald die "K-Frage" zu... S ...die wir Journalisten ja so lieben. D Wer wird Kanzlerkandidat? Merz, Telefoninterview "Also jedenfalls gibt es dazu einen gewissen Kompetenzvorsprung von Edmund Stoiber in den Umfragen." Michael Glos "...Wann erklärt er sich endlich? Wann erklärt er selbst, dass er bereit ist anzutreten? Wir warten letztlich nur auf das Signal." Stoiber "Natürlich hat Frau Merkel eine hohe Kompetenz. Und auch eine Kompetenz für eine Kanzlerkandidatin. Aber es geht jetzt um Fragen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, um Fragen der Arbeitslosigkeit..." Stoiber Büro, S (im Off): "Dann wollen wir mal hören, wie Edmund Stoiber heute so klingt." Stoiber: "Ja, optimistisch positiv natürlich, wie immer!" (lacht) S Edmund Stoiber, der ehemalige CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident, empfängt uns in seinem Münchner Büro. Geschmückt mit bayerischen Wappen und Devotionalien von Bayern München. Stoiber "Dann rief sie mich an in der Staatskanzlei und sie wollte unbedingt mit mir sprechen. Und ich war terminlich sehr eingeengt, weil ich wichtige Neujahrs... das diplomatische Chor, die Presse, der große Presseempfang! Das ist nie verschoben worden." Stoiber "Wir fuhren abends nach Wolfratshausen, meine Frau ... und dann sagte ich während der Fahrt: ‚Du, morgen kommt die Merkel.' Und dann war meine Frau stocksauer (lacht), dass sie erst so spät... Und ist dann in der Früh... hat noch mit frischen Semmeln und mit allen Annehmlichkeiten, mit Eiern und Speck und natürlich ausgewählte Käsesorten. Also sie wollte natürlich eine vollendete Gastgeberin sein und hat dann natürlich auch ein wunderbares Frühstück in der Früh selber gekauft, auf den Tisch gestellt..." D Am 11.Januar 2002 klingelt CDU-Chefin Angela Merkel frühmorgens daheim bei Stoibers in Wolfratshausen. Stoiber "Und ja, hat sich dann natürlich Angela Merkel begrüßt, und hat sich dann zurückgezogen, weil sie wusste, dass das ein politisches Gespräch wird." D Zum Frühstück trägt sie ihm die Kanzlerkandidatur an. Merkel "Meine Damen und Herren, ich habe heute morgen Edmund Stoiber in Wolfratshausen besucht und mit ihm gemeinsam gefrühstückt. Wir haben bei diesem Frühstück vereinbart, dass Edmund Stoiber der Kanzlerkandidat der Union für die Bundestagswahl 2002 sein wird." S Edmund Stoiber tourt mit seinem Wahlkampfbus durchs Land. Angela Merkel kämpft loyal an seiner Seite. Stoiber "Wir haben uns gut verstanden, auch wenn sie es selber hätte werden wollen... da kann ich nur sagen, mit Respekt. Also, das ist leider ja nicht immer so." D Aber sie sie verlangt einen Preis Stoiber "Sie hat sich angesagt bei der Eröffnung der Wiesen..." S Ein Tag vor der Bundestagswahl im September 2002 taucht Merkel zum Bieranstich auf dem Oktoberfest auf. Stoiber "...die Atmosphäre hat sie beeindruckt. Und dann sind wir in die Staatskanzlei gefahren. Und da hat sie mir dann eröffnet, dass sie auch für den Fall, dass wir die Wahl nicht gewinnen würden - ich nicht gewinnen würde, sie würde dann als Parteivorsitzende alleine, sie müsste dann die Ressourcen bündeln, wenn wir wieder in der Opposition wären. Und das war, das war natürlich... war logisch. Aber das hat zu einem schweren Vertrauensverlust bei Friedrich Merz mir gegenüber geführt." D Fast scheint es, als schäme sich Stoiber noch immer ein bisschen. Ergebnisse Wahlabend 2002 / Stoiber "Eines steht jetzt schon fest: Die CDU, die CSU - wir haben die Wahl gewonnen!" Merkel "Liebe Freundinnen und Freunde, dies ist ein toller Tag für CDU und CSU. Wir können uns freuen, wir haben gewonnen..." Stoiber dankt Merkel / Merkel dankt Stoiber S Am frühen Abend der Wahl sieht es nach einem Sieg der Union aus. Stoiber "Um 8:00 Uhr war ja dann in der ARD die Parteivorsitzenden-Runde. Und als ich in der Maske war, hat mir Schröder nicht gratuliert, sondern hat gesagt: ‚Jetzt können Sie zeigen, was sie können.' Er ging davon aus, dass die Wahl verloren ist. D Edmund Stoiber fliegt nach München. Als er gelandet ist, steht fest: Es reicht nicht. Merkel weht heran: REDE Merkel 1.10.2003 "Nein, in unserer Zeit geht um einen erweiterten Gerechtigkeitsbegriff. Um Leistungsgerechtigkeit zwischen Staat und Bürger." Müntefering "So, und als der Stoiber dann verloren hatte, ganz knapp ja nur, da hat die sozusagen auf alles gespielt." D Franz Müntefering war damals Fraktionschef der SPD. Wir treffen ihn an einem sonnigen Nachmittag vor dem Reichstagsgebäude an der Spree. Müntefering/Atmo "Naja, hallo, Metin, grüß dich. Ja ja, doch... Geplänkel Müntefering "Da hat die dann diese neue soziale Marktwirtschaft weiter vorangetrieben. Am 1. Oktober 2003 hielt sie eine Reformrede, im Deutschen Historischen Museum, zur neuen sozialen Marktwirtschaft. Mit allen Dingen, die die Sozialdemokraten Sauerei nennen, die man sich so vorstellen kann: Keine ordentlichen Tarifverträge mehr, Leiharbeit, geringfügige Löhne und weniger Kündigungsschutz und all die Sachen, die man sich so vorstellen kann. Das hat sie dann da propagiert und hat das als ihre Politik rausgesetzt." Schröder weht heran: Regierungserklärung am 14. März 2003: "Wir wollen fördern und fordern..." D Kanzler Gerhard Schröder hatte seine zweite Amtszeit im Frühjahr 2003 mit der Agenda 2010 eingeläutet. S Konkret: Einschnitte beim Arbeitslosengeld, bekannt als "Hartz IV". Ausweitung der Leiharbeit. Verschärfung der Zumutbarkeitsregeln. Eingriffe bei der Krankenversicherung. Senkung der Betriebskosten. Und vieles mehr. Müntefering "Und ein halbes Jahr später, da hat sie uns dann weit überholt und hat da Sachen erzählt, die waren unglaublich. Da hab' ich gesagt: Die macht volles Merz-Programm und hab' ich gedacht: Die ist völlig aus der Spur raus. D Im Bundestag verdrängt Merkel Friedrich Merz von der Fraktionsspitze. Stoiber "Friedrich Merz, der spürte dann an diesem Abend schon etwas diese Situation. Aber ich hatte, ich hatte keine andere Wahl." Merkel "Liebe Freunde, wir sind Opposition. Noch. Die Anderen regieren. Noch. Aber jeder spürt es: Der Wind dreht sich!" S Dezember 2003. Auf einem CDU-Parteitag in Leipzig inszeniert sich Merkel mit ihrer "Neuen Sozialen Marktwirtschaft" als eine Art Margaret Thatcher light: Merkel "Nur in diesem Geiste werden wir im 21. Jahrhundert als große bürgerliche Kraft der Mitte wieder mehrheitsfähig werden. So viel Union wie heute war noch nie. Das muss unser Motto für die nächsten Jahre sein." S Sie holt die großen Vokabeln aus dem rhetorischen Vorratskeller der CDU: Patriotismus, Vertrauen, Berechenbarkeit, Verlässlichkeit, Werte, Freiheit. Bedient sich bei Adenauer, Ehrhard, Kohl und Ronald Reagan. D Sie spricht von Kraft und Mut und Weichenstellungen Merkel "Und dazu brauchen wir vor allem drei Dinge: Erstens: Wachstum, zweitens: Wachstum, drittens: Wachstum." Parteitag "Ich darf das Wort übergeben an den Bundespräsidenten a.D., unseren Freund Roman Herzog..." S Eine Kommission unter Leitung von Ex-Bundespräsident Roman Herzog hat die Blaupause für das Leipziger Wahlprogramm geliefert. Herzog "Vielen in der Kommission, die zu leiten ich die Ehre hatte, hat bei den Zumutungen das Herz geblutet... Aber, meine Damen und Herren: Die Wahrheit geht vor." S Die Kernpunkte: Eine radikale Vereinfachung des Steuersystems mit drei Stufen. D Die Einführung einer "Kopfpauschale" im Gesundheitswesen - unabhängig vom Einkommen. S Dazu eine kapitalgedeckte Pflegeversicherung Merkel "'Ich glaube nicht an ein Schicksal, dass uns ereilt, ganz gleich, was wir tun.' Das sagte Ronald Reagan in seiner ersten Amtseinführungsrede. Und er fuhr fort: ‚Ich glaube an ein Schicksal, dass uns ereilt, wenn wir nicht tun.' Liebe Freunde, ja - wir haben uns entschlossen, etwas zu tun. Wir haben uns entschlossen, das Notwendige für Deutschland zu tun." Laumann "Da war Angela Merkel eher so sehr auf einem liberalen Trip. Da hat es ja auch Reden gegeben, wo das Wort Freiheit in fünf Sätzen dreimal vorkam." D Karl-Josef Laumann, der Chef der christdemokratischen Arbeitnehmer, richtet sich in seinem Stuhl auf. Laumann "Nur es war ja am Ende ein so katastrophales Programm, was da verabschiedet worden ist, da konnte die CDA ja gar nicht mitgehen. Das war ja auch einfach nicht möglich." Leutheusser "Aus liberaler Perspektive war das, denke ich, eigentlich so ein Aufbruchsjahrzehnt." S Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. FDP. Leutheusser "Ich glaube, da war auch parteiübergreifend eher schon jetzt einmal die Marktwirtschaft, soziale Marktwirtschaft, eigentlich so der Renner." Stoiber "...einstimmig und einmütig, die Vorsitzende der CDU und Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU, Angela Merkel nominiert..." "...sichern ihnen, Frau Merkel die volle Unterstützung zu." Atmo PK Merkel / Kirchhoff Merkel "Meine Damen und Herren, wir freuen uns, dass wir Ihnen heute... S Mitte August 2005 stellt Angela Merkel ihr Wahlkampfteam vor. D Sie nennt es "Kompetenzteam". Die Pressekonferenz findet im offenen Foyer der CDU-Zentrale statt. S An den Brüstungen der Etagen über uns stehen Wahlkampf-Mitarbeiter und spenden emsig Beifall. D Edmund Stoiber ist nicht Teil dieses Teams. Merkel "...Über Edmund Stoiber und seine Rolle haben wir gemeinsam und jeder für sich alleine oft gesprochen..." Starkes Gelächter S Dafür der ehemalige Verfassungsrichter Paul Kirchhof, als Vorkämpfer für eine radikale Steuerreform. Kirchhoff "Und wenn sich jetzt die Chance stellt, wenn jetzt sozusagen der Ball auf dem Elfmeterpunkt steht, und ich soll als Schütze antreten. Dann sage ich: Jawoll, diese Chance nutze ich." D/S Diskussion: Hauptstadtjournalismus. Wir und Merkel/die Macht. Bonner Lagerbildung, Show-Inszenierung, Transmissionsriemen der PR, neue Generation Detjen, S: Noch braver. D: Nüchterner. S: Neoliberaler Ruck-Zeitgeist. D: Kommunikation in der Hand der Parteien. Stoiber "Die Zeit ist reif für einen Wechsel" Merkel "Ich freue mich sehr." Laumann "Na gut, und dann sind wir da in diesen Wahlkampf gegangen mit dem Gedankengut von Leipzig I. Dann hat sie gesehen, naja, dass das alles nicht so funktioniert. Das war ein lausiges Ergebnis. Und ich glaube, dass Angela Merkel da gemerkt hat: So kann man es nicht machen, wenn man mit der CDU Wahlen gewinnen will. Wir kriegen einfach zu wenig Stimmen aus der Arbeitnehmerschaft, von den Menschen mit kleinen Einkommen. Und dann, fand ich, gab es einfach eine Merkel II. Die dann eben doch sehr gesehen hat: Ich muss die Politik so austarieren, dass die Wirtschaft zu ihrem Recht kommt, dass auf der anderen Seite aber die CDU auch ein soziales Profil braucht. Und das hat sie dann ja eigentlich in ihrer ganzen Kanzlerschaft auch so gemacht." D/S Diskussion: Hauptstadtjournalismus. Wir und Merkel/die Macht. Alle fiebern für Merkel. "Schröders letzte Karte" (SPIEGEL), "Rot-Grün fast ohne Chance" (Süddeutsche Zeitung), "Tschüss, Herr Schröder" (Focus), "Rot-Grün zu dumm zum Selbstmord" (Bild am Sonntag). Demoskopen sahen die SPD bis zu 23 Prozent hinter der CDU/CSU. Und diese nah der absoluten Mehrheit. Noch in der Woche vor der Wahl hatten Allensbach, Emnid, Infratest, Forsa und Co die CDU über 40 Prozent geortet. Während sie bei der SPD, die am Ende genau 1 Prozent hinter der Union landete, ziemlich richtig lagen. Merkel lernt aus dem Trauma, auch inhaltlich. Müntefering "Und dann rief mich Frau Merkel an. Und da hab ich gesagt: "Ich komme". Und dann sagt sie: ‚Können wir als Union mit ihnen als SPD sprechen, ob wir nicht doch zu einer Koalition kommen können?' Hab' ich gesagt: ‚Frau Merkel, sie müssen alles, was sie zur neuen sozialen Marktwirtschaft gesagt habe, vergessen. Ist alles weg. Dafür gibt es nichts.'" S Angela Merkel rollt die Fahnen ihrer "neuen sozialen Marktwirtschaft" ein, schmiedet ein Bündnis mit der SPD. Müntefering "Jedenfalls, die Geschwindigkeit, mit der sie die Neue Soziale Marktwirtschaft in die Tonne gekloppt hat und auch nicht einen Hauch eines Versuchs gemacht - irgendwie müssen wir doch darüber reden - das fand ich schon ein bisschen ungewöhnlich, muss ich sagen. Aber ich war ja zufrieden damit." Merkel Eid 2005 Regierungserklärung "...viele kleine Schritte? Ja!..." Ernennung durch Köhler D Am 22. November 2005 wird Angela Merkel Bundeskanzlerin einer schwarz-roten Koalition. Die "New York Times" notiert: Sprecherin "Frau Merkels Weg von der protestantischen Pastorentochter in der DDR an die Spitze der deutschen Politik - als Chefin einer männerdominierten, katholisch geprägten konservativen Partei - ist so unwahrscheinlich, dass politische Analysten hier rätseln, was sie als Kanzlerin wohl tun wird. Hartnäckig, ernsthaft, fast schon absichtlich fad, ist Frau Merkel eine unwahrscheinliche historische Figur." (NYT 11.10.2005) S Die Liberation beschreibt sie als "Ossie paradoxale", als paradoxen Ossie. Sprecherin "Überall fremd, kaum sentimental, dafür sehr misstrauisch" Beeskow "Ich hab' noch ein Bild da, soll ich's mal holen?" S "Ja, gerne." Beeskow "Die hat es geschafft, mich von der Tribüne, wo ich als Gast saß..." D Hans-Ulrich Beeskow, Merkels Mathelehrer, erinnert sich begeistert an den Tag ihrer Vereidigung als Kanzlerin. Er wurde in einen Nebenraum geschleust... Beeskow "Und da war ich dann zusammen mit ihren Eltern, mit Marcus, dem Bruder, den ich auch hier aus Templin kannte und dann Vertretern aus Mecklenburg-Vorpommern, ihres Wahlkreises. Und da haben dann Mittag gegessen. Ich kann mich erinnern, dass die Journalisten mich fragten, nachdem ich zur Vereidigung wieder auf der Tribüne saß: ‚Was gab's denn zum Mittag?' Und ich sagte: ‚Naja, ihre Lieblingssuppe. Kartoffelsuppe!'" S Betont unspektakulär. Anderswo hätte es Champagner gegeben. Ein Feuerwerk. Salutschüsse. Journalistin "Frau Merkel, was fühlen Sie jetzt? Sie werden Kanzlerin bis Deutschland! Wie geht es Ihnen, wirklich, wie geht es Ihnen? Wirklich? Lachen im Saal Wir sind neugierig, sehr, sehr neugierig!" Merkel: "Ja also erstens, mir geht es gut, um sie erst mal - zweitens ich glaube das sehr, sehr viel Arbeit vor uns liegt." D 2006 erklärt sie das Magazin "Forbes" erstmals zur mächtigsten Frau der Welt. S 2007 hat Merkel den Vorsitz im Rat der Europäischen Union. Und empfängt im Juni die Mächtigen der G-8-zum Gipfel in Heiligendamm (Klima) D 2009, in ihren zweiten Amtszeit, kann sie mit Guido Westerwelles FDP ihre schwarz-gelbe Wunschkoalition schmieden. Leutheusser lacht "Hab' ich nie erlebt. In den vier Jahren hab' ich nicht erlebt, dass Angela Merkel die Tagesordnung geändert hat." D Sabine Leutheusser-Schnarrenberger wird, wie schon unter Kohl, Justizministerin. Der Stil, sagt sie: lautlos-effizient. Leutheusser "Unprätentiös, bis zur fast wahrnehmbaren Zurückhaltung ihrer Person als auftretende Person. Keinen Wert legend auf irgendwelche Indizien, die für Autorität oder Macht sprechen. Damit kann sie nach meiner Erfahrung wenig anfangen. Und ich glaube, so betrachtet sie auch andere, die meinen, sie bräuchten das. Eigentlich ein wirklich fast eher preußisches Regieren." S Im Regierungsalltag der Wunschkoalition tun sich schwere Konflikte auf. Zur Überraschung der ganz auf Steuersenkungen fokussierten Liberalen. 2011 stimmt die Bundes-CDU auf einem Parteitag - wiederum in Leipzig - für einen Mindestlohn. BPK Merkel "Ich hab mich jedenfalls sowieso eingeladen gefühlt "Also, ich hab das jetzt richtig gefunden - und sie sind gekommen. Und nun machen wir daraus einfach das Beste ..." BPK-Vorsitz "Liebe Kolleginnen und Kollegen, darf ich sie bitten, hier vorne freizumachen, damit wir den Rest des Saales auch sehen können... Bitte jetzt hinzusetzen..." D Die Medien schwanken zwischen tiefer Bewunderung für diese - Zitat - "Physikerin der Macht". Merkel "Haben Sie's gehört?" Kichern S Und Abscheu vor Merkels oft radikalpragmatischem Ansatz, gekleidet in allzu dürre Worte. Journalist "Das war jetzt aber nicht die Frage" Merkel "Ja, das war jetzt die Antwort..." D Bei der nächsten Wahl, 2013, stürzt die FDP von 14,6 auf 4,8 Prozent, verschwindet aus dem Bundestag. Leutheusser "An dem Wahlabend saßen wir ja - Präsidium, Bundesvorstand - zusammen. Und es war der schwärzeste Tag für alle, die da waren. Das war so ein tiefes Loch, das war derartig desaströs für alle, dass da die Jubelfeiern aus dem CDU-Wahlraum für uns ... also das war niederschmetternd." S Die Union steht zum Ende der schwarz-gelben Etappe bei 41,5 Prozent. Merkels mit Abstand bestes Ergebnis. D Doch in der CDU sehnen sich manche nach richtig konservativem Kampfgeist, nach mehr Elan, bedeutenden Botschaften, dem "großen Wurf". S Angela Merkel aber managt die Republik. Unaufgeregt, unauffällig, wortkarg. D Die stille Kraft. Bannas "Also, ich fand das immer...ich habe das hoffentlich nie geschrieben! ... Der Spin hieß: Frau Merkel denkt erstens lange nach und dann vom Ende her. Und sie ist eine Vernunftpolitikerin. D Günther Bannas, ehemaliger FAZ-Korrespondent Bannas "Das ist der Spin: Schröder! Ein Kerl! Politik aus dem Bauch, egal was heute ist, machst du morgen anders. Das ist ja der Anti-Schröder-Spin. Und das ist natürlich eine ziemlich - naja - gewagte These oder Unfug. Weil, ich meine, auch Gerhard Schröder, ein Politiker, der aus dem Bauch heraus Politik betreibt, ...der denkt auch schon mal an übermorgen, was aus einer Position wird oder ob das machbar ist, durchgesetzt werden kann oder was das Ende davon ist. Also ist diese Verhaltensbeschreibung von Frau Merkel nun kein Alleinstellungsmerkmal Frau Merkels." Eppelmann "Keen Mensch kann allet. Und das gehört offenbar nicht zu ihren Stärken. Sie kann denken, differenziert denken. Sie kann abwarten. Sie kann Kompromisse zustande bringen. Sie kann auch zurückstellen. Ich glaube sie ist eine gestandene Persönlichkeit." D Rainer Eppelmann, Weggefährte aus dem Demokratischen Aufbruch. Polenz "Navid Kermani hat das jetzt mal schön auf den Punkt gebracht: "Nur Veränderung erzeugt Begeisterung. Nicht das Eintreten für den Status Quo, so schön der auch sein mag." S Ruprecht Polenz De Maizière "Auch wenn sie ein klares Ziel hat lässt sie erst andere vortragen oder stellt Fragen die dann in die Richtung führen, die sie will." S Thomas de Maizière, Merkels Kanzleramtschef, Innen- und Verteidigungsminister. De Maizière "Und dann ist es oft so, dass das Ergebnis exakt so ist, wie sie es will, ohne dass sie einmal gesagt hat, dass sie das Ergebnis so will." D/S Absage Merkeljahre Feature- / Podcast-Serie von Stephan Detjen und Tom Schimmeck Folge 3: Eins und eins Es sprachen: Annette Burchard und die Autoren Ton und Regie: Tom Schimmeck Redaktion: Wolfgang Schiller Eine Produktion des Deutschlandfunks 2021. Teaser Podcast 4 HIER TITEL Seite 12 / 16 MERKELJAHRE Folge 3 Seite 2